Kapitel 11 - Ciels kleine Nachtmusik

  • Ciels kleine Nachtmusik



    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien wachte auf und fühlte sich rundum wohl und ausgeruht. Das lang zu einem an der Tatsache, dass er wirklich ausgeschlafen hatte und zum anderen, wo und wie er mit wem geschlafen hatte. Er blinzelte und setzte sich auf, während ihm Fabien mit einem Grinsen die Haare zusammenband. "Morgen", gähnte Max und strich sich über seinen Stoppelbart. "Morgen, ich bin gleich wieder da mit Kaffee", grinste Fabien zurück. Max nickte erfreut, schlenderte rüber zu Ciel und ließ sich neben seinem Sohn nieder. "Na Du Schlafmütze, wie war Deine Nacht? Dein Schlafwandler ist scheinbar schon unterwegs", sagte Max und legte sich neben seinen Sohn. "Und war es Magnifique, Mon Dieu oder Merde?", kicherte Maximilien und musterte Ciel neugierig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wurde von der Anwesenheit seines Vaters geweckt, der diese mit einer sehr direkten Fragen unterstrich. Der Gesichtsausdruck des Prince lag irgendwo zwischen Verärgerung und blankem Entsetzen, bis er sich bei vornehmer Empörung einpegelte. »Gestern warst du noch erschrocken, als ich über den abstrakten Gedanken sprach, wie es wohl sein müsse, wenn einer der Partner schliefe. Und nun stellst du solch eine Frage? Im Übrigen sind Bellamy und Tekuro noch nicht wieder heimgekehrt und ich benötige dringend einen starken Kaffee.« Verschlafen setzte Ciel sich auf und rieb sein Gesicht. Genau wie sein Vater sah er frühmorgens grauenvoll aus, noch mehr, seit er kein Haar mehr besaß. Er wirkte, als sei er dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen, dabei war er einfach noch müde. »Ich hätte Ferrau mitnehmen sollen«, seufzte er.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schaute seinen Sohn an und strich ihm über die Glatze. "Kleiner Morgenmuffel, wir haben ja zum Glück Fabien dabei und er holt uns gerade Kaffee. Ich war nicht erschrocken, wieso sollte mich das erschrecken? Keine Ahnung, was Du so glaubst Ciel, aber Du bist auch durch Sex enstanden und ich hatte mindestens vier mal Sex wo ich doch vier Kinder habe. Also was ist los mit Dir? Entspann Dich etwas, manche reden mit ihren Vätern über sowas. Habe ich früher auch, mit Paps oder mit Pom. Falls Du nicht drüber reden magst, kannst Du es sagen. Es gibt allerdings nichts was Dir daran peinlich sein müsste. Oder ist es Dir peinlich zu atmen oder zu essen? Möglicherweise ist es Dir ja auch peinlich, was Du früher so von Dir gegeben hast, heute wo Du erwachsen bist und gerne Sex hast mit so vielen scharfen Leuten was?", lachte Max leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Conni ist nicht scharf, und Fran und Ferrau auch nicht. Sie sind einfach ... liebenswert. Es ist etwas seelisches, das durch den Körper Ausdruck erhält, da wir leider nicht alle Geistmagier sind, die Entsprechendes über ihre Seele vermögen.« Ciel guckte pikiert, dann roch er Kaffee und entspannte sich etwas. »Es war sehr angenehm. Conni ist ja auch ein angenehmer Mensch. Ist ein Mensch grauenvoller Natur, wäre auch dieser Aspekt an ihm grauenvoll.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das stimmt nur teilweise Ciel, ein Mensch kann noch so liebenswert sein, wenn Du ihn nicht auch ein Funken attraktiv findest, wird sich da bei Dir nichts rühren. Natürlich auch dann nicht, wenn Du ihn nicht magst. Manche können es ohne jedes Gefühl, da es ihnen nur um den Akt und den Spaß geht. In Kombination ist es am schönsten. Allerdings möchtest Du ja auch keinen Typen im Bett haben, der grauenvoll aussieht, mit Warzen übersäht, vernarbt, voller Pusteln oder dergleichen oder? Am besten noch bucklig, einbeinig und einäugig, aber er ist liebenswert? Sei ehrlich. Dann ist er zwar eine liebenswerte Person und er ist auch genauso viel Wert wie andere, aber das Auge isst mit. Niemand der ehrlich ist, würde behaupten er ist attraktiv. Ist er nicht", antwortete Max, während sich Fabien zu ihnen gesellte und beiden einen Pott Kaffee reichte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Dankbar nahm Ciel den Pott Kaffee entgegen. »Danke, Fabs.« Er verzichtete darauf, ihn freundlich anzusehen, in Anbetracht dessen, was der Mann mit Ciels Vater angestellt hatte. »Hm, wie würde das ein Mensch beurteilen, der blind ist? Du hast ein Extrembeispiel gewählt, weil manche Hautkrankheiten auch ansteckend sind und man daher eine natürliche Scheu empfindet, wenn jemandes Haut völlig davon verunziert ist. Aber was das Einäugige und Einbeinige anbelangt ... ich glaube, Silvano, Davet und Boldiszàr sind sehr glücklich und empfinden voreinander keinen Ekel. Womit deine Behauptung wiederlegt ist.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max stieß mit Ciel an und gönnte sich einen Schluck Kaffee. "Ein guter Einwand, der uns sagt, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Was ich als schön empfinde, stößt einen anderen vielleicht ab und umgekehrt. Mit einer Narbe verbinden einige Abscheu, andere wiederum Kampf und Überleben. Aber man muss auch nicht jeden attraktiv finden, wir selbst werden ja auch nicht so gesehen. Ich selbst würde mich als gutaussehend bezeichnen, würde ich einen Rakshaner fragen, hätte der vermutlich eine ganz andere Meinung dazu. Auch Kulturkreise machen so etwas aus. Aber darüber wollte ich gar nicht mit Dir sprechen, sondern über diese doch bizarre Art des Liebesspiels. Ob es Dir gefallen hat oder Du es genießen konntest, war nicht auszumachen. Du hast da gelegen wie ein Brett. Aber vermutlich war das so gewollt oder?", fragte Max und lehnte sich an Fabien an. "Was ist mit Deinen Haaren Kleiner? Hast Du Dich damit abgefunden? Mich schmerzt es Dich so zu sehen, ich habe überlegt Benito auf Deine Haare anzusetzen", erklärte Maximilien.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Meine Haare? Du meinst, meine Glatze?« Ciel schmunzelte. »Es hat alles seine Vorteile, frühmorgens spare ich viel Zeit, die früher für das Rasieren und Frisieren aufgewendet werden musste. Eine halbe Stunde mindestens, vielleicht sogar mehr. Weitere Zeitersparnis ist beim Entfallen des Haarewaschens zu verzeichnen. Und das Tuch von Onkel Davet steht mir doch gut, oder? Also ja, ich habe mich damit arrangiert.« Er nahm einen Schluck des heißen Kaffees. Er schmeckte anders als jener von zu Hause. »Welche Sorte?«, fragte er Fabien, um sich sogleich wieder seinem Vater zuzuwenden. »Ja, es hat mir gefallen. Aber ich bleibe dabei, da gehörte Costantino dazu, als Mensch. Reine Attraktivität reicht dafür nicht, auch dann nicht, wenn man das subjektive Schönheitsempfinden zugrunde legt. Viele finden auch Tekuro attraktiv, aber wer bitteschön möchte den im Bett haben, von einem anderen Beißer abgesehen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Och da gibt es sicher einige...", antwortete Max freundlich und nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee. Fabien wahrte einen neutralen Gesichtsausdruck. "Einfach Kaffee Hoheit, so habe ich ihn unten bestellt und so wurde er auch geliefert. Stark sollte er sein und so wurde er zubereitet. Ich hoffe er schmeckt", sagte Fabs. "Das Tuch steht Dir, auch die Glatze steht Dir, allerdings genau deshalb weil Du sie akzeptierst. Ich mag Dich mit oder ohne Haare mein Kleiner, aber ich vermisse Deine Haare trotzdem. Papagedanken, wirst Du bald verstehen. Soweit ist gar nicht mehr hin Schätzelein, Juli ist Deine Frau ausgezählt, dann beginnt für Dich der ernst des Lebens. Und im April ist Verrill soweit! Meine Güte, dann werde ich das erste mal Großvater. Das ist irgendwie etwas Erhabenes, die eigenen Kinder bekommen Kinder. Ich freue mich so für Euch", erklärte Max glücklich und setzte sich im Schneidersitz hin. "Wie stehst Du zu Conni? Hat er Dir verraten, warum er Euch die Eheringe spendiert hat?", hakte Maximilien neugierig nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich war noch nicht dazu gekommen, Conni zu fragen. Er war leider sehr schnell dabei, mich, wie gewünscht, zu betäuben. Allerdings hatte ich eine andere Art der Betäubung gemeint. Mein Fehler, die Anweisung war nicht eindeutig, man lernt dazu. Ja, der Kaffee ist sehr gut, Fabien. Wir sollten einen Sack für zu Hause mitnehmen. Enkel ... dann wirst du Opa, Papa.« Ciel schmunzelte. »Keine Wehmut, wie schnell doch die Zeit vergeht?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max küsste Ciel auf die Stirn und strich ihm liebevoll über die Wange. "Ein bisschen Wehmut gehört dazu Ciel, aber das ist der Lauf der Welt. Und nichts ist schöner als zu wissen, dass die eigene Familie bestehen bleibt, dass es weiter geht. Generation um Generation Ciel, Du wirst verstehen was ich meine. Wenn Du das erste Mal Deine Würmchen im Arm hältst und in ihre Augen schaust, wirst Du auch einen Teil von Dir dort sehen. Das hat etwas so Erhabenes, dass Du meinst für einen Moment die Unendlichkeit zu begreifen. Das ist auch so, denn gleich was geschieht, Du lebst in Deinen Kindern und deren Nachfahren weiter. Gib gut auf die kleinen Mäuse acht, dass ist Deine Pflicht. Sie zu lieben und zu beschützen, mit all Deinen Möglichkeiten. Freust Du Dich auf die Kleinen? Oder hast Du mehr Angst? Wie steht es um Deine Nerven? Tja was Conni anbelangt, Du hast ihm Tür und Tor geöffnet und er packte die Gelegenheit beim Schopfe und kam rein. Oder sollte ich besser sagen, er ließ Dich eintreten in sein Tor? Du solltest Dir überlegen wie Du zu ihm stehst. Privat hast Du ihn kaum kennengelernt, aber er scheint nicht nur ein Geck zu sein, sondern eine liebevolle tiefe Seite zu haben, sonst wäre er nicht eifersüchtig und nicht bereit Dich derart zu beschützen. Wir reden nicht vom dienstlichen Schutz. Pikiert was Du von mir und Fabs gesehen hast Ciel?", fragte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel bekam rote Ohren. »Ja, pikiert trifft es gut! Darum bat ich Costantino um Erlösung mittels Mittelchen. Er nahm mich beim Wort und ließ es sich nicht nehmen, auch anderweitig genommen zu werden. Du hast recht, ich sollte mich intensiver mit seiner Person auseinandersetzen. Ich tue ihm Unrecht, mich nur an seinem lustigen Gemüt und seiner hübschen Gestalt zu erfreuen. Aber er ist fort, vermutlich bei den Waschschüsseln oder am Schminktisch zu finden. Aber warum möchtest du, dass ich eine Entscheidung treffe, wie ich zu ihm stehe? Das tust du doch selbst nicht.« Er trank einen weiteren Schluck Kaffee und nestelte mit der freien Hand an der Bettdecke herum. »Ich bin zuversichtlich, was die Entbindung anbelangt. Wir haben Alexandre. Wir haben Benito. Wir haben mich.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ach Ciel sei doch nicht ungerecht Kurzer, Du magst denken, dass ich mich nicht entschieden hätte. Nun ich habe mich entschieden, ich hatte meine Entscheidung nur niemandem mitgeteilt. Tekuro wusste von meiner Entscheidung und Fabien weiß es auch seit kurzem, wie ich zu ihm stehe. Er bedeutet mir sehr viel, ich liebe ihn. Das schmälert nicht meine Liebe zu Min oder zu Euch. Was Conni angeht, ich möchte keine Eifersüchteleien für die Würmchen. Rein vorsorglich überlege ich in diese Richtung. Ich vermute wie sonst auch, würde er Dir und Fran beistehen, gleich was geschieht. Aber Kinder verändern sehr viel Ciel, auch die Sicht der anderen auf Dich. Conni könnte sich zurückgesetzt fühlen, außen vor, auch wenn er das nicht ist. Das ist vergleichbar damit, wie wenn Dein bester Freund frisch verliebt wäre oder sogar heiratet. Er bleibt Dein Freund, aber dennoch fühlst Du in dem Moment einen Stich. Persönlich kann ich Dir das nicht bestätigten, da ich keine Freunde im üblichen Sinne habe. Aber ich denke es entspricht der Wahrheit, es ist ein kleiner Abschied, denn die ungeteilte Zeit gehört Dir dann nicht mehr. Du wirst viel Zeit mit Fran und den Kleinen verbringen. Wenn Du ihn wirklich so magst, wie ich es vermute binde ihn ein. Da habt Ihr alle etwas von", sagte Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich soll Conni heiraten? Ich habe ja nicht einmal Ferrau geheiratet, meinen schnuckligen, liebenswerten und durch und durch kuschligen Liebling! Wie soll er sich fühlen, wenn ich Costantino, den ich nicht einmal richtig kenne, derart bevorzuge? Und Alexandre spricht auch so schon nicht mehr mit mir. Und warum beim Abgrund wusste ausgerechnet Tekuro mehr über dich Bescheid als Fabien?« Ciels Augen wurden zu argwöhnischen Schlitzen, so dass er selbst aussah wie ein zu hell geratener Arashi.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du hörst nur halb zu, Du sollst Conni einbinden, nicht heiraten. Falls Du ihn heiraten möchtest nur zu. Aber Du sollst dem Mann zeigen, was er Dir bedeutet und ihn nicht außen vor lassen. Er würde Dich und Deine Kinder beschützen, aber wenn er sich ausgegrenzt fühlt, wird er vermutlich seinen Hut nehmen. Warum Tekuro mehr wusste? Nun weil ich mit ihm gesprochen habe. Es war an einem Tag, wo es Tekuro sehr schlecht ging. Seelisch und ich habe mich um ihn gekümmert. Ich war auf dem Rübenhof um mit Davet zu sprechen, jedenfalls ging es Tekuro nicht gut und ich habe mich seiner angenommen wie einem von Euch. Und so kamen wir ins Gespräch, ich habe sozusagen Kaz an dem Abend vertreten. Von einigen Schwächen abgesehen ist er ein ziemlich umgänglicher Kerl. Das Problem ist, er weiß es selbst nicht, er weiß so vieles über sich nicht, da er für sich selbst völlig blind ist. Aber die Betroffenen erfahren es immer als Letzte, so ist es doch. Das sagte jedenfalls Leon früher immer. Ich hatte vor Alex zu bitten, zu Verrill zu reisen, damit er in ihrer Nähe ist und ihr bei der Geburt beistehen kann. Würdest Du ebenfalls anreisen?", bat Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Selbstverständlich, wir reisen alle beide an und Alexandre wird sicher den einen oder anderen sonstigen Bluthexer mitnehmen. Und egal, was sie davon hält, Benito wird ebenso mitkommen. Sie wird ihn nicht zu Gesicht bekommen, so lange es nicht notwendig ist, aber ich werde nicht zulassen, dass sie aufgrund ihrer nachvollziehbaren Abneigung ihm gegenüber womöglich nicht optimal betreut wird! Dass Tekuro durchaus ein netter Kerl sein kann, weiß ich. Nicht umsonst ist er seit mehr als zehn Jahren bei Unitè B und nun in meinem persönlichen Besitz, zusammen mit seiner ganzen Familie. So gnadenlos wie er zu seinen, also unseren Feinden ist, so effektiv ist er als Gardist und so loyal als Freund. Ich bin sehr zufrieden mit ihm und abgesehen von seinem Fehltritt gegenüber Nathan gab es nie Grund zur Klage. Dass es ihm schlecht ging, liegt am Fehlen von Patrice. Er verträgt Trennungen nicht gut. Hast du dir schon überlegt, was mit Patrice, also mit Moritz und seinem Vater geschehen soll?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Gut überlegt Ciel, nimm Benito mit und halte ihn aus Verrills Blick. Aber falls sie ihn benötigt ist er da. Dan ist bereits vor Ort und bleibt auch an Verrills Seite. Ja das ist wahr, Tekuro hat sich damals mit Nathan einen gewaltigen Schnitzer geleistet. Das hätte nicht sein dürfen, gleich was andere von Nathan halten. Einige meinen er wäre das pure Böse, wir beide wissen es besser. Er ist eine infantile liebe Seele, er sieht selbst in den schlimmsten Menschen noch etwas Gutes, hoffen wir das es nicht sein Untergang sein wird. Trotz allem, habe ich ihn immer gemocht. Er war ein verkannter und oft geprügelter Hund, vielleicht hat er nun sein Seelenfrieden an der Seite dieses Unholds gefunden. Was immer er dort zu finden glaubt Ciel. Tekuro ist absolut zuverlässig, da gebe ich Dir gerne Recht, alles andere wäre auch gelogen. Über Moritz, Pascal und Patrice habe ich bereits entschieden Ciel. Sie waren ein Werkzeug, das so oft benutzt wurde, dass es zersprang. Zuerst werden sie im Tempel geheilt und dann hoffe ich, das wir irgendwie eine Möglichkeit finden allen dreien unabhängig voneinander ein Leben zu ermöglichen. Sollte dies nicht gelingen, dann nebeneinander in einer Symbiose. Dazu wollte ich nach meiner Heimkehr mit Brandur sprechen. Ich weiß was Du von Nekromantie hältst und ich teile sonst Deine Meinung, aber dies ist ein Fall wo wir eine Ausnahme machen müssen. Wir haben schon oft Ausnahmen bewilligt um mit Geistern zu sprechen, hier geht es um drei die Leben wollen und dazu benötigen wir die Lehre der Toten. Schon paradox nicht wahr? Ich hoffe Brandur weiß einen Rat, immerhin hat er Aimeric körperlich enteignet. Was mit seinem Vater geschieht ist von einigen weiteren Faktoren abhängig mein Kleiner. Unter anderem davon, ob er die Wahrheit sprach und ober uns dient, oder ob er uns gefährdet und immer noch meiner Mutter diesem Scheusal dient. Das können wir nicht ungesühnt lassen, wäre dem so. Und Tekuro scheint im Moment sehr ausgeglichen und glücklich zu sein, seit dem er Belly gebissen hat. Beide schweben förmlich findest Du nicht auch? Verrill wird sich über Deinen Besuch garantiert freuen, Ihr steht Euch besonders nahe. Und bitte sorge dafür, dass Linhard anwesend ist! Du bist mit ihm befreundet, notfalls schleif ihn an seinem Gehänge hin".


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was, wenn Linhard gar nicht bei der Entbindung dabei sein will? Nicht jeder Mann verträgt es, seine Frau so hilflos unter solchen Qualen zu erleben. Und Verrill wird stärker leiden, als die meisten anderen Frauen. Aber ich werde auf jeden Fall anwesend sein. Als Bluthexer bin ich darauf geschult, in der Not jenen beizustehen, die meine Hilfe benötigen. Und das werde ich. Brandur ... so also hast du es dir überlegt. Dann müssen die Spender der neuen Körper Verbrecher sein, die einen gesunden Körper überhaupt nicht verdienen und die es ebenso verdient haben, von einem Seelenparasiten an die Wand gespielt zu werden. Apropos ... sagtest du nicht, dass Patrice ein Stumpfer ist? In dem Fall hat er keine Seele! Sondern nur eine Persönlichkeit oder meinetwegen drei, die fest und untrennbar mit seinem Fleisch verbunden sind - und mit diesem dereinst für immer vergehen.« Es war ein Umstand, der Ciel leidtat. Patrice war jemand, den er aufgrund seiner stillen und freundlichen Natur stets geschätzt hatte. »Sollte Vendelin weiterhin deiner Mutter treu ergeben sein, dann erwartet ihn der Block. Denn dann ist er so verräterisch wie sie.« Er schaute sehr ernst, dann blickte er zum Fenster. Boldiszàr, der sich offenbar für das Lüften zuständig fühlte, seit Bellamy und Tekuro Vampire waren, hatte das Fenster weit geöffnet und ließ die frische Luft und die Morgensonne hinein. Doch auf die Vampire brauchte er nun nicht zu warten. »Ja, sie schweben, im wörtlichen Sinne. Tekuro und Bellamy. Ehrlich gesagt, habe ich mich schon immer gefragt, warum die beiden sich nie auf die Weise annäherten. Es wurde Zeit. Und ich freue mich sehr für sie.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max legte einen Arm um Ciel und zog ihn fest an sich. "Ja ich weiß, für Verrill steht in dem Moment alles auf dem Spiel. Weißt Du, selbst wenn Lin nicht unmittelbar dabei sein möchte, sollte er wenigstens anwesend sein. Dass Du Verrill direkt zur Seite stehst, freut mich nicht nur, es beruhigt mich auch und es macht mich sehr stolz. Tja ob das wirklich so ist, ob sie tatsächlich keine Seele haben, dass alles kann ich Dir nicht sagen. Dazu benötige ich einen magischen Berater, falls dem wirklich so ist, bedauere ich die drei sehr. Alle drei haben einen anständigen Eindruck gemacht und sind dann für ein Leben aneinander gekettet in einem Körper, der sich wie ein Gefängnis anfühlen muss. Einen viel zu kleinen Raum den sich drei völlig verschiedene Personen teilen. Brandur soll ihn untersuchen und ebenso Jules. Wir benötigen mehr als nur eine Sicht auf den Seelenzustand oder Persönlichkeitszustand von Moritz. Ben hatte ihn ebenfalls untersucht, aber ich denke ein Nekromant oder Geistmagier erreicht dort mehr, wenn dort eine Seele sitzt oder sogar drei. Genau sollte Vendelin meiner Mutter treu sein Ciel, dann darf er ihr auch treu in den Tod folgen. Wir wollen in diesem Fall die beiden nicht trennen, wir zwei denken dahin gehend gleich. Tekuro und Bellamy? Ciel sie waren sich zu nah und zu ähnlich um überhaupt erkennen zu können, was sie verbindet. Das war wesentlich mehr als was sie überhaupt getrennt hat. Sogar die Strafe haben sie gleichzeitig kassiert. Du kennst das doch von einem Gemälde, manchmal muss man einen Schritt zurück gehen um das Ganze erfassen zu können. Den Schritt von allem zurück den Tekuro gemacht hat, hat ihm Pascal aufgezwungen. Er hat eine andere Sicht auf alles erhalten, durch den Verlustschmerz und da erst bemerkte er was ihm Belly bedeutet und Belly sah was Teku ihm bedeutet. Ich freue mich auch für die beiden. Was hast Du denn für Deine beiden Kleinen geplant? Irgendetwas oder wartest Du damit ab, bis sie da sind? Ferrau bekommt doch noch eine Tätowierung von Dir, jedenfalls hatte er damals davon gesprochen. Mal ich bin gespannt wer Patenonkel von Verrills Küken wird, aber man kann es sich denken. Ich vermute Du und Tazio", sagte Max gut gelaunt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Meine beiden? Dir wurde es also auch schon zugezwitschert, dass wir zwei kleine Buben erwarten?« Ciel lächelte glücklich. »Momentan zerbreche ich mir noch über die Namen den Kopf. Sie sollen zueinander passen, aber doch unterschiedlich genug sein, um zu zeigen, dass jeder Zwilling auch ein Individuum ist und nicht nur eine Hälfte. Dennoch sind sie immer auch jene Hälfte, weshalb die Namen dennoch zusammgehören sollen. Es ist noch weitaus schwieriger, als nur einen Namen auswählen zu müssen, finde ich. Wann muss der Patenonkel informiert werden über seine Rolle? Und welche Kriterien muss er erfüllen? Bellamy und Tekuro dürfen wir künftig keinesfalls trennen, wir müssen ihre Arbeit synchronisieren. Sonst brechen wir ihnen das Herz, das gerade dabei ist, wieder zusammenzuwachsen. Beide haben genug durchlitten. Sie sollten schon jeder für sich arbeiten können, aber sie sollten immer am selben Ort stationiert bleiben, so dass sie ihren Feierabend gemeinsam verbringen können.« Er tippte sich nachdenklich an die Lippen. »Langsam wird es schwierig. Tekuro darf man auch nicht von Boldiszàr und Kazrar trennen. Und Boldiszàr nicht von Silvano und Davet. Es werden immer mehr!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ein Patenonkel ist etwas sehr schönes, hat aber auch einen traurigen wie wichtigen Hintergrund. Sollte das Kind Waise werden, dann ist der Patenonkel da um es aufzunehmen und die Eltern zu ersetzten Ciel. Deshalb wählt man jemanden mit dem Herzen, dem man sein Kind anvertrauen würde im schlimmsten Wenn-Fall. Nun ich bin Dein Papa Ciel und ich behalte nicht nur Dich und Deine Geschwister im Auge, sondern auch Deine und deren Lieben. Folglich auch Fran und Eure kleinen Mäuse. Also die Himmelsaugen haben auch auf Euch ein wachsames und schützendes Auge. Drum ja ich weiß das es zwei sind, das es zwei Buben sind und das sie kerngesund und wild sind. Sie kommen da nach Dir, Fran ist ja ehr ruhiger. Zu Teku und Belly, Ciel die beiden trennen wir nicht. Da gibt es kein wir, denn sie gehören Dir und unterstehen alleine Dir. Ich mische mich dort nicht ein. Boldi, Vano und Davet kann man auch nicht trennen, dass stimmt. Gemeinsam auf Eurer Reise, ist das Problem behoben, Ihr seid alle zusammen. Und ganz ehrlich, so ein fester Zusammenhalt in einer Gruppe sorgt dafür dass man sich gut versteht, gut zusammenarbeitet und auch keiner vor die Hunde geht. Auf See ist es nicht gerade ungefährlich. Mir gefällt es, dass Euch Davet begleitet und die Tordalk von zwei Kapitänen geführt wird. Sie ist riesig nicht wahr? Wobei Vano was Schiffe angeht absolut vertrauensvoll ist. Ich denke Du solltest Boldi und ihn in Dein persönliches Team holen. Dann bleiben alle automatisch zusammen und die bist ein Prince, weshalb solltest Du keinen persönlichen Kapitän haben?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das ist ein guter Gedanke, aber die beiden sind keine Beißer. Andererseits ... das sind nur Formalitäten. Ein gewisser Jemand nannte mich dereinst kleiner Korinthenkacker, aber so schlimm bin ich nun auch wieder nicht. Einverstanden, Silvano hat sich ja gut gemausert und nötigenfalls werden die anderen ihm auf die Finger klopfen. Dann bleibt automatisch auch Onkel Davet in meiner Nähe. Was den Patenonkel betrifft, wird doch sicher automatisch ein Familienmitglied erwählt, wenn eine mögliche Notwendigkeit der Adoption der eigentliche Sinn ist. Wer würde ein Kind aus der Familie fortgeben, wenn es nicht notwendig ist?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du verkennst die Situation, was ist wenn das Kind die einzige Person ist, die übrig bleibt? Dafür ist der Pate da. Allerdings auch um das Kind zu fördern und ihm beizustehen, ganz ohne Wenn-Fall. Es ist eine wichtige und sehr ehrenvolle Aufgabe Ciel. Im schlimmsten Wenn-Fall und es sind noch Verwandte übrig, dann werden diese zuerst herangezogen, genauer gesagt der älteste männliche Verwandte wird das Kind in seine Obhut nehmen. Wer nannte Dich so? Nun irgendwie gehören sie dennoch zu den Beißern dazu. Boldi über Tekuro und Bellamy und Vano über Boldi. Verschachtelte Verwandschaft, die sie aneinander bindet. Du und Vano Ihr versteht Euch gut, genau das hat Euch dermaßen aus der Bahn geworfen. Aber gleich wie gut Ihr Euch versteht, er hat Dir zu gehorchen, ein Befehl ist ein Befehl und Dein Befehl ist ein Befehl der Krone. Allerdings hat er das Begriffen, auch wenn Mama was nachhelfen musste. Dein Onkel wird schon aufpassen, dass er auf Spur bleibt, er hat selbst Interesse daran und er liebt Dich sehr. Darum zankst Du auch so gerne mit ihm, weil Ihr Euch mögt. Leugnen zweckslos, er versucht immer ruhig zu bleiben, aber bei Dir gelingt ihm das nicht so ganz".


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich mag ihn, aber er mich nicht.« Ciel nahm einen schmollenden Gesichtsausdruck an. »Er war es auch, der mich einen kleinen Korinthenkacker schimpfte, als er dachte, ich höre es nicht. Ich denke, es war auch kein Zufall, dass sein erster Offizier ausgerechnet meinen lieben Ferrau ärgerte. Aber Silvano hat an sich gearbeitet und das tun die wenigsten. Die meisten begnügen sich mit ihrem mangelhaften Ist-Zustand und finden hundert Ausreden. Er arbeitete hart und nicht umsonst erklärte ich ihn wieder für mündig, ganz gleich, was er einst tat. Der Patenonkel darf demnach kein Familienmitglied sein. Wer ist denn mein Patenonkel?«, fragte Ciel neugierig.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du denkst falsch von ihm, er hat stets gut von Dir gesprochen, in den höchsten Tönen sogar. Frag Conni, er kann es Dir sicher bestätigen. Auch was Deine Leistung am Nordwall angeht, ich denke genau deshalb war er so wütend auf Dich und hat Deine Befehle als persönlichen Angriff verstanden. Er ging garantiert davon aus, wenn ihn einer versteht - dann Du Ciel. Dass DU ihn wirklich verstanden hast, aber er sich nicht, dass konnte er in seinem Zustand nicht begreifen. Jules ist Dein Patenonkel Ciel, er war stets mein persönlicher Berater und mein Vertrauen in ihn wurde nie enttäuscht. Selbst als er einmal fast schwach wurde für Khawa, hat er uns nicht hintergangen, sondern blieb und hat sich später sogar offenbart. Viele wählen allerdings ein Familienmitglied, weil sie das schöner finden. Ich wählte Jules", sagte Max mit wehmütigem Schmunzeln.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Jules? Eine gute Wahl«, freute Ciel sich. Er drehte sich um. Jules und Khawa saßen beisammen und tranken - natürlich - Kaffee, den Khawa für sich und seinen Mann organisiert hatte. Nur, dass sie sich nicht mit einer Tasse begnügten, er hatte eine ganze Kanne herbeigebracht. Ciel lächelte breit. »Ich glaube, ich muss ihn dann mal feste drücken. Ich werde in Ruhe nachdenken, aber ich glaube, ich weiß schon, wen ic zum Patenonkel erwähle. Wie teilt man demjenigen das mit und wann? Noch vor der Geburt? Nun, von Silvano hatte ich auch stets eine hohe Meinung, bis er seine Mannschaft und die der Mouette und der Cygnus in einen kollektiven Selbstmord reißen wollte. Nun scheint er Frieden gefunden zu haben. Er konnte seine Rache am Ende doch noch verwirklichen, ganz legal diesmal und ohne unnötige Verluste.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nicht umsonst die Worte gerecht - gerächt hm?", sagte Max mit einem Zwinkern zu seinem Sohn und nickte Richtung Jules und Khawa. "Da spielen einige Dinge hinein Ciel. Vano hat Boldi gefunden - ein Grund zu leben, Boldi entließ ihn aus seinem Schwur. Er bekam widererwartend Davet zurück. Mit oder ohne Davet Boldi hat ihm gezeigt, dass es Dinge gibt wofür es sich zu leben lohnt, nicht nur Rache. Aber es war nicht nur Rache für Davet und die Kameraden, es war auch ein Teil völlig fehlgeleiteter Pflichterfüllung. Lösche jeden Feind aus, so kann er Souvagne nicht schaden - bis dato unterschreibe ich das noch. Aber nicht im Alleingang, nicht ohne unseren Befehl. Du hast ihn ausgebremst, ihn und sehr vielen Souvagnern das Leben gerettet und letztendlich bekam er genau das, was er sich wünschte - weil er freiwillig drauf verzichtete. Wie ich Dir sagte, ab dato sah ich ihn als geheilt an. Niemand der daran festhält und die Rache über alle anderen stellt ist gesund. Zum Thema Paten, Du musst Deinen Paten vorher aussuchen, noch vor der Geburt. Viele folgen der Tradition, dass der Zweitname der des Paten ist, aber der Tradition bin ich nicht gefolgt. Wer schwebt Dir denn vor? Ich bin neugierig", sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte verschmitzt. »Kazrar.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max nickte zustimmend. "Eine sehr gute Wahl, er ist ein guter Vater. Wen wählst Du als zweite Wahl, falls er ablehnt? Das kann passieren, falls er Angst vor der Verantwortung bekommt", flüsterte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, ich habe selten einen so führsorglichen und liebevollen Vater gesehen, der gleichzeitig so unerbittlich gegenüber den Feinden seiner Familie vorgehen kann. Und ich war das eine oder andere Mal dabei, als er Tekuro in seine Schranken verwies. Kazrar kann sich seinem Sohn gegenüber durchsetzen, aber er erklärt ihm auch stets, warum es nicht richtig ist, was er gerade tat, wenn er ihn mahnen oder strafen musste. Er war stets gerecht. Im Falle des Falles wären die kleinen bei ihm gut aufgehoben. Er kann allerdings erst auf sie achten, wenn sie größer sind. Er hat leider einige ungesunde Neigungen, die er bei aller Selbstbeherrschung nicht zu verdrängen imstande ist. Jene, die ihn zwangen, sogar das eigene Fleisch und Blut fortzugeben. Ich dachte an zweiter Stelle an Bellamy, doch ich glaube, mit zwei kleinen Schreihälsen in der Obhut wird er nicht glücklich. Tekuro kann ich dahingehend nicht einschätzen. Wann ist es so weit bei seiner Frau? Ich würde gern sehen, wie er sein Kind behandelt, auch aus Neugier. Ansonsten wäre natürlich Conni vielleicht eine gute Wahl. Doch auch ihn müsste ich näher kennenlernen. Oder« - Ciels Augen leuchteten plötzlich - »Julien! Mit so vielen Brüdern und Schwestern wird er ein Kind zu erziehen wissen. Sicher hat er auch bereits Unmengen von Söhnen und Töchtern.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Dann wähle von Anfang an zwei Patenonkel. Frage mein Kleiner, weiß Juliens Vater was mit Jaques geschehen ist? Meinst Du Julien betrachtet Deine beiden Kleinen und Dich neutral? Er hat Dir zwar den Tipp mit dem Streich gegeben, aber was sagte er selbst zur Bestrafung seiner Brüder? Dazu wird er sich ja geäußert haben. Julien hat bereits ein Kind, eine Tochter. Seine persönliche Familie setzt sich wie folgt zusammen - Julien Leal de Dusolier, Ehefrau Mirella de Dusolier geb. Giannischi, Ehemänner Gabin de Dusolier geb. Dourdant, Alphonse de Dusolier geb. Flochette, Theo de Dusolier geb. Nosprit und seine Tochter Jeanne de Dusolier. Tekuro wäre ebenso eine gute Wahl, ich denke er könnte mit einem Kind umgehen, aber kann Bellamy das? Wie ist es mit Davet? Denk an Bevis, mit dem geht er doch sehr gut um", warf Max ein.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schüttelte den Kopf. »Du hast recht. Nein, Carolos weiß von nichts und Julien wird mich nun nicht mehr sehen wollen. Wer könnte es ihm verübeln?« Der Gedanke tat ihm weh. Er schüttelte ihn gewaltsam ab. »Davet war einer der ersten, an die ich dachte. Aber wir sprachen von einem Patenonkel außerhalb der Familie. Was ist mit Conni, falls mir Tekuros Umgang mit seinem Sohn nicht gefällt?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Conni? Von meiner Seite aus kommt er in Betracht, Ciel die Grundfrage bei der Patenonkelfrage ist - würdest Du diesem Mann das Leben Deiner beiden Kinder anvertrauen? Ohne zu zögern, ohne Angst um sie zu haben? Würdest Du das? Beantwortest Du Dir das mit ja, dann ist er die richtige Person. Er ist ein Schatten, vielleicht lag Dein oder mein Leben schon einmal in seiner Hand und er beseitigte die Gefahr ohne das wir je davon erfahren haben. Ich würde sagen er passt, aber was zählt ist, was Du fühlst. Was fühlst Du?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wenn es nur nach dem Herzen geht, dann wäre Ferrau meine Wahl. Aber auch er gehört im weitesten Sinne zur Familie. Und eine weitere Herzensentscheidung wäre Bellamy. Aber ich fürchte, er kann Kinder nicht ausstehen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ich glaube das liegt an so einem kleinen bösen Buben, der ihn mit Würmer bewarf, da hat der Mann auch was mitgemacht. Aber pssst, sag es nicht weiter", grinste Max und knuffte Ciel. "Frag ihn doch sonst einfach, vielleicht irren wir uns und vielleicht ist ein Patenkind was anderes als ein eigenes Kind für ihn".


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Meinst du? Dabei habe ich ihn so geärgert, da ich ihn lustig fand als Kind. Vermutlich glaubte er, dass ich ihn hasste, dabei war es einfach nur witzig. Obendrein natürlich auch eine Mutprobe, jemanden wie ihn zu piesacken. Gut, ich werde ihn fragen, sobald er zurück ist«, antwortete Ciel schmunzelnd. »Aber zuerst frage ich Kazrar. Ich möchte wissen, ab welchem Alter er die Rolle als Patenonkel übernehmen könnte. Wer sind die Patenonkel meiner Geschwister? Und wer ist deiner?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Meinen Patenonkel habe ich enthauptet um Dein Leben zu retten, Parcival war mein Patenonkel", antwortete Max tonlos und zuckte die Schultern. "Welch ein Hohn oder? Mein Vater hat ihm mein Leben anvertraut und selbst starb er und Pom durch dessen Hand".


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah seinen Vater unendlich traurig an und nahm ihn in den Arm. Er drückte ihn und streichelte seinen Rücken. »Manchmal erscheinen die Wege von Ainuwar höhnisch oder gar grausam. Aber das ist nur unsere von Gefühlen gesteuerte Interpretation. Ainuwar selbst kennt solche Gefühle nicht. Am Ende fügt sich doch stets alles zum Guten, doch manchmal sind dafür Zwischenschritte nötig, die uns über glühende Kohlen führen und manch einer muss auf dem Weg zurückbleiben. So ist es immer. Wann haben je alle gemeinsam ein Ziel erreicht? Es gibt doch immer Gefechtsverluste, als seien diese Opfer, diese Blutopfer, notwendig.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max nahm Ciel fest in die Arme und drückte ihn an sich. "Absolut und so unrecht hatte Ainuwar nicht, denn in dem Moment wo ich Dich beschützte, tötete ich den Mörder meines Vaters und Bruders. Ohne es in dem Moment zu wissen. Ich habe Dich beschützt und sie gerächt, war der Schlag dann nicht gerecht? Und ich erschlug ihn sogar noch mit dem Reichsschwert, als hätte Ainuwar Parcival damit gesagt, Du hast Dich vielleicht vor allen verstecken können, aber ich habe es gesehen. Und so der Sturm zurück, den er als Wind sähte. Der Kreis hat sich geschlossen durch Dich Ciel. Vielleicht hat Ainuwar aber auch nichts damit zu tun, sondern es waren Alain und Pom, die dort ihre Hände über Dich hielten", antwortete Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das kann sein, dass Opa Alain und Onkel Pomi das waren ... wir wissen ja, dass die Toten bisweilen unter uns weilen, sei es durch Nekromantie oder Ainuwars Wille, dass sie noch spuken müssen. Der Kreis hat sich geschlossen, du sagst es selbst. Keinerlei Hohn ist darin zu finden, sondern Bestimmung. Sei ohne Sorge, Papa, und habe Vertrauen. Ainuwar ist mit uns, das war er stets.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das ist er ganz gewiss, denn er war auf unserer Seite als wir unsere Feinde zerschmetterten und das obwohl sie sich die Ordnung schimpften. Nun für Ordnung haben wir gesorgt, gemeinsam mit Ledwick für alle Almanen, aber allen voran für Souvagne und Ledwick. Du bist lieb, wir sollten Zuhause gemeinsam in den Tempel gehen und eine Opfergabe ablegen. Ebenso an Leons Grab, das verbinde ich immer, da ich dabei gerne an ihn denke".


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Eine gute Idee, Papa. Ich war noch nie an Leons Grab. Aber ich habe für Parcival eins in Auftrag gegeben. Von seinen Gebeinen ist leider nichts mehr übrig und ich ahne, wem wir es zu verdanken haben. Ich hoffe, Brandur geht respektvoll mit den Knochen um. Aber der Rest wurde in Würde zur ewigen Ruhe gebettet. Wir können beide Gräber besuchen an jenem Tage.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das machen wir Ciel, er hat Dir viel bedeutet oder? Mich schmerzt dass sich ein einst so guter Mann, derart korrumpieren ließ. Aber macht das seine Tat ungeschehen oder besser? Macht es sie verzeihlich? Nein, allerdings verständlich. Vielleicht sollte er uns Rede und Antwort stehen an dem Tag, was meinst Du?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du meinst, wir lassen ihn erneut beschwören? Vielleicht gemeinsam mit Leon? Was meinst du dazu?«, fragte Ciel freundlich. Dann nickte er. »Ja, er hat mir viel bedeutet. Und hätte ich raten müssen, hätte ich vermutet, dass er mein Patenonkel ist. Aber er war schon besetzt.« Er lächelte wehmütig und tiefe Trauer lag dabei in seinen Augen. »Wir haben so viel gemeinsam durchgemacht, ich habe ihm mein Leben anvertraut und er mir seins. Und oft genug haben wir uns gegenseitig gerettet. Ich kann es noch immer nicht glauben, was er alles getan hat, obgleich er es selbst sagte und ich dabei war, als er sich sträubte, Bellamy zu retten. Da hätte ich misstrauisch werden müssen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Manchmal will man nicht glauben was man sieht, dass ist oft das Fatale. Mit Leon gemeinsam ist eine sehr gute Idee. So würden sich die Informationen ergänzen und ich würde ihn gerne wiedersehen, zumal ich ihn letztens so abgewürgt habe. Er wird wissen warum, wir beide haben uns gestritten und im Grunde ging es gar nicht gegen Dich, es ging gegen meine Mutter. Ich hoffe das weißt Du und ich hoffe das weiß er. Auch wenn ich mit der Frau nichts persönlich teile, mich nichts mit ihr verbindet war sie meine Mutter. Es hat trotzdem einen sehr seltsamen Beigeschmack, dass ich sie richten musste. Und mir ist unverständlich, wie sie so handeln konnte. Allein schon diese Art zu denken schreckt mich ab, ich könnte Dich niemals töten, nicht einmal dann, wenn ich es müsste glaube ich. Aber ich würde Dich jederzeit beschützen, notfalls sogar mit meinem Leben. Ich hoffe das weißt Du ebenso. Weißt Du, sobald Verrills Kleines da ist und Deine beiden, werden wir Leon erneut beschwören und sie ihm zeigen. Das wäre mir wichtig. Er soll sie sehen. Das Parcival sich weigerte Bellamy beizustehen, ist doch schon widerlich genug. Wollte er keine Absolution? Es schien doch so und dann bleibt er dennoch bei seinem Verrat haften. Was hat er gedacht, dass meine Mutter ihn nach all den Jahrzehnten erhört, wenn er Bellamy sterben lässt? Wie verbohrt muss man sein? Oder wie blind vor Liebe? Kann man das überhaupt noch aufführen? Aber wir waren bei dem Thema Deine Patenonkel. Also halten wir fest, Kazrar und Conni, nun ich denke die beiden würden passen, Kaz mit dem Hinweis ab wann es möglich wäre. Und mit Julien musst Du Dich aussprechen. Das er nicht gutheißt, was seine Brüder getan haben ist klar, sonst hätte er es Dir nicht erzählt. Das sie bestraft wurden, wird ihm klar sein. Der Rest sollte nicht zwischen Euch stehen, denn er hat mit der Sache so nichts zu tun, es wurden zwei Schuldige bestraft und er rettete Gaston damit das Leben".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Kazrar und Bellamy", erinnerte Ciel. "Über Conni weiß ich einfach noch zu wenig, aber das werde ich ändern. Ich werde ihn fragen wegen der Ringe. Aber was Julien angeht mache ich mir keine Hoffnungen mehr", sprach Ciel traurig. "Dass Parcival wirklich so blind war, obgleich so ein kluger Mann, ist schwer zu begreifen. Doch auch ich war blind, als er Bellamy einfach seinem Schicksal überließ."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Dann Kazrar und Bellamy und Conni wirst Du kennenlernen. Noch hast Du ja etwas Zeit, aber soviel Zeit ist auch nicht mehr. Man plant und plant und schon ist es soweit, so kam es mir damals vor. Kleidung und die Wiegen wirst Du erst dann kaufen und ins Haus stellen, wenn die beiden wohlauf geboren sind. Nicht vorher in Ordnung? Alles andere bringt Unglück und wir wollen nichts provozieren. Während Du in Ledwicks weilst, wird sich Floris um Fran kümmern, damit sie in guten Händen ist. Tja auch wahr, Parcival hat vielleicht dort auch nur gesehen, was er sehen wollte Ciel. Und irgendwann wurde es vielleicht zum Selbstläufer, wer so lange gewartet hat, denkt sich das bisschen kann ich nun auch noch warten. Aber er hätte ewig warten müssen".


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir werden es erfahren, wenn wir ihn erneut sehen, so wie Leon. Ich verspreche dir, nichts wird gekauft, bevor die Kleinen nicht wohlbehalten in Frans Armen liegen. Ich finde es nur traurig, dass sie nicht stillen kann, das Kind mit dem eigenen Körper zu ernähren ist etwas Besonderes, es ist eine so liebevolle Geste des Teilens, denn die Mutter gibt einen Teil von sich selbst. Wobei, das tut sie auch, indem die Kleinen in ihrem Bauch heranwachsen. Ich werde mal nach Conni sehen. Lass dir dein Frühstück schmecken.« Ciel drückte seinen Papa. Er war froh, dass sie nach so häufigem Streit endlich einmal wieder friedlich miteinander gesprochen hatten. Mehr als nur friedlich, Ciel war glücklich. Er grinste seinen Papa breit an und band sich sein Piratentuch frisch, ehe er nach Costantino suchen ging. Die Zimmerbewohner verteilten sich im Gasthaus, einige frühstückten, andere gingen spazieren, manch einer schlummerte noch weiter. Nur Boldiszàr saß noch immer am Fenster und starrte hinaus.