Kapitel 9 - Siegesfeier

  • Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Bombenabwurf hatte tadellos funktioniert, der Vulkan diente wie ausgerechnet als Fallrohr, auch wenn er danach teilweise eingestürzt war. Im Nachhinein war das sogar ihrer Sache förderlich gewesen, denn der Trichter verwandelte sich in einen tödlichen Mahlstrom, der das Wasser regelrecht hinab zu den Zwergen sog. Die Zwerge wie auch die Farisin hatten zeitgleich ihr Ende gefunden. Souvagne und Ledwick hatten in einer nie dagewesenen, militärischen Großoffensive zwei Bedrohungen ausgeschaltet. Die meisten hatten es sich im Ratsgebäude der Zwölf gemütlich gemacht, allen voran die Marine. Ein Teil schlenderte jedoch über die Insel, die nun Silvano Mancinis Lehen war. Die Duca Ernesto Sirio di Ledvicco - das erste Ledvicco Luftkampfschiff hatte ebenfalls am Boden Stellung bezogen, um der Mannschaft das Mitfeiern zu ermöglichen. Wie ein riesiger Wal schwebte der Balon in der Luft, während das untere Schiff selbst auf seinen gewaltigen Füßen stand. Überall am Strand verteilt lagen vollgefressene Drachenhühner und Prachtadler die ihre Echsenmahlzeiten verdauten. Der Rest des Fleisches war bereits in den Schiffsbäuchen eingelagert worden. Maximilien hatte ebenfalls das Luftschiff verlassen und machte sich nun selbst ein Bild von der Lage vor Ort. Die Insel war schön, ohne jede Frage. Und nun war sie Teil seines Herzogstums. Was immer hier entstehen würde, die Seefahrer konnten die Insel gefahrlos anlaufen, das konnte er versichern aber das würden ebenso die neuen Lehnsherrn versichern. Max schaute hinaus auf die Azursee. Das Wasser war heute trübe, es war gestern aufgewühlt und durchgeschüttelt worden. Ihre Häfen hatten bestimmt nasse Füße bekommen, aber was waren schon nasse Füße gegen durchgeschnittene Kehlen? Weder Farisin noch Zwerge waren den Almanen jemals freundlich gesonnen gewesen. Nun das Kapitel hatte Tazio im Geschichtsbuch Asamuras gemeinsam mit ihm sehr deutlich geschlossen. Rache und Sicherheit gingen hier Hand in Hand. Als Maximilien seine Runde beendet hatte, ließ er sich von einem der vielen Boote zur Choucas bringen. Es gab so einige Personen, mit denen er reden wollte. Pascal gehörte ebenso dazu wie Tekuro. Und beide fand man meist auf einem Fleck. Als er das Schiff betrat wusste er, wohin er sich wenden musste, in den Bugraum. Dort hatten es sich vorab bereits einmal die Beißer gemütlich gemacht. Also marschierte Max genau dorthin, dicht gefolgt von Fabien der ihm mit grimmigen Blick folgte. Wie üblich klopfte Max nicht, sondern nickte bestenfalls knapp, wenn plötzlich die Leute erkannten wer er war und niederknieten. Max betrat den Bugraum und schaute sich neugierig um. »Grüße«, grinste er.


    Tekuro Chud
    Der Bugraum war bis auf eine Höhe von 50 cm mit Decken und Segeltuch vollgestopft worden. Darin lagen die Beißer, manche eingegraben, manche obendrauf. Tekuro hatte neben Nori gelegen und mit Tanuki Zwiesprache gehalten. Dabei hatte er ihr den zusehends dicker werdenden Bauch gestreichelt. Vorher hatte er sie mit blutigem Echsenfleisch gefüttert. Tekuro stand nun auf, schritt auf Maximilien zu uns verneigte sich. Dabei wirkte er sehr angespannt. Der Vampir musterte den Duc von den Füßen bis auf Nasenhöhe, um in ihm zu lesen. »Majestät«, sagte er ein wenig beruhigt. So, wie Maximilien dreinsah, wirkte er nicht, als müsste er ihm mitteilen, dass Boldi, Vano oder Davet gefallen oder verwundet worden waren. Auch Maximilien selbst sah heilgeblieben aus. »Wie kann ich Euch dienlich sein?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien suchte sich einen gemütlichen Platz und hockte sich hin. Er hoffte, dass keiner der Beißer irgendwo tief unten im Segeltuch vergraben war, aber so schwer war er nun auch nicht. »Wir sind gekommen um nach Euch zu schauen und nach Pascal. Ferner wollte ich Dir mitteilen, dass alle wohlauf sind. Leiderkonntest Du nicht anwesend sein, aber die Schlacht war schnell und schmerzhaft. Nun ich denke ich nehme zuviel vornweg. Das sollen Dir Boldi und Silvano selbst erzählen. Aber eines ist gewiss, die Zwerge wie auch die Farisin sind Geschichte. Von ihnen geht keine Gefahr mehr aus, für niemanden. Niewar wurde durchgespült oder ist immer noch voller Wasser. Wer kann das schon sagen. Aber wie sagte mein lieber Vater stets? Ratten ersäuft man, wie passend das es die Zwerge genau so getroffen hat. Die Farisin wurden von den Himmelsaugen und der neuen Luftstaffel unter Leitung von Jendro ausgeschaltet und am Boden hat ihnen die Marine eingeheizt. Mann und Maus sind tot. Natürlich hatten auch wir bedauerlicherweise Verluste zu beklagen, anders ist es gar nicht möglich. Aber ich dachte Du freust Dich über die Botschaft, dass keiner der Deinen darunter ist. Boldi, Belly, Davet und Vano erfreuen sich bester Gesundheit. Vielleicht sogar mehr denn je. Die Inseln wurden annektiert, sie gehören von nun an zu Souvagne. Boldi und Vano erhielten sie als Lehen und sind somit geadelt«, erklärte Max. Fabien schaute sich um und setzte sich dann neben Maximilien und wartete ab.


    Tekuro Chud
    Die erlösenden Worte zu hören, ließ Tekuro vor Erleichterung kurz keuchen. Um Bellamy hatte er sich keine Sorgen gemacht, da dieser bei Prince Ciel war und daher nicht im größten Schlachtgetümmel. Anders sah es bei Boldiszàr und Silvano aus. In Anbetracht von Silvanos Zorn war es wahrscheinlich, dass sie ganz vorn mitmischten. Tekuro ließ sich in Maximiliens Nähe auf den Hintern plumpsen. Er sah zu Boden und lächelte so breit wie sonst selten. »Schön dass alle ... wohlauf sind. Die es sein sollten. Ein Lehen, das heißt, ihnen gehört jetzt die Insel? Das ist klasse, das ist riesengroße Klasse! Eine eigene Insel. Ein eigenes zu Hause. Sein zu Hause. Die beiden werden sich so gefreut haben. Das kann ihnen niemand mehr wegnehmen, außer Ihr. Dann werden wir alle gemeinsam dort einen neuen Rübenhof bauen. Noch gemütlicher als der Alte. Ohne Fenster! Boldi wollte einen Schlafofen. Und Tanuki kann dort spielen, ohne dass ihm was geschieht. Eine Insel, besser geht es doch nicht. Danke in Boldis und Vanos Namen.« Seine Augen huschten kurz in die Ecke vorn links neben der Tür. »Pascal und Caillou sitzen da. Die halten meinen Patti immer noch als Geißel.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nun ich finde das war nur fair. Sie beide haben mehr durchgemacht als alle anderen aufgrund ihrer Herkunft, was Dein Leid nicht schmälern soll. Aber bei ihnen wurden ganz andere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wieso wissen wir nun. Und danach hat das Leben ihnen auch nicht gerade gut mitgespielt. Was ist also naheliegender, als Vano die Insel zu geben, die ihm einst alles nahm? Nun gehört sie ihm als Lehen und er wird etwas anderes draus machen, dessen bin ich mir sicher. Nun den Rübenhof vor Beaufort aufzugeben fände ich persönlich schade. Ich erinnere mich gerne an meinen Besuch dort. Klein aber fein, aber es ist Eure Wahl wo Ihr wohnt. Wobei ich auch mehrere Wohnsitze habe, so ist es ja nicht. Ich denke Deine Leute sich schon dabei einzuzeichnen wo was hinkommt. Die Agentenkinder wurden zwar rehabilitiert, aber wie ich sagte Boldi und Vano war ein anderer Schuh. Und dann fanden sie noch zusammen. Die Inseln gehören zusammen wie die beiden. Sobald es nacht ist, kannst Du Dir die Insel anschauen«, sagte Max und setzte sich etwas gemütlicher hin. Er schaute in Richtung Pascal und Caillou und zog die Stirn kraus. »Nun ich denke nicht, dass sie Patice bewusst einsperren. Aber denken, heißt nicht wissen. Ich rede mit ihnen«, erklärte Max.


    Tekuro Chud
    »Ich mag den Rübenhof. Aber ich weiß nicht, ob Boldi und Vano nicht auf ihre Inseln ziehen wollen. Ich werde ihnen folgen. Ich kann sie nicht allein lassen, nein. Unmöglich. Und natürlich müssen die anderen Beißer dann auch mit. Wobei ich nicht weiß, wie lange Nori bei uns bleibt. Sie wird wieder jagen wollen, sobald Tanuki alt genug ist.« Er sah kurz in ihre Richtung. Er würde sich wünschen, dass sie blieb, die einzige Frau, die er je begehrt hatte. Die Jägerin, die seinen Sohn unter dem Herzen trug. Doch es war teil ihrer Abmachung, dass er ihr den Willen ließ, zu gehen, wann immer die Jagd sie rief. Gern hatte er das Zugeständnis nicht gegeben. So blieb er emotional auf Distanz. Er zollte ihr Respekt und versorgte sie mit Fleisch und mit Sex. Auch schützte er das Nest, in dem sie lebten und wo sie sein Kind austrug. Doch er würde sie nicht lieben, wenn er wusste, sie würde gehen und er konnte sie nicht aufhalten. Den Gedanken mochte er nicht, noch weniger, seit sein Patti von Pascal verschluckt worden war. »Pascal«, knurrte er und wies in Richtung von Maximilien.


    Patrice Vertcuis
    Pascal erhob sich, kam vor und verneigte sich vor Maximilien, ehe er sich erneut niederließ, in gebührendem Abstand zu Tekuro. »Majestät«, sagte er ergeben.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ich mag den Hof wie gesagt auch, wohin die beiden ziehen wollen, kann ich Dir nicht sagen. Aber bestimmt werden sie nicht getrennte Inseln beziehen, das wäre doch etwas seltsam. Auf der anderen Seite wohne ich auch meilenweit entfernt von meiner Frau, also von daher ginge das schon«, grinste Max. »Wo Davet in der Sache steht, weiß ich nicht. Eventuell folgt er den beiden oder ankert dort mit seinem Schiff, was ebenfalls ginge. Allein auf dem Hof wird er sicher nicht bleiben. Deine Freundin sieht recht zufrieden aus, warum sollte sie Dich verlassen? Ich denke sie wird Euch auch weiterhin begleiten«, sagte der Duc aufmunternd und wandte sich dann an Pascal der sich zu ihnen gesetzt hatte. Fabien musterte Pascal dankbar. »Mit wem spreche ich gerade?«, hakte Max nach und schaute Pascal genau in die Augen.


    Patrice Vertcuis
    Pascal blickte kurz zurück, da der Duc den Blickkontakt suchte, ehe er die Augen mit den langen Wimpern niederschlug. »Mit Pascal Langeron, Hoheit. Worum geht es?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ich möchte wissen, was mit Patrice geschehen ist. Wo ist er und existiert er noch?«, hakte Maximilien nach.


    Patrice Vertcuis
    Pascal schwieg eine Zeitlang, wobei er konzentriert aussah. »Patrice ist hier hinten.« Er zeigte auf seinen Hinterkopf. »Ich habe ihn vorerst weggesperrt.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »In Ordnung, aber er existiert noch und ist wohlauf. Was genau hast Du nun mit Patrice vor? Immerhin ist er Gast in Deinem Geist. Allerdings scheint er eine selbständige Person zu sein, mit eigenen Moralvorstellungen, Freunden, Meinungen und so weiter. Also wie habt Ihr Euch gedacht, soll es weitergehen zwischen Caillou und Dir und Patrice und Tekuro?«, hakte Max nach.


    Patrice Vertcuis
    »Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Momentan bin ich der Meinung, dass ich ein Recht auf Erholung habe. Patrice hat diesen Körper, der mein Körper ist, ziemlich ruiniert. Auch möchte ich Zeit mit meinem Mann verbringen, nachdem wir uns so lange nicht gesehen haben.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien nickte zustimmend. »Das verstehe ich, Eure Liebe zueinander war ein Bonus, ein Zubrot an Caillou dass seinen Hals aus der Schlinge zog. Er hat einen Grund zu leben und er hat einen Grund sich an die Gesetze zu halten, wenn er mit Dir leben möchte. Das was Dir unter Tekuros Obhut widerfahren ist, kann ich mir vorstellen. Und das Du Tekuro verabscheust ebenso. Für Dich ist er Dein Feind, für Patrice ist er - tja was eigentlich? Sein Mann, sein Freund, vielleicht etwas seine Bestrafung und Erlösung in einem? Nun da kann ich nur raten. Dennoch scheint Tekuro so seltsam es für Dich klingen mag, Patrice wahrhaftig zu lieben. Nur ist er nicht in der Lage diese Liebe in ordentlicher Form zu zeigen. Jedenfalls bei Patrice nicht. Zuneigung zu zeigen beherrscht er. Wie soll es mit Dir und Caillou weitergehen? Was habt Ihr beiden vor? Und weiß einer von Euch wo besagter Toni ist? Pennertoni?«, fragte Max.


    Patrice Vertcuis
    »Toni ist in Beaufort, er arbeitet für Gilbert Jardine als eine Art Hilfsbüttel. Es ist allerdings eine Weile her, dass wir ihn sahen, da er Tekuro meidet. Was Tekuro fühlt oder nicht fühlt, ist mir persönlich gleich. Ich sehe nicht den Bedarf, mich um sein Wohlergehen zu kümmern und ihm Patrice zur Verfügung zu stellen. Was Patrice fühlt, ist mir bekannt und ich denke nicht, dass Tekuro seine Gefühle verdient. Was Caillou anbelangt, hängt es davon ab, ob ich noch im Dienst bin. Ob wir noch im Dienst sind.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Und weshalb solltet Ihr nicht im Dienst sein? Die Argumente kann ich nachvollziehen, dann sollten wir in Erwägung ziehen, Dich behandeln zu lassen. Du kannst nicht ein Leben lang eine zweite Person völlig unterdrücken. Du solltest einen Tempel aufsuchen um klären zu lassen, welche Behandlungsmöglichkeiten es für Dich gibt. Hast Du darüber schon nachgedacht?«, fragte Max.


    Patrice Vertcuis
    »Ja, Majestät. Ich werde mich zu einem Heiler begeben. Am liebsten wäre mir Benito. Noch fähiger kann ein Heiler kaum sein und mit seiner Kauzigkeit komme ich gut zurecht.« Er blickte wieder nachdenklich drein. »Dürfte ich Euch kurz allein sprechen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Benito? Da ist Kauz wirklich geschmeichelt, er kann ein regelrechter Kotzbrocken und Stinkstiefel sein, aber keiner versteht sein Handwerk so gut wie er. Dass muss ich ihm lassen. Eine gute Wahl. Natürlich, gehen wir hoch aufs Deck, ganz hinten sind wir ungestört und sehen, sobald sich jemand nähert«, erklärte Maximilien. Er drückte Fabien kurz die Schulter, als Zeichen dass er hier bleiben sollte und gab dann den Weg vor. Max ging zum Achterdeck des Schiffes und bezog ganz hinten Stellung. Dort lehnte er sich gemütlich an und wartete auf Pascal und was dieser ihm zu sagen hatte.


    Patrice Vertcuis
    »Es geht um die Frage, ob ich meinen Auftrag, die Beißer zu beobachten, fortsetzen soll«, sprach Pascal. »Und welche Rolle wird Caillou künftig spielen? Im Übrigen befindet sich unterhalb des Rübenhofs, im Kohlekeller, eine Greisin, in deren Körper der Lich Dunwolf von Hohenfelde steckt. Ich denke, das ist wichtig für Euch zu wissen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schaute Pascal ernst an und nickte ganz langsam. »Der Schimmel, ich verstehe. Nicht nur einfach ungesund, sondern tödlich. Wie kam dieses widerliche Miststück in den Keller? Bitte sag nicht durch die Klappe. Wer ist die alte Frau? Oder wer war sie? Befindet sich der Lich den ganzen Tag dort? Na super und ich wäre beinahe in den Keller gegangen. Danke für die Warnung, damals wie heute. Die Beißer gehören nun zu meinem Sohn. Eigentlich ist eine Überwachung nicht mehr erforderlich, aber der Lich muss zur Strecke gebracht werden und ebenso Archibald. Sobald beide tot sind, ist Dein Auftrag erledigt. Einwände? Vorschläge?«, fragte Max.


    Patrice Vertcuis
    »Der Schimmel«, bestätigte Pascal. »Das Versteck hat der liebe Tekuro für den Lich ausgesucht. Ich vermute, er labt sich an der Lebensenergie von Kazrar, ihm geht es nicht gut. Wenn der Auftrag erledigt ist, bitte ich darum, mich von den Beißern entfernen zu dürfen. Ich kann Tekuro nicht mehr sehen und er starrt mir andauernd hinterher. Danach bin ich offen für einen neuen Auftrag, wenn möglich mit Caillou in der Nähe.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Wo ist Archibald von Dornburg? Das ist gut möglich, Lichs sollen sich permanent von der Lebensenergie anderer ernähren. Nun das hätte eine sarkastische Wende nicht wahr? Tekuro versteckt heimlich den Lich und dieser saugt seinen Vater aus. Ein Doppelauftrag mit Caillou? Nun das ließe sich einrichten«, stimmte Max zu.


    Patrice Vertcuis
    Pascal überlegte erneut. »Archibald ... von Dornburg«, sagte er leise, während er in seinem Gedächtnis forschte. Pascal müsste es wissen. Er ahnte, dass Patrice es wusste. Doch wenn er selbst versuchte, sich daran zu erinnern, war da nichts. Nicht mal ein schwarzes Loch. »Ich kann es Euch nicht sagen, Majestät«, gestand er.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Unterhalte Dich mit seinem Sohn, vielleicht kann er Dir weiterhelfen. Ich möchte dass er gefunden wird. Und wegen dem Lich im Keller, da muss ich mir etwas einfallen lassen oder besser noch mit meinen Söhnen beratschlagen. Asseln sind das eine, aber einen Lich? Wieso wohnt dieser Widerling ständig im Keller? Nun gleichgültig. War das alles weshalb Du um ein Vieraugengespräch gebeten hast? Oder ist da noch etwas anderes. Noch sind wir allein, also nutze die Gelegenheit«, sagte Max freundlich.


    Patrice Vertcuis
    »Im Keller ist er sicher vor Beobachtern und zehrt von dem, was sich über ihm abspielt. Dies ist, wenn man so will, seine Burg. Geschützt von Mauern und Beißern, dem Tageslicht und neugierigen Augen fern. Das war alles von meiner Seite. Habt Ihr schon eine Vorstellung davon, wo Caillou und ich unterkommen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ja sehr genau sogar, aber dafür müsstest Du gesund sein Pascal, weil dies seine sehr wichtige, aber auch für Euch Eure Endaufgabe wäre. Solltet Ihr sie gemeinsam annehmen, gilt diese Aufgabe für den Rest Eures Lebens. Wenn denn alles gut geht, was ich für uns alle hoffe«, antwortet Maximilien. »Möglicherweise stehen sogar zwei Aufgaben zur Debatte. Aber es steht und fällt damit, ob Du gesund wirst Pascal. Es hängt viel davon ab, auch für Euch beide. Denke daran, positiv gesehen für Dich und Deinen Mann«.


    Patrice Vertcuis
    Pascal, der bis dato etwas abwesend gewirkt hatte, wurde nun aufmerksam. »Um welche handelt es sich, Majestät? Oder ist sie erst dann zu erfahren, wenn Patrice vernichtet wurde? Das lässt sich einrichten.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Der Schutz von zwei sehr wichtigen Personen und die Überwachung im Hintergrund, dass sich kein Gespinnst bildet, das den beiden schaden möchte. Darum geht es. Blaues Blut zu beschützen, direkt vor Ort, ein eigenes Netzwerk aufzubauen und die beiden mit allem zu beschützen was Ihr habt. Wissen oder Waffe, das ist gleich. Sie sollen abgesichert sein. Eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe. Und benötigen die beiden niemals wirklichen Schutz, lebt ihr dort mit ihnen und für sie und habt einander«.


    Patrice Vertcuis
    »Il Leone di Marino e l’oceano«, riet Pascal und schaute verträumt. Er lächelte. »A me piace. Ein zweiter Orden? Oder eine Zweigstelle des Bekannten?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ein völlig neuer Orden zu Tazios Bedingungen, es ist sein Land auch wenn es mich in den Fingern juckt ihn wie ein Vater zu behüten und ihm nichts zu sagen. Das steht mir nicht zu, ob jung oder nicht, er ist mir gleichgestellt und der Ehemann meines Kindes. Aber bevor wir darüber entgültig entscheiden, muss ich mit Tazio darüber reden. Es wäre ein sehr wichtige Aufgabe, wenn er zustimmt. Und bedenke eines, es liegt in Eurer Hand, was aus dem Orden wird. Eine einmalige Chance mit dem Duca und der Ducachessa etwas neues dieser Art aufzubauen. Du verstehst also, weshalb Du gesund sein musst. Und ich denke, Ihr würdet gut in dieses Amt passen. Eine zweite Chance für zwei die sich lieben. Ihr wisst welche Chance das ist, Ihr wisst aber auch was passiert wenn Ihr versagt. Versagt nicht, weder für die die Euch vertrauen noch für Euch selbst Pascal. Aber bevor wir weiter planen, muss ich mit Tazio sprechen. Wie sieht Deine Meinung dazu aus und schlichtweg eines vorab, traust Du Euch das zu?«, hakte Max nach.


    Patrice Vertcuis
    »Ich müsste darüber nachdenken, auch wenn das Angebot verlockend ist. Es ist eine immense Verantwortung und bislang habe ich keine Führungsaufgaben erfüllt, Caillou noch weniger. Ich sehe an Timothèe, was es bedeutet, eine Organisation zu führen. Und dies ist eine, die nicht scheitern darf.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ganz genau, aber Du weißt selbst sicher auch, woran es manchmal hapert. Und wenn jemand organisieren kann, dann sicher Tazio, Verrill garantiert. Ihr würdet gemeinsam den Grundstein legen. Aber ich möchte Dich nicht beschwatzen. Das habe ich nicht nötig, ich könnte es Dir einfach befehlen. Aber das möchte ich genauso wenig. Ich möchte von Dir eine ehrliche Einschätzung und Meinung zu dem Vorhaben, denn Ihr sollt dort mit Herzblut dahinter stehen. Wenn Ihr diesen Orden aus dem Boden stampft und auf die Beine stellt, dann wird das Euer Baby, nach Euren Vorstellungen und natürlich jenen von Tazio. Schlaf drüber, rede mit Caillou darüber, ich werde mit Tazio sprechen. Sollte sich diese Idee zerschlagen, finden wir schon einen Doppelauftrag für Euch«, versprach Max und er meinte es genau so.


    Patrice Vertcuis
    »Ich erbitte Zeit, die Idee setzen zu lassen, bis ich Patrice gänzlich losgeworden bin. Benito wird mir dabei helfen, Caillou noch mehr als jeder andere es könnte. Ich bin mir der Ehre bewusst und dem Vertrauen, was in dieser Aufgabe liegt. Nach meinem Besuch oder meinen Besuchen bei Benito kann ich Euch sagen, ob ich es mir zutraue. Mir, das heißt Pascal, auf jeden Fall. Aber ich bin nicht allein hier drin, noch nicht. Und nicht alle von uns sind vertrauenswürdig«, gab er zu bedenken. »Denn nicht alle wurden dafür entwickelt, es zu sein.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das ist eine ehrliche Antwort und Du bekommst selbstverständlich die Zeit. Ebenso wird Benito Dich untersuchen und Dir dann sagen, wie es gesundheitlich um Dich steht. Wollen wir zurück zu den anderen gehen? Vermutlich werden wir schon vermisst«, schmunzelte Max.


    Patrice Vertcuis
    »Sehr wohl, Majestät. Wenn ich noch eine letzte Bitte äußern darf - bitte nehmt mir die Aufgabe ab, Tekuro mitzuteilen, wen er nie wieder sehen wird.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das wissen wir doch noch gar nicht. Vielleicht stellt Benito fest, dass Du eine zweite Seele in Dir hast. Kann man diese entfernen und in etwas anderem verwahren? Nun das klingt fast nach einem Ghul. Du musst jedenfalls keine Angst haben, dieser Körper gehört Dir. Das heißt, im Fall des Falles, rette ich Dich. Patrice zog später ein, aber das darf nicht zu Deinen Lasten gehen. Aber sollte es soweit kommen, werde ich es ihm ausrichten, persönlich. Mein Wort drauf«, sagte Max.


    Patrice Vertcuis
    »Danke, Majestät«, antwortete Pascal und spürte, wie Patrice sich in seinem inneren aufbäumte. Es war schon seltsam, wie stark ein geistiges Empfinden sich körperlich zu manifestieren vermochte. Patrice schickte ihm einen gewaltigen Kopfschmerz, vom Hinterkopf ausgehend wie eine Nadel genau in sein rechtes Auge. ›Bald bin ich dich los‹, drohte Pascal. ›Je mehr du mich nervst, umso eher werde ich dich vernichten. Nichts bist du, als ein Hirngespinst. Ich bin dein Schöpfer und ich werde dein Ende sein.‹ Anstatt dass Patrice sich davon einschüchtern ließ, tat ihm nun auch noch das zweite Auge weh. Pascal folgte Maximilien zurück in den Bugraum, wo Tekuro ihn sehr aufmerksam musterte, als würde er ihm ansehen, wer hinter seiner Stirn tobte und Tekuros Namen schrie. Natürlich, Patrice hatte nicht nur andere Ansichten,sondern auch eine andere Mimik und Gestik als Pascal. Diese drang offenbar teilweise an die Oberfläche durch. Mit einem genüsslichen Grinsen setzte Pascal sich zu Caillou, legte den Arm um ihn und schenkte ihm einen Kuss.

  • Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max setzte sich zurück zu Tekuro und Fabien. »Pascal wird von Benito untersucht und dann schauen wir, ob wir Patrice extrahieren können. Zudem muss Benito die Frage beantworten, ob eine Trennung der beiden möglich ist und wenn ja, welche Risiken dabei zu beachten sind. Und letztendlich, sollte eine Trennung möglich sein, ist die Frage wohin dann mit dem freischwebenden Patrice. Um so etwas muss sich Benito Gedanken machen. Möchtest Du mir was sagen?«, fragte Max und musterte Tekuro eindringlich.


    Tekuro Chud
    »Ja«, sagte Tekuro leise und zog die Beine an. Er legte die Arme darum und vergrub sein Gesicht hinter seinen Knien. »Ich will meinen Patti zurück. Ich will ihn endlich wiederhaben!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max rutschte näher. »Und was ist, wenn dies nicht möglich ist? Was dann Tekuro? Ob es so ist, wissen wir alle noch nicht, aber für den Wennfall?«, fragte Max.


    Tekuro Chud
    »Nichts«, sagte er tonlos.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nichts. Nichts oder das Nichts?«, fragte Max und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Du hast selbst von Dir eine viel zu schlechte Meinung, weißt Du das? Ich weiß was Du getan hast und tust, aber das ist nur eine Seite von Dir. Und die hat hier im Moment nichts verloren. Ich hoffe das wir beide retten können. Moment, dass hat schon einmal wer gehofft und hat eine Seele aus einem Körper gezogen«, grübelte Max und spontan fiel ihm ein, dass es Ciel gewesen war, der Aimeric gerettet hat. Nur wo Dunwin dann abgeblieben war wusste er nicht. Ob Ciel das wusste? Ciel wäre bestimmt bereit den Beißern zur Not beizustehen. »Vielleicht habe ich eine Lösung«, sagte Max und drückte Teku.


    Tekuro Chud
    Tekuro zögerte, dann rollte er sich ein wenig auf und legte den Kopf an Maximiliens Schulter. Er kämpfte sehr mit sich, seine Zähne malten und Maximilien spürte an seiner Schulter, wie seine Kiefermuskeln sich immer wieder spannten. »Prince Ciel hilft immer ... er mag uns. Besonders Belly und Boldi, glaub ich. Wenn er helfen kann. Ich würde so gerne ... ich würde auch helfen, wenn ich kann. Aber ich weiß nicht, wie.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Soll ich einmal ganz fies antworten und zwar so, wie ich nie antworten würde? So als wäre ich einfach nur irgendwer?«, grinste Max.


    Tekuro Chud
    Tekuro nickte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max beugte sich ganz nah zu Tekuro und hauchte ihm ins Ohr »Du benötigst einen Naridier, einen der seinen Körper abgiebt, als freiwillige Spende«, wisperte Max und stupste Teku kurz mit der Nase an. »Sowas würden Fremde denken«, schmunzelte Max.



    Tekuro Chud
    »Er müsste jung und hübsch sein, damit er zu Patti passt. Er sieht so schön aus, es ist schwer, einen zweiten zu finden. Aber ich würde ihn akzeptieren, wenn Patti dafür bleibt.« Er fand, dass er sich anhörte wie eine Memme. Der Skorpion hatte den Panzer geöffnet und das war das Ergebnis. Sein Mann war fort, zusammen mit Tekuros Würde. »Ich lieb ihn«, sagte er so leise, dass es nur Maximilien hörte. »Kennt ihr einen schönen Naridier?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nein, nicht einen einzigen. Aber das ist absolut bedeutungslos denn ich kenne nur eine Handvoll. Wir finden einen, ansonsten schauen wir auf den offenen Sklavenmärkten in Ehveros war einer. Dort suchst Du Dir einen passenden Burschen aus. Das dürfte doch kein Problem sein. Es freut mich wie Du über ihn denkst, Du musst keine Angst haben und Du musst Dich auch nicht schämen. Das ist völlig normal, mehr noch es ist etwas sehr schönes. Reisen wir nach Ehveros für ein paar Tage«, schlug Max ganz leise vor.


    Tekuro Chud
    Tekuro nickte erfreut. »Sklaven einkaufen, das gefällt mir! Papa, kommst du auch mit? Wir kaufen dir auch einen, damit du ihn abrichten kannst. Du brauchst eine Aufgabe! Oh und Arbo könnte auch einen gebrauchen. Ja, das machen wir. Boldi will sicher keinen, der mag keine Sklaverei«, überlegte er laut vor sich hin. »Papa könnte auch nach einer Hülle für Arkan schauen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das kann er halten wie er möchte, was spricht dagegen außer der Geldbeutel? Wir nehmen Domi auf alle Fälle mit und Fabien. Fabien muss auch mit, ohne ihn gehe ich nirgendwohin. Und Massimo die Spaßbremse«, lachte Max.


    Tekuro Chud
    »Fabs ist ein schöner und braver Sklave«, nickte Tekuro anerkennend, ganz in seinem Element und Hoffnung schöpfend, dass er Patrice doch nicht verloren hatte. »Den würd ich auch überall mit hinnehmen. Domi, na meinetwegen, er wird ja keinen Dildo mitschleppen diesmal. Massimo, der Läuterer, der Garant für miese Stimmung. Gut, wenn Ihr wollt. Ich nehm Kaz mit, damit der auf andere Gedanken kommt. Und Arbo.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ach ich denke Massimo kann auch Spaß haben und richtig lustig sein. Dafür müssen nur paar Rakshaner grausam sterben«, lachte Max und knuffte Teku. »Wie Domi darf seine Dildosammlung nicht mitnehmen? Dass muss ich ihm vorher sagen. Und seine Frau nicht, das soll ein Biest sein wie ich hörte. Fabien ist nicht mein Sklave, er ist mein Leibeigener. Das ist etwas anderes. Ein Leibeigener ist das Eigentum von mir ganz persönlich, mein Mensch sozusagen. Er hat Rechte und Pflichten, ähnlich wie freie Herren, aber nicht exakt die gleichen. In manchen Dingen hat Fabien dadurch sogar mehr Freiheit, zum Beispiel bei Straftaten. Ein Sklave hingegen ist ein Gegenstand. Er hat keinerlei Rechte. Ich werde wieder irgendwas exotisches Essen. Man wenn ich nur dran denke würde ich auch gerne Ciel oder Min mitnehmen, aber dann könnte ich mir auch eine Eisenkugel ums Bein binden«, grübelte Max was Fabien grinsen ließ.


    Tekuro Chud
    »Nur Nathan fehlt, wenn ich mich recht entsinne. Und Edoardo. Dann wäre die Truppe wieder komplett. Na ja, dafür habt Ihr dann Kaz, Arbo und mich. Eine Reise, das mag ich. Aber Boldi muss auch mit«, grübelte er. »Der kann nicht allein bleiben.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Abgemacht, dann machen wir eine Wochenendreise bevor Ihr mit meinem Sohn auf große Reise geht. Sozusagen Einkaufsbummel und Verabschiedung in einem. Bellamy nehmen wir ebenso mit und Ciel, er kann etwas Spaß vertragen. Boldi wird seine Männer mitnehmen, ergo wenn die Beißer und Belly mitkommen, dann Ciel auch. An den Tagen werde ich es mir einfach gut gehen lassen. Fabs und Domi sind meine beiden Beschützer. Du darfst mich natürlich auch beschützen und wir benötigen ein Himmelsauge, Jules muss mit«, überlegte Max, während Fabien durchzählte, mit wem Max mal so eben losstiefeln wollte. Zum Glück war das Luftschiff noch da.


    Tekuro Chud
    »Abgemacht.« Tekuro packte Maximilien um die Schultern, zog ihn an sich und drückte ihm einen Kuss auf. »Wenn alle mitkommen, darf Nori nicht fehlen. Sie muss geschützt werden. Oder ein sicheres Zimmer im Inneren des Palasts beziehen derweil.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ach was sie kommt mit, sie sieht aus als könnte sie auch mal was Spaß vertragen, sie guckt so verkniffen. Sie muss mal etwas lockerer werden. Sie guckt fast so grimmig wie meine erste Frau. Und die kann auch gucken dagegen ist bei Packeis Tauwetter. Selbst Frostalben frieren dann, total gleich sie kann auch nett sein. Meist wenn sie einen in der Krone hat. Gut wieviel bist Du bereit auszugeben für Deinen Sklaven? MOMENT! Dreux hatte sich doch so einen Kastraten gekauft? Wo ist der überhaupt? Also der Kastrat, nicht Dreux«, grübelte Max.


    Tekuro Chud
    »In der Küche ist ein schwarzer Kastrat«, erklärte Tekuro mit unverhohlener Lüsternkeit in der Stimme. »Der bringt den Unitès manchmal den Essenwagen. Daher kenn ich den. Ich hab viel Geld, aber keine Ahnung, was ein gekaufter Sklave kostet. Bisher hatte ich nur einen, hm, Wildfang.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Hier in der Küche? Ein schwarzer Kastrat? Der fasst Lebensmittel an? Wie ekelerregend ist das denn? Je näher man der Küche kommt, je weißer müssen die Sklaven sein. Ich esse doch nichts was so ein... hm was so eine Person in seiner »Hand« hatte. Habe ich hier schon etwas gegessen? Ich meine nicht. Meine Güte. Die gehen los für 10 Taler, nach oben offen sind keine Grenzen gesetzt. Ist ähnlich wie bei Pferden, Ackergaul, Schindmähre oder Kriegspferd. Das sagst alles über die Kosten aus. Ich würde sagen so um die 500 Taler musst Du schon bezahlen«, erklärte Max freundlich.


    Tekuro Chud
    »Das macht nichts, ich hab genügend gespart. Genau wie Boldi, wir waren ganz sparsam. Sicher ist sicher. Drum kann er ruhig teuer sein, er muss gut sein, also schön und gesund. Und jung. Belly gefiel Jaques, aber der war mir zu alt und haarig, außerdem hat man an den Schlüsselbeinen seine Knochen gesehen. Jung und glatt, schönes Gesicht, sanft aussehend. Genau so. Der Katrat ist nicht hier in der Küche, sondern im Palast. Also werdet Ihr davon sicher schon gegessen haben, was er anfasste.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Bei Ainuwar, ich habe einen Leibkoch, wenn der diesen Widerling in meinem Essen rumpanschen ließ, dann schwöre ich bei allem was mir heilig ist, vor dem Morgengrauen rollt sein Schädel. Das ist doch nicht zu fassen!«, grollte Max stinksauer. Fabien tippte Max an und schüttelte den Kopf. »Das ist sicher die Gesindeküche«, versuchte Fabs zu schlichten. »Gleich ich lasse das überprüfen, da wird einem echt anders. Das ist irgendwie, nein ich mag das nicht«, antwortete Max und Fabien rutschte ein Stück näher. »Dein Leibkoch, kocht alles selbst und ich hole Dein Essen, ich schwöre es Dir«, grinste Fabien. »Ich glaube Dir und lass es trotzdem überprüfen. Das benötige ich für meinen Seelenfrieden nach dieser Info«, grinste Max zurück. »Du könntest Dir auch direkt einen Lustsklaven kaufen«, bot Maximilien Tekuro an.


    Tekuro Chud
    »Ja, das ist eine gute Idee. Einen in dem Patti wohnen kann und einen zum unkomplizierten Spielen«, träumte er. »Der immer kuschelt, wenn ich es sage, nie Nein sagen darf. Immer lieb ist. Nie umspinnt oder plötzlich einen Ehemann aus dem Ärmel schüttelt. Dankbarkeit zeigt, wenn man gut zu ihm ist. Am besten schon fertig abgerichtet. Wollt ihr nicht auch einen Lustsklaven kaufen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Nein das möchte ich nicht, weil dann der beste Teil wegfällt, das Balzen. Gleich ob um eine meiner Frauen oder jemand anderes, das macht ja den Reiz aus, ob der andere drauf eingeht. Mal absolut ernst ohne unser Gealbere gerade. Schau mal, ich kann jederzeit alles befehlen. Wenn ich jemanden in meinem Bett haben möchte, könnte ich das der Person befehlen oder sie in mein Bett schaffen lassen. Ich entscheide über Leben und Tod, ich entscheide über Krieg und Frieden was unsere Aktionen angeht. Es gibt nichts, was ich nicht entscheiden könnte, wenn ich nur wollte. Und genau aus dem Grund, lasse ich dem anderen die Wahl den ich anflirte. Wenn Du auch möchtest, gehst Du drauf ein und wir haben Sex. Falls Du nicht möchtest, ist das absolut in Ordnung und ich akzeptiere das. Da möchte ich nichts befehlen, weder einer freien Person, noch einer leibeigenen Person, noch einem Sklaven. Mit einem Flirt unterbreite ich ein Angebot, eine Offerte - was draus wird entscheidet der andere. Es ist immer freiwillig. Aber Du hast ein anderes Leben und einen anderen Geschmack als ich, also kauf Dir was Dir gefällt Tekuro. Vielleicht solltest Du über zwei nachdenken«, antwortete Max.


    Tekuro Chud
    »Aber der beste Teil ist doch das eigentliche Spiel«, antwortete Tekuro mit einem breiten Grinsen. »Dazu balzt Ihr ja auch. Damit Ihr dann spielen könnt. Ich kann nicht balzen, ich würde nur leer ausgehen, würde ich mich rein darauf verlassen. Ich kam darauf, weil Ihr Euch wegen Fabs nicht traut aber gern mal einen weggesteckt kriegt. Entweder Ihr fragt mich, oder Ihr kauft Euch einfach einen, der das macht. Wenn Patti mal wieder da wäre, könnte er den Sklaven sogar mit aussuchen«, murrte Tekuro. »Ist das eigentlich strafbar, eine Seele zu klauen? Ich find das unfair. Ihr sagt, Patti ist eigenständig. Dann hat Pascal kein Recht, ihn da einzusperren!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max blinzelte und wurde puterrot, was ihm wirklich selten passierte. Ein Hieb unter die Maske und dann noch genau auf die Zwölf. »Danke Tekuro«, grinste Max so falsch wie man nur grinsen konnte, während Fabien ihn mit schräg gelegten Kopf und megabreitem Grinsen musterte. »Ich kauf mir keinen Sklaven und ich möchte auch keinen Sklaven. Was das nicht trauen angeht, hat das einen anderen Grund als den, den Du kennst Fabs. Ich mag Dich sehr«, schmunzelte Max und musterte dann Tekuro. »Nun wir sperren ihn auch nicht in Pascal ein, sondern wir holen ihn aus Pascal heraus, damit beide in Ruhe und Frieden leben können«, erklärte Maximilien freundlich und legte den anderen Arm um Fabien.


    Tekuro Chud
    Tekuro legte sein Kinn auf Maximiliens Schulter und versuchte gar nicht erst, unschuldig zu schauen. Das war ein Gesicht, was ihm schlecht stand und ohnehin niemand abkaufte. Dafür leckte er ihm einmal zärtlich über den Halsmuskel unter dem Ohr. »Wann machen wir das?«, fragte er. »Patti rausholen? Pascal sperrt ihn ein. Man könnte Pascal zwingen, ihn freizulassen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max Mundwinkel zuckten bei der Liebkosung, ziemlich heiße Erinnerungen wurden dabei wach. An den staubigen Schuppen und wie sie sich geliebt hatten. »Wir können ihn nicht gewaltsam entfernen, denn dann wird Pascal ihn entfernen. Du musst schon beiden ihre Chance geben Tekuro. Bedenke eines, das ist Pascals Körper, in ihm sitzt Patrice wie ein Parasit. Du kannst auch keinen Hund erschießen, weil Du den Bandwurm retten willst. Eine Frage, wie willst Du Deinen Sklaven überhaupt ausbilden, wenn Du es gar nicht kannst?«, hakte Max mit Unschuldsmiene nach.


    Tekuro Chud
    »Hm, Kaz hilft mir. Und Belly. Die beiden haben Ahnung. Wieso?« Er schaute Maximilien neugierig an, was schwierig war, wenn man ihm nicht in die Augen schauen durfte, aber er hatte das Gefühl, dass dieser irgendeine mitschwingende Botschaft hatte, die er nicht verstand. »Wollt Ihr mit mir üben?«, riet er und rutschte unruhig im Sitzen hin und her. »Patti ist viel wertvoller als Pascal. Pascal ist ein arroganter Kotzbrocken. Patti ist lieb, einfach nur süß. Aber hauptsache, Patti überlebt, das ist das Wichtigste«, sagte er besorgt.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Mit Dir üben? Möchtest Du mein Sklave sein?«, lachte Max und knuffte Teku. »Ich wollte wissen, was Du so alles an Kunststückchen beherrscht die Du dann fachmännisch Deinem Sklaven beibringen würdest. Ich höre«, grinste Max.


    Tekuro Chud
    »Eigentlich ist es ganz einfach, was er können soll. Er muss für mich da sein, wann immer ich das will und dann schmusen oder auf Kommando lutschen oder mir das Arschloch lecken. Das mag ich. Ich will, dass er mir sagt, wie sehr er mich mag. Und zwar so, dass es nicht gelogen klingt. Sonst macht mich das wütend und dann leidet er. Immer lieb sein muss er, mir was zu trinken bringen und helfen, von sich aus. Ich will nicht alles vorbeten müssen. Und auf Kommando muss er auch andere, die ich mag, verwöhnen können. Ach ja, Kaz hat gesagt, es ist wichtig, dass er den Arsch aufmacht, wenn er soll und sich ganz von allein auf einen drauf zieht. Das muss er also auch können.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schaute Tekuro baff an, während Fabien den Lachanfall seines Lebens bekam und sein Gesicht in die Segeltücher presste. »Das alberne Huhn«, stöhnte Max und schmunzelte Tekuro an. »Das können nicht nur Sklaven, das machen sogar die meisten Partner für einander Tekuro. Das was Du beschreibst klingt als suchst Du einen liebevollen Ehemann, oder einen Leibdiener«, antwortete Max und boxte Fabien aus Spaß, der sich gerade wieder beruhigte.


    Tekuro Chud
    Tekuro glotzte nicht minder baff zurück. »Ach ja? Tun sie das?« Er sah nun wirklich verlegen aus. »Bei mir irgendwie nicht. Patti hat nie ... nur wenn ich es ihm befahl, glaub ich. Ich hätte wohl irgendwas erfinden sollen, was er können soll ... irgendwas, wie, hm.« Ihm fiel nicht einmal etwas ein. »Jetzt hab ich mich blamiert«, murrte er leise.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ach was, da kommt man gemeinsam hin durch ausprobieren. Oder einer kann schon was und zeigt es dem anderen. Vielleicht kann Patti ja was und hat es Dir noch nicht gezeigt. Mach Dir da mal kein Gedanken und Du hast noch Deinen Vater, so albern das klingt, führe mal ein Vater Sohn Gespräch. Ein paar Dinge hat mir meiner auch mit auf den Weg gegeben, aber er ist zu früh gegangen. So einiges hätte ich ihn schon damals gerne gefragt. Du hast Dein Vater noch, Du kannst ihn alles fragen. Mein Leibdiener Leon hat sich sehr bemüht, der Rolle gerecht zu werden und ich muss sagen, er war erstklassig. Genau wie Fabien. Jeder auf seine Weise aber beide erstklassig. Und Du musst auch immer bedenken, Du musst dem anderen auch eine Chance geben, etwas zu sehen. Also überfall ihn nicht gleich mit Forderungen, jeder hat seine eigene Geschwindigkeit. Vielleicht hätte er es Dir eine Minute später selbst angeboten. Also ruhig bleiben. Und wie Du zärtlich sein kannst, dass hat er Dir doch beigebracht also Dein Patti«, sagte Max.


    Tekuro Chud
    »Ja, hat er«, sagte Tekuro wehmütig. »Und Vano. Ich war ja geduldig. Ich war bereit, zu lernen. Ist doch alles Scheiße. Ich werd mich ein bisschen zu Papa legen, Max. Papa ist ein guter Berater und er hatte einen Arkan, mit dem er sehr lieb zusammen war. Meine Mama war das. Drum kann er viel erklären. Danke, Max.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Er hat es Dir sehr gut beigebracht, rede mit Deinem Paps und was uns beide angeht, schauen wir mal was Ehveros bringt. Manche Männer sind bessere Mütter, als eine Frau je sein kann Tekuro. Leon war beides für mich und ich hätte ihn nicht gegen meine Mutter tauschen wollen, ganz sicher nicht. Zur Not kannst Du auch mit Vano oder mir reden in Ehveros. Wir bekommen das schon hin. Arkan klingt nach einem guten Typen. Kein Wunder das Dein Vater ihn vermisst. Ich vermisse auch schnell Min oder Fabs, das ist normal. Wir sehen uns«, sagte Max stand auf und drückte Teku kurz, bevor er aufbrach und zur Insel und seinen Leuten zurückkehrte. Er musste von dem geplanten Ausflug erzählen. Auf die Gesichter war er gespannt.


    Tekuro Chud
    »Ja, das war er. Wir sehen uns, Max.« Innerlich fragte er sich, ob Fabien nun öfter Mal randurfte, jetzt, wo er wusste, dass Max es liebte, genommen zu werden. Tekuro verkniff sich einen sehnsüchtigen Blick in Richtung von Pascal. Er wandte sich ab und kroch auf allen vieren hinüber zu seinem Vater. Er küsste ihn liebevoll, zog ihm von hinten das Oberteil hoch und kraulte seinen Rücken. »Bald hast du ihn wieder, Papa«, versprach er und legte sich bequem hin, um ihn weiter zu kraulen.


    Kazrar
    Kazrar nahm seinen Sohn fest in den Arm und drückte ihn an sich. »Max ist sehr zutraulich zu Dir. Möglicherweise wollte er auch wissen, was Du ihm bieten kannst. So Erfahrungstechnisch, Du scheinst ihn ja gut verwöhnt zu haben. Er mag Dich, dass merkt man und das macht mich stolz. Du bist gut zu ihm gewesen und er ist es auch zu Dir. Ich denke sein Leibdiener hat wohl ein oder zwei Fragen, wenn sie Zuhause sind. Ich werde Dir immer bei der Ausbildung Deiner Sklaven helfen, da musst Du keine Sorge haben«, sagte Kaz und machte es sich mit Teku zusammen gemütlich.


    Tekuro Chud
    »Danke, Papa. Ich lieb dich so. Möchtest du in Ehveros auch einen Sklaven kaufen? Dann hättest du ein Hobby und müsstest nicht nur trauern. Ablenkung. Ich hab mir große Mühe gegeben bei Max, wir hatten viel Spaß. Es hat uns gut gefallen, beiden. Ich mag ihn auch, obwohl er mich hat anbohren lassen, aber da war ich selber Schuld. War stümperhaft, hätte mich nicht erwischen lassen dürfen.«


    Kazrar
    »Du musst eines sehen mein Sohn, ich bin Dein Vater. Aber Dein Max ist der Vater von allen Souvagnern, auch ich musste Dich schon ohrfeigen. Das heißt nicht, dass ich Dich nicht liebe und ich denke er ist ebenso gestrickt. Du scheinst ihm mehr gegeben zu haben, als dass Du Dir einfach nur Mühe gegeben hast. Das merkt man, er ist lockerer in Deiner Nähe. Und es freut mich, dass Ihr Euch so gut verstanden habt. Solltet Ihr es noch einmal tun, werde ich zuschauen wenn ich darf. Einen Sklaven für mich? Warum nicht, das ist eine sehr gute Idee. So machen wir das, wir erziehen im Duo. Und wenn man ihn nicht mehr mag, ist ein gut ausgebildeter Sklave auch noch mehr wert«, sagte Kaz und kuschelte sich bei Tekuro ein.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • Linhard und Tazio



    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Das Luftschiff kehrte nicht sofort heim nach Ledwick. Aus den Lüften heraus beobachtete Tazio mit dem Fernrohr das Geschehen und ließ sich auch von seinen Geistmagiern, dem Kapitän der Duca Ernesto Sirio di Ledvicco und allem was sonst noch Rang und Namen hatte auf dem Laufenden halten, wie die Schlacht verlief. Auch nachdem der Sieg gewiss war und die Inseln unter der Kontrolle von Souvagne waren, führte der Luftweg nicht sofort zurück in die Heimat. Stattdessen befahl der Duca einen Abstecher nach Westen, in Richtung der Steppe, wo die Gebeine seines Vaters und zahlloser Soldaten ruhten. Es würde einige Stunden dauern, bis sie dort waren. Bis dahin kehrte Tazio in das kleine Schlösschen auf der obersten Etage des Luftschiffs zurück, wo er es sich gemütlich machte und Vianello zu sich rief. »Bitte organisiere uns eine Erfrischung und lasse nach Linhard schicken. Ich möchte mit ihm reden.« Tazio war sehr erschöpft, obgleich er kaum etwas aktiv getan hatte. Es war eine emotionale Erschöpfung.


    Vianello Leonardo
    Vianello verneigte sich knapp. "Sofort Eure Majestät", sagte der alte Leibdiener und eilte davon um direkt Linhard bescheid zu sagen und dann Erfrischungen zu organisieren. Vianello erreichte im gleichen Augenblick wie Linhard die Räumlichkeiten des Duca und servierte beiden eine Zitronenlimonade die mit Eiswürfeln gekühlt war. Die große Karaffe stellte er auf den Tisch ab, falls jemand nach seinem Glas noch Durst haben sollte. "Wohl bekommts, falls Ihr noch etwas wünscht, ich bin in der Nähe", sagte Vianello und drückte kurz die Schulter von Tazio. Der junge Duca verstand die Geste der Nähe, ehe Vianello ihn mit Linhard allein ließ.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nahm gegenüber von Tazio Platz und hob prostend sein Glas. "Auf Euch", sagte er schlicht, trank aber noch nicht, da der erste Schluck Tazio gebührte. "Worüber möchtet Ihr mit mir sprechen?", fragte Linhard und musterte Tazio neugierig. Der Duca war jung, in seinem Alter und er hatte ihn schon privat kennengelernt. Dennoch sprach er ihn nicht privat an, da er nicht um die Natur des Treffens wusste. Eigentlich waren sie eine Familie, verbunden durch Verrill, aber es konnte sich auch um politische Belange handeln. Die Zwerge waren vernichtet, die Farisin ebenso und die beiden Inseln gehörten nun zu Souvagne, wie er selbst auch. Das Luftschiff in dem sie reisten gefiel Linhard, es zeigte zu welcher Macht Almanen fähig waren, wenn sie nur zusammenhielten und was für Almanen im allgemeinen galt, galt für Familien im Besonderen ebenso.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio blickte Vianello in tiefer Dankbarkeit nach. Es mochte die alltägliche Aufgabe eines Leibdieners sein, sich um seinen Herrn zu kümmern, aber für Tazio war es nichts, was je zur Selbstverständlichkeit geworden war. Zumal Vianello so viel mehr war als ein Diener, er war auch Kamerad, Freund, Vertrauter und bisweilen musste er auch der Ersatz für Tazios gefallenen Vater sein. Somit war die Last, die der alte Haudegen stemmen musste, sehr viel größer als die eines gewöhnlichen Leibdieners und deren Aufgaben waren schon umfassend genug. Als Linhard ihm freundlich zuprostete, hob auch Tazio sein Glas. »Auf den Sieg, auch wenn er für manch einen zu spät kam. Er gewährleistet dennoch die Sicherheit jener, denen die Zukunft gehört. Auf uns alle, Linhard.« Tazio trank einige Schlucke der Limonade, denn er hatte großen Durst, ehe er das Glas wieder abstellte. »Wir reden privat, Linhard. Zwischen dem Endschlag und dem Bergen der Gebeine sollten wir uns ein wenig entspannen. Darum möchte ich mit dir über unseren Alltag in Monleone sprechen. Hast du dir schon überlegt, wie du im Palast zu wohnen gedenkst?«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nahm ebenfalls einen großen Schluck. "Es freut mich, dass wir privat reden. Das macht einiges leichter und wir können offen reden. Sie haben gewusst, wen sie herausgefordert haben Tazio. Die Zwerge wie auch die Farisin hätten wissen müssen, dass irgendwann Schluss ist. Irgendwann tritt man wen vor Schienenbein, der zurücktritt und zwar so, dass der andere nie mehr zu treten vermag. Ihr wart immer friedlich, Souvagne ist stets friedlich. Aber jedes Tier und jedes Volk schützt sein Leben. Auch eine Maus beißt, wenn man sie bedroht. Nur sind Ledwick und Souvagne keine Mäuse. Und Maximilien nimmt Bedrohungen die sein Land betreffen persönlich, Du genauso denn Ihr seid das Land. Ich weiß nicht, was die Zwerge erwartet haben. Sie haben schon Alkena angegriffen und zwar grundlos. Was haben sie erwartet, dass andere ihre Dummheit ausbaden? Sie haben Euch mit dem vermeintlichen Zusammenhalt gelockt, mit dem Aufrechterhalten der Ordnung, dem Schutz vor dem Chaos. Sind wir ehrlich, Verrill hat Recht, die Zwerge haben das Chaos erst losgetreten und somit ihren eigenen Untergang eingeläutet. Angefangen bei Alkena und beendet bei Euch. Nun sind sie weg und eine Kerbe auf Deiner Klinge - Prost Bruder", grinst Lin und nahm noch einen großen Schluck. "Ein klein wenig habe ich mir schon Gedanken gemacht, oder besser gesagt Sorgen. Früher habe ich mit Verrill gemeinsam in einem Gemach gelebt am Hofe in Beaufort. Ich wollte nicht alleine leben, ich habe lange genug alleine gelebt und wir beide kamen gut miteinander aus. Ich habe mich gefragt, ob das hier auch möglich ist, oder ob Deine Stellung das verbietet. Oder ob Du es verbietest. Wenn es nach mir ginge, würden wir drei zusammenleben. Aber es geht nicht nach mir", antwortete Lin.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio nahm sich eine Zitronenscheibe aus dem Glas, faltete sie und biss das Fruchtfleisch aus der Schale, die er auf den Teller legte. »Zwerge und Farisin sind Geschichte und zwar endgültig. Sollte es Überlebende geben, werden diese sich nie wieder erholen, dafür sorge ich. Auf jeden Zwerg, ohne Unterschied, genau so wie auf jeden Farisin werde ich ein gutes Kopfgeld ausschreiben, so dass die Suche sich lohnt. Mit Verrill hatte ich bereits darüber gesprochen. Auch sie würde gern zu dritt wohnen. Natürlich habe ich mir ebenso meine Gedanken gemacht, aber ich möchte erst einmal deine Vorschläge und Wünsche hören. Zu dritt wohnen kann vieles bedeuten. Wie genau hast du es dir vorgestellt?«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard beobachtete Tazio wie er in die Zitrone biss und musste grinsen. "Zu dritt wohnen heißt bei mir mit allem was dazu gehört. Wir würden zu dritt in einem Gemach wohnen und wir würden auch zu dritt in einem Bett schlafen. Jeder sollte zudem ein Zimmer für sich und seine Hobbys haben. Nun Du kennst Verrill, ein Zimmer käme für die Bücher wohl nicht hin, aber ich meine wo man seinen Kleinkram erledigt. Wir würden zusammenleben wie es sonst Familien tun, gemeinsam in einer großen Wohnung. Natürlich leben wir auch unter einem Dach, wenn jeder sein eigenes Gemach hat. Aber dann teilt man auch nicht mehr als das Dach. So war es früher in meiner Familie, wann sieht man sich in so einem Fall? Und wie nah ist man sich dann überhaupt noch? Wir waren uns nicht nah, nicht wirklich. Stell Dir vor wir sitzen abends gemeinsam zusammen vor dem Kamin und unterhalten uns. Du kannst von Deinem Tag erzählen und ich ebenso, genau wie Verrill. Wir haben ganz ähnliche Interessen und Hobbys und Verrill ist neugierig genug mitzuziehen. Sie ist uns Verbundstück - Deine Frau und meine Frau, aber Deine Ducachessa. Ansonsten habe ich noch meine Scholle und mein Herrenhaus in Souvagne. Da bist Du genauso gerne gesehen, wie ich hoffentlich hier", erklärte Lin.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Du bist gern hier gesehen. Wäre es anders, wüsstest du es. So lange du nichts dergleichen von mir hörst, ist alles in Ordnung. Mach dir also keine Gedanken deswegen. Zu dritt als Familie, das ist also dein Wunsch, zuzüglich einen Raum, den jeder für sich hat. Ich würde allerdings nicht sehr häufig da sein. Wenn ich etwas von der wenigen Zeit, die ich für mich selbst zur Verfügung habe, allein mit Verrill verbringen möchte, könntest du das ohne Groll akzeptieren? Nicht zuletzt, wenn wir zu Dritt in einem Bett liegen, könntest du es ertragen, mich auf ihr und in ihr zu sehen?« Tazio trank einen Schluck und musterte Linhard neugierig über sein Glas hinweg.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musste ziemlich breit und lüstern grinsen. "Also pass auf, reden wir Klartext. Falls Du mit Verrill Sex haben willst und Ihr beiden mich dabei haben wollt, sollte ich entweder mitspielen oder zuschauen dürfen. Als unbeteiligter Dritter wäre das schon ziemlich hart. Da ist mir eine ehrliche Ansage lieber, dass Ihr beiden allein sein möchtet. Das finde ich nicht schlimm und macht mir nicht aus, damit kann ich umgehen. Ich würde es ebenso halten. Das heißt wenn wir zu dritt im Bett liegen und ich Dir nicht sage, wir möchten einen Moment für uns, dann bist Du eingeladen dabei zu sein. Ich bin ebenfalls nicht immer Zuhause, das liegt aber an meiner Art. Ich kam früher nicht viel herum und nun habe ich Aquila und nutze meist jede Gelegenheit irgendwo hin zu fliegen oder mir etwas anzuschauen. Ich bin auch dienstlich unterwegs für meine Vogelzucht und ich muss sagen, dass macht mir verdammt viel Spaß. Ich bin auch häufig mit Ciel unterwegs, keine Ahnung irgendwie steckt er ständig in einem Abenteuer und wir gemeinsam oft in Schwierigkeiten, aber seit dem verstehen wir uns wirklich gut. Dann noch etwas, was ich verstehe, aber Dir sagen muss. Sobald Verrill entbunden hat, werde ich keinen Sex mehr mit ihr haben. Keinen. Null. Und zwar bis zu dem Tag wo sie Dein Kind empfangen hat. Das ist ein Dogma meines Schwiegervaters... unseres Schwiegervaters. Hintergrund ist folgender, Du sollst genau wissen, dass Dein Kind wirklich Dein Kind ist. Das verstehe ich, denn ist es ein Sohn wird es Kronprince sein. Ein weiterer Punkt der da eingreift ist, ich bin seelisch treu, körperlich nicht. Das solltest Du selbst mit Verrill besprechen, denn wir hatten die Vereinbarung, dass Gregoire neben mir irgendwann eine Frau heiratet um Kinder zu zeugen. Das Du in Gregs Leben stolperst und alles auf den Kopf stellt, damit konnte keiner rechnen, aber Du machst sie glücklich und vor allem mutig. Ich hoffe ich auch. Heißt auch darüber müssen wir sprechen Tazio. Aber solange ich Euch beiden den Vorrang lasse, werde ich mich an kein Treuegebot halten. Neun Monate sind eine verdammt lange Zeit um sich was aus den Rippen zu schwitzen. Wie stehst Du zu der Sache?", hakte Lin nach und trank seine Limonade aus und goss sich erneut ein.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio setzte ein großherzogliches Schmunzeln auf, doch dann wich seine Zurückhaltung ein wenig und er grinste. Es war kein breites Grinsen, es war sacht, aber unverkennbar ein Grinsen, als es um dieses Thema geht. Er war ein junger Mann und bei aller Schüchternheit nicht frei von Wünschen und Bedürfnissen. »Dann will ich hoffen, dass du deine Gefährtinnen mit Bedacht wählst. Bevor du wieder zu uns in das Bett steigst, wirst du dich einer gründlichen ärztlichen Untersuchung unterziehen. Geschlechtskrankheiten habe ich im Krieg zuhauf gesehen und spüre nicht den Bedarf, meine Familie einer solchen auszusetzen. Du weißt, dass einige davon Unfruchtbarkeit nach sich ziehen können und andere den Tod, manche auch Wahnsinn oder alles zusammen. Wie ich zu Untreue stehe, kannst du dir daher denken. Es gab eine Zeit, mehrere Jahre, da mied ich jedweden körperlichen Kontakt. Offene Geschwüre, die sich von den Genitalien aus auf dem ganzen Körper verbreiten und das Urinieren von Blut sind keine Dinge, die man leicht vergisst, wenn man sie sehen musste Ich für meinen Teil spüre keinen Bedarf, mit jemandem intim zu werden, den ich nicht sehr gut kenne und für sauber halte. Wir können bis zur Entbindung gern versuchen, zu dritt Freude aneinander zu haben. Dass du danach mit Verrill keinen Beischlaf vollziehen möchtest, ist eine gute Entscheidung, die ich dir trotz allem gern so leicht wie möglich mache. Schließlich warst du zuerst mit ihr verheiratet. Darf ich dir eine Mätresse anbieten, damit dein Leidensdruck erträglich bleibt oder welcher Natur ist deine Untreue?«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin dachte nach Tazios Worten eine ganze Weile nach. Da er Taz dabei offen anschaute, wusste dieser, das sein Schweigen keine Unhöflichkeit war. "Welcher Natur meine Untreue ist? Darüber habe ich ehrlich gesagt nie nachgedacht Tazio. Weißt Du ich hatte in der einen Sache nie ein Verbot und so machte ich auch was ich wollte. Ich trieb es nicht mit Schlampen aus Tavernen in Shohiro, sondern ich ging zu Nutten. Kein Gebalze, kein Gesülze, Taler auf den Tisch und Du bekommst was Du willst. Das was Du in aller Deutlichkeit sagt, sagte mir einst auch mein Adoptivpaps Brandur. Er schenkte mir sogar eine Puppe damit ich nicht in den Puff gehen musste. Warum ich es trotzdem mache? Gewohnheit vielleicht? Es ist einfach nur Sex, guter Sex aber nur Sex. Es ist kein Gefühl wie Zuneigung oder Liebe dabei es ist auf luxeriöse Art seinen Trieb abbauen. Für eine einfache Rein-Raus-Nummer kannst Du jede Hure ordern. Verrill ist nicht prüde, im Gegenteil sie hat mir einige Dinge beigebracht die ich vorher nicht ausprobiert habe. Unter anderem mit einem Mann Sex zu haben. Ich kann Dir die Frage nicht beantworten Tazio, weil ich sie mir gerade selbst gar nicht beantworten kann und mich frage - wieso überhaupt? Du hast völlig Recht mit den Krankheiten und den Gefahren, genauso mein Paps Brandur. Das kurzweilige Vergnügen hätte ich nicht nötig gehabt. Ich bin ja verheiratet und wie gesagt Verrill ist keine keusche Tempelmaus. Vielleicht behielt ich es bei, weil unsere Ehe eigentlich ein Handel war. Wir zogen nach Souvagne und während der Verhandlungen fragte Verrill mich ob ich sie heiraten möchte. Einmalige Gelegenheiten nicht wahr? Und ich überlegte ob ich zusagen sollte oder nicht. Ich tat es und zwar für meine Familie. Für mich war es ein Deal, wozu auch gehörte dass ich mit Verrill schlafen musste. Die Ehe musste vollzogen werden. Aber bis vor dem Vollzug gab sie mir Zeit. Gab ER mir Zeit, denn ich wusste nicht um seine wahre Natur. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und was soll ich Dir anderes sagen als die Wahrheit? Wir hatten ziemlich viel Spaß, ich hatte soviel Spaß wie nie zuvor. Und er war für mich da, er wollte mich, keinen Deal, keinen Vorteil, er mochte mich Lin. Und irgendwann so mittendrin, mochte ich ihn auch. Ab da war es anders zwischen uns, wir waren Gefährten und Freunde. Und ich war ein Blödmann, der all das gefährdet hat. Nicht das Verrill mich verlassen hätte, aber ich hätte mich, ihn oder auch unser Baby umbringen können. Er ebenso Tazio, denn sein langjähriger Geliebter, mischte immer noch mit und so offen muss ich sein - Ciel mischte mit. Verrill hat beide nicht auf diese Art wiedergetroffen. Melville hat sich von ihr fernzuhalten laut Order von Max. Und Verrill sieht es ebenso. Ciel und Verrill stehen sich sehr nah. Ich stehe ihm auch sehr nah, gelaufen ist noch nichts, aber wir hatten es mal vor. Nun Du könntest sagen ich war jung und dumm, nicht auf meinen Vater zu hören. Aber ich verstehe Deine Sicht vollkommen, denn sie ist korrekt. Abgemacht, ich werde es lassen, es ist reine Dummheit. Bis Tag X eine Mätresse heißt sie wäre genehmigt? Das wäre gut, ganz verzichten kann ich auch nicht. Ich bin ja kein Mönch und hatte auch nie vor einer zu werden. Das ist alles was ich Dir dazu sagen kann. Ich kann Dir das Warum nicht mal benennen Taz, ich mache viele Dinge von denen ich nicht weiß warum. Allerdings mache ich genauso viele Dinge, von denen ich sehr genau weiß wieso und für wen ich das tue", sagte Lin absolut ernst.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Eine Mätresse oder auch drei oder vier wären völlig in Ordnung. Das sind keine Huren, das sind gebildete Frauen aus gutem Hause und wenn sie dir zugewiesen sind, dann haben sie auch Order, sich ausschließlich um dein körperliches und auch seelisches Wohergehen zu kümmern. Wie andere Adlige das an ihren Höfen handhaben, ist ihnen überlassen, aber in Monleone achte ich darauf, dass keine naridischen Verhältnisse herrschen. Jeder Mann und jede Frau hat Bedürfnisse und diese dürfen durchaus gestillt werden, aber auf eine Weise, die von Respekt voneinander zeugt, auch wenn es bei manch einem nur um das körperliche Verlangen gehen mag. Kein Mensch sollte Ware sein. Ich wusste nicht, dass es in Souvagne Freudenhäuser gibt oder Freudenmädchen. Ich dachte bislang, dort wird es ähnlich gehalten wie in Ledvicco. Ich freue mich, dass du einsichtig bist. Möchtest du vielleicht einmal jemanden besuchen, der einmal zu viel in Obenza war? Wir haben eine Insel für Aussätzige. Wer von einer unheilbaren Seuche wie der Syphilis befallen ist, wird dort an Land gesetzt, zusammen mit einer Kiste mit dem nötigsten Hab und Gut. Die Aussätzigen können sich selbst mit Landwirtschaft versorgen, erhalten aber auch regelmäßige Lieferungen von Nahrung und Kleidung. Nur eines erhalten sie nicht - eine Fahrt zurück.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Nein die gibt es dort auch nicht, aber ein Drachenhuhn wie Aquila fliegt problemlos bis nach Naridien und somit nach Shohiro. In Souvagne habe ich noch nie einen Puff gesehen. Aber hart gesprochen, hat das irgendein Mann innerhalb Almaniens nötig, wenn er von Stand ist? Er könnte jede untergeordnete Frau nehmen. Unter der Hand gesprochen, ein offenes Geheimnis ist zum Beispiel das Melville alle seine Leibeigenen beglückt. Sprich das die meisten Kinder seiner Mägde und Dienerinnen von ihm sein sollen. Kann stark übertrieben sein, kann aber auch eine Tatsache sein. Könnte es ihm wer verbieten? Nein. Die einen werden es vielleicht nicht so prickelnd finden, andere wiederum finden es scharf mit dem Herrn ins Bett zu gehen. Hat ja für manche auch was. Also wozu benötigt ein Mann eine Hure in Almanien? Eigentlich benötigen sie keine Huren. Ob es insgeheim Freundenhäuser gibt? Möglich. Es wäre ja auch schon ein Freundenhaus, wenn man seinem Gast seine Magd leiht oder? Grob betrachtet. Einmal zu viel in Obenza? Das klingt heftig und interessant zugleich. Ich werde eine einzige Mätresse wählen, sonst bleibt es ja beim alten. Wie steckt man sich mit Syphilis denn an? Nicht das wir uns infizieren, wenn wir dort an Land gehen. Oder funktioniert das nur über Sex? Ich habe gehört, dass sie sowas wie Ausschlag bekommen und irgendwann greift es auch die Nerven an und man wird verrückt. Aber ob das wahr ist weiß ich nicht. Was macht man in Souvagne mit jemanden der verseucht ist? Sowas sollte ich als Lehnsherr wissen. Also ich weiß, dass wir Heilmagier haben, die mit ihrem Wissen und ihrer Macht an einige Nekromanten heranreichen. Also damit meine ich nicht, dass sie an Toten herumspielen, sondern dass sie vergleichbare Macht haben. So ein Ansehen, wie bei uns ein Nekromant in der Familie. Wie Benito, keine Ahnung was der nicht heilen kann. Drum wäre doch interessant und wichtig zu wissen, was passiert in Souvagne mit ihnen? Entweder Heilung oder Hinrichtung? Sprich das man ihn töten lässt, damit alle anderen gesund bleiben? Weißt Du das? Erzähl mir davon", bat Lin.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Mit Syphilis und einigen anderen Geschlechtskrankheiten kann man sich sogar beim Küssen infizieren. Sicher haben wir hier auch Heilmagier. Aber ihre Zahl ist begrenzt und sie stehen dem gemeinen Volk nicht zur Verfügung, sondern sind dem Adel vorbehalten. Zudem ist es möglich, dass jemand seine Erkrankung aus Scham verschweigt und sie verbreitet, bis sie seuchenähnliche Ausmaße annimmt und dann sind unsere Heilmagier machtlos. Drum werden infizierte Personen, die nicht dem Adel angehören, ohne Wenn und Aber auf diese Insel verbracht, wo sie in Ruhe Unzucht treiben und sterben können. Sicher gibt es auch unverschuldete Infektionen durch einen untreuen Ehepartner, aber darauf kann im Interesse des gesamten Volkes keine Rücksicht genommen werden. Wir würden die Insel natürlich nicht betreten, Linhard, sondern uns lediglich die zukünftigen Bewohner vor der Abreise ansehen, damit du mit eigenen Augen siehst, was geschehen kann. Je nach Bedarf fährt circa einmal monatlich ein Schiff mit einem Beiboot voller Aussätziger im Schlepptau ab. Das kann man gerecht finden oder hart, aber wir sind vom Krieg gebeutelt und müssen Prioritäten setzen. Diese liegen nicht bei den Aussätzigen, sondern bei jenen, die das Land voranbringen. Wenn wir uns stabilisiert haben und die medizinische Versorgung besser aussieht, mag sich das noch ändern.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nickte zustimmend. Er war kein Idiot und er hatte seine Familie selbst weit vorangebracht. Mit seichten wischi-waschi Entscheidungen brachte man niemanden voran. Aber wie unterschiedlich ihre Denkweise und Herangehensweise war, sah er allein schon daran, das sich Tazio um so etwas Gedanken gemacht hatte, während er trotz einiger Warnungen ziemlich kopflos gehandelt hatte. Hätte Anwolf genauso reagiert, oder hatte ihn Ansgar besser auf die Rolle einer Führung in der Familie vorbereitet? Und falls nicht Ansgar, dann eventuell Dave? Wobei in ihrer Familie war Sexualität nicht nur Spaß, es wurde genauso zum Gegenteil verwandt, zu etwas, dass niemandem angetan werden sollte. Er wusste es nur aus zweiter Hand und war froh darum. Sorglosigkeit auf der einen wie auf der anderen Seite war ein Gräul und konnte fatal enden. Man konnte seiner Familie den Tod ins Haus schleppen, nur weil man sich für einige Minuten nicht im Griff hatte. Das er jung war, war keine Ausrede für seine Dummheit. Immerhin hatte man ihn gewarnt. "Es ist hart, aber mit der Härte schützt Du die Gesunden vor den Kranken, Gemeinwohl über Eigenwohl in dem Falle. Ich bin bereit sie mir anzuschauen Tazio und danke für Deine Ehrlichkeit. Ich habe ganz sicher niemanden gefährden wollen, auch nicht mich. Nur hätte das niemandem etwas genützt, wenn ich mir die Pest an der Nudel geholt hätte. Scheinbar sieht bei uns niemand Sexualität normal, bis auf meinen Erzeuger. Er war komischerweise der einzige Mann in meiner Familie von dem ich behaupten kann er war seiner Frau immer treu. Und als er meine Mutter verließ, war er seiner späteren Freundin auch treu. Seltsam oder? Aber so war es und so ist es sicher immer noch", sagte Lin schlicht.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Selbst in Untreue kann man Respekt und Vorsicht walten lassen, darum mein Angebot der Mätresse. Wann immer dir danach ist, melde dich und ich werde dir verschiedene Damen vorstellen lassen. Zu Hause wirst du dich bitte von einem Heiler untersuchen lassen. Belasse es bitte bei dieser Art von Gesellschaft. Wenn dir eine Mätresse nicht mehr zusagt, wird sich eine andere finden lassen, dir wird auch in Ledvicco nicht langweilig, darauf gebe ich dir mein Wort.« Tazio war ein wenig beruhigter nach dem Gespräch. Verrill hatte bereits angedeutet, dass Linhard es mit der Treue nicht so genau nahm, aber das Ausmaß hatte sie entweder verschwiegen, um ihn nicht schlecht dastehen zu lassen, oder unterschätzt. Tazio strich Linhard mit der Oberseite seiner Finger sacht über die Wange. »Ich werde den Bau eines größeren Bettes in Auftrag geben. Lass es uns auf die Weise versuchen, die du in Verrill euch wünscht. Zuvor müssen wir jedoch etwas anderes noch erledigen. Hab Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Nun muss ich mich um die Bergung der Gebeine kümmern.« Tazio verabschiedete Linhard freundlich und begab sich dann zu Tomkin, um mit ihm den Ort der Landung zu besprechen. Unter ihnen lag die Steppe und im Berghang prangte wie eine geborstene Krone die Ruine von Dunkelbruch.