Aus dem Wald in den Großstadt-Dschungel

  • Morasa


    war in den ersten Moment wie vor den Kopf geschlagen. Jetzt wusste er, was Varmikan gemeint hatte. Wolfi sah aus wie ein Junge. Aber hinter dem Aussehen lag etwas ganz anderes. Der Waldalb wollte dem Jungen zuerst etwas zu seiner eigenen Drohung sagen, doch er dachte über die Worte von Wolfi nach. Was er jetzt fühlte, hatte sicher auch Urako gefühlt, als er ihm direkt sagte, dass es schade um ihn wäre.
    Mo hatte seine Worte von Schutz und Kameradschaft ernst gemeint. Aber er hatte Dave einen Bärendienst erwiesen. Das hatte er so nicht gewollt. Der Rest von den Überlegungen des Jungen waren auch richtig. Er dachte vernünftiger nach als Mo. Der Waldalb hatte sich von Urako ärgern lassen, genau wie von Jo in Kalthorst. Sein Verhalten ärgerte ihn. Morasa ärgerte sich über sich selber. Das ihm ein Junge sagen musste, wie man sich zu benehmen hatte. Das war peinlich.
    Er wollte Dave nicht schaden, er wollte den Magier gerne als Kameraden und Kumpel. Morasa bliess sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mehr aus der Verlegenheit heraus, als dass es nötig war.


    "Die Drohung ist nicht nötig, du hast Recht. Ich hätte vorher überlegen sollen. Für eine Beleidigung muss man niemanden töten. Über den Rattenschwanz von dem Streit habe ich nicht nachgedacht. Streiten wollte ich nicht, ich wollte mich nur nicht beleidigen lassen von dem Ork und dem Tiefling. Lässt du das einmal mit dir machen, machen sie es immer Wolfi. Das habe ich gedacht. Passiert ist es trotzdem und es ist meine Schuld. Und ich wollte deinem Onkel nicht schaden. Ich will dir nicht schaden. Egal was du denkst, ich jage keine Junge - und du bist noch ein Junges. Mit mehr Verstand als ich.
    Meine Worte waren ernst gemeint. Ich wollte Dave beschützen und ich möchte ihn zum Kameraden. Was ich Varmikan sagte, war ebenfalls ernst gemeint. Die Wahl vor die du mich stellst ist leicht, ich wähle Kameradschaft. Ich werde mich für meine Drohung entschuldigen. Ich lade dich zum essen ein, wenn meine Taler reichen."


    Morasa folgte Wolfi nach draussen. Er dachte über den Namen und die Eltern von Wolfi nach. Wenn der kleine von ihnen schon kämpfte wie ein Wolf, wie kämpfte seine Mutter oder sogar sein Vater? Herausfinden wollte er es nicht. Noch einmal fiel ihm die Warnung von Varmikan ein. Der Waldalb schlang sich seinen Umhang um die Schultern.

  • Anwolf ging gemeinsam mit Morasa und den beiden Hunden zu ihrer Stammtaverne. Der junge Naridier betrat den Laden und setzte sich vorne an die Theke.


    "Zweimal das große Frühstück mit Brot, Eiern und Speck und dazu ein Bier", bestellte Wolfi.


    Er deutete Morasa an, sich neben ihn zu setzten.


    "Wenn Du Zuhause gleich Deinen Worten Taten folgen lässt, bekommst Du auch von mir ein "Willkommen in der Familie". Jetzt setz Dich zu mir und lass Dir das Frühstück schmecken. Für so einsichtig hätte ich Dich gar nicht gehalten. Bis jetzt hast Du mich damit positiv überrascht. Bleib dabei in Ordnung?", sagte Wolfi freundlich.


    Kaum dass das Frühstück serviert wurde, fing Wolfi gut gelaunt an zu Essen. Fedor und Brownie fütterte er dabei zwischendurch immer wieder mit einigen Speckstreifen.


    "Die brauchen dass, sollen ja auch nicht leben wie Hunde", grinste Wolfi.

  • Varmikan ging gemeinsam mit Dave nach Hause.


    "Sobald wir Zuhause sind schnapp Dir die Bücher und dann ab damit nach unten", sagte der Frostalb.
    "So viele Bücher und andere Dinge habe ich nicht im Gemeinschaftsquartier. Packen wir alles in die Truhe und die bringe ich nach unten. Das geht schneller", antwortete Dave.


    "Soll ich Seddik rufen damit er uns tragen hilft?", fragte Varmikan leise.
    "Nein Danke, da verrenke ich mir lieber das Kreuz ehe ich den frage", gab Dave zurück.


    "Böses Sternchen, Du kannst auch nicht klein beigeben Schatz", flüstere der Frostalb und legte Dave einen Arm um die Hüfte.
    "Keine Ahnung Varmi, kann schon sein", antwortete Dave gähnend und rempelte Varmikan beim Laufen an.


    "Jaja", grinste Varmikan, zupfte sich kurz an den Ohrspitzen und schüttelte den Kopf.

  • Morasa

    setzte sich neben Wolfi an den Tresen. Mo war erstaunt, dass Wofli Bier zum Frühstück bestellte. Er sagte nichts dazu und ass sein Frühstück. In dieser Taverne waren die Hunde willkommen, was Morasa freute. Aber es war sicher so, dass Dave und Wolfi hier oft einkehrten, so dass der Wirt die Hunde erlaubte um nicht auf die Taler zu verzichten. Die Eier schmeckten Mo besonders lecker. Er hatte Hunger darauf gehabt. Der Speck war salzig, aber er mochte den Geschmack. Die Hunde mochten den Speck genauso. Morasa entschied, dass er sich mit Wolfi und dem Rest der Gilde gut stellen wollte.

    „Das Frühstück schmeckt lecker. Wolfi ich habe dir mein Wort gegeben. Ich werde mich bei Urako entschuldigen. Was du im Haus gesagt hast ist richtig. Varmikan und dein Onkel haben mich an ihren Tisch und in ihr Haus eingeladen. So gesehen habe ich Schande über meine Gastgeber gebracht, was ich bereue. Ich wollte mich nur gegen Urako und den Ork verteidigen. Falsche Wahl der Waffe, ich hätte sie einfach beleidigen sollen. Weisst du warum die beiden Albenhasser sind? Zu den Beleidigungen habe ich denen keinen Grund geliefert. Wie ich schon deinen Onkel sagte, hoffe ich dass ich mich mit Jeelen verstehe. Und ich hoffe dass ich mich weiter mit Varmikan und Dave verstehe. Sie waren freundlich zu mir. Wir konnten gut miteinander schwatzen und sie haben mir den Job hier gegeben. Ich habe keinen besseren Job als der Tiefling und der Ork. Deshalb können sie mich nicht hassen. Ich werde ihnen aus den Weg gehen, dann gibt es keinen Streit mehr.
    Sammelt dein Onkel Tiere? Varmikan hat erzählt er hat noch ein Huhn. In der anderen Taverne bekamen wir Molche in einen Umtrunk serviert. Die waren sehr lecker, dein Onkel wollte sein Molch behalten und nicht aufessen. Er hat ihn sogar aus dem Getränk gefischt. Varmikan sah dabei unglücklich aus.
    Wenn dein Onkel bei Varmikan einzieht, sind wir Zimmernachbar. Das ist gut so, denn mit dem Ork oder dem Tiefling möchte ich nicht nebeneinander wohnen. Mit Varmikan und Dave wird das bestimmt gut. Ich muss Dave noch an die Lampe erinnern. Mein Quartier ist dunkel und ohne Fenster. Ich fühle mich da drin als ob ich ersticke. Ohne Licht kann ich da unten nicht leben. Ich werde mich auch bei Varmikan entschuldigen.“

    Morasa trank einen grossen Schluck Bier.

    „Wegen den Streit zwischen Dave und dem Golbin. Das er Urako hinterher gegangen ist, liegt an mir. Aber das Dave wütend auf den Goblin ist, hat der Goblin selber verschuldet. Er hat Dave sein Verhalten vorgeworfen und ihm gesagt, dass das Geisterhaus sein Haus ist. Darum ist Dave so wütend auf ihn. Das wird dein Onkel wissen, da muss der Goblin nicht drauf bestehen. Vor allen wenn dein Onkel die Bücher führt, wird er es ganz genau wissen. Also beruhigt hat der Goblin Dave damit nicht. Vermutlich kann er ihn eh nicht leiden und wollte ihm nur zeigen, dass Urako mehr Wert ist für ihn. Unausgesprochen ist das eine Drohung. Der Goblin hat damit wortlos angedroht, Dave rauszuschmeissen. Entweder er gibt nach oder er fliegt raus. Dass er da stinksauer geworden ist, kann ich verstehen. Und dass Dave dann nicht zurück in das Geisterhaus wollte ist klar. Darum hielt ich es für eine gute Idee, dass er in seinen eigenen Haus seinen Rausch ausschlafen wollte. Ich wollte deinen Onkel nichts böses, als ich ihn nach Hause gebracht habe. Mein Gedanke war, am anderen Morgen hat sich die Gilde abgeregt und man kann in Frieden zurückkehren. Irgendwie lief alles schief.“

    Der Waldalb stützte seinen Kopf auf einer Hand ab und spickte die Speckstreifen aus seinen Ei. Langsam ass er sie auf.

    „Wolfi soll ich überhaupt zur Gilde zurückkehren? Ich wollte kein Unruhestifter sein, aber bin es trotzdem geworden. Was meinst du?“.

  • Urako krampfte unter dem Schlag zusammen und wartete auf den nächsten, aber der kam nicht. Er drehte den Kopf und beobachtete Pavo, der keinerlei Anstalten machte, ihn noch weiter zu versemmeln. Dieser elende Geizkragen! Er hatte ihn nach Strich und Faden vermöbeln sollen, aber nö. Nicht einmal diesen kleinen Wunsch erfüllte er ihm! Frustriert zog Urako sich wieder an. Hier würde er kein Ventil bekommen, weder auf die eine noch auf die andere Weise, er musste sich eine andere Lösung suchen.


    "Danke", sagte er, setzte jedoch gleichzeitig einen vorwurfsvollen Blick auf. "Aber das nächste mal versohlst du mich richtig, sonst frag ich Seddik und ob danach noch was von mir übrig ist, dafür kann ich nicht garantieren!" Er grinste etwas mit einem Mundwinkel. Ein wenig besser fühlte er sich trotz allem, seine Arschbacken zwiebelten schön. "Ich mach mich erstmal vom Acker. Wegen dem Gespräch, da überlege ich nochmal und sag dir dann Bescheid. Bis später."


    Pavo hatte den Schlüssel in der Tür stecken lassen, so dass Urako selber aufschließen und rausgehen konnte. Er spähte den Flur entlang, ob irgendwer sich näherte. Niemand, jeder hatte sich irgendwohin zurückgezogen. Auch Urako brauchte erstmal Ruhe. Er stieg nach ganz oben, baute sich im Dachboden ein Nest aus altem Gerümpel und Laken, die über das Zeug gelegt worden waren, damit es nicht verstaubte und verbrachte so die Nacht. Er schlief schlecht, wälze sich, kratzte an seinen Narben herum und wachte andauernd wieder auf. Als er endgültig nicht mehr schlafen konnte, öffnete er die Dachluke und sah hinaus. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch am Horizont war bereits ein grauer Streifen zu sehen, der die nahende Dämmerung ankündigte. Urako holte sich einen großen Krug heißen Früchtetee aus der Küche, ehe er zu seinem Platz an der Dachluke zurückkehrte. Er stemmte sich nach kurzem Überlegen hinaus, kletterte das Dach hinauf und setzte sich auf den First. Es war wunderbar kühl und die Schindeln nass vom Tau. Irgendwo zwitscherten die ersten Vögel. Der Tee dampfte.


    Gerade eben kamen Varmikan und Dave die Straße entlang nach Hause. Dave sah furchtbar aus, auch an ihm war der Streit alles andere als spurlos vorbeigegangen und wahrscheinlich hatte er auch getrunken. Die Hunde waren nicht dabei. Gut, das würde die Sache einfacher machen.


    Urako sprang samt Tee mit einem Flügelschlag vom Dach und landete in ausreichendem Abstand vor den beiden, um sie nicht zu erschrecken. Er hatte eine Großteil des Tees verkleckert. Zum Glück war er nicht mehr heiß gewesen.


    "Morgen. Varmi, ich muss mit Dave unter vier Augen sprechen. Es gab einige ... Missverständnisse. Mit dir dann auch! Aber erstmal mit Dave. Heißt im Klartext, lass uns allein." Er rang einige Augenblicke mit sich, dann würgte er noch mühsam ein "Bitte" hervor und versuchte, möglichst entspannt dreinzublicken, während er da mit seiner schüsselgroßen Teetasse stand. Er trank noch einen Schluck, um zu demonstrieren, dass er nicht mehr auf Krawall aus war.

  • Distel spazierte mit Gasmi auf dem Rücken ins Geisterhaus zurück. Sie waren einige Zeit unterwegs gewesen und bald würde die Dämmerung hereinbrechen. Nach einigem Suchen im und um das Haus fanden sie Enzian im Aufenthaltsraum, wo er mit seinem massigen Zebraleib der Länge nach auf einem gefährlich durchgebogenen Sofa lag - und seelenruhig schlief. Als einen der wenigen schien der Streit ihn nicht im Mindesten beunruhigt zu haben. Na ja, er kam auch von der rakshanischen Front, da war er vermutlich ganz andere Sachen gewohnt als ein paar fliegende Möbel.


    Distel klopfte energisch mit dem Vorderhuf auf die Dielen.
    "Aufwachen, Faulpelz, unser Freund hier braucht deinen Rat!"


    Enzian öffnete erst ein Auge, dann das andere. Ohne ansonsten irgendetwas an seiner Körperhaltung zu verändern, sagte er: "Was ist los?"


    "Wir brauchen den Schuldigen an diesem Terror hier, damit Gasmi ihn verprügeln und seinen Mann zurückerobern kann!"


    Jetzt streckte Enzian ein Vorderbein durch und kratzte sich mit der Hand die braune Brust. "Na der Tiefling. Der hat hier rumgebrüllt und randaliert."


    "Siehst du, Gasmi!", rief Distel glücklich. "Ich sagte doch, Enzo weiß so was!"

  • Pavo musterte verdutzt Puschel, als dieser von dannen zog. Eigentlich sollte er direkt seine Strafe antreten, aber auf der anderen Seite verstand er den Tiefling auch. Er hatte die Nase gestrichen voll. Pavo erging es nicht anders.


    Vielleicht tat ihnen allen eine Mütze Schlaf gut. Im Moment lagen bei allen die Nerven blank und vermutlich reichte wieder nur ein falsches Wort um den Streit erneut explodieren zu lassen.


    Pavo ließ Urako ungehindert gehen. Das Lösung des Streits hatte auch die paar Stunden noch Zeit. Der alte Heiler begab sich in sein Quartier, dass er sich normalerweise mit Dave abends teilte.


    Jeder von ihnen hatte ein eigenes Quartier, aber da sie beste Freunde waren und abends vor dem Schlafen noch gerne miteinander quatschten, hatten sie sich das gemeinsame Schlafquartier eingerichtet.


    Nun saß Pavo hier allein und schaute gegenüber auf das leere Bett.


    Irgendwie fühlte sich der Blick auf das leere Bett von Dave so an, als hätte er ihn verloren. Pavo hasste Streit mit Dave, genauso wie er Streit mit Urako hasste. Die beiden waren seine Jungs, er hatte ihnen das Leben gerettet und Dave kannte er eine gewaltig lange Zeit. Weit über zehn Jahre.


    Das war schon nach menschlichen Maßstäben eine lange Zeit für eine Freundschaft, für einen Goblin hingegen bedeutete diese Zeit noch weitaus mehr. Aus dem schlichten Grund, dass ihnen weitaus weniger Zeit als den anderen Völkern zur Verfügung stand.


    Auch wenn sich Pavo sonst mit Varmikan nicht gut verstand, nicht aus Groll oder Verachtung des Alben selbst heraus, sondern einfach weil er dessen Umgang mit Dave nicht guthieß, hoffte er inständig, dass Varmi Dave suchen und nach Hause bringen würde.


    Ein Magier hatte ganz andere Möglichkeiten einen anderen Magier zu finden, als Pavo das hatte.


    Der alte Heiler hätte nur die Tavernen abklappern können, von denen er wusste, dass Dave gerne in ihnen verkehrte. Zudem wusste er von Stadthaus in Shohiro.


    Selbst dort gewesen war er allerdings noch nie, ganz zu schweigen davon, dass er keinen Schlüssel von dem Haus besaß. Das bedeutete, selbst wenn er das Haus finden sollte, würde Dave ihm wahrscheinlich nicht öffnen oder die Tür vor der Nase zuknallen.


    Dave konnte man weder Adel-Allüren noch Geiz nachsagen, aber nachtragend war der Kerl bis zum Erbrechen.


    Das Schlimmste daran für Pavo war, dass Dave sich dann nicht mit zankte und versuchte seine eigene Meinung durchzudrücken, nein im Gegenteil.


    Der Magier schwieg und ignorierte ihn auf voller Linie, so als hätte Pavo für ihn aufgehört zu existieren.


    Er behandelte ihn wie Luft und falls sich Dave während eines Streits doch dazu herablassen musste mit ihm zu sprechen, dann bleib das Gespräch rein dienstlich und so kurz wie möglich.


    Pavo rieb sich müde übers Gesicht.


    Der alte Heiler wusste, dass Dave stinksauer auf ihn war. Dafür kannte er „seinen Davy“ zu gut.


    Der Naridier würde ihm die Bemerkung „mein Haus“ gewaltig krum nehmen. Pavo hatte nicht drohen wollen, er hatte einfach nur gewollt, dass Dave sich beruhigt und Urako nicht angriff.


    In seinen eigenen vier Wänden hätte er so ein Verhalten auch nicht durchgehen lassen.


    Trotzdem, obwohl Pavo eigentlich nichts falsches gesagt hatte, wusste er dass er Dave damit verletzt hatte. Er hatte ihm wehgetan und das bereute er.


    Genauso bereute er, dass er Urako nicht dazu bekommen hatte, umgehend mit Gasmi wieder Frieden zu schließen.


    „Man kann nicht alles haben oder heilen“, murmelte der alte Goblin.


    Pavo legte sich ins Bett und schloss die Augen. Besser wurde es dadurch nicht, jetzt vermisste er auch noch das Schnarchen der zwei Riesenköter!


    Der ansonsten untrügliche Beweis, dass Dave genau gegenüber schlief.


    Pavo kratzte sich kurz am Kopf und grübelte nach, ob er bei Urako um Unterschlupf bitten sollte. Allein zu schlafen gab ihm heute ein sehr einsames Gefühl und Puschel war genauso einsam wie er. Er hätte sehr gerne bei Urako geschlafen, aber er verwarf den Gedanken wieder.


    Der alte Goblin wollte Urako nicht mit seinen Problemen auf die Nerven gehen, der Tiefling hatte genug eigene Sorgen.

  • Varmikan zuckte erschrocken zusammen, als Puschel vor ihm wie aus dem Nichts auftauchte. Der Frostalb starrte Urako durchdringend an und nickte dann ganz langsam.


    „Sehe ich auch so, wir sollten miteinander reden Urako. Der Streit war nicht nötig. Komm vorbei, wenn Du reden möchtest", pflichtete der Frostalb seinem besten Freund bei.


    Varmi schaute von Dave zu Puschel und wieder zurück.


    „Ja gut… also in Ordnung. Ich lass Euch zwei alleine. Komm nach Sternchen“, bat Varmikan, strich Dave über den Rücken und ließ die beiden alleine.

  • Dave nahm eine bequeme Standpose ein, als Zeichen dass er ebenfalls friedlich bleiben würde. Er strich sich über sein stoppeliges Kinn und schaute Urako müde an.


    „Lass es gut sein Urako. Wir beide müssen nichts miteinander besprechen.
    Wir beide wissen nun was wir voneinander halten – Nichts.


    Deine Aufträge samt Sold bekommst Du zukünftig von Varmikan oder Anwolf in der Schreibstube. Oder von Aino oder Pavo, kannst Du Dir aussuchen Urako.


    Aus Deiner Freundschaft zu Varmikan halte ich mich heraus.
    Mit wem Varmikan befreundet ist, ist seine Angelegenheit.


    Da Du Varmikans Trauzeuge wirst, benimm Dich bitte auf unserer Hochzeit.
    Mir musst Du den Gefallen nicht erweisen, würdest Du auch nicht, erwarte ich auch nicht. Mach es für Deinen Freund Varmikan.


    Falls Du meinst meine Beziehung ruinieren zu müssen... sei es drum.
    Entweder weiß Varmikan zu wem er gehört, oder er weiß es nicht.
    Utopisch mir einzubilden, ich könnte darauf Einfluss nehmen.
    Wäre allerdings schön, wenn Du damit bis nach der Hochzeit warten könntest.


    Ich lasse Dich in Ruhe, lass Du mich in Ruhe.
    Ignorieren wir uns einfach. Ich habe keine Lust mich mit Dir zu streiten.


    Ist sonst noch etwas? Dann sag es mir jetzt. Ansonsten gehe ich schlafen“, sagte Dave matt und kämpfte darum die Augen offen zu halten.

  • Gasmi nickte zuerst noch erfreut, als sie das Geisterhaus betraten und Enzo direkt vorfanden. Der Centaur lag auf dem Sofa und es schien so gerade noch sein Gewicht zu halten.


    Gasmi war das gleichgültig, es war so viel zerstört worden, da war das Sofa sein geringstes Problem. Distel, klein und pfiffig wie er war, wartete nicht lange ab bis der große Centaur ausgeschlafen hatte, sondern stampfte auf den Boden um den Kerl zu wecken.


    Ein Auge nach dem anderen öffnete sich und Gasmi war bei der Geschwindigkeit schon froh, dass Centauren wie die meisten anderen Kreaturen nur zwei Augen hatten.


    Bei einer Biene hätte er vermutlich Monate vor Enzo verbracht, ehe endlich alle Augen offen wären. Gespannt und gebannt wartete der Düsterling die Verkündung des Übeltäters ab.


    Breit grinsend nickte er zu Distels Frage.


    „Genau wer hat das Chaos in Rudel gestiftet? Wen muss ich einnorden?“, verlangte Gasmi zu wissen und lächelte Enzo freundlich an.


    Als Enzo den Übeltäter verkündete, fror Gasmis Gesicht für einen Moment lang ein, so als hätte ihm jemand ein schlecht sitzendes Grinsen ins Gesicht getackert.


    Danach verwandelte es sich Millimeter weise in eine wütende Maske, ihm rutschte quasi das Grinsen aus dem Gesicht.


    „Der Tiefling?
    DER TIEFLING?
    MEIN TIEFLING?!?

    N I E M A L S!!!


    DER TIEFLING IST UNSCHULDIG!
    DER TIEFLING IST MEIN MANN UND WAR DAS OPFER!!!
    DER TIEFLING SAGT ER!“,
    kreischte Gasmi.


    Der Düsterling packte Distel bei den Schultern und schüttelte ihn durch.


    „Niemand macht meinen Mann schlecht! Wie kann er es wagen meinen Mann zu beleidigen! Er macht alles noch viel schlimmer! Warum lügt er mich an?“, verlangte Gasmi aufgelöst zu wissen.

  • Anwolf grinste Mo breit an, während er Frühstücksspeck knabberte.
    "Dave hat es Dir angetan was?", lachte der junge Magier leise.


    "Er ist eigentlich ein echt lieber Kerl, wenn man ihn nicht gerade provoziert und auf die Palme bringt. Wenn Du sein Kumpel sein willst, nur zu. Viele Freunde hat er nicht und jetzt vermutlich sogar ein paar weniger. Was ich um seinetwillen nicht hoffe, aber ich kenne ihn und seine verdammte Sturheit wie Paps immer sagt", erklärte Wolfi.


    "Falsche Wahl der Waffen? Ist Dir mal der Gedanke gekommen, überhaupt keine Waffe und keinen Angriff zu wählen? Wenn Du meinst, dass Seddik - so heißt der Ork und Urako sich schlecht benommen haben, warum benimmst Du Dich dann genauso blöde? Oder mal anders herum gefragt, warum benimmst Du Dich noch dämlicher und legst noch eine Schüppe oben drauf?


    Dass es Dir jetzt leid tut, glaube ich Dir, sonst würdest Du mir nicht zum zweiten Mal sagen, was Du Dir dabei dachtest. Und Du würdest nicht versuchen Dich zu rechtfertigen. Aber Du als Waldalb mit Bogen solltest wissen, Worte sind wie Pfeile - einmal abgeschossen, kann man sie nicht zurück holen.


    Schießt Du einfach auf jemanden einen Pfeil ab ohne zu überlegen? Ich hoffe nicht.
    Warum dann Worte?


    Zudem Mo, bei mir musst Du Dich nicht entschuldigen. Und vor mir musst Du Dich auch nicht rechtfertigen. Ich habe Dir nur gesagt, was passiert, wenn Du meine Leute schlecht behandelst oder sogar bedrohst. Für Deine Entschuldigung bin ich die falsche Adresse. Bei wem Du Dich entschuldigen musst, weißt Du selbst am besten.


    Willst Du Pavo heimlich hinhängen oder so? Du hast den Goblin damit angeschissen", antwortete Wolfi grinsend und leckte sich die Finger ab.


    "Nur Spaß. Ja Dave hat einige Tiere, aber seine Liebe gilt Hunden und Pferden. Er hat zwei Pferde, zwei Hunde, ein Huhn und einen Affen. Damit meine ich einen echten Affen und nicht Varmikan",lachte Wolfi sich schlapp.


    "Du musst sogar zurück ins Gildenhaus. Wenn Du Dich verdrückst, werden sie Dich jagen. Also wenn Du tatsächlich in den Sack hauen willst, musst Du offiziell kündigen. Und der "Vorstand" muss Deine Kündigung annehmen, damit ihr friedlich getrennter Wege gehen könnt.


    Aber da Du nach meiner Meinung gefragt hast, antworte ich Dir auch.


    Kehre zurück und bewerte die Gruppe nicht nach den ersten Minuten. Keiner hat sich mit Ruhm bekleckert. Weder Du noch die anderen. Und so blöde einiges gelaufen ist, ein Teil Deiner Handlungen hatten ja einen netten Hintergrund. Ein Teil wohlgemerkt ja? Nicht alles.


    Der Gedanke Gras über die Sache wachsen zu lassen, ist vielleicht gar nicht so schlecht gewesen. Von daher würde ich sagen, machen wir alle einen Schnitt.


    Mit Jeelen wirst Du Dich auf Einsätzen gut verstehen, habe ich auch immer. Ich durfte einige Male mit. Nur selbst arbeiten durfte ich nicht. Wegen der Lampe schaue ich nachher mal in unserem Fundus nach. Wenn ich nichts finde, bestelle ich Dir eine.


    Wir sollten auch mal so langsam machen, dass wir zurück nach Hause kommen", sagte Wolfi freundlich.

  • Morasa

    zuckte die Schultern und trank einen grossen Schluck Bier.

    „Das habe ich mir so gedacht, dass es schön ist, wenn wir Kumpel sein könnten dein Onkel und ich. Ob Dave stur ist weiss ich nicht. Nach dem Streit war er wütend. Sicher muss man nicht genauso bescheuert handeln, wie die anderen. Man kann Beleidigungen überhören. Das machst du einmal und dann bist du der Idiot für alle. Wehren musst du dich schon und wenn du nur sagst, was du von der Ansage hältst. Wenn du dich beleidigen und beschimpfen lässt, denkt jeder du bist ein Schwächling mit dem man alles machen kann. Die halten dich ab dem Tag für eine Lusche, die sie nicht ernst nehmen müssen. Damit hast du auch nichts gewonnen Wolfi. Darum war es nur die falsche Wahl der Waffen. Verteidigen darf ich mich.
    Zur Verteidigung schiesse ich auch Pfeile auf Personen ab ohne zu überlegen. Wenn ich dann lange überlege bin ich tot und mein Angreifer nicht. Im Kampf überlege ich nicht, im Kampf handele ich. Da frage ich nicht warum sich der Feind in meinen Wald rumtreibt, was er bei mir möchte und warum er mich angreift. Er bekommt einen Pfeil ins Auge ohne dass er mich sieht. Ein Wort kann man zurückholen Wolfi, indem du dich dafür entschuldigst. Jeder sagt manchmal Dinge die er nicht so gemeint hat. Wenn diese Wörter dann alle gelten und keine Entschuldigungen zählen, hätten wir ständig Streit und Krieg.
    Nein ich wollte den Goblin nicht hinhängen und anscheissen. Ich wollte dir erklären, was Dave so wütend gemacht hat, dass er nicht zurück nach Hause wollte. Wie soll ich dir das erklären, wenn ich dir den Grund nicht nennen darf? Du verlangst ein bisschen viel Rücksicht für den Goblin. Wenn ich meinen Mund halten soll und vorher überlegen muss, dann der alte Knacker auch.
    Das habe ich dir erzählt und ich belüge dich nicht. Wir wollten uns nicht verdrücken, sondern am anderen Morgen zurück nach Hause kommen. Gut dann weiss ich wie ich mich verhalten soll. Wir gehen zurück nach Hause und dann werde ich mit Dave sprechen. Und meine Entschuldigungen loswerden. Dass habe ich dir versprochen und daran halte ich mich. Ich will die Gilde nicht verlassen, ich bin froh eine neue Gilde gefunden zu haben. Und ich brauche den Job, ich hab kein Geld.“

    Morasa trank sein Bier aus und wischte sich mit den Handrücken den Mund ab. Das Brot was er nicht aufgegessen hatte steckte er für später in seine Tasche.

    „Ein Affe ist ein Wildtier und kein Haustier. Es freut mich, dass Dave Tiere mag. Das du Varmikan nicht einen Affen schimpfst, war mir bewusst. Ganz so bescheuert bin ich nicht, obwohl ich aus dem Wald komm. Und falls doch, ist das dein Problem. Jedenfalls wenn er es hört. Und Alben haben gute Ohren, dass sage ich dir Wolfi. Für einen Frostalben ist Varmikan sehr freundlich, aber dann sicher nicht mehr.
    Frag wie teuer das essen und der Umtrunk war. Ich habe noch 17 Taler. Den Rest musst du bezahlen und mir leihen bis zum ersten Lohn.“

    Mo gab dem Jungen die 17 Taler für das Frühstück.

  • Anwolf gab Morasa seine 17 Taler zurück, verlangte vom Wirt die Rechnung und bezahlte. Da er gesehen hatte, dass Mo das restliche Brot eingesteckt hatte, packte auch er sein übrig gebliebenes Brot ein und drückte es dem Waldalben in die Hand.


    Wolfi machte sich gemeinsam mit Mo und den Hunden auf den Heimweg.


    "Naja es stimmt schon, dass man auch Grenzen ziehen muss. Aber nicht am ersten Tag, in der ersten Minute auf diese Art und Weise. Zudem ging es nicht darum Mo. Keiner spricht Dir ab, Dich verteidigen zu dürfen. Mir ging es um das wie. Ich wollte mit meiner Frage darauf hindeuten, dass man überhaupt keine Waffe zur Verteidigung wählen muss. Schau mal, Du hast Urako mit dem Tod bedroht - absolutes daneben! Zurück beleidigen - genauso unlogisch.


    Ich an Deiner Stelle wäre ruhig geblieben und hätte ihn und Sed gefragt, was die Show soll. Und ich hätte den beiden gesagt, sobald sie wieder zu einem normalen Gespräch im vernünftigen Ton fähig sind, können sie selbstverständlich wieder mit mir reden. Vorher nicht. Fertig.


    Sowas meinte ich mit meiner Aussage, überhaupt keine Waffe zu wählen. Wähle Logik. In dem Fall hast Du weder gedroht, noch beleidigt. Und jeder mit ein bisschen Verstand würde über Deine Worte nachdenken. Streiten die beiden nach Deinem Friedensaufruf immer noch, machen sie sich nur noch lächerlich", erklärte Wolfi freundlich.


    "Eine Entschuldigung ist kein Zurückholen eines Wortes. Es ist einfach eine Revidierung oder Negierung - kurzum man handelt auf der Basis Vergeben ja, Vergessen nein. Irgendwo bleibt sowas immer in einem Gedankenwinkel haften. Und beim kleinsten Streit kommt sowas wieder mit an die Oberfläche. Glaub es mir, ich kenne solche Spiele aus unserer Verwandtschaft.


    Drum wähle Deine Worte weise, oder besser noch schweig!


    Ein Spruch meiner Ma - Manchmal ist es besser zu schweigen und für einen Narren gehalten zu werden, als vorschnell etwas zu sagen und die Kehle dafür durchgeschnitten zu bekommen.


    Keiner zwingt Dich auf eine Äußerung sofort zu reagieren und direkt wie ein Ente loszuschnattern. Sagst Du erstmal nichts, hast Du nichts Falsches gesagt. Man Du bei uns auf einer Familienfeier, dass muss ungefähr so herrlich sein, wie mit einem entzündeten Streichholz auf einem Pulverfass zu sitzen", lachte Wolfi.


    "Das Du bekloppt bist, weil Du aus dem Wald kommst habe ich nie behauptet. Nur hast Du ein Benehmen wie die Axt im Walde. Kein guter Vergleich", gibbelte Anwolf.


    "Aber mal ehrlich, Ihr werdet doch wohl auch Benimm-Regeln haben. Was weiß ich, kackt nicht in den Fluss. Jede Gesellschaft hat ihre Regeln, damit sie funktioniert. Damit die "Mitglieder" dieser Gesellschaft miteinander auskommen. Egal ob Völker, Vereine oder Familie. Und die Familie der Geister hat ebenfalls ihre Benimm-Regeln.


    Eine grundlegende Regel davon ist Morasa, greifst Du einen Bruder oder eine Schwester an, wirst Du gerichtet. Du kannst froh sein, dass Du nur den Mund zu weit aufgerissen hast. Hättest Du Urako oder Seddik angegriffen, hättest Du Dir keine Gedanken mehr machen müssen.


    Du hast mit Deinem Schnitzer ja nicht mal gewartet, bis Du die Hausordnung gekannt hast!


    Und mal unter uns beiden, Urako hat Dich vielleicht nur auf Herz und Nieren prüfen wollen. Erste Pflicht - Ruhe bewahren. Sagt ehm... einer meiner Verwandten. Gerade in gefährlichen Situationen die unser Job mit sich bringen kann, ist das oft lebensnotwendig.


    Wie ruhig Du auf eine minimale Provokation reagierst, hat jetzt jeder gesehen. Wer soll jetzt mit Dir noch einen Einsatz schieben wollen?
    Natürlich wird sich Jeelen bemühen, er ist locker drauf, genau wie Gasmi. Aber geschmeckt haben wird ihm nicht was er da sah. Im schlimmsten Fall hängt sein Leben von einem Choleriker ab?


    Ein Choleriker kann in Rage alles zu Deinen Gunsten rumreißen, weil er in seiner Wut alles in den Boden stampft.
    Oder er ist Dein Todesurteil, weil er eine Übermacht gegen Dich aufbringt.
    Was bist Du?


    Und nebenbei mal etwas persönliches. Ich mag Urako unheimlich gerne. Er war mein Vertrauter als wir auf Außeneinsatz waren. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Klar hat er seine Laune, aber jeder hat seine Ecken und Kanten.


    Wenn keiner weiter wusste, hatte er immer eine rettende Idee. Und er hat Dich nicht angegriffen, weil er Dich hasst, sondern weil er seine Familie liebt! Er stand da für seine Leute! Ist scheinbar nur keinem aufgefallen.


    Wenn Du jemals in die Familie findest, würde er Dich genauso verteidigen.
    Drum war für mich der Streit zwischen Dave und Urako besonders schlimm.


    Wen soll ich wählen?
    Meinen Onkel, Mentor, Blutsverwandten und Kumpel?
    Oder meinen Vertretungs-Paps und Kumpel?


    Ist schon Scheiße, dass die beiden nicht miteinander auskommen. Wäre schön, wenn sie sich vertragen würden. Du musst noch Öl ins Feuer gießen.


    Aber das habe ich Dir bereits erklärt.


    Einen Krieg wird es in der Gilde nicht geben. Und diese Familie wird auch nicht auseinanderbrechen. Notfalls regele ich dass. Ist ja nicht so, dass ich keinen gewarnt hätte", grinste Anwolf und knuffte Mo.

  • "Ich halte nicht nichts von dir." Urakos Finger umschlossen den dicken Henkel etwas fester. "Ich bin nur ein einfacher Scharfrichter, aber mein bisschen Grips reicht aus, um zu verstehen, dass du recht hast. Deine Worte waren hart, aber sie waren wahr. Ich bin im Grunde wirklich nur ein Proleten-Arsch, der nichts kann. Ich bin in dieser Gilde ersetzbar durch jeden dahergelaufenen Messerstecher." Er schlürfte noch einen weiteren Schluck. "Bei dir sieht das anders aus. Du kannst dieses ganze Zettelzeug, du kannst die Abrechnungen machen, Gelder hin und her schubsen, diesen ganzen Behördenkram erledigen und so verdrehen, dass wir nicht auffliegen. Ohne dich hätten die Geister ein ernstes Problem."


    Er betrachtete Dave aus müden Augen.


    "Pavo hat gesagt, ich soll`s dir erklären. Also erklär ich`s dir jetzt. Es geht mich eigentlich nichts an, aber es geht mir gegen den Strich, dass Varmi den blöden Marder gekrault hat. Weil ich weiß, wie wichtig du ihm bist. Er kämpft wie ein Vieh, um ein guter, starker Mann für dich zu sein der dich und eure Beziehung beschützen kann. Und dann wird er plötzlich schwach und krault diesen dahergelaufenen, wildfremden Waldschrat! Ich meine, wenn Varmi mich gekrault hätte, das wäre natürlich was anderes gewesen, wir kennen uns und vertrauen einander. Sonst dürfte ich dich auch nicht manchmal etwas verwöhnen, hehe. Aber dieser Mo da, der ist neu, der war gestern den ersten Tag da! Wisst ihr denn, ob man dem vertrauen kann? Er hat sich da im Aufenthaltsraum zwischen euch gedrängt und sich angebiedert wie eine Schlampe. Und der dummgläubige Varmi ist drauf reingefallen. Das schmeckt mir nicht! Weil ich finde, du bist eine gute Partie für Varmi. Ich persönlich wöllte dich zwar nicht haben, du bist mir viel zu anstrengend und dein Geschmolle ginge mir gehörig auf den Geist, aber Varmi ist rundum glücklich mit dir. Wie kann ich da zulassen, dass dieses Frettchen das kaputt macht?"


    Er blickte in Richtung Haustür. Dann wieder zu Davard.


    "Wieso bitten mich eigentlich alle darum, mich auf eurer Hochzeit zu benehmen? Natürlich mache ich das, ganz so doof bin ich nicht! Sag das lieber dem Frettchen, bevor er droht, deine Mutter umzubringen, nur weil sie ihn nach der Uhrzeit fragt oder vor deinem Vater das Schwert zieht, weil der ihm die letzte Wurstscheibe vom Buffet vor der Nase wegschnappt! Der Mann ist eine wandelnde Bombe, wenn du mich fragst, aber du fragst mich ja nicht, also kannst du meine Einschätzung auch wieder vergessen."


    Urako blickte ein weiteres Mal zur Tür. "Noch was ..."


    Er betrachtete den schweren tönernen Krug in seiner Hand, den er Davard eigentlich hatte über den Schädel ziehen wollen. Damit hätte er ihm unkompliziert die Lichter ausknipsen können und er traute sich durchaus zu, mit der richtigen Kraft zuzuhauen, so dass er ihn nicht ernsthaft verletzte, aber vielleicht ging es auch anders. Dave war deutlich größer als er und atlethisch gebaut, aber verkatert ohne Ende und fix und fertig. Wenn Urako Glück hatte, konnte er ihn packen und abführen, ohne, dass der Mann es schaffte, in seinen Geist einzudringen und dort Unfrieden zu stiften. Er hatte als Scharfrichter schon etliche unwillige Deliquenten von hier nach da bugsiert. So dauerte es auch nur eine Sekunde, bis er mit der einen Hand Daves Kleidung am Genick gepackt und mit der anderen Daves Arm schmerzhaft auf dessen Rücken verdreht hatte.


    "Ich habe noch einen anderen Auftrag erhalten, als nur mit dir zu reden, Dave. Mach jetzt keinen Ärger und komm einfach mit, bevor ich dir weh tun muss. Wäre doch schade, dass ohne Varmis Beisein zu tun, hm?"


    Er begann, ihn richtung Tür zu schieben, um ihn so, wie Pavo es ihm aufgetragen hatte, im Keller festzusetzen.

  • "E-e-e-e-e-e-e-e-e", machte Distel, während er von dem aufgebrachten Wüterich durchgeschüttelt wurde. Enzo lag immer noch auf dem Sofa und betrachtete das Schauspiel ohne sonderliche Besorgnis. Er gähnte und streckte sich wieder lang, das Sofa bog sich noch etwas weiter durch und berührte nun mit der durchgebogenen Mitte den Boden. Endlich hörte Gasmi auf, Distel zu schütteln. Dem war von der ganzen Schüttelei schwindelig geworden und er rieb sich den Kopf.


    "Also wenn Urako der Tiefling ist und der Tiefling dein Mann ist und obendrein auch noch das Opfer, dann kann er nicht gleichzeitig der Schuldige sein", schlussfolgerte Distel scharfsinnig. "Woraus folgt ..." Er stemmte die Hände in die Taille und überlegte. "Enzo, jetzt sag schon! Was folgt daraus?"


    Der streckte gerade das rechte Hinterbein. "Dass jemand anders die Schuld trägt."


    "Genau, das wollte ich sagen! Und dieser jemand ist...?" Bohrend blickte er zu Enzian, der mit dem Huf kreiste, ohne das restliche Bein zu bewegen.


    "Leute, ich brauch erstmal `nen Kaffee!", rief Enzian hilflos. "Ich komme aus Rakshanistan und es ist früh am Morgen, ich bin es gewohnt, meine morgendliche Koffeindosis zu bekommen, vorher läuft hier gar nichts. Mein Gehirn braucht das einfach."


    Distel seufzte. "Schon verstanden. Gasmi, zeig mir bitte die Küche, wir müssen einen Kessel Kaffe für den Herrn von und zu Streifistan kochen, vorher redet er nicht mit uns. Vielleicht können wir das draußen am Grillplatz machen, da haben wir mehr Platz. Reichen hundert Liter?"


    "Mokka!", rief Enzo ihnen nach, als sie sich auf den Weg machten. "Schwarz mit Honig!"

  • Dave musterte Urako erstaunt.


    "Dito, ich halte Dich auch nicht für ein Nichts. Das mit dem Proleten-Arsch und den anderen Scheiß habe ich nicht ernst gemeint. Ich wollte Dir einfach richtig eins reinwürgen, weil Du Varmikan beleidigt hast. Du hast Henker gelernt, ich habe eben meinen Kram gelernt Urako", antwortete Dave.


    Dave hörte sich die Erklärung für Urakos Verhalten an.


    "Es tut mir leid dass ich ausgerastet bin, ich habe Dein Verhalten völlig falsch eingeschätzt und verstanden. Ich ging davon aus, dass Dein Angriff uns - also unserer Beziehung gilt. Das Gegenteil war der Fall, entschuldige.


    Danke für die lieben Worte. Du bist ihm ein echter Freund und warst sogar mir einer. Ich war in dem Moment leider Betriebsblind.


    Varmi ist ein guter Gefährte. Naja was sage ich, ist ja kein Geheimnis für Dich, dass ich ihn liebe.
    Verglichen mit meinen beiden Freundinnen vorher...
    Es ist völlig anders, es ist überhaupt kein Vergleich.


    Zuerst mal weil ich wirklich in ihn verknallt bin. Die anderen bekam ich vorgestellt und man bemüht sich, die Person zu mögen - oder mehr.


    Das war bei ihm nicht so. Bei ihm war es anders. Gesehen, gut gefunden, Spaß gehabt beim gemeinsamen rumhängen, super auf Anhieb verstanden, ihm viel durchgehen lassen, von ihm flachlegen lassen, von ihm ärgern lassen und von ihm einsacken lassen.
    Das ist was anderes. Völlig anders, wenn Du Dich verknallst. Wenn er Dir Deine Angst nicht krumm nimmt, sondern um Dich kämpft, zuerst sogar gegen Deinen Willen - dennoch für Dich.


    Ich dachte nicht, dass ich eine Person lieben kann.
    Ich ging davon aus, dass ich scheinbar dazu nicht fähig bin.


    Meist empfand ich nichts. Nicht mal fürs Daseins irgendwas. Aus dem Grund hätte ich Dich auch nicht getötet. Weder das Leben noch der Tod bedeuten Dir etwas Urako, ich weiß was das heißt.


    Wenn ich so überlege, habe ich vorher nie eine Person wirklich geliebt.


    Varmikan versteht mich auf einer anderen Ebene. Auf der Ebene können wir uns sogar komplett vereinigen, seelisch eins werden. Wir können unsere Gedanken und Gefühle teilen.


    Ich liebe den Kerl einfach von ganzem Herzen.


    Und als ich dachte Du willst ihn mir wegnehmen, sah ich rot.
    Aber Du hast um die gleiche Sache gekämpft, sogar für mich. Klingt paradox, aber trotzdem Danke und entschuldige.


    Im Nachhinein frage ich mich warum ich für Natasha und Vanessa so einen Aufstand gemacht habe.


    Das ist überhaupt nicht zu vergleichen. Und ich verstehe jetzt auch, warum Ansgar dermaßen um Fin gekämpft hat, sprich dass er sie heiraten durfte. Sie oder keine, ergo keine Kinder, keine Enkel, keine Stammhalter. Damit ist er durchgekommen, weil er stur blieb. Damals hab ich es ihm einfach gegönnt, heute verstehe ich wofür er so gekämpft hat und wie es sich anfühlt geliebt zu werden.


    Die anderen wissen gar nicht um was sie sich selbst betrogen haben. Was sie sich vorenthalten durch ihre Dogmen und Prinzipien. Aber das ist deren Sache, ich muss mein Leben leben und die ihres.


    Was ist mit Dir und Gasmi? Warum bist Du den Kleinen so angegangen aus dem gleichen Grund? Weil der den Waldalben mochte?", fragte Dave.


    "Dass Varmikan Morasa gekrault hat, habe ich nicht mitbekommen... Warum hat er ihn gekrault? Und vor allem wo hat er ihn gekrault? Sag nicht zwischen den Beinen. Mir schmeckt dass garantiert auch nicht, das kann ich Dir versichern. Warum hast Du mir das nicht direkt gesagt? Scheiße", gab der Magier zurück.


    "Andere Frage beantworte mir das bitte ehrlich, ich möchte das wissen. In welcher Weise bin ich anstrengend? Ich frage nicht um Dir ein reinzudrücken, sondern um es mir mit meinem Kerl nicht zu verscherzen. Also was für ein Verhalten lege ich an den Tag, dass Dir oder schlimmer noch ihm richtig auf den Sack geht? Sag mir das bitte", bat Dave.


    "Warum ich Dich gebeten habe, Dich auf der Hochzeit zu benehmen? Weil circa 400 Leute da sein werden, die nur darauf warten sich die Mäuler über jeden Fehltritt zu zerreißen - kurzum der Adel.
    Ich glaube kaum, dass es Morasa schafft, meinen Vater oder meine Mutter zu töten.


    Meine Mutter war eine Leiche - jetzt lebt sie.
    Mein Vater lebte - und jetzt ist er eine Leiche.


    So soll es sein. Weder meine Mutter, noch mein Vater nehmen an meiner Hochzeit teil. Sollte mein Vater widererwartend doch erscheinen, werde ich mich bei dem Nekro persönlich bedanken. Oder durch Ansgar bedanken lassen.


    Aber die Beschreibung von den "Frettchen" war lustig und wieso hat Varmikan ihn ohne mein Einverständnis eingeladen?", fragte Dave grinsend.


    Als Urako ihn schnappte und in den Sicherungsgriff nahm, wusste Dave erst nicht wie er reagieren sollte. Um sich zu befreien, war er eindeutig zu geschafft und er hatte sich gerade irgendwie ziemlich gut mit Urako verstanden.


    Einen Augenblick später erklärte ihm Urako, dass er keinen Ärger machen sollte, da er ihm nicht wehtun wolle... ohne Varmikans Beisein. Über die Bemerkung musste Dave grinsen.


    "Gut, dann lass es auch und tue mir nicht weh. Lass mich los Urako, ich komme freiwillig mit. Sag mir wo wir hingehen und warum", bat Dave.


    Der Naridier wehrte sich nicht und folgte Urako.

  • Gasmi klopfte Distel beruhigend auf die Schulter.


    "Du kannst nichts dafür. Enzo hätte uns vorher um den Kaffee bitten müssen. Stattdessen beschuldigt er meinen Mann. Du hast das gleich richtig erkannt Distel, Urako würde so etwas nie tun! Niemals!", pflichtete Gasmi ihm bei.


    "Den Kaffee bekommst Du und wir dann die Wahrheit Freundchen, sonst hast Du die längst Zeit so entspannt gelegen", murrte der Düsterling und führte Distel in die Küche.


    "Eine Frechheit ist das! Uns beide so zu verarschen! Den Kaffee hätte ich ihm doch gemacht. Ich glaube Kaffee mit Honig zu würzen ist eine Marotte der Rakshaner.


    Weißt Du Distel, als mein Mann mir das erste Mal Kaffee gekocht hat, hat er auch Honig in den Kaffee geschüttet. Er war noch ungeübt, was das Kaffee kochen anging. Der Kaffee schmeckte wie Torf, hatte die Konsistenz von Kleister und war extrem süß.


    Aber süß war auch von Puschel, dass er mir Kaffee gekocht hat. Er hat ihn mir sogar ans Bett gebracht! Mit Frühstück.


    Würde so ein Mann, der sowas macht und so an einen denkt, einen Streit in der Familie lostreten? Das sagt einem doch schon der Verstand, dass er so etwas nicht tun würde", erklärte Gasmi.


    "Du passt schon in die Küche keine Angst", lachte der Düsterling und schob Distel von hinten an, damit seine Worte auch wirklich den Tatsachen entsprachen.


    "Sonst musst Du halt so lange den Bauch einziehen und die Luft anhalten", kicherte Gasmi und knuffte Distel.


    "Mokka hat er gesagt. Jetzt hat er auch noch Sonderwünsche. Dann müssen die Infos aber auch topp sein. Wenn er aber nochmal meinen Mann madig macht, reite ich ihn durch die Stadtkanalisation, ich schwöre es Dir. Also Enzian, nicht Puschel", flüsterte Gasmi Distel zu.

  • Morasa


    nahm sein Geld und das Brot von Wolfi entgegen und steckte es zu den Äpfel.


    "Klug gesprochen Wolfi. Ich würde sagen, ich mache es beim nächsten Mal so, aber ich hoffe es gibt kein nächstes Mal. Deine Mutter ist eine kluge Frau und deine Verwandten müssen grässlich sein. Damit meine ich nicht Dave, nicht dass ich schon wieder in einen Fettnapf trete.
    Natürlich haben wir auch Benimmregeln im Wald. An die konnte ich mich nicht halten, darum bin ich gegangen. Mein Volk unterscheidet nicht nach Freund und Feind. Jeder ist zuerst ein Gast und willkommen. Erst wenn er sich daneben benimmt, wird er zu einem Feind. Ich halte das für gefährlich. Wenn ich jeden ohne ansehen der Person direkt als Gast aufnehme, hole ich mir die Gefahr in mein Haus. Und dein Gast hält dich dann nicht für freundlich, sondern für dämlich.
    Besuch ist bei uns selten. Die meisten die zu den Waldalben kommen sind Forscher. Früher waren es Rakshaner und die wollten jeden Waldalben tot sehen. Soll ich jetzt jeden Rakshaner fragen, ob er mich tot sehen will? Ganz sicher nicht. Ein Rakshaner bekommt einen Pfeil in den Kopf und ich weiss, der will niemand mehr tot sehen. Ein Rakshaner ist zum Glück nicht in unsere Familie.
    Es gibt Unterschiede von Fremden, dass muss man akzeptieren. Nicht jeder ist dein Feind, dass stimmt. Aber auch nicht jeder ist dein Freund. Und bei anderen weisst du eben genau, dass sie dein schlimmster Feind sind. Bei uns sind das die Rakshaner.
    Ich werde versuchen die Regeln unserer Gilde zu lernen und zu beachten. Und ich werde niemanden mehr aus der Familie bedrohen. Töten werde ich auch niemanden aus der Familie. Es sei denn er greift mich an und ich muss mich verteidigen. Dann schon, weil ich mich nicht umbringen lasse ohne Gegenwehr.
    In meinen Job bin ich ruhig und nicht chloerisch. Sonst wäre ich bereits verhungert, wenn ich vorher das Wild verscheuche. Und wenn ich mit einen Kameraden zusammenarbeite, kann er sich auf mich verlassen. Was denkst du von mir, dass ich bewusst Lärm mache, damit Jeelen ermordet wird?
    Wählen musst du niemanden Wolfi, du hast nichts mit unseren Streit zu tun. Du kannst mit Urako befreundet sein und mit deinen Onkel. Das beisst sich nicht. Wenn Dave und Urako sich nicht verstehen, ist das halt so. Nicht jeder muss mit jeden befreundet sein in der Gilde. Aber zusammen arbeiten können, dass müssen sie. Das reicht auch.
    Ja du hast sehr gut erklärt, warum es keinen Krieg in der Gilde geben wird. Ich erinnere mich. Danke Wolfi."


    Morasa trottete neben Wolfi her und machte sich seine Gedanken.

  • Wolfi nickte bestätigend zu Morasas Worten.


    "Mir würde es auch besser gefallen, wenn es von Deiner Aufführung keinen zweiten Teil geben würde. Aber darüber mache ich mir keine Gedanken, denn eines ist sicher - einen dritten Teil wird die Welt nicht sehen", stellte Anwolf klar.


    "Meine Verwandten? Du hast keine Vorstellung von meinen Verwandten Morasa, grässlich beschreibt einige von ihnen nicht im Geringsten. Wenn Du sie je kennenlernen musst, wirst Du Deine Wortwahl für lächerlich halten.


    Jeder einzelne aus unserer Sippschaft, jedenfalls die uralte Garde kann Dein Schutz, Deine Erlösung, Deine letzte Hilfe sein oder auch Dein persönlicher, schlimmster Alptraum.


    Unsere Leute lassen sich nicht gerne in die Suppe spucken.


    Greifst Du einen von uns an, hast Du alle gegen Dich. Du wirst das Spiel entweder nicht überleben oder leider doch - beides zu Deinem Leidwesen.


    Dazwischen sind tausende Varianten möglich, je nachdem welcher meiner Verwandten Dich erwischen würde.


    Kein Außenstehender tötet einen von unserem Blut, dass bleibt uns selbst vorbehalten.


    Da verstehen wir keinen Spaß. Und glaub mir, meine Familie ist verzweigter, als Dir bewusst sein wird. Nicht jeder unserer Verwandten trägt den Namen von Hohenfelde.


    Drum fürchte ich Deine Pfeile auch nicht. Solltest Du mir je etwas antun, weiß ich schließlich wie die Rache aussehen wird. Und selbst wenn Du es schaffst mich zu töten, passiert mir nichts. Mein Vater würde mich zurückholen. Für mich sind Deine Drohungen bedeutungslos. Darum versuche ich Dir bewusst zu machen, die Füße still zu halten und Dich zu fügen.


    Die Aussage - Töten werde ich auch niemanden aus der Familie. Es sei denn...
    hebt sich doch selbst auf!


    Nichts es sei denn Mo! Hör endlich mal damit auf!
    Du tötest niemanden, PUNKT!


    Ja Rakshaner hin oder her, die haben wir hier nicht. Wir haben auch keinen Rakshaner in der Familie und wenn wir einen hätten, ist das für Dich kein Rakshaner, sondern ein Bruder.
    Wird es ein toter Bruder, ist das immer noch kein Rakshaner sondern Dein Totenschein!
    Klar?",
    erklärte Wolfi verzweifelt.


    Anwolf kehrte mit Morasa zurück ins Geisterhaus, hakte den Waldalben sicherheitshalber unter und zog ihn direkt mit in die Fundusstube.


    "So eine Öllampe wolltest Du haben. Ich gebe Dir direkt eine mit Uhr, die sind wirklich praktisch. Die Öllampenuhr besteht eigentlich nur aus einer Öltischlampe, deren Glasbehälter unten eine kleine Öffnung hat, durch die das Öl von einem Docht angesaugt wird.


    Die Höhe des Ölstandes im Vorratsbehälter stellt ein Maß für die verflossene Zeit dar. Die Stärke des Dochtes ist so gewählt, dass das Öl in der Lampe von der Flamme möglichst zeitgenau nach der auf dem Glasbehälter angebrachten Stundenskala aufgebraucht wird. Als Brennstoff wird normalerweise Tran verwendet, weil es sauberer und gleichmäßiger verbrennt als Öl.
    Füllte man abends den Ölbehälter voll und zündete die Lampe an, so hat man während der ganzen Nacht nicht nur Beleuchtung, sondern auch annähernd die Zeitanzeige.
    Durch den Brennstoffverbrauch der Lampe sinkt der Öl- oder Transpiegel im Glasbehälter, wodurch man auf der Skala die Zeit abgelesen kann.
    Weil der Druck des Öles in Abhängigkeit vom Pegel einen ungleichmäßigen Verbrauch verursachte und die Stundenskalen am zylindrischen Behälter meistens geradlinig angezeigt werden, ist die erste Abendstunde viel kürzer als die letzte Morgenstunde.


    Um das auszugleichen hat der Ölbehälter die Form einer umgedrehten Birne. Durch diese Maßnahme wird die Längen der Stunden annähernd gleich halten.
    Öluhren sind Uhren, die gegenüber anderen Elementaruhren den Vorteil haben, dass man die Zeit bei Dunkelheit ablesen kann. Dave benutzt sie gerne, wenn er abends oder nachts die Monats- oder Jahresabrechnung machen muss.
    Behandele sie pfleglich, sie ist zerbrechlich und teuer",
    erklärte Anwolf und drückte Morasa die Lampe in die Hand.


    "Pass auf Dich auf Mo", grinste Wolfi.

  • Morasa

    schwieg zu der neuen Schelte von Wolfi. So wie der Junge es erzählte, hatte Mo das nicht gemeint. Aber alles was Morasa jetzt zu seiner Verteidigung sagen konnte, würde Wolfi falsch verstehen. Mo wollte sich nicht weiter streiten, darum schwieg er. Der Waldalb wusste nicht, ob er in so eine Familie leben könnte. Die Erzählung von Wolfi hörte sich nicht nach einer Familie an, sondern nach einer ständigen Bedrohung. Mo hatte seine Familie verlassen. Er lebte schon lange nicht mehr bei ihnen und auch nicht bei den Waldalben. Trotzdem erinnerte er sich gut, wie seine Familie zusammen gehalten hatte. Sie beschützten sich auch vor Fremden. Aber sie töteten sich niemals gegenseitig. Die Familie von Wolfi war für Morasa wahnsinnig. Nicht alle Familienmitglieder, aber scheinbar einige schon. Die Ausnahmen hatten sicher die Familie verlassen, weil sich nicht hinein passten. Dave und Anwolf also. Genauso wie er nicht in seine Familie passte. Es war sicher ein Glück, nicht in so eine Familie zu passen.
    Morasa klemmte sich seine Haare hinter seine Ohren. Das Wolfi sein Vater ihn von den Toten zurückholen konnte, glaubte Mo nicht. Der Junge meinte sicher Nekromantie. Wie konnte er so leichtfertig über Nekromantie sprechen? Über Totenmagie? Wolfi hatte es so leicht gesagt. Mein Vater holt mich zurück, du kannst mich nicht bedrohen. Der Junge wusste nicht was er da redete. Ein Stück Wahnsinn hatte auch Wolfi in seinen Kopf. Dachte der Junge, er wäre nach dem Zauber noch ein Mensch? Wenn sein Vater die Fähigkeit hatte, sich Tote erheben zu lassen, war Wolfi danach ein Untoter. Eine wandelnde Leiche. Diese Magie war Gotteslästerung gegen Ardemia. Morasa war es gleichgültig, aber Wolfi hatte eine falsche Vorstellung. Der Waldalb hörte sich alles nur an, sagte dazu aber nichts. Er sagte Wolfi nicht seine Meinung und er sagte ihm auch nicht, wie falsch seine Gedanken über seine mögliche Rettung vor dem Tod waren. Der Junge würde das nur wieder als Angriff falsch verstehen.
    Endlich waren sie wieder beim Geisterhaus. Morasa freute sich zurück zu sein. Aber er hatte auch Angst, was am zweiten Tag nach dem Streit geschehen würde. Morasa fürchtete den Tiefling und den Ork nicht. Vielleicht hielten sie ihn deshalb für verrückt. Aber als Marder tötete er Beute die viel größer und schwerer war als er selber. Er war in beiden Gestalten ein gefährlicher Jäger. Mo befürchtete die Familie schon am zweiten Tag wieder verlassen zu müssen. Er musste sich noch bei Urako entschuldigen. Er hatte sein Wort als Kamerad gegeben und sein Wort würde er halten. Aber Mo passte es nicht, dass er allein der Schuldige sein sollte. Trotz Wolfis Erklärung und seiner weisen Worte war Mo immer noch stinksauer auf Urako. Genauso auf den fetten Ork. Der Tiefling und der Ork hatten ihn grundlos beleidigt. Der Tiefling hatte sogar Varmikan und Dave übelst beschimpft. Dass er sich entschuldigen musste, war ungerecht. Der Tiefling hatte Dave, also jemand aus der Führung der Gilde beleidigt. Der Tiefling schien Narrenfreiheit durch den alten Knacker zu haben. Der hatte sich sogar auf die Seite von dem Tiefling gestellt und Dave aus dem Haus geworfen. Warum sollten sie da sofort wieder nach Hause kommen? Dave seine Wut war verständlich. Seine eigene Wut war verständlich.
    Aber er hatte sein Wort gegeben. Morasa wollte sich entschuldigen und dann den beiden aus den Weg gehen. Der Waldalb hoffte sich gut mit Dave und Jeelen zu verstehen. Zwei Kumpel in eine Familie waren gut. Er mochte Dave gern und Jeel schien nett zu sein. Urako und Seddik wollte Mo ignorieren. Er hoffte nicht mit den beiden zusammenarbeiten zu müssen. Die Gedanke von Wolfi absichtlich Lärm zu machen, dass jemand diese Kameraden tötete, fand Mo lustig. Niemand könnte ihn dann beschuldigen. Diese Gedanken behielt er für sich. Für Mo war es schwer in eine Familie hineinzufinden. Ein Marder war ein Einzelgänger. Seine zweite Gestalt lebte und jagte allein. Als Waldalb hatte er sehr lange Zeit wie ein Marder gelebt. Dabei war es egal, ob Morasa als Waldalb oder als Baummarder unterwegs war. Der Marder war nicht nur seine zweite Form als Gestaltwandler, es war seine Natur. Er jagte allein, leise und tödlich. Manchmal suchte er Kontakt. Ständig konnte er das Alleinsein nicht ertragen, genauso wenig wie ständige Gesellschaft. Ausgewählte Gesellschaft war sein Ziel. Bei seiner neuen Familie hatte er sich Dave ausgesucht. Sie hatten zusammen gesoffen und sie hatten sich einen Schlafplatz geteilt. Das war ein gutes Zeichen für beginnendes Vertrauen und Freundschaft.

    `Ich werde nicht vergessen was ihr getan habt. Nicht die Beleidigungen und auch nicht die Ungerechtigkeit von dem alten Goblin´, dachte Mo.

    Wolfi klammerte sich an Morasa fest und schleifte ihn durchs Haus. Der Junge führte ihn in ein Lagerraum und drückte ihm eine Öllampe in die Hand. Dazu erklärte Wolfi eine Unmenge an Informationen über diese Lampe. Morasa betrachtete die Öllampe ganz genau. Er verstand nicht richtig, wie sie einem die Zeit sagte. Es war vermutlich eine Stunde um, wenn das Öl ein Strich gesunken war. Was hinter den Strichen stand, konnte Mo nicht lesen. Der Waldalb konnte nicht lesen. Mo hatte weder lesen noch schreiben gelernt. Er konnte keine Buchstaben, keine Texte und auch keine Zahlen lesen. Rechnen konnte er auch nicht. Und eine Uhr ablesen war für ihn unmöglich.
    Das Wolfi soviel zu der Lampe sagen konnte, zeigte Mo dass der Junge aus einer anderen Welt kam. Er war gebildet, er wusste viel. Vermutlich wusste Anwolf eine ganze Menge unwichtiges Zeug. Genau wie die Sache mit der Lampe. Im Wald war das Wissen wertlos. Man sah am Stand der Sonne ob es morgens, mittags oder abends war. Und ein guter Jäger kannte die Zeiten der Beutetiere. Ein Jäger wusste wann die Tiere in seinen Revier schliefen, wann sie frassen, wann sie zur Wasserstelle gingen und wo sie das taten. Dazu brauchte man keine Uhr. Morasa konnte die Spuren der Tiere lesen und die Zeichen des Waldes. Dazu musste er keine Schriftzeichen verstehen. Sein Wissen war ganz anders als das von Wolfi.
    Das Dave abends und nachts diesen Abrechnungskram bearbeitete wunderte Mo. Aber vielleicht hatte er so viel zu tun, dass er sogar spät noch arbeiten musste. Dann brauchte er eine Öllampe. Für Morasa hatte die besondere Funktion der Öllampe keine Bedeutung. Mo freute dass er eine Lampe geschenkt bekommen hatte. Und dass sie eine wertvolle Lampe war. Zudem sah die Lampe schön aus. Er würde gut auf sie aufpassen. Mo nahm sich eine Flasche Tran und Streichhölzer aus dem Bestand, damit er die Lampe auch benutzen konnte.

    „Danke Wolfi, für die Lampe. Sie gefällt mir gut. Bis später.“

    Morasa ging zurück in sein Quartier. Dort stellte er die Lampe auf den kleinen Beistelltisch. Mo füllte vorsichtig Öl hinein und zündete die Lampe an. Sie verbreitete ein angenehmes Licht. Der Waldalb verstaute seine wenigen Besitztümer in seinem Zimmer. Das Brot und die Äpfel legte er als Vorrat zur Seite. Mo drehte die Lampe auf kleine Flamme runter und legte sich ins Bett. Er hörte Varmikan in seinem Quartier umräumen. Dave hörte Mo nicht. Er schien nicht im Quartier zu sein. Der Frostalb hatte Dave befohlen zu ihm zu ziehen. Dave hatte sich genau dass vorher gewünscht und Morasa erzählt. Die beiden waren gerade sicher damit beschäftigt. Dave schleppte bestimmt seinen Kram und Varmikan räumte ihn ein. Mo wollte rübergehen und Varmi besuchen, wenn der Frostalb nicht mehr am umräumen war. Blöd im Weg rumstehen wollte Mo nicht.