Ein neuer Zauberlehrling

  • Marcella

    grinste Wolfi kühn an.

    „Wenn wir einen trinken gehen, können wir meine Lehrstelle feiern Wolfi. Wir sind wieder gut miteinander. Ich werde den Meister aber vorher fragen, ob ich feiern gehen darf. Nicht dass ich wegen Fernbleiben rausgeworfen werde. Er muss wissen wo ich bin, das gehört sich so.
    Was du über die Frostalben erzählst ist interessant. Sie leben ganz anders als wir, drum denken sie anders als wir. Wir müssen uns keine Gedanken um Nahrung machen. Ein bisschen schon, wir müssen gut planen und fleissig sein. Aber im Norden ist es bestimmt so kalt, dass dort gar nichts wächst. Ich werde mit Varmikan sehr gerne über seine Heimat sprechen. Mal sehen was er zu erzählen hat. Ich hoffe er erzählt mir so viel wie dir.“

    Marcella musste lachen, als sich Wolfi die Finger ableckte und leckte ihre Finger genauso sauber.

    „Saubere Finger gehören bestimmt zu adligen Benehmen. Ich hab diesmal aufgepasst und was gelernt. Wenn der Meister sowas in der Akademie erlebt hat, hat er sicher keine Lust mehr dahin zurückzukehren. Das du auf die Akademie verzichtest nachdem was dein Onkel erzählt hat, verstehe ich. Ich würde genauso wenig hingehen, aber ich kanns mir auch nicht leisten Wolfi. Und du musst nicht hin, du hast deinen Onkel der jetzt sogar Meister ist.
    Dann ist mein Meister genau wie ich ganz neu auf seinen Posten. Das er sich dann gleich einen Lehrling gesucht hat, ich meine einen Novizen, freut mich.
    Kranke sind oft gemein und biestig zu anderen. Sie sind unzufrieden und lassen andere dafür leiden. Das dein Onkel ruhig geblieben ist, ist richtig. Was will er sich mit einer alten, behinderten Frau im Rollstuhl streiten? Davon geht es ihr nicht besser und er hätte sich dafür sicher später geschämt. Soll sie schimpfen und schwatzen.
    Die hat ihm sicher den Affen geschenkt, weil sie sich selber schäbig vorkam, wie sie deinen Onkel behandelt hat. Das war eine versteckte Entschuldigung Wolfi, weil die sowas nicht aussprechen kann. Manche bekommen nur Bösartigkeiten über die Lippen, nichts anderes. Wir sind nicht so.“

    Marcella lachte kurz und knuffte Wolfi.

    „Das wollte ich vorhin schon, aber ich hab mich nicht getraut. Kann gut sein, dass dein Onkel auf Alben steht. Ich habe schon Waldalben gesehen und einen Frostalben. Ich kann sagen, es waren alles sehr schöne Leute. Zwei Männer und eine Frau, gut was er bevorzugt ist klar, er ist mit einen Mann verheiratet. Aber ob Alb oder Mensch ist egal Wolfi, die beiden sahen so aus als ob sie sich wirklich lieben. Nur das ist wichtig.“

    Marcella wechselte das Gestell zur anderen Hand.

    „War der Weg vorhin auch so weit? Ich glaube der wird immer länger."

  • Anwolf nickte zustimmend.


    "Das stimmt, Du musst Dave vorher fragen. Laut Vertrag bist Du sein Mündel, also so etwas wie seine Tochter. Und der würde er vermutlich auch etwas anderes erzählen, wenn sie sich abends einfach ohne zu fragen für mehrere Stunden verdrückt. Aber rauswerfen würde er Dich nicht. Er würde Dir eine Ansage machen, wie man so schön sagt", antwortete Anwolf.


    Als Marcella ihm erklärte, dass Fingerablecken wohl adliges Verhalten war, musste er über ihren Sarkasmus grinsen.


    "Bis jetzt ist Fingerablecken kein adliges Verhalten, aber vielleicht bringst Du es ja in Mode. Was Du über kranke Leute gesagt hast, stimmt. Die meisten sind verbiestert und verbittert.


    Sie schießen sich damit allerdings ins eigene Knie. Denn sie können ja nur zu denen biestig sein, die sich noch mit ihnen abgeben. Folglich werden dass immer weniger. Und dann beschweren sie sich vermutlich noch, warum niemand zu ihnen Kontakt möchte.


    Und manchen Personen gehen wirklich nur Beleidigungen und Beschwerden über die Lippen, unabhängig von ihrem Gesundheitszustand. Aber wie Du schon sagst, wir sind anders", sagte Wolfi.


    "Das Dave Varmikan liebt, steht außer Frage.
    Marcella, Du kennst Dave noch nicht. Liebe ist kein Ausdruck, er vergöttert Varmikan. Das mein Onkel zwei Kerle fast zeitgleich kennenlernte, ist reiner Zufall.


    Vorher war er eine sehr lange Zeit allein. Pavo und meine Mutter haben sich dazu so ihre Gedanken gemacht, wobei meine Mutter meinem Vater immer unter der Hand sagte, Dave steht auf beides oder auf Männer. Denn es gibt selten Frauen, mit denen er tatsächlich klarkommt.


    Er kann weder Zickereien noch Stutenbissigkeiten ausstehen. Sein Partner oder seine Partnerin muss gleichzeitig sein bester Freund sein. So wie bei meiner Ma und meinem Paps, die sind auch so zu einander.


    Dave hatte auch nie weibliche Hunde oder Pferde. Immer nur männliche Tiere. Egal wie wild sie waren, er kam mit ihnen klar. Bestes Beispiel war Blakur sein Pferd.


    Blakur war sein Ein und Alles. Paps sagte ein schwarzer Teufel von einem Pferd. Wild und schnell wie der Wind. Keiner kam Blakur freiwillig zu nahe aus Angst.


    Dave ritt Blakur ohne Trense, die waren eins. Gegenseitiges absolutes Vertrauen. Das habe ich zu Tempestas auch, aber wie Paps sagte, war Blakur ein ganz anderes Kaliber von einem Pferd.


    Vor einigen Jahrzehnten war das, als Dave noch ein junger Kerl war. Er hatte mit Blakur einen Unfall. Bei einem Jagdausritt ist Blakur gestürzt und hat Dave unter sich begraben. Dave wäre beinahe gestorben.


    Ansgar, mein Vater, hat Blakur erschossen um Dave helfen zu können. Und Pavo hat damals Daves Leben gerettet. Daher kennen sich Dave und Pavo.


    Was die Albin angeht, da verwechselst Du was Marcella.
    Sie war für Dave wie ein Gemälde. Wie sagte er?
    Wundervoll anzuschauen, aber wer möchte so etwas Zuhause hängen haben?
    Keiner.


    Ob der Weg vorhin schon so weit war? Nein, da wir gerade auf kürzestem Weg zurückgehen. Wir sind gleich da", grinste Wolfi.


    Wie versprochen dauerte es nicht mehr lange und sie betraten erneut das Geisterhaus. Wolfi ging direkt mit Marcella zu dem alten Nachtquartier von Pavo und Dave durch und stellte dort ihre Sachen ab.


    "Da wären wir", grinste Anwolf.

  • Marcella


    stellte vorsichtig das Gestell ab. Die junge Frau schaute sich um. Das Zimmer sah gemütlich aus.


    "Packst du bitte das Porzellan vorsichtig aus? Ein Bett, eine Truhe und ein Schränkchen müssen hier bleiben. Der Rest kann raus. Dafür brauche ich dann noch einen Tisch und einen Schrank. Der Schrank hat Zeit. Denkst du an die Uhr Wolfi? Ich gehe schnell in die Schreibstube und frage Dave, ob wir nachher weggehen dürfen. Ich bin gleich wieder da."


    Marcella legte alles ab und ging zur Schreibstube. Sie klopfte und ging hinein.


    "Meister ich möchte mit Wolfi meine Lehrstelle feiern. Darf ich heute abend mit ihm weggehen und feiern? Wir gehen nicht weit weg. Nur zur Taverne um die Ecke. Erlauben sie mir das? Bitte?."

  • Dave musterte Marcella und verkniff sich ein Schmunzeln.


    "Erlaubnis erteilt, ich wünsche Dir viel Spaß. Besauf Dich nicht hemmungslos und sei um spätestens 22 Uhr wieder hier", antwortete Dave.
    "Erlaub ihr ruhig bis 23 Uhr wegzubleiben, immerhin ist doch Wolfi dabei", grinste Varmikan.


    "Du meinst Marcella braucht die Stunde um Wolfi von der Taverne nach Hause zu schleppen? Damit könntest Du Recht haben Klingenohr. Varmi gib Marcella 50 Taler aus der Kasse. Von mir aus sei um 23 Uhr wieder Zuhause Marcella", sagte Dave freundlich.
    "Schatz unserer oder die der Geister?", fragte Varmi nach.


    "Unserer Kasse, Marcella gehört zu uns. Sie ist mein Lehrling, folglich gehört sie zu uns, nicht zu den Geistern. Du weißt was ich meine", schmunzelte Dave.
    "Ja, weiß ich", gab Varmikan zurück.


    Der Frostalb kramte eine Geldkassette hervor, schloss sie auf und entnahm 50 Taler. Er schrieb einen Zettel, legte ihn in die Kassette und verschloss sie wieder. Als der die Kassette wieder weggestellt hatte, reichte Varmikan Marcella die 50 Taler. Dave musterte Varmikan grinsend und schrieb weiter.


    "Hier für Dich Marcella. Gib nicht alles auf einmal aus. Und sag Wolfi, er soll ja ein Auge auf Dich haben", sagte Varmi gut gelaunt.
    "Wolfi macht das schon, keine Sorge. Hab ich Dich mit meiner Zettelwirtschaft angesteckt Klingenohr?", fragte Dave gibbelnd.


    "Ja", grinste Varmi, was Dave ebenfalls grinsen ließ.

  • Marcella


    nahm die 50 Taler von Varmikan. Der Meister und sein Mann waren genauso grosszügig wie Wolfi.


    "Vielen Dank für das Geld und die Erlaubnis. Ich werde pünktlich Zuhause sein. Ich werde mich nicht betrinken und nicht das ganze Geld ausgeben. Wolfi hat mir in der Stadt die wichtigsten Läden gezeigt. Wir haben eingekauft. Vier neue Roben, Schreibbedarf und einen Waschtisch. Eine der neuen Roben hab ich an.Wolfi fand die langweilig, aber mir hat sie am besten gefallen. Ich hoffe sie gefällt euch genauso. Ich habe die Robe gewählt Meister, weil Wolfi sagte dass ich euch vielleicht auf wichtige Anlässe begleiten muss. Und diese Robe sieht edel aus und zeigt nicht zuviel. Zwei andere einfache Roben haben wir noch gekauft. Eine in grün und eine in rot. Und eine Robe die gepanzert ist. So hat es Wolfi erklärt. Er nannte sie Forscherrobe. Die wäre so gearbeitet damit einen nichts draussen geschehen kann, wenn man unterwegs ist. Sie ist braun und schlicht aber trotzdem schön. Morgen früh zeige ich euch all die neuen Roben Meister. Ich führe sie euch vor. Ihr müsst sehen, was ihr bezahlt habt.
    Den Waschtisch habt ihr nicht bezahlt Meister. Den hat Wolfi mir geschenkt. Er war sehr freundlich und grosszügig zu mir. Ich hatte ihn nach einer Waschgelegenheit gefragt und Wolfi sagte mir, dass es hier sogar Zuber gibt. Die wären im Keller und man könnte dort absperren. Da ich für den Zuber aber heisses Wasser aufsetzen muss und ich morgens nicht zu spät kommen möchte, habe ich um eine Waschgelegenheit für mein Zimmer gebeten. Eine Uhr wollte Wolfi mir noch geben. Wir räumen jetzt mein Zimmer um, danach gehen wir in die Taverne Meister. Wenn ich wieder da bin, melde ich mich bei ihnen zurück.
    Wolfi hat mir erzählt, dass sie noch nie einen Novizen hatten Meister. Sie sind ganz frisch Meister wie ich Novize. Wenn sie möchten, dann bereite ich wie auf meiner alten Arbeit morgens alles vor. Dazu müssen sie mir nur sagen, was sie vorbereitet haben wollen. Ich erledige dass dann. Ich kann Tee aufsetzen, Brote schmieren oder Grütze aufsetzen und ihre Arbeitssachen rauslegen. Dann ist schon alles vorbereitet und sie können hier frühstücken. So habe ich dass beim Bäcker als Hilfe immer ganz früh gemacht. Wobei sie ja Kaffee getrunken haben. Dass kann ich genauso machen. Nur jemand muss mir sagen, wie man Kaffee macht Meister. Kaffee trinken wir Zuhause nicht. Er ist sehr teuer und wir können uns sowas nicht leisten. Drum möchte ich nichts falsch machen, dass der Kaffee nachher verschwendet ist. Ich gehe jetzt mein Zimmer einrichten. Wolfi hilft mir dabei. Danach gehen wir in die Taverne. Bis heute abend Meister und ihr Herr Varmikan."


    Marcella verneigte sich vor ihrem Meister, so wie es ihr Wolfi erklärt hatte. Dann rannte sie zurück in ihr Zimmer. Marcella wollte Wolfi nicht die ganze Arbeit alleine machen lassen. Er würde sie sonst für ein faules Stück halten, dass nur zum Meister gegangen war um sich vor der Arbeit zu drücken.


    "Wolfi hier bin ich wieder. Ich habe den Meister gefragt und er hat uns erlaubt, dass wir gemeinsam feiern gehen. Er hat mir 50 Taler geschenkt, damit wir feiern können. Ich hab mich so gefreut. Der Meister wollte dass ich um 22 Uhr wieder da bin, aber Varmikan hat gesagt, er soll mir erlauben erst um 23 Uhr wieder Zuhause zu sein. Wir müssen also erst um 23 Uhr Zuhause sein. Und ich soll dir von Varmikan sagen, dass du auf mich aufpassen sollst. Hat er extra gesagt. Ich bin voll aufgeregt. Wo soll ich mit anpacken?."

  • Dave starrte einen Augenblick Marcella hinterher, blinzelte in Zeitlupe und legte seinen Kopf auf die Tischplatte.


    "Bei Rakshor und Malgorion...", stöhnte er.
    "Was ist los Sternchen?", lachte Varmikan.


    "Blute ich aus den Ohren? Ich brauche eine Lösung. Pass auf, ich lerne ihr umgehend, sofort, schnellstmöglich mentalen Kontakt und ab dem Tag, lernt sie von mir alles per Fernstudium. Die Kurze spricht ja ohne Punkt und Komma", grinste Dave.


    "Sie erstattete Dir Bericht und ist nervös Davy. Biete ihr das Du an. Das entspannt sie und Dich. Zumal sie Dein Mündel ist. Dann muss sie Dir auch nicht alles raporten. Jedenfalls meint die kleine Maus das doch, sie hat einen gewaltigen Respekt vor Dir.


    Aus dem Grund meint sie Dir alles erzählen zu müssen. Dämpf das etwas runter, dann funktioniert dass besser mit Euch beiden. Ihr seid beide zu nervös. Ist doch auch klar", antwortete Varmikan.


    "Du hast Recht Klingenohr! Sehr gute Idee, sobald sie nachher zurück ist, werde ich ihr das Du anbieten. Immerhin ist man einige Jahre als Duo zusammen, wenn alles gut läuft", stimmte Dave zu.
    "Meist ist man sogar ein Leben lang zusammen. Die meisten bleiben ihrem ehemaligen Meister in Freundschaft verbunden. Es ist oft mehr als eine bloße Freundschaft. Man könnte es als gewählte Familie bezeichnen Sternchen. Zudem ist es Euer erster Tag. Sei nicht zu streng mit ihr oder Dir", erklärte Varmi gut gelaunt.


    Der Frostalb freute sich über den Familienzuwachs.


    "Weise Worte Schatz, ich stell Dich als meinen Berater ein", grinste Dave.


    "Kein Problem, ich helfe Dir immer und jederzeit Davy. Mein erster Mann Iphi war Dozenten an der Magierakademie in Xash´ir für Geistmagie. Ein bisschen aufgeschnappt habe ich da schon.


    Stell Dir einfach vor Marci wäre Deine Adoptivtochter auf Zeit. Du musst sie so fit in Magie bekommen, dass Du sie voller Stolz in die Welt entlassen kannst. Dabei musst Du Dir absolut sicher sein, ihr alles beigebracht zu haben, was sie erlernen kann. Es geht darum ihr Potential zu erwecken, quasi den Magier in ihr. Du bist Geburtshelfer eines Magiers, so sagte es Iphi", grinste Varmikan.


    "Mir dämmert so langsam, was Iphi für ein Mann war", antwortete Dave und küsste Varmikan liebevoll auf den Mund.
    "So einer wie Du, nur mit hübscheren Ohren", lachte Varmi und schrieb weiter.

  • Anwolf grinste Marcella breit an.


    "Du musst nirgendwo mehr mit anpacken. Sed hat das überschüssige Bett, die Truhe und den kleinen Beistelltisch in den Keller gewuchtet. Für ihn ist das kein Problem. Ich habe Dir gleich Deine Uhr mitgebracht.


    Also falls Du jetzt noch Möbel verrücken möchtest, machen wir das. Ich würde vorschlagen wir lassen alles so stehen. Auf die Seite des fehlenden Bettes könntest Du Deinen Tisch stellen lassen und Dein Waschtisch kannst Du heute Abend oder morgen früh aufbauen.


    Denn dann könnten wir direkt aufbrechen. Das war mein Gedanke, warum ich Sed gebeten habe. Naja und natürlich, dass wir selbst nicht schleppen müssen. Er macht das mit links und wir quälen uns hier ab. Zudem wollen wir ja nicht stinken und wenn wir uns vorher erst baden gehen müssen, dann brauchen wir heute gar nicht mehr loslaufen.


    50 Taler einfach so auf die Hand zu bekommen, ist großzügig von Dave. Varmi scheint Dich zu mögen. Natürlich passe ich auf Dich auf, dass muss mir Varmi nicht erst auftragen. Um 23 Uhr sind wir garantiert wieder Zuhause. Los komm, folge mir unauffällig", forderte Wolfi Marcella auf und gab umgehend die Führung.

  • Marcella

    freute sich, dass sich Wolfi um alles gekümmert hatte. Sie folgte ihm zur Taverne.

    „Jetzt gibt es nicht mehr viel umzuräumen. Nur mein Tisch muss noch in mein Zimmer und mein Waschtisch baue ich nachher selber auf. Ich muss nur das Porzellan ins Gestellt stellen. Mehr ist nicht zu tun. Ich mag deinen Onkel und Varmikan genauso. Er hat es freundlich gemeint, damit mir nichts passiert. Er wollte dich nicht schelten Wolfi.
    Die fünfzig Taler müssen wir nicht ausgeben. Wir kaufen uns einfach davon was wir essen und trinken wollen. Den Rest heb ich auf, für unseren nächsten Tavernengang.“

    Die Taverne war nicht weit weg. Da Marcella die fünfzig Taler hatte, suchte sie sich den Platz aus. Sie hockte sich in eine Nische und schaute in die Karte.

    „Ich nehme Fleischeintopf und dazu Bier. Was möchtest du Wolfi?.“

    Marcella nahm die Kapuze von ihrer Robe ab. Die Taverne war gemütlich. Die ganze Stadt gefiel ihr. Und ihr neues Zuhause gefiel ihr besonders gut. Sie hatte Angst gehabt, was sie erwartete. Doch nun war Marcella beruhigt. Ihr Meister war nett, sein Mann auch und ihr Mitschüler war genauso nett. Sie war froh, dass sie sich so gut mit Wolfi verstand. Die Müdigkeit breitete sich in Marcellas Knochen aus.

    „Das war ein Tag. Soviel habe ich noch nie auf einmal erlebt. Und soviel Geld habe ich noch nie ausgegeben. Danke für die vielen schönen Sachen die du für mich gekauft hast. Ich muss aufpassen dass ich meine neue Robe nicht einsaue. Bei meinen Glück, kleckere ich noch was drauf. Wolfi, falls ich einschlafe, pass auf dass ich nicht im Fleischtopf ertrinke.“

    Marcella lachte gut gelaunt.

  • Anwolf führte Marcella wie versprochen in die nahegelegene Taverne. Marcella suchte ihnen sofort einen Platz aus. Wolfi hatte nichts dagegen, er folgte ihr einfach und setzte sich dazu.


    "Nun Du wolltest adliges Benehmen lernen. Dazu gehören auch Benimmregeln. Unter anderem auch einfache, reine Höflichkeitsregeln, die jeder Gemeine ebenso einhalten sollte.


    Eine davon besagt, der Mann betritt als Erster den Raum und verlässt ihn als Letzter.


    Grund für die Regel ist, dass wenn der Mann zuerst den Raum betritt, kann Dich als Frau niemand frontal angreifen. Und wenn er Dir den Vortritt beim Verlassen des Raumes gewährt, deckt er Deinen Rücken. Folglich kann Dir niemand in den Rücken fallen.


    Diese Verhaltensregel ist also nicht nur eine Form von reiner Höflichkeit, sondern dient auch ganz pragmatisch dem Schutz der Frau", erklärte Wolfi freundlich und schaute in die Speisekarte.


    "Beim Bier schließe ich mich an, ich weiß nur noch nicht was ich essen soll. Doch, ich nehme ein Stück Braten. Also Bier und Braten für mich. Ich bin so frei und bestelle für uns", grinste Wolfi.


    Der junge Magier gab bei der Bedienung ihre Bestellung auf. Lange mussten Marcella und Anwolf nicht warten. Die Bedienung kam mit dem Bier, dem Fleischeintopf und dem Braten zurück.


    "Na dann, guten Hunger Marcella und willkommen in unserer Familie", sagte Wolfi freundlich und nahm einen großen Schluck Bier.


    "Stimmt wohl und entgegen aller Benimmregeln würde ich in dem Fall nicht den Löffel zum Mund führen, sondern den Mund lieber zum Löffel. Sonst hast Du den Eintopf zur Robe geführt.


    Die Robe reinigen lassen bei dem Stoff ist glaube ich ganz schön schwierig. Jedenfalls kannst Du sie nicht bei der Wäscherin einfach abgeben. Also Dein Diener gibt sie schon unten bei der Wäscherin ab, aber sie säubert und wäscht die Robe nicht selbst. Roben werden auf andere Art gereinigt. Frage mich aber nicht wie, davon habe ich keine Ahnung.


    Der Ehrlichkeit geschuldet Marcella war doch nur der Süßkringel und der Waschtisch von mir. Den Rest hast Du von Dave bezahlt bekommen und das war bei weitem der größere und kostenintensivere Anteil. Aber es freut mich, dass Dir Deine Sachen gefallen.


    Deinen Tisch lasse ich Dir morgen früh von Seddik in Dein Quartier stellen. Dann kannst Du Deine Schreibutensilien in der Mittagspause einräumen.


    Keine Ahnung wie Dein Tagesablauf ist Marcella, aber ich vermute mal, dass Du Dave einfach überall hin begleiten wirst wie es bei einem Novize normalerweise der Fall ist.


    Also Dave fängt morgens um 06:00 Uhr in der Schreibstube an zu arbeiten. Er bereitet alles vor und Varmikan und ich fangen dann meist so gegen 07:00 Uhr an zu arbeiten. Falls Dave etwas vom Vortag nicht abgearbeitet hat, macht er das ganz früh am Morgen.


    Falls Du ihm eine Freude machen möchtest, setzt ganz früh Kaffee auf, damit er sich selbst keinen um 06:00 Uhr kochen musst.


    Quatsch ihn morgens nicht direkt voll. Gib ihm einige Zeit. Keine Sorge, Dave ist kein Morgenmuffel, aber er braucht immer so seine Anlaufphase. Er redet in der Zeit nur das Nötigste. Nach seinem ersten Kaffee kannst Du ihn alles fragen.


    Während er meinst gestört von Varmikan die Buchhaltung macht, lerne ich nebenbei was er mir beibringt. Du natürlich ab sofort genauso. Gibt es nichts, was ich oder in dem Fall Du, lernen sollst dann helfen wir in der Schreibstube aus.


    Kurzum so habe ich die Buchhaltung gelernt und Du wirst es auch lernen. Mir macht das ziemlichen Spaß. Falls Dave mal außer Haus ist, übernehme ich seine Vertretung. Dich muss das nicht stören, denn wenn er unterwegs ist, wird er Dich vermutlich mitnehmen.


    In der Schreibstube lernst Du oder gehst Dave zur Hand. Wir arbeiten ungefähr so bis kurz vor 12:00 Uhr. Um 12:00 Uhr gibt es ein gemeinsames Mittagessen mit allen Hausbewohnern die anwesend sind. Das wird Dir bestimmt gefallen.


    Es ist eine große Hausgemeinschaft und die meisten sind befreundet. Du verstehst schon, falls sich nicht gerade wer mal wieder kabbelt. Seddik und Urako musst Du einfach etwas mit Samthandschuhe anfassen, oder ihnen aus dem Weg gehen. Wie ich vorhin schon sagte, sind sie Neulingen gegenüber misstrauisch.


    Aber irgendwann ist jeder Neuling auch ein alter Hut beziehungsweise Hase. Von daher, warte einfach ab und halte Dich zur Not von ihnen fern. Auf der anderen Seite musst Du Dir aber auch von den beiden nichts sagen lassen. Niemand außer Dave hat Dir etwas zu sagen, denn Du gehörst nicht der Hausgemeinschaft an, sondern Du gehörst zu Dave - ganz persönlich. Du bist Daves Novizin.
    Selbst Pavo und Aino haben Dir nichts zu befehlen.


    Pavo ist der Goblin und Heiler dem hier das Haus, samt der Heilstube gehört. Aino ist... tja was ist sie? Er hat sie einst gesund gepflegt und seit dem wohnen sie zusammen und arbeiten zusammen. Nun ich würde sagen sie sind Freunde, Familie und Kollegen.


    Sollten Dich Pavo oder Aino um etwas bitten, lehne das nicht einfach ab. Das könnte trotzdem Ärger geben. Sage ihnen, dass Du Dich bei Dave erkundigst ob Du das darfst und dafür Zeit hast. Dann kann gar nichts schief gehen und niemand ist Dir böse.


    Falls Dave der Bitte der beiden zustimmt, erledige die Aufgabe. Ich kann da nur aus eigener Erfahrung sprechen, Pavo kann auch ganz anders reagieren. Er ist zwar lieb und nett, aber wenn er meint, er müsste einen erziehen - dann macht der Kerl das leider auch. Zudem ist er Daves bester Freund. Drum erspar Dir den Ärger mit dem alten Gobo.


    Nach dem Mittagessen, meist so gegen 13:00 bis 13:30 Uhr rum wird weitergearbeitet in der Schreibstube. Dann bis zum Feierabend, der meist so gegen 18:00 Uhr rum ist. Gegen 16:00 Uhr trinken Dave und Varmi beim Arbeiten meist noch einmal eine neue Kanne Kaffee. Das solltest Du Dir auch merken.


    Nach 18:00 Uhr ist es meine und ab jetzt unsere Aufgabe, die Bücher und so weiter alles wieder ordentlich wegzuräumen. Die Kasse fasst niemand an, außer Dave erlaubt es. Mach das bloß auch nicht versehentlich, dann bekommst Du wirklich Ärger mit ihm. Er ist ein ruhiger und lieber Kerl, zu mir ist er immer anständig, aber da habe sogar ich von ihm mal eine Ansage bekommen. Also dass benötige ich kein zweites Mal.


    Solltest Du die Kasse öffnen oder schließen dürfen, sagt er Dir das. Oder er weist Dich an, was weiß ich - gib Gasmi 100 Taler aus der Kasse. Dann machst Du das und zeigst ihm aber vor der Herausgabe das Geld. Dann ist alles gut.


    Also wie gesagt, nach Feierabend wird Dave Kassensturz machen und die Kasse dann wegschließen. Zur Kasse gehört auch das Kassenbuch. Davon hast Du die Finger zu lassen.


    Hat Dave die Kasse geschlossen, geht er, denn er hat ab dato sofort Feierabend. Meist hockt er sich gemeinsam mit Pavo hinten auf die Treppe. Dort rauchen die beiden sich einen und trinken ihr Feierabendbier.


    Wir räumen dann alles andere auf und weg und füllen die verbrauchten Sachen nach. Normalerweise mache ich das alleine oder mit Varmikan. Ab morgen machen wir das gemeinsam. Das sind so die Eckdaten Deiner Arbeits- und Lernzeiten", erläuterte Wolfi gut gelaunt.


    "Ziemlich viel Neues auf einmal. Neuer Stand, neue Familie, neue Wohnort, neue Stadt, neue Klamotten und wir sind ja auch eine ganze Ecke gelaufen. Dazu die Aufregung - nunja dass mit der Müdigkeit passt schon würde ich sagen.


    Falls Du einschläfst, passe ich selbstverständlich auf, dass Du nicht im Eintopf ertrinkst. Ich gehe zur Not sogar so weit, dass ich Dich nach Hause trage. Und das sogar an einem Stück", lachte Anwolf und stieß mit Marcella an.


    "Auf Dich", grinste er.

  • Marcella


    hörte sich die Erklärung von Wolfi an. Das man mit manchen Benimmregeln jemand beschützte, hatte sie nicht gewusst. Wolfi war nicht nur grosszügig, er war klug. Und ziemlich frech. Er bestellte das Essen und es wurde schnell geliefert.


    „Danke. Ich hab nicht gewusst, dass manche Regeln zum Schutz von Frauen gelten. Danke, ich freue mich bei euch zu sein. Und ich freu mich, dass wir uns verstehen. Ich wünsche dir genauso einen guten Hunger.“


    Marcella fing direkt an zu essen, denn sie hatte grossen Hunger.


    Wolfi trank zuerst ein Schluck Bier. Warum sich das Marcella merkte, wusste sie nicht. Dann fing er an zu essen und zu schwatzen. Wolfi erklärte ihr ganz genau wie ihr Arbeitstag ablief. Marcella schmatzte und versuchte sich dabei alles genau zu merken. Der Meister stand sehr früh auf, wenn er schon um sechs Uhr anfing zu arbeiten.
    Das alle aus der Hausgemeinschaft gemeinsam zu mittag essen, fand Marcella gut. So konnte man in der Runde schwatzen und lernte die Bewohner kennen. Nur warum hier alle gemeinsam wohnte, dass hatte Wolfi nicht erklärt.
    Pavo gehörte das Haus und er führte hier seine Heilstube. Aino war nach ihre Behandlung bei ihm geblieben und half ihm. Vielleicht als Schwester? Und Ihr Meister war nach seiner Behandlung geblieben und führte nun Pavos Bücher. Waren die anderen auch alles ehemalige Patienten von Pavo?
    Vielleicht hatte er den Leuten die kein Zuhause hatten, ein Dach über den Kopf geboten. Jemanden heilen und wieder auf die Strasse zu schmeissen, war keine Hilfe.
    Das sie nicht ungefragt an die Kasse oder das Kassenbuch ging, war klar. Jeder nicht nur der Meister würden denken sie wäre eine diebische Elster, ein Langfinger der stehlen wollte. Was hatte Wolfi gedacht, als er einfach an die Kasse ging? Marcella lächelte. Wolfi war gleichzeitig klug und blöd und das machte ihn witzig. Marcella mochte ihn sehr.
    Als er mit ihr anstiess, hob Marcella ihr Glas.


    „Auf uns und dass wir unsere Lehre sehr gut abschliessen Wolfi. Danke dass du mir den Arbeitsalltag erklärt hast. Ich verstehe die Hausgemeinschaft nicht. Pavo gehört das Haus. Aino war Patientin und blieb dann hier. Ebenso dein Onkel. Dass der Mann von deinem Onkel hier wohnt ist klar. Oder warum du bei deinem Onkel wohnst. Aber wieso die anderen? Was ist das für eine Hausgemeinschaft? Sind das alles ehemalige Patienten von Pavo?
    Gut dass du mich retten würdest, aber ich möchte an einem Stück nach Hause gebracht werden. Das schaffst du bestimmt.“


    Marcella grinste Wolfi an.

  • Anwolf musterte Marcella mit nicht zu deutendem Blick und hielt mitten im Essen inne. Ihr die Wahrheit über die Gilde zu sagen, stand ihm nicht zu. Falls dies überhaupt jemand tun würde, dann war das Dave als der Meister von Marcella.


    Und selbst, wenn man ihm die Erlaubnis erteilt hätte, Marcella davon in Kenntnis zu setzen, war der erste Tag sicher nicht der geeignete Zeitpunkt um jemanden zu erläutern, dass es sich um eine Wohngemeinschaft von Berufsmördern handelte.


    Dass könnte den einen oder anderen doch leicht verwirren.
    Nicht jeder hatte so einen familiären Hintergrund wie Wolfi, der dies einfach stillschweigend zur Kenntnis nahm.


    Das erste was Linhard und er von seinem Vater gelernt hatten war, dass nahe Verwandte eine nahe Gefahr waren. Eine Ausnahme bestätigte die Regel - Dave.
    Warum auch immer, aber Ansgar behütete Dave meist genauso wie seine beiden Jungs. Und Dave hatte Ansgar oft genug genauso beschützt. Zugeben würde das natürlich keiner von beiden.


    Trotzdem handelten sie glücklicherweise vollkommen anders als ihr eigener Vater oder Anwolfs Opa - Dunwin.


    Wolfi erinnerte sich gut daran, dass Ansgar weder seinen eigenen Vater noch seinen Großvater in die Nähe von Linhard oder ihn ließ. Die Gefahr war zu groß, dass ihnen etwas zustoßen würde. Vor allem für Lin, den sein eigener Urgroßvater Alistair als Schandfleck sah. Der uralte Nekromant hätte sicher jede sich bietende Gelegenheit genutzt.


    Linhard und Wolfis Welt war zwar durch den Schutz von Ansgar und Dave nicht mehr annähernd so gefährlich, wie die familiäre Welt für Ansgar und Dave gewesen war, aber sie war noch gefährlich genug.


    Von daher konnte man Wolfi kaum mit solchen Informationen schockieren, dass er in einer Hausgemeinschaft voller Meuchler lebte. Das hatte er vorher auch. Hier bei den Geistern gab es nur einen gravierenden Unterschied, sie töteten andere zum Wohle der Familie.


    Marcella war vermutlich in einer völlig anderen Welt aufgewachsen, was Wolfi ihr einerseits wünschte und zeitgleich auch für sie hoffte. Folglich musste er schweigen. Um Marcellas Willen.


    Verschwiegenheit war Wolfi gewöhnt. Er konnte stundenlang etwas erzählen, ohne nur eine einzige tatsächliche Information von sich zu geben. Allerdings hatte er nicht vor Marcella zu belügen oder mit irgendeiner Geschichte abzuspeisen. Er würde soweit bei der Wahrheit bleiben, wie es ihm möglich war.


    Ihm gefiel die Kleine und er mochte sie.


    "Die Hausgemeinschaft entstand vor meiner Zeit, kurzum sie entstand bevor ich geboren wurde. Dass das Haus Pavo gehört ist korrekt. Einst war er ein Priester des Ainuwar, aber er war mit den Ordensregeln wohl alles andere als einverstanden.


    Irgendwann verließ er dann seinen Orden und machte sich als Heiler selbstständig. Es war wohl noch nicht lange her, als er sich selbstständig gemacht hatte Marcella, da kam eine verletzte junge Frau in seine Heilstube.


    Diese Frau war Aino. Sie war schwer verletzt, hatte kein Geld und lebte sonst auf der Straße. Pavo hat sie unentgeltlich behandelt und ihr angeboten, die Kosten für die Behandlung abzuarbeiten.


    Aino stimmte dem Handel zu. Und nachdem sie gesundet war, hatte sie hier für ihr Geld, wie versprochen, gearbeitet. Dabei haben sich Pavo und Aino angefreundet. Pavo hat ihr darauf angeboten, bei ihm einzuziehen.


    Ähnlich verhielt es sich mit Dave. Allerdings hat mein Onkel vorher selbstverständlich nicht auf der Straße gelebt. Er hatte einen Reitunfall und wurde unter seinem Pferd begraben. Mein Vater hielt ihn am Leben bis Pavo als Heiler zur Unfallstelle kam. Da war er eigentlich schon mehr tot als lebendig.
    Pavo brachte ihn in seine Heilstube. Er musste ihn mehrfach operieren und pflegte Dave danach gesund. Das hat mehrere Monate gedauert.


    Da Daves Vater sich für den Zustand von seinem Sohn leider keinen Deut interessiert hat, beschloss Pavo ihn zu behalten.


    Heftige Wahl oder?


    Aber Pavo hatte Dave, laut seiner eigenen Aussage, irgendwie ins Herz geschlossen und wie einen eigenen Sohn geliebt. Er konnte ihn nicht zurück nach Hause schicken. Als es Dave besser ging, hat er der Entscheidung von Pavo zugestimmt und ist bei ihm geblieben.


    So entstand der Grundstein dieser Wohngemeinschaft, sprich Pavo, Aino und Dave.


    Die anderen wurden vermutlich von den dreien hier irgendwann mitgebracht. Pavo hat zum Beispiel auch Urako mitgebracht. Auch der Tiefling war schwer verletzt und Pavo nahm sich seiner an. Als er gesund gepflegt war, ist er ebenfalls hier geblieben.


    Also Deine Vermutung ist schon teilweise korrekt. Manch andere wurden einfach so von irgendwem mitgebracht. Varmikan zum Beispiel. Oder wenn Seddik jemand kennenlernen würde, könnte er ihn hier auch vorstellen und die Gemeinschaft würde dann entscheiden, ob er einziehen darf oder nicht.


    Für alles weitere musst Du am besten Dave fragen. Denn wie ich bereits sagte, gegründet wurde diese Hausgemeinschaft vor meiner Geburt. Und warum manch einer hier wohnt, weiß ich selbst auch nicht.


    Bei manchen ist es klar, wie bei Aino, Dave oder Urako. Oder auch bei Varmikan, mir oder Dir. Warum wir drei hier wohnen ist auch verständlich. Von anderen kenne ich den Hintergrund auch nicht oder was sie hierher verschlagen hat.


    Erzähle mir mal ein bisschen was von Dir. Was hast Du Zuhause so gemacht? Wo kommst Du genau her? Magst Du Hunde oder Pferde? Falls Du Hobbys hast, erzähle mir davon", grinste Wolfi.

  • Marcella

    liess sich ihr Eintopf schmecken, während Wolfi erzählte.

    "Danke für die Erklärung der Hausgemeinschaft Wolfi. Pavo hat deinen Onkel nach der Behandlung einfach behalten? Wenn es dem Meister Zuhause schlecht ging und Pavo ihn wirklich mag, dann kann ich das verstehen. Ich würde genauso wenig jemanden wegschicken den ich gesund gepflegt hab. Der Vater vom Meister muss sehr herzolos sein.
    Meine Eltern hätten jeden Tag nach mir geguckt. Pavo scheint ein anständiger Mann zu sein. Vielleicht war er von seinen Orden enttäuscht. Jetzt gehöre ich genauso zur Hausgemeinschaft."

    Marcella nahm noch einen Schluck aus ihrem Humpen. Das Wolfi etwas über sie wissen wollte, freute Marcella. Sie hoffte sie wurde nicht rot dabei. Mit dem Löffel rührte sie verlegen in ihrem Eintopf und dachte nach.

    "Also meine Eltern haben einen kleinen Hof in Kalthorst. Meine Familie hält Federvieh. Wir züchten Gänse und Hühner. Davon leben wir. Wir verkaufen Eier und Fleisch. Besonders die Gänseeier werden gerne gekauft. Sie sind gross und schmecken sehr gut.
    Das liegt am Futter. In den Sommermonaten hüte ich die Gänse draussen auf der Wiese. Davon schmecken ihre Eier besonders gut. Wenn ich nicht auf dem Hof meiner Eltern arbeite, dann hab ich in der Backstube ausgeholfen. Bei unserem Bäcker arbeitete ich als Hilfe. Ich habe die Stube sauber gehalten und alle Aufgaben erledigt, die ich tun sollte. So hab ich ein paar Taler für unsere Familie dazuverdient.
    Ich weiss nicht ob es ein Hobby ist, aber ich hab mir das Lesen selber beigebracht. Und wenn ich abends noch Zeit hatte, dann habe ich Kissenbezüge mit schönen Bildern bestickt. Die hab ich dann mit auf dem Markt angeboten, neben unseren Waren.
    Ich mag fast alle Tiere Wolfi. Pferde und Hunde mag ich sehr gerne, aber ein Pferd konnte sich meine Familie nie leisten. Wir hatten vor unseren kleinen Karren immer unsere Ziege gespannt. So haben wir unsere Waren auch zum Markt bekommen.
    Einen Hofhund hatten wir immer. Er bewacht unser Vieh damit sich kein Fuchs einschleicht und die Hühner und Gänse tötet. Darum ist ein Hofhund sehr wichtig für jeden Geflügelbauer Wolfi. Unser Hund ist klein und sehr wachsam. Er heisst Struppi. Fedor ist ein Riese gegen unseren Struppi.
    Was sind deine Hobbys Wolfi?."

    Marcella fühlte sich wohl bei Wolfi.

  • Wolfi nickte zustimmend.


    "Meine Eltern hätten mich auch jeden Tag besucht. Vermutlich wären sie mir gar nicht von der Seite gewichen.


    Wir haben einen eigenen Heiler auf unserem Anwesen, einen Leibmedicus sozusagen. Nur ist der Mann nicht einfach nur ein Medicus, sondern er ist ein Magier der über Naturmagie gebietet.


    Ich vermute es gibt kaum etwas, was er nicht wieder in den Griff bekommt. Dantoine heißt er. Paps hat ihn vor Jahr und Tag eingestellt, da er nicht noch einmal auf einen Heiler angewiesen sein wollte, den man erst rufen muss. Manchmal entscheiden Minuten über Leben und Tod.


    Gut mein Vater könnte einen auch am Leben erhalten, bis Rettung eintrifft. Aber es ist trotzdem wesentlich besser, wenn die rettende Hilfe direkt vor Ort ist. Paps hat aus Daves Unfall gelernt. Er möchte nicht, dass einer seiner Lieben noch einmal so etwas durchmachen muss.


    Da fällt mir ein, ich muss nachher mit meinem Paps Kontakt aufnehmen. Ich wollte ihn noch um etwas bitten", erklärte Wolfi grinsend.


    "Gute und ehrliche Arbeit Marcella, nur leider nicht sehr ergiebig was das finanzielle angeht. Aber ich glaube generell, dass man nur Geld mit Geld machen kann. Du brauchst schon ein bisschen Startkapital, sonst wirst Du Dir ein Leben lang den Buckel krumm schuften.


    Stimmt, Gänseeier sind besonders lecker, ich habe auch schon welche gegessen. Klingt logisch, dass man für Federvieh einen Wachhund braucht. Nicht nur Füchse, sondern auch Marder erbeuten doch Hühner und reißen sie sogar im Stall.


    Ein Pferd ist im Unterhalt immer teurer, vor allem wenn es ein reines Reitpferd ist und kein Arbeitstier. Denn dann lohnt es sich für den Bauern nicht, so eine Anschaffung zu tätigen. Um von A nach B zu kommen reicht auch ein Ochsenkarren, oder wie Du schon erklärt hast, ein Ziegenkarren um seine Waren zum Markt zu transportieren.


    Das Ihr keinen Hund wie Fedor hattet, ist verständlich. Die Haltung von ihnen ist dem Adel vorbehalten, genau wie sein Zweck - die Jagd auf Hochwild", erklärte Wolfi gut gelaunt.


    "Hobby, tja lass mich mal überlegen was ich für Hobbys habe. Also mein Pferd Tempestas ist ein Hobby. Manchmal reite ich mit ihm Rennen. Wir sind zwar schnell, aber gewonnen haben wir groß noch nichts.


    Dann ist die Magie nicht nur meine Berufung, sondern auch meine Passion und mein Hobby.


    Und natürlich auf meinen Traum hinzuarbeiten und zu sparen. Mein persönlicher Traum ist eine eigene Bank mit allem was dazugehört. Das sind so die ersten Dinge die mir einfallen.


    Sonst alles was zu zweit Spaß macht", grinste Wolfi und zwinkerte Marcella zu.

  • Marcella


    fragte sich wie lange Wolfi sparen wollte um eine eigene Bank zu eröffnen. Man brauchte das Gebäude und Geld, dass man verleihen wollte. Das waren schon zwei Sachen, wo das Geld weniger wurde. Der Hauskauf und das Verleihen. Bevor Wolfi Geld verdient hätte, musste er viel Geld ausgeben. Das klang nicht nach einen guten Geschäft.


    „Die Bank würde ich nicht eröffnen Wolfi. Guck mal du musst zuerst ein Haus kaufen, wo du die Bank drin eröffnest. Und wenn du Leuten einen Kredit gibst, bist du schon wieder Geld los. Klar zahlen die dir das später mit Zinsen zurück. Aber wann ist das? Bis dahin hast du nur Verlust. Und wenn die Leute nicht zahlen können, machst du danach gar keinen Gewinn. Dann ist dein ganzes Geld weg. Ein Haus hat immer laufende Kosten. Nicht nur eine Bauernkate, ein grosses Haus wie eine Bank genauso. Es muss alles sauber gehalten werden und du brauchst Bedienstete. Die arbeiten nicht umsonst, die wollen Lohn sehen. Lass das lieber sein Wolfi. Banken gibt es wie Sand am Meer und mein Vater sagte immer, dass dort nur Schurken, Ausbeuter und Blutsauger arbeiten. So einer bist du doch nicht.
    Dass die Magie dir soviel bedeutet ist schön. Dass ist dein Beruf später Wolfi. Wozu lernst du es sonst? Später wenn du ein Meister bist, wirst du genauso Novizen ausbilden. Du kannst auch Lehrer an einer Akademie werden. Vielleicht nicht die Akademie wo dein Onkel war. Da scheinen die Lehrer sehr unfreundlich zu sein. Oder du fängst da an, damit wenigstens einer der Lehrer nett ist. Da verdienst du bestimmt gutes Geld Wolfi und du wirst für dein Hobby bezahlt. Vielleicht darf man da sogar forschen. Wenn wir es beide bis zum Meister schaffen, dann könnten wir uns gemeinsam bewerben. Das wäre was, dass würde mir gefallen.“


    Marcella trank ihren Humpen aus und ass den Rest von ihrem Eintopf.


    „Das war sehr lecker. Nein unser Hund ist gar kein Rassehund. Er ist ein Mischling. Unser Nachbar hat viele Hunde. Einen haben wir damals gekauft. Von ihm haben wir alle unsere Hunde gekauft. Struppi geht mir bis zu meinen Knie und hat ganz struppige, harte Haare. Wenn er im Regen kommt perlt er Regen von seinen Locken ab. Er ist ein sehr guter Hund. Er ist anhänglich und verschmust zu uns. Draussen ist er wachsam und wenn einer auf unseren Hof kommt, schnappt er zu. Fremde kann Struppi nicht leiden. Fremde bedeuten immer Ärger sagt mein Vater. Jedenfalls wenn die auf unseren Hof latschen.
    So so ein Hobby von dir ist alles was zu zweit Spass macht. Was sagst du mir nicht? Keinen Ärger bekommen macht Spass. Iss auf Wolfi und dann lass uns nach Hause gehen. Ich will pünktlich daheim sein und morgen muss ich früh raus. Wenn du magst, kannst du mir morgen dein Pferd mal zeigen. Darf ich auf Tempestas mal reiten? Pferde sind nicht nur teuer beim kaufen Wolfi, sondern auch im Unterhalt. Sie brauchen mehr als andere Tiere. Aber das weisst du ja selber. Los hau rein und iss auf.“


    Marcella freute sich dass alles so gut gelaufen war an ihren ersten Tag. Aber jetzt war sie müde und sie freute sich auf ihr Bett. Sie wollte nicht zu spät kommen und sie wollte dem Meister noch Bericht erstatten.

  • Wolfi grinste Marcella an.
    „Das kannst Du nur behaupten, da Du Dich noch nicht mit dem Bankgeschäft befasst hast. Eine Bank unterteilt zwei Arten von Geschäften und zwar sind das die Aktivgeschäfte und Passivgeschäfte.


    Was Du aufgezählt hast gehört zu den Aktivgeschäften.


    Aktivgeschäfte beinhalten – Geldleihe, Kontokorrentkredite, Dispositionskredite, Kleinkredite, Investitionskredite, Konsumkredite, Baufinanzierungen, Avalkredite – also Übernahme von Wechseln, Bürgschaften und so weiter.


    Passivgeschäfte sind zur Refinanzierung der Aktivgeschäfte da.


    Passivgeschäfte beinhalten - Einlagengeschäfte also Sparkonten, Sicht- und Termineinlagen, Bankschuldverschreibungen, Sparbriefe, Dienstleistungen wie Zahlungsverkehr, Bargeldgeschäfte in Form von Barauszahlungen und Bareinnahmen, Inkassogeschäfte, Wertpapierhandeln, Vermögensverwaltungen, Beratungsleistungen und und und.


    Nur um einige von beiden Geschäftsarten aufzuzählen. Du siehst also Marcella, es ist nicht immer Dein Geld, das Du dort verleihst. Eine Bank lebt von ihrem Kundenstamm und der feste Kundenstamm sollte zufrieden sein. Das sind all jene, die bei Dir ihr Geld anlegen und es vermehrt wissen wollen. Deine Sparer sind Deine Schäfchen.


    Solltest Du Geld verleihen, dann verleihst Du das Geld, was sie der Bank zur Verfügung gestellt haben. Ein Kredit kostet Zinsen, damit vermehrst Du dann das Geld Deiner Bank und natürlich das Deiner Sparer-Schäfchen. So wäscht eine Hand die andere.


    Natürlich ist es auch schon vorgekommen, dass eine Bank bankrott ging. Bankrott heißt übersetzt nichts anderes als die Bank ist gebrochen oder zerschlagener Tisch. Vorbei ist Dein Bankgeschäft.
    Geldwechsler haben früher auf Tischen dem Banco, das kann ein Ladentisch oder eine Werkbank sein, ihre Dienste angeboten.


    Konnte ein Geldwechsler seine vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllen, wurde sein Tisch zerstört. Ergo seine Bank wurde zerbrochen. Es ging also bereits früher darum, dass finanziell angeschlagene Schuldner ihre Existenz gefährdeten.


    Und Unrecht hat Dein Vater nicht. Sicher arbeiten in einer Bank Blutsauger. Möchtest Du einen Kredit und ich verlange von Dir Zinsen, bin ich ein Blutsauger für Dich. Legst Du bei mir 100 Taler an und hast irgendwann 150 Taler, dann bin ich Dein Wohltäter. Es kommt wie überall im Leben darauf an, was man von einer Person möchte. Und ob man Geld hat, oder sich leihen möchte“, erklärte Wolfi.


    Der junge Magier trank sein Bier aus und machte sich daran sein Essen aufzuessen. Er konnte Marcellas Wunsch nachvollziehen, dass sie nicht am ersten Tag zu spät nach Hause kommen wollte. Zudem hatte sie vor, Dave noch von ihrem Ausflug zu berichten. Vermutlich dauerte das auch noch etwas und sie war gegen Mitternacht im Bett.


    „Erstatte Dave nicht zu lange Bericht Marcella, Ihr beide müsst morgen wieder früh raus. Wir haben gleich 23:00 Uhr, wenn Ihr zu lange redet ist es Mitternacht. Du musst morgen so um 05:00 Uhr herum aufstehen, da Dave um 06:00 Uhr mit der Arbeit anfängt.


    Du kannst ihn natürlich auch fragen, ob Du morgen eine Stunde später anfangen darfst. Varmi und ich fangen meist erst gegen 07:00 Uhr an. Das erlaubt er Dir sicher auch. Solltest Du allerdings für ihn Kaffee vorbereiten wollen, dann musst Du um 05:00 Uhr aus den Federn“, grinste Anwolf.


    „Ich beeile mich mit essen, keine Sorge. Klar darfst Du mal auf Tempestas reiten. Morgen zur Mittagszeit kannst Du ihn mal ausreiten. Oder wir reiten gemeinsam, falls Dir das lieber ist.


    Das Hobby was zu zweit mehr Spaß macht, erklärt ich besser nicht. Lassen wir das Thema besser.


    Ein guter Hund soll auch Fremden gegenüber misstrauisch sein. Und im Fall des Falles muss er zubeißen, ohne zu zögern. Dann hat er gutes Fell, das Fell von Fedor und Brownie nimmt auch keine Nässe an“, sagte Wolfi.


    Er schlang die letzten Bissen herunter und ging dann nach vorne an den Thresen um zu bezahlen.


    „Behalte Deine 50 Taler, wer weiß wofür Du die noch brauchst. Auf geht’s, ab nach Hause“, erklärte Wolfi, hakte Marcella ein und schlenderte mit ihr gemeinsam zurück zum Geisterhaus.

  • Marcella


    war erstaunt. Zu einer Bank gehörte viel mehr als Kredite verleihen und Geld verwahren. Aber so viel Geld hatte ihre Familie nicht, dass sie eine Bank aufsuchen mussten. Ihre Taler verwahrten sie Zuhause. Das war auch praktisch, denn wenn man die Taler brauchte, konnte man sie sich gleich nehmen. Wolfi hatte sich mit dem essen und trinken beeilt und für sie sogar bezahlt. Marcella freute sich sehr darüber. Sie mochte Wolfi sehr gerne.


    „Du hast dir sehr viele Gedanken um deine Bank gemacht. Ich glaube du träumst schon lange davon eine Bank zu besitzen. Das erstaunt mich Wolfi. Ich kenne keinen Jungen in unserem Alter der von sowas träumt. Ein schnelles Pferd oder erstmal überhaupt ein Pferd, ist von den meisten der Traum. Das Latschen hat dann ein Ende. Zudem macht ein Pferd viel her. Pferde sind Luxus. Meist können die Tiere nichts, die schleppten nur ihre Reiter zum Ziel.
    Mit einem Ochsenkarren kann man das Ziel genauso erreichen Wolfi. Was eigentlich nur die Bauern wissen ist, dass der Ochse das einzige Tier auf dem Hof ist, dass mit dem Alter immer wertvoller wird.
    Ein Pferd ist alt und ist dann nichts mehr wert. Genauso alte Hühner oder Gänse. Deine Ziege wird im Alter weniger Milch geben und immer schwächer. Alle diese alten Tiere wirst du für einen sehr schlechten Preis verkaufen.
    Für deinen alten Ochsen gibt man dir aber viel Geld. Sein Fleisch wird mit dem Alter immer wertvoller. Darum würde ich für meinen Hof lieber einen Ochsen kaufen als ein Pferd.
    Wenn ich soviel Geld über hätte, dass es für meinen Spass reicht, dann kaufe ich mir ein Reitpferd.
    Ziegen sind nicht nur klug, sondern auch sehr sparsam. Sie liefern Fleisch, Leder, Milch. Sie geben sogar mehr Milch als Schafe, wusstest du das? Und das gute an ihnen ist, sie fressen alles an Pflanzen. Sie sind sehr genügsam. Sie werden auch als Kuh des kleinen Mannes bezeichnet. Sie sind viel einfacher zu ernähren als Kühe und du kannst sie leichter halten. Sie brauchen weniger Platz und Futter.
    Weisst du was ich mir gerne kaufen würde Wolfi?
    Eine Reitziege. Sie sind grösser als normale Ziegen und sie sind stark. Ziegen sind sehr kluge Tiere. Danke erstmal fürs Bezahlen, dass hätte ich jetzt beinahe vergessen. Wobei ich mir die Reitziege schon leisten kann. Eine normale Ziege kostet so zwischen 5 und 6 Taler. Eine Reitziege kostet 15 Taler manche sogar 20 Taler.
    Wollen wir sie zusammen kaufen gehen? Was meinst du? Dann können wir sie gemeinsam aussuchen. Das würde mir gefallen. Erlaubt der Meister mir, dass ich mir eine Reitziege kaufe und in den Stall stelle zu seinen Pferd?.“


    Marcella lächelte Wolfi an, weil er sie einfach einhakte. Sie fand das süss.

  • Wolfi musterte Marcella grinsend.


    „Das Pferde sonst nichts können, erzähl besser nicht Dave. Es kommt auf das Pferd an. Einige sind ruhig, stoisch und dafür ausgeglichen, liebe Tiere. So wie Varmikans Choco. Das Pferd wird jeder reiten können, ohne mit dem Tier Probleme zu bekommen.


    Dann gibt es noch Pferde wie Rulrot oder Tempestas. Es sind keine Schlachtrösser, sondern Kriegspferde. Sie sehen aus wie normale, schlanke Reitpferde.


    Aber glaub mir, die Tiere haben so einiges drauf worüber Du erstaunt wärst. Zuerst gilt ihr Gehorsam ihrem Herren.


    Du kannst natürlich auch Tempestas reiten. Aber Du könntest ihn mir nicht in meinem Beisein stehlen. Sitzt Du auf ihm und treibst ihn an, aber ich stehe vor Dir und befehle ihm stehen zu bleiben, dann wird er stehen bleiben. Rulrot ebenso. Genauso können wir unseren Pferden befehlen zu steigen oder jemanden abzuwerfen.


    Die Pferde bezeichnet man nicht grundlos als Kriegspferde. Sollte Dich ein Feind verfolgen, sind sie erst einmal sehr schnelle Läufer und ermüden nicht so schnell wie andere Pferde. Dann haben sie eine besondere Ausbildung genossen.


    Du kannst sie nicht zum Scheuen oder Steigen bringen. Scheuen werden sie nicht und Steigen werden sie nur auf Befehl. Entweder um jemanden anzugreifen oder um eine Person abzuwerfen.


    Greift Dich eine Person auf Deinem Pferd an, wird es Dich freitreten. Entweder schlägt es mit einem Huf nach hinten aus oder es springt und schlägt mit beiden Hufen aus, sollte Dein Feind beritten sein.


    Bist Du von Deinem Kriegspferd abgestiegen und läufst in der Gegend herum, dann wird es nicht wie andere Pferde sich einen Platz zum Grasen am Wegesrand suchen. Das Tier bleibt aufmerksam und folgt Dir. Du musst Deinen Pferd also nicht hinterher laufen oder es vorher noch stundenlang suchen, wohin es in die Botanik verschwunden ist.


    Für die Unterweisung von Pferd und natürlich auch dem Reiter gibt es Hofreitschulen. Vermutlich sagt Dir das nichts. Eine Hofreitschule ist eine tatsächliche Schule für Pferde am Hof eines Herrscherhauses.


    Die Hofreitschule hat die Aufgabe der reiterlichen Betätigung der Mitglieder einer Herrscherfamilie zu dienen. Es wird dort Reitkunst gelehrt, die Pferde werden bereitgestellt und es gibt selbstverständlich geeignete Räumlichkeiten zum Reiten, dazu eine Reitbahn und einen Reitplatz zur Ausbildung der Pferde.


    Sollte Dein herrschaftliches Anwesen zu klein für eine Reitschule sein, ist es unter adeligen Mitglieder eines Hofes üblich, sie anderen Standesmitgliedern zur Verfügung zu stellen.


    Ein Pferd lernt diese Fähigkeiten ein Leben lang, dass Tier muss immer im Training bleiben. Dies ist auch ein Teil der Aufgabe der Hofreitschule und der dortigen Angestellten.


    Entsprechend der großen Bedeutung des Pferdes als Transportmittel des Adels nimmt alles, was mit Reiten und Fahren zu tun hat, an den Herrenhäusern, Burgen, Schlössern wie auch Höfen eine wichtige Stellung ein. Hofreitschulen dienen natürlich auch der Repräsentation.


    Die Äußerung dass ein Pferd „nichts kann“ solltest Du Dave gegenüber also lieber nicht erwähnen. Er mag Dich, dass merkt man. Aber es gibt zwei Dinge, bei denen er äußerst empfindlich reagiert und zwar indem Du seine Hunde oder seine Pferde beleidigst.


    Da versteht er absolut keinen Spaß und auch wenn er sonst ein ruhiger und ausgeglichener Zeitgenosse ist, in dem Fall steht er in seiner Wut meinem Paps in nichts nach. Dann erlebt man ihn von einer völlig anderen Seite. Und glaube mir Marcella, dass möchtest Du nicht.


    Drum stelle solche Bemerkungen wie mit den Pferden oder vorher mit den Nekromanten nicht einfach in den Raum. Du kannst sagen ich habe gehört das Nekromanten Menschenfresser sind, stimmt das?


    Aber es ohne es zu wissen zu behaupten, macht Dir gelinde gesagt in gewissen Kreisen sofort Feinde.


    Und solltest Du großes Pech haben, werden es Todfeinde. Manche Personen sind da ebenfalls sehr empfindlich und fühlen sich in ihrer Ehre verletzt.


    Ehrverletzungen bedeuten den Wurf des Fehdehandschuhs.
    Manche Personen haben den lieben langen Tag nichts zu tun und heben diese Handschuhe geradezu mit Verzückung auf.


    Ab dem Tag haben sie eine neue Freizeitbeschäftigung, nämlich Dir das Leben zur Hölle zu machen und Dich unter die Erde zu bringen.


    Ich möchte Dich weder ängstigen noch Dir drohen Marcella, ich erläutere Dir diesen Umstand als Warnung.


    Ich möchte nicht, dass Dir etwas geschieht.


    Drum noch einmal meine Warnung, solltest Du etwas nicht mit Bestimmtheit wissen, schweig! Weißt Du nicht wie Dein Gegenüber reagiert oder welche persönliche Meinung er vertritt, schweig! Was vergibst Du Dir dabei? Nichts! Du hast Dir vermutlich nicht nur den Arsch, sondern auch Dein Leben gerettet.


    Bestenfalls hält man Dich für eine Närrin und damit unterschätzt man Dich. Oh und da mache Dir bitte auch keine Sorgen. Mich kann gerne die ganze Welt für einen sorglos in den Tag lebenden Narren halten, denn es war schon immer von Vorteil unterschätzt zu werden. Bedenke dies, lass die anderen reden, hör zu und schweig.


    Solltest Du dazu nicht in der Lage sein, erzähle Nichtigkeiten. Das ist die verbale Form von Schweigen. Du redest ohne Punkt und Komma, hast aber keine einzige Information preisgegeben.


    Dies nennt man in Adelskreisen die hohe Kunst der Konversation. Kurzum nichtssagenden Müll ohne Unterbrechung zu labern und sich dabei noch zu amüsieren. Ich werde es Dir beibringen.


    Für den Fall, dass wir uns einmal in Gesellschaft befinden, wirst Du Dich einfach an mich halten und ich passe selbstverständlich auf Dich auf. Zur Not sage ich Dir mental vor, was Du zu tun oder zu antworten hast. Dafür bin ich schließlich da“, grinste Wolfi breit.

  • Marcella

    war erstaunt was die Pferde von ihrem Meister und Wolfi so konnten. Das waren ganz andere Pferde als sie kannte. Aber das war klar. Es waren Luxustiere die bestimmt sehr viel Geld kosteten. Noch mehr Taler, als ein normales schon kaum zu bezahlendes Pferd. Marcella fand es seltsam, dass man bei den feinen Leuten so genau drauf achten musste was sie sagte. Natürlich musste sie genauso beim alten Bäcker aufpassen. Zu dem war sie nicht frech oder unhöflich. Aber seine Meinung durfte sie sagen und musste sie nicht dahinter verstecken dass sie blöde war. Aber Wolfi sagte die Wahrheit. Lieber sollten die feinen Leuten denken sie war blöd, als dass sie Marcella für eine freche Antwort töten liessen.
    Marcella grauste es, wenn sie daran dachte Wolfi und den Meister zu solchen Leuten begleiten zu müssen. Es war alles nur Blendwerk. Die Kleidung, die Manieren, das Stolzieren in Wahrheit waren doch einige von ihnen gefährliche Widerlinge wie die Bauern unter der Hand sagten. Aber andere waren auch total lieb und nett wie Wolfi. Wobei sich Marcella sicher war, dass er genauso ein Widerling sein konnte, wenn er wollte. Aber zu ihr war er lieb, er beschützte sie und behandelte sie sehr grosszügig und anständig. Und nur das zählte für sie.

    „Ich werde an deine Warnungen denken. Dass du mir vorsagen willst, finde ich gut. Ich glaube das ist die erste Zeit auch besser. Nur zuhören und schweigen. Und dabei noch etwas lernen.“

    Als sie das Geisterhaus erreicht hatten, drückte Marcella Wolfi.

    „Schlaf gut Wolfi und bis morgen früh. Danke für den schönen Abend und die ganzen schönen Dinge. Ich glaube ich melde mich einfach nur beim Meister zurück und werde ihm morgen früh Bericht erstatten. Ich lege mich gleich schlafen.“

    Marcella ging in die Schreibstube, aber der Meister war nicht dort. Das war klar um diese Zeit. Er war bestimmt im Wohnzimmer, oder in seinen Zimmer. Marcella kam der Gedanke, dass Wolfi erzählt hatte, dass der Meister abends auf der Treppe sitzen würde um mit seinen Kamerad zu reden. Marcella suchte etwas. Als sie endlich den Hinterausgang fand, hatte sie ihren Meister gefunden. Er sass tatsächlich dort mit einen alten Goblin.

    „Meister ich melde mich zurück. Ihr könnt hier einfach sitzen bleiben. Ich erstatte euch morgen Bericht, denn ich bin sehr müde. Ich lege mich jetzt schlafen. Morgen früh werde ich euren Kaffee zubereiten und die Schreibarbeiten für euch vorbereiten. Schlaft schön und gute Nacht. Genauso für euren Mann.“

    Marcella verbeugte sich kurz und ging dann direkt auf ihr Zimmer. Glücklich schaute sie sich darin um. Marcella schloss ab, zog sich aus und zog ihr Bettzeug an. Sie schaute auf die Öllampenuhr und schaute dass nichts brennbares in der Nähe stand. Dann legte sie sich erschöpft schlafen.

  • Wolfi musterte Marcella kurz baff, aber dann drückte er sie ebenso an sich zum Abschied.


    "Gerne Marcella. Freut mich, dass Dir der Abend gefallen hat. Bis Morgen, schlaf auch schön", gab er gut gelaunt zurück.


    Anwolf wartete bis Marcella im Haus verschwunden war, dann schloss er die Haustür ab und verriegelte sie. Wer nun von den Geistern noch draußen unterwegs war, hatte entweder einen Auftrag oder zu klopfen. Die Tür blieb nachts nie unverschlossen.


    Wolfi verzog sich selbst ebenfalls auf sein Quartier. Vorher machte er allerdings noch einen Zwischenstopp in der Küche und holte sich eine Flasche Bier aus dem Vorratsschrank. Damit machte er es sich in seinen vier Wänden vor dem kleinen Kamin gemütlich.


    Er dachte einen Moment über Marcella nach, während er sich das Bier schmecken ließ. Das Geisterhaus war ein seltsames Haus. Im Gegensatz zu ihrem familiären Herrenhaus schien das Geisterhaus seinen Bewohnern Glück zu bringen.


    Zuerst stand Gasmis Ehemann vor der Tür und nun hatte er Marcella ebenfalls auf der Türschwelle gefunden. Das musste ein gutes Zeichen sein. Wolfi beschloss die Tage einmal mit Urako über Marcella zu reden. Vielleicht hatte der Tiefling ein paar gute Tipps.

  • Dave hatte es sich mit Pavo wie all abendlich auf der Treppe des Hinterausgangs des Geisterhauses gemütlich gemacht. Manchmal unterhielten sie sich dabei angeregt, an anderen Abenden wie heute saßen sie nur gut gelaunt und schweigend nebeneinander und ließen den Tag mit einem Bier und Rauchstangen ausklingen.


    Einen Moment später erschien Marcella, meldete sich zurück und teilte mit, dass sie erst morgen früh Bericht erstatten würde. Sie wünschte ihm und Varmi gute Nacht. Dave nickte knapp und schmunzelte sie an.


    "Schlaf gut Marci", gab Dave freundlich zurück.


    Pavo schaute dem jungen Menschenmädchen nach, als sie wieder im Haus verschwand.


    "Du kannst einfach sitzen bleiben Dave? Scheint eine Liebe zu sein", grinste Pavo.
    "Ist sie auch", stimmte Dave zu, lehnte sich gegen das Geländer und nahm einen Zug aus der Rauchstange.


    "Und wo war sie um diese Zeit? Wie alt ist sie?", fragte Pavo neugierig.
    "Sie war mit Wolfi ihren Einstand feiern und sie ist 16 Jahre alt. Wolfi passt schon auf", grinste Dave.


    "Verstehe. Vielleicht solltest Du ihr lieber einen Hund mit geben, anstatt den Wolf", lachte Pavo.
    "Böser Pavo. Wobei ich glaube Wolfi hat es erwischt. Er war so... zuvorkommend und freundlich", gibbelte Dave.


    "Falls er einen Liebestrunk bestellt, wissen wir für wen er ist", sagte Pavo.
    "Mehr oder weniger, mehr weniger als mehr befürchte ich...", flötete Dave.


    "Muss ich das verstehen?", fragte Pavo verdattert.
    "Wenn nicht Du wer dann? Falls nicht, vergiss was ich sagte. Wäre glaube ich besser. Du musst nicht alles wissen Pavo. Manches Wissen schadet einem. Unwissenheit ist manchmal ein Segen glaub es mir", sagte Dave und legte Pavo einen Arm um die Schulter.