Aus dem Wald in den Großstadt-Dschungel

  • Dave umarmte Varmikan und küsste ihn liebevoll, ehe er sich auf die Couch legte und lang ausstreckte.


    „Ich arbeite heute nicht, ich schlafe mich aus Varmi. Die Schreibstube gehört Dir und Wolfi heute allein“, erklärte Dave müde, während sich Fedor und Brownie zu ihm gesellten und vor der Couch ablegten.

    Varmikan legte sich neben Dave auf die Couch und nahm ihn in die Arme.


    „Müde vom Baden? Du wolltest mit Mo in die Stadt. Denk dran. Sternchen, wenn Du schläfst, bleibe ich auch hier. Schlaf, ich bin hier falls Du mich brauchst“, antwortete Varmi.


    „Falls nicht, habe ich wenigstens geborgen in Deinen Armen geschlummert. Pavo hat sich mit mir versöhnt. Eigentlich wollte ich mich nicht versöhnen, sondern eingeschnappt bleiben. Aber dann dachte ich mir so, komm Urako hat doch Recht. Weißt Du, einerseits bin ich froh mich mit Pavo versöhnt zu haben, auf der anderen Seite denke ich, dass es falsch war“, murmelte Dave und schmiegte sich an seinen Schatz an.

    „Bitte nicht Dave. Wir hatten schon genug Streit in der Gilde die letzte Zeit“, bat Varmikan und küsste Dave.
    „Eben, drum sage ich auch nichts mehr zu dem Thema. Pavo und ich haben uns versöhnt, aber meine Meinung behalte ich trotzdem“, gab Dave zurück.


    „Du kannst nicht nachgeben. Was war denn so schlimm, dass Du jetzt so über Pavo denkst? Der alte Goblin ist garantiert nicht mein Freund Sternchen, aber Deiner. Er ist sogar Dein Lebensretter und er ist Dein Trauzeuge Schatz. Gegen Pavo habe ich nicht mal was, er soll sich nur aus unserer Beziehung heraus halten. Mehr verlange ich nicht von ihm. Also, was ist los Davy?“, fragte Varmikan und streichelte Dave den Rücken.

    „Trauzeuge ist gut. Man ich wünschte die Hochzeit wäre schon vorbei“, stöhnte Dave leise.
    „Du bist so romantisch…“, antwortete Varmikan tonlos.


    „Nein, so war das nicht gemeint. Ich bin absolut glücklich Dich zu heiraten, aber ich habe Bammel vor der Feier mit den Verwandten. Ich hoffe wir überstehen die Feier gut. Bleib bitte an meiner Seite“, bat Dave.
    „Dave, wir beide heiraten. Das ist unsere Hochzeitsfeier, wo sollte ich anders sein, als an Deiner Seite? Du bist vielleicht einer. Aber schön dass Du es so siehst. Du musst keinen Bammel haben, ich werde die ganze Zeit an Deinem Robenzipfel hängen und Dir nicht eine Sekunde von der Seite weichen. In Ordnung?“, grinste Varmi.


    „Du hast keine Ahnung. Schwöre es“, bat Dave.
    „Ich schwöre es Dir“, grinste Varmi noch breiter.


    „Perfekt“, freute sich Dave.
    „So und nun? Eine Runde schlafen oder verrätst Du mir noch, was Pavo so schlimmes gesagt hat?“, fragte Varmikan und deckte Dave mit einer Tagesdecke zu.


    „Ach keine Ahnung. Einerseits denke ich, er hat meine Freundschaft nicht mehr verdient. Auf der anderen Seite denke ich, ich habe das mal wieder in den völlig falschen Hals bekommen und übertreibe maßlos. Keine Ahnung Varmi. Wie siehst Du die Sache?“, fragte Dave.

    „Sag ich Dir sobald Du mir „die Sache“ erzählt hast“, gab der Frostalb zu bedenken und kraulte Dave den Schädel.


    „Das ist gut. Es geht um die Aussage - mein Haus. Darüber habe ich mich dermaßen geärgert, dass kannst Du Dir nicht vorstellen. Das lief mir echt nach. Meiner Meinung nach, oder besser gesagt meinem Gefühl nach war ich naiv und verblendet. Pavo hat mir Dinge gesagt, die ich gerne hören wollte. Dinge nach denen ich mich gesehnt habe. Aber letztendlich bleibt es immer gleich. Wenn es kein Hund ist, liebt es mich nicht.


    Er ist kein Hund und er liebt mich auch nicht. Er mag mich nicht einmal. Ich bin für ihn vermutlich nicht mal ein Freund.

    Ich bin nur eines für ihn, praktisch!
    Praktisch um seine Lebensspanne zu erhöhen.
    Praktisch da ich Geld besitze.
    Praktisch dank meines Standes und Einflusses.
    Praktisch von meinen Fähigkeiten her.
    Praktisch weil ich gehorche.
    Und das alles für ein paar brühwarme Worte.

    Sein Haus...

    Wirklich Sein Haus Klingenohr?
    War es schon abbezahlt, oder geschah das nach meiner Aufnahme als Patient?
    Dunwin mag mich zwar nie besucht haben, aber bezahlt hat er. Wenn es ihm um mich persönlich gegangen wäre hätte Pavo theoretisch auf Dunwins Geld verzichten können.
    Aber die Logik sagte mir, dass Heilmittel nicht umsonst zu erwerben sind, auch nicht für Pavo. Folglich musste er auch Dunwin etwas bezahlen lassen.

    Jedenfalls habe ich das tatsächlich all die Jahre geglaubt.
    Genau wie seine Behauptung mich zu mögen, dabei hat mich meine Erfahrung mein ganzes Leben lang was völlig anderes gelehrt.

    Es ist Pavos Haus.
    Es sei ihm gegönnt.
    Er hat es sich redlich "verdient".

    Und selbst daraus entsteht eine logische Schlussfolgerung Varmikan, es gibt für mich keinen Grund mit Pavo zu streiten. Streit ist nichts anderes als verbaler Kampf um eine Person. Man klärt eine Sache per Auseinandersetzung um danach wieder zueinander zu finden. Man kämpft sprich streitet um die Freundschaft, man möchte sie erhalten. Ich streite mich nicht mehr mit Pavo. Und nebenbei, auch wenn seine Zuneigung und Freundschaft nur eine Lüge war, hat sich trotzdem gut angefühlt. Er hat mir eine Illusion verkauft, nichts anders verkaufen Nutten. Er ist keinen Deut besser als die beiden Weiber die ich als Partnerinnen hatte. Die waren sogar ehelicher. Da wusste ich wenigstens, es geht ihnen nur um meinen Titel und mein Geld. Streit haben wir beide nicht… nicht mehr… verstehst Du?",
    antwortete Dave.


    Varmikan musterte Dave eine lange Zeit ehe er antwortete.

    „Lügen ist mental nicht möglich, aber Verschweigen. Du hast Flecken auf der Seele die sind wie Teer. Sie sind verschlossen, verriegelt und uneinsehbar. Lass es mich sehen“, bat der Alb.
    „Nein“, antwortete Dave schlicht.

    „Ich weiß es eh Dave, ich weiß nur keine Details. Du reagierst genau wie Iphi. Manchmal überhaupt nicht, wo Du reagieren solltest. Und manchmal dermaßen überzogen, dass es ebenfalls unnormal ist. Du schießt Dich damit selbst ins Ausseits. Glaub mir, DAS hat Pavo niemals mit der Aussage mein Haus gemeint. Er meinte nur eins, reg Dich ab, hier habe ich das Sagen. Genau das Gleiche hättest Du Pavo in Deinem Haus in Alessa gesagt, wenn er aus der Buxe gesprungen wäre.

    Du hast Dich mit ihm versöhnt. Jetzt stehen zwei Entscheidungen in Deinem Querkopf gegeneinander. Meintest Du die Versöhnung ernst, oder schmierst Du dem alten Mann das jetzt heimlich aufs Brot.
    Ehrlich? Pavo ist zu alt für diesen Mist. Wenn Du ihm unbedingt böse sein musst, denk drüber nach, dass vielleicht der Tag kommt, wo Du Dich morgen vertragen willst – aber es gibt kein Morgen mehr. Denn er ist in den Nexus umgezogen.
    Du magst ihn doch. Du hast ihn im Nexus umarmt. Hast Du da irgenwas von Deiner Horrorvorstellung gelesen? Seine Seele war Dir offenbart. War er falsch? War er hinterlistig? Hat er Dich ausgenutzt? Wohl kaum Dave!

    Jetzt zurück zu Dir, Pavo ist mir persönlich nicht wichtig, sondern nur Du. Er ist Dein Freund, Du brauchst ihn, also spreche ich für ihn. Kapiert?
    So jetzt Tacheles. Wer hat Dich misshandelt und wie? Zeig mir das. Lebt er noch?“,
    fragte Varmikan ernst.

    „Mein Großvater und mein Vater. Beide sind tot. Ich zeige es Dir ein anderes Mal, in Ordnung? Jetzt bitte nicht. Wenn ich es Dir offenbare, muss ich es auch ansehen und dafür fehlen mir im Moment die Nerven. Ich muss einen Zeitpunkt wählen, wo mich das nicht aus der Bahn wirft. Sonst habe ich da wieder wochenlang… naja egal“, antwortete Dave und mummelte sich ein.


    „Es ist nicht egal, sonst hätte ich nicht gefragt. Und ganz nebenbei – ich bin auch kein Hund und liebe Dich“, gab Varmikan zu bedenken.

    „Ich weiß“, schmunzelte Dave und streichelte Varmikan über die Wange.
    „Mentaler Verbund, na komm. Ich gucke mir nichts an, ich knuddel Dich einfach. Komm in meine „Arme“, forderte Varmi seinen Schatz auf.

    `Nur zu´, freute sich Dave.
    `Ich liebe Dich Dave. Benimm Dich nachher anständig in der Stadt, ich will nicht das Mo an Dir rumgrabbelt´, übermittelte Varmikan liebevoll.


    `Mo an mir? Du an Mo!´, antwortete Dave.
    "Schlaf Schatz", grinste Varmikan.

  • Varmikan nahm Dave fest in die Arme und grübelte.


    "Mir fällt gerade noch etwas wichtiges ein. Dave Du solltest Dich entscheiden. Du sagst Du liebst Deinen Bruder, aber Du behandelst ihn oft so, als gibst Du ihm die Schuld an allem was damals passiert ist. Jedenfalls klingt das so mit.


    Hör zu Sternchen, entweder hasst Du Deinen Vater für seine Untätigkeit und liebst Deinen Bruder.
    Oder Du hasst Deinen Bruder weil er Dich gerettet hat, dann vergiss nicht Dunwin zu lieben!
    Er hätte Dich verrecken lassen.


    Du kannst Dunwin nicht für seine Tatenlosigkeit verurteilen und zeitgleich genau dass rückwirkend von Ansgar verlangen.


    Er hätte Dich gehen lassen sollen, dass schmierst Du ihm aufs Brot.
    Dunwin hätte Dich gehen lassen.


    Er hat nicht einen Finger für Dich krumm gemacht.
    Also was nun?


    Das Du damals Schmerzen nach dem Reitunfall hattest, dass Du fast dabei den Verstand verloren hast, glaube ich Dir. Dass Du gehen wolltest, glaube ich Dir. Es muss grauenvoll gewesen sein, so dazu liegen und Dein Körper ist nur noch Schmerz.


    Aber Ansgar hat Dich nicht aus Hass gerettet oder um Dir eins auszuwischen, sondern weil er Dich liebt.


    Wenn er so lebte wie Du, dann warst Du die einzige Person, die er hatte. Die er gemocht hat, die ein Freund für ihn war.


    Du bist sein kleiner Bruder, er wollte Dich retten und beschützen! Das wäre so, als würdest Du mir Deine Rettung ankreiden, wenn wir in der gleichen Situation wären. Oder nicht?


    Ich meine, ich kenne Deinen Bruder nicht persönlich, aber Pavo dankst Du für die Rettung und ihn sägst Du dafür ab. Wobei ich gerade sogar für Pavo sprechen musste.


    Pavo hätte nichts mehr zu retten gehabt, wenn Ansgar nicht gewesen wäre. Zudem hast Du mir erzählt, dass er Dich besucht hat, während Du hier krank gelegen hast. Pavo wird Dir da keinen Mist erzählt haben.


    Ich hätte gerne einen Bruder gehabt, allerdings einen großen Bruder. Einen der alles weiß, mir alles beibringt und mich zur Not beschützt, wenn ich mal wieder Scheiße gebaut habe.


    Die hab ich in meiner Trotteligkeit oft gebaut. Keine Ahnung, manchmal bin ich ein Vollverpeiler.

    Dafür haben wir zu viert Zuhause gelebt, meine Ma, mein Paps, mein Onkel und ich.


    Mein Paps und sein Bruder haben früh ihre Eltern verloren, mein Onkel hat dann meinen Paps großgezogen. Die haben schon immer zusammengelebt als Duo, sozusagen. Als mein Paps dann meine Ma kennengelernt hat, ist sie später zu den beiden gezogen


    Das wollte ich Dir noch gesagt haben, jetzt darfst Du schlafen. Ich wecke Dich kurz vor dem Mittag. Dann isst Du und dann gehst Du in die Stadt. Ohne zu Essen gehst Du nicht in die Stadt, dass sage ich Dir gleich“, erklärte Varmikan.


    "Lieb von Dir", murmelte Dave.

  • Gasmi wollte seinem Schatz gerade antworten, aber da machte sich Urako auch schon auf den Weg. Puschel lief mit ihm Huckepack hoch zum Dachboden, quetsche sich dort aus dem Fenster und sprang.


    Der Düsterling krallte sich an seinem Schatz fest und grub ihm dabei die Nägel in die Haut.


    Gas war schon einmal auf Puschel geflogen und egal wie hoch oder weit es war, es war immer ein erhabenes, geradezu Ekstase artiges Gefühl zu Fliegen.


    Puschel rief ihm zu, dass man die Stadt unter ihnen sehen konnte. Die Stadt von oben wirkte winzig, wie Spielzeug und ihre Bewohner wirken klein. Wie Ameisen wirkten die Leute, sie wuselten durcheinander und Gasmi musste über den Anblick lachen.


    Aber viel schöner als die Menschen und die Stadt waren die Wolken. Früher hatte er geglaubt, dass sich Wolken wie Watte anfühlen. Sie fühlen sich nach Nebel an, dass hatte Gasmi erfahren, als sie über Berge hinweg geflogen waren.


    "Schneller! Flieg schneller!", feuerte Gasmi Puschel an.


    Aber Puschel hatte einen anderen Plan. Er segelte in eine alte Scheune hinein und vertrieb die kleinen Besitzer, die sie sich unter ihre Nägel gerissen hatten. Kaum dass sie gelandet waren, entdeckt Puschel den Entdecker in sich und musste eine Etage tiefer herumschnüffeln gehen, wo doch oben das Heu auf sie wartete! Gasmi peitschte mit dem Schwanz und schaute Puschel nach.


    "Komm wieder zurück!", rief der seinem Tiefling nach.


    Etwas knallte und Gasmi zuckte zusammen. Dann kam Puschel auch schon wieder die Leiter hochgeklettert und grinste über beide Ohren. In der Hand hielt er eine Peitsche.


    "Soll ich Dich damit fesseln?", schlug Gasmi breit grinsend vor, riss sich seinen Lendenschurz vom Leib und schlenderte auf Puschel zu.


    Die Bullenpeitsche [FSK 18] >>

  • Einige Stunden später ging Lydia in den zweiten Keller und klopfte kurz an der Quartiertür von Varmikan und Dave. Die Zwergin trat ein und musterte kurz die beiden, die in trauter Zweisamkeit auf der Couch lagen. Dave schlief und Varmikan schaute sie an.


    "Weck Deinen Schatz und dann kommt hoch. Mittag ist fertig", sagte die Zwergin freundlich.
    "Alles klar. Was gibt es denn heute Leckeres zu Essen?", flüsterte Varmi.


    "Hühnerfrikasse mit Reis", grinste Lydia.
    "Fleisch, perfekt. Bis gleich", freute sich Varmikan.


    "Ja bis gleich", verabschiedete sich die Zwergin und ging rüber zu Morasas Quartier.


    Auch hier klopfte sie kurz an und betrat dann das Zimmer. Neugierig schaute sich Lydia um. Viel hatte Mo noch nicht im Zimmer getan. Allerdings was auch? Deko besaß er scheinbar keine, seine Sachen waren eingeräumt und eine Lampe hatte er sich besorgt.


    Die Zwergin musterte den Waldalb.


    "Ich wollte Dir bescheid sagen, dass das Essen fertig ist. Heute gibt es Hühnerfrikasse mit Reis. Das Du den Anstand hattest Dich bei Urako zu entschuldigen, gefällt mir.


    Aber Euch Alben sagt man auch Verschlagenheit nach. Jedenfalls unter Zwergen. Zwerge sind ehrlich, direkt und gerade heraus. Ihr Alben redet gerne um den heißen Brei oder rächt Euch heimlich. Ein Zwerg rächt sich niemals durch einen Pfeil in den Rücken Mo. Er schlägt Dir die Axt von vorne in den Schädel.


    Drum mein Rat. Dein Versöhnungsessen Morasa, sollte wirklich ein Versöhnungsessen werden und keine besondere Würze enthalten. Sollte Urako nach Deinem Essen nur ein Furz quer sitzen, ist Schluss mit lustig. Ich kann keine Aufregung vertragen, drum werde ich mich auch nicht aufregen.


    Meinst Du es ernst mit Deiner Versöhnung und Deiner offenen Entschuldigung, bist Du einer der wenigen Alben neben unserem Varmi, den ich respektieren werde.


    Und nun komm und schwing Deinen dürren Arsch an unseren Esstisch", sagte Lydia freundlich und verpasste Mo einen Knuff, der ihn fast auch dem Bett fegte.

  • Morasa


    lag auf seinen Bett und ruhte sich ein bisschen aus. Es klopfte an seine Tür. Bevor Mo was sagen konnte, kam die Zwergin Lydia schon in sein Zimmer. Sie schwatze los und erzählte Morasa dass es jetzt Mittagessen gab. Hühnerfrikasee mit Reis. Mo freute sich auf das Essen. Sein Magen knurrte, als Lydia vom Essen sprach.
    Dann sprach die Zwergin seine Versöhnung mit dem Kotzbrocken Urako an. Sie warnte ihn, dass die Versöhnung besser echt sein sollte. Mo rieb sich müde seine Augen.


    "Unrecht hast du nicht Lydia. Viele Alben sind so und ich manchmal auch. Ich wollte das Essen von Urako mit Abführmittel würzen. Aber nur sein Essen, nicht dass von der ganzen Familie. Aber die Idee war Scheisse. Ich habe das Urako selber gesagt, was ich vorgehabt hab. Wenn ich das gemacht hätte, dann hätte er sich gerächt. Dann wieder ich und dann wieder er. Und wofür eigentlich? Ich habe Urako die Wahrheit gesagt und davon erzählt was ich geplant hatte. Und ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht tun werde, weil ich die Idee selber Scheisse von mir finde.
    Das Essen was ich kochen werde, werde ich so gut wie ich kann kochen. Das verspreche ich dir.
    Urako hatte mit Dave gesprochen, als ich ihm das gestanden hab. Da hat er gesagt, er hat es die ganze Zeit gewusst. Dave wollte wissen warum ich das tun wollte und warum ich so drauf bin. Da habe ich den beiden die Wahrheit gesagt. Dass ich wütend bin und eifersüchtig, weil ich nicht allein sein will. Wenn du allein sein möchtest ist allein sein schön. Wenn du allein sein musst, ist es Scheisse. Ich meine, wenn ich schon die Wahrheit gesagt habe, wegen dem Abführmittel, dann kann ich gleich die ganze Wahrheit sagen. Ich hätte das niemand sagen müssen. Einfach nicht die Abführmittel kaufen und Urako nicht ins Essen kippen. Aber ich wollte die Entschuldigung ernst meinen. So hab ich es gestanden, damit ich kein Rückzieher mache, falls er mich wieder beleidigt. Soll er doch, dass ist mir jetzt egal. Ich hab mich lange genug über ihn aufgeregt. Das waren meine Gedanken dazu. Ich will nicht mehr streiten und ich will mich nicht mehr aufregen. Ich möchte in der Familie ankommen.
    Dann hat Urako gesagt, er würde mir helfen, weil man an Wut sterben kann. Beides hat mich gewundert. Ich habe nicht gewusst, dass man an Wut sterben kann. Er hat erklärt warum. Das Herz bleibt dann wohl stehen, wenn man sich zu sehr aufregt. Gut dass das stimmt, glaube ich. Wenn man wütend ist, spürt man das Herz in der Brust hämmern.
    Aber was mich erstaunt hat war, dass er mir helfen will meiner Wut ein Ventil zu geben. Umsonst nicht, denn ich muss ihn dafür bezahlen. Nun er hat kein Grund mir was zu schenken. Da ich noch kein Geld hab, hab ich ihm mein Dolch verpfändet.
    Ich hoffe er steht zu seinem Wort wie ein Kamerad und klaut den Dolch nicht. Dann Lydia, ist mir mein Herz und die Familie egal, dann werde ich ihn umbringen. Wenn er sein Wort hält, dann werde ich mich wirklich bemühen mit ihm klarzukommen. Dann ist er ein Kamerad und ein Bruder. Geschwister muss man nicht mögen nur achten.
    Ich erzähl Dir das, weil du das genauso wissen sollst. Ich will keinen Streit mit dir und du warst von Anfang an freundlich zu mir. Drum keine Sorge ich mach so eine hinterfotzige Aktion nicht. Obwohl es lustig gewesen wäre, wenn er sich zugeschissen hätte. Ob seine Fresse dann noch so gross gewesen wäre, glaub ich nicht. Aber ich sollte nicht so denken.
    Was du sagst stimmt, das Zwerge offen kämpfen und Alben versteckt. Jedes Volk ist anders Lydia. Wie es kämpft und wie es jagt hängt von dem Jagdgebiet ab. Ich kann keine Axt schwingen und einen Reh hinterher rennen, damit ich es von vorne töten kann. Ich muss mich anschleichen und es aus dem Hinterhalt erschiessen. So leben wir. Versteckt und wenn wir angreifen, dann aus dem Hinterhalt.
    Ich war noch nie bei einen Zwerg Zuhause aber ich weiss, dass ihr unterirdisch lebt. Kämpfst du in einen Stollen, kannst du dich nicht verstecken. Zwerge kämpfen offen, weil sie es nicht anders kennen. Ihre Umgebung gibt das vor. Wie meine Umgebung meine Jagd und meine Art zum Kämpfen vorgibt. Ich glaube das färbt auf das ganze Verhalten ab. Welche Art davon richtig ist, kann niemand sagen. Bei dir Zuhause deine Art und bei mir meine Art. Darum ist es schwer, wenn viele verschiedene Arten zu denken und zu kämpfen zusammentreffen. Aber ich will es versuchen.
    Ich wollte dich gar nicht so zuschwatzen."


    Morsa rappelte sich auf, als die Zwergin ihn geknufft hatte. Sie meinte es freundlich und so störte er sich nicht dran.


    "Lydia eine Frage haben wir eine feste Sitzordnung oder darf ich mich zu mittag hinsetzen wo ich möchte? Das Varmikan neben Dave sitzen wird ist klar. Das du neben Jeelen sitzen wirst ist auch klar. Jeder hat zwei Seiten, kann ich mich auf die andere Seite von Dave setzen oder gibt es dann Ärger? Oder kann ich mich auf die andere Seite bei Varmikan hinsetzen? Ich frage, weil die zwei die einzigsten sind, die ich bis jetzt richtig kenne. Oder soll ich mich auf die andere Seite von deinen Mann setzen, weil ich ihm zugeteilt bin?
    Meine Fragen klingen bestimmt total Banane, aber ich möchte einfach keinen Streit. Und ich möchte mich beim Essen wohlfühlen und mit wen reden können.
    Gehen wir nach oben."


    Mo öffnete die Tür und löschte die Lampe. Er wartete auf Lydia.

  • Lydia hörte Morasa aufmerksam zu. Die Zwergin wusste nicht, ob sie den Alb für seine Worte erwürgen oder drücken sollte. Einerseits war der perfide Plan Urako Abführmittel ins Essen zu mischen, wirklich eines Alben würdig.


    Das gleiche hätte Lydia ohne zu zögern Varmikan zugetraut, allerdings wäre das Opfer dann wohl eher Pavo geworden, als Varmikans Spezi Urako.


    Das Morasa ihr den Plan gestand, rechnete die Zwergin ihm hoch an. Dass Mo sogar Urako sein Vorhaben gestanden hatte, zeigte, dass er wirklich bereit war sich zu versöhnen. Gut, wenn man sich maßlos über eine Person geärgert hatte, verspürte sie selbst auch den Wunsch sich zu rächen. Nur sah die Rache eines Zwerges völlig anders aus, als die eines Alben.


    Aber auch darauf hatte Morasa eine Antwort. Seine Argumentation klang gar nicht so verkehrt. Jedes Volk hatte seine Lebensweise und die betraf nun mal nicht nur das Jagdverhalten. Im Grunde hätte er sie überhaupt nicht ins Vertrauen ziehen müssen. Er hätte die ganze Sache auf sich beruhen lassen können, indem er seinen Plan stillschweigend verwarf.


    "Das Du mir das ehrlich erzählt hast rechne ich Dir hoch an Morasa. Tja wie Du schon sagst, einen Grund Dir etwas zu schenken hat Urako nicht. Aber dennoch sollte er einem Bruder keine Rechnung schreiben. Auch das führt nur zu Unmut. Aber wenn Ihr Euch schon so geeinigt habt, ist das eine Sache zwischen Euch beiden.


    Natürlich ist es ein Unterschied ob man alleine sein möchte, oder alleine sein muss Mo. Manch einer ist eben alleine und der andere ist einsam. Das ist der wahre Unterschied. Wenn Du einsam bist, nützt Dir Streit oder ein Angriff auf andere noch weniger. Du musst Dir Freunde suchen und die findet man nicht, indem man seine Zunftgeschwister vors Schienbein tritt.


    Jeelen hat Dir doch sicher angeboten, Dich abends zu uns zu setzen. Falls mein Mann das vergessen haben sollte, mache ich das hiermit. Abends sitzen wir zusammen im Wohnzimmer. Jeder Geist der noch etwas quatschen möchte oder vielleicht ein Buch lesen will, gesellt sich dazu. Einige spielen Karten oder Würfel um sich etwas zu unterhalten. Wenn Du also einsam bist, noch nicht schlafen kannst oder willst, gesell Dich zu uns. Ist meist ganz lustig.


    Zu Deiner Frage bezüglich der Sitzordnung. Nein, es gibt keine feste Sitzordnung am Tisch. Es gibt nur eine Sitzordnung, wer neben wem sitzt. Das hast Du schon richtig erkannt. Jeelen sitz oft neben mir und ich neben Aino, da wir gerne miteinander reden.


    Und richtig erkannt, Varmikan sitzt immer neben Dave. Versuch Dich nicht dazwischen zu drängen, denn sonst trittst Du einen Streit mit Varmikan los. Dave ist sein "Mann" und damit meint er nicht nur seinen Beziehungsstatus. Das durfte auch Pavo schon miterleben. Der Frostalb hat da so seine ganz eigenen, speziellen Ansichten. Da sonst auch Pavo neben Dave sitzt, wirst Du nicht neben ihm sitzen können. Setz Dich zu Jeelen, neben Varmikan auf die andere Seite oder such Dir einfach einen freien Platz aus. Mit Jeelen, Aino, Wolfi und mir hast Du ebenfalls keinen Streit. Du könntest Dich also auch zu Wolfi setzten", erklärte Lydia.


    Gemeinsam mit Morasa ging Lydia nach oben und führte ihn ins Wohnzimmer, dass zur Mittagszeit als Essecke diente. Pavo, Jeelen, Aino und Wolfi waren schon anwesend und saßen am gedeckten Tisch, Seddik kam gerade herein und grüßte die Anwesenden.


    "Setz Dich hin, ich hole das Essen", sagte die Zwergin und verschwand in die Küche.

  • Varmikan rüttelte Dave neben sich sanft wach.
    "Aufstehen Schlafmütze", flüsterte ihm Varmi ins Ohr.


    Der Frostalb kramte in der Leckerchendose, hielt Dave einen Apfelring vor den Mund und kraulte ihm den Nacken. Dave aß gut gelaunt den Apfelring aus Varmikans Hand.


    "Leckerchen beim Aufstehen, mhm, gefällt mir. Du hast Recht Varmi, mit Pavo und Ansgar. Was gibts zu heute zu essen?", fragte Dave, streckte sich und stand auf.


    Er zog Varmi mit hoch und machte sich gemeinsam mit ihm auf den Weg ins Wohnzimmer.


    "Hühnerfrikasse gibt es heute", grinste Varmi.


    Dave setzte sich neben Pavo und knuffte den Goblin.
    Varmi setzte sich auf die andere Seite von Dave.


    "Schön Dich zu sehen Davy", freute sich Pavo.
    "Dito Pavo", schmunzelte Dave gut gelaunt.


    "Wir müssen mal reden Pavo, ich brauche Deinen Rat. Privat, ohne Dave: Irgendwann die kommenden Tage", grinste Varmi.
    "Sollst Du haben Varmikan", stimmte Pavo zu.


    "Danke. Wo bleibt das Frikasse?", fragte Varmi in die Runde.
    "Lydia ist schon unterwegs", grinste Aino kopfschüttelnd.


    "Nach dem Essen brechen wir direkt in die Stadt auf Mo", erklärte Dave.

  • Morasa

    grüsste die Geister im Wohnzimmer und setzte sich neben Jeelen.

    „Hallo Jeelen. Lydia hat mir gesagt, ich darf mich neben dich setzten.“

    Der Waldalb beobachtete den fetten Ork Seddik als er ins Wohnzimmer kam. Er grüsste in die Runde. Mo beschränkte seinen Gruss auf ein Nicken. Je weniger Kontakt er mit dem Albenhasser hatte, je weniger konnte er mit dem Fettsack streiten. Danach gesellten sich Dave und Varmikan dazu und kamen ins Wohnzimmer. Dave setzte sich neben Pavo und Varmikan setzte sich sofort auf die andere Seite neben seinen Mann. Als der Frostalb sass fragte er gleich nach dem Essen. Varmikan war wirklich total verfressen, dachte Mo. Egal wann es etwas zu Essen gab, er musste als Erster davon essen und in rauen Mengen. Der Waldalb fand das lustig, weil der Frostalb überhaupt nicht fett war. Mo fragte sich wo das ganze Essen blieb, dass Varmikan in sich hineinstopfte. Bei dem Ork konnte man es sehen.
    Der alte Knacker grüsste Dave freundlich und Dave grüsste den alten Goblin genauso zurück. Der Streit zwischen beiden war vergessen. Mo beobachtete sie still. Er konnte das Verhalten von dem Alten nicht abschätzen, aber er hoffte, dass seine scheinheilige Freundlichkeit echt war. Ansonsten würde er Dave vor dem Wendehals beschützen. Bis jetzt waren nur Dave, Varmikan, Jeelen und Wolfi freundlich zu ihm gewesen. Wobei bei Wolfi war das so eine Sache. Er war nett und freundlich und zeitgleich bedrohte er einen ständig dabei. Er spendierte einen ein Essen und teilte einen mit, dass man sich keinen Grabstein kaufen musste, wenn er mit einem fertig war. Mo seine Augen huschten rüber zu dem Jungen. Er sass einfach da am Tisch und sah völlig harmlos aus. Irgendwie sahen alle hier harmlos aus. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick sah man ihre Narben und ihre trainierten Körper. Bis auf den Ork der war eine Mischung aus Muskeln und Fett. Morasa schaute sich den selbstverliebten Fleischberg hinter vorgehaltene Hand genau an. Er war extrem hässlich, aber Mo wollte die bleiche Narbenfresse von einem Albenhasser auch nicht heiraten. Mo musste über die Spitznamen lächeln, die er dem Ork verpasste.
    Sein Blick wanderte zu Aino. Sie war immer schwarz-weiss bemalt wie ein Zebra und sie hatte keine Haare. Das war ganz schön seltsam für eine Frau. Mo fragte sich, ob sie keine Haare hatte. Vielleicht war Aino kein richtiger Mensch und bemalte sich deshalb von oben bis unten, damit niemand ihre wahre Hautfarbe sah. Sie konnte auch ein Tiefling sein. Vielleicht hatte aber auch der Kotzbrocken Urako und der Fleischberg Seddik sie einmal so geärgert, dass ihr spontan alle Haare ausgefallen waren. Dass sowas manchmal passierte, hatte er einmal gehört. Genau wie wenn man sich zu Tode erschreckte, konnte man schlagartig alle Haare verlieren. Das konnte gut sein, dass das Aino passiert war.
    Als Mo noch so über die einzelnen Geister nachdachte, sagte ihm Dave, dass sie direkt nach dem Essen in die Stadt gehen würden. Morasa freute sich darüber. Die Stadt war sicher interessant und er wollte gleich für das Versöhnungsessen einkaufen.

    „Das machen wir Dave.“

  • Die Tür sprang auf und Urako kam herein. "Mahlzeit", grölte er in die Runde, latschte an Varmi und Dave vorbei, berührte Varmi kurz an der Schulter und setzte sich auf die andere Seite von Pavo. Er hatte noch nasse Haare, da er sich nach seinem kleinen Ausflug mit Gasmi zur Scheune fix im Fluss gebadet hatte. Gasmi zog er an der Hand hinter sich her und zog dessen Stuhl so dicht an seinen, dass sie sich beim Essen berührten.


    Sein Gesicht blieb bei Morasas Anblick ausdruckslos, aber beim Anblick des Essens verfinsterte es sich kurz. Hühnerfrikassee war eines der wenigen Gerichte, die er überhaupt nicht leiden konnte. Er sagte aber nichts, weil er nicht wusste, wer es gekocht hatte und nicht dem Falschen eins reinwürgen wollte. Also machte er sich nur Reis mit Soße auf den Teller und ließ Fleisch und Gemüse im Topf.


    "Du auch, Gasmi?", fragte er und schon hatte Gasmi Reis auf dem Teller. "Erbsen? Möhren? Fleisch? Soße?"


    Doch noch jemand kam zum Essen.


    Ein inzwischen ziemlich nach verfaultem Gulasch riechender Ghul. Ghulasch, konstatierte Urako gedanklich und freute sich über seinen Wortwitz. Mauli konnte inzwischen nur noch auf allen Vieren laufen und unartikulierte Laute von sich geben. Morasa hatte ihn in der Zeit, seit Mauli eingezogen war, nicht ein einziges Mal gefüttert oder sich sonstwie um ihn gekümmert. Witternd schaute Mauli sich um und seine fast schwarz verfärbten Lippen wurden nass von Speichel, als er die um den Tisch versammelten Geister sah.

  • Gasmi betrat direkt hinter Urako gut gelaunt das Wohnzimmer, dass auch als Speisezimmer fungierte. Wie üblich musste Puschel herum grölen, aber solange Puschel laut war, ging es ihm gut. Anderen dabei nicht immer, aber das war Gasmi im Moment gleichgültig. Er hatte sich mit seinem Schatz versöhnt und nichts anderes zählte.


    Die meisten saßen schon am Tisch, Urako grüßte Varmikan besonders und drückte dessen Schulter, bevor er sich neben Pavo niederließ.


    Zum Glück schaute Puschel neutral, als er den Waldalben Morasa erblickte. Gasmi folgte dem Blick seines Mannes. Gasmi streichelte beruhigend den Oberschenkel von Urako und griff versehentlich etwas zu hoch um seinen Schatz zu beruhigen.


    "Bleib ruhig Puschel, reg Dich nicht auf. Bitte Du hast die Versöhnung von einem Essen abhängig gemacht, und der Alb war noch nicht einkaufen. Lass ihn sich beweisen. Wenn er das Essen verhunzt, dann schütte es ihm vor die Füße, aber fang vorher bitte nicht an zu stänkern", flüsterte Gasmi seinem Schatz zu.


    Als sich Urako das Frikasse aufschüttete, verfinsterte sich sein Gesicht zusehends. Gasmi streichelte Puschel durch die nassen Haare.


    "Ich möchte von allem was und besonders viel Fleisch. Das hat sicher Lydia gekocht. Es ist ihr Lieblingsessen. Ich hoffe Agathe lebt noch", lachte der Düsterling.


    Ihm blieb aber das Lachen im Hals stecken, als er Mauli ins Wohnzimmer kriechen sah. Der Ghul war mehr tot als lebendig. Er war doch ein Geschenk von Crize dem Nekromaten gewesen, wie konnte er so verfallen? Vermutlich war er ausgehungert.


    Gasmi deutete anklagend auf Morasa.


    "Das ist Dein Ghul!
    Warum sieht der so aus?
    Willst Du das wir nachts alle gefressen werden, weil Du Deinen Ghul nicht fütterst?


    Meine Fresse Du verrückt Alb, Dir darf man nicht mal eine Topfpflanze anvertrauen!


    Erst willst Du meinen Mann ermorden, dann lässt Du Mauli verhungern was tust Du als nächstes? Wir sollten... ich sag es besser nicht", knurrte Gasmi und peitschte wütend mit dem Schwanz.


    Mit der Hand fischte er einige Fleischwürfel von seinem Teller und gab sie Mauli zu fressen.


    "Hier nimm. Iss nur Mauli", sagte Gas freundlich und fütterte den Ghul mit den Fleischstückchen.

  • Varmikan und Dave musterten Urako gut gelaunt, als dieser mit ebenfalls blendender Laune ins Wohnzimmer geeilt kam. Gasmi hatte er direkt im Schlepptau.


    Einen Moment später zog ein Übelkeit erregender Gestank auf und Mauli der Ghul gesellte sich zu ihnen. Gasmi war sofort außer sich, was man bei Maulis Anblick nur zu gut verstehen konnte.


    Dave musterte Mauli angewidert und schüttelte den Kopf. Dabei war es nicht der arme Mauli, der Dave anwiderte, sondern der Umstand wie sehr heruntergekommen der Ghul war. Und Schuld daran war nicht der Ghul.


    "Wenn Du schon nicht im Stande bist einen Untoten zu versorgen, wie sieht es dann mit lebenden Geschöpfen aus?


    Ich frage Dich dass, weil ich eigentlich vor gehabt hatte Dir Vorschußlorbeeren zu gewähren, wenn Du Dich Urako gegenüber anständig verhältst und Dein Wort nicht brichst. Im Gegensatz zu Gasmis Ausführung wollte ich Dir keine Topfpflanze schenken, sondern ein Tier. Sowas festigt eigentlich den Charakter, aber wenn wir nun Mauli fragen würden, was glaubst Du würde er über Deinen Charakter sagen Mo? Was hätte er zu berichten?


    Nicht nur dass Du Mauli hast verkommen lassen, Du hast Dich scheinbar kein Stück um ihn gekümmert. Du hast Crize Dein Wort gegeben, dass Du Dich um ihn kümmerst.


    Ist ja nicht so, als wäre Crize unwichtig für meinen Mann!
    Das ist zufällig der Nekromant, der Varmikan ermöglichen soll, mit seinem ehemaligen Partner zu sprechen.


    Ich kümmere mich jetzt um Mauli und versorge ihn Mo.
    Danach ist dass Deine Aufgabe, ganz so wie Du es versprochen hast. Du wirst mir täglich Bericht erstatten, ob und wie Du Mauli versorgt hast.


    So etwas wie das hier mit Mauli, kommt nie wieder vor, dass wir uns verstanden haben", sagte Dave schneidend.


    Der Magier schaute kurz seinen Neffen an, ehe beide aufstanden, Mauli unterhakten und ihn bis vor die Vorratskammer schleppten. Dort setzten sie den arg in Mitleidenschaft genommenen Ghul ab und plünderten die Vorräte. Alles was an Fleisch zu finden war, legten sie Mauli hin, damit er sich satt fressen konnte.


    "Scheiße noch eins, Mauli ist doch wirklich ein schöner Ghul. Und er war doch Morasa einziger Untoter. Da ist dass doch nicht so schwer ihn zu versorgen.
    Paps hat Horden von denen und keiner sah je so aus!


    Mauli war doch immer gut zu Mo.


    Hey Davy, im Grunde war doch Mauli sogar Mo´s Freund. Wir sollten Mauli annektieren, oder ihn zu einem Mitglied der Geister machen. Jedenfalls so kann das nicht laufen. Ich dachte gerade ich gucke nicht richtig", stöhnte Anwolf.


    "Du guckst schon richtig. Entweder hat er keine Ahnung von Ghulen, dann hätte er Crize fragen müssen. Oder er hat keine Ahnung was Verantwortung für andere Personen und Lebewesen angeht, dann wird er das lernen müssen und zwar zügig.


    Wir nehmen ihm Mauli nicht weg. Davon haben weder wir noch Mo was. Denn wenn er ihn aus reiner Bequemlichkeit verlottern ließ, lernt er daraus nur, dass er sich nicht kümmern muss und schon erledigt wer anderes die unbequeme Arbeit für ihn. Das ist hier nicht der Fall.


    Und wenn ich ihn jede Viertelstunde fragen muss, ob er Mauli versorgt hat, dann werde ich das tun. Solange bis es ihm in Fleisch und Blut übergegangen ist, oder es ihm dermaßen auf den Sack geht, dass er es von ganz alleine erledigt.


    Schöner wäre es natürlich, Mo täte es aus Überzeugung und Zuneigung zu Mauli heraus. Ich vermute einfach, der Waldalb hat Null Ahnung was die Versorgung von irgendwelchen Wesen angeht.


    Aber nichts was man nicht lernen kann, notfalls auf die harte Tour", grinste Dave seinen Neffen an.


    "Damit Dir nichts entgeht, werden Varmi und ich auch ein Auge auf ihn haben", grinste Wolfi zurück.
    "Keine Ahnung woher, aber irgendwie wusste ich, dass Du das sagen würdest", lachte Dave leise.


    "Weil ich ein netter Kerl bin, darum", gab Wolfi zurück und strich Mauli über den Schädel.
    "Bleibst Du hier und kümmerst Dich um unseren "Patienten Mauli", dann gehe ich zurück, esse was und kann dann direkt in die Stadt abrücken?", fragte Dave.


    "Ja klar, geh nur. Ich passe auf Mauli auf", antwortete Wolfi.
    "Ich nehme Mo trotzdem mit, oder gerade deshalb. Bis später Kurzer und Danke", sagte Dave und ging zurück ins Wohnzimmer.


    Der Naridier setzte sich wieder neben Varmikan, nahm sich vom Hühnerfrikasse und aß eine kleine Portion.


    "Iss Mo, wir brechen auf sobald ich fertig bin", sagte Dave.

  • Varmikan schaute Pavo fragend an. Der alte Goblin war über den offenen, fragenden Blick des Frostalben erstaunt. Pavo schüttelte langsam den Kopf.


    "Keine Ahnung ob Dave und Wolfi Mauli wieder gesund bekommen. Ich kann Dir nicht mal sagen, ob gesund überhaupt ein passendes Wort für einen Ghul ist. Immerhin ist er nicht lebendig, aber auch nicht tot, sondern untot. Von gesund oder krank kann man da glaube ich gar nicht mehr sprechen.


    Allerdings muss ich da Morasa in Schutz nehmen. Er kann sich doch gar nicht mit Ghulen auskennen, wenn er kein Nekromant ist. Und sind wir mal ehrlich, wenn dieser Rakshaner seine lebende Leiche hier nicht vergessen hätte, wäre sie auch nicht in diesen Zustand geraten.


    Jemanden unbedarftes einen Ghul aushändigen ist doch nicht nur verantwortungslos, sondern auch gefährlich. Selbst wenn Morasa um Mauli gebeten hat, hätte sich dieser Rakshaner davon überzeugen müssen, dass er mit der Haltung von Ghulen vertraut ist!


    Ihr würdet doch auch niemanden, der keine Ahnung hat einen Säugling aushändigen. Wie das für den kleinen Tropf ausgeht, können wir uns vorstellen.


    Oder ein anderer Vergleich, keiner von uns würde jemand ungeschultes eine Repetierarmbrust schenken, weil er die Waffe so schön findet. Die erste logische Frage wäre doch, kann er damit umgehen und die zweite Frage die man stellen sollte wäre, was will er damit?


    Das hätte man von dem Rakshaner auch erwarten dürfen!
    Was uns dazu führt zu fragen, ob dieser Rakshaner selbst genug Reife besitzt Ghule zu erschaffen. Sein Können spricht ihm niemand ab, aber ob er sie erschaffen sollte, die Frage sollte er sich selbst stellen. Ich sage eindeutig nein.


    Wie Gasmi schon sagte - das ist keine Topfpflanze.
    Ich sehe die Schuld garantiert nicht bei dem armen Mauli, er ist hier das Opfer auf ganzer Linie. Er wurde verschenkt wie ein altes Kissen.


    Ich sehe aber auch nicht die Schuld bei Morasa.
    Der Waldalb ist hier neu, steht ziemlich für sich alleine und so ein Ghul macht schließlich auch was her. Warum er ihn angenommen hat ist doch eindeutig. Er hatte damit jemanden an seine Seite und die beiden hatten sich doch gut verstanden.


    Vielleicht sollte der Rakshaner seine Ghule nicht wie Bonbons an kleine Kinder verteilen oder jedem aufs Auge drücken, der sich einen wünscht. Das kann sehr böse enden, da hat Gasmi schon Recht.


    Aber soviel Weitsicht ist natürlich zuviel verlangt von einem Rakshaner. Vielleicht hat er ihn auch bewusst Mo angedreht um hier Chaos zu stiften!


    Mich würde das ja nicht wundern. Im Chaos stiften sind Rakshaner ja erste Klasse", sagte Pavo.


    Der alte Goblin schöpfte sich eine große Portion Reis und Gemüse auf und fing genüsslich an zu essen.

  • Lydia kam aus der Küche und kaum dass sie im Wohnzimmer stand verschlug ihr ein pestilenzartiger Gestank den Atem. Die Zwergin wedelte mit der Hand vor ihrer Nase herum. Auch wenn sie sonst nicht empfindlich war, aber im Moment drehte ihr der Gestank den Magen um


    "Da fallen ja die Fliegen von der Wand! Ich glaub das nicht!
    Also ehrlich, ist DAS nötig beim Mittagstisch?


    Welche Sau von Euch war das und hat beim Mittagstisch gefurzt?", fragte die Zwergin aufgebracht.

  • Aino konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und grinste Lydia breit an.


    "Niemand hat hier gefurzt Lydia, Mauli war nur anwesend, der Ghul von Morasa. Leider in einem etwas lädierten Zustand.


    Wo wir beim Thema wären.
    Ich glaube nicht, dass Morasa den Ghul bewusst in diesen Zustand gebracht hat. Wir waren gerade alle dabei zueinander zu finden. Mo hatte Urako die Hand zum Frieden gereicht. Das Urako dies nicht so ohne weiteres nach den Drohungen hingenommen hat, dürfte logisch sein.


    Mo hat gefragt, was Urako noch erwartet und Urako hat ein Friedensessen vorgeschlagen. Mo erklärte sich damit einverstanden. Das Essen steht noch aus und ich hoffe, dass es gut schmecken wird.


    Kaum dass die ersten Wogen geglättet sind, kommt es zu neuem Unmut.


    Einerseits verständlich. Aber auf der anderen Seite Leute ich bitte Euch! Wir sind Assassinen, ich glaube wir haben schon anderes gesehen als einen halbverfaulten Ghul. Jeder einzelne von uns ist ein Berufsmörder, wir sind demnach für mehr verantwortlich als für einen kriechenden Untoten!


    Wie soll Morasa in die Gruppe finden, wenn er leider von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt?
    Dass schafft er dann doch gar nicht.


    Wenn aus dem Untoten, ein Toter wird ist das eben so. Normalerweise sterben die Leute und weg sind sie. Mauli, so gern man ihn auch haben mag, wurde ja nichts gestohlen. Im Gegenteil, ihm wurde eine Existenz nach dem Tod aufgezwungen, denn ich glaube kaum dass er darum gebeten hat.
    Und selbst wenn, wie gesagt wir haben schon mehr Leute bewusst und mit voller Absicht umgebracht, als Morasa jetzt den armen Mauli, den er scheinbar durch das ganze hin und her nur vergessen hat.


    Der Streit schadet uns allen und wird sich nicht weiter aufschaukeln!


    Du Morasa kochst Dein Versöhnungsessen für Urako nach besten Wissen und Gewissen. Ich erwarte von Dir, dass dieses Essen so schmeckt, dass man es einem König servieren könnte. Also gib Dir alle Mühe. Du hast Dir einen Schnitzer geleistet, Du hast die Hand zur Versöhnung gereicht, dies ist Deine Chance es bei Urako wieder gut zu machen.
    Jeelen Du bist und bleibst Morasas Ansprechpartner für die erste Zeit was die Jobs angeht. Mo zieht die erste Zeit nicht alleine los, denn ich gehe davon aus, dass er die Großstadt nicht kennt. Nimm den Waldalben bitte auch so ein bisschen an die Hand und zeig ihm die Stadt und alles was er hier kennen und wissen muss Jeel. Ich verlasse mich auf Dich. Falls das nicht nötig sein sollte, korrigiere mich Mo.


    Davy, Ghule interessieren Dich eigentlich nicht, Du magst Mauli als Person. Drum hat es Dich gestört. Aber weit schlimmer war für Dich Mos Unzuverlässigkeit. Jedenfalls war er das in Deinen Augen.


    Zur allgemeinen Beruhigung, Mauli ist nicht tot!
    Oder eigentlich ist er doch tot, aber nicht... naja auseinander gefallen.


    Ich glaube nicht, dass Mo unzuverlässig ist Dave. Im Gegenteil unser Waldalb ist ein bisschen zu dienstbeflissen... vor allem was Dich angeht Davy. Er wird Mauli in dem ganzen Streit einfach schlichtweg vergessen haben. Oder hast Du heute Morgen die Abrechnung gemacht Großer? Nein, Du bist besoffen nach Hause getorkelt, hast Dich mit Puschel ausgesprochen, hast Dich mit Pavo ausgesprochen, bist baden gegangen und hast Dich schlafen gelegt.


    Normal heißt es, wer saufen kann, kann auch arbeiten Dave.
    Ich habe drüber hinweg gesehen, weil ich froh bin, dass Ihr drei Euch versöhnt habt. Dass die Versöhnung so friedlich zwischen Dir und Puschel abläuft hätte ich nicht für möglich gehalten, freut mich aber außerordentlich.


    Also siehst Du jetzt auch über Mo´s Fehler hinweg Davy.
    Was immer Du ihm kaufen wolltest, kauf es ihm bitte.


    Der ganze Streit hat nicht nur Mo ganz strubblig gemacht, sondern uns alle.


    Eine kleine Aufmerksamkeit Deinerseits Mo gegenüber als Kumpel, kann da nicht schaden.
    Mo gibt diese Freundlichkeit dann an Urako weiter, indem er sich besonders große Mühe bei dem Versöhnungsessen gibt. Du verstehst mich Mo.


    Und jetzt essen wir, guten Hunger Ihr Lieben", entschied Aino freundlich.

  • Mauli schnupperte sofort an den Hühnerstückchen, wich dann aber enttäuscht zurück. Seine Hoffnung kehrte zurück, als zwei der Leute, deren Namen er dank seines verwesenden Gehirns wieder vergessen hatte, ihn unterhakten und in die Speisekammer zerrten. Dort schnüffelte er alles an, doch nichts war dabei, was er essen konnte, ohne grässliche Bauchkrämpfe, schier unerträgliche Schmerzen und eine Kombination aus Kotzerei und Scheißerei zu bekommen. Etwas, das die wenigsten Ghule öfter als zwei oder dreimal ausprobierten, ehe sie resigniert feststellten, dass sie nichts als Humanoidenfleisch fressen konnten.


    Jemand strich ihm über die Glatze und Mauli drehte den Kopf, so dass die Hand ihm versehentlich übers Gesicht fuhr. Dabei streckte er die Zunge raus und schmeckte für einen Moment leckere, salzige Haut. Sein Magen knurrte. Selbst wenn ein Ghul schon zerfiel, die Eingeweide blieben bis zuletzt intakt.


    Hilflos sah er den beiden Leute nach, die ihn hierhergebracht und ihm wohlmeinend einen ganzen Fleischberg aus tierischem Material aufgetürmt hatten, dann aber wieder verschwunden waren. Noch hatte er ein letztes Bisschen Verstand. Er musste es gut einsetzen, bevor er endgültig zur Fressmaschine wurde. Aber was jetzt? Er konnte nicht mehr einfach auf den Friedhof spazieren, um nachzusehen, ob in der Kapelle jemand aufgebahrt war. Dafür war die Verwesung zu weit fortgeschritten. Aber wenn er hier bleiben würde, würde er innerhalb von weniger als vierundzwanzig Stunden vor lauter Hunger jemanden anfallen.


    Er kroch noch einmal zu ... Mo. Wenigstens dessen Name wusste er noch. Er stupste ihn zum Abschied an, damit er Bescheid wusste, dass er auf Nahrungssuche gehen würde. Zumindest sein alter Besitzer hatte diese Geste zu deuten gewusst. Danach würde er das Geisterhaus aus Sicherheitsgründen erst einmal verlassen, bis er hoffentlich etwas zu Essen fand, bevor er zerfiel.

  • Morasa

    schaute schuldbewusst Mauli an. Er hatte seinen Gul wirklich vergessen. Der Düsterling von Urako beschuldigte ihn sofort, dass er unzuverlässig ist und man ihn nicht einmal eine Topfpflanze geben konnte. Morasa bliess sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wollte passend antworten. Aber er sagte nichts. Er sah Mauli an und schwieg. Der Düsterling wollte sich bestimmt nur für seine Drohung an seinen Mann rächen, aber trotzdem hatte der Dämon recht. Mo hätte an Mauli denken müssen. Nicht wegen der Gefahr, die anderen konnten ja die Tür abschliessen. Aber er mochte Mauli sehr und dann hatte er ihm das angetan.

    „Es tut mir leid, dass wollte ich nicht.“

    Der Waldalb sagte das ganz leise. Nur die Goblins, andere scharfe Ohren oder Varmikan mit seine Albenohren konnten hören was er gesagt hatte.
    Dann beschloss Dave ebenso auf ihm herum zu haken, weil er versagt hatte. Pavo nahm ihn in Schutz, was Morasa freute. Der alte Goblin hatte sogar ein bisschen Recht. Er wusste wirklich nicht, was Mauli zu essen bekommen sollte. Das Essen was Gasmi ihn hinlegte, nahm er nicht an. Der Nekromant hatte Mauli nicht als Falle für seine Kameraden zurückgelassen, dafür hatte er Mauli zu gerne gehabt. Das der Rakshaner ihnen vielleicht schaden wollte, konnte sich Mo vorstellen. Aber seinen Mauli wollte er nicht schaden. Dafür war der Abschied zu freundlich. Mo merkte sich, dass Pavo die Rakshaner genauso hasste wie er selber. Er berichtigte sein Urteil über den alten Heiler, jetzt mochte er ihn.
    Dave und Wolfi nahmen Mauli mit und verschwanden um ihn zu füttern.
    Als sie wiederkamen nahm sogar Aino ihn in Schutz und sagte Dave etwas zu seinen eigenen Fehlern. Er wollte nicht dass Dave Ärger bekam, weil er so nachlässig gewesen war, Mauli zu versorgen. Dabei hatte er Mauli sehr gerne. Aber Aino hatte Recht, dass sie Frieden halten sollten. Und dass er keine Chance hatte in die Gruppe zu finden, wenn sie alle nur seine Fehler sahen und keiner helfen wollte. Das hatte er doch nicht gewollt. Aino verlangte, dass er das Versöhnungsessen perfekt kochen sollte. Morasa hatte vor genau das zu tun. Jetzt nicht nur alleine für Urako, sondern auch für Aino und Pavo, weil die zwei zu ihm gehalten hatten und ihn beschützt hatten. Und genauso für Dave und Wolfi, weil er sein Wort gegeben hatte.

    „Danke Pavo und Aino. Das Essen werde ich so gut kochen wie ich kann. Gibt es was, was du nicht essen magst Urako? Oder hast du einen Wunsch was es dazu geben soll? Ich wollte Gulasch machen.
    Wegen den Geschenk Dave, ich habs nicht verdient. Du musst mir nichts kaufen. Gib es mir ein anderes mal, wenn ich es verdient hab.“

    Morasa hatte keinen Hunger mehr.
    Mauli kehrte zu ihm zurück und stupste ihn an und wollte sich verdrücken. Der Waldalb hielt den Gul fest und schaute hilfesuchend zu Wolfi.

    „Wolfi, dein Vater ist Nekromant wie Crize, kannst du ihn über Gedanken bitte fragen was Gule essen? Er scheint nichts zu essen von unseren Zeug.
    Vielleicht muss es frisch geschlachtet sein? Dann gehe ich auf Jagd für ihn. Frag deinen Vater, ehe er verhungert.“

    Mo hielt Mauli fest und versuchte ihm etwas von dem Hähnchenfleisch in den Mund zu drücken, damit er ein bisschen was im Bauch hatte.

    „Es wird alles wieder gut, es tut mir leid Mauli.“

  • Wolfi nickte knapp auf Morasas Frage hin. Die meisten Anwesenden verzogen die Gesichter, da Mauli seinen Pestilenz artigen Gestank im Wohnzimmer verbreitete.


    Anwolf machte das nichts aus, er war den Gestank der Untoten und Toten gewöhnt.


    Warum Mauli allerdings nichts fressen wollte, wusste er nicht. Gut Anwolf kannte sich auch nicht mit Untoten aus. Er hatte sich nie für Nekromantie interessiert, jedenfalls nicht in der Ausführlichkeit, wie es sein Vater zu tun pflegte.


    Wolfi nahm die Untoten einfach als gegeben hin. Sie waren praktisches Personal. Sie waren an ihren Herren gebunden, sie wurden nicht krank, sie streikten nicht, sie lungerten nicht herum, sich drückten sich nicht vor der Arbeit, sie verlangten nie längere Pausen oder sogar eine Lohnerhöhung, es waren perfekte Bedienstete.


    Leibeigene waren selbstverständlich auch gute Bedienstete, aber manche von ihnen mischten sich dann doch etwas zu sehr in das Privatleben ihrer Herren ein.


    Es war ein schmaler Grat zwischen Aufmerksamkeit und krankhafter Neugier. Irgendwann hatte Wolfis Vater beschlossen, dass jede Aufmerksamkeit für ihn krankhafte Neugier war.


    Da man Leibeigene nicht entließ, sondern höchstens verstoßen konnte und Ansgar darin keinen Vorteil für sich sah, hatte er vor Jahren seine Leibeigenen in Untote „umfunktioniert“.


    Wolfi erinnerte sich nur noch düster daran. Nicht weil es den jungen Mann anekelte, oder er sich mit Grauen daran erinnerte, sondern aus dem einfachen Grund, weil er sich kaum noch daran erinnerte.


    Seine Kindheit und Jugend hatte er in einem Zuhause verbracht, dass andere vermutlich als Abgrund empfunden hätten. Aber im Gegensatz zu seinem Vater und seinem Onkel, hatte er gemeinsam mit seinem Bruder Linhard das Paradies in diesem Abgrund gehabt.


    Auch wenn die Umwelt der kleinen von Hohenfelde scheinbar dem einer Dämonenebene glich, lebten sie darin völlig anders als ihr Vater eine Generation zuvor. Das Wolfis Zuhause kein Dämonenreich mehr war, dafür kämpfte sein Vater.


    Aus diesem Grund musterte Wolfi auch Mauli nicht mit Ekel, Abscheu oder Übelkeit, sondern mit dem Blick mit dem Hundeliebhaber andere Hunderassen bedachten – schönes „Tier“, aber nicht mein Geschmack. Diese Botschaft lag in Wolfis Blick.


    Der junge Naridier ließ sich in den Nexus fallen und rief nach seinem Vater.
    Ansgar war nicht in Alessa, sondern praktischerweise in ihrem Herrenhaus in Shohiro.


    `Kurzer was ist los?´, fragte Ansgar mental.
    `Paps wir haben ein Problem. Also wir haben hier einen Ghul namens Mauli. Das Problem ist, er verwest in unserem Beisein und keiner kann ihm helfen. Sein Besitzer hat vergessen ihn zu füttern.


    Jetzt ist der Mauli fast nur noch Gammelfleisch und er isst überhaupt nichts mehr.


    Weder von unserem Hühnerfrikasse noch vom Reis. Dave und ich haben versucht ihm aus der Vorratskammer Fleisch zu geben. Aber scheinbar hat er das auch nicht angerührt. Sollte uns zu denken geben, was wir hier essen, wenn nicht mal ein verfaulter Ghul das Fleisch futtern möchte. Jedenfalls musst Du mir jetzt erklären, was ich tun soll, damit Mauli nicht den Löffel abgibt´, übermittelte Wolfi.


    `Hühnerfrikasse?´, hakte Ansgar nach.
    `Ja, wir haben ihm etwas vom Mittagessen abgegeben, aber er isst es nicht Paps´, erklärte Wolfi.


    Anwolf spürte, dass sich sein Vater über die übermittelte Information kringelig lachte.

    `Wolfi, siehst Du den Verursacher des Problems in Deiner Nähe mein Kleiner?´,
    fragte Ansgar belustigt.
    `Ja…´, antwortete Anwolf.


    `Schneide ihm die Kehle durch, dann hat der Ghul was zu Fressen´, übermittelte Ansgar lachend.
    `Wir haben hier nur Löffel liegen. Das fällt voll auf, wenn ich jetzt in die Küche gehe und mit einem Brotmesser wiederkomme. Vor allem wenn ich mich damit hinter den Alben stellen und dann ratsch…. Nur Spaß. Nein dass kann ich nicht machen, weil er einer der Geister ist und Dave mag den Kerl. Die sind Kumpel. Wäre blöde wenn ich seinen Kumpel umbringe, dass macht man nicht´, gab Wolfi lachend zu bedenken.


    `Ja mache empfinden das als unhöflich, ist mir auch schon aufgefallen Du Witzbold. Gut, vergiss den Tipp. Kurzer ein Ghul frisst nur Menschenfleisch. Tote. Bei Euch in der Nähe ist leider kein Friedhof, sonst hättest Du ihn dort laufen lassen können´, gab Ansgar zu bedenken.


    `Na toll, sein Besitzer ist auch ein Waldalb! Ich hätte den völlig umsonst geschlachtet´, lachte Wolfi mental.


    `Ein Waldalb? Und Dave mag ihn? Es sind Kumpel? Was hat Dave eigentlich für ein Tick mit Alben jeglicher Coleur?´, hakte Ansgar nach.
    `Keine Ahnung. Er liebt Varmikan, den hast Du ja schon kennengelernt. Varmi ist ein Frostalb. Mit Morasa hat sich Dave gleich gut verstanden und das ist ein Waldalb. Und so eine Lichtalbin auf der Akademie hat ihm einen Affen geschenkt, die fand er von der Optik ansprechend´, übermittelte Wolfi.


    `Eine Lichtalbin? Auch das noch, herje... wir können ja froh sein, dass er den Frostalben gefunden hat´, stöhnte Ansgar.
    `Genau, der Meinung bin ich auch. Varmi ist meist ein ganz netter Kerl. Paps ich hab ihn schon zweimal ausgenommen´, übermittelte Anwolf.


    `Wer sich ausnehmen lässt, hat es nicht besser verdient. Alben könnte der Ghul theoretisch auch fressen, aber ich bin mir nicht sicher. Versuch es nicht, es nützt nichts, wenn Du da so eine Sauerei veranstaltest und der Ghul lässt ihn am Ende auch noch liegen. Damit ist keinem geholfen.


    Wir machen das anders, Du bist bei Davy wie ich spüre. Ich schicke Dir einen Eilboten mit Fresspaket für Mauli. Mit den besten Grüßen an diesen Waldalben. Kläre ihn auf, dass sein Ghul Menschfleisch braucht und kein Hühnerfrikasse!


    Meine Güte, wer isst überhaupt Hühnerfrikasse? Das abgepuhlte Restefleisch von Hühnerknochen. Den Abfall vom Abfall, die Zubereitung von dem Fraß kann man nicht mal Kochen nennen. Ich glaube das fällt unter Alchemie, Giftküche. Isst Du den Scheiß gerade etwa?´, hakte Ansgar nach.
    `Nein, ich kam noch nicht dazu, allerdings hätte ich es wohl gegessen. Es sieht essbar aus Paps´, antwortete Wolfi irritiert.


    `Vieles sieht harmlos aus und ist es nicht. Und so sieht dieser Scheiß essbar aus und ist es nicht. Das ist genauso wenn Du auf der Speisekarte in einem Restaurant liest ein Potpourri aus schlag-mich-tot.


    Das ist eine feine Umschreibung für „Küchenreste vom Vortag mit Durchfall Garantie“.


    Lass die Finger von dem Abfall und vor allem, gib davon nichts den Hunden!
    Sie werden krank davon!


    Vor allem wenn da Reste von Hühnerknochen drin sind.
    Warne Dave!


    Der Kerl ist genau wie Du viel zu gutgläubig und harmlos. Euch beide alleine losschicken, die Katastrophe ist vorprogrammiert.


    Wie abgemagert ist Mauli, damit ich ungefähr abschätzen kann was ich Dir schicken muss. Nächste Frage, hast Du dort die Möglichkeit den Eilboten zu verarbeiten? Dann müsste ich weniger einpacken. Es wäre ungünstig falls der Gemeine ins Paket guckt und begreift, was er transportiert.


    So wäre dem vorgebeugt und Du hättest etwas Vorrat für den Ghul. Falls Du keine Möglichkeit hast eine Hausschlachtung vorzunehmen, schicke ich Lin vorbei. Ist glaube ich besser, wenn ich Deinen Bruder schicke´, antwortete Ansgar.

    `Schick besser Lin und sag ihm er soll sich beeilen. Es sieht nicht gut für Mauli aus. Ich weiß nicht, wie die hier reagieren, wenn wir den Boten in den Keller schleifen.


    Das sind zwar alles Entsorger, aber die scheinen manchmal echt zart besaitet zu sein.


    Wenn die mich nicht hätten, der hier ständig für Ruhe und Ordnung sorgt, es ginge drunter und drüber. Der Neue zum Bespiel Paps ja, kommt rein. Hallo ich heiße Mo.


    Zwei Sekunden später sagt er zu Urako, das ist hier Dein Vertreter, greif mich an und stirbt. Ich dachte so hö?


    Ich meine dass ging schneller als auf einer Neujahrsfeier bei uns. Da saufen alle wie ein Loch und jeder will den anderen tot sehen. Aber bei uns warten die Leute mit den Drohungen wenigstens, bis sie alle schön hacke-dicke-breit sind.


    Aber Mo war völlig nüchtern! Urako ist dann ausgeflippt, hat rumgeschrien, die Bude demoliert und nun kocht Mo für ihn. Ich habe Mo ins Gewissen geredet, so kam es zur Versöhnung. Wann meinst Du ist Lin hier?´, fragte Anwolf.


    `Wolfi Du bist eine Marke. In einer Viertelstunde. Pass auf Dich auf Mäuschen´, übermittelte Ansgar liebevoll und trennte die Verbindung.
    Anwolf blinzelte und kratzte sich am Kopf.


    „Paps schickt Mauli ein Fresspaket, es ist in einer Viertelstunde hier. Mein Bruder bringt es vorbei. Gleich hat Mauli was zu Fressen. Ach und ich soll Dir ausrichten Mo, Ghule fressen ausschließlich Menschenfleisch.


    Du musst ihn auf einen Friedhof lassen, oder auf einem Schlachtfeld. Oder eben einen Versorger haben, wo Du das Fleisch herbekommst.


    Du schuldest mir jetzt 100 Taler. Ich schreib es an, weil ich weiß dass Du nur noch 17 Taler hast. Allerdings, da es Deine Schuld war, kann ich nicht großzügig sein. Pro Monat werden bei Nichttilgung 15 % Zinsen auf die noch offene Restsumme fällig.


    Die 100 Taler stunde ich Dir, sogar vorerst bis zum nächsten ersten. Aber für die erste Stundung verlange ich ebenfalls 15 %.


    Das heißt ab sofort schuldest Du mir 100 Taler zuzüglich 15 %, ergo hast Du ab sofort 115 Taler Schulden bei mir.


    Ich werde Dir nachher Deinen Schuldschein ausfüllen. Meinen mentalen Dienst, wie auch die Beratung von meinem Vater habe ich jetzt nicht einberechnet. Sieh es als Geschenk, wir verlangen kein Honorar für unsere Dienste.


    Du musst aber rein den Sachwert des Fleisches bezahlen. Wie gesagt 100 Taler, 15 % Zinsen, 115 Taler ab sofort. Und das ist noch günstig!


    Also wag es Dich nicht mit mir zu feilschen. Denn falls Du jetzt feilschen willst, schau Dir Mauli an, er benötigt das Fleisch dringend. Und vergiss nicht, ich bin der Einzige der Dir die Spezialnahrung für Mauli besorgen kann.


    Drum lasse ich mich nicht aufs Feilschen ein, ich habe Dir schon einen Freundschaftspreis gemacht Morasa“, grinste Anwolf freundlich.


    Dave musterte Anwolf und hatte Mühe ein ausdrucksloses Gesicht zu wahren.
    Varmikan starrte offen und entgeistert Wolfi an.

  • Morasa

    wartete ab, als sich Wolfi in Trance befand. Es dauerte länger als der Waldalb vermutet hatte. Aber er hatte auch keine Ahnung davon, wie anstrengend oder schwierig es für einen Magier war Kontakt mit einen anderen Magier aufzunehmen. Es konnte auch schwieriger werden, je weiter der andere Magier entfernt war. Mo fand diese Fähigkeit toll, er hätte es auch gerne gekonnt. Aber hier hatte er kaum jemand mit dem er so reden konnte. Es war sicher besser die Gedanken der anderen nicht zu hören. Vermutlich hätte er sonst doch noch jemand erschossen.
    Endlich nach einer Ewigkeit war Wolfi wieder wach und teilte mit, dass Mauli Menschenfleisch als Nahrung brauchte. Mo schockierte das nicht. Und einen Friedhof brauchte er dafür nicht. Er dachte gut nach. Mo wollte sich die kleinen Seitenwege merken, wenn er nachher mit Dave in die Stadt ging. Er würde Dave ausfragen, wo wenig Trubel war. Wo man ungestört herumlaufen konnte und wo nachts die Gassen einsam waren. Dort wollte Mo sich auf die Lauer legen um für seinen Mauli auf Jagd zu gehen.
    Das erste Essen hatte Wolfi gleich klar gemacht und bestellt. Mo konnte gar nichts mehr dazu sagen. Aber er hatte auch nichts zu sagen, wenn er Mauli anschaute. Mauli brauchte Fleisch. Jetzt. Sofort. Und es war seine Schuld.
    Als Wolfi anfing ohne Ende über die Bezahlung zu schwatzen musste Mo sich anstrengen dem Geschwätz noch folgen zu können. Zinsen hier, Stundung da, 15 % von 100 Taler, dass sollten dann auf einmal 115 Taler sein? Morasa glaubte dem Jungen nicht. Aber er traute sich nicht offen vor allen zu fragen. Entweder hielten ihn die Geister für dämlich und würden ihn auslachen. Das wäre nicht gut. Vermutlich hätte er sonst noch jemand erschossen.
    Oder sie würden ihm unterstellen, dass er Wolfi einen Lügner schimpfte. Das wäre vermutlich noch schlimmer. Dann hätte er sofort Dave und Varmikan als Feinde gegen sich. Und ganz bestimmt jeden der den Jungen mochte. Mo ärgerte sich, dass er nicht wusste ob Wolfi die Wahrheit sagte. Er musste rechnen lernen. Dave hatte es ihm angeboten. In vielen Situationen merkte er wie schwer es war, das er nicht rechnen konnte. Ob der Preis stimmte oder nicht, Mo musste ihn sowieso bezahlen für Mauli. Und wenn Wolfi die Wahrheit sagte, der Preis aber Wucher war, dann musste Morasa das als Lehrgeld abhaken.
    Er war ein Idiot gewesen Mauli zu vergessen. Das wollte er sich selber nicht verzeihen und es würde nie wieder vorkommen. Und er war ein Idiot gewesen, nie lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Gerade wenn man misstrauisch war, sollte man überprüfen können, was andere einen vorrechneten. Er hielt andere oft für Idioten. Der einzige Idiot hier am Mittagstisch war er selber. Er schluckte seinen Ärger über seine Dummheit herunter. Er würde niemanden angreifen, er hatte nicht mal das Recht wütend zu sein. Die einzige Person die einen Pfeil verdiente, weil sie ein Kameradenschwein war, war er.

    „Von mir aus kostet es 115 Taler. Ich verhandele nicht, dass Fleisch ist für Mauli. Wenn ich die Taler schneller zusammenhabe, bekommst du sie sofort ausgezahlt. Das ist die einzige Bestellung die ich brauche. Danach besorge ich ihm selber sein Fressen.“

    Morasa schaute kühn zu Wolfi zurück. Dann ass der Waldalb doch sein Frikassee auf. Er musste seine Taler jetzt sparen wo er konnte. Mo lauschte auf jedes Geräusch. Er hoffte das der Bruder von Wolfi sich beeilte.

  • Es klopfte laut und polternd an der Tür. Anwolf stand sofort auf und tippte Morasa auf die Schulter.


    „Das wird mein Bruder sein, steh auf und trödel nicht für Mauli zählt jede Minute! Dass Fleisch darfst Du schon selbst schleppen Mo.


    Immerhin wurde es Dir frei Haus geliefert. Ich begleite Dich sicherheitshalber zur Tür, ich möchte ja nicht dass Lin einen Pfeil in den Kopf bekommt“, grinste Anwolf, packte den Waldalben und zerrte ihn hinter sich her zur Tür.

    Kaum dort angekommen riss Anwolf freudestrahlend die Tür auf. Sein Gesichtsausdruck änderte sich so schlagartig, als hätte jemand einen Vorhang herunter gelassen, als nicht Lin, sondern ein dunkelhäutiger Rakshaner mit seltsamer Frisur vor ihm stand.

    „Sie wünschen?“, fragte Anwolf misstrauisch.

  • Tsounai hatte den weiten Weg von der Chaosfront bis nach Shohiro zurückgelegt, da ihn sein ehemaliger Herr Tarkan abgeordnet hatte.


    Tarkan der Anführer der Chaostruppen war befreundet mit Dave, einem Magier und Vorstandmitglied der Geister. Als Zeichen des gegenseitigen Vertrauens, des Respekts und der Freundschaft hatte ihn Tarkan abkommandiert, sich an die Seite des Magier zu begeben und diesen tatkräftig zu unterstützen.


    Ebenso war es seine Aufgabe für die Sicherheit des Mannes zu sorgen. Und als Tarkan von den seltsamen Lebensgewohnheiten der Bürger der Handelsallianz hörte, konnte er nur eine Entscheidung für einen einsamen Freund treffen – er brauchte einen Rakshaner an seiner Seite.


    Denn im Grunde war Dave mit seiner Unterstützung des Choas nun ebenfalls einer ihrer Leute. Er gehörte dem Chaos an und er gehörte durch seine Freundschaft und seinen Taten der Chaosfraktion an. Was Tsounai gehört hatte von Tarkan, schien der Wahrheit zu entsprechen.


    Die Menschen lebten hier in kalten Steinhäusern und einen großen Zusammenhalt hatte er hier noch nicht erkennen können.

    Tsounai war gespannt auf die Person, der Tarkan so viel Respekt und Freundschaft entgegenbrachte.

    Und so wie er von seinem Anführer erfahren hatte, ließ sich der Magier auch nicht lumpen, was die Unterstützung des Chaos anging. Allerdings war das Land, dass er bis jetzt durchreist hatte, völlig anders, als dass was sich Tsounai vorgestellt hatte. Den Rakshaner kümmerte es nicht, solange er nicht fror.


    Er nahm fast alles gelassen und mit guter Laune hin. Wenn man sich über eine Tatsache oder einen Umstand ärgerte, änderte man nichts an der Situation, nur an der eigenen Laune. Und die ließ er sich kaum vermiesen. Meist war Tsounai ein gutmütiger und entspannter Zeitgenosse.

    Jetzt stand er vor dem Haus, dass ihm genannt worden war und er hatte geklopft. Ein junger Kerl, vielleicht gerade mal Anfang 20 öffnete strahlend die Tür. Als er ihn erblickte wurde er sofort misstrauisch.


    Der Backfisch hatte eindeutig jemand anderen erwartet. Neben dem jungen Kerl stand ein Alb, dessen Alter Tsounai nicht abschätzen konnte. Auch er schien jemand anderes erwartet zu haben.

    „Grüße und den Segen Rakshors für Euch meine Freunde! Mein Name ist Tsounai Chalil, ehemaliges Mitglied der Elitetruppe Tarkans der Zebras, ich möchte den Magier Dave sprechen“, sagte Tsounai freundlich.