Kapitel 4 - Die Beißer im Schwarzen Herrenhaus

  • Archibald von Dornburg
    Die Reise zum Herrenhaus der von Hohenfelde dauerte nicht mehr allzulange. Das Grundstück war mit einer hohen Mauer umzäunt, die sehr massiv aussah. Das Tor war alt, schmiedeeisern und ähnlich der Mauer in schwarz gehalten. Das schwarze Mauergestein schien eigenartigerweise eine gewisse Kälte abzustrahlen. Archibald ließ sich weder davon, noch von dem Tor aufhalten. Er spazierte auf das Grundstück, als wäre es seine Heimat, denn so empfand er auch. Sie gingen den langen, dunklen, geharkten Kiesweg entlang. Die kleinen Steine knirschten unter jedem ihrer Schritte, bis die Hecken und Bäume den Anblick auf das Herrenhaus von Hohenfelde freigaben. Es hatte nichts mit einem gewöhnlichen Herrenhaus zu tun. Es sah aus wie pervertierte Mischung aus dem Abgrund, eine Villa gekreuzt mit einem Bollwerk, oder ein Bollwerk dass im Stile eines Herrenhauses gebaut worden war. Wie eine finsterte Trutzburg stand es massiv und bedrohlich auf dem Grundstück, schwärzer noch als die Nacht dies es umgab. Kein Licht brannte in diesem Haus, inden schießschartenartigen Fenster schien eine seltsame lebendige Dunkelheit zu wabbern und je näher sie dem Haus kamen, je düsterer und kälter wurde es. Archibald schien auch damit kein Problem zu haben, denn er betrat das Haus als merkte er von alle dem nichts. Kaum dass die Gruppe einige Schritte ins Haus gegangen waren, lagen sie bereits alle am Boden, vollfixiert von schwarzen Düsterlingshänden, die ihnen jede Bewegung nahmen. »Wer seid Ihr?«, zischte einer der Düsterlinge bedrohlich und jeder der Gruppe hörte heraus, dass die Antwort darüber entschied, ob sie dieses Haus jemals wieder lebendig verlassen würden. »Bist Du blind? Ich! Frag Deine Mutter«, bellte Archibald stinkig. So schnell wie die Gruppe gefangen genommen wurde, so schnell wurde sie auch wieder freigelassen. Ein Düsterling kam auf allen vieren angewetzt und bremste kurz vor der Gruppe ab. Es war eine Frau, ihre spitzen Ohren waren zerfleddert und ihr Gesicht trug eine schwere Narben. Auch ihr Körper verriet, dass man sich mit diesem Düsterling nicht besser anlegen sollte. Arch ging auf sie zu und umarmte sie liebevoll. »Canan«, säuselte er. »Arch. Was treibt Dich her?«, fragte sie gut gelaunt zurück und drückte ihn ebenfalls. »Ich wollte ins alte Quartier und dem Sohn von Kazrar seinen Vater zeigen. Dein Spezies ist etwas zu dienstbeflissen...«, murrte Arch und grinste dann doch sein messerscharfes Grinsen. »Du kennst Dich hier aus... fühl Dich wie Zuhause Bestie... nur benimm Dich nicht so«, lachte Canan und verschwand mit ihrem Rudel in der Dunkelheit. Arch schaute ihr einen Moment lang nach. Die Emotionen die sich auf seinem Gesicht spiegelten, hatte Arbo bei seinen Vater noch nie gesehen. Aber sie verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. »Mir nach«, befahl Archibald und führte sie durch das finstere Haus hinab in die tiefen Katakomben der Leichenhallen.


    Robere
    Robere starrte den Düsterlinge wütend hinterher. Er fand es nicht lustig, dass sie ihn überwältigt hatten und Archibald nun noch mit den Viechern rumscherzte. Er war extrem angespannt. Er versicherte sich mit einem Blick, dass alle Gruppenmitglieder wohlauf waren und folgte Archibald in die Katakomben hinab. Es wurde immer kälter und ihr Atem bildete Eiswolken. »Wir brauchen Licht«, erklärte Robere. »Wir sind keine Vampire, ich seh kaum noch was.« Er tastete in der Dunkelheit nach Arbogast und zerrte ihn an der Kleidung in seine Nähe. »Halt dich an mir fest, damit du nicht verloren gehst.«


    Archibald von Dornburg
    »Wäre kein großer Verlust...«, säuselte Archibald in der Finsternis und nahm Nori bei der Hand, da ihm einfiel, dass seine Tochter ebenfalls nichts sehen konnte. Nori nahm mit der freien Hand die von Robere, so dass sie in einer langen Schlange Hand in Hand Archibald folgten. Es dauerte einige Zeit, ehe sie unten an der eisernen Kellertür angekommen waren. Arch zückte einen Schlüssel und schloss auf. Er musste sich mehrfach gegen die Tür stemmen, ehe er sie öffnen konnte. Mit lautem Knarzen öffnete sie sich und ihnen schlug ein Schwall eiskalter Luft entgegen. Arch zog sie in die Leichenhalle und ließ sie mitten in dem riesigen, kalten Gewölbe stehen. Einen Augenblick später kehrte er zurück und zündete eine Laterne an. Er hielt sie hoch und kniff die Augen zusammen. Robere, Arbogast und Nori sahen nun dass, was zuvor Brandur und Lin gesehen hatten, die gefrorenen Leichen der von Hohenfeldes. »Das ist nur eine Halle. Es gibt mehrere, dass sind unsere Gastgeber«, grinste Arch und deutete ihm an, dass sie ihm erneut folgen sollten. Wieder hatten sie eine Treppe zu nehmen, eiskalt und spiegelglatt. So als wollte sie dafür sorgen, dass man gleich in diese Hallen einziehen durfte. Und weiter ging es hinab in einen kleineren, abgetrennten Saal. Arch schritt voran und blieb vor einer Liege stehen, auf der ein Kopfloser Torso lag und eine Düsterlingsfrau mit baumelnden Beinen saß. »Kazrar Chud«, sagte sie mit leiser Stimme und ihre zerfledderten Ohren zuckten bedauernd. »Dein Vater Rob«, sagte Arch und machte eine einladende Geste Richtung des Torso.


    Arbogast
    »Ich hätte mir gerade fast in die Hose geschissen und das ist meine einzige gute Hose. Ehrlich, was sollte das von den Düsterlingen? Da ist schon wieder einer. Die machen mich noch ganz verrückt. Wie gehts Dir Robby? Alles gut, Du siehst fertig aus Mann - total fertig. Hier nimm einen Schluck«, bot Arbo an und hielt ihm die Flasche hin. Allerdings nur einige Sekunden, dann hatte Arch sie ihm aus der Hand geschlagen. »Lass es«, zischte er leise. »Na wunderbar, ehrlich. Schnaps wärmt vielleicht?«, murrte Arbo leise.


    Robere
    Robere verstand Arbogasts Geste. Es ging nicht um den Schnaps. Nachdem Archibald seinem missratenen Sprössling die Flasche entwendet hatte, hielt Robere Arbogasts Hand noch einen Moment länger fest, obwohl sie schon Licht hatten, bevor er sie los ließ und zu seinem Vater ging. Er ging sehr langsam und versuchte, mit seinen schweren Kampfstiefeln keinen Lärm zu machen, als er an seinen toten Vater herantrat. Der kopflose Leichnam trug bequeme Kleidung, ganz so, wie auch Robere es mochte, nur etwas schicker und auffälliger. Robere befühlte den Stoff, der mal sehr hochwertig gewesen war und verrieb den Raureif, um die Farben sehen zu können. Kazrar schien Rot und Schwarz gemocht zu haben, von Archibald wusste Robere, dass er auch eine rote Strähne in seinem schwarzen Haar getragen hatte. Sie beide waren sich in Größe und Statur sehr ähnlich. Robere spürte ein unangenehmes Druckgefühl in der Kehle. Er berührte den steinharten Arm des gefrorenen Toten, die tiefgefrorenen Finger. »Lasst uns allein«, bat er.


    Arbogast
    Die Düsterlingsfrau hockte sich einen Moment wie ein Gargoyle neben Kazrar und schaute von Robere zu dem Toten und zurück. Stumm legte sie ihm kurz die Krallenhand auf die Schulter. »Gleich. Du hast sein Gesicht, weißt Du das? Du kommst sehr nach ihm, Gesicht, Statur, Größe, Haltung... Nur hast Du die Härte die ihm fehlte. Er war ein guter Soldat und er war Arch ein guter Freund. Nimm Abschied von ihm. Oben in Dunwins Gemächern hängt ein Bild, ein Gemälde. Dein Vater ist ebenso darauf. So siehst Du ihn einmal, wie er zu Lebzeiten ausgesehen hat. Schau es Dir an«, sagte sie freundlich und nahm ihre Hand weg. Mit der Hand verschwand auch der Düsterling, als hätte Robby sie sich nur eingebildet.


    Arbogast
    »Kommt lassen wir ihn allein«, sagte Arch und knuffte Robere. Arbo drückte ihn kurz und Nori klopfte ihm auf die Schulter. Dann verließ die Gruppe die kleine Leichenhalle und ließen Robere mit seinem Vater und seinen Gedanken zurück.


    Robere
    Als er sicher war, dass alle die Leichenhalle verlassen hatten, gelang es ihm noch etwa zwei Minuten, sich im Griff zu haben. Dann brach alles aus ihm heraus. Ein unerträgliches Gemisch aus Verzeiflung, Wut und abgrundtiefer Einsamkeit bahnte sich seinen Weg. Der Ausbruch dauerte nur etwa dreißig Sekunden. So plötzlich, wie er gekommen war, war er wieder vorbei. Robere wischte sein Gesicht trocken. Der schmerzhafte Gefühlscocktail war eiskalter Wut gewichen. Stumm griff er nach den Fingern seines Vaters, hielt sie lange, bis sie unter seinem Griff ein wenig antauten. Er bettete seinen Kopf auf die Brust, wo tiefgefroren das Herz lag.
    »Ich bin`s. Tekuro. Hallo, Papa.«
    Die Worte blieben ungehört und unbeantwortet. Stumm und kalt lag der Tote. Tekuro spürte er das Bedürfnis, sich einfach daneben zu legen und für immer liegen zu bleiben, vereint mit seinem Vater, von dem er nichts, aber auch gar nichts gehabt hatte. Sich loszureißen war schwer. Er konnte ihn nicht mitnehmen, musste ihn hier lassen und das war fast ein Ding der Unmöglichkeit. Tekuro, betastete seinen Vater, auf der Suche nach etwas, das lose war. Aber alles war gefroren. Er ging an die Kopfseite und strich mit den Fingern über die Wunde. Er ging mit dem Mund heran und atmete dagegen, dann leckte er so lange, bis er Geschmack auf der Zunge spürte. Er leckte und ließ dann von ihm ab. Unsicher und zögernd betrachtete er den eingefallenen Halsstumpf. Ging einen Schritt zurück. Und dann stand er da, vollkommen hilflos und so allein, wie jemand nur sein konnte. Er blickte zwischen seinem Vater und der Treppe hin und her. Endlich gelang es ihm, sich abzuwenden und langsam, sehr langsam die Eisenleiter wieder hinaufzusteigen.


    Archibald von Dornburg
    Archibald wartete sitzend auf einer der eiskalten Eisenstufen. Er schaute Robere ins Gesicht, wobei es Robere gar nicht gab. Das war nur eine Umschreibung, ein Pseudonym für »nicht gewollt - einsam - verlassen - allein«. Die Qual hatte tausende Namen und doch erfasste nichts die innere Leere, die damit einherging. Sie ließ nicht einmal mehr Trauer zu, denn die innere Leere verschlang alles, sogar das äußere Leben. Und letztendlich, wenn man tief in sich hineinhörte als Menschenfresser, dann wusste man, warum man in lebendes zuckendes Fleisch biss. Man eignete sich dass an, was einem selbst fehlte. Das was die Leere gestohlen, ja ausgebrannt hatte. Wärme, Nähe... Leben. Arch stand in Zeitlupe auf und umarmte Tekuro. Es war eine kurze, feste Umarmung, in der mehr Nähe für diese wenigen Sekunden lag, als jedes Wort hätte übermitteln können. Für diesen winzigen Augenblick wusste Tekuro, sie beide waren gleich. Im Leid wie in der Leidenschaft. »Seine Besitztümer gehören nun Dir«, sagte Arch schlicht und fasste Robere mit den Krallen unters Kinn. »Komm wir holen seine Ausrüstung«, erklärte er leise.


    Robere
    So sehr Robere sich sonst gegen freundschaftliche Berührungen sträubte, gegen diese sträubte er sich nicht. Die Umarmung war väterlich. Sein Vater hatte diesen Mann geliebt, auf die eine oder andere Art. Auf welche, war nicht mehr zu ermitteln, Archibald wusste es offenbar selbst nicht genau. Aber sie hatten sich nahe gestanden. Robere folgte Archibald und fragte sich, was sein Vater ihm hinterlassen haben mochte. Und er freute sich sehr auf das Bild.


    Archibald von Dornburg
    Archibald stieg gemeinsam mit Tekuro nach oben, wo sie Arbo und Nori trafen. Entgegen seiner sonstigen Art, schob er beide freundlich aus der Leichenhalle heraus und drückte sogar Arbogast die Laterne in die Hand. »Hier nimm«, sagte Arch umgänglich und gab den Weg vor. Er benötigte das Licht nicht. Sie liefen eine ganze Weile, ließen die kalten Hallen hinter sich, die Arch wieder sorgfältig verschloss, dann wanderten sie die langen, steinernen Flure entlang. Als sie an einem bestimmten Flügel ankamen blieb Arch kurz stehen und schaute sich um. »Unsere alte Heimat. Hier haben wir mit Dunwin gelebt. Er sein Stab und seine treuen Soldaten. Sie in großen Räumen, gemeinsam. So wie Du lebst Tekuro. Und wir in einzelnen Quartieren. Die beste Zeit, die ich hatte, neben... naja... egal... deshalb sind wir nicht hier. Wir suchen mein Quartier auf, dort habe ich einige Sachen von Deinem Vater. Er hatte mich gebeten, seinen persönlichen Kram zu verwahren damit nichts wegkam. Und das tat ich auch«, erklärte Arch freundlich und führte sie in die Gemächer von Dunwin von Hohenfelde. Archibald gab für die Räumlichkeiten den Fremdenführer. Sie durchstreiften die Gemeinschaftsquartiere, besuchten Dunwins Zimmer, durchstreiften die Quartiere der anderen Stabler und zuletzt ging Archibald in seine Räumlichkeiten. Quartier war stark untertrieben. Es war eine eigene Wohnung in dem Flügel - den jeder Stabler von Dunwin genoss. Arch deutete auf eine Truhe, die etwas abseits in einer Ecke stand. »Sie gehört Dir«, erklärte Arch. Als Tek die Truhe öffnete, lag darin die Rüstung seines Vaters, sein Schwert, sein Dolch und eine Haarspange mit seltsamen Verzierungen.


    Robere
    Tekuro nahm alles zur Hand, untersuchte es langsam und gründlich und strich darüber. Es sah aus, als wolle er Staub wegwischen, der nicht vorhanden war, denn alles war sorgsam verwahrt gewesen, doch es war der Versuch eines Streichelns. »Müsste passen. Er war gebaut wie ich.« Die Erinnerung an den toten Körper schob er sofort wieder beiseite. »Er hatte lange Haare, oder?« Er ließ die Haarnadel durch seine Finger gleiten. »Ihr habt`s hier schön gehabt. Kazrar hat, glaub ich, gern so gelebt, in der Truppe, kann das sein? Ich hätt ihn so gerne lebend kennengelernt, so gerne ... hilf mir, das anzulegen.« Er nahm die Repetierarmbrust vom Rücken, ebenso wie den Gürtel mit den Bolzenmagazinen und den Waffengurt mit dem Säbel, den Archibald ihm gegeben hatte. Die Rüstung passte wie angegossen. Sie war nicht zu schwer, leichter als die Rüstung der Leibgarde. Er nahm seine alte Bewaffnung wieder hinzu. »Ich kann mit so einem Schwert nicht umgehen, wir führen welche mit gerader Schneide und mit zwei Klingen.«


    Archibald von Dornburg
    »Ja er war ein Rudelmensch, dass sagte Canan immer. Vielleicht hast Du Recht damit gehabt. Er hat nicht gelernt, sich nicht die Zähne verdient, damit er das Rudel nicht verlassen musste. Aber es war nicht meine Absicht ihn zu verstoßen Tek, es war mein Wunsch, dass wenn alle Stricke reißen, er auch allein überlebt. Vielleicht haben wir beide einfach für die falschen Dinge eingestanden. Oder kurzum wir hätten uns einmal sagen sollen, was unser Ziel ist. Das hat keiner von uns getan. Oder vielleicht doch und wir haben den anderen nur nicht verstanden. Er hatte lange Haare. Mal Schulterlang und mal Hüftlang. So haben wir früher alle die Haare getragen. Langes Haar ist ein Zeichen von Stand, aber Dir muss ich sowas nicht erläutern, Du schiebst am Hof Dienst. Da dürfte das Gleiche gelten, denn alle dort haben langes Haar vor allem die Adligen. Er hatte eine schöne volle schwarze Mähne, wie ich in meiner Jugend«, lachte Arch und half Robere in die Rüstung. Er trat einen Schritt zurück und musterte ihn mit Wehmut. »Sie gehört eindeutig Dir«, sagte er zufrieden.


    Robere
    »Sie passt hervorragend und ich werde sie in Ehren halten, wie alles von ihm. Lange Haare, war er denn von Stand oder wollte er dir wieder imponieren? Oder vielleicht gefiel es ihm einfach so. Ich bin auch nicht gern allein. Das hab ich von ihm. Anderes vielleicht auch, nicht nur das Aussehen, meine ich. Ich bin froh, dass ich so viel von ihm ... in mir trage. Wo ist das Bild?«


    Archibald von Dornburg
    »Folge mir«, sagte Archibald und führte Robere in Dunwins Quartier. Er ging ins dortige Wohnzimmer und deutete auf das große Ölgemälde auf dem Dunwin und seine Leute abgebildet waren. Robere erkannte Arch der um zig Jahre jünger war und neben einem extrem blassen, schlanken Mann stand. Die beiden trugen die Haare ebenfalls lang, wie fast jeder auf dem Bild. Arch deutete auf eine weiter außenstehende Person, wie alle Soldaten, stand auch Kaz außen. Dunwins engste Freunde neben ihm, der Rest nach Sympathie und Rang. »Das dort ist Dein Vater... Kazrar Chud«, sagte Arch und nun sah Tek seinen Vater zum ersten mal so, wie er tatsächlich zu Lebzeiten ausgesehen hatte.


    Robere
    Lange stand Robere da und betrachtete das Bild. Sein Vater sah ihm wirklich extrem ähnlich, besser gesagt, er ihm. Besonders jetzt in der selben Rüstung. Nur, dass Kazrar dunklere Haut gehabt hatte und langes Haar, das er mit dieser neckischen Strähne verzierte, die in Souvagne absolut undenkbar wäre, in Naridien aber offenbar keinen Stilbruch darstellte. »Mein Vater sieht gut aus. Am liebsten würde ich ihn mir rausschneiden. Das Bild ist so verdammt groß ... was, wenn es hier wegkommt oder verschimmelt? Kannst du zeichnen? Dann könntest du ihn wenigstens abzeichnen. Wo ist der verbrannte Kopf, weggekommen, oder?«


    Archibald von Dornburg
    Arch schmunzelte und grinste Robere an. »Ja ich kann zeichnen, ziemlich gut sogar. Ich tue jetzt einmalig etwas für Dich, was ich nie tun würde. Aber dafür Tek, stehst Du mit was in meiner Schuld, klar?«, sagte Archibald ernst. Er zückte seinen Dolch und schnitt ohne zu zögern das Gemälde aus seinem Rahmen. Er legte es auf den Boden, schnitt Kazar ab und schnitt für sich Dunwin samt den Stab aus. Die anderen Soldaten interessierten ihn nicht. Er rollte Kazar zusammen und reichte ihn Robby, während er das andere Stück einsteckte. »Klappe darüber halten«, schmunzelte er.


    Robere
    »Danke, Arch. Ich schweige.« Er drückte die Rolle an sein Herz. »Was ist es, das ich dir schulde? Du sollst es bekommen. Du hast mir meinen Vater zurückgegeben. Besser tot, als nie. Vorher war ich Waise, jetzt bin ich Sohn. Was ist mit dem Kopf, oder weißt du es nicht?«


    Archibald von Dornburg
    »Du schuldest mir dass, was Kazrar mir schuldete - kurzum Zähne. Die schuldest Du ihm und mir. Das heißt, versagte nicht, sie Dir zu verdienen und sei mir gegenüber als Deinem Mentor loyal. Selbst Dunwin wurde mir... uns... untreu. Er hat sich selbst verloren. Ich habe niemals den Glauben an unsere Sache aufgegeben, bis heute nicht. Aber das lernst Du, wenn Du soweit bist. Lass Dir die Haare wachsen«, schlug Arch vor.


    Robere
    »Weiß nicht«, brummelte Robere und strich sich über sein kurzes Haar. »Ich find lange Haare ziemlich schwul, ehrlich gesagt. Ich hatte sie immer kurz. Warum wurde Dunwin dir untreu? War er auch Menschenfresser oder welche Sache meinst du? Die Zähne werde ich verdienen, geschworen, und Arbo auch. Ich mach aus deinem Jungen einen Mann, wird Zeit. Ich helf ihm.«


    Archibald von Dornburg
    »Damit würdest Du mir einen gewaltigen Gefallen tun Tek, Du hast keine Vorstellung davon wie gewaltig. Nein wir hatten davon geträumt eine bessere Welt zu schaffen. Eine Welt, wo niemand mehr dafür verurteilt wird, was er ist oder welche Gabe er hat. Oder eben nicht hat. Eine Welt frei von Verseuchten und Magiern, eine Welt wo Dein Fleiß bestimmt, was aus Dir wird. Eine Welt, in der ein Mann sich lieber auf sein Hirn, sein Kampftraining und sein Schwert verlässt als auf irgendwelche Hexereien. Eine Welt wo man keine Magier mehr fürchten muss, die einen foltern, mit Krankheiten infizieren und jene töten, die Dir am Herzen liegen. Um sie dann als verrottende Marionetten wieder auferstehen zu lassen. Magier sind nichts weiter als ein widernatürlicher Eingriff in die Natur. Tumor schneidet man auch heraus, warum dieses Gezücht nicht? Wir hatten vor den Eingriff vorzunehmen und die Welt zu reinigen«, erklärte Arch freundlich.


    Robere
    »Das sind gute Ideale. Ich wusste nicht, dass Magier das tun, aber andererseits ... die Himmelsaugen ... sie lesen deine Gedanken. Wühlen darin rum. Du merkst davon manchmal nichts, man muss immer aufpassen, was man denkt. Wenn du dir einen runterholst, schauen sie sich deine Gedankenspiele an und wenn du fickst, klinken sie sich in deinen Kopf, um sich dabei einen zu hobeln. Sie lästern gedanklich untereinander und lächeln den Leuten, über die sie gedanklich ablästern, dabei ins Gesicht. Ich hasse die Kerle.«


    Archibald von Dornburg
    »Ja das tun Magier, sie können aber auch Deine Gedanken verdrehen. Und zwar so oft, dass Du nicht mehr weißt, was war jetzt Deine eigene Erinnerung, oder eine Einflüsterung? Du weißt es nicht mehr. Und sie können Dir Schmerzen schicken. Also dass Du den Schmerz fühlst, der gar nicht da ist. All solche Dinge. Ist das Recht? Vermutlich machen die das mit jedem so. Wen sie lecker und knusprig finden, den lesen sie aus, während er einen wegsteckt oder sich tief und genüsslich bückt. Lesen die auch die Duc Familie aus?«, lachte Arch.


    Robere
    »Hattest du mal was mit meinem Vater?«, wollte Tekuro wissen. »Weil du sagtest, du hattest einen Mann und Kazrar schien dich zu mögen. Und du meintest, er aß alles. Nahm er sich auch ansonsten alles? Die Himmelsaugen, also sie dürfen die großherzogliche Familie nicht auslesen, nein. Aber wer will überprüfen, ob sie es nicht doch machen? Der Duc hat keine Magier in seiner Familie.«


    Archibald von Dornburg
    »Jetzt hat er ein Rudel davon in seiner Familie, er hat dem Wahnsinn Tür und Tor geöffnet Tek. Nein ich hatte nie etwas mit Deinem Vater, wir haben zusammen gegessen, mal zusammen abgehangen, also im Bett gelegen und geraucht. Das habe ich mit meinem Bruder auch, ohne uns anzufassen. Jesper ist mein Mann, Merna ist meine Frau. Beide liebe ich aufgrund ihrer Seele. Aber ich begehre beide nicht. Ich habe Sex mit ihnen, ja. Jesper hat daran Spaß, Merna hatte auch daran Spaß und ich muss mir dabei was denken was mich heiß macht. Aber ich tat es für die beiden. Und wenn ich Jesper ranließ, ihm also meine Gunst schenke, dann bekomme ich dafür auch etwas zurück. Es ist fair, dass kann ich nicht anders sagen. Stimmt, niemand kann das überprüfen. Stell Dir vor Du könntest das. Wenn Du wen scharf findest, schickst Du ihm nachts feuchte Träume mit Dir. Träumt er das oft genug, wird da was draus. Sehen weckt Begierde«, grinste Arch.


    Robere
    »Du beantwortest mir immer nur einen Teil meiner Fragen. Machst du das mit Absicht? Wenn ja, dann ist jetzt der Zeitpunkt, mir das zu sagen. Dann nerv ich dich nicht weiter mit der Fragerei und ich weiß, dass du keinen Bock hast, mir das zu sagen. Wo ist Kazrars Kopf? Und wen nahm er sich zum Vögeln? Ich muss das wissen, Archibald, um nachdenken zu können. Wegen dem Fleisch und allem. Wieso fickst du mit Leuten, die du nicht begehrst?«


    Archibald von Dornburg
    »Ganz ruhig, ja ich mache es absichtlich. Nein ich möchte Dir nichts verschweigen, aber ich bin es gewöhnt, fast 60 Jahe Außenstehenden nur das zu sagen, was ihnen zusteht. Ergo sagte ich immer nur das Nötigste, damit die Aufgaben erledigt werden, ohne etwas Preiszugeben von dem was mir Dunwin anvertraute. Alte Gewohnheiten sitzen tief, ich gelobe Besserung. Der Kopf ist verbrannt und nur noch ein kockliger Ball. Er liegt unten in der Leichenhalle. Kaz hat alles gevögelt, Frauen und Männer und auch ab und an eines meiner Spielzeuge. Bevorzugterweise Dave, aber nur dann wenn ich ihn vorher hatte. Vermutlich so eine Art sich die Beute teilen. Aber vorrangig mochte er glaube ich Kerle. Narbenfresse war neben mir sein ständiger Begleiter. Also dass was er für mich war, war Narbenfresse für ihn. Der Hiwi vom Hiwi - der Handlanger und Schattenmann. Weil ich diese Leute sehr mag und liebe. Aber sie machen mich nicht heiß, dafür sind sie viel zu alt. Da rührt sich bei mir nichts. Es sei denn ich gehe gedanklich auf Wanderschaft, dann bekomme ich dabei auch einen hoch, nur habe ich dann im Kopf keinen Sex mit Merna oder Jesper gehabt, sondern mit Tarul«, antwortete Arch ehrlich.


    Robere
    Robere nickte und grübelte. Kratzte sich am Sack und grübelte weiter. »Den Kopf muss ich noch zum Körper legen, der soll da nicht irgendwo rumliegen. Oder kann man den Schädel vielleicht noch rausholen aus dem Verbrannten? Narbenfresse ist auch tot, oder? Sag mir was über ihn, damit ich den Geschmack von meinem Vater weiß. Du solltest dich nicht vögeln lassen, nur weil du jemandem einen Gefallen tun willst. Du lässt dich benutzen. Wenn sie dich lieben, verzichten sie. Auch das kann Liebe sein. Du hast auch verzichtet und Kazrar ... indem ihr eure Kinder fortgabt.«


    Archibald von Dornburg
    »Es sehe es als selbstloses Geschenk und nicht als Benutzen. Aber letztendlich ist es dass auf eine gewisse Art. Ob man den Schädel noch herausholen kann, kann ich Dir nicht sagen. Der Knochen könnte durch die Flammen porös sein Tek, dass heißt bei dem Versuch könnten wir ihn zerstören. Überlege Dir das gut. Narbenfresse, von dem niemand den Namen weiß, war ein kleiner blonder Kerl mit einer gewaltigne Narbe in der Fresse. Er verdrehte gerne Leuten den Arm auf den Rücken und rammelte sie durch. Das war so seine Taktik für besondere Stunden. Er war meist schweigsam, aber wenn er genug getrunken hatte, taute er auf und man konnte ganz witzig mit ihm reden. Er war ebenfalls Fußsoldat bei Dunwin. Er war zuverlässig und erledigte seine Arbeit gut. Nur manchmal war er etwas schwer von Begriff, so schwer, dass sogar Dein Vater genervt war. Und das hieß etwas. Wenn sich Kaz und Narbenfresse wen gekrallt haben, dann haben sie sich abgewechselt. Der eine hält fest und der andere rammelt und umgekehrt. Sozusagen haben sie auf Tour einen Dreier geschoben. Sie haben auch Dave ab und an im Krankenzimmer besucht, was Ansgar nicht gefiel. Da fing das ganze Dillemma an. Dabei hatten wir sie gut erzogen, abgerichtet. Ansgar für Dunwin, Dave für mich. Dunwin stand drauf, wenn jemand schrie und heulte, wenn er ihn fertig machte. Und Ansgar war so gut ihn völlig zu befriedigen. Ich mag es genau umgekehrt. Leise, gemütlich, beschaulich, ruhig und einfach harmonisch. Und so war es mit Dave«, sagte Arch und knuffte Robere.


    Robere
    »Ein Geschenk ... gut, das verstehe ich. So einen beschaulichen Dreier, da hätt ich auch mal wieder Bock drauf. Das letzte Mal ... ich hab gar nicht gezählt, ich glaube, wir waren vier oder fünf. Ich frag Arbo, wenn sich was ergibt, ob er mitmacht. Du hast einen anderen Geschmack als ich, ich hasse Kinder. Du hast vergessen zu sagen, was aus Narbenfresse wurde. Er hört sich nach einem Kumpel an. War er hübsch oder eher grob vom Aussehen, jetzt mal von der Narbe abgesehen? Das mit dem Kopf, doch, ich möchte es versuchen. Als schwarzer Ball nützt er auch keinem was.«


    Archibald von Dornburg
    »Er starb gemeinsam mit Deinem Vater. Ihm wurde ebenfalls der Kopf abgehackt und klein Ansgar verwahrte sie im Kühlschrank für Davy, so wie mir Dunwin erzählte. Die beiden Perverslinge. Also von der Optik her war Narbi weder hübsch noch hässlich, guter Durchschnitt würde ich sagen. Na vielleicht spiele ich trotzdem mal mit Dir, rein so aus Neugier. Wobei irgendwie steht mir der Sinn nach Nathan, ich vermisse ihn. Gut dann schälen wir den Schädel aus der Kohle. Wir gehen ganz vorsichtig vor. Am besten weichen wir ihn vorher schön ein. Das müsste funktionieren«, sagte Arch fruendlich.


    Robere
    »Ich hab Nathan gefickt, war lustig. Aber der Preis ist zu hoch gewesen, mir wurde der Arsch bis zu den Mandeln aufgestemmt und Belly gleich mit. Wir könnten uns Nathan zusammen vornehmen, aber so, dass es nicht auffliegt. Sonst bin ich meine Rübe los. Ach ... ja, einweichen. Das machen wir, nicht lecker, aber ich will den Schädel haben, das wird er verstehen. Narbenfresse weichen wir auch mit auf, wenn der ihm was bedeutete.«


    Archibald von Dornburg
    Arch musterte Robere streng. »Tek, Rob, Nathan ist unantastbar, dass solltest Du wissen. Nathan ist mein persönliches Eigentum. Jeden anderen teile ich gerne mit Dir, Du bist ein Hübscher«, lachte Arch und es klang für eine Sekunde bedrohlicher als es Robere lieb war. Aber Arch zwinkerte ihm zu, da er es nicht böse meinte. »Na dann wollen wir mal zwei Köpfe einweichen, komm«, sagte er gut gelaunt.


    Robere
    »War nur eine Idee«, murrte Robere kleinlaut. Er blickte sich einen Moment suchend nach Arbogast um, legte das zusammengerollte Bildnis seines Vaters erstmal in die Truhe, zusammen mit der Haarspange und folgte Archibald dann hinab, um erneut seinem toten Vater zu begegnen.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • Das schwarze Herrenhaus von Hohenfelde
    -Die Macht hinter den Mauern-


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard traf sich draußen vor den Stallungen mit Ciel. Er hatte bereits Aquilla sein Drachenhuhn gesattelt und streichelte das große, treue Tier. Als Ciel sich zu ihm gesellte grinste Lin ihn gut gelaunt an und schwang sich in den Sattel. Er reicht Ciel die Hand und zog ihn auf den Rücken von Auqilla hoch. "Es ist eine Ecke bis Naridien, sichere Dich mit den Gurten", bat Lin. Er wartete ab, bis Ciel die Vorgabe umgesetzt hatte, dann gab er Aquilla das Zeichen zum Aufbruch. Das gewaltige Drachenhuhn sprang in die Luft und wie immer hopste einem dabei der Magen in die Kniekehlen. Sie schlug hart mit den Flügeln und gewann schnell an Höhe, ehe sie Richtung Naridien davon flog. "Ist das geil oder ist das geil? Ich kenne keinen besseren Zustand, als auf Aquillas Rücken durch die Gegend zu fliegen", brüllte Lin nach hinten um das Tosen des Windes zu übertönen. Heute herrschte ein rauer Wind, aber das störte Linhard nicht weiter. Die Brise wehte frisch und kalt. Je höher sie kamen um so eisiger wurde die Luft. Die Landschaft unter ihnen zog dahin, wechselte sich ab mit Wäldern und Feldern, man sah die große Zerstörung die der Krieg angerichtet hatte. Wie eine Narbe hatte sich die Flußumleitung ins Land gefressen. Solange sie noch auf ihrem Gebiet waren, sah Ciel, dass die Wiederaufbauarbeiten in Neu-Souvagne im vollen Gange waren. Souvagner waren stur und fleißig. Das konnte man ihnen nicht absprechen. Sie scheute eigene Hände Arbeit nicht. Aquilla überquerte die Heimat der Wychtel und sie konnten einen Blick auf das grandiose Gebirge werfen. Dann folgte das Meer. Schier unendlich erschien es und es verdeutlichte einem, wie wichtig das Tier unter ihnen war. Es wurde schlagartig zu einer Reise ohne Wiederkehr, sollte Aquilla mitten auf der Hohen See in die kalten Fluten stürzen. Sie würden niemals das rettende Ufer erreichen können. Aber die Flügelschläge von Aquilla waren ruhig, kräftig und gleichmäßig. Sie mussten sich nicht fürchten. Von Heymstätt hielt das Drachenhuhn genau auf Shohiro zu. Linhard wusste nicht, ob Ciel schon einmal in Naridien oder Shohiro gewesen war. "Dort schau", sagte er gut gelaunt und deutete nach unten. Aquilla ging langsam herunter und flog nun nicht mehr so hoch, so dass die Temperaturen auf ihrem Rücken angenehmer wurden. Sie flog noch eine Weile und passierte eine grau-schwarze Grundstücksmauer unter sich. Einen Augenblick später kam das Herrenhaus in Sicht. Schwarz, mächtig, monumental und eiskalt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hatte sich während des Fluges an Linhard festgehalten, wie man es auch beim gemeinsamen Reiten auf einem Pferd tat. Als sie abgestiegen waren, betrachtete Ciel jedoch nicht das Herrenhaus, sondern sah hinauf in den grauen Himmel. »Wo sind die anderen?« Seine Füße standen erstmalig auf naridischem Boden. Hier war er kein Prince, sondern bestenfalls ein Staatsgast, vielmehr jedoch ein illegal Eingereister, der ohne Genehmigung die Grenze passiert hatte.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin glotzte Ciel für einen Moment an, ehe er über beide Ohren grinste. "Ich habe die anderen vergessen. Ich wusste da war doch was. Warte einfach draußen bei Aquilla, dann passiert Dir nichts. Sie ist eine gute und treue Seele, keine Angst", sagte Lin und klopfte Ciel aufmunternd auf die Schulter.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du hast die Leibgarde vergessen, die uns zu unserem Schutz begleiten sollte?« Ciels Stimme wurde gegen Ende immer schriller. »Prima! Wunderbar! Man stelle sich vor, dies wäre mir beim Marsch gegen die Rakshaner passiert. Im Norden angekommen, stelle ich fest, dass ich die Streitmacht zu Hause gelassen habe.« Wütend marschierte er beim Sprechen im Kreis. »Von Ferrau habe ich mich auch nicht vernünftig verabschieden können! Ich hoffe, es geht schnell. Gut, dann warte ich hier draußen und stehe mir die Beine in den Bauch und du gehst ins Innere dieses ... dieses sogenannten Hauses.« Missbilligend betrachtete er den schwarzen, düsteren Kasten.


    Linhard von Hohenfelde
    "Herje dass kann doch mal passieren. Dir ist es im Hof auch nicht aufgefallen oder? Na also! Du musst keine Angst haben, Du stehst nur bei uns im Hof. Du kannst Dich aber auch auf Aquilla setzen und zurückfliegen. Ich komme dann so nach. Das ist kein Problem, naja vielleicht doch mit zwei Babyleichen im Rucksack. Such es Dir aus. Komm mit, warte hier, reise ab, keine Ahnung", erklärte Linhard und ging auf das Herrenhaus zu. Ciel wusste nicht ob es an einer optischen Täuschung lag oder daran dass es schon spät war, aber irgendwie schien Linhard in der Dämmerung zu verschwinden. Und die Kälte die von dem Gebäude abgestrahlt wurde, kam ihm auch nicht natürlichen Ursprungs vor. Selbst das Drachenhuhn bemerkte es, sie starrte das Haus misstrauisch an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Einen Moment lang starrte Ciel Linhard hinterher, dann nahm er die Beine in die Hand und folgte ihm ins Innere. »So warte doch! Schwager! Bloß weil ... bloß weil du hier eingeboren bist, heißt das nicht, dass du mich einfach stehen lassen kannst wie den letzten Bauern. Ich bin Staatsgast, Prince de Souvagne, und wünsche entsprechend behandelt zu werden, auch auf naridischem Boden.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard legte ihm einen Arm um die Schulter. "Das tue ich nicht, ich wollte Dich bei Aquilla lassen und sie bedeutet mir sehr viel. Sie hat mir mein Leben gerettet. Folge mir einfach und verhalte Dich ruhig, unauffällig, gemessen. Diesem Haus ist es gleich wo es steht, Naridien interessiert es nicht. Drum spüre und erkenne, versuch etwas herauszufinden. Oder halte Dich zurück und bleibe bei mir, ich selbst kenne nicht alle Räume. Wir benötigen eine Laterne", sagte Lin freundlich zu Ciel. Er wollte seinen Schwager nicht stehen lassen, sondern er wollte ihn sicher im Garten wissen. Das war etwas anderes. Lin schnappte sich die Laterne im Eingang die er letztens mit Brandur zurückgelassen hatte und entzündete sie. Genau wie Brandur und Lin vorher, sah nun Ciel, dass dieses Haus jedes einfallende Licht zu absorbieren schien. Ganz so, als gehöre hier kein Licht hin. Außerhalb des Lichtkegels tanzten Schatten und im Hintergrund hörte man das seltsames steinernes Ächzen, so als ob das Haus aufgestöhnt hätte. Es hielt einen Moment lang an, dann donnerte es und durch das gesamte Haus zog sich eine Vibration, ehe es wieder so totenstill dalag, wie sie es betreten hatten. Je weiter sie voranschritten je kälter wurde es. Ciel sah seinen Atmen als Wölkchen aufsteigen, Linhard erging es ebenso. Die Haut von Ciel fühlte sich nach einem Moment des Laufens kalt und klamm an, so als wäre er durch unsichtbaren Nebel gelaufen. Und die Luft hatte einen heimlichen Süßen Beigeschmack, den man nur erkannte, wenn man ein Mörder war oder auf dem Schlachtfeld gedient hatte. Lin führte Ciel hinab zur den eisigen Leichenhallen, reichte Ciel vor der gewaltigen eisernen Tür die Laterne und fummelte nach dem Schlüssel. Während Ciel die Laterne hielt, spürte er wie etwas eiskaltes seinen Nacken streifte und über seine Haare hinwegzog. Dann war es verschwunden.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zog seinen Säbel aus der Scheide. Keuchend blickte er sich um, in der anderen Hand die Laterne erhoben. »Und hier hast du gewohnt? Deine Kindheit verbracht?« Ciel konnte es kaum glauben. »Dies scheint erdbebengefährdetes Gebiet zu sein. Und es riecht ... vielleicht täusche ich mich auch.« Die Dunkelheit und der Geruch machten Ciel Sorge. Er setzte seinen magischen Sinn ein, um den Blutfluss in der Umgebung zu erspüren, ganz ähnlich dem Infrarotsinn. Falls sich hier Vampire eingenistet hatten, würde er sie spüren, ebenso wie anderes Leben oder auch den Tod, sofern er nicht durch Verwesung oder Verbrennung das Blut aufgezehrt hatte.


    Linhard von Hohenfelde
    Woher der Geruch kam, dass konnte Ciel nicht erschließen, aber er spürte dass oben in den oberen Etagen, weit über ihnen ein Vampir anwesend war. Und er spürte etwas in dem Gemäuer, dass er nicht benennen konnte. Alt, mächtig, schwärzer als jede Nacht. Seine magischen Sinne rieten ihm, es nicht zu lange zu betrachten, ehe es auf ihn aufmerksam wurde. Dabei befand er sich schon im inneren - im Haus. "Ja hier bin ich geboren, aufgewachsen und hier werde ich hoffentlich nicht sterben. Leider taten es viele vor mir", sagte Lin, schloss die Tür auf und stemmte sich mehrfach dagegen. "Das macht das Scheißding immer", knurrte er und die Tür gab so plötzlich und leichtfedrig nach, das Linhard in die Leichenhalle stürzte. Er konnte sich mit einigen Ausfallschritten abfangen und musterte wütend die Tür. Ciel hingegen musterte wahrscheinlich die Toten, die wie auf einem eisigen Friedhof hier aufgebahrt lagen. Ein jeder Hohenfelde, der die Zeit nicht überdauert, sondern das Zeitliche gesegnet hatte. Nicht nur einer unter ihnen hatte eine klaffende weit aufgeschnittene Kehle. Anderen fehlten Gliedmaßen, wiederum andere waren dermaßen entstellt, dass man sich fragen musste, auf welche qualvolle Art und Weise die Person den Tod gefunden hatte. "Wir müssen nach unten Ciel", sagte Linhard freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Einige Stockwerke über uns befindet sich ein Vampir. Aber er hat uns noch nicht bemerkt, er ist beschäftigt. Sie werden oft angelockt von solchen ... solchen Gemäuern. Das hier als Haus zu bezeichnen, erscheint mir falsch. Hier ist etwas. Etwas Machtvolles. Was ist das? Wir hätten Alexandre mitnehmen sollen oder wenigstens einen Magier aus deiner Familie.« Ciel sah von oben in den Raum hinab, in dem die Toten aufgebahrt waren. Er riss sich zusammen und stieg die Eisentreppe hinab. Jeder Schritt hallte viel zu laut in dem Gewölbe wieder. Das Geländer war von Raureif überzogen. Fassungslos betrachtete Ciel die verstümmelten Leichname. »Nekromantie«, sagte er düster. »Das ist der Preis. Jeder Befürworter nekrotischer Machenschaften sollte sich das hier ansehen, bevor ihm gestattet ist, seine Meinung kundzutun.« Er warf einen Blick auf Linhard, dann senkte er die Stimme. »Es tut mir leid, ich störe die Ruhe der Toten. Das alles ist schwer zu begreifen. Es ist deine Familie. Verzeih meinen Ausbruch.« Er trat an die Toten heran und grüßte sie mit dem Handzeichen der Ainuwarpriester. »Ruht weiter«, sagte er sanft. »Wir sind nur Gäste und niemand beabsichtigt, euch zurückzuzerren in die Welt, die ihr hinter euch gelassen habt. Ruht.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte ihn über die Schulter un im Licht sah auch sein Gesicht kaum lebendiger aus, als das der gefrorenen Leichen. Lins Augen wirkten wie zwei schwarze Kohlen die in mitten von einem weißen Gesicht brannten. Ciel erkannte trotz aller Unterschiede, wie ähnlich Linhard den Toten sah. Eine Verwandtschaft hätte er niemals leugnen können. "Darum haben wir den dunklen Pfad verlassen und uns in ein neues Leben aufgemacht. Weil wir dies hier...", sagte Lin und machte eine allumfassende Geste, "...nicht mehr gewollt haben. Einen Magier meiner Familie? Da oben liegen hunderte such Dir einen aus. Ciel gleichgültig wie mächtig sie sind, nicht einmal Maghilia oder Osmund können hier etwas ausrichten. Das Haus ist... anders", erklärte Linhard leise, als hätte er Angst gehört zu werden und so war es auch. "Dave sagte einst, ich rezitiere - Das Haus ist kein Monster, dass man einfach erschlagen kann. An diesem Ort ist die Heuchelei Dein Schwert und die Raffinessen Dein Schild. Wir müssen das Spiel spielen... und das taten wir alle. Und die Verlierer in dem Spiel hast Du da oben gesehen. Die Sieger, sie liegen in anderen Räumen, aber auch sie liegen hier. Denn ob Du gewinnst oder verlierst, entscheidet nur wo Du liegst. Denn jeder von uns wird hier liegen. Das Haus verliert nichts und niemanden, heißt es. Ich hoffe sie irren sich...", sagte Lin und nickte wie zur eigenen Bekräftigung, "ja das hoffe ich. Falls nicht für mich, dann für...", setzte er an und stockte. Er schüttelte den Kopf, er würde den Namen seines Gefährten oder sein Kind hier nicht erwähnen. Das Haus sollte nicht von ihm wissen. "Wir müssen noch eine Etage tiefer. Kannst Du herausfinden wer der Vampir ist oder wo er genau ist?", fragte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schwieg eine Zeitlang erschüttert. »Lin, es tut mir leid. Ich habe falsch über dich gedacht. Bitte verzeih mir. Es ist ein grausamer Ort und ich verstehe nun, warum ihr ihn verlassen wolltet. Nur bitte, bringt keinen Ableger davon nach Souvagne. Die beiden Lichs ... Nekromantie ist kein Spaß. Und diese Kunst war in deiner Familie sehr stark und ist es immer noch. Davon müsst ihr wegkommen.« Ciel blickte nach oben. »Der Vampir hat sich nicht vom Fleck bewegt, aber er ist munter, er tut irgendetwas. Es sieht seinen Bewegungen nach zu urteilen aus ... als würde er kochen. Ich kann ihn nicht identifizieren, dafür bin ich nicht gut genug. Alexandre könnte das vielleicht. Wo geht es lang?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Schon gut, woher sollst Du so etwas kennen? Nur Eingeweihte und Gleichgesinnte kennen so etwas. Und davon gibt es wenige. Unsere Familie verehrt die Nekromantie als eine Art Religion, eine Religion die sie liebt und fürchtet. Man kann sich damit Macht aneignen, eine Macht die allein schon durch die Offenbarung andere in die Knie zwingt. Niemand wäre so dumm einen Lich anzugreifen. Man sagt, sie können jemanden das Leben aussaugen. Wobei das können Geistmagier auch. Das weiß ich, dass sagt man so. Und ich weiß was sie noch können. Die meisten von uns haben die Fähigkeit der Geistmagie und werden Nekros. Dave und mein Bruder sind eine Ausnahme und so ehrlich muss ich sein, die meisten von Eibenbergs. Ich habe nicht vorgehabt Euch zu schaden und ich beherrsche keine Magie Ciel. Ich muss mit meinem Vater reden, damit wir mit den Lich reden. Vielleicht können sie der Nekromantie entsagen? Das klingt für Dich vielleicht verrückt, aber wenn Du sie persönlich kennenlernst sind sie ganz nett. Ein Vampir der... kocht?!? Was kocht der? Blutwurst?", grinste Lin und deutete auf die Stufen. "Noch eine Etage, dann sind wir da", sagte Lin und führte Ciel weiter hinab. Die Leichenhalle hier war ein wenig anders eingerichtet, trotzdem war es eine morbide zur Schau Stellung von Macht und Machtverlust. Zwei kleine Bahren standen im Raum. Auf einem lag ein winziges Baby, dem man ansah was ihm angetan worden war. Ciel spürte wie sich sein Herz und Magen verkrampfte. Zerbissen schoss es ihn in den Kopf, fast so, als wären es nicht seine Gedanken. Der süßliche Geruch wurde stärker, umwehte ihn wie das Parfüm einer verführerischen Frau...


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe mit Dave bereits geredet bezüglich eurer Lich und auch mit dir, aber niemand scheint es für nötig zu halten, dem Dekret Folge zu leisten. Wenn nichts geschieht, werden wir handeln. Wenn die beiden dir am Herzen liegen, sollten sie ihrer Kunst entsagen oder das Land schleunigst verlassen, denn unser Gesetz verbietet die parasitäre Manipulation von Lebensenergie.« Ciel hielt inne, als er die beiden Babys sah und seine Tirade brach ab. Er senkte den Kopf. Dann hob er ihn wieder. »Archibalds Werk«, sagte er bitter. »Vielleicht ist es ganz gut, dass Alexandre das nicht sehen muss. Er wirkt nicht so, aber er ist ein sensibler Mensch. Ich ...« Ciel verstummte erneut. »Was riecht hier so?« Der Geruch erinnerte ihn an Verrill und das an einem solchen Ort! Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er umklammerte Säbel und Laterne und leuchtete herum.


    Linhard von Hohenfelde
    "Ciel ich weiß dass alles und wir wissen das. Aber ich sage Dir ganz ehrlich, auch wenn ich das Familienoberhaupt bin, muss ich da diplomatisch vorgehen. Klingt nicht besonders mutig, ist es auch nicht. Aber es ist klug. Schau, wenn ich einem der beiden dumm komme, bin ich schneller tot als ich husten kann. Wenn ich die Familie als Nicht-Magier, also als Purie leite, dann muss ich es gut, diplomatisch und weise tun. Sie müssen meine Order als logisch und annehmbar empfinden. Hat Dich mal ein Geistmagier angegriffen? Dave hat mich einmal angegriffen auf Befehl von meinem Erzeuger hin. Es war der Abgrund an Schmerzen und soweit ich weiß, hat er mich nicht mal vernichtend angegriffen, sondern nur mir eine geballert um mich Schach-Matt zu setzen. Hat funktioniert, dass kann ich Dir versichern. Wenn ich also so eine Familie anführe, dann weil sie mir folgen wollen. Weil sie selbst einsehen müssen, was gut für sie ist. Ich kann im Grunde immer nur Angebote unterbreiten. Je mehr Familienmitglieder fest auf meiner Seite sind, je sicherer ist mein Posten. Verstehst Du das? Kein Familienoberhaupt muss alles können, dass kann nicht mal ein Magier. Einer gegen den Rest? Die einen würden Dir die Hirngrütze kochen, der Rest beschwört irgendwas, die nächsten saugen Dich aus und die Puries stechen Dich ab. So läuft da bei uns. Du bist tot, dass steht fest. Nur wie, dass eben nicht. Also muss Du als Oberhaupt die Führung wert sein. Dass war ich bis jetzt und ich hatte Brandur immer an meiner Seite. Sie fürchten ihn, da er mächtig ist. Aber sie haben auch gesehen wofür wir einstanden und folgten uns in die neue Welt, auf dem neuen Weg. Zaghaft zuerst, aber sie folgten. Weil sie selbst so nicht leben wollen Ciel. Da kann ich den beiden nicht mit Drohungen kommen, sondern nur mit neuen, besseren Zielen. Etwas wofür es sich lohnt dieses alte Grauen aufzugeben. Geruch? Ich rieche nichts Ciel. Hier riecht nie etwas, keiner, sie sind gefroren hör", sagte Lin und klopfte auf eine der Leiche. Es klang dumpf und tonlos, gefroren. Lin blieb vor den Babys stehen, streckte die Hand danach aus und hielt mitten in der Bewegung inne. Langsam zog er die Hand wieder zurück. "Hat es sich bewegt? Sag dass es sich nicht bewegt hat...", flüstere Lin panisch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel starrte das gefrorene Baby an. Etwas so Trauriges hatte er lange nicht sehen müssen. »Es kann sich nicht bewegen, Lin«, sagte er sanft. »Es ist tot und obendrein steinhart. Nicht einmal ein Nekromant könnte es dazu bringen, sich zu bewegen. Es würde einfach zerbrechen. Linhard, in Souvagne gibt es Gesetzeshüter. Es ist kein gesetzloses Land wie Naridien. Wenn jemand gegen Recht und Ordnung verstößt, dann musst nicht du dagegen vorgehen, sondern du wendest dich an den nächsthöheren Lehnherren - also meinen Vater. Wir haben die Himmelsaugen, wir haben die Armee, wir haben die Bluthexer und wir haben noch ganz andere Mittel, von denen du nicht einmal träumst. Zwei Lich sind machtvoll - aber niemand ist unbezwingbar. Du riechst wirklich nichts? Es riecht hier nach ... ich kann es kaum aussprechen ... vaginaler Lubrikation.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Vagi-Was? Du hast Recht, es... es kann gar nicht... es ist tot...", stammelte Lin und wich ein Schritt vor dem Baby zurück und musterte es misstrauisch. "Ja man vergisst das leicht, aber ich weiß aus alten Erzählungen wie Euer System funktioniert. Nur wenn Du hier aufgewachsen bist, vergisst Du es leicht. Als Marquis habe ich ebenso Lehnsherren unter mir mit Bütteln und ich habe eigene Sicherheitsleute, Gardisten und so weiter. Und Du hast völlig Recht, Deinen Vater als meinen höchsten Herrn und als Schwiegervater. Er würde nicht zulassen, dass sie uns etwas antun nicht wahr? Das würde er nicht?", flüsterte Lin und schnupperte. "Es riecht nach Puder... Babypuder?", fragte Linhard und schaute sich in der Halle um. Außerhalb des Lichtscheins der Laterne war es dunkler geworden, viel dunkler...


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es riecht nach Frau«, beharrte Ciel. »Die Laterne scheint zu verlöschen oder täuscht das? Bleib bei mir.« Er ging mit erhobener Laterne in die Dunkelheit, um zu schauen, was hier so penetrant roch, ja, duftete. An einem Ort wie diesen sollte nichts duften.


    Linhard von Hohenfelde
    Ciel entdeckte nichts... scheinbar. Dann sah er einen leichten rötlichen Schimmer, der in der Wand verschwand als würde er absorbiert werden und damit verschwand auch schlagartig der Duft. Linhard stand ganz dicht neben ihm, so dass er den kalten Atem seines Schwagers im Nacken spürte. Als sie sich umdrehten hatte sich jemand den Scherz erlaubt die gefrorenen Babyleichen auf die Füße zu stellen. "Bei Ainuwars Eiern!", keuchte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte Linhard die Laterne in die Hand. »Halt das.« Kalter Schweiß lief seinen Nacken herunter. Er bemühte sein Gedächtnis, doch er erinnerte sich an keinen Bestandteil seiner magischen Ausbildung, die ein solches Phänomen beschrieben hätte. Er spürte erneut nach dem Blutfluss, aber er bezweifelte, dass er etwas finden würde. Blut konnte nicht durch Wände gehen. Oder doch? Er trat an die Babyleichen heran und starrte sie an, um herauszufinden, ob sie nicht doch einer nekromantischen Behandlung unterzogen worden waren, bevor er eines Linhard in die Hand drückte und das andere selbst unter seinen Arm klemmte. »Lass uns zusehen, dass wir hier herauskommen!«


    Linhard von Hohenfelde
    Entgegen aller Vernunft spürte er Blut und zwar direkt hinter der Mauer, einen Fingerbreit einen Herzschlag weit entfernt. Es schien die gesamte Wand zu durchziehen, jedenfalls das was dem Blut sonst innewohnte und Ciel spürte dass dieses Etwas ihm absolut feindlich gesinnt war. Als er Linhard das Baby reichte, hätte dieser es fast versehentlich fallen lassen. Er konnte es gerade noch auffangen. "Das war Archibald, ich schwöre es, er steht auf solche Scherze...", sagte Lin um seine aufgewühlten Nerven zu beruhigen. Er steckte das Baby in die mitgeführte Tasche und trug sie lieber in der Hand als auf dem Rücken. Er wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl, dass sich das Baby durch seinen Rücken fressen würde, sobald er es aus den Augen ließ. So hielt er den Beutel auch. "Komm wir gehen, Du hast Recht. Aber Du spürst es auch nicht wahr? Mein Onkel sagte immer das Haus lebt. Ich dachte immer dass sagt er, weil er hier Jahrelang von einer Gruppe von Dunwins Leuten missbraucht wurde. Sie haben ihn gefoltert, gequält und missbraucht und er konnte nur fliehen indem er in den Nexus ging. So nannte er es. Was sie genau taten weiß ich nicht, aber dass sie das taten, weiß ich. Und später als er frei war, tat er es oft auch so. Einfach die Zeit im Nexus verbringen, da fühlte er sich gut. Pavo der Goblin hatte Dave nach einem Reitunfall gerettet und behalten. Der alte Gobo sagte einst, ich habe Dich nicht gerettet, damit sie Dich ganz töten. Wie Recht er hatte. Aber das mit dem Schänden erfuhr ich erst viel später, ich habe mich immer nur gewundert, was am Nexus so toll ist, dass er da kleben bleibt. Ich rede zuviel... ich bin nervös, entschuldige", sagte Lin und führte Ciel wieder nach oben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel jedoch blieb auf halbem Wege stehen. »Das Blut scheint ein Eigenleben entwickelt zu haben. Was mag das nur sein? Ein Blutgolem? Lin, ich muss das untersuchen! So eine Gelegenheit ergibt sich nie wieder. Wenn ich jetzt gehe, erschlägt Alexandre mich mit einem Lehrbuch.« Er drückte Linhard die andere Tasche auch noch in den Arm und ging mit gezücktem Säbel zurück an die Stelle, wo er das lebende Blut entdeckt hatte. »Ich spüre dich«, verkündete er. »Du bist hinter der Wand. Wer bist du? Ich sage dir, wer ich bin: Ich bin ein Bluthexer. Du bist aus Blut und unterliegst meiner Macht. Offenbare dich freiwillig.«


    Linhard von Hohenfelde
    Ciel spürte das dieses etwas hinter der Wand verdutzt war. Scheinbar war es nicht gewohnt, dass es jemand ansprach. Aber dann spürte Ciel wie sich das Blut scheinbar zu nichts zu verflüchtigen begann. Sie auslaufende Farbe zog es sich weiter durch die Wand, verbreiterte sich, sickerte tiefer bis er es nur noch ganz schwach wahrnahm, fast wie den Hauch einer Erinnerung, dann war es verschwunden. Zurück blieb das Gefühl einer gewaltigen Bedrohung. "Fühlst Du das? Es fühlt sich an wie Gewitter, dass ist hier nie ein gutes Zeichen. Lass uns gehen Ciel, JETZT!", befahl Lin, aber er hörte an dem Ton wie besorgt sein Schwager war.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir haben nichts zu befürchten«, beharrte Ciel. »Es fürchtet mich, es hat sich zurückgezogen. Es hat ein Bewusstsein! Wesen, erscheine«, rief er. »Ich will mit dir reden. Jetzt hast du die Gelegenheit, der Welt außerhalb des Hauses etwas mitzuteilen. Eine solche Möglichkeit ergibt sich so schnell nicht wieder, vielleicht nie. Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu bedrohen. Ich wollte dich nur über meine Macht informieren. Nun bist du an der Reihe, mir etwas über dich zu verraten.« Er legte den Säbel auf die Bahre, auf der zuvor die beiden Kinder gelegen hatten. Diese Waffe nützte ihm hier nichts. Er streckte die Arme mit gespreizten Fingern aus und verdichtete seine Macht in den Fingerspitzen, um diese wie Antennen zu verwenden.


    Linhard von Hohenfelde
    Ciel spürte dass die Wesenheit eine Spur hinterlassen hatte. Sie entfernte sich von ihm, tief hinab in die Gewölbe dieses Hauses, so tief wie Ciel kaum für möglich gehalten hatte. Die Wesenheit kehrte nicht um, sondern verschwand in etwas dass Ciel kaum deuten konnten. Seine Macht war nicht stark genug, diesem Ding Befehle zu erteilen. Warum dass konnte er nicht deuten. Der Zustand der Wesenheit veränderte sich und er verlor dessen Spur. Der Luftdruck veränderte sich erneut und man spürte dass gleich ein Gewitter bevorstand. "Ciel hör auf mit dem Mist, es ist das Haus, es lebt, ich habe es Dir gesagt! Es wird uns töten!", bellte Lin verzweifelt seinen Schwager an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Faszinierend«, murmelte Ciel. Er ging auf alle viere und legte die Hände auf den Boden. »Es ist nach unten hin verschwunden. Es scheint aus Blut zu bestehen, aber ich kann es nicht aufhalten. Aber es war ihm unangenehm, dass ich es entdeckt habe. Es ist jetzt außerhalb meiner Reichweite. Linhard, es ist nur ein Haus und das Wesen, was hier vermutlich für Unruhe gesorgt hat, ist weg.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Nur ein Haus? Naja dann haben die da oben sicher beim Strippoker übertrieben und sich die Haut von den Knochen geschält. Was immer das ist was Du gespürt hast, es ist irgendwo hier und lauert, ich weiß es", sagte Lin und erneut ging eine Erschütterung durch das gesamte Haus. Lin musterte misstrauisch die Decke als Putz verabrieselte. "Wir gehen jetzt. Oder willst Du in den untersten Keller? Dann ohne mich!", murrte Lin und steckte die Babys in eine Tasche. "Oh mann, wenn mich... Du weißt schon wer so sehen könnte... ich bekäme einen Tritt in die Eier und das zu Recht", sagte Lin und stellte sich dicht neben Ciel. "Was hat es zu Dir gesagt? Hat es was gesagt? Arch sprach immer von einem großen Siegel. Und Brandur hatte in der Nachtburg auch ein großes Siegel. Das habe ich gesehen. Ob es ein toter Vampir ist?", grübelte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Augen blitzten vor Neugier. »Es geht noch weiter hinab? Lin, zeig mir den Weg! Das Haus bebt doch heute nicht zum ersten Mal, warum sollte es ausgerechnet jetzt einstürzen? Je eher wir nachgesehen haben, umso eher können wir wieder hinaus. Zeig mir den Weg.« Putzkrümel rieselten neben Ciel auf den Boden, gefolgt von einem größeren Brocken. Er beachtete es nicht.


    Linhard von Hohenfelde
    "Hörst Du mir nicht zu? Es wird uns umbringen. Ja es geht noch wesentlich weiter hinab. Da unten ist das Labor von meinem Erzeuger, Labore die versiegelt sind, Labore von Alastair, dass war mein Uropa und anderes, ich weiß nicht was in den Räumen ist Ciel. Ehrlich nicht. Ich war nicht in allen drin. Und in einigen Laboren in denen ich war, standen Dinge mit denen ich nichts anfangen konnte. So seltsame Gläser und Kolben. Keine Ahnung, es sah aus als wollte da jemand Schnaps brennen. Und ganz unten im letzten Keller, ganz weit hinab, ist das Siegel. Der letzte eingerichtete Keller. Und es gibt noch einen Weg, der noch tiefer führt hinab bis zum Abgrund denn dort leben die Düsterlinge die hier unter dem Haus leben, es ist irgendwie so verbunden. Ich weiß es nicht genau, bitte lass uns gehen. Wenn es uns tötet, ich habe Dich doch nicht hergebracht, damit Dich das verdammte Dreckshaus umbringt! Ciel!", fehlte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das Siegel, ich muss es sehen«, beharrte Ciel. »Dann kann ich es aus dem Gedächtnis abzeichnen. Wie soll ein Haus uns bitteschön umbringen? Sich zu dezimieren hat deine Familie auch sehr gut allein hinbekommen. Zeig mir den Weg hinab, bitte!«


    Linhard von Hohenfelde
    "Verdammte Hacke, ja, aber danach gehen wir sofort. Versprich es", murrte Linhard. Lin schnappte sich die Laterne und gab Ciel die Babys in die Hand. "Es ist wie ein Gullideckel im Boden eingelassen und so komisches Zeug steht drumherum. Aber bitte mach es nicht auf, wer weiß was darunter lautert? Ja das wir uns gegenseitig umgebracht haben, dass stimmt. Dafür hat es das Haus nicht gebraucht... nur uns...", sinnierte Lin und gab die Führung. Sie verließen die Leichenhalle auf dem gleichen Weg wie sie gekommen waren und Lin schlug einen anderen Weg ein. Es kam Ciel so vor, als umrundeten sie einmal das Haus innerlich, ehe er einen neuen Gang in die Tiefe wählte, dieser ähnelte einer Wendeltreppe. Hier roch es muffig, die Luft war alt, uralt und abgestanden. Die Tapete an den Wänden hing an manchen Stellen in Fetzen herab. Sie kamen auf einem Gang heraus, an dem viele Türen abzweigten. Es hatte den Anschein, als befanden sie sich auf dem Gang in einer Irrenanstalt. Gepanzerte dicke Türen, mit Sehschlitzen, alles fest verschlossen, mit gewaltigen Vorhängeschlössern und Runen gesichert.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Je unheimlicher es wurde, umso größer wurde Ciels Neugier. Da Linhard extrem angespannt war, plauderte Ciel ein wenig. »Alexandre gilt als der jüngste und größte Bluthexer aller Zeiten. Ich habe erst sehr spät begonnen, mich der Kunst zu verschreiben und es immer wieder schleifen lassen. Weltliche Dinge haben mir oft dazwischengefunkt. Aber nun stell dir vor, wie ich die Bluthexerei voranbringen würde, wenn ich dieses Geheimnis ergründe und sei es nur ansatzweise! Ich könnte es Alexandre gleich tun, auch ohne die Verstümmlung ... vielleicht ... vielleicht könnte ich ihn übertreffen.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Übertreffen worin denn Ciel? Willst Du dieses Ding mit nach Souvagne nehmen? Was ist, wenn es das Blut des Hauses ist, falls es sowas gibt. Oder irgend etwas magisches, dass noch keiner kennt? Dann kann es auch keiner bekämpfen. Ich habe ein ungutes Gefühl dabei, aber ich vertraue Dir, da Du mein Leben gerettet hast. Ich hoffe Du weißt was Du tust. Schau Dir das Siegel bitte erst einfach einmal an!", bat Linhard der Verzweifelung nahe. Sie passierten den Gang, liefen weiter und irgendwann hörte Ciel so etwas wie Wasserrauschen. Auch dies ließen sie hinter sich. Es folgte ein Gang, der einst sehr schön gewesen sein musste, er wirkte wie eines der Gemächer am Hofe, nur war hier alles verstaubt und verrottet. Erneut ging es hinab, die Wendeltreppe führte durch einen Flur von dicken Steinen, so dass man das Gefühl hatte einen Brunnen hinab zu steigen. Sie kamen in einem Kreisrunden Raum heraus und mitten im Boden war aus ein gewaltiges Siegel aus massivem Metall eingelassen, in der Farbe von Messing. Schriftzeichen standen darauf und seltsame Bilder waren zu sehen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Messing«, urteilte Ciel. »Messing ist ein machtvolles Antimagicum, vielleicht das Machtvollste überhaupt. Ihr soll etwas sehr Großes, sehr Altes und sehr Mächtiges festgehalten werden. Aber es sickert hinaus.« Er kniete erneut nieder und fuhr mit den Fingern das Siegel entlang. »Ich kann hier nicht hindurchspüren. Auch meine Fähigkeiten werden dadurch geblockt. Warte.« Ciel zog einen Notizblock hervor und zeichnete sich alles genau ab. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. »Du weißt, was Bluthexerei vermag. Und auch, wo ihre Grenzen liegen. Ich könnte die Grenzen erweitern. Nie da gewesene Zauber wären möglich!« Ciel konzentrierte sich auf das Siegel und versuchte, den Bann zu ergründen, der darin lag.


    Linhard von Hohenfelde
    Der Bann war mächtig und entgegen Ciels Vermutung offenbarte sich eine Überraschung, nichts sollte dort unten gehalten werden. Sondern was auch immer vor den Siegeln stand, sollte fern gehalten werden. Es blockte nicht dass was dort unten war, sondern die Magier, die das Siegel heben wollten. Linhard schaute sich das Siegel an. Es war schön, aber er hatte vor solchen Dingen immer eine gehörige Angst und gewaltigen Respekt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zischte ärgerlich. »Hier ist vermutlich nichts zu machen, nicht im Alleingang.« Ciel konzentrierte sich und versuchte, das Siegel zu lösen, um die wahre Macht, die dahintersteckte, einschätzen zu können. Sein Ziel war es, herauszufinden, ob er womöglich mit mehreren Magiern gemeinsam etwas ausrichten konnte.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard hielt hinter Ciel Wache mit gezogener Waffe, da man hier mit allem rechnen musste. Zudem hatte Ciel gesagt, dass ein Vampir im Haus war. Vermutlich Archibald, aber sicher konnten sie nicht sein. Arch wusste nicht, dass sie sich ab heute feindlich gegenüber standen. Aber war Arch nicht immer ein Feind? Lin wusste nicht, wie er denken sollte, aber gleichgültig wer die Treppe hinabstieg, er würde ihn mit der Waffe begrüßen. Das Siegel war alt, sehr alt, älter als es Ciel für möglich hielt und es barg gehörige Macht. Allein würde er nichts ausrichten können und er benötigte mehr als nur einen Magier. Dieses Siegel ließ sich nur durch Zusammenarbeit heben. Und dies war genau dass, was man in dieser Familie nicht fand.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Keuchend entspannte Ciel seine Muskeln wieder und vor allem seinen Geist. »Nichts zu machen. Wir brauchen weitere Magier. Wie viele? So viele, wie wir heranbekommen können.« Er erhob sich. »Ein Jammer, aber wenigstens konnte ich einige Informationen sammeln. Das Siegel ist dermaßen alt, dass ich sein Alter nicht eingrenzen kann.« Er erhob sich und wischte sich den eiskalten Schweiß ab. »Der Vampir kocht noch immer. Willst du nach ihm sehen? Ich kann ihn aus eurem Haus schmeißen, wenn du das möchtest.«


    Linhard von Hohenfelde
    "Ciel... wenn das Archibald ist in unserem Haus, dann ist das der Vater von Derya. Der Mann, dessen Tochter Alexandre verstümmelte. Er weiß wo sie ist. Er ist direkt hier. Willst Du ihn sehen? Ich warne Dich, er ist ein Schwertmeister und er ist ein tödlicher Gegner. Wenn Du ihn aufhalten kannst, gehen wir hin. Ansonsten macht er uns kalt. Alles was ich Dir verschaffen kann, sind ein paar Minuten zur Flucht. Mehr nicht, ich bin nicht ansatzweise so weit wie er", gestand Lin offen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe die Zauber des dritten Grades eben erst gelernt ... sie werden nicht so wirksam sein, wie wenn Alexandre sie anwenden würde. Aber sie funktionieren! Und Archibald ist ein Jungvampir. Lass uns hingehen.« Ciel spürte nach dem scheinbar kochenden Vampir und stieg mit Linhard die Treppe hinauf.


    Linhard von Hohenfelde
    "In Ordnung, dann lass uns hingehen, aber bitte sein vorsichtig. Wobei dass muss ich Dir sicher nicht sagen, Archibald war zu Lebzeiten ein Menschenfresser, so wie seine Tochter. Nur weil er Leute nur noch aussaugt, heißt das nicht, dass er nicht mehr gefährlich wäre. Er weiß sehr genau wie man Leute binnen kürzester Zeit tötet. Das ist sein Kampfstil. Er ist nicht sehr stark, jedenfalls nicht im Vergleich zu anderen Kriegern. Aber er ist schneller als Du Dir vorstellen kannst. Er macht den Tag sonst auch nichts anderes als trainieren. Das habe ich früher auch getan Ciel. Und Du hast ebenfalls gekämpft. Zu zweit könnten wir ihn aufhalten, aber wir benötigen Deine Magie. Ohne sie geht nichts. Und falls er Dich angreift, ich weiß das von Opa, er weicht nicht nach hinten aus, er weicht zu Dir aus. Das heißt, Du kannst Dein Schwert nicht mehr nutzen, er sein Jian schon, wobei er nutzt dann einen Dolch und sticht Dich ab. Also halt ihn auf Abstand, daran musst Du denken. Und falls was passiert, ich mag Dich Ciel. Ich war nur wütend wegen dem Betrug, nicht wegen der Nummer, Du bist ein Guter. Auch wenn Du selbst oft was anderes denkst", sagte Lin und knuffte ihn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nahm sich den Augenblick Zeit, zog Linhard an sich heran, drückte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich mag dich auch, Lin. Und ich war kurz davor, dem Dreier mit dir und Verrill zuzustimmen, aber Ferrau hat sich charmant und frech wie er ist dazwischen gedrängelt. Bitte verzeih mir meine Fehltritte und Fehleinschätzungen. Falls nur du hier lebend herauskommst, pass gut auf euch alle auf. Ferrau vererbe ich meinem Vater. Dann bleibt er in seinem vertrauten Umfeld. Ich hab dich lieb, Lin.« Ciel wurde sehr ernst und konzentrierte sich. »Der Vampir ist dort vorn. Im zweiten Zimmer rechts. Wir gehen nebeneinander hinein, dann hat er zwei Ziele. Ich versuche, nicht sofort meine Blutmagie einzusetzen und ihn in Sicherheit zu wiegen.« Ciel gab den Weg vor und wechselte an der Tür mit Linhard einen Blick.


    Linhard von Hohenfelde
    "Dito, sei vorsichtig. Falls was ist, ich habe hinten noch einen Dolch im Gürtel. Schneide Dich nicht damit, er ist vergiftet", flüsterte Lin, ehe er kurz grinste. "Naja zu viert geht sowas auch", lachte er leise und knuffte Ciel. Dann wurde er schlagartig ernst und sein Gesicht sah aus, wie das einer anderen Person, grimmig und auf ein Ziel fokussiert, auf ein Opfer, dass er erledigen musste. Ciel sah zum ersten Mal die Seite, die Lin sonst unterdrückte. Und was er sah, war nicht gerade angenehm. Aber die dunkle Seite galt nicht ihm, sondern ihrem gemeinsamen Feind. Lin atmete einmal tief durch, dann tat er mit volle Wucht die Tür ein.


    Archibald von Dornburg
    Archibald drehte sich wie eine Furie zur Tür hin um und hatte zeitgleich seine Waffe gezogen. "Du? Was hast Du hier zu suchen Larve?", fragte Arch schneidend.


    Robere
    Robere war ebenfalls sofort auf den Füßen, riss die Repetierarmbrust vom Rücken, spannte sie kraftvoll und brachte sie in Position. Das alles hatte nur zwei Sekunden gedauert. Als er sein Ziel anvisierte, senkte er rasch erschrocken die Waffe. "Hoheit?", fragte er verwirrt.


    Archibald von Dornburg
    "Hier ist das keine Hoheit, hier ist er nichts weiter als ein ganz normaler, stinkender Bürger der unbefugt in ein fremdes Haus eingedrungen ist!", zischte Archibald und legte den Kopf schief während er Linhard musterte. "Leg die Waffe weg oder ich nehme sie Dir ab, zügig", befahl Archibald.


    Robere
    Robere starrte Archibald kurz an, als dieser so über den Prince herzog. Es würde eskalieren. Aber was würde er tun?


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ganz ruhig", verkündete Ciel. "Wir haben lediglich ein paar Fragen bezüglich deiner Tochter Derya, Archibald."


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard richtete seine Waffe auf Archibald. "Lass den Scheiß Archibald. Du bist hier der Gast. DASS ist mein Haus und wer hier willkommen ist oder nicht bestimme ich. Was machst Du ohne meine Erlaubnis hier? Du hast hier nichts verloren Arch, senk die Waffe, Du bist mein Schwertmeister. Nicht ich Dein Hampelmann", befahl Lin.


    Archibald von Dornburg
    Arch senkte minimal die Waffe, ehe er sie tatsächlich wegsteckte und die Arme vor der Brust verschränkte. "Nur zu... aber wieso fragt Ihr sie das nicht selbst? Derya die beiden haben eine Frage an Dich", sagte Archibald freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wo ist sie?", fragte Ciel ohne den Blick von Archibald und dem anderen abzuwenden. Er war sich nicht ganz sicher, aber wenn ihn nicht alles täuschte, war das Robere, allerdings in fremder Rüstung. Was machte der hier?


    Archibald von Dornburg
    Arch nickte knapp. "Touche´ Prinz... gute Selbstbeherrschung. Da wo ein braves Mädchen um diese zeit sein sollte... auf Jagd", grinste Arch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wann trifft sie ein?", wollte Ciel wissen. "Was macht Robere bei dir? Und was stinkt hier so erbärmlich?"


    Archibald von Dornburg
    "Nie, er steht hier nur, wir haben gefurzt", lachte Arch.


    Linhard von Hohenfelde
    "Ich an Deiner Stelle wäre etwas vorsichtiger mit Deiner Wortwahl einem der Princen gegenüber. Er hat Dich etwas gefragt, also antworte ihm auch. Ist Derya hier? Ja oder nein?", fragte Lin und stellte sich etwas seitlicher hin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Kopf wurde rot. Er hatte gerade etwas fauchen wollen, wartete nun aber, wie Archibald auf Linhards Aufforderung reagieren würde.


    Archibald von Dornburg
    Archibald musterte Linhard und seine Lippen kräuselten sich zu einem so freundlichen Lächeln, dass es einem unheimlich wurde. Aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht, sie blieben kalt und ausdruckslos. "Verzeiht mir meinen ungebührlichen Ton Hoheit. Meine Tochter ist nicht hier. Und was hier so stinkt ist der Kopf von Roberes Vater, den kochen wir gerade aus", antwortete Archibald höflich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ihr macht was?«, rief Ciel nun fassungslos. »Ihr seid wahnsinnig! Wir wollten dich eigentlich fragen, ob dein Angebot noch steht, bezüglich deiner Tochter und Linhard und du bedrohst uns!«


    Linhard von Hohenfelde
    "Eben und dass in meinem eigenen Haus. Und wieso kocht Ihr den Vater von Robere? Seid Ihr verrückt geworden?", fragte Lin fassungslos.


    Robere
    "Nur den Kopf", wandte Robere ein. "Er war schon tot."


    Linhard von Hohenfelde
    "Was meinst Du damit, woher hast Du denn Mann? Hast Du ihn ausgebuddelt und dann geköpft? Erklärt dass mal in ganzen Sätzen. Und von Dir möchte ich wissen, ob das Angebot mit Derya noch steht. Du hattest mir versprochen, dass wir ein Kind zeugen und zwar einen Stammhalter. Unser Blut vereint und nun stehst Du hier und bist bereit meines zu vergießen? Du hast Dunwin etwas anderes versprochen. Was ist Dein Wort wert Archibald? Aber das wissen wir ja. Wo warst Du als er fiel? Und nun wirfst Du mir sowas an den Kopf", sagte Linhard tonlos.


    Robere
    "Sein Körper ruht unten. Kazrar", erklärte Robere. "Archibald hat mich erkannt als seinen Sohn, weil ich aussehe wie er. Und das stimmt auch, ich habe das Gemälde gesehen. Aber Ansgar, das kranke Schwein, hat Kazrars Kopf abgeschnitten und verbrannt. Er ist nur noch ein schwarzer Klumpen, so kann das nicht bleiben. Ich will den Schädel haben."


    Linhard von Hohenfelde
    "Wenn Du das sagst", sagte Linhard und tippte mit einem Finger Ciel an. Die beiden mussten nicht wissen, was er wusste. Zudem wäre es unklug die Tarnung aufzugeben. Lin hoffte dass Ciel alles im Griff hatte. Er vermied es zu seinem Schwager herüberzuschauen.


    Archibald von Dornburg
    "Es ist so, Du solltest Deinen Erzeuger besser kennen Linhard. Er hat Dich von klein auf nur benutzt, Dich zu einer Waffe geformt und die Waffe angewandt. Ob Du lebst oder stirbst interessiert Ansgar nicht. Wichtig war nur, dass Du Deinen Zweck erfüllt hast. Das Versprechen gilt noch, natürlich gilt es noch. Ich hätte nur nicht gedacht, dass Du daran noch Interesse hast", warf Arch ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel steckte seinen Säbel weg. "Dazu, den Kopf auszukochen, sage ich jetzt mal nichts. Ich kenne mich mit naridischen Gepflogenheiten zu wenig aus. Lasst uns das Treffen arrangieren. Ich schlage den Hof von Souvagne vor, um deine Tochter mit allen gebührenden Ehren zu empfangen und ihr alle Annehmlichkeiten zu bereiten."


    Archibald von Dornburg
    "Am Hof? Nein Ihr dürft uns besuchen, in Obenza. Eine herrliche Stadt, idyllisch direkt am Hafen gelegen. Eine weltoffene Kultur, die jeden willkommen heißt und aufs herzlichste begrüßt. Überall finden sich kleine Geschäfte in denen Ihr stöbern könnt, es gibt Kneipen, Bars und Restaurants, die jeden Herzenswunsch erfüllen und auch für Unterhaltung ist reichlich gesorgt. Hinzu kommt die Herzlichkeit der Einheimischen, die mit kaum einem anderen Völkchen zu vergleichen ist. Obenza eine Stadt voller unglaublichem Charm, jederzeit eine Reise wert", flötete Archibald.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Bedauerlich", meinte Ciel. "Dann ist die Vereinbarung wohl leider hinfällig." Er versuchte, den Gestank des kochenden Kopfes zu ignorieren. Er hätte gern gewusst, was Linhard mit seiner kurzen Berührung hatte mitteilen wollen.


    Archibald von Dornburg
    "Bedauerlich in der Tat und was stört Euch so an Obenza Hoheit? Ich persönlich würde Euren Schutz garantieren. Dunwin, die Götter seien seiner schwachsinnigen Seele gnädig, hat sich leider von seinen eigenen Kindern töten lassen. Ich habe versucht ihm beizustehen, aber und das ist wirklich ein großes ABER auch ich habe irgendwann Feierabend. Tja", grinste Arch.


    Linhard von Hohenfelde
    "Feierabend, ja sehr wichtig. Mitten in der Schlacht, verzeiht Duc - Ihr wisst ja - Feierabend", stöhnte Lin.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard fragte sich, wann Ciel angreifen würde, oder ob sie gar nicht mehr angreifen sollten. "Sekunde mal eben", sagte Lin, schnappte sich Ciel und zog ihn mit hinaus auf den Flur. "Was möchtest Du nun tun?", wisperte er nur für Ciel hörbar.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Was mich an Obenza stört?", fragte Ciel langsam. "Das spielt doch überhaupt keine Rolle, seit wann kommt der Knochen zum Hund? Tut mir leid für dich, Linhard. Aber wir finden eine andere Mutter für dein Kind." Auf Linhards Bemerkung her runzelte er kurz die Stirn. Denn Linhard hatte die gesamte Leibgarde gleich mal zu Hause vergessen.


    Archibald von Dornburg
    Archibald musterte Ciel, der Knirps war cleverer als sein schütteres Haar vermuten ließ. Er versuchte ihn festzunageln und das machte er wirklich gut. Lin hatte damals Recht gehabt. "Gut wo in Souvagne, der Hof gefällt mir nicht. Ich werde meine Tochter begleiten", schlug Arch vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel äugte über Linhards Schulter in den Raum. Er drückte Linhards Arm kurz mit den Fingern. "Natürlich, du bist unser Gast, Archibald", erwiderte Ciel freundlich. "Vampire sind bei Hofe nicht gestattet, aber wir finden ein Quartier in unmittelbarer Nähe für dich."


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nickte knapp und schmunzelte Ciel an. "Wir sollten wieder nach Hause reisen, findest Du nicht auch?", bat er seinen Schwager. Den Kochkopf konnten sie eh nicht mehr retten, aber selbst wollte er nicht im Kessel landen. Zudem wollte er auch Ciel das Schicksal ersparen. Aber sein Schwager hatte mehr Eier in der Hose, als er vemutet hatte, das gefiel Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ja, das sollten wir. Und DU Robere", fauchte Ciel, "solltest ebenso schnellstmöglich wieder im Palast aufschlagen! Keiner der Leibgardisten hat die Genehmigung, das Land zu verlassen!"


    Archibald von Dornburg
    "Prince beruhigt Euch, der Mann macht erstens Urlaub und zweitens bat er darum seinen Vater kennenlernen zu dürfen. Kann man ihn das verwehren? Er wollte nichts Unrechtes, er wollte nur... seinen Vater sehen", erklärte Arch und stellte sich grinsend vor den Topf in dem der abgeschlagenen, schwarze Kopf brodelte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Erinner mich nicht daran, was ihr hier gerade tut. Jedenfalls wünsche ich, dass Robere schnellstmöglich seinen Urlaub nach Souvagne verlegt. Komm jetzt, Linhard, mir wird übel."


    Archibald von Dornburg
    Archibald verneigte sich galant. "Selbstverständlich Hoheit, ich kümmere mich darum", sagte er freundlich.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nickte knapp. "Mache das und sieh zu, dass Du aus meinem Haus verschwindest. Und zukünftig fragst Du vorher, ob Du hier herumspazieren darfst Arch", sagte er kurz angebunden und hakte Ciel unter. Gemeinsam mit Ciel am Arm lief Linhard so schnell es möglich war zurück zum Eingang, ohne dabei wirklich rennen zu müssen. Er hoffte inständig dass sie die Tür ohne weitere Zwischenfälle erreichten. Dieser Wunsch wurde erhört. Kaum dass sie draußen waren ließ Linhard den Sack fallen und atmete erst einmal kräftig durch. "Das kann man niemandem erzählen. Wir waren in einem Haus voller Leichen und haben zwei Leichen geholt, dann haben wir seltsame Gerüche gerochen, von Vagina bis Babypuder, dann haben wir blutende Wände untersucht und ein Siegel dass keine Ahnung aus Messing war, während mein Schwertmeister mit seinem Freund oben einen Kopf kochte. Also wenn das ein Fremder hört, dann kommt man in den Tempel für Geisteskranke oder?", sagte Lin und grinste Ciel schräg an. "Du hast Eier in der Hose Ciel, ganz gewaltig dicke Eier".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Danke, Lin, du hast dich ebenso hervorragend geschlagen. Aber warum mussten wir so hetzen? Jetzt haben wir es jedenfalls geschafft und die Kinder können in Souvagne ruhen."


    Linhard von Hohenfelde
    "Weil er freundlich wurde, wenn er einen so süffisant behandelt, ist das seine echte Freundlichkeit. Wird er freundlich, also "lieb" dann steht er kurz davor zu explodieren. Und er war kurz davor. Dass müssen wir nicht haben. Wir wollen ihn und seine Brut in Hof um sie zu richten. Sich hier mit ihm zu duellieren bringt und Derya nicht her. Du hättest uns beschützen können, aber für Alex wäre es aus gewesen. Komm aufs Huhn Ciel, schnell. Nach Hause oder möchtst Du noch woanders hin? Hey heute bist Du einmal frei. Und Danke für das Kompliment", grinste Linhard.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Warum sollte er explodieren? Er bekommt seine Verpaarung, zumindest glaubt er das, und ich bekomme meinen Leibgardisten zurück. So ein Spinner. Kocht der seinen Vater. Und der Vater war bei euch im Dienst?« Ciel platzierte sich bequem hinter Linhard. »Wenn wir schon einmal hier sind ... gibt es einen Ort in Naridien, den du einem hinterwäldlerischen Almanen unbedingt zeigen wölltest? Ein wenig den Horizont zu erweitern, kann ja nicht schaden.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard ließ Aquilla aufsteigen und flog mit ihr eine Runde über das Haus, ehe er beidrehte. "Ich zeige Dir etwas, dass Dir bestimmt gefallen wird. Ich hoffe da wohnt nun kein Vampir mehr. Das Haus von Wolfram von Wigberg. Es liegt eingeschmiegt in einem kleinen Tal, in einem Gebirge. Wunderschön dort und da wollte ich mich etwas auskurrieren. Leider hatte Archibald seinen Sklaven dort vergessen, den er zum Vampir gemacht hatte. Und dieser griff mich an. Ich schlief im Haus, hatte Schmerzen und da saugte er an meiner Schulter. Das verborgene Tal war immer ein friedlicher Ort. Wir alle waren glücklich dort, es war unser winziges Hauptquartier in die Freiheit. Dass möchte ich Dir gerne zeigen, wo unser neuer Weg den Anfang nahm. Aquilla hat Sklave getötet", erklärte Linhard. Er dachte einen Moment lang nach und grinste dann Ciel an. "Bei Arch versteht man nicht immer seine Logik. Was haben wir sonst Schönes? Tja eigentlich ist alles hier etwas bunt und wüst", erklärte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Dann möchte ich das verborgene Tal gern kennenlernen", sprach Ciel und betrachtete die Landschaft im Flug. "Von hier oben aus wirkt Naridien sehr viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe."


    Linhard von Hohenfelde
    "Es ist auch kein schlechtes Land Ciel. Das Gute oder Schlechte machen die Leute aus. Du kannst an einen Archibald geraten oder an einen Wolfram. Es ist ein gewaltiger Unterschied und ich hoffe Du konntest Wolfram schon kennenlernen. Er ist einer mit der nettesten Burschen aus unserer Familie. Ich hatte mir Souvagne auch anders vorgestellt. Keine Ahnung wie, aber nicht so und ich hatte ziemliche Angst vor Deinem Vater und vor Dreux", gestand Lin während Aquilla das verborgene Tal anflog. Es dauerte eine geraume Weile, aber dann waren sie da. Aufmerksam ging das Drachenhuhn herunter und landete. Misstrauisch schaute sie sich um, sie erkannte den Ort wieder. "Das verborgene Tal Ciel", sagte Lin und stieg von Aquilla. Er deutete auf das Haus und machte eine einladende Geste.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stieg ab und betrachtete den verwilderten Garten. Alles hier war von einer natürlichen Schönheit. Der bemooste Holzweg, das Haus, das blühende Unkraut. Er sog den Duft der Natur ein, der so viel angenehmer war als der Todesgestank des Herrenhauses. "Ein Ort zum Wohlfühlen. Das ist also auch Naridien. Gehen wir hinein."


    Linhard von Hohenfelde
    "Ja dass ist das Naridien in dem mein verrückter Onkel lebt. Und das Herrenhaus, ist die Normalität, in der unsere Familie lebte. Du erkennst sicher warum er verrückt ist? Er sammelt Pflanzen, isst kein Fleisch und liebt alles Lebendige. Er tötet nicht, nur wenn man ihn zwingt. Er ist ein Kampfmagier, aber er kämpft für Leute nicht gegen. Er hat eine andere Sicht auf die Dinge und in seiner Gegenwart habe ich mich immer gefühlt, als könnte ich einfach mal ausruhen. Ich vermisse ihn, das Haus, wie wir hier alle eingeengt aber glücklich gelebt haben. Mein Paps, mein Opa und auch der Stab. Und sogar Archibald, aber auf den können wir verzichten. Es ist einfach eine kleine Oase im Chaos. Schön oder?", sagte Lin und führte Ciel hinein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wunderschön", bestätigte Ciel. "Ich verstehe euch nun besser. Ich freue mich, Wolfram im Kreise der Bluthexer willkommen zu heißen. Wenn er denn mal die Zeit findet. Er ist nicht mehr jung, er ist vermutlich der älteste Bluthexernovize aller Zeiten. Er sollte nicht mehr zu lange trödeln. Wir brauchen jeden Bluthexer, den wir bekommen können und er hat einen guten Eindruck gemacht, ich mochte ihn und, wichtiger, Alex mochte ihn auch."


    Linhard von Hohenfelde
    "Danke in seinem Namen Ciel. Aber soweit ich weiß, hat er sich doch bei Euch beworben. Ich frage ihn sonst einfach nochmal. Wollen wir es uns vor dem Kamin gemütlich machen? Dann zünde ich ein Feuer an. Ich weiß nicht wo Aquilla Sklave hingeworfen hat, aber in der Vorratskammer war alles voller ausgesaugter Leute. Das sind so Erbrelikte die Archibald hinterlässt Ciel. Sklave war ein kleiner Junge den er mit vier Jahren wegfing und sich als Spielzeug hielt. Und dann tötete er ihn nicht, sondern behielt ihn als Sklaven, wie der Name schon sagt. Das er sterben musste tut mir leid, er hatte nie ein Leben. Aber er war ein Vampir und er griff mich an. Er hatte schon so, als er normal war kaum noch eine Chance. Er war durch und durch krank und gelb. Und dann das. Und durch Sklave wurden zig Leute ermordet und wem haben wir das zu verdanken? Archibald. Warum der Kerl mich immer um den Finger wickeln konnte ist mir ein Rätsel", sagte Lin und schob zwei Stühle vor den Kamin. Er nahm sich Reisig und Zündhölzer und zündete den Kamin an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schob das Sofa an den Kamin heran, zog es aus und kuschelte sich in die vielen Kissen und Decken. Es war ein Abenteuer, allein ohne Diener und Wächter in einem fremden Land unterwegs zu sein, wo sein Rang nichts galt. Es gefiel ihm. Er fühlte sich frei. Er legte den Kopf zurück und atmete durch. "Ich wäre gern mit euch hier gewesen zu der Zeit, als ihr es so schön hattet."


    Linhard von Hohenfelde
    Lin legte sich neben Ciel und schlang ihm einen Arm um die Schulter. "Was spricht dagegen, dass wir es uns hier einmal am Wochenende alle gemütlich machen? Oder irgendwo in einem kleinen Sommerhaus in Souvagne mit der ganzen Familie? Es würde uns allen gut tun, auch Deinem Vater. Und uns ebenso", freute sich Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kuschelte sich an Linhard an. "Eine schöne Idee ... aber dort werden wieder die verborgenen Wächter sein, die uns stets begleiten. Ich bin gerade ganz froh, dass wir sie nicht dabei haben. Da fällt mir ein ..." Er biss sich auf die Unterlippe. "In den Taschen ... habt ihr eine Kühlkammer?"


    Linhard von Hohenfelde
    "Ja unten wo Wolfram seine Pflanzen trocknet, Du hast Recht, die Babys. Ich bringe sie hin", sagte Lin. Er ließ Ciel los, schnappte sich die Tasche wie sie war und brachte sie unten in die Kühlkammer. Danach kehrte er zurück und machte es sich erneut neben Ciel gemütlich. "Gut dass Du dran gedacht hast. Die unsichtbaren Wächter, sind kein Mythos nicht wahr? Ich meine natürlich habt Ihr Wächter die Euch rund um die Uhr bewachen. Was sage ich, ich habe doch sicher auch welche oder? Ich meine das nicht aushorchend, sondern ich möchte es für mich gerne wissen zur Beruhigung", sagte Lin und lehnte sich entspannt an Ciel an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Nein, sie sind kein Mythos. Und ich bin mir selbst jetzt nicht sicher, ob sie es nicht geschafft haben, uns irgendwie zu folgen. Natürlich wachen sie auch über dich. Du bist nun ein Teil der Familie." Er küsste ihn auf die Schläfe. "Lass uns hier übernachten, es ist gefällt mir hier."


    Linhard von Hohenfelde
    "Das ist eine gute Idee, dass machen wir. Nun ein Wächter haben wir ja draußen stehen, gleichgültig ob wir andere irgendwie dabei haben. Ich kann Dir sagen Aquilla hat mehr Herz und Verstand als mancher Mensch. Und als ich hier gebissen lag hat sie mich mit den Flügeln so umarmt zum Wärmen, als wäre ich ein Küken. Ich war so fertig und musste so kotzen, aber ich habe mich von ihr wie umarmt gefühlt. Weißt Du wann mich meine Mutter oder mein Erzeuger das letzte Mal umarmt haben? Ich weiß es nicht", sagte Lin tonlos und drückte sich an Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Soll ich dich ein wenig streicheln?", fragte Ciel, dem es leid tat, was Linhard sagte. Er selbst hatte das Privileg zweier sehr warmherziger, liebender Eltern genossen. "Brandur umarmt dich auch selten, er wirkt sehr distanziert. Ein Kind braucht das, auch ein erwachsenes Kind manchmal."


    Linhard von Hohenfelde
    "Mach ruhig, dass freut mich. Ja da hast Du Recht, egal wie alt man ist, eine Umarmung sagt mehr als tausend Worte könnten. Komisch dass sowas ein Pferd oder Drachenhuhn weiß. Mein Pferd hat gerne sein Kopf über meine Schulter gehangen. Ja Brandur kann das nicht so Ciel, er ist es doch selbst nur so eisig gewöhnt. Er hat es nie anders gelernt. Er zeigt liebe durch Kekse, drum sagen wir auch Keks und das heißt ich liebe Dich. Deine Mutter ist eine total liebe Person, ich habe schon mit ihr geredet und Dein Vater ist auch total knorcke. Keine Ahnung warum ich Angst vor ihm hatte, aber der Titel und die Macht dahinter schüchtern ein. Aber letztendlich ist er bei uns nur Maximilien, die Privatperson, der Papa und der Schwiegervater. Du kannst Dich glücklich schätzen, Deine Eltern sind topp", sagte Lin und streichelte seinerseits Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Die letzte Distanz zwischen den beiden schmolz dahin, als Ciel gestreichelt wurde und sich entspannt gegen Linhard sinken ließ. Er umarmte ihn, zog ihn noch etwas näher und streichelte ihn liebevoll, so wie er auch seine Geschwister streicheln würde, wenn sie gemeinsam im selben Bett lagen, was gar nicht so selten vorkam. Ja, Linhard war ein Teil der Familie geworden. Es hatte seine Zeit gedauert, doch nun hatte auch Ciel ihn endgültig angenommen. "Ja, das sind sie", bestätigte Ciel. "Wenn du Sorgen hast und etwas mehr Wärme als von Brandur brauchst, sind beide für dich da. Meine Mama mag dich, ebenso wie Vater. Und ich werde ebenso für dich da sein."


    Linhard von Hohenfelde
    "Danke Ciel, dito. Falls Du je eine Schulter zum ausweinen benötigst, eine Rauchstange oder ein kaltes Bier, oder einfach mal wen um aus dem Trott herauszukommen, Du weißt ja wo ich wohne. Einfach auch mal das Korsett abstreifen kann gewaltig gut tun. Ich meine Euer Leben ist das noch wesentlich mehr als meins, aber trotzdem etwas Freiheit schadet nicht. Was würdest Du denn gerne mal sehen, wenn Du Dir alles anschauen könntest? Verrill mag Reiseberichte, was Bücher angeht, ich habe schon einiges gelesen und war echt erstaunt", sagte Lin gut gelaunt und drückte Ciel an sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Die Eispaläste des Frostkönigreichs", antwortete Ciel, "und die Korallengärten von Coralys. Nicht zuletzt die Weltenbibliothek am Grunde des Ozeans. Die hängenden Gärten vom Skyron. Die Glaswüste. Es gibt so viele wunderbare Orte. Und du?"


    Linhard von Hohenfelde
    "Oh dass klingt gut. Die Bibliothek auf dem Meeresgrund, dass wäre was für Verrill. Das Land der Tamjid möchte ich sehen, die Bergwychtl, ich bin über ihr Land schon mehrfach hinweggeflogen, aber wie sehen die Burschen wohl aus und wie leben sie? Das Land der Lichtalben und ihre Gläser. Sie sollen ganz besondere Technik herstellen. Ob man so ein Glas mal anfassen dürfte? Die Insel der Farisin wo alles aus Feuer bestehen soll, die Insel Skille, fast bei den Frostalben und so vieles andere. Vielleicht sollten wir das mal tun, als Forschungsreise. Uns können ja einige Leute begleiten. Forscher, Magier, Leute die alles aufzeichnen, Wächter und und und. Das wäre doch was. Ein Abenteuer mit Bildung", lachte Lin.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Eine Weltreise ... ja, eine Weltreise müsste man machen. Sobald Neu-Souvagne aufgebaut ist und die Akademie und die Mauer stehen. Bist du dabei?"


    Linhard von Hohenfelde
    "Ich bin dabei, lass uns die Welt entdecken, per Schiff und Drachenhuhn. Und Verrill muss mit, sie soll das alles real sehen, riechen, spüren und nicht nur lesen. Wir nehmen unsere Lieben mit und bringen neue Entdeckungen, Wissen, Magie und was weiß ich noch alles heim. Vielleicht ist dass ein neuer Anfang auf eine neue Sicht? Dein Vater liebt Forschung, er wird es uns gönnen", schmunzelte Lin. "Schlaf gut Schwager und denk dran, dass was Du zuletzt in Gedanken hast, davon träumst Du. So sagt man jedenfalls", sagte Lin und deckte Ciel mit sich zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel kuschelte sich ein und fühlte sich wohl. Arm in Arm mit dem ehemaligen Rivalen, der nun sein Freund war, schlief er bald ein und träumte das erste Mal seit langem einen langen, freundlichen und angenehmen Traum.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard schlief einige Augenblicke später ebenfalls ein. Das warme kleine Haus von Wolfram war der komplette Gegensatz zu dem eiskalten Koloss des Hohenfelde Herrenhauses. Und es verschlang auch keine Leute, es führte sie am warmen Kaminfeuer als Freunde zusammen. Lin gefiel der Gedanke, glücklich, zufrieden und völlig entspannt schlief er ein.

  • Das schwarze Herrenhaus von Hohenfelde -- Die Beißer und der Altar



    Robere
    Kritisch betrachtete Tekuro die beiden schwarz verfärbten Schädel. Kazrar und Narbi. Er hatte alles verbrannte Fleisch von ihnen gelöst und einen Strick durch die Schläfen gezogen, damit er sie leichter transportieren konnte. So weit, so gut, aber es gab ein Problem. "Ich glaub, die Unterkiefer halten nicht, Arch. Kann man die nicht fixieren?"


    Archibald von Dornburg
    Arch schaute sich das Werk von Robere an. "Normalerweise legt man den Schädel drauf, oder nimmt den Unterkiefer ab, aber man kann ihn auch mit Draht fixieren. Dass ist kein Problem, wenn man denn Draht hat...", erklärte Archibald und schaute sich suchend um, ehe er schlagartig innehielt und misstrauisch mit zusammengekniffenen Augen nach oben schaute. Er trat von dem Kessel zurück, lauschte, witterte und drehte sich einmal um sich selbst, ehe er auf seine Hände starrte. "Es ist hier drin heller geworden... wieso wird es hier hell... das ist kein gutes Zeichen...", murmelte er und Robby hörte seiner Stimme erstmals tatsächliche Sorge an.


    Robere
    "Tageslicht? Dann musst du runter in den Keller. Arbo! Nori!", bellte er in gewohntem Befehlston. Er raffte die beiden Schädel samt Unterkiefer zusammen.


    Archibald von Dornburg
    "Ich... ich weiß es nicht...", sagte Arch perplex, ehe er sich schlagartig zusammenriss. "Du hast Recht", stimmte er Robere zu und sprintete aus dem Zimmer, den Flur entlang hinunter und nahm auf der Treppe jeweils zig Stufen auf einmal, er rannte bis er in dem Trakt ankam, er unterirdisch gelegen war. Hier konnte ihn kein Tageslicht erreichen. Arch blieb stehen und wartete auf die anderen. Aber seltsamerweise sah es hier auch so komisch aus. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt ein Hauch widerwärtiger Freundlichkeit hätte sich in die Gemäuer geschlichten. Die Kälte war verschwunden und die Temperatur war gefühlte 20 bis 22 Grad. Arch, der sonst nicht mehr atmen musste, nahm bewusst einen Zug und atmete aus. Keine klamme Wolke. Gut er selbst hatte Raumtemperatur, aber dennoch stimmte hier etwas ganz und gar nicht. "Bei den Ältesten, was ist hier nur los? An den kleinen Düsterlingen kann das doch nicht liegen. Oder haben die unten die Heizung angemacht? Robby... wo bleibst Du...", murrte Arch.


    Robere
    Tekuro ärgerte sich. Wo waren die zwei Nieten? Er drehte sich an einer Kreuzung einmal suchend um die Achse, dann hörte er Archibalds Stimem aus der Tiefe. Er hörte auf, sie zu suchen und folgte ihm in den Keller. "Morgendämmerung. Aber ganz schön plötzlich."


    Archibald von Dornburg
    "Morgen- oder Götterdämmerung? WAS beim Abgrund ist hier los? Dieses Haus, es war stets gemütlich, heimlig, dunkel, erhaben und nun macht hier einer einfach das Licht an und dreht die Heizung auf volles Rohr? Da stimmt was nicht Tek und wir gehen dem jetzt auf den Grund. Und mit Grund, meine ich auf den Grund, los folge mir", sagte Arch und gab die Führung.


    Robere
    Robere drehte sich noch einmal um. "Arbo! Nori!", brüllte er und lauschte kurz. Dann folgte er Archibald. "Es kann nicht einfach hell und warm in einem Haus werden, was immer finster und kalt war", befand auch er. "Woran kann das liegen?"


    Archibald von Dornburg
    "Tekuro, Du bist der erste der es erfährt, wenn ich es herausgefunden habe, nun komm. Du bist mein Mündel, wir haben eine Aufgabe zu erledigen, wir besuchen den Schrein. Ich hoffe Du bist keiner von der ängstlichen Sorte. Arbo und Nori sammeln wir auf dem Rückweg wieder ein. Hier geht nichts verloren, niemals. Dass ist ja das Schöne. Gleichgültig wie weit Du etwas wegschleppst oder rennst, alles findet sich hier wieder, genialer Tick-Trick", grinste Arch und rannte den Gang entlang hinunter. Sie kamen in einem Gang heraus, den Tekuro gut für eine Irrenanstalt halten konnte. Schwere eiserne Türen, mit Schlitzen zum aufschieben und gewaltigen Vorhängeschlössern. Arch beachtete die Türen nicht, sondern rannte auf gerader Strecke noch schneller, schoss um die Ecke und sprang auf die dortige Wendeltreppe. Er ließ sich das Geländer entlang runterrutschen und war außer Sichtweite. "KOMM!", brüllte er von unten.


    Robere
    Tekuro hatte Mühe, mit Archibald Schritt zu halten, obwohl er auch nicht gerade langsam war. "Es ist stockfinster", schnaufte er. "Ich seh fast nichts!" Er orientierte sich an Archibalds huschender Gestalt und den Geräuschen vor ihm. Er setzte sich auf das Gelender der Wendeltreppe und rutschte in irrsinniger Geschwindigkeit in die Tiefe. Er hoffte, dass nirgends ein Nagel oder dergleichen hervorstand. "Arch, ich brauch eine Lampe!"


    Archibald von Dornburg
    Tekuro raste mit einer enormen Geschwindigkeit die Wendeltreppe hinab und da das Geländer ständig im Kreis führte, wurde ihm ganz schön schwindelig. Schlagartig endete es und er schoss in die Dunkelheit davon. Ruckartig wurde sein Flug beendet, als ihm jemand mit Gewalt in den Kragen griff und ihn auf die Beine stellte. Du benötigst eine Laterne, dort klemmt eine", sagte Arch und deutete auf das halb offene Siegel. "Wir ziehen sie von unten raus, denn wir müssen dort hinunter. Komm mein Kleiner", bat er und sprang ohne zu zögern in die Dunkelheit. "Roobereeee", rief er von dort unten und aus der Verzerrung heraus klang Archibalds Stimme nicht mehr wie von dieser Welt.


    Robere
    Tekuro hatte schon die Faust zum Schlag in die Dunkelheit erhoben, als er Archibalds Stimme erkannte. "Mann, mach das nie wieder", keuchte er. Doch da war der Vampir ein weiteres Mal verschwunden. Tekuro ließ sich in die Öffnung im Boden rutschen, zerrte die schwach leuchtende und arg in Mitleidenschaft gezogene alchemistische Lampe von unten aus dem Siegel und es gab einen lauten Knall. "Scheiße, die Tür ist zu." Das Siegel war wieder in seine Ausgangslage zurückgefallen. Suchend blickte Tekuro sich nach Archibald um. "Arch? Bist du hier unten?"


    Archibald von Dornburg
    "Ja", flötete Arch genau hinter ihm und steckte die Finger 3 mal in in Dreierkombination von unten in das Siegel und es schwang wieder auf. "Drei mal drei und Du bist frei... ", lachte er leise und zog das Siegel wieder zu. "Na nun komm, wir müssen zum Altarraum, immer mir nach", sagte Arch und wetzte den Gang entlang hinab. Er blieb vor der großen Tür mit der Sonne stehen. Den großen Hauptstrahl auf 12 Uhr, sowie auf 4 und 8 Uhr drehte er um so dass sie statt einer 3 zu einem E wurden. Die Tür entriegelte und er betrat den Raum. Er blieb so plötzlich stehen, dass Robere ihm ins Kreuz latschte. Aber Arch sagte nichts dazu, sondern schaute sich fassungslos die Zerstörung an. "Heilige Scheiße...", stöhnte er und zückte seine Waffe.


    Robere
    "Haufen Scherben", urteilte Tekuro. Er rückte die Schädel, die er sich umgehängt hatte, zurecht und nahm die Repetierarmbrust in die Hände. Sie konnten sich hier nicht lautlos bewegen. Sichernd rannte er herum, während das Glas unter seinen Füßen knirschte. "Hier scheint niemand zu sein. Was ist das hier? Das ist riesig!"


    Archibald von Dornburg
    "Das ist die Kathedrale, der Ruhesitz des Altars für die Trinität der Ältesten, eines Gottes. Hier wurden ihm Menschenopfer dargebracht. Sie wurden aus den Leibern gerissen und die Seelen in diese besonderen Flaschen gesperrt. Die Leiber wurden dann Arbeitsmaterial für die Nekros. So lieferten die Düsterlinge dem Ältesten die Seele und den anderen oben Fleisch. Dafür behütete der Älteste seine Gläubigen, schenkte ihnen Schutz und Schirm wie man es wohl bei Euch sagt. Hielt seine wachenden Krallen über sie, leitete sie an, wenn sie nicht weiter wussten, sprach zu ihnen mit ihrer Stimme, flüsterte ihnen zu. Ich habe die Ältesten gesehen, aber mir hat niemand geglaubt. Nun vielen Gläubigen oder Heiligen wird nicht geglaubt. Nicht das ich heilig wäre, verstehe mich nicht falsch. Ich bin eben einfach nur würdig, durch mein Verhalten. Und sie - also die Ältesten kamen in mein Leben als ich es am nötigsten brauchte. Ich war allein, wie immer, aber manchmal benötige auch ich Zwiesprache zu irgendwem. Ich stromerte wie so oft im Haus von Dunwin herum und da hörte ich den Ruf. Ich folgte ihm und da offenbarte sich mir nicht Ainuwar sondern ein Ältester. Er war unbeschreiblich schön, er hatte eine Aura und er sprach mit vielen Stimmen. Er war erstaunt dass ich mich nicht fürchtete, aber wie könnte ich so ein Geschöpf fürchten? Wie könnte ich es abweisen, wo es meine Gebete erhört hat? Ich lebte von dort an stets nach ihren Dogmen. Und schau nur was aus mir geworden ist. Unsterblichkeit hat mich geküsst durch Kasimir. Er war der Heilsbote der Ältesten, auch wenn er es nicht weiß. Und schon bald werden wir noch weiteres ernten, was wir gesät haben. Aber das hier, dass hat einen ganz üblen Beigeschmack Tek. Hier war Blasphemie am Werk, Ungläube waren hier... und wir müssen herausfinden wer", sagte Arch und führt Robere weiter durch den seltsamen Raum der voller Scherben angehäuft war. Er ging den Gang zurück, öffnete die Tür und ging den Flur weiter hoch. Dort blieb er einen Moment lang stehen und fuhr mit den Fingern in komplizierten Mustern über die Tür, wo Robere genau hinschaute erkannte er,dass Arch einen Chaosstern malte. Als die letzte Linie gezogen war, schwang die schwarze Tür lautlos auf und gab den Blick frei in einen gewaltigen Raum, der die Form einer Blume mit runten Blättern hatte. Drei runde Blütenblätter, in dieser Form stand der große schwarze Altar in der Mitte. Jeweils gegenüber ein Alkoven. Der Altar im kleinen, der Raum im Ganzen bildeten das gleiche Muster. Und auf dem Altar lagen drei geköpfte Männer. Sie waren durch eine kompliziert aussehende Apparatur von Schläuchen und Gebinden verbunden. Ihre Köpfe lagen beieinander und berührten sich. Sie schienen noch nicht lange tot zu sein, denn ihre Haut sah nicht sonderlich alt oder verwest aus. "Der Fleischaltar, die atmende Trinität, jemand hat sie geschändet. Diese drei Magier waren der Anker in diese Welt für einen Gott! Und irgendwer hat den Zugang gekappt, irgendein Schwein, dass sich hier Zutritt verschafft hat!", brüllte Arch entrüstet.


    Robere
    Nun bekam Tekuro doch einen Moment lang Angst. Die Vorstellung, hier unten auf ewig zu liegen und verkabelt zu sein, war grauenvoll. Dennoch trat er ein. Er vertraute Archibald, der ihm seinen Vater zurückgegeben hatte, dessen Schädel nun schwarz an seiner Seite baumelte. "Da ist noch Blut drin", stellte Tekuro fest. "Trink, dann werden sie für immer ein Teil von dir. So kannst du ein Stück von ihnen retten."


    Archibald von Dornburg
    Arch fasste auf den Halsstumpf von einem der Drei und leckte über seinen Finger. "Nicht mal 24 Stunden tot. Nicht mal 20 Stunden, vielleicht nicht einmal dass... Das heißt, er oder sie waren hier, als wir hier waren. Das kann doch nicht sein, ich muss mich irren...", grübelte Arch und kostete erneut. Er befühlte die Leichen, untersuchte sie fast liebevoll behutsam, ehe er an ihnen roch. "Ich irre mich leider nicht. Wer immer hier eingedrungen ist und die Reliquie beschädigt hat, war hier als wir hier waren... schöne Scheiße.... ich schaffe es weder meinen Bruder zu beschützen, noch eine Reliquie, vermutlich nicht mal einen Kochlöffel, ich bin wirklich eine Wucht. Zu allem bereit, aber zu nichts zu gebrachen. Wobei... warte mal... ganz so beschissen bin ich nicht. Nur die Leute sind beschissen, die sich nicht zu helfen wissen. Wir legen hier drei neue Leute hin und beten, bitten den Ältesten um Rückkehr. Ruf Arbo und Nori Tek", bat Arch freundlich.


    Robere
    Robere stutzte und blinzelte, als in seinem Hirn Begreifen dämmerte. "Gut, ich hole sie. Warte hier", sprach er und rannte aus der Kammer.


    Archibald von Dornburg
    Arch nickte stolz. "So ein guter Junge", sagte er freundlich und wartete auf Teks Rückkehr. Er schaute wen er durch Arbo, Nori und Tek ersetzen würde. Er versuchte sich dran zu erinnern wo wer gelegen hatte. Aber vermutlich war das gleich. Arch hockte sich im Schneidersitz auf den Boden und wartete.


    Robere
    Robere rannte, steckte hastig drei mal drei Finger in das Siegel und kletterte hinauf. "Nori! Arbo!", bellte er, während er sie rennend in dem Gemäuer suchte.


    Archibald von Dornburg
    Nori: Die beiden kamen ihm schon entgegen, da sie ihn ebenfalls gesucht hatten. "Wie hast Du da den Deckel aufbekommen? Wir waren da und sind wieder gegangen", sagte sie und schlenkerte mit der Laterne in der Hand.


    Robere
    "Nicht fragen. Wir sollen hier weg. Rasch." Er packte Arbo und Nori am Ärmel und zerrte sie durch die Flure in Richtung Ausgang.


    Arbogast
    Arbo schaute sich um und rieb sich über die Arme. "Also wir sollten endlich von hier verschwinden Leute. Arch hat nicht mehr viel Zeit, draußen wird es bald hell", sagte er mahnend und schaute Tek bewusst ganz genau an.


    Robere
    "Laber nicht, lauf", schnauzte Tekuro und zerrte ihn weiter.


    Arbogast
    Arbo war total perplex und ließ nur bereitwillig mitzerren. "Ganz meine Rede Robby, ganz meine Rede!", freute er sich und rannte gemeinsam mit Robere so schnell er konnte aus dem Haus.


    Robere
    Tekuro war nie so erleichert gewesen, ins Tageslicht zu gelangen. Als sie draußen in dem von Dornengestrüpp überwucherten Garten waren, hörte er auf zu rennen. "Scheiße. Dein Vater ist durchgedreht. Was jetzt?"


    Arbogast
    Arbo blieb japsend stehen, kratzte sich am Sack und schaute zurück. "Mehr noch als sonst? Hat er Dich angegriffen?", fragte er und reichte Robere schnell eine kleine Schnapsflasche. "Was war denn wieder los mit ihm? Dabei mag er Dich doch so", fragte Arbo und lehnte sich an Tek an um zu verschnaufen. "Danke für die Rettung Rob, Du hast was bei mir gut. Aber dass hast Du schon die ganze Zeit. Wir sollten von hier verschwinden", stöhnte Arbo. Nori schaute zurück zum Haus. Das große Tor öffnete sie und eine Horde Düsterlinge stürmte heraus. "LAUFT!", schrie sie und rannte erneut los.


    Robere
    Robere stieß Arbo von sich, hob die Repetierarmbrust und krümmte den Finger um den Abzug. Er ballerte einmal quer durch die Reihe der Düsterlinge und wieder zurück durch die Zweite Reihe, ehe das Magazin leer war. Er nutzte den Moment der Angst und Verwirrung der Düsterlinge, warf sich die Armbrust auf den Rücken, packte Arbo am Oberarm und riss ihn mit sich. Er hatte festgestellt, dass Nori eindeutig besser in Form war als ihr Halbbruder, sie konnte gut allein laufen.


    Arbogast
    Arbo klammerte sich an Roberes Arm fest, da er Panik hatte sonst zurückzubleiben und von der Meute zerrissen zu werden. Aber die Düsterlinge hinter ihnen, jedenfalls jene die unverletzt waren und den Angriff überlebt hatten, kreischten und heulten, verfolgten sie aber nicht weiter, als sie das Grundstück verlassen hatten. Arbo japste und stolperte mehr als das er lief und hoffte Robere würde ihn nicht wie ein nutzlosen Lappen von sich werfen. "Was... ist... den...nnnn.... in die... gefahren?", fragte er beim Rennen.


    Robere
    Nachdem sie in sicherer Entfernung waren, verlangsamte Tekuro seinen Lauf. Er steckte ein neues Bolzenmagazin in die Repetierarmbrust, sicherte sie und packte sie wieder auf seinen Rücken. Er schaute, ob beide Schädel noch da waren und die Unterkiefer in seinem Gürtel klemmten. Alles war noch da. Er tätschelte kurz Kazrar über die schwarze Schädeldecke. "Die drei Ältesten sind weg, also ihre Körper. Ich hab das nicht gerafft. Da waren drei Leichen mit Schläuchen und Alchemietanks oder so was in der Art. Er meinte, die Drei waren das Gefäß der Trinität. Aber jemand hatte die Köpfe abgeschnitten. Ich sagte ihm noch, trink das Blut, damit rettest du ein Stück von ihnen, aber nein! Stattdessen sollten wir da unten ihren Platz einnehmen! Ich bin doch nicht bekloppt!"


    Arbogast
    Arbo nickte dankbar. "So wie ich Arch kenne, meint der das noch als gewaltige Ehre für uns. Sowas wie... keine Ahnung. Was geschenkt bekommen. Wer schneidet denn hier ständig Köpfe ab? Das ist ja nicht mehr normal. Ich meine gut, wir in der Küche, aber was waren das für drei Typen? Komm lass uns was langsamer gehen und erzähl was los war. Was ist, wenn die Mörder da noch lauern und Arch was antun?", fragte Arbo besorgt, ehe er breit grinste und loslachte. "Du Spinner", schalt ihn Nori.


    Robere
    "Dann macht er sich klein und flattert davon. Dieser verdammte Ansgar, er schneidet gern Köpfe ab. Ich hab ja zwei von ihm bei mir! Aber ob er es nun wieder war oder nicht, der nächste wird seiner sein. Und dann lassen wir es uns schmecken. Wo geht ihr hin? Ich muss nach Souvagne. Zu meiner Einheit und einen Kopf abholen. Ihr wolltet mir doch helfen."


    Arbogast
    "Wir gehen dahin, wo Du hingehst", sagte Arbo und hakte sich unter. Nori nickte zustimmend. "Wir begleiten Dich Tek, wir müssen an Deiner Seite bleiben. Paps wird nach uns suchen, dann müssen wir ein ernstes Wort mit ihm reden. Wir benötigen keine zweifelhaften Ehren. Wir gehören nun zusammen, unsere erste gemeinsame Flucht", sagte Nori und knuffte Robere.


    Robere
    Tekuro knuffte Nori zurück. Er nahm sich nicht zurück sondern boxte sie genau so stark, wie er einen männlichen Kameraden knuffen würde. Er winkelte den anderen Arm, an dem sich Arbogast untergehakt hatte, an und verpasste ihm einen freundschaftlichen Stoß mit der Stirn. Dabei grunzte er gut gelaunt. Das Abenteuer im Herrenhaus hatte ihn kurz erschreckt und außer Puste gebracht, aber er hatte seinen Vater gesehen und den Kopf von ihm und dessen Freund dabei. Und zwei neu gewonnene Freunde, die lebten. Das alles war ein guter Tausch. Archibald würde sie bald einholen und dann konnte die Jagd auf Ansgar beginnen. Zu dritt marschierten sie zu Fuß in Richtung der souvagnischen Grenze.