Kapitel 15 - Verlorener Sohn

  • Silvano de Mancini
    Silvano unterhielt sich gerade noch mit Boldi, als er eine Präsenz in seinen Gedanken Gestalt annahm. Vano krallte Boldiszar schmerzhaft eine Hand in die Schulter. Seine dürre Statur strafte seine Kraft Lügen. Boldi sah ihm an, dass etwas nicht stimmte, denn sonst hätte sich Vano nicht an ihm festgeklammert und er schien nicht mehr richtig anwesend zu sein. `Mein Name ist Marquis Davard von Hohenfelde und ich übermittele mental die Befehle von Palaisin Comte Massimo de la Cantillion. Besonders gelten die Befehle für jeden Kapitän der im Hafen von Cantillion vor Anker liegt. Folgende Befehle erließ der Palaisin des Duc wortwörtlich - ebenso sind sie umzusetzten: ...Eine wichtige Information an alle. Prinz Ciel, die Lich Gruppe ist unten am Hafen von Cantillion. Wir wollten sie gerade stellen, sie sind an uns unbemerkt vorbeigezogen. Leider sind die ziemlich clever. Prinz Ciel ich rufe als Palaisin alle im Hafen liegenden Kriegsschiffe und die Besatzungen zusammen. Die sollen auf ihre Schiffe aufpassen, dass sich die Feinde nicht an Bord schleichen. Falls die schon wen beschwatzt haben, soll die Besatzung die Feinde festnehmen.
    Melville schick alle Büttel runter zum Hafen um Schiffe zu verteidigen und die Gruppe festnehmen zu lassen. Der Lich und Archibald sind zu töten, der Rest der Gruppe muss festgenommen werden. Aber nicht nur die Feinde befinden sich am Hafen, sondern auch Boldiszar, der Truppführer der Unite B. Was der bei den Feinden verloren hat, kann ich euch nicht sagen. Ich vermute, dass er seinen Kamerad Robere auf eigene Faust verfolgt hat oder ihn retten wollte. Jedenfalls ist er bei der Gruppe.
    Dave du bist ein Geistmagier mit vierten Rang. Du kannst auch die Nichtmagier erreichen. Dave informiere alle Captains der Kriegsschiffe über die Gruppe. Sag denen, dass die Feindgruppe festgenommen werden soll und sag denen dass für Archibald und den Lich ein schon ein Todesurteil besteht. Warne die Captains alle vor, dass die bloss nicht den Lich oder die anderen an Bord lassen. Falls das schon passiert ist, sollen die von den Lich Abstand halten.
    Da die Feindgruppe am Wasser ist und sich absetzen kann muss der Lich jetzt vernichtet werden. Dave sag den Himmelsaugen und deinen Bruder Ansgar bescheid. Die müssen jetzt den Lich angreifen. Die Himmelsaugen müssen jetzt ihre Kraft bündeln und Ansgar muss den Lich jetzt angreifen, nicht das der sich absetzt. Wir dürfen den nicht entkommen lassen.
    Jules du hast alles mitgehört, jeder Magier informiert bitte soviele andere Magier wie er kann. Dave du musst die Captains informieren, die Büttel und die Garde. Am besten informierst du auch das Militär. Versuch bitte auch die Captains unterwegs zu erreichen. Wenn der Feindgruppe gelingt ein Schiff zu stehlen, müssen die anderen wissen was los ist. Dann können die das Schiff abfangen. Notfalls muss das Schiff versenkt werden, damit der Lich im Meer ersäuft. Er darf nicht davon kommen. Sonst fängt das ganze Grauen woanders an Dave. Aber wem sag ich das, ihr alle wisst das vor allem ihr Prinz Ciel.
    Und Dave warne die anderen auch vor deinen Verwandten Osmund. Der ist zwar abgezogen, aber wohin wissen wir nicht. Nicht dass sich der alte Sack da noch reinhängt und mit der Feindgruppe ein Bündnis eingeht. Seid vorsichtig und bitte beeilt euch. Ich werde mit meine Truppe sofort der Feindgruppe verfolgen. Ich hoffe wir haben es bald überstanden. Wünscht uns Glück... Sollte sich also die Feindesgruppe bei Ihnen am Schiff einfinden, verwehren Sie der Truppe den Zugang unter allen Mitteln. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass sich ein Lich - also ein Nekromant der mächtigsten Stufe unter ihnen befindet. Diese Person ist in der Lage einen Menschen oder sogar einer Gruppe binnen Sekunden Leben zu rauben und zu töten! Bei der gesuchten Person handelt es sich um den Ur-Lich Freiherr Dunwolf von Hohenfelde, ca. 350 Jahre alt, was für seine Macht sprechen dürfte. Vermeiden Sie jede Konfrontation, gehen Sie keinen Kampf ein, die Person ist tödlich bewaffnet zu bewerten - Ihre Magie ist tödlicher als jede bisher dagewesene Ausprägung der Nekromantie. Halten Sie Sicherheitsabstand ein. Sollte sich die Gruppe bei Ihnen vor Ort befinden, erstatten Sie Meldung über Ihr Schiffs-Himmelsauge. Ende der Mitteilung´, empfing Vano. Er verharrte noch einen Moment ehe er hustend nach Luft schnappte.


    Boldiszàr
    Silvano hörte auf einmal auf zu atmen und verkrampfte sich. Was war denn jetzt los? Boldiszàr hielt Silvano panisch fest und brüllte nach dem Schiffsarzt. »Fran! Hierher! Vano hat einen Anfall!« Er wollte, dass Silvano sich hinsetzte oder hinlegte, aber der klammerte sich an ihm fest und machte sich stocksteif. Keine Chance, ihn hinzulegen. »Ruhig, Vano«, versuchte Boldiszàr ihm gut zuzureden. »Ich bin da.« Er umarmte ihn also im Stehen und hielt ihn. Endlich fing Silvano wieder an zu atmen. Boldiszàr musterte ihn besorgt. »Geht`s wieder?«


    Silvano de Mancini
    »MASSIMO... WER IST DASSSS??? Weißt Du was diese arschleckende Kröte von einem Fotzengesicht befohlen hat? Er hat befohlen, mein Schiff zu versenken! Ich schwöre bei allem was mir Heilig ist, also Dir, dann wenn meine Lady nur eine Schramme bekommt, versenke ich seine Frau auf offener See! Der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank diese schwachsinnige, milchsaufende Landratte, dieser Sohn einer räudigen Hündin!«, brüllte Vano stinksauer und küsste dann Boldi liebevoll und marschierte zum Steuer. „ANKER FÄLLT! Volle Segel, raus aus dem Hafen!“, befahl Mancini brüllend. „Anker fällt! Volle Segel!“, kam die Bestätigung und zeitgleich kam schlagartig Betriebsamkeit in die Mannschaft wie in einen Bienenschwarm, während Jaques zusah, dass er sofort neben seinem Kapitän Stellung bezog. »Unser Schiffsarzt und der 8. Offizier sind noch nicht zurück an Bord Käptn«, erstattete Jaques Bericht. »Wenn wir hier nicht verschwinden, wird es kein »an Bord« mehr geben!«, antwortete Vano. Der Anker wurde gehievt, zeitgleich wurden die Segel gesetzt, so dass das Schiff dem Anker entgegenfuhr um den Matrosen das Hieven zu erleichtern und schnellstmöglich abzulegen. Als der Anker hochgehievt war, richtete Vano die Choucas zum Wind hin aus und das Schiff machte einen Satz nach vorne ehe es ziemlich schnell aus dem Hafen glitt. »Kurs Nord Ost - Farasani - Vorinsel - gesetzt unter volle Segel. Schiff gefechtsbereit machen! Bewaffung feuerbereit!«, bellte Vano und Jaques wiederholte den Befehl seines Käptns, auch wenn er etwas verdutzt dabei guckte.


    Sacha Bonnet
    »EH«, brüllte es von draußen. Das blasse Gesicht von Sacha erschien über der Reling. »Das wäre fast schief gegangen!« Etwas zittrig und ziemlich schlecht gelaunt kletterte er aus dem Beiboot an Bord und half den Passagieren ebenfalls hinein.


    Boldiszàr
    Boldiszàr rieb sich seine schmerzenden Ohren. Neben Silvano zu stehen, wenn der gerade Kommandos gab, war nicht sehr angenehm. »Massimo ist der Palaisin des Ducs ... wissen der Schiffsarzt und der Offi was zu tun ist, wenn die Choucas abzischt, ja?« Boldiszàr half Robere an Bord. »Macht keinen Scheiß, Mann«, bat er.


    Jaques
    »Unfreiwilliges Armtraining Sacha? Du hast es ja noch rechtzeitig geschafft. Führe die Passagiere unter Deck, am besten in die Kombüse. Lass sie mit Kaffee und so weiter versorgen, wir reden gleich, sobald wir die Wassergrenze hinter uns gelassen haben«, erklärte Jaques.


    Sacha Bonnet
    »Aye«, murrte Sacha und verkniff sich die Erinnerung, dass einer der Passagiere schwanger war. »Wenn ihr mir bitte folgen würdet.« Er gab den Weg vor.


    Silvano de Mancini
    Vano schaute Boldi nicht an, da er sich auf das Steuern konzentrierte. »Fran und Conni haben einen Landauftrag, wir zischen nicht ab, wir fahren eine Runde. Wir kehren also wieder zurück«, sagte Vano und atmete dann so kurz, abgehackt, schnaufend aus, dass es ziemlich drohend klang. Als der Hafen aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, drehte er bei und die Choucas legte noch etwas an Geschwindigkeit zu, als sich die Segel im Wind aufbauschten. »So in aller Ruhe. Massimo befahl alle Büttel in den Hafen, zudem befahl er den Himmelsaugen diesen Lich anzugreifen. Ferner befahl er jedem Kapitän sein Schiff von der Feindesgruppe sauber zu halten. Zudem befahl DASS SCHIFF ZU VERSENKEN dass den Lich an Bord hat. Sprich wo man annimmt, dass der Lich an Bord ist, soll das Schiff auf hoher See versenkt werden, damit der Lich nicht überlebt. Und dann folgte eine Litanei an Gründen. Was ich mit diesem Massimo gerade machen möchte, lasse ich unerwähnt, es hat mit Harpunen zu tun...«, erklärte Vano liebevoll und verkniff sich ein Grinsen.


    Jaques
    »Sacha bereite unter Deck ein paar Kojen für die Passagiere vor, Bugraum«, befahl Jaques. Er wollte nicht, dass die Frau sich an Bord herumtrieb. Argwöhnisch musterte er sie kurz.


    Sacha Bonnet
    »Aye, mach ich alles«, bestätigte Sacha mürrisch.« Er hatte das Beiboot gerade noch rechtzeitig einklinken können, fast wäre er samt der Passagiere im Hafen zurückgeblieben. An die Passagiere gerichtet sagte er: »Ich bin Sacha und Matrose hier auf der Choucas. Ich kümmere mich um unsere Gäste. Wenn ihr was braucht, könnt ihr euch an mich wenden.«


    Boldiszàr
    Boldiszàr war wenig erfreut ob der Botschaft, die Silvano für ihn hatte. »Uns alle versenken? Geht`s noch? Mann, dem Läuterer ist auch gar nichts heilig. Bis vor kurzem fand ich den noch nett. Stör ich, soll ich dich erstmal hier lenken lassen? Oder kann ich was helfen?«


    Nori
    Nori schaute sich etwas verunsichert um. Die Leute hier sahen alle nicht gerade wie Weicheier aus, am Steuer standen drei Männer und einer davon musterte sie grimmig. »Danke Sacha, dass ist nett von Dir. Du hast uns den Arsch gerettet, indem Du gerudert bist wie ein Besessener«, bedankte sich Nori. Sie fand, dass hatte der junge Mann verdient, der aussah wie Tekuro in jung. Freundlich lächelte sie ihn an.


    Arbogast
    Arbogast stellte sich zitternd neben Robere und deutete auf den Kapitän und seine beiden Kollegen. »Wegen Dir wurden wir gerettet, bedanke Dich man, ehe die uns von Bord werfen. Und sag ihnen das Nathan einen Vampir in der Hose hat«, erklärte Arbo.


    Kazrar
    Kazrar drückte seinen Sohn an sich und drehte ihn dann zu Sacha um. »Wer ist das Tekuro? Schau mal genau hin? Mir ist immer noch ganz flau, aber wir haben es geschafft. Das dort ist Dein Bruder Boldiszar nicht wahr? Lass ihn uns begrüßen«, bat Kaz.


    Sacha Bonnet
    »Ich wollt auch nicht zurückbleiben«, erwiderte Sacha und blinzelte ihr zu. Es war nur freundlich gemeint, aber er fing sich einen tödlichen Blick von Noris Begleiter ein. Sacha stellten sich die Nackenhaare auf, er war noch nie derart voller Hass angeschaut worden. Zum Glück lenkte der Arashi ihn ab. »Ich bin Sacha«, wiederholte Sacha langsam und sehr deutlich, da er meinte, der Mann habe ihn vielleicht wegen Sprachschwierigkeiten nicht richtig verstanden. »Ich bin hier Matrose und für Passagiere zuständig. Also für euch.«


    Archibald von Dornburg
    »Wo ist er Älteste?«, klang es aus Nathans Hose. »Nori gehört zu Tekuro. Tekuro, Kaz was seht Ihr?«, fragte Archibald aus Nathans Buxe.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro blickte in Richtung von Silvano und Boldiszàr, anstatt den frechen Matrosen zu beachten, wie sein Vater verlangte. »Ja, das ist Boldi. Kommst du mit? Arbo kommt auch mit, sonst scheißt er sich am Ende noch ein.« Als es aus Nathans Schritt zu plärren anfing, starrte Tekuro dort hin. »Wir sind an Bord von dem Schiff, zu dem wir wollten. Aber der Älteste ist noch im Hafen!«


    Kazrar
    Kazrar begleitete Tekuro seinen Sohn zu Boldiszar und den beiden anderen Männern. Freundlich und dankbar verneigte er sich kurz vor ihnen, denn es handelte sich hierbei um den Wahlbruder seines Sohnes. Einen Mann den er einst das Leben gerettet hatte und nun hatte Boldiszar es vergolten. »Danke für unser aller Leben Boldiszar. Du hast die Lebenschuld bei meinem Sohn beglichen, aber unser aller Leben gerettet. So stehen nun wir bei Dir in einer Lebensschuld. Nach langer Suche und harter Arbeit haben Tekuro, so heißt Robere tatsächlich uns wiedergefunden. Ich bin Kazrar Chud, der Vater von Tekuro Chud, den Du nur als Robere Moreau kennst. Lange ist es her, dass mich die Mutter von ihm verließ und sich nach Souvagne absetzte mit einem guten Batzen Geld. Und dann gab sie meinen Jungen ins Heim. Der Rest ist Dir bekannt. Die uns hier begleitenden Leute sind unsere Familie. Bis auf Nathan und Patrice die schlossen sich uns so an. Nathan ist der Freund von Archibald und Patrice ist der Freund meines Sohnes. Ich möchte Dir aufrichtig für unsere Rettung danken. Wir haben nicht mehr damit gerechnet, dass wir überhaupt noch eine Chance haben. Könntet Ihr uns in Arashima absetzen?«, bat Kazrar.


    Boldiszàr
    Boldiszàr betrachtete Kazrar sehr aufmerksam. Wo war Bellamy? Der hatte daran gezweifelt, dass Robere wirklich seinen Vater gefunden hatte. Boldiszàr fand, dass, wenn dies tatsächlich ein abgekartetes Spiel sein sollte, Kazrar sehr überzeugend die Vaterrolle spielte. Boldiszàr für seinen Teil war bereit, an die Geschichte zu glauben. Sie war keineswegs weniger glaubwürdig als die von ihrem eigenen Vater. »Angenehm, Boldiszàr Boucher. Ich bin der Coutilier von Robere und Patrice. Freut mich, dass ihr euch nach all den Jahren gefunden habt. Manchmal geschehen eben doch noch Wunder. Wer von den Anwesenden ist Archibald?« Er wandte sich an seinen Mann. »Vano? Können wir unsere Passagiere nach Arashima bringen?«


    Silvano de Mancini
    Vano musterte Robere. »Grüße, nein es gibt keine Passage aus der Azursee heraus. Wir können Euch lediglich an der Zwergenpforte Dunkelerz absetzen. Auf diesem Stück Land wärt Ihr auf Waldalbengebiet. Haltet Ihr Euch nördlich, dann erreicht Ihr per Land die Küste der Skallischen See. Wir könnten Euch so absetzen, dass Ihr so gen Norden wandern könnt, dass Ihr genau an der Meeresenge bei der Wolfswacht herauskommen würdet. An der Küste findet Ihr sicher eine Möglichkeit bei einem Schiff an Bord zu gehen um bis nach Arashima zu fahren. Wir können Euch das nicht bieten. Auch wenn die Fahrt verlockend wäre. Wir zwei hatten eine andere Vereinbarung Rob, aber sei es drum, Deine Leute leben«, schmunzelte Vano und strich Boldi einmal liebevoll über das Kreuz. Einerseits um zu zeigen, dass seine Wut nicht ihm galt und er ihn nach wie vor liebte, andererseits um den Passagieren zu zeigen, wem dieser Mann gehörte.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro grinste entschuldigend. »Es wird dein Schaden nicht sein und wir machen keinen Ärger. Wir sind ganz lieb. Ist meine Rüstung noch an Bord?«


    Silvano de Mancini
    »Ist sie, aber das Mitbringsel ist Fischfutter und Dein Plörren wird gerade von meinem 8. Offizier und Schiffsmed abgeholt. Wir bleiben deshalb in Sichtweite zum Küstenstreifen. Sie werden sich bemerkbar machen, dann sacken wir sie ein. Jaques übernimm Du das Steuer, ich gehe mit unseren Gästen in die Kombüse. Mach Meldung sobald Conni und Fran zurück sind«, bat Vano. »Aye Käptn«, bestätigte Jaques und übernahm das Steuer von Vano, während dieser den Weg in die Kombüse vorgab.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Ah, zu freundlich. Ich zeig mich erkenntlich, sobald ich die Gelegenheit erhalte. Boldi weiß, dass das keine hohlen Worte sind. Ich schulde dir viel, Silvano.« Er freute sich auf die Mahlzeit und grabschte Arbogast am Ärmel. Wie dünn der Mann wirklich war, hatte er gemerkt, als er ihn getragen hatte. Es war wichtig, dass er was zwischen seine stumpfen Beißer bekam.


    Silvano de Mancini
    »Käptn verlässt Deck, erster Offizier am Steuer!«, bellte Jaques und während die Gruppe sich auf dem Weg in die Kombüse befand, gesellte sich ein Mann den Boldi noch nicht kannte zu Jaques ans Steuer. »Anacleto Pagnotto, 2. Offizier«, erklärte Vano Boldi freundlich, ehe sie die Kombüse betraten. Silvano machte es sich direkt an seinem Tisch gemütlich und deutete Sacha an, für genügend Futter und Getränke zu sorgen. »Lass auftischen und besorg uns Kaffee Sacha, den können garantiert alle gebrauchen. Nun Du könntest mir sagen, weshalb Massimo dermaßen einen Hass auf Dich hat, dass er sogar mein Schiff bedroht. Fangen wir doch damit an. Oder noch ein Stück früher - wieso bist Du zurückgekommen beim heiligen Dueraux? Ich muss Dir nachher etwas gestehen Boldi, aber vorher benötige ich einen Rum«, sagte Vano und flätzte sich in den Stuhl.


    Sacha Bonnet
    »Aye, Käpt`n«, bestätigte Sacha und beeilte sich, den Rum für Silvano und für all die Gäste den Kaffee zu bringen, da der Smutje in der Küche erst einmal das Essen in den Schüsseln vorbereiten musste. Das konnte er in der Zeit tun, wo Sacha für die Getränke hin und her flitzte.


    Boldiszàr
    Boldiszàr setzte sich neben Silvano. »Was Massimo für ein Problem mit mir hat, kann ich nicht sagen. Wir sind eigentlich bisher gut ausgekommen, ich war nur zwischenzeitlich sauer auf ihn, weil er darüber gelacht hat, dass Patrice tot ist.« Patrice guckte wenig begeistert weg. Rober hingegen feixte. Boldiszàr war froh, dass Robere und Silvano sich scheinbar verstanden, nachdem Silvano die Beißer an Bord gelassen hatte. Dass Robere eifersüchtig reagieren könnte, war eine große Sorge gewesen, denn mit Robere zu streiten machte absolut keinen Spaß. Doch der war scheinbar mit seinen eigenen Anhängseln ausgelastet, wobei Boldiszàr noch nicht ganz durchschaut hatte, wer zu wem gehörte. »Wer ist nun eigentlich Archibald?«, fragte er, da er wissen wollte, auf wen der Tötungsbefehl stand und starrte den Braunhaarigen an. »Du?«


    Kazrar
    Kazrar setzte sich mit dankbarem Nicken zu Silvano und Boldi an den Tisch. Erneut musste er Tekuro und Sacha vergleichen, während der junge Mann herumflitzte. Er schaute Boldi an und nickte kaum merklich in die Richtung von Sacha in der Hoffnung dass er die nonverbale Botschaft verstehen würde. Ganz langsam trank er einen Schluck von dem Rum, das Getränk brannte sich seine Kehle herunter und er musste ein Husten unterdrücken. Aber der Geschmack war extrem lecker. Den nächsten Schluck nahm er noch langsamer, um nicht gleich betrunken zu sein. »Tekuro schau Dir den jungen Mann an«, flüsterte Kazrar und deutete auf kaum merklich auf Sacha und nahm noch einen Schluck von dem Getränk. Kaz lehnte sich müde an Tekuro an, die kurze Flucht hatte seinen geschwächten Körper arg zugesetzt, aber der Rum biss die Schmerzen aus seinen neuen Zähnen, während es in Nathans Hose zu toben anfing. Kaz rieb sich die Augen, ehe ihm einfiel dass Arch dort eingesperrt war. Ein breites, messerscharfes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. »Auf Dich Sohnemann und Dich Käptn«, grinste Kaz breit und leerte sein viertes Glas und galsig wurden auch schon seine Augen.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro legte den Arm um seinen Vater, damit der sich gemütlich anlehnen konnte und küsste ihn auf den Mund. Dann flüsterte er ihm ins Ohr: »Hübsch, aber frech. Gefällt er dir? Dann müssen wir warten, bis es an Land geht. Mit Silvanos Mannschaft können wir es nicht aufnehmen und will ich auch nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Ich werte ihn als Freund.«


    Nathan
    »Oh... oh... Archi!«, stöhnte Nathan auf und versteckte sein Gesicht hinter den Händen. Die Vampirfledermaus hatte wenig später kaum noch Platz in der Hose und es war auch nicht mehr so schön weich.


    Kazrar
    Kaz schüttelte den Kopf. »Rede mit Boldi oder Silvano, der Junge sieht aus wie Du Tekuro, er hat Dein Gesicht schau nur«, sagte Kazrar und strich Teku liebevoll durch die Haare, ehe er sich an seinem fünften Glas zu schaffen machte. »Wer ist das wirklich?«, flüsterte er.


    Nori
    Noris Augenlider zuckten nervös, als sie den Ausruf von Nathan hörte, Arbo erging es nicht besser. Tag ein Tag aus hörten sie nur Oh Archi, aber ihren Vater schien es glücklich zu machen, so schwiegen die beiden. »Könnte ich bitte etwas ohne Alkohol zu trinken haben«, bat sie Sacha und lehnte sich an die andere Seite von Tekuro an.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Du meinst ...« Tekuro wartete, bis Sacha erneut vorbeikam, die ersten Schüsseln verteilte und wieder verschwand. Er schüttelte den Kopf. »Kann ja gar nicht sein.« Sacha brachte Nori einen Becher Wasser. »Für mich auch alkfrei«, befahl Tekuro und Sacha musste ein zweites Mal für die selbe Sache loslaufen. Tekuro legte derweil seinen anderen Arm um Nori. Er genoss ihre Nähe, aber es verstörte ihn auch, so zu empfinden. Er streichelte unbeholfen ihre Flanke. »Wie geht`s Tanuki?«, fragte er sie.


    Silvano de Mancini
    Der Smut drückte Sacha die Schüsseln in die Hand, die er dem Kapitän und seinem Mann, sowie den Passagieren vor die Nase stellen sollte. Er selbst stellte die große, dampfende Eintopfschüssel mitten auf den Tisch. Sie roch lecker nach Fisch, Meeresfrüchte und jeder Menge Gemüse. Dazu reichte er frisches Brot. Vano nahm sich als erstes und reichte seine Schale an Boldi weiter, ehe er sich selbst bediente. »Bon Apetit und für die Fremdlinge Guten Hunger. Tanuki? Der Marderhund mit dem dicken Sack? Wer ist das?«, schmunzelte Vano freundlich und rutschte so nah, dass er und Boldi sich berührten. »Bist Du wütend auf mich?«, flüsterte Vano Boldi ins Ohr.


    Boldiszàr
    »Warum sollte ich wütend auf dich sein? Bin ich nicht. Aber ich frage mich, welche Überraschung du für mich hast und hoffe, es ist was Gutes und keine weitere Horrornachricht.« Er küsste Silvano und nicht nur ein bisschen.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro guckte den beiden beim Küssen zu und wusste nicht, was er davon halten sollte. »Tanuki ist mein Sohn«, erklärte er. »Woher weißt du, was der Name bedeutet?«


    Kazrar
    Kazrar grinste Boldi an und schaute dann zu Tekuro und Nori rüber. »Wenn es doch immer so sein könnte. Man fährt auf dem Wind allen Sorgen davon, bleibt auf See und lässt sich von ihr ernähren. Oder man sucht sich eine kleine sichere Bucht, weitab der Heimat. So tat es einst mein Vater, als er für die Liebe seine Heimat verließ. Er war ein Alamane und ein herzensguter Mann, mein Sohn Tekuro kommt nach ihm. Und damit er seine Wurzeln kennenlernt, nicht nur seinen alten Vater, sondern seine wahren Wurzeln, seine Heimat, deshalb möchte ich mit ihm nach Arashima reisen. Ein Mann muss seine Wurzeln kennen, sonst kann er um die ganze Welt reisen, aber findet doch niemals zu sich selbst. Dass sagte einst mein Vater. Er war Fischer, er fuhr also auch zur See. Aber nicht wie ihr hier, sondern er fuhr früh hinaus und kam zeitig zurück. Und oft war uns das Meer hold. Aber im Gegensatz zu Eurem Land, ist unser Meer rau, eisig, es verlangt dem Fischer alles ab. Es weht stets ein kalter Wind, so dass man sich trotz der wärmenden Sonne gerne in die weiche Kleidung drückt. Und es kann kalt werden, bitter kalt. Aber nichts auf dieser Welt ist dermaßen kalt, wie von seinem geliebten Kind getrennt zu sein. Kein Schneesturm, keine raue See kann annähernd so kalt werden. Unsere kleine Kate stand direkt am Meer, meine Mutter ging morgens in den Garten und kümmerte sich um die spärlichen Gemüsepflanzen. Sie hatte ihnen extra einen Windschutz gebaut, damit sie die Sonne genießen konnten, aber der eisige Wind ihnen nicht schadete. Ich werde redseelig vom Schnaps und der Fischsuppe, verzeiht«, sagte Kaz wehmütig und seine Augen waren feucht von den Gedanken und Erinnerungen an seine Heimat.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »He, Papa.« Tekuro nahm den Arm von Nori weg, aber so, dass sie gegen ihn sank und trotzdem an ihm lehnen konnte, wenn sie wollte. Aber er brauchte jetzt beide Arme für seinen Vater. Er umarmte ihn und kuschelte seinen Kopf an den von Kazrar. »Lass uns nach vorn schauen. So was passiert kein zweites Mal. Wir werden die Heimat bereisen, zusammen, ich freu mich drauf. Und bald bist du Opa, denk an den Kleinen.« Den Schnaps, den Sacha zuerst für ihn hingestellt hatte, schob er Kazrar rüber.


    Silvano de Mancini
    Vano hatte bei der Erklärung von Kazrar mitten beim Suppelöffeln inne gehalten, als ihm das selbst bewusst wurde räusperte er sich und aß weiter. »Klingt wie Zuhause...«, sagte er sanft und schmiegte sich mit seiner Flanke an Boldi. »Was ein Tanuki ist, weiß ich von meinem ersten Mann. Er ist ziemlich weit herumgekommen. Für einige Landabstecher und Forschungsarbeiten war er als junger Mann in Arashima, er berichtete mir davon, sie waren damals sogar noch mit einigen Goblins unterwegs. So ändern sich die Zeiten. Mein Mann liebte außergewöhnliches Wissen. Daher weiß ich davon«, antwortete Vano freundlich.


    Boldiszàr
    Boldiszàr druckste herum, als Tekuro von seinem werdenden Sohn sprach, den er ihm von Herzen gönnte. Er stupste Silvano an und nickte in Richtung von Sacha. »Er sollte sich zu uns setzen. Willst du vielleicht mit ihnen drüber reden? Wir haben unser zu Hause gefunden, Vano. Die Choucas. Hier haben wir alles, was ein zu Hause braucht, ein Dach über dem Kopf, ein Doppelbett, Partnerin oder Partner da drin und gute Freunde in der Nähe.«


    Kazrar
    Kazrar trank langsam den Rum. »Mit bereisen ist es nicht getan. Man kann die Heimat nicht einfach bereisen, man muss sich erinnern mit einem Teil seiner Seele. Und man wird sich erinnern, auch wenn man noch niemals dort gewesen ist. Ein alter Kamerad nannte es immer, es singt in Deinem Blut. Tekuro singt Arashima im Blut, wie Dir ein ähnlicher Ort, darum Dein Blick. Aber eine Heimat einfach bereisen wirst Du nie können Silvano. Und auch Tekuro kann das nicht. Hinfahren und ansehen? Oh nein. Tekuro muss Arashima fühlen, atmen, riechen, schmecken, mit all seinen Sinnen aufnehmen. Die Luft wie frisch sie sich anfühlt und nach was sie duftet. Nach diesen kleinen immergelben Gräsern die sich im Wind wiegen und auf so kargem Boden wachsen, dass man ihnen allein dafür schon Respekt zollen muss. Hart und dennoch biegsam, nicht einmal der härteste Sturm bricht diese Halme. Er muss Arashima essen, das Originale Essen, so wie man in der Heimat speist. Dann wird er verstehen welche Macht die kleinsten Quentchen von Gewürzen haben können und wie gut ein echter frischer Fisch schmeckt und welche Erinnerungen er auslösen kann. Wie diese hier in der Suppe. Wir essen Souvagne zur See. Und so wird er das Arashima seiner Großeltern essen. Er wird mit mir am Strand liegen, die Sonne wird uns ins Gesicht scheinen und der Nordwind wird über unsere Körper streichen. Wärme und Kälte so nah beieinander, es erinnert uns daran, dass die weißen Unholde aus dem Hohen Norden kommen, genauso weiß und kalt wie dieser Wind. Und er muss Arashima träumen, wenn er sich nachts zur Ruhe bettet, nicht in einem Bett sondern auf der traditionellen Matte, dann werden auch seine Träume in Arashima angekommen sein und sein Herz zuhause«, erklärte Kazrar liebevoll und küsste Tekuro auf die Stirn. »Ja bitte der junge Mann soll sich setzen«, bat er.


    Silvano de Mancini
    »Sacha setz Dich zu uns«, bat Vano freundlich und lehnte sich kurz zurück. »Unser Zuhause... das letzte Mal habe ich vor 14 Jahren so etwas Schönes gehört Boldi. Die Choucas ist unser Zuhause und niemand nimmt sie uns weg. Warte kurz«, bat Vano und zog sich die Jacke aus. Er öffnete etwas das Hemd und zerrte es sich über die rechte Schulter. »Kein Kunstwerk, aber mit Liebe gestochen. Jaques war so freundlich. Wegen Sacha da machst Du den Anfang aber erst schau Dir die Überraschung an«, grinste Vano.


    Silvano de Mancini
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    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro hatte die Augen geschlossen. Er liebte es, wenn sein Vater erzählte. Er liebte seine Stimme, er liebte seine Art, die Dinge zu beschreiben, dass es fast wie ein Gedicht klang. Er selbst konnte nicht sehr gut sprechen, es klang eher wie Hundegebell, was vielleicht daran lag, dass er den Großteil des Tages bei der Leibgarde entweder überhaupt nicht sprach oder Kommandos erteilte. »Sprich nicht von den Frostalben«, bat Tekuro. »Nicht heute, nicht jetzt, nicht wenn Tanuki es hört.« Er öffnete die Augen erst wieder, als er Kleidung rascheln hörte.


    Boldiszàr
    Boldiszàr betrachtete die entblößte Schulter, auf der sich ein frisches Tattoo abzeichnete. Er schaute es sich an und war so gerührt, dass er nicht lächeln konnte, weil ihm zum Heulen zu Mute war. Er küsste das Tattoo, sabberte versehentlich dabei und tupfte die Spucke wieder weg. »Vano, das ... ich bin gerührt. Ich hätte gern das Gegenstück dazu, an der gleichen Stelle. Die Überraschung ist dir gelungen, Schatz!« Er packte Silvano und küsste ihn heftig auf den Mund, so dass Tekuro wegschauen musste. Als er damit fertig war und Sacha etwas verschüchtert mit am Tisch saß, wandte er sich seinem alten Freund wieder zu. Aber er brachte es nicht über sich, es auszusprechen, was er vermutete, falls er sich doch irrte. »Vano, hilf mir«, bat er. »Ich bin nicht gut in so was und hau bloß wieder mit dem Vorschlaghammer um mich, wo Samthandschuhe gefragt wären.«


    Silvano de Mancini
    »Alles was ich benötige sind ein paar zusammengebundene Nadeln, Tinte und Licht. Den Rest mache ich mit Liebe, wenn Du es von mir gestochen haben möchtest. Eigentlich solltest Du es bei unserem Wiedersehen sehen, also Du verstehst schon unter welchen Bedingungen wo es ist. Der Anker steht für Treue. Ich trage zwei, falls Du es nicht weißt. Deinen und den von Davet. Ich möchte den Anker von ihm gerne behalten, einverstanden?«, sagte Vano und zog sich wieder richtig an. »So verschämt? Noch nie ein Ehepaar gesehen Robere? Menschen sind Menschen, eine Beziehung ist eine Beziehung und Liebe ist Liebe - egal zwischen wem. Boldiszar ist mein Mann, also gewöhne Dich an den Anblick, dass wäre zum Beispiel eine gute Begleichung. Gönne ihm, was er Dir gönnt. Zu Sacha, Boldi hat ihn damals hier bei mir auf der Choucas kennengelernt und er sagte, er ist Dir wie aus dem Gesicht geschnitten. Er fragte sich ob es möglich sein kann, dass dieser junge Mann hier Dein Sohn ist. Er ist genau wie Du im Heim aufgewachsen, ebenso wie Boldi und einige andere an Bord«, sagte Vano und nahm einen Schluck Rum.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Ich hab schon tausend Paare gesehen, aber es ist Boldi und Boldi knutscht in meiner Welt nicht!«, verteidigte sich Tekuro. »Das passt überhaupt nicht, ist total komisch, als ob da ein Doppelgänger sitzt. Jetzt muss ich mich umgewöhnen. Außerdem bin ich pissig, weil er mir nicht gesagt hat, dass er auf Kerle steht!« Doch das war nur der Gipfel des Eisberges. Bei den letzten Worten von Silvano bekam Tekuro nicht nur einen Schreck, sondern einen regelrechten Schock. Er starrte den jungen Matrosen an, der genau so entgeistert zurück starrte und plötzlich war es, als würde er in einen Spiegel blicken. Tekuro wurde schlecht. Er sprang auf, stieß dabei seinen Hocker um und rannte aus der Kombüse.


    Nori
    Nori und Kazrar fielen fast um, fielen aber gegeneinander, so dass ihnen nichts passiert. Die junge Arashi musterte Sacha ganz genau. »Du siehst wirklich aus wie Tekuro. Wie alt bist Du und woher stammst Du?«, fragte sie neugierig.


    Kazrar
    Kazrar konnte sich auch so gerade noch abfangen. Er hatte zuviel von dem leckeren Rum getrunken. Dass sein Sohn dermaßen außer sich war, erstaunte ihn. Er hoffte, er war positiv außer sich. »Ich würde ihm gerne nachgehen, aber ich glaube ich schwanke. Könnte bitte einer von Euch?«, bat Kaz.


    Sacha Bonnet
    »Saint Aumery«, antwortete Sacha. »Das ist ein Waisenhaus in Cantillion, wo ich abgegeben wurde. Ich bin zwanzig.«


    Arbogast
    Arbogast hatte die ganze Zeit still am Tisch gesessen und seine Suppe gelöffelt. Das Boldi mit dem Kapitän zusammen war, störte ihn nicht. Der Mann der breiter war als jeder Türsteher den Arbo kannte, machte nicht den Eindruck als würde er mit etwas spaßen. Vano saß neben ihm und schien zu wissen wo er hingehörte. Boldi war eine beeindruckende und beängstigende Erscheinung. Nicht riesig aber breit mit so hellen Augen, dass sie einen zu durchleuchten schienen, struppigen Haaren und einer gewaltigen Narbe im Gesicht. Arbo war hin und hergerissen zwischen neugierig hingucken wollen und sich es doch nicht zu trauen. So wie der Bursche seinen Mann auf die Schulter geküsst hat, so hätte er gerne mal Tekuro oder Patti geküsst, aber das behielt er lieber für sich, wie seine Zähne, dachte Arbo. »Ich gehe ihm nach«, sagte Arbogast und lief Robere hinterher. »Warte, so warte doch!«, Arbo wurde schwummerig von der See, als er rausschaute. »Teku?«, rief er und eilte zu seinem Bruder. »Teku, was ist denn los?«, fragte er verwirrt.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Arbogast fand Tekuro abseits, völlig allein, wo er ein Pfeifenkrautblatt in der Hand hielt, aber es nicht einrollte, sondern einfach nur hielt. Als Arbogast näher kam, sah es aus, als ob Robere zitterte und als er bei ihm war, erkannte er, dass der mit den Tränen kämpfte. »Was hab ich getan«, flüsterte er. »Er ist ... das ist ... sie haben recht, es haut hin. Aber das heißt ... das heißt ...« Ihm fiel das Pfeifenkrautblatt aus der Hand und segelte ins Wasser. »Ich ... habe ihn zu einem Waisenkind ... wegen mir ... ich wusste das nicht, Arbo!«


    Arbogast
    Arbogast ging ganz langsam auf Tekuro zu und nahm ihn in die Arme. »Ganz ruhig Tekuro. Wenn Du es nicht wusstest, kannst Du es nicht ändern. Aber jetzt weißt Du es. Ist das Zufall, dass Dein Bruder Boldi ihn findet, hier wo er seinen Mann gefunden hat? Man denk mal nach! Er sieht aus wie Du in Mini und so Mini ist er gar nicht. Wenn ich das sagen darf, er ist so hübsch wie Du oder Dein Vater. Nicht so eine Gurke wie ich. Meine Mutter muss ausgesehen haben wie eine Wanderwarze. Aber Du, schau Dich an und schau ihn an. Und Dein Bruder ist glücklich, man dass sieht man doch. Er ist eine Kante, ein Schrank, er ist ein totaler Beschützer. Man ich wünschte ich hätte so jemanden! Nur nicht mit so stechenden Augen. Und er beschützt Dich Tekuro. Du damals ihn, er heute Dich. Und er diesen Silvano und der wieder Dich und Deinen Sacha. Man dass ist Familie kapierst Du das nicht? Du wurdest gerettet um hierher zurückzukommen. Damit Du ihn triffst. Also rede mit Sacha. Wenn der nicht Dein Kind ist, wer dann?«, sagte Arbo und richtete Tekuro wieder auf. »Du hast uns alle gerettet, weil wir Deine Familie sind. Du hast hier einen Sohn und einen Schwager bekommen. Man Teku, dass ist ein Grund zu freuen, Dein Rudel wird größer und prächtiger«, munterte Arbo ihn auf. Und er sah es wirklich so.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro sträubte sich diesmal nicht, sondern umarmte Arbogast zurück. Er versteckte sein Gesicht an seinem dürren Hals, weil er sich dermaßen schämte. Gleichzeitig gefiel ihm, was Arbogast sagte. »Familie ... du hast recht. Sacha war nicht geplant, wie Tanuki. Aber ich mach`s wieder gut, dass ich ihn da zurückgelassen habe. Hoffentlich will er das überhaupt! Was, wenn er sauer ist? Ich versteh gerade, wie Papa sich gefühlt haben muss. Was er durchgemacht hat an Angst und Scham. Wie er sich fühlte, als er mir unter die Augen trat, nachdem er mich in dieses Kackloch gebracht hatte. Und ich hab meinen eigenen Sohn in das selbe Loch gebracht! Ich hab nicht nachgedacht damals, ich wollte nur Spaß haben. Nun ist er auf einmal da und ist zwanzig! Bitte, komm mit rein, Arbo. Ich kann das nicht allein. Und noch was.« Er trat ein wenig von ihm zurück. »Du hast einen Beschützer, wenn du mich haben willst. Und hör auf zu sagen, dass du hässlich bist. Ich will das nicht hören. Ich mag dich und ich mag, wie du aussiehst, ja?«


    Arbogast
    »Ja verstanden, Danke Tekuro, dass bedeutet mir sehr viel weißt Du dass? Ich bin an Deiner Seite, Du bist das auch immer für mich. Wenn er sauer ist, lass ihn. Er muss da durch, vielleicht muss er seine Wut und Enttäuschung erst loswerden, bevor er Dich selbst sehen kann. Arch muss bei mir auch immer an der Enttäuschung vorbeigucken. Vielleicht freut er sich aber auch einfach, so wie Du, ich und die anderen auf eine Familie. Komm wir packen das zusammen«, sagte Arbo und ging mit Tekuro im Arm zurück in die Kombüse und in einen neuen Familienabschnitt.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien