Zungenknoten und Zungenlockerer
Bellamy Bourgeois
Vendelin hörte auf dem Gang draußen die Schritte von schweren Militärstiefeln. Es wurde leise vor seiner Zelle gesprochen, aber mehr als ein unverständliches Wispern, konnte er nicht verstehen. Er hörte wie die schwere Verriegelung zur Seite geschoben wurde und seine Zellentür öffnete sich. Allerdings wurde er nicht in die Freiheit oder auf den Richtplatz gebeten, sondern Bellamy betrat seine Zelle. Hinter dem Ex Palaisin fiel die schwere Tür wieder ins Schloss. Der Mann der Vendelin gegenüberstand sah anders aus, als er ihn in Erinnerung hatte. Er war schlanker, jedenfalls im Gesicht und eine ganze Spur blasser. Seine Augen schienen noch kräftiger als zuvor zu strahlen und sein schwarzes Haar zeichnete sich durch die Blässe noch deutlicher ab. Etwas in dem Blick von Bellamy war anders, etwas Raubsüchtiges hatte darin Platz gefunden. Offensichtlich und für jeden erkennbar, wenn man sich nur wagte ihm genau in die Augen zu schauen. Bell machte eine eindeutige Geste und setzte sich auf die schmale Pritsche die Vendelin als Bett diente. Er musterte den Mann von oben bis unten und schien auf etwas zu wittern, dass er nicht in ihm fand. Für Bellamy roch der Mann fade, so als würde Vendelins Blut die gewisse Note fehlen, jene Note die Wein besonders würzig machte oder ein Stück Fleisch etwas Leben einhauchte. Er roch fast blutleer, aber das war es nicht. Bellamy konnte nicht benennen, was Vendelin fehlte. Er selbst hatte von Vampirismus nicht genug Ahnung um zu wissen, dass er ein Loch in der Seele hatte und dadurch Energie verlor. Das gewisse Etwas, dass er am Blute seiner Opfer liebte war der Anteil Seele der darin mitschwang und der diesen Lebenssaft so unverkennbar köstlich machte. Nun ein Lotos verfügte angeblich nicht über eine Seele, so konnte sie auch nicht im Blut gerochen werden. Bellamy schien einen Moment darüber verwirrt zu sein, wie Vendelin roch, aber er verkniff es sich, noch genauer an dem Mann zu riechen. Dieser könnte es missdeuten und das jemand in einer Zelle nicht nach Rosenblüten duftete war eine unbestreitbare Logik. Bellamy leckte sich über die blutleeren Lippen und für einen Sekundenbruchteil sah Vendelin die rasiermesserscharfen Eckzähne von Bellamy die leicht gekrümmt waren und fast an die einer Viper erinnerten. Genau jene Lippen verzogen sich zu einem freundlichen Lächeln. "Du hast meine kleine Aufmerksamkeit erhalten wie ich sehe", sagte Bellamy und ließ seinen Nacken knacken, indem er den Kopf nach links und rechts schnellen ließ. Er lockerte nicht die Muskeln, sondern deutete damit an, dass Vendelin noch den Kopf auf den Schultern hatte. "Ich bin gekommen um Dir erneut zu lauschen, Du hast mir Informationen von meiner Mutter versprochen, die ich noch nicht hätte. Die sich lohnen würden. Nun hier bin ich und hier bist Du Ven", sagte Bell freundlich. Sein Blick allerdings war hart, es lag keine Freundlichkeit in seinem Blick, sondern ehr etwas Manisches, seine Mutter zu retten und sei das Informationsstückchen noch so winzig war eines seiner wichtigsten Anliegen geworden nach seiner Vampirwerdung.
Timothée Mauchelin
Vendelin lehnte sich an die Wand und schloss die Augen zur Hälfte, als würde er sich entspannen. Er atmete langsam durch die Nase aus und ließ die Schultern etwas sinken. Den Jagdtrieb des Vampirs zu wecken, würde ihm wenig passen. »Wer hat dir die Ehre erwiesen?«, fragte er. »Wenn ich raten müsste, würde ich auf Tekuro tippen. Wie du siehst, ist das Verhör zu meinen Gunsten ausgegangen, trotz des einen oder anderen Verlusts.« Vendelin betrachtete seine fehlenden Fingernägel und die zu dicken Würsten geschwollenen und fast schwarz angelaufenen Daumen. Trotz seiner hervorragenden Selbstbeherrschung zitterten seine Hände kaum merklich. »Ich stehe zu meinem Wort, du sollst ein weiteres Geheimnis deiner Familie erfahren. Unserer Familie, Bellamy. Wie schon angedeutet hatte Mariette nicht nur zwei Kinder. Sie hatte drei. 160 nach der Asche kamst du zur Welt, ihr großer Junge. Doch bevor Boldiszàr geboren wurde, bekamst du bereits einmal einen kleinen Bruder. Nicht von Berzan, er hatte einen anderen Vater, doch ihr habt die selbe Mutter. Der Vater hingegen war der selbe wie meiner, es war natürlich Wenzel von Wigberg, den Mariette als Pascal liebte. Wir beide, du und ich, haben also einen gemeinsamen Halbbruder, den Wenzel unmittelbar nach der Geburt in Sicherheit brachte, wie er es nannte. Kurzum: Er lebte nur wenige Tage bei euch. Vanja von Wigberg. Er ist heute 42 Jahre alt.«
Bellamy Bourgeois
Bellamy schmunzelte kaum merklich, als Vendelin Tekuro erwähnte. "Wie kommst Du auf Tekuro Chud? Mich hätte auch ein anderer Vampir gebissen haben können? Nun die Sachnähe lässt auf ihn schließen und so war es auch, aber ich möchte von Dir hören, weshalb Du Tekuro erwähnst. Ich habe ihn darum gebeten. Ich habe viel erreicht, wenn man schaut woher ich kam und wohin ich ging. Alles was ich erreichte, habe ich mir selbst aufgebaut und auch wieder eingerissen. Aber jemand ganz Bestimmtes hat mir mit einer einzigen Handlung eines gezeigt, es benötigt nur Sekunden und all das was man kannte und vielleicht sogar liebte ist vorbei. Ich hasse ihn, ich verachte ihn und ich bin ihm zeitgleich dankbar für diese äußerst wichtige Lehrstunde meines Lebens. Das werde ich ihm auch ins Gesicht sagen, während ich ihm den Stachel in seinen welken, weichen Arsch ramme und ihm dabei die Kehle zerfleische. Aber ich bin nicht undankbar. Wie sagte ein weiser Mann einst? Manchmal gewinnt man und manchmal lernt man. Dabei ist dieser weise Schnösel gar nicht so alt und hat Tekuro vollgemeckert wie eine Ziege im Melkeimer. Aber das ist eine andere Geschichte, wie Du sagen würdest. Vanja - ein schöner Name, ein guter Name. Wo lebt mein Halbbruder? Und wieso versteckte sie ihn, wie konnte Mutter ihn verheimlichen?", fragte Belly aufgebracht vor Neugier.
Timothée Mauchelin
»Er wurde nicht verheimlicht. Berzan sah ihn und wusste, er war in dem Falle nicht der Vater. Aschbraunes Haar und grüne Augen, eindeutig ein Spross des Dritten im Bund ihrer Ehe. Doch wollte Wenzel nicht, dass sein Sohn in dieser Familie aufwuchs, denn er ahnte, was ihren Mitgliedern blühte. Niemand wusste, wohin er Vanja gebracht hatte, doch er versicherte allen, er sei in guten Händen. Mariette weinte sich die Augen aus und auch Berzan hätte gern etwas mehr von dem Kleinen gehabt. Wo Vanja gelandet ist, habe ich durch Zufall erfahren, als ich etwas recherchierte. Er sitzt im Gremium der Priesterschaft von Zeit und Raum, er ist Ainuwarpriester geworden. Nur leider wurde der Tempel, dem er vorstand, vor kurzem geschlossen. Wo es ihn nun hinverschlagen hat, müsste ich in Erfahrung bringen, doch meine Prioritäten lagen anders.« Vendelin hob den Blick und betrachtete das von Neugier im ursprünglichsten Wortsinne gierig wirkendes Gesicht. »Räumliche und emotionale Nähe. Ich weiß so manches über Tekuro, genau so wie über dich und Boldiszàr und den einen oder anderen darüber hinaus. Vieles davon dank meines lieben Sohnes. Ihr steht euch freundschaftlich nah, fast brüderlich und Archibald weilt fern. An Vampiren aus dem Bekanntenkreis kommt daher nur er in Frage. Eine einfach zu treffende Schlussfolgerung.«
Bellamy Bourgeois
"Das mag sein, aber wir sind keine Brüder im üblichen Sinne. Ein Priester des Ainuwar? Uns scheint es alle zu Institutionen zu ziehen, zur Orden und Uniformen. Wieso dass? Hast Du dafür auch eine Erklärung? Wie Vanja heute wohl aussieht? Ob er von uns weiß? Und falls ja, was er wohl von uns denkt? Ich muss ihn finden, hast Du irgendeine Spur? Ainuwar wird in Souvagne stark angebetet, sogar der Duc und seine Familie verehren ihn tief. Vanja kann nicht verschwunden sein, es sei denn... Du hast Deinen Auftrag bis zum Schluss ausgeführt und diesen halben Agentensohn getötet!", zischte Bellamy alarmiert.
Timothée Mauchelin
»Vanja lebt«, sprach Vendelin ernst. Und er ist sicher einer der wichtigsten Gründe, warum du und Boldiszàr überleben solltet. Ihr seid seine Halbbrüder, verbunden über die Mutter. Ja, er weiß von euch, so wie ich es wusste. Unter dem Namen Vanja von Wigberg konnte er freilich so wenig arbeiten wie ich unter meinem. Wenn du ihn suchst, so frage nach Pater Syrell, mit vollem Namen Syrell Macault. Er stand dem Tempel in Mancini vor, der auf einen Befehl von Prince Ciel hin kürzlich geschlossen wurde. Warum es die Wigbergs in Institutionen zieht, ist leicht zu erklären. Wissen und Einfluss sind gut für die Familie, auch verdient man gut und die Arbeitsplätze sind ungefährlich und sicher. Die Boviers aber suchen eher den Dienst am Schwert, ausnahmslos. Vanja kam also ganz nach seinem Vater, genau wie du und ich.« Vendelin schmunzelte, doch in seiner momentanen Verfassung wirkte es nur wie ein grimassierendes Zucken seiner Mundwinkel. Zum Lächeln war ihm keineswegs zumute. »Keine Brüder im üblichen Sinne, Wahlbrüder wie Tekuro und Boldiszàr? Blutsbrüder, verbunden über das Blut ihrer Opfer?«
Bellamy Bourgeois
"Warme Brüder Vendelin, er ist mein Mann. Uns verbindet soviel, selbst wenn ich wollte könnte ich Dir nicht alles benennen, es gibt dafür keine Worte. Und es muss sie auch nicht geben. Ich empfand schon lang etwas für ihn, nur was... das war die große Frage. Manchmal ist man sich so nah - zu nah, um noch scharf sehen zu können und ich übersah genau wie er die Tatsache, dass wir zusammengehören. Nun gehören wir zusammen, in einem Moment seiner Schwäche fand ich die Stärke es ihm zu gestehen. Vielleicht eine meiner schwierigsten Schlachten, Selbstüberwindung. Aber wie ich auch Tekuro sagte, ist Schwäche zugeben können eine Stärke. Ich fand sie nur bei ihm, also ist er der Richtige. Und dass er es ist, hat er mir so oft bewiesen, das eine Frage danach schon an Lächerlichkeit grenzt. Ich stelle mir keine Fragen mehr, ich finde einfach Antworten und genieße sie mit ihm gemeinsam. Er gehört zu meiner Familie. So wie Silvano zu Boldi gehört, gehört er zu mir. Aber zurück zu uns Ven. Wie stehen wir zueinander? Du sagst Vanja ist unser Halbbruder, meine Mutter und Dein Vater. Dein Vater zeugte Dich mit wem? Zu wem gehörst Du ganz? Zu den Wigbergs? Wer war Deine Mutter, dass möchte ich wissen. Über Vanja sind wir verbunden, aber nicht blutsverwandt oder doch? Wo öffnet und wo schließt sich der Kreis? Ich weiß das die Wigbergs einer Sippe angehören, welches Blut fließt noch in Deinen Adern Ven? Und welchen somit in Vanjas? Ich möchte ihn sprechen und ich möchte ihn kennenlernen. Und ich wünsche mir, dass er uns ein klein wenig mag. Dein Vater tat gut daran ihn zu beschützen, auch wenn er für uns keine Gnade kannte. Er war also nicht durch und durch ein Arschloch. Nun das ist wohl keiner, nicht mal ich", lachte Belly leise.
Timothée Mauchelin
»Dann meinen Glückwunsch. Mein Sohn wird die Nachricht vermutlich mit ... gemischten Gefühlen aufnehmen.« Vendelin musste über seinen Witz schmunzeln, dann legte er den Kopf ein wenig schräg. »Wenzel kannte keine Gnade für euch? Hätte er sie tatsächlich nicht gekannt, wärt ihr dann noch am Leben, du und Boldiszàr? Wenzel war nicht herzlos. Er hatte mehr Herz, als gut für ihn war, doch diesen Fehler habe ich nicht von ihm geerbt. Der Name meiner Mutter war Annunciata Macault. Von ihr erhielt ich den Namen Velasco Macault. Und sie war wenig einverstanden damit, dass Wenzel seine Arbeit auf die Weise machte, wie er es eben tat. Sprich, sie war eifersüchtig auf Mariette und mehr noch auf Berzan. Sie warf Wenzel vor, dass er nicht trennen könne zwischen Privatleben und Arbeit und damit hatte sie recht. Sie drohte damit, die Identität meines Vaters offenzulegen. Sie machte ihm das Leben zu Hölle. Er war keineswegs wehrlos, aber er stand durch die Erpressung unter großem inneren Druck. Ich nahm ihm die Entscheidung und die Aufgabe ab, die daraus folgte. Im Jahr 167, mit elf Jahren, beging ich meinen ersten Mord. Und darum war der Zungenknoten so wichtig für mich. Mein Vater hat nie offiziell die souvagnische Staatsbürgerschaft erhalten. Je nachdem, wie man die Sachlage interpretiert, hat somit ein Naridier eine Souvagnerin getötet.«
Bellamy Bourgeois
"Das heißt, wenn Du nicht unter der Schwäche Deines Vaters leidest, dass Du keine Gnade für uns kennst Vendelin. Sollte ich dann welche für Dich kennen? Oh jener Teil Deines Sohnes der Tekuro liebt, muss sich nicht sorgen. Er ist bei uns willkommen und von meiner Seite aus sogar herzlich. Er gehört schließlich zur Familie, schon bevor er Tekuro liebte. Warum sollte ich da nicht mit ihm teilen? Oder warum sollte ich ihm böse sein, dass er vor mir die Augen geöffnet hatte? Nun ich würde sagen, diese Naridier wären sehr schnell, sehr tot, würde die Krone davon erfahren Vendelin. Dein Hals ist nur noch eine dürre Schnur und der Deines Sohnes. Wobei er ja nicht Dein Sohn ist, nicht wahr? Ich bin mir da sicher, dass ich dafür irgendwie Beweise finden werde", sagte Bellamy und stand auf.
Timothée Mauchelin
»Du missverstehst mich«, antwortete Vendelin ruhig, während Bellamy schon stand. »Ich erfüllte ihm seinen Wunsch, indem ich über euer Leben und eure Sicherheit wachte, da wir über Vanja miteinander verwandt sind. Nicht blutsverwandt, nein. Warum glaubst du, dass Moritz nicht mein Sohn ist? Selbst wenn Patrice in eurer Beziehung willkommen ist - was macht dich glauben, dass du es wärst?«
Bellamy Bourgeois
Bellamy rollte mit den Augen. "Man Du bist für einen Spion aber echt schwer von begriff, soll ich es Dir vortanzen? Ven... wenn mich je wer fragt, habe ich geschönte Beweise, dass Dein Sohn nicht Dein Sohn ist, damit er überlebt! Kapiert?", fragte Bellamy extra langsam. "Das Du über uns gewacht hast, freut mich, wenn es so gewesen ist. Das ich über meinen Mit-Mann wache, ist ein unumstößlicher Fakt. Und wenn er dafür keinen Vater haben darf, dann ist das so, klar?", hakte Belly nach.
Timothée Mauchelin
»Du meinst, es ist eine gute Idee, ihm erst den Mann zu nehmen, um den er so viele Jahre so hart kämpfte und dann auch noch den Vater?« Noch immer blieb Vendelin ruhig, lustig fand er die Situation allerdings keineswegs. Er musste sich in seinem angekratzten Zustand sehr zusammenreißen. »Warum dieser Sinneswandel? Für eine Frau, deren Gesicht du nie gesehen hast?«
Bellamy Bourgeois
"Ich nehme ihm nicht den Vater, ich tue es nur, wenn Du versagst, Du hingerichtet wirst. Falls Du die Wahrheit gesprochen hast und der Krone dienst und nicht der Verräterin hast Du nichts zu befürchten. Falls doch, willst Du Deinen Sohn mit in den Tod reißen? Hast Du ihn nicht viel zu lange, viel zu fest in Deinen Klauen gehabt und so schon in genug Teile zerfetzt? Lass Du den Rest von Moritz leben, lass ihm dass bisschen Glück. Und gönne ihm doch seine Rettung, oder willst Du ihn mit Dir untergehen sehen? Ich biete Dir an ihn zu retten. Nicht sein Leben in eine Lüge zu verwandeln, sondern für ihn zu lügen! Sinneswandel? Ich habe nie anders über meine Mutter gedacht. Ihr Gesicht? Nein, früher hätte ich niemals ihr Gesicht erkannt bis zu jener Erinnerung, wo ich es sehen durfte. Aber eines hätte ich immer wieder erkannt - ihre Stimme. Es war die Stimme der Frau die in meinen Träumen zu mir sprach, die von Dingen sprach die es in meiner Welt nicht gab. Jedenfalls nicht, wenn ich wach war Vendelin. Für diese Frau hätte ich alles getan und ich tue es heute noch. Gut möglich, dass Du das nicht verstehst, dass musst Du allerdings auch nicht. Es ist ein Gefühl dessen Tiefe so weit hinabreicht, dass ich nicht weiß wo es endet. Ich vermute in den Grundfesten meiner Seele. In dem Urzustand meines puren Seins, wo es weder Scham noch Grenzen gab, sondern nur sie und mich und das war alles was zählte. Sie war mein Kosmos in diesem winzigen Moment, wo ich auf ihrem Bauch lag und mit ihr kuschelte. Verständnis musst weder Du noch sonst wer dafür aufbringen, es war meine Mutter Vendelin. Und ich bin ihr Sohn. Söhne schützen ihre Mütter, ich habe versagt. Das was ich wiedergut machen kann, das was ich retten kann, das rette ich. Und dazu gehört auch mein Halbbruder, denn er ist einer von uns und somit ein Stück von ihr. Mach daraus was Du willst Ven, ich machs ja auch. Pass auf Dich auf... es tut sonst keiner", sagte Bellamy und donnerte gegen die Tür. Einen winzigen Augenblick später war der Ex Palaisin verschwunden. Sein neues Ziel hatte einen wohlklingenden Namen - Vanja.
Timothée Mauchelin
Vendelin hatte Bellamy offenbar tatsächlich falsch verstanden. Er war davon ausgegangen, dass der ehemalige Palaisin wütend auf ihn war aufgrund des Mordes an seiner Mutter und ihn daher ans Messer liefern wollte. Das Gegenteil war der Fall. Bellamy versprach, seinen Sohn zu schützen, auch wenn er selbst es nicht mehr konnte. Bellamy war zu schnell fort, als dass Vendelin noch etwas sagen konnte. Die Tür fiel hart ins Schloss und die Sicherheitsriegel klackten. Einen Moment hörte er noch sich entfernende Schritte, dann war er wieder allein. Er sah seine zerstörten Daumen an. Ob er sie je wieder benutzen konnte, war fraglich. Trotz allem hatte er sich gut geschlagen beim Verhör. Erschöpft ließ er die Hände in den Schoß sinken und fragte sich, welche Körperteile sie als Nächstes malträtieren würden. Vendelin schloss die Augen und ließ sich in den Abgrund seiner Gedanken fallen, wo ganz unten noch ein wenig Sonne in seinen Erinnerungen schien.