S.Z.D. - Kapitel 2 - Im Herzen des Zwergenreiches Nidawellir

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    Hier spielt der erste Teil der Reise:
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    Eigenartiges Gemurmel war zu hören als Novec langsam wieder das Bewusstsein erlangte. Ein schuckeln bemerkte der Zwerg unter sich und für einen kurzen Moment war er sichtlich irritiert.


    >Was ist hier los, warum wackelt alles und wo bin ich?<, dachte der Zwerg, als er
    gerade versuchte sich zu bewegen. Ein starker, stechender Schmerz in der Schulter hielt ihn davon ab und augenblicklich wusste er wieder alles, was geschehen war. Gefangen genommen wurde er, von Zwergen und Allianzlern. Nun erkannte er auch das Gemurmel um sich herum, war es doch eindeutig Nidawellir, die Sprache der Zwerge.


    Angst machte sich in dem kleinen Bartträger breit. Was würden sie wohl mit ihm anstellen, dachte Novec kurz, doch in seinem inneren wusste er es schon, was ihn erwarten würde. Sofort trug der Gedanke in seinem Kopf Früchte zu fliehen. Vorsichtig öffnete Novec einige Millimeter die Augen, um zu sehen wo er sich befand.


    Ein Holzgitter um ihn herum, war das erste was Novec sehen konnte. Somit stand auch gleich fest, dass er ein gefangener war. Eine rot- braune Steindecke war nur wenige Meter über dem Gitter aus zu machen. Auch auf der rechten Seite war alles steinig, sehr grob behauen. Eine Vorahnung kam in ihm auf wo er war, aber schaute er sich zunächst weiter um. Nur um sicher zu gehen, dass ihm der Schein nicht trügte. Jedoch konnte er aus dieser Position nicht mehr erkennen, so schaute er sich etwas um und erblickte links in der Seitenwand des Karrens einen Spalt mit großen Astloch.


    Ein Versuch war es Novec alle male wert, vielleicht konnte man durch das Astloch etwas mehr sehen. Drum rutschte der auf dem Rücken liegende Zwerg etwas nach links, um einen besseren Blickwinkel zu haben. Wie er beim herüber rutschen bemerkte, schmerzte die Schulter zwar extrem, jedoch nicht so sehr wie im Wald. Man musste sie ihm wohl versorgt haben, zumindest profisorisch.


    Sein rechtes Auge blickte durch das Astloch und beiseite waren alle Hoffnungen, hatte er es doch geahnt. Er befand sich auf einem schmalen Pfad viele hundert Meter in der Höhe, am Rande einer
    gigantischende Höhle.


    Überall waren kleine Gestalten da unten in der Ferne zu sehen. Ebenfalls Gebäude eines mehr als bekannten Baustiles. Am Deckenfirmament sah er tausende und aber tausende Kristalle, die alles in der Höhle Tag hell erleuchteten. So hatte er es doch geahnt, er war in Nidawellir, dem unterirdischen Reich der Zwerge.


    Gerade wollte sich Novec wieder in seine Ausgangsposition zurück legen, als seine Augen zufällig einen Bereich an der Decke erblickten, den er bis jetzt übersehen hatte. Eine rießige hunderte Meter Durchmesser große Kuppel aus hellbläulichem Gestein blickte er an. Groß wurden Novecs Augen, wusste er doch ganz genau wo er nun war, etliche male hatte er doch schon diesen Anblick gesehen.


    Er war in Dhvaras, genauer gesagt, das Regierungsviertel von Dhvaras, mitten im Herz des Zwergenreiches.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • "Verdammt! Man alter Junge, dass wars für dich. Aus der Sache kommst du nicht mehr raus.", dachte Novec als er sich unter den knarzenden Hölzern des Wagens wieder auf den Rücken legte.


    "Ach schaut mal wer da aufgewacht ist. Unser kleiner ehemaliger Hauptmann ist aus seinem Schlaf erwacht.", lästerte eine hochnäsig blickende Zwergenwache, als sie bemerkte, dass der Gefangene erwacht war.


    "Was der lebt noch? Dachte der wäre schon tot, nach dem Blutverlust und der schweren Wunde. Brummhammer hat mehr als zwei Stunden gebraucht, bis die Wunde versorgt war und die Blutung endlich richtig unter Kontrolle war. Dachte er würde die Reise hier her nicht überleben.", war von einer anderen Stimme zu hören, aus der auch etwas Bewunderung zu erkennen war.


    "Ist doch sowieso egal, er hat eh nur noch wenige Tage. Vielleicht wäre auch dieser Tod besser gewesen, den hat er nicht gemerkt. Wenn die Verhandlung durch ist, wo er sowieso nicht heil raus kommt, war es das sowieso für ihn.", sprach ein dritter Zwerg.


    "Das werdet ihr ja noch sehen! Novec Sarili Gojim gibt niemals auf und in der Verhandlung werdet ihr sehen, dass ich unschuldig bin!", brüllte der auf dem Rücken liegende aus vollem Hals.


    "Gib Ruhe und schreie hier nicht so herum. Eine wirklich Faire Verhandlung bekommst du eh nicht, dass weiß fast jeder hier. Der Richter ist ein langfristiger Bekannter der Person, die du getötet hast."


    „Was wie kann so was sein?“, antwortete Novec augenblicklich.


    „Das weiß ich doch nicht, aber ist mir auch egal und so geht es anderen auch. Ist halt das Schicksal eines Mörders.“


    Sprachlos war der gefesselte Zwerg mit einem male, wusste er doch nun, dass all seine Hoffnung hinüber war. Würde doch der Richter auf jedem Fall befangen sein und ihm zum Tode verurteilen. Hoffnungslosigkeit machte sich in Novec breit, als der Tross über eine große Steinerne Brücke fuhr, die über einen hunderte Meter tiefe Schlucht ragte. Mit wässrigen Augen sah Novec durch das Astloch nach draußen in die Schlucht herab und überlegte sich was nun wird. Wäre es nicht besser, würde der Wagen gleich hier hinab fallen und all die Qualen wären für ihn vorbei? Würde man ihn doch in der Verhandlung als Mörder hinstellen. Ihn den ehemaligen Hauptmann, der noch so eine große Karriere vor sich hatte. Beinahe verträumt sah sich Novec weit um.


    Überall sah er kleine aus Lehm und Erde gebaute Häuser. Eng an Eng ohne viel Platz zu verschwenden wurden die Häuser gebaut die nie größer als ein Stockwerk waren. Nur weiter hinten sah er große prunkvolle Gebäude die sich über alle anderen Bauten erhoben. Dieser Bereich war das Regierungsviertel mit seinen monumentalen Bauwerken aus Stein, die denen der Menschen sehr ähnlich waren. Hier standen Bibliotheken, Ratshäuser und das Königshaus, eine extrem edle Gegend, wo der ehemalige Hauptmann so oft seinen Dienst verrichtete


    Novec liefen die Tränen über die Wange in den dunklen Bart, als der Tross das Ende der Brücke erreichte und er an seine Freunde dachte, die wahrscheinlich immer noch im Wald sind. Wünschte er sich doch zumindest einen hier her. Eine Rettung wäre das, was er jetzt brauchen könnte, jedoch würden ein paar nette Worte und ein kleines Gespräch auch schon ihre Wirkung tun. Hatte er doch schon lange nicht mehr so viel Spaß mit anderen Leuten gehabt wie mit den drein. War ihm der fiese Fallen stellende Dämon in der kurzen Zeit etwas ans Herz gewachsen. Wusste er nicht warum, aber hatte er etwas an sich, was ihm vermittelte ihn zu mögen. Auch den geizigen Händler und die schweigende Halbdämonin vermisste er. Wünschte sich Novec doch, dass wenigstens eine der Personen hier wäre um ihn in den letzten Stunden noch ein wenig Gesellschaft zu leisten. Viele nette Worte würde er hier unten mit niemanden wechseln können. Merkte er doch schon von den Wachen hier den Hass, der ihm entgegen gebracht wurde.

    Eine Bodenwelle die der Wagen durchfuhr gab einen kräftigen Stoß, der den ganzen Karren erschütterte. Unglücklich viel Novec dabei auf die andere Seite des Wagens und landete dabei auf seiner Schulterwunde. Augenblicklich übermannte den sonst so tapferen und schmerzlosen Zwerg der Schmerz und Novec verlor wieder einmal das Bewusstsein.


    "Sag mal willst du ewig schlafen!", hörte er eine bösartig klingende Stimme und schon im nächsten Moment merkte er einen starken Schmerz im Unterbauch. Husten musste Novec und zuckte sofort reflexartig zusammen, während er vor Schmerzen aufschrie.


    "Na geht doch, elender Mörder, Drecksack! So und das ist für unseren ehemaligen Oberhauptmann."


    Schon waren noch zwei starke Schmerzen im Unterbauch des Zwerges zu merken. Schmerzverzerrt öffnete Novec die Augen und konnte im Schwachen Licht einiger Leuchtkristalle verschwommen die Umrisse einer Person ausmachen, die ihn immer wieder mit dem Fuß in den Bauch trat. Zum Glück dauerte das Martyrium für Novec nicht lang. So konnte er bald das quietschen der eisernen Zellentüren hören und wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde.


    Einige Minuten dauerte es, bis der verletzte Zwerg wieder voll bei Besinnung war. Unter Schmerzgestöhne setzte sich Novec langsam hin und merkte dabei, dass seine Fesseln entfernt wurden. Kurz sah er sich um, merkte doch aber das nicht viel zu erblicken war. Es war ein einfacher Raum aus Stein mit eine hölzerne Liege die an der Wand befestigt war. Auf ihr war eine fast zerfallene Matratze, die mit Stroh gefüllt war. Ansonsten gab es in diesem Raum nichts, außer das unbezwingbare großen Eisengitter, was ihn gefangen hielt. Ein paar Leuchtkristalle waren im Flur, der vor der Zelle nach links führte zu erkennen. Mehr war nicht zu sehen, so sind sie halt die Zwergen Zellen, auf jede Annehmlichkeit wird hier verzichtet, dachte sich Novec.


    Etliche Minuten dauerte es bis Novec aufgerichtet war und sich langsam zur Holzliege geschleppt hatte. Ist sie doch nicht mehr so gut in Schuss, doch gemütlicher als der kalte Steinfußboden war sie alle mal.


    "Mhhhh, so Novec, dass wars, so sehen nun deine letzten paar Stunden aus. Nicht gerade gemütlich und zu essen gibts hier sicher auch nichts. Ach ja, wenn ich doch nur wenigstens noch ein einziges mal in dieses gar köstliche Wolfsbraten beißen könnte, was ich mit den anderen gegessen hatte.", sprach Novec als sein Magen ihm knurrend zustimmte.


    "Wenn ich nur irgend eine Idee hätte wie ich hier wieder raus kommen könnte. Einen fairen Prozess bekomme ich ja schon nicht. Wenn es war ist, was der eine sagte und der Richter ein Bekannter vom Oberhauptmann ist, dann ist es wie er sagte – das Urteil steht schon fest und alles andere ist nur noch der Form halber zu erledige. Ausbrechen ist in meinem Zustand auch nicht drin, bin ja schwächlicher als ein Zwergenkind."


    "Jammer nicht so herum Sarili!", knurrte auf einmal leise eine Stimme hinter ihm.


    Novec hingegen bemerkte die Stimme nicht und murmelte weiterhin über seine gar Ausweglose Situation. Spielte dabei immer wieder neue Ideen durch, wie er entkommen kann, die jedoch immer wieder damit enden, dass er es kraft mäßig nicht schaffen würde.


    "Ja sag mal Fräulein Sarili, brauch ich bei dir einen Termin oder bekomme ich auch so eine Audienz bei ihnen?", raunte die Stimme nun lauter und energischer.


    Nun bemerkte auch Novec die Stimme und drehte sich langsam um. Eine dunkle Person stand plötzlich vor dem Gitter. Der Zwerg erkannte sie nicht sofort, war doch das Licht im Kerker dermaßen schlecht.


    "Was, wer bist du? Zudem was fällt dir ein mich Fräulein Sarili zu nennen. Ich komm gleich raus und...", just in diesem Moment unterbrach ihm der Unbekannte.


    "Halt die Klappe du Idiot und brülle hier nicht so herum. Willst du etwa das die Wachen her kommen?", zischte die Person als sie näher an das Gitter heran trat.


    Novec kniff die Augen zusammen, um die Person etwas besser erkennen zu können, die nun direkt vor dem Gitter stand. "Novut bist du das?"


    "Also heute früh war ich es noch und da sich denke ich die letzten Stunden nichts dran verändert haben wird – ja ich bin es höchst persönlich. Ist schön das du mich endlich erkennst. Kaum ein paar Wochen weg, schon vergisst du deinen Bruder oder?", gab die in einem dunkel braunen Mantel gekleidete Person von sich.


    Verdutzt sah Novec aus, als hätte er einen Geist gesehen. "Was bei Odonolos machst du hier im Kerker, bist du auch gefangen?"


    "Dein Blutverlust und deine Wunde scheinen dich echt zu schaffen oder? Kontrolliere bitte noch mal nach – wer steht im Gang und wer in der Zelle? Mhhh? Nein ich bin nicht gefangen, ich arbeite hier neuerdings als Gefängnis Essen Lieferant und gerade zuständig dir deine vorzüglich stinkendes Mahl zu bringen."


    "Du und arbeiten? Alles klar Novec die Wunde verursacht schon Halluzinationen. Jetzt sehe ich schon meinen stinkend faulen Bruder Arbeiten. Oh Himmel Novec mit dir geht es zu Ende.", gab Novec mit erschreckendem Gesicht von sich. Als er seine rechte Hand an den Kopf hielt und sich langsam Schritt für Schritt vom Gitter entfernte.


    "Noch son Spruch – Knollennasenbruch! Ich bin kein bisschen faul! Nur etwas weniger Arbeitswütig als gewisse andere Zwerge. Aber das hat nun Vater bei uns geändert, jeder hat nun eine kleine Anstellung, um etwas bei zu tragen in unserem Haushalt. Frag nicht was ihm zu dieser grandiosen Idee gebracht hat. Ich zum Beispiel bin hier gelandet. Eltoesy erlernt gerade die Hohe Kunst der Tellerwäscherei und über Eceeris neuen Beruf sowie Lireps... Nun ja reden wir nicht weiter darüber.", meinte Novut, als er die Augen verdrehte und mit der rechten Hand abwinkte.


    "Verstehe und wie geht es Vater? Was macht Mutter, wie geht es ihr? Wie geht es euch allen?", wollte der Wissbegierige Wissen.


    "Dazu haben wir jetzt nicht viel Zeit. Uns geht es allen den Umständen entsprechend gut. Nur Vater ist krank geworden, seit dem der Mord geschehen ist. Ihm nimmt das alles ziemlich mit weißt du."


    "Das ist ganz anders, ich habe niemanden getötet! Es war so, ich saß mit dem Oberhauptmann zu Tisch und..."


    „Dafür haben wir jetzt echt keine Zeit Novec. Das du unschuldig bist, ist uns klar und mach dir um Vater keine Sorgen. Ihm geht es zwar nicht gut, er ist extrem betrübt, isst weniger als sonst, aber es wird schon! Wir bringen ihn schon wieder auf die Beine, er ist ein starker Zwerg. Aber wie gesagt, jetzt ist nicht die Zeit für lange Geschichten. Eigentlich waren wir froh als uns gesagt wurde, dass du gefunden wurdest, da wir dachten alles klärt sich auf. Das du unschuldig bist glauben wir dir, auch unsere Bekannten. Keiner traut dir das zu, aber einen Fairen Prozess bekommst du in diesem Augenblick hier nicht. Recht sprechen wird Richter Goldhammer, er ist ein sehr guter Bekannter vom dahin geschiedenen Oberhauptmann, so zu sagen der Saufkumpan, mit dem er öfters auch Spielen war. Fair ist das nicht, das wissen wir. Drum hilft alles nichts, du musst erst noch mal raus aus Nidawellier, bis sich hier alles beruhigt hat und du einen fairen Prozess bekommen kannst. Ist zwar so nicht gut, da es noch schlechter für dich steht wenn du fliehst, da es dich noch verdächtiger macht. Aber so oder so bekommst du keinen Fairen Prozess jetzt. Also lieber beim nächsten mal schlechtere Karten als jetzt Kopf ab oder?"


    Zustimmend nickte Novec. Erstaunt war er über über seinen Bruder, schien er doch die letzte Zeit erwachsener geworden zu sein. Kein faules Mamma- Söhnchen mehr, entwickelt er sich doch langsam zu einem Zwerg und das sogar zu einem intelligenten.


    Novut kramte in einem kleinen Wagen der links neben ihm stand und Novec bisher gar nicht bemerkt hatte. "Hier nimm das.", sprach er und gab ihm ein kleines Stück Brot.


    "Darin ist eine kleine Leckerei eingebacken. Blutlotus, das bringt dich wieder etwas auf die Beine und gleicht deinen Blutverlust aus. Zudem noch ein paar andere Heilkräuter die dir helfen können."


    Sofort riss Novec das Brot halb aus der Hand und schlang es mit gierigem Bissen herunter, hatte er doch schon seit Tagen nichts mehr gegessen.


    "Nicht so gierig, halt dich etwas zurück. Wenn du lange nichts gegessen hast, solltest du lieber langsam essen und nicht zu viel. Das hier schling nicht gleich runter.", Novut holte ein zweites etwas dickeres Brot aus dem Wagen, "Brech es an einer Seite auf wenn ich weg bin. Darin ist der Honig der Harrenal Blume. Den schmierst du dir auf deine Wunde, damit heilt sie wesentlich schneller."


    Dankbar nahm Novec das zweite Brot an. "Dank dir Bruderherz, weiß gar nicht was ich sagen soll. Auch das du dich in Gefahr begeben hast und das hier alles rein geschmuggelt hast.", sprach der leicht gesättigte Zwerg.


    "Einfach sag ich dir, war das nicht. Die Wachen kontrollieren hier alles durch. Aber zum Glück haben sie es nur für normales Brot gehalten, was mein Mittagessen sein sollte. Außerdem schon gut kurzer und wie wäre es mit einem einfachen danke? Wir sind doch eine Familie und halten zusammen, nicht wahr Sarili?", sprach sein Bruder in einer sehr wohlwollenden freundlichen Stimme als er ihm zu zwinkerte.


    Just in diesem Moment klopfte es in der Ferne an eine Tür.


    "He da drin, bist du bald fertig? Warum dauert das so lange?", drang es von draußen durch die Tür.


    "Ähm, Entschuldigung. Habe leider etwas vom Essen verschüttet. Ich arbeite doch noch nicht so lange hier, da sind ein paar Fehler am Anfang schon verständlich oder?", versuchte Novut zu beschwichtigen.


    "So hier, noch dein essen. Da konnte ich leider nicht auch noch was rein schmuggeln, also musst du auch dies gar köstliche Mahl essen wie alle anderen auch."


    Novec nahm die Schüssel mit dem dampfenden gar übel riechenden Brei an und bedankte sich trotzdem dafür. Wenn man Tage nicht zu essen hatte, isst man bekanntlich fast alles, dachte sich Novec.


    "So ich muss jetzt los, sonst werden die Wachen noch Stutzig. Denk an deine Salbe und ruhe dich so viel wie möglich aus, in 3 Tagen ist die Verhandlung. Irgendwann in diesem Zeitraum wird eine Aktion gestartet um dich hier raus zu holen. Mehr kann ich dir noch nicht sagen, da alles noch geplant wird. Das geht dann alles ganz schnell und da musst du halbwegs wieder auf den Beinen sein, verstanden?"


    "Natürlich versteh ich das, was denkst du denn wen du vor dir hast?", brummte Novec leicht wütend.


    Lachend sah ihn sein Bruder an. "Brummen können wir ja schon wieder Fräulein Sarili, geht es dir also schon viel besser oder? Also machs gut, man sieht sich und Hals & Axtbruch für dich."


    Gemächlich schob Novut sein Wägelchen Richtung Tür als Novec noch einmal ans Gitter kam und ihm hinter her sah. „He! Danke!“


    Novut nickte und nur wenige Augenblicke später konnte Novec das Schloss der Flurtür hören, wie er zu geschlossen wurde. Wieder frohen Mutes und Hoffnung witternd widmete setzt sich Novec auf seine höchst unbequeme Liege und begann seine Suppe zu essen.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Die Zeit verging wie im Fluge und die Tage und Nächte, in welchen Sinthara der Gruppe folgte, schienen so schnell vorbei zu sein.
    Tagsüber folgte sie möglichst unauffällig der Händlergruppe und ging abends dann auf die Jagd um sich etwas zu essen zu besorgen.
    Dennoch blieb sie nicht da ganze Reise über unendeckt.


    Die Händler waren am Anfang recht misstrauisch, aber nachdem die Tieflingsfrau ihnen ihr Anliegen erklärt hatte. das sie einfach einen alten Freund im Zwergenreich besuchen wollte, den Weg aber nicht kannte und deshalb ihnen gefolgt war, verflog das Misstrauen.
    Auch wenn man es seltsam fand das eine scheinbare Elfe sich bedeckt hielt und ausgerechnet unter die Erde wollte.
    Aber seltsame Leute gab es ja genug, und solange sie friedlich war, sollte das schon in Ordnung sein.


    Und natürlich hatte die Handlungsgruppe auch noch einen anderen Vorteil den Sinthara voll auskostete. Sie kam unbemerkt ins Zwergenreich ohne das auch nur ein misstrauischer Blick sie kreuzte.
    Endlich angekommen, löste sich die Tieflingsfrau von der Gruppe und streifte durch die unterirdische Stadt. Wie sollte man das auch sonst beschreiben.
    Obwohl hier kein Sonnenlicht war und ihre Augen somit schonte und es richtig schön warm war, mochte sie diesen Ort nicht.
    Sie wollte wieder weite grüne wiesen sehen und den Duft der Wälder einatmen. Aber sie hatte hier etwas zu erledigen.
    Nur wo hielten Zwerge ihre Gefangenen, würde sie überhaupt rechtzeitig kommen?
    Normaler Weise hielt man Gefangene doch in Kellern und Kerkern, aber wo befand sich so etwas wenn man sowieso schon unter der Erde war?
    Eins aber mußte sie den Zwergen lassen, ihre Bauten hier unten waren imposant. Dennoch streifte sie noch recht ziellos durch die Straßen.


    Plötzlich wurde sie angerempelt und ihr Mantel geriet ins rutschen. Noch ehe sie selbigen aufhalten konnte, war ihre eigentliche Gestalt völlig enthüllt.
    Der Zwergenjunge welcher sie ausversehen angerempelt hatte, und inne gehalten hatte um sich zu entschuldigen starrte sie mit offenen Mund an. Gerade wollte Sinthara ihm freundlich lächelnd erklären das er keine Angst vor ihr haben bräuchte und ihn dazu überreden, das es ihr Geheimniss bliebe, da flitzte der Bursche schon davon.
    Sein schreien hörte man mehr als deutlich und in einem so vollem Ort blieb es nicht umhin das sich die Leute umdrehten.


    Verflucht warum mußte auch alles schief gehen.


    "HE das ist doch das Ungetüm vom Wald"


    Schallte es plötzlich mit tiefer Stimme. Mist ausgerechnet jemand der sie noch vom Wald kannte als sie Novec versucht hatte zu verteidigen, mußte ihren Weg kreuzen.


    "ergreift es!"


    Laut und deutlich war der Befehl und die Tieflingsfrau wartet nicht erst ab was passieren würde sondern fing an zu rennen. Sie war flink und auch nicht langsam aber in der ihr unbekannten Gegend half das nur bedingt.
    Und so langsam wie man glauben könnte, wenn man die kurzen Beine der Zwerge betrachtete, waren diese nicht.
    Kopflos ohne zu wissen wohin sie überhaupt rannte, flitzte die junge Tieflingsfrau durch die Gänge und Straßen.
    Ein paar sahen der Verfolgung neugierig, andere eher erschrocken zu. Aber einzelne schloßen sich auch an und so langsam aber sicher ging Sinthara die Puste aus.
    Mittlerweile wußte sie nicht mal annähernd wo sie war geschweige den wo hier der Ausgang war.


    Plötzlich ergriff jemand sie am Arm und sie sah sich einem Zwergen gegenüber der sie zufrieden grinsend ansah zwischen seinen buschigen Augenbrauen und dem zotteligen Bart. Scheinbar glaubte er sie nun zu haben.
    Und in der Tat mußte man ihm eingestehen das er mehr Kraft als sie besaß.
    Dennoch gab Sinthara sich so schnell nicht geschlagen und ehe der Zwerg sich versah gruben sich spitze Dämonenzähne in seine Schulter.
    Mit einem schmerzhaften Aufschrei ließ er sie los und schon flitzte sie weiter, aber ihre Verfolger waren dichter auf ihren Fersen.


    Rasch bog sie ab und kam kurz schlitternd zum stehen. Verdammt jetzt war sie in ein Haus gerannt, wenn das mal keine Falle war.
    Aber sie entdeckte die Treppe welche ein Stockwerk höher führte.
    Da sie auf keinen Fall so schnell aufgeben wollte, rannte sie hinauf.
    Und obwohl alles unterirdisch war, war dieses Gebäude größer als gedacht. Stockwerk für Stockwerk rannte sie hinauf, aber irgendwann fand dies alles dann doch ein Ende.


    Ihre Verfolger hatten aufgeholt und Sinthara wisch langsam auf eine Art Balkon zurück. Die Zwerge wähnten sich natürlich als Sieger und sie war wie eine Beute die in die Enge getrieben wurde.
    ein kurzer Blick hinab, verriet das sie nicht einfach springen konnte, sonst würde das Knochenbrüche zur Folge haben.
    Also blieb nur sich ergeben oder....


    Ja sie könnte fliegen, aber hatte sie das noch nie ausprobiert. Ob die Tieflingsfrau es konnte wußte sie nicht, aber sie mußte es auf einen Versuch ankommen lassen.
    So breitete sie ihre Flügel zu voller Spannbreite aus und sprang dann einfach.
    tiefer immer tiefer ging der rasante Sturz bis sich endlich doch auffing und tatsächlich flog. Ein Lächeln breitete sich auf den Lippen aus und stückweit wehnte sie sich in Sicherheit.
    So schnell würde man sie eben nicht bekommen.


    Doch plötzlich geriet sie ins strudeln als ein Schmerz durch einen Flügel schoß. fluchend mußte sie erkennen das ein Schütze auf sie abgesehen hatte und gut getroffen hatte.
    Während sie langsam aber unaufhaltsam tiefer trudelte traf ein zweiter Pfeil sie im Rücken.
    Das was man jetzt zu sehen bekam war ein Halbdämon der vom "Himmel" fiel und unsanft auf den Straßen der Stadt landete.


    Noch ehe sie sich wieder aufrappeln konnte, waren ihre Verfolger da und hatten sie umringt. Auch die Händler mit denen sie gekommen war hatten das Schauspiel verfolgt, ebenso wie wohl noch ein paar andere die sich auf dem nahen Marktplatz herumtrieben.


    "Elendes Mistvieh"


    Grummelnd landete mehrfach ein Zwergenfuß in der Magengrube der Halbdämon. Der Zwerg dem sie vorher in den Schulter gebissen hatte rächte sich nun und schlug und trat nach ihr bis er von seinen Leuten zurück gehalten wurde.


    Keuchen lag sie nun auf dem Boden, geziert mit den verschiedensten Wunden und alles um sie herum verschwamm. Sie war gescheitert, sie hatte versagt.....
    Immer mehr verschwamm die Welt um sie. es war wie ein dicker verschwommender Nebel und so merkte sie nichtmal wirklich wie man sie fesselte und kurzerhand einfach mitschleifte.
    Wie lange der Weg ging konnte sie nicht sagen, sie bekam ja sowieso fast nichts mit.
    Selbst die neugierigen Schaulustigen konnten nur erahnen wo es für die Tieflingsfrau hinging.


    Aber jeder Weg hatte auch mal ein Ende, so auch dieser. Ein paar Schlüssel rasselten, dann ging es scheinbar ein paar Treppen hinab, so fühlte es sich zumindestens für sie an.
    Erneut rasstelten Schlüssel und quietschend wurde ein Gitter aufgeschloßen.


    "He Dreckskerl, schau mal wen wir gefunden haben."


    Hämisch lachend quittierten die anderen Zwerge die Worte des Wärters der selbige Worte an Novec gerichtete hatte während Sinthara unsanft und noch immer gefesselt und verletzt in die selbe Zelle wie der Zwerg geschmissen wurde.


    "Deine Freundin hatte wohl Sehnsucht nach dir."


    Konnte sich einer den Kommentar nicht verkneifen und nachdem die Zelle wieder abgeschloßen wurde konnte man noch eine Weile das hämische Lachen der Zwerge aber auch das gefluche des verletzten Zwerges hören, welcher es sich nicht hatte nehmen lassen mitzukommen, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.


    Sinthara dämmerte halb vor sich hin, immer noch wirkte alles wie dickflüssiger Nebel um sie herum und das einzige was sie wahrnahm, war das sie sich nicht bewegen konnte und alles höllisch schmerzte.

  • Die Zwerge führten sie durch einen versteckten Eingang und verschlungene Pfade tief ins Herz Nidawellirs. Es war an Darragh das Gespräch zu führen und er gab sich außerordentliche Mühe. Der Grenzgänger thronte noch immer auf dem Erfolg ihn ertappt zu haben, er maß dem Händler ein außerordentliches Geschick an und sein Misstrauen zeugte von ehrlichem Respekt für Darragh. Und nebenbei wusste er auch, wie wichtig die Beziehungen zur freien Händlergilde und auch zu Darragh persönlich für die Zwerge war.


    Als Baxeda zu sprechen begann stockte Darragh der Atem, seine Augen weiteten sich und Schweiß begann seinen Hals zu befeuchten. Was hatte der Tiefling gesagt? Nein, das konnte nicht wahr sein. Er rang nur kurz um Worte und zögerte für einen Augenblick, bevor er sich wieder fing, doch ein aufmerksamer Beobachter hätte seine Farce in diesem Moment durchblicken können. Dann trat der Zwergenhauptmann vor und schlug nach dem Dämon. Darragh nutzte seine Verblüffung als er neben den Hauptmann trat. "Was hat er gesagt? Woher kommen all diese Spinnereien? Ich bin mit vier Männern aus Fomor losgezogen und ich bin mir sicher keiner von ihnen hatte Hörner! oh nein, ich mir mir sicher. aber dank euch brauchen sie jetzt auch keine Hörner mehr..." Darragh stutzte kurz und fuhr dann leise und verwirrt fort: "naja wer braucht schon Hörner. ja. nun denn aber die Sklaven sind mir weggestorben das stimmt. und ich bräuchte sicher neue, aber kann ich vor all diesen ehrbaren Kriegern einen Halbdämon als Sklave akzeptieren? wohl eher nicht. doch wenn man ihn mir in einem Geschäft als Träger dazugeben würde. ja so könnte man es machen, als Zugabe sozusagen. doch ich kenne ihn nicht, ja das wollte ich sagen". Das Murmeln des Händlers war immer leiser geworden, während er sich dem Halbdämonen genähert hatte und ihn scheinbar prüfend betrachtet hatte. Er tätschelte Baxeda geistesabwesend die Wange und flüsterte ihm in der Handelssprache des Südens ein leises "später" zu. Mit prüfendem Blick betrachtete er die Kette die den Dämon hielt und schien sichtlich zufrieden.
    Dann wirbelte er plötzlich herum und stieß dabei heftig mit dem zur Wache eingeteilten Zwerg zusammen. Niemand bemerkte, wie die flinken Finger des Händlers tief in die Taschen des Wächters huschten. Dann blickte er die verdatterten Zwerge an. "Wo waren wir stehen geblieben? Achja. also ... " .. als ob nichts gewesen wäre nahm der geschwätzige Mann das Gespräch wieder auf.


    Dann erreichten sie plötzlich Dhvaras. Das Licht der Kristalle tauchte die Bezirke in ein fahles Lichte und reges Treiben herrschte in den Straßen. Darragh wieder einmal wie sehr er diese Stadt liebte. Sie drängten sich durch das Getümmel der Straßen. Der Händler beachtete die neugierigen Blicke der Zwerge und das lautstarke Geraune, welches sie begleitete nicht. Jetzt war die Chance seinen Plan mit Baxeda zu teilen. So unauffällig wie es einem Mensch in buntem Seidengewand in einer Stadt voller Zwerge möglich war, näherte er sich Baxeda. Seite an Seite gingen sie einige Schritte bis Darragh anfing in einem neugierigen Tonfall leise und undeutlich südländische Worte an den Tiefling zu richten. Einem Außenstehenden müsste es so vorkommen, als ob der Händler neugierig Fragen über Kultur und Leben des Tieflings stellen würde.


    "sie werden dich zu den Zellen bringen. gedulde dich. Ich werde mir etwas überlegen. Vielleicht kann ich euch kaufen, aber Nov...den Zwerg lassen sie bestimmt nicht frei....


    Heimlich steckte Darragh dem Tiefling den Schlüssel zu seinen Fesseln zu, den er dem Wächter zuvor entwendet hatte.


    Kurz darauf erreichten sie das Regierungsviertel und Darragh verabschiedete sich von dem Zwergentrupp um seinen Geschäften nachzugehen. Das störische Maultier hinter sich herziehend verschwand er in der Menge um unter der Hand das kostbare und von den Offiziellen nicht gern gesehene Pfeifenkraut unter die Zwerge zu bringen.

  • Er hätte es wissen müssen!
    Anstatt auf seinen Trick einzugehen, wies Darragh jede Verbindung zu Baxeda von sich. Er erzählte ein noch haarsträubenderes Lügenmärchen als das des Tieflings. Offenbar hatte er keine Ahnung, dass Nordländisch Baxedas Muttersprache war und nicht Niederdämonisch, wie die der meisten anderen Tieflinge.
    Er verstand jedes einzelne Wort.


    Baxedas Gesicht verfinsterte sich. Ihm war zum Heulen zumute.


    Doch dann tat der Händler etwas unerwartetes. Er tätschelte kurz Baxedas Wange (wobei dieser feststellte, dass sein Bart juckte und er sich dringend mal wieder rasieren musste) und flüsterte ihm ein tröstliches „Später“ zu. Baxeda fiel ein ganzer Felsblock vom Herzen. Man ließ ihn doch nicht im Stich! Obendrein schaffte Darragh es irgendwie, blitzschnell den Schlüssel von Baxedas Halskette aus der Tasche des wachhabenden Zwerges zu stehlen. Mit einer unauffälligen Bewegung steckte er ihn dem Tiefling zu, der ihn sich rasch in den Mund steckte, falls man ihm später seine Sachen abnehmen würde.


    An wen auch immer du glaubscht, er schegne disch“, nuschelte Baxeda in Tjalabah. Es musste nicht jeder hören, dass er die Sprache des Nordens verstand. „Du bischt der netteschte Halunke, den isch kenne“, fügte er noch hinzu. „Hab Dank! Ach ja, und an die Hörner kann man scheine Tasche... äh, TASSE hängen. Und Schmuck.


    Darragh murmelte leise etwas davon, dass er ihn vielleicht später frei kaufen könnte.
    Isch tschahle dir dasch Geld auch tschurück, versprochen! Mit Tschinschen!“, sagte Baxeda schnell, damit Darragh sich nicht doch noch von seinem Geiz umstimmen ließ. „Meine Dankbarkeit kennt keine Grenschen. Isch bin eine Inveschtitschon, die schisch in jedem Fall lohnt!


    Der Händler verschwand in der Menge, durch die der Trupp sich mittlerweile bahnen musste. Sie hatten die Stadt erreicht. Staunend betrachtete Baxeda die Leuchtkristalle, welche die unterirdische Stadt in ein geheimnisvolles Dämmerlicht tauchten. Die Bauwerke der Zwege waren mächtig und von einer majestätischen Anmut, die nur durch die viel zu kleinen Türen getrübt wurde, welche das Ganze etwas ins Lächerliche zogen.


    Baxeda wartete auf einen Augenblick, an dem er unbeobachtet war, um sich von der Kette befreien zu können. Allerdings stellte sich dieses Unterfangen als nahezu unmöglich heraus, denn die Zwerge starrten ihn an wie ein fleischgewordenes Ungetüm. Bestimmt liegt das an meinem mickrigen Bart, dachte Baxeda beschämt, ohne Bart nach Nidawellir zu kommen ist unter Zwergen wohl noch peinlicher, als ohne Hose herumzulaufen.
    Der Tiefling schämte sich in Grund und Boden. Kein Wunder, dass ihn alle so anglotzten!
    Aber irgendwann musste er handeln, sonst würde man ihn wirklich in ein Verließ werfen, wie Darragh es prophezeit hatte.


    Der Karren hielt und der Wachmann löste das Ende der Kette, welches an einer eisernen Öse am Wagen befestigt war. Dafür benötigte er zum Glück den schlüsel nicht, sondern löste das Ende von etwas ähnlichem wie einem Karabinerhaken. Warum hatte Baxeda nicht früher gemerkt, dass der Verschluss an dieser Seite der Kette so einfach zu lösen war? Er hatte sich vollkommen von dem blöden Schlüssel für das Halsband einschüchtern lassen!


    Der Wachmann führte Baxeda wie einen Hund in eines der Gebäude, welches im Vergleich zu den anderen sehr schäbig wirkte. Die Gänge waren teilweise in den nackten Fels gehauen und der Gestank von Kot und Urin schlug Baxeda entgegen. Ein zweiter Wachmann folge ihnen.


    Dies musste das Verließ sein! Hier würde er verotten, nie mehr die Sonne sehen, nie mehr seine Familie, nie wieder über die Wälder fliegen und seine Freunde in Phintias besuchen! Bis zu seinem Ende würde man ihn hier einsperren, in das dunkle Gestein, ihn quälen und dann zu Tode foltern.


    Baxedas Herz setzte für einen Moment aus, sein Atem stockte.


    Was nun folgte, erledigte sein Instinkt, etwas tief in ihm, das er sonst erfolgreich verdrängte, übernahm die Kontrolle über seinen Körper. Ohne den Hauch eines Gefühls, nicht einmal jenem der Angst, packte Baxeda den Kopf des Zwerges, der vor ihm ging, mit beiden Händen und machte eine Scherbewegung. Ein trockenes Knacken ertönte. Der kleine Mann fiel zu Boden, ohne einen Laut von sich zu geben. Das alles hatte nur eine einzige Sekunde gedauert.


    Der zweite Wachmann schien sich unendlich langsam zu bewegen, als er mit seiner Axt ausholte, als wäre er unter Wasser. Baxeda hatte alle Zeit der Welt, sich vom Boden abzustoßen und mit einem Flügelschlag so hoch zu springen, dass die schwere Klinge uner ihm hinweg rauschte. Dann trat er noch im Sprung dem Zwerg mitten ins Gesicht, so dass dieser hinten über fiel. Baxeda atmete schwer, die Ereignisse schienen seltsam entrückt, als wäre dies alles nur ein Traum. Er realisierte kaum, wie er über den gestürzten Zwerg herfiel und sich in dessen Luftröhre verbiss, so dass dieser lautlos erstickte. Die Schläge des Sterbenden in sein Gesicht spürte der Tiefling nur als dumpfe Vibration, die sich wellenartig in seinem Schädel ausbreitete. Schmerz war da keiner.


    Als es vorbei war, richtete Baxeda sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Er strauchelte und musste sich an der Wand abstützen. Mit klammen Fingern griff er mechanisch nach dem Schlüssel in seinem Munde – nur um fest zu stellen, dass er diesen während des Kampfes verschluckt hatte. Baxeda spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich.


    Scheiffe“, lispelte er leise, „im wortwörtlifem Finne!


    Die Wirklichkeit kehrte zurück. Der Verstand schaltete sich wieder ein. Entsetzt betrachtete Baxeda die Toten, die er mit einer raubtierhaften Gleichgültigkeit ermordet hatte. Er schmeckte das Blut des Zwergen, dessen Kehle er durchbissen hatte. Sein Magen bäumte sich auf und mit einem dunkelroten Schwall beförderte er das Blut wieder nach außen. Nur der Schlüssel blieb, wo er war (wie könnte es auch anders sein). Einen solchen Blutrausch hatte der sonst so kampfesunwillige Tiefling noch nie erlebt. Das musste der Grund sein, warum man seinesgleichen überall so hasste. Er bekam Angst vor dem, was da in ihm erwacht war. Hoffentlich kam es nie, nie wieder an die Oberfläche! Er war unter Menschen aufgewachsen und wie ein Mensch wollte er sich auch fühlen!


    Ein Geräusch unterbrach seine Gedanken. Ein Pfeiffen ertönte und ein leises scharren. Hektisch blickte Baxeda sich um und stopfte die Toten in je einen Wandschrank, in welche er selber jedoch nicht hineinpasste. Dann wickelte er die Kette um seinen Hals und schlug den Kragen seines Kuhfellmantels hoch und stellte sich auf die wenigen Bluflecken. Keine Sekunde zu früh, denn ein Zwerg bog um die Ecke, der ein Wägelchen vor sich her schob.


    Meine Güte, der sieht aus wie Novec. Zwerge sehen wirklich alle gleich aus!


    Der Zweg hielt erschrocken inne, als er des Tieflings ansichtig wurde.
    Der machte keinerlei Anstalten, den kleinen Mann anzugreifen. Nach dem, was gerade passiert war, war ihm nicht mehr nach Kampf zumute. Stattdessen schnupperte er und witterte Nahrungsmittel, die offenbar in dem Wagen transportiert wurden. Das brachte ihn auf eine Idee.


    Guten Tag, ich soll mich bei der Gefangenenküche melden“, sprach er in Nordländisch, das als Handelsprache auch den meisten Zwergen zumindest bruchstückenhaft bekannt sein dürfte. „Ich bin der neue Geselle, der zur äh, interkulturellen Bereicherung hier anlernen soll.


    Der Zweg kniff die Augen zusammen. Baxedas Hände wurden feucht. Einen Moment hatte er das Gefühl, der kleine Mann würde ihn durchschauen.


    Dann komm mal mit, junger Mann“, sagte er dann plötzlich freundlich, „mein Name ist Novut.
    Sie sehen nicht nur alle gleich aus, sie heißen auch alle gleich!
    Angenehm, du darfft Bakfi tfu mir fagen.


    Mist, jetzt fing er vor lauter Nervosität auch noch an zu lispeln!


    Ich zeige dir dann mal deine Aufgaben. Trifft sich ganz gut, dass du ausgerechnet mir über den Weg gelaufen bist, ich will nämlich heute eher Feierabend machen, da kannst du gleich meine Arbeit übernehmen.“, fuhr der Zwerg fort. „Du kannst hier den Essenswagen schieben und wir sehen uns die Zellen an.


    Er führte Baxeda zu den Gefangenen. Es stank wie in einem Schweinestall, den man wochenlang nicht ausgemistet hatte. Baxeda wurde schlecht, aber sein Magen war zum Glück schon leer.


    Sieh dir alles in Ruhe an, Bakfi, und gib den Gefangenen noch ihren Nachtisch. Das ist der graue Brei da. Den hab ich weggelassen, weil ich endlich nach Hause wollte. Sei so gut und mach du das. Ich geh derweile schon mal. Du bringst den Wagen hinterher bitte wieder in die Küche und machst da alles sauber. Dann kannst du auch gehen. Morgen früh um sechs geht es hier weiter, in Ordnung?


    Dann ließ Novut ihn allein. Aus einigen Zellen tönten wüste Beschimpfungen, jemand bewarf Baxeda mit abgenagten Knochen. Er ignorierte es und ging mit dem Wagen langsam an den Zellen vorbei, bis ihm ein bekannter Geruch entgegenschlug.


    Finthara?“, fragte er vorsichtig. „Novec?


    Was er nicht bemerkt hatte, war, dass Novut keinesfalls gegangen war, sondern um die Ecke stand und lauschte...

  • "He Dreckskerl, schau mal wen wir gefunden haben.", hallte es plötzlich in die Zelle Novecs hinein. Ein dumpfes Geräusch, wie ein nasser Sack den man in die Ecke geworfen hatte, verriet dem kleinen Zwerg, das aus seiner Einzelzelle nun eine Doppelzelle geworden war. Sofort rannen dem Zwerg Schweißperlen über den Kopf, groß wurden seine ängstlichen Augen, tausende Gedanken schwirrten durch seinen Kopf, die sich nur Sekunden später in einen einzelnen Gedanken vereinten.


    >Bei Odonolos, ich habs gewusst, es wäre ja auch zu schön gewesen um wahr zu sein. Der elende Holzkopf hat sich erwischen lassen. Novut ist echt der größte Trottel den man sich vorstellen kann.<, grummelte der ehemalige Hauptmann miss gestimmt in seinen Gedanken vor sich her. Unglücklich und mit verzweifeltem Herzen drehte sich Novec langsam auf seinem Zellenbett um, wollte er Novut doch in seiner Zelle wenigstens willkommen heißen. Normalerweise hätte er Novut nun die Tracht Prügel seines Lebens verpasst, jedoch nicht weil er versagt hat, sondern weil der Dumme Kerl nun in den größten Schwierigkeiten seines Lebens steckte. Doch als er sich umdrehte war das erste was er zu seiner Verwunderung sah kein dunkler Bart mit dazu gehörigem Zwergenanhang sondern große bekannte Flügel...


    "Mhhhh? Sinthara bist du das? Was machst du denn hier, ich dachte du bist mit den anderen schon weiter gereist! Bist du allein hier, wo sind die anderen?", fing der wissbegierige Zwerg sofort an wie ein Wasserfall zu plappern.


    "Erzähl was mach...", in diesem Moment sah er das Unheil Sintharas, "du bist ja verletzt, wie ist denn das passiert? Hmmrr, lass mich raten, du hast Bekanntschaft mit der Stadtgarde gemacht oder?"


    Eilig kramte der Zwerg in der Decke seines Bettes, in der er einen Teil des Essen und der Medizin Novuts versteckt hatte.


    "Hier, schmier dir das auf die Wunden. Da ist Honig der Harrenal Blume drin, das heilt deine Verletzungen und besser fühlen tuhst du dich danach auch etwas. Kleines Willkommensgeschenk meines Bruders als ich hier in die Zelle hier eingezogen bin.", grinste Novec etwas vor sich hin.


    Gerade wollte Novec Sinthara weiter mit Fragen löchern, als den Zwerg ein knarzendes Geräusch
    unterbrach. Schritte waren sofort so gleich zu hören, nur wenige Sekunden später auch das starke schnaufen einer Person. Größer wurde der Schatten an der Wand im seichten Schein der Lampen immer mehr. Unendlich lange erschien es Novec, bis die unheimliche Person die wenigen Meter von der Flurtür bis zur Zelle hinter sich gebracht hatte. Wieder schossen Novec sofort Gedanken ein, dass es seinen Bruder erwischt haben könnte, doch war er Recht schnell entwarnt als er die Gestalt am Gitter sah. Denn Flügel hatten Zwerge nie und so Lispeln konnte auch nur einer.


    „Finthara? Novec?"


    "Sag mal, sprechen kannst du immer noch nicht Grünschnabel", scherzte Novec mit einem mehr als innig fröhlich strahlenden Lächeln, als er Baxeda sah, "ich glaubs nicht, du auch hier? Was macht ihr hier, seit ihr verrückt euch in so eine Gefahr zu begeben! Was denkt ihr passiert mit euch, wenn ihr erwischt werdet? Zwerge sind zwar ein friedliebendes Volk, jedoch gilt das nicht für ihre Gefangenen.", grölte der Zwerg missgestimmt Baxeda an.


    "Stimmt genau und aus dem Grund seit ihr nun alle drei Gefangene und werdet morgen öffentlich hingerichtet.", ertönte hinter dem Halbdämon eine Zwergenstimme. Ein Spitzer Gegenstand lies kaum einen Zweifel übrig, dass ihm ein Messer in den Rücken gehalten wurde.


    "Novut lass das und nimm die Möhre aus Baxedas Rücken raus.", brummelte Novec nur mehr beiläufig zu seinem Bruder herüber.


    "Tut mir leid Bruderherz, ich konnts mir einfach nicht verkneifen, der Tiefling ist einfach zu drollig und die Lügengeschichte mit der interkulturellen Bereicherung. Gute Idee aber das Lachen musste ich mir trotzdem verkneifen. Für Rettungsaktionen und Improvisation hast du eindeutig kein Händchen.", grinste er vor sich hin und musste sich sichtlich das Lachen verkneifen.


    "Ach im übrigen, sag mal Halbdämon, weißt du eigentlich das du mit deiner halsbrecherischen Aktion hier gerade eine gut ausgedachte Rettungsaktion für Novec demolierst? Im übrigen kannst du halsbrecherisch wörtlich nehmen.", bemerkte Novut beiläufig und schielte mit einem bösartigen Blick zu Baxeda hinüber, der keine Worte mehr brauchte.


    "Aber was solls, die beiden warn eh nur hirnlose Idioten, die nur betrunken waren, ständig Witze auf meine Kosten machten und mir sprichwörtlich einfach nur auf den Nerv gingen. Mhhh wenn ichs mir so recht überlege, müsste ich dir sogar dankbar sein.", grinste und lachte Novut unter den fragenden Augen Novecs vor sich hin.


    "Nun gut, da der Plan nun eh schon zum Großteil ruiniert ist, können wir den Rest getrost auch in die Tonne hauen und kommen nun direkt zu meinem Plan B!"


    "Ach und der wäre?", fragte Novec mit äußerst neugieriger und skeptischer Stimme.


    Flink kramte Novut in seiner Tasche und holte einen glänzenden langen Gegenstand heraus.


    "Ganz einfach, spontane Improvisation! Eine der Wachen hatte den Schlüssel bei sich und damit lass ich euch raus. Nicht ganz so ausgereift wie Plan A, aber besser als nichts oder?, so schnell wie es gesagt war, so schnell war auch schon die Tür auf. Die Einladung lehnte Novec keinesfalls ab und stürmte aus der Tür heraus und zusammen mit Novut ging es über den Flur im Eiltempo zur Eingangstür des Zellenflures.


    "Da sind sie, die Gefangenen sind aus gebrochen! Schlagt Alarm!", ertönte eine Laute eindringende Stimme beim durchschreiten der Tür von rechts.


    Mit allem Mut und einen Kampfschrei der selbst Götter in Angst und Schrecken versetzt hätte, rannten die beiden Zwerge den näher kommenden Wachen davon.


    Im rennen hoffte Novec das ihm seine Freunde folgen konnten, doch hatte er keine Zeit mehr dafür, da ihm die Wachen stark auf den Versen waren.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • "Ahahaha", lachte Baxeda nervös, als klar wurde, dass der fremde Zwerg all seine Lügen durchschaut hatte und obendrein von den beiden Leichen im Wandschrank wusste. Zum Glück entpuppte er sich als Verbündeter, der Novec hatte retten wollen und nun einen grandiosen Plan offenbarte:


    "Ganz einfach, spontane Improvisation! Eine der Wachen hatte den Schlüssel bei sich und damit lass ich euch raus. Nicht ganz so ausgereift wie Plan A, aber besser als nichts oder?"


    Mit diesen Worten spurteten die beiden Zwerge von dannen und ehe Baxeda sich`s versah, war keiner von ihnen mehr zu sehen. Der Tiefling stand einen Augenblick da mit offenem Munde. Die blitzartige Flucht war zu schnell für ihn gewesen und nun stand er da wie vom Donner gerürt, allein inmitten des Gefängnistrakts.


    Dann fing er sich und drehte er sich zu der Gestalt auf der Pritsche um, die da im Dunkeln lag. Sie hatte sich eingekrümmt, als würde sie starke Schmerzen verspüren. Dem Geruch nach war es die Frau, die er liebte.


    "Finthara, ich bin`f, Bakfi."


    Die Aufregung und der Schrecken der letzten Stunden ließen es nicht zu, dass seine Zunge vernünftige Worte formte. Wahrscheinlich würde das keinen guten Eindruck auf Sinthara machen - andererseits war es ihr im Moment vielleicht auch ziemlich egal, wie er sprach.


    Einen Moment überlegte er, sich die zierliche Frau einfach auf die Schultern zu legen und den Zwergen hinterher zu laufen, in der Hoffnung, die beiden noch einzuholen. Doch dann roch er das Blut. Sinthara musste wohl schwer verletzt sein. Er ging zu ihr und setzte sich auf die Pritsche.


    "Darf ich mir daf mal anfehen? Keine Angft, ich bin ganf vorfichtig."


    Er besah sich Sintharas geschundenen Leib, so weit es ihre Kleidung zu ließ. Sie hatte einen schwer verletzten Flügel, zahllose Fleischwunden überall und so viele Bluergüsse, dass er sie nicht zählen konnte. Baxeda musste schlucken. Es tat ihm weh, sie so verletzt zu sehen. Und er hatte Angst um sie. Ein Kloß formte sich in seinem Hals. Unbehandelt würde sie an diesen schweren Wunden sterben können.


    "Ich hab Verbandftfeug hier im Ruckfack. Ich bin kein Heiler, aber ein biffchen kenne ich mich auf. Halt ganf ftill."


    Er desinfizierte die offenen Wunden mit reinem Alkohol, den er aus einem kleinen Fläschchen träufelte. Dann desinfizierte er damit Nadel und Faden. Diese Utensilien nutzte er normaler Weise, um erjagte Pelze zu reparieren, wenn sie durch Pfeil und Bogen Einschusslöcher aufwiesen. Es war das erste Mal, dass er sie verwendete, um lebende Haut zusammen zu nähen. Aber das behielt er lieber für sich.


    So vorsichtig, wie es mit seinen langen Klauen ging, vernähte er ihre Verletzungen. Dann verband er sie sorgfältig mit Leinenbinden, damit kein Schmutz auf die frischen Nähte kam. Besonders bei ihrem Flügel gab er sich Mühe. Nicht auszudenken, wie fürchterlich es für sie sein müsste, nicht mehr fliegen zu können! Er selbst würde lieber beide Beine verlieren als auch nur eine seiner Schwingen.


    Als er Sinthara verarztet hatte, wickelte er sie sanft in ihre Kleidung und in die zerlumpte Decke ein, so dass man nichts mehr von ihr sah. Dabei achtete er jedoch darauf, dass sie noch Luft bekam. Dann wickelte er sich selbst in eine zweite Decke und ging in die Hocke, wobei er sich einen Zipfel wie eine Kapuze ief ins Gesicht zog.Im Entengang sah er nun ziemlich klein und breit aus.


    Geh ich fo alf Tfwerg durch?“, fragte er und nun lud er sich die eingewickelte Sinthara quer über die Schultern. Ein wohliger Schauer lief seinen Rücken hinab. Als er sie vorhin verarztet hatte, war er so konzentriert gewesen, dass er nichts gespürt hatte, doch nun bekam er eine Gänsehaut, als er sie berürte. Warum konnte es kein schönerer Augenblick sein als hier in diesem finsteren Verlies! Er schüttelte die wohlige Empfindung ab und watschelte im Entengang aus dem Verlies. Zum Glück war Sinthara leicht, so dass er sie problemlos auch in dieser unbequemen Haltung tragen konnte.


    Jetzt musste er sich konzentrieren und durfte keine Fehler machen! Wenn ihn wieder ein Zwerg durchschaute, war dies womöglich der letzte Fehler seines Lebens!


    Er folgte der Richtung, in die Novec und der andere Zwerg verschwunden waren, fand schließlich den Weg hinaus aus dem Gefängnis und machte sich auf die Suche nach einem Ausgang aus der Zwergenstadt. Bis jetzt hatte ihn niemand beachtet. Er konnte nur hoffen, dass es so blieb.

  • Endlich war das Ziel erreicht und Darragh betrat das Marktviertel durch dasselbe Tor, durch das er einst, vor so viel Jahren, zum erstenmal geschritten war, um Ware unter die Händler zu bringen. Manche Nachricht hatte ihn schon vorher erreicht und er wusste, dass die gebrachte Ware gierig genommen und gut bezahlt werden würde. Man hatte ihm aber auch von strengeren Kontrollen durch einen neuen Markthalter, der gekommen sein um Ordnung zu schaffen, gewarnt.
    Als der Händler die altvertrauten Straßen wiedersah, die er früher so oft besucht hatte, zog ihm eine Woge von Wiedersehen und Heimatgefühl durchs Herz, gepaart mit tiefer Melancholie vor dem Wissen, dass er hier nicht mehr in ähnlicher Weise willkommen war. Er schnitt ein ungewohnt strenges Gesicht, um sich zu bemeistert. Oh, alles war noch da: die schönen Steinbauten, die verzierten Brunnen, die klotzigen Türme der Tempel, die schlanken wuchernden Gassen, das Geschwätz und Gebrumme der Wirtschaftenden, das Geklirr von Waren, der steinerne Marktplatz! Wie wohlig fühlte es sich an, dass er wiederkam und alles unverändert und statisch wirkte, während doch das rege Treiben von Handel und Veränderung zeugte. Während die Märkte der Welt jedes mal fremd und verändert waren, teils zerstört und in Trümmern, teils unkenntlich durch neue Bauten und wunderliche unerfreuliche Zeichen, blieb Dhvaras unverformbar in den Stein gemeißelt. Waren am Ende doch die Zwerge zu beneiden, die Seßhaften, in ihren tiefen Paradiesen und sicheren Häusern, in ihrem befriedeten Bürgerleben, in ihrem beruhigenden und stärkenden Gefühl von Heimathaben und Zuhausesein in Haus und Werkstatt?


    Es war Spätnachmittag, doch die Gassen lebten zeitlos, die Wirts- und Zunftschilder luden zum Eintritt ein und Händler sperrten ihre Türen auf. Darragh stützte sich eine Weile auf die Brüstungsmauer einer steinernen Brücke, welche eine tiefe Schlucht überspannte, das kühle Licht schimmerte in grünem Kristall nur einige Meter in den Spalt hinein, doch schien Darragh als glomm von tief unten ein schwaches Goldleuchten herauf.
    Zwei Handwerksburschen trugen Lehmblöcke dicht an ihm vorbei in ein angrenzendes Gebäude, Schmiedehämmern erklang aus dem Vorbau des Nachbarhauses und von der Ecke erschallte laut das anpreisende Geschrei eines Klunkerhändlers. Lächelnd stand Darrag auf und ging weiter, erst als die Gasse sich dem Haus seines alten Bekannten näherte begann sein Herz beklommen und unruhig zu werden. Es waren Erinnerung an den guten Freund, der ihn verstoßen hatte, die ihm die Erinnerung mit Schwermut füllte. Sollte Novir ihm noch böse sein? Das war solange her, es konnte keine Bedeutung mehr haben. Zögerlich klopfte er an der schweren Tür. Ein verstimmtes Brummen ließ ihn wissen, dass er eintreten durfte und das er erwartet wurde.


    Es war der alte unaufgeräumte mit Trödel bis unter die Decke gefüllte Raum den er eins beim ersten Eintritt in dies Haus vorgefunden hatte, doch vor ihm stand nicht der alte Novir, sondern ein jüngerer schurkenhaft grinsender und ungemein hässlicher Zwerg. Darragh war überrascht seinen Freund nicht vorzufinden. "Ah Meister Novir hat mir von euch erzählt, er schätzt euch sehr. Sagt wo finde ich ihn?" Der Zwerg blickte ihn blöde und misstrauisch an. "Meister? Es gibt hier keinen Meister. Es gibt keinen Meister Novir mehr, ..... er ist fort“ Nuschelte der Fremde und Darragh wusste sofort, dass er log, aber auch, dass der alte Freund nicht in Gefahr und schon lange weg war. Wirr fuhr Darragh sich durchs Haar und ließ den Blick verloren durch den Raum schweifen. "Gut." kommentierte er und drückte den jungen unerfahrenen Zwerg salopp mit einem leichten Stoß in seinen Sessel. Er nutzte seine Verblüffung um ein paar Mal ausschweifend vor ihm hin und her zu schlendern und begann: "Ich habe drei Säcke mit Pfeffer aus Heian, etwa ein dutzend Flaschen Blutwein, nun der interessiert euch wohl weniger, …. und diese Pakete mit grünem Pfeifenkraut zu verkaufen." Der Zwerg zuckte kurz zusammen als er die Menge sah und Darragh sprach leise, zu sich gewandt weiter. "....ob er wohl weiß was für Preise derzeit für diesen Stoff geboten werden? man wird es sehen, er sieht verunsichert aus, notfalls muss ich mir einen anderen Zwischenhändler suchen, oh wie ärgerlich wäre das!“


    Der Zwerg brauchte kurz um sich zu sammeln und sein Aufbrausen zu unterdrücken. Er war sichtlich verunsichert und genervt von den wirren Reden des Händlers erhob sich aus seinem Sessel und wuselte um Darragh herum. „Wer seid ihr? Und wisst ihr, dass Grmmr Zwirnaug, der neue Markthalter den Verkauf von Pfeifenkraut streng überwacht? Nein nennt mir euren Namen nicht, ich kann es mir denken, Novir hat euch...ähm sagen wir mal... erwähnt. Schließt die Tür, schnell und nehmt Platz.... den Pfeffer kaufe ich euch zu 14 Kupfer das Pfund, den Wein nehmt wieder mit.“ Er betrachtete das die Bündel Pfeifenkraut argwöhnisch. Ich kann sie hier kaum an den Mann bringen, und dazu das Risiko. Ich gebe euch 6 Silber für alle drei. Aber dann verschwindet schnell.“


    Ruhig blickte Darragh den Jungen an, welcher unsicher auf eine Reaktion wartete, dann prustete er lauthals los. „Ruft bitte nach eurem Meister, ich habe nicht viel Zeit zu verschwenden.....Was denkt er sich bei diesen Preisen, weiß er denn nicht, dass er das Kraut zum vierfachen Preis, nein fast zum zehnfachen dessen was er mir bietet unter die Leute bringen kann? Mein sturer Esel ist nichts gegen diesen Schurken, wobei manchmal bin ich mir da nicht so sicher, soll er denn den ganzen Weg umsonst hierher gekommen sein.... Er ist nicht da? Wo ist er denn? Gut, Ich gebe euch den Pfeffer zu 18 Kupfer das Pfund, also 1 Gold, 4 Silber und 20 Kupfer für die drei Säcke. Sagen wir 17 Silber. Das Kraut jedoch kann ich nicht für so geringe Preise anbieten, nehmt ein bisschen und probiert. Ihr werdet kaum jemanden finden, der euch diese Ware bis ins eigene Haus trägt, bedenkt die Risiken, vor allem durch diesen Grmmr Zwrnrnrn oder wie er heißt. Ich lasse euch das Kraut für ein Goldstück hier. Und eine Flasche des vorzüglichen Weins lasse ich euch außerdem da.....“ Sie stritten noch eine Weile bis Darragh, der schamlos von der Unerfahrenheit seines Gegenüber profitiert hatte, letztlich ein Angebot akzeptierte, wahrscheinlich auch, da der Zwerg froh war ihn loszuwerden. Doch Darragh belästigte ihn noch weiter..


    „ ....... Doch diese handvoll Waren ist nicht der eigentliche Grund meiner Reise", sprach er wieder an den Zwerg gewandt. Feierlich zauberte er eine Pergamentrolle aus seinem Wams und legte sie dem Zwerg auf den Tisch. Sie listete sorgfältig verschiedene Waren und Mengen auf, ein anderes Schreiben war für Novir bestimmt und mit einem roten Siegel verschlossen.


    "Ich, oder eher gesagt wir, möchten den ehemaligen Kontor hier in Dhvaras wieder errichten und einen durchgehenden Warenaustausch ermöglichen. Die Salzsiedereien in den Lagunen könnten euch mit Salz beliefern, wir liefern eingelegten Fisch und gepökeltes Fleisch, auch Gewürze und Pfeffer aus Heian lassen sich leicht verschiffen und die Märkte der Stadt sind voll von fremden Waren. Doch ich bin auf dem Weg hierher mit einigen Problemen konfrontiert worden und fürchte ich habe diese bis hierher ins Herz Nidawellirs gebracht, weshalb ich nicht persönlich vor den König oder die Händlerkaste treten kann..." alles Spiel und jegliche Verwirrungen waren aus Darraghs Erscheinen erloschen und er stand nun als ernstzunehmender und selbstbewusster Abgesandter vor dem jungen Zwerg. „Geht die Liste in Ruhe durch und unterrichtet euren Meister über mein Angebot, er wird sich um alles kümmern. Doch genug davon. Gehen wir unsere Kehlen etwas befeuchten. Ich habe schon einige Zeit kein Zwergenbräu mehr gekostet“


    Der Zwerg nahm die Schriftrollen entgegen. Es war ihm anzusehen, dass er den geschwätzigen Händler loswerden wollte, doch die Regeln der Höflichkeit geboten ihm den Gast und Freund seines Meisters zu begleiten Genervt schloss er den Laden hinter sich zu und schob den Händler in ein benachbartes Wirtshaus. Darragh war froh nicht alleine Speisen zu müssen.


    Die Wirtin erkannte seinen Begleiter und brachte ihnen eine einfache Speise und zwei Becher Zwergenbier. Mühsam entwickelte sich ein Gespräch, doch Darragh war bald müde und nicht mehr an der Gesellschaft des Zwerges interessiert. Noch einige Zeit saßen sie nebeneinander und tranken das starke Bier, dann verabschiedete sich sein Begleiter und ließ den Händler zurück. Auf einer Bank auf der Schenke schlief er die Nacht. Die Wirtin weckte ihn am Morgen, er sagte Dank und ging. Unterwegs aß er ein Stück Brot und erledigte kleinere Geschäfte, deckte sich mit Vorräten ein, kaufte mehrere kleine Fässer Zwergenbier und einige Waren die er in Bama verkaufen würde, aber seine Laune war getrübt und selbst seine Geschäftigkeit litt darunter.
    Bald verließ er das Marktviertel und unbewusst trieb es ihn heraus aus der Stadt und er schlenderte über die gewundenen Wege in den Wänden der Höhle, nähe an den Gefängniszellen vorbei. Während er ging, grübelte er darüber nach, wie er seine neugewonnenen Freunde aus der Gefangenschaft befreien könnte.

  • So schnell es ging, trugen ihre Beine Novec und Novut durch die Gänge. Verwirrend für jeden außen stehenden wäre dies Labyrinth aus nur düster beleuchteten Gängen gewesen. War doch der alte Gefangenentrakt einst ein Minenstollen, der bis weit nach unten in die tiefen der Erde führte. Erst vor weniger als 500 Jahren, als in der Tiefe zu exzessiv gegraben wurde und viele Tunnel daraufhin einstürzten, wurde beschlossen, diese Goldmiene zu schließen und alles zu einem Kerker um zu bauen, genau so wie das Gebäude über dem Stollen. Jedoch wurden nicht alle Gänge in die Tiefe verschlossen, einige übersah man, was die zwei Zwergen- Brüder am eigenen Leibe erfahren sollten.


    "Novut, wo rennen wir eigentlich hin?"


    "Nun, genau weiß ich das auch noch nicht. Einen richtigen Plan habe ich zur Zeit nicht muss ich gestehen. Plan A war Narrensicher, Plan B besteht nur aus Improvisationen. Eigentlich renne ich nur kreuz und quer und hoffe erst mal, dass wir die Wachen so etwas verwirren und abhängen können. Großartig bewaffnet scheinst du ja nicht zu sein und ich bin es auch nicht, die Kerle da hinten sind es dafür um so mehr, somit fällt auch kämpfen aus."


    Beachtlich sah Novec seinen Bruder an. So kannte er ihn gar nicht, war er doch früher eher der Faulpelz, der sich von Mama bedienen lies. Es freute ihm, dass aus ihm doch noch ein ordentlicher Zwerg geworden war. Noch in Gedanken gabelte sich der weg abermals und wieder rannten sie planlos in eine Richtung. Immer dunkler wurden die gänge, da immer seltener Leuchtkristalle an den Wänden angebracht waren. Ausgebaut wie im Gefängnis waren die Gänge schon einige Minuten nicht mehr. Alles um sie herum glich langsam eher Bergwerksstollen. Muffig roch es, als wäre schon lange niemand mehr hier gewesen. Immer wieder versuchten die beiden Zwerge sich zu Orientieren, schauten ob sie Wegweiser oder ähnliches erspähen können, doch erkannten sie nichts. Immer weiter führe ihr weg sie ziellos durch die Gänge und ohne, dass sie es merkten in die Tiefe. Unterwegs brach Novut einige Leuchtkristalle aus der Wand, so hatten sie auch Licht in den mittlerweile beinahe überhaupt nicht mehr beleuchteten Gängen. Jedoch liesen sich die Wachen immer noch nicht abschütteln, unaufhaltsam folgten sie den beiden Brüdern.


    "Novec Sarili Gojim, im nahmen seiner Majestät, du bist verhaftet. Bleib stehen, wir bekommen dich ja doch. Stell dich du elender feiger Zwerg."


    Erschütternd war dieser Satz für Novec, war er doch ein stolzer Zwerg in der Blüte seines Lebens. Drum war der Entschluss schnell gefasst und hielt an, um sich seinen Gegnern zu stellen.


    "Haaaa na kommt nur her ihr Banausen, dann zeig ich euch mal, wer hier gleich der feige Zwerg ist."


    Wut entbrannt stand der Zwerg, der immer näher rückenden Zwergenwache an. Knurrend stand er da, bereit seine Ehre zu verteidigen. Doch sicher war er sich im innersten nicht, stand er doch unbewaffnet über ein dutzend Zwergen gegenüber. Aber konnte er auch nicht mehr weiter davon rennen. Novec ist und bleibt eine Kämpfernatur, es liegt nicht in seiner Art davon zu laufen.


    "Ja sag mal Sarili, dir gehts noch gut, was hältst du an, bist du verrückt dich mit den allen an zu legen?"


    "Sag noch mal Sarili zu mir, dann gibts paar auf die Knollennase, klar? Ich bin ehemaliger Hauptmann der Zwergenarmee und lasse mich bei Odonolos doch nicht von so ein paar neunmalklugen Axtschwingern verarschen!", brummte Novec schnaufend durch seinen Bart seinen Bruder an.


    "Das ist weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit für Heldentaten und noch weniger haben wir Zeit zu diskutieren. Tut mir echt leid Brüderechen, nimms mir bitte nicht übel....", mit einem beherzten Schlag auf seine Wunde setzt Novut Novec außer Gefecht, der sofort wie ein nasser Sack in sich zusammen viel und vor Schmerz bewusstlos wurde. Unter mühen schulterte Novut seinen Bruder und rannte weiter. Viel Zeit hatte diese Aktion Novecs gekostet. Bis auf weniger als 25 Meter waren die anderen Zwerge schon an sie heran gekommen.


    Novut bog ein weiteres mal ab, doch war dies der falsche Weg für ihn, wie er sofort fest stellen musste. Die Boden unter ihm gab unter dem Gewicht der beiden Zwerge nach und so stürzten beide in die Tiefe. Nach wenigen Sekunden hörte man nicht einmal mehr das Mark erschütternde Schreien Novuts.


    Schmerz stöhnend erhob sich Novut langsam wieder. Sein Kopf schmerzte sehr und eine Rippe hatte er sich mindestens gebrochen, wie er schmerzhaft feststellen musste. Mit mühen raffte er sich trotz der betäubenden Schmerzen auf, um sich hin zu setzen. Wie lange er wohl bewusstlos war konnte er nicht sagen. Minuten, Stunden, Tage, interessiert hätte es ihn schon, doch viel wichtiger war es für ihn erst einmal heraus zu finden wo er war. Im schwachen Licht der kleinen Leuchtkristalle konnte er kaum etwas erkennen, aber war dies auch so und so schwer, da es ihm vor den Augen verschwamm.


    Von irgend woher hörte er Wasser tropfen, nicht weit entfernt. Das Geräusch lies ihn vermuten, dass er in einer Höhle riesigen Ausmaßes sein muss. Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hörte er ein für ihn Furcht einflößendes Geräusch. Er war nicht allein, etwas kam auf ihn zu und nach den Schritten, musste es etwas sehr sein. Es schnaufte und die kräftigen Schritte kamen immer näher. Eines war sich Novut ganz sicher, ein Zwerg konnte es sicherlich nicht sein.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Baxeda watschelte mit gesenktem Kopf im Entengang zwischen all den Zwergen umher. Man starrte ihn vereinzelt an, doch niemand sagte etwas. Offenbar hielt man ihn für einen Obdachlosen, der sich keine Kleider leisten konnte und daher in Lumpen kleidete. Ihm war es recht.


    Auf den Straßen, die denen der Oberwelt erstaunlich ähnelten, herrschte geschäftiges Treiben. Viele der flachen Lehmhäuser hatten im Erdgeschoss einen Laden, dessen Tür weit offen stand. Ein Teil des Geschäftes spielte sich direkt auf der Straße ab, wo Gebilde aus Eisengestellen so etwas wie Verkaufstische bildeten. Einige Zwerge hatten ihre Stände aus Lehm und Gestein gebaut.


    Baxeda blieb in einer Ecke stehen und hielt die Nase in die Luft, um die Spur der beiden flüchtigen Zwerge aufzunehmen. Doch ein alles dominierender Fischgestank überdeckte jede feine Nuance, welche die Flüchtigen von anderen Zwergen unterschieden hätte. Ärgerlich sah Baxeda sich um. Ein beträchtlicher Teil der Verkaufsstände bot totenblasse, augenlose Fische feil, bei deren Anblick sich sein Nackenfell sträubte. Andere hatten hässliche, langbeinige Krabben im Angebot, ebenfalls bleich und ohne Augen. Der Tiefling war froh, dass er sich vor wenigen Stunden den Bauch mit Wolfsfleisch vollgeschlagen hatte, so dass er nicht gezwungen war, eines dieser unterirdischen Gruseltieren zu essen.


    Er rückte Sinthara etwas zurecht. Obwohl sie zierlich gebaut war, wurde sie in dieser unmöglichen Gangart langsam schwer. Plötzlich spürte er einen leichten Zug an seinem Schweif. Er erbleichte. Das blöde Ding hatte er völlig vergessen und die ganze Zeit hinter sich her schleifen lassen! Mit schreckgeweiteten Augen drehte er sich um. Seine Beinmuskeln waren angespannt, bereit, aus der kauernden Haltung emporzuschnellen wie eine ausgelöste Bogenfalle und ihn mit einem Sprung fort zu katapultieren. Ein Zwergenkind, dessen Gesicht den ersten Flaum eines Bartes zeigte, grinste ihn an und hielt ihm die verfilzte Quaste entgegen.


    Es sagte etwas in der Sprache der Zwege und reichte ihm den Schweif hin. Vielleicht glaubte es, dies sei etwas, das er verloren habe. Baxeda senkte den Kopf, damit der Zipfel der Decke noch tiefer in sein Gesicht hing und nickte zum Dank. Er ließ mit einer Hand Sinthara los, um nach seinem Schweif zu greifen. Dabei rutschte ihm die Tieflingsfrau halb von den Schultern und Baxeda musste eine unmögliche Verrenkung machen, um zu verhindern, dass sie hinab fiel, ohne dabei seine Verkleidung zu verlieren. Der Junge war erstarrt und glotzte wie gebannt auf Baxedas Krallenhand, die den Schweif umklammerte.


    Baxeda würde sich am liebsten selbst ohrfeigen für seine Unachtsamkeit. Warum nur musste er immer so tollpatschig sein? Herzklopfend erwartete er den Augenblick, in dem das Kind die Arme hoch riss und schreiend davon lief. Ein paar Momente vergingen, doch nichts geschah. Der Kleine starrte einfach nur fasziniert auf das, was er da entdeckt hatte. Baxeda nutzte diese Retenden Sekunden und reagierte schnell. Er griff nach hinten in seinen Rucksack, fummelte kurz und zerrte einen klappernden Gegenstand hervor. Er reichte dem Kind die Schädelkette, welche Sinthara verschmäht hatte. Die Augen des Kindes wurden noch größer. Baxeda wackelte mit der Kette auf und ab, so dass der Unterkiefer lustig klapperte. Das Staunen im Gesicht des kleinen Zwergen wich einem Lachen. Mit beiden Händen griff er nach dem Geschenk, sagte noch etwas und rannte dann fort. Während er davonflitzte, rief er mit fröhlicher Stimme immer wieder ein Wort, das in fast jeder Sprache gleich klang: „Mama! Mama!“


    Baxeda machte, dass er davon kam. Die Erziehungsberechtigten des Kerlchens konnte er sicher nicht so leicht ablenken. So schnell es im Entengang möglich war, watschelte er durch die Gassen. Dabei hielt er Ausschau nach Darragh. Er war ein Händler, waren Händler nicht immer auf Märkten, um nach einem Schnäppchen Ausschau zu halten? Vielleicht würde er sich denken können, dass sie ihn hier suchten, wenn ihnen eine Flucht gelang, und wartete auf sie?


    Verkaufsstand um Verkaufsstand zog an Baxeda vorbei. Gruselfische, Ekelkrabben, Farnpflanzensalate, gemeißelte Schmuckstücke, noch mehr Ekelkrabben... aber kein Darragh. Baxeda schnaufte und begann zu schwitzen. Und von den beiden flüchtigen Zwergen war auch nichts zu sehen.
    Seine kostbare Last wurde ihm immer schwerer.
    Sinthara, bist du wach?“, fragte er immer wieder.


    In einer Nebengasse herrschte Aufruhr. Die Zwerge rannten hin und her und verdichteten sich zu einer Traube. Heisere Schreie ertönten. Plötzlich wurden die äußersten Zwerge von innen heraus umgestoßen und zwei Zwerge trampelten über sie hinweg. Novec und der andere! Offenbar waren sie in dem Versuch, die Wachen abzuhängen, im Kreis gerannt! Doch leider nicht sehr erfolgreich – die brüllenden, voll gepanzerten Krieger polterten ihnen noch immer hinterher. Ihre Gesichter waren rot und glänzten nass. Sie hatten schwer an ihrer prunkvollen Rüstung zu schleppen, so dass die beiden Flüchtigen ihnen immer eine Nasenlänge vorraus waren.


    Baxeda überlegte einen Moment, ihnen hinterher zu laufen, doch er war nicht sicher, ob er mit Sinthara auf den Schultern schnell genug sein würde, um mit ihnen Schritt zu halten. Und wenn die Wachen ihn wieder ergriffen, hatte er gar nichts gekonnt. Also reihte er sich in die Bevölkerung ein, die am Straßenrand stand und neugierig das Schauspiel verfolgte. Niemand beachtete ihn. Seinen Schweif hatte er diesmal sorgfältig unter den Decken verstaut. Es konnte nichts mehr schiefgehen.


    „Mama! Mama!“


    Baxeda fuhr herum. Der Zwergenjunge kam freudestrahlend auf ihn zu. Mit einer Hand zeigte er auf Baxeda, mit der anderen hielt er die Wurstfinger einer korpulenten Zwergin umklammert, der die Sorge ins Gesicht geschrieben stand. In ihrer Hand klapperte die Schädelkette. Die Frau hatte sich bisher hektisch umgeschaut, nun sah sie genau in Baxedas Richtung – genau in seine gelben Augen, die im Halbdunkel glommen. Sie richtete einen Finger auf ihn und ihr Mund öffnete sich.


    Er wartete nicht auf den Schrei. Mit einem Satz sprang er hoch und breitete ruckartig die Flügel auseinander. Die Decken, die ihn zuvor verhüllt hatten, fielen auf die erschrockenen Zwerge. Er stieß sie beiseite und rannte Novec und dem anderen hinterher.


    Es war ein Anblick, wie ihn das Volk von Dhvaras noch nie erlebt hatte und auch nie mehr erleben würde: Vorneweg stürzten Hals über Kopf die Zwergenbrüder. Novec hielt seinen verbeulten Helm fest, damit er ihm nicht vom Kopf rutschte. Dahinter stürmten die schwer gepanzerten Krieger, die kaum noch Luft bekamen und sich vergebens bemühten, noch beeindruckend militärisch zu wirken, während ihnen schweißnasse Strähnen ihrer Bärte kreuz und quer im Gesicht klebten. Und hinterdrein stolperte in einigem Abstand der Tiefling, halb rennend, halb fliegend, der inzwischen so sehr keuchte, dass er kaum noch Luft bekam, mit Sinthara auf den Schultern, deren Kopf hin und her schlackerte.


    Baxeda japste. Sein Herz hämmerte von innen gegen die Brust. Er hatte Mühe, mit den Zwergen Schritt zu halten. Immer wieder verschwanden sie hinter einer Biegung aus seinem Blickfeld. Die Häuser wurden seltener, die Gänge immer schmaler und flacher. Der Fischgeruch des Marktes war kaum noch wahrzunehmen, dafür roch es nun wieder nach nassem Gestein und Schimmel. Es gab kaum noch Leuchtkristalle, die das Dunkel erhellten. Fast völlige Finsterniss umfing sie. Wer konnte ahnen, in welche gottverlassenen Schächte dieser weg sie führte? Baxeda tröstete sich damit, dass die beiden Flüchtigen sich hier mit Sicherheit auskannten – schließlich waren es Zwerge.


    Plötzlich donnerte es.
    Donner? Hier unter der Erde?


    Die Wachen vor ihm strauchelten, machten eine Vollbremsung und pressten sich mit den Rücken gegen die Tunnelwände. Baxeda hatte zu viel Schwung, er sprang an ihnen vorbei und dann traten seine Füße ins Nichts.


    Verfluchte Trollkacke!“, brüllte er noch und schlug wild mit den Flügeln, während er sinnloser Weise in der Luft weiter rannte.


    Die Erschöpfung forderte ihren Tribut. Er schaffte es nicht, in den Flug überzugehen und stürzte samt Sinthara in die Tiefe. Verzweifelt versuchte er, den Fall so gut es ging durch Flügelschlagen abzubremsen. Seine Füße trafen nach wenigen Metern Sturz auf blankes Gestein. Der Schwung und Sintharas Gewicht sorgten dafür, dass seine Knie nachgaben und er mit dem Hintern nach unten stieß. Ein metallisches Geräusch ertönte.


    Ah, mein Arsch!“, jaulte Baxeda, während er nach vorn fiel und Sinthara über seinen Kopf nach vorn rollte. Sie landete schön weich auf Novec, auf dessen Kopf Baxeda saß. Mühsam rappelte der Tiefling sich auf.


    Zum Glück hat der kleine Mann seinen Helm auf, sonst wäre sein Schädel jetzt Matschepampe!


    Sie waren entkommen. Über ihnen schimpften die Zwegenwachen, ehe sie sich schließlich trollten. Baxeda triumphierte. Außer, dass er völlig erschöpft war und sich den Allerwertesten verbeult hatte, war er aus dem heutigen turbulenten Tag sehr glimpflich heraus gekommen. Nur die arme Sinthara hatte mit all ihren Verletzungen ziemliches Pech gehabt.


    … und Novec, korrigierte er sich gedanklich, während er die Tieflingsfrau vorsichtig von ihm herunter hob und auf den Boden legte. Der Zwerg war nicht mehr nur verletzt, sondern jetzt auch noch bewusstlos.


    Scheiße, ich hab Novec plattgewalzt! Jetzt können wir zusehen, wie wir zwei Ohnmächtige versorgen. Wenn mir der andere Zwerg auch noch umklappt, habe ich ein Problem.


    Baxeda richtete sich auf und schüttelte die Beine und die Flügel aus. Feine Schweißperlen stoben in alle Richtungen. Er zitterte vor Erschöpfung. Ein Stück abseits starrte der andere Zwerg mit aufgerissenen Augen in seine Richtung.


    Was gibt`s zu glotzen?“, murrte Baxeda. „Du bist auch nicht gerade eine Schönheit.“

  • "Ahhhh!", mit einem Schrei ging Novec wie von einem Steinschlag getroffen zu zu Boden. Einen Augenblick vom Schmerz betäubt merkte er erst Sekunden später das ein schweres Gewicht seinen Kopf getroffen hätte. Mit mühe und stark schmerzenden Kopf rappelte er seinen geschundenen Körper auf. Mühe hatte er, denn noch immer merkte er die schon langsam verheilte, aber noch immer schmerzende Wunde an der Schulter.


    "Verdammt noch mal, welcher Elende... Was du? Was machst du Zottelfell denn hier? Kannst du dir keinen anderen Platz zum landen aussuchen. Ich bin ein Zwerg, eine ehemaliger Hauptmann der Armee, auf so jemanden landet man nicht einfach! Entschuldige dich ähmm..", in diesem Moment bemerkte Novec wieder das Geräusch das er was er schon vor wenigen Augenblicken gehört hatte. "Hört ihr das? Irgendwas kommt näher."


    "Das einzige was gerade näher kommt ist mein Knurrender Magen, denn ich hab seit heut früh noch nichts gegessen, verstehst du seit heut früh! Und du Flohzirkus, reden wir mal nicht weiter, mein Bart ist wenigstens gut getrimmt, in dem Steckt viel Arbeit. Schau dich mal an, dein Bart wächst ja sonst wo hin. Mit so einem Ganzkörperwischmopp würde ich mich nirgendwo sehen lassen wollen!", kam Novut zu Novec häher heran und lachte dabei.


    "Seih still du Narr, dass ist nicht dein verfressener Magen, wir sind hier nicht allein. Irgend etwas kommt näher, hört ihr das nicht? Hört einmal ganz genau hin, sehr sachte Geräusche der Wasserpfützen die immer näher kommen."


    Novut spitzte seine Ohren und konzentierte sich. Am Anfang bemerkte er nur das sachte Geräusch des Windes, der durch die Höhle striff, dass Wasser was hier und da von den hunderten Tropfsteinen rann und dann hörte er es. Nun war es nicht mehr nur ein leichtes Tapsen wie Novec sagte, nein die Schritte waren nun deutlicher zu hören, viel deutlicher.


    "Jetzt höre ich es auch, hier Bruder, zur Sicherheit ein kleines Willkommensgeschenk in der alten Heimat, hatte ich ganz vergessen.", mit einem Griff in einen kleinen Lederbeutel holte Novut einen Leuchtkristall aus seiner Tasche.


    Stark war der Leuchtkristall, war er doch klein, schaffte er es trotzdem den Großteil der Höhle aus zu leuchten. Novec und Novut bestaunten für einen Augenblick die Ausmaße der Höhle und ihren Anblick. Es bot sich ihnen ein Anblick einer Höhle in der ein ganzer Stadtteil hätte platz haben können. Hunderte Meter im Durchmesser, jedoch nur einge Zwergengrößen hoch. Überall reflektierte das Wasser, was an den Tropfesteinen herab ran und in den winzig kleinen Bächen auf dem Boden das Licht des Kristalles.


    Aufmerksam schauten sich die Brüder um, Angst machte sich in ihnen breit, schweiß lief ihnen von der Stirn. Mit jedem Schritt den das unbekannte näher kam schlugen die Herzen der beiden Zwerge heftiger, immer mehr mulsierte das Blut in den Adern.


    "Novec! Hilfe mir!", mir einem Mark erschütternden Schrei verschwand in einem Augenblick auf dem anderen Novut hinter Novec, der Leuchtkristall viel zu Boden. Schnell drehte sich Novec um, doch das einzige was er noch sehen konnte, war ein Mannshoher Schatten der in einer Höhlenniesche verschwand. Brüllend, rannte Novec mit erhobener Axt in Richtung der Höhlennische. Gerade als er in die Höhlenniesche rennen wollte stopte Novec, denn das unbekannte hatte sich schon auf dem Weg zu ihm gemacht.
    Langsam kam es in den Schein des Leuchtkristalles. Seidig klänzte das grau- schwarze kurze Fell des Monsters, was die Statur eines mehr als kräftigen Bären hatte.


    "Ah, verdammt, pass auf Novec, dass ist ein Nachthorn.", husten Novut, "ahhh, pass auf, mit dem ist nicht zu spaßen, das armlange Horn ist hart wie Stahl, wenn er dich damit trifft wars das, auch die Reißzähne, pass auf, ahhh...", die Worte Novuts verstummten.


    "Na toll ein Nachthorn, dachte ihr Mistviecher seiht langsam mal ausgestorben.", brummte Novec vor sich her.


    Als hätte das Tier seine Worte verstanden brüllte es ihn an, begab sich auf seine Hinterbeine und stampfte mehrmals mit den Vorderbeinen auf. Novecs Herz rannte, doch zeigte er der Bestie keine Schwäche.


    "He Flohbeutel, ich könnt echt langsam deine Hilfe gebrauchen, Zeit zum kuscheln ist später! Ach Pfeife, dann fang ich eben allein an, wenn ich dich da so sehe!", hust in diesem Moment stürmte die Bestie mit Horn vorraus auf Novec zu. Gerade konnte er sich noch zur Seite werfen, landete aber unglücklicherweise wieder auf seiner verletzten Schulter, so durchzug ein Schrei die gesamte Höhle.


    "Novec, sein Mund.... seine Mund.... das ist seine einzige Schwachstelle.... seine Lippen....", heuchte Novut mit letzten Atemzügen.


    "Halte durch du Zwergenwaschlappen, ich denke du willst noch was essen. Wart nur kurzm dann gibts gleich Nachthorn am Spieß für dich. Hörst du! Ja nicht schlapp machen!", entgegnete er ihm, als Novec gerade aufstand.


    Schon hatte das Tier eine Wendung vollzogen und rannte wieder auf Novec zu. Dieser entschied sich davon zu laufen. So schnell ihm seine kleinen Beine tragen konnten rannte er, doch waren die massiven kräftigen Beine des Untiers wesentlich schneller und nur um Haaresbreite konnte Novec noch einmal einen Hieb des Horns ausweichen. Schnell nutzte er Geistesgegenwertig die Situation aus und versuchte seine Axt der Kreatur ins Maul zu haufen, doch verfehlte er und traf nur das Stahlharte horn, an dem seine Axt nur abprallte. Erschrocken rannte das Tier kurz einige Meter weiter, was Novec die Zeit gab sich zu sammeln und wieder los zu rennen. Abermals rannte das Tier hinter ihm her. Der Zwerg rannte auf einen Stalagtit zu, groß genug um dahinter gleich zwei Zerge verstecken zu können. Kaum hatte er ihn erreicht, huschte er nach rechts um sich zu verstecken. Nur wenige Sekunden später war das Tier da und wollte ebenfalls hinter den Felsen rennen. Zu spät, gerade als es um die Ecke Bog schlug Novec mit all seiner Kraft zu. Gezielt war der Schlag der das Tier mitten im Rennen traf. Blut schoss hervor und traf den Zwerg, der von der Wucht getroffen ein Stück zur Seite flog. Kreische schallten durch die Höhle, Blut tropfte, ein Winzeln war zu hören. Einige Sekunden dauerte es, bis sich das Monster wieder beruhigt hatte. Es war verletzt, unruhig worden seine Bewegungen, aggressiv erschien es, jeden Moment zum Angriff bereit, doch mit einem Augenblick wurden seine Augen größer und rannte urplötzlich von dannen. Ungläubig stand Novec da und beobachtete das Schauspiel.


    "Haha, hast wohl Angst bekommen? Ja mit so einem wie mich legt man sich nicht an, denn ich bin Novec Sarili Gojim der große Zwergenhauptmann!"


    "Ehemaliger Zwergenhauptmann!"


    "Ganz recht Ehemliger... Ähmm hää.. wer hat das gesagt?"


    Gerade noch im Siegestaumel des Herzens höherschlagende Freude drehte sich Novec um. Aus der Höhlendecke ragten dutzende Seile und mindestens ebenso viele Zwerge kletterten draran herunter und waren schon am Höhlenfußboden angekommen. Nur wenige dutzend Meter entfernet näherte sich ein Zwerg höheren Ranges mit gezogener Axt.

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Feuer...überall war Feuer...Und Blut...dichter Qualm stieg auf und Panik machte sich in ihr breit. Sie mußte hier raus, weit weg aber wohin.


    Abrupt verspürte sie Schmerz und Kühle, das Feuer schien ganz plötzlich verschwunden und Schwärze machte sich breit. Leise hörte sie das tropfen von Wasser und ...platsch...da landete ein Wassertropfen auf ihrem Gesicht.
    Die Tieflingsfrau öffnete langsam ihre Augen und blinzelte. Es blieb alles schwarz und sie brauchte einen ganzen Moment ehe sie begriff, das das hier wohl eine Art Höhle schien.
    Dann nahm sie auch das Getrampel und die Schreie wahr und noch benommen sah sie sich um. Was sie entdeckte veranlasste sie ihre Stirn zu runzeln. Da rannte eine kleine Gestalt vor irgendwas....pelzigem weg. Was war hier eigentlich los.
    Sie beobachtete das Schauspiel, mehr blieb ihr auch nicht übrig, wollte ihr Körper der Tieflingsfrau noch nicht gehorschen.
    Und so blieb ihr Zeit, das sich der Dämmerzustand legte und Sinthara klarere Gedanken fassen konnte.


    Natürlich sie war doch in diese Stadt gereist um Novec zu retten und dann war sie dummerweise den Zwergen zum Opfer gefallen. Danach war alles schwarz.
    Wieso war sie hier unten und warum war Novec hier und...sie blinzelte ein paar Mal, ehe sie im Schein der Dunkelheit auch die Gestalt von Baxeda ausmachen konnte. Was machte der den hier. Was war hier passiert. Unter anderen Umständen hätte sie sich erstmal Luft gemacht, und vor allem auch bemerkbar.


    Mittlerweile hatte Novec dieses pelzige Vieh in die Flucht geschlagen, nein nicht er, eher diese anderen kleinen Biester von Zwergen.
    Sinthara hatte ihn noch warnen wollen, doch ihre Stimme gehorschte ihr ebenso nicht.
    Noch hatte keiner bemerkt das Sinthara wieder bei Bewußtsein war, und langsam kehrte auch wieder Gefühl in ihren Körper zurück. Vorsichtig bewegte sie sich, und bei Gellos, es schmerzte. Aber wen interessierte das.
    Diese elenden Zwergen gingen ihr gehörig auf die Nerven.
    Langsam richtete sie sich im Schutze der Dunkelheit auf und drückte sich leicht gegen eine Felswand.
    Keiner schien die Tieflingsfrau zu bemerken und Sinthara wollte das das auch so bleibt. Ihr Blick hingegen wanderte durch die Höhle, dank ihrer guten Augen war die Dunkelheit auch kein Hindernis.
    War da nicht etwas helles? Nein das war nicht das Licht was aus der Decke drang wo sie sich die Zwerge abseilten, sondern es schien ein Ausgang zu sein.
    Zumindestens könnte es einer sein. Es mußte einfach so sein, Woher sonst kam die Waldluft. Es war kaum merkbar aber eine feine Nase konnte es bemerken.
    Weiter musterte sie die Höhle. Groß genug war sie. Vieleicht könnte man sich den Zwerg schnappen und einfach davon fliegen. Aber das mußte schnell gehen.
    Fliegen konnte sie ja, und Baxeda auch. Novec würden sie sich mitbekommen.


    Gut aufgrund der Verletzungen konnte Sinthara nicht wissen ob ihr Plan funktionieren würde, aber hatten sie große eine andere Wahl?
    Der Blick wanderte nun wieder zu dem Zwergentrupp. Wieviele waren es und die Bewaffnung?


    Verdammt nochmal tat ihr alles weh, aber sie konnte und wollte jetzt auf keinen Fall schlapp machen.

  • „Entschuldigung“, sagte Baxeda höflich zu Novec.


    Der andere Zwerg beschimpfte ihn derweile als Ganzkörperwischmopp und zog über seinen Bart her, der angeblich über seinen gesamten Körper gewuchert wäre. Baxeda fuhr fauchend zu ihm herum.


    „Hör mal, Klumpenkopf, das ist kein Ganzkörperbart sondern ein Pelz! P-E-L-T-S“, buchstabierte er falsch. „Ich bin darüber selber nicht glücklich und da musst du nicht auch noch Salz in die Wunde streuen. Bloß weil du mir das Leben gerettet hast, hast du nicht das Recht mich zu beleidigen, du krummbeiniger Wurzelgnom!“


    Der Zwerg knurrte ihn an. Baxeda hielt irritiert inne. Seit wann konnten Zwerge knurren?
    Er spitze die Ohren. Der Zwerg machte ein ebenso erstauntes Gesicht und begann mit Novec darüber zu streiten, ob es sein Magen wäre, der hier so knurrte.


    Baxeda blickte sich unruhig um. Novut zauberte einen Leuchtkristall aus einem Lederbeutel und reichte ihn seinem Bruder. Das Licht erhellte einen großen Teil der gewaltigen Höhle. Das Knurren wurde nun begleitet von einem gleichmäßigen Vibrieren.


    Plötzlich wurde Novut von den Füßen gerissen. Er rief noch um Hilfe, doch sein Schrei riss abrupt ab. Ein Schatten von der Größe eines Ochsen war für einen Augenblick zu sehen, ehe er in einer Seitenhöhle verschwand. Der Tiefling war einem solchen Geschöpf noch nie zuvor begegnet. Novec folgte ihm mutig, während Baxeda, vor Erschöpfung und Aufregung zitternd dastand und sich nicht vom Fleck bewegte.

    "He Flohbeutel, ich könnt echt langsam deine Hilfe gebrauchen, Zeit zum kuscheln ist später!“


    Baxeda schoss das Blut in die Ohren, als Novec das Wörtchen `kuscheln` erwähnte. Er blickte herüber zu der bewusstlosen Sinthara. Einen Scheißdreck würde er tun und gegen dieses Monster kämpfen!


    „Ach Pfeife, dann fang ich eben allein an, wenn ich dich da so sehe!", sagte Novec, ehe er frontal von dem Tier angegriffen wurde. Es rannte ihn einfach über den Haufen. Baxeda fühlte sich in seiner Entscheidung bestätigt und sah sich nach einem Fluchtweg um. Seine Nase trug ihm vielversprechende Düfte zu, die eindeutig auf einen Ausgang verwiesen. Er roch feuchte Tannennadeln, Harz und nasse Walderde.


    Da! Dort oben, hinter Novec! Kaum merklich drang durch ein Loch in der Höhlendecke ein schwacher Lichtschein. Es war wohl Nacht, so schwach wie er war. Baxeda frohlockte. Novec kämpfte todesmutig mit seiner Axt mit dem herum rasenden Ungetüm, um seinen Bruder zu retten.


    Als erstes musste Baxeda Sinthara hier herausbringen. Doch als er nach der Stelle sah, wo sie soeben noch gelegen hatte, war da nichts mehr. Ein Stich fuhr ihm ins Herz. Gleichzeitig hörte er die Rufe einer ganzen Gruppe von Zwergen, die sich in diesem Moment abseilten. Ihm blieb keine Zeit, nach Sinthara zu suchen. Die ersten Zwerge hatten bereits den Höhlenboden erreicht.


    Baxeda handelte schnell. Die Hoffnung, dem Höhlenlabyrinth in wenigen Momenten entrinnen zu können, mobilisierte seine letzten Kräfte. Er stieß sich ab und schlug mit den Schwingen. Er beschleunigte so rasch, wie es die kurze Entfernung zu ließ und packte Novec im Flug unter den Achseln. Mit einem beherzten Schwung riss er ihn in die Luft. Baxeda ächzte unter der Last und hatte Mühe, an Höhe zu gewinnen. „Du... und... dein... Zwerg... en... bier... bauch!“, japste er zwischen den Atemzügen. Die ersten Pfeile zischten an ihm vorbei, an zwei Stellen durchschlugen sie die Haut seiner Flügel. Er hatte keinen Atem um zu schreien. Die Wunden brannten wie Feuer. Je mehr er mit den Schwingen schlug, umso weiter rissen sie ein. Er biss die Zähne zusammen.


    Das Loch war nun direkt über ihm. Er stopfte Novecs Oberkörper hindurch, so dass der Zwerg sich draußen festhalten konnte. Dann schob er gegen seinen Hintern, bis er draußen war. Baxeda krallte sich am Rand der Öffnung fest. Seine Arme zitterten so stark, das er sie kaum noch kontrollieren konnte.


    Jetzt war wieder einmal die Zeit, davon zu laufen. Egal wie er es drehte und wendete – er konnte Sinthara und Novut nicht mehr helfen.


    Das Geschrei der Zwerge füllte die ganze Höhle aus. Mit letzter Kraft und einem animalischen Schrei machte Baxeda einen Klimmzug und wuchtete sich aus dem Loch. Er ließ sich nach vorn fallen und spürte, wie er sich mehrmals überschlug, während er einen Hang hinunter rollte. Ein Ast durchbohrte seine Flügelhaut, er prallte gegen etliche Baumstämme und Steine, ehe er schließlich liegen blieb. Über ihm rotierten die Sterne und der Mond. Baxeda lag auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt, die Flügel ausgebreitet und rührte sich nicht mehr.

  • „Du... und... dein... Zwerg... en... bier... bauch!“, brüllte es auf einmal hinter Novec und wurde durch einen schmalen Gang gequatscht. Vollkommen sprachlos war Novec und immer noch etwas benommen von seinen Wunden hatte er nur Schemenhaft mit bekommen was die letzten Sekunden passiert war. Immer wieder wurde es dem kleinen Zwerg schwarz vor Augen, so musste er sich selbst ein gestehen, dass die letzten Stunden und Tage mehr an seiner Kraft gezehrt hatten, als er dachte. Viel war passiert, erst ein Fuß in der Schlinge und nur wenige Stunden später viele neue Freunde und fast eine Schlinge um den Hals, dann die Flucht, der Absturz, der Nachthorn, Nocut der blutend in einer seitlichen Höhle lag. Novec rannen die Tränen dem Gesicht herunter, bis sie in seinem dunklen, vollen Bart verschwanden.


    Immer weiter wurde Novec gegängelt und geschoben, bis er zusammen mit einem großen Fellkneul etliche Meter den Abgrund hinunter rollte. Da lag Novec, mitten an einer kleinen Lichtung am Rand eines Berges im Nirgendwo und starrte in den von Sternen beleuchteten Himmel.


    Minuten lang starrte Novec weiter, unendliche Gedanken schlungen sich wie Schlangen in seinem Kopf umher, zu ordnen vermochte er es nicht. Zu viel war für den tapferen Zwergenmann in letzter Zeit passiert. Immer mehr liefen die tränen, immer mehr, bis zwei Rinnsäle über das Antlitz des Zwerges, bis er es nicht mehr aushielt und einen Schrei der Verzweiflung aus der tiefe seiner Seele los lies. All die Trauer, all das Leid wollten aus der Kleinen Person auf einmal raus. Minutenlang hörte man es hunderte von Metern weit durch den Walt schallen und dann war plötzlich stille.


    Novec drehte seinen Kopf zur Seite. Ein Reh stand nur wenige Meter von ihm entfernt und beobachtete ihn. Seine Ohren zuckten, der Kopf drehte sich etwas nach rechts.


    "Geh zu den fünf großen bevor es zu spät ist!", sprach plötzlich das Reh mit zarter Stimme.


    "Was?", Novec rieb sich die Augen.


    "Die Gefahr kommt von den fünf großen, nimm dich in acht, bevor es zu spät ist, sie werden kommen um alles zu vernichten."


    "Wie? Was? Wieso redest du, hab ich mir den Kopf gestoßen? Was bist du? Bist du ein Magier, Hexer, bin ich verrückt! Arggg hat man denn nie mal Ruhe verdammt noch mal!"


    Novec sprang auf und wollte sich dem Reh nähern, doch dieses sprang auf und verschwand im dickicht des Waldes.


    "Was war das denn? Die fünf großen? Bin ich verrückt geworden? Ich ohhh..", Gerade noch einen Gedanken nach gehend sackte der Zwerg in sich zusammen.


    Novec schrekcte nach oben, "Hier geblieben du vierbeinige Quasselstrippe, ich ähhhmmmm!?", unschwer zu deuten war für den Zwerg, das er einige Stunden verstrichen waren. Schnell sprang der Zwerg auf und rannte zu der Stelle wo das Reh stand, doch keine Spur. Er untersuchte alles im Umkreis, aber keinerlei Wildspuren waren zu erkennen. Immer wieder gingen dem Zwerg die Worte durch den Kopf, doch wusste er nicht ob es wirklich geschehen war oder eine blanke Phantasie, ausgelöst vom Schmerz, dem Leid und dem Stress der letzten Tage. Nur wenige Meter entfernt lag der Tiefling Baxeda im Gras. Schnell eilte Novec näher um nach dem Zustand zu sehen, doch an den lauten Schnarchgeräuschen konnte Novec relativ rasch einschätzen, dass der Tiefling noch lebte, trotz der argen Wunden die er sich zu gezogen hatte.


    "Na klasse mein Freund, du machst hier friedlich dein Nickerchen und ich bin Frühaufsteher. Zumindest geht die Sonne auf, die Kälte bringt ja den stärksten Zwerg zu fall. Wenn ich doch nur was zu essen hätte. Na gut, dann lass uns mal aufbrechen, ich hoffe die anderen sind auch gut auf, aber sicherheitshalber gehen wir erst einmal weg von hier, nicht das uns noch jemand folgt."


    An den Füßen gepackt schliff der Zerg Baxeda langsam hinter sich her. Schwer hatte er zu kämpfen, die Füße des Halbdämons links und rechts unter seinen Arm zu halten und ihn hinter sich her zu ziehen. "Mei bist du schwer, solltest mal darüber nachdenken denn Fell etwas zu stutzen, dann wärst du viel leichter. Hahaa!", lachte der Zwerg vor sich hin, "Mhhh, der hätte Novut gefallen. Ob er noch lebt? Ich hoffe es doch, der kleine hat echt Mumm bewiesen, hätte ich gar nicht gedacht. Mhhh und was ist mit Vater, ich hätte ihn so gern besucht."


    Immer weiter ging Novec Gedanken versunken weiter und von heimweh sichtlich gerührt. Immer mehr merkte er, wie wichtig ihm doch eigentlich das ist, was er all die Jahre für Selbstverständlich gehalten hatte. Die geborgene Wärme der Höhlenwelt, die leckeren Speckroladen seiner Mutter, das treibern der Zwerge in den Städten, das Marktleben mit den Händler, dass Spektakel dabei, Gaukler, Feuerspeiher. Ach ja wie einst der Feuerspeier Grim Grobkorn seinen Bart in Flammen aufgehen lies, weil ihn ein kleiner Junge ablenkte. Ja das waren famose Erinnerungen, die kein Zwerg missen wollte. Langsam wurde es heller und noch immer streifte Novec mit dem Tiefling im Anhang durch die Wälder, bis er beim Blick in den Himmel etwas entdeckte, was seine Stimmung erheitern sollte.


    "Moment mal, eine weiße Rauchsäule? Pelzknäul wir sind gerettet!", so schnell die kleinen Beine ihn trugen und das Gewicht des Tiefling es zulies rannte der Zwerg in Richtung der Rauchsäule. Immer wieder stoß der Kopf Baxedas über den unebenen Erdboden, immer wieder prallte er hier und da dagegen, doch bemerkte es der Zwerg nicht, war er doch zu sehr von dem ihm hoffentlich erwartetenden Essen in Bann gezogen.


    Nach etlichen Minuten erreichte er endlich die ersehnte Stelle und eine Träne vor Freude rann ihn über das Gesicht.


    "Ich glaubs nicht, das ist ein Traum! Ein Zwerg muss auch einmal Glück haben, eine Hütte! Jetzt ist erst einmal alles wieder gut, hoffe nur das die Leute darin nett sind...", doch war ihm das Glück dann doch nicht mehr so hold, wie der Zwerg es hoffte. Hatte ihm die schwere Reise der letzten Stunden nicht bekommen, so das er abermals das Bewusstsein verlor.


    Quietschend öffnete sich die kleine Holztür der Hütte.


    "Mienste das do irgend wat wa, i hört nix?", sprach eine Männerstimme aus der Tür.


    "Und wie i da sa, da it wa, verschechs, wenns wider de Olle Oma Gogli is, die kricht nischt mehr vum Blaubärkuchen!", krähte eine Frauenstimme aus dem inneren des Häuschens zurück.


    "Ne kuk, ma, da liecht wer."

    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text

  • Noch während Sinthara die Zwerge zählte, bemerkte sie plötzliche die Bewegung in der Nähe. Es schien als hätte Baxeda die selbe Idee gehabt. Ein erleichtertes Lächeln umspielte das Gesicht der Tieflingsfrau als sie sah wie Baxeda samt Novec davon flog.
    Sie waren gerettet, das einzige was momentan zählte.


    Die Zwerge knurrte, schrien und tobten, wohl etwas überrascht über den plötzlichen Abgang. Langsam hinkte sie aus ihrem Versteck und sofort herschte absolute Stille.
    Verdattert starte der Zwergenhaufen sie an, wohl hatten sie nicht damit gerechnet, das noch jemand hier herum stand.


    "Ihr elendes feiges Zwergenpack, stinkend faul und dumm seit ihr"


    Zischte sie den Zwergen auf niederdämonisch zu.


    "W-Was?" Entkam es einem der Zwerge, offenbar waren diese zu überrumpelt und doch für den Moment eingeschüchtert von diesen in den Zwergenohren offenbar bösartig und gefährlich klingenden Lauten.


    "Ich habe euch eben verflucht, auf das eure Bärte ausfallen und jedes Bier nach Wasser schmeckt."


    Meinte Sinthara trocken, und während sich einige der Zwerge erschrocken an ihre Bärte griffen breitete sie die Flügel aus, stieß sich vom Boden ab und flog hinauf zu dem Loch. Gerade als sie dadurch entwich hörte sie das fluchen und toben der Zwerge welchen offenbar aus ihrer Starre erwacht waren. Doch es war zu spät.


    Keuchend stolperte sie und landete erstmal unsanft im Gras, dann wurde alles schwarz...



    .......


    Was ist den das?


    Die Nase rümpfend mustert die Frau welche nun an die Seite ihres Mannes getreten war, die am Boden liegenden


    "Na das ist ein Zwerg"


    Klärte sie ihr Mann auf und wurde keifend unterbrochen.


    "Das seh ich, ich bin doch nicht blind. Ick mähn das fellige Ding mit den Flügeln."



    Verzeihung?


    Unterbrach eine sanfte melodisch klingende Stimme die Beiden, welche verdutzt aufsahen.
    Eine schlanke Gestalt welche eine Decke wie einen Mantel um sich gewunden hatte und das Gesicht jener etwas verbarg war hinzu getreten und wurde angestarrt.


    "Fürchte euch nicht, sie tun nicht, aber wir sind verletzt, hungrig und erschöpft. Ich bitte euch helft uns."


    Ob es die sanfte zarte Stimme oder die offene herzerweichende Art von Ihr war, konnte man wohl im Nachhinein nicht sagen. Letzendlich erbarmte sich die Beiden aber und gewährten den drei Freunden Unterkunft. Aufgrund des Platzes den sie brauchten wurde es etwas eng in der Hütte, aber es ging.
    Mit Mühe und Not hatte man nach Novec auch Baxeda in die Hütte gezerrt wo die Beiden mit versorgten Wunden und friedlich vor dem wärmenden Kamin lagen.
    Die Alte verstand sich aufs Kochen wie auf dem Umgang mit Kräutern und so wurden die drei gut versorgt.
    Novec und Baxeda bekamen sogar noch jeder ein Kissen und eine Decke.


    SInthara hatte, nachdem sie auch versorgt wurden war in der Ecke eines Bettes Platz genommen, welches offenbar den Beiden Bewohnern gehörte. Sie durfte auch als erste in den Genuss der deftigen Speisen kommen an welchen sie sich stärkte.


    Die Alte erwieß sich als sehr herzlich irgendwie schon mütterlich. Nachdem auch der Hausherr seine Skepsis abgelegt hatte saß dieser nun gemütlich Pfeife rauchend in seinem Schaukelstuhl und sah seiner Frau zufrieden zu.
    Und obwohl die Alte die Neugier in die Augen geschrieben stand, bei so ungewöhnlichen Gästen, hielt sie sich zurück und gönnte auch Sinthara die Ruhe.
    EInen Tee schlürfend, saß diese eingekuschelt in Decken, in der Ecke und sah zum Fenster hinaus nachdem sich die Frau an den Abwasch gemacht hat.

  • Durch seine Träume schlich sich der Geruch von Feuer. Angenehme Wärme umfing ihn. Darunter mische sich der Duft deftiger Hausmannskost. Baxeda schlug die Augen auf. Er lag rücklings auf einem Fell vor einem Kamin. Sein Kopf wurde bequem von einem Kissen angehoben, über seinen Körper hatte jemand eine warme Wolldecke ausgebreitet, die etwas kratzte.


    Wo war er hier?


    Stimmen drangen an sein Ohr. Sie klangen sympatisch. Baxeda setzte sich auf. Die Decke rutschte an ihm hinunter und er musste feststellen, dass er sein verfilztes Fell sehen konnte. Wo in Manirs Namen war sein schöner Kuhmantel? Er sah sich um.


    In einem Schaukelstuhl wippte ein sehr großer älterer Mann. Er musste an die drei Meter messen. Er schmauchte ein Pfeifchen und musterte ihn interessiert. Er hatte keinerlei Bartwuchs. Seine fast ebenso große Frau klapperte mit dem Geschirr in einer Wasserschüssel herum, wo sie die Teller und Tassen reinigte. Baxeda erkannte sofort, dass diese beiden Wiesenländer waren – das Volk seiner menschlichen Vorfahren, denen er seinen mickrigen Bart und miserable magische Fähigkeiten verdankte. Gegen diese Hühnen war sogar jemand mit seiner Körpergröße ein Mickerling.


    Das große Wohnzimmer war so eingerichtet, wie er es von zu Hause kannte: massive Holzbohlen formten ein großes Blockhaus, dessen Zentrum ein gewaltiger Kaminofen bildete, vor dem er nun saß. Unten prasselte das Feuer, darüber blubberten auf einer Kochfläche mehrere Töpfe, aus denen es verführerisch duftete. Baxeda erkannte am Geruch einen deftigen Rindereintopf mit Speck und Lauch, ein typisches Gericht der Wiesenlande. Der Duft frischer Kartoffeln und einer Sahnesoße mit Wildkräutern ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.


    Ein paar Schritte neben ihm lag Novec, ebenfalls auf ein Fell gebettet und zugedeckt. Der Zwerg wirkte in dem für ihn viel zu groß dimensionierten Wohnzimmer wie eine herumliegende Spielzeugpuppe. Sinthara saß auf einem Bett und löffelte Eintopf. Welch ein Glück, sie lebte! Und wenn sie aß, ging es ihr auch halbwegs gut. Sie musste aufpassen, mit dem viel zu großen Besteck und Geschirr nicht zu kleckern. Der Löffel wirkte in ihrer Hand wie eine Kelle, die Suppenschüssel wie ein ganzer Topf.


    „Sin mer ausgeruht, Jungsche?“, fragte der Mann im Dialekt der westlichen Wiesenlande, wie er vor allem bei der ländlichen Bevölkerung ausgeprägt war. In seinen Augenwinkeln bildeten sich Lachfältchen. Baxeda nickte, ohne ihn anzusehen. Er starrte demonstrativ auf das Essen.
    „Mei, un hungrisch sin mer!“, lachte die Frau und machte sich daran, eine Suppenschüssel für Baxeda zu befüllen.
    Viele Kartoffeln bitte“, ereiferte er sich. Er stand auf und sah der Frau beim Einschenken zu. „Bitte noch mehr davon“, bat er, „einfach mit rein tun, ich brauch keinen extra Teller dafür. Und das da sieht auch sehr lecker aus!


    Er balancierte seine Schüssel, aus der ein Berg von Kartoffeln herausragte, zu dem Bett, auf dem Sinthara saß, setzte sich neben sie und begann zu schaufeln. Da er es noch von früher gewohnt war, mit den riesigen Utensilien zu essen, kleckerte er dabei erstaunlich wenig. Er aß ohne auch nur einmal aufzusehen.


    Nach der Hälfte der Schüssel musste er kapitulieren. Er pickte noch ein paar Stücken Bauchspeck heraus und stopfte sie in sich hinein, obwohl er schon Bauchschmerzen hatte. Dann stellte er die Schüssel auf den Boden, zerrte sich ein paar Kissen heran, klemmte sie hinter seinen Rücken und lehnte sich zufrieden zurück. „Danke, hat lecker geschmeckt“, lobte er die Hausherinn, die sich über das Lob sichtlich freute. Sie strahlte über ihre dicken roten Wangen und brachte ihm gleich noch einen gewaltigen Krug von gutem Wiesenländer Hefeweizen, das sie auf den Boden neben die halbvolle Schüssel stellte.


    „Eins musst mir verraten, Jungsche“, sagte der Alte, „du siehst mir aus wie aus do Unterwelt, wenn isch an do G'schichta denk, die wer unserm Sohn früher erzählt ham. Do hättst du als Monschta vorkomma kenn!“
    Ich bin ein Mensch“, sagte Baxeda entschlossen. Doch als er die hochgezogenen Augenbrauen seiner Gastgeber sah, fügte er kleinlaut hinzu: „Ein halber zumindest. Meine Mutti ist Wiesenländerin, ich bin also zivilisiert. Ja, das bin ich, sehr zivilisiert sogar. Meine andere Hälfte kommt... nicht von hier.


    Er nahm den Bierkrug hoch und musste ihn wegen seines Gewichtes mit beiden Händen halten. Er trank etwas, um einen Grund zu haben, eine Sprechpause einzulegen, in der er überlegen konnte. Er entschloss sich, die Gemeinschaft kurz vorzustellen, um von dem leidigen Thema seiner Abstammung abzulenken.


    Die Hübsche hier an meiner Seite heißt Sinthara. Sie... äh... den Rest will sie vielleicht selber erzählen. Oder auch nicht, manchmal schweigt sie lieber. Und der Kleine da mit dem Gesichtsunkraut, der so laut schnarcht, heißt Novec. Wir kommen gerade aus Nidawellir und haben ein paar sehr anstrengende Tage hinter uns. Sehr anstrengend.


    Er betrachtete seine durchlöcherten Schwingen. Die Wundränder hatte jemand mit irgendeiner Kräuterpaste eingeschmiert. Die Flügelhaut war aufgeschrammt und zerkratzt, als hätte man den Tiefling im Schlaf über den Waldboden gezerrt ohne seine Schwingen hoch zu binden. Auch sein Schweif fühlte sich angeknackst an. Er konnte ihn nur gerade nach hinten legen, ohne dass es weh tat, anstatt ihn gemütlich um sich herum zu schlingen.


    Sein Blick fiel auf den schlafenden Novec, der wohl der Übeltäter war. Sinthara konnte ihn ja schlecht fortbekommen und selbst wenn, dann hätte sie auf diese Körperteile bestimmt Acht gegeben, immerhin wusste sie, wie weh sie tun konnten.

    „Und do Tage da vor euch liesche, sin de ooch anstrengdt odr habter da ä bissl Ruh“
    , fragte der Mann und blies Rauch aus seinen Nasenlöchern.
    Ich weiß es nicht. Wir waren eigentlich im Auftrag von einem Schmuggler, äh, ehrbaren Händler unterwegs, dem wir Geleitschutz geben sollten, damit ihm niemand seine Klunker klaut. Er hatte uns sogar versprochen uns vielleicht zu bezahlen. Aber der Mann ist uns in Nidawellir verloren gegangen – und mit ihm auch unser Auftrag.


    Er blickte nachdenklich in die Flammen.


    Ich weiß nicht, wie unsere nächsten Tage werden. Ich weiß es nicht.

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    Die Geschichte um den Tapferen Novec und
    seinen paar Begleitern geht hier weiter: :lol:
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    Novec Sarili Gojim - Quadratisch - Praktisch - Gut! (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Für die einen ist es Novec, für die anderen die kleinste Großklappe der Welt. (Weisheit von Baxeda Bakane)
    Die Klappe groß, der Körper klein, dass kann doch nur der Novec sein. (Weisheit von Baxeda Bakane)


    Kleine Legende: "Text" - Gesprochener Text /---\ >Text< - Gedachter Text