Zum Henker und zum Heiler

  • "Was war das für eine?", grollte Urako, als man ihnen die Tür vor der Nase zuschlug. Eigentlich hatte er gehofft, dass Varmi sie als erstes begrüßte. Pavo und Dave arbeiteten ja meistens, aber Varmi lungerte viel herum, darum hatte Urako angenommen, er würde ihnen die Tür aufmachen. "Das neue Zimmermädchen? Die Reinemachfrau?"


    Dave oder Varmi war doch hoffentlich nicht eingefallen, dass ihm die holde Weiblichkeit fehlte?! Andererseits sah sie sehr jung aus, zu jung eigentlich. Vielleicht war es nur eine von Daves zahllosen Verwandten. Irgendeine Nichte oder so. Urako beschloss, diesmal nicht zu explodieren, auch wenn es ihm schwer fiel, ruhig zu bleiben, wenn jemand Fremdes von außen in seine Familie eindrang. Er hatte Angst. Sein Schweif peitschte nervös um seine Beine.


    Immerhin blieb Gasmi diesmal ruhig und geriet nicht so freudig aus dem Häuschen wie bei dem unsäglichen Waldalb. Ihm fiel ein, dass er Gasmi noch fragen wollte, ob er sich früher mal für Frauen interessiert hatte.


    Da kam schon Dave mit breitem Grinsen und Urako grinste zurück. Er freute sich sehr, den Magier wiederzusehen, stapfte samt Gasmi auf ihn zu und umarmte ihn zu einer kuschligen Dreierumarmung. Er sog den gepflegten Geruch von Dave ein, der nach sich selbst, nach sauberer Wäsche und nach Rasierwasser duftete. Er liebte diese vertraute Mischung. Auch der typische Geruch des Geisterhauses haftete ihm an. Dave roch nach zu Hause. Es fühlte sich gut an, in der Mitte zu stecken, zwischen zweien, die ihm sehr viel bedeuteten und Urako beruhigte sich etwas.


    Dave stellte anschließend Marcella vor. Sie war seine Schülerin. Seine Schülerin. Sie würden sehr viel Zeit zu zweit miteinander verbringen, Zeit, in der Urako nicht stören durfte, in der er Dave nicht besuchen durfte, Zeit, in der er überflüssig war, ja, lästig. Ihm zog sich der Hals zusammen.


    "Hallo Marcella", quetschte er hervor und reichte ihr eine kalte, schweißnasse Hand.


    Gasmi erzählte anschließend auf die ihm eigene übersprudelnde Art und Weise die Geschichte ihrer Reise, während sie Dave ins Haus folgten. Urako zog eine von Gasmis Händen in sein Gesicht und küsste sie die ganze Zeit und rieb sein Gesicht an ihr, um sich irgendwie zu trösten. Er musterte Marcella im Gehen verstohlen. Das Mädchen wirkte harmlos und zurückhaltend und war im Gegensatz zu dem nackten Waldalb, der Varmikan regelrecht die Eier ins Gesicht gedrückt hatte, anständig gekleidet. Das und Gasmis körperliche Nähe halfen ihm sehr dabei, ruhig zu bleiben, während Dave die Antwort las.

  • Dave genoss die Begrüßungsumarmung von Urako. Er hatte ihn schmerzlich vermisst. Irgendwie war Dave mittlerweile die Anwesenheit von zwei Männern gewöhnt.


    Wäre es ihm möglich gewesen, dann hätte er Urako zur Begrüßung geküsst, aber die Möglichkeit war ihm aufgrund Gasmis Anwesenheit verwehrt. Allerdings gab es eine weitaus intimere Möglichkeit Urako willkommen zu heißen.


    Während Urako seinen Schatz Gasmi und ihn umarmte, erwiderte Dave die Geste - allerdings mental.


    Ein Gefühl absoluter Freude und eines Lächelns, brach in Urakos Geist ein.
    Auf einmal war sich der Tiefling nicht nur seiner eigenen Erinnerungen bewusst, sondern sah ferne Erinnerungen von jemand anderem.


    Die Dunkelheit die Puschels Geist sonst teilweise verhüllte, verschwand und er war eingehüllt von Licht.


    Warmes, goldenes Licht, dass ihn umfing, liebkoste und beruhigte. Irgendwie war er mittendrin und trotzdem ganz verschwunden. Urako erkannte den Zustand.


    Das Licht war lebendig, es war fassbar. Ein Lebewesen, aus einem ihm völlig unbekannten Material.


    `Hallo Süßer, schön dass Du wieder Zuhause bist´, begrüßte ihn Dave.


    Aber Urako hörte die Stimme des Magiers nicht wie er sie sonst in seinem Schädel wahrnahm, wenn Dave mental zu ihm sprach, sondern er spürte sie bis in die Tiefen seiner Seele.


    `Du hast nicht verstanden was das Licht ist, nicht wahr? Es ist greifbar, fast wie Wasser, aber dennoch ist es das nicht. Wie eine Mischung aus Wasser und Stoff und Luft. Was es ist wollte ich Dir nicht nur erklären, ich wollte es Dir zeigen...´, übermittelte Dave freundlich.


    `Kurzum, dass bin... ich´, erklärte Dave schlicht.
    `Meine Farben. Du bist nicht verschwunden, keine Angst. Du bist hier bei mir und ich halte Dich fest. Ich umarme Dich.


    Ein Schön-dass-Du-wieder-da-bist-Geschenk...
    ein Blick durch meine geistigen Augen´,
    flüsterte Dave in Urakos Seele.


    Das Universum war nicht länger ein Ort der Dunkelheit. Manche Dinge die Urako in dem Moment sah, konnte er nicht begreifen und er konnte sie auch nicht beschreiben.


    Dann sah er farbenfrohe, elegante Fakten sich mit seinem Gedanken verbinden bis sie zu einer Offenbarung wurden. Und innerhalb dieses eigenartigen Zustands der Erleuchtung schwebte er irgendwie gestaltlos als Licht-Pünktchen hinter Dave her, während er von einer Erinnerung zur nächsten reiste und Dave kein Wort der Erklärung abgab.


    Urako bemerkte dass große Teile der Geschichte fehlten.


    `Das sind einige meine Erinnerungen, meine Geschichte. Ich habe auch Wissen dass mir andere geschenkt haben. Ein Großteil meiner Erinnerungen aus meiner Kindheit habe ich versiegelt. Du möchtest es nicht sehen, glaub mir´, teilte er Puschel mit.


    Dave schien einen Moment zu überlegen, Urako spürte so etwas wie Unruhe in dem Licht. Es zog sich zusammen und ein Strahl löste sich aus dem Ganzen und umwickelte Puschel.


    `Anker, ich binde Dich an diese Welt und zeig Dir meine. Varmi möchte dass Du mich später hütest. Dann sollst Du auch wissen, wer und was ich tatsächlich bin´, entschied Dave.


    Das Wissen und die Gabe die Dave offenbarte waren einfach gewaltig. Urako sah Dave wie er selbst war, sein pures ich. Es war kein Licht, es waren keine Farben, es war die Seele selbst - die reine Energie die Puschel sah.


    Urako sah sich ebenfalls für einen Moment, durch die Wahrnehmung seines Gegenübers. Er war nicht gestaltlos, er war im Gegensatz zu Dave nur blass und sehr winzig.


    Dave zeigte Puschel wundervolle Dinge und abscheuliche Dinge.
    Der Tiefling sah Dinge, jenseits der Grenze, die normale Menschen niemals zu Gesicht bekommen.


    Urako sah warum Dave ihn festhielt, denn er gewährte ihm auch einen Blick in die zweite Sphäre, ließ Puschel durch seine geistigen Augen in den Nexus sehen - für Sekunden vielleicht. Einen Blick dahin werfen zu dürfen, war überragend und entsetzlich zu gleich.


    `Ich liebe Dich´, spürte Urkao und das Licht umschloss ihn wieder. In dieser Form schien Dave völlig anders zu reagieren, als er es sonst tat.


    `Puschel, ich bin froh dass es Dich gibt, denk nicht in so düsteren Bahnen. Sie ist meine Schülerin mein Mündel. Ich habe immer Zeit für Dich´, übermittelte er und schämte sich irgendwie für die plumpe Erklärung.


    Die mentale Umarmung von Dave war liebevoll, fest und ziemlich verlangend. Eine Aussicht darauf, was er Urako bei der Überreichung gewähren und schenken wollte.


    Während Urako noch für einen Sekundenbruchteil die Aussicht in den Nexus und reine mentale Zärtlichkeit genießen konnte, schloss Dave mental die Augen und löste sich sanft von ihm.


    Schlagartig war Puschel wieder im Hier und Jetzt.
    "Willkommen Zuhause", flüsterte Dave ihm ins Ohr.


    Während Dave nun mit Marcella vorging hörte er Gasmi mit halben Ohr zu, als der Düsterling Bericht erstattete. Gedanklich plante Dave lieber den Umzug, aber dass musste nun leider einen Moment warten.


    "Gasmi, ich glaube kaum, dass sich Tarkan extra im Staub gewälzt hat um Euch zu beleidigen. Das mit der Kost und Logis, sieht natürlich anders aus. Die Vorbehalte die viele gegen Düsterlinge und Tieflinge hegen, sind nicht von der Hand zu weisen.


    Aber wie Du selbst schon folgerichtig erwähnt hast, benötigst Du Tarkans Nahrung nicht. Die Botschaft wurde zugestellt, Ihr beide seid wohlbehalten zurückgekehrt und das ist doch das Wichtigste an der Mission gewesen.


    Dafür dass Ihr beiden wegen meiner Botschaft hungern musstet, geht die erste Grillparty in unserem gemeinsamen Garten auf meine Rechnung", grinste Dave gut gelaunt.


    Der Magier rollte die Botschaft von Tarkan aus und las sie durch.



    **



    (Was hat Tarkan geschrieben? :))

  • Marcella


    war beruhigt als ihr Meister sagte alles war in Ordnung. Er stellte den Tiefling und den Düsterling vor. Vor dem Tiefling wurde sie schon gewarnt. Der Düsterling schwatzte lang und breit wie er einen Brief abgegeben hatte. So besonders fand Marcella den Job eines Boten nun nicht. Aber dem Düsterling schien er zu gefallen. Ihren Helferjob in der Bäckerei hätten andere bestimmt genauso lahm gefunden. Das war er auch, aber es gab Taler fürs Fegen, Putzen und Wegräumen. Dafür war seine Erklärung witzig. Marcella war erstaunt, wie der Tiefling mit dem Düsterling und dem Meister umging. Er umarmte sie und freute sich riesig.
    Marcella fand, dass er ganz nett wirkte. Gar nicht so bösartig wie sie zuerst gedacht hatte. Seine komische Mortadellahaut und seine Ziegenhörner hatten ihr Angst gemacht. Er hatte scheinbar den Meister vermisst und freute sich riesig ihn wieder zu sehen. Ihr Meister war genauso froh, dass der Tiefling wieder hier war. Marcella dachte an Wolfis Worte. Vielleicht mochte der Tiefling nur keine neuen Mitbewohner. Sie gehörte ja zum Meister. Marcella war neugierig wer Tarkan war.


    „Wer ist Tarkan Meister? Ist das ein Magierkollege?.“

  • Dave schmunzelte Marcella an.


    "Tarkan ist ein Freund von mir. Er wohnt ziemlich weit entfernt, aus diesem Grund habe ich einen persönlichen Boten zu ihm geschickt. Wir halten Briefkontakt.


    Er hat mir vor einiger Zeit zur Seite gestanden, wo ich in einer persönlichen Sache nicht weiter gewusst habe. Tarkan hat mir eine Lösung angeboten und seitdem sind wir Freunde.


    Tarkan ist ein anständiger, hilfsbereiter und selbstloser Mann. Anders habe ich ihn jedenfalls nie kennengelernt. Das was Gasmi und Urako geschehen ist, beruht vermutlich auf einem Missverständnis.


    Da kleine Geschenke die Freundschaft erhalten, habe ich Tarkan eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen. Und wie mir Gasmi soeben versicherte, hat er sich darüber gefreut, was mich natürlich freut.


    Der Mann hat viel um die Ohren wie man so schön sagt. Man könnte behaupten, er leitet so etwas wie ein Großunternehmen, wobei es wohl eher eine Großunternehmung ist. Deshalb wird es ihm nicht möglich gewesen sein, sich entsprechend um seine Gäste zu kümmern.


    Möglicherweise lernst Du ihn eines Tages persönlich kennen Marcella", antwortete Dave freundlich.

  • Verehrter Freund,


    es ist etwas geschehen, das nicht oft passiert: Dein Brief hat mich sprachlos gemacht. Ich erwarte gespannt die in Aussicht gestellte Lieferung.


    Um unseren neuen Freund werde ich mich, sobald er eingetroffen ist, gebührend kümmern und zwar persönlich, damit ich weiß, dass es ihm an nichts mangelt und er seiner Aufgabe zu unserer vollsten Zufriedenheit nachkommen kann. Er wird hier leben wie Noldil in Obenza und keinen Grund zur Beanstandung haben.


    Deine Boten waren sehr zurückhaltend und höflich. Das ist sehr angenehm, jedoch weise sie bitte ausdrücklich darauf hin, dass es wirklich nicht nötig ist, eine Einladung zum Essen auszuschlagen. Ganz so verarmt sind wir noch nicht. Für den Fall, dass ihnen unsere Küche nicht munden sollte, so mögen sie es das nächste Mal sagen - dann organisiere ich ihnen etwas anderes - anstatt demonstrativ vor dem Restaurant stehen zu bleiben, den Rücken zur Sitzgruppe gekehrt. Ich habe ihnen eine Wegzehrung aus süßem Gebäck mitgegeben, ich hoffe, dass wenigstens diese den Weg in ihren Magen gefunden hat.


    Leider kann ich auf die Schnelle keinen Kaffee organisieren, der als Geschenk für Dich taugen würde, ich bin hier gerade beruflich sehr gebunden. Bitte sieh es mir nach. Ich werde das so schnell wie möglich nachholen. In Ledwick hat man einen Torfkaffee geborgen, viele hundert Jahre muss er da eingeschlagen in Leinen überdauert haben, luftdicht im Schoße des Sumpfes liegend wie eine pflanzliche Moorleiche. Sobald seine Genießbarkeit überprüft wurde, werde ich dir eine Kostprobe zukommen lassen.


    Hochachtungsvoll und mit einer brüderlichen Umarmung,
    T.

  • Dave las gut gelaunt den Brief von Tarkan. Einen sprachlosen Rakshaner hatte die Welt vorher vermutlich auch noch nicht gesehen. Ein Verdienst, den sich Dave gerne auf die Fahne schrieb, vor allem da es sich um einen Freundschaftsdienst gehandelt hatte.


    Der Magier rollte den Brief zusammen und verstaute ihn in seiner Robe.


    "Marcella geh zu Seddik. Das ist der große weiße Ork, der im Moment vermutlich im Wohnzimmer sitzt und sich sein Bierchen gönnt. Erläuterte ihm wer Du bist, Du sprichst in meinem Namen.


    Sed soll sich den Greif aus dem Vorhof schnappen und umgehend aufbrechen. Er hat unseren Goblin-Gast unverzüglich abzuholen und auf dem schnellsten Weg zu Tarkan zu bringen. Über alles weitere weiß Seddik bereits bescheid. Er wartet nur auf den Abrückbefehl, welchen ich hiermit erteile", erklärte Dave.


    Der Naridier zückte seinen gezackten, mattschwarzen Dolch und händigte ihn Marcella aus.


    "Als Zeichen des Beweises und dass Du von mir kommst. Beeile Dich Marci, ich erwarte Dich schnellstmöglich zurück", erklärte Dave und verschwand in der Schreibstube.

  • Marcella


    nahm den Dolch von ihrem Meister entgegen und schluckte. Sie sollte alleine zu dem Ork gehen? Marcella hatte Angst. Der Dolch in ihre Hand fühlte sich grauenvoll schwer an. Sie konnte mit so eine Waffe nicht umgehen.
    Und sie glaube nicht, wenn sie es könnte, dass sie eine Chance gegen den Ork hatte. Marcella nahm ihren Mut zusammen und lief ins Wohnzimmer.
    Da sass der weisse Ork, wie eine riesige fette Made sah er aus. Überall hatte er Narben und Rillen, dass er noch mehr wie eine Made aussah. Marcella gruselte sich vor ihm.
    Sie wünschte sich, Wolfi oder Fedor wären an ihre Seite. Sie dachte an Wolfis Worte. Der Ork hasste Neulinge. Was sollte sie tun wenn er sie angriff?
    Sie konnte nichts tun nur nach ihrem Meister schreien.
    Aber dann war sie bestimmt schon tot und aufgefressen von dem aufgedunsenen bleichen Ungeziefer. Ganz langsam ging Marcella auf ihn zu. Sie war bereit sofort wegzulaufen, falls er sie bedrohte.


    „Ork ich spreche im Namen von Meister Hohenfelde. Geh zum Hof und sprich mit dem Greif. Der Meister wünscht, dass du sofort aufbrichst und den Goblin zu Tarkan bringst. Der Meister sagt, du weisst bescheid.“


    Marcella hielt den Dolch hoch, dass ihn der Ork sehen konnte. Dann rannte sie so schnell sie konnte in die Schreibstube und schlug die Tür hinter sich zu. Marcella verschnaufte und legte ihren Meister den Dolch auf den Tisch.


    „Meister, ich hab den Ork bescheid gesagt.“


    Freundlich lächelte Marcella ihren Meister an, obwohl ihr Herz noch immer vor Angst klopfte.

  • Seddik musterte verstört das kleine Menschenmädchen. Zuerst schlich sie sich total ungeschickt an, dann hielt sie ihm fast noch Daves Dolch unter die Nase und befahl ihm, dass er in den Hof ging um dort mit dem Greif zu sprechen und direkt aufzubrechen.


    Sed war bewusst worum es ging und er machte sich auch umgehend auf den Weg. Trotzdem fand er das Verhalten des Mädchens verwunderlich. Nicht zuletzt weil sie wie von allen Dämonen gehetzt weglief, nachdem sie ihm Daves Befehl weitergegeben hatte.


    Hätte er ihr noch antworten wollen, wäre das wohl kaum möglich gewesen. Es sei denn, er hätte die Verfolgung aufgenommen. Nur das hielt Seddik für keinen guten Einfall, vermutlich wäre der Zwerg dann noch vor Angst gestorben.


    Seddik konnte über das Verhalten nur den Kopf schütteln. Die Kurze schien von Dave zu kommen, also hatte sie nichts von ihm zu befürchten. Manche Menschen waren einfach unverbesserlich. Aber wenn sie jedes Ammenmärchen glaubte, was sich Menschen über Orks erzählten, dann würde er der Kleinen beim nächsten Mal auch einen Grund zum Fürchten geben. Rein so zum Spaß, beschloss Sed.


    Der Ork musste bei der Vorstellung grinsen.


    Seddik marschierte in den Hof und erklärte Kariakin sein Anliegen. Der Greif wurde seinerzeit von Morasa mitgebracht. Der vermaledeite Waldalb war über alle Berge, nachdem er sie mehrfach bedroht hatte. Aber der Greif war geblieben. Im Gegensatz zu dem Waldalben war er eine ganz umgängliche Person.


    Bei seiner Größe hatte es der Greif auch nicht nötig, ständig Leute zu bedrohen. Eigentlich hätte das Morasa auch nicht nötig gehabt, fand Seddik. Aber so waren Alben nun einmal. Anders hatte Seddik sie nicht kennengelernt. Selbst beim ersten Gespräch mit Varmikan kam er zum Schluss, dass der Frostalb ein nutzloses Stück Albenscheiße war.


    Dave hatte drauf bestanden ihn zu rekrutieren, also war Varmikan rekrutiert worden. Auch wenn er sich dabei aufgeführt hat, als wäre er der König der Welt. Sed hatte dem Alben gezeigt, wo der Frosch seine Locken trug. Nach nur einem Knuff war der Frostalb kuriert. Soviel dazu. Morasa war schließlich auch nach einem Warnschuss die Luft ausgegangen und er hatte das Weite gesucht.


    Sed schnaubte bei dem Gedanken daran. Weshalb Alben meinten die Welt jedes Mal aufs Neue retten zu müssen, war ihm schleierhaft. Immerhin kannten sie weder Kampfstärke noch Ehre. Sie besaßen keine Tugend, nur ihre Arroganz. Einen Alben konnte man eigentlich zu nichts gebrauchen, bis man ihn sich zurechtgestutzt hatte und das Spitzohr begriffen hatte, wo sein Platz war.


    Leider hatte Varmikan sich Dave als Mann geangelt. Cleverer Schachzug, fand Sed. So genoss er Welpenschutz und konnte sich Dinge herausnehmen, die er sonst garantiert nicht gedurft hätte. Aber Sed ließ sich von so etwas nicht beeindrucken. Wurde es ihm zu bunt, bekam Varmikan eben seine Packung, sobald Dave für fünf Minuten nicht anwesend war.


    Das Urako den Frostalben so schätze verstand Sed nicht. Bei Mo hatte der Tiefling seiner Meinung nach auch richtig gelegen. Seddik zuckte mit seinen gewaltigen Schultern und verwarf seine Gedankengänge.


    Er stieg auf den Greif und machte sich auf den Weg Richtung Tulik. Dort würde er gemeinsam mit Kariakin Sancillo abholen und den Goblin zu Tarkan bringen. Sed war froh, etwas raus zu kommen. Die letzte Zeit war wirklich ein Trubel gewesen. Ein guter Auftrag, eine Reise und vielleicht ein Kampf und die Welt sah wieder ganz anders aus.

  • Dave nahm seinen Dolch wieder an sich und verstaute ihn im Gürtel, dabei verkniff er sich ein Grinsen.


    "Danke Marcella. Und was hat Seddik Dir geantwortet?", schmunzelte Dave. Einen Moment ließ er seine Novizin noch schmoren, ehe er sie erlöste.


    "War nur Spaß. Du musst Seddik nicht fürchten. Er gehört genauso zu diesem Haus wie Du oder ich. Nur sind einige Personen in einigen Belangen außen vor. Unter anderem Wolfi und Du. Zwar kann Euch jeder Mitbewohner mit Aufgaben betrauen, aber ob und wann Ihr diese erledigt, entscheide ausschließlich ich. Ihr seid mit persönlich unterstellt.


    Das bedeutet nicht nur, dass Dir eigentlich keiner etwas zu sagen hat, sondern dass bedeutet viel mehr Du unterstehst meinem persönlichen Schutz. Also wird Dich Seddik nicht angreifen. Erstens weil wir beide befreundet sind, Sed und ich und zweitens wie soeben erläutert, Du meine Schutzbefohlene bist. Also reiß Dich zusammen Marcella.


    Es ist löblich, dass Du meine Worte dermaßen verinnerlichst, dass Du sie eins zu eins umsetzt. Aber wenn ich Dir auftrage schnellstmöglich zurückzukommen, reicht es trotzdem aus, wenn Du gehst. Du musst deshalb nicht rennen.


    Falls ein Grund besteht, dass Du die Beine unter die Hand nimmst, glaube mir Marci, dann werde ich Dich rechtzeitig warnen und Dir dass eindeutig mitteilen.


    Und nun schnapp Dir einen Kaffee oder Tee und setz Dich hin. Du wirst gemeinsam mit Wolfi die eingehenden Rechnungen sortieren und überprüfen. Zudem Randnotizen fertigen, falls Dir Unstimmigkeiten auffallen. Grund hierfür Du lernst Buchführung. Schreib bitte so, dass ich und jeder andere es auch problemlos lesen kann. Das gehört dazu. Ordentlicher Arbeitsplatz, ordentliche Abheftung und selbstverständlich ordentliche Schriftführung.


    Hat auch den Vorteil, dass Du Dir Dein erstes Lehrbuch nicht versaust, denn dass wirst Du per Hand schreiben, wie all Deine zukünftigen Bücher auch. Übung macht den Meister", erklärte Dave freundlich und widmete sich wieder seiner Arbeit.

  • Marcella


    Wollte ihren Meister nicht widersprechen. Sie setzte sich direkt neben Wolfi und nahm sich von den Rechnungen welche vom Haufen.


    „Danke Dave. Ich hatte mich vor dem Ork gefürchtet. Er ist so rieisig und hässlich wie eine Made. Er hat überall Furchen und Rillen, er sah widerwärtig aus und ich hatte Angst er würde mich schlagen oder töten.
    Darum bin ich gerannt. Ich hatte Angst er verfolgt mich und greift mich an.
    Ich kann nicht mit dem Dolch umgehen. Das musst du wissen Dave. Ich weiss nicht wie ich mich damit verteidigen soll und ich denke er hätte mir nichts genützt. Danke dass du mich beschützen würdest.
    Ich werde so sauber und ordentlich schreiben wie ich kann, darauf kannst du dich verlassen Meister.“


    Marcella ordnete die Rechnungen nach den Datum das oben drauf stand. Dann rechnete sie jede Rechnung nach, damit sie niemand bescheissen konnte.


    "Wir müssen unsere Rechnungen nachher wieder zusammen sortieren Wolfi. Oder machst du das?."


    Marcella freute sich, dass sie mit Wolfi zusammenarbeiten durfte.

  • Dave schüttelte grinsend den Kopf, während Varmikan Marcella einen Kaffee hinstellte und sich selbst nachschenkte.


    "Die Erklärung bleibt besser unter uns Marci, denn ansonsten hättest Du tatsächlich allen Grund Dich vor Seddik zu fürchten. Und solche Informationen behältst Du in der Öffentlichkeit bitte ebenfalls für Dich. Du kannst sie Varmi, Wolfi und mir im Vertrauen sagen - was Du hiermit getan hast, aber ansonsten verkneif Dir solche Kommentare.


    Du kannst uns sowas übermitteln, dann hast Du keine Konsequenzen zu befürchten. So halten wir es meist. Man redet höflich mit einer Person und mit Deines Gleichen redest Du mental über die Person.


    Dort kannst Du Dich frei auslassen, denn es bekommt niemand mit. Selbstverständlich solltest Du dann bitte soviel Selbstbeherrschung haben und nicht ständig grinsen oder lachen. Weil sonst fällt das dem Dümmsten auf, dass wir hinter seinem Rücken über ihn herziehen.


    Oh und ehe ich es vergesse, das Stichwort für Lästern oder über jemanden herziehen ist Lageerörterung. Sagt Dir Wolfi er möchte mit Dir die Lage erörtern, dann meint er damit, er möchte über irgendwen ablästern.


    Da wir nicht "lästern" erörtern wir die Lage, Du verstehst schon. Klingt wesentlich vornehmer, ist aber genau das Gleiche", schmunzelte Dave und ließ sich seinen Kaffee schmecken.


    "Oh dabei fällt mir ein, wie sieht denn Varmikan für Dich aus? Da Seddik schon aussieht wie eine weiße Made...", grinste Dave über beide Ohren.


    "Ich sehe sehr gut aus, ich bin kein Ork und ich habe keine Rillen", lachte Varmi.
    "Rillen nicht, Röllchen schon...", gibbelte Dave.


    "Und? Da stehst Du doch drauf, Du Hungerhaken", gab Varmi mit einem Zwinkern zurück.
    "Absolut, wo Du Recht hast, hast Du Recht", stimmte Dave Varmikan zu, legte ihm einen Arm um die Hüfte und küsste seinen Schatz.


    "Ich Dich auch Davy. Wann wollen wir umziehen? Ich meine wir könnten doch jeden Abend etwas nach drüben tragen. Dann ist es nicht soviel Arbeit auf einmal, aber wir werden trotzdem schnell fertig", schlug Varmi vor.
    "Was möchtest Du denn tragen? Servietten? Vermutlich die Verantwortung oder? Das Einzige was wir in unser neues Haus tragen werden, sind unsere persönlichen Dinge wie die Bücher, Deine Deko und so weiter. Den Rest, sprich die Möbel werden wir beim Ausstatter neu kaufen und uns liefern lassen. Wir ziehen ein, sobald alles steht. Ich kümmere mich nachher drum. Falls Du Lust hast, kannst Du mit in die Stadt kommen. Ihr beiden auch, wenn Ihr möchtet", bot Dave an.


    `Sobald alles steht?´, übermittelte Varmi grinsend.
    `An Möbel, fürs andere können wir so jederzeit nach drüben gehen. Wann immer Du magst´, antwortete Dave auf gleichem Weg.


    `Wie hast Du die Nachbarn überzeugt uns das Haus zu verkaufen?´, fragte Varmi und kraulte Dave den Rücken.
    `Wie wohl´, schmunzelte Dave und widmete sich wieder seiner Arbeit.


    `Und das Haus gegenüber des Seiteneingangs? Wie hast Du die Nachbarn überzeugt?´, grinste Varmikan und schlürfte seinen Kaffee.
    `Bevor ich mit der Überzeugungsarbeit begann, habe ich mich bei Ansgar bezüglich der Häuser und des Grundstücks erkundigt. Das Haus gegenüber des Seiteneingangs stand zum Verkauf. Folglich habe ich dort niemanden überzeugen müssen, ich habe es erworben. Nicht dass direkt daneben, sondern ein Haus weiter steht auch zum Verkauf. Und das riesige Anwesen gegenüber von unserem Geisterhaus.


    Da ist den eigentlichen Besitzern finanziell die Puste ausgegangen. Momentan steht es leer, ist versiegelt und ist ebenfalls zu erwerben. Ich hatte überlegt ob ich die beiden anderen Häuser auch erwerben soll. Einerseits wäre dann rechter Hand vom Bach kommend alles unsere Ecke. Bis auf ein kleines mittleres Haus.


    Auf der anderen Seite habe ich mich gefragt, was ich mit dem riesigen Kasten soll. Ein eigenes Haus ist angenehm, aber eine gewisse Größe darf es nicht überschreiten. Ich mag es lieber etwas kleiner und gemütlicher. Ab einer gewissen Größe ist ein Haus nicht mehr wohnlich und warm, sondern kalt und abweisend. Es erinnert mich an alte Zeiten und dafür kaufe ich kein Haus.


    Ich habe die beiden anderen erworben um neue Zeiten einzuläuten. Das nebenan ist unser eigenes Zuhause Varmi, drum soll es gemütlich werden. Und wo wir schon beim Thema sind, von mir aus dekoriere bis Dir schlecht wird. Nur lass etwas Platz damit ich irgendwo was ablegen kann und die Hunde sich bewegen können´, antwortete Dave.
    `Nun vertraue mir einfach Sternchen, ich werde nach besten Wissen und Gewissen gemeinsam mit Puschel uns Nest dekorieren´, freute sich Varmi.


    "Was ist nun? Gehen wir nachher gemeinsam in die Stadt oder nicht?", hakte Dave gut gelaunt nach.
    "Ja sicher machen wir das", gab Varmikan zurück.


    "Wir sind auch dabei", grinste Wolfi.
    "Perfekt", schmunzelte Dave.

  • Marcella

    lächelte ihren Meister freundlich an.

    „Dann werde ich von nun an die Lage sondieren Meister. Ich nehme mir deine Worte zu Herzen und werde zukünftig besser aufpassen was sich sage. Und genauso zu wem. Ich wollte nicht frech sein, aber der Ork sieht wirklich komisch aus oder sieht du das anders Dave? Ich meine er ist hässlich und bleich, damit will ich dich nicht beleidigen Varmikan. Aber warum hat er diese komischen Rillen? Sind das Narben? Hat er der Ork sie sich selber ins Fleisch geschnitten oder hatte er einen schrecklichen Unfall? Ich konnte gar nicht hingucken. Das war widerwärtig und so als ob ich die Schmerzen der Rillen spüre.
    Danke für die Warnung Meister, aber mal echt jetzt, dass hätte ich doch nicht dem Ork gesagt, ich bin ja nicht lebensmüde. Ich hatte schon genug zu kämpfen, so mit dem Widerling zu sprechen. Ich habe das euch hier unter der Hand gesagt. Weil wir doch ein Team sind und zusammenarbeiten. Aber ich schwatze zuviel und sollte mehr arbeiten. Ich wollte nur mein Verhalten erklären Dave.“

    Als Dave Varmikan neckte musste Marcella aufpassen nicht zu lachen. Der Meister war ganz schön frech seinen Mann zu sagen, dass er Speckröllchen hatte. Aber es stimmte. Varmikan war nicht trainiert und ohne jeden Muskel. Der Frostalb hatte Speckröllchen und war schwabbelig am Bauch. Trotzdem mochte Marcella ihn gerne. Er war lieb.
    Das Dave sie mit in die Stadt nehmen wollte, freute Marcella. Sie beschloss sich dort einen Krapfen zu kaufen und noch etwas Süssigkeiten für den Abend. Eine Zimmerpflanze wollte sie sich auch kaufen.

    „Und du? Hast du Röllchen?.“

    Marcella lächelte Wolfi frech an und schrieb schnell weiter.

  • Wolfi hielt im Schreiben inne und musterte Marcella.


    "Ja klar und was für eins Marci. Vielleicht zeige ich es Dir irgendwann mal", grinste Anwolf breit und schrieb mit Unschuldsblick weiter, was Dave und Varmikan losprusten ließ vor Lachen.


    "Das sind Ziernarben die Seddik auf der Haut trägt, demzufolge wird er sie sich selbst in die Haut geritzt haben", erklärte Dave schmunzelnd.
    "Nur wie Zierde sehen die Narben nicht aus, da muss ich Marci Recht geben", lachte Varmi.


    "Hätte er sich Blümchen in die Pelle schneiden sollen oder Duftkerzen?", lachte Dave, was auch Wolfi loswiehern ließ.
    "Du meinst florale Muster? Ich glaube das würde Seddik sogar stehen. Jedenfalls würde ihn dann niemand mehr für einen Mö... Möbelrücker halten", grinste Varmi entwaffnend.


    "Warst Du früher beim Frostalbischen Geheimdienst?", hakte Dave nach.
    "Wieso?", fragte Varmi baff.


    "Hups?", warf Dave ein.
    "Weil man Dich verbannt hat - drum!", antwortete Wolfi lachend.

  • Marcella


    lief rot an bei der frechen Antwort von Wolfi. Aber sie hatte angefangen, dann musste sie da durch. Zudem war es nur Spass und sie war froh, dass sie alle miteinander schwatzen und scherzen konnten.


    „Die Antwort hab ich verdient Wolfi. Ich hab angefangen. Wobei das mit den Röllchen hat Dave angefangen. War der Ork betrunken als er sich die Narben in die Haut geschnitten hat? Die sehen nicht nach Zierde aus. Sie sehen wie grauenvolle Wunden aus. Varmikan hat Recht, der Ork ist hässlich. Wer kommt denn auf die Idee sich durch Narben zu verschönern? Die Leute sind froh, wenn sie keine Narben haben.“


    Marcella versteckte ihr Grinsen hinter ihre Haare. Als sie sich den Ork mit Blumenmuster auf der Haut vorstellte, musste Marcella lachen. Er würde aussehen wie ein alter Küchenvorhang.


    Wenn wir nachher in die Stadt gehen Dave, essen wir vorher hier mittag oder in der Stadt? Haben die hier in der Stadt einen Viehmarkt? Ich möchte mir gerne eine Reitziege kaufen. Wenn ich für dich was einholen muss, bin ich so viel schneller. Und ich kann mir die Ziege schon leisten. Darf ich meine Ziege mit zu deinen Pferden in den Stall stellen?.“


    Marcella legte die Rechnungen ordentlich zusammen und legte sie Wolfi hin.

  • Dave nickte zustimmend.


    "Ja das war ich, ich habe mit dem Röllchen-Thema angefangen", grinste Dave.


    "Sicher darfst Du Deine Ziege bei meinen Pferde unterstellen. Einige stellen soweit ich weiß sogar bewusst Ziegen mit in den Stall, damit ihr Pferd nicht so einsam ist. Mache Dir darüber keine Gedanken. Ansonsten hätte ich Dir allerdings auch eines meiner Pferde geliehen, sollte ich Dich soweit fort etwas einzukaufen, dass Du es zu Fuß nicht erreichen kannst", stimmte Dave zu.


    Der Magier klappte das Kassenbuch zu und schloss es in den Tresor ein.


    "Guter Vorschlag, lasst uns in der Stadt was essen gehen. Ich wäre für Braten oder Salat und Fleisch", schlug Dave vor und kramte seine Sachen zusammen.


    "Was ist denn nun los?", lachte Varmikan.
    "Von dem ganzen Gerede über Essen habe ich Hunger bekommen. Aufbruch, kommt", schmunzelte Dave.


    "Da lassen wir uns nicht zweimal sagen", grinste Varmi und verstaute sofort seine Sachen in seiner Tasche. Wolfi tat es ihm gleich.


    Dave verließ die Schreibstube und Wolfi schloss hinter ihnen ab.


    "Marcella Du reitest mit mir mit oder möchtest Du ein eigenes Pferd?", fragte Dave freundlich.

  • Marcella


    lief hinter ihren Meister her.

    "Ich reite mit dir mit Dave. Das ist mir lieber, da ich die Pferde noch nicht kenne. Danke dass ich mein Tier bei dir mit im Stall unterstellen darf. Braten klingt sehr lecker. Wir haben Zuhause nicht jeden Tag Fleisch gegessen. Hier esse ich schon zwei Tage hintereinander Fleisch.
    Da habe ich was zu erzählen, wenn ich Zuhause zu Besuch bin. Wenn du magst kannst du mich mal zu unseren Hof begleiten. Unser Hof ist klein aber sauber. Alles ist ordentlich.
    Und ich kann dir Kalthorst zeigen und den alten Bäcker. Dann weisst du, wo ich vorher gearbeitet habe. Varmikan und Wolfi können mitkommen. Es gibt dann Gänseeier zu essen. Einige davon legt meine Mutter ein. Soleier werden eingelegte Eier genannt. Die sind sehr lecker."


    Marcella war neugierig auf die Pferde.

  • Dave führte Marcella und seine Begleiter nach draußen. Er schwang sich auf Rulrot und zog seine Schülerin hinter sich auf das Pferd. Während dessen wartete er ab, bis Varmikan und Wolfi ebenfalls aufgestiegen waren.


    Im gemütlichen Tempo ritten sie gemeinsam Richtung Innenstadt.


    "Nicht dafür Marcella, wie viel kostet die Reitziege denn? Selbstverständlich können wir den Hof Deiner Eltern einmal gemeinsam besuchen. Ich wüsste nichts, was dagegen sprechen sollte.


    Im Gegenteil, vielleicht möchten Deine Eltern mich als Deinen Meister einmal persönlich kennenlernen. Immerhin wurdest Du mir blind anvertraut, da ist ein Anstandsbesuch doch dass Mindeste.


    Ich habe nicht angezweifelt, dass Euer Hof ordentlich und sauber ist. Und selbst wenn dem nicht so sein sollte, auf einem Hof wird gearbeitet und dabei fällt Schmutz an. Niemand kann etwas anpflanzen, ohne dabei mit den Händen in der Erde zu wühlen.


    Selbst unsereins ist bewusst woher die Nahrung kommt Marcella, selbst wenn einige scheuen es zuzugeben.


    Soleier habe ich schon gegessen, die schmecken wirklich sehr gut. Allerdings waren das keine Gänseeier, sondern Hühner- und Wachteleier. Die helfen einem auch am Morgen danach. Kurzum, solltest Du zu tief ins Glas geschaut haben und Du fühlst Dich wie frisch gerädert, iss einige davon. Sie helfen tatsächlich und im Gegensatz zu anderen Hausmitteln schmecken sie noch.


    Wir essen meist worauf wir Appetit haben Marcella. Außer an den Tagen wo Lydia kocht. Dann essen wir alle aus Sicherheits- und Gesundheitsgründen dass was unsere Zwergenfreundin auf den Tisch stellt.


    Und gleichgültig was es ist, wir loben sie dafür, auch wenn ihre Speisen mitunter sagen wir mal sehr gewöhnungsbedürftig im Geschmack sind. Aber sie bemüht sich, hat Spaß daran und stellt sich für uns in die Küche. Drum verlieren wir keinen Ton darüber.


    Müsste ich selbst kochen, würde es entweder keiner Essen oder ich würde für die Leistung öffentlich gesteinigt. Da Du zu mir gehörst, wirst Du Dich an den Umstand auch noch gewöhnen. Aber schön, dass es Dich erfreut.


    Wir gehen zuerst essen und widmen uns dann dem Kauf Deiner Ziege. Erstens sind wir dann satt und haben es nicht eilig und zweitens können wir so mit dem Tier direkt den Heimweg antreten.


    Falls Du aus der Stadt noch etwas anderes benötigst Marcella , sag Bescheid", erklärte Dave.

  • Marcella

    wurde von Dave aufs Pferd gezogen. Marcella fand es war ein schönes Tier. Wolfi hatte erzählt, was das Pferd von Dave und ihm alles konnte. Die Pferde sahen nicht aus wie Arbeitspferde. Sie waren schlank und schön. Als alle auf ihren Pferden sassen ritten sie los. Das Pferd von Varmikan sah ganz anders aus, als das von Dave und Wolfi. Es war schwer und erinnerte Marcella an die Arbeitspferde der reichen Bauern. Marcella hielt sich beim Reiten an Dave fest. Sie war froh, dass sie das Pferd nicht selber reiten musste. So ein Pferd hatte sie noch nie geritten.

    „Eine normale Ziege kostet so zwischen 5 und 6 Taler. Eine Reitziege kostet 15 Taler manche sogar 20 Taler. Von meinen ersten Geld kann ich mir die Ziege schon leisten. Sie sind grösser als normale Ziegen und haben längere Beine. Sie sehen ein bisschen wie Rehe aus Dave. Sie sind nicht so gross wie Pferde, ich schätz die sind so gross wie ein Pony. Am günstigsten sind sie in Natur Farbe. Also braun und grau. Wenn man eine besondere Farbe will, werden die Ziegen teurer. Aber mir ist die Farbe egal, ich werde auf ihr Wesen achten. Sie soll ruhig und zutraulich sein. Das ist mir das wichtigste. Du kannst mir beim aussuchen helfen, wenn du magst.
    Für die Ziege brauche ich noch ihr Geschirr, den Sattel und Taschen. Ich hoffe meine 50 Taler reichen aus. Aber ein Sattel kann nicht teurer sein als das Reittier oder? Dass geht doch nicht. Wenn dass doch so ist, kaufe ich einen gebrauchten Sattel. Die Sachen für die Ziege müssen nicht neu sein, oder ich nehme solange eine Decke, dass geht genauso.
    Unser Hofhund ist für viele bestimmt hässlich, aber es gibt keinen besseren Hund. Ausser deinen Fedor, er hat mich direkt am Anfang beschützt als die zwei Dämonen vor der Tür standen. Ich hab die Namen vergessen, der pinke und der graue der dich so fest umarmt hat und du ihn.
    Auf den Markt wollte ich mir gerne noch eine Zimmerpflanze für mein Zimmer kaufen. Schön wäre was mit Blüten. Und Puschen brauche ich noch. Der Fussboden in eurem Haus ist aus Stein bei uns Zuhause ist er aus Lehm. Meine Füsse werden sonst kalt und ich will nicht krank werden und was von der Ausbildung verpassen. Drum brauche ich dringend Puschen.
    Dann hat mir Wolfi doch den Waschtisch geschenkt. Aber ich hab vergessen mir Seife zu kaufen. Ich möchte mir gerne ein gutes Stück Seife vom Seifenmacher kaufen dass gut duftet. Mit Rosenblättern wäre schön, dann passt es zu meinen Waschtisch. Falls es zu teuer ist, kauf ich Kernseife. Wichtig ist ich bin sauber und ordentlich. Mehr brauch ich nicht Dave.“

  • Dave drehte sich kurz zu Marcella um und grinste.


    "Gut, Du benötigst also eine Reitziege samt Zubehör, eine Zimmerpflanze, Hausschuhe und ein Stück Duft- oder Kernseife. Nichts davon liegt im Bereich des Unmöglichen Marci, kurzum es wird keine Schwierigkeiten bereiten Dir die Dinge zu besorgen.


    Mit Deinen 50 Talern wirst Du nicht auskommen. Ein guter und einfacher Sattel beginnt bei 100 bis 150 Talern. Und Du solltest Deiner Ziege schon einen neuen Sattel gönnen anstatt einem durchgesessenen. Ohne Grund wird niemand einen Sattel verkaufen.


    Dabei solltest Du nicht in erster Linie an Deinen Hintern denken, sondern an den Rücken und die Kruppe von Deinem Tier. Du erwirbst die Reitziege ja nicht, um sie zur Schande zu reiten. Die Kruppe ist sozusagen das Gesäß, sprich der Hintern Deiner Ziege.


    Bei Reitpferden sind gleich hoher Widerrist und Kruppe erwünscht. Eine sehr gerade flache Kruppe, wie sie bei Rennpferden anzutreffen ist oder hier bei Rulrot ist für einen schnellen Galopp sehr gut geeignet, zeitgleich aber hinderlich für hohe Tragfähigkeit. Gut für Lastenbewegung wurden Kriegspferde auch nicht gezüchtet, sondern auf Schnelligkeit und Wendigkeit.


    Eine steil abfallende Kruppe ist dagegen gut für die Tragfähigkeit und bei Kaltblüter erwünscht, wie Du an Varmikans Choco sehen kannst. Bei Kaltblütern ist zudem eine gespaltene Kruppe erwünscht. Die Kruppe erweckt den Eindruck einer Spaltung durch den starken Muskelaufbau. Allerdings ist die Kruppe hinderlich Springsport oder Dressursport.


    In Dressur- wie auch im Springsport ist die schräg und gut gerundete Kruppe erwünscht, die bei guter Tragfähigkeit auch einen optimalen Bewegungsspielraum bietet.


    Ob man dieses Wissen auch auf Reitziegen übertragen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings würde ich einfach danach schauen, das ein gesunder Rücken einiges über das Tier aussagt. Zudem sollte Dein Tier nicht nur zum Reiten geeignet sein, sondern Du möchtest sicher auch einiges mit der Ziege transportieren können. Von daher sollte sie rundherum gesund sein, einen starken Körperbau haben und wie Du schon sagst, ein freundliches Wesen.


    Den Rest Deiner Wunschliste erwerben wir so. Wobei ich mich frage, wozu Du eine Zimmerpflanze kaufen möchtest. Dein Quartier hat weder ein Fenster noch Licht. Die Pflanze wird vermutlich nicht lange überleben.


    Es ist Deine Entscheidung Marci, es ist immerhin Dein Geld das Du für die Pflanze ausgibst, aber ich an Deiner Stelle würde mir etwas anderes kaufen, womit ich mein Quartier dekoriere. Eine Pflanze ist in meinen Augen heraus geschmissenes Geld.


    Falls es unbedingt eine Pflanze sein muss, kauf Dir eine Vase mit Trockenblumen. Erstens musst Du Dich nicht darum kümmern und zweitens gehen die Blumen nicht ein", antwortete Dave freundlich.

  • Marcella


    hörte genau zu was ihr Meister Dave zu sagen hatte. Er kannte sich gut mit Pferde aus, aber ein Pferd konnte sie sich nicht leisten. Sie selber wusste genauso wenig, ob das mit den Rücken und dem Hintern genauso für Ziegen galt. Wenn bei ihnen ein Hoftier gekauft wurde, dann hatte ihr Vater danach geschaut. Sie selber wollte danach schauen, was Dave ihr erklärt hatte. Und sie wollte darauf schauen, ob die Ziege einen guten und gesunden Eindruck auf sie machte. Und was wichtig war, ob ihr Fell glänzte. Ein stumpfes Fell zeigte, dass der Besitzer sie nicht gut gepflegt hatte und ihr kein gutes Futter gab. Wenn eine Ziege gut gepfegt wurde, konnte sie sogar bis 20 Jahre alt werden. Und Marcella wollte dass ihre Ziege uralt wurde.


    "Wir sollten alle Sachen beachten für die Ziege. Und wir müssen nach dem Fell der Ziege schauen. Es muss gesund sein und glänzen. Hat sie stumpfes Fell, dann wurde sie schlecht gefüttert und nicht gepflegt. Weisst du dass Ziegen bis 20 Jahre alt werden können Dave? Das können sie, wenn man sie gut pflegt. Ziegen sind hart in Nehmen. Sie werden nicht schnell krank und sie sind genügsam beim Futter. Trotzdem muss die Ziege gut behandelt werden. Ich bin gespannt auf den Viehmarkt. Ich hoffe sie haben noch mehrere Tiere die wir angucken können.
    Du weisst viel über Pferde, vielleicht haben sie da Pferde die wir angucken können. Auf dem Viehmarkt bei uns im Dorf wurden alle Tiere angeboten. Grosse und kleine Tiere. Wir haben auch unsere Gänse dort angeboten.
    Viehzucht ist eine wichtige Lebensgrundlage für Kleinbauern. Die Tierhaltung und Viehzucht bestimmen den Lebensalltag und das Auskommen der Familien. Neben Hofhund und Hauskatze tummelten sich Hühner, Gänse, Tauben, Hasen, Schweine, Kühe, Kälber, Ochsen oder Schafe bei vielen Bauern in den Ställen.
    Bei uns ist es nur das Federvieh und unser Hund. Trotzdem bestimmen sie den Arbeitstag. Für die Tiere sorgt und erntet wir, damit wir von ihnen und mit ihnen leben können.
    Ein Teil der Ernte geht für die Tiere drauf. Darum bauen wir Getreide und Körner an. Bei uns sind die Tiere vor allen Nutztiere und keine Haustiere. Manche sind Arbeitstiere wie unsere Ziege.
    Irgendwann endeten die Viecher als Schlachttiere für den eigenen Kochtopf oder zum Verkauf. Der Viehmarkt bei uns im Dorf ist gut besucht und es gibt immer was zu gucken. Der Markt ist ein besonderes Ereignis und ein Treffpunkt für alle. Sogar für die Bauern die von weiter weg kommen. Auf dem Viehmarkt bieten die Bauern aus der ganzen Umgebung Tiere zum Verkauf oder zum Handel an. Manche tauschen nämlich und verkaufen nicht. Es gibt sogar Viehhändler, die nur kommen um von einen bestimmten Bauern ein Stück Vieh zu kaufen.
    Der Viehmarkt ist mir der liebste Markt Dave. Da geht es dann unter den vielen Besuchern kunterbunt zu. Neben Schweinen werden Kühe, Rinder, Ochsen und Stiere, sogar Pferde verkauft. Sie werden an dicke Stangen um den Standplatz angebunden.
    Die Tiere sind dann in Reih und Glied zum angucken, zum prüfen und zum Handel frei gegeben.
    Ein erfahrener Bauer vertraut mehr seine Kenntnis als den Versprechungen der Viehhändler und Verkäufer. Denn die versuchen immer den besten Preis rauszuschlagen.
    Deshalb werden Gebisse geprüft, die Hüften abgeklopft und das Rindvieh rundum begutachtet. Kühe sind teuer, da darf dir kein Fehler passieren.
    Bei uns wird alles per Handschlag beschlossen und das Geld bar übergeben. So wechseln nicht nur die Tiere den Besitzer auf dem Viehmarkt sondern auch die Taler.Wenn du Glück hast, gehst du mit wenig Gänse wieder nach Hause aber mit einigen Talern mehr. Manche Bauern tragen die verdienten Taler direkt zum Gastwirt um die Ecke. Da müssen dann die Frauen aufpassen.
    Aber solche Pferde wie Rulrot oder das von Wolfi werden bei uns nicht angeboten. Es waren solche Pferde wie von Varmikan. Manchmal wurden Hundewelpen verkauft oder kleine Katzen. Die hab ich immer besonders gerne angeguckt.
    Die Zimmerpflanze werde ich nicht kaufen. Ich hab nicht daran gedacht, dass sie in meinen Zimmer eingehen wird. Ich werde irgendwas schönes zum hinstellen kaufen. Damit mein Zimmer nicht so kahl aussieht. Ich könnte ja eine kleine Schale kaufen und sie passend zu den Jahreszeiten dekorieren. Mir fällt bestimmt was ein. Gehen wir eine Runde über den Viehmarkt, wenn wir die Ziege gekauft haben? Ich kaufe für uns Süßkuchen."


    Marcella freute sich sehr auf den Markt.