Ankunft in Alessa

  • Firxas bekam dunkle Ohren, als Morasa ihn auf seine kurz gefeilten Klauen an Daumen und Zeigefinger ansprach. "Richtig geraten", sagte er, ohne darauf zu warten, dass Morasa das aussprach, was er dachte. Gut gelaunt teilte der Waldalb ihm mit, dass er ruhig gucken dürfte, was dazu führte, dass das heiße Gefühl an Firxas`Ohren sich auch auf sein Gesicht ausweitete. Firxas fiel nichts ein, was er darauf anworten sollte. Wenn er sich bedankte, klang das bescheuert. Irgendein frecher Spruch wäre angebracht gewesen, aber freche Sprüche waren nicht seine Stärke. Also sagte er nichts und guckte wahrscheinlich ziemlich verunsichert aus der Wäsche. Zum Glück redete Morasa gleich munter weiter, verkündete ihm seine Pläne zur Geißelnahme, die Firxas ein Stirnrunzeln abrangen und fragte ihn nach seiner Magie.


    "Wasser- und Geistmagie", antwortete er. "Nicht sehr gut, weil ich nie auf einer Akademie war, aber es reicht, um sich damit irgendwie durchzuschlagen. Feuerbälle kann ich nicht schleudern, aber Wasserkugeln."


    Da Morasa eh nass war, demonstrierte er das Ganze mit einer faustgroßen Wasserkugel, die er weich ließ und mit einer kleinen, beiläufigen Bewegung seiner Finger gegen Morasas Schulter warf, wo sie zerplatzte. Firxas grinste ein wenig entschuldigend, nahm aber nicht an, dass Morasa ihm den Spaß übel nehmen würde.


    "Was Urako nach dir geworfen hat, sollte eigentlich ein Feuerfalke sein, ein sehr imposanter Zauber, wenn man ihn beherrscht. Er beherrscht ihn nicht, das wird nur so ein verkrüppelter Spatz bei ihm. Er ist ein magischer Stümper."


    Diesmal war die Köchin freundlich und die Suppe duftete hervorragend. Morasa wirkte im ersten Moment wenig begeistert, aber schaufelte dann eine Schale nach der anderen in sich herein. Da es ein riesiger Topf war, musste auch Firxas nicht an der Fleischbeilage sparen, damit Morasa genügend abbekam. Der einzige Unterschied zwischen ihnen beiden war, dass Firxas sehr langsam aß und jeden Bissen gründlich kaute, während der Waldalb die Suppe samt Fleisch mehr trank als aß.


    Als sie fertig waren mit Essen, sah Morasas Bauch deutlich verdickt aus und er überlegte, ob er Fleisch einstecken sollte.
    "Ja, steck ruhig was von dem Fleisch ein, Morasa. Ich mach das auch."


    Morasa bedankte sich noch einmal für seine Hilfe und strich ihm jetzt, obwohl er wach war, über seinen Kopf. Firxas drehte seinen Kopf in die Hand hinein und folgte ihr, als sie zurückweichen wollte, damit die Berührung noch ein wenig länger bestand. Morasa lächelte süß und fing schon wieder an zu essen. Firxas Kiefer mahlten. Er guckte auf die Schale mit der Grütze und auf den essenden Waldalb. Dann packte er Morasas Stuhl und zerrte ihn samt darauf sitzendem Waldalb an sich heran und legte die Arme um ihn. Er grunzte leise, lehnte seinen Kopf an Morasas nasses Haar und genoss dessen Nähe, während der Waldalb speiste. Seine Nüstern weiteten sich und er sog den körpereigenen Geruch ein, den er verströmte und der ihm gefiel. Alles an Morasa gefiel ihm.

  • Morasa


    war Firxas wegen seiner Magiedemonstration mit der Wasserbombe nicht böse. Er fand sie lustig. Der Waldalb schüttelte sich.


    „Ich habe keine Ahnung von Magie, aber das der Albenhasser ein Stümper ist habe ich gewusst. Ich dachte er will einen Feuerball werfen. Was immer es war, ein war das Ball nicht. Und ein Falke im Leben nicht.“


    In der Küche hatte Morasa so schnell es ging so viel wie möglich in sich hineingestopft. Er wusste nicht, wie lange die Gastgeber gastfreundlich bleiben würden. Wenn sie ihre Meinung änderten, war er trotzdem satt.
    Mo schaute besorgt, dass Firxas so langsam ass. Wenn die Köchin wiederkam, dann mussten sie der Frau folgen. Dann konnte er sich keine Portion mehr nachnehmen. Aber der Waldalb wollte seinen Kumpel nicht belehren. Dass stand ihn nicht zu und er wollte Firxas nicht verärgern.
    Als Morasa seine dritte Schüssel Grütze runterschlang und über die vierte Schüssel nachdachte ob er sie schaffen würde oder kotzen musste, zog ihn Firxas auf seinen Stuhl zu sich rüber.
    Mo war überrascht und freute sich. Der Tiefling legte einen Arm um ihn und lehnte seinen Kopf an seinen. Mo drückte sich an Firxas. Der Waldalb machte es sich bei ihm gemütlich und genoss Firxas Nähe und Wärme. Am liebsten wäre er einfach mit Firxas hier sitzen geblieben und hätte alles vergessen. Den Ärger, die Jagd, Tercs Verletzung, die ganze Scheisse. Einfach nur Firxas und er, dass wäre schön dachte Mo. Morasa setzte sich auf Firxas Schoss und kuschelte sich an seinen Bauch bei ihm ein. So war das noch viel besser. Mo streichelte vorsichtig über Firxas Bauch und lächelte.

  • Das Essen war nun scheinbar doch nicht mehr so interessant für Morasa. Er ließ seine halb aufgegessene Suppe stehen, um sich auf Firxas' Oberschenkel gemütlich niederzulassen. Damit hatte Firxas nicht gerechnet. Damit war der Waldalb der erste Mann seit Ewigkeiten, der so viel Nähe zu ihm suchte. Firxas erhielt auch prompt die Antwort seines Körpers und bereute, keine Unterhose zu tragen, die das Ganze etwas kaschieren könnte. Er hoffte, dass die vor dem Gürtel verknoteten Ärmel seines Pullovers für ein wenig Sichtschutz sorgten, damit Morasa nicht gleich wieder kreischend von ihm runtersprang, wenn er sah, was er angerichtet hatte.


    Morasa kuschelte sich an ihn und streichelte seine Wampe. "Ich weiß, ich bin fett." Firxas grinste etwas und klopfte sich auf den Bauch. Der gluckerte zur Antwort. Firxas fühlte sich rundum wohl. Noch besser wäre es, wenn Terc nicht verletzt wäre, wenn Morasa nicht den Ärger mit der Verwandschaft seines ehemaligen Geliebten hätte und sie gemütlich in ihren eigenen vier Wänden wären. Die Aussicht, mit Morasa gemeinsam in seine Burg zu ziehen, gewann plötzlich noch an Qualität. Er erwiderte Morasas Zärtlichkeit, indem er dessen Ohr in den Mund nahm und sanft drauf herumlutschte. Jetzt bekam er richtig Bock und musste sich extrem zusammenreißen, den Waldalb nicht von oben bis unten zu begrabschen, ihm die Kleider vom Leib zu reißen und ihn rücklings auf den Tisch zu werfen.


    "Vielleicht sollten wir doch hier drinnen übernachten. In einem Bett", raunte Firxas, nahm das Ohr zwischen die spitzen Zähne und zog es sanft lang. Sein Schweif kringelte sich vor lauter Genuss.

  • Morasa


    gefiel wie Firxas reagierte. Mo gefiel nur nicht, dass sie jederzeit gestört werden konnte. Der Waldalb hoffte, dass die Köchin noch lang unterwegs war. Als Firxas sein Ohr lutschte, knirschte Mo vor Lust mit den Zähnen. Seine Ohren waren empfindlich und Firxas machte es genau richtig. Morasa hielt still und machte dabei die Augen zu. Sein Körper wollte wie der von Firxas reagieren, aber dafür ging es ihm zu schlecht.
    Aber Firxas war gesund und stark und er konnte die Oberhand haben. Mo war das gleich, Hauptsache er konnte in Firxas Nähe bleiben und seine Wärme geniessen. Vielleicht noch mehr, wenn der Tiefling wollte. Firxas Körper wollte ihn eindeutig. Mo fühlte sich gut und beruhigt, dass Firxas ihn nicht abstossend fand weil er so knochig war.
    Als Firxas sein Ohr mit seinen spitzen Zähnen biss, musste Morasa lachen. Das fühlte sich gut an. Mo gab einen Laut von sich der sich wie quietschen und brummen anhörte. Der Waldalb befreite sein Ohr und küsste Firxas auf den Mund.


    „Zum Glück bist du schön fett und nicht so knochig wie ich. Ich mag deinen Bauch, ich mag alles an dir. Und ich will alles von dir. Bei den Bonzen übernachten? Wie du willst, ich will genauso mit dir in einen Bett liegen. Du hast die Oberhand im Bett. Ich bin noch zu schwach von der Wunde und dem fehlenden Blut. Ich krieg keinen hoch.
    Wenn wir hier bleiben wollen, werde ich keinen als Geisel nehmen. Ich werde friedlich sein und nichts tun nur zuhören. Das Messer bleibt wo es ist. Ich werde es nicht benutzen und dir kein Ärger machen Firxas. Wir sind sauber, er wird uns das Zimmer geben. Er hat gesagt, er gibt uns eins, wenn wir sauber sind.“


    Mo drückte sich wieder an Firxas, streichelte seinen Bauch weiter und hielt ihn wieder sein Ohr hin.


    „Mach weiter.“

  • Morasa hatte offenbar einen Schritt weiter gedacht als Firxas.


    "Also ... also eigentlich wollte ich nur ein bisschen mit dir kuscheln. Ich sehe doch, wie es dir geht. Glaubst du, da nudel ich dich durch? An was für Kerle bist du bislang geraten? Kuscheln wäre schön, wenn du magst, einfach nur ein wenig Nähe. Ich bin nicht gern allein und war es viel zu lange."


    Natürlich hatte er Lust auf Sex, seit der Waldalb auf seinem Schoße saß, weil er es so lange schon vermisste und Morasa ihm gefiel, aber er war ja nicht blind für dessen Zustand, er hatte ihn sogar tragen müssen, weil er so geschwächt war. Und da glaubte der Kerl, er würde so etwas von ihm einfordern? Am besten noch als Gegenleistung dafür, dass er ihm geholfen hatte? Nein, so war Firxas nicht. Er konnte seine eigenen Bedürfnisse beiseiteschieben. Alles, was er wünschte, war Körperkontakt zu Morasa und ein paar Streicheleinheiten, wenn sein Gesundheitszustand es zuließ.


    "Du wirst nicht lange knochig bleiben, wenn wir zusammen unterwegs sind, dafür sorge ich schon. Du bist ein schöner Mann. Lass dir nichts anderes einreden."


    Das war nicht gelogen. Morasa gefiel ihm. Was Firxas am meisten faszinierte war jedoch der Unterschied zwischen seinem reifen Aussehen und dem fast schon kindlichen Gemüt. Morasas Haar war grau und sein Gesicht zeichneten einige Falten. Und doch haftete ihm eine Sprunghaftigkeit und Verspieltheit an, die man sonst eher bei jungen Leuten fand. Es erinnerte Firxas an die jungen Rekruten, die manchmal im Söldnerlager vorsprachen und die fest behaupteten, schon volljährig zu sein. Und die dann trotz ihrer offensichtlichen Jugend angeheuert wurden und sich gut gelaunt und lachend darauf vorbereiteten, an die Front geschickt zu werden, wo sie alten Veteranen gegenübertraten, die schon seit Jahren nicht mehr gelacht hatten und die Jungen in Sekunden abstachen.


    Doch Morasa war selbst schon ein Veteran und hatte vieles erlebt. Umso verwunderlicher war für Firxas seine unbeschwerte und manchmal kurzsichtige Art. Doch jeder ging mit dem Erlebten anders um. Manch einer konnte nach dem Krieg für den Rest seines Lebens nur noch zittern und musste gefüttert und gepflegt werden, obwohl ihm körperlich rein gar nichts fehlte. Oder wurde wie Firxas so desinteressiert an den kleinlichen Problemen von Zivilisten, dass sie mit einem normalen Leben nicht mehr zurechtkamen und immer wieder zurück zur Armee kehrten. Und Morasa ging eben auf seine Weise damit um. Firxas strich ihm das nasse Haar hinter das Ohr.


    "Wir fragen mal, was es kosten soll, eine Nacht drinnen zu übernachten, wenn wir nur ein Zimmer brauchen. Wir kuscheln ein wenig miteinander, wärmen uns gegenseitig, wenn du möchtest. Du schläfst und diesmal bin ich es, der auf dich aufpasst."


    Er schmunzelte über den Befehl Morasas, weiterzumachen. Wie angeordnet, nahm Firxas erneut das Ohr in den Mund und lutschte darauf herum. Auch für ihn selbst war das entspannend. Nebenbei streichelte er Morasa, aber nicht zu viel. Nur ein wenig. Es brachte ja nichts, sich selber und den kranken Waldalben mehr als nötig anzuheizen.

  • Morasa


    machte auf Firxas Schoss wieder die Augen zu. Mo mochte die ruhige und beruhigende Art von Firxas. Bei ihm waren seine Nerven nicht durcheinandergewirbelt. Er konnte in Ruhe nachdenken und hatte keine Angst. Warum Firxas alleine war, wusste Morasa nicht. Vielleicht weil die Leute nur auf das Aussehen schauten. Aber Mo fand nichts, was er an Firxas als hässlich bezeichnen konnte. Der Tiefling war gross und stark. Und seine Haut fühlte sich weich und warm an.
    Von seinen Wesen war er ruhig. Und alles was Mo bis jetzt gesehen hatte, zeigte dass er genauso hilfsbereit wie Cirze war. Er hatte seinen verletzten Kameraden geschleppt und später hatte er sogar ihn geschleppt. Mo hatte ihn nicht mal um Hilfe bitten müssen.
    Ohne zu zögern, wollte er ihm sogar von seinen Geld was abgeben und er bot ihm ein Heim an. Morasa hatte es genauso getan. Er wollte seine Schulden bei Crize durch Selbstlosigkeit zurück zahlen. Wenn er Crize nie wieder sehen würde, dann hätte Morasa aber ein Stück von Crize weitergegeben.
    Und genauso war Firxas. Nur Firxas war nicht mit den Nerven so schnell fertig wie Crize, Mauli und vor allem Mo selber. Der Waldalb konnte stundenlang alleine jagen und lauern. Aber wenn er mit anderen streiten musste, dann waren seine Nerven sehr dünn.
    Jetzt musste er nicht streiten, jetzt musste er nur auf Firxas Schoss hocken und das beste hoffen.


    „Die Idee zu kuscheln gefällt mir, dass machen wir. Du bist ein echter Kamerad, du nimmst auf mich Rücksicht. Das hat keiner gemacht bis jetzt. Was für Kerle? Ich hatte nie einen eigenen Kerl. Ich war nie mit wem zusammen Firxas, also ich hatte nie einen Partner. Noch nie in meinen Leben. Wenn ich einen Job hatte, wo ich andere Kerle getroffen hab, dann hat manchmal Sex ergeben. Aber das war für eine Nacht und dann haben sich meine Wege von ihnen getrennt. Gekuschelt habe ich ganz selten mit wem. Ich würde sagen das war Kontaktliegen. Aber nicht kuscheln, weil es nichts zurückgab. Ich wohne allein und ich lebe allein. Keiner lebt in der Nähe wo ich im Wald wohne. Manchmal ist das einsam. Aber wenn du scheisse erlebt hast, ist das besser keiner ist da der noch grössere Scheisse anstellt.“


    Mo starrte Firxas durchdringend an.


    „Du findest mich schön? Sowas sagte mir noch keiner. Ich finde dich knuffig und ich mag deinen Kugelbauch, der ist schön warm und gemütlich. Ich fass dich gerne an. Wenn du mich fettfüttern willst mache ich mit. Wird aber bestimmt nicht klappen. Wenn wir zusammen unterwegs sind, sagst du. Das heisst du willst bei mir bleiben ja? Manchmal glaub ich mein Verhalten dass alle vergrault, dass liegt an meiner zweiten Gestalt. Marder sind Jäger, sie leben allein und sie sind aggressiv. Und je öfter ich mich in ein Marder verwandele, je mehr werde ich zu einem. Es fühlt sich so an. Ich sag dir dass vorher. Genug von mir geschwatzt, du weisst alles über mich was du wissen kannst. Über mich gibts sonst nichts zu wissen.
    Wie lange warst du allein? Von klein auf? Wo ist das Land wo du herkommst? Es ist in Asche versunken. Wie ist das passiert? Warum hast du keinen Kerl? Ich will alles über dich wissen.“


    Morasa grinste Firxas kühn an.


    „Nein so machen wir das nicht, wir sind doch keine Idioten Firxas. Der Bonze hat gesagt, wenn wir nicht stinken, dann bekommen wir ein Zimmer. Das wir es bezahlen müssen, hat er nicht gesagt. Warum sollten wir ihn daran erinnern, dass er Taler verlangen kann? Das wäre total verrückt. Sein Sohn Wolfi ist ein Gierschlund. Der würde uns sofort ausbluten lassen an Taler. Ausbluten ist ein Scheissvergleich, dass erinnert an den Adlerlass. Sag dem Bonzen nichts. Wir sagen nur, wir sind sauber und möchten gerne in ein Zimmer übernachten, weil wir mit den Nerven fertig sind. Dass stimmt, es ist nicht gelogen. Das wir kuscheln wollen, geht den einen Scheissdreck an. Wenn er davon anfängt, dass das Zimmer Taler kostet, können wir immer noch verhandeln. Ich werde das Messer gegen niemand benutzen. Mir fällt gerade ein, dann wäre ich wieder ein Idiot gewesen. Wenn ich einen seiner Leute mit dem Messer absteche, wird er mir nicht mehr wegen Dave und seiner Saubande helfen. Ich muss ruhig bleiben und darf keine Panik bekommen. Hoffentlich bekommen wir ein Zimmer mit einen schönen Fenster. Sonst bekomme ich Schiss. Firxas, wenn wir in dem Haus von dem Bonzen sind, merk dir alle Wege und pass auf ob die die Tür abschliessen. Ich hoffe das alles gut wird. Für uns beide, weisst du?.“


    Morasa streichelte Firxas über die Glatze und rollte sich auf ihm zusammen.


    „Ich mag deine Glatze. Wenn wir in deinen Schloss wohnen, dann werde ich für uns jagen. Dann essen wir jeden Tag Fleisch. Also wenn ich was erbeute. Ich kann uns ganz aussergewöhnliches Fleisch besorgen. Hast du schon mal Eichhörnchen gegessen? Oder Igel? Die meisten wissen nicht wie lecker die sind. Lass dich überraschen.“

  • Einen Moment lang schien Morasa sich völlig zu entspannen. Der Rest seiner Muskulatur wurde ganz weich und er lehnte sich an Firxas an und sprach mit geschlossenen Augen. So plauderte er auch ein wenig aus dem Nähkästchen. Aus seiner Mardergestalt erwuchs wohl oftmals Übel, denn es war eben nicht nur die Gestalt, sondern auch das Wesen dieser kleinen Biester, das ihm innewohnte. Firxas glaubte ihm, dass das schwierig war. Er kannte Tsacko nur flüchtig, doch auch dieser hatte Probleme mit seinem Los und konnte keineswegs übergangslos zwischen beiden Formen hin und her wechseln. Der Hund blieb zum guten Teil albisch, der Alb zum guten Teil hündisch, innen wie außen. Bei einem Marder war es vermutlich noch schwieriger, denn Marder lebten allein - und Alben nicht. Kein Wunder, dass Morasas Farben so zerissen ausgesehen hatten im Nexus. Es zeriss ihn innerlich. Er wollte Nähe, aber wenn er sie hatte, gab es nur Probleme. Wenn er keine Probleme machte, dann jene, die er traf. Firxas tat es leid, zu hören, dass nie jemand Rücksicht auf Morasas Bedürfnisse genommen hatte. Wie der Beischlaf mit solchen Leuten aussah, konnte er sich gut vorstellen. Darum lebte er also allein im Wald, obwohl ihm die Einsamkeit genau so wenig gut tat wie zu viel Nähe.


    "In meiner Burg wird es weniger Probleme mit deiner Mardernatur geben", versprach er ihm. "Wenn dir meine Gesellschaft mal zu viel wird und der Marder dich ruft, dann verwandel dich doch einfach und geh im Wald jagen, in irgendwelche Baumröhren kriechen oder rumstromern. Oder was immer Marder so machen. Und ich werde ja auch nicht immer zu Hause sein, so dass du genügend Freiraum hast. Es sei denn, ich nehme dich im Rucksack einfach mit ins Söldnerlager und verstecke dich unter meinem Kopfkissen."


    Plötzlich sah Morasa ihn durchdringend an. Er reagierte heftig, als Firxas ihm sagte, er fände ihn schön und Firxas bereute einen Moment, es gesagt zu haben. Manche Leute konnten mit Komplimenten nicht umgehen und wurden mitunter sogar aggressiv, da sie sich verspottet fühlten. Doch dann erwiderte Morasa das Kompliment und jetzt war es an Firxas, unsicher zu werden. Der Waldalb sagte ihm, dass er seine Statur mochte. Firxas rieb sich verlegen den Hinterkopf.


    "Na ja ... wenn du ein Marder bist, kannst du dich zumindest einrollen und bei mir auf den Bauch legen. Hat also vermutlich auch Vorteile."


    Urako hatte ihn ständig ziemlich grob in seine Speckrollen gekniffen und ihn damit aufgezogen und auch seine Kameraden machten dauernd Witze über seine Statur, wobei die es im Gegensatz zu Urako wenigstens nicht böse meinten, obwohl die Sprüche sehr derb waren. Dass man ihn als Katapultgeschoss mit mauerbrechender Wirkung einsetzen konnte oder dass man die Küstenstützpunkte Kaishos einfach überfluten konnte, indem Firxas am anderen Ufer in die Mondlagune sprang, waren da noch die harmlosesten Sprüche. Morasa jedoch schien das Kompliment ernst zu meinen, er schmiegte sich fest an ihn und streichelte ihn die ganze Zeit, was Firxas sehr genoss. Und er wollte alles über ihn wissen.


    "Na ja, es gibt nicht viel über mich zu erzählen. Ich bin langweilig und mufflig. Damit vergraule ich wahrscheinlich den kümmerlichen Rest, der sich nicht von meinem Körperbau abschrecken lässt. Caltharnae ist ein Kontinent im Süden. Warum er in Feuer und Asche versank, weiß niemand und ich war zu dem Zeitpunkt nicht dort. Früher habe ich als Wächter für Urako gearbeitet und auch als sein Henkersknecht, obwohl das eigentlich gar nicht meine Aufgabe gewesen wäre. Er hat irgendwann eine öffentliche Hinrichtung derart verpatzt, dass er vor dem aufgebrachten Mob fliehen musste - und ich gehörte zu der Truppe, die ihn jagen und zurückbringen sollte. Sein Vater hatte mich geschickt, der war damals der Fürst des Sumpfes da. Ja, richtig gehört, Urako ist der Sohn eines Fürsten, auch wenn man ihm das nicht anmerkt. Aber ich habe mich auf der Jagd in ihn verknallt. Habe ihn immer wieder absichtlich entwischen lassen. Mein Kumpel Orobas ist an mir verzweifelt und hielt mich für einen völligen Versager. Aber ich konnte Urako nicht mehr jagen. Und, na ja, irgenwann kamen Urako und ich zusammen. Er war nicht immer nett, aber meine erste große Liebe. Abgesehen von, ja, abgesehen von ..." Firxas kniff die Augen zusammen und sein ganzes Gesicht wurde faltig. Er schüttelte den Kopf und hatte sich wieder im Griff. "Abgesehen von dem Söldner, den dein Freund Jozo abgeschlachtet hat als wäre er ein Schwein."


    Morasa streichelte seine Glatze und rollte sich fest auf ihm zusammen. Firxas umschloss ihn mit seinen Armen. Mo war derart zierlich, dass er ihn mühelos umfassen konnte. Firxas' Mundwinkel zuckten einen Moment, als Morasa ihm sagte, dass er seine Glatze mochte. Morasa war putzig ohne Ende. "Ich könnte auch gar keine andere Frisur tragen, selbst, wenn ich es wöllte." Er küsste den eingerollten Morasa auf die Stirn und hielt ihn ganz fest, als wollte er ihn vor Jozo beschützen. Als könnte er damit das verhindern, was unwiderruflich mit dem Söldner geschehen war.


    Morasa plapperte munter weiter. Erzählte ihm, was für Fleisch er für sie beide jagen konnte. "Ich hab noch nie diese Tiere gegessen, Morasa. Im Sumpf gab es nur Frösche, Schlangen und Fische und Insekten zu Essen. Und im Söldnerlager meistens Getreidebrei."


    Firxas würde es so gerne glauben, dass sie wirklich gemeinsam in seiner Burg leben würden, mit Morasas selbstgebauten Möbeln und von ihm selbst erjagten Fleisch lebten, abends gemeinsam draußen kochten unter dem Sternenhimmel oder im nahen Teich zwischen Seerosen planschen gingen, doch er wusste, dass es nie jemanden lange bei ihm hielt. Weder sah er gut aus noch hatte er Geld. Er war nicht gesprächig. Er war nicht klug. Er war nicht witzig. Er war langweilig ohne Ende und hatte nicht zu bieten. Er war einfach da und wenn er nicht da wäre, würde Tasmeron sich weiterdrehen, als ob nichts geschehen wäre. Dennoch nickte er und lächelte, während der Mann in seinen Armen vor sich hinschwatzte. Er wollte die schöne Zeit mit Morasa genießen, so lange sie anhielt. Morasa fragte ihn auch, warum er allein war. Firxas antwortete ehrlich.


    "Mich will keiner haben, Morasa. Klar, im Söldnerlager kann man theoretisch Sex haben so viel man will, auch wenn es verboten ist. Aber es finden sich Möglichkeiten und mehr als genug Interessenten. Dann guckt einen jemand beim Zusammensitzen an und schiebt plötzlich eine Packung Pfeifenkraut rüber. Wenn man die Packung annimmt, treffen sich die Blicke und er nickt in Richtung Tür. Dann darfst du ihn draußen bedienen, kurz und schmerzlos. Hinterher geht ihr auseinander als wäre nichts gewesen und wenn wieder die Hose zu eng wird, schiebt er wem anders sein Pfeifenkraut rüber. Oder dich fragt einer unverblümt nach einem Päckchen Tabak. Jeder weiß dort, was die Frage bedeutet. Er bietet sich dir an gegen Bezahlung, denn ansonsten würde er nur nach einer Rauchstange fragen. So läuft das da. Sollen sie ihren scheiß Tabak behalten und von mir kriegen sie auch keinen. Um die Ohren schlagen sollte man ihnen das Zeug." Er schnaubte verächtlich durch die Nase und das Gefühl der Kränkung kehrte zurück, dass ihn jedes Mal erfüllt hatte. "Da verzichte ich lieber. Wenn du es genau wissen willst: Urako war der einzige Mann, den ich jemals hatte."

  • Morasa


    liess sich genüsslich von Firxas kraulen.


    „Gut erkannt. Ich will Nähe und hab ich sie, kann ich sie manchmal nicht ertragen. Deine Idee ist gut. Als Marder muss ich alles erkunden. Ich bin immer neugierig, aber als Marder ist das noch schlimmer. Wenn dich das nicht stört, werde ich alles erkunden aber ich komme zurück. Das verspreche ich dir.
    Wenn du Lust hast, kannst du mich gerne mitnehmen. Da kann ich genauso alles erkunden. Die wissen nicht, dass ich ein Gestaltwandler bin. Sag einfach ich bin dein Haustier. Ich kann mich genauso so auf deinen Bauch legen. Ich bin zwar dünn, aber ich piecke nicht.
    Also du bist langweilig und mufflig. Ich bin langweilig und aggressiv, wir passen gut zusammen. Was hast du immer mit deinen Körperbau? Guck doch was mit mir passiert, wenn ich krank bin. Noch ein paar Tage mehr und ich bin nicht mehr da oder durchsichtig. Bei dir ist genug Reserve um schnell wieder gesund zu werden. Sei froh drüber. Hast du schon mal Bären gesehen, die extra wenig fressen damit die schön schlank bleiben? Ich genauso wenig. Die fressen ohne Ende um für den Winter Speck auf den Rippen zu haben. Andere Tiere ebenso, nur halten die kein Winterschlaf. Der Speck schützt sie vor Kälte und Krankheit. Sei deinen Speck dankbar. Ich wäre froh ich wäre schwerer.“


    Mo fand das Firxas ein völlig falsches Bild von sich hatte. Vermutlich war dieser Widerling Urako daran schuld. Das ausgerechnet der Albenhasser ein Fürst sein sollte, wollte Morasa gar nicht glauben. Der Widerling benahm sich nicht wie ein Fürst, sondern wie ein Penner aus der Gosse. Vermutlich hatten sie ihn deshalb verjagt. Welcher Fürst war so blöde und war gleichzeitig der Henker? Gut, Morasa hatte von sowas keine Ahnung. Aber er war fest überzeugt, dass kein Fürst sowas selber machte.


    „Urako der widerwärtige Albenhasser und Lebensschänder ist ein Fürst? Firxas, der hat dich total verarscht. So wie der sich benimmt, kann der kein Fürst sein. Jeder Penner aus der Gosse benimmt sich besser. Und ist bestimmt anständiger als dieser Widerling.
    Wenn alle Fürsten wie Urako sind, dann kann ich die Leute verstehen die Adelige hassen. Und wieso hat er als Henker gearbeitet, wenn er ein Fürst ist? Die haben doch Geld ohne Ende. Solche Leute arbeiten nicht. Ich glaube der hat gelogen. Der war vielleicht bei dem Fürst angestellt, hat was geklaut und deshalb wurde der verfolgt. Dass traue ich dem Sauhund zu. Er beklaut ja alle. Mich hat er auch beklaut. Mir meinen Dolch abgeschwatzt mit seiner Teufelszunge und ich glaube dem noch. Ich war so ein Idiot.
    Dass du ihn geliebt hast war ein grosser Fehler. Der hat dich nicht verdient Firxas.
    Und keiner hat verdient den Widerling ertragen zu müssen.
    Da fällt mir ein, wir wollten noch unsere Rache an Urako planen. Was machen wir mit ihm? Also zuerst jage ich ihm einen Pfeil in beide Beine, damit er nicht weglaufen kann. Dann werde ich seine Fusssehen durchschneiden und seine Haare abschneiden und in sein Schandmaul stopfen. Was machen wir dann?.“


    Mo versteckte sein Lächeln hinter einer Hand. Als Firxas über Jozo sprach, wusste Mo nicht was er sagen sollte. Er wusste, dass der Golbin sehr gefährlich war. Das er ehrenwerte Beute war, die man nicht einfach erlegen konnte. Warum der Söldner ihn zum Opfer gefallen war wusste Mo nicht. Als Firxas Morasa auf die Stirn küsste lächelte der Waldalb und antwortete mit einen Kuss auf den Mund.


    „Wenn du keine andere Frisur tragen kannst, wirst du die Glatze behalten. Ist mir recht. Dann wirst du von mir neues Fleisch kennenlernen. Schlangen schmecken ähnlich wie Hähnchen. Menschen schmecken genauso ähnlich wie Hähnchen, nur sind die meist was zäh. Fische sind sehr lecker und Frösche auch.“


    Als Firxas Morasa erklärte, dass ihn niemand haben wollte schaute Mo ihn nur an. Und als Firxas von dem Sexleben im Söldnerlager erzählte, erinnerte das Mo an die Truppen von Kopfgeldjäger in denen er gearbeitet hatte. Nur sagte die nachts offen was sie haben wollten, anstatt es hinter Worte zu verstecken. Aber ihm war klar warum. Wenn es verboten war, sprach man scheinbar von was anderem.
    Der Waldalb schwieg noch eine Weile, weil er für sie beide traurig war. Er setzte sich kerzengerade hin und nahm Firxas Gesicht in beide Hände.


    „Firxas du hattest nie einen Mann, genau wie ich. Urako war nicht dein Mann. Was du über das Lager erzählst, kenne ich genauso. Kopfgeldjäger sind nicht anders. Nur sagen sie was sie wollen. Ich habe nicht verzichtet, ich wollte lieber ein bisschen Spass als gar keinen. Aber danach fühlt man sich einsamer als vorher. Dass ist der Scheiss der danach auf dich zukommt.
    Wie sich das anfühlt weiss ich. Man fühlt sich wie weggeworfener Abfall. Ich will dich nicht ausnutzen und ich werde dich nicht wegwerfen. Ich meins ernst, wenn du bleibst wirst du es sehen. Ich bin kein Lügner.“

  • "Ich hab nichts ... mit meinem Körperbau."


    Hatte er rumgejammert? Er überlegte. Vielleicht. Er würde das Thema vermeiden, damit er nicht wie ein Jammerlappen klang. Wahrscheinlich waren das noch die Spuren von Urakos Krallen, die er in der Seele so wie auf seiner Haut trug. Unwillkürlich kratzte Firxas seine Narben.


    "Urako ist wirklich Fürstensohn, frag mich jetzt nicht nach dem richtigen Titel. Ich habe für seinen Vater gearbeitet. Wenn du Urako für einen Kotzbrocken hältst, dann viel Spaß mit seinem Vater. Wenn du denn kennelernst, dann wundert dich bei Urako gar nichts mehr. Hat Urako irgendeine unangebrachte Äußerung von sich gegeben? Er durfte sich im Schlafanzug vor das Haus stellen, damit er sich auch richtig dafür schämt. Oder auch mal ganz nackt. Er hat einen Fehler gemacht? Irgendein Gesetz durcheinandergehauen? Die Dienerschaft durfte sich um ihn herum aufstellen und ihn kollektiv auslachen. Urako hat den selben Fehler zwei Mal begangen? Er wurde nach Anweisung von Papa vom niedersten Personal öffentlich auf den nackten Arsch geschlagen. Auch als Erwachsener. Im Prinzip wurde Urakos Ansehen systematisch ruiniert. Selbst wenn er es je gewollt hätte - er hätte Phintias nicht regieren können. Er war zu einer Witzfigur gemacht worden.


    Warum der Fürst das tat - ich weiß es nicht. Wenn du den Fürsten gefragt hättest, natürlich darum, weil Urako es genau so verdient. Urako war in seinen Augen ein Versager, er wurde nie gelobt. Egal wie sehr Urako sich Mühe gab, diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. So hat er irgendwann, aufgehört, sich zu bemühen und hat - weil er es eh nur falsch machen konnte - begonnen, absichtlich alles anders zu machen, als er sollte, um seinem Vater eins reinzuwürgen. Er kleidete sich wie ein Penner. Er redete wie der letzte Prolet und gab sich mit den untersten Schichten der Gesellschaft ab. Das Ende der Geschichte kennst du. Zum Dank hat sein Vater ihm dann den Posten als Henker verschafft. So dass er wirklich als Prolet leben durfte. Und damit verlor er auch noch seine letzten Freunde, denn mit einem Henker will nun wirklich niemand etwas zu tun haben. Fortan war Urako endgültig allein."


    Firxas merkte, dass er gedankenverloren das Armband zwirbelte, dass Urako ihm aus seinen Haaren gebastelt hatte. Ihm gefiel nicht ganz, wie fröhlich Morasa wurde, als er von seinen Rachefantasien sprach.


    "Urako hat viele Fehler begangen und vieles an Verhalten von seinem Vater übernommen, den er doch so sehr hasst, aber ich will nicht, dass er stirbt oder verstümmelt wird. Demütige ihn, erinnere ihn an seine schmachvolle Jugend. Damit triffst du ihn tiefer als mit jeder körperlichen Wunde. Mach ihn öffentlich fertig. Und richte ihm schöne Grüße von seinem Vater aus."


    Während all der Zeit hatte er nur kurz aufgehört, Morasa zu streicheln, als er das Armband gezwirbelt hatte. Jetzt aber machte er weiter. Morasa machte einen Witz über das Essen von Menschenfleisch, den Firxas ziemlich unlustig fand. Aber aus Höflichkeit grinste er etwas gequält.Als Morasa ihm versprach, bei ihm zu bleiben, schloss er einen Moment die Augen. Er wollte sich gern vorstellen, dass das stimmte. Dass es wahr war. Er glaubte nicht daran. Aber er beschloss, das Spielchen mitzuspielen und zu genießen, so lange er es konnte.


    "Dann ist es abgemacht. Wir ziehen gemeinsam in meine Burg. Du kannst frei ein und ausgehen, wie es dir beliebt. Kriegst ein eigenes Quartier, in dem du machen kannst, was du willst. Und wenn ich ins Söldnerlager muss, dann frage ich dich vorher, ob du mitkommen magst. Wenn du Lust hast, kannst du dort als Marder herumstrolchen. Wenn nicht, bleibst du zu Hause und hütest die Burg."


    Zu Hause ... das hörte sich gut an. Er umarmte Mo etwas fester.


    "Noch was. Was Wichtiges. Du musst dich von Jozo fernhalten. Er kann süß sein wie gelber Honig. Aber ich habe gesehen, wie das endet. Mehrfach. Ich glaube, er sucht mich heim, seit ich ihm einmal seine Beute entrissen habe, einen Ork namens Frosch. Jetzt nimmt er Rache und quält mich. Wo ich bin, legt er mir ausgeweidete Opfer von sich hin und damit meine ich wirklich ausgeweidet. Zerfleischte Gesichter, die Gedärme draußen. Mein Kommandant. Mein Freund Dimzel, ein Büttel. Einen armen alten Goblin. Mein Söldnerfreund, dessen Name ich nicht mal in Erfahrung bringen konnte, weil der Gelbe schneller war. Und noch viele andere."


    Firxas nahm Morasas spitzes Kinn in die Finger und drehte sein Gesicht so, dass er ihn ansah.


    "Bitte. Halte dich von ihm fern. Ich will nicht auch deine Gedärme aufsammeln müssen."


    Firxas zögerte einen Moment und seine Schweifspitze wand sich nervös, bis er es merkte und damit aufhörte. Er wollte Morasa jetzt auch gern auf den Mund küssen, um ihm zu zeigen, wie wichtig ihm das Anliegen war. Aber er traute sich nicht und sah ihn nur Ernst an, während er auf die Antwort wartete.

  • Morasa


    merkte dass Firxas empfindlich reagierte wenn er ihn auf sein Körper ansprach. Mo wollte das lassen um ihn nicht zu ärgern. Dann schwatze Firxas lang und breit über Urako.
    Morasa fühlte wie er eifersüchtig wurde. Er wollte nicht, dass Firxas den widerlichen Tiefling verteidigte. Und der Waldalb wollte nicht, dass Firxas an ihn dachte und von ihm schwatzte. Ob Urako ein Fürst war oder ein Penner war Morasa egal. Der Albenhasser hatte ihn sein Leben versaut. Er und der fette Ork hatten es geschafft dass er aus der Gilde fliehen musste. Und dass er mit nichts dastand.
    Morasa hatte keine Kleidung, keinen Bogen, keinen Dolch und keinen Taler Geld. Am liebsten hätte er beide auf der Stelle getötet. Mit einen guten Bogen, beiden einen in ihre Hohlköpfe gejagt. Oder noch besser dachte Mo, sie wie den Büttel verschnürt, ihre Fusssehnen durchgeschnitten und Jozo geopfert. Was Firxas über Urako schwatzte klang traurig.
    Vielleicht war er deshalb so ein Arschloch, Mo wusste es nicht. Aber er hatte ihn nicht so behandelt. Der Tiefling hatte ihn zuerst bedroht, ganz ohne Grund und dass liess sich Mo nicht gefallen.
    Als Firxas sich wünschte, dass Mo Urako nicht verletzten sollte, wusste Morasa nicht was er antworten sollte. Mo wollte sich rächen, er wollte den Ork und den Tiefling leiden sehen. Aber viel lieber wollte er Firxas behalten. Wenn er die beiden verletzte oder tötete, dann würde Firxas ihn verlassen. Er schwatzte jetzt immer noch gut von dem Widerling der ihn wie Scheisse behandelt hatte. Mo war jetzt nicht nur eifersüchtig, sondern gewaltig wütend.
    Dabei spielte Firxas die ganze Zeit an seinen Armband herum. Morasa roch daran. Es stank nach Urako dem Widerling. Der Waldalb knirschte eifersüchtig mit den Zähnen und zog sein Messer.


    „Wir machen einen Deal. Ich verzichte ganz drauf mich an den Widerling zu rächen. Für dich Firxas, obwohl ich das sehr gerne will. Dafür kommt der Scheiss ab. Und ist es ab, dann verteidigst du Urako den Albenhasser nie wieder. Ich werde ihn dafür nicht angreifen. Kein Grund gut über ihn zu schwatzen für dich. Aber genauso kein Grund um ihn Angst zu haben, du magst ihn immer noch. Dass ist der Deal. Wenn du es behalten willst, kommen seine Stinkehaare nicht mit ins Bett. Ich will nicht, dass was von ihm an dir klebt. Kann ich es abschneiden, ja oder nein?.“


    Morasa tippte mit den Messer auf das Armband. Als Firxas von der Burg und dem Söldnerlager schwatzte entspannte Mo sich. Das klang gut und nach Abenteuer. Er wollte zuerst die Burg mit Firxas erkunden und dann mit ihm losziehen.


    „Wir erkunden die Burg zu zweit. Woher soll ich wissen, welche Möbel du willst? Dass musst du mir sagen. Ins Söldnerlager begleite ich dich. Dass ist besser. Niemand weiss was ich bin. Und falls du Ärger bekommst hast du mich an deine Seite. Marder sind klein und mutig. Wir können viel grössere Wesen verletzen und erlegen. Wir fürchten keinen Kampf. Jedenfalls nicht, wenn uns die Wut packt. Solange ist die Furcht nicht da. Wenn ich alles erkunde, werde ich zurück sein bevor du mich vermisst.“


    Firxas streichelte ihn und umarmte Mo fester beim Wort Zuhause. Dann schwatzte Firxas von Jozo. Morasa wusste wie gefährlich Jozo war. Er war ehrenwerte Beute. Ein Jäger, der gefährlichste Beute stellte und tötete. Niemand bekam einfach so den Name Bestie aus Obenza. Das war Morasa bewusst.
    Der Waldalb hätte Jozo damals töten können. Mo hätte nur den Pfeil von der Sehnen lassen müssen. Aber er hatte es nicht getan. Mo hätte genauso wenig einen Berglöwen oder einen Panther erschossen. Ein Jäger achtete einen anderen Jäger. Jozo war putzig und gefährlich. Und er hatte mit Mo geschwatzt. Er hatte ihn nicht beschimpft obwohl Mo ihn bedroht hatte. Der Waldalb mochte Jozo gerne. War Firxas schwatzte glaubte Mo. Jozo war wie eine Katze, er spielte gerne mit seine Beute.
    Morasa wollte Firxas nicht widersprechen. Rumschwatzen wieso er sich mit Jozo verstand, wollte Mo nicht. Dazu gab es kein Grund. Der Tiefling hielt ihn am Kinn fest und schaute ihn sehr ernst an. Das war kein Spass für Firxas, er hatte Angst und ihn. Morasas Eifersucht legte sich was. Dem Waldalb war Jozo gleichgültig, Firxas wollte er behalten.


    „Wie du willst Firxas. Wenn du dir das wünscht, werde ich Jozo nicht wiedersehen. Der ist mir nicht so wichtig, du schon.“

  • Gianna


    Die Köchin kehrte zurück und musterte die beiden Männer. Der Alb saß auf dem Schoß des Tieflings und beide starrten sich an. In ihrer Unterhaltung schien es um ein ernstes Thema zu gehen, aber der Düsterling war ebenfalls ein ernstes Thema.


    "Meine Herren, wie ich sehe habt Ihr gegessen. Unser Heiler wäre nun bereit Euch zu empfangen. Der Düsterling wurde versorgt. Über alles weitere klärt Euch unser Heiler auf. Folgt mir bitte ins Herrenhaus", sagte sie freundlich und ging vor.

  • Die Köchin unterbrach ihr Gespräch, so dass Firxas nicht mehr dazu kam, zu antworten. Aber er hatte etwas gelächelt, als der Waldalb angekündigt hatte, ihn als Marder ins Södlnerlager zu begleiten und als der signalisierte, ein recht eifersüchtiger und anhänglicher Zeitgenosse zu sein. Gern wollte Firxas das glauben, aber er war sehr zurückhaltend damit, solchen Ankündigungen zu vertrauen. Er wollte warten, ob Morasa sein Wort hielt. Aber wenn dem tatsächlich so wäre, dann würde Firxas der Letzte sein, der sich darüber beschwerte, bewacht und behütet zu werden. Und dann würde er auch das Armband aus Urakos Haaren ablegen. Er war froh, dass Morasa sich von Jozo fernhalten würde und hoffte, dass er nicht log.


    Morasa hielt das geklaute Küchenmesser noch immer in der Hand und hielt es auf Firxas`Unterarm gerichtet, bereit, das Armband zu durchtrennen. Die Köchin stand in der Tür und wartete auf eine Antwort oder darauf, dass sie ihr folgten. Firxas legte seine Hand auf die von Morasa und drückte das Messer beschwichtigend herunter. Die eigentliche Absicht dahinter war, das gestohlene Objekt mit seinem Unterarm vor den Blicken Giannas zu verbergen.


    Firxas stand auf und ließ Morasa von sich runterrutschen. Ohne abzuwarten, ob der Waldalb nach dem Essen nun gestärkt war oder nicht, griff Firxas ihm unter die Achsel, um ihn zu stützen. Wenn es Morasa störte, konnte er sich ja immer noch beschweren und er machte nicht den Eindruck, als würde er mit seiner Meinung hinter dem Berg halten, wenn ihm etwas missfiel.


    "Das Essen war lecker, Gianna. Was passiert mit dem Rest? Ich habe vorhin aus Gedankelosigkeit von der Kelle gekostet und sie dann hinterher wieder in die Suppe gehängt." Er hoffte, dass diese kleine Lüge dazu führte, dass sie den Rest behalten durften. Sie waren nicht mehr dazu gekommen, das Fleisch herauszuklauen. Entgegen seiner Gewohnheit grinste er so, dass man kurz seine momentan äußerst ungepflegten Zähne sah.

  • Gianna und Dan


    Die Köchin legte Firxas kurz eine Hand auf den Arm, sie hatte verstanden.


    "Oh, sollte das der Fall sein, dann werde ich Euch die Suppe selbstverständlich einpacken. Wer sollte die Suppe denn noch essen können? Nein, die Suppe wegzuschütten nach Eurem Versehen, wäre nicht Recht den Lebensmitteln gegenüber. Nehmt die Suppe mit und esst sie auf. Ich werde Euch einige schöne Brotschreiben dazu packen, dann habt Ihr noch etwas länger von der Suppe.


    Das Brot müsste bald fertig sein. Ich werde Euch beiden jeweils einen knusprigen Brotlaib zur Suppe dazulegen. Nun besuchen wir aber erst mal Euren verletzten Freund", erklärte Gianna.


    Die Köchin führte Firxas und Morasa durch das Gesindehaus, hinauf auf den Hof bis hin zum Herrenhaus. Das Haus hatte nicht die Optik eines feudalen Herrenhauses, sondern wirkte wie ein Bollwerk, dass dazu geschaffen war sämtlichen Bedrohungen mit steinerner Miene zu trotzen.


    Die Doppelflügeltür war auch nicht aus harten Holz gefertigt, sondern aus Metall. Giana hämmerte mit dem Anklopfer dagegen. Danach wartete die Frau und deutete Firxas wie auch Mo mit einem Lächeln an, dass es gleich weitergehen würden.


    Man hörte sich einen seltsamen Mechanismus in Gang setzen, dann zogen sich die beiden Flügel der Tür in die steinerne Wand zurück und gaben den Weg. Giana übernahm erneut die Führung. Ungefähr 15 Meter später stand die Dreiergruppe erneut vor einer Tür gleicher Bauart. Gianna hämmerte erneut mit dem Anklopfer davor.


    Erneut hatten sie zu warten. Als sie diesmal hörten wie sich der Mechanismus in Bewegung setzte, schloss sich mit einem dumpfen Grollen hinter ihnen zuerst die Außentür, bevor es einige Sekunden dauerte, bevor die Tür vor ihnen aufging und den Weg freigab.


    "Es dauert hier immer etwas, das ist die Sicherheitsschleuse. Bitte lauft gemessenen Schrittes und rennt nicht im Hause, das würde die Wächter verunsichern", erklärte Gianna höflich und ging gemessenen Schrittes weiter.


    Als Firxas und Morasa in der Schleuse standen, fiel ihnen auf, dass die Wände glatt und wie poliert aussahen. Nichts stand in der Schleuse. keine Deko verzierte den Raum, ebenso wenig zierte ein Bild oder ein Wandteppich den Raum.


    Dafür war die Decke mit seltsamen, metallischen Quadraten bedeckt aus denen einige verzierte kurze Rohre ragten. Auf dem Boden auf dem sie standen, waren die gleichen Metallplatten zu finden. In der Mitte der Platte befand sich eine Verzierung in Kreisform. Sah man genau hin, konnte man sich denken, dass die Rohre auf dem Boden nur in die Fliesen eingezogen waren.


    Giana schritt auf eine große, geschwungene Treppe zu, schritt diese aber nicht hinauf sondern schritt auf die Wand neben der Treppe zu, wo sich eine Tür öffnete. Die Köchin führte die beiden Besucher durch ein Labyrinth von Gängen, vorbei an stummen Wächtern mit toten Augen.


    Die Beleuchtung in diesem Haus schien minimal zu sein. Das diffuse Licht reichte gerade aus um als Unbekannter die Gänge mehr zu erahnen und außerhalb des Sichtbereichs bewegten sich dunkle Schatten, die sie zu begleiten oder zu verfolgen schienen.


    Nach einer kleinen Wanderung von mehreren Minuten kamen sie in einem erstaunlich freundlich und hell eingerichteten Krankenzimmer an.


    Ein Magier in weißer Robe und mit roten kurzgeschorenen Haaren begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln. Ganz in seiner Nähe lag Terc in einem Krankenbett. Der kleine Düsterling sah schon wesentlich besser aus.


    Ansgars Leib-Heiler Dan:
    Link:
    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Neben Terc stand eine kleine schwarze Gestalt und tupfte ihm die Stirn ab. Die Gestalt war bis über die Nase vermummt, an den Augenwinkeln erkannten Firxas und Morasa, dass dieser vermummte Düsterling zufrieden lächelte.


    Gianna blieb in ausreichend Abstand stehen.


    "Dan ich bringe Dir unsere beiden Gäste. Eventuell benötigen beide auch Deine Hilfe", sagte die Köchin.


    "Meine Herren dies ist Dantoine der Leibmedicus unseres Herren, er wird sich um Euch kümmern. Und der Düsterling dort ist...", setzte Gianna an, wurde vom Düsterling aber unterbrochen.


    "Skondra... ich begleite meinen Herrn wie sein Schatten. Nun bin ich hier um für meinen Düsterlingsbruder zu übersetzen. Linhard wird auch jeden Augenblick hier eintreffen", erklärte der Düsterling freundlich und zuckte belustigt mit seiner Schwanzspitze.


    "Nun ich lasse Euch dann allein. Bis später", sagte Gianna und verschwand auf demselben Weg, wie sie mit Firxas und Morasa erschienen war.


    "Kommt nur herein, keine falsche Scheu. Eurem Freund geht es schon wesentlich besser. Seht selbst. Gianna sagte Ihr benötigt meine Hilfe? Nur zu, schildert mir Euer Problem. Unser Herr ist heute scheinbar in Geberlaune, dass solltet Ihr ausnutzen", grinste Dan.

  • Morasa


    starrte Firxas erst verständnis los an. Dann dämmerte es den Waldalb, dass die Köchin sonst das geklaute Messer gesehen hätte. Firxas stützte ihn sofort als sie loszogen ohne zu fragen. Mo war gerührt. Es war seltsam, seit dem es ihm schlecht ging, waren die anderen zu ihm gut. Oder Ardemia hatte Mo die guten Leute geschickt, als es ihm schlecht ging. Er hatte sie im Wald stumm um Hilfe angefleht und sein Schicksal in ihre Hände gegeben.
    Die Antwort der Göttin war Mauli, Crize, Aksoy und Firxas. Mo gefiel die Antwort. Aber Firxas schuldete ihn noch eine Antwort. Der Waldalb ging so dicht er konnte neben Firxas und legte sein Mund an sein Ohr.


    "Firxas du schuldest mir noch eine Antwort für unseren Deal. Ich lass dich nicht vom Haken, du musst das beantworten. Der Deal ist tausche das Armband gegen meine Rache. Gibst du mir das Armband, verzichte ich ganz auf meine Rache. Ich würde mich sehr gerne an den Albenhasser rächen. Sehr gerne würde ich ihn leiden sehen, dafür dass er mein Leben so schnell ruiniert hat. Aber ich verzichte, weil ich merke dass du ihn noch magst. Ich mag dich und du sagst du magst mich. Wenn ich für dich ganz auf die Rache verzichte, obwohl ich diesen Widerling gerne erwürgen will, dann kannst du doch auf das Armband verzichten.
    Und wieso hast du Jozo dabeim besucht? Ich halte mich von ihm fern, dass verspreche ich dir Firxas, du dich dann aber genauso. Lass Jozo in Ruhe, jag ihn nicht, such ihn nicht und besuch ihn nicht. Nachher ändert er seine Meinung und tötet dich. Jozo ändert seine Meinung sehr schnell. Er hat mir zugehört, aber vorher hat er mich angegriffen. Ich hab eine Idee. Wir versprechen uns beide uns von ihn fernzuhalten. Mein Versprechen hast du schon."


    Firxas fragte mit einer List nach der Suppe und die Köchin versprach sie ihnen als Proviant. Sogar frisches Brot sollten sie dazu bekommen. Morasa freute sich darüber. Er hatte schon lange kein Brot mehr gegessen. Brot ass er nur ganz selten, wenn er in die Stadt ging und Geld dafür übrig hatte. Meistens ass er das was der Wald ihm schenkte und er erjagte. Sein selbstgemachtes Brot gab es nur im Herbst, denn er machte es aus Eichelmehl. Und die gab es nur im Herbst.
    Zuerst war Mo nur glücklich, dass Firxas ihn stützte.
    Aber als wieder die Rennerei los ging und der Weg kein Ende kannte, war Mo froh über Firxas Arm. Die Bewohner hier mussten alle schlank sein oder ständig Nahrung dabei haben. Wer das Gelände geplant hatte ging wohl gerne zu Fuss. Mo fand die Latscherei langsam zum kotzen und sein Bauch grummelte. Er hatte soviel gegessen, dass er sich fühlte als würde die Suppe in ihm hin und her schwappern.
    Endlich standen sie vor dem Herrenhaus. Die Tür war eine ganz seltsame Konstruktion. Mo hörte die Geräusche im inneren von der Tür. Morasa wusste nicht, was er denken sollte, aber die Tür machte ihm Angst. Die Tür ging auf und sie standen in einem kleinen Raum. Die Decke und der Boden waren aus Metall. Die Wände waren glatt. Der Waldalb fühlte mit den Fingern drüber.
    Es fühlt sich an wie Glas dachte Mo. Am Strand von kleinen Fluss hatte er verglasten Sand gefunden, wenn der Blitz dort eingeschlagen hatte. Diese kleinen Gebilde hatte er gesammelt und aufgehoben. Die Wände fühlten sich ebenso verglast an. Aber wie sollte ein Blitz die Wände so gleichmässig verglasen und das in einen Haus. Mo konnte sich das nicht erklären. Die Tür hinter ihnen schloss sich. Dann erst ging die andere Tür auf.
    Der Waldalb schaute zu Tür zurück und klemmte sich mit zitterige Finger die Haare hinter die Ohren. Mo wollte umdrehen und wieder raus. Aber sie gingen weiter und Mo blieb am Arm von Firxas. Das Haus war dunkel, aber seine Augen waren besser als Menschenaugen. Für die Köchin musste schwierig sein, den Weg zu erkennen. Aber sie kannte sich aus. Mo konnte genauso in seiner Waldhütte mit geschlossenen Augen rumlaufen.
    Und wieder mussten sie laufen. Die Wächter hatten die gleichen toten Augen wie der Kutscher. Mo schaute den schwarzen Gestalten nicht hinterher. Er verliess sich auf seine Waldalbenohren. Er wusste nicht was sie waren, aber er wusste wo sie waren. Das sie mit ihnen liefen.
    Dann endlich kamen sie in einen hellen Raum. Mo schnaufte durch und lehnte sich an Firxas.
    Die Köchin stellte den anwesenden Mann in weisse Roben als Dantoine vor. Er war der angebliche unhöfliche Heiler. Mo fand den Mann nicht unhöflich. Der Heiler lächelte, begrüsste sie und machte einen freundlichen Eindruck. Firxas kleiner Freund lag in einen Bett. Ein verhüllter Düsterling kümmerte sich um ihn. Als die Köchin ihn vorstellen wollte, unterbrach er sie. Der nannte selber seinen Namen. Es schien ihm wichtig zu sein.
    Mo schaute sich den Düsterling genau an. Er hatte keine Angst, er fühlte sich sicher. Der Dämon war hier Zuhause. Der Marder in Morasa sagte ihm, dass das ein Jäger war. Ein Jäger wie Jozo. Der Waldalb sah das nicht nur, er fühlte es. Dieser Düsterling war eine ehrbare Beute, aber eine die er nicht erlegen konnte. Vielleicht konnte nicht mal Firxas mit Magie in erlegen. Aber der Düsterling war hier zu übersetzen. Vielleicht genauso um den Heiler zu beschützen.
    Morasa beugte sich weit zu Firxas, so als ob er sich lösen wollte.


    "Der Düsterling ist ein Jozo."


    Die Warnung flüstere Mo ganz leise Firxas zu. Der Waldalb zog vorsichtig sein Gewand von seine Schulter. Morasa ging auf den Heiler zu.


    "Hallo Skronda und Dantoine. Das ist Firxas und ich bin Morasa. Dantoine du musst uns helfen. Firxas ist geschwächt und ich hab einen Armbrustbolzen in die Schulter bekommen. Den Bolzen hab ich ausgeholt und ein Freund von mir hat die Wunde behandelt. Die Entzündung ist raus aus der Wunde, aber ich hab immer noch Schmerzen und mir geht es nicht gut. Ich hab keine Kraft mehr. Wenn dein Boss wirklich in Geberlaune ist und ich eine Behandlung nicht bezahlen muss, dann hilf mir bitte. Bezahlen kann ich dich nicht, ich hab kein Geld mehr. Ich hab alles verloren, sogar meine Kleidung sind ein Geschenk. Ich kann nichts bezahlen."


    Morasa hoffte dass Dantoine ihnen trotzdem helfen würde. Der Mensch war freundlich zu ihnen gewesen, also war Mo genauso freundlich zu ihm.

  • Firxas fühlte sich ausgesprochen unwohl, als sie in das "Haus" geschleust wurden. Aber das war wohl auch Sinn dieses Bauwerkes, es sollte Angst machen und abschrecken. Die totäugigen Statuen taten ihr Übriges. Er hatte gehofft, dass Morasa dadurch abgelenkt werden würde von seinem Vorschlag und ihn einfach vergaß, doch er war hartnäckig und bohrte weiter nach. Eine kahle Augenbraue von Firxas zuckte etwas.


    "Das Armband bedeutet mir viel und ebenso viel verlangst du von mir. Wäre es nicht besser, wenn ich es irgendwann aus freien Stücken ablege? Weil ich es nicht mehr brauche? Dann weißt du, dass ich es ehrlich meine und die Geste aus tiefstem Herzen kommt und nicht so wie jetzt, weil du mich dazu zwingst. Jetzt würde ich das aus Angst machen, Angst davor, dass du sonst wieder gehst und Angst davor, dass du den einzigen Mann zu Tode quälst, der mich je geliebt hat. Ich hänge noch an ihm Morasa, weil ich niemanden sonst je an meiner Seite hatte. Jozo hat denjenigen, der nach ihm für mich bestimmt war, geschändet und umgebracht. Den Söldner. Ich habe niemanden, Morasa, aber das Armband erinnert mich daran, dass ich zumindest einmal jemanden hatte. Bitte versteh das und sei nicht so hart zu mir." Er küsste ihn im Gehen auf die Schläfe. Morasas Arm war so dünn, dass Firxas`Klauen sich fast trafen, als er ihn stützte.


    Gianna stellte ihnen den Leibarzt Dantoine vor und anschließend stellte sich ein zweiter Düsterling namens Skondra vor. Danach ging Gianna, was Firxas etwas bedauerte, denn nach anfänglichen kommunikativen Schwierigkeiten fand er sie nun eigentlich doch ganz nett und freute sich, dass sie ihnen die Suppe einpacken lassen würde. Firxas nickte den beiden zum Gruße ernst zu.


    Auch Mo plapperte wieder munter drauf los, stellte sie beide vor und erzählte von seinen Beschwerden. Firxas hoffte, dass man dem Waldalben hier weiterhelfen konnte, damit er bald wieder fit war.


    "Wie geht es Terc? Was hatte er?", fragte er, nachdem Mo mit Dantoine geredet hatte.


    Terc seinerseits war wach. Mit zusammengekniffenen Augen, aus denen tiefstes Misstrauen sprach, betrachtete er Skondra, der ihm die Stirn tupfte. Tercs dürre Finger bildeten dabei angespannte Krallen, er lag da steif wie ein Brett. Firxas verdrehte gedanklich die Augen. Düsterlinge und ihre kleinlichen Rudelkriege. Dass Terc ein Brandl war, sah jeder anhand seiner kupierten Ohren und Brandln hatten keine Verbündeten, nur Feinde. Terc musste also davon ausgehen, dass der andere in jedem Fall gefährlich für ihn war, völlig egal, welchem Rudel er angehörte. Als Firxas und Mo jedoch in den Raum traten, hellte Tercs Gesicht sich auf und er versuchte, sich aufzusetzen. Firxas ahnte, dass er rasch auf seinen Rücken wollte, damit er ihn vor dem anderen Düsterling in Sicherheit brachte.


    Gleichzeitig zischte Morasa ihm eine Warnung ins Ohr. Bei dem Vergleich mit Jozo peitschte Firxas`untere Schwanzhälfte einmal kurz. Er betrachtete den Düsterling, der ihn freundlich mit goldenen Augen anfunkelte. Auch Jozo hatte sehr freundlich wirken können, wenn er es darauf anlegte.


    "Welchem Rudel gehörst du an, Skondra? Und du sprichst tatsächlich Demonai?", fragte Firxas. "Was sagt Terc?"


    Er ließ Morasa vorsichtig los, wobei er darauf achtete, dass es nicht zu plötzlich geschah, damit er nicht umfiel und setzte sich zu Terc auf die Bettkante, so dass dieser auf seinen Rücken krabbeln konnte, was er auch sofort tat. Firxas war sich nicht sicher, ob das gut war für den Düsterling und fragend blickte er hinauf zu Dantoine. Bis jetzt wirkte der Heiler keineswegs so seltsam, wie der Hausherr es ihnen angekündigt hatte - es sei denn, für ihn war seltsam, wenn sich jemand normal verhielt.

  • Dantoine und Skronda


    Der Magier musterte kurz Morasa und Firxas, da sie über seine Person hier in diesem Haus erstaunt zu sein schienen. Dan machte eine flüchtige Geste Richtung eines Behandlungsstuhls.


    "Setz Dich, ich schaue mir zuerst Deine Wunde an Morasa, danach kümmere ich mich und Dich Firxas", sagte der Heiler freundlich, da Morasa die schwerwiegendere Verletzung zu haben schien.


    Auf den ersten Blick war der Tiefling körperlich unverletzt. Der Magier untersuchte die Wunde des Waldalben gründlich. Der Armbrustbolzen war nicht professionell entfernt worden, sondern es sah eher aus, als hätte ein Tier ihn aus der Schulter gebissen. Möglicherweise hatte das der Alb sogar selbst getan. Auf diese Weise wurde er zwar den Armbrustbolzen los, hatte sich aber mehr verletzt, als es der Schusskanal des Geschosses getan hatte.


    Die Entzündung, die bereits durch die Vorabbehandlung eines anderen Kollegen am abklingen war, hatte sich Morasa durch seine Selbstbehandlung zugezogen. Dan wusste als Heiler, dass Menschen oder generell Humanoidenbisse oft viel infektiöser waren, als Hundebisse.


    "Ihr scheint seltsamerweise erstaunt zu sein, einen Heimagier hier vorzufinden. Für Außenstehende wirkt dies immer erst befremdlich, aber ein kluger Nekromant weiß, dass Nekromatie mehr ist, als dass reine Wiederbeleben von Untoten. Sie einzig und allein darauf zu beschränken, wäre töricht.


    Und unser Herr ist alles andere als töricht. Seine Magieanwendung umfasst vom einfachen Befragen von Toten bis hin zur Golemerschaffung alles was seine Fähigkeiten hergeben.


    Und so hat unser Gebieter in seiner Weitsicht erkannt, dass ein hilfreicher und stimmiger Magiezweig zur Nekromantie die Heilmagie und Heilkunst ist. Jeder von uns kümmert sich auf die seine Weise und den Erhalt des Körpers. Quasi beginnt die Arbeit meines Herren, wo meine endet", erläuterte Dan.


    Als sich Firxas auf das Bett zu Terc setzte, nickte er zustimmend.


    "Nur zu, Dein Freund wird sich über Deine Nähe freuen. Skronda versucht sein bestes, aber leider ist unser kleiner Patient sehr misstrauisch und angespannt. Nun niemand kann es ihm verdenken, er kann nicht wissen, dass Skronda rein zu unserem Haus gehört.


    Wie ich hörte, bist Du ebenfalls ein Magier Firxas. Nun Dein kleiner Begleiter hat mir ganz schön Kopfzerbrechen bereitet und all meine Fähigkeiten auf die Probe gestellt. Letztendlich konnte ich ihn dennoch heilen. Laut meinen Informationen wurde er von einem Steinschlag getroffen.


    Die Verletzungen des Düsterlings bestätigten dies leider. Er hatte einige innere Verletzung, stumpfe Verletzungen und Brüche. Es hatte ihn hart erwischt, aber Düsterlinge sind hart im Nehmen und ich bin hartnäckig - folglich ist Dein kleiner Freund auf dem Wege der Besserung.


    Ich habe ihn mit einer Kombination aus Heilwissen und Magie behandelt, so dass Ainuwar sich noch auf seine Seele gedulden muss. Dennoch ist er recht schwach und er hat viel Kraft verloren. Er hat durchgehalten, gekämpft und alles gegeben.


    Viel Bettruhe, stärkende Mahle, ausreichend Flüssigkeit am besten in Form von Tee, Heiltränke und Fürsorge werden in der nächsten Zeit unumgänglich sein. Aber dann wird er fast wieder vollständig hergestellt sein.


    Skronda spricht Demonai und hat versucht mit Deinem Freund zu kommunizieren, aber leider ist er von einer sehr misstrauischen Sorte. Er schweigt und ängstig sich. Vielleicht überzeugt Eure Anwesenheit Deinen Freund, dass es hier keinen Grund zur Sorge gibt. Wir sind hier um ihm zu helfen. Und Skronda hat mich tatkräftig bei seiner Behandlung unterstützt", sagte Dantoine höflich.


    Skronda nickte mit einer Geste knapp als Zustimmung. Es war eher, dass der den Kopf nur einmal minimal nach unten ruckte um seine Zustimmung kundzutun. Jede seiner Bewegungen war beherrscht, geplant, so als ob der Düsterling sehr sparsam mit seiner Energie umging um im Notfall jedes Quäntchen davon zur Verfügung stehen zu haben.


    Was Morasa gespürt hatte, erkannte man auf die Entfernung nur unterschwellig, dies änderte sich, sobald man Skronda etwas näher gekommen war. Das Monströse an dem Düsterling erkannte man erst, wenn man ihm nahe genug kam.


    Er wirkte fast wie ein normaler Düsterling, wenn man keine Ahnung hatte, womit man es bei ihm zu tun hatte.


    Skronda war wie Jozo und dies entging auch Firxas nicht. Er erkannte das Bewegungsmuster von dem kleinen, gelben Goblin in dem schwarzen Düsterling wieder.


    Die spezielle Art, den Kopf zu halten, um stets alles mit den Ohren verfolgen zu können. Schräg zur Seite geneigt oder extrem weit nach hinten überstreckt, in dem Fall um zu wittern. Auch waren Skrondas übrige Bewegungen wie die von Jozo allesamt eine Spur zu schnell und eine Nuance zu ruckartig.


    Wann immer er sich bewegte, konnte Firxas es sehen, so bewegten sich keine Menschen, keine Tieflinge oder Düsterlinge - so bewegte sich Jozo und jene seiner Art, gleichgültig welchem Volk sie angehörten. Mo hatte völlig Recht, Skronda war ein Killer.


    Der Düsterling lächelte breit und legte den Kopf schief.


    "Rudel? Mein Meister ist mein Rudel. Skronda gehört zu seinem Meister, dass Band der Treue bindet mich an ihn, an niemanden sonst. Der Meister hat gesagt übersetze für Dan was der Düsterling zu sagen hat.


    Also bin ich hier und übersetze, aber Dein Freund spricht nicht. Er verschwendet meine Zeit. Seine Angst ist unsinnig, der Meister entscheidet hier über Leben und Tod.


    Sein Land, sein Haus, seine Macht und der Meister ordnete an, dass dieser Düsterling gerettet werden soll. Also wurde er gerettet", erklärte der vermummte Düsterling und strich über Tercs Ohren.


    "Er ist ein Brandl, darum fürchtet er sich. Aber er versteht nicht, worum es hier geht Tiefling. Ob er ein Brandl ist oder nicht ist unwichtig. Alles ist hier unwichtig, nur das Wort des Meisters hat Gewicht. Aber Dein Freund möchte uns nicht glauben. Nun da ich Euch nicht helfen kann, werde ich dem Meister Bericht erstatten. Ihn wird interessieren, dass Ihr hier seid", sagte der Düsterling vergnügt und war schneller verschwunden, als Mo und Firxas für möglich gehalten haben.


    Seine Vermummung und seine dunkle Haut schienen regelrecht von der Dunkelheit des Flur verschluckt worden zu sein.


    Dantoine schaute dem Düsterling noch einen Moment nach, ehe sich der Magier sichtlich zu entspannen schien. Aufmunternd lächelte er Firxas und Morasa an.


    "Du hast Dir mit der Entfernung des Armbrustbolzens keinen Gefallen getan Morasa. Du hättest dies dem Kollegen überlassen sollen, der auch die Entzündung Deiner Schulter behandelt hat. Ich kann nur vermuten, dass Du Dir selbst den Armbrustbolzen aus der Schulter gebissen hast. Es sind Humanoidenbisse und der Kollege hätte vermutlich ein Skalpell, eine Pinzette oder beides verwendet", erklärte Dan und musterte dann den Waldalb ernst.


    "Die Entzündung ist gut zurückgegangen, aber trotzdem können wir nicht davon ausgehen, dass Du keinen Wundbrand bekommst. Folgender Vorschlag meinerseits. Ich würde Dir die Wunde ausschälen. Dass heißt, ich werde alles entzündete Gewebe wegschneiden, so dass die Wunde frisch blutet. Danach würde ich sie kurz ausbrennen und Dir Heilsalben auf die ausgebrannte Wunde streichen. So bleibt garantiert keine Krankheit in Deiner Schulter zurück. Natürlich wird sie danach wieder etwas mehr schmerzen, aber die Heilung wird ohne Probleme verlaufen.


    So in diesem Zustand hast Du zu viele Wundränder die der Krankheit Tür und Tor öffnen. Die Wunde ist zu ausgefranzt um sie so belassen zu können. Genäht wird die Wunde aus dem Grund auch nicht, sondern ausgebrannt. Das schmerzt zwar sehr, aber Du möchtest ja keine faulende Schulter nicht wahr?


    Falls Du Angst hast gestehe dass ruhig offen ein, es ist für mich kein Problem Dir einen Trank zur Beruhigung zu verabreichen. Danach wirst Du Dich und Deine Schulter einige Zeit schonen müssen. Belaste sie so wenig wie möglich, dann heilt sie schneller aus", erklärte der Heilmagier sein Vorhaben und setze den Waldalben behutsam auf den Behandlungsstuhl.


    Auch er spürte wie dünn und abgemagert Morasa war. Der Alb würde die Behandlung vermutlich nicht überstehen und ohnmächtig werden ohne entsprechende Schmerztränke. Dan machte sich umgehend daran etwas zusammenzustellen und drückte Morasa dann eine Schale in die Hand.


    "Auf Ex runter damit", grinste er, "danach fangen wir an."

  • Morasa


    wollte Firxas nicht erpressen. Und schon gar nicht wollte er ihm etwas wegnehmen, dass ihn so viel bedeutete. Der Waldalb empfand den Tausch als gerecht, Rache gegen das Armband. Aber da hatte er nicht gewusst, wie sehr Firxas an den Armband hing.
    Es war Firxas Erinnerung einmal geliebt worden zu sein. Mo hatte solche Erinnerungsstücke nicht. Jedenfalls nicht von einen Geliebten. Nur ein Erinnerungsstück von seinen Vater aus alter Zeit, aber das hatte er an Urako verloren.
    Morasa überlegte wieviel ihm das Armband und der Deal wert war. Der Waldalb entschied, dass wenig besser als nichts war. Wenn Firxas eine Zeit sein Gefährte war, war das besser als nichts. Mo wollte nicht zwischen ganz oder gar nichts wählen. Er hatte Angst dass er dann nichts von Firxas bekam.
    Mit ein bisschen Zuneigung und Nähe kam Mo aus, damit war immer ausgekommen.
    Der Waldalb verstand nicht, warum Firxas den Albenhasser so beschützte. Urako hatte ihn mies behandelt, aber Firxas mochte ihn immer noch.
    Das Geständnis von Firxas, dass er noch an Urako hing, machte Mo wütend. Aber nicht auf Firxas war Morasa wütend, sondern auf Urako. Scheinbar wurde er den Widerling nie los. Als Firxas ihn um Verständnis bat, empfand Mo Mitleid mit ihm. Er wollte doch gar nicht hart zu Firxas sein, er wollte ihn für sich und er wollte gut zu ihm sein.
    Als Firxas ihm einen Kuss gab, freute Morasa sich sehr darüber.


    "Ich will nicht hart zu dir sein, dir wehtun oder dir was wegnehmen was dir was bedeutet. Ich wollte was anderes.
    Behalt beides Firxas, dein Armband und meine Rache. Ich verzichte auf den Deal und ich schenke dir meine Rache. Ich werde den Widerling Urako nichts antun und ich werde ihn nicht töten. Sogar dann nicht, wenn ich die Chance dazu habe."


    Mo hatte den Heiler erklärt was sein Problem war und der Mann schwatzte freundlich mit ihnen. Morasa fand den Menschen ganz nett.
    Bis er erzählte, was er mit Mo machen wollte. Er wollte seine Schulter aufschneiden und mit Feuer ausbrennen.
    Zuerst dachte Morasa, der Mensch machte einen Witz, aber der Quacksalber von einem Heiler meinte das ernst. Er wollte seine Schulter anzünden und die sollte davon heilen!
    So eine Scheisse hatte Morasa noch nicht gehört. Der Waldalb starrte den Heiler finster an und seine Nase zuckte vor Wut, so wie er es als Marder machte. Seine Hand legte er auf sein Oberschenkel über das Messer.
    Er zog es nicht, er hatte Firxas sein Wort gegeben. Aber wenn der Mann ihn verbrennen wollte, dann würde er sich wehren.
    Die Giftschale die ihn der Kurpfuscher hinhielt schaute der Waldalb nicht an. Mo zog seine Kleidung wieder über seine Schulter.


    "Ich wusste nicht dass ich Hilfe bekomme, drum hab ich mir selber geholfen und den Armbrustbolzen rausgeholt. Oder soll ich den drinlassen? Ich trinke die Giftbrühe nicht und ich lasse mich nicht von dir aufschneiden und abfackeln.
    Wag dich nicht mich anzuzünden, dann bereust du es. Ich hab ein Loch in der Schulter und danach bin ich ein Brandopfer? Crize hat mich behandelt und er wusste was er macht."


    Mo stand von den Stuhl auf und ging wackelig zur Tür. Seinen Rücken lehnte er gegen den Rahmen und schaute in den dunklen Gang. Der Waldalb wollte so schnell wie möglich raus aus dem Horror Haus. Aber als er an die seltsame Tür dachte, wusste Mo dass sich weglaufen nicht lohnte. Spätestens an der Tür wäre hätten sie ihn wieder.
    Morasa schaut den Düsterling an und fragte sich, was der Heiler mit ihm gemacht hatte. Dem Düsterling ging es besser. Mo war müde und erschöpft. Er war immer noch mit den Nerven fertig und er wusste nicht was er machen sollte.
    Er hatte Angst vor dem Heiler und er wollte nach draussen. Aber er wollte genauso seine Schmerzen los sein und dem Düsterling hatte er geholfen. Morasa schaute Firxas an.
    Wenn er sich jetzt sträubte, dann konnte er bestimmt nicht mehr mit Ansgar sprechen. Dann würde Dave und die Geister ihn weiter jagen. Irgendwann würden sie ihn umbringen. Er war allein, wenn er die Geister nicht einen nach den anderen erlegte, dann würden sie ihn erlegen. Morasa wollte mit Dave verhandeln.
    Aber dafür musste Ansgar mit seinen Bruder reden und ihn dazu bringen, mit Mo verhandeln zu wollen. Wenn Morasa jetzt hier die Hilfe vom Heiler ablehnte, wäre ihr Gastgeber vielleicht wütend. Der Bonze war bestimmt schnell wütend. Der Waldalb musste so viel bedenken, dass sein Kopf schmerzte. Wäre er allein im Wald geblieben, dann hätte er die ganzen Sorgen nicht, dachte Mo.
    Morasa rutschte den Türrahmen runter, machte sich ganz klein und blieb auf dem Boden sitzen. Er behielt den Heiler im Blick, aber in Mo seinen Augen stand seine Angst. Mo dachte nach. Der Waldalb beschloss dass es gleichgültig war und er es versuchen musste. Entweder würde ihm der Heiler jetzt schaden oder die Geister später. Es war eine Chance. Wenn der Heiler seine Wunde heilte, war das gut. Wenn der Heiler ihn erlegte war er seine Probleme genauso los. Jedenfalls konnten ihn die Geister dann nicht mehr aufknüpfen und seine Angst wäre vorbei.
    Mo fauchte vor sich hin und stand wieder auf, dabei hielt er sich am Türrahmen fest. Er brauchte einige Versuche bis er wieder hochkam. Wütend und ängstlich ging er zurück zu den Heiler und nahm ihm die Schale ab. Mo fühlte sich dem Mensch und dem ganzen Drumherum ausgeliefert. Morasa trank die Brühe aus und zwang sie seine Kehle hinunter. Der Waldalb setzte sich wieder hin und machte seine Schulter frei.


    „Ich bin bereit.“


    Seine Stimme leer und ohne Kraft. Morasa schaute in die andere Richtung. Er wollte nicht sehen was der Heiler mit seiner Schulter machte.

  • Firxas wunderte sich, als der Heiler meinte, er würde ihn sich danach anschauen. "Mir fehlt nichts. Danke." Ihm tat nur der Rücken ohne Ende weh von dem Geschleppe, aber er glaubte nicht, dass der Mann ihm da in irgendeiner Weise helfen konnte und außerdem wollte er nicht wegen solchen Kleinigkeiten rumjammern, während Mo und Terc nur knapp dem Tode entronnen waren.


    Firxas wollte etwas auf Skondras Erklärung erwidern, aber der Düsterling flitzte wie ein geölter Blitz aus dem Raum und Firxas machte den Mund wieder zu und tat, als hätte er sich nur räuspern wollen.


    Die Erklärung des Heilers, wie er Morasas Wunden zu versorgen gedachten, hörten sich nicht sehr angenehm an. Insbesondere beim Ausbrennen war Firxas sehr skeptisch. In den diversen Lazaretten, in denen er bisher in seinem Leben zugange gewesen war, um seine Kameraden zu besuchen, gab es dazu beim jeweilgen Medicus sehr unterschiedliche Auffassungen. Die einen schworen darauf, die anderen schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Firxas hatte aber zu wenige Kenntnisse darüber, um das einschätzen zu können. Dennoch war er sehr besorgt.


    Morasa sah das offenbar genau so, er drehte erstmal frei und wetterte und tobte. Firxas glotzte verdattert aus der Wäsche und wusste nicht, was er jetzt machen sollte. Der Heiler seinerseits wartete einfach, bis der Waldalb fertig war mit seinem Gezeter. Firxas tat es weh, zu sehen, wie Morasa fix und fertig am Türrahmen herunterrutschte und da als Häuflein Elend sitzen blieb. Skondra war futsch und Terc entspannte sich und guckte gut gelaunt drein, vermutlich wegen irgendwelcher Schmerzmitte. Ihm ging es den Umständen entsprechend gut. Firxas wollte sich darum nun gern neben Morasa setzen, um bei ihm zu sein, wenn der Heiler an ihm herumschnitt, aber wahrscheinlich würde er im Weg sein. Er fragte trotzdem.


    "Kann ich bei ihm sein in der Zeit? Er kann sich an mir festhalten oder in mich reinbeißen, wenn es weh tut. Wenn das nicht geht, warte ich hier."


    In jedem Fall würde er den Wandler ein wenig mit seiner Geistmagie unterstützen, ihm die Angst nehmen und ihm Geborgenheit vermitteln. Firxas war nicht so gut als Magier, dass er extreme Gefühle vollkommen neutralisieren und neu formen konnte, aber er konnte ihn zumindest unterstützen. So stupste er Morasa geistig etwas an, damit dieser ihn einließ, wenn er wollte.

  • Dantoine


    Der Heiler wartete einfach in aller Seelenruhe ab, bis sich Morasa beruhigt hatte. Als der Waldalb endlich wieder auf dem Behandlungsstuhl saß und das Schmerzmittel getrunken hatte nickte Dan zufrieden.


    Um die Zeit zu überbrücken, die der Trank bis zur vollen Entfaltung seiner Wirkung benötigte, beschloss Dan dem Waldalben und seinem Begleiter alles etwas genauer zu erklären. Viele Patienten hatten vor unbekannten Behandlungen Angst. Aber Morasa schien ein besonders ängstliches Exemplar zu sein. Der Alb verhielt sich fast wie ein Wildtier in Gefangenschaft, anstatt wie eine aufgeregte Person.


    Das Angebot von Firxas kam Dan sehr gelegen. Er schien eine beruhigende Wirkung auf den fahrigen Waldalben zu haben.


    "Du störst mich nicht Firxas, im Gegenteil ich denke Du wirst zur Beruhigung Deines Freundes beitragen. Stelle Dich bitte auf seine gesunde Seite, damit ich mich um seine verletzte Schulter kümmern kann.


    Und nun zu Dir Morasa. Ich werde Dich weder verbrennen, noch abfackeln, noch vergiften oder Dir sonst auf eine Art schaden. Ich bin Heiler und das nicht nur der Taler wegen, sondern aus Berufung. Manche Heiler mögen ihr Wissen für das Gegenteil missbrauchen, ich gehöre nicht dazu.


    Selbst wenn Dir mein Arbeitsplatz etwas suspekt erscheinen sollte, kann ich Dir versichern, dass ich mich hier um die Lebenden kümmere und dafür sorge, dass jene die mir anvertraut werden auch am Leben bleiben. Ebenso ist es meine Aufgabe, die Schmerzen meiner Patienten zu bekämpfen, oder bei Behandlungen so gering wie möglich zu halten.


    Deine Drohungen sind also nicht nur unangebracht, sondern auch unnötig.
    Ich bin hier um Dir zu helfen, nicht um Dir zu schaden. Merk Dir das bitte.


    Und nun zur Behandlung. Ich werde weder Deine Schulter vollständig aufschlitzen, noch werde ich Dich in Brand setzen. Die Behandlung läuft folgendermaßen ab. Ich werde die krankheitsbefallenen Wundränder mit dem Skalpell entfernen.


    Selbstverständlich wirst Du dann erneut bluten, aber das ist so gewollt. So kann sich keine Krankheit in Deinem Gewebe festsetzen. Danach werde ich die Wunde ausbrennen. Das geschieht mittels eines heißen Eisens. Ich behaupte nicht, dass die Behandlung schmerzlos ist. Aber dadurch werden die offenen Stellen sofort geschlossen und Deine Wunde kann heilen. Es nässt nichts und es kann nichts eitern. Zudem hat die Krankheit keine Eintrittsmöglichkeit mehr in Deine Wunde. Du kommst also nicht mit einer offenen Flamme in Berührung. Es ist eher wie ein Brandzeichen. Es schmerzt, aber nur für einige Sekunden. Du musst für einen Augenblick die Zähne zusammenbeißen, dafür ersparst Du Dir einiges an Wundschmerz.


    Je nachdem wie Deine Wunde dann aussieht, können wir sie dann auf natürlichem Wege abheilen lassen, oder ich werde eine magische mittlere Heilung anwenden. Das sehen wir gleich. Für Deine Angst besteht kein Grund.


    Dein Freund Firxas bleibt an Deiner Seite, er gibt Dir Halt - kurzum er hält Dich fest und aufrecht. Er unterstützt Dich durch seine Nähe und er sorgt dafür, dass Du nicht versehentlich zuckst. Mach uns beiden nicht die Arbeit unnötig schwer - wir beide tun dass hier für Dich Morasa", erklärte Dan freundlich.


    Der Heiler deutete Firxas an, Morasa an der gesunden Schulter festzuhalten und ihm so beizustehen. Danach bereitete er alles vor. Er zündete einen Bunsenbrenner an und legte ein flaches langes Eisen in die Flamme. Dann flämmte er seinen Skalpell ab.


    Dantoine suchte aus seinem Sammelsurium an Pflanzen und Kräutern ein Stück Wurzel heraus und drückte es Morasa zwischen die Zähne.


    "Kaue langsam und fest darauf herum", bat der Heiler.


    Die Wurzel hatte einen anisartigen, leckeren Geschmack. Mo spürte, wie der Trank und die Wurzel ihre Wirkung entfalteten. Seine Schmerzen ließen nach und durch den Rausch des Tranks wie auch der Wurzel fühlte sich alles für den Waldalb gedämpft an.


    Dantoine wartete noch einen Moment, bis der Trank seine ganze Wirkung entfaltete, dann machte sich der Heiler an die Arbeit.


    Sorgfältig und mit präzisen Schnitten entfernte er das zerbissene und ausgefranzte Gewebe und Fleisch von Morasa Schulter. Er schnitt nur so viel weg, wie er fortschneiden musste, aber auch genug, damit frisches Blut floss und eine gute Abheilung gewährleistet war.


    Es dauerte eine Weile und Dan arbeitete sehr konzentriert, damit er auch keine Krankheitsstelle in der Wunde übersah. Der Heiler legte das Skalpell zur Seite und nahm das Brenneisen zur Hand, dabei musterte er Firxas.


    "So nun wird es ernst, halt Deinen Freund bitte gut fest", bat Dantoine.


    Er wartete bis Firxas Morasa richtig fest gepackt hielt, dann drückte er Morasa das Brenneisen auf die offene Wunde um diese zu versiegeln. Nach einem kurzen Augenblick rochen Morasa, Firxas und Dan, dass verkohlte Fleisch von Mo. Schon nahm der Heiler das Brandeisen wieder von Morasas Wunde.


    Als der Heiler dass Brenneisen fortnahm, war die Wunde schwarz und trocken. Sie blutete nicht und sie nässte auch nicht mehr. Dan nickte zufrieden.


    "Du hast es geschafft Morasa", sagte Dantoine aufmunternd.

  • Morasa

    wunderte sich das Terc so gut gelaunt guckte. Die Laune von Düsterling war gut, seit dem der andere Düsterling verschwunden war. Morasa dachte, dass seine Laune genauso gut wäre, wenn der Heiler verschwinden würde. Firxas fragte den Heiler, ob er bei ihm bleiben durfte. Das freute und beruhigte Morasa. Er wollte nicht allein mit dem Heiler bleiben.
    Irgendwas machte Firxas und Mo erinnerte sich an Dave. Morasa hatte nichts dagegen Firxas in seinen Kopf zu haben. Er wusste nicht genau was er machen sollte, aber bei Dave war es genug sich nicht zu wehren.
    Und bei Firxas wollte er sich gar nicht wehren.
    Der Heiler erklärte nochmal, was er alles mit Morasas Schulter machen wollte. Mo hörte ihm zu, aber besser als vorher klang es nicht. Der Waldalb hatte immer noch Angst, obwohl er jetzt besser verstand was der Heiler tun wollte. Auf Firxas Frage ob er störte, sagte der Heiler nein. Mo hätte Firxas nicht gehen lassen. Während der Mensch schwatzte fühlte sich Mo irgendwie immer leichter. Das war bestimmt die Brühe die anfing zu wirken.
    Mittendrin, während er schwatzte stopfte ihm der Heiler eine Wurzel in den Mund. Sie war lecker und Mo kaute sie gerne. Der Geschmack erinnerte ihn an die Neujahrskekse von seiner Mama. Während Morasa auf der Wurzel kaute, fühlte er wie sich seine Nerven beruhigten. Er hatte nicht mehr so viel Angst und seine Gedanken war nicht mehr so wild durcheinander.
    Mo nahm von Firxas die riesige Hand und hielt sich an ihm fest. Der Heiler fing an seine Schulter zu behandeln. Die Schnitte schmerzten nicht so, wie Morasa das erwartet hatte. Es schmerzte erst, wenn der Schnitt gesetzt war, also hinterher. Das Messer musste sehr scharf sein. Mo wollte es gerne mitnehmen.
    Der Heiler schnitt lange an seine Schuter herum und Mo schaute dabei die ganze Zeit auf Firxas Hand. Er wusste nicht wo er sonst hinschauen sollte und wollte sich festhalten.
    Als der Heiler fertig war, warnte er Firxas. Er sollte Mo gut festhalten. Morasa musste doch hingucken. Das Eisen war glühend und Mo guckte schnell wieder weg. Dann drückte ihm der Heiler das Eisen auf die Schulter. Es waren grauenvolle Schmerzen. Mo konnte nicht mal schreien so gelähmt war er vom Schmerz. Morasa dachte dass er bewusstlos werden würde und klammerte sich an Firxas. Er roch sein verbranntes Fleisch und ihm wurde schlecht. Der Heiler nahm das Eisen weg, aber Mo fühlte sich als hätte es jahrelang an seine Schulter geklebt.
    Mo wischte sich die Schweiss nassen Haare aus den Gesicht und schaute sich seine Schulter an. Sie war zwar schwarz, sah aber gut aus. Der Waldalb lehnte sich erschöpft und erleichtert an Firxas.

    „Danke. Ich wollte nicht fies zu dir sein, ich hatte Angst. Ich möchte eine Auskunft von dir Dan. Erkläre mir wie man einen Adlerlass macht. Ich muss später einen machen, dass ich wichtig. Ein Freund hat gesagt ich soll das täglich machen, aber ich weiss nicht wie das geht. Erklär mir das als Heiler, damit ich das hinbekomm. Und darf ich was zu trinken haben?“

    Mo verkrallte seine Hand in die von Firxas und schaute ihn dankbar an.