Maximilien Rivenet de Souvagne
Der Bombenabwurf hatte tadellos funktioniert, der Vulkan diente wie ausgerechnet als Fallrohr, auch wenn er danach teilweise eingestürzt war. Im Nachhinein war das sogar ihrer Sache förderlich gewesen, denn der Trichter verwandelte sich in einen tödlichen Mahlstrom, der das Wasser regelrecht hinab zu den Zwergen sog. Die Zwerge wie auch die Farisin hatten zeitgleich ihr Ende gefunden. Souvagne und Ledwick hatten in einer nie dagewesenen, militärischen Großoffensive zwei Bedrohungen ausgeschaltet. Die meisten hatten es sich im Ratsgebäude der Zwölf gemütlich gemacht, allen voran die Marine. Ein Teil schlenderte jedoch über die Insel, die nun Silvano Mancinis Lehen war. Die Duca Ernesto Sirio di Ledvicco - das erste Ledvicco Luftkampfschiff hatte ebenfalls am Boden Stellung bezogen, um der Mannschaft das Mitfeiern zu ermöglichen. Wie ein riesiger Wal schwebte der Balon in der Luft, während das untere Schiff selbst auf seinen gewaltigen Füßen stand. Überall am Strand verteilt lagen vollgefressene Drachenhühner und Prachtadler die ihre Echsenmahlzeiten verdauten. Der Rest des Fleisches war bereits in den Schiffsbäuchen eingelagert worden. Maximilien hatte ebenfalls das Luftschiff verlassen und machte sich nun selbst ein Bild von der Lage vor Ort. Die Insel war schön, ohne jede Frage. Und nun war sie Teil seines Herzogstums. Was immer hier entstehen würde, die Seefahrer konnten die Insel gefahrlos anlaufen, das konnte er versichern aber das würden ebenso die neuen Lehnsherrn versichern. Max schaute hinaus auf die Azursee. Das Wasser war heute trübe, es war gestern aufgewühlt und durchgeschüttelt worden. Ihre Häfen hatten bestimmt nasse Füße bekommen, aber was waren schon nasse Füße gegen durchgeschnittene Kehlen? Weder Farisin noch Zwerge waren den Almanen jemals freundlich gesonnen gewesen. Nun das Kapitel hatte Tazio im Geschichtsbuch Asamuras gemeinsam mit ihm sehr deutlich geschlossen. Rache und Sicherheit gingen hier Hand in Hand. Als Maximilien seine Runde beendet hatte, ließ er sich von einem der vielen Boote zur Choucas bringen. Es gab so einige Personen, mit denen er reden wollte. Pascal gehörte ebenso dazu wie Tekuro. Und beide fand man meist auf einem Fleck. Als er das Schiff betrat wusste er, wohin er sich wenden musste, in den Bugraum. Dort hatten es sich vorab bereits einmal die Beißer gemütlich gemacht. Also marschierte Max genau dorthin, dicht gefolgt von Fabien der ihm mit grimmigen Blick folgte. Wie üblich klopfte Max nicht, sondern nickte bestenfalls knapp, wenn plötzlich die Leute erkannten wer er war und niederknieten. Max betrat den Bugraum und schaute sich neugierig um. »Grüße«, grinste er.
Tekuro Chud
Der Bugraum war bis auf eine Höhe von 50 cm mit Decken und Segeltuch vollgestopft worden. Darin lagen die Beißer, manche eingegraben, manche obendrauf. Tekuro hatte neben Nori gelegen und mit Tanuki Zwiesprache gehalten. Dabei hatte er ihr den zusehends dicker werdenden Bauch gestreichelt. Vorher hatte er sie mit blutigem Echsenfleisch gefüttert. Tekuro stand nun auf, schritt auf Maximilien zu uns verneigte sich. Dabei wirkte er sehr angespannt. Der Vampir musterte den Duc von den Füßen bis auf Nasenhöhe, um in ihm zu lesen. »Majestät«, sagte er ein wenig beruhigt. So, wie Maximilien dreinsah, wirkte er nicht, als müsste er ihm mitteilen, dass Boldi, Vano oder Davet gefallen oder verwundet worden waren. Auch Maximilien selbst sah heilgeblieben aus. »Wie kann ich Euch dienlich sein?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien suchte sich einen gemütlichen Platz und hockte sich hin. Er hoffte, dass keiner der Beißer irgendwo tief unten im Segeltuch vergraben war, aber so schwer war er nun auch nicht. »Wir sind gekommen um nach Euch zu schauen und nach Pascal. Ferner wollte ich Dir mitteilen, dass alle wohlauf sind. Leiderkonntest Du nicht anwesend sein, aber die Schlacht war schnell und schmerzhaft. Nun ich denke ich nehme zuviel vornweg. Das sollen Dir Boldi und Silvano selbst erzählen. Aber eines ist gewiss, die Zwerge wie auch die Farisin sind Geschichte. Von ihnen geht keine Gefahr mehr aus, für niemanden. Niewar wurde durchgespült oder ist immer noch voller Wasser. Wer kann das schon sagen. Aber wie sagte mein lieber Vater stets? Ratten ersäuft man, wie passend das es die Zwerge genau so getroffen hat. Die Farisin wurden von den Himmelsaugen und der neuen Luftstaffel unter Leitung von Jendro ausgeschaltet und am Boden hat ihnen die Marine eingeheizt. Mann und Maus sind tot. Natürlich hatten auch wir bedauerlicherweise Verluste zu beklagen, anders ist es gar nicht möglich. Aber ich dachte Du freust Dich über die Botschaft, dass keiner der Deinen darunter ist. Boldi, Belly, Davet und Vano erfreuen sich bester Gesundheit. Vielleicht sogar mehr denn je. Die Inseln wurden annektiert, sie gehören von nun an zu Souvagne. Boldi und Vano erhielten sie als Lehen und sind somit geadelt«, erklärte Max. Fabien schaute sich um und setzte sich dann neben Maximilien und wartete ab.
Tekuro Chud
Die erlösenden Worte zu hören, ließ Tekuro vor Erleichterung kurz keuchen. Um Bellamy hatte er sich keine Sorgen gemacht, da dieser bei Prince Ciel war und daher nicht im größten Schlachtgetümmel. Anders sah es bei Boldiszàr und Silvano aus. In Anbetracht von Silvanos Zorn war es wahrscheinlich, dass sie ganz vorn mitmischten. Tekuro ließ sich in Maximiliens Nähe auf den Hintern plumpsen. Er sah zu Boden und lächelte so breit wie sonst selten. »Schön dass alle ... wohlauf sind. Die es sein sollten. Ein Lehen, das heißt, ihnen gehört jetzt die Insel? Das ist klasse, das ist riesengroße Klasse! Eine eigene Insel. Ein eigenes zu Hause. Sein zu Hause. Die beiden werden sich so gefreut haben. Das kann ihnen niemand mehr wegnehmen, außer Ihr. Dann werden wir alle gemeinsam dort einen neuen Rübenhof bauen. Noch gemütlicher als der Alte. Ohne Fenster! Boldi wollte einen Schlafofen. Und Tanuki kann dort spielen, ohne dass ihm was geschieht. Eine Insel, besser geht es doch nicht. Danke in Boldis und Vanos Namen.« Seine Augen huschten kurz in die Ecke vorn links neben der Tür. »Pascal und Caillou sitzen da. Die halten meinen Patti immer noch als Geißel.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Nun ich finde das war nur fair. Sie beide haben mehr durchgemacht als alle anderen aufgrund ihrer Herkunft, was Dein Leid nicht schmälern soll. Aber bei ihnen wurden ganz andere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wieso wissen wir nun. Und danach hat das Leben ihnen auch nicht gerade gut mitgespielt. Was ist also naheliegender, als Vano die Insel zu geben, die ihm einst alles nahm? Nun gehört sie ihm als Lehen und er wird etwas anderes draus machen, dessen bin ich mir sicher. Nun den Rübenhof vor Beaufort aufzugeben fände ich persönlich schade. Ich erinnere mich gerne an meinen Besuch dort. Klein aber fein, aber es ist Eure Wahl wo Ihr wohnt. Wobei ich auch mehrere Wohnsitze habe, so ist es ja nicht. Ich denke Deine Leute sich schon dabei einzuzeichnen wo was hinkommt. Die Agentenkinder wurden zwar rehabilitiert, aber wie ich sagte Boldi und Vano war ein anderer Schuh. Und dann fanden sie noch zusammen. Die Inseln gehören zusammen wie die beiden. Sobald es nacht ist, kannst Du Dir die Insel anschauen«, sagte Max und setzte sich etwas gemütlicher hin. Er schaute in Richtung Pascal und Caillou und zog die Stirn kraus. »Nun ich denke nicht, dass sie Patice bewusst einsperren. Aber denken, heißt nicht wissen. Ich rede mit ihnen«, erklärte Max.
Tekuro Chud
»Ich mag den Rübenhof. Aber ich weiß nicht, ob Boldi und Vano nicht auf ihre Inseln ziehen wollen. Ich werde ihnen folgen. Ich kann sie nicht allein lassen, nein. Unmöglich. Und natürlich müssen die anderen Beißer dann auch mit. Wobei ich nicht weiß, wie lange Nori bei uns bleibt. Sie wird wieder jagen wollen, sobald Tanuki alt genug ist.« Er sah kurz in ihre Richtung. Er würde sich wünschen, dass sie blieb, die einzige Frau, die er je begehrt hatte. Die Jägerin, die seinen Sohn unter dem Herzen trug. Doch es war teil ihrer Abmachung, dass er ihr den Willen ließ, zu gehen, wann immer die Jagd sie rief. Gern hatte er das Zugeständnis nicht gegeben. So blieb er emotional auf Distanz. Er zollte ihr Respekt und versorgte sie mit Fleisch und mit Sex. Auch schützte er das Nest, in dem sie lebten und wo sie sein Kind austrug. Doch er würde sie nicht lieben, wenn er wusste, sie würde gehen und er konnte sie nicht aufhalten. Den Gedanken mochte er nicht, noch weniger, seit sein Patti von Pascal verschluckt worden war. »Pascal«, knurrte er und wies in Richtung von Maximilien.
Patrice Vertcuis
Pascal erhob sich, kam vor und verneigte sich vor Maximilien, ehe er sich erneut niederließ, in gebührendem Abstand zu Tekuro. »Majestät«, sagte er ergeben.
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ich mag den Hof wie gesagt auch, wohin die beiden ziehen wollen, kann ich Dir nicht sagen. Aber bestimmt werden sie nicht getrennte Inseln beziehen, das wäre doch etwas seltsam. Auf der anderen Seite wohne ich auch meilenweit entfernt von meiner Frau, also von daher ginge das schon«, grinste Max. »Wo Davet in der Sache steht, weiß ich nicht. Eventuell folgt er den beiden oder ankert dort mit seinem Schiff, was ebenfalls ginge. Allein auf dem Hof wird er sicher nicht bleiben. Deine Freundin sieht recht zufrieden aus, warum sollte sie Dich verlassen? Ich denke sie wird Euch auch weiterhin begleiten«, sagte der Duc aufmunternd und wandte sich dann an Pascal der sich zu ihnen gesetzt hatte. Fabien musterte Pascal dankbar. »Mit wem spreche ich gerade?«, hakte Max nach und schaute Pascal genau in die Augen.
Patrice Vertcuis
Pascal blickte kurz zurück, da der Duc den Blickkontakt suchte, ehe er die Augen mit den langen Wimpern niederschlug. »Mit Pascal Langeron, Hoheit. Worum geht es?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ich möchte wissen, was mit Patrice geschehen ist. Wo ist er und existiert er noch?«, hakte Maximilien nach.
Patrice Vertcuis
Pascal schwieg eine Zeitlang, wobei er konzentriert aussah. »Patrice ist hier hinten.« Er zeigte auf seinen Hinterkopf. »Ich habe ihn vorerst weggesperrt.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»In Ordnung, aber er existiert noch und ist wohlauf. Was genau hast Du nun mit Patrice vor? Immerhin ist er Gast in Deinem Geist. Allerdings scheint er eine selbständige Person zu sein, mit eigenen Moralvorstellungen, Freunden, Meinungen und so weiter. Also wie habt Ihr Euch gedacht, soll es weitergehen zwischen Caillou und Dir und Patrice und Tekuro?«, hakte Max nach.
Patrice Vertcuis
»Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Momentan bin ich der Meinung, dass ich ein Recht auf Erholung habe. Patrice hat diesen Körper, der mein Körper ist, ziemlich ruiniert. Auch möchte ich Zeit mit meinem Mann verbringen, nachdem wir uns so lange nicht gesehen haben.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien nickte zustimmend. »Das verstehe ich, Eure Liebe zueinander war ein Bonus, ein Zubrot an Caillou dass seinen Hals aus der Schlinge zog. Er hat einen Grund zu leben und er hat einen Grund sich an die Gesetze zu halten, wenn er mit Dir leben möchte. Das was Dir unter Tekuros Obhut widerfahren ist, kann ich mir vorstellen. Und das Du Tekuro verabscheust ebenso. Für Dich ist er Dein Feind, für Patrice ist er - tja was eigentlich? Sein Mann, sein Freund, vielleicht etwas seine Bestrafung und Erlösung in einem? Nun da kann ich nur raten. Dennoch scheint Tekuro so seltsam es für Dich klingen mag, Patrice wahrhaftig zu lieben. Nur ist er nicht in der Lage diese Liebe in ordentlicher Form zu zeigen. Jedenfalls bei Patrice nicht. Zuneigung zu zeigen beherrscht er. Wie soll es mit Dir und Caillou weitergehen? Was habt Ihr beiden vor? Und weiß einer von Euch wo besagter Toni ist? Pennertoni?«, fragte Max.
Patrice Vertcuis
»Toni ist in Beaufort, er arbeitet für Gilbert Jardine als eine Art Hilfsbüttel. Es ist allerdings eine Weile her, dass wir ihn sahen, da er Tekuro meidet. Was Tekuro fühlt oder nicht fühlt, ist mir persönlich gleich. Ich sehe nicht den Bedarf, mich um sein Wohlergehen zu kümmern und ihm Patrice zur Verfügung zu stellen. Was Patrice fühlt, ist mir bekannt und ich denke nicht, dass Tekuro seine Gefühle verdient. Was Caillou anbelangt, hängt es davon ab, ob ich noch im Dienst bin. Ob wir noch im Dienst sind.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Und weshalb solltet Ihr nicht im Dienst sein? Die Argumente kann ich nachvollziehen, dann sollten wir in Erwägung ziehen, Dich behandeln zu lassen. Du kannst nicht ein Leben lang eine zweite Person völlig unterdrücken. Du solltest einen Tempel aufsuchen um klären zu lassen, welche Behandlungsmöglichkeiten es für Dich gibt. Hast Du darüber schon nachgedacht?«, fragte Max.
Patrice Vertcuis
»Ja, Majestät. Ich werde mich zu einem Heiler begeben. Am liebsten wäre mir Benito. Noch fähiger kann ein Heiler kaum sein und mit seiner Kauzigkeit komme ich gut zurecht.« Er blickte wieder nachdenklich drein. »Dürfte ich Euch kurz allein sprechen?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Benito? Da ist Kauz wirklich geschmeichelt, er kann ein regelrechter Kotzbrocken und Stinkstiefel sein, aber keiner versteht sein Handwerk so gut wie er. Dass muss ich ihm lassen. Eine gute Wahl. Natürlich, gehen wir hoch aufs Deck, ganz hinten sind wir ungestört und sehen, sobald sich jemand nähert«, erklärte Maximilien. Er drückte Fabien kurz die Schulter, als Zeichen dass er hier bleiben sollte und gab dann den Weg vor. Max ging zum Achterdeck des Schiffes und bezog ganz hinten Stellung. Dort lehnte er sich gemütlich an und wartete auf Pascal und was dieser ihm zu sagen hatte.
Patrice Vertcuis
»Es geht um die Frage, ob ich meinen Auftrag, die Beißer zu beobachten, fortsetzen soll«, sprach Pascal. »Und welche Rolle wird Caillou künftig spielen? Im Übrigen befindet sich unterhalb des Rübenhofs, im Kohlekeller, eine Greisin, in deren Körper der Lich Dunwolf von Hohenfelde steckt. Ich denke, das ist wichtig für Euch zu wissen.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Max schaute Pascal ernst an und nickte ganz langsam. »Der Schimmel, ich verstehe. Nicht nur einfach ungesund, sondern tödlich. Wie kam dieses widerliche Miststück in den Keller? Bitte sag nicht durch die Klappe. Wer ist die alte Frau? Oder wer war sie? Befindet sich der Lich den ganzen Tag dort? Na super und ich wäre beinahe in den Keller gegangen. Danke für die Warnung, damals wie heute. Die Beißer gehören nun zu meinem Sohn. Eigentlich ist eine Überwachung nicht mehr erforderlich, aber der Lich muss zur Strecke gebracht werden und ebenso Archibald. Sobald beide tot sind, ist Dein Auftrag erledigt. Einwände? Vorschläge?«, fragte Max.
Patrice Vertcuis
»Der Schimmel«, bestätigte Pascal. »Das Versteck hat der liebe Tekuro für den Lich ausgesucht. Ich vermute, er labt sich an der Lebensenergie von Kazrar, ihm geht es nicht gut. Wenn der Auftrag erledigt ist, bitte ich darum, mich von den Beißern entfernen zu dürfen. Ich kann Tekuro nicht mehr sehen und er starrt mir andauernd hinterher. Danach bin ich offen für einen neuen Auftrag, wenn möglich mit Caillou in der Nähe.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Wo ist Archibald von Dornburg? Das ist gut möglich, Lichs sollen sich permanent von der Lebensenergie anderer ernähren. Nun das hätte eine sarkastische Wende nicht wahr? Tekuro versteckt heimlich den Lich und dieser saugt seinen Vater aus. Ein Doppelauftrag mit Caillou? Nun das ließe sich einrichten«, stimmte Max zu.
Patrice Vertcuis
Pascal überlegte erneut. »Archibald ... von Dornburg«, sagte er leise, während er in seinem Gedächtnis forschte. Pascal müsste es wissen. Er ahnte, dass Patrice es wusste. Doch wenn er selbst versuchte, sich daran zu erinnern, war da nichts. Nicht mal ein schwarzes Loch. »Ich kann es Euch nicht sagen, Majestät«, gestand er.
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Unterhalte Dich mit seinem Sohn, vielleicht kann er Dir weiterhelfen. Ich möchte dass er gefunden wird. Und wegen dem Lich im Keller, da muss ich mir etwas einfallen lassen oder besser noch mit meinen Söhnen beratschlagen. Asseln sind das eine, aber einen Lich? Wieso wohnt dieser Widerling ständig im Keller? Nun gleichgültig. War das alles weshalb Du um ein Vieraugengespräch gebeten hast? Oder ist da noch etwas anderes. Noch sind wir allein, also nutze die Gelegenheit«, sagte Max freundlich.
Patrice Vertcuis
»Im Keller ist er sicher vor Beobachtern und zehrt von dem, was sich über ihm abspielt. Dies ist, wenn man so will, seine Burg. Geschützt von Mauern und Beißern, dem Tageslicht und neugierigen Augen fern. Das war alles von meiner Seite. Habt Ihr schon eine Vorstellung davon, wo Caillou und ich unterkommen?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ja sehr genau sogar, aber dafür müsstest Du gesund sein Pascal, weil dies seine sehr wichtige, aber auch für Euch Eure Endaufgabe wäre. Solltet Ihr sie gemeinsam annehmen, gilt diese Aufgabe für den Rest Eures Lebens. Wenn denn alles gut geht, was ich für uns alle hoffe«, antwortet Maximilien. »Möglicherweise stehen sogar zwei Aufgaben zur Debatte. Aber es steht und fällt damit, ob Du gesund wirst Pascal. Es hängt viel davon ab, auch für Euch beide. Denke daran, positiv gesehen für Dich und Deinen Mann«.
Patrice Vertcuis
Pascal, der bis dato etwas abwesend gewirkt hatte, wurde nun aufmerksam. »Um welche handelt es sich, Majestät? Oder ist sie erst dann zu erfahren, wenn Patrice vernichtet wurde? Das lässt sich einrichten.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Der Schutz von zwei sehr wichtigen Personen und die Überwachung im Hintergrund, dass sich kein Gespinnst bildet, das den beiden schaden möchte. Darum geht es. Blaues Blut zu beschützen, direkt vor Ort, ein eigenes Netzwerk aufzubauen und die beiden mit allem zu beschützen was Ihr habt. Wissen oder Waffe, das ist gleich. Sie sollen abgesichert sein. Eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe. Und benötigen die beiden niemals wirklichen Schutz, lebt ihr dort mit ihnen und für sie und habt einander«.
Patrice Vertcuis
»Il Leone di Marino e l’oceano«, riet Pascal und schaute verträumt. Er lächelte. »A me piace. Ein zweiter Orden? Oder eine Zweigstelle des Bekannten?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ein völlig neuer Orden zu Tazios Bedingungen, es ist sein Land auch wenn es mich in den Fingern juckt ihn wie ein Vater zu behüten und ihm nichts zu sagen. Das steht mir nicht zu, ob jung oder nicht, er ist mir gleichgestellt und der Ehemann meines Kindes. Aber bevor wir darüber entgültig entscheiden, muss ich mit Tazio darüber reden. Es wäre ein sehr wichtige Aufgabe, wenn er zustimmt. Und bedenke eines, es liegt in Eurer Hand, was aus dem Orden wird. Eine einmalige Chance mit dem Duca und der Ducachessa etwas neues dieser Art aufzubauen. Du verstehst also, weshalb Du gesund sein musst. Und ich denke, Ihr würdet gut in dieses Amt passen. Eine zweite Chance für zwei die sich lieben. Ihr wisst welche Chance das ist, Ihr wisst aber auch was passiert wenn Ihr versagt. Versagt nicht, weder für die die Euch vertrauen noch für Euch selbst Pascal. Aber bevor wir weiter planen, muss ich mit Tazio sprechen. Wie sieht Deine Meinung dazu aus und schlichtweg eines vorab, traust Du Euch das zu?«, hakte Max nach.
Patrice Vertcuis
»Ich müsste darüber nachdenken, auch wenn das Angebot verlockend ist. Es ist eine immense Verantwortung und bislang habe ich keine Führungsaufgaben erfüllt, Caillou noch weniger. Ich sehe an Timothèe, was es bedeutet, eine Organisation zu führen. Und dies ist eine, die nicht scheitern darf.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Ganz genau, aber Du weißt selbst sicher auch, woran es manchmal hapert. Und wenn jemand organisieren kann, dann sicher Tazio, Verrill garantiert. Ihr würdet gemeinsam den Grundstein legen. Aber ich möchte Dich nicht beschwatzen. Das habe ich nicht nötig, ich könnte es Dir einfach befehlen. Aber das möchte ich genauso wenig. Ich möchte von Dir eine ehrliche Einschätzung und Meinung zu dem Vorhaben, denn Ihr sollt dort mit Herzblut dahinter stehen. Wenn Ihr diesen Orden aus dem Boden stampft und auf die Beine stellt, dann wird das Euer Baby, nach Euren Vorstellungen und natürlich jenen von Tazio. Schlaf drüber, rede mit Caillou darüber, ich werde mit Tazio sprechen. Sollte sich diese Idee zerschlagen, finden wir schon einen Doppelauftrag für Euch«, versprach Max und er meinte es genau so.
Patrice Vertcuis
»Ich erbitte Zeit, die Idee setzen zu lassen, bis ich Patrice gänzlich losgeworden bin. Benito wird mir dabei helfen, Caillou noch mehr als jeder andere es könnte. Ich bin mir der Ehre bewusst und dem Vertrauen, was in dieser Aufgabe liegt. Nach meinem Besuch oder meinen Besuchen bei Benito kann ich Euch sagen, ob ich es mir zutraue. Mir, das heißt Pascal, auf jeden Fall. Aber ich bin nicht allein hier drin, noch nicht. Und nicht alle von uns sind vertrauenswürdig«, gab er zu bedenken. »Denn nicht alle wurden dafür entwickelt, es zu sein.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Das ist eine ehrliche Antwort und Du bekommst selbstverständlich die Zeit. Ebenso wird Benito Dich untersuchen und Dir dann sagen, wie es gesundheitlich um Dich steht. Wollen wir zurück zu den anderen gehen? Vermutlich werden wir schon vermisst«, schmunzelte Max.
Patrice Vertcuis
»Sehr wohl, Majestät. Wenn ich noch eine letzte Bitte äußern darf - bitte nehmt mir die Aufgabe ab, Tekuro mitzuteilen, wen er nie wieder sehen wird.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
»Das wissen wir doch noch gar nicht. Vielleicht stellt Benito fest, dass Du eine zweite Seele in Dir hast. Kann man diese entfernen und in etwas anderem verwahren? Nun das klingt fast nach einem Ghul. Du musst jedenfalls keine Angst haben, dieser Körper gehört Dir. Das heißt, im Fall des Falles, rette ich Dich. Patrice zog später ein, aber das darf nicht zu Deinen Lasten gehen. Aber sollte es soweit kommen, werde ich es ihm ausrichten, persönlich. Mein Wort drauf«, sagte Max.
Patrice Vertcuis
»Danke, Majestät«, antwortete Pascal und spürte, wie Patrice sich in seinem inneren aufbäumte. Es war schon seltsam, wie stark ein geistiges Empfinden sich körperlich zu manifestieren vermochte. Patrice schickte ihm einen gewaltigen Kopfschmerz, vom Hinterkopf ausgehend wie eine Nadel genau in sein rechtes Auge. ›Bald bin ich dich los‹, drohte Pascal. ›Je mehr du mich nervst, umso eher werde ich dich vernichten. Nichts bist du, als ein Hirngespinst. Ich bin dein Schöpfer und ich werde dein Ende sein.‹ Anstatt dass Patrice sich davon einschüchtern ließ, tat ihm nun auch noch das zweite Auge weh. Pascal folgte Maximilien zurück in den Bugraum, wo Tekuro ihn sehr aufmerksam musterte, als würde er ihm ansehen, wer hinter seiner Stirn tobte und Tekuros Namen schrie. Natürlich, Patrice hatte nicht nur andere Ansichten,sondern auch eine andere Mimik und Gestik als Pascal. Diese drang offenbar teilweise an die Oberfläche durch. Mit einem genüsslichen Grinsen setzte Pascal sich zu Caillou, legte den Arm um ihn und schenkte ihm einen Kuss.