Vendetta - Blutrache 193 n.d.A.

  • Vendetta - Blutrache 193 n.d.A.



    "Falls Du denkst, ich hätte die Sache mit Davet so auf sich beruhen lassen, oh nein...
    Was ich Dir jetzt hier draußen erzähle, werde ich niemals wiederholen und Du hast es nie gehört.


    Als ich meine Lady die Choucas bekam, liefen wir erneut Farasani an. Ich hatte eine Rechnung mit den Landkrokos offen. Die Choucas hielt in reichlich Abstand zu der Insel und wir setzen über. Wichtigste Maxime für die maritime Kriegsführung wie für jede andere auch - kenne Deinen Feind!


    Also habe ich mich über die Flachschädel informiert, überall... sogar bei den Rakshanern. Seit dem spreche ich ihre Sprache. Was die meisten gegen diese Leute haben ist mir persönlich unerklärlich, denn sie traten mir absolut selbstlos und hilfsbereit gegenüber.


    Wie gesagt, wir setzten über, die Choucas weit draußen auf dem Meer, die Segel gerafft und klatschnass durchtränkt in der Takelage hängend wie eine Hafendirne. Die Landkrokos besitzen die Macht des Feuers. Wir setzten erstmals Fuß auf die Insel, tagsüber, denn damals kamen sie Nachts.


    Ich ließ die Kreaturen bluten, Vendetta - Blutrache.
    Das hatte ich ihnen geschworen und das lieferte ich.
    Einer von uns, tausend von Euch.
    Kein geringerer Preis war mir mein Mann wert.


    Und so füllten sich die Fässer im Bauch der Choucas mit feuerfesten Häuten, getrocknetem Krokofleisch, mit feuerfesten Eierschalen und wir aßen so oft Omelette, dass ich heute noch bei dem Gedanken an Crepes satt bin.


    Ich bin ein geflissentlicher Kapitän, also bauten wir auf der Insel einen Stützpunkt, einen Brückenkopf um die Feinde effektiver vernichten zu können.


    Und ich führte Strichliste...
    1793... letzter Eintrag von Kapitän Silvano Giovanni de Mancini...


    Da sag doch einer mal etwas über meine strategischen Fähigkeiten.
    Ab dieser Anzahl von Häuten, schlug die Taktik unserer Feinde um.


    Das mit den Geräuschen stimmt. Wenn in der Natur plötzlich alles schweigt, sei versichert Du bist nicht mehr alleine. Etwas, ein Feind ist in unmittelbarer Nähe und buchstäblich hält die ganze Natur den Atem an, wenn ein Duell zwischen zwei Raubtieren bevorsteht.


    Nachdem sie den Ersten von uns geholt hatten, waren wir froh über jeden Mucks den die Tiere von sich gaben, egal ob in der Nähe oder fernab von unserem Standort. Laute gab es immer seltener, denn manchmal merkten nicht einmal die Kreaturen auf der Insel, dass jemand bereits im Dickicht, den Bäumen, oder dem Gebüsch lauerte.


    Ganz schlimm war es Nachts, ab 1793 zu 1 herrschte Totenstille.
    Ideal für die dort heimischen Landkrokos. Wenn sie angriffen, sah man es nicht kommen.


    Die Krokos wurden von Tag zu Tag weniger...
    Meine Männer schwanden von Nacht zu Nacht...


    Die Feinde zeigten sich nie lange oder direkt, erst als sie zu übermutig wurden. Dann kam es zur Schlacht von Angesicht zu Angesicht. Wir gegen sie.
    Wir hatten immer noch einen Vorsprung, es stand 1793 zu 49.
    Neunundvierzig mal tausend Köpfe als Blutrache... eine einfache Rechnung nicht wahr?


    Die Schlacht tobte am Strand, ich kann Dir nicht sagen wie viele es gewesen sind, aber es fielen so viele, dass ich hoffte diese Brut im Laufe des kommenden Monats ausgelöscht zu haben. Sie lauerten uns auf, schlichen sich Nachts an unseren Stützpunkt und schlitzten die Schlafenden auf...


    Das dachten sie jedenfalls.


    Wir hatten das Lager aufgegeben und als Falle präpariert. Als ihnen bewusst wurde, was sie dort gefunden hatten, als ihre winzigen Gehirne begriffen, was geschehen war, gingen sie in zig Breitseiten der Choucas unter. Sie kamen Nachts, meine Lady war völlig abgedunkelt, kein Licht, kein Wort, die Geschütze auf unser altes aufgegebenes Lager ausgerichtet, wartend, feuerbereit... und wir feuerten was die Skorpione hergaben. Der Strand färbte sich blutrot...


    Nun stand es 2903 zu 49.


    Legitim sein eigene Koordinaten erneut abzufahren, also haben wir erneut einen Brückenkopf gebildet und uns einen Stützpunkt errichtet, während sich meine Lady aufs Meer zurückzog.


    Es waren Tausende von Krokos gegen 93 meiner Leute.


    Eines Abends sah ich ihn, schwarzgeschuppt, diese Kreatur würde ich niemals vergessen, der Mörder meines Mannes. Ich führte persönlich die Jagd auf ihn. Wir stellten ihn und seine Gruppe, sie kämpften verbissen, aber wir kämpften wesentlich verbissener.


    Ich schlug ihm den Haken seitlich in den Hals und riss ihm die gesamte Kehle heraus. Verblutend lag die Kreatur vor mir. Mit jedem Atemzug traten blutige Blasen aus seiner Wunde, verzweifelt versuchte er die Blutung zu stillen, in dem er seine Hand-Karikaturen darauf presste.


    Mein Tritt beförderte ihn in Rückenlage und ich häutete die Kreatur bei lebendigem Leib. Ich war wie von Sinnen durch den Hass auf diese Kreatur. Zog ihm "das Fell über die Ohren", als Antwort darauf, dass er meinen Mann ausgeweidete hatte.


    Als ich ihm ins Gesicht grinste, ihm die Grüße meines Mannes ausrichtete und mir seine Krokohaut zusammengerollt unter den Arm klemmte, bäumte sich die Kreatur noch einmal auf und schlug mit letzter Kraft zu. Sie raubte mir das halbe Gesicht...


    Seine Krallen zerschnitten mein Gesicht, schabten über meinen Knochen und rissen mir mein Augapfel aus. Reflexartig zuckte ich noch zur Seite und brach in die Knie vor Schmerz. Erneut wurde die Welt schwarz um mich herum. Mit zittriger Hand zückte ich den Haken und rammte ihn dem Untier erneut in den zerstörten Hals.


    So fanden mich meine Leute, blutüberströmt in der tödlichen Umarmung mit meinem gehäuteten Feind.
    Sie hielten mich zuerst für tot, aber ich bin aus hartem Holz geschnitzt.


    Allerdings bekam ich Wundbrand und musste so ein zweites Mal um mein Leben kämpfen.
    Das war die tapferste Tat die ich je vollbracht habe...
    Ich kämpfte um mein Leben, als ich am liebsten sterben wollte.


    Nur weil die restlichen Überlebenden meiner Mannschaft letztlich solange durchhielten wie keine Expedition zuvor, konnte sie die Verwundeten einschließlich mich von der Insel schaffen. Ohne meinen Bordheiler und meine Mannschaft, besonders der Offiziere würde ich heute kaum mehr leben", berichtete Silvano ohne Boldi dabei anzuschauen.