Spieglein, Spieglein

  • Jaro stieg aus dem kleinen Waldsee. Es war wundervoll gewesen, einmal wieder zu baden. Nach dieser langen Reise hatte er das Gefühl sich am anderen Ende der Welt zu befinden und wenn er vergangene Nacht die Sterne richtig gedeutet hatte, war er das wohl auch fast. Und nach vier Jahren der Lehre bei einem Meister wie Goldanil Tiren Orillectus war durchaus davon auszugehen, dass er richtig schätzte. Er war nun endlich in der Souvagne angekommen.
    Ohne sich abzutrocknen schlüpfte Jaro in seine Kleider. Es war noch sehr früh am Morgen und jeder Lichtalb hätte wohl bis auf die Knochen gefroren, nicht aber Jaro. Er setzte sich auf den erdigen Boden der kleinen Lichtung, um seine Stiefel an seinen Beutel zu binden. Noch nie zuvor hatte er so einen Wald gesehen. Wo er herkam, waren die Wälder meist trocken, die Bäume hoch und wo man auch hintrat, knackte und knirschte es. Hier schienen alle Geräusche gedämpft zu werden, als ginge man mit den Samtpfoten einer Katze. Es gab viele verschiedene Bäume, doch vor allem erweckten jene sein Interesse, die all ihre Zweige nach unten hängen ließen, als trauerten sie. Normalerweise sah Jaro sein Umfeld nur als etwas, dass eben da war, doch diese Bäume waren einfach schön. Die, die am Flussufer standen, ließen ihre Zweige ins Wasser hängen und wenn der Wind sie sanft wiegte, malten sie wandernde Kreise in das Nass.
    Jaro trank einen Schluck aus seiner Trinkflasche. Dann machte er sich daran, auf einen Baum zu klettern, der große und breite Äste hatte. Er wollte schlafen, bis die Mittagssonne vorüber gezogen war, bevor er weiter ging. Kraftvoll zog er sich mit den Armen nach oben. Mittlerweile war er über 1,70 m und ein kräftiger junger Mann.

    ~ Die größte Offenbarung ist die Stille ~


    Laotse

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  • Chloé lag immer noch ihrem Bett leicht erschöpft und Völker Kraft los sie über legte was sie machen könnte . Es klopfte an der Tür und Duk Maximilian kam rein er machte seine Tochter wach gefolgt von einem Haufen dienern . Chloé öffnete ihre Augen und zog das Kissen über ihren Kopf. Der Duk verließ das Zimmer seiner Tochter und ging seinen Geschäften nach . Widerwillig aß sie etwas und ließ sich ankleiden . Als Chloé endlich richtig wach war lief sie durchs ganze Schloss und hielt die Belegschaft auf Trab. Die ersten Sonnenstrahlen schienen auf ihre Porzellanhaut . Schnell Verschluss sie das sie heute einen Tag im Wald verbringen würde .
    Sie zog sich schnell ihre Schuhe an schnappte sich ihre Tasche und lief in den Wald. Kurz blieb sie stehen und zog ihre Schuhe aus , immer schneller lief sie über die Hügel und die Wurzeln der Bäume . Ihr Haarband blieb hängen in den spitzen trieben eines Wildrosen Busches was sie nicht weiter störte. Sie lies sich in das weiche Gras fallen auf einem kleinen Hügel und sah in den Himmeln . Schäfchen Wolken zogen vorbei und das Licht der Sonnenstrahlen spielte mit kleinen Partikeln die in der Luft Glitzerten. Sie ließ sich den Hügeln runter rollen und kam auf eine Lichtung wo ein großer See war neben ihm stand eine Weide deren triebe im Wasser hingen. Chloé setzte sich auf und sah sich um sie Strecke ihre Hand nach dem Glitzern Partikeln aus die in den Sonnenstrahlen tanzten. Auf dem Boden neben ihr standen Puste Blumen , mit ihrer Hand strich sie vorsichtig über das grüne Gras und die Puste Blumen die sich auflösten und ein warmer Wind zug wirbelten sie durch die Luft . Tiere kamen auf die Lichtung und beschnupperten das Mädchen. Sie Strecke ihre Hand nach einem kleinen Hasen aus der angehüppelt kam .

  • Als Jaro erwachte, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob die Wärme der einzelnen durch das Blattwerk dringenden Sonnenstrahlen ihn geweckt hatte, oder die leisen Geräusche von der Lichtung. Er drehte sich auf die Seite und blickte nach unten. Der Ursprung der Laute waren Waldtiere, die scheinbar durch die Anwesenheit des Mädchens in ihrer Mitte angelockt worden waren. Hie und da war ein leises Schnauben zu vernehmen oder das Scharren eines Hufes. Das Mädchen streckte gerade die Hand nach einem kleinen Tier mit langen Ohren aus. Vorsichtig setzte Jaro sich auf. Die Tiere schienen sehr zutraulich und auch vertraut mit dem Mädchen – sie musste öfter hier sein und das bedeutete, dass sie sich vermutlich auskannte. Zudem schien sie allein zu sein, sodass sie keine Gefahr für ihn darstellte. Jaro überlegte. Goldanil hatte ihm nicht sagen können, wo er genau suchen sollte, doch er war sich ziemlich sicher gewesen, dass sich einer der Spiegel im Herzogtum Souvagne des Landes Almanien befand. Der Gelehrte war nach eigener Aussage schon seit vielen Jahren einem Gerücht auf der Spur, hatte tausende Seiten alter Schriften gewälzt und die Sterne befragt und war sich nun sicher, dass es die beiden Spiegel wirklich gab. Jaro hatte ihm gebannt zugehört, als Goldanil ihm geschildert hatte, dass die Spiegel wahrscheinlich älter waren, als alles, was man bisher gefunden hatte. Er erhoffte sich einen Zugang zur alten Kultur und zum alten Wissen der Lichtalben, wenn er die Artefakte nur studieren könnte.
    „Vielleicht war die Artefaktmagie nicht immer so verpönt bei uns, Jaro“, hatte er gesagt. „Stell dir nur vor, was für Möglichkeiten sich uns auftäten, wenn wir mehr wüssten.“
    Eines Tages hatte er Jaro dann eröffnet, dass er nun mit großer Sicherheit den Aufenthaltsort eines der Spiegel wisse. Und dass er Jaro gerne schicken würde, danach zu suchen.
    „Ich möchte kein großes Aufsehen erregen. Wenn die Spiegel in die falschen Hände geraten, werde ich nie die Chance bekommen, sie zu untersuchen. Deswegen habe ich niemandem außer dir davon erzählt und deswegen musst auch du es sein, der danach sucht.“
    Die Worte hallten noch in Jaros Gedanken nach. Goldanil hatte ihm bei den Reisevorbereitungen geholfen und ihm Mittel und Wege eröffnet, überhaupt so weit zu kommen. Doch nun war er auf sich alleine gestellt und das an einem fremden Ort. Vielleicht war es ja kein Zufall, dass dieses Mädchen heute zu der Lichtung gekommen war; vielleicht konnte sie ihm helfen. Er betrachtete sie einen Moment lang. Sie hatte blondes Haar und helle Haut.
    „Hätte sie noch spitze Ohren, könnte man sie glatt für eine Lichtalbe halten“, dachte Jaro. Sie war ein hübsches Mädchen.
    Dann zog er sich leise die Stiefel an, schulterte seinen Beutel und machte sich an den Abstieg.

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  • Im Laufe der Zeit vertrauten ihr die Tiere des Waldes immer und immer mehr. Langsam stand sie auf und schaute sich um sie fühlte sich beobachtet und vernahm ein leises knacken von einem Aßt. Schnell drehte sie sich um aber es war nichts zu sehen es wehte nicht ein mal ein kleines Lüftchen. Die Tiere die auf der Lichtung waren verschwanden Schlag artig nur ein kleiner Hase der zu viel Angst hatte versteckte sich hinter ihr. Sie bückte sich runter zu den kleinen und nahm ihn hoch und verbarg ihn in ihren Händen .„Wer ist da ? Kommen sie raus !.." sagte sie laut und deutlich vollkommen unbewaffnet stand sie in mitten der Lichtung. Sie sah den kleinen Hasen an „Hey keiner Hase alles wird gut "sie lächelte ihn an ging zum Rande der Lichtung und setzte ihn im sicheren Gebüsch ab wo seine Mama schon wartete . Schnell hoppelten sie weg . Chloé ging wieder zur Mitte der Lichtung und sah sich um. Es raschelte hinter der alten Weide die ihre Triebe ins Wasser hängen lies . Leise Schlich Chloé zu dieser und blieb vor hier stehen . Freundlich sagte sie „Bitte kommen sie raus ich tue ihnen nichts versprochen".
    Das Herz in ihrer Brust schlug immer schneller sie wusste genau wie gefährlich es war ohne Waffen durch diesen Wald zu laufen . Zu oft hatte ihr Vater sie ermahnt und versucht zu belehren . Sollte nun der Trag gekommen sein wo die Feinde sie holen kommen wollten ? Und Duk Maximilian unter druck setzten und ihm sein Land nehmen wollten ? Eine leichte Luft Not stellte sich ein Chloé Reis dich zusammen ! Da wird bestimmt nur ein kleines Tier sein oder sowas .... tief atmete sie ein und aus und wartete darauf das ein Reh oder ein Fuchs raus kommt. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an das warten auf das ungewisse .

  • Während des Abstiegs kamen Jaro Zweifel. Er hatte sich gar nicht überlegt, was er sagen sollte. Und was, wenn er sie erschreckte? Er hatte genau abgewogen, ob sie für ihn eine Gefahr darstellte und dabei gar nicht bedacht, wie es anders herum wirken könnte. Wie sprach man überhaupt eine Fremde an? Jaro schwang sich auf den Boden, sodass er hinter dem Baum landete und sie ihn nicht sehen konnte. Die Tiere stoben davon. Sie hatten ihn gehört.
    „Wer ist da? Kommen sie raus!.."
    Jaro erstarrte. „Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Du musst dich zeigen, wenn du ihre Hilfe willst“, dachte er bei sich. Sie hatte bereits ein zweites Mal gerufen und ihm sogar signalisiert, dass er keine Angst zu haben brauchte. Sie war wohl mutiger, als er dachte. Jaro holte tief Luft und trat hinter dem Baum hervor. Er hatte die Hände seitlich erhoben, mit den Handflächen nach vorne, so wie er es beim Zusammentreffen mit einem Zwerg immer getan hatte. Dann verbeugte er sich leicht. Er wusste nichts über die Gesellschaft an diesem Ort, doch wer ein solches Kleid trug, war mit Sicherheit keine gewöhnliche Frau.
    „Hallo“, sagte er leise und ging einen Schritt auf sie zu. Sie schien kurz zu zweifeln, denn einen Moment lang wirkte es so, als wollte sie zurückweichen, doch sie rührte sich nicht.
    „Ich heiße Jaro. Ich bin ein Lichtalb“, fügte er hinzu.
    Obwohl ihm sein Vater freigestellt hatte, welcher Rasse er sich zugehörig fühlte, so hatte er ihn gleichzeitig gewarnt, dass er abseits des Frostkönigreiches eher Aufsehen erregen würde, wenn er sich als Frostalb bekannte. Doch der Rat war ohnehin überflüssig: Jaro fühlte sich als Teil des lichtalbischen Volkes. Er hatte dort sein ganzes Leben verbracht, all seine Bekannten waren Lichtalben und es war ihm immer gut gegangen. Und der Bemühungen seiner Eltern, eine unvoreingenommene Haltung zu vermitteln, zum Trotz, war das Bild, das Jaro von den eisigen Verwandten hatte, alles andere als gut.
    Kaum hatte er seine Begrüßung ausgesprochen, da kamen ihm allerdings auch schon Zweifel, ob man sein Volk hier überhaupt kannte und wie man ihnen gegenüber gestellt war. Er versuchte sich zu beruhigen. Immerhin hatte Goldanil ihm erzählt, dass die Almanen Mitglieder des Kaisho-Abkommens waren und lag deren Interesse nicht vorrangig in Kultur und Technologie und dem Wiederbeleben und Wahren von altem Wissen? Er war versucht, diese Absicht direkt kund zu tun, dass er aus intellektuellen Gründen hierhergekommen war, doch eine andere Stimme regte sich in ihm. Es war sein reserviertes Selbst. Jenes, das ihn misstrauisch machte und der Grund war, warum er mit immerhin schon 18 Jahren so wenige soziale Kontakte hatte; das ihn aber auch stark machte, ihn instinktiv handeln ließ und zu einem guten Händler hatte werden lassen. Er durfte nicht zu viel preisgeben, bevor er selbst nicht mehr herausgefunden hatte. Er schluckte die Worte hinunter und sah, dass die junge Frau ohnehin dabei war, seine Begrüßung zu beantworten.

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  • Chloé sah ihn an und musstete ihn . Eine lichtalbe also nun ja so etwas sah sie nicht oft in dem Teil des Waldes . „Ich heiße Penelope - Chloé meine Freunde sagen Chloé. Was verschlägt dich eine Lichtalbe in diesen Teil des Waldes ? " fragte sie mit ruhiger Stimme und Schlich langsam um Jaro herum . Ein komisches Wesen war er aber Chloé wollte nicht voll schnell urteilen.

  • Jaro versteifte sich, als sie begann um ihn herum zu gehen. „Sie ist neugierig“, dachte er. Instinktiv griff er an seine Hüfte und tastete nach dem Stilett, das dort sicher verstaut war. Seine Mutter hatte die Hülle aus verstärkten Stoffen für ihn genäht. „Sei nicht albern! Du wirst kein Messer brauchen.“
    „Ich bin zufällig hier gelandet. Ich habe Pause gemacht auf dem Weg nach Beaufort“, sagte Jaro und versuchte ihr mit seinem Blick zu folgen, während sie weiter um ihn herum ging. „Und du? Stammst du von hier, Chloé?“
    Er wollte sie fragen, ob sie sich auskannte ohne aber gleichzeitig zuzugeben, dass er Hilfe brauchte.
    Die Stadt Beaufort würde er wahrscheinlich auch alleine finden. Er hatte sie auf Karten gesehen und sein Orientierungssinn in Verbindung mit der allabendlichen Studie des Nachthimmels hatte ihm auf der bisherigen Reise stets gute Dienste erwiesen. Eine große Stadt hinterließ zudem immer Spuren in der Landschaft, man musste nur die Geduld haben, sie zu lesen. Doch: er würde Beaufort finden. Aber was dann? Er brauchte einen Unterschlupf in der Nähe oder eine preiswerte Bleibe in einem sicheren Stadtviertel in einer Stadt, von der er nicht viel mehr als den Namen kannte. Als nächstes benötigte er Informationen über die Stadt und über die Akademie der freien Künste, wo Goldanil den einen Spiegel vermutete. Möglicherweise brauchte er sogar Arbeit, denn weder hatte er viel Geld, noch wusste er damit umzugehen und die Dauer seines Aufenthalts war kaum abzuschätzen. Er hatte in seinem Leben noch nicht viele Städte gesehen, doch er hatte gelernt, wie schnell man dort an den Falschen geraten konnte. Vor allem dann, wenn man offensichtlich Hilfe brauchte. Alles sprach dafür, die junge Frau zu fragen, die offensichtlich aus gutem Hause stammte.

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  • Jaro ging neben Chloé her. Er hatte Recht behalten: sie stammte aus gutem Hause. Ihr Vater war der „Duc“, was scheinbar eine Art Regent für dieses Gebiet war. Chloé war fröhlich und aufgeweckt. Sie erzählte ihm von Beaufort und von ihren Pflichten als Tochter des Ducs und Jaro glaubte ihr aufs Wort, dass sie viel lieber außen herum tollte. Der junge Lichtalb schwieg die meiste Zeit, aber das schien die junge Frau nicht weiter zu stören.
    Jaro war erstaunt, als sie die Ausläufer der Stadt bereits nach kurzer Gehzeit erreichten. Ganz perfekt war seine Kartografie jedenfalls noch nicht.
    Chloé schlug vor, direkt zur Akademie zu gehen. Sie kannte den Dekan und auch die meisten der Professoren.
    „Vielleicht kannst du direkt dort ein Zimmer bekommen“, hatte sie gesagt.
    Jaro war verblüfft über ihre Hilfsbereitschaft. Er hatte ihr nicht viel über sich erzählt, nur dass er aus Avinar kam und dass er dort auch an einer Akademie gewesen war und sie hatte ohne mit der Wimper zu zucken beschlossen ihm zu helfen.
    "Andererseits solltest du sie nicht unterschätzen", dachte er bei sich. "Sie hat als Tochter eines Staatsmannes bestimmt viel Kontakt zu den verschiedensten Persönlichkeiten. Vermutlich kann sie schnell erkennen, wer eine Gefahr darstellt und wer nicht."


    Beaufort unterschied sich sehr von den Städten, die Jaro bisher gesehen hatte. Selbstverständlich gab es außerhalb Avinars nichts, was der Bauweise seines Volkes glich. Die Gebäude waren im Mittel niedriger und wirken stabiler und geräumiger. Jaro ertappte sich bei dem Gedanken, ob dies nicht eine pragmatischere Lösung war. Beaufort war aber wieder anders. Hier schwebte eine Aura von Frieden und von Ruhe und Jaro entdeckte eine Liebe für das Detail, die selbst in seiner Heimat respektiert worden wäre.
    Es gab viele kleine Läden, in denen verschiedenste Objekte verkauft wurden: Schüsseln in allen Farben und Formen, Gemälde, Skulpturen, Pflanzen und jede Menge Schmuck.
    „Dort wohne ich“, sagte Chloé und zeigte auf ein stattliches Anwesen zwei Straßen weiter. Auf den Zinnen der Gebäude entdeckte Jaro einige Steinskulpturen, die wie in Lauerstellung dasaßen.
    Chloé hatte seinen Blick bemerkt. „Das sind Gargoyles“, erklärte sie. „Sie bewachen unser Heim und unsere Stadt bei Nacht. Da werden sie nämlich lebendig.“
    Jaro machte sich eine gedankliche Notiz, einmal nachts vorbei zu kommen.
    Sie bogen in eine kleinere Gasse und dahinter konnte er bereits Ausschnitte eines stolzen Gebäudes erkennen. Chloé brauchte ihm nicht zu sagen, dass dies die Akademie war.
    Die Gasse war sehr eng und zwielichtig. Jaro sah, dass einige Eingänge mit Brettern zugenagelt waren.
    „Nachts gehe ich hier nie alleine durch“, sagte Chloé, „aber es ist der schnellste Weg.“
    Es roch nach Kräutern und Rauch und Jaro hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Hie und da saßen Männer und Frauen an kleinen Klapptischen vor den Häusern und mischten Karten oder trainierten ihr Hütchenspiel. Allesamt wirkten sie kränklich, saßen gekrümmt und zusammengesunken auf kleinen Schemeln.
    Plötzlich packte eine Frau Jaro am Arm und zog ihn mit überraschender Kraft näher zu sich heran. Der weiße Nebel in ihren Augen verriet Jaro, dass sie blind war. Trotzdem lagen Karten vor ihr auf dem Tisch, akkurat in drei Reihen ausgerichtet.
    „Das Zwielicht“, ohne den Kopf von Jaro wegzudrehen, tippte sie mit dem Zeigefinder der freien Hand auf eine Karte ganz links, die nichts als graue Farbe zeigte. „Die Vereinigung von Licht und Schatten… der angekettete Tiger“, ihr Finger wanderte zur nächsten Karte, „unentfesselte Kraft… und die Waage“, sie verstärkte ihren Griff. „Du trägst alles in dir, junger Frostalb.“
    Jaro zog erschrocken seine Hand weg und sog hörbar Luft ein. Trotz des Schattens in der Gasse begann er zu schwitzen. „Du musst dich dir selbst stellen, früher oder später. Hab keine Furcht, er wird dich leiten.“ Sie zeigte auf die Stelle, an der der Dunkelstein unter seiner Kleidung ruhte.
    Jaro drehte sich um und blickte Chloé an. Sein Herz klopfte rasend schnell. Was passierte hier? Die junge Almanin blickte ihn mit leicht zusammen gekniffenen Augen an, doch sagte nur: „Komm, wir gehen weiter. Die Leute hier haben einen zweifelhaften Ruf.“

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  • Die alte Frau zeigte Chloé an das sie ihr , ihre Hand geben sollte . Leicht irritiert gab sie ihr diese. Was sie wohl damit wollte ? Irgendwas brubbelte sie vor sich hin und lies die Hand los lächelnd. Jaro und Chloé gingen weiter plötzlich zog eine Hand sie Chloé in eine sitzen Straße für eine kurze Weile war sie weg . Und kam wieder „Tut mir leid , wir sind gleich da nur noch einmal um die eckte . sagte sie lächelnd

  • Die Worte der Alten klangen in Jaros Geist nach. Licht- und Frostlaben konnte man leicht verwechseln, doch wie konnte sie von dem Dunkelstein wissen? <Vielleicht hat sie einfach dein Herz gemeint>, dachte Jaro. Gleichzeitig glaubte er nicht daran. <Er wird dich leiten. Sie sagte „er“>. Auch die Karten hatten sich in seinen Geist gebrannt. Was hatte all das zu bedeuten? Während er noch tief in Gedanken versunken war, verschwand Chloé plötzlich. Jaro blickte auf und sah sich um. „Chloé?“ rief er. Dieser Ort war ihm nicht geheuer. Chloé antwortete nicht, aber zum Glück tauchte die junge Frau kurz darauf aus einem kleinen Seitenarm der Gasse auf, den er zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. Alles schien in Ordnung und sie bedeutete ihm weiter zu gehen. Jaro war froh, hier weg zu kommen. Er konnte sich wann anders den Kopf über die Worte der Frau zerbrechen, vorausgesetzt, sie war nicht einfach nur ein verrücktes Weib.
    Chloé führte ihn um das nächste Eck und Jaro staunte nicht schlecht. Gerade eben waren sie noch in den engsten, verwinkelsten Gässchen gewesen und nun fanden sie sich auf einem großen freien Platz wieder. Ein breiter, aus hellen Steinen gepflasterter Weg führte schnurgerade auf das imposante Gebäude zu, das Jaro zuvor schon erspäht hatte. Zu allen Seiten zweigten kleinere Pfade ab – auf einen solchen waren er und Chloé gelangt – und Jaro erkannte schnell, dass diese ein geometrisches Muster abzeichneten, das man nur von oben zur Gänze würde erkennen können. Zwischen den Wegen waren Gärten angelegt. Leuchtend grünes Gras umgab Blumenbeete voll farbiger Muster und wurde von militärisch genau geschnittenen Hecken gesäumt. Die Luft duftete zart und süß und wurde vom Plätschern eines großen Springbrunnens erfüllt. Jaros Sorgen waren wie weggefegt ob der majestätischen Schönheit der Anlage.
    Sie bogen auf den Hauptweg ein und umrundeten den Brunnen, der exakt in der Flucht des Gebäudeeingangs platziert war. Jaro ließ eine Hand durch das Wasser gleiten. Es war kühl und weich. Das Gebäude der Akademie war aus dem gleichen hellen Stein gebaut wie der Weg und hatte zwei Stockwerke. Die schmucke Fassade wurde von hohen Fenstern unterbrochen, von denen jedes ein eigenes kleines Steingiebelchen und weiß eingefärbte Fenstersprossen hatte. Sie ließen hohe, helle Räume vermuten.
    Jaro und Chloé gingen die fünf halbkreisförmigen Stufen hinauf und durch die geöffnete Eingangstüre. Chloé bat die Empfangsdame den Rectuer sprechen zu dürfen und ehe er sich versah, stand Jaro in einem von dunklem, poliertem Holz beherrschten Büro und sah in die gütigen und freundlichen Augen eines ergrauten Almanen.


    „Na hol‘ mich doch der …“ Er kicherte und hielt sich entschuldigend die Hand vor den Mund. „Ein echter Lichtalb! Gerade jetzt, da der gute Frédéric uns verlassen hat –Ainuwar hab ihn seelig – kaum zu glauben! Professeur Roux wird höchst erfreut sein.“
    Jaro blickte einigermaßen verwirrt drein.
    „Ausgezeichnet!“ Die Augen des Recteurs funkelten. „Wo sagten Sie, haben Sie zuvor studiert?“
    „Ich“, Jaro stockte kurz, „ich habe nichts dergleichen gesagt.“ Der Rectuer, so nett er auch war, wirkte etwas zerstreut auf ihn. „Ich suche Arbeit.“
    „Na eben! Sie werden unser neuer Frédéric! Ich zweifle nicht daran, dass Ihr dieser Aufgabe gewachsen seid, nein, ich befürchte gar, Ihr werdet Euren Vorgänger und vielleicht sogar Euren Professeur sehr alt aussehen lassen.“ Er kicherte wieder. „Aber dennoch: dies ist eine angesehene Akademie, gegründet von unserem Allerdurchlauchtigsten höchst selbst, und so muss ich doch zumindest ein wenig akademische Ausbildung voraussetzen, n’est-ce pas?“
    Jaro verstand gar nichts. „Ich habe vier Jahre bei einem Gelehrten in der Akademie Falathris gelernt und ich habe einige handwerkliche Fähigkeiten, wenn das von Nutzen sein kann.“
    Recteur Saviné lachte. „So bescheiden! Ich würde sagen: ungewöhnlich, doch was weiß ich schon! Sehr vielen Lichtalben bin ich noch nicht begegnet. Aber gut, das reicht mir vollkommen. Ich freue mich, Euch hier begrüßen zu dürfen, Collègue …?“ Er erhob fragend die Stimme.
    „Ballivòr“, sagte Jaro automatisch, noch bevor der Inhalt des Recteurs Aussage bei ihm ankam. Collègue? Er hatte gedacht, er könne vielleicht die Tätigkeit eines Hausmeisters oder Handlangers wahrnehmen. Wurde hier jeder Angestellte als Collègue bezeichnet?
    „Ich zeige Euch Euer Zimmer, Collègue Ballivòr“, sagte Saviné und geleitete Jaro und Chloé hinaus auf den Flur.


    „Es gibt derzeit nur eine Hand voll Studenten im Bereich der Astronomie“, erklärte er unterwegs. „Nun aber habe ich die Hoffnung, dass Ihr, lieber Collègue, neuen Wind hinein bringen werdet.“ Seine Augen glitzerten wieder. „Immerhin gibt es auf dieser Welt wohl kaum ein Volk, dass mehr Geheimnisse und Kniffe kennt, wenn es um die Beobachtung und Analyse unserer nächtlichen Freunde geht, n’est-ce pas?“
    Endlich verstand Jaro: Frédéric musste in der Abteilung der Astronomie gearbeitet haben und der Recteur hatte beim Erscheinen eines arbeitsuchenden Lichtalben eins und eins zusammen gezählt und ihn für einen Bewerber auf die freigewordene Stelle gehalten.
    „Hier sind wir“, sagte Saviné und blieb stehen. „Das ist Euer Zimmer. Am besten, Ihr schaut Euch erst einmal in Ruhe um. Euren Professeur kann ich Euch auch später noch vorstellen.“

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