Zum Henker und zum Heiler

  • Sein Rumoren hatte offenbar erfolg gehabt. Ein Düsterling näherte sich ihm, der im Eis eingeschlossen war. In aufrecht schwebender Position, eingeschlossen im Wasserkristall wie ein Insekt in Bernstein, in einer Körperhaltung, die seine Überraschung noch sehr deutlich widerspiegelte, befand er sich genau gegenüber des heranspazierenden Neuankömmlings. Er hoffte, dass das Eis noch nicht so verwittert war, dass man ihn nicht mehr sah.


    "Entschuldigt bitte, könntet Ihr eine Minute Eurer kostbaren Zeit erübrigen?" Er hoffte, dass man seine Stimme auch durch das Eis hinweg vernahm. Da er einen Düsterling vor sich hatte, sprach er nicht das übliche Rakshanisch, sondern Asameisch. Er beherrschte es absolut akzentfrei. "Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen."

  • Gasmi musterte erstaunt einen Mann der im Eis feststeckte. Wie er da hineingekommen war, konnte sich der Düsterling nicht erklären. Also musste es sich um Magie handeln. Genauso musste es Magie sein, die sein Überleben in dem Eisblock sicherte.


    Vorsichtig, misstrauisch und wachsam schlich Gasmi näher. Er klickte mit einigen Schnalzlauten nach dem Eis, aber es war Eis, was immer er auch vermutet hatte. Gas kratzte sich mit seinem Greifschwanz irritiert am Kopf und puhlte in einem Ohr.


    "Hilfe? Oh ja, die brauchst Du wirklich. Du bist in einer sehr schweren Lage. Wie bist Du denn in den Eisblock hineingekommen? Und vor allem, wie bekommt man Dich da wieder raus?", fragte Gasmi und tastete die Oberfläche mit seinen Krallenhänden ab.


    Der Düsterling überlegte ob sein Gegenüber vielleicht absichtlich im Eis eingeschlossen wurde und ob es richtig war ihn zu befreien.


    Auf der anderen Seite war er selbst ein Dämon und wenn er keinem anderen Dämon half, dann würden die Langweiler noch die Oberhand gewinnen. Gasmi musste innerlich lachen.

  • "Wenn ich Euch sage, wie ich hier hineingelangte, glaubt Ihr mir vermutlich nicht. Es war Nyel. Wenn Ihr das nicht wahrhaben könnt, sagen wir einfach, es war ein sehr mächtiger Wassermagier, der mir das angetan hat. Ihr seid seit langem der Erste, der hier vorbeikommt und es mag sein, dass Ihr für noch sehr viel längere Zeit der Letzte wart. Vielleicht könnt Ihr ein Werkzeug besorgen, eine Spitzhacke, oder ein Feuer anzünden, welches das Eis schmilzt, damit ich wieder hier herauskomme."

  • Gasmi musterte den Gefangenen im Eis. Ein Magier, dass klang gar nicht verrückt, es klang sehr logisch.


    "Mein Mann kann Dir vielleicht helfen. Versprechen kann ich aber nichts", sagte Gasmi.


    Der Düsterling ging zurück zu Urako und tippte seinen Schatz an.


    "Da hinten ist ein Typ im Eis gefangen. Ein Magier hat ihn dort eingesperrt. Kannst Du ihn irgendwie befreien Puschel? Sonst hängt er da vermutlich bis zu seinem Tod fest. Oder er ist bald tot. Er wird verhungern und verdursten", sagte Gas und deutete in die Richtung aus der er gekommen war.

  • Urako war nach dem Flug ziemlich geschafft. Und nun nervte ihn Gasmi offenbar wegen einer im Eis festgefrorenen Leiche. Einer widerlichen Eismumie.


    "Der wacht nicht wieder auf, Gasmi, und wenn wir ihn zehnmal auftauen. Ich kann keine Nekromantie. Meine Aufgabe ist es, Leute ins Jenseits zu schicken und nicht, sie wieder daraus hervorzuzerren."


    Dennoch ließ er sich von ihm den Weg zeigen. Gasmi hatte vielleicht noch nie eine Eismumie gesehen und war völlig verstört. Es konnte ja nicht jeder so abgebrüht sein wie er als Henker.


    Die Mumie steckte in aufrechter Position fest und zu allen Seiten befand sich mindestens ein halber Meter glasklares Gletschereis. Es sah aus wie eine plötzlich hochgeschossene Fontäne, die sogleich gefroren war und wirkte, als würde von unten noch weiteres Eis hochkriechen wollen, um die Gestalt komplett im Gletscher einzuschließen. Ja, der ganze Gletscher schien zu ihr hinzustreben, um sie wie ein Maul zu verschlingen und für immer einzusperren. Es hatte etwas von einem Kunstwerk, vielleicht hatte ja ein Frostalb nachgeholfen. Der darin feststeckende Körper war relativ klein, wie ein schwanzloser Düsterling, und in schwarze, militärisch erscheinende Kleidung gehüllt. Die Fraktion konnte Urako allerdings nicht herleiten, er erahnte es nur anhand der schweren Stiefel und des Funktionsgürtels, an dem allerdings nichts dran hing. Alle Ösen waren leer. Über den Kopf war eine Kapuze gezogen und das Gesicht von einer Art weißer Jademaske verdeckt.


    "Und, äh, warum genau soll ich den Kerl auftauen?"


    "Da ich hier feststecke und nicht aus eigener Kraft herauskomme", antwortete eine Stimme. Urako traf fast der Schlag. Der Kerl lebte tatsächlich noch! War das ein tiefgefrorener Ghul? Konnten die reden? Vielleicht war er ja wohlhabend und ließ zum Dank ein ordentliches Sümmlein springen.


    Urako ließ an seinen Handflächen Feuer erscheinen und taute den Gefangenen systematisch auf. Es dauerte eine Ewigkeit. Als sie nah an ihn herankamen, ging es noch langsamer voran, da Urako ihn nicht verbrennen oder seine Kleidung versengen wollte und die Hände weiter weg hielt.


    Endlich war es geschafft. Urako war fix und alle und geistig vollkommen ausgelaugt. Der dunkel gekleidete Kerl aber war quietschfidel und wrang angewidert das Schmelzwasser aus seiner Kleidung.


    "Ähm, ist dir nicht kalt?" Urako beobachtete ihn verständnislos.
    "Nein. Danke der Nachfrage."


    Ein kleingeratener Frostalb? Hilflos blickte Urako zu Gasmi herüber. Er hatte keine Ahnung, was sie mit dem Kerl jetzt anfangen sollten. Gleich auf die Belohnung ansprechen? Ihn stehenlassen? Ihn vielleicht als Geißel nehmen oder als Geschenk an Tarkan ausliefern?

  • Gasmi musterte Puschel verdutzt.


    „Darum solltest Du ihn auftauen, er lebt noch. Keine Ahnung wie er das geschafft hat, aber vermutlich ist Magie im Spiel“, grinste Gas seinen Schatz an.


    Dass der Eingefrorene selbst zu Urako sprach, erleichterte die Sache ungemein. Puschel zeigte was er drauf hatte und beschwor kleine Flammen herauf mit denen er ganz vorsichtig und behutsam pö a pö den Eingefrorenen aus seinem eisigen Gefängnis befreite.


    Nach der Befreiungsaktion war Urako völlig erschöpft und Gasmi war sehr stolz auf ihn. Liebevoll strich er ihm über den Rücken.


    „Das hast Du super hinbekommen Puschel“, freute sich der kleine Düsterling und küsste Urako fest auf den Mund zur Belohnung.


    Als Puschel den Befreiten fragte ob ihm kalt sei, verneinte dieser. Gasmi kratzte sich mit seinem Greifschwanz am Kopf.


    „Wer bist Du überhaupt und aus welchem Grund wurdest Du eingesperrt?
    Ich finde mein Mann hat wenigstens etwas Dank verdient, wo er sich so für Dich angestrengt hat“,
    warf Gasmi ein und stützte Puschel der völlig fertig aussah.

  • Ungerührt beobachtete Mummenschanz die Zuneigungsbekundungen des Düsterlings seinem Gefährten gegenüber. Er selbst war gegen derlei vollkommen immun und konnte nicht nachempfinden, warum die Wesen andauernd Körperkontakt suchten und sich aneinander rieben und sich gegenseitig mit Händen und Mündern abtasteten. Vielleicht, weil ihm selbst die Haut fehlte, die das Wahrnehmen derartiger Emfpindungen ermöglichte.


    "Mein Name wird euch vermutlich nichts sagen. Selbst die Zwerge haben ihn vergessen. Man nannte mich einst Garaxymo zu der Zeit, als man sich noch die Mühe machte, meinen Namen zu gebrauchen. Ich wurde eingesperrt von Nyel, da dieser unter dem Einfluss des Rakshor steht. Und Rakshor wünscht sich meinen Gehorsam."


    Er betrachtete durch seine leeren Augenöffnungen den Düsterling.


    "Einen Dank wollt ihr also. Nun, was hättet ihr den gern? Es gibt nicht vieles, dass ich euch zu geben vermag. Meine Gaben sind beschränkt."


    Er zog ein paar faustgroße Diamanten aus dem Herzen Tasmerons nach oben. Sie kamen auf dem Berggipfel zum Vorschein und kollerten über den Gletscher hinab genau vor ihre Füße.

  • Gasmi hörte dem vermummten Fremden aufmerksam zu. Der Name sagte dem Düsterling nichts, er klang auch sehr kompliziert in Gasmis Ohren. Langsam schüttelte Gas den Kopf.


    „Tut mir leid, ich habe noch nie von Dir gehört. Wie lange warst Du denn im Eis eingeschlossen?


    Weißt Du ob Du dort lange festgesteckt hast? Bei Magie ist alles möglich, es kann Jahrhunderte her sein, seit dem Du da drin steckst. Dann wird die Welt nicht mehr die gleiche sein, die Du früher gekannt hast“, sagte Gas.


    Als der Vermummte faustgroße Diamanten zu Tage förderte, klaubte Gasmi sie so schnell auf, dass man seinen Bewegungen mit den Augen kaum folgen konnte. Der Düsterling verstaute sie sofort in seiner Flugmütze, die er wie eine überdimensionale Geldkatze nutze.


    „Die Belohnung ist klasse“, grinste Gas so breit, dass man all seine scharfen Zähne sah.


    Gasmi wusste nicht, ob Puschel Ahnung von Steinen hatte, aber er als Schlossknacker und Langfinger wusste sehr wohl um was es sich für Steine dabei handelte. Sie waren sehr viel wert.


    Diamanten!


    Menschen und Alben liebten diese Steine, vermutlich weil sie geschliffen so aussahen, als wäre strahlendes Licht in ihnen gefangen.


    Der kleine Düsterling schwelgte in der Vorstellung, was er alles Wundervolles von den Diamanten für sich und Puschel kaufen konnte.


    Eine neue Einrichtung mit einem richtig schönen weichen Bett, dessen Matratze gefüllt war mit Rosshaar, dass wäre das erste was Gasmi für sich und Puschel anschaffen wollte.


    Sie würden sich immer weich gebettet und bequem lieben können. Es sei denn Puschel musste erneut bestraft werden.


    Das neue Bett brauchte also einen passenden Rahmen, woran er Puschel zur Not oder zum Spaß festbinden konnte.


    Direkt danach wollte Gasmi davon etwas für ihre Hochzeit kaufen. Irgendetwas Schönes, was sie sich sonst nicht hätten leisten können. Vielleicht eine Hochzeitstorte aus Fleischschichten oder Zuckerschlangen?


    Gasmi leckte sich allein bei der Vorstellung schon über die Lippen. Nicht nur wegen der Schlangen sondern auch, wie Urako auf so eine Torte wohl reagieren würde. Der Düsterling warf seinem Mann einen schelmischen Blick zu.


    Im Grunde könnten sie sich mit dem Geld der Stein völlig neu einrichten!
    Ein neues Regal für Puschels Deko und für seine Waffen, eine neue Truhe für die Decken und neue Decken gleich dazu, die er in die Truhe legen konnte.


    Und Kissen, Kissen waren immer was Herrliches in denen man versinken konnte um den anderen nicht im Weg zu stehen, während sie im Haus rumwirbelten.


    Und Körperfarbe wollte Gasmi kaufen. Er hatte gehört, dass besondere Alchemieläden Körperfarben herstellten, die man essen also ablecken konnte. Manche dieser Farben schmeckten einfach nur sagenhaft gut, andere waren wohl berauschend die Alkohol. So etwas wolle Gas auf alle Fälle für die Hochzeitsnacht organisieren.


    Gasmi ließ die haarlosen Augenbrauen hüpfen und grinste Puschel breit an.

  • "Sind das ... echte?" Urako fielen fast die Augen aus. "Die können wir keinesfalls bis zu unserem Ziel mitnehmen, Gas! Wir müssen sie im Gebige verstecken, sobald wir wieder allein sind und holen sie auf dem Rückweg ab. Sonst werden wir unterwegs noch beklaut. Mann, Gas, wir sind reich!"


    Urako fand, dass sie schnellstmöglich weiterfliegen sollten, bevor der Kerl es sich anders überlegte. Sein Name sagte auch Urako nichts. Aber er beschloss, ihn sich zu merken. Für den Fall, dass sie mal wieder Diamanten brauchten. Er trat unruhig auf der Stelle und warf Gas immer wieder Seitenblicke zu, doch der schien gerade in Gedanken zu schwelgen, was sie damit alles kaufen konnten. Wahrscheinlich war es irgendwas unanständiges, denn er wackelte anrüchig mit den Augenbrauen, woraufhin Urako grinsen musste. Bei Gas sah das lustig aus.


    Der maskierte Mann antwortete Gasmi auf seine Frage.


    "Lange war es nicht, nur einige Monate. Die ich indess doch gern anders verbracht hätte. Dass sich viel geändert hat, wage ich zu bezweifeln. Am Ende ist es doch immer das gleiche Lied. Die einen haben Macht, die anderen streben nach Macht und wieder andere zerbrechen unter ihr, während einige sehr wenige glücklich sind und das müssen noch nicht einmal die Machthaber sein. Es war ein Fehler, Tasmeron mit wandelnden Proteinverbindungen und Cellulosekreaturen zu besiedeln, wo doch anorganische Reaktionen vollkommen ausgereicht hätten. In jedem Fall wären diese weitaus weniger fehleranfälliger und präziser zu lenken. Ihr Hang zu Buntmetallen, insbesondere Gold sowie zu Diamant gepresstem Kohlenstoff zeigt doch, dass sie sich tief im Herzen nach dem Anorganischen sehnen."


    "Also ich hätte auch gern ein Herz aus Stein", sinnierte Urako und grinste über seinen Witz.
    "Das ist kein Problem. Dem kann ich Abhilfe schaffen." Garaxymo machte eine Handbewegung und ein anatomisch korrektes Herz aus rötlichem Stein wuchs aus dem Boden.
    Verblüfft hob Urako es auf. "So war das nicht gemeint, aber es gefällt mir! Ist das magisch? Ist das ein Artefakt?"
    "Es ist ein porphyrisches Gefüge in Herzform, genauer gesagt Granitporphyr mit Einsprenglingen aus Alkalifeldspat." Der Magier machte eine S-förmige Fingerbewegung und das Herz zerfiel in zwei perfekt geschnittene Hälften, deren Schnittkante S-förmig geschwungen war. "Eine Hälfte für jeden von Euch. Ihr werdet schon noch herausfinden, welche Gabe ihm innewohnt."


    Urako war begeistert, aber ihm wurde die Sache auch langsam unheimlich.


    "Danke. Es ist spät und wir haben eine weite Reise vor uns", verkündete er und hoffte, dass Gas endlich auf seinen Rücken sprang. Dass jemand ihnen Diamanten und ein magisches Artefakt unbekannter Bedeutung schenkte, war ihm immer noch nicht geheuer und er traute dem Braten nicht und wollte das alles schnellstmöglich irgendwo im Gebirge verstecken, um es später zu untersuchen.


    Da es ihm nicht schnell genug ging, umklammerte er Gas von hinten, während dieser die zum Bersten gefüllte Mütze festhielt und ließ sich mit ihm in eine große Gletscherspalte fallen. Dort breitete er die Flügel aus und rauschte durch blaue Schluchten, an manchen Stellen musste er sich seitlich drehen, damit die Flügel hinein passten. Nach einem irren Flug war der Gletscher plötzlich zu Ende und sie rauschten wieder durch den freien Himmel, ein winziger Punkt über einem riesigen Tal. Unterwegs ließ er Gasmi absitzen, damit er noch ihre Beute verstecken konnte, ehe sie weiterflogen. Und endlich wurden die Berge zu Hügeln, die Hügel zu einer Steppe. Jetzt mussten sie nur noch Cara'Cor finden.


    Urako stieg sehr hoch, es wurde eisig. Er flog einen sehr großen Bogen und nach mehreren Stunden des Fluges, die kalt und sehr langweilig waren, entdeckte er eine langgezogene Formation.


    "Perfekt, die können wir fragen!"


    Urako ging in Sinkflug über und landete in kniehohem verdorrtem Gras, das an vielen Stellen niedergetrampelt war. Und ihm fielen fast die Augen aus, als ein Trupp bewaffneter und vermummter Hyänenreiter sie umzingelte. Sie trugen Rüstungen aus Leder und Knochen, viele gar Schulterpanzer aus dem Gesichtsschädeln von erschlagenen Feinden. Er hoffte, dass Gasmi eine Idee hatte, wie sie diese Krieger angemessen nach dem Weg fragen sollten, ohne von den Speeren aufgespießt zu werden, denn er selbst war körperlich und zu erschöpft, um aus dem Stand zu starten.

  • Gasmi musterte Puschel und grinste.


    "Alle Steine sind "echt", nur ob sie was wert sind, dass ist doch die Frage", lachte der kleine Düsterling.


    Was der Vermummte über Steine und irgendwelche Stoffe erzählte, war für Gasmi völlig unbegreiflich. Vermutlich hatte das was der Vermummte erzählte mit Magie zu tun.


    Dave hätte sicher verstanden was der Mann sagte, Gasmi verstand es nicht, aber er nickte weise und wissend, mit einer Hand an seinem Kinn so wie er es immer bei Jozo gesehen hatte. Er wollte schließlich nicht vor Puschel als Idiot da stehen. Vor dem Fremden ebenso wenig, wenn dieser nachher noch dachte, Puschel hätte einen Idioten zum Mann.


    "Du warst einige Monate in dem Eis gefangen? Oh man", stöhnte Gasmi.


    "Dann kannst Du von Glück sagen, dass Du uns getroffen hast. Sonst wärst Du im Eis vermutlich noch umgekommen", sagte der Düsterling.


    Als sich Puschel ein Herz aus Stein wünschte, blieb das von Gasmi fast für einige Sekunden stehen. Der fremde Magier reagierte aber glücklicherweise ganz anders als Gasmi befürchtet hatte.


    Er beschenkte sie mit einem Herzstein, den er in der Mitte spaltete, und jedem eine Hälfte gab.


    "Dankeschön! Das ist so romantisch! Wir haben einen pornografischen Herzstein Puschel, den hat nicht jeder. Ich kann mir schon denken was er kann und welche Kräfte er hat. Jeder hat eine Herzhälfte, zusammen sind sie eins, wie wir Puschel", sagte Gasmi ergriffen.


    Urako steckte geschwind den Herzstein ein und hatte es plötzlich sehr eilig. Äußerst eilig, geradezu extrem eilig. Gasmi freute sich schon darauf, aber entgegen Gas Vermutung, wollte er nicht die Kräfte des Herzsteins nutzen und ihn lieben, sondern er wollte aufbrechen.


    Und wie schnell Puschel aufbrach!


    Das war nun Gasmi unheimlich. Allerdings vergaß er dieses Gefühl ganz schnell wieder, als er auf dem Rücken von seinem Schatz erneut durch die Lüfte getragen wurde. Es wurde lausig kalt und seine Mütze konnte er auch nicht aufsetzen ohne sich den Schädel mit Brillanten einzuschlagen.


    Gut andere Personen hatten schwerwiegender Probleme als ein Vermögen in Form von Brillanten im Hut, lachte Gasmi gedanklich. Sie versteckten die Steine und Gasmi merkte sich die Stelle sehr genau, damit sie die Steine auch wiederfinden würden. Puschel wirkte ihm etwas fahrig, er musste sich ganz genau auf seine Wahrnehmung verlassen können, falls Puschel nicht mehr wusste wo die Steine waren.


    Das wäre eine Katastrophe!


    Erneut flogen sie los. Die Zeit folg für Gasmi dahin, da er vom Fliegen einfach nicht genug bekommen konnte. Puschel wirkte etwas gelangweilt, aber gut, er besaß Flügel und er konnte jeden Tag jederzeit, wann immer er Lust hatte starten und davon fliegen. Für Gasmi blieb es immer etwas Außergewöhnliches.


    Puschel entdeckte eine Gruppe und wollte diese nach dem Weg fragen. Kaum waren sie gelandet, erkannten sie wer diese Leute waren. Gasmi musterte die Truppe genau.


    Innerlich wappnete sich der Düsterling zum Kampf, aber wie immer würde er nur den Erstschlag führen, wenn man ihn angriff.


    So gut es ging schob er sich vor Puschel, ganz abschirmen konnte er seinen Schatz nicht, da sie eingekreist waren. Aber das bedeutete Gasmi nichts. Wenn es drauf ankam würde er sein gesamtes Können entfesseln und notfalls sogar sein Leben geben um Puschel zu schützen. Aber so weit war es noch nicht.


    Gasmi schaute einem der Krieger fest in die Augen.


    "Wir sind unterwegs zu Tarkan, auf Befehl seines persönlichen Freundes. Wir sollen ihm eine Botschaft überbringen. Diese kann nur persönlich ausgehändigt werden. Wo finden wir ihn?", fragte Gasmi ernst.

  • Urako wollte Gasmi schon wieder hinter sich schieben, doch so war es vielleicht besser. Er drehte sich um, so dass sie nun Rücken an Rücken standen und bereute, dass er sein Richtbeil nicht mitgenommen hatte. Das Ding war zwar schwer und unhandlich, aber besser als nichts. Da fiel ihm ein, dass er ja noch Mos Dolch einstecken hatte. Doch die Rakshaner hatten keine Waffen gezogen, ihnen reichten bei zwei Passanten offenbar die Hyänen. Die riesigen Viecher gaben ein Gemisch aus Jaulen, Winseln und Keckern von sich. Es klang, als würden sie Gasmi und Urako auslachen.


    "Seid ihr Deserteure? Wieso seid ihr nicht an der Front? Wir brauchen jeden Mann! Und dort ist selbstredend auch Tarkan zu finden, wo er hingehört, wie jeder von uns. Samsun, nimm den Düsterling mit auf deine Hyäne, ich nehm den Tiefling."


    Die beiden Reiter ließen ihre Hyänen ablegen, so dass die Dämonen hinter sie klettern konnten. Urako guckte eifersüchtig, weil Gas einen fremden Mann von hinten umarmen sollte, aber wagte nicht, zu motzen. Zur Strafe umarmte er seinen eigenen Reiter besonders innig, bis dieser irgendwann meckerte, er solle sich nicht so affig haben, man würde weich fallen in der Steppe. Der Ritt war rasant und führte sie wieder näher ans Gebirge heran, nur in einem anderen Winkel. Die Hyänen und auch ihre Reiter wurden unruhig. Sie kamen an achtlos herumliegenden Toten vorbei, Zwerge, Rakshaner, Tieflinge, Orks und Menschen. Die Rakshaner sahen, so schien es, extra weg, hielten den Blick stur auf den Horizont gerichtet. Auch tote Reittiere lagen herum, Hyänen, Esel und Maultiere vor allem und Zwergenponys. Auch Raktauren lagen da und Urako musste an Distel und Enzo denken.


    Die Versorgungstruppen kamen in Sichtweite, die auf Hyänen Waffennachschub lieferten, vor allem Pfeile und Speere und auch frische Krieger und auf dem Rückweg kampfuntaugliche Verletzte in Richtung Cara'Cor brachten. Hier und da fraßen Hyänen, deren Reiter nirgends zu sehen waren, von den Toten, die keine Rakshaner waren. Und Geier, Unmengen von Geier waren überall.


    Niemand beachtete Gasmi und Urako, denn es gab Tieflinge und Düsterlinge zu Hauf hier. Doch die Reiter wurden lautstark begrüßt. Die Dichte an Leuten wurde immer größer und irgendwann setzten die Rakshaner Gasmi und Urako bei einem Stapel Kisten ab.


    "Wartet hier auf Tarkan, es kann dauern."


    Die beiden warteten bis mitten in die Nacht. Trinken und Essen bot ihnen niemand an und auch sonst beachtete sie keiner. Alle waren mit dem Krieg beschäftigt, damit, sich auf ihren nächsten Einsatz vorzubereiten oder die gerade Zurückkehrenden zu empfangen und zu versorgen. Urako schlief dort, wo man sie abgesetzt hatte, wie ein Stein. Der Trubel störte ihn nicht, er war völlig erschöpft von der Reise und der magischen Anstrengung.


    Endlich kam Tarkan auf dem Weg zu seinem Zelt an ihnen vorbei, vom Kopf bis zum Zeh in Staub gehüllt, müde und reizbar. Er sah die beiden, die dort auf ihn warteten, denn an dieser Stelle warteten immer jene, die zu ihm wollten oder mussten. Er wollte sie nicht sehen, er wollte sich nur noch waschen, umziehen und schlafen und dann so schnell wie möglich wieder an die Front. Also sprach er sie gleich an, damit er es hinter sich hatte. Die Leibgarde, die ihn begleitete, wirkte ebenso wenig begeistert, sich noch mit Bittstellern befassen zu müssen, die Urlaub in der Heimat erbaten oder darum, sich vom Kampf befreien zu lassen wegen irgendwelcher nichtiger Zipperlein.


    "Sprecht", raunzte er.

  • Gasmi musterte den Reiter giftig der es wagte Puschel zurecht zu weisen. Für wen hielt dieser Sklaventreiber sich?


    Wenn Puschel Angst hatte zur stürzen, dann musste er sich festhalten!
    Er saß ja nicht jeden Tag auf einem dieser Riesenhunde und wurde durch die Gegend geschleudert.


    Der Ritt dauerte einige Zeit und Gasmi schmerzte der Hintern. Er war es nicht gewöhnt auf so einem seltsamen Tier zu sitzen.


    Zudem war er klein und die Tiere waren groß, er kam sich vor als ritt er stundenlang im Spagat durch die Gegend. Endlich kamen sie im Lager an. Auf dem Weg dorthin lagen überall Leichen, Gasmi schaute kurz rückversichernd zu Puschel, aber ob sich dieser an dem Anblick störte, oder ob er Angst hatte, dass konnte der Düsterling leider nicht an Puschels Gesichtsausdruck ablesen.


    Als Henker war er vermutlich andere Anblicke gewöhnt. Gasmi selbst hatte schon Dinge gesehen, dagegen sahen die Kriegstoten fast noch harmlos aus. Seine verbrannten Brüder, die Opfer von seinem Partner, er hatte einiges gesehen, was er lieber nicht gesehen hätte.


    Im Lager wies man ihnen einen Platz zu, dort sollten sie auf Tarkan warten. Gas ging davon aus, dass der Kerl in der Nähe war. Aber er irrte sich, sie hatten bis in die Nacht hinein auf den Burschen zu warten.


    Weder ein Getränk noch etwas zu essen wurde ihnen angeboten. So sah sie also aus, die sagenumwogene Gastfreundschaft der Rakshaner.


    Puschel hatte es sich indes auf dem Boden bequem gemacht und war eingeschlafen. Gasmi hielt mit grimmiger Miene über seinem Freund Wache. Sicherheitshalber setzte er sich dazu auf dessen Kreuz und zog ihm den Dolch aus dem Ledenschurz, so konnte Puschel niemand in den Rücken fallen. Jedenfalls nicht, ohne mit dem Leben dafür zu bezahlen.


    Nach einer Ewigkeit bequemte sich dann endlich Tarkan zu ihnen.
    Der Mann sah aus, als hätte er sich im Staub gewälzt. Vielleicht war das bei Rakshanern ja so üblich und war so etwas wie Körperbemalung.


    Gasmi störte sich nicht daran. Ihn störte nur der dreiste Ton des Menschen. Aber um den Kerl zu erziehen, dafür war er nicht hier. Er hatte eine Botschaft von Dave abzuliefern und je schneller er dem nach kam umso schneller war er den staubgepuderten Häuptling der Rakshaner wieder los.


    „Grüße! Wir wurden von Deinem Freund Freiherr Davard von Hohenfelde geschickt.


    Er lässt Dir beste Grüße ausrichten und übersendet Dir diese Botschaft. Laut meiner Information von Dave, handelt es sich dabei um einen wichtigen Plan für Dich.


    Aus diesen Grund darf ich ihn nur von Hand zu Hand weitergeben. Ein Goblin namens Sancillo ist hierher unterwegs, um Dir bei der Umsetzung des Plans zu helfen. Das ist ein Geschenk von Dave an Dich“, erklärte Gasmi.


    Er schnappte sich die Botenrollen von seinem Rücken, in der der Plan verstaut war und drückte sie Tarkan in die Hand.


    „Die Lieferung wurde persönlich abgegeben und somit vollzogen, wir reisen ab“, sagte der kleine Düsterling und rüttelte Puschel wach.


    Gas kletterte umgehnend auf Puschels Rücken.
    „Schatz flieg los, unser Job ist erledigt“, sagte Gasmi.


    Als Tarkan die Botenrolle öffnete, zog er einen großen Plan heraus. Zuerst erschloss sich nicht, was darauf wohl zu sehen sein würde, denn er blickte auf die blinde, leere Seite des schweren und kostbaren Papiers.


    Der Anführer der Rakshaner drehte den Plan um. Es war ein zweigeteilter Plan, kurzum zwei Pläne in einem, dazu eine kleine Anmerkung.


    „Alles Gute kommt von oben mein Freund, Gruß D".



    Plan/Pläne:


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  • Tarkan nickte zunächst wohlwollend, als Gasmi ihm offenbarte, dass Dave ihm einen Goblin schickte. Er hatte zwar keine Ahnung, was er mit einem Mechaniker, Ingenieur oder Bilanzbuchhalter sollte, aber es ging um die Geste. Als er jedoch die Rolle öffnete, blieb sogar einem gestandenen Krieger wie ihm die Spucke weg. Davard von Hohenfelde sandte ihm Luftschiffe und der Goblin sollte ihnen die Funktionsweise erklären! Er muste sich zusammenreißen, seinen ernsten Auftritt zu wahren. Ganz gelang ihm das nicht, Tarkan war, wie die meisten Rakshaner, ein grottenschlechter Schauspieler und gewohnt zu zeigen, was er fühlte und zu sagen, was er dachte.


    "Wartet noch", sagte er, reichte die Rolle einem Zebra und setzte rasch ein Antwortschreiben auf. "Für den Absender, persönlich auszuhändigen." Er fand, dass der Düsterling und der Tiefling etwas hungrig aussahen und ihnen fehlte auch der Geruch von Kaffee. Offenbar hatten sie das Restaurant nicht als solches wahrgenommen, vor dem man sie abgesetzt hatte. Dabei sah man doch eigentlich deutlich, dass die Ansammlung von Kisten eine Sitzgruppe nachbildete, mit einer großen Kiste als Tisch in der Mitte und kleineren als Sitzgelegenheiten drumherum. Sobald man sich da niederließ, kam jemand und brachte einem Speis und Trank. Aber die beiden hatten davor herumgestanden und so hatte sich auch niemand für sie zuständig gefühlt.


    "Sand", sprach er daher ein anderes Zebra an, dass den wohl beliebtesten Vornamen in ganz Rakshanistan trug, "bring unseren Gästen bitte eine großzügige Wegzehrung." Bald brachte er das gewünschte, zwei riesige Pakete voll Süßgebäck und Tarkan hatte inzwischen noch weitere Dinge organisiert. Unter anderem zwei kräftige Raktauren, auf deren Rücken sie bis zu Grenze gebracht werden würden und dazu eine ganze Raktaureneskorte.


    "Im Namen des Chaos danke ich euch", sprach er und dann verschwand er, um die Neuigkeit mit den anderen Tarrikes zu besprechen.

  • Gasmi musterte Tarkan erstaunt. Was immer Dave geschrieben hatte, schien den Rakshaner richtig glücklich zu machen. Seine Miene hellte sich auf, auch wenn man das nur an seinen Augen erkennen konnte.


    Auch die fehlende Nahrung war auf einmal kein Problem mehr. Scheinbar löste der Brief oder die Botschaft alle Probleme. Gasmi grinste Puschel an, Gastfreundschaft kannten die Rakshaner also doch.


    Tarkan gab ihm einen Brief mit, den er Dave persönlich aushändigen sollte. Gasmi nahm die Botschaft entgegen.


    "Natürlich wird die Botschaft persönlich übergeben. Ich bin der beste Bote aus unserer Zunft. Unsere Botschaften kommen immer persönlich und sehr gut an. Du hast Dich ja auch gefreut", grinste Gasmi über beide Ohren und zwinkerte Urako gut gelaunt zu.


    Gasmi nahm die Wegzehrung mit dankbarem Nicken entgegen und schwang sich auf einen der Centauren. Der einzige Ritt auf einem Pferderücken der ihm je gefallen hatte, war auf Distel gewesen. Der kleine Centaur wusste, wie er sich zu bewegen hatte. Gas öffnete den Beutel und fing genüsslich an zu essen.


    "Sehr gut!", freute sich der Düsterling.

  • Während Gasmi beim Reiten sogar speiste, tat Urako von dem Geholper inzwischen alles weh. Seine Beine waren innen wundgescheuert und was andere Körperteile dazu sagten, versuchte er so gut es ging zu ignorieren. Er war dankbar, als die Zentauren endlich eine Rast einlegten, um erstmal Kaffee zu kochen. Urako vertrat sich derweile die Beine. Zu sehen gab es nichts außer Gras bis zum Horizont, egal, wohin er blickte. Seine Laune war ohnehin nicht die Beste, weil er nicht mochte, dass Gasmi auf einem Zentauren ritt, aber er verkniff sich jedwedes Gemecker. Die Nähe zum Kriegsgeschehen hatte vieles in ihm aufgewühlt und er hatte gesehen, wie tote Kameraden betrauert wurden und sein eigenes chronisches Genörgel kam ihm mit einem Mal lächerlich vor. Er aß etwas im Stehen, ohne dass es ihm schmeckte und auch seinen Kaffee trank er im Stehen.


    Die Rast dauerte ewig und nachdem sie eine Weile geritten waren, stand schon wieder die nächste Pause an, diesmal für Tee, was Urako irgendwann zu nerven begann. Er wollte nur noch nach Hause in ihr gemeinsames Nest, weg vom Krieg. Irgendwann hatte er die Schnauze voll vom herumstehen. Ihm tat alles weh und sie kamen wegen der dauernden Pausen nur langsam voran, obwohl die Centauren zwischendurch rasch galoppierten. Das faule Verhalten der Rakshaner hatte wohl auf sie abgefärbt.


    "Gas, wir fliegen den Rest", stöhnte er. "Wir wollten ja eh noch was abholen. Danke für den Ritt, Jungs."
    "Wollt ihr nicht noch auf einen Kaffee bleiben?", fragte einer der Zentauren bedauernd.
    "Nein, danke!" Urako sagte das eine Spur schärfer als beabsichtigt. "Komm, Gasmi, hüpf hoch."

  • Gasmi war verwundert, dass das Chaos solche Siege davon getragen hatte, wenn die Kämpfer ständig Pause machten. Auf der anderen Seite, waren sie dann natürlich immer ausgeruht. Gasmi ließ sich seinen Verpflegungsbeutel schmecken. Auch zu dem angebotenen Kaffee und Tee sagte er nicht nein, denn immerhin hatte man sie vorher hungern lassen.


    Der Ausritt mit den Centauren zog sich extrem in die Länge. Puschel schien immer genervter zu sein, was Gasmi verstehen konnte. Zum Glück verfügten Dämonen über eine lange Lebensspanne, lachte Gasmi gedanklich. Sonst wären sie nie mehr Zuhause angekommen.


    Bei der nächsten viel zu schnell anstehenden Rast, entschied Puschel, dass sie im Flug weiterreisen würden. Gasmi freute sich darüber. Es gab keine bessere Art zu reisen, als im Flug.


    "So ist es, wir müssen noch dringend was abholen", stimmte Gasmi seinem Schatz zu. Sie durften die Diamanten dort nicht verkommen lassen. So ein Geschenk erhielt man nur einmal im Leben, falls man überhaupt jemals so ein Geschenk erhielt.


    Gasmi sprang Puschel gut gelaunt ins Kreuz und klammerte sich an seinem Schatz fest.


    "Flieg los Puschel!", feuerte ihn der kleine Düsterling gut gelaunt an.

  • Urako war froh, dass Gasmi jetzt keine Zicken machte. Er war halt einfach der beste Mann der Welt! Es tat gut, ihn wieder auf dem Rücken zu spüren und Urako hielt sich nicht länger mit der Verabschiedung auf. Sie flogen zu der Stelle, wo Gasmi die Diamanten versteckt hatte und danach hielt Urako auf dem kürzesten Weg in die neue Heimat zu. Unterwegs legten sie noch die eine oder andere Rast ein und schliefen ein paar Stunden, ehe sie endlich wieder die vertrauten Felder, Straßen und Hausdächer, Gärten und Gassen unter sich sahen.


    Geschafft, aber glücklich landete Urako genau vor dem Geisterhaus. Es war noch vor der Morgendämmerung, das Pflaster glänzte feucht vom Tau und vom Fluss kroch Nebel durch die Straßen. Am Horizont dämmerte es grau.


    "Willkommen zu Hause."


    Urako ließ Gasmi von sich herunterrutschen und küsste ihn liebevoll. Seine Lippen und Wangen waren ganz kalt vom Flugwind. Er nahm seine Hand und spazierte mit ihm händchenhaltend zum Eingang.


    "PARTYYYYYY", brüllte er die Tür an, dass die Öllampe wackelte, damit man ihnen öffnete und sie gebührend begrüßte.

  • Marcella


    öffnete die Tür als sie hörte wie jemand Party schrie, dass der ganze Hauseingang wackelte. Unsicher spähte sie hinaus. Sie blieb aber in der Tür stehen.


    "Was soll denn das und was wollen Sie?."


    Marcella wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Sie schloss die Tür wieder und holte schnell Fedor. Sie zog den Hund vorsichtig am Halsband mit.


    "Komm. Braver Fedor, du musst gucken wer da vor der Tür steht und rumschreit. Sonst passt du auch immer gut auf. Hast du den Schreihals überhört? Wenn er ins Haus will, versperr ihm den Weg. Ich frage den Meister. Halt schön Wache an der Tür Fedor."


    Marcella stellte Fedor vor die Tür und hoffte der Hund würde aufpassen. Dann lief sie schnell zu Dave in die Schreibstube.


    "Meister, vor der Tür stehen zwei Männer und machen Radau. Können sie bitte mal kommen? Ich hab ausversehen die Tür aufgemacht, als einer von den beiden Party schrie. Aber ich hab die Tür schnell wieder zu gemacht und Fedor geholt. Ich hoffe er hält Wache und lässt sie nicht hinein. Die Männer waren unheimlich, drum hab ich die Tür schnell wieder zugemacht. Kommen sie bitte mit Meister?."


    Marcella wartete auf Dave. Allein wollte sie nicht wieder zur Tür gehen. Beide Männer sahen sehr gefährlich aus.

  • Dave musterte Marcella ungläubig und musste sich nach ihrem Bericht das Lachen verkneifen. Varmikan schüttelte breit grinsend den Kopf über die Kleine.


    "Warum hast Du die Tür dann überhaupt erst geöffnet?", grinste Dave.
    "Weil sie nicht wusste wer davor steht", hielt Varmikan dagegen.


    "Ein Grund mehr die Tür geschlossen zu lassen und einen von uns zu holen", gab Dave zu bedenken.
    "Was sie hiermit getan hat Sternchen", grinste Varmikan.


    "Auch wahr. Ich komme mit und schaue mir die beiden an. Eigentlich schlägt Fedor sofort an, sobald Fremde vor dem Haus stehen. Es könnte also durchaus möglich sein, dass die beiden entweder zu unserer Hausgemeinschaft gehören, oder zu mir. Folge mir Marcella", antwortete Dave und ging mit seiner Novizin zur Tür.


    Fedor stand davor und bewachte die Tür eisern, auch wenn er nicht verstand warum er das tun sollte. Dave kraulte seinem grauen Riesen den Kopf und zog ihn von der Tür weg um sie zu öffnen.


    Dave musterte Gasmi und Urako grinsend.


    "Das sind Gasmi und Urako und sie gehören zu unserer Hausgemeinschaft Marcella. Die beiden wohnen ebenfalls hier. Du musst keine Angst vor ihnen haben. Und was macht Ihr beiden für einen Lärm? Ihr habt Marcella erschreckt.


    Nun wie dem auch sei, Marcella - Urako und Gasmi.
    Gasmi und Urako - Marcella, meine Novizin.


    Damit wurdet Ihr offiziell einander vorgestellt. Kommt rein", sagte Dave und gab die Tür frei.


    "Wurde die Botschaft zugestellt? Hat Tarkan etwas dazu gesagt?", hakte Dave nach und schob Marcella vor sich her, Richtung Schreibstube. Wie üblich ging der Magier davon aus, dass Gasmi und Urako ihm folgen würden um Bericht zu erstatten.

  • Gasmi küsste Puschel auf den Nacken, bevor er von dessen Rücken sprang.


    "Ja endlich wieder Zuhause Schatz", freute sich der kleine Düsterling und schmiegte sich an Puschel, der seine gute Laune direkt herausbrüllen musste, was Gasmi breit grinsen ließ.


    Gas staunte nicht schlecht, als ein junges Menschen-Mädchen die Tür öffnete. Sie schien recht erschrocken zu sein und fragte was "das" sollte und sie wollen würden. Mit "das" meinte sie vermutlich Puschels gute Laune und seinen Ausruf.


    Gasmi legte einen Arm um die Hüfte von seinem Schatz und machte gerade den Mund auf, um dem jungen Mädchen zu antworten, da schlug sie die Tür auch schon wieder zu.


    Etwas irritiert kratzte er sich mit seinem Greifschwanz am Kopf.
    Sowas hatte er auch noch nicht erlebt.


    "Was war das Puschel?", fragte Gasmi verwirrt und drückte seinen Mütze mit den Diamanten fest an die Brust.


    Hinter der Tür hörte Gasmi nach einiger Zeit, wie das Mädchen kurz mit Fedor sprach und wieder verschwand. Scheinbar sollte Fedor die Tür bewachen. Einen weiteren langen Augenblick später wurde die Tür von Dave geöffnet.


    Der Magier grinste von einem Ohr zum anderen. Dann stellte er sie beide dem Mädchen vor, dass sich hinter Dave versteckt hielt. Marcella hieß das Küken und war Daves Novizin.


    "Hallo Marcella, ich bin Gasmi und das ist mein Mann Urako, genannt Puschel", stellte Gasmi sie noch einmal selbst vor.


    Der kleine Düsterling folgte Dave und zog Puschel mit sich. Insgeheim betete er zu allen ihm bekannten Göttern, dass Puschel die Kleine nicht auseinander nehmen würde, nur weil sie Angst vor ihnen gehabt hatte.


    Schließlich war sie nur ein kleines Mädchen, dass zwei Dämonen vor der Tür vorgefunden hatte. Einer davon gut einen Kopf größer und mit Flügeln und Hörnern und einer wundervollen Farbe und dann war Gas selbst auch noch dabei gewesen. Vor Düsterlingen fürchteten sich auch einige Menschen.


    "Du hast keine Ahnung was wir durchstehen mussten Dave!
    Puschel ist geflogen wie ein Weltmeister, dann fast man Ziel angekommen, haben uns Rakshaner abgefangen. Wir mussten auf Hyänen reiten. Das war sehr anstrengend. Wir waren danach völlig wund im Schritt.


    Ich habe erklärt, dass wir eine persönliche Botschaft für Tarkan haben. Sie haben uns ins Lager gebracht, wo man Tarkan vermutete. Dort sollten wir an so einer bestimmen Stelle warten.


    Frag nicht warum.


    Ich sage Dir eins, die bekannte Gastfreundschaft der Rakshaner, sie existiert nicht! Wir haben da Stunden gewartet! Die haben uns da stehen lassen, wie Falschgeld!


    Kein Kaffee, kein Wasser und kein Essen!
    So gehen die mit Gästen um!


    Bestimmt nur weil wir Dämonen waren. Mit Tieflingen und Düsterlingen kann man es ja machen.


    Puschel ist vor Entkräftung sogar zusammengebrochen und eingeschlafen. Ich habe mich auf ihn gesetzt und Wache gehalten. Wer weiß, da krauchen so viele Ghule rum, nicht dass einer von denen versehentlich noch Puschel verspeist hätte. Ich hätte jeden sofort in den Abgrund geschickt, der es gewagt hätte Puschel anzutasten.


    Kurz vor Mitternacht kam dann Tarkan bei uns an.
    Verdreckt von oben bis unten!


    Der wusste doch, dass er Gäste hat! Der Mann sah aus, als ob er sich im Staub gewälzt hätte. Hatte er sicher auch. Sonst sieht man so nicht aus. Das hat er sicher getan um uns zu zeigen, wie unwichtig wie ihm sind.


    Wir mussten nicht nur hungern und dursten, wir wurden auch noch mit Staub beleidigt.


    Er war zu Anfang auch ziemlich unfreundlich zu uns. So als ob er uns gar nicht sprechen wollte. Da bin ich auch ganz sachlich und dienstlich geblieben. Dabei hatte ich solchen Hunger, aber ich habe nichts gesagt. Da stehe ich drüber.


    Ganz professionell haben wir Deine Botschaft übergeben, Puschel und ich.


    Tarkan hat sie in Empfang genommen. Da wollte wir auch schon los. Bloß keine Minute länger bei denen bleiben. Wir wollten sofort nach Hause.


    Als Tarkan Deine Botschaft aufgerollt hat und sie gelesen hat, hat er richtig Stielaugen bekommen.


    Dem sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen.
    Auf einmal war er total freundlich.


    Er hat uns Vorratsbeutel bringen lassen und uns wurden Centauren gegeben, die uns aus Rakshanistan herausbringen sollten.


    Er hat Dir auch eine Antwort geschrieben. Er hat sich gefreut wie ein Honigkuchenpferd. Tarkan hat versucht es zu vertuschen. Das wäre ihm vielleicht gelungen, aber an seinen Augenwinkeln habe ich gesehen, dass er die ganze Zeit gegrinst hat.


    Der war schlagartig gut drauf. Was immer Du ihm geschrieben hast, hat ihm das Grinsen geradezu ins Gesicht geklebt. Er hat sich also sehr gefreut. Hier ist seine Botschaft, sprich seine Antwort", erstattete Gasmi Bericht und händigte Dave Tarkans Antwort aus.