Unter der schwarzen Wolke

  • Unter der schwarzen Wolke
    Das Regenmoor war eine monotone Einöde, ab und zu aufgelockert von Inseln kahler Moorbirken, deren Stämme von unten schwarz angelaufen waren, als würden sie lebendig verfaulen - so wie die Bäume ihrer Heimat aussahen, fühlten sich die Duponts. Man hätte ihr Familienanwesen im Herzen des Regenmoores für ein leerstehendes Spukschloss halten können, ein einsames graues Gemäuer, durch das der Wind pfiff. Die aufgeschüttete Zufahrtsstraße war von Unkraut überwuchert. Das Wollgras ließ die im Dauerregen matschig gewordenen Köpfe hängen. Im Sommer konnte es hier recht hübsch aussehen, wenn das Torfmoos rote Flecken bildete zwischen gelben Blüten und die blauen Moorfrösche quakten, doch um diese Jahreszeit war das Regenmoor an Tristheit kaum zu überbieten. Meist war es hier still und neblig. Zu Recht fragten die wenigen Reisenden der Gegend sich, wovon die gefallene Rittersfamilie leben sollte - sie wussten es selbst nicht.


    Es war der 23. des dritten Mondes 203 nach der Asche, die in Selbstironie am Blutgerüst auf dem alten Galgenberg drapierte Glocke läutete. Es war ein nicht unbedeutender Tag für die Duponts. Bedeutend genug, dass sich ein Großteil der Familie nun im Speisesaal ihres Spukschlosses versammelte. Der Tisch, um den sie saßen, war viel zu groß. Zwischen die Sitznachbarn hätten jeweils noch ein bis zwei weitere Gäste gepasst. Die Duponts zogen allesamt Gesichter, die in anderen Familien zu Beerdigungen zur Schau getragen wurden. Hier gehörte eine Trauermiene zum guten Ton, denn wer gut gelaunt dreinblickte, machte sich verdächtig, sich über das kollektive Leid der Familie lustig zu machen oder zu dumm zu sein, die Tragweite ihres Elends in seiner Gänze zu erfassen. Die grauen Banner mit der schwarzen Wolke hingen schwer über ihnen, dem Verlust ihres Adelsstandes zum Trotz.


    Das derzeitige Familienoberhaupt Chetan blickte heute besonders finster in die Runde, als würden seine schwarzen Augen jeden Einzelnen im Hinblick auf seinen Gemütszustand überprüfen.


    »Was gibt`s zu grinsen, Vianney?«, raunzte er seinen Enkel an, als er meinte, eine Spur von Freude über die Zusammenkunft in seinem Gesicht zu erkennen.


    »Nichts«, gab Vianney betreten zurück.«


    »Sehr richtig, es gibt nichts zu grinsen, nichts zu lachen und noch weniger irgendetwas Positives zu berichten. Als euer amtierendes Familienoberhaupt mit Einblick in die Versorgungslage, die Finanzen und die näheren wie ferneren Zukunftsaussichten, kann ich euch allen versichern, dass wir vollumfänglich am Arsch sind. Souvagne `at die Grenzen dicht gemacht. Sie `aben von Norden `er angefangen und ziehen einen Wall nach unten, in unsere Richtung und es ist davon auszugehen, dass sie ihn vor Ledwick schließen werden. Bereits jetzt ist es schwierig, für die notwendigen Raubzüge noch ins Landesinnere zu gelangen. Ich darf euch in Anbetracht der mageren Vorräte mitteilen, dass wir spätestens nächsten Winter alle verhungert sein werden. Im Sommer können wir uns womöglich noch mit dem Sammeln von `eidelbeeren und dem Fang von Fröschen über Wasser `alten, danach ist Sense. Zick, vorbei, aus die Maus.«


    »Wenigstens `at unser aller Elend dann ein Ende«, versuchte der Onkel Kalenian sich an einer Aufmunterung.


    Chetan funkelte ihn an, doch er widersprach dem Mann nicht. Dafür hatte selbst er als Familienoberhaupt zu viel Respekt vor dem alten Haudegen, auch wenn dieser alle Führungsansprüche in Chetans Hände gelegt hatte - nicht, weil er Chetan vertraute, sondern damit er selber oder seine eigenen Söhne sich nicht damit herumplagen musste, diese Familie vor dem endgültigen Untergang zu retten. Das konnten schön die Kinder seines Bruders übernehmen. Und der konnte nicht mehr widersprechen, da er tot war. Etwas neidisch dachte Chetan an seinen Vater, der nun friedlich in einem Massengrab schlummerte, während er selbst die Bürde der Familie Dupont auf seinen Schultern trug und das war wahrlich keine kleine Last.


    »Ich finde deine Worte ziemlich pessimistisch«, meldete sich nun sein ältester Sohn Cedric zu Wort.


    »Danke«, erwiderte Chetan. »Ich `abe mir auch Mühe gegeben, die Aussichtslosigkeit gebührend zu veranschaulichen.«


    »Ja, deine Ansprachen verstehen es ganz vortrefflich, die Familie noch tiefer in den schwarzen Sumpf der Depression zurückzutreten. Sonst bist du doch immer derjenige gewesen, der versucht `at, noch irgendetwas zu reißen! Was ist los mit dir? Willst du wirklich dein Schwert ins Korn werfen, Vater?«


    »Wenn es rein nach dem Wollen ginge, dem Gefühl, würde ich Kalenians alten Vorschlag des kollektiven Suizides womöglich wieder aufgreifen. Aber das wäre ein Sieg für den Duc, eine feige Flucht. Das ist es doch, was sie wollen, uns krepieren sehen. Wir werden leben, rein aus Prinzip, auch wenn kein einziger von uns je auch nur einen Funken Freude dabei empfindet. Und wenn es nur dazu dient, Souvagne durch unsere Anwesenheit an seiner `ässlichsen Grenze zu schaden.«


    »Alles Weicheier«, murrte Kalenian. »Früher hätte man den rituellen Suizid durchgezogen. Es ist der einzige würdevolle Weg, um die Ehre der Familie doch noch zu retten.«


    »Nicht jeder `ier möchte seine Kinder sterben sehen, weißt du?«, giftete Cedric. »Nur weil du ein alter Mann bist, der nichts mehr zu verlieren `at, müssen sich nicht alle selbst zugrunde richten! Das ist nicht, wofür unsere Vorfahren so `art gearbeitet `aben.«


    »Oho«, höhnte Kalenian. »Du meinst, sie `aben nicht dafür gekämpft, konstant von allen Seiten betrogen und verraten zu werden? Da er öffnest du ja eine ganz neue Perspektive, mit diesen Gedanken.«


    »Beruhigt euch«, bestimmte Chetan. »So lange ich Familienoberhaupt bin, wird kein kollektiver Selbstmord stattfinden. Du kannst dir gern einen Strick nehmen, Kalenian, du weißt wo sie liegen, sie sind sogar schon vorgeknüpft. Calvins Linie wird das nicht tun. Vater ist nicht gefallen, damit wir dem Feind die Arbeit abnehmen, sondern um sie ihm so schwer wie nur möglich zu machen. Wir sind das Steinchen in seinem Schuh, der Pickel an seinem Sack. Das `abt ihr jetzt nicht gehört, Kinder«, ergänzte er mit einem strengen Blick in Richtung von Celio und Cecil. Die beiden jüngsten Duponts starrten ihn mit großen schwarzen Augen an. »Verzeihung«, räumte Chetan in Richtung ihres Vaters ein.


    Cato, Chetans jüngster Sohn und Bruder von Cedric, zuckte daraufhin nur die Schultern. »Manieren braucht man nicht in diesen Zeiten. Sie stehen nur im Wege. Wir `aben momentan ganz andere Prioritäten. Von daher kannst du ruhig in ihrer Gegenwart reden, wie dir der Mund gewachsen ist, Papa.«


    »Kinder brauchen Erziehung«, wandte Cedric ein. »Ich bin nicht damit einverstanden, dass meine Kinder solche Kraftausdrücke `ören und womöglich nachplaudern. Wir sind trotz allem von Stand, egal was der momentane Duc und seine Lakaien uns weismachen wollen und sollten unsere Kinder ensprechend erziehen. Die Nobilitierung erfolgte damals durch Duc Varden `onore de Souvagne und er bleibt für mich der wahre `errscher dieses Landes. Daher werden meine Kinder erzogen, wie es unser alter Stand vorgibt, auch wenn er auf dem Papier nicht mehr existiert. Nicht umsonst `ängt unser Wappen über uns! Duc Varden `at nicht Sacha ermorden lassen, nicht Calvin und nicht Bianca und die anderen. Er `ätte all das nicht gewollt.«


    »Die anderen sind zufällig meine Enkel und meine Schwiegertochter gewesen«, schnauzte Kalenian zurück.


    »Die du eh zum Suizid zwingen wölltest, wenn sie noch lebten«, entgegnete Chetan trocken. »Jetzt `ört auf mit dem Gezanke, das ist ja `eute nicht zum Aushalten mit euch. Ich gebe zu, meine Ansprache war vielleicht nicht der beste Einstieg, aber momentan sieht es nun einmal wirklich besonders finster aus. Ich erwarte nicht wirklich sinnvolle Antworte, aber ich stelle meine Frage trotzdem: `at irgendwer einige brauchbare Ideen, um den drohenden `ungertod der gesamten Familie abzuwenden?«


    Er blickte in die Runde. Erwartungsgemäß sah er bei Kalenians Linie das größte Desinteresse. Kalenians Familie war jene, die vom Unglück ihrer Familie am meisten gebeutelt war.


    Sein Sohn Benjamin, der Frau und Kinder verloren hatte, las ein Buch. Würde Chetan ihn ansprechen, würde er wohl wie immer vorschlagen, zu warten, zu beten und das Schicksal der Familie in die Hände Ainuwars zu legen. Er war vielleicht das resignierteste Familienmitglied überhaupt. Sein letztes lebendes Kind hatte er nach Naridien in Sicherheit geschickt. Seither verzog er sich in sich selbst, in eine Welt der Spiritualität und des passiven Wartens.


    Sein Bruder Bhajan saß bei seinem eigenen letzten verbliebenen Sohn Maxim, der den Kopf schief hielt und stumm wie ein Fisch in die Runde blickte. Maxim konnte nicht sprechen und Bhajan wollte nicht. Immerhin sah Bhajan ein wenig interessierter am Gespräch aus als Benjamin, der sich völlig von der Welt verabschiedet hatte oder Kalenian, der es gern würde, aber aus irgendeinem Grunde doch nicht tat.


    »Irgendwer?«, fragte Chetan noch einmal.

  • Man hatte Celio gesagt, es sei ein besonderer Tag. Also hatte er sich die Haare gekämmt und die Füße gewaschen und war in die Klamotten geschlüpft, die man ihm frisch gebügelt auf sein Bett gelegt hatte. Dann hatte er gewartet. Kaum hatte er gewagt sich zu rühren, geschweige denn, irgendeine Tätigkeit zu beginnen oder gar nach außen zu gehen, aus Sorge, er wäre nicht rechtzeitig zurück. Nun saß er Stunden später endlich auf einer harten Bank und stellte fest, dass alles war wie immer, von der hohen Teilnehmerzahl vielleicht einmal abgesehen. Ebenso wie seine Schwester Cecil neben ihm, die nach einiger Zeit schüchtern seine Hand ergriffen hatte, blickte Celio stumm und ausdruckslos nach oben zu seinem Großvater und lauschte dessen düsteren Worten. Er dachte sich nichts dabei. Im Gegenteil: die Atmosphäre war ihm so vertraut, dass er eine gewisse Wärme und Geborgenheit aus ihr zog. Nicht einen Augenblick dämmerte Celio, dass es ungewöhnlich sein könnte, über Dinge wie einen kollektiven Selbstmord zu sprechen und auch bei Großvaters Flüchen und Cedrics Seitenhieb auf ihre Erziehung blieb er regungslos sitzen. Erst als unheilvolles Schweigen den Raum einnahm und Chetans Frage wie die dunkle Wolke des Wappens selbst über ihnen hing, spürte Celio, dass es dieses Mal wirklich ernst war. Automatisch begann er nach einer Antwort zu grübeln, aus Furcht, sein Großvater würde sofort erkennen, dass auch nur einer von ihnen nicht nach einer Lösung suchte. Eilig ging er in Gedanken durch, was er beitragen könnte. Wenn er noch weitere Botengänge erledigte? Oder höhere Preise dafür verlangte? Oder vielleicht ließ sich gar in den Tiefen der Sümpfe irgendetwas Essbares finden, eine Wurzel oder ein Kraut, dass er bislang einfach noch nicht entdeckte hatte? Inmitten seiner kindlich naiven Grübelei drückte Cecil seine Hand und Celio erschrak über ihre Kälte. Auch Cecil spürte, dass die Lage kritisch war. Gerne hätte er ihr ein beruhigendes Wort zugeraunt, doch er wagte es nicht. Am Ende würde Chetan dies noch für eine Wortmeldung halten und Celio wusste genau, dass er kein Wort über die Lippen brächte, während all die anderen ihn überrascht und hie und da mit Sicherheit auch etwas misstrauisch ansähen. So blieb ihm nichts, als die Hand seiner Schwester sanft zurück zu drücken und weiter aufmerksam zu seinem Großvater aufzublicken, in der Hoffnung, jemand anderes würde die Stimme heben.

  • Chetan Dupont


    Erwartungsgemäß lag ein betretenes Schweigen über dem Saal. Das Feuer im Kamin schwelte wegen der Feuchte qualmend vor sich hin und anstatt Wärme und Licht zu verbreiten, verbreitete es Gestank. Eine Holzbank knarrte, jemand hustete. Der Wind pfiff und die Banner bauschten sich kurz auf.


    »Das war`s also«, konstatierte Chetan. »Wir sind dem Untergang geweiht. Ihr braucht euch nicht die Mühe zu machen, eine Beerdigung vorzubereiten oder ein Testament zu schreiben, denn es wird niemand übrig bleiben, um an den Gräbern zu weinen oder einen Nachlass zu verwalten. Wir werden die Toten unkompliziert im Moor bestatten und auf Gedenksteine und dergleichen verzichten. Am Ende wird nichts, aber auch gar nichts von uns übrig bleiben.«


    »Silvain«, wandte Benjamin ein, ohne von seinem Buch aufzusehen. Er leckte den Finger an und blätterte eine Seite um. »Er war klug genug, sich auf seiner Naridienreise eine Einheimische anzulachen. Er wohnt nun da und trägt den Namen von Wigberg. Ihm wird es gut gehen und er wird unser Erbe weitertragen.«


    »Die Naridier werden sich freuen«, entgegnete Onkel Kalenian zynisch. »Wo sie doch schon Chirag an der Backe `aben. Sie können ein Gruselkabinett eröffnen.«


    »Chirag würde ich außen vorlassen in unseren Betrachtungen. Wir wissen nicht, ob er überhaupt noch lebt«, gab Bhajan zu bedenken.


    »Natürlich lebt er«, schnauzte Chetan. »Ist unser Elend denn nicht Beweis genug dafür, dass diese Unglücksschleuder noch unter den Lebenden wandelt? Wäre mein Bruder gestorben, würden wir das merken! Das Wasser würde verschwinden, die überfluteten Wiesen erblühen, die Tiere und die Menschen in dieses Lehen zurückkehren. Die Sonne würde aufgehen, die Vögel anfangen zu singen, die grauen Wolken sich verziehen und ewiger Frühling einkehren.«


    Den einen oder anderen Dupont schüttelte es bei dieser grauenhaften Vorstellung. Cato hielt seiner Tochter Cecil rasch die Ohren zu.


    Cedric beobachtete es amüsiert. »Ach! Jetzt auf einmal interessiert dich ihre Erziehung?«, frotzelte er.


    »Schimpfwörter sind das Eine, aber so was wie eben sollen sie nicht `ören! Am Ende werden sie zu Optimisten und laufen mit dem berüchtigten rosa Blick durch Asamura. Das kann ich nicht verantworten. Meine Kinder werden keine Gutmenschen!« Da die Gefahr inzwischen gebannt schien, gab er Cecils Ohren wieder frei und wuschelte Celio durch das Haar. »Was ist eigentlich dein Beitrag zum Tagesgeschehen, Bruder`erz?«, fragte er.


    Cedric fuhr mit einem Finger über die Holzmaserung des leeren Esstisches. Nur ein paar Becher mit heißem Wasser standen darauf. »Nun, ich war im Gegensatz zu manchem `ier« - er warf einen Blick in Benjamins Richtung, der ungerührt sein Buch umblätterte - »nicht untätig. Während ich die Fallen kontrolliert `abe, die natürlich allesamt leer waren, `abe ich mich auch mit den Torfstechern unterhalten. Der groß`erzogliche Tross aus Souvagne, der in Richtung Drakenstein unterwegs war, ist zurückgekehrt, doch ohne das Ober`aupt. Der Duc de Souvagne, unser aller Feind, befindet sich also momentan noch in Ehveros - allein!«


    »`ört, `ört«, rief Chetan. »Könnte darin nicht ein Wink des Schicksals zu erkennen sein? Man könnte versuchen, sich den Mann unter den Nagel zu reißen oder, sollte das nicht möglich sein, ihn durch einen gezielten Schuss vom Antlitz Asamuras zu tilgen!«


    »Das `ört sich zu gut an, um wahr zu sein«, entgegnete Cato skeptisch.


    »Meine Rede. Vielleicht ist Chirag doch gestorben?«, schlug Onkel Kalenian vor.


    »Möglich wäre es. Das werden wir sehen anhand des Erfolges oder Scheiterns! Denn wir werden diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen. Im Wegelagern sind wir schließlich geübt und wir kennen die Wege durch das Regenmoor. Wenn der Duc nach `ause will, muss er durch Ledwick! Folgendes! Wir bereiten ihm eine kleine Überraschung. Wir sorgen dafür, dass die wenigen nach der Überflutung noch begehbaren Wege so umgestaltet werden, dass nur eine einzige komfortable Straße noch übrig bleibt. Wenn er durch Ledwick will, wird er an unserer Falle vorbeimüssen. Wir bringen Seine Durchlaucht in unsere Gewalt und nutzen ihn, um Souvagne zu erpressen. Die genauen Forderungen zu überlegen, gebe ich in deine `ände, Onkelchen.«


    Er nickte Kalenian zu.


    »Cato, Bhajan und Benjamin, ihr werdet die Wege umgestalten, indem ihr `ier und da einen Abfluss schafft oder einen verstopft. Es genügt, wenn die Straßen unbegehbar aussehen, selbst wenn nur ein wenig Wasser und Schlamm darüberliegt, während eine einzige, wunderbar saubere und trockene Straße den Weg des Duc bilden wird. Maxime `ilft euch, so gut er es vermag. Die Leitung des Ganzen wird Cedric inne`aben, da er sich im Regenmoor am besten auskennt.


    Celio und Cecil, ihr lieben Kleinen. Auch ihr dürft dazu beitragen, der Familie zu `elfen. Ihr werdet der Salzstraße in Richtung Ehveros folgen und auskundschaften, ob und wann der Duc naht. Ihr seid klein und flink, unauffällig und wenig furchteinflößend. Vor allem aber seid ihr leicht, was bedeutet, dass ihr quer durch das Regenmoor laufen und klettern könnt. Wo der Duc dem Verlauf der Straße folgen muss, könnt ihr einmal quer durch die Wildnis flitzen und uns Bescheid geben. Wenn ihr unterwegs nebenbei etwas Essbares findet, nehmt es mit.


    `aben das alle verstanden? Noch Fragen?«


    »Das ist Wahnsinn«, stöhnte Cato.


    »Ich erkundigte mich nach Fragen, nicht nach Einwänden! Also! `at noch jemand eine Verständnisfrage?« Er blickte streng in die Runde.

  • Stolz sah Celio zu seinem Papa auf. Er konnte sich darauf verlassen, dass Cato ihn vor Unheil bewahrte und zu verhindern wusste, dass er auf die schiefe Bahn geriet. Mit Sicherheit war auch nur dies der Grund, dass er ihm wenig Nähe gewährte und eine Geste wie das Zerzausen seiner Haare eine Seltenheit darstellte. Celio nahm sich fest vor, seinen Papa niemals zu enttäuschen. Vielleicht konnte er eines Tages sogar einmal seinen Großonkel Chirag kennenlernen, der offenbar ein Musterbeispiel an Dupont’schem Verhalten war.


    Der Klang seines Namens riss ihn aus den Gedanken und sein Herz klopfte merklich in seiner Brust. Die Aufgabe, die Großvater ihm zuteilte war perfekt. Es kostete Celio einiges an Mühe, nicht erfreut auszusehen. Das Moor war sein Zuhause. Er kannte sich dort aus wie kein Zweiter. Cecil hielt noch immer seine Hand, doch Celio vermochte nicht zu deuten, was sie angesichts der Aufgabe fühlte. Bestimmt fürchtete sie sich. Es war gut, dass sie zu zweit auf Erkundungstour gehen konnten, auch wenn er ohne sie schneller gewesen wäre. Möglicherweise, so hoffte Celio, konnte die Frischluft gar ihrer Gesundheit dienen. Nach einem prüfenden Blick zu seinem Vater, sah er wieder zu Chetan und schüttelte ganz leicht den Kopf, um deutlich zu machen, dass er keine Frage hatte. In seinem Kopf ging er bereits den Weg durch, den er nehmen konnte und verschiedene Unterschlüpfe, wo sie zur Not auch eine Weile ausharren konnten. Er wusste nicht, wie dieser Duc aussah, doch für Celio klang es, als könne man diese Reisegesellschaft gar nicht übersehen.

  • Cedric Dupont


    Die Duponts machten sich also an die Arbeit. Da sie, wie die meisten Almanen, auf die traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau bedacht waren, hatten die Männer an diesen Tagen eindeutig mehr zu tun. Während die Frauen sich um das Spukschloss kümmerten und versuchten, den kümmerlichen Gemüsegarten am Leben zu erhalten, gestalteten die Männer den Sumpf um, um die Nebenstraßen zu überschwemmen und nur die große Salzstraße frei zu lassen. In ihren düsteren, schlammverschmierten Kleidern sahen die Männer im Morgennebel fast aus wie Sumpfgespenster. Das Regenmoor war still, von ihrem Schnaufen und den Grabegeräuschen ihrer Spaten abgesehen. Wegen der Überschwemmung waren die meisten Tiere verhungert oder abgewandert. Nur ein paar Moorfrösche quakten disharmonisch und trieben die Duponts mit ihren durchdringenden, monotonen Geräuschen fast in den Wahnsinn. Bhajan versuchte, möglichst viele von den blauen Plagegeistern mit seinem Spaten zu erwischen. Die würde es später zum Abendbrot geben. Inzwischen war Moorfroschsuppe zu ihrem Hauptnahrungsmittel geworden.


    Die Kinder scherten diese Sorgen wenig. Sie hüpften im Regenmoor von Insel zu Insel, von Grasbüschel zu Grasbüschel und kletterten über die umgesunkenen Bäume. Cato war es, wie so oft, egal, was seine Kinder trieben und ließ sie machen, während er das Moor umgrub. Sein Bruder Cedric jedoch beschloss nach einigen Stunden, die Kinder entgegen Chetans Anweisungen doch lieber zu begleiten. Ihm war nicht wohl dabei, seinen Neffen und seine Nichte allein den Duc suchen zu gehen. Zu viel war in der Vergangenheit durch diese Unperson an Unglück über ihre Familie hereingebrochen. Er übertrug Bhajan das Kommando und folgte den Kindern, bis er sie eingeholt hatte. Das dauerte zwar, aber nicht übermäßig lange, denn er konnte ihre Spuren lesen und kannte das Moor als Jäger der Familie von ihnen allen am besten.


    »Na ihr beiden«, begrüßte er sie. Sein Gesicht war, wie es sich für einen waschechten Dupont gehörte, bierernst, doch seine Stimme klang freundlich. »`abt ihr schon etwas Interessantes entdeckt?«

  • Maximilien hatte gemeinsam mit seinem Gefolge die Burg von Großherzog Felipe von Ehveros verlassen. Sie ritten den gleichen Weg zurück nach Souvagne, der sie nach Ehveros geführt hatte. Von Drakenstein hätte die Gruppe auch direkt hoch Richtung Beaufort ziehen können, aber dafür hätten sie die Berge durchqueren müssen. Eine beschwerlichere Reise, vor allem mit dem Wagen von Dominique.


    So ritten sie erneut Richtung Ledwick um dort die Grenze nach Souvagne zu passieren. Neufville wäre der Ort, den sie zuerst erreichen würden.


    Maximilien schaute kurz über die Gruppe. Sie alle schienen erleichert zu sein über die Abreise. Monique schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und Max schmunzelte zurück.


    "In dem kleinen Kreis reisen und reden wir privat miteinander. Ich hätte Dir gerne die Teilnahme an der Krönungsfeier gegönnt Monique. Aber keine Krönungsfeier der Welt würde mich daran hindern, die Hochzeit meiner Söhne zu verpassen. Ich bin gespannt darauf, wen Greg und Ciel erwählt haben", erläuterte Maximilien freundlich.
    "Vielen Dank, die eigene Familie geht stets vor Maximilien. Der Hochzeit der beiden wohnen wir nicht nur als Gäste, sondern auch mit dem Herzen bei. Wo ich von einer Herzensangelegenheit spreche - mein Mann und ich haben ebenfalls eine Familie gegründet. Ich bin in glücklichen, anderen Umständen", verkündete Monique strahlend.


    "Meinen herzlichen Glückwunsch. Falls Du nicht mehr reiten kannst, müde wirst oder Dich unwohl fühlst, nutze Dominiques Wagen. Zwar ist er für andere Zwecke geschaffen, aber mit einigen Decken und dergleichen dürfte man ihn zu einem notbehelfsmäßigen Reisegefährt oder auch zu einer Übernachtungsmöglichkeit umfunktionieren können. Immerhin wurden dort Gefangene eingesperrt. Der Umkehrschluss bedeutet, es kommt auch niemand hinein, sollte man den Wagen abschließen. Nachts wärst Du darin zusätzlich abgesichert, sprich neben unseren Klingen", erklärte Max.
    "Von mir ebenso die besten Wünsche für Euch, Euer Kind und Euren Gemahl", sagte Fabien freundlich.


    "Das ist eine gute Idee, dennoch ist mir der Wagen etwas unheimlich. Ich bleibe lieber bei Euch allen an der Seite. Wer wird denn nun für uns dort vor Ort sprechen? Der Frieden war doch von allen gewünscht oder nicht Maximilien?", fragte Monique.
    "Das ist korrekt, der Frieden war von allen gewünscht und wurde so gesehen bereits mündlich zugesagt. Mündliche Zusagen gelten genauso wie schriftliche unter Ehrenmännern. Dennoch sollte man lieber einen Vertrag unterschreiben. Ich werde einen Abgesandten mit der Wahrnehmung meiner Rechte beauftragen.


    Massimo sei bitte so gut und kontaktiere Deinen Vater. Ich möchte dass Matteo schnellstmöglich nach Ehveros reist und sich dieser Gelegenheit annimmt. Ich beauftrage ihn persönlich mit der Wahrnehmung meiner Rechte und Pflichten in dieser Angelegenheit. Er soll in meinem Namen den Friedensvertrag unterzeichnen.


    Einen tatsächlichen Vertrag, sowie eine übergreifende Staatsfreundschaft haben wir mit Fürst Tsaagan von Alkena. Unsere beiden Länder haben nicht nur einen bestehenden Friedensvertrag, sondern wir haben auch ein vertraglich unterzeichnetes Bündnis geschlossen. Sogar die Staatsfreundschaft unserer beider Staaten haben wir in den Vertrag aufnehmen lassen. Natürlich muss keine Freundschaft per Vertrag besiegelt werden. Allerdings ist dies ein Zeichen, wie wertvoll man den Vertragspartner erachtet.


    Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit und einen regen Wissens- und Interessenaustausch. Mich würde sehr freuen, wenn der Fürst an der Hochzeit meiner Söhne teilnehmen würde. Alle anderen Staatsgäste die bei den Verhandlungen anwesend waren, habe ich selbstverständlich ebenfalls eingeladen. Dies gebietet die Höflichkeit und Gastlichkeit", erzählte Max.
    "Wer tatsächlich auf der Hochzeit Deiner Söhne erscheinen wird, wird sich zeigen. Ich gehe stark von Fürst Tsaagan von Alkena, dem Tarrik Tarkan und auch König Dunkelerz aus. Ob die Counts kommen oder Großherzogin Ricarda, kann ich nicht abschätzen. Vielleicht letztere eher nicht Maximilien. Eine Hochzeit ist stets eine wunderbare Gelegenheit selbst zarte Bande zu knüpfen.


    Es sind ausreichend Gäste anwesend, vor allem von Adel und Stand. Eine große, einmalige Gelegenheit selbst jemanden zu finden, den man ehelichen könnte. Und genau hier wird für die Großherzogin von Ricarda von Ehveros das Problem liegen - sie scheut genau jene Entscheidung.


    Sie gedenkt vermutlich noch lange nicht zu heiraten und falls sie eine Hochzeit in Erwägung zieht, dann eine des Herzens. Was nicht heißen soll, dass man auf einer Hochzeit niemanden kennenlernen könnte, den man später von Herzen liebt. Beides ist möglich - die standesgemäße Heirat oder die Liebesheirat. Es ginge sogar beides in Kombination, was wohl die schönste aller Möglichkeiten wäre. Aber wie gesagt, laut ihrer eigenen Aussage hat sie an einer Eheschließung kein Interesse.


    Für alles weitere wie gemeinsame Forschungsreisen oder ähnliches, wird sich die Großherzogin von Ehveros sicher schriftlich von Amtswegen bei Dir melden. Von Herrscherin zu Herrscher - auf gleicher Augenhöhe", grinste Fabien freundlich.


    "Ob ich das dann sein werde, wird sich zeigen Fabs. Warten wir ab und schauen wir uns an, was Dreux geleistet hat. Was er weiterhin vorhat und was er für die Zukunft geplant hat. Ich werde nicht in die Souvagne einreisen und im gleichen Atemzug den Thron zurückverlangen.


    Wie sieht das aus und was für ein Vater wäre ich?


    Meine Kinder habe ich nicht grundlos zurück in die Heimat geschickt. Ebenso habe ich Dreux die Krone nicht grundlos überreicht. Würde ich ihm dieses Amt nicht zutrauen, hätte ich ihm die Krone nicht aufsetzen dürfen. Ich vertraue ihm und ich liebe ihn, wie jeden meiner Söhne. Die Erfahrung und den Feinschliff wird er sich noch aneignen müssen, dies ist mir bewusst. Aber es wird auch eine gute Prüfung für ihn sein. Er wird daran wachsen, ein jeder wächst mit seinen Aufgaben.


    Ich weiß, Du hast die heimliche Frage aus einem anderen Grund gestellt.
    Ich kann sie Dir nicht beantworten.


    Ich werde abwarten und entsprechend der sich mir bietenden Situation entscheiden. Da die Hochzeit von Gregoire und Ciel allerdings ausgerufen wurde, bedeutet dies, dass Dreux als Duc die Eheschließungen gebilligt hat. Und mit der Erlaubnis des Ducs geht auch die Trauung selbst einher. Der Duc höchstpersönlich traut jeden aus der Großherzoglichen Familie - bis auf seine Person selbst, logischerweise.


    Demzufolge werde ich bis nach der Hochzeit mit meiner Entscheidung warten, was die Amtsübergabe angeht oder nicht. Du kannst mich also nach den Feierlichkeiten, am besten am 05.05.203 noch einmal fragen, ob ich eine Abdikation unterzeichne oder ob ich das Zepter erneut zur Hand nehme. Zur Zeit mache ich mir darüber keine Gedanken, ich freue mich einfach auf die Hochzeit meiner Kinder", antwortete Maximilien ehrlich.
    "Dann feiern wir eventuell also unsere eigene Krönungsfeier nach der Hochzeit?", hakte Monique ergriffen nach.


    "Möglich wäre es", schmunzelte Maximilien.

  • Massimo


    ritt neben seine Frau und hörte zu was alle zu sagen hatten. Seine Frau schwatzte mit ihrem Herrn und sie hatten gute Laune. Massimo ging es genauso. Endlich waren sie auf dem Heimweg. Die Glückwünsche freuten ihn. Zuhause hatten sie nicht viel Zeit. Die Hochzeit von den Kindern ihres Herrn war schon bald. Sie mussten sich direkt nach ihrer Ankunft neue Kleidung zulegen. Massimo hätte am liebsten eine Robe getragen. Moni wollte das sie passend gingen, also machten sie es so. Und weil seine Frau die Kleidung aussuchen wollte, hatte er keine Probleme. Sein Herr bat ihn darum seinen Vater zu rufen und nach Ehveros zu schicken. Befehle war Befehl, aber Massimo tat sein Vater leid. Jetzt hatte der das Geschwätz zu ertragen. Aber besser der als er selber.


    "Danke für die Glückwünsche. Wir freuen uns sehr über den Kleinen. Wir wissen es selber erst kurz. Das es ein er wird, habe ich mit Magie erspürt. Manche Gelehrte schwatzen ja, dass Kinder alles mithören im Bauch. Ich hoffe er hat während den Verhandlungen geschlafen. Er hätte sich nur geärgert. Und er soll nicht in der Fremde geboren werden. Ich will nicht unverschämt sein, aber zum Glück sind wir abgereist. Die ganze Sache war total undurchsichtig Herr. Felipie war eine Gefahr. Der Mann wusste selber nicht was der wollte. Der konnte nicht aus seine gierigen Haut. Ich werde mein Vater sofort eine Nachricht übermitteln."


    Massimo konzentrierte sich und nutzte seine Gabe.


    `Vater ich hab eine wichtige Nachricht für dich. Unser Herr der Duc möchte dass du nach Ehveros reist. Du sollst für ihn den Friedensvertrag unterschreiben. Du hast die Ehre in seinen Namen unterschreiben zu dürfen. Reise so schnell du kannst nach Ehveros. Wir reisen wieder nach Hause da seine beiden Söhne heiraten. Mach dich schnell auf den Weg. Und ich warne dich, Felipie kaut anderen ein Ohr ab. Sieh zu dass du dich weit von dem wegsetzt. Die Unterzeichnung findet auf der Krönungsfeier von Ricarda statt. Damit du vorgewarnt bist für die Kleiderwahl.´


    Massimo sammelte und erstattete seinen Herrn Bericht.


    "Ich habe meinen Vater eure Nachricht übermittelt Herr."

  • Die Duponts schaufelten im Regenmoor. Eine Krähe setzte sich auf einen nahen, abgestorbenen Baum und krächzte düster. Der Nebel zog in dichten Schwaden zwischen den moosigen Stämmen entlang. Der Familienbarde Nicolas sang zur Arbeit passende Balladen, wie "Die Moorritter" oder "Das Totengräberlied", damit es nicht langweilig wurde. In dieser schaurigen Atmosphäre ließ es sich angenehm arbeiten. Nur das Gequake der blauen Moorfrösche störte die finstere Erhabenheit, so als ob diese lästigen kleinen Biester sich gegen die Duponts verschworen hätten, unfähig, zu begreifen, welch große Tat hier vorbereitet wurde. Ungeniert störten sie die Vorbereitungen mit ihrem misstönenden Balzgesang. Inzwischen hatte Bhajan einen ganzen Eimer voll von ihnen erschlagen. Es trug nicht wirklich dazu bei, dass es leiser wurde, aber wenigstens würden sie heute Abend keinen Hunger leiden.


    Nach vielen Stunden harter Arbeit war es so weit - die Salzstraße bildete einen wunderbar sauberen, einladenden Weg und die Nebenstraßen waren von einer dünnen Schicht braunen, brackigen Moorwassers überflutet. Man hätte trotzdem dort entlanggehen können, aber warum sollte man, wenn die Hauptstraße doch so einaldend vor einem glänzte? Sie suchten sie sich eine schöne Stelle für ihren Hinterhalt aus und bereiteten alles vor. Die wichtigste Rolle würde die Kette spielen, die sie auf der Straße unsichtbar unter das Laub legten.

  • Matteo


    `Sohn richte dem Duc aus, dass ich mich unverzüglich auf den Weg gemacht habe. Dank Parcivals Unterstützung bin ich noch rechtzeitig vor Ort erschienen. Massimo, diese Krönung ist ganz anders, als jene in Souvagne. Ricarda wurde von einem Priester gekrönt, dass hat mich sehr erstaunt, aber jedes Land hat andere Sitten, Gebräuche und Traditionen.


    Du hättest das Gesicht von Felipe sehen sollen. Das Gesicht eines dispotischen Tyrannen, der sich nicht mehr hinter der Maske eines wohlwollenden Herrschers verstecken muss. Weshalb er seine Tochter mit einem derartigen Blick bedachte entzieht sich meiner Kenntnis. Aber dieser Blick ließ jedes liebende Vaterherz bluten.


    So darf ein Vater sein Kind nicht anschauen und ein Mann von Ehre, sollte keine Frau dieser Welt mit solch niederträchtiger Verachtung ansehen. Soweit mir bekannt ist, war es doch Felipe selbst, der seiner Tochter die Krone überreichen wollte.


    Eine nie dagewesene Neuerung, dass eine junge Frau selbst als Monarchin das Amt der Staatsoberhauptes antritt. Weshalb überreichte er die Krone an seine Tochter, wenn er ihr diese nicht gönnt? Jedenfalls ist dies nach seinem Gesichtsausdruck zu vermuten.


    Vielleicht gibt er auch Ricarda insgeheim die Schuld daran, kann würdiger Stammhalter geworden zu sein. Sprich er gibt ihr die Schuld, kein Sohn zu sein. Aber dafür kann die junge Frau nichts. Und hätte Felipe lieber einen Sohn auf dem Thron, dann hätte er sich neu vermählen sollen und hätte seiner Pflicht als Familienoberhaupt nachkommen sollen. Aber das tat der Mann nicht, also sollte er froh und stolz auf über so eine Tochter sein.


    Nun als erstes wurden Fürst Tsaagan von Alkena und Tarrik Tarkan gebeten den Friedensvertrag zu unterschreiben.
    Sobald wir an der Reihe sind, werde ich mich unverzüglich bei Dir melden mein Sohn.


    Erstens ob es sich tatsächlich nur um einen Friedensvertrag handelt. Und zweitens, sollte dem nicht so sein, welche Zusatzklauseln enthalten sind. Trifft zweites zu Massimo, wirst Du den Duc um seine Meinung dazu fragen. Ich wünsche Euch eine angenehme Heimreise und passt gut auf Euch auf. Wir hören voneinander mein Kleiner´, übermittelte Matteo freundlich, ehe er die Verbindung zu seinem jüngsten Sohn beendete.

  • Alcanterra schritt in die Sumpflande. Das Schlachtross des Duc blieb einen Moment lang stehen. Genau wie sein Herr und dessen Begleiter warf es einen Blick auf die braune, trübe Brühe die die meisten Wege bedeckte. Maximilien tätschelte den Hals seines Pferdes.


    Die braun-graue Jauche hatte die gleiche Farbe wie die gesamte Umgebung. Alles war ein Misch-Masch aus dunklen, depressiven Farben. Einzig und allein die blauen Frösche bildeten einen abwechslungsreichen Farbtupfer in diesem distopischen Landflecken. Maximilien gefiel es nicht, sein Tier durch etwas waten zu lassen, wo man den Grund des Weges nicht sah.


    Falls unter der Brühe überhaupt überall ein Weg war. Die Gefahr sich an rasiermesserscharfen Felsen oder abgestorbenen Zweigen zu verletzen war zu hoch. Eine Verletzung in solch einem Wasser konnte durch Wundbrand den sicheren Tod bedeuten und sie hatten keinen Heiler dabei. Max blickte über seine Gruppe, sein Blick blieb kurz an Monique hängen.


    Sein Blick kehrte zurück zur Straße, er wählte den einzigen sauberen und seiner Meinung nach sicheren Weg. Das Quaken der blauen Frösche untermalte seine Entscheidung.

  • Plötzlich wurden zwei Ketten auf Halshöhe der Pferde hochgerissen, eine vor den Pferden und eine dahinter. Die Pferde konnten nun nicht so ohne weiteres lospreschen, es sei denn, sie konnten aus dem Stand extrem hoch springen. Der Weg war zu nach vorn und nach hinten versperrt und die Pferde könnten nun bestenfalls ins Moor springen. Mehrere Bogen waren, aus den Baumkronen heraus, auf die Reiter gerichtet. Auf der Straße erschien, jenseits der Kette ein zerlumpter Raubritter von Mitte 50, unrasiert und ärmlich gekleidet, aber eindeutig ein Ritter und noch eindeutiger ein Dupont: Schwarzäugig und dunkelhaarig, mit den typischen Gesichtszügen.


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    "Duc Maximilien Rivenet de Souvagne", begrüßte ihn der Mann.


    Kaum hatte er den Satz beendet, landete ein blauer Moorfrosch neben ihm und quakte den Duc an, als wolle er den Ritter unterstützen. Er fegte ihn mit dem Fuß beiseite und der Frosch flog mit einem langgezogenen "Quaaaaaaaaaaak" im hohen Bogen ins Moor, wo er mit einem unanständigen Geräusch im Schlamm versank. Der Raubritter beließ sein Schwert in der Scheide und trug auch ansonsten keine Waffe in der Hand.


    "Mein Name ist Chetan Dupont und ich bin der Sohn von Calvin Dupont! Jener, unter dessen 'errschaft unsere Familie durch Euch entadelt und verbannt wurde. Ich bin sicher, Ihr kennt mich noch! Ich darf Euch 'iermit mitteilen, dass Ihr und Eure Gefolgschaft unsere Gefangenen seid! In diesem Augenblick sind mehrere gespannte Bögen auf Eure 'erzen gerichtet. Einige sichtbar, andere unsichtbar. Ich möchte Euch bitten, mir anstandslos in meine Burg zu folgen, dann wird niemandem etwas gesche`en."

  • Als die Kette vor und hinter den Pferden hochgezogen wurde, stieg Alcanterra um nach den vermeindlichen Feind auszutreten. Maximilien brachte sein Streitross direkt unter Kontrolle und bezog schräg vor seinen Leuten Stellung. Auch wenn es nicht viel war im Angesicht der Bögen, aber etwas Schutz bot der Pferdeleib seinen Begleitern schon.


    Der Mann sprach ihn an und gab sich als ein Dupont zu erkennen. Maximilien hätte auch so unter tausenden Gesichtern, dass eines der verräterischen Duponts erkannt. Um die Ansprache des Mannes zu unterstreichen, sprang einer der blauen Frösche neben ihn und quakte. Diese kleinen blauhäutigen Verräter, hatten ihn erst auf den Weg geführt!


    Als Chetan Dupont, unglücksseliger Sohn von Calvin Dupont, den Frosch zurück in den Sumpf kickte, empfand Maximilien so etwas wie Genugtuung. Andersherum war dies ja leider nicht möglich.


    "Genau jener. Sicher wissen wir wer oder besser gesagt was Ihr seid", antwortete Maximilien kalt.


    Er stieg ganz langsam von seinem Pferd und deutete seinen Begleitern an es gleich zu tun.


    "Natürlich kennen wir Euch noch. Wir konnten Euch zwar des Landes, aber nicht unserer Erinnerung verweisen. Ihr seid uns durchaus bekannt. Wir folgen Euch friedfertig, es besteht folglich kein Grund gewalttätig gegen meine Mitreisenden zu werden. Ferner bitten wir um Schonung der Frau. Geht vorran - wir folgen", sagte Maximilien und zeigte seine offenen Handflächen.

  • Massimo


    bremste sofort mit seinen Perd und drängte Moni und Fabien ab um sie zu beschützen. Sein Schwert flog in seine Hand und die Spitze richtete sich auf den verfluchten Dupont. Aber bevor er den Verräter aufspiessen konnte, war sein Herr von sein Pferd gestiegen. Normalerweise hätte Massimo sein Pferd angetrieben und hätte den Dupont über den Haufen geritten. Dabei hätte er ihm vom Pferd aus den Schädel eingeschlagen. Die Scheisskette hinderte ihn daran. Und sein Herr. Der war abgestiegen und hob die Hände. Er wollte Monique und seine Begleiter beschützen.
    Massimos Hand umschloss den Schwertknauf. Langsam steckte er es zurück in die Scheide. Seine Augen bohrten sich in die von dem Verräter. Er griff auf seine Gabe zu und rief seine Brüder um Hilfe.


    `Melville, Maurice wir wurden in gestellt und eingesackt. Schickt Hilfe, wir sind in Ledwick in diesem Dreckloch von einem Scheisssumpf. Uns hat eine Bande von Duponts eingesackt. Bei mir sind unser Herr Maximilien, meine Frau, Dominic der Henker und der Leibdiener vom Duc. Ich werde versuchen uns rauszuhauen. Ob es gelingt, keine Ahnung. Wenn die uns wegschleifen übermittelte ich euch wohin, solange ich kann. Versucht wenigstens Moni und Maximilien rauszuhauen. Sie ist schwanger´.


    Als er den Hilferuf abgesetzt hatte mit Magie nutzte er den Zauber ich trete die Tür ein gegen den Dupont vor ihm. Seine Hand schloss sich um den Sattelknauf. Massimo nutzte danach den Zauber Sinne täuschen und gaukelte dem Verräter Dupont vor, dass hinter ihnen eine Einheit der Leibgarde folgte. Er würzte den Zauber mit dem Zauber Stimmung erzeugen. Er schickte dem Dupont die Angst vor eine Übermacht. Die anderen konnte er nicht täuschen, aber den Mann vor ihnen. Sie konnten ebenso eine Geisel nehmen. Dann war hatten sie ein Patt.


    "Was versprichst du dir von der Geiselnahme? Ich schwöre dir, wenn einem von ein Leid geschieht, dann bist du der letzte Dupont den unsere Leute holen werden. Überleg dir gut, was ihr mit uns vorhabt. Einer von uns heisst alle von euch. Meine Verwandten werden nicht ehr ruhen, bis sie den letzten von euch Verrätern hingerichtet haben. Und bete auf Knie Dupont, dass es Maurice ist, der dich erschlägt. Wenn es mein ältester Bruder ist, wird er deine brut das Fleisch von den Knochen schmelzen während du zugucken musst wie deine bucklige Sippschaft in Flammen aufgeht. Von euch wird nichts übrig bleiben. Nichts als Asche und die Erinnerung dass ihr wie immer völlig versagt habt. Letzte Warnung Verräter".

  • Einen Augenblick später als Maximilien zügelte ihr Mann sein Pferd und hatte kaum einen Sekundenbruchteil später sein Schwert gezückt. Die Schwertspitze deutete genau auf ihren Häscher und hätte Massimo sein Pferd noch antreiben können, hätte er vermutlich ohne zu zögern den Mann vor ihnen aufgeschlitzt.


    Moni war wie immer erstaunt wie schnell ihr Mann mit der Waffe war und wie präszise er sie trotzdem führen konnte. Das er dies gerade tat um sie zu beschützen rührte sie, aber zeitgleich hatte sie auch Angst. Wenn die Bogenschützen genauso dachte wie Massimo, was dann?


    Dann würden sie gleich mit Pfeilen gespickt. Ihr Mann hatte scheinbar ein Einsehen, denn er steckte sein Schwert weg. Aber der Blick mit dem er den Dupont bedachte sprach Bände.


    Moni stieg von ihrem Pferd, so wie es Maximilien getan hatte. Er hatte die Hände erhoben und versuchte mit dem Mann vor ihnen der sie gefangen genommen hatte vernünftig zu reden. Auch wenn man seiner Tonlage eindeutig anhörte, wie wütend er war. Jedenfalls hörten dies all jene die Maximilien kannten. Die Duponts waren einst seine Untertanen gewesen, folglich wusste der Mann vor ihnen sicher ebenso bescheid.


    Moni folgte seinem Beispiel und hob ebenfalls die Hände. Sie hoffte dass die Duponts ein Einsehen hatten.


    "Ich bitte Euch, nehmt Vernunft Monsieur Dupont. Redet mit unserem Herrn in Ruhe, es gibt keinen Grund uns zu bedrohen", appelierte Monique an die Vernunft Ihres Häschers.

  • Fabien zügelte ebenso sein Pferd und stieg wie Max und Monique de la Cantillion vom Pferd. Er warf dem Comte einen Blick zu, aber dieser war voll und ganz auf den Feind konzentriert. Fabien hätte Maximilien am liebsten hinter sich gezogen, um ihn abzuschirmen. Aber Max war schon erhobenen Hauptes mit erhobenen Händen dem Dupont gefolgt. Fabien versuchte seine Panik herunter zu kämpfen und stellte sich an die Seite von Monique. Er warf ihr kurz einen aufmunternden Blick zu, ehe er wieder Ihren Geiselnehmer ins Auge fasste.

  • Gerade als Chetan dachte, dass dies ja wohl einfacher werden würde, als gedacht, spürte er eine extreme Panik in sich aufsteigen. Er blickte auf die Truppe vor sich: schwer bewaffnet, zu Pferd. Und er stand direkt davon, nur von einer dünnen Kette gegen die Schlachtrösser abgeschirmt, einer Kette, die von Menschenhand gehalten wurde! Wie hatte er nur so idiotisch sein können, sich so einen dämlichen Plan auszudenken, wieso hatte ihm keiner gesagt, dass das Irrsinn war! Die Frau redete irgendwas, aber er hörte überhaupt nicht mehr zu. Er wollte nur noch hier weg!


    Chetan schlug einen Haken, in dem Versuch, irgendwo hinzugelangen, wo ihm die Schlachtrösser nicht folgen konnten, und rannte ins Moor. Nach zwei Schritten versank er bis zur Hüfte im Morast und steckte fest. Im Gleichen Moment ließ einer der Duponts in den Baumkronen seine Sehne los.


    Dominique heulte auf. In seinem Oberschenkel steckte ein schwarz gefiederter Pfeil.


    "Letzte Warnung auch von unserer Seite!", rief Cedric, der bereits den nächsten Pfeil einlegte. "Wir wünschen kein unnötiges Blutvergießen! Wir wünschen uns mit dem Duc zu unter`alten! Folgt uns in die Burg oder ihr werdet dieses Land nicht mehr lebend verlassen. Wir `aben nichts mehr zu verlieren, wir ste`en mit dem Rücken zur Wand. Wir werden nicht zögern, von den uns zur Verfügung ste`enden Waffen noch deutlicheren Gebrauch zu machen! Wenn wir es müssen, werden wir jeden Mann von euch töten und die Frau für uns selbst be`alten!"

  • Massimo


    beendete seinen Angriff auf den verfluchten Dupont. Sie hatten auf Dominic geschossen. Und die drohten damit sie alle zu töten. Noch schlimmer war, sie wollten seine Frau einsacken für sich. Massimo hätte sich am liebsten übergeben. Er stieg ganz langsam vom Pferd ab und zeigte ebenso seine Handflächen.


    "Ihr braucht nicht deutlicher werden, wir haben es kapiert. Ihr habt auf ein Mann geschossen, der nichts für meine Worte konnte. Ich lenke ein".


    Massimo folgte seinen Herrn und den anderen Zähne knirschend.

  • "Der `enker ist der am wenigsten wertvolle Gast", erklärte Cedric und sprang vom Baum. "Bhajan und Benjamin, sieht unserem Onkel aus dem Morast." Zwei Duponts halfen dem feststeckenden Chetan und stellten ihn auf der Straße wieder auf die Füße. Dort, wo er gesteckt hatte, war ein Loch im Moor, das sich gluckernd mit braunem Wasser zu füllen begann. Cedric war war ca. 40 und schien das Kommando innezuhaben, wenn sein Onkel Chetan verhindert war:


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    Die restlichen Männer der Familie kamen hervor. Insgesamt handelte es sich um fünf Männer, vom Alter her durchgemischt von Anfang 20 bis Mitte 50. Sie alle trugen über ihren heruntergekommenen Kleidern und Kettenhemden den Wappenrock ihrer Familie, die schwarze Gewitterwolke auf hellem Grund. Sie alle hatten schwarzes oder graues Haar. Nach einer Weile des Marschierens kamen noch zwei Kinder hinzu, welche die Gefangenen neugierig beäugten. Die Duponts führten die Gefangenen in ihr viel zu großes und entsprechend verwildertes Anwesen. Sie hatten keine Bediensteten, sondern kümmerten sich um Nahrungserwerb und den Haushalt selbst und das sah man der Burg an, die von weitem wie eine leerstehende Ruine aus längst vergessenen Zeiten anmutete.


    Die Pferde und den Ochsen nahm man ihnen ab und brachte sie weg. Fabien und Dominique wurden von der Gruppe getrennt und in das Burgverlies gesperrt. Damit ihnen nicht langweilig wurde, schob eine ganz besondere Person Wache: Nicolas Garcìa, der Vater von Nathan. Er zückte seine Laute und klimperte aus Rache für die Verbannung die fröhlichsten und zur Situation unpassendsten Lieder, die ihm nur einfielen. Monique wurde von einem weiblichen Dupont mitgenommen. Sie hatte es am besten - sie wurde wie wirklicher Besuch behandelt und bekam Kuchen und Tee angeboten, während sich einige der Frauen und die Kinder neugierig um sie scharten und ehrfürchtig ihr schönes Kleid und ihre Haare berührten.


    Die beiden übrigen Gefangenen wurden ins Innere der Burg geführt.


    "Duc und Comte, wir möchten gern mit Euch beiden sprechen, da Ihnen die Befehlsgewalt obliegt", erklärte Chetan, der sich von der mentalen Attacke inzwischen wieder halbwegs erholt hatte. "Bitte fügt Euch und macht keinen Ärger. Weder Euch noch Euren Begleitern soll etwas geschehen. Wir möchten einfach nur reden. Worüber, könnt Ihr Euch sicher denken. Je nach Einigung könnt Ihr `eute Abend schon wieder auf freiem Fuß sein. Die Alternative wäre, ihr vermodert im Sumpf."


    "Was die bedauerlichste Lösung wäre", fügte Cedric an.


    Sie führten die Gefangenen in den Rittersaal, wo Kalenian, der älteste lebende Dupont, mit dem behinderten Maxime saß und gefangenen Fröschen die blaue Haut abzog. Wie sie da zu zweit an der langen Tafel saßen, wirkten sie verloren. Über ihnen hingen trostlos die grauen Banner der Familie. Als er die Neuankömmlinge sah stand er entsetzt auf.


    "Ist das ...", rief er fassungslos.


    "Geht", befahl Chetan. "Cedric und ich, wir bleiben `ier, die anderen Familienmitglieder gehen und ver`alten sich wie besprochen. Setzt Euch", sagte er nun auch zu den Gästen. "Wir werden in gleicher Zahl zu Euch sprechen, zwei zu zweien. Ihr durftet Eure Waffen be`alten und werden Euch anständig be`andeln, wenn Ihr uns lasst. Wir möchten damit dazu beitragen, dass es zu einem vernünftigen Gespräch kommt. Eure Begleiter sind in unserer `and, das sollte genügen. Es ist in unser aller Interese, dass es bei einvernehmlichen Worten bleibt. Ihr möchtet nicht sterben und wir möchten nicht auch noch des Mordes bezichtigt werden und uns um die Entsorgung Eurer Leichen kümmern müssen."


    "Möchtet Ihr einen Tee?", frage Cedric. Irgendwo quakte ein Frosch, der offenbar noch lebte.

  • Maximilien beobachtete jeden Schritt des Mannes vor ihm. Er beorderte zwei weitere Männer herbei, die den Unglücksseeligen aus dem Sumpf zogen. Nachdem der Chetan aus dem Sumpf befreit war, traten die anderen Geiselnehmer an sie heran.


    "Es mag sein, dass für Euch der Henker wertlos ist, wir nennen ihn Freund. Dementsprechend solltet Ihr mit dem Mann umgehen", antwortete der Duc.


    Nach dem kurzen Wortwechsel führte man sie ins Anwesen der Duponts. Es sah genauso erbärmlich und heruntergekommen aus wie ihre Besitzer, stellte Maximilien fest. Kalt, grau, zugig und verwittert. Als wäre das Gemäuer selbst zu einem Dupont verkommen.


    Dass sie als Gruppe getrennt wurden, passte Max überhaupt nicht. Weder wollte er auf Fabien, noch auf Dominique noch auf Monique verzichten. Für Massimo war es vermutlich am schlimmsten von seiner Frau getrennt zu sein. Die Sorge hatte man bereits draußen gesehen. Maximilien hoffte, dass sie mit Monique anständig umgingen und nichts taten, was sie bereuen mussten.


    Das man Monique in ein Zimmer gebracht hatte und sie dort wie Zuhause behandelt wurde, konnten weder Maximilien noch einer der anderen Begleiter wissen.


    Gemeinsam mit Massimo führte man ihn tiefer in das Gemäuer. Chetan erläuterte ihm, dass sie beabsichtigten mit ihnen zu sprechen und zwar auf friedfertige Art und Weise. Ihnen wurde sogar in Aussicht gestellt, am Abend wieder abreisen zu dürfen. Natürlich bei entsprechender Einigung. Ein verlockendes Angebot, die Alternative sah weniger rosig aus, ehr sumpfbraun Denn genau dort würden Ihre Leichen dann verrotten.


    Gemeinsam mit Cedric und Chetan Dupont betraten sie den Rittersaal des Anwesens. Ein alter Mann musterte Massimo und ihn entsetzt, wurde aber umgehend des Raumes verwiesen. Zu Maximiliens Erstaunen durften sie ihre Waffen behalten. Der Bitte entsprechend nahm Maximilien Platz.


    "Ein Tee wäre nicht schlecht. Unsere Person verhandelt in unser aller Namen. Setzt Euch neben mich Massimo. Wir sind ebenso an einer friedlichen Lösung interessiert. Selbstredend können wir uns denken, weshalb Ihr mit uns das Gespräch sucht. Auch wenn eine andere Wahl der Mittel angemessen gewesen wäre. Auf der anderen Seite erkennen wir Eure Notlage an. Bei uns am Hofe konntet Ihr nicht vorstellig werden. Aber gerne geben wir Euch den Hinweis des Briefes - Ihr hättet schreiben können.


    Wie dem auch sei, Ihr habt es nicht, wir für unseren Teil befinden uns hier, also lasst uns die Sache einvernehmlich klären, ohne das jemand zu Schaden kommen muss. Ihr geht Recht in der Annahme, dass von uns keiner sterben möchte. Und wir gehen Recht in der Annahme, dass es Euch ebenso ergeht.


    Sprecht, trag vor was Ihr vortragen möchtet. Wir hören Euch zu", sagte der Duc umgänglich.

  • Maurice de la Cantillion erhielt die mentale Botschaft seines kleinen Bruders. Gut so klein war dieser nicht mehr und eigentlich äußerst wehrhaft, aber das bedeutete nichts. Er benötigte dringend ihre Hilfe und zwar nicht nur Massimo allein, sondern auch der Duc, dessen Begleiter und Massimos Frau.


    `Wir haben Deinen Hilferuf erhalten! Halte Deine Augen und Deinen Geist offen Mas. Claire ist auf dem Weg zu Dir und wird die Lage sondieren. Sie ist äußerst schnell, ein zuverlässiger Falke. Was genau ist los? Wo befindet Ihr Euch? Warte´, bat Maurice.


    Er tat das, was er sonst mit seinem Falken tat, er verband seinen Geist fester mit dem seines Bruders und schaute durch dessen Augen. Massimo saß gemeinsam mit dem Duc in einem Saal. Einem Rittersaal. Anwesend waren zwei Duponts. Um welche beiden es sich handelte, konnte Maurice nicht auf Anhieb sagen, aber die Erinnerung seines Bruder informierte ihn.


    Chetan und Cedric Dupont. Aber die Erinnerung seines Bruder gab noch etwas mehr preis, die Duponts waren nicht darauf aus, sie zu töten. Sie wollten verhandeln. Das Sie dies absolut ernst meinten zeigte, dass sie Massimo und Maximilien ihre Waffen gelassen hatten.


    Da Massimo saß, konnte Maurice keinen Rundumblick erhaschen, aber was er sah, sprach Bände. Die Duponts waren sicherlich mehr verzweifelt als bösartig. Zudem waren sie seinerzeit, stets loyale und treue Untertanen gewesen, soweit er sich erinnern konnte. Bis zu dem Tag ihres äußerst fragwürdigen Scherzes gegenüber dem Duc.


    `Sie wollen verhandeln? Dann verhandele! Du kannst aus der Sache ohne Blutvergießen und einer Schramme herauskommen Mas, wenn Du den Duponts die Möglichkeit einräumst mit Euch zu sprechen. Folge dem Beispiel des Duc. Bleibe ruhig und umgänglich. Diese Leute stehen am Abgrund ihrer Existenz. Im schlimmsten Fall haben sie nichts zu verlieren. Du hingegen könntest Dein ungeborenes Kind, Deine Frau und Dein Leben verlieren!


    Denk nach, wärst Du in so einer Situation, würdest Du vielleicht genauso nach dem letzten Strohhalm greifen, um Deine Familie vor dem Tod zu bewahren.


    Ich sah in Deiner Erinnerung zwei Kinder und einen alten Mann. Sie alle sahen stark abgemagert und verhärmt aus. Massimo, sie waren einst unsere Leute. Sie wurden zwar verbannt, aber in einem Sumpf zu verhungern, haben sie sicher nicht verdient. Jedenfalls nicht die Kinder unter ihnen.


    Ihr könntet sie zwar niederringen, schau Dir ihre körperliche Verfassung an und Eure, aber vergiss niemals die Kraft die aus Verzweiflung erwächst. Die Leute sind meines Erachtens nach nicht bösartig, sondern verzweifelt. Bewahre die Ruhe, höre Dir an was sie zu sagen haben und versuche gemeinsam mit dem Duc eine Lösung für beide Seiten zu finden. Für Deine Familie und Dich, für Deine Begleiter und auch für die Duponts´, übermittelte Maurice seinem Bruder beruhigend.