Kapitel 5 - Heimkehr nach Souvagne

  • Robere
    Von Shohiro nach Beaufort war es kein Katzensprung. Sie kehrten zu Fuß in die Stadt zurück und begaben sich zur großen Fuhrwerkstation. Hier verluden Händler ihre Wagen und es ergaben sich gute Mifahrgelegenheiten. So konnten sie mit einem Wagen Naridien durchqueren. Sie hielten sich südlich der Roten Berge und an der Küste bestiegen sie ein Schiff, das sie nach Ehveros brachte. So sparten sie sich die Reise durch den Dämmerwald. Von dort aus ging es erneut mit einem Fuhrwerk nach Norden, bis die im Bau befindliche Zwingermauer in Sicht kam und der Händler sie bat, abzusteigen. Sein Weg führte nicht in das Nachbargroßherzogtum hinein, sondern weiter an der Mauer entlang zu einem anderen Ort in Ehveros. Die Beißer saßen im Gras, weil Tekuro etwas eingefallen war. »Leute, ich muss euch was sagen. Fremdländer dürfen nicht mehr nach Souvagne einreisen, das hatte ich vergessen. Jemand eine Idee?«


    Arbogast
    Arbogast saß im Gras und schaute den vorbeifahrenden Fuhrwerken zu. Er entledigte sich seiner Schuhe um es etwas bequemer zu haben, dabei dachte er angestrengt nach. Nach einigen Minuten grinste er Robere breit an. »Wir sind Souvagner, sag das einfach«, schlug er vor.


    Nori
    Nori schaute Robere an, als wollte sie ihm mitteilen, dass Arbo nicht ernst zu nehmen sei. Jedenfalls würde ihr keiner glauben, dass sie Souvagnerin wäre. »Wo hocken wir hier eigentlich? Wie heißt dieser Landstrich? Und warum bauen sie so eine große Mauer? Die Häuser und Burgen hier sehen alle sehr massiv aus. Aber das Land hat einiges abbekommen, wo genau sind wir Rob?«, fragte Nori und machte es sich neben ihrem neuen Anführer bequem. »Wir sollten versuchen uns bei Nacht reinzumogeln, da werden die Wachen vielleicht nicht ganz so aufmerksam sein. Oder? Du kennst Dich hier aus, gib uns mal was Info«, sagte sie grinsend und knuffte ihn.


    Robere
    »Na wir sind vorhin durch Drakenstein durchgekommen. Also sind wir jetzt beim Lehen vom ollen Hohenfelde. Ich glaub, der Comte Udinese wohnt in dem Eck hier. Wir müssen da durch und nach Norden, nach Beaufort, weil ich mich bei meiner Einheit zurückmelden muss. Scheiße, ich hab nicht nachgedacht. Habt ihr noch Kohle dabei? Wir bestechen die Wachen.«


    Nori
    Arbo und Nori lachten sich dermaßen kugelrund und scheckig, dass Robere schlagartig klar wurde, wieviel Geld die beiden einstecken hatten. »Ich könnte eine Wache bezirzen«, schlug Nori vor und ließ vielsagend die Augenbrauen hüpfen.


    Arbogast
    »Wenn die schlecht gucken kann, ja. Sonst lassen wir das lieber, dass endet mit einem Pfeil im Kopf. Kennst Du hier irgendwen? Hohenfelde? Hier wohnen dann die Burschen, denen das Haus gehörte? Sag doch einfach, Du hast was für die aus dem Haus. Die beiden Köpfe! Das sind... öhm... wichtige Verwandte!«, grinste Arbo.


    Robere
    Robere kaute eine Weile auf einem Grashalm. »So machen wir das. Mir fällt jetzt echt nichts anderes ein. Ich bin von der Leibgarde, ich hab Sonderstatus. Mir vertraut man, wenn ich was sage. Nori macht dem Wachmann gleichzeitig schöne Augen. Und du, Arbo, versuchst, keinen Mist zu bauen, ja?« Er erhob sich und klopfte sich den Hintern ab.


    Arbogast
    »Und das wo ich hier die Ideen habe. Aber ich schweige, die reden alle eh so als wären sie erkältet. `ättet Ir die Güüüte mich zu begleiden? `ach `erje, ein schrecklicher Dag«, äffte Arbo die Souvagnische Sprechweise nach und musste dann über seinen eigenen Witz grinsen. »Sonderrechte, dann führ uns doch als Gefangene Schwerverbrecher vorbei! Wir haben die Köpfe gestohlen«, schlug Arbo vor.


    Nori
    Nori rollte mit den Augen. »Wir müssen schon bei einer Version bleiben Arbo«, gab sie zu bedenken und hakte sich bei Robere ein. »Also wie machen wir das Meister?«, lachte sie leise.


    Robere
    Robere feixte kurz, es klang mehr wie ein Schnauben. »Das interessiert da keinen, ob in Naridien Köpfe gestohlen werden. Oder was ihr in Naridien ausgefressen habt. He. Ausgefressen. Bessere Idee. Ich hab euch gekauft. In Souvagne gibts Leibeigene und ihr seid meine Sklaven. Mein Eigentum und keine Personen. So wird es klappen! Kommt jetzt.« Er ging zum Wachhaus, um ihre Einreise anzumelden.


    Wachmann
    Die Wache musterte Robere, die Frau und die heruntergekommene Gestalt misstrauisch. Die Helebarde lag locker in seiner Hand. »Guten Abend. Ihr befindet Euch auf souvagnischem Boden. Wer seid Ihr, was wollt Ihr?«, fragte der Mann.


    Robere
    »Robere Moreau, Souvagner. Von der Leibgarde seiner Majestät Duc Maximilien Rivenet de Souvagne. Ich war in Naridien zwei Sklaven kaufen und möchte sie einführen. Muss ich Zoll zahlen?«


    Wachmann
    »Welcher Rasse gehören die beiden denn an? Ist die Frau gesund? Die sieht aus wie eine faulige Quitte. Ist das so eine Arutti? Nicht dass sie die Gelbsucht hat. Wurden die Sklaven untersucht? Und der abgehalfterte Kerl, der kaum noch Zähne im Maul hat, was ist der für ein Volk? Dann schaue ich flux nach«, grinste der Souvagner und spuckte Nori genau vor die Füße.


    Robere
    »Die gab`s dafür günstig im Ausverkauf. Die Frau ist eine halbe Arashi und der Mann ist naridischer Almane. Untersucht? Auf was soll man die untersuchen, bin ich ein Heiler?«


    Wachmann
    »Weil die so gelb ist, ist Dir das nicht aufgefallen. Ahhh... Arashi, genau dass meinte ich diese eisigen Schlitzaugen. Das sind doch so Halbalben. Hat man die Dir im Halbdunklen angedreht, oder ist das ihre normale Hautfarbe? Nicht dass wir nachher die Seuche im Land haben, nur weil Du die für ein paar Kupferlinge schießen konntest«, gab der Wachmann zu bedenken.


    Robere
    Robere riss sich zusammen. »Arashi sehen so aus«, knurrte er. »Die hat keine Lepra!«


    Wachmann
    »Gut, dann notiere ich dass mal, ehe die doch noch Spulwürmer oder sowas hat. Ich hörte die essen rohen Fisch. Davon bekommt man bekanntlich Würmer, wie von rohem Fleisch. Dein Name war Robert Mireault, Leibgarde des Duc. Wie heißt Deine Sklavin?«, fragte der Wachmann.


    Robere
    »Moreau! Der Mireault ist ein anderer. Ist das wichtig, wie die Sklaven heißen? Das sind Gegenstände, dacht ich.«


    Wachmann
    »Nein aber dennoch werden die Namen von allen eingeführten Sklaven vermerkt, hat sie noch keinen? Dann schreibe ich einfach einen hin. Stimmt mir kam Mireault auch so bekannt vor! Ich notierte hier einfach eine Arashi und einen Naridier als Sklave als Eigentum eingeführt von Robert Moreau, Duc Leibgarde. Hier mach Deine Paraphe und lass die Frau lieber mal einen Bader über die Frau schauen. Die sieht mir nicht so aus, als übersteht die den nächsten Winter, ehrlich nicht«, sagte er und hielt Robere das Klemmbrett hin.


    Robere
    Verärgert korrigierte Robere seinen Namen, den er sowieso schon nicht leiden konnte und der nun auch noch dauernd falsch geschrieben wurde, und setzte seine Unterschrift drunter. »Ich überleg mir noch irgendeinen Namen für die und lass die ordentlich sauber machen.«


    Wachmann
    »Recht so, schönen Abend noch«, sagte der Wachmann und nahm sein Klemmbrett wieder an sich. Als Nori und Arbo hinter Robere vorbei gingen half der Wachmann etwas mit der Helebarde nach, damit sie schneller gingen und den Weg frei machten. »Hier wird Ordnung gehalten«, murmelte er sich in seinen nicht vorhandenen Bart.


    Arbogast
    Arbogast guckte so neutral, wie er nur gucken konnte. Das der Typ mit einer Helebarde vor ihnen rumfummelte machte die Einreise nicht angenehmer. Auch Noris Blick sprach Bände. Ihr Mund war eine winzige, schmale Linie. Aber das war besser, als wenn sie ihn geöffnet hätte. Vermutlich hätte der Wachmann noch in seiner Not eine Alarmierung ausgerufen, wo sie schon so krank aussah für seine Augen. Sie beide folgten Robere bis sie außer Hörweite waren. »Man sind Deine Leute alle so lustig?«, fragte Arbo und befühlte seinen Hintern, ob ihn der Wachmann gestochen hatte.


    Robere
    »Ja, sie sind alle so. Seht ihr, mein Plan hat funktioniert«, freute Robere sich. »Jetzt gehört ihr offiziell mir und nach den Schädeln hat er auch nicht gefragt. Der wollte nicht mal eine Bestechung. Los, lasst uns nach einem Fuhrwerk schauen. Dein Arsch ist in Ordnung, ist noch genau so flach wie vorher.«


    Arbogast
    »Wir hätten doch eh keine Bestechung gehabt. Na der hat mit der Helebarde rumgefummelt. Gut wir gehören offiziell Dir, wunderbar. Was ist mit meinem Arsch nicht in Ordnung? Nori sei nicht traurig, die kennen hier keine Arashi«, lachte Arbo.


    Nori
    »Na das habe ich auch gemerkt, er tat ja so als hätte ich die Seuche am Bein. Aber da er mich so abstoßend fand, hatte er keine Zeit nach den Schädeln zu gucken«, gab sie zu bedenken und deutete auf einen Umladeplatz auf dem mehrere Fuhrwerke standen. »Die laden dort irgendetwas ab, vielleicht nehmen sie uns dann mit«, schlug sie vor.


    Robere
    »Ja, dann lasst uns fragen gehen. Dein Arsch ist flach, Arbo, einfach nur flach wie ein Brett, genau wie deine Brust. Du brauchst paar mehr Muskeln. - Nori.« Er reichte ihr eine Rauchstange rüber. Dann eine für Arbogast, ehe er sich im Gehen selbst eine drehte.


    Nori
    Arbo und Nori nahmen die Rauchstangen gut gelaunt entgegen. »Er hat keine Muskeln, er muss mehr trainieren«, sagte Nori und steckte sich die Rauchstange in den Mundwinkel.


    Arbogast
    »Ich arbeite, ich habe keine Zeit um zu trainieren. Naja gut jetzt hätte ich Zeit, aber zuerst müssen wir einmal ankommen. Hau wen an Tek und dann fahren wir zu Dir nach Hause«, schlug Arbo vor.


    Nori
    »Genau, bei Dir Zuhause sind wir vorerst sicher. Niemand kennt uns und dort können wir uns in Ruhe der Planung widmen«, sagte sie freundlich.


    Robere
    »Mein zu Hause ist der Palast. Ich hab da eine Kammer. Aber ich wohne die meiste Zeit im Mannschaftsquartier meiner Einheit. Drum ist die Kammer nur klein. Aber meinetwegen.« Er organisierte ihnen ein Fuhrwerk und wenige Tage später trafen sie in Beaufort ein. Vom Umladeplatz aus war es ein längerer Fußmarsch, doch schließlich gelangten sie vor dem Palast an.


    Boldiszàr
    Boldiszàr mussten sie nicht erst suchen. Er war gerade auf einem seiner vielen Wege, die er zu erledigen hatte und lief ihnen mitten im Palast über den Weg. Erstaunt blieb er stehen und musterte erst Robere und dann seine beiden Begleiter. »Was hast du hier mit her geschleppt«, murrte er.


    Robere
    »Hab mir zwei Sklaven gekauft in Naridien.« Robere grinste etwas.


    Arbogast
    »Ja der liebe Herr hat uns gekauft, uns wollte sonst keiner«, pflichtete Arbo gehorsam bei und grinste.


    Boldiszàr
    Boldiszàr blickte kurz zu dem Sklaven, dann zu Robere zurück. »Das geht nicht so einfach. Die kannst du nicht hierbehalten, im Palast. Ich glaub nicht, dass das geht. Kommt mit. Massimo ist nicht da, aber ich frag Bellamy, ob das klar geht.« Er ging mit ihnen im Schlepptau Bellamy suchen.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy saß bei einem Feierabendbierchen draußen auf einer der Banken und ließ sich sein Getränk wie auch sein Brot schmecken. Er war gerne draußen und er genoss die kühle Abendluft. Robere und Boldi näherten sich und hatten zwei weitere Personen im Schlepptau. Bell schaute Boldi fragend an. »Was sind das für Gestalten?«, fragte er neugierig und nahm einen Schluck Bier.


    Boldiszàr
    »Robby hat die in Naridien gekauft. Das sind zwei Sklaven, sagt er, und will die jetzt im Palast wohnen lassen, wenn ich das recht verstanden habe. Kann ein Leibeigener überhaupt Sklaven halten?«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schüttelte den Kopf. »Nein, nur ein Freier kann einen Schwur leisten und Eigentum erwerben. Er ist selbst Eigentum. Ich kann mir einen Sklaven kaufen und einem Lehnsherrn oder sonstigem Herrn die Treue schwören. Ein Leibeigener kann das nicht. Er ist ja bereits zur Treue durch seine Leibeigenschaft verpflichtet. Also rein rechtlich gehören die Sklaven dann seinem Besitzer. Das sind jetzt keine besonders hübschen Typen, ich würde sagen für normale Bewirtschaftung oder so, müsste es ausreichen. Hole Dir Dein Geld woanders wieder Robere und gibt die beiden ab. Vielleicht möchte einer der Adligen sie erwerben. Ansonsten vielleicht reine Arbreitskräfte? Aber am Hof werden sie vorher überprüft. Da bekommst Du nur Ärger was Du angeschleppt hast. Verkauft sie an einen Comte oder Chevalier. Das ist das Beste«, schlug Bellamy vor und knuffte Boldi.


    Robere
    »Das geht nicht so einfach. Erstens waren die teuer. Und zweitens sind das Kumpels, die ich irgendwie über die Grenze bringen musste. Drum hab ich sie zu meinem Besitz erklärt. Kann man da nix machen?«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy überlegte. »Kumpel? Naja gut, Deine Wahl. Quartier sie im Arbeiterflügel ein. Dort wird man keine großen Fragen stellen und falls doch, sind die beiden von mir. Ich überlege mir einen Hausstand anzuschaffen«, erklärte Bell.


    Robere
    »Du hast was gut bei mir, zwei Mal jetzt schon. Dann bring ich sie dort unter, da müssen die nicht in meiner eigenen Kammer wohnen.«


    Boldiszàr
    »Willst du dir echt einen Hausstand anschaffen?«, fragte Boldiszàr perplex.


    Bellamy Bourgeois
    »Ja ich erinnere Dich bei Zeiten dran, wenn ich einen Gefallen benötige. Und schick die beiden in den Zuber. Sonst fällt das zu sehr auf. Die können aussehen wie sie wollen, den letzten Fetzen tragen,aber sauber müssen sie sein«, erklärte Bell. Auf die Frage von Boldizar lachte Bellamy schallend auf. »Als Ausrede für Robere schon, sonst nein. Was sollte ich damit wollen? Keine Panik Boldi, ich bleibe Dir noch eine Weile erhalten und ich diene Prince Ciel. Ich habe ein Dach über dem Koch, einen vollen Bauch und eine gute Stelle. Ich gehe nicht«.


    Boldiszàr
    »Tse, ich dachte schon, jetzt hakts aus, jetzt wird er sesshaft.« Erleichtert, dass Bellamy ihm erhalten blieb und dass Robere wieder wohlbehalten heimgekehrt war, drehte er sich eine besonders dicke Rauchstange.


    Bellamy Bourgeois
    »Nein ganz ruhig, dafür bin ich noch ein bisschen zu jung Bold. Frag mich so in 40 Jahren nochmal«, grinste Bell schief und hielt die Hand auf. »Bekomme ich auch eine?«, bat er.


    Boldiszàr
    Boldiszàr reichte ihm gleich seine, auch wenn er die schon im Mund gehabt hatte und sie schon brannte. »Dafür sind wir beide zu jung, genieß deine Jugend.« Er grinste sein einseitiges Grinsen.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy ließ sich die Rauchstange schmecken und bließ Kringel in die Luft. »Das tue ich mein Bester«, freute sich Bell.


    Robere
    Etwas eifersüchtig beobachtete Robere die beiden, wie sie gemeinsam rauchten. Kaum war er mal einen Monat außer Haus, schon war er außen vor. »Na dann, kommt«, knurrte er zu Arbogast und Nori. »Die zwei wollen scheinbar ungestört reden. Ich zeig euch, wo ihr wohnen werdet und wo ihr baden könnt. Morgen organisieren wir euch normale Klamotten.«


    Arbogast
    Arbogast wurde hellhörig bei der Aussicht auf neue Kleidung. »Das wäre klasse, ich brauche echt was Neues, meins ist total durch. Du hast ein eigenes Quartier? Du hast es gut. Na ich bin gespannt, wo Du uns unterbringst«, freute sich Arbo auf ein gemütliches Bett und vor allem auf neue Kleidung. Nagelneu, jedenfalls vermutete er das. Nori trottete hinterher und sah sich staunend um. So etwas gewaltiges wie den Palast, samt seinen Gärten und Nebengebäuden hatte sie noch nie gesehen.


    Robere
    »Tja, wer hat ,der hat«, sprach Robere. »Ich hab mir den Platz hier erarbeitet, ich hab das nicht geschenkt gekriegt oder wegen irgendwelcher Beziehungen erhalten. Ich hab mich von ganz unten bis zum Palast hochgekämpft. Ihr werdet euch fortan täglich waschen müssen und benehmt euch, sonst krieg nicht nur ich, sondern auch Belly Ärger. Und Belly ist ein Kumpel, der legt für euch die Hand ins Feuer, also enttäuscht ihn nicht.«


    Arbogast
    Arbo nickte so ernst, wie ihn Rob sonst nicht kannte. »Wir werden uns gut benehmen, keine Sorge«, versprach er.


    Nori
    Nori boxte Rob vor die Schulter. »Hier sind wir unerkannt und sicher. Wir werden unser Bestes geben, dass das so bleibt. Halt nach Arch Ausschau!«, sagte Nori.


    Robere
    Robby knuffte beide zurück. »Arch kann hier nicht rein, aber er wird sich bemerkbar machen. Wir haben einen Treffpunkt im Schlossgarten, eine Bank bei einem kleinen Teich. Dort habe ich Archibald oft gesehen, wenn er Gesellschaft suchte, manchmal traf er sich da mit wem und ich traf ihn da auch. Das war die Bank, wo du mich abgeholt hast, Arbo. Da hatte ich eigentlich auf deinen Vater gewartet.«


    Arbogast
    »Dann wird diese Bank der Treffpunkt unserer Zusammenkunft sein! Der Ausflug nach Obenza, die Aufnahme in den Zirkel, der Besuch im Haus, unsere geglückte Flucht und nun die Reise nach Souvagne. Unsere Reise ist noch lange nicht zuende Robby, ich denke sie fängt gerade erst an. Und was soll ich sagen? Mir gefällt es!«, grinste Arbo.


    Robere
    Robere blickte Arbogast einen Moment zu lange an. »Ja, mir auch«, bestätigte Robere. »Das wird eine geile Reise und eine noch bessere Jagd. Wir sind da, hier ist der Gesindeflügel. Wartet.« Er verschwand kurz und kam mit zwei Schlüsseln wieder. »Ihr habt Schwein. Es ist gerade genügend Platz, so dass jeder von euch ein eigenes Quartier bekommt.« Er brachte die beiden zu ihren Türen.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • Mit einer für ihn untypischen Liebe schuf Tekuro einen Ruheplatz für seinen Vater und dessen Freund. Er wischte den halbhohen Schrank mit den Schubladen ab und legte ein ordentliches Tuch darüber. Sorgsam arrangierte er die beiden schwarz verbrannten Schädel, so dass sie in Richtung des Bettes schauten und dabei leicht zueinandergedreht waren. Am Wangenknochen berührten sie sich. Dort, wo ihre leeren Blicke sich trafen, war das Kissen, auf dem Tekuros Kopf zum Schlafen ruhte. Andere würden die Vorstellung, im Schlaf von zwei Totenschädeln beobachtet zu werden, vielleicht unheimlich finden, doch ihm gaben sie das wärmende Gefühl, dass jemand über ihn wachte. Warum sollte er seinen eigenen Vater fürchten oder jemanden, dem sein Vater vertraut hatte? Schade, dass der Teppich mit der Landschaft in Obenza verblieben war. Er würde sich gut an der Wand hinter ihnen machen.


    Inzwischen kannte Tekuro Kazrars Schädel auswendig. Mehrmals am Tag hatte er während der Heimreise seine Finger darüber gleiten lassen, jeden Winkel erkundet, das ebenmäßige Gebiss - schöne Zähne hatte Kazrar gehabt - war jede einzelne Knochennaht nachgefahren, alle Erhebungen, jede Delle. Er fand einige Unregelmäßigkeiten, die auf Stoßverletzungen hinwiesen und wohl ein Erbe von Kazrars gefährlichem Dasein waren, aber keine Hinweise auf Brüche. Trotz aller Unwilligkeit, sich zu einem brauchbaren Jäger ausbilden zu lassen, hatte sein Vater es geschafft, sich unbehelligt durch sein Leben zu mogeln, bis zum letzten Tag. Was an diesem schief gelaufen war, entzog sich Tekuros Kenntnis. Er hätte gern gewusst, ob es einen Kampf gegeben hatte, ob Kazrar und Narbi hinterrücks überrascht worden waren oder ob der Mörder sie im offenen Kampf gestellt hatte. Wie lange hatte es gedauert, wie war ihr Tod eingetreten? Tekuro hoffte nicht, dass sie lebendig enthauptet worden waren. Diese Frage würde ihn nicht ewig quälen, er würde bald alle Informationen erhalten, aus erster Hand: An dem Tag, an dem der Mörder erfuhr, dass Kazrar der Welt einen Sohn hinterlassen hatte.


    Die Tatsache, wie ähnlich Tekuro seinem Vater sah, setzte dem Ganzen eine Krone aus gehässig emporragenden Haifischzähnen auf. Ansgar würde ihn sehen und er würde wissen, wofür er starb, ohne dass Tekuro es ihm erklären musste.


    Tekuro war mit seinem Werk zufrieden. Er legte seine Lippen an die schwarze, glatte Stirn dessen, was einst Kazrar gewesen war. »Bis später, Papa«, murmelte er. »Muss erstmal zur Arbeit. Ich wohne im Mannschaftsquartier, wenn ich keinen Urlaub habe, das ist hier im Palast. Also nicht weit weg. Aber ich hab am Tag eine Stunde Freizeit. Dann komm ich dich besuchen. Schlaf gut. Du auch, Narbi.« Er legte eine Decke über die beiden und kehrte zurück in die Welt der Lebenden.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • Magische Mitreisegelegenheit



    Er verharrte vor dem geschändeten Altar, harrte aus und wartete auf die Wiederkehr seines Mündels. Es schien ihm, als wäre es Äonen von Jahren her, als er das erste Mal hier unten gestanden hatte. Nichts weiter als ein sehr einsames, dummes, neugieriges Kind war er gewesen. Ainuwar hatte weder seine Gebete erhört, sich offenbart, noch ihm jemals eine Antwort auf seine Frage geliefert. Sie war schlicht gehalten, beinhaltete aber seine zerstörte Welt. Die Frage lautete – Warum?


    Warum hatte ihn seine Mutter direkt nach der Geburt weggegeben und von einer Amme aufziehen lassen?
    Warum wurde er als Kleinkind jener Amme, die ihn liebte und die er liebte, wieder abgenommen?
    Warum fühlte er sich ständig hol und leer, wie ein Gefäß, für das es keinen passenden Inhalt gab?
    Warum war er überhaupt auf die Welt gekommen, wenn ihn niemand haben wollte?
    Und warum hatte ihn der einzigen Person entrissen, bei der dies genau anders war?


    Warum… eine Frage für tausend Fragen, ein endloses Spiel, voller quälender Gedanken die er nicht aussprach. Nicht aussprechen konnte, ohne in einen Gemütszustand völliger Desorientierung zu geraten.


    Es war wieder einer dieser unsagbar langweiligen Tage gewesen, an denen Dunwin trainierte und er im Herrenhaus stromern ging. Sein Gastgeber Alastair von Hohenfelde hatte nichts dagegen, oder er hatte einfach kein Interesse, die Neugier seines kleinen Permanent-Besuchers einzudämmen. Vielleicht fand er es auch ganz unterhaltsam und hoffte, dass er vom Haus verschluckt wurde, wie es einigen hier ergangen war. Aber im Gegensatz zu den normalen Besuchern, die schon beim Betreten des Herrenhauses mit den Knien schlotterten, liebte Archibald die alten, kalten, finsteren Mauern.


    Er fühlte sich in dem Herrenhaus geborgen. Dem einen war die Dunkelheit ein Feind, für ihn war sie ein schützender Freund. Sie verbarg ihn, schützte ihn vor seinen Anfällen und irgendwann wurde sein Geist scheinbar eins mit ihr. Ihm war es Recht, er hatte dem Licht nichts abzugewinnen, es bedeutete Gefahr und Schmerzen.


    An jenem besonderen Tag, entdeckte er auf seinen unermüdlichen Streifzügen das Siegel. Die Wände des Hauses verschoben sich, was einem gerade noch als offener Weg präsentiert wurde, war Sekunden später eine Sackgasse. Manch einer war schon hier verzweifelt, dem Wahnsinn verfallen oder gestorben, da er nie wieder hinaus gefunden hatte. Für Archibald waren die sich verschiebenden Wände ein wundervolles Rätsel. Ein Labyrinth mit dem man spielen konnte, was scherte es ihn, dass sein einziger Spielkamerad ein uraltes Haus war?


    Das Siegel war nichts weiter, als eine zusätzliche Spielerei, ein neues Rätsel, vor das ihn sein Freund das alte Haus stellte. Archibald liebte Spielzeuge jeder Art, besonders mechanische und technische hatten es ihm angetan. Und so saß er stundenlang zufrieden vor dem Siegel, in fast absoluter Schwärze und knobelte. Als sich das Siegel hob, schaute er in ein tiefes schwarzes Loch, dem Abgrund gleich. Die Finsternis war durchdringend und streckte ihre schwarzen Hände einladend nach ihm aus. Archibald sprang in die Tiefe und wurde mit einem weiteren Rätsel belohnt. Einer Tür, hinter der sich nichts weiter verbarg als tausende Falschen. Das wundervolle an den Fläschchen war, dass Geister darin herumschwebten. Sorgsam stellte er sie zurück, denn er sah auf den ersten Blick, dass es sich hier um eine liebevoll gepflegte Spielzeugsammlung halten musste.


    Der junge Archibald verließ den Raum, auf dem gleichen Weg, wie er ihn betreten hatte. Erneut ein Rätsel, es war leicht zu lösen.
    Man musste es einfach nur erweitern


    333 und Du bist frei.
    666 und ab ins Versteck´s.
    999 und Du kannst bei uns sein…


    Eine witzige Eselsbrücke, auch wenn sie sich nicht ganz reimte.


    Nachdem er den Raum hinter der Tür mit dem Stern betreten hatte, blieb er erführchtig stehen. Der Raum war wie eine dreiblättrige Blume angelegt. Die runden Alkoven bildeten in der Mitte eine Erhöhung wie der Stempel der Blüte. Auf dieser Empore thronte ein schwarzer Altar, der die gleiche Form in Miniatur wiederspiegelte, die der gewaltige Raum vorgab. Auf dem Altar lagen drei Männer, ihre Köpfe trafen sich in der Mitte des Altars, so als ob sie einen Traum teilen wollten. In den Alkoven des Raumes standen seltsame Apparaturen, die Archibald vorher noch nie gesehen hatte. Dicke Leitungen gingen von seltsamen Tanks ab und kamen vor dem Altar wieder aus dem Boden. Die drei Männer auf dem Altar waren jeweils einen Altarflügel und somit einem bestimmten Alkovenflügel angeschlossen. Untereinander waren sie ebenfalls durch eine Vielzahl kaum überschaubarer Leitungen verbunden.


    Das Ganze erinnerte Archibald an eine Blume in einem Spinnennetz. Vorsichtig malte er die Leitungen nach, aber er konnte nicht ergründen welchem Zweck sie dienten. Also schaute er sich die Tanks an. Er stellte sich auf die Zehenspitzen um in einen der großen Messingstanks hineinschauen zu können. Der obere Glaskörper war jedoch zu weit entfernt, als dass er einen Blick hätte hineinwerfen können. In dem Moment wo er sich zurück auf die Fersen sinken ließ, spürte er, dass er nicht mehr allein im Raum war.


    Jemand, besser gesagt Etwas war anwesend.


    Arch drehte sich in Zeitlupe um. Über den drei Körpern in der Mitte des Raumes schwebte eine Gestalt über dem Altar. Hunderte weiße, leuchtende Fäden schlängelten sich aus dem Rücken und dem unteren Ende der Wesenheit. Eine seltsame Leuchtkraft ging von diesem Geschöpf aus, einem Paradoxon gleich, absorbierte sein Strahlen sämtliches Licht und schenkte Finsternis. Die Erscheinung war im permanenten Wandel wie fließendes Wasser. Es bestand aus drei Wesenheiten, von denen sich eine stets völlig materialisierte und mit Gesicht zeigte.


    Archibald fiel auf die Knie und zitterte hemmungslos.
    Aber im Gegensatz zu all den anderen, die jemals einen Blick auf diese Erscheinung erhaschen mussten, zitterte er nicht aus Angst.
    Er lag nicht im Staub und bettelte um sein Leben.


    Er betete!


    Er lag dort, hatte sein Gesicht abgewandt, weil er niemals zuvor in seinem Leben etwas Schöneres und Erhabeneres gesehen hatte als diese Erscheinung. Der Blick der Wesenheit wandelte sich von erbost in neugieriges Erstaunen.


    Es schwebte näher… berührte ihn… segnete ihn….
    Und beantwortete all seine Fragen nach dem Warum…
    Sogar wer und was es war…


    Sie waren die Ältesten…
    Sie hatten den wahren Pfad der Tugend erschaffen…
    Sie verkörperten die Dunkelheit und ein jeder Ältere repräsentierte eine der Drei größten Tugenden…


    Hinterhältigkeit…
    Reichtum…
    Mord…


    All dies galt es sich anzueignen, wenn man dem Weg der Älteren folgten wollte. Sie waren hart, sie waren grausam, sie waren brutal aber sie waren auch gütig, anerkennend, liebend und schützend. Ihre Verehrung versprach grenzenlose Macht und ebensolchen Beistand, dafür erwarteten sie unumstößliche Loyalität und Treue.


    Der mächtigste Älteste unterhielt sich lange mit ihm. Augen so hell und kalt wie Packeis leuchteten wie zwei kleine blaue Sonnen in seinem Schädel, die langen tintenschwarzen Haare nichts Dunkelheit und Rauch die seine Schultern umwabberten. Der Älteste sprach mit den vertrockneten Lippen eines Jahrtausende alten Greises, aber die Zähne dahinter waren so weiß und scharf, wie die eines Hais. Die Arme des Ältesten waren ungeheuer lang und mit seltsamen Runen bedeckt. Seine Nägel verdienten diese herabwürdigende Bezeichnung nicht, es waren messerscharfe Klauen.


    Aber nichts was im Leben von Wert war gab es umsonst, erklärte der Älteste.


    Zähne und Klauen mussten sich ihre Anhänger verdienen, dass Rüstzeug um in einer Welt voller Beute zu bestehen, musste man sich selbst zu einem Jäger erheben. Und man musste sein Fell, seine Haut für andere Jäger kenntlich machen. Denn nichts war eine größere Schande, als wenn ein Jäger einen anderen Jäger jagte.


    Archibald saugte jedes Wort und die kleinste Aufmerksamkeit des Ältesten auf, er glaubte…


    …Heute waren die Ältesten keine Glaubensfrage mehr, sondern eine festzementierte Tatsache in seinem Verstand. Die Grundfeste seines Verstandes war an diesem Tag erschüttert worden, als man den Tempel der Ältesten geschändet hatte. Arch hatte Robere, Nori und Arbogast für die Wiederherstellung des Altars vorgesehen, aber scheinbar hatte Robere wundervolle Bedeutung die er ihm offenbarte nicht begriffen. Nun Tek war noch klein, er hatte noch kein Verständnis für die Geheimnisse und Mächte die die Ältesten boten. Vielleicht fürchtete er sich sogar insgeheim vor ihrer Macht. Nicht jeder war letztendlich in der Lage, ein Gefäß für eine Gottheit abzugeben.


    Archibald wartete vergebens. Die Lösung Robere… war nicht mehr… Arch war er seinem Mündel nicht böse. Die meisten scheuten den Preis der Macht, und Tek hatte sich nicht einmal die Zähne verdient. Er hatte den Kleinen überfordert. Schweren Herzen und unsagbar müde, stand Archibald auf und strich ein letztes Mal liebevoll mit den Fingerspitzen über den Altar.


    Er drehte sich um…


    Grabeskalte, spröde Lippen pressten sich auf seine…
    Er hieß es mit Freude willkommen.


    Das was es verursachte, bot er bereits – ein Loch in der Seele.
    Er würde sie beide ernähren, bis er einen neuen Tempel für es gefunden hatte…


    ****

  • Die Beißer-Bande



    Archibald von Dornburg
    Archibald hatte das Herrenhaus der Hohenfeldes verlassen. Geduldig hatte er bis zum Einbruch der Nacht ausgeharrt. Die Nacht war seine Zeit, schon von jeher, nicht erst seitdem er zu einem Vampir erhoben worden war.


    Arch nahm die seine zweite Gestalt, die einer schwarzen Fledermaus, an und erhob sich flatternd in die Lüfte. Die erste Reise, die er antreten musste, führte ihn zurück nach Obenza. Robere, oder vielmehr Tekuro wie er tatsächlich hieß, war Hals über Kopf geflohen.


    Er hatte es nicht verstanden, Tekuro hatte nicht begriffen zu was Arch ihn erheben wollte. Ihn, Nori und auch Arbogast. Aber woher sollten sie das auch wissen? Sie hatten niemals einen Ältesten zu Gesicht bekommen. Sie hatten nicht seine Erhabenheit, seine Glorie, seine Weisheit und seine wundervolle Übernatürlichkeit genießen dürfen.


    All dies war ihnen verwehrt geblieben, sie tappten im Dunkeln. Und obwohl er in der Finsternis lebte, war er der einzig Erleuchtete. Nun, die Zeiten änderten sich und er hatte eine neue Aufgabe vor sich. Er war für Tekuro verantwortlich und für Angst musste man sich nicht schämen. Arch würde ihn sanft an die Ältesten heranführen.


    Ein Medium war nicht mehr nötig, die Körper waren entweiht, zerstört, genauso wie die Körper von Narbenfresse und Kazar, seinem Mündel und Teks Vater. Im Grunde war er der Opa von Robby, was Archibald wehmütig aufstöhnen ließ. Arch legte einen Flügelschlag zu und flog so schnell er konnte nach Obenza.


    Die verkommene Hafenstadt war nicht gerade weit entfernt, aber für so einen kleinen Körper, war es doch schon ein gewaltig langer Flug. Endlich kamen die schäbigen Hütten und Baracken in Sicht, die das vertraute Gefühl der Jagdgründe mit sich trugen. Untermalt wurde das Ganze von dem Kloakenartigen Gestank der Gosse. Ein Aroma dass in seiner ureigenen Art von dem Recht des Stärkeren sprach. Wer hier versagte, versagte meist nur einmal und verrottete im Dreck der engen Nebenstraßen oder Sackgassen. Eine Straße ohne Wiederkehr war hier wörtlich zu nehmen, ebenso die Straßen der langen Messer.


    Archibald erreichte das Hauptquartier des Zirkel erschöpft aber glücklich. Er lief den finsteren Gang hinab und tippte einzelne kleine, schwarze Kinder an. Er hatte vor einer Ewigkeit diese Deko erfunden und war noch heute stolz drauf. Die lieben Kleinen führten sie in den tatsächlichen Abgrund, wenn man vom Zirkel zum Essen eingeladen worden war.


    Arch betrat ohne Probleme das Hauptquartier, grüßte den einen Bruder, wechselte hier und dort ein paar nette Worte mit einer Schwester und ging letztendlich ins Quartier von Tek. Dafür war er hierher zurückgekehrt.


    Kazrar hatte es nicht geschafft. Im großen Wettlauf des Überlebens war ihm kurz vor der Ziellinie die Puste ausgegangen. Unvorsichtig war er gewesen, oder zu abhängig von seinem Ziehvater. Arch schalt sich heute noch dafür in Gedanken ihn nicht härter zu einer menschlichen Waffe geformt zu haben. Mit Tekuro würde ihm dieser Fehler nicht unterlaufen.


    Tekuro war seine zweite Chance und er war die zweite Chance für Tekuro.


    Archibald verpackte vorsichtig die Tagebücher von Kazrar, ebenso verstaute er den Teppich und die Briefe die er geschrieben hatte. Arch schaute sich um und legte alle Habseligkeiten von Kaz in die handgeschnitzte Truhe seines einstigen Mündels. Arch legte ebenfalls die Tageskleidung von Kazrar dazu, sowie auch diese seltsame Jacke die er immer trug, sobald ihn das Heimweh nach seiner Heimat plagte, an die er sich kaum noch bewusst erinnern konnte.


    Auch die seltsame Haarnadel, die Archibald immer für eine Waffe gehalten hatte, legte er dazu. Eine Nadel aus Knochen, die sich wunderbar glatt in der Hand anfühlte. Als er alle Erinnerungen als Paket in der Truhe verstaut hatte, machte sich Archibald auf den langen Weg zurück nach Souvagne.


    Gut eine Woche später saß er auf der Parkbank und wartete auf Tek. Seine Hand ruhte auf der handgeschnitzten Truhe, Roberes Schatz.


    (die Nadel als Bild)
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    Robere
    Jeden Abend nach Dämmerung schaute Tekuro zunächst bei der Bank vorbei, die zu ihrem inoffiziellen Treffpunkt geworden war. Auch Nathan schlich hier manchmal herum und verschwand, sobald er Tekuro aus dem Dunkel auftauchen sah. Gelegentlich hatte er Boldiszàr getroffen, der allein für sich rauchte und ihm Gesellschaft geleistet. Aber sonst war niemand hier hergekommen. Tekuro war dann zurück in den Palast gekehrt und hatte seinen Vater und Narbi besucht, mit ihren Schädeln gesprochen und sich dann seiner Freizeit auf die übliche Weise gewidmet, meist beim Glücksspiel mit den Männern seiner Einheit. Da er nicht damit rechnete, dass sich heute etwas änderte, hatte er Arbogast und mit in den Garten genommen. Nori war anderweitig beschäftigt, sie wollte sich in der Stadt umschauen. Arbogast hatte sich wieder bei ihm eingehakt, was Tekuro keineswegs Recht war in Sichtweite des Palasts. Die Gardisten, die ihre Runden marschierten, schlichen nicht, sondern zeigten Präsenz, so dass man ihr Nahen bemerkte und er die Vertraulichkeit duldete. Momentan waren sie allein für sich. Die Glühwürmchen, die sich bei dem kleinen Teich bei der Bank aufhielten, umschwirrten sie auf die ihnen eigene langsame Art und Weise. Jemand saß auf der Bank. Nicht Boldi diesmal und nicht Nathan. Archibald war es. Tekuro konnte sich ein breites Grinsen nur mühsam verkneifen. »Archibald«, grüßte er und nickte zum Gruß.


    Archibald von Dornburg
    Archibald musterte gut gelaunt die beiden Neuankömmlinge. "Na wieder festen Boden unter den Füßen Tek? Oder immer noch am weglaufen. Kleiner Spaß, kommt her Ihr beiden. Ich habe Dir etwas mitgebracht und zwar die Habseligkeiten Deines Vaters. Du lebst hier, darum dachte ich Du möchtest sie gerne bei Dir haben. Das Quartier ist eine Notlösung für Dich, Du hast schließlich nun ein Zuhause. Aber dass hier, dass was in der Kiste ist, dass ist ein Teil Deiner Vergangenheit, Deine Herkunft, Deine Heimat. Darum habe ich es Dir mitgebracht Tek. Nur zu, nimm", sagte Archibald freundlich.


    Robere
    Tekuro starrte ihn an. Dann zog er seinen Arm aus Arbogasts Händen und nahm ehrfürchtig die Kiste entgegen. Er setzte sich neben Archibald. Mit dem Kopf gab er Arbogast ein kurzes Zeichen, sich neben ihn zu setzen, damit er da nicht rumstand wie Falschgeld. Tekuro betrachtete die Kiste auf seinen Knien und ließ die Hände einen Moment darauf liegen. Dann öffnete er sie und schaute, was er darin finden würde. Ganz langsam und vorsichtig ließ er alles durch seine Finger gleiten. Den Teppich, die Haarnadel, die Bücher. Die Briefe! Und Kleidung. Tekuro presste sie an sein Gesicht und ließ sie darauf gedrückt. Lansam ließ er sie wieder sinken. "Danke", sagte er knapp. "Ich ... kann das nicht lesen. Wann liest du mir daraus vor?"


    Archibald von Dornburg
    "Nun ich kann Dir nur nachts daraus vorlesen. Tagsüber geht das leider nicht. Wann immer Du möchtest, lese ich Dir aus den Tagebüchern vor. Er hat sie ähnlich geschrieben, wie ich meines. Nur nicht so sprunghaft. Er war ein wenig geradliniger als ich. Das gebe ich gerne zu. Ich dachte mir, dass Du die Sachen von ihm gerne bei Dir hast Tek. Pass gut auf sie auf. Die Briefe lese ich Dir ebenso vor, wenn Du möchtest", sagte Arch, während sich Arbo neben ihn setze und mit in die Truhe guckte.


    Robere
    "Jetzt?", fragte Tekuro hoffnungsvoll. "Ich hab es Kazrar und Narbi hübsch gemacht, willst du es sehen?" Er knaubelte auf der Innenseite seiner Unterlippe. Er hatte noch nie einen so seltsamen Mix aus Freude und Trauer empfunden. Dass zwei so gegensätzliche Gefühle sich überhaupt vereinen konnten, war ihm ein Rätsel. "Danke, Mann. Mir fehlen die Worte. Aus wem besteht die Spange? Ist das wer Bestimmtes?"


    Archibald von Dornburg
    "Ja natürlich, wie alles von uns. Das ist die Haarnadel aus seinem ersten selbsterlegten Opfer. Oberschenkelknochen, größter beziehungsweise längster Knochen im menschlichen Körper. Ich sehe Dir an was Du empfindest und ich verstehe es. Denn ich empfand ähnlich, als ich die Kiste für Dich packte, Dein Päckchen Kazrar für Dich schnürte. Ist es nicht seltsam, dass alles was von einem Menschen oder Weggefährten bleibt, in so eine Kiste passt? Und noch eine Generation weiter, ist alles verschwunden. Wofür hat er sich die Nadel erkämpft? Wofür hat er sie geschnitzt? Letztendlich wird sie verloren gehen, im Strom der Zeit und in Vergessenheit geraten. So läuft es immer, Melancholie... nur einsame Seelen kennen Poesie... denn sie liegt ganz nah bei der Melancholie... und Du Tek bist so allein, wie ein Mensch nur sein kann. Völlig allein auf dieser Welt. Ohne Eltern, ohne einen Vater der Dich liebt, ohne einen Beschützer oder Mentor. Du bist allein. Und Du wirst erst glücklich werden, wenn Du das akzeptierst. Nur wenn Du völlig allein sein kannst, seelisch und körperlich, dann Tek - dann kannst Du auch Kameradschaft, Freundschaft und Familie halten. Ich Tek - ich kann es nicht, ich bin dran kaputt gegangen. Aber das habe ich Dir niemals gestanden. Ich bin hier, da Du Kazrars Platz einnimmst, als mein Mündel, mein Enkel, so wie ich es Dir versprach. Darum die Überreichung Deines Eigentums", sagte Arch.


    Robere
    Tekuro gab ein kurzes Geräusch von sich, das ein wenig nach Schnauben und ein wenig nach Keuchen klang. Er starrte in die Kiste und dann hob sich sein Blick und er starrte Archibald an. Angst und Abwehr flackerten in seiner Seele, Angst davor, auch nur zu hoffen, dass Archibald es genau so meinen könnte, wie er sagte. Er betrachtete ihn von oben bis unten, blickte immer wieder in sein Gesicht, auf der Suche nach Bestätigung für seinen Zweifel. »Wann wirst du das nächste Mal einfach verschwinden?«, fragte er. »Ich bin nicht ... allein. Ich hab meine Einheit und Boldi. Ich bin trotzdem einsam, weil mein Vater fehlt. Aber allein, nein. Warum hat Kazrar seine Zähne nicht bekommen für das hier?« Er hob die Haarnadel und leckte daran.


    Archibald von Dornburg
    Archibald verschränkte die Arme vor der Brust und schaute genauso offen zurück. "Wann ich das nächste Mal verschwinde? Immer dann wenn mir danach ist, kurzum sobald ich Hunger oder Jagdlust verspüre. Nun in Wahrheit bist Du allein. Allein und einsam Tek. Wo ist denn Deine Einheit gewesen, als Du sie gebraucht hast? Sie sind nicht da, denn sie wissen nicht einmal davon. In einer Gruppe kann man einsamer sein, als völlig allein im Wald, zum Beispiel. Boldi hattest Du als Kind verloren und wiedergefunden. Und dazwischen? War es nach dem Wiedersehen wie immer? Er war Dir fremd geworden nicht wahr? So wie sie einem alle fremd werden, wenn man Abschied nehmen muss. Nach jeder Trennung Tek fehlt bei der Wiederkehr ein kleines Stückchen. Am Anfang kaum merklich, doch es ist so. Am Ende kann man ihnen nicht einmal mehr trauen, obwohl man sich nichts sehnlicher wünscht. Du weißt, fühlst, spürst dass sie Dich verraten werden. Ob? Lächerlich, die Frage lautet wann.... Sie leben nur neben Deiner Abnormität, sie leben nicht mit ihr und schon gar nicht für sie so wie Du. Du bist anders, gefährlich, unberechenbar... aber all das bist Du nicht. Herunterreduziert auf nur einen wesentlichen Bestandteil Deiner puren Existenz bist Du so einsam dass Du daran kaputt gehen wirst. Und damit der Schmerz aufhört, sticht der Skorpion, und die Bestie frisst. Sind sie in uns, wird aus ich ein wir. Ein wir Tek, dass es vermutlich nicht gibt, nur in diesem einem lustvollen Moment des Fressens, für diesen kleinen erhabenen Moment der Nähe, dafür töten wir. Weil wir sonst keine Nähe empfinden können. Ich kann es nicht, aber ich würde es gerne. Warum er keine Zähne trug? Weil ich zu streng war und ungerecht und weil ich ein klein wenig wie er dachte. Denn trägt er die Zähne, dann muss er gehen. Also hat er zu versagen... und ich ihn zu bestrafen. Für ein Versagen, dass ich guthieß, da er mein Mündel war", gestand Arch traurig.


    Robere
    »Er hätte nicht sterben müssen«, sagte Tekuro bitter. »Er ist umgekommen wegen einem bescheuerten Missverständnis. Ich weiß, dass sie alle gehen werden. Drum ... hab ich dauernd Hunger. Wenn man das Spiel weitertreibt ... ich hab in der Krypta ein Stück von Papa genascht. Das bleibt nun für immer in mir. Würde ich Kinder haben, und die mich aufessen ... Arch, wenn ich mal tot bin, bitte esst mich auf. Jeder kriegt ein Stück.«


    Archibald von Dornburg
    "Dies ist sogar eine uralte Bestattungsform, ich weiß nicht mehr von welchem Volk. Letztendlich hätte wohl niemand von uns sterben müssen, weder Kaz, noch Narbenfresse und schon gar nicht Dunwin, wenn ich meinen Job besser erledigt hätte. Nicht dass ich sie nicht beschützt hätte. Du weißt wer Derya hier bei Euch befreit hat? Wie oft habe ich Deinem Vater ganz ähnlich den Arsch gerettet? Viermal? Fünfmal? Aber das nützt alles nicht, ich hätte ihm einbleuen müssen, wie er sich selbst verteidigen kann. Gut er konnte es, aber er hätte es noch besser, härter, gnadenloser und brutaler tun müssen. Er verstand nicht, warum ich ihn quälte. Und warum ich manches unterließ. Ich wollte dass er perfekt wird, so perfekt dass ihm niemand etwas anhaben kann. Allein ist bedeutungslos, er hätte sich selbst gehabt. Er wäre ein Dornburg geworden. Und zeitgleich verabscheue ich nichts weiter, als diese Blutlinie. Es gibt nur noch mich... weshalb? Ich löschte sie aus und dennoch gab ich die Linie weiter. Verabscheuungswürdig und verachtenswert der schwache und feige Wunsch nach Nähe. Niemand braucht so einen Schwächling, der sich nach einer Umarmung oder gar nach Gesellschaft sehnt - die Worte meiner Mutter. Aber bin ich so eine Person? Nach außen hin - ja. Nach innenhin - tja... es gibt nur eine Person auf der Welt, die ich aufrichtig und ohne Scheu liebte und ich meide sie bis heute, damit sie nicht sieht was ich wurde, seit man mich ihr entriss. Was würde sie wohl dazu sagen? Ich weiß es nicht, aber eines weiß ich - ich könnte ihr Mitleid im Blick nicht ertragen. Ich werde Dich fressen Tek, versprochen - Skarak", sagte Arch leise.


    Robere
    "Du weißt nicht, wer du bist. Aber ich bin der Skorpion. Das weiß ich. Du bist nicht schwach, mein Vater sah zu dir auf und er wusste, warum." Ihm fiel auf, dass er zuvor Papa gesagt hatte. Das war peinlich. Diese Koseform sollte niemand anderes als Kazrar hören. "Wie hast du meinen Vater gequält? Quäl mich genau so und noch mehr. Mach mich zu dem, der er hätte sein wollen. Ich bin schon fast perfekt, meine Ausbildung ist hervorragend. Aber ich werde älter, mir laufen die Jahre davon. Was heißt Skarak? Ich fress dich auch, Archibald", versprach Tekuro. "Arbo, du darfst dir ein Stück von mir reservieren. Du magst Rippchen. Magst du meine haben?"


    Archibald von Dornburg
    "Du verstehst den Sinn hinter all dem nicht Tek. Kaz hat versagt um bei mir zu bleiben. Ich ließ ihn versagen um ihn bei mir zu behalten. Hätten wir nur einmal offen und ehrlich gesagt, was wir beide uns wünschen, hätte es niemals solche Probleme gegeben. Nun gut, wir waren jung und unerfahren. Jedenfalls was menschliches Miteinander angeht und die Ältesten hatten darauf keine Antwort. Und woher sollte ich sie haben, wenn ich nie in so einer Gemeinschaft lebte? Meine Familie, meine Wahlfamilie war doch Dunwin samt Stab. Meine "Kinder" waren Kaz und Narbenfresse und mein Bruder war Dunwin. Familienoberhaupt, Bruder, Vater, Beschützer und so einiges in einem. Ich habe ihn geliebt und manchmal abgrundtief gehasst. Aber ihm erging es ebenso und ich vermisse ihn, Kaz und so einige von ganzem Herzen. Wie ich ihn quälte? Ich habe ihn gedrillt, beschimpft - damit er sich mehr anstrengt, ich habe ihn für sein Versagen bestraft, ich habe die Maßstäbe utopisch hoch angesetzt... den Grund nannte ich Dir eben. Nein ich weiß nicht wer ich bin... leider. Aber ich weiß was ich bin, dass ist doch etwas oder? Skarak heißt Geschworen Tek. Und ich schwöre es Dir, das ich als Dein "Opa" Dich zu einer menschlichen Waffe forme. Das was Du jetzt kannst, ist ein Scheiß dagegen. Hast Du mich je kämpfen sehen? Nun ich möchte dass mich mein Schüler überbietet in seinen Fähigkeiten und das wirst Du auch müssen. Magst Du Musik? Ich hasse sie. Aber ich finde eine Knochenflöte aus dem Oberschenkelknochen von Ansgar, wäre doch eine schöne erste Beute für Dich", schlug Archibald vor. Arbo starrte Robere an und machte den Mund auf, wieder zu und wieder auf. Er sah aus wie ein Karpfen auf dem Land, dem es die Sprache verschlagen hatte.


    Robere
    Tekuro klopfte Arbo einige Male kräftig die Schulter. "So schnell sterb ich nicht. Aber wenn, wär es gut, wenn du dir schon mal Gedanken machst. Du kriegst den ersten Bissen. Such dir was aus. Dann bin ich nie wirklich weg. Ich versprech dir auch, dich zu essen, wenn du es erlaubst und wir schon mal dabei sind. Ganz in Ruhe, wir machen`s uns dabei gemütlich. Du wirst es gut haben in mir." Er wandte sich wieder Archibald zu. "Die Flöte gefällt mir. Ich mag Musik, ich tanz gern. Arbo weiß es. Du hast dir deine Familie gebaut. Die echte beseitigt und eine Bessere erschaffen. Sogar mit Kindern. Arbo ist mein Bruder, darauf haben wir uns geeinigt. Also auch ein Anfang. Zwei große Brüder hab ich nun schon, ihn und Boldi, und einen Opa. Bilde mich genau so aus wie Kazrar, ich hab keine Angst. Mach meinen Skorpionpanzer zu Stahl und die Scheren zu Klingen. Ich mach alles, um Ansgar zu erledigen."


    Arbogast
    Arbogast wusste nicht was er sagen sollte. Eigentlich wusste er es schon, er wollte Robere nicht fressen, er wünschte ihm ein langes glückliches Leben und er hoffte, dass er ihn niemals verspeisen müsste. Auch er wollte nicht verspeist werden. Aber wenn er schon einmal tot war, konnte ihm das auch gleich sein. Mit einem Augenzwinkern dachte er daran, dass Robere danach vermutlich sturzbetrunken sein würde, sollte er ausreichend von seinem Fleisch essen. "Bist Du sicher dass Du mich essen willst? Also guck mich an, Du findest bestimmt bessere Beute und gesündere als mich. Aber wenn Du es möchtest, nur zu. Ich hatte nicht vor Dich zu fressen Robere, da ich Dich mag. Und dann fresse ich Dich nicht. Zudem esse ich am liebsten die Beute gekocht. Soll ich Dich vorher noch kochen? Nein das geht nicht", wiegelte Arbo ab und hoffte die Ausrede würde gelten. Robby essen, seinen ersten und einzigen Freund, allein bei dem Gedanken schauerte es ihm.


    Robere
    "Du gehst falsch ran", sprach Tekuro. "Wen du isst, den wirst du nie mehr verlieren. Er wird eins mit dir. Ich kann dich gut leiden. Und darum will ich dich gern essen. So kannst du niemals fortlaufen, mich nie allein lassen, wir sind immer zusammen. Drum ess ich dich auf, egal, wie du aussiehst und ob du krank bist, Ehrensache. Mach dir deswegen keine Sorgen. Notfalls kochen wir dich gut durch. Du willst mich nicht essen, aber es würde mir was bedeuten."


    Archibald von Dornburg
    "Ich glaube Arbo würde Dich lieber verspeisen, wenn Du ein Knäul Nudeln wärst. Damit hätte er weitaus weniger Probleme. Richtig, verspeisen um sich die Person einzuverleiben. Das Fleisch und die Seele. Es ist nichts schlechtes daran, aber ich konnte auch nicht Merna fressen. Das war meine Frau, die Mutter von Derya. Aber ich habe ihr anders gehuldigt. Ich habe ihr Haus geschmückt, ihr eine Sonne gebastelt, was man halt so macht. Eben es ist eine Geste ein Symbol Arbo, ein Fressen aus Liebe", erklärte Arch freundlich.


    Robere
    "Liebe?", wiederholte Tekuro. "Weiß nicht. So weit würde ich nicht gehen."


    Archibald von Dornburg
    "Lüge, denn Du hast mir gerade gestanden ein Stück Deines Vaters gegessen zu haben. Und dass Du ihn liebst. Folglich hast Du was getan? Aus Liebe gegessen. Es ist nicht verwerflich zu lieben. Ich denke Kaz wäre sogar sehr stolz und glücklich, dass von Dir zu hören. Vor allem mit welchem Stolz Du seinen Namen trägst. Und wie Du ihn aufgebahrt hast. Das wolltest Du mir noch zeigen. Dann werde ich Dir auch Mernas Stätte zeigen", sagte Archibald.


    Robere
    "Mein Vater ist was anderes", wandte Tekuro ein. "Wobei, Scheiße. Ich hab wieder nicht nachgedacht. Du kannst nicht rein. Ich kann es dir nicht zeigen! Es sei denn ... du machst dich winzig. Zu einer Fledermaus. Ich trag dich."


    Archibald von Dornburg
    "Du willst mich doch nur nackt sehen", lachte sich Archibald kringelig, was auch Arbogast losprusten ließ. "Da hat er eine Menge zu gucken und zu lesen", lachte Arbo gut gelaunt. "Bei Dir nicht? Gut aber nehmt meine Sachen mit!", bat Archibald und verwandelte sich in eine kleine schwarze Fledermaus.


    Robere
    "Tse", machte Tekuro. "Du hast wenigstens nicht so `nen Flacharsch wie dein Sohn. Er legte Archibalds Kleidung ordentlich zusammen und mit den Schuhen auf die Kiste. Die Fledermaus steckte er sich vorne in das Oberteil, wo sie mit ihren Füßchen klammern und sich mit ihrem Hakenhänden festhalten konnte. "Komm, Arbo." Er trug die Kiste in den Palast. Als sie durch die Schwelle traten, spürte Archibald ein unangenehmes Druckggefühl, als würden ihm die Trommelfelle nach innen gedrückt werden. Gleichzeitig hatte er das Gefühl, dass magische Alarmglocken schrillten, sich langsam eine magische Präsenz in seine Richtung umdrehte und astrale Finger nach ihm zu suchen begannen. Tekuro brachte ihn in sein Quartier, stellte die Kiste ab und setzte die Fledermaus auf sein Bett. "Sieh", sprach er und wies auf den Altar.


    Archibald von Dornburg
    Archibald verwandelte sich mitten in dem Quartier zurück und hockte somit als nackter Mann auf Tekuros Bett. Er drehte sich argwöhnisch um und rieb sich die Ohren. "Irgendetwas sucht nach mir... steh mir bei... Hilf mir und steh mir bei, verbirg uns... verhülle was nicht gesehen werden darf... ich flehe Dich an", betete Archibald und schlagartig fühlten sich Tek und Arbo als hätten sie einen Dauerlauf hinter sich, schlapp, müde, ausgelaugt, dafür konnte die fremde Wesenheit Archibald schlagartig nicht mehr sehen. Sie prallte von einer Mauer ab. "Keine Sorge, dass wird gleich wieder. Ich benötige Eure Hilfe. Ich muss noch eine Botschaft und ein Geschenk überbringen, weiß einer von Euch beiden wo Anwolf von Hohenfelde lebt?", fragte Archibald und musterte mit dunklen toten Augen Tekuro.


    Robere
    Tekuro, der gerade einen routiniert prüfenden Blick über Archibalds Körper hatte schweifen lassen wollen, war zusammengeklappt. Stöhnend stützte er sich am Bett auf und wuchtete sich neben Archibald. "Anwolf, du meinst den kleinen Hohenfelde. Der ist manchmal hier, hab mich ganz gut mit ihm verstanden. Er besucht meistens Davard oder auch den neuen Prince. Scheiße, deine Augen!" Tekuro wich ein Stück zurück.


    Archibald von Dornburg
    Arch hockte sich auf das Bett und verschränkte seine Finger in einer seltsamen Geste. "Ahhhhh Souvagne... Anwolf ist jung.... er wird unser neuer Tempel werden. Davard... er war eine Quelle reiner Freude...", kicherte Archibald und nahm ganz behutsam einen der Schädel zur Hand. "Kazrar Chud... möchtest Du mit ihm sprechen? Sobald ich meinen neuen Tempel bezogen habe, werde ich ihn rufen... ein leichtes...", sagte Arch und hielt Tekuro den Schädel von Kazrar entgegen, während Arbo wimmernd vor seinem Vater zurückwich. Das Licht um ihn war seltsam verzerrt, seine Haare wirkten wie Schatten und die Tätowierungen schienen sich zu winden. Arbo robbte zur Tür und schaute Tek warnend an. "Wir müssen los... speisen... wusstest Du, dass ein Vampir ein Loch in der Seele hat? Wir speisen selbst aus solchen Seelenlöchern, sie trinken die Essenz per Blut, wir hielten es ähnlich, Blut, Lebensessenz, uralt... Möchtest Du etwas von mir wissen? Ich werde Deine Fragen beantworten Tekuro... Sohn von Kazrar ohne Zahn...", schmunzelte Arch, ehe er sich zusammenkrümmete und auf dem Bett reglos liegenblieb.


    Robere
    "Ja, ich will mit ihm sprechen!", brüllte Tekuro außer sich. "Kannst du das? Bist du ein Nekromant? Ist mir egal, ob das verboten ist, bitte! Ich geb dir alles, was du haben willst!" Er rückte immer näher zu Archibald, obgleich alle Instinkte in ihm aufbrüllten, das Gegenteil zu tun. Als Archibald sich einrollte und scheinbar bewusstlos wurde, schrie Tekuro vor Wut auf. "Du hast es versprochen", brüllte er und schleuderte ihn auf den Rücken. "Du verdammter Lügner!" Er begann, auf ihn einzuschlagen.


    Archibald von Dornburg
    Arch blinzelte und packte mit einem blitzartigen Griff Tekuro an der Kehle. "Hör auf, bist Du wahnsinnig? Was fällt Dir ein? Ich sollte Dir Manieren beibringen Du kleiner, elender undankbarer Wurm! Wieso schlägst Du mich und was hast Du vorher mit mir angestellt?", zischte Arch und seine Nägel bohrten sich in Tekuros Hals.


    Arbogast
    "NICHTS!", brüllte Arbogast. "Er tat nichts Vater, Du bist besessen von so einem Geist. Gib Robby frei!", flehte Arbo und versuchte Rob von Arch wegzuzerren.


    Robere
    Tekuro packte seinerseits Archibald am Handgelenk und verdrehte es kraftvoll. Er spürte, dass sein Hals blutete, aber er bekam wieder Luft. "Du hast mir angeboten, meinen Vater zu sprechen", brüllte er. "Du hast es versprochen und ich hab ja gesagt! Ich bring Anwolf das Geschenk, ich bring ihm die Botschaft! Halt du dich an dein Versprechen und ich mich an meins!"


    Archibald von Dornburg
    Archibald ließ Tekuro los. "Was? Was faselst Du da? Ich bin kein Magier, Tek... oh...", stöhnte Arch und musterte Arbo. "Ich habe fast meinen Passagier vergessen, er... so muss sich Aimeric fühlen... ich habe Dir nichts versprochen, ich versprach dem Ältesten ihm eine neue Bleibe zu suchen, er wählte Anwolf. Sagte er Dir das auch?", fragte Arch und schaute Tekuro ernst an.


    Robere
    "Ja, er wollte Anwolf als Tempel", antwortete Tekuro verwirrt und ließ von Archibald ab. "Er sagte, er muss speisen.Weil er ein Loch in der Seele hat, wie du. Er wusste, wer ich bin und wer mein Vater ist, die Sau! Und jetzt schweigt er einfach", heulte Tekuro vor Wut. "Er lässt mich mit meinem Vater reden, sobald er in seinem Tempel ist. Was müssen wir tun?"


    Archibald von Dornburg
    "Ich muss ihm dienen und ich werde ihm wie stets gute Dienste erweisen. Nur ist das leichter, wenn ich ich bleiben dürfte. Nun er kannte Deinen Vater, daher wusste er von ihm. Ich war mit Kazrar manchmal beten Tek. Er benötigt eine Bleibe, ein Gefäß, etwas in dem er sich manifestieren kann. Schau ein Gott hat keinen weltlichen Anker, drum ergreifen sie von Person Besitz und sprechen durch diese. Früher die drei im Haus, dass war der Anker. Heute bin ich das Gefäß und schon bald Anwolf, er möchte in Anwolf einziehen. Jung, magisch begabt und er gefällt ihm. Magie ist ein Splitter der göttlichen Macht, allgegenwärtig und doch nicht für jeden zu Nutzen. Damit er auch auf Asamura direkt wirken kann, nicht nur durch Handlanger, benötigt er ein passendes Gefäß, Anwolf. Ich werde wissen was zu tun ist, sobald ich ihm gegenüberstehe... so sprach der Älteste in meinen Gedanken. Er wird Dir die Möglichkeit geben Tek. Gehorche und glaube, niemals haben mich die Ältesten verraten. Wo ich niemanden hatte, gaben sie mir Halt, Kraft, Mut, Glaube, sie waren mein Anker in einem tosenden Meer voller Ängste und Unzulänglichkeiten. Sie mögen hart und strenge Götter sein, aber sie sind ehrlich und zeigen sich stets erkenntlich", erklärte Arch und legte Tek eine Hand auf den Kopf. "Geht es wieder?", fragte er besorgt.


    Robere
    Tekuro fühlte sich immer noch sehr erschöpft. "Geht schon", log er. "Kann er mich wirklich ... mit meinem Vater sprechen lassen? Geht das? Ich helf ihm, ich schleif ihm Anwolf am Sack her, wenn er ihn haben will! Mir alles egal!"


    Archibald von Dornburg
    "Ein Ältester ist ein lebender Gott, natürlich kann er es. Du, ich jeder kann von ihm beseelt werden Tekuro. Aber er wählt weise. Einst war er eine Trinität, wo die anderen sind weiß ich nicht, vielleicht gaben sie das irdische Dasein auf? Oder manifestieren sich später in jemand anderen, wo Ihr Altar und Tempel entweiht wurde. Er wird Dich mit Deinem Vater Kaz sprechen lassen, sie stehen immer zu ihrem Wort", versprach Arch und nickte zur Bekräftigung


    Robere
    "Dann soll er mir sagen, was ich machen soll. Oder sag du es!", sprach er nun fast flehend.


    Archibald von Dornburg
    "Ich werde Anwolf aufsuchen, ihm sagen dass wir in Frieden miteinander reden müssen und dass ich ein Geschenk für ihn habe. Dann wird sich offenbaren was es ist. Vermutlich, dass er in Anwolf einzieht. Der Junge weiß gar nicht, was er für ein Glück hat. Dann wird Dir der Älteste schon helfen", erklärt Arch und knuffte Robere. "Mehr Vertrauen, manchmal offenbaren sie die Wege der Ältesten nicht sofort", grinste er.


    Robere
    Tekuro atmete aus. "In Ordnung. Ich versuch`s. Ich vertrau dem Ältesten." Er räumte den Schädel von Kazrar wieder liebevoll an Ort und Stelle und zerrte Arbogast, der an der Tür auf dem Boden rumkroch, auf die Füße. "Na komm schon. Du hilfst mir, ja?"


    Arbogast
    Arbogast hangelte sich an Tekuro hoch, hielt sich an ihm fest und nickte knapp. "Ja Mann wir haben den Abgrund durchgemacht und nun ist was davon hier. Manches bleibt besser unangetastet. Aber wenn es Dir wegen Deinem Vater hilft, dann helfe ich Dir. Anwolf werden wir einfangen. Du bist gut und Paps auch. Wir werden Anwolf für den Ältesten besorgen, ich tue das für Dich", sagte Arbo.


    Robere
    "Du bist ein Kumpel", freute sich Tekuro. Da Arbogast in einem desolaten Zustand war, knuffte er ihn nur sanft mit dem Knie in den Hintern. "Dann lasst uns morgen gehen. Ich muss zurück zu meiner Einheit. Treffen wir uns morgen nach Feierabend wieder bei der Bank." Er wartete, bis Archibald sich wieder angezogen hatte und geleitete die beiden hinaus, um die Tür zu verschließen.