Aus dem Wald in den Großstadt-Dschungel

  • Dave hörte sich Urakos verbales Auskotzen mit steinerner Miene an. Gleichermaßen wie sich von Urako das Gesicht veränderte, veränderte es sich ebenfalls von Dave. Seine Geduld war am Ende. Er gab dem Tiefling noch seine jedem gewährten fünf Anstandsminuten, die Urako scheinbar dazu nutzte sein gemeinsames Quartier von Gasmi und ihm in Trümmern zu legen.


    "Welche Richtung?", fragte Dave Varmikan.
    "Richtung Heilstube. Lass ihn in Ruhe Schatz. Bitte komm, reg Dich ab Dave. Urako ist gerade nicht er selbst", antwortete der Frostalb.
    "Ich auch nicht. Alles klar, passt. Bis gleich", grinste Dave und stampfte Urako hinterher.


    Der Naridier betrat die Heilstube indem er die Tür dermaßen auf knallte, dass sie gegen die dahinterliegende Wand schepperte.


    "Jetzt zu Dir, Du aufgeblasener Proleten-Arsch!
    Für wen hältst Du Dich?
    Du hast ja nicht mal Geld, geschweige denn magische Fähigkeiten.
    Wer wärst Du denn ohne unsere Gnade? Du wärst ein verbranntes Stück Fleisch.


    Du bist nicht nur auf voller Linie ein Witz, Du bist auch noch ein undankbares Miststück.
    Ich sollte Dir Jozos Adresse raussuchen. Ihr beide könntet Euch die Hand geben. Du bist genauso ein arrogantes Dreckstück wie der Gelbe, nur eben... PINK.


    Ich hab in Dir gelesen, der Schrott ging auf drei Seiten, müsste ich über Dein Leben ein Buch schreiben. Titel - der Waschlappen mit den Fußlappen!


    Scheinbar zu allem bereit, aber zu nichts zu gebrauchen.
    Nicht mal als Henker!
    Versuchs doch mal als Putzfrau, aber das übersteigt vermutlich auch Deine Horizont.


    Den Abriss hast Du nicht bekommen weil Du Dich verteidigt hast, Du Superhirn! Sondern weil Du meinen Mann beleidigt hast, Du Spinner! Scheiß drauf, was Du von mir hältst, ich kann Dich auch nicht ausstehen, Du Fatzke, aber bei Varmikan wirst Du Dich entschuldigen! Ranz noch einmal meinen Mann dermaßen an, dann klatsche ich Dich persönlich gegen die Wand, dass wir uns verstanden haben! Du tickst doch nicht mehr ganz sauber!


    Was der an Dir findet, ist mir eh schleierhaft.


    Du kannst es Dir aussuchen, paar von mir auf die Fresse und wir klären dass hier und sofort.
    Oder ich nehme Deine Kündigung an.


    Du weißt was das heißt Urako. Ich habe es Dir bei Deiner Einstellung gesagt.
    Ich bin trotz allem kein Unmensch. In dem Fall gebe ich Dir 12 Stunden Vorsprung.


    12 Stunden bevor wir Dich jagen und töten.
    12 Stunden Zeit, dass sind Deine zehn Wurstfinger plus zwei. Verstehst Du ja?


    Die würde ich ausgiebig nutzen, denn ab dato wirst Du nie wieder schlafen.
    Schläfst Du, finde ich Dich. Und finde ich Dich, wirst Du elendig verrecken.
    Ich schwöre es Dir. Wähle",
    forderte Dave wütend.

  • Pavo starrte Urako an. Der Tiefling war mit sich und der Welt fertig. Er schwitzte und schnaufte hemmungslos.


    Der alte Golbin ging gerade auf den Tiefling zu, um ihn zu fragen, was denn los sei.


    In dem Moment kam Dave wie ein Irrer in die Heilstube gestürmt. Die Tür riss er dabei fast aus den Angeln und keifte gleich dermaßen los, wie ihn Pavo noch nie gehört hatte.


    Der alte Goblin stellte sich zwischen Urako und Dave. Dabei hoffte er inständig, dass Dave nicht angreifen würde. Zwar war der Magier kein Krieger, aber er hatte ihn schon besoffen in Kneipenschlägereien gesehen und zulangen konnte der Naridier.


    "Du schlägst in meiner Heilstube niemanden Dave! Das hier ist mein Haus. Ihr alle wohnt in meinem Haus. Und dementsprechend benimmst Du Dich jetzt und Urako auch. Ihr beide erzählt jetzt was los ist und was der liebe Varmikan wieder mal damit zu tun hat.


    Und dann klärt Ihr beiden dass hier vernünftig.


    Weder wird Urako kündigen, dass erlaube ich nicht. Noch wirst Du ihn töten, oder zusammenschlagen. Sonst geht nicht Urako, sondern Ihr beide geht gemeinsam.


    Ich wähle nicht zwischen einen von Euch beiden.
    Ihr seid beides meine Jungs, ich habe Euch beide gerettet. Sicher nicht dafür, dass Ihr Euch gegenseitig umbringt!


    Also mäßige Deinen Ton hier und beruhige Dich Dave.
    Urako war zuerst hier, er hat zuerst das Wort. Dann erzählst Du Deine Sicht Dave.


    Urako, bitte", sagte Pavo freundlich.

  • Dave schoss mit gleicher Heftigkeit zurück und setzte auch noch einen obendrauf. Während Urako ihn nur beschimpft hatte, drohte nun auch er damit, ihn umzubringen. Scheinbar wollte jeder hier ihn totsehen. Und Gasmi war auch nicht hinter ihm hergelaufen, um wenigstens zu versuchen, ihn wieder zu beruhigen. Urakos unsagbare Wut wurde von abgrundtiefschwarzer Verzweiflung durchwebt. Er hörte sich Daves Ansage bis zu Ende an.


    "Dann tu es doch", sagte er anschließend und blickte Dave fest ins Gesicht. "Bring mich um. Jetzt und hier." Der Tod war für ihn frei von jeglichem Schrecken. Mit diesem Leben war er schon vor Jahrzehnten durchgewesen.


    Pavo versuchte, die Ruhe zu wahren und zu schlichten. Er bot an, dass sie beide ihr Problem vortrugen. Aber was würde das nützen? Niemand verstand Urako. Es war, als würde er in einer anderen Sprache reden und es war völlig egal, was er sagte. Egal, wie sehr er sich erklärte, niemand schien zu kapieren und umgekehrt raffte er auch nicht die Logik, mit der man gegen seine unumstößlichen Argumente feuerte. Dabei hatte er für jedes seiner Argumente handfeste Beweise! Er hatte manchmal den Eindruck, er käme von einem völlig anderen Planeten.


    Urako war am Ende. Er hatte sich oben in der Stube aufs Äußerste verausgabt und mit der Erschöpfung kam auch die Verzweiflung. Er versuchte, seine Wut zu erhalten. Aber er konnte nicht mehr. Die Rage, die ihm Bärenkräfte verlieh, hatte ihren Preis. Er ging zu Pavo, ohne ein Wort zu sagen. Er sah aus wie ein bleiches Gespenst. Mit beiden Armen umarmte er den kleinen Mann und vergrub sein Gesicht an seinem Hals. Er wollte Dave nicht mehr sehen. Er wollte niemanden mehr sehen, diese ganze beschissene Welt da draußen vor der Tür der Heilstube nicht und am allerwenigsten sich selbst.

  • Dave atmete durch und musterte Urako.


    "Dachte ich mir. Dich töten? Wieso sollte ich? Du hast ja weise gewählt, den Rockzipfel von Pavo. Aber glaube nicht, dass ich mir von Dir meine Beziehung ruinieren lasse.


    Varmi lasse ich mir nicht wegnehmen, weder von Dir noch von Pavo. Oder sonst irgendeinem Schlaumeier", knurrte Dave und verschwand auf gleichem Weg wie er gekommen war. Nur diesmal knallte er die Tür hinter sich zu.

  • Als Urako Pavo leichenblass und verzweifelt umarmte, drückte Pavo den Tiefling fest an sich. Was in Dave gefahren war, wusste der alte Goblin nicht.


    Aber scheinbar war er der Auffassung, dass er Varmikan und seine Beziehung gegen den Rest der Welt verteidigen musste. Allen voran gegen Urako und gegen ihn.


    Was Urako gesagt haben konnte, dass Dave so ausrastete, entzog sich ebenfalls Pavos Kenntnis. Er streichelte dem Tiefling beruhigend über den Rücken.


    "Urako, rede nicht so einen Unfug, dass Du sterben willst. Ich weiß nicht warum Ihr beiden Euch in die Haare bekommen habt. Du und Dave Ihr seid Euch in manchen Dingen sehr ähnlich, auch wenn Ihr beiden dass mit Händen und Füßen abstreiten wollt. Ihr beide bedeutet Euch selbst nichts und Ihr beiden scheint dem Leben keinen Wert beizumessen.


    Wie hätte Euer Kampf aussehen sollen? Du spuckst auf Dein Leben. Er auch. Wollt Ihr Euch gegenseitig umbringen?


    Du hast doch mit Gasmi endlich jemanden gefunden der Dich von Herzen liebt. Und wie ich Dir schon einmal sagte, habe ich Dich gerettet, damit Du glücklich wirst. Ebenso verhält es sich mit Dave. Trotz Eurer Unterschiede habt Ihr große Gemeinsamkeiten und ich mag Euch beide sehr. Ihr solltet Euch ergänzen und gegenseitig helfen, anstatt Euch an die Gurgel zu gehen.


    Gut hier ist Dir Dave gerade wie ein Verrückter an die Gurgel gegangen. Aber Du musst keine Angst vor ihm haben. Ich weiß, dass er nicht gerade zimperlich ist, wenn er rot sieht. Aber das hier ist immer noch mein Haus und hier hat er sich zu benehmen. Auch Dir gegenüber und auch dann, wenn Ihr Streit habt. Das gilt aber auch für Dich, ja?


    Ich verstehe, dass Du bei mir Schutz gesucht hast und ich bin immer für Dich da Urako. Aber Du musst mir sagen, was geschehen ist, damit ich Dir helfen kann. So kann ich Dir nicht helfen, ich kann Dich nur trösten. Was war los?", fragte Pavo liebevoll.


    Der alte Goblin löste sich kurz von Urako, schloss zur Sicherheit ab und kramte seine Keksdose aus dem Schrank.


    "Hier komm. Setz Dich hin und iss erst mal einen Keks. Meist hilft dass schon ein bisschen um die Nerven zu beruhigen. Ein Bier holen wir uns jetzt besser nicht, dafür müssten wir in die Küche laufen und dabei könnten wir den anderen über den Weg latschen. Aber einen Tee kann ich uns aufsetzen", sagte Pavo und drückte Urako auf einen Stuhl herunter, damit sich dieser hinsetzte.


    Kurze Zeit später hatte Urako eine dampfende Teetasse und einen großen Keks in der Hand.


    "Nun erzähl auch", bat der Goblin aufmunternd.

  • Morasa


    seine Hand wanderte ganz langsam zu seiner Schärpe wo er seinen Dolch versteckt trug. Der Tiefling spielte auf einmal total verrückt, nachdem Dave von ihnen verlangte Frieden zu halten. Morasa wusste nicht, was der Verrückte als nächstes machen würde. Mo konnte Urako nicht mehr einschätzen. Er wollte einsatzbereit sein, wenn ihn der Tiefling angreifen sollte. Der Tiefling brüllte und schrie wie von Sinnen. Er tobte vor sich hin und beleidigte die ganze Gilde und besonders Dave. Der Magier sagte nichts, aber sein Gesicht wurde genauso finster wie das von dem Tiefling. Urako spuckte sogar vor Dave aus.
    Natürlich beschuldigte ihn dann der Tiefling, dass Mo ihn umbringen wollte. Dabei hatte der Tiefling ihn zuerst gedroht. Die Gilde beschuldigte er ihn nicht beizustehen, wenn Mo ihn töten würde. Mo verzichtete auf jeden Kommentar. Das Dave ihn verteidigt hatte, würde er sich merken.
    Der Tiefling beendete seinen Koller, indem er kündigte und wegrannte. Morasa hörte ihn etwas zu Kleinholz verarbeiten. Wieder rannte der Tiefling weg. Dave fragte seinen Mann wohin er rannte. Mo konnte das Geräusch genauso verfolgen wie Varmikan, aber er wusste nicht welche Zimmer dort im Haus lagen. Varmikan sagte die Heilstube. Dave verfolgte wütend den Tiefling.
    Morasa brauchte keine Albenohren um zu verstehen, was Dave schrie. Dave wollte den Tiefling eine aufs Maul hauen.


    `Verdient hat er es. Hau ihm eine rein´.
    Der Waldalb täuschte ein Räuspern vor und versteckte sein Lächeln hinter seiner Hand.


    Die Antwort war ein Schlag um die Ohren. Eine andere Stimme mischte sich ein. Sie sprach leise, aber Morasa verstand was der andere sagte. Varmikan würde es auch hören. Der Tiefling schien zu kneifen, was die Schlägerei anging. Dave antwortete wütend auf die leise Stimme und knallte die Tür, dass es Mo in seinen Ohren schmerzte.


    "Jeelen lass uns zum Quartier gehen".
    Morasa wartete neben dem Goblin ab.

  • Jeelen schaute von Aino zu Lydia und dann zu Morasa. Auch er verstand, was Dave und Pavo besprachen, Goblins hatten keine schlechten Ohren im Gegenteil. Als Dave die Tür zu schepperte, zuckte Jeel kurz zusammen.


    Der Magier war stinksauer und hatte entgegen seiner sonstigen Art komplett die Beherrschung verloren. Urako stand er da im Moment wohl in nichts nach. Auf der anderen Seite hätte jemand Lydia so beleidigt, wäre Jeelen wohl genauso an die Decke gegangen.


    Der Goblin wartete noch einen Augenblick, aber Dave kam nicht zurück ins Wohnzimmer. So wie es klang hatte er sich nach draußen verzogen. Jeel vermutete nach hinten auf die Treppe, um eine Rauchstange zu rauchen.


    Jeelen wollte Morasa nicht noch länger warten lassen. Der Alb hatte bereits mehrfach nach dem Quartier gefragt, aber irgendwie waren sie alle baff gewesen, wie die Situation aus dem Ruder gelaufen war.


    Selbst Aino sah so aus, als wüsste sie nichts zu sagen. Bevor sie überhaupt etwas sagen konnte, war Dave schon losgestürmt um verbale Vergeltung für Varmikan zu fordern.


    Gasmi hingegen sah bedrückter aus denn je. Urako war nicht einfach nur sein Welpe, es war auch sein Partner.


    Jeelen dachte daran wie er sich fühlen würde, wenn Lydia dermaßen durch die Hütte getobt wäre, wie Urako.


    Einerseits fand er, sähe das bestimmt ziemlich sexy aus, aber auf der anderen Seite hätte er dann vermutlich auch nichts mehr zu lachen, wenn er seine wildgewordene Frau einfangen und beruhigen sollte.


    Vermutlich hätte er die gleichen Chancen bei der Aktion, wie sie Gasmi gehabt hatte - Null.


    Scheinbar war es wesentlich schwieriger Freiwillige in die Gruppe aufzunehmen, anstatt Zwangsrekruten.


    Jeel wollte versuchen mit Urako und Dave zu sprechen, sobald sich die beiden einigermaßen beruhigt hatten. Jetzt hatte er sich erst mal um den Neuling und dessen Quartier zu kümmern.


    Aus diesem Grund waren sie eigentlich alle im Wohnzimmer. Und normalerweise war es immer ein Grund zur Freude, wenn ein neues Mitglied in die Zunft aufgenommen wurde. Heute war alles anders.


    Der Goblin musterte den Waldalben und nickte zustimmend.


    "Gehen wir. Die kleinen Quartiere sind schon teilweise möbliert. Ein Bett, eine Truhe, ein Beistelltisch, ein Stuhl und ein Tisch steht dort meist drinnen. Wenn Du noch etwas anderes haben möchtest, musst Du Dir das selbst anschaffen oder in den leeren Quartieren mal nachsehen, Du dort fündig wirst.


    Selber anschaffen kannst Du Dir hier Dinge durch zwei Möglichkeiten. Entweder Du kaufst sie Dir draußen selbst, oder Du sagst Dave was Du benötigst und er besorgt es Dir. Sagen wir Du brauchst eine Öllampe. Die haben wir ja hier nicht im Dutzend rumstehen. Zwei oder drei auf Reserve natürlich schon, aber sagen wir Du brauchst eine. Dann kannst Du ihm Bescheid sagen.


    Er kauft alles was wir benötigen aus unserem Gilden-Topf. Sonderwünsche erfüllt er auch manchmal, dafür hat er eine finanzielle Reserve. Ansonsten musst Du Dir Deine Sonderwünsche selbst kaufen", erklärte Jeelen und führte den Waldalben durch das Haus.


    Der Goblin führte Morasa vorbei an einigen der anderen Quartiere, auch an dem von Gasmi und Urako. Neugierig spähte Jeel kurz hinein und zog die Stirn kraus.


    "Oha, dass sieht nicht gut aus. Ich glaube Gas und Urako brauchen heute Nacht irgendwo einen Unterschlupf. Da können sie nicht mehr schlafen", erklärte Jeelen und deutete ins Quartier.


    Er führte den Waldalben in den ersten Keller und dadurch in den zweiten Keller.


    Hier gab es ebenfalls einen großen Aufenthaltsraum, mit Sitzbänken, einer Theke und einer kleinen Küche.


    "Unser zweiter Aufenthaltsraum. Hier unten befindet sich noch ein Besprechungsraum, ein Zellentrakt und auf der anderen Seite befinden sich die Quartiere. Varmikan wohnt auch hier unten. Nur im Gegensatz zu ihm wirst Du vermutlich Dein Quartier mit Beleuchtung ausstatten", grinste Jeelen.


    "Falls der Raum sonst mal nicht ausreicht, könnte man auch vom Aufenthaltsraum ein Stück abtrennen und in ein größeres Quartier umwandeln. Aber noch ist ja ausreichend Platz. Ein Schwimmbad haben wir auch, aber das zeige ich Dir ein anderes Mal. Heute willst Du Dich sicher erst mal häuslich niederlassen", sagte Jeel.


    Er führte Morasa zu den Quartieren, öffnete eins und deutete hinein.


    "Bitte, ab heute ist das Dein Quartier. Den Schlüssel hierzu musst Du Dir in der Schreibstube abholen. Wolfi kann ihn Dir später geben. Trotz allem, fühl Dich wohl. Ich glaube keiner von den beiden hat das vorhin so gemeint, wie sie es gesagt haben. Ihr habt Euch da gegenseitig hochgeschaukelt, wie man so sagt.


    Der Einzige der mit Dir hier unten wohnt ist wie gesagt Varmikan. Er hat das Quartier ganz am Ende des Ganges.


    Also so ganz allein und verlassen bist Du hier unten nicht. Und Du kannst Dich jederzeit ins Wohnzimmer setzen, wenn Du jemanden zum Reden suchst. Von uns sitzt eigentlich immer wer Abends dort noch auf ein Bier oder ein Kaffee. Man sieht sich", sagte Jeelen freundlich und ließ Morasa in seinem neuen Quartier allein.

  • Unglücklich betrachtete Urako den Keks in seiner Hand. Er wollte nichts essen. Er aß ihn aber trotzdem, um Pavo einen Gefallen zu tun. Der Keks schmeckte heute überhaupt nicht. Noch kauend packte er Pavo und zog ihn samt Stuhl zu sich heran, um sich bei seinem Ersatzvater und Lebensretter einkuscheln zu können. Pavo hatte die Tür abgeschlossen und unterlag der ärztlichen Schweigepflich, sonst hätte Urako sich diese Schwäche nicht erlaubt. Er hielt ihn fester, als angemessen wäre.


    "Dave hat diesen fremden Mann in unser Rudel geschleppt", begann er mit erstickter Stimme zu erklären. "Und der hat sich sofort aufgeführt wie ein Pascha, hat arrogant rumgeglotzt, mich beschimpft und gedroht, mich zu ermorden - und alle fanden es gut! Varmi hat ihn gestreichelt - gestreichelt! Das hat er bisher ja noch nichtmal mit mir gemacht, seinem angeblich besten Freund. Und der dumme Gasmi war so aus dem Häuschen vor lauter Freude, dass er sich gar nicht mehr eingekriegt hat!" Urako verkrampfte für einen Moment bei dem Gedanken. "Dave will mich totsehen. Hast du ja grad gehört. Der Alb auch. Und irgendwie finden das alle in Ordnung! Ich wurde übel beschimpft, als ich mich gegen seine Morddrohungen zur Wehr gesetzt habe! Keiner ist auf meiner Seite! Die spinnen alle! Pavo, ich kann hier nicht bleiben. Ich bin hier falsch. Keine Sau braucht mich hier, ich störe nur. Es war ein Fehler, hierherzukommen, ein riesengroßer Fehler! Ich muss hier weg, du musst mir dabei helfen!"

  • Pavo knuddelte Urako beruhigend und hörte ihm dabei aufmerksam zu.


    "Nun mal ganz ruhig und der Reihe nach Urako. Ich bin auf Deiner Seite, ich helfe Dir und ich stehe Dir bei, das steht fest.


    Du darfst aber nicht mauern und musst Dir von mir auch helfen lassen! Zuerst war es kein Fehler hierher zu kommen.


    Ich habe Dich schwerverletzt hergebracht und wenn die anderen Dich nicht als Kollegen haben möchten, bist und bleibst Du immer noch mein persönlicher Assistent. Dagegen kann sich niemand aussprechen, da ich Dich dann zumal aus meiner eigenen Tasche bezahle.


    Und wie ich Dave vorhin sagte, dass hier ist mein Haus!
    Wer letztendlich hier wohnt, entscheide in letzter Instanz immer noch ich!


    Da mag Aino der Boss sein, aber trotzdem ist und bleibt mein Haus mein Eigentum Urako. Von daher, hat niemand das Recht Dich zu vertreiben, wenn ich entscheide, dass Du hier willkommen bist.


    Und das ist so.
    Du bist bei mir willkommen.


    Zu Dave. Ich kenne Dave weit über zehn Jahre Urako. Und glaube mir, tot sehen will er Dich nicht, denn wenn er jemanden tot sehen will, befällt ihn eisige Ruhe, anstatt Rage.


    Normalerweise rastet er nur so aus und verliert die Beherrschung, wenn man seinen Hund beleidigt. Du solltest auch nie seinen Hund treten. Selbst ein versehentlicher Tritt und Du erkennst Dave nicht wieder. Besonders dann, wenn er gesoffen hat. Dann ist seine Selbstbeherrschung eh dahin, wenn er ausreichend getankt hat.


    Varmikan hat Dave ziemlich am Wickel, meiner Meinung nach.
    Dave hat Angst den Frostalb zu verlieren Urako. Was sage ich Angst, Panik ist wohl das bessere Wort.


    Dave brüllt rum, wenn er Angst hat und nicht fliehen kann. Wenn man ihn in die Ecke drängt, dann reagiert er so. Wenn Dave etwas unangenehm ist, verschwindet er. Ein unangenehmes Gesprächthema und er lässt einen einfach stehen! Ein Unart von ihm, die mir sehr stinkt.


    In diesem Fall konnte er nicht verschwinden.
    Im Gegenteil, seiner Auffassung nach musste er seinen Mann mit Zähnen und Klauen verteidigen. Denn Varmi geht da ja mit gutem Beispiel voran.


    Verstehst Du? Er hatte Schiss Varmikan zu verlieren und musste ihn verteidigen, darum ist er so ausgerastet.


    Töten wollte er Dich nicht, dafür kenne ich ihn viel zu gut, allerdings hätte er Dich vermutlich geschlagen, wenn Du Dich auf das Spiel eingelassen hättest.


    Ob aus Vernunft oder aus welchem Grund auch immer, Du hast es nicht getan und ihn damit beruhigt. Jedenfalls so, dass er abgezogen ist. Du hast in dem Moment gut reagiert Urako.


    Ihr beide habt Euch da gegenseitig in Eurer Angst hochgeschaukelt.


    Du hast Angst Gasmi als Mann und Varmi als Freund zu verlieren.
    Dave hat Angst Varmikan zu verlieren.


    Er hatte seit Ewigkeiten niemanden, der ihn auf diese Weise liebt Urako.
    Genauso wenig wie Du. Aber das ist keine Entschuldigung für sein Verhalten.


    Ich war schließlich nicht dabei, als es bei Euch allen zum Eklat kam. Wenn Du nicht sprechen kannst, aus verständlicher Verzweiflung, hätte er wenigstens seine Sicht darlegen können und zwar im ruhigen Ton. Das hat er nicht getan, er ist mal wieder abgehauen und hat sich gedrückt.


    Ein uralter Spruch besagt, Einsamkeit kann sehr mächtig sein.
    Das der Spruch wahr ist, dass weißt Du nur zu gut, nicht wahr?


    Du weißt was Einsamkeit wirklich bedeutet. Dass sie ein schwarzes Loch ist, dass die Seele verschlingt. Dave weiß das auch. Das wissen einige Leute auszunutzen, oder besser gesagt - sie wissen Euch dann auszunutzen Urako.


    Ich weiß nicht ob Ihr Euch so angeht, weil Ihr Euch selbst in dem anderen seht. Aber anstatt sich mit den Attacken durch den Angriff auf den anderen selbst anzugreifen, wäre es doch logischer, wenn Ihr Euch mal auf ein Bier zusammensetzt und Euch gegenseitig helft.


    Das würde ich mir von und für Euch beide wirklich wünschen.
    Ich liebe Euch beide, nicht nur weil ich Euch gerettet habe Urako.


    Jetzt zu dem Neuen. Jeder darf hier einen Neuling "anschleppen", Dich habe ich ja auch angeschleppt. Dein Benehmen war am ersten Tag auch nicht sonderlich charmant Urako. Allerdings hast Du keine Morddrohungen ausgesprochen, sondern Beleidigungen.

    Ich habe es Dir durchgehen lassen, denn Du warst schwer verletzt, hast unter Drogen gestanden und musstest in einer völlig neuen Umgebung zu Recht kommen.


    Warum sich dieser Alb so aufgeführt hat, weiß ich nicht. Vielleicht wollte er vor allen anderen gleich Stärke demonstrieren um nicht in der Hackordnung ganz unten zu landen. Es ist aber auch gut möglich, dass er jemanden imponieren wollte. Letztendlich könnte er aber auch einfach Angst gehabt haben, und hat sich deshalb so aufgeführt. Ich weiß es leider nicht, aber ich werde mit Aino reden und ich werde die Sache für Dich klären.


    Ein Neuling ist und bleibt ein Neuling und hat sich den alt Eingesessenen erst einmal zu fügen. Selbst wenn es ein Welpe ist. Oder gerade wenn es ein Welpe ist. Gut er kann unsere Interna noch nicht kennen.


    Aber ein Welpe, in dem Fall Du, untersteht nur seinem Leitwolf. In Deinem Fall ist das Gasmi. Er hat Dir weder Befehle zu erteilen, noch Dich zurecht zu weisen. Das Recht hat ausschließlich Gasmi, oder im Notfall das Tribunal.


    Zu Varmikan und dem Neuen. Alben sieht man nicht sehr häufig in der Handelsallianz.


    Damit meine ich, ich habe nicht viel Ahnung davon, was unter ihnen normal ist und was nicht, sprich was sie für Rituale haben oder ähnliches.


    Aber auch ich kenne kein Volk, dass sich zur Begrüßung streichelt.
    Das erscheint mir doch sehr suspekt.
    Varmikan hat für mich eh ein sehr merkwürdiges Verhalten.


    Ich weiß, dass Varmikan Dein bester Freund ist. Und Du weißt, dass ich den Frostalben argwöhnisch betrachte. Nicht weil ich ihn persönlich nicht mag. Damit hat das nichts zu tun.


    Ich weiß allerdings, wie er Dave die erste Zeit behandelt hat. Unter uns beiden, er ist ziemlich grob mit ihm umgegangen beim "Spielen", Du verstehst?


    Das sage ich Dir jetzt unter der Hand und das bleibt unter uns. Vertrauen gegen Vertrauen.


    Im Nachhinein hat er sein Verhalten geändert, aber trotzdem genieße ich Varmikan mit Vorsicht. Ich denke Frostalben haben nicht grundlos den Ruf haben dermaßen gefährlich zu sein.


    Vielleicht täusche ich mich, dass würde ich Dave für seine Beziehung wünschen. Dir selbstverständlich auch, Du kannst jeden Freund dringend gebrauchen Urako und scheinbar tut Dir Varmikan gut.


    Aber dass er einfach jemand Fremdes streichelt, empfinde ich schon als sehr dreist. Du meinst wirklich streicheln ja und nicht knuffen? Streicheln einer Liebkosung gleich? Falls das so ist, dann frage ich mich allerdings auch, warum lässt sich das der Neue gefallen.


    Ist das so ein "Alben-Ding", dass die beiden da abgezogen haben?
    Also ich kann mir das nicht vorstellen.


    Dein Gasmi hat sich so gefreut, weil wir seit langer Zeit endlich mal wieder einen freiwilligen Bewerber hatten.


    Er hat das nicht böse gemeint. Allerdings hätte er sich als Dein Mann und Leitwolf schützend vor Dich stellen müssen. Zumal das neben Seddiks Schutz wohl der effektivste gewesen wäre. Gas ist uns gefährlichster Nahkämpfer. Er hat nur einen Fehler, er ist einfach zu lieb und zu gutgläubig. Das hat man damals schon bei Jo gesehen.


    Zum Thema Töten. Niemand wird Dich hier töten, wenn Du keines Deiner Zunftgeschwister angreifst. Der Aggressor wird von den anderen angegriffen. Heißt, wenn Dich jemand angreift und Du Dich verteidigst, müssen Deine Zunftgeschwister Dir beistehen und gegen den Angreifer vorgehen.


    Drum Urako, es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ich sage ja, die Emotionen sind hochgekocht. Wir klären dass in Ruhe.


    Bleib etwas hier, lass alle durchatmen und dann klären wir gemeinsam die Sache. So kann das nicht stehen bleiben. In Ordnung?", sagte Pavo aufmunternd und drückte Urako noch einen Keks in die Hand.

  • Aino musterte den Centrauren und schüttelte langsam den Kopf.


    "In Ordnung? Nicht wirklich, dennoch Danke der Nachfrage. Helfen kannst Du uns im Moment leider nicht.


    Wie das manchmal in großen Familien so ist, kommt es auch bei uns manchmal zum Streit. Nur warum dieser hier jetzt so schlagartig ausgeartet ist, kann ich Dir leider nicht sagen. So richtig verstanden hat das vermutlich niemand.


    Macht Euch keine Sorgen Ihr beiden, am besten weicht Ihr den fliegenden Möbeln aus, oder kommt solange ins Haus. Wobei im Moment hört man nichts mehr, der Möbelregen scheint beendet zu sein.


    Ich werde nachher mit Urako und Morasa ein ernstes Wort reden. Gasmi am besten gehst Du mal nach oben und schaust, was von Deiner Einrichtung noch steht - vermutlich nichts mehr.


    Wir treffen uns heute Abend hier im Wohnzimmer wieder. Weiter abzuwarten ob Urako, Dave oder Morasa noch einmal zurückkommen bringt nichts. Sollten sich die Streithähne erneut aufsuchen, bitte sofort eine Info an mich", sagte Aino.


    "Danke für Deine Nachfrage und dass Du nach uns geschaut hast", sagte Aino freundlich und knuffte Enzian, als sie an ihm vorbei ging.

  • Dave hatte die Schnauze gestrichen voll. Weder hatte er Lust zurück zu den anderen zu gehen, noch sich vor der Zunft für sein Verhalten zu rechtfertigen. Der Naridier holte sich eine Flasche Schnaps aus seinem Quartier, schnappte sich Fedor und Brownie und hockte sich hinters Haus auf die Treppe, wo er sonst abends so mit Pavo gehockt hatte.


    Seine beiden großen Hunde hockten sich vor ihn und schauten ihn mit treuen, braunen Augen an.


    "Für wen halten sich alle eigentlich? Bin ich der Arsch vom Dienst? Nur weil ich sonst keine Gefühle zeige, heißt das noch lange nicht, dass ich keine habe oder jeder permanent auf mir rumtrampeln kann. Dafür brauche ich hier nicht wohnen. In Pavos Haus!", erzählte Dave Fedor, öffnete die Schnapsflasche und nahm einen großen Schluck.


    Der Magier zündete sich eine Rauchstange an und klemmte sie sich in den Mundwinkel, während er seine Hunde streichelte. Fedor legte seinen Kopf auf Daves Knie ab und blinzelte.


    "Pavos Haus! Wie gut dass er mich daran erinnert! Seins! Nicht meins! Nicht vergessen, ich bin hier nur geduldet", knurrte Dave und nahm noch einen großen Schluck.


    "Komisch ist, von meinem Geld kauft er sich gerne Fressen und Süßkram, da gibt es für ihn die Unterscheidung - Meins und Deins nicht", erklärte Dave und gönnte sich noch einen Schluck.


    "Wisst Ihr was meine Fellnasen, ich habe selbst ein Haus in Shohiro, keine drei Straßen von hier entfernt. Dass Haus Fedor, wo Du Dir mit Varmi schon mal ein schönes Wochenende gemacht hast. Du erinnerst Dich? Genau das! Da kann ich auch wohnen. Wie viel Umdrehung hat denn die Scheiße hier?", murrte Dave schaute kurz aufs Ettikett und trank weiter.


    "Könnte ja soga mit Vami da wohn. Wenner will. Sos dassss ja nich, wer brauch´n schon Pavo? Solln mich in Ruhe lassn", murmelte der Naridier, dabei kraulte er seine Hunde und raucht mürrisch vor sich hin.

  • Gasmi nickte Aino zu. Sie hatte Recht, vermutlich stand nichts mehr von Puschels und seiner Einrichtung. Warum Puschel so ausgerastet war, wusste Gasmi immer noch nicht. Varmikan hatte es scheinbar zu Anfang verstanden, aber war dann nicht besser weggekommen als er selbst.


    Der Düsterling ging in Puschel und sein Quartier und schaute auf die Trümmerlandschaft die sich ihm bot. Gasmi wusste nicht was er empfinden sollte. Wut, Trauer und Enttäuschung ergaben eine ganz seltsame Mischung in ihm. Er hob ein Stück von den Möbeltrümmern auf und schaute sich um.


    `Zweckslos´, schoss es ihm durch den Kopf.


    Was sollte er hier noch reparieren können? Es sah aus, als hätte ein Wirbelsturm im Zimmer gewütet.


    Gasmi ließ das Stück fallen, dass er in den Krallen hielt. Den Müll konnte er später noch raus räumen. Jetzt hatte er weder die Lust noch die Kraft dazu. Leise schloss er die Tür und verließ das Haus.

  • Morasa


    folgte Jeelen durch das Haus. Sie schauten zuerst bei dem Quartier von Gasmi und Urako vorbei. Der Tiefling hatte ganze Arbeit geleistet, von seinen Möbeln war nichts mehr vorhanden. Danach gingen sie in den Keller und dann in den zweiten Keller. Morasa fühlte sich wie in einen Verliess und hier sollte er wohnen. Jeelen erzählte ihm, dass auch Varmikan hier unten wohnte und er nicht allein war.
    Der Goblin erzählte ihm, was es alles in dem Haus für Räume gab. Ein Gefängnis und ein Schwimmbad gab es auch. Möbel gab es zum Glück schon in Mo seinen Quartier. Kleinigkeiten musste er sich selber kaufen, oder er konnte Dave danach fragen. Seinen Zimmerschlüssel sollte er sich in der Schreibstube abholen, aber gezeigt hatte Jeelen ihm die Schreibstube gar nicht. Jeelen lud ihn für abends ins Wohnzimmer ein.


    "Die Einladung nehme ich an", sagte der Waldalb.


    Dann verabschiedete sich Jeelen und Morasa war alleine. Mo befühlte das Bett. Es war weich und angenehm. Der Waldalb wartete bis er den Goblin nicht mehr hören konnte, dann ging er zu dem Quartier von Varmikan. Vor der Tür blieb er stehen und drehte wieder um. Er hätte gerne in Varmikan sein Quartier herumgestöbert. Aber es gab schon genug Ärger. Er konnte am Abend warten bis Varmikan kam und dann in seiner zweiten Gestalt mit hineinschlüpfen und nachzugucken.
    Es war noch Tag und der Keller erdrückte seine Sinne, darum ging Morasa wieder nach oben. Mo wollte sich genau merken wo das Haus der Geister war. Er ging nach draussen und schaute sich um, welche Häuser und Geschäfte in ihre Nähe waren. Eine Anschlagtafel war direkt vor ihren Haus, dass war ein guter Hinweispunkt. Mo umrundete einmal das Haus und schaute sich die Blumen an. Sie waren in die Mauer gepflanzt und es sah sehr schön aus.
    Auf der Rückseite vom Haus war der Bach den er bei seiner Anreise gehört hatte. Mo ging die Treppe herunter zum Bach. Das Wasser sah sauber aus für so eine Stadt. Der Waldalb war erstaunt darüber. Mo ging wieder nach oben und umrundete das Haus weiter.
    Auf der Rückseite vor dem Hinterausgang des Hauses sass Dave. Er hockte auf der Treppe und er hatte seine beiden Hunde dabei. Morasa setzte sich neben ihn und nahm ihm die Flasche Schnaps weg. Mo nahm einen Schluck und verzog das Gesicht.


    "Hast du was zu rauchen für mich? Danke für deinen Schutz, du bist ein Kamerad. Ich habe gehört was du in der Heilstube geschrien hast und was der andere antwortete. Klar dass du sauer bist. Warum sollst du dich abregen, du wurdest beleidigt. Was war mit dem Ork und dem Tiefling los?".


    Morasa trank noch einen Schluck aus Dave seiner Schnapsflasche und spürte wie der Schnaps in seinen Hals brannte. Er biss noch einen ab und gab Dave die Flasche zurück.

  • Dave musterte Morasa, der sich neben ihn setzte und an seinem Schnaps bediente. Der Alb trank einen Schluck und verzog das Gesicht, was Dave grinsen ließ.


    Der Magier schüttelte den Kopf, auf die Frage, ob er noch etwas zu rauchen hatte. Dave hielt Mo die Rauchstange mit dem Mundstück voran hin und stopfte sie ihm dann in den Mundwinkel.


    "Lasssss... unssss... teiln. Nimmse...", sagte Dave extrem langsam und kicherte.


    "Wsss der Orch und Diefling wollde? Ksssss... Unruhe stiften, sisse doch", murmelte er und nahm noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche.


    "Disch verteidischt? Jupp habisch", stimmte Dave zu und legte Mo einen Arm um die Schulter.


    "Alless hia Pavos Hausss, merkse Dir dasss. Hab selbst eins hia. Willse sehn? Pass auf Mosssasa, gehn wia zu meiner Hütte. Zieh ich was anders an, keine Robe und so. Muss keina sehn, daisch ein Magia bin. Dann gehn wir was drinken. Allesss klar? Kommse mit?", fragte Dave, rülpste und reichte Morasa die Schnapsflasche.

  • Pavos Erklärung hörte sich zwar zunächst logisch an, doch bei genauerem Nachdenken hielt auch sie Urakos Analyse nicht stand. Es war alles falsch, er verdrehte die Tatsachen und ignorierte das Wichtigste. Urako hatte das sensible Sozialgefüge der Geister schützen wollen, in dem er sich so wohl fühlte. Somit auch die Beziehung von Varmikan und Dave. Wieso nahmen ihn alle als Aggressor war? Wieso glaubte Dave, dass Urako ihre Beziehung gefährden wollte? Er hatte sie schützen wollen! Der neue Alb war es doch gewesen, der alles zerstören wollte, indem er sich hineindrängte! Es überraschte Urako nicht, dass selbst der alte Goblin seine Sichtweise nicht verstand. Er schwieg und knetete Pavos Robe, während dieser sprach. Auch, wenn der alte Mann in den Augen des Tieflings nur unlogisches und sinnleeres Zeug erzählte, war zumindest seine Stimme wohltuend. Und sein Geruch und seine tröstende Anwesenheit.


    "Varmi hat den Alben gestreichelt, kurz, bevor wir ins Zimmer gekommen sind. Er hat vermutlich geglaubt, wir würden es nicht sehen, aber die Tür war halb offen. Dave war dabei, also war es wohl in Ordnung. Mich hat Varmi noch nie gestreichelt. Aber diesen ... Fremden."


    Urako sagte es jetzt ruhig.


    "Es gibt da nichts zu klären, Pavo. Du siehst es anders, aber die Beweise sind doch offensichtlich. Streicheln ist Zuneigung. Morasa wird gestreichelt - ich nicht. Sache klar. Da gibt es nichts misszuverstehen. Und ich dachte, Varmi wäre wirklich mein Freund."


    Er streichelte Pavo ein wenig, während er redete.


    "Und Gasmi ... ich glaube, ich habe einfach zu viel erhofft. Zu viel erwartet. Dabei sollte man meinen, dass ich nach so vielen Jahren mal dazu gelernt hätte. Aber ich dachte, ich dachte er ist anders, er versteht, wie wichtig er mir ist. Wieso freut er sich über einen fremden Kerl? Reiche ich ihm denn nicht? Nein, natürlich nicht. Dave hat ja Recht. Ich bin nichts weiter als ein dummer Proleten-Arsch. Es gibt nichts, was ich kann und ich seh obendrein auch noch scheiße aus. Was sollte Gasmi an mir finden? Wir passen nicht zusammen. Er weiß meine Liebe nicht zu würdigen und ich bin ihm nicht genug. Er ist halt nur einer wie jeder andere vor ihm auch. Genau so undankbar, genauso falsch. Am Ende ist es immer das gleiche Spiel. Ich liebe sie - sie tun mir weh. Ich sollte nicht lieben."


    Seine Finger wanderten über Pavos Robe. Er zog den alten Mann an sich heran und küsste ihn auf den Mund.

  • Morasa


    nahm die Rauchstange entgegen und nahm einige Züge davon. Dann steckte Mo sie zurück Dave in den Mund. Mo hakte sich bei Dave unter und trank noch einen Schluck von dem Schnaps.


    "Unruhe haben sie gestiftet die Albenhasser. Wenn du nach Hause willst, begleite ich dich. Das ist ganz normal unter Kameraden. So besoffen kannst du nicht alleine gehen. Das ist zu gefährlich. Wer wohnt noch bei dir im Haus? Am besten ziehst du dann solche Klamotten an, in denen du dich wohlfühlst und dich die anderen nicht kennen. Lass uns Bier trinken gehen. Wir können uns auch Bier kaufen und bei dir zu Hause trinken. Für heute habe ich genug Fremde kennengelernt und Aufregung hatte ich ebenfalls genug".


    Der Waldalb packte Dave und hievte ihn auf die Beine. Dave war nicht fett, aber trotzdem hatte er sein Eigengewicht. Mo machte das nichts aus. Erbeutetes Wild trug er auch durch den Wald, darum konnte er Dave gut stützen.


    "Wo lang?", fragte Mo.

  • Pavo hörte Urako aufmerksam zu und strich ihm beruhigend über den Kopf.


    "Urako, die Frage ist nicht warum Varmikan Dich nicht gestreichelt hat, sondern warum er überhaupt andere Personen außer Dave streichelt. Ob Dave das gesehen hat, wird keine Rolle spielen. Anders herum hätte das sehr wohl eine Rolle gespielt und Dein frostalbischer Freund wäre sofort dazwischen gegangen. Genauso geht er ja schon dazwischen, wenn ich mit Dave nur fünf Minuten reden will. Da probt er den Aufstand, nur damit er seinen Kopf durchsetzen kann.


    Willst Du denn von ihm gestreichelt werden? Ist Dir das so wichtig? Willst Du diese Art von Zuneigung von dem Frostalben? Ich dachte Du liebst Gasmi. Dass Gasmi Dich liebt, das weiß ich. Er spricht immer gut von Dir. Und er würde alles für Dich tun. Gasmi bedeutest Du alles. Wie kannst Du denken, dass er Dich nicht liebt?


    Dave war verletzt und wollte Dich verletzten. Es ist ihm gelungen. Aber das heißt noch lange nicht, dass seine Beleidigungen wahr sind oder? Macht es Euch Spaß Euch gegenseitig weh zu tun?


    Was Gasmi an Dir findet, kann ich Dir persönlich nicht sagen. Aber frag dass doch mal Gasmi. Ich kann Dir nur sagen, warum ich Dich persönlich mag", erklärte Pavo gerade noch als Urako ihn urplötzlich auf den Mund küsste.


    Pavo musterte Urako total verdattert.


    "Ehm ja, so habe ich das eigentlich nicht gemeint", murmelte der alte Heiler total verwirrt und drückte Urako einen Kuss auf die Stirn.

  • Distel sah, wie der Düsterling sich aus dem Staub machte. Distel war ein sensibles Kerlchen und er sah sofort, dass etwas nicht stimmte, selbst wenn er den Krach in der Bude nicht mitbekommen hätte. Er trippelte dem Fliehenden hinterher.


    "He, warte! Warte doch mal! Was ist denn los? Kann ich irgendwas tun?" Das klang entsetzlich platt und hilflos. "Bier?", fragte Distel unsicher. Manch einen tröstete das ja ...

  • Dave hielt sich mit einer Hand an Morasa fest und machte mit der freien Hand eine wegwerfende Handbewegung und konnte so gerade noch die Schnapsflasche festhalten.


    "Scheißdreck! Beinahe Chnaps verschüdded. Dzzsss brin Unjlück", lachte Dave.


    "Wos Haus is? Weiss ich nimma. Da unjefähr", sagte er und zeigte in eine unbestimmte Richtung.


    Der Naridier nahm mit grimmigen Gesichtsausdruck einen Zug aus der Rauchstange und versuchte sich zu konzentrieren. Irgendwie schien alles im Nebel versunken. Er wusste wie das Haus aussah und dass es in Shohiro stand. Der Rest, war wie ausradiert.


    Dave schaute kurz über die Schulter, sein Gesicht hellte sich auf - bis ihm einfiel, das war im Moment das falsche Haus. Das er sonst direkt vor der Hütte gestanden hätte, die er suchte, ließ ihn erneut losgackern.


    "Warde. Mein Pferd weissss den Wech... Rulrot, der weisss dass. Fedor weisses auch", erklärte Dave und drückte Morasa die Schnapsflasche in die Hand. Der Magier packte in Fedors Halsband.


    "Aiga (nach Hause) Fedor", befahl Dave und wandte sich dann wieder an Morasa.


    "Dassu auf mich aufpassn tust is... nett. Gehn wia", grinste Dave und ließ sie beide von Fedor führen.

  • Gasmi blieb stehen, als ein kleiner Centaur nach ihm rief. Es war einer der beiden Centauren, die Pavos Heilstube aufgesucht hatten. Der Düsterling ging dem kleinen Centauren entgegen und blieb kurz vor ihm stehen. Er wollte nicht, dass ihn der Kleine hinterher laufen musste, wenn er schon so freundlich war und nach ihm fragte.


    "Ich weiß nicht was los ist, das ist ja mein Problem! Es ist alles schrecklich durcheinander in meinem Kopf. Heute wäre eigentlich ein schöner Tag gewesen. Wir haben ein neues Mitglied aufgenommen in unserer Gruppe. Ich habe mich gefreut und plötzlich ist mein Mann wütend geworden. Er unser neues Mitglied sofort zur Schnecke gemacht.


    Ich weiß nicht warum! Er hat mich von sich gestoßen. Dann habe ich versucht, ihn wieder am Arm zu fassen, ich wusste doch nicht, was mit ihm ist und da hat er mich wieder von sich gestoßen. Er hat den Neuling, seinen besten Freund und mich beleidigt. Dann hat er von seinem besten Freund den Mann beleidigt. Dabei hat Varmikan - dass ist sein bester Freund ihn vorher noch gefragt ob Puschel sein Trauzeuge werden will. Puschel ist mein Mann.


    Es wurde immer schlimmer! Dann hat mein Mann Dave beleidigt. Das ist der Mann von Varmikan, also dem besten Freund von meinem Mann. Verstehst Du? Mein Mann ist raus gerannt und hat unsere Einrichtung zerstört.


    Dann ist ihm Dave hinterher gerannt und fing auch an rumzuschreien! Dabei sorgt er sonst für Ruhe! Er weiß bei allen Dingen immer eine Lösung und denkt in Ruhe nach. Aber heute nicht. Er hat rumgeschrien! Er war ganz wild, hat geschrien und gebrüllt und die Türen geknallt und er kam nicht mehr zurück!


    Das ganze Rudel wird zerbrechen!
    Ich spüre es!


    Und ich bin irgendwie Schuld, aber ich verstehe nicht was ich getan habe, dass alle wütend aufeinander geworden sind. Vielleicht weil ich meinen Mann am Arm gerissen habe? Ich weiß es nicht! Das kann doch nicht der Grund sein. Ich muss nachdenken verstehst Du? Ich muss das Rudel retten! Nur wie? Sag mir wie!", fehlte Gasmi den kleinen Centauren an.