Kapitel 18 - Auf der Choucas

  • Was zuvor geschah:


    << Krafttanken in der Kombüse - Sacha, Costantino
    << Kajüten Koma - Silvano, Boldiszàr
    << Patti patten - Kazrar, Tekuro, Patrice


    Sacha Bonnet
    Da niemand ihm half, buckelte Sacha die ganze Kiste samt dem darüber liegenden Teppich und den beiden darauf prangenden schwarzen Schädeln allein. Die Schädel waren ihm etwas unheimlich, insbesondere, weil sie eigentlich seinen Großeltern gehören sollten.


    Costantino Marchesi
    "Komm Du musst Deine Chance ergreifen Mon Cher, ich bin bei Dir. Gleich was der Doc oder der kleine Giftpilz dort sagt, dass darf uns nicht beeindrucken. Bedenke, wenn Du diese Leute nie wieder siehst, wirst Du Dir das nie verzeihen. Rede mit ihnen, versuche es. Vielleicht sind sie anders als Du sie Dir vorgestellt hast. Ganz sicher sogar. Sogar in der Erinnerung verblassen die Details weißt Du Sacha? Leute werden größer, mächtiger, schöner, weiser. Manchmal werden sie zu Monumente, gewaltige Statuen an die scheinbar kein lebender Mensch mehr heranreicht. Weil man sie aus Liebe auf einen Sockel stellt, der sie gottgleich erscheinen lässt. Dabei waren sie einst genauso sterblich wie wir, mit allen Stärken und Schwächen, mit Witz und persönlichen Unzulänglichkeiten. Denk an Davet und Vano. Er kann die Statue in seinen Gedanken stehen lassen, aber er hat gleich ein zweites Monument gebaut. Was ist mit Dir? Hast Du eines gebaut? Hast Du Dir eine Vorstellung in Stein gemeißelt wie Dein Vater wohl war, sein könnte oder gar ist? Ich rate Dir eines, reiß es ein bevor wir im Bug ankommen Sacha. Denn gleich was immer Du geglaubt oder gehofft vielleicht sogar gefürchtet hast, es trifft nicht zu. Dieser Mann ist auch nur ein Mensch. Möglicherweise wusste er von Dir und hatte Angst vor der Verantwortung. Oder er wusste nichts und hätte gerne Verantwortung getragen. Und dazwischen gibt es soviel, was Du in Deiner besten Vorstellung gar nicht alles erfassen kannst. Denn was Du auch vorweg nimmst, entweder bist Du unfair zu ihm oder zu Dir. Letzteres möchte ich verhindern", sagte Conni und strubbelte ihm durch die Haare.


    Sacha Bonnet
    »Danke für deinen Rat, Conni«, ächzte Sacha und stapfte Schritt für Schritt mit der Kiste hinter dem nackten Archibald und seinem kleinen Giftpilz her, »ich hab mir meinen Vater nicht mit spitzen Zähnen vorgestellt. Das hat mich ganz schön verwundert. Und auch nicht schwarzhaarig, sondern blond wie ich und nicht so grimmig. In meinen Gedanken war er immer liebevoll, wir haben viel gelacht und getobt. Und jetzt sieht er so aus ... ich konnte das erst gar nicht glauben, dass das stimmt, aber von der Gesichtsform her sind wir wirklich ähnlich. Ich hoffe, wenigstens ist Opa ein bisschen zugänglicher. Wo wohnen deine Eltern eigentlich, Conni?«


    Costantino Marchesi
    "Sacha, die Form seiner Zähne sagt nichts über die Art aus, wie er mit Dir umgehen würde. Auch mit spitzen Zähnen kann man lachen. Es geht sogar ganz ohne. Blond, so wie unser Käptn? Eine richtige männliche Blondine? Wie kommst Du darauf? Vielleicht war Deine Mutter blond wie die Sonne Sacha, alles dass, was Du ihn fragen kannst. Damit Du Deine Wurzeln kennenlernst. Es ist wichtig zu wissen woher man kommt, das macht einem vieles leichter. Du verstehst vielleicht urplötzlich, warum Du Dinge tust oder nicht tust. Glaube es mir, Fran hat es mir einmal erklärt, auch der Mensch verfügt über vererbte Erinnerungen oder Verhaltensweisen. Nimm es einfach so hin, dass habe ich auch, denn seine Erklärungen habe ich nicht ganz verstanden. Aber den Kern worum es ging schon. Wenn Dein Vater Jäger war, hast Du die Jagd vielleicht im Blut wie Deine ganze Linie. Oder wenn er schon immer das Meer liebte, oder die Berge. Du spürst dann einen Ruf dazu. Genauso können ganz schreckliche Erinnerungen vererbt werden. Sozusagen um die Nachkommen vor der Gefahr zu warnen, die einst einer von ihnen durchmachen musste. Das ist seltsam und irgendwie ein Wunder der Natur, aber es ist möglich. Du wirst das nicht genau wissen, was irgendwer Deiner Vorfahren tat, aber Du hast ein Gefühl für richtig oder falsch Sacha. Meine Eltern stammen aus Lanteigne, dort leben sie an der Küste. Ich glaube die meisten von uns haben Salzwasser in den Adern anstatt Blut Sacha. Du vielleicht auch, wer weiß? Mein Vater war Seemann genau wie unsere Matrosen, aber seine Knochen machten nicht mehr mit. Er hält sich eine kleine Herde Schafe auf den Salzwiesen und er bekommt immer ein Drittel meines Soldes. Sie kommen aus, aber ich weiß wie schwer es ist von der Viehzucht zu leben. Und mein Vater ist ein stolzer Mann, er würde nicht zu seinem Lehnsherrn gehen und um neue Tiere bitten. Drum lege ich etwas für ihn zur Seite. Familie Mon Cher, die Mannschaft aus der wir aus den Tiefen emporsteigen um auf den Schiffen fahren zu können. Mein Traum war es immer zur See zu fahren, navigieren zu lernen, auf der anderen Seite war das sehr teuer. Aber mein Vater hat es mir mit seiner Hände Arbeit finanziert. Er hat dafür geschuftet, er ist dafür in die Wanten geklettert und er hat dafür sich so manche Verletzung zugezogen. Und als es soweit war hatte ich Angst vor meiner eigenen Courage Mon Dieu. Mein Vater gab mir eines mit auf den Weg Sacha und das sage ich nun Dir. Ein Schiff ist im Hafen sicher, aber dafür sind Schiffe nicht gemacht. Du musst Dich schon was wagen, Du bist jung, Du bist hart, Du bist taff. Mehr als das er nichts von Dir wissen will, kann Dir nicht passieren. Denn eine Familie bleibt Dir immer, die Mannschaft und eine Liebe bliebt Dir immer, die See. Das sagte mir ein Vano. Recht hat Blondie oder würdest Du den Käptn in Frage stellen oder mich? Also Arsch zusammenkneifen und Deinen Vater ansprechen, ansonsten den Opa".


    Sacha Bonnet
    »Ich wusste gar nicht, dass du so schöne Dinge sagen kannst«, sprach Sacha. »Das musst du öfter mal machen. Dann würde man dir vielleicht den Adligen auch eher abkaufen. Danke für die lieben Worte, mon cher. Ein bisschen Angst habe ich trotzdem noch, aber sicher vergeht sie dann. Ich habe ihn mir immer blond vorgestellt, weil ich selbst blond bin. Er sah immer aus wie ich in meinen Gedanken und jedes Mal habe ich ihn lachen gesehen. Und nun schau ihn dir an ... ich weiß nicht, ob er überhaupt lächeln kann. Aber ich möchte ihm gern eine Chance geben. Vielleicht ist er in Wahrheit ganz anders, als er nach außen zur Schau trägt. Aber bleib bitte bei mir, ja? Falls eine peinliche Schweigepause eintritt oder so, dann sagst du einfach so was Schönes, wie gerade eben und die Situation ist gerettet.« Sie hatten das Unterdeck durchquert und Nathan hielt ihnen mit einer einladenden Geste die Tür auf. Die Beißer, wie das Grüppchen sich nannte, lümmelte faul herum. Sie hatten sich gerade unterhalten und die Gespräche verstummten jäh, als Sacha die Kiste vor Tekuro und Kazrar abstellte. »Für euch«, sagte er und trat schüchtern einen Schritt von der Kiste zurück, während sein Vater ihn mit seinen schwarzen Augen regelrecht durchbohrte. Und dann tat er etwas sehr Seltsames - er verkroch sich hinter Kazrar. Sacha wusste nicht, wie er sich verhalten sollte und schaute hilflos seinen Großvater an.


    Costantino Marchesi
    Conni legte Sacha einen Arm um die Schulter. "Die Dinge wurden mir einst selbst gesagt, als ich Zweifel hatte. Ich gebe sie nur mit einigen Ausschmückungen weiter, da Du mein Freund bist. Und sicher bleibe ich", flüsterte Costantino Sacha zu. Er musterte nun seinerseits die Beißer. "Werte Gäste, ich bin Castantino Marchesi, 8. Offizier an Bord der Choucas und dies ist Sacha Bonnet. Wir gehen davon aus, dass es sich bei Sacha um Euren Sohn handelt. Die Kiste enthält Eure persönlichen Wertgegenstände, die wir auf Befehl unseres Käptn für einen Maat - ergo Freund, sichern sollte. Ferner wurde uns aufgetragen alles zu sichern, was Eure Sicherheit am Hofe gefährden könnte. Gesichert wurden zwei Schädel, ein kleiner Teppich, Bücher. Sollte jemand Euer Quartier betreten, wird es keinen Grund zu wilde Spekulationen geben. Ihr werdet nicht umsonst als Menschenfresser tituliert. Die beiden Köpfe stammen angeblich von Eurem Vater. Da er seinen Kopf noch hat, waren wir am rätseln, was es damit auf sich hat. Aber all dies kann warten, denn dieser junge Mann wartet schon sein ganzes Leben darauf seinen Vater kennenzulernen. Die Dinge in der Kiste haben Zeit. Sprecht bitte mit ihm, dass hat er verdient. Und wenn Ihr meint, ihm selbst stünde nichts zu, dann bedenkt wo Ihr seid, wer Euch beschützt und wer für Euch diese Gegenstände wiederbeschaffen ließ. Genau jene Mannschaft möchte, dass Ihr mit Sacha sprecht", erklärte Conni ernst.


    Kazrar
    Kazrar schaute zu Sacha hoch und breitete seine Arme aus. "Komm her", bat er Sacha freundlich. "Tekuro hat genauso viel Angst wie Du oder wie ich. Setz Dich zu uns, stell uns Deine Fragen. Vielleicht möchtest Du den kleinen Teppich einmal anschauen und Tekuro erlaubt es? Du bist einer von uns, dass kann niemand leugnen. Wo stammst Du her? Erzähle", bat Kaz.


    Sacha Bonnet
    Sacha legte Constantino den Arm um die Hüfte und zog ihn kurz dankbar an sich heran. »Danke«, flüsterte Sacha und drückte ihn etwas fester, ehe er sich von ihm löste. Constantino war ein schräger Vogel, aber er hatte das Herz auf dem rechten Fleck. Und er war nicht halb so dumm, wie er manchmal wirkte, davon war Sacha überzeugt. Sacha tapste an seinen Großvater heran, während er ihm unverwandt ins Gesicht schaute und dann traute er sich und umarmte ihn. Er hielt ihn ganz fest, das erste Familienmitglied, was er je bewusst berührte. Kazrar hatte einen harten, muskulösen Körperbau. Er war sehr trainiert und im Gegensatz zu Sacha, der von seiner Arbeit trainiert wurde, trainierte Kazrar vermutlich bewusst. »Wie darf ich dich nennen?«, fragte er vorsichtig. »Ich stamme aus Saint Aumery, wie dein Sohn. Dann war ich im Waisenhaus in Mancini. Von dort aus kam ich auf See, weil es direkt an der Küste liegt. Sind diese Schädel da wirklich meine Großeltern?«, fragte er zweifelnd.


    Kazrar
    "Du nennst mich Kaz. Es ist eine lange Geschichte, aber ich werde sie Dir in Kürze berichten. Ich wuchs auf in Arashima. Frostalben töteten meinen Vater, einen Almanen der bei uns in der Kälte lebte. Mein Vater und meine Mutter waren bis zu diesem Tag glücklich, denn sie liebten einander und sie liebten mich. Das letzte Liebesgeschenk dass mein Vater meiner Mutter und mir machte war Zeit. Zeit in der wir vor den schneeweißen Feinden fliehen konnten. Und so flohen wir. Durch Länder, weiter als ein Junge und eine einsame Frau fliehen sollten. Meine Mutter wollte nach Naridien, zu ihren Schwiegereltern. Der Weg war lang, beschwerlich und forderte so manchen Tribut, den ich nicht bereit bin zu erläutern. Wir erreichten Naridien ein Land voller bunter Möglichkeiten, wenn man über Geld verfügt. Ohne Geld ist man in Naridien ein Nichts. Der Mensch, die Person, was immer Du bist ist wertlos. Nur darin sind alle Naridier gleich Sacha - in ihrer Wertlosigkeit ohne Rang, Namen, Geld oder Beziehungen. Wir hatten von alle dem nichts. Aber wir fanden meine anderen Großeltern. Hoffnung keimte in uns auf, aber sie starb in dem Moment als man uns die Tür vor der Nase zuschlug. Die Arashi-Schlampe die ihren Sohn raubte und deren Bastard wollten die Naridier nicht durchfüttern... die Liebe ihres Sohnes, sein eigen Fleisch und Blut, ihre Schwiegertochter und ihr Enkel... es war ihnen gleich. Wir kamen aus der Kälte, aber bei uns Zuhause war es niemals so kalt, wie an diesem Tag in Naridien in den Herzen dieser beiden Unmenschen. In jener Nacht starb meine Mutter. Wir waren dazu verdammt auf der Straße zu leben. In einer schmuddligen Seitengasse wurden wir überfallen. Man raubte meiner Mutter ihren Überwurf. Sie starb für einen Fetzen stoff, man tötete sie für einen alten abgetragenen Mantel. Und da hockte ich, ein kleiner Mischling in keiner Welt Zuhause. Weder in Arashima noch in Naridien, nirgendwo wollte man mich haben. Niemand brauchte mich. Aber eine Frau reichte mir ihre helfende Hand, wie aus dem Nichts. Er war die Baronin und sie gehörte dem Zirkel an. Dort wurde ich aufgenommen. Dort verbrachte ich viele Jahre. Und dort war es, wo ich Archibald von Dornburg kennenlernte und ihm als Mündel, also Auszubildenden zugeteilt wurde. Archibald nahm sich meiner und meiner Ausbildung an. Er war ein Beißer, ein Menschenfresser, ein Mann der bewusst jagt, der sich nicht verstellt, der das Gegenteil in der Gesellschaft bildet, die Dein Doc hier darstellt. Dort wo er Leben schenkt, vernichtet Archibald die Schwachen. Er dünnt die Herde aus, damit der Rest daran erstarkt. Archibald gab mir später Arbeit. Und so wurde ich Stabler, also ein Gardist von Dunwin von Hohenfelde. Es war ein gutes Leben, ein wertes Leben. Freiherr Dunwin von Hohenfelde war nicht nur großzügig, sondern auch skrupellos. Wir durften unser Leben weiter leben, jeder erdenklichen Neigung frönen, sogar mit seinen eigenen Söhnen. Und so zeugte ich Tekuro mit einem meiner Spielzeuge. Wohlwissend wer oder was ich bin, gab ich sie frei um ihn zu beschützen. Es war das einzige Geschenk was ich ihm machen konnte. Die Zeit verging, die Jahreszeiten zogen ins Land und so wie die Jahreszeiten das Anlitz der Welt verändern, so veränderten die Jahre mich. Ich wurde älter, aber niemals vergaß ich meinen Sohn. Er war das erste am Tag woran ich dachte und das Letzte wenn ich einschlief. Trotz dass ich ihn nie im Arm halten durfte, liebte ich ihn. Dann wurde es erneut eisig, denn erneut brach der Winter in meine Welt, aber diesmal in anderer Form. Die Beute lehnte sich gegen den Jäger auf, es gibt kein größeres Unrecht. Der Sohn Dunwins, Ansgar, den ich so oft erzogen hatte, dass er es hätte besser wissen müssen... tötete mich. Und so verlor ich mein Leben und mein Leichnam wurde hinab in die Eingeweide des Herrenhauses der Hohenfelde gebracht. Dort lag ich neben meinem Mann, den sie ebenfalls ermordet hatten. Mein eisiges Grab währte eine Ewigkeit, bis eine Gruppe noch weiter in die Eingeweide des Herrenhauses hinabstieg. Sie betraten das Heiligtum - sie betraten den Tempel der Trinität, der Ältesten. Und sie vernichteten zwei Teile von ihm. Er war eins mit dem Haus, eins mit der Welt, eins mit der Magie und sie schändeten ihn. Archibald mein alter Meister hingegen hatte in Souvagne meinen Sohn entdeckt und sich seiner angenommen. So wie es Meister und Mündel einander versprechen. Er hatte Tekuro in das Herrenhaus geführt, da dieser nicht nur wissbegierig war, sondern mich auch sehen wollte. In diesem Moment kamen sie mit dem Ältesten in Kontakt. Archibald nahm den uralten Gott in sich auf um ihm einen neuen Fleischtempel, also einen Körper zu schenken. Der Älteste beschwor mich als Geist, so dass ich endlich, nach all den Jahren meinem Sohn gegenüberstand. Es war das Schönste Erlebnis, dass ich bis dato hatte.


    Kazrar
    Und dann, ich konnte mein Glück kaum fassen, dann beauftragte der Älteste auf Bitten meines Sohnes sogar diesen damit, mir einen neuen Körper zu suchen. Ja ich war tot. Ja man hatte mir den Kopf abgeschlagen. Ja ich wurde beschworen und ja man schenkte mir durch göttliche Gnade diesen neuen Leib für meine Loyalität und Treue dem Ältesten gegenüber. So geschah es Sacha, dass dort mein Kopf in der Kiste ruht. Der Kopf mit dem mich einst meine Mutter gebar. Dieser Körper hier ist ein Geschenk. Und leider habt Ihr jene Wesenheit am Hafen stehen lassen, nicht begreifend, wer und was er ist. Ihr habt den Einflüsterungen dieses verwunschenen und wahnsinnigen Prinzen geglaubt. Jener Person, die sich anmaßen will, einen Gott zu töten! Du bist von unserem Blut Sacha, fühlst Du es? Spürst Du es? Hörst Du es manchmal singen?", fragte Kaz liebevoll.


    Sacha Bonnet
    Sacha hockte sich vor Kazrar und lauschte verwirrt den Dingen, die er erzählte. Derweil hockte Tekuro hinter ihm und tat, als würde das alles ihn nichts angehen. Sacha verstand es nicht und es machte ihn traurig. Ebenso wenig verstand er seinen Großvater. Es war viel, was dieser Mann erzählte. Manche Dinge hörten sich glaubwürdig an, manche wie Erfindungen eines kranken Geistes, vielleicht Träume oder Alpträume geboren aus den Traumata, die er als Kind hatte erleben müssen. Obgleich Kazrar freundlich schaute, machte er Sacha Angst und Schuld daran trugen nicht nur die Zähne. »Ihr esst wirklich Menschen?«, fragte er. »Warum macht ihr das? Ja, mein Blut singt ... es singt den Gesang der See, den der Möwen und des Windes. Es singt das Rauschen in meinen Ohren, wenn ich tauche und alle sonstigen Geräusche verstummen, wenn die Möwen und der Wind und die Wellen schweigen. Was singt dein Blut, Kaz? Singt unser Blut das selbe Lied?«


    Kazrar
    Kaz strich Sacha über die Wange. "Einst vor langer Zeit konnte ich auch den Ruf der See hören. Es ist gut möglich, dass ich ihn heute noch höre, denn ich möchte meinem Sohn unbedingt unsere Heimat zeigen. Unsere Heimat war ein kleines Fischerdorf in dem das Auskommen und die Arbeit hart und die Männer noch härter waren. Aber trotz der eisigen Kälte und der rauen See, waren wir eine Gemeinde voller Herzenswärme. Jeder Nachbar kannte den anderen und jeder stand für den anderen ein. So wie bei Euch Eure Mannschaft. Wir waren eine Mannschaft auf dem Lande, deren Männer der See ihren Lebensunterhalt abtrotzten. Und wenn sie hart genug kämpften, dann gab die See oft mehr, als man erkämpft hatte. Mein Vater hörte die See, er wusste wann die Fische beißen, er wusste wann er sein Netz im Trocknen liegen lassen konnte. Er verstand die uralte Sprache des Meeres, jene Sprache die keiner Worte bedarf, jene die man tief in der Seele spürt. Du hast vermutlich diese Gabe von Deinem Urgroßvater geerbt. Er war ein Almane, ein naridischer Almane, ein Mann wie ein Bär, hart und kämpferisch wie die See selbst und er liebte sie, so wie Du. Es gab nur eines was er mehr liebte - seine Familie. Es ist in unserem Blut zu jagen. Schau Dich doch um, es gibt Raubfische und es gibt Beutefische. Der Hai hat sich seine Natur nicht ausgesucht, auch nicht der Beutefisch. Wer sind wir, wer bist Du, oder wer wäre ich darüber zu entscheiden dem Hai seine Beute zu verwehren? Rette ich den Beutefisch stirbt der Hai. Darf ich mir das anmaßen? Nein. Beide haben ihre Daseinsberechtigung Sacha. Nur der Mensch ist nicht bereit und gewillt einzusehen, dass auch für ihn ein Raubtier, ein Gegenstück existiert. Und da er alle externen Feinde ausrottete, schuf die Natur interne - jene die so aussehen wie er und die ihn zum Fressen gern haben. Das sind wir - die Beißer", erklärte Kaz freundlich.


    Sacha Bonnet
    Sacha zeigte Kazrar die Kette, die er um seinen Hals trug. »Haizähne«, erklärte er. »Vom Makohai. Es gibt auf See Tiere, die jagen Menschen. Dieser hier hatte einen von uns beim Baden geholt und dann holte ich meinerseits den Mistkerl. Hab ihn mit der Bordharpune getroffen. Ich habe lange dafür gebraucht, er war schlau und ließ sich nicht so leicht ködern. Ich sollte die Jagd eigentlich schon abblasen, weil wir dachten, er sei schon längst wieder in seinem nassen Reich verschwunden, aber ich wollte ihn unbedingt erwischen. Wir haben ihn uns schmecken lassen und ich durfte die Zähne behalten. Ich komme also nach meinem Urgroßvater? Das würde erklären, warum ich blonde Haare habe und keine schwarzen, so wie du und Tekuro. Wie hieß der Mann? Und was sind das für Menschen, die ihr esst? Würdet ihr mich auch essen oder Conni?«, fragte Sacha besorgt.


    Kazrar
    "Wir verspeisen niemals einen unserer Art, deshalb markieren wir uns, damit wir uns gegenseitig erkennen. Und deshalb schickte ich einst meinen kleinen Tekuro fort, damit ihm kein Leid geschieht. Manchmal ist das größte Liebesgeschenk jemanden gehen lassen Sacha. Und so gab ich Tekuro fort, damit er vor mir sicher ist. Ich weiß nicht ob ich hätte wiederstehen können. Kann ein ganzer Zirkel wiederstehen? Nein, ich musste ihn fortgeben, bis er alt genug war in den Zirkel zurückzukehren. Aber als dem so war, war ich bereits tot", sagte Kazrar und befühlte ehrfürchtig die Kette mit den Haizähnen. "Ein Jäger der einen anderen Jäger getötet hat, eine wahrhaft ehrwürdige Beute und eine Trophäe die Dir die eigenen Zähne einbringen würde. Mit einer Harpune, schau an. Ich war nicht dabei, aber ich bin sehr stolz auf Dich. Kannst Du mit der Harpune kämpfen? Lehrt man Euch dies hier?", fragte Kaz neugierig. "Dein Urgroßvater hieß Berengar Chud Sacha, der Mann der das Herz der See in sich trug so wie Du. Du kannst das Netz wie die Harpune werfen und tauchen wie ein Fisch, dass hast Du von ihm", sagte Kaz und drückte Sacha lange und fest an sich. "Wie bist Du an Bord dieses Schiffes gekommen? Du bist so jung", freute sich Kaz. "Möchtest Du Deinen Sohn nicht in der Familie willkommen heißen?", fragte Kazrar Tekuro sanft.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro, der die ganze Zeit mit dem Rücken zu Sacha hinter seinem Vater gesessen hatte, drehte sich nun um. Er hockte sich zu ihnen und betrachtete die Halskette, die Kazrar gerade befühlte. »Das Baby hat schon seine Zähne«, murmelte er. »Aber um den Hals!« Er starrte Sacha an. »Dein Name, den ich dir als dein Vater gebe, lautet Mako Berengar Chud. Mako wie der Hai, den du getötet hast und Berengar wie dein Urgroßvater, in dem das Meer sang wie in dir. Du bist mein Sohn, Mako und Kazrars Enkel. Du gehörst zu uns. Du kannst hier auf dem Schiff arbeiten, aber wenn wir es verlassen, wirst du uns begleiten! Du wirst für immer bei uns sein. Du wirst die Zähne nicht mehr nur um den Hals tragen, sondern im Gesicht und wirst selbst zu einem Hai, so wie ich zum Skorpion wurde und Kazrar zum Biest.«


    Kazrar
    Kazrar zog Tekuro in seine Arme. "Redet man so streng mit einem gerade geborenen Beißer? Augen öffnen, Herz öffnen, dass ist Dein Kleiner, er hatte vor uns die Zähne Tekuro, vor uns beiden. Das heißt doch was", sagte Kaz und küsste zuerst Tekuro dann Sacha auf die Stirn.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Er darf nicht weggehen«, sprach Tekuro und hielt sich an Kazrar fest. »Ich bin sein Vater und verbiete es ihm. Er hat Zähne, weil er es spürt, dass er zu uns gehört! Wir müssen ihn markieren, sicher ist sicher.«


    Kazrar
    Kaz lächelte milde. "Er geht nirgendwohin, denn wir bleiben auch hier. Und Du verbietest ihm noch gar nichts. Du lernst den Jungen jetzt erstmal kennen. Dass sagt Dir Dein Vater!", grinste Kaz.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Ich hab ihn längst kennengelernt. Ich hab ihm zugehört und ihn die ganze Zeit beobachtet. Meinst du, er ist mir egal? Er hat den selben Geschmack wie ich, er wanzt sich an Patti ran. Das ist gut, das darf er. Aber ich weiß nicht, was ich mit ihm anstellen soll. Das braucht Zeit und die haben wir nicht ewig. Wir müssen das Schiff irgendwann verlassen, wenn wir nach Arashima wollen. Soll ich ihn hierlassen, ja? Papa, das kannst du nicht ernst meinen! Ich wollte ihn erst nach dir benennen, aber ich habe mich umentschieden. Tanuki wird deinen Namen tragen und Mako den seines Urgroßvaters, der für dich starb. Der das Meer liebte wie Mako es nun liebt. Und der auch braunes Haar trug oder blond, je nachdem, wie diese komische Farbe da heißt.«


    Kazrar
    Kaz tätschelte Tekuro beruhigend den Kopf. "Ich bin das Bindeglied zwischen Euch beiden, ich bekomme das schon hin. Sei etwas entspannter und freue Dich doch einfach. Keiner sagt, dass Du ihn zurücklässt. Vielleicht mag er mitkommen. Die See kennenlernen, die seine Sehnsucht gebar", sagte Kaz versonnen.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Und wenn nicht?«, rief Tekuro aufgebracht. »Du hast gehört, was er zum Menschenfressen sagte! Was, wenn er nicht will?«


    Kazrar
    Kaz schaute seinen Sohn ernst an. "Warum bist Du so hysterisch? Ruhe in Dir selbst und werde friedlich. Du machst dem Kind Angst, beiden Kindern!", mahnte Kaz.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro atmete durch und ließ seinen Kopf an seinen Vater sinken. »Weil ich nicht will, dass er wieder weggeht.«


    Kazrar
    Kaz schüttelte den Kopf. "Anders herum bitte. Du möchtest das er bleibt, so sagt man das. Bei der Familie immer positiv denken. Du wünscht Dir das er bleibt. Wir alle wünschen uns dass er bleibt", sagte Kaz und drückte Sacha.


    Sacha Bonnet
    Sacha drückte Kazrar zurück. Mit diesem Mann fühlte er sich verbundener als mit seinem Vater, zumindest im Moment. Aber er hatte schon von vielen gehört, dass sie eine bessere Beziehung zu ihren Großeltern hatten als zu ihren Eltern. Er hoffte, sein Vater würde sich vielleicht noch beruhigen, aber momentan machte er ihm tatsächlich Angst, so wie Kazrar es prophezeit hatte. »Die Reise wird lange dauern. Wir sind meist Wochen und Monate unterwegs. Vielleicht habt ihr dann ja auch genug von mir, denn ich habe keinen Appetit auf Menschen. Ich esse lieber Fisch. Und ich habe mich an Patti nicht rangewanzt, ich wollte mich gern mit ihm anfreunden, weil er in meinem Alter ist und freundlich aussieht. Aber ich verspreche euch, dass wir in Kontakt bleiben, auch wenn ihr nach Arashima geht und ich auf der Choucas bleiben sollte!«


    Kazrar
    "Du änderst vielleicht noch Deine Meinung noch. Denn die Liebe zur See schwemmt auch Neugier in den Geist. Warte ab, lerne uns kennen und höre auf Dein Herz. Danach rede mit Deinem Kapitän, aber jetzt mach es Dir bei mir gemütlich. Dein Vater ist viel zu aufgeregt um das Treffen richtig genießen zu können. Verstehe Tekuro nicht falsch. Er liebt Dich und gerade deshalb ist er so aggressiv. Er kämpft für nicht gegen Dich. Macht es Euch gemütlich und Danke für Eure Hilfe, Eure Unterstützung und Eure Obhut. Ich glaube Dir, Du bist jung und brauchst Freunde. Wieso nicht Deinen Opa?", grinste Kaz.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • Sacha Bonnet
    Sacha warf Constantino einen rückversichernden Blick zu. So ganz traute er dem Braten noch nicht, aber Kazrar schien es ernst zu meinen. So krabbelte Sacha zu ihm in das Lager aus Stoffballen. »Ich hätte gern meinen Opa zum Freund«, erklärte er. »Aber ich hab immer noch Sorge, dass ihr Conni aufesst, wenn ihr mal Hunger habt, oder irgendwen anderes, den ich mag.«


    Kazrar
    Kazrar nahm Sacha in den Arm und schüttelte den Kopf. »Wir fressen niemanden der zur Familie gehört Sacha. So etwas ist gegen das Dogma. Dein Conni gehört zu uns und er gehört zu unserem Retter. Freunde genau wie Familie ist ein seltenes Gut im Leben, man geht niemals die eigene Familie an. Wir kämpfen füreinander, nicht gegeneinander. Manchmal miteiander, aber das hat andere Gründe«, grinste Kaz und knuffte ihn. Sorgsam beobachtete er Tekuro ob sich dieser etwas aus seinem Schneckenhaus traute.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro, der auf der anderen Seite von Kazrar saß, beugte sich ein wenig über diesen, um Mako zu betrachten. Mako ... der Name war ihm spontan eingefallen, aber er war stolz auf seinen Einfall. Es war der Name eines Jägers. Mako schaute zurück. Seine Augen waren heller als die von Tekuro, so wie auch sein blasses Gesicht und sein blondes Haar. »Wir müssen ihn markieren«, beharrte Tekuro. »Sicher ist sicher.«


    Kazrar
    Kazrar verpasste seinem Sohn liebevoll eine schallende Ohrfeige und küsste ihn auf die Stirn. »Beute wird markiert, das eigene Kind wird gekennzeichnet. Er wird nicht gebissen, hast Du das verstanden Tekuro Robere Chud Moreau?«, fragte Kaz streng und liebevoll.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro steckte die Ohrfeige klaglos ein. Dennoch tat sie ihm weh, weniger körperlich, dahingehend war er heftige Schmerzen gewöhnt, aber seelisch machte ihm der Schlag zu schaffen. Er streichelte seinen Vater, damit dieser wieder gut mit ihm war. »Aber wir könnten ... ihm die Tätowierung schenken«, schlug er vor.


    Kazrar
    »Aha muss Du mich erst zwingen Dich zu züchtigen, damit Du Deinen Kopf einschaltest Tekuro? Das ist Dein Sohn, Dein Würmchen! Er hat das Gleiche durchlitten wie Du. Und dann kommst ausgerechnet Du mit der Idee ihn wie einen Sklaven zu markieren? Ihn ins Fleisch zu beißen? Anstatt ihn in die Arme zu nehmen? Hättest Du Dir einen Biss von mir gewünscht? Ein Verhalten wie Du es zeigst? Oder hättest Du Dir nicht einfach einen Paps gewünscht, der Dich liebt und Dir das zeigt? Das erwarte ich auch von Dir Tekuro. Du bist mein Sohn, mein Kind. Aber Du bist jetzt auch Vater und Du wirst zudem noch Vater. Zeige Dich würdig. Eine Tätowierung finde ich sehr schön. Der Chaosstern und etwas persönliches von Dir«, sagte Kaz liebevoll.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Papa, ich hätte einen Biss von dir willkommen geheißen. Ich sagte dir schon, dass ich Dave und Ansgar beneide um ihre Kindheit. Ich hätte all das mit Freuden durchlebt, nur um bei dir sein zu können. Und nicht mein Leben lang allein zu sein. Bei meiner Idee mit dem Biss vergisst du eines. Ich war in Gefahr bei dir, bis ich zwanzig war. Aber ab diesem Alter ... fängt es für Mako erst an, in meiner Gegenwart ... gefährlich zu sein. Ein Biss würde ihn schützen. Da er dann unwiederbringlich mir gehört. Das stimmt mich milde.«


    Kazrar
    Kaz schaute seinen Sohn entgeistert an. »Teku ich werde Dich ganz sicher nicht beißen, damit dies nie geschieht, musstest Du gehen. Damit Du nicht verletzt wirst, damit ich keine Angst um Dich haben muss. Und nun redest Du so etwas? Bitte hör auf mit dem Unsinn. Ich verstehe, dass Du durch den Wind bist. Man bekommt nicht jeden Tag einen fertigen Sohn serviert, der die Zähne bereits trägt. Ein Biss ist das Revier markieren, er ist nicht Dein Revier er ist ein Teil von Dir. Das wird Dich nicht milde stimmen, sondern in Rage versetzen oder in Erregung. Vertraue mir. Such ihm eine schöne Tätowierung aus, oder noch besser sucht sie gemeinsam aus«, bot Kaz an.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Rechtlich gehört er mir«, beharrte Tekuro. »Oder dir! Du bist unser Familienoberhaupt, also sind wir dein Eigentum. Du kannst dem störrischen Jungen befehlen, bei uns zu bleiben oder irgendwen zu heiraten und kannst auch bestimmen, welchen Beruf er ausübt, wenn dir meine Wahl nicht gefällt. Alles kannst du bestimmen oder auch ich, aber du hast mehr Stimmrecht. Wir sind hier nicht in Naridien Papa. Mako ist unser Eigentum! Ich bin auch Leibeigener. Das ist hier völlig normal! Eine Tätowierung ist das mindeste ... wann kann er den Chaosstern kriegen? Zusammen mit den Zähnen oder geht das schon vorher?«


    Kazrar
    Kaz kratzte sich am Kopf. »Das habe ich doch nicht gewusst Tekuro, dass musst Du mir erklären! Bitte erkläre mir das genau, damit ich weiß was ich tun oder lassen muss. Junge, Du bist mir einer. Die Tätowierung könnte Archibald unserem Küken stechen, wenn er uns die Ehre erweist. Oder wir fragen hier jemand, der tätowiert. Wir sind auf einem Schiff, Seeleute lieben Tätowierungen, die bringen Glück. Mein Vater hatte so einige auf den Armen und auf dem Rücken. Und wir wollten doch auch alle ein gemeinsames Tatoo tragen. Sacha soll es mit uns tragen«, freute sich Kaz.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Was mit einem Hai wäre genial«, fand Tekuro, völlig ungeachtet dessen, dass Mako so aussah, als würde er auch was dazu sagen wollen. »Ich werd Arbo fragen, der hat das super gemacht bei meinem Chaosstern. Hier in Souvagne gehört jeder irgendwem, jeder hat einen Lehnsherrn und sogar der Lehnsherr gehört irgendwem. Es gibt auch Freie, aber auch die müssen dem Untertan sein, auf dessen Land sie wohnen. Mako gehört jedenfalls uns! Nicht nur im übertragenen Sinne, sondern er ist unser Eigentum. Du bist kein Souvagner, aber du könntest einer werden. Bis dahin bin rechtlich vermutlich ich hier das Oberhaupt unserer Familie, so lange wir auf souvagnischem Boden herumlaufen. Und das Schiff gehört dazu. Aber da du mein Papa bist, halte ich mich an dein Wort. Dein Wille ist mein Gesetz, völlig egal, ob du Naridier bist und ich Souvagner.«


    Kazrar
    Kazrar schaute so verwirrt, wie er sich fühlte. Er versuchte krampfhaft Tekuros Ausführungen wer nun hier wem gehörte zu folgen, gab es dann aber auf. Er beschloss, das einmal genau in einer stillen Stunde zu notieren, damit er einen Durchblick bekam und nicht völlig dumm vor seinem Sohn dastand. »Wenn Arbo es gut macht und Sacha einverstanden ist, soll Arbo ihm den Stern schenken. Das Schiff gehört doch zu Souvagne oder wie zählt das?«, fragte Kaz verwirrt und schaute die anderen an, einschließlich Sacha.


    Costantino Marchesi
    Conni musterte den Arashi. »Feudalismus ist etwas ganz anders als das was in Naridien geschieht. Hör mir gut zu und lerne«, sagte Conni freundlich und hockte sich auf den Boden.


    »Die Almanische Gesellschaft ist eine Feudalgesellschaft. Die Feudalgesellschaft ist von der Ständegesellschaft zu unterscheiden, auch wenn sie meist Hand in Hand einhergehen. Feudalismus beschreibt eine hierarchische Konzeption zwischen Herr und Lehnsmann, das sich zwar vorrangig in der herrschenden Schicht bildet, und dahingehend ständische Elemente ausbildet, etwa die eines Adels, aber eine senkrechte Gliederung der Gesellschaft bildet, während der Stand eine Subkultur darstellt. Feudale Ordnung ist eine persönliche Beziehung zwischen zwei Personen.


    Ständische Ordnung ist eine funktionelle Beziehung. Ferner umfasst die feudale Ordnung vorrangig die Verteilung von Grund und Boden und deren Wertschöpfung. Sie beruht also auf der Basis einer landwirtschaftlich organisierten Gesellschaft, während Stände ein Phänomen einer arbeitsteilenden Gesellschaftsform darstellen. Die herrschaftliche Organisationsform der Grundherrschaft ist die vorherrschende rechtliche, wirtschaftliche und soziale Besitzstruktur des ländlichen Raums/des almanischen Herrschaftsbereichs.


    Ein Grundherr ist ein Angehöriger des Adels. Er ist nicht nur Grundeigentümer oder Inhaber eines Lehens mit Verfügungsgewalt über das Land, sondern übt mit entsprechenden Verwaltern auch weitreichende Verwaltungs- und Gerichtsfunktionen aus. Dem Grundherrn obliegt die rechtliche Verwaltung und Nutzungsvergabe von land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen und die Ausübung öffentlich-rechtlicher Befugnisse, wie der Büttel-Gewalt und der Gerichtsbarkeit, der Bestrafung bei Aufständen der zu Leistungen verpflichteten Untertanen. Er hat das Recht in religiösen oder besitzrechtlichen Fragen über seine Untertanen zu bestimmen. Der Grundherr verfügte über Patronatsrecht. Allerdings hat der Grundherr nicht nur für den Gehorsam seiner meist mittellosen Untertanen zu sorgen, sondern auch Schutz und Schirm zu gewähren! Die Grundherrschaft umfasst daher nicht nur eine mit dem Feudalismus zusammenhängende ländliche Wirtschaftsform, sondern eine Herrschafts- und Besitzstruktur, die alle Bereiche des Lebens beherrscht, wie z.B. Erbuntertänigkeit, Leibherrschaft, Schutzherrschaft, Gerichtsherrschaft und Dorfobrigkeit. Kriegspflicht setzte nicht zwingend die Leibherrschaft voraus.


    Die Untertanen stehen in unterschiedlichen Abhängigkeitsverhältnissen zum Grundherrn. Sie haben von dem Erwirtschafteten unterschiedliche Abgaben zu leisten und sind zu Frondiensten verpflichtet. Die Abgaben bestehen meist aus Naturalleistungen/Fruchtzins, die der Hofhaltung der Grundherrn geliefert werden müssen. Dienstpflichten, wie Arbeitsdienste, Leistungen und Bräuche durch Gewohnheitsrecht bestehen in jährlichen, wöchentlichen, täglichen Frondiensten oder zu bestimmten Ereignissen, wie der Abgabepflicht anlässlich eines Erbfalls in Familie des Erbuntertänigen oder Zahlungen u. ä. bei einer Eheschließung. In manchen Grundherrschaften besteht die Pflicht, die im Eigentum des Grundherrn stehende Mühle gegen Gebühr zu nutzen oder das in der grundherrschaftlichen Brauerei gebraute Bier zu kaufen. Die Form des Abhängigkeitsverhältnisses reicht vom reinen Pachtverhältnis über die Hörigkeit bis zur Leibeigenschaft. Wohlhabende Grundherren besitzen meist zahlreiche Dörfer mit den daraus zu erzielenden Einnahmen und Arbeitsleistungen.


    Jeder Grundherr hat Pflichten nach dem Grundsatz „Treue und Gehorsam gegen Schutz und Schirm“. Er soll den Abhängigen wirtschaftliche Grundsicherung und Unterstützung bei Krankheit, Missernten oder Katastrophen gewähren, Schutz vor dem Abwerben als Söldner für fremde Kriegsherren bieten und der Familie eine Bestattungsfürsorge zukommen lassen. Innerhalb seiner Herrschaft hat seine Verwaltung für den religiösen Frieden zu sorgen, Streit zu schlichten und Friedensbrecher mit Hilfe eines Schiedsgerichtes, wenn nötig zum Tode zu verurteilen. Der Grundherr besitzt in der Regel das Patronatsrecht, er kann die Geistlichen und die religiöse Ausrichtung seines Herrschaftsbereiches bestimmen oder einen Glaubenswechsel erzwingen.


    Das Eigentum des Grundherrn ist nur bedingt, denn er hat es als Lehen von einem höhergestellten Adligen erhalten, dem er dafür Kriegsdienste schuldet. Er ist sein Vasall. Zur Beurteilung des Feudalismus gehört auch die Beobachtung, dass ein Teil der Einnahmen des Feudalherrn wieder verteilt wird, als Geschenk an „treue“ Vasallen. Es ist nämlich Teil der Aufgabe des Feudalherrn, für Gerechtigkeit zu sorgen. Die Kette dieser abhängigen, mit Kriegsdienst verbundenen Lehen reicht hoch bis zum höchsten Herrscher, dessen Herrschaftsbereich letztendlich alles Land ist. Nun kommen wir zu den Unterschiedlichen Bewohnern, den Leibeigenen«, erklärte Conni und richtete sich die Haare.


    Zuerst geht es los mit dem Grundherrn. Der Grundherr erfüllt seinen Teil des Vertrages, indem er den Domestiken/Vasall in seine unmittelbare Umgebung aufnimmt und ihm Nahrung, Kleidung und Schutz gewährt. Der Herr kann seinem Domestiken/Vasallen aber auch ein Stück Land als Leihgabe überlassen. Dieses Lehen ist dann zwar nicht das Eigentum des Vasallen, er verfügt jedoch über die Nutzungsrechte daran. Der Duc/Großherzog ist als Eigentümer allen Landes der oberste Lehnsherr.


    Eine überragende Stellung nehmen die Duc-Vasallen ein. Sie sind dem Duc unmittelbar verpflichtet und genießen besondere Privilegien und höchstes Ansehen oder sind Leibeigene seiner Majestät. Sie üben ihren Dienst meist am Hof des Herrschers aus, werden jedoch, wenn nötig auch an entlegene Orte innerhalb des Landes geschickt und/oder angesiedelt, um dort dem Duc als Getreue zur Sicherung seines Machtanspruchs zur Verfügung zu stehen. Nun folgen die Untergebenen.


    Leibeigene. Leibeigene sind an den Lehnsherrn gebundene Menschen, deren sämtliche Lebensumstände durch den Lehnsherrn bestimmt werden. Ihr Herr und Besitzer bestimmt folglich wo sie wohnen, welche Arbeit sie zu verrichten haben, ob und wen sie heiraten dürfen etc. Alle ihre Leistungen und Einnahmen gehören ihrem Herrn. Dieser entscheidet, was sie zum Leben zur Verfügung gestellt bekommen, ob sie Vieh zum Eigenbedarf halten dürfen, zudem was und wie viel Vieh, wie viel Getreide sie zum Leben erhalten. Sie sind mit Leib und Leben an ihren Grundherrn/Herrn gebunden ebenso alle Nachkommen. Da ihnen sämtliche Einnahmen fehlen, zahlt ihr Herr ihre Steuern - die Kopfsteuer. Dies gilt für jeden Leibeigenen, sprich Diener, Bedienstete, Handwerker, Garde und so weiter. Leibeigene sind das persönliche Eigentum ihres Herrn.


    Unfreie. Unfreie Bauern leben in der Regel als Pächter vom Grund und Boden des zuständigen Grundherren. Sie haben von ihren Erträgen Steuern und Abgaben an Grundherrn zu entrichten. Diese Abgaben erfolgen meist jährlich. Außerdem sind sie verpflichtet Fron- und Spanndienste auf den grundherrlichen Besitz leisten, wie zum Beispiel Pflügen, Baustofftransport, Erntehilfen und vieles mehr. Im Kriegsfall haben sie dem Grundherrn als Soldaten zur Verfügung stehen.
    Im Gegensatz zu den Leibeigenen können sie ihren Grundherrn/Herrn und seine Herrschaft straflos verlassen und sich woanders ansiedeln. Der Unterschied zu den freien und halbfreien Bauern besteht im Wesentlichen darin, dass die finanzielle Belastung der unfreien Bauern noch höher ist. So müssen sie nicht nur die Abgaben für das bewirtschaftete Land an den Grundherrn entrichten, sondern darüber hinaus auch noch einen Leib- oder Kopfzins, der pro auf dem Land lebender Person fällig wird entrichten.


    Halbfreien/Hörige. Halbfreie sind als Person zwar frei ist, jedoch für das Land, das sie bewirtschaften haben sie einen Zins an ihren Grundherrn zu. Die halbfreien Bauern rekrutieren sich zumeist aus vormals freie Bauern, die aus verschiedenen Gründen (Missernten, Krankheitsfälle, Verwicklung in kriegerische Auseinandersetzungen, Seuchen) ihr Land nicht mehr halten konnten und es an den Grundherrn verkauft haben. Sie werden als ehemals Besitzende und zu diesem Land gehörig auch als Hörige bezeichnet. Neben den Zinszahlungen (meist überwiegend aus Naturalien bestehend) sind sie zu Frondiensten für den Grundherrn verpflichtet.


    Freie. Freie Bauern bewirtschaften eigenen Grund und Boden und entrichteten Abgaben an den Grundherren in verschiedenen Arten, sei es eine Kopfsteuer oder Stellung von Soldaten aus der Familie. Wobei diese die Rüstungskosten als Freie selbst zu tragen haben. Freie Kaufleute führen in ähnlicher Weise ihre Geschäfte. Freie Bedienstete erhalten keine Kost und Logis, sondern eine Entlohnung, mit dem sie ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten haben. Frei sind Eigentümer des Landes, das sie bewirtschaften. Es kann sich hier um sogenannte Altfreie handeln, die ihre Freiheit und ihr Land von Generation zu Generation weiter vererben, oder aber auch um Personen denen die Freiheit geschenkt wurde. Sämtliche Freie haben eine Kopfsteuer an den zuständigen Grundherrn/Lehnsherrn zu entrichten. Freie Personen gehören sich selbst und keinem Herrn.


    Mon Dieu, jetzt habe ich mehr erzählt, als ich erzählen wollte. Falls Ihr es noch genauer wissen wollt, müsst Ihr einen Rechtsverdreher fragen. Aber das ist die Allgemeinbildung die jeder hat, da jeder im Feudalismus seinen Stand kennen muss. Ohne das man seinen Platz im Leben nicht kennt, weiß man nicht zu handeln. Schiffe könnt Ihr Euch als eine eigene Scholle vorstellen. Kriegsschiffe gehören den jeweiligen Kapitänen wie einem Marquis. Über ihnen steht als Befehlshaber nur der Duc. ABER der Duc kann keinem Kapitän befehlen wie er zu arbeiten hat. Das geht nicht. Er kann befehlen greift XYZ an, dann tun wir dies in seinem Namen. Wie wir segeln, dass liegt allein in der Hand des Kapitäns. Ihm untersteht das Schiff. Das heißt wäre der Duc an Bord, kann er Silvano befehlen wohin zu segeln ist. Da hört der Befehl auf. Wie entscheidet nur der Kapitän. Er hat die Hoheit auf seinem Schiff. Das heißt auch für Euch, hier gilt sein Wort. Das ist auf jedem Schiff so. Würde Silvano auf ein anderes Schiff gehen zu besuch, ist er einfach nur noch Gast. Der andere Kapitän ist dort die höchste Macht. Eure Familienverhältnisse bleiben unangetastet, Ihr seid Passagiere und Gäste«, erklärte Conni freundlich.


    Sacha Bonnet
    Sacha starrte Constantino atemlos an, während dieser erklärte und erklärte. »Und jetzt erklärst du mir bitte noch mal was über dich, Conni«, bat er. »Wieso kannst du aus dem Stegreif solche tiefgründigen Reden schwingen, aber im Alltag redest du nur Grütze? Ich mein das echt nicht böse, aber viele halten dich für ein bisschen doof. Ich nicht, weil ich ja öfters mitkriege, was du wirklich auf dem Kasten hast. Wieso stellst du dich manchmal so tapsig an? Ich meine, Vano hat dich nicht umsonst zu seinem 8. Offi gemacht. Aber man unterschätzt dich total und das nicht nur, weil du den ganzen Tag im Schlafanzug rumrennst. Gehöre ich nun rechtlich zu meinem Vater oder gehöre ich zu Vano? Was mach ich, wenn der eine Hü sagt und der andere Hott?«


    Costantino Marchesi
    Conni grinste Sacha freundlich an und zog seine Lippen nach. »Mon Dieu, weil es immer von Vorteil ist unterschätzt zu werden. Wer würde von einem etwas tumbem Gecken erwarten was ich meist als Bote zu überbringen habe? Grau wie eine Maus, bunt wie ein Paradisvogel, beides nimmt man nicht sonderlich ernst. Ein Lebemann lebt sich besser als ein Mauerblümchen und ehrlich Mon Cher, sehe ich aus wie eine graue Maus? Mir ist gleich was die Leute von mir halten, wie sie mich nennen und was sie von mir denken, solange sie mein wahres Gesicht nicht sehen. Oder weshalb glaubst Du schminken wir uns Sacha? Du kennst mich anders, Du bist mein Maat - mein Freund. Du musst mich nicht für einen exentrischen, lustigen Narren halten. Du wirst aber auch nicht mit Erschrecken feststellen was dieser Narr wirklich ist. Denn das wäre Deine letzte Erkenntnis, die benötigst Du nicht. Du bist frei davon, Du kannst ihn so sehen - Conni halt«, grinste Costantino.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Eine Jagd...strategie«, sinnierte Tekuro und langsam kamen die Rädchen seines Gehirns in Gang. »Du bist ein Jäger im Gewand einer Beute!« Er setzte sich auf und musterte Costantino interessiert. »Das Baby ... hat sich instinktiv gute Gesellschaft gesucht. Einen geeigneten Lehrer. Da soll er noch einmal das Maul aufmachen, dass er nicht ein geborener Beißer wäre! Wen jagst du, Conni?«, wollte Tekuro wissen. »Wer ist deine Beute?«


    Costantino Marchesi
    »Jeden den mein Käptn tot sehen möchte, dem helfe ich bei der bei der letzten Schifffahrt hinab in den Abgrund. Ansonsten bin ich hier der 8. Offizier. Das reimt sich sogar, Mon Dieu ich bin sogar ein Poet. Ein Poet im Pyjama«, lachte Conni geckernd.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Jagst du nicht für dich?«, hakte Tekuro nach. »Einfach zum Vergnügen? Ich verurteil dich nicht. Keiner hier macht das. Wie hast du mein Baby ausgebildet, was kann er schon alles?«


    Costantino Marchesi
    Conni musterte Tekuro mit freundlichem, maskenhaften Lächeln. »Dein Sohn wurde von mir beschützt, was er kann, verdankt er allein sich selbst. Er kann sich von mir bestenfalls etwas Tarnung abgeschaut haben, denn ich jage allein und ich jage im Verborgenen. Tarnung muss einen nicht zwangsläufig unsichtbar machen. Frag Deinen Sohn selbst was er kann. Er kann nicht nur töten, er ist auch einer der besten und ehrbahrsten Männer an Bord. Unser Käptn verdankt ihm sein Leben. Aber eines hat Dich die Offenbarung zumindest gelernt, traue niemals dem was Du siehst - selbst Salz sieht aus wie Zucker... und die Leute hier an Bord, sind kein zusammengewürfelter Haufen dummer Gecken oder Stümpfer. Gleichgültig wie sie herumlaufen, egal in welcher Kleidung oder in welcher Aufmachung. Jeder hat seine spezielle Aufgabe, jeder ist Teil von etwas größerem und das Große Ganze heißt hier Choucas. Sie ist mehr als ein Schiff, sie ist... eine Insel der Verlorenen... ja das trifft es gut«, schmunzelte Conni verlegen.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Du hast ihn nichts gelehrt? Auch gut, dann fangen wir bei Null an. Es gibt keine Fehler auszubügeln. Dafür, dass du ihn beschützt hast, sag ich Danke.« Tekuro, der seinen Sohn bis gerade eben noch für ein unreifes Früchtchen gehalten hatte, das nur durch Glück einen Hai erlegt hatte, sah ihn nun das erste Mal richtig an, während Mako es bemerkte. Bisher hatte Tekuro ihn nur dann beobachtet, wenn Mako es nicht sah. Er stieg über Kazrar und setzte sich auf Makos andere Seite. Er legte ihm die Hand auf den Kopf. »Sobald du deine Milchzähne eingetauscht hat gegen die eines Mannes, übernehmen wir dich vollständig. Bis dahin mag Conni ein Auge auf dich haben. Dann ist der Übergang nicht so hart. Die wichtigsten Dinge kann er dich nicht lehren. Dafür braucht es einen Beißer, mein Sohn. Dein Conni hat gute Anlagen, aber hat leider nicht mal den Arsch in der Hose, zuzugeben, dass er auch mal für sich allein jagt.«


    Costantino Marchesi
    Conni lehnte sich zur Seite und grinste Tekuro breit an. »Mon Cher, Du kannst mich nicht an der Ehre packen um mich dazu zu bringen, Dir zu verraten, wie, was, wieso, warum, weshalb und wie oft ich jage. Du kannst mich bestenfalls bitten und mit Vanos Erlaubnis werde ich sprechen. Sonst nicht. Denn ich gehöre zu ihm, wie Du zu den Beißern. Ich habe Sacha sehr gerne beschützt, er ist mein bester Freund, neben Vano und Fran. Auch wenn Fran das nie zugeben würde«, lachte Conni und knuffte Sacha. »Ist doch so oder?«


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Du hast mich nicht verstanden«, sprach Tekuro ernst. »Mich interessiert nicht, wen du im Auftrag von Boldis Spieli so alles abmurkst. Was glaubst du, was meine Arbeit als Leibgardist beinhaltet? Ich hab beruflich auch schon getötet. Viele haben das, die unter Waffen dienen. Aber das ist keine echte Jagd. Ich rede von jener Jagd, für die du lebst. Jene, die nicht mit barer Münze entlohnt wird, sondern mit einem Rausch. Wenn du ein Jäger bist, siehst du, was Patti für mich ist. Mein Beuteschema. Wie sieht deines aus?«


    Costantino Marchesi
    »Ich habe Dich sehr gut verstanden, aber Du mich nicht. Redest Du mit jedem über Deine Triebe? Hier kannst Du das, woanders verlierst Du dafür den Kopf. Und das Du es hier kannst, verdankst Du dem »Spieli« von Boldiszar. Also etwas mehr Respekt vor unserem Käptn. Über Dich oder Deine Leute redet hier auch niemand abfällig. Du wärst nicht mehr am Leben, oder Deine Leute, wenn es Spieli nicht gäbe. Und ich ebensowenig. Ich weiß, beziehungsweise wir wissen, was ihr mit Patti getan habt. Da es aber uns nicht betrifft, sondern Eure Mannschaft, wird dazu nichts gesagt, nicht eingegriffen oder Patti nicht geschützt. Spieli erkennt Deine Mannschaft an, wie Du seine anzuerkennen hast Tekuro. Meinst Du eine Person erledigt andere ohne Grund? Ihr habt genauso Eure Gründe Eure Berufe zu wählen, wie ich meinen. Reicht Dir das nicht aus?«, fragte Conni.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Nein, das reicht mir nicht, sonst würde ich nicht nachfragen. Ich will wissen, wen mein Sohn sich da gekrallt hat.« Tekuro zuckte mit den kräftigen Schultern. »Meine Triebe sind kein Geheimnis. Absolut nicht. Ich trage sie für jeden offen sichtbar.« Er zeigte Costatino die Hand mit dem auftätowierten schwarzen Skorpion. »Die abfällige Bemerkung hat sich nicht gegen Silvano gerichtet ... sondern gegen Boldi. Ich bin stinkesauer, das kannst du wissen. Ich respektiere Silvano und ich weiß, was ich ihm schulde. Er hat mein Wort und das halte ich. Ungeachtet dessen, wie ich rede. Patti ist meiner, gut, dass ihr das auch so seht. Boldi wird Ärger machen, sobald er es spitzkriegt. Ich muss Patti noch markieren.«


    Costantino Marchesi
    »Dein Sohn hat sich einen Experten auf seinem Gebiet gekrallt, der für seine Maaten zum Abgrund fahren würde um ihn zurückzuholen. Für jeden der sie lesen kann, bist Du zu lesen wie ein offenes Buch. Und jeder täte gut daran, der in Dein Beuteschema fällt, sich aus Deinem Dunstkreis fernzuhalten. Ich denke mehr als diese Warnung gestehst Du ihnen nicht zu. Deine Worte Vano gegenüber kann ich akzeptieren und nehme sie an. Weshalb bist Du stinksauer auf Boldi? Was hat er getan, oder stört Dich etwa dass er einen Mann liebt? Nun willkommen in der Realität Tekuro, darf ich Dich etwas herumführen? Es gibt mehrere Formen von Liebe und Sexualität, als Mann und Frau. Nicht umsonst ist es erlaubt, dass man hier gleichgeschlechtlich heiraten kann. Es wird nicht mal gesondert erwähnt. Andere machen ein Tamtam darum, wer mit wem. Bei uns fragt man so etwas unwichtiges nicht, denn es geht niemanden etwas an, mit wem Du Dich wie vereinst, solange nun niemand dabei zu schaden kommt und solange es von beiden Seiten freiwillig ist. Was also stört Dich an Boldis Wahl? Und wieso sollte Boldi Ärger machen, wenn es Vano akzeptiert?«, fragte Conni verunsichert.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro schnaubte amüsiert. »Meine Beute kriegt zugestanden, dass ich sie in der Regel am Leben lasse. Nur Patti ist was Besonderes. Er wird viel mehr noch zugestanden bekommen, wenn er sich nur erst einmal fügt. Es wird ihm gut gehen, weil ich auf ihn aufpasse und er seinen festen Platz in der Familie erhält. Er wird ganz darin aufblühen, mir zu dienen. Da haben alle was davon. Boldi wird Ärger machen, weil Patti einer seiner Männer ist, so wie ich. Ich darf keinen Kameraden angehen. Das hab ich schon mal gemacht und mächtig Ärger bekommen. Aber jetzt bin ich auch mal sauer. Er hat mir erstens nie gesagt, dass er auf Kerle steht. Vertraut er mir nicht oder warum war das geheim? Aber du bist ja auch nicht besser, sei es drum, behalt deine dreckigen Gedanken eben für dich, wenn du Schiss hast. Und zweitens ... zweitens ahne ich, dass unsere Wege sich trennen werden deswegen. Boldi und ich haben fast unser gesamtes Leben miteinander verbracht. Er ist mein Bruder. Und nun ... hängt er nur noch mit Silvano rum!« Der sonst so kühl wirkende Tekuro wirkte bei diesen Worten regelrecht verzweifelt, obwohl er wütend dreinschaute.


    Costantino Marchesi
    »Mon Cher, ich verstehe Dein Problem. Schau mal, es ist möglich, dass Boldiszar gar nicht auf Männer steht. Lache nicht, mache Dich nicht lustig, sondern höre zu. Wenn er vorher nie auf Männer stand und vorher nie eine Partnerschaft hatte, ist etwas ganz anderes möglich. Er steht nicht auf Männer, er steht nicht auf Frauen - er steht auf eine einzige Person und das ist Silvano. Ihm ist vermutlich völlig gleich, welches Geschlecht Vano hat, ob er sogar geschlechtslos wäre, ob er alt oder jung wäre, dick oder dünn, klein oder groß. Solche Seelen gibt es, sie suchen sich ihre passenden Gegenstücke und können nur mit dieser Seele eine Partnerschaft eingehen. Im welchen Gewand diese Seele daherkommt, spielt keine Rolle. Wenn Boldiszar Dein Bruder ist, hätte er Dir davon berichtet. Warum sollte er Dir verschweigen auf Männer zu stehen? Wie gesagt, in Souvagne ist daran nichts verwerfliches. Und so mancher Adliger ist mit Mann und Frau verheiratet. Manche nicht und bilden trotzdem ein Paar. Du hältst Dir selbst einen männlichen Sklaven. Ich denke Dein Bruder hätte Dich informiert. Das er Dich nicht informiert hat, liegt daran, dass er bis dato asexuell war nicht wahr? Er lebte keusch. Er ist aber nicht keusch, er wartete auf Vano und Vano auf ihn. Schau Dir die beiden doch an. Sie gehören so fest zusammen wie Pech und Schwefel. So ein Band verbindet Dich mit Deinem Vater. Liebe auf andere Art, aber Liebe. Trotzdem würde ich an Deiner Stelle mit Boldi reden, denn Brüder sollten sich nicht für die Partner des anderen Streiten. Nun aus dem Nähkästchen geplaudert, wegen Patti solltest Du dann vorsichtig sein, wenn Boldi dermaßen moralisch reagiert. Denn Vano ist was seine Männer angeht, sehr gehorsam. Er hatte vor Boldi nur einen einzigen Mann und dem folgte er ebenso bedingungslos. Nichts auf der Welt hätte die beiden trennen können außer der Tod. Und er tat es. Er wird Boldi ebenso folgen, drum wenn Patti zu Vano rennt, wird nichts geschehen. Er gehört Dir. Aber falls Boldi zu Vano rennt, dann sieht die Sache vermutlich anders aus. Gut Du möchtest es offen... meine Begierde ist Schlaf«, erklärte Conni.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Schlaf?«, wiederholte Tekuro. »Also du betäubst deine Beute und dann spielst du, ohne dass sie sich an dich erinnert. Oder meinst du tote Beutestücken? Dann bist du nicht so weit von uns entfernt innerlich, wie du glaubst. Beobachte meinen Vater mal beim Essen, wenn die Beute süß war. Der geht voll ab dabei.« Er streichelte seinen Vater, während er über ihn sprach. »Boldi hatte nie gefickt. Der Spinner. Er hat immer nur zugeschaut, wenn andere das gemacht haben, aber hat seinen eigenen Schwanz nur zum Pissen benutzt. Ich hab immer gedacht, dass er schlapp macht, wenn es ans Eingemachte geht und er darum kneift. Sag ihm bitte, dass er mit mir reden soll. Ich weiß nicht, ob ich ohne ihn leben kann. Das ist, als ob eine Rippe von mir fehlt, oder die Leber oder ein Bein. Und du ... kannst du ihm nicht ins Gewissen reden wegen Patti? Ich weiß, dass er ihn mir nicht gönnen wird, hundertpro! Bis er es rausfindet, muss ich sonst wieder an Land sein.«


    Costantino Marchesi
    »Ich meine Schlaf, keine Toten. Ich tue ihnen dabei nichts an und ich fresse auch niemanden auf. Es reicht auch wenn sie sagen wir mal dahindämmern. Ich mag es nicht, wenn sie sich in irgendeiner Form... beteiligen. Sie sollen ohne jede Körperspannung sein und dass bekommt niemand hin der einfach nur netterweise teilnahmslos herumliegt. Es fehlt etwas. Zugucken kann doch sehr stimmulierend sein. Wäre er nicht an Sex interessiert, hätte er nicht geschaut. Er hatte nur kein Interesse aktiv zu werden. Wenn Du ohne ihn nicht leben kannst, musst Du das auch nicht. Sage ihm das genau so Tekuro. Aber höre auch ihm zu, warum er wie wählte. Du bist sein Bruder nicht wahr? Steh ihm bei und verurteile ihn nicht. Also Vano schenkt jedem seiner Mannschaft Gehör, allen vorran natürlich seinen Offizieren und dahingehend sind seine beiden Vertrauten Fran und Jaques. Eine Familie ist ein gutes Beispiel. Die Matrosen sind die Kinder, die Offiziere die Eltern und Vano ist der uralte Großvater der alle im Blick behält. Jaques oder Fran könnten für Dich sprechen. Ob ihr Wort gegen das von Boldi ankommt kann ich nicht sagen. Das Problem ist dass Vano Boldis Wort über seine eigene Meinung stellen wird. Dienstlich und privat ist er nicht miteinander zu vergleichen. Weshalb darf ich nicht erläutern, ich gab mein Wort. Aber Boldi könnte es Dir verraten und er wird es vermutlich sogar dürfen. Ich hole ihn her«, sagte Conni.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Du magst es, wenn sie schlaff sind? Was gefällt dir daran? Ich mag es, wenn sie zucken und vor Angst winseln, weil es mich anheizt. Das ist, als würden sie mich anfeuern. Noch mehr mag ich es aber, wenn sie willig sind und wie kleine Huren stöhnen und betteln. Warum ich das mag, kann ich nicht sagen, aber es ist geil. Conni, ich werde Boldi nicht sagen, was ich dir erzählt habe. Das muss er einfach wissen. Ich hab ihn nicht durchgebracht, weil mir egal ist, was aus ihm wird. Wenn die Beißer nach Arashima reisen ... spätestens dann werden sich unsere Wege trennen.« Tekuro blickte sehr düster vor sich hin. »Boldi wurde mir genommen, Mako gegeben. Ich hab ein Recht auf beide. Ich seh gar nicht ein, warum Boldi sich einfach aus meinem Leben verpissen sollte, nach allem was wir zusammen erlebt haben, nur weil Silvano aufkreuzt, den er gerade ein paar Wochen kennt und ihm den Hintern hinhält!« Tekuro war aufgebracht. »Und dann wollen sie mir auch noch meinen Sklaven wegnehmen. Das ist doch alles scheiße.« Tekuro legte sich wieder neben Kazrar, zog ihn an sich und leckte ihm zärtlich übers Ohr. Er schnaufte und beruhigte sich wieder, ließ den Kopf sinken. »Bring die beiden her, Conni. Eins sollst du wissen. Ich akzeptiere dich als Jäger, wenn auch nicht als Vollwertigen, weil du keine Zähne hast. Und ich bin dir dankbar, dass du über Mako gewacht hast.«


    Costantino Marchesi
    »Meine Zähne sind Nadeln Tekuro, zu Deinem Argument kann nich nur sagen, es stimmt nicht. Warum, dass sollen sie Dir selbst sagen. Und wenn das gut geht, was Vano plant, dann habt Ihr vielleicht bald einen Ort, einen Ort der Fülle, der Schlemmerei und nun der Zuflucht. Ich hole beide her. Ich liebe die Schönheit ihrer Körper und das grenzenlose Vertrauen was ich mir dabei herausnehmen, was sie mir geben müssen. Aber das können wir später gerne einmal ausführlich erörtern, wo wir uns schon die Masken abnehmen. Ich bin gleich wieder da«, sagte Conni freundlich und machte sich umgehend auf den Weg. Er schaute sich auf Deck um, ob er irgendwo Vano sah. In der Kajüte war er auch nicht, blieb nur die Kombüse. Da war er allerdings auch nicht. Murrend ging Conni zurück auf Deck und sah Boldi und Vano die es sich an der Reeling gemütlich gemacht hatten und rauchten. Gut er hatte zum Steuerrad geguckt, wie automatisch. Er gesellte sich zu den beiden und nickte zum Gruß. »Käptn«, sagte er ergeben. »Boldi Du sollst zu Tekuro in den Bug kommen, er möchte mit Dir reden. Käptn Du solltest Deinen Mann begleiten«, bat Conni.


    Boldiszàr
    »Tekuro?« Boldiszàr musste überlegen. »Ach, Robby. Ja, klar komm ich runter.« Er schnippte seine Rauchstange ins Meer. »Kommst du mit, Vano?«

    Silvano de Mancini
    »Natürlich begleite ich Dich«, antwortete Vano, rauchte die Rauchstange in einigen kurzen gierigen Zügen auf und schnipste sie dann ebenfalls ins Meer. Beim Laufen rempelte er Boldi kurz an und ging dann bewusst einige Schritte hinter ihm. Conni gab die Führung und kehrte gemeinsam mit Boldiszar und Vano zu Tekuro zurück. Er deutete beiden an sich zu setzen und war bereit für Tekuro mit Boldi zu sprechen.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro lag eng an seinen Vater geschmiegt. Doch als er die Schritte hörte, die sich durch den Bug näherten, setzte er sich auf und mahlte nervös mit den Zähnen. Ein scharfer Schmerz schoss durch die Zahnwurzeln. So lange seine frisch gespitzten Zähne noch heilten, sollte er diese Angewohnheit unterlassen. Er blickte aufmerksam, als Conni eintrat, gefolgt von Boldiszàr und Silvano. Tekuro schwieg und starrte. Boldiszàr schwieg und starrte zurück.


    Costantino Marchesi
    Costantino stellte sich genau zwischen die beiden Parteien und schenkte beiden ein echtes Lächeln. »Wir haben uns heute hier zusammengefunden, das klingt wie bei einer Hochzeit. Mon Dieu, nun eigentlich ist es ähnlich. Wir treffen uns hier, damit etwas, dass für die Ewigkeit gedacht war auch ewig bleibt. Freundschaft, Bruderschaft, zwischen Dir Boldiszar und Dir Robere. Da Robere nicht in der Lage ist zu sprechen, bin ich sein Sprachrohr. Ich gebe seiner Stille Stimme. Wenn ich darf«, sagte Conni und wartete auf Einwände.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro zuckte mit den Schultern.


    Boldiszàr
    »Das heißt ja«, übersetzte Boldiszàr.


    Costantino Marchesi
    Conni nickte. »Sehr schön. Mon Cher Boldi, Dein Bruder hegt einen sehr großen Groll auf Dich. Er fühlt sich von Dir hintergangen, ja geradezu verraten. Ihr habt mehr geteilt, als alle Personen vorher. Er rettete Dein junges Leben und Du bedeutest ihm mehr, als er selbst je begreifen oder in Worte fassen könnte - als Bruder. Er fühlt sich von Dir verschämt, da Du ihn nicht darüber informiert hast Männern zugetan zu sein Mon Cher. All die Jahre hättest Du nie etwas dahin gehend verlauten lassen. Ich fügte an, dass Du eventuell gar nicht auf Männer stehst. Vielleicht auch nicht auf Frauen. Vielleicht bist Du nicht einmal interessiert an beidem. Vielleicht hast Du nur Interesse an einer ganz bestimmten Person, einem Seelenmaat, Deinem Mann. Das gibt es denn Dein Mann ist genauso. Aber um diesen Misstand aufzuklären und warum die Dinge sind wie sie sind, solltest Du dies erläutern. Wenn Dir Dein Bruder ebenso wichtig ist, wie Du ihm«, bat Conni.


    Boldiszàr
    Boldiszàr machte einen etwas verwirrten Eindruck. »Ich wusste nicht, dass dich das überhaupt interessiert, Robby. Es spielt doch auch keine Rolle für unser Zusammenleben, oder? Ja, ich hab dich bisschen vernachlässigt. Mit Absicht. Da ich auch Grund zum Groll habe - du bist über Wochen vom Dienst ferngeblieben, hast niemandem gesagt, wo du bist und wann du zurückkehrst. Frag nicht, was für Sorgen ich hatte und dann hieß es noch, du hättest Patti aufgefressen. Drum hab ich die letzte Zeit geschmollt. Aber lass uns damit aufhören. Wir haben jeder dem andern eins ausgewischt und nun sollte es wieder gut sein. Einverstanden?«


    Costantino Marchesi
    »Das ging einfacher als vermutet, was sagst Du dazu Mon Cher Tekuro? Dein Bruder lenkt ein, möchtest Du ihm auch die Hand reichen?«, fragte Conni freundlich.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Das spielt schon eine Rolle. Du weißt auch alles von mir, sogar Dinge, die ich dir gar nicht sage. Und ich erfahr das so hintenrum. Ich versteh, dass du sauer bist. Ich hätte es nicht getan, wäre es kein Notfall. Es ging um meinen Vater, der Beweis liegt hier neben mir. Und ich wollte mich nicht von dir verabschieden. War mir peinlich. Ja, lass uns wieder gut miteinander sein, Boldi.« Er streckte die Hand aus und ergriff sie. Boldiszàr packte sie. Tekuro schnaubte erleichtert durch die Nase. »War eine scheiß Zeit und sie ist noch nicht überstanden. Aber sie ist auch schön gewesen, ich habe meinen Vater kennengelernt und von den Toten zurückgeholt. Schon allein darum war es das wert. Das nächste Mal stell ich mich dem Abschied, ja? Kein klammheimliches Verduften mehr. Und du schmollst nie wieder, das vertrag ich nicht.«


    Costantino Marchesi
    »Nun so sollte es sein. Ein Versöhnen ohne sich lange böse zu sein. In eine Bruderschaft gehört kein böses Blut. Boldiszar ich habe ihm gesagt, dass er Dich und Deinen Mann vielleicht besser versteht, wenn Du ihm erklärst, dass Ihr Euch ähnlicher seid, als er denkt. Ich habe nicht das Recht zu sprechen, aber Du oder Vano selbst. Vielleicht sollte er wissen, wer und was Ihr seid und woher Ihr kommt. Es könnte einiges erleichtern. Genauso hätten seine Wurzeln Dir erleichtert zu wissen warum er fort ist«, sagte Conni.


    Boldiszàr
    »Ich glaub, wir haben noch nie lange gestritten, Conni. Aber manchmal braucht`s einen Vermittler, wenn es nicht nur ein Versöhnen, sondern ein Verstehen sein soll. Ich sag`s dir. Ich glaub, dass Bellamy und ich leibliche Brüder sind, hatte ich dir schon gesagt.« Robere nickte ein einziges Mal, wie er es immer tat. »Das schmälert nicht unsere Bruderschaft, Robby. Du bist mein Kleiner und wirst es immer bleiben, wir haben nun einfach noch einen großen Bruder dazu bekommen. Unser Vater hieß Berzan Bovier und er war ein Agent der Autarkie. Genau wie Silvanos Vater Mercer Desnoyer. Unsere Väter waren gute Freunde - und Vano und ich auch. Wir haben schon als Kinder miteinander gespielt. Prince Ciel hat uns eine Rückführung ermöglicht, so dass wir uns an alles erinnert haben, was aus unserem Gedächtnis getilgt wurde. Vano und ich vermuten, dass wir uns darum von anfang an verstanden haben - weil wir uns schon kannten. Wir hatten es nur vergessen. Wir haben uns nicht kennengelernt, sondern wiedergetroffen und unsere Herzen wussten das. Ich glaube, ein Teil von mir hat all die Jahre auf ihn gewartet und deswegen war ich ansonsten so, na ja, verklemmt. Ich wusste selber nicht, was ich wollte und irgendwie schien alles falsch zu sein. Wie auch immer, ich freu mich für dich, dass du deinen Vater zurück hast. Ich kann meinen niemals wiedersehen. Aber dafür habe ich nun einen Mann und einen zweiten Bruder. Das ist doch was. Und du hast auch eine Familie, sogar einen Sohn. Das ist mehr, als wir beide je zu träumen gewagt haben.«


    Kazrar
    »Das hast Du sehr schön formuliert. Du gehörst auch zu uns, wenn Du der Bruder meines Sohnes bist. Fühle Dich angenommen. Nichts ist wichtiger als eine Familie, verloren sind jene die keine Familie haben so heißt es. Und jeder der dieses Schicksal durchleiden muss, weiß das jede Silbe davon wahr ist. Es freut mich zu hören, dass Du Deinen Bruder und Deinen Freund wiedergefunden hast. Man sagt auch, dass Seelen die zusammengehören stets zusammenfinden. Bei Euch war genau das der Fall. Und ich kann mich nur Conni anschließen, dass Du gar nicht nach Männern oder Frauen Ausschau gehalten hast, sondern nach dem der Dir immer fehlte. Es ist mehr als ein Wiederfinden, es ist wie bei meinem Sohn und mir Bestimmung. Weder Du, noch einfach das Schicksal selbst hatten es in der Hand. Eine weit größere Bestimmung muss dahinter stecken. Denn warum fügt sich alles in ein Ganzes zusammen? Warum rettet uns jener Mann, den wir nicht kennen? Aber er ist Dein Mann. Und Du bist der Bruder meines Sohnes. Eure Seelen gehören zusammen, die Fäden sind verknüpft. Ich weiß nicht wer oder was die Agenten waren, aber es scheint ein Unglück dahinter zu liegen, ihnen anzugehören. Jeder kennt das Wort der Freundschafts- oder Herzensfamilie Ohana. Das seid Ihr. Unsere Familie ist weit größer und verzweigert als ich dachte. Und glaube mir Boldiszar so unwahrscheinlich wie für Dich das Finden Deiner Brüder war, so unwahrscheinlich war für mich, dass ich jemals wieder meinen Sohn sehen oder sogar in den Armen halten würde. Und ja, ich war tot. Jenes Wesen dass ihr so schändlich verfolgt, schenkte uns diese zweite Chance. Das möchte ich ebenfalls gesagt haben. Und noch etwas. Auf dem Schiff, von dem Mann der uns grundlos rettete - dessen Fäden mit Dir verbunden sind, dem Wahlbruder meines Sohnes, dort finden wir Sacha. Den Sohn meines Sohnes, meinen Enkel! Und wie ich hörte rettete Sacha Deinen Mann. Der Kreis schließt sich. Ohne Sacha gäbe es Deinen Mann nicht mehr und ohne Deinen Mann gäbe es uns vermutlich nicht mehr«, sagte Kaz ergriffen.


    Silvano de Mancini
    Silvanos Antwort war ein langer liebevoller Kuss. Er schlang Boldi einen Arm fest um die Hüfte und schmiegte sich an. »Kann dieses Wesen jeden Toten wiederbeleben oder uns ein Gespräch mit ihnen ermöglichen?«, fragte Vano. »Ja Schicksal, Bestimmung, die Seele der See - sie spült alles zusammen, man kann es nennen wie man möchte, eines ist es nicht - Zufall«, grinste Vano sein schiefes Grinsen.


    Sacha Bonnet
    »Dann hab ich euch gleich auch mit gerettet«, sagte Sacha mit einem schüchternen Lächeln. »Dich, Kaz und auch meinen Vater Tekuro. Ich bin Schuld, dass eine Bande von Menschenfressern sich durch Souvagne frisst und ich bin auch noch mit ihnen verwand. Das ist wirklich alles schräg!« Viel besser gelaunt als zuvor blickte er zu Conni auf, der die Aussprache eingefädelt hatte. Er hatte befürchtet, dass Tekuro und Boldiszàr sich anbrüllen würden oder Schlimmeres, aber obwohl sie so unterschiedlich waren, harmonierten sie aus irgendeinem Grund. So wie Sacha und Conni, den er sich als Mentor auserwählt hatte. Es war, wie Kazrar sagte - der Kreis schloss sich.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Mann, ihr grinst schon total gleich«, stellte Tekuro fest. »Vano grinst auch nur noch mit einer Seite! Könnt ihr woanders knutschen? Das macht mich nervös.«


    Silvano de Mancini
    »Oh das liegt nur an meiner Narbe und dem verlorenen Auge, ist nicht so, dass ich das als Gag täte, geschworen. Und ich habe Dir schon einmal gesagt, ich kann hier tun und lassen was ich möchte... Du nicht. Beweisführung...«, sagte Vano und küsste Boldi dermaßen leidenschaftlich mit Zunge, dass Conni und die anderen Anwesenden entweder interessiert zu oder lieber wegschauten. Kaz blinzelte und versuchte etwas mehr zu sehen und starrte dann seinen Sohn an, während sich Vano gerade wieder von Boldi löste. »Na bitte. Beweiführung abgeschlossen«, grinste er gut gelaunt. »Ja Du hast nicht nur mir, sondern allen das Leben gerettet. Du durch mich, Deine eigenen Leute, da ich es vergelten wollte. Und im Grunde hast Du damit sogar unsere Eltern rehabilitiert. Wie dem auch sei, ich muss wieder hoch«, erklärte Vano und wandte sich erneut an Boldi. »Mach nicht zu lange«, flüsterte er ihm ins Ohr, bevor er wieder nach oben ging.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro gehörte zu denen, die wegsahen, während sein Vater gaffte und Sacha völlig entspannt dreinblickte, so als ob er dergleichen jeden Tag sehen würde. Vermutlich war es auch so. »Am besten, ihr fickt auch noch«, murrte Tekuro. In dem Moment kam von hinten ein sehr übernächtigt aussehender Patrice hereingestolpert und starrte Constatino an. Tekuro klopfte einladend auf das Segeltuch neben sich - nicht einmal auf den Fußboden - aber Patrice starrte Costantino nur aus roten Augen an. Dann blickte er zu Boldiszàr. Scheiße, dachte Tekuro. Scheiße!


    Costantino Marchesi
    Costantino starrte zurück. »Mon Cher benötigst Du den Doc? Oder was schaust Du so?«, fragte er fast fröhlich, aber sein Gesicht hatte einen mörderischen Ausdruck.


    Patrice Vertcuis
    Patrice, der aussah, als ob er Boldiszàr gern etwas mitteilen wollte, drehte sich zu dem Offizier um. »Ich möchte erfahren, wieso drei Mitglieder der Leibgarde hier auf einem Schiff herumfahren, anstatt an Land ihren Dienst zu verrichten. Ich bin kein Matrose und habe auch keine Lust, einer zu werden. Das hier ist gegen jegliche Verordnungen, Regularien ... wir kriegen so was von Ärger! Unsere Aufgabe war der Lich und eigentlich müssen wir den Duc schützen. Nichts von beiden können wir hier auf diesem Kahn erfüllen!«


    Costantino Marchesi
    »Kahn? Mon Dieu sagtest Du zu unserer Lady Kahn? Man sollte Dich Kielholen und in Streifen schneiden Du verquollenes etwas. Vielleicht solltest Du mehr auf Deine Optik achten, bevor Du einem so edlen Kriegsschiff unterstellst ein Kahn zu sein oder Dienstuntauglich! Wir sind die Garde zu Wasser, wir sind die Küstengarde, die Patrouille. Wie kannst Du so über uns sprechen? Haben wir nicht Eure Ärsche gerettet? Hier an Bord der Choucas gelten nur die Regularien von unserem Käptn! Unsere Befehle waren klar, wir haben sie befolgt. Mon Merde Du solltest Deine Zunge zügeln, sonst ist sie ab!«, warnte Conni erbost.


    Patrice Vertcuis
    »Auf meine Optik?«, fragte Patrice langsam und musterte Costantino langsam von oben bis unten. »Wann hast du das letzte Mal in den Spiegel geschaut? Ihr seid vielleicht die Garde zu Wasser, aber wir nicht! Wir sind Eigentum des Duc. Unsere Befehle sind eindeutig. Bringt uns zurück an Land! Wir müssen zum Palast zurück.«


    Costantino Marchesi
    »Wann ich zuletzt in den Spiegel geschaut habe? Vor ungefähr 5 Minuten um meine Lippen nachzuziehen, also an meiner Optik dürfte es nichts auszusetzen geben. So? Warum bist Du dann hier auf diesem Schiff? Wie lauten denn Deine Befehle? Ich habe keinen gehört. Also bitte, die Befehle. Unser Befehl lautet, die Küste von Souvagne zu sichern. Wir fahren die Küsten der Azursee entlang und beobachten ob sich Feinde irgendwo tummeln und haben die Augen auf. Wenn wir nicht ankern und pausieren, so wie jetzt. Aber schon bald fahren wir wieder los, sehr bald. Wieso sollten wir Dich zurück an Land bringen? Sehen wir aus wie ein Ausflugsschiff oder eine Fähre für elustre Gäste? Wenn Du den Duc gehörst, was machst Du hier?«, fragte Conni, zückte seinen Handspiegel und kontrollierte sicherheitshalber seine Schminke. »Einwandfrei, ich wusste es«, sagte er mehr zu sich.


    Patrice Vertcuis
    »Du läufst in einem Schlafanzug herum, tu nicht so«, ärgerte sich Patrice. »Aber mir ist das auch gleich. Unser Befehl lautet: Verfolgt und stellt die Gruppe »Die Beißer«. Angeführt wird jene Kriminellen-Gruppe von Schwertmeister Junker Archibald von Dornburg. Begleitet wird dieser von einer Frau namens Nori, einem Mann namens Arbogast, Nathan Garcia sowie Robere Moreau. Alle Beißer sind gefangen zu nehmen, die Ausnahme bildet der Kopf der Bande - Archibald von Dornburg. Diese Unperson wurde von uns zum Tode verurteilt. Vollstreckt in unserem Namen das Urteil. Was Boldiszàr hier macht, ist Befehlsverweigerung, vielleicht Schlimmeres, womöglich Verrat. Versteht mich nicht falsch, ich bin keine Petze. Aber der Ärger, den wir kriegen, wird gewaltig sein!«


    Costantino Marchesi
    Connis Gesicht wurde eine ausdruckslose Maske als er Patrice zuhörte. Sein Blick fiel kurz auf die Beißer, die Verwandten von Sacha und dann zurück auf Patrice. Wenn das stimmte, was der junge, frisch durchgenudelte Mann da sagte, dann hatten sie wirklich ein Problem. Denn letztendlich war zwar Vano hier das Oberhaupt, aber auch er diente dem Duc. Conni schaute Boldiszar an. »Ist das wahr?«, fragte er tonlos.


    Boldiszàr
    Boldiszàr sagte eine Weile nichts, sondern blickte zwischen Tekuro, Patrice und Costatino hinterher. »Es ist wahr«, sagte er schließlich. »So lautet mein Befehl. Ich habe es nicht über mich gebracht, ihnen Robby ans Messer zu liefern. Mein Fehler. Patrice kann nichts dafür, ich nehme alle Schuld auf meine Kappe.«


    Costantino Marchesi
    »Darum geht es nicht, wer die Schuld auf sich nimmt. Letztendlich wird nur einer dafür bestraft, der Käptn. Er hat Euch an Bord gelassen, es ist seine Entscheidung gewesen. Wusste er davon? Das Du Deinen Bruder nicht töten willst, ist hier jedem klar. Wer weiß, dass sie an Bord sind Boldiszar? Weiß das irgendwer?«, fragte Conni freundlich.


    Boldiszàr
    »Vano weiß nichts davon«, log Boldiszàr. »Er kennt weder den Befehl noch weiß er, warum die Beißer gesucht werden oder wer Archibald von Dornburg ist. Prince Ciel weiß, wer alles auf diesem Schiff ist - ergo weiß es jeder, der seiner Meinung nach davon wissen soll. Vermutlich also auch der Duc und der Palaisin.«


    Costantino Marchesi
    »Und wer ist Archibald? Wieso sollen sie sterben? Wen haben sie in Souvagne gefressen? Ich werde Euch weder ans Messer liefern, noch verraten. Aber als Offizier bin ich hier mit für die Sicherheit verantwortlich, für jeden Matrosen und auch für meinen Käptn. Also habt Ihr wen in Souvagne ermordet? Werdet Ihr deshalb verfolgt? Oder werdet Ihr aus anderen Gründen gesucht? Die Hinrichtung gilt nur für Archibald von Dornburg?«, fragte Conni.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Du wirst so was von gefickt, Patti«, brüllte Tekuro. »Wir werden gesucht, weil wir es uns in Naridien haben gut gehen lassen. In Naridien! Niemanden haben wir in Souvagne getötet! Keiner von uns! Wir haben hier nur einen sicheren Unterschlupf gesucht, weil ich hier wohne und arbeite und meine Familie ernähren muss. Meine Frau ist schwanger, ihr könnt ihr nicht so einen Stress machen! Wenn dem Kleinen was passiert ...« Tekuro krallte die Hand in die Kleidung seines Vaters.


    Costantino Marchesi
    »Mon Cher Tekuro, wenn Du hier niemanden angegangen bist, ist es gleich wen Du im Ausland getötet hast. Das Ausland, ist die Fremde es ist unwichtig was man dort gemacht hat. Wenn wir in die Fremde fahren und dort gegen Fremdlinge vorgehen müssen, werden wir dafür nicht bestraft. Es ist unsere Aufgabe Souvagne und Souvagner zu beschützen Mon Dieu, da können wir nicht auf jeden Fremdlings-Schiss Rücksicht nehmen. Wieso interessiert das was in Merde-Naridien war? Das ist unwichtig, niemand interessiert Naridien. Solange die ruhig bleiben und uns in Ruhe lassen ist alles gut«, sagte Conni und rieb sich die Schläfen.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Weil die Idioten gedacht haben, ich hätte Patti aufgefressen! Wie kommen die auf so einen Scheiß?«, rief Tekuro aufgebracht, was ihm einen Blick von Boldiszàr einbrachte, dem er vor Urzeiten gebeichtet hatte, kulinarisches Interesse für Patrice zu hegen. Tekuro wurde etwas kleinlaut. »Ist doch so«, murrte er. »Ist ja nicht so, dass ich mich nicht beherrschen kann. Ich wäre ja schön blöde, ihn aufzuessen.«


    Patrice Vertcuis
    »Du wolltest mich aufessen?«, kreischte Patrice. »Geht`s noch? Archibald von Dornburg wird gesucht, weil er ein Massenmörder ist und auch Mitglieder der Familie von Hohenfelde auf dem Gewissen hat - einer Familie, die mit dem Duc verwand ist!«


    Costantino Marchesi
    »Dann haben wir doch die Lösung! Wenn jeder sieht, dass Patrice noch lebt, dann kann man Dir keinen Mord anhängen. Patrice muss irgendwie Kontakt mit jemand aufnehmen, damit man sieht, es geht ihm gut und er ist völlig... sagen wir mal lebendig. Wer war denn mit Eurer Verfolgung beauftragt? Ein Massenmörder der auch die Familie des Duc anging? Das ist Hochverrat, darauf steht der Block. Boldiszar Du musst das mit Vano bereden, ich denke Robere hat nichts getan, was sanktioniert werden müsste, aber Archibald könnte uns teuer zu stehen kommen. Wir sollten das klären«, sagte Conni freundlich.


    Boldiszàr
    »Niemand wird hier gegen seinen Willen gefickt, reiß dich am Riemen, Robere«, fauchte Boldiszàr und benutzte bewusst jenen Namen, den sein Bruder hasste. »Einmal Arsch aufgestemmt bekommen hat dir wohl nicht gereicht! Unitè B und Massimo waren mit der Verfolgung der Beißer beauftragt, aber auch die Hohenfeldes und Prince Ciel haben sich beteiligt, wegen dem Lich, den ihr mit euch rumschleppt. Soll ich Vano herholen oder machst du das, Conni?«


    Costantino Marchesi
    »Ich hole ihn her, bleib Du hier und pass auf dass sie hierbleiben. Da sag einer Frauen bringen Unglück, sie hat noch keinen Ärger gemacht. Noch nicht jedenfalls. Wir sind gleich wieder da. Das wir abgelegt haben, hatte allerdings mit Massimo zu tun. Er wollte die Choucas versenken lassen, da er meinte der Lich wäre hier an Bord! Was er nicht war. Dein Bruder und der kleine Diener könnten das bestätigen«, sagte Conni. Er machte sich schleunigst auf den Weg und kam einige Minuten später mit Vano zurück.


    Silvano de Mancini
    »So worum geht es hier? Wer hat was vorzutragen?«, hakte Vano nach und legte den Kopf schief um Patrice genau zu mustern. »Ich höre«, sagte er ruhig.


    Patrice Vertcuis
    »Ich! Unser Befehl lautete, die Beißer zu stellen, zu fangen und an die Krone zu übergeben. Mit Ausnahme von Archibald von Dornburg, den wir unterwegs erledigen sollten. Stattdessen fahren wir hier herum, weil Boldiszàr es nicht über sich gebracht hat, Robere ans Messer zu liefern. Und Robere wollte mich auffressen und ficken«, verkündete Patrice mit zittriger Stimme, was ihn einen langen und sehr finsteren Blick von Tekuro einbrachte.


    Silvano de Mancini
    »Zur Kenntnis genommen, Du gehörst zur Einheit meines Mannes, ich werde mich mit ihm kurzschließen und dann das weitere Vorgehen entscheiden. Geh nach oben und finde Dich beim ersten Offizier ein Patrice. Ihr bleibt hier unten Tekuro, Conni Du leistest ihnen Gesellschaft. Ich werde versuchen für alle eine Lösung zu finden, wenn möglich. Boldi folge mir«, bat Vano und gab den Weg vor. Vermutlich entgegen Boldis Vermutung, ging Vano nicht in seine Kajüte, sondern in die Kombüse. Er hockte sich an seinen Tisch und wartete bis sich sein Mann gesetzt hatte. »Es sind Deine Leute, Patrice gehört zu Dir. Wie siehst Du die Situation? Was möchtest Du? Was möchtest Du nicht? Sprich, einiges weiß ich schon. Du möchtest Tekuro nicht verlieren und ihn beschützen. Das habe ich für Dich getan. Aber wir können uns keinen Verräter an Bord leisten. Tekuro war bis jetzt nicht wortbrüchig. Patrice gehörte für mich zu ihm. Aber wir können nicht gegen die Krone handeln. Wir sind im Moment nicht in Souvagne, wir sind außerhalb der Meilengrenze. Aber knallhart Seerecht ausgelegt, ist die Choucas Souvagne und ich bin der Marquis der Scholle. Ich müsste den Befehl vollstrecken. Es sei denn ich habe berechtigte Zweifel an der Umsetzung, dann hätte ich sie zu inhaftieren. Rede mit mir Boldi«, bat Vano leise.


    Boldiszàr
    »Keinen Verräter an Bord? Meinst du mich?«, fragte Boldiszàr betrübt. »Na ja ... ganz Unrecht hast du nicht. Was weißt du, das ich nicht weiß? Sprich auch du mit mir. Patrice sagt die Wahrheit, schau ihn dir an. Er hat aufrichtig Schiss und vermutlich hat Robby ihn bedrängt. Robby ist nicht gerade für seinen Sanftmut bekannt, das sagte ich dir bereits. Er wurde bereits wegen sexuellem Missbrauch verurteilt. Was wir jetzt machen ... keine Ahnung. Ehrlich gesagt, wird mir das auch langsam unheimlich. Robby wird mir nichts tun. Aber er ist nicht allein und ich habe keine Ahnung, wie die anderen Beißer ticken.«


    Silvano de Mancini
    »Nein, ich meine garantiert nicht Dich! Sonst hätte ich Dir das genau so mitten ins Gesicht gesagt. Du bist mein Mann, wieso sollte ich Dich für einen Verräter halten? Boldi ich bitte Dich, es geht hier um Schadensbegrenzung. Die Typen sind an Bord, da ich sie an Bord gelassen habe. Damit hast Du nichts zu tun, oder schlimmstenfalls nur indirekt. Denn als Tekuro hier an Bord war und inhaftiert hätte werden können, stand der an der Reeling. Ich habe ihn ins Kreuz und ihm dann die Beine weggetreten, so das er ins Hafenbecken gestürzt ist. Das hast Du nicht gewusst und ich hätte es Dir auch nie verraten. Du liebst ihn und ich wollte ihn nicht aufgeknüpft sehen. Hätte Bellamy, der Prince oder Du gefragt wo Robere wäre - tja wer weiß das schon? Und was Du nicht weißt, hättest Du auch nicht versehentlich ausplappern können. Du bist hier um Robere den Arsch zu retten. Hier war er gefährdet, also ließ ich ihn frei, indem ich ihn von Bord trat. Es war meine Wahl Gehorsam oder Liebe zu wählen. Ich wählte Dich und Deine Bedürfnisse. Aber deshalb hätte ich Dir noch lange nichts davon verraten. Ich hätte einfach im Hintergrund positiv für Dich agiert und die Sache hätte ihren Lauf genommen, wäre Robere nicht zurückgekehrt. Ich dachte mir, wir hatten keine Chance unsere Familie zu retten. Wir durften uns nur erinnern, nicht wahr? Und nicht einmal da haben wir alle Erinnerungen. Er hatte die Chance seine Leute zu retten. Seine Unschuld kann er immer noch beweisen, oder die seiner Leute, aber dazu müssen sie doch eines - leben! Wenn sie tot sind wie unsere Eltern, nützt postum keine Rehabilitierung etwas. Sie sind tot. Vielleicht sollte ich mir solche Fragen nicht stellen, vielleicht stelle ich mir generell zu viele Fragen und stelle zuviele Dinge in Frage wie mein Vater sagt. Aber dafür ist ein Kopf eigentlich da. Nun andere würden wohl jetzt sagen, das Blut eines Verräters spricht aus mir. Aber ich schwöre Dir, ich handelte nicht so um Souvagne, dem Duc, dem Prince oder irgendwem zu schaden. Ich handelte so um Dir beizustehen und diese Familie zu retten. Jedenfalls jene die unschuldig sind, haben nicht den Tod verdient. Nun möglicherweise steht mir so ein Urteil nicht zu, aber hier an Bord schon. Ich würde sagen, schmeißen wir Archibald von Bord und sind die Probleme los? Oder wir reden mit dem Prince, er war ein aufrichtiger Mann. Das ist der Duc auch, aber ich glaube er hat etwas gegen mich, keine Ahnung. Er war freundlich wie zu jedem der seinen wie man sagt, aber warum er Dich zu kaufen ablehnte, kann doch nicht nur an der Agentensache gelegen haben oder doch? Also was genau hat Tekuro getan, dass er verurteilt wurde? Hat er jemanden vergewaltigt? Oder sogar Schlimmeres? Was würdest Du tun, wenn Du alles hier befehlen könntest? Und frage bitte nie wieder ob ich Dich für einen Verräter halte, ich halte Dich für meinen Ehemann. Möchtest Du auch einen Schnaps?«, fragte Vano liebevoll.


    Boldiszàr
    »Ja, bitte ein Glas. Robby hat Nathan vergewaltigt, den Diener, der hier mit umspringt und das war dummerweise der Diener von Prince Ciel. Drum gab`s Saures. Robby schwört Stein und Bein, dass Nathan es gewollt hat und ihm nur eins reinwürgen wollte, weil er sich mehr erhofft hat. Ganze ehrlich muss ich dir aber sagen, dass Robby tatsächlich einen an der Waffel hat, was das angeht und auch schon zuvor kein unbeschriebenes Blatt war. Wo kein Kläger, da kein Richter. Nur dieses Mal hat er sich eben erwischen lassen. Unter uns, ich glaub, der ist schwul. Und weil er sich damit zu dämlich vorkommt, verpackt er es auf diese Weise. Er hat immer nur Kerle vergewaltigt. Dass du ihm geholfen hast, bedeutet mir sehr viel, da auch er mir viel bedeutet. Aber ich mach mir auch Sorgen um Patrice. Ich denke, er hat nur geplaudert, weil er seinen Hintern retten will, sonst ist er niemand, der andere anschwärzt. Ich wünschte, Robby würde Vernunft annehmen, aber das ist wohl zu viel verlangt. Archibald gehört zu seiner Familie, wenn die Frau wirklich von Robby schwanger ist ... denn sie ist Archibalds Tochter. Wir könnten ihn rausschmeißen, aber müssten mit heftiger Gegenwehr rechnen, nicht nur von ihm, sondern auch von den Beißern. Ich weiß nicht, in wie weit ich Robby noch beeinflussen kann ... ich habe gerade das Gefühl, dass er mir völlig entgleitet.«


    Silvano de Mancini
    »Die Truppe von Bord schaffen zu lassen, wäre mein Part Boldiszar. Die Frage ist, möchtest Du das? Nun das was Du von Robby erzählst, klingt in der Tat so, als versteckt er seine vermeintliche Schwäche hinter einer Maske aus Gewalt. Ich als Maskenträger, sage Dir man versteckt so manches was man selbst nicht sehen möchte und es betrifft immer die eigene Person, denn sonst müsste man Scheuklappen tragen und keine Maske. Du hast Recht, wo kein Kläger da kein Richter. Würden sie freiwillig gehen, wären wir all unsere Probleme los. Würden sie sich freiwillig stellen ebenso. Würden wir sie ausliefern, hätten wir auch keine Probleme. Das nur am Rande, warte«, sagte Vano und holte sich aus dem Regal eine Flasche Schnaps und schnappte sich zwei Gläser, da der Koch gerade hinten mit der Essenszubereitung beschäftigt war. Vano stellte Boldi ein Glas vor die Nase und füllte zuerst ihm ein, bevor er sich selbst etwas von dem Schnaps nahm. »Prost Schatz«, schmunzelte Mancini und nahm einen kräftigen Schluck. »Sollen wir Robby allein hier an den Tisch holen? Meinst Du das nützt etwas? Oder welche Lösung schwebt Dir vor?«, fragte Vano und nahm Boldis Pranke in seine Hand. »Hab keine Angst, Dir passiert nichts. Schlimmstenfalls hast Du von nichts gewusst«, erklärte Silvano und schenkte Boldi ein wehmütiges, schiefes Grinsen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr griff fest die Hand seines Mannes und kniff die Augen zusammen, während er seine Nasenwurzel massierte. Dann trank er einen Schluck, ohne die Hand loszulassen. »Ausliefern, nein! Das kann ich nicht. Das will ich nicht. Wie soll ich je wieder in einen Spiegel sehen? Ich lieb den Kerl mit all seinen Macken. Da ich weiß, woher er sie hat und da ich weiß, wie er auch sein kann. Es hört sich komisch an, aber ich bin mir sicher, dass er in Patrice verschossen ist und ihn nicht nur einfach geil findet. Er liebt ihn. Und darum muss Patrice büßen. Ich hab ihm das schon gesagt, aber er weist alles von sich. Ich habe keine Ahnung, wie man zu ihm durchdringt, damit er normal leben kann und nicht dauernd Scheiße verzapft. Meinetwegen hol ihn her, aber erwarte keine Einsicht. Vorschlag. Wir setzen die Beißer irgendwo aus, von wo aus sie sich eine sichere Bleibe suchen können. Aber was geschieht, wenn sie nicht freiwillig gehen ... das kann ich dir nicht sagen. Dann wird es vermutlich auf Blutvergießen hinauslaufen. Wir können nicht dein Leben riskieren für das von Robby.«


    Silvano de Mancini
    Vano rutschte näher, so dass sich ihre Flanken berührten. Er mochte das Gefühl, Boldi atmen zu spüren und seine Wärme auf der Haut zu fühlen. Er trank noch einen Schluck Schnaps und behielt ihn so lange im Mund bis seine Zunge brannte, er dann schluckte er ihn hinunter. »Er bestraft ihn dafür, dass er solche Gefühle in ihm auslöst. Er hat Angst vor sich selbst, eine der dümmsten Ängste. Man hat eigentlich immer nur andere zu fürchten. Oder die eigene Dummheit, aber dafür kann man nichts. Wie man dabei an ihn herankommt, ist eine sehr gute Frage. Ich weiß nicht wie offen er ist, wie stolz, wie verbohrt oder wie verblendet. Glaubt er uns? Hört er Dich an, oder hört er Dich gerade nicht an, weil Du sein Bruder bist? Guck mich an, wie oft hat mein Vater mir bestimmt gesagt, dass er mich mag. Habe ich es ein einziges Mal geglaubt? Nein. Das lag aber an mir, nicht an ihm. Und das wird es auch bei Robby sein. Da können wir mit Engelszungen auf ihn einreden, er wird es nicht glauben. Da er es nicht glauben will. Er muss der starke, mächtige, brandgefährliche Gardist sein, denn das ist das Bild, dass er sich geschworen hat zu erfüllen. Denn sonst ist er schwach, nutzlos, entbehrlich und er kommt sofort zurück ins Heim... ich meine weg. Also er ist kein Gardist mehr, jeder hält ihn für einen Weichling, eine Flasche, also ist er der harte Kerl, der jeden um die Ecke zieht. Er und sich verlieben? Niemals, so einer wie er ist Stahlwolle wenn er weich ist, verstehst Du? Aber was ist er wirklich? Ein Wattebausch ich wette drum. Ich bin das Risiko bereits eingegangen als ich ihn von der Reeling stieß Boldi. Blutvergießen wird es hier nicht geben, es gibt andere Möglichkeiten, sie sind im Bug. Wir können sie dort dingfest machen und aushungern. Aber ich möchte sie weder verhungern lassen, noch bekämpfen. Ich möchte es in Ruhe klären«, sagte Vano und lehnte sich an.


    Boldiszàr
    »Du hast ihn ziemlich treffend beschrieben ... und ja, er ist absolut verbohrt. Andererseits auch nicht restlos. So hatte ich ihn mal gepackt und ihm gedroht, das selbe mit ihm anzustellen, was er mit den Leuten anstellt, die ihm zur falschen Zeit am falschen Ort begegnen. Glaub es oder nicht, er lag ganz still da, friedlich, als ich ihn meinen Schwanz durch die Hose spüren ließ und ich wette, er hätte ganz brav alles über sich ergehen lassen. Es geht also, manchmal kann er dazu stehen, aber wann und wie? Würde ich den Mechanismus dahinter begreifen, wäre ich um eine Sorge ärmer«, meinte Boldiszàr. »Ansonsten kommen wir vielleicht über seinen Vater an ihn ran? Den scheint er geradezu zu vergöttern. Aushungern wäre eine gute Notlösung. Auf jeden Fall darfst du keinen Ärger bekommen. Irgendwas muss geschehen.«


    Silvano de Mancini
    Vano zog die Augenbraue seines fehlenden Auges hoch und grinste breit. »Du schaust nicht dahinter, ich schon. Also wenn es stimmt, was ich sehe, dann hat er nur eine Chance zu sich zu stehen, wenn er offen Schwäche zugeben kann. Offen Schwäche zugeben können ist eine Stärke. Wann kann man offen zugeben schwach zu sein? Wenn man ehrvoll besiegt wurde, dann streicht man die Segel und ergibt sich. Man ehrt den Gegner, er war besser. Die Schlacht ist geschlagen, man hat sein Bestes gegeben und dennoch verloren. Es liegt dann keine Schande mehr darin, schwach zu sein. Verstehst Du? Du warst ihm überlegen, Du hast ihn besiegt, sich also Dir unterzuordnen ist keine Schande. Du hast Dir den Platz verdient. Du bist nicht an der Spitze, weil Du Dich dahin gemogelt hast, sondern weil Du der Beste von Euch bist, sogar besser als er. Aber alle anderen sind für ihn Schwächlinge, Stümper, bis sie ihm das Gegenteil bewiesen haben. Erst dann sind sie etwas in seinen Augen wert. Gleichwertig. Das kennst Du sicher auch von vielen Berufen, Soldaten unter sich, Seeleute unter sich, Ärzte unter sich, Priester unter sich - sie gehen anders miteinander um. Wir sind nicht besser, ich sage ja auch die Landratten... ist jede Landratte blöd? Wohl kaum, sie haben nur nicht gelernt ein Schiff zu steuern. Müssen sie nicht können. Aber hier an Bord sind sie Fremdlinge, Fremdkörper und nichts wert, weil sie nicht mal verstehen was ich sage, sobald ich einen Befehl erteile. Rauf in die Takelage - was ist das? Danke tschüss. Verstehst Du? So möchte Robby sehen, dass der jenige den er da vor sich hat, wert ist seinen Arsch hinzuhalten oder gut mit ihm umzugehen. Dann ist es ein Partner, sonst sind es Opfer«, antwortete Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr betrachtete Silvano erstaunt. »Das kann sein! Woher weißt du so was? Und wie kriegen wir das in diesen dummen Schädel von ihm rein? Patti muss ihn ... vermöbeln?«, überlegte Boldiszàr unsicher.


    Silvano de Mancini
    »Ich hatte einen sehr guten Lehrer, der auf sehr kleine Details achtete und Leute lesen konnte wie ein Buch, so nennt man das doch. Er wusste wenn jemand log, oder schwindelte, er wusste wie die meisten Leute ticken. Ich bin nicht annähernd so geschickt darin wie es mein erster Mann war Boldi, aber zur Mannschaftsführung gehört auch, Dich in jeden Deiner Leute hineinzuversetzen. Ohne Deine Mannschaft ist Dein Schiff nur totes Holz, sie sind ein Teil davon, so wie Du selbst. Das sagte Davet. Und er brachte mir das bei. Und ich werde es Dir beibringen. Wir bekommen ihn dazu, indem Patrice ihm die Schnauze einschlägt und ihn zum zuhören zwingt. Das ist der einzige Weg - Faustrecht«, antwortete Silvano. Er öffnete seinen Zopf, fuhr sich mit den Händen durch die Haare und band ihn neu zusammen. »Ich wollte vorhin eine Stunde pennen, wer kommt angeschissen? Conni. Mon Dieu, eine Merde, Du musst kommen. Wäre ich ja gerne, aber Du warst nicht da Boldi«, grinste Vano.


    Boldiszàr
    »Dann müssen wir Patti dabei ein wenig unterstützen, damit er als Sieger hervorgeht«, erwiderte Boldiszàr grinsend. »Mann, ich bin so was von gespannt! Wenn das wirklich wirkt dann ... ich weiß auch nicht, was ich dann mache. Dich vor lauter Freude durchnudeln, weil du meinen Bruder von seiner Idiotie geheilt hast.«


    Silvano de Mancini
    »Das heißt im Umkehrschluss versagt Patrice habe ich nie wieder Sex? Dann sollte er besser siegen, sonst habe ich ein Problem«, lachte Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr zerrte ihn an sich. »Sex kriegst du auch so. Aber da besonders Guten! Ich denk mir was Schönes für dich aus, wenn du Robby heilst und ihm hilfst, die Dinge einfach mal normal zu sehen. Ist das ein Anreiz? Wie helfen wir Patti, ohne dass Robby es merkt? Oder wir füllen Robby vorher ab«, überlegte er. »Aber dann sieht er es vielleicht nicht als rechtmäßigen Sieg an.«


    Silvano de Mancini
    »Wir benötigen dazu die Hilfe von Conni und Fran. Oder einer der beiden. Wir werden Patti in den Himmel spritzen. Also sexlos, wir werden ihm Aufputschmittel geben, Kampfdrogen. Der wird dermaßen aggressiv sein, dass er sogar einen wütenden Stier mit Ohrfeigen aus der Arena treiben würde, so das er Enzyklopedien mit puren Händen zerreisst. Einer der Stahlnägel frisst und als Bolzengeschossen ausscheißt. Wir dopen den zum röhrenden Todes-Elch hoch. Der wird unter Dampf stehen wie ein Dampfkessel der Goblins und genauso explosiv wird er sein. Und seine Angst und seine Wut werden ihn zusätzlich befeuern, der wird abgehen wie ein Zäpfchen in Butterschmalz«, kicherte Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr grinste mit seinem gesunden Mundwinkel so breit, dass man seine vom Rauchen braun verfärbten Zähne sah. Es war selten, dass er derart grinste. »Sehr anschaulich, Vano ... das machen wir. Bis dahin sollte jemand Patrice beschützen, Robby hat ihm vorhin seinen Skorpionblick geschenkt und die Drohung auch ausgesprochen, das muss man bei ihm absolut ernst nehmen. Das ist höchste Alarmstufe und nicht nur Gequatsche. Lassen wir Patti derweil bei uns pennen oder kann die Mannschaft ihn schützen?«


    Silvano de Mancini
    »Wir schützen ihn oder Jaques, nach ihm sind Fran und Conni die besten Männer. Aber er wird mit Jaques bei uns bleiben. Sicherer ist das. Jaques mag harmlos aussehen, aber täusche Dich da nicht. So manchen war filetiert, bevor er überhaupt wusste wie ihm geschah. Guter Mann, genießt mein absolutes Vertrauen und ist mein bester Maat neben Conni und Fran«, antwortete Vano. Er packte Boldi am Kiefer und drückte ihm wie Fou Fou den Mund auf. Mancini schaute sich die Zähne von Boldi an. »Braun vom Rauchen. Meine wären schwarz wie die Nacht vom Prim. Die bekommst Du ganz schnell wieder strahlend weiß. Einen Esslöffel Backpulver in die Schnute und einen Schluck Wasser hinterher. Fünf bis zehn Minuten durchhalten. Zur Not wiederholen Baby und sie sind perlweiß. So mache ich das einmal die Woche«, erklärte Vano und küsste Boldi liebevoll mit Zunge, ehe er ihn losließ.


    Boldiszàr
    Boldiszàr erwiderte den Kuss innig und ließ sich anschließend brav die Zähne begutachten, auch wenn ihm das etwas peinlich war. »Backpulver? Dann musst du mir welches geben. Ich will schön sein für dich, zumindest so schön, wie ich es aus mir herausholen kann. Patrice sah nicht aus, als würde er Conni mögen und ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit. Dann besser zu Jacques.« Boldiszàr atmete erleichtert durch. »Endlich ein Licht in Sicht. Das war eine vertrackte Merde. Danke für deine Hilfe. Mein Versprechen steht. Und nach dem Kuss jetzt auch andere Dinge. Komm, bringen wir Patti in Sicherheit und dann holen wir nach, was wir vorhin versäumt haben.« Er erhob sich und reichte Silvano die Hand.


    Silvano de Mancini
    »Ich hoffe auch das wir das hinbekommen. Jaques wird gut auf Patti aufpassen, er ist der erste Offizier Boldi. Du bist schön, wir machen nur Deine Zähne sauber. Mehr steckt nicht hinter dem Backpulver. Du kannst Dir auch damit ab und an die Zähne schrubben, wegen den Verfärbungen. Ich sage ja, meine wären dunkler als Deine vom Priem, vom Kaffee und und und. Ich zaubere sie Dir heute Abend wieder hell, jetzt darfst Du Deinen Zauberstab in der Hängematte schwingen Schatz«, freute sich Vano und führte Boldi in ihre Kajüte.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien