• << Unter der schwarzen Wolke


    Wolkenbruch


    Wie es sich für einen Tag gehörte, an dem eine Familie auseinanderbrach, regnete es in Strömen. Es war ein heftiges, warmes Sommergewitter. Drei Chevaliers kämpften sich unter diesen Bedingungen Kilometer um Kilometer mit ihren Pferden vorwärts. Außer Landes zu kommen, ohne dass man an der Grenze ihre Personalien aufnahm, hatte sich als nicht ganz einfach erwiesen. Der Mauerbau wurde unerbittlich vorangetrieben. Im Norden und Westen war kaum noch ein Durchkommen, aber im Süden gab es noch eine grüne Grenze. Die kleine Gruppe schlüpfte an dieser Stelle von Souvagne hinüber nach Ehveros.


    Einige Tage später trafen drei schwarz und grau gewandeter Rittersleute in Drakenstein ein. Sie ritten auf struppigen Grauschimmeln und trugen rostige Kettenrüstungen und Waffen, waren auch ansonsten kaum standesgemäß anzuschauen. Ihre Gesichter waren unrasiert, die schwarzgrauen Haare fettig. Man sah anhand der Gesichter, dass die drei Männer miteinander verwandt sein mussten, aber auch ihre einheitlich grauen Wappenröcke trugen dies zur Schau: Eine schwarze Gewitterwolke prangte über der Brust und ein Blitz verlief über den Bauch. Einer der beiden war schon um die 70 Jahre alt, die anderen beiden mochten um die 50 Sommer und Winter gesehen haben. Ihr Haar war von Silber durchzogen, doch sah man noch deutlich, dass es einst rabenschwarz gewesen war.


    Vor dem Palast von Drakenstein gaben sie ihre Pferde bei den Ställen ab. Einer der Jüngeren winkte einen Dienstboten herbei und sprach mit ihm. Kurz darauf kam jemand, der die drei Chevaliers in den Palast führte. Die drei schauten sich interessiert um. Der Palast der Großherzogin von Ehveros war rustikaler als der Palast des Ducs, den sie gewohnt waren. Er sah mehr aus wie eine Burg. Den Duponts gefiel es, es erinnerte sie an ihre alte Heimat. Mit Wehmut gedachten sie des Verlusts, doch vielleicht bot die Zukunft ganz ähnliche Freuden wie die finsteren Hallen ihrer Gewitterfeste.


    Zwei Gardisten öffneten für sie die schwere Prunktür zum Thronsaal. Großherzogin Ricarda von Ehveros saß stolz auf dem Thron, flankiert von der Leibgarde. Bei ihr stand ihr Herold. Eine Zofe konnten die Duponts auf den ersten Blick nirgends sehen.


    In respektvollem Abstand fielen die drei zerlumpten Chevalier auf ein Knie. Bhajan, der sich in der Mitte der drei befand, ergriff das Wort.


    »Eure Majestät, mein Name ist Bhajan von Chevaliersgeschlecht der de Duponts. Der souvagnische Stand des Chevalier entspricht dem Ritterstand in Ehveros. Dies sind mein Vater, Kalenian und mein Bruder Benjamin de Dupont. Wir möchten in Eurem schönen und weitgerühmten Land um Asyl ersuchen.


    Duc Maximilien de Souvagne verbannte unsere Familie einst aufgrund eines schrecklichen Missverständnisses aus der `eimat. Man `at uns der Majestätsbeleidigung bezichtigt, unsere Burg geschliffen, unser Wappen aus den Schriftrollen getilgt und unsere Familie über die Grenze gejagt wie Verbrecher. Mein Onkel Calvin, unser e`emaliges Familienober`aupt, starb bei dieser `etzjagd. Ebenso meine liebe Schwester Bianca und mehrere unserer Kinder. Nach Jahrzehnten der Verbannung, in der wir uns wie Verbrecher in den Sümpfen von Ledwick verbergen mussten, gewährte der Duc uns Gnade. Spät, zu spät für viele von uns, die nun bei den Gräbern Ru`e ewige fanden.


    Ein Teil unserer Familie nahm diese sogenannte Gnade an und kehrte in die einstige `eimat zurück. Wir jedoch können das Unrecht, was man uns angetan `at, nicht verzeihen. Wir wünschen nicht, unter einer solchen Regentschaft zu leben, die solche Grausamkeiten zulässt und den gekränkten Stolz über Menschenleben stellt.


    Darum möchten wir Euch, Majestät, unsere Dienste und unser Schwert anbieten.«


    Keiner der Drei wagte es, den Blick zu heben, als sie auf die Antwort von Ricarda warteten.

  • Gesetze erlassen Männer zum Ritter schlagen noch mehr Gesetze erlassen, die Folgen des Krieges waren für Ricarda mehr als nur eine oder zwei Aufgaben, es waren unzählige. Ihr treuer Berater Roland war jedoch mit Rat und Tat an ihrer Seite, er hatte ihren Vater beraten und davor ihren Großvater er hatte, also bereits einen großen Erfahrungsschatz den er zu Gunsten des Volkes mit ihr teilte.


    Alleine die Tatsache das Souvagne nun größer war als jemals zuvor und nun, die Grenze zur Handelsallianz bildete entlastete Ehveros ungemein, doch das die Almanen nun für sich lebten machte vieles, einfacher manches jedoch auch schwieriger. Da war zum Beispiel das Bündnis nach Evalon? Wenn sich Ricarda offen dafür aussprach, würde das die Handelsallianz nicht gerade mit Freude auffassen. Auf der anderen Seite waren ihre südlichen Grenzen an der Küste, immer noch von den Überfällen der Norkara gebeutelt. Sie hatte die Ritter die von der westlichen Front Heim gekehrt waren, erstmal nach Hause zu ihren Familien gelassen, das Land musste wieder einen Aufschwung erleben, dazu gehörte definitiv kein weiterer Krieg. Ebenso kehrten nach und nach Männer aus dem Norden Heim, viele waren schwer verwundet oder hatten es mit geistlichen Schäden nach Hause geschafft.


    Roland erkannte es wenn Ricardas Kopf beinahe zum platzen neigte und reichte ihr ein Glas Wasser, er lächelte als er es ihr reichte. "Danke Roland" sprach sie und trank einen großen Schluck, ehe sie das Glas auf den Tisch abstellte der vor ihren Thron geschafft wurde. Sie hatte es vorgezogen in ihrem Schloss zu verweilen um ihre Amtsgeschäfte von dort aus zu regeln. Im Thronsaal war jeder willkommen der ein Anliegen hatte, sie wollte so wenig Distanz wie möglich zwischen sich und dem Volk bringen wie, nur möglich. "Wie geht es meinem Vater?" die Meine von Roland wurde ernst "er hat sich nach Unterhain begeben und scheint sich dort, häuslich nieder gelassen zu haben" das war einerseits gut, doch ihr Vater hatte kaum mit ihr gesprochen, seid sie auf dem Thron saß. Die Verhandlungen hatten nicht sein gewünschtes Ergebnis hervor gebracht, dennoch war es für das Volk das Beste gewesen und der Frieden war heimgekehrt doch, das alles schien ihn nicht sonderlich viel zu bedeuten. Ricarda selbst hatte aufgrund ihres Amtes kaum noch Zeit sich um ihn zu kümmern, sie hatte nun die Küste ihres Reiches zu sichern, das tat sie auch komme was wolle.


    "Wie steht es um unsere Vorräte der Winter war hart, unsere Zahl an Truppen die aus dem Norden heimgekehrt sind, ist gering und ich will mir gar nicht ausmalen, wieso sie so gering ist" der Herold schritt zu einer Tür die in einen Nebenraum führte, dieser Raum war mit Regalen nur so befüllt. Er zog eine Pergamentrolle aus einem fach schritt zurück und entrollte sie. "Unsere Berechnungen und Einschätzungen des Winters, sowie unserer Vorräte waren korrekt Majestät" er blickte sie lächelnd an und fügte hinzu "unser Saatgut reicht für dieses Jahr aus, wir haben sogar etwas mehr als gedacht". Die Erleichterung war ihr deutlich anzusehen.


    "Um die Handelsallianz müssen wir uns erstmal keine Sorgen machen, der Wall der von Souvagne erbaut wird, wird nicht nur sie sondern auch uns schützen, was mir Sorgen bereitet ist die Küste im Süden" ihr Herold brachte ihr sogleich eine Landkarte und rollte diese auf dem Tisch aus, sie zeigte mit dem Finger auf den Westen. "Oberhain und Unterhain sind Burgen die das Volk und die Felder östlich gesehen schützen, das bedeutet unsere Bürger und unsere Felder sind in Sicherheit, sollte irgendwer vom Meer aus kommen, stoßen sie im Westen auf diese Burgen".


    Ihr Finger zeigte auf den Südosten des Landes "hier jedoch sind viele kleinere Dörfer und Häfen, diese sind nicht mit einer großen Stadt versehen, meine Idee Roland ist es, dort eine neue Burg zu erbauen". Roland selbst schaute auf die Stelle auf die sie zeigte und er kniff, die Augen zusammen. "Ich verstehe die Idee eure Hoheit, doch eine neue Burg kostet, enorm viel Geld diese Summe wäre gewaltig" er hatte Recht wie so oft, doch Ricarda wusste sollten sie diese Anstrengungen nicht eingehen, würden die Überfälle auf ihre Küste immer wieder passieren, man konnte also dem zuvor kommen um die Menschen dort unten besser beschützen zu können. "Was ist wenn wir statt dessen einen Hafen in dieser Region ausbauen? Eine Erweiterung zum Beispiel?" das war vielleicht auch teuer aber man müsste, keine neue Siedlung oder gar eine neue Burg bauen, das wäre möglich. Der Herolg wog ab und nickte langsam "das wäre durchaus eine Möglichkeit eure Hoheit, ich werde sofort nach den Steinmetzen schicken lassen, der Frühling wird bald Einzug halten, die Arbeiten sollten im Frühjahr beginnen, ich werde die Finanzen noch einmal prüfen, doch wir brauchen ein Rittergeschlecht das dort einziehen sollte um den Frieden dort dann zu wahren".


    "Darum kümmern wir uns sobald wir wissen ob wir, uns diese Burg leisten können schickt nach den Steinmetzen sowie den Schatzmeistern" sie winkte einen Boten herbei der mit einem weiterem Mann ihren Tisch weg trug, sie hatte für heute genug erlassen und getan, sie war erschöpft und wollte nur noch raus an die frische Luft.


    Doch die schweren Türen ihres Thronsaals öffneten sich und ein Boote kam herein, ihm folgten drei Männer deren Rüstungen bereits bessere Tage gesehen hatten. Diese stellten sich selbst vor, das war nichts ungewöhnliches hier, da Ricarda dieses Prinzip nutzte um den Menschen die Gelegenheit zu geben selbst für ihre Anliegen einzutreten. Der Mann der sprach hieß Bhajan er kam mit seinem Vater und Bruder und ihre Geschichte, war äußerst traurig ihr Anliegen spielte Ricarda in die Karten. Ihr Herold musterte die Männer und sein Blick blieb bei Kalenian hängen, es schien als hätte er diesen Mann bereits in vergangenen Tagen gesehen vielleicht sogar gekannt? Doch der Herold kam nicht darauf. "Erhebt euch bitte" sprach Ricarda und alle drei Männer taten es, sie blickte jeden von ihnen an und bekam etwas Mitleid. "Mir erscheint dieses Ereignis wurde in Souvagne schlug ziemlich hohe Wellen, doch ich verstehe das Leid der verstoßenen oder das der Witwen und Waisen mein Volk leidet noch unter den Folgen des vergangenen Krieges". Sie blickte jeden der Männer einzeln in die Augen, sie fuhr fort "doch ihr seid nur zu dritt, hier der Rest eures Hauses lebt weiterhin in Souvagne, sollte ich euch hier Asyl gewähren würdet ihr unter meinem Schutz stehen und ich sorge, mich um euch jedoch auch um eure Familien". Ricarda war es wichtig das sollten die Männer ihre Voraussetzungen annehmen, um hier leben zu können dann, sollten es nicht nur die drei tun sondern auch ihre Familien die weiterhin in Sovuagne lebten doch nicht, mehr zu altem Glanz aufsteigen konnten den ihr Haus eins besaß.


    "Eure Dienste mit den Schwertern nehme ich, gerne an" sie fuhr fort "dennoch möchte ich, das sofern es machbar ist ihr eure Familien nach Ehveros holt, jeder der Willens ist sich hier eine neue Heimat aufzubauen der soll auch diese Chance bekommen". Das war etwas zu viel fand Roland doch er schwieg, die Königin fuhr fort "ihr habt eine lange Reise auf euch genommen, bitte nehmt meine Gastfreundschaft an und ruht euch aus, wascht euch und geht bitte mit meinen Bediensteten, sie werden euch frische Kleidung geben und euch ein Zimmer zuweisen, heute Abend würde ich gern mit euch, im großen Speisesaal zu Abend essen, dort könnt ihr mir die Einzelheiten eurer Geschichte erzählen".


    Die Männer sahen mitgenommen aus, sie waren sichtlich erschöpft und ausgelaugt. Sie verneigten sich und wurden wie versprochen versorgt und die Dienstboten begleiteten sie auf ihre Quartiere wo bereits Waschgelegenheiten bereit standen, ebenso wurde eine Kleinigkeit zu Essen heran gebracht.


    "Roland was meinst du ob sie wohl die Wahrheit sprechen?" fragte Ricarda doch der Herold nickte ernst "ihre Banner kenne ich aus früheren Zeiten, euer Vater kannte diesen Kalenian da bin ich mir sehr sicher, sie lügen nicht eure Majestät". Der Tag verging und Ricarda schritt noch einmal durch den Innenhof und genoss, die Kälte des Winters die langsam der frische des Frühlings weichte. Das Ereignis des Abends mit ihnen zu speisen würde vieles, erklären sie hoffte nur das sie ihre Familie nach holen konnten, ob überhaupt jemand aus Souvagne hinaus wollte nachdem der Duc ihnen Gnade angeboten hatte?

  • Das abendliche Treffen fand im Rittersaal statt. So nannte man in den meisten Burgen den großen Gemeinschaftsraum, in dem eine lange Tafel stand, an der man zusammen speiste. Meist war dies der größte Raum des Anwesens. Auch die Gewitterfeste der Duponts hatte einen solchen Rittersaal gehabt, doch war er weitaus weniger warm und freundlich gewesen als dieser hier. Die dunklen Holzmöbel waren hochwertig, an den Wänden hingen die Banner der ehveroser Adelshäuser. Ein großer Kamin sorgte für Wärme und ein angenehmes Licht, unterstütz von wagenradgroßen Kerzenleuchtern. Die Speisen waren vorzüglich. Die drei Duponts sahen nun um einiges zivilisierter aus als noch vor wenigen Stunden, sie hatten gebadet und sich rasiert, sich das Haar zurechtgemacht und die bereitgelegte Kleidung angelegt. So machten sie gleich einen viel standesgemäßeren Eindruck. Nach dem Essen saß man noch bei einem guten Bier aus der örtlichen Brauerei beisammen und sprach miteinander. Kalenian hatte sich neben Roland gesetzt, die beiden kannten einander. So sprach Bhajan erneut zu Ricarda von Ehveros.


    »Im Namen meiner Familie möchte ich unseren Dank für die köstliche Bewirtung und die erwiesene Gastfreundschaft aussprechen, Majestät«, sprach Bhajan. »Unser einst weit verzweigtes Geschlecht ist durch die Verbannung leider auseinandergerissen worden. Die Widrigkeiten in den Sümpfen von Ledwick `aben ihr Übriges dazu beigetragen, die Familie zu dezimieren. Viele sind leider nicht geblieben und wir drei sind leider ohne Geleit.


    Kalenians Frau starb friedlich aufgrund ihres Alters. Die Frau meines Bruders, erlag der Cholera während der Verbannung und einer ihrer Söhne fiel bei einem Gefecht gegen die Souvagner. Wir, ähm, das ist uns etwas unangenehm, `aben uns als Raubritter verdingen müssen, da passiert so etwas leider. Der andere Sohn, Maxime, lebt noch, aber ist nun ein Krüppel, darum `aben wir ihn in Souvagne belassen. Seine Schwester Manju gibt auf ihn Acht. Dass unsere eigene liebe Schwester ebenso durch das Schwert eines Souvagners starb, `aben wir Euch ja schon berichtet. Infolge all dieser tragischen Ereignisse sind wir nur zu dritt angereist, Kalenian und seine Söhne. Die anderen Verwandten sind zurück`altend in ihren Entscheidungen. Sie entstammen der Linie von Kalenians Bruder Calvin, einst ein großer Krieger und kunstfertiger Schmied. Unsere Familie schmiedete die Staatsinsignien des Ducs, wusstet Ihr das? Das Reichsschwert, das Szepter, nach dem Tode Calvins scheuen sie Risiken. Man müsste sie überzeugen.


    Aber ... wir sind einer `eirat mit den Töchtern von Ehveros durchaus nicht abgeneigt. Eine `ochzeit schafft Verpflichtungen gegenüber den so miteinander verbundenen Adelsgeschlechtern, unsere Treue wäre dann auch auf dem Papier garantiert. Und würde uns zudem `elfen, `ier Fuß zu Fassen.


    Darf ich fragen, wo wir wohnen und wie wir unseren Lebensunter`alt erstreiten dürfen?«

  • Roland ist im Laufe des Tages doch nicht eingefallen woher er den alten Ritter kannte, es war vor langer Zeit am Hofe Richard von Hohenfels auf einem Turnier gewesen. Dort hatte man die Gelegenheit gehabt sich bei sportlichen Disziplinen wie das Fjochten und dergleichen zu messen. "Damals war alles einfacher!" schalte es von Roland der bereits schon ein Bier zu viel getrunken hatte, die beiden Männer lachten und scherzten über alte Zeiten. Ricarda empfand es erfrischend wie ihr alter Herold endlich, jemanden wieder sehen konnte mit dem er durch bessere Zeiten geschritten war, diese Zeit wollte Ricarda zurück holen. Sie selbst saß an dem Ende der Tafel und hatte bereits ihr drittes Glas Wein, sie trank roten lieber als weißen und sie neigte dazu eher einen trockenen zu trinken. Im laufe des Abends lehnte sie sich zurück und saß bequem auf dem Stuhl, die Banner ihrer Adelshäuser hingen an den Wänden, es waren viele ja dennoch waren auch diese Häuser vom Krieg nicht verschont geblieben.


    Die erstgeborenen waren in die Schlacht gezogen, viele kamen nicht wieder das bedeutete das manche nun von den zweitgeborenen, regiert wurden. Manche sogar von Kindern mit dementsprechenden Beratern die, auch wie Roland den Herrn des Hauses vorher mit Rat zur Seite gestanden haben. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als Bhajan erneut das Wort ergriff und ihr dankte. Im gleichen Atemzug erklärte er ihre Situation und erklärte ihr, wie seine Familie schmerzlich schrumpfte und sie sich über Wasser hielten. "Es gibt noch welche aus eurem Haus, daher würde ich es begrüßen wenn ihr ihnen, die Wahl anbietet her zu kommen, um hier erneut Fuß zu fassen". Sie spielte mit dem Gedanken ihn in Unwissen zu belassen, doch entschied sie sich dagegen, früher oder später würde es eh jeder erfahren.


    "Nun das ihr und eure Brüder hier" sie prostete mit ihrem Weinglas den anderen beiden Männern sowie Roland zu. "Ist für uns ein wahrer Glücksfall, ihr müsst wissen jedes dieser Banner hier ist ein Vasall meiner Wenigkeit, in jedem Winkel des Landes hat ein gewisses Haus ein Gebiet ihr hattet sicher auch eines, in Souvagne".


    "Doch hat auch jedes Haus eine Aufgabe, zum Beispiel die Feste Oberhain, sie wird von diesem Haus geführt" sie zeigte auf ein Banner mit einem grünem Baum auf hellblauen Grund, dessen Wurzel auf einem Berg eingewachsen war. "Der Name dessen Hauses ist Gärtner sie sind begnadete Ritter und ehrenvolle Männer, doch im Südosten des Landes gibt es keine Festung nur kleinere Häfen, die immer wieder von Norskara aus dem Süden angegriffen werden, wir haben bereits versucht mit ihnen zu verhandeln jedoch vergebens".


    Der Herold schaute Bhajan an und mischte sich ein "sofern wir alles geprüft haben, werden wir dort einen Hafen ausbauen zu einer Burg!". Der Blick von Ricarda ließ den Mann jedoch den Kopf sinken und entschuldigend drein blicken. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen "nun wie mein Herold bereits sagte, will ich dort eine Burg direkt am Wasser bauen lassen, dazu nutzen wir einen der vorhandenen Häfen, dort sollen mit der Zeit Werften erbaut werden, sodass wir unsere Schiffe reparieren oder neu bauen könnten, ihr könntet diese Burg bekommen im Gegenzug schützt ihr unsere Küsten in dieser Region vor Übergriffen, ein Haus für eure Familie im Gegenzug zu einer gesunden Arbeit mit der ihr euch, sowie euer Haus erneut zur alter Pracht aufbauen könntet, sodass euer Banner hier in diesem Saal hängen könnte".


    Sie trug etwas dick auf doch, war sie es leid Menschen leiden zu sehen, egal woher und sollte diese Familie wirklich solche Schrecken erlebt haben, dann hatte sie die Aufgabe diese Zeit zu beenden.

  • Als Ricarda von den Bannern der Adelshäuser sprach und ihnen zuprostete, prosteten die Duponts zurück. Sie wandten hernach die Köpfe, um die vielen Wappen zu betrachten, oft bunt und fantasievoll gestaltet, die meisten ein Spiegel des Namens. So war es auch bei den Duponts, wennauch nicht sogleich offensichtlich. Darum erklärte Bhajan ihr Wappen kurz.


    "Es wäre uns eine Ehre, unser Wappen zwischen denen der anderen Adels`äuser su sehn! Unsere schwarze Wolke stand einst für den immerwährenden Rauch aus der Esse unserer Schmiede, denn Dupont bedeutet 'Schmied' auf altasameisch. Der Name verweist bereits auf das `andwerk, welches wir über die Jahr`underte in `öchster Vollendung ausübten, so dass sogar der Duc unsere Dienste in Anspruch nahm. Leider steht die schwarze Wolke jedoch seit einigen Jahren für das Unglück, das über unserer Familie schwebt und wurde deswegen ergänzt um den Blitz. Wir `offen, dass diese Pechsträhne nun ein Ende findet, werte Majestät und das Banner der Duponts bald wieder an Verlässlichkeit, die Treue zur Krone und solide almanische `andwerkskunst erinnert und nicht an eine vom Schicksal gebeutelte gefallene Chevaliersfamilie."


    Kalenian und Roland feixten. Die beiden alten Herren hatten beide bereits ein Bier zu viel getrunken und folgten dem Gespräch nur am Rande. Offenbar ging es wohl darum, wie Kalenian beim Lanzenstechen von Roland besiegt worden war und anstelle von in den Sand von seinem Pferd aus rücklings in die Zuschauer gestürzt war, weil die Bahn zu schmal bemessen war. Das hatte für einige Lacher und gebrochene Knochen bei den Gästen gesorgt, aber Kalenian war dafür schön weich gefallen. Pech war nur, dass eine Geliebte des Gastgebers unter den Zerquetschten gewesen und es hernach mit ihrem Liebreiz vorbei gewesen war. Bhajan war es Recht, er gönnte seinem Vater die Entspannung nach allem, was sie durchgemacht hatten. Er war nun das Familienoberhaupt ihres Zweiges und kümmerte sich um die Verhandlungen. Benjamin, derjenige von ihnen dreien, der am heftigsten vom Unglück gestraft war, schwieg, aber er lauschte aufmerksam.


    "Die Burg und das dazuge`örige Lehen werden wir sehr gerne in Eurem Namen verwalten und schützen, Majestät", fuhr Bhajan fort. "Wie weit sind die Planungen vorangeschritten? Wenn Ihr das wünscht, werden wir uns auch um die Beaufsichtigung der Bauarbeiten kümmern oder um die Planung selbst, sollte diese noch in den Kinderschu`en stecken."

  • Die Erklärung war definitiv logisch und auch sehr unterhaltsam, es freute Ricarda sehr diesem Haus hier eine neue Heimat ermöglichen zu können. Auf die Frage wie weit die Planungen voran geschritten waren, musste sie gestehen das es viele Ideen gab doch nicht alle konnten auf einmal verwirklicht werden. "Nun das ist momentan, eine Sache der Finanzen" gestand sie ein. Eine Festung zu errichten kostete Geld Souvagne hatte sich aus dem Krieg heraus gehalten, daher waren ihre Ersparnisse nicht angerührt worden. Das Heer oder eine Flotte zu unterhalten kostete Geld. Der Bau einer ganz neuen Feste kostete ebenso Geld nichts war umsonst, nur der Tod und da zahlte man noch drauf.


    "Nun die Grundidee ist es einen der Häfen auszubauen, sofern die Angriffe dann an Anzahl und Heftigkeit abnehmen, so wird die Festung nicht größer". Sie trank erneut einen Schluck des Weins der ihr sehr gut schmeckte, stellte das Glas jedoch wieder hin und fuhr fort. "Sollten die Angriffe jedoch, nicht aufhören oder gar zunehmen, wird diese Festung mit allem was wir haben weiter ausgebaut, ich will kein Leiden mehr unter meinem Volk weder im Zentrum des Landes noch an der Küste".


    "Souvagne baut eine Mauer um ihr Land, bitte sollen sie das tun es schützt sie aber auch uns, vor dem was immer es wagen sollte aus dem Norden her anzugreifen, doch was ist mit dem Süden? Unsere Küsten sind verwundbar und das kann und will ich nicht hinnehmen". Ihr Entschluss stand fest, doch niemand wusste was die Handelsallianz tun würde, oder die Noraka im Süden der Welt, das würde sich zeigen.

  • "Wenn ich einen Vorschlag unterbreiten darf, Majestät", sprach Bhajan. "Wenn ihr uns vertraut, dann weist uns ein geeignetes Le`en an der Küste zu. Anschließend braucht Ihr Euch keine weiteren Sorgen mehr um den Bau und um die Organisation mehr su machen. Wir lebten in einer Burg, in der nunmehr geschleiften Gewitterfeste und wissen, worauf beim Burgenbau zu achten ist. Wenn ihr das wünscht, dann werden wir den Bau der Burg samt befestigtem Kriegshaften leiten.


    Wir sind seit vielen Generationen in der Verwaltung von Ländereien geübt und unseren Freien, Leibeigenen und allen anderen ging es immer sehr gut. Jedoch wäre ein Startkapital oder eine Ausrüstung für den Anfang wünschenswert, da wir nichts weiter mitnehmen konnten aus Souvagne, als das, was wir am Leibe tragen."

  • "Majestät?", fragte Bhajan, der schon lange schweigend dastand und der Antwort der Großherzogin harrte.


    Langsam taten ihm die Beine weh. Er wechselte einen unsicheren Blick mit Kalenian und Benjamin. Er fragte sich, ob er etwas Falsches gesagt hatte oder ob die junge Frau seiner einfach überdrüssig geworden war.

  • Dass die Großherzogin ihn seit einer Ewigkeit nur schweigend anstarrte, wurde Bhajan unheimlich. Vielleicht war die Frau in Wahrheit ein Ghul und stellte sich vor, wie sie aus seinem Gesicht eine köstliche Sülze zubereiten konnte. Bhajan fasste sich an die stoppelige Wange und ging einen Schritt zurück.


    "Ach, wisst Ihr was ... es ist nicht so wichtig. Macht Euch keine Umstände. Ich wusste ja nicht, dass unser Vorschlag so ungelegen kam. Vergesst einfach, was ich sagte, wir kümmern uns allein."


    Mit wehenden Lumpen eilte er aus dem Saal, begleitet von Kalenian und Benjamin. Sie schwangen sich auf ihre struppigen Grauschimmel und ritten davon.