Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro streifte unermüdlich durch das Arashiviertel von Shohiro. Stunden verbrachte er damit, die Bewohner zu beobachten, gelegentlich zu verfolgen, bis er eine Kampfschule fand, welche die alten Kampfkünste Arashimas lehrte. Und dort wurde er fündig. »Papa«, kündigte er an und seine Stimme bebte vor Stolz, »ich hab einen geeigneten Körper für dich gefunden.«
Kazrar
Kazrar schwebte zu seinem Sohn und schaute ihn stolz und erwartungsvoll an. »Beschreibe mir meinen neuen Körper mein Sohn. Ist er gesund und kräftig? Nicht zu jung und nicht zu alt? Ich meine als ich ging war ich jünger als Du Teku. Aber ich bin Dein Vater, ich möchte nicht jünger als Du sein, ich möchte Dein Vater sein. Das verstehst Du sicherlich. Also nur zu, beschreibe mir mich, ich bin gespannt, was sage ich, ich bin total aufgeregt. Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber wer rechnet mit so einer zweiten Chance, wenn alles schon längst vorbei war? Mein Körper war vergangen, mein Aufenthalt hier als Geist ebenso Teku und aufeinmal beginnt alles von Neuem. Eine seltsame Wiedergeburt«, freute sich Kazrar.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro freute sich, dass sein Vater so enthusiastisch auf die Botschaft reagierte, aber es machte ihn auch nervös. Was, wenn der Körper unangenehme Überraschungen barg, unsichtbare Krankheiten in sich trug? Was, wenn die Übertragung nicht funktioniere und Kazrar für immer entschwand? »Er ist ... vielleicht anfang fünfzig. Ich hab ... ähnlich gedacht wie du. Ich habe gerechnet und jemanden ausgesucht ... der mein Vater sein könnte. Den ich mir als Vater gut vorstellen könnte, körperlich meine ich, mit dir darin.« Tekuro ging ein paar Schritte. »Willst du ihn sehen? Er gibt gerade Unterricht. Er ist der Meister einer Kampfschule. Ich fand es passend und dachte, dass du dann nicht von Null anfangen musst. Und er hat sogar langes Haar.«
Kazrar
Kazrar nickte zustimmend. »Selbstverständlich will ich ihn sehen. Du denkst genau wie ich Tekuro und das gefällt mir. Irgendwie hätte es doch einen seltsamen Beigeschmack, wenn man als Vater jünger ist als der eigene Sohn. Ich meine ich möchte es fühlen, leben, spüren, auch wenn dieser Körper nicht meiner von Geburt an war, aber dies ist eine neue Geburt durch den Ältesten. Unsere wahre Chance. Jetzt kann ich Dir der Vater sein, dem ich einem Kleinkind nie sein konnte, oder sein kann. Ich weiß nicht ob der Hunger mit dem Körper zurückkehrt, aber Hunger habe ich all die Zeit als Geist keinen gehabt. Was meinst Du? Kommt der Hunger zurück, so wie das Bedürfnis nach Liebe und nach Rache? Das Bedürfnis Dich einmal zu sehen und im Arm zu halten, war immer da. Wie ich es Dir sagte und Du kannst es überprüfen lassen, Du warst mein letzter Gedanke als ich ging. Und als ich entschwebte dachte ich an Dich und sorgte mich und dann war dort nichts mehr. Lange Zeit nicht, bis ich mich wieder wahrnahm... es ist schwer zu beschreiben Teku, aber Du warst für mich immer da. Du warst immer in meinem Geist und meinem Herzen, gleichgültig wie weit Du entfernt warst. Wird das Gefühl bleiben? Wird es sich verstärken? Werden die anderen Gefühle zurückkehren? Was meinst Du?«, fragte Kaz.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Dein Hunger ... ich denke, er wird wiederkommen. Er ist nicht rein körperlich. Es ist, als ob die Seele hungert, als wäre da ein Loch, das gefüllt werden muss, aber egal wie viel man fickt oder frisst, es sickert alles nach unten durch und der Hunger kehrt so schnell zurück. Aber wir werden den Hunger gemeinsam stillen, wenn er wiederkehrt, wir jagen zusammen und schlagen unsere Beute als Vater und Sohn. Wir verdienen unsere Zähne und den Respekt von Archibald und dem Ältesten. Und ich will in den Arm genommen werden von dir, so gern, daran dachte ich all die Jahre. Es ist nicht nur deine zweite Chance als Vater, sondern auch meine als Sohn. Ich mach dich stolz, ich schwöre es dir bei allem, was heilig ist. Ich weiß nicht, ob du mich noch mögen wirst im Körper, aber ich liebe dich immer.« Sie blickten durch das Fenster in den Dojo, den mit matten gepolsterten Übungsraum. Die Schüler hatten ihn bereits verlassen und der Meister meditierte. Er war ein Bild von einem Arashimann, mit bronzener Haut, schwarzem Haar und dunklen Augen, muskulös und auf eine attraktive Weise gealtert. »Das ist er«, sprach Tekuro.
Kazrar
»Ich werde Dich immer lieben, lebendig, tot, mit Körper, körperlos, jetzt in Äonen von Jahren, Du bist mein Sohn. Ja wir werden gemeinsam jagen. Vater und Sohn, mehr noch dabei Freunde. Wie es sein soll. Von Vater zu Sohn, so war es immer schon. Ein alter Spruch, so wirst Du von mir alles lernen. Alles was ich weiß und heuchelte nicht zu wissen. Und dann werden wir uns die Zähne verdienen und wir werden uns alle Zähne anschleifen. Wir benötigen kein Lächeln zur Tarnung, das die Menschen in Sicherheit wiegt wie Archibald. Wir lächeln nicht. Das Lächeln steht nur uns zu. Ich bin es leid zu heucheln. Wir sind was wir sind, so soll es sein«, sagte Kazar und spähte in den Dojo. »Du hast gut gewählt, er gefällt mir. Sein Körper wird der meine werden und er ist perfekt trainiert. Ich kann ihn schon fühlen, oh und was wir für einen Spaß haben werden. Als erstes werden wir in ein Bad gehen und uns verwöhnen lassen«, grinste Kaz.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro war extrem nervös. Die Worte seines Vaters taten gut. Das letzte Mal war er so gerührt gewesen, als er Kazrar das erste Mal als Geist gesehen hatte und davor, als er seinen wahren Namen erfuhr. »All das machen wir! Noch heute fangen wir an. Aber wie kriegen wir dich da rein, Papa«, fragte er. Er blickte sich nach dem Ältesten um.
Kazrar
Kazrar kratzte sich nachdenklich an seinem hellblauen Kinn. »Der Älteste muss das für mich erledigen, ich gebiete nicht über Magie. Er hat mich hergeholt, er muss diesen Körper für mich in Anspruch nehmen. Wo ist der Gott überhaupt? Hoffentlich hat er sich nicht aufgelöst, aber dann wäre ja ich auch aufgelöst oder?«, fragte Kaz nervös.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuros Nasenlöcher blähten sich, bei ihm ein Zeichen höchster Anspannung, meist vor dem Beginn eines Kampfes. Doch genau so fühlte er sich, als ihn Panik ergriff. »Ihr ... ihr seid irgendwie verbunden«, versuchte er, einen kühlen Kopf zu bewahren. »Ruf ihn gedanklich!«
Kazrar
Kazrar kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich so fest er konnte. »Ältester erscheine!«, knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und hoffte dass der Gott ihn auch gehört hatte. Er schaute seinen Sohn fragend an und schaute sich um.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Er ... er wollte ein Blutopfer. Er wollte, dass jemand schreit für ihn. Das ist der Preis! Das will er vorher, oder? Aber dann machen wir deinen Körper auf uns aufmerksam! Das müssen wir hinterher machen. Sag ihn, sag ihm, dass es gleich Blut gibt, aber dass du vorher seine Hilfe brauchst.«
Ältester
Ein Ainuwarpriester kam und die Ecke geschlendert und musterte die beiden. Die dunkle Robe schien nicht einfach nur schwarz zu sein, sondern sie schien von sich aus schwarz zu leuchten. So als bestünde sie aus einem Stück Nacht. Die kalten Augen des Ältesten sicherten die Gegend. Als er plötzlich aus einem Robenärmel einen Süßkuchen zog, der in Anbetracht der finsteren Ärmel geradezu golden und köstlich leuchten zu schien. Der Älteste biss hinein und ließ sich den Kuchen schmecken.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro stieß Luft durch die Nasenlöcher aus. Ruhig bleiben ... »Ältester, wir haben eine Bitte. Da im Dojo sitzt Kazrars neuer Körper. Hättet Ihr die Güte, ihn darin zu verankern?«
Ältester
Der Älteste schaute ebenfalls in den Dojo hinein und reichte den Rest vom Süßkuchen Tekuro. »Das hat einen Preis, die Bindung verlangt Tribut in Blut... aber dass wisst ihr. Ich werde diese Seele des Mannes als Anzahlung nehmen«, sagte der Älteste freundlich. Im gleichen Augenblick spürte Teku wie es ihm schlagartig den Boden unter den Füßen wegzuschlagen schien. Aber der Angriff galt nicht ihm, sondern dem Mann im Dojo. Er stand nur viel zu nah am Ältesten, aber dass konnte Teku nicht wissen. Für ihn und Kaz stand dort ein Gott. Für jeden anderen Nekromanten stand dort etwas, dass jeder selbst gerne werden wollte - ein Lich. Der Mann im Dojo wurde kreideweiß, fasste sich an den Schädel und schrie in unendlicher Qual. Seine Augen traten aus den Höhlen und es sah aus, als würden jeden Moment seine Augäpfel platzen oder sogar bersten. Ein hauchfeiner Nebel bildete sich um den Mann, während sich Kazrar aufzulösen schien. Immer durchscheinender wurde Tekuros Vater, während der weiße Nebel an Substanz gewann. Mit einem letzten grimmigen Ruck wurde die Seele des Mannes aus seinem Körper heraus und die von Kazrar in den Körper hineingerissen. In einer widernatürlichen Geste riss der Älteste seinen Schlund soweit auf, dass Tekuro fast fürchtete, er würde mit verschlungen. Der weiße Nebeln, in dem Tek für einen winzigen Augenblick ein hilfloses und entsetztes Gesicht erkennen konnte, verschwand im Schlund des Ältesten. Seine Dunkelheit schien kurz zu pulsieren und erstrahlte kräftiger denn je. Seine Krallenhand schoss zu Tekuro herab und klaubte ihm den Süßkuchen aus der Hand. »Es ist vollbracht, ein Seelentausch. Dies ist nun die Hülle Deines Vaters Tekuro ohne Zahn, wisse und erinnere Dich stets, wer ihm ein neues Leben schenkte. Wir erwarten unser Opfer«, sagte der Älteste für die gerade vollzogene Handlung erstaunlich milde.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Einen ... Augenblick, bitte«, stammelte Tekuro und stemmte sich wieder auf die Füße. Langsam, sehr langsam, ging er auf den Mann zu, der bis gerade eben noch ein Lehrer der alten Kampfkünste gewesen war. Vielleicht war er es wieder, wenn alles geklappt hatte ... und Tekuro war sein einziger Schüler. Aber hatte es denn geklappt? Vorsichtig, als ob er nicht ganz sicher sei, ob von dem Mann eine Gefahr ausging, ging Tekuro näher. Es war jedoch keine Gefahr, die er fürchtete ... sondern die Angst davor, dass etwas schief gegangen war. Und gleichzeitig die Angst davor, dass es geklappt hatte. »Papa?«, fragte er langsam und blieb stehen.
Kazrar
Die Finger des Mannes zuckten, ehe sich eine Hand vom Boden löste und Richtung Kopf wanderte. Er richtete sich auf ohne sich dabei abzustützen. Aufrecht sitzend verharrte er einen Moment und rieb sich die Stirn immer noch mit geschlossenen Augen. Er versuchte aufzustehen, viel aber zurück auf alle viere und stützte sich ab. Er atmete einige Male durch, so als müsste er sich an den Umstand gewöhnen überhaupt wieder atmen zu müssen. Ganz langsam richtete sich der Mann auf und reichte Tekuro eine Hand. Er schlug die Augen auf und starrte Tekuro an. »Komm her«, befahl er mit schneidender Liebe. Er packte Tekuro ums Handgelenk und riss ihn regelrecht in seine Arme. Die Umarmung war hart und voll solcher Liebe, dass es schmerzte. Kazrar drückte seinen Sohn an sich, als wollte er ihn nie wieder loslassen. »Kleiner Wanderer... Tekuro Chud«, flüsterte Kaz und strich ihm über den Nacken, während er seine Stirn an die von Tekuro drückte.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Scheiße, Papa, scheiße«, wimmerte Tekuro in einer für ihn vollkommen untypischen Stimmlage. Mit beiden Armen umklammerte er seinen Vater, krallte seine Finger in ihn hinein, presste seinen Kopf an ihn und schloss die Augen. Er nahm seinen Vater mit allen Sinnen in sich auf, damit er ihn immer wiedererkennen würde. Er nahm seinen Geruch war und hörte den trommelnden Herzschlag in seinem neuen Körper. Das letzte Mal, als er den Körper seines Vaters umarmt hatte, war dieser jung, tot und ohne Kopf gewesen. Dieser Körper war anders und doch so, wie Kazrar im Alter hätte sein können. Es fühlte sich an, als wäre es eine gute Wahl gewesen, als ob die neue Gestalt genau so hätte sein müssen. Tekuro zitterte und Kazrar spürte heiße Feuchtigkeit auf seiner Haut. »Papa«, wiederholte Tekuro. Er küsste seinem Vater beide Wangen und krallte sich erneut an ihm fest.
Kazrar
Kazrar hielt seinen Sohn so, als wäre er ein riesiges Baby auf zwei Beinen, er streichelte ihn über den Kopf, hielt ihn fest und hielt ihn nahe bei sich. Dieser Körper war anders als seiner, noch ungewohnt, mit eigener Erinnerung, aber er spürte wie er sich in jede Faser ausbreitete, wie er dieses Fleisch mit seiner Seele füllte und wie das Leben auch in seinen Geist zurückkehrte. Wie er sich an Gerüche erinnerte, an die Wärme, an das Gefühl von Haut auf Haut, daran wie Teku roch und wie er ihn gehalten hatte. Er war jetzt anders, ein Mann und dennoch sein Baby. »Nichts ist verloren gegangen, gar nichts, es ist alles noch da!«, sagte Kazrar voll tiefer Glückseligkeit.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro genoss lange die Nähe zu seinem Vater. Es dauerte, bis seine aufgewühlten Gefühle sich in das Vertrauen umwandelten, dass es wirklich funktioniert hatte und Kazrar sich nicht wieder verflüchtigte, kaum, dass er ihn losließ. In seinem Leben hatte Tekuro noch nie jemanden mit solcher Liebe umarmt oder je so lange. Dies war der Tag, an dem sein größter Wunsch in Erfüllung ging. Wo andere sich Reichtümer wünschten, Macht oder die wahre Liebe zu finden, hatte Tekuro sich nie etwas anders gewünscht, als die Umarmung seines Vaters. Für viele eine Selbstverständlichkeit, die sie hinnahmen, eine wertlose Banalität. Für Tekuro bedeutete es die Welt. »Ist auch ... der Hunger noch da?«, wollte Tekuro wissen. Ganz vorsichtig ließ gab er Kazrar wieder frei, millimeterweise.
Kazrar
Kazrar gab Tekuro nur widerwillig frei und hielt ihn so lange wie möglich fest. »Ja, der Hunger ist noch da. Hunger auf Leben, Fleisch und vieles mehr. Lass uns diesen neuen Körper einweihen Sohn!«, freute sich Kazrar und schaute an sich herunter. Er zog sich die Hose herunter und befühlte wie er bestückt war. »Du hast gut gewählt, dennoch erinnere mich daran, dass ich noch eine Salami kaufen muss«, grinste Kazrar und küsste Teku auf die Stirn.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Denk nicht an die dumme Salami, sie ist weg und Ansgar kriegt seine noch. Ich hab da unten auch hingeschaut, ich hab lange gesucht, damit wirklich alles perfekt ist und er funktioniert auch, ich hab`s gesehen. Ein Skorpion braucht seinen Stachel. Du kannst es ausprobieren. Du wolltest in ein Badehaus, aber ich war noch nie in einem. Ich weiß nicht, ob das was für mich ist, oder ich begleite dich nur und wir jagen später zusammen.«
Kazrar
Kazrar verpasste Teku einen liebevollen Klaps vor den Hinterkopf. »Natürlich ist das was für Dich! Du wirst gewaschen, rasiert und falls Du Probleme mit den Zähnen hast oder kleine Wehwehchen kümmert sich ein Bader darum. Es ist sehr angenehm, nun komm. Danach gehen wir frisch gereinigt jagen Sohn. Etwas Kultur muss sein«, sagte Kaz grinsend.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Ich werd gewaschen? Gut ... in Ordnung.« Er fand es befremdlich, sich waschen und rasieren zu lassen, bislang war er dafür selbst zuständig gewesen. Aber er würde jetzt nicht diskutieren, er war einfach froh, dass Kazrar wieder da war. »Ich hab eins gesehen. Da, die Straße runter. Manche sind da nach dem Training vom Dojo aus hingegangen, hoffentlich wirst du nicht verwechselt mit dem Lehrer.« Er gab den Weg vor und führte seinen Vater zu dem besagten Badehaus. Er ließ Kazrar den Vortritt, da er ihn im Auge behalten wollte und zudem nicht wusste, wie das in einem Badehaus ablief.
Kazrar
»Du wirst abgeschrubbt und wenn Du es magst auch richtig gewaschen. Du kannst einfach richtig schön faul sein und Dich bedienen lassen. Es fühlt sich gut an. Du wirst es merken. Es hat nicht nur was mit Bequemlichkeit zu tun, sondern auch mit Genuss und Freude. Ich habe es mir nicht oft gegönnt, aber für bestimmte Feiertage schon, um auch richtig gut rasiert zu sein. Und wenn das heute kein Feiertag ist Tekuro, was dann? Zu welchem Anlass sollte ich es mir sonst gönnen, wir sind wieder vereint, also feiern wir auch zusammen! Nein und wenn dann verbitte ich mir dass, ich bin privat hier. Man kann doch seinen Lehrer nicht überall belästigen, oder doch?«, fragte Kaz und freute sich, dass Tekuro gleich ein Badehaus vorgeben konnte. Er folgte seinem Sohn schlenderte hinein und zog ihn mit sich. »Du wäscht Dich im kleinen Becken oder lässt Dich richtig waschen, bevor wir in das Termalbad steigen. Deine Muskeln werden sich entspannen. Du kannst Dich auch massieren lassen und auf den heißen Steinen schlafen. Das habe ich immer geliebt. Man fühlt sich rundum wohl«, erklärte Kaz seinem Sohn.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro war es nicht gewöhnt, dass jemand ihn anders anfasste, als dienstlich oder kumpelhaft. Die Vorstellung, jemand Fremdes derart in seine Privatsphäre eindringen zu lassen, war momentan wenig verlockend. Sanfte Berührungen waren sein Ding nicht. »Wo ziehen wir uns aus?«, fragte er. »Ich muss die Rüstung irgendwo hinpacken. Hilfst du mir? Allein geht das schwer.«
Kazrar
Kazrar legte seinem Sohn einen Arm um die Schulter. »Natürlich helfe ich Dir. In der Umkleide. Nun Du schaust so skeptisch, möchtest Du nicht? Dann pflegen wir uns hier selbst, ist sogar billiger. Ich rasiere Dich und Du mich, also ich hoffe ich kann das noch«, grübelte Kaz und musste dann lachen.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Du hast es dir gewünscht, Papa, und du kriegst das auch. Ich bin das nur nicht gewohnt. Ich hab es nie zugelassen, dass irgendwer gut zu mir war. Ich mein richtig gut, nicht kumpelhaft oder zum Druckablassen. Und die Leute sind fremd. Aber du kannst das machen, ich bin dabei und geb acht, dass die keine Scheiße mir dir machen. Wenn die dich beim Rasieren schneiden, sind sie tot.«
Kazrar
»Teku, diese Leute sind Dienstleister, die sind nicht nett. Du bezahlst sie dafür. Nein komm, wir bleiben unter uns, ich möchte dass wir beide Spaß haben. Baden, abschrubben, rasieren und dann schön auf den heißen Stein. Danach gehen wir jagen und essen gemeinsam, Du und ich. Vater und Sohn, wie auf einem Sonntagsausflug mit Sonntagsbraten Kleiner«, freute sich Kaz riesig.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Dann geb ich mir Mühe, dich gründlich zu rasieren, das kann ich. Hab Boldi auch schon geholfen, wo der es mal mit der Hand hatte. Mit nett meine ich, dass sie nicht grob zu mir sind oder ich zu ihnen. Ich hab da eine Grenze gezogen. Du bist der Erste, der mich je umarmt hat ... und der erste, den ich umarmt hab. Ich wollte das vorher nie. Skorpione kuscheln nicht. Bei dir ist das anders.« Tekuro hielt Ausschau nach der Umkleide.
Kazrar
»Wir benötigen untereinander keinen Panzer Teku, ich habe ihn auch immer getragen. Aber nicht so festgeschnürt wie Du. Einige durften die Panzerung unterlaufen. Dazu gehörten Arkan und Arch, aber Arch hat den Wink nie verstanden. So klug der Mann ist, manchmal ist er selten dämlich«, lachte Kaz und knuffte seinen Sohn. Er zog Teku mit in die Umkleide und zeigte ihm dort alles. »Einfach hinsetzen und Dich aussiehen. Deine Sachen kannst Du vorne abgeben sie werden verwahrt. Folge mir einfach«, sagte Kaz. Er half Tekuro dabei sich aus der Rüstung zu schälen, ehe er sich selbst langsam auszog. Extrem langsam, dabei musterte er jede Bewegung seines neuen Körper und strich sich über den Bauch. »Denk nichts falsches, ich muss mich nur selbst kennenlernen, es ist ungewohnt«, flüsterte er seinem Sohn glücklich zu.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Ich denk gar nix, ich bin einfach froh, dass du da bist«, antwortete Tekuro. »Und dass ich dir einen guten Körper ausgesucht habe, der dir gefällt. Ich hab so lange gesucht ... den hier hast du mir geschenkt, indem du mich gezeugt hast. Und ich konnte mich revanchieren, was mich freut. Ich hab dir auch das Leben geschenkt, dank dem Ältesten und dank Archi, der mich fand und dank Arbo, der mich zu ihnen brachte. Ich brauch aber noch ein Handtuch, kriegen wir das vorn?«
Kazrar
»Das bekommen wir vorne«, sagte Kaz und musterte Tekuro liebevoll. »Ja einst schenkte ich Dir das Leben und Du mir. Und ich hätte nicht gedacht, dass Du überhaupt an mich denkst. Meine größte Angst war, dass Du mich hasst oder schlimmer noch, dass Du mich verachtest Tekuro. Aber als Du mich beschworen hast, war es als wäre ich nicht einfach neu geboren worden, es war alles gut. All die Zweifel, all die Jahre lang. Lass Arch sein wie er will, aber er hat einen guten Kern und er hat Dich zu mir zurückgebracht. Und hätte er das nicht geschafft, hätte er Dich an meiner statt ausgebildet. Magst Du Tätowierungen? Falls ja, was hältst Du davon, wenn wir uns eine gemeinsame aussuchen Teku?«, schlug Kaz vor.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Ich hab nie an was anderes gedacht als an dich ... man wird ja täglich daran erinnert, wenn man Familien sieht, das man keine hat. Ich wäre lieber bei dir geblieben und zusammen mit Ansgar und Dave groß geworden, als irgendwo allein. Die zwei haben es schließlich auch überlebt und es scheint ihnen ja prächtig zu gehen. Aber das ist kein Vorwurf, du meintest es gut, du konntest nicht wissen, dass ich alles ertragen hätte, um bei dir sein zu können. Nichts ist schlimmer als diese ewige Einsamkeit. Ich find Archibald schwer in Ordnung«, erklärte Tekuro. »Nur ich weiß nicht, ob seine Sticheleien gegenüber Arbo wirklich nur Tarnung sind. Aber ich hab gesagt, dass ich Arbo ausbilde. Damit er stolz auf ihn sein kann. Das wünscht man sich als Sohn und ich helf Arbo dabei, auch wenn er manchmal `ne Zicke ist. Eine Tätowierung, das find ich gut. Kennst du meine schon?« Er zeigte ihm den Skorpion auf seiner Hand. »Was für welche magst du, solche Runen aus der alten Heimat? Oder was Bildliches? Ich will auf jeden Fall deinen Namen haben ... hat dein Name auch so eine schöne Bedeutung wie meiner?«
Kazrar
Kazrar packte Tekuros Gesicht mit beiden Händen und schaute ihm tief und ernst in die Augen. »Wenn Du hättest bleiben können, wärst Du geblieben. Aber Teku, das Problem war Du warst ein Baby. Und das hättest Du nicht überlebt. Kleinkinder und Jugendliche können es überleben, aber ein Baby? Du wärst vermutlich gefressen worden. Meinst Du nicht ich habe mir Gedanken gemacht, ob und wie Du bleiben könntest? Ich habe mir das Hirn zermartert, ich habe Nächte lang wachgelegen, aber ich kam zum dem selben Ergebnis wie Arch oder jeder andere liebende Vater mit unserem Knacks, ich durfte Dich nicht behalten, um Dich zu beschützen. Glaube mir das!«, bat Kazrar inständig. Er beruhigte sich etwas und ließ Tekuro behutsam los. »Ich hätte gerne etwas aus der alten Heimat, vielleicht ein Bild mit Marderhund und ein Junges? Du trägst den alten und ich Dich? So dass es ein Bild gibt, wenn wir Rücken an Rücken stehen. Und wir wissen wofür es steht, dass war so mein Wunsch. Nun ich könnte Dir meinen Namen verraten, aber Du könntest ihn auch selbst herausfinden in der alten Heimat«, sagte Kaz.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Ich weiß, dass du dir Gedanken gemacht hast. Der Brief, die Bücher, mein Name, alles zeigt, wie sehr du das getan hast ... ich hab dich nur so extrem vermisst. Bitte verrat mir, was dein Name bedeutet, das ist mir wichtig. Ich muss alles über dich wissen, alles und ob unsere Namen auch zusammengehören. Ich kenn keine Marderhunde, haben sie eine Bedeutung? Mir gefällt alles, was dir gefällt.«
Kazrar
»Ein Marderhund kann Glück oder Pech bringen und das entscheidet er und so machen wir das auch. Man kennt sie unter vielen Namen. Sieh sie als eine Art Schutzgeist an. Es gibt auch Fuchsschutzgeister, aber der Tanuki hat mir immer was bedeutet und er hat einen richtig schönen dicken Sack, der steht zudem für Reichtum. Das kann man immer gebrauchen, vor allem wenn man sonst von der Hand im Mund lebte. Und sie sehen niedlich aus, obwohl sie kleine Räuber sind - und Kazrar heißt genau das - kleiner Räuber«, lachte Kaz und knuffte seinen Sohn.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Ein dicker Sack? Das gefällt mir. Ich hab in meinem Leben nie jemandem was Gutes gebracht, außer Boldi und nun dir. Mir bedeuten die alle nichts, es ist mir egal, wie es ihnen geht. Aber ich will mich fortan um Arbo kümmern und Nori, wenn sie mein Kind austrägt. Und natürlich um den Kleinen. Vor mir muss unser Baby sich nicht fürchten, ich hatte nie Appetit auf Kinder. Das hab ich nicht von dir geerbt, ich hab Kinder immer gehasst. Du könntest den Kleinen vielleicht sehen, wenn ich dabei bin, meinst du, das geht? Der kleine Räuber und der Wanderer ... doch, das passt zusammen. Du hast einen schönen Namen, nur meiner ist noch schöner.« Er knuffte Kazrar zurück und grinste glücklich.