Buch 1 Hohenfelde -- Kaptitel 05 - Das verborgene Tal

  • Wolfram nickte zustimmend.


    "Da gebe ich Dir völlig Recht Marlo. Mach es Dir einfach schon gemütlich, ich bin gleich wieder da. Ich sage eben nur kurz Margot bescheid, damit sie in der Nähe bleibt. Bis gleich", erklärte Wolfram freundlich.


    Der Magier machte sich auf den Weg zu Margot und fragte sich nebenbei, wie er ihr erklären sollte, was Beaunois zugestoßen war. Es war angebracht für Kasimir über den Vorfall zu schweigen, dies war Wolfram bewusst.


    Er kam aus einer Familie in der man so etwas von klein auf lernte. Aber Margot war für ihn mehr als ein bloßes Familienmitglied. Zu ihr hatte er ein freundschaftliches Verhältnis. Er hatte Angst um sie und zeitgleich hatte er Angst um Kasimir.


    Wolfram blieb umschlüssig stehen. Er wusste nicht was er tun sollte. Warnte er Margot, dann fragte sie logischerweise nach, weshalb sie vorsichtig sein sollte.
    Antwortete er ehrlich, war Kasimir ab dato ein Feind für sie.


    Verschwieg er den Vorfall, dann wurde Margot mit Kasimir weiterhin völlig normal umgehen. Aber irgendwann, spätestens zum Abendbrot, würde auch Margot das Verschwinden von Beaunois auffallen.


    Wolfram drehte um und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Er zog sich bis auf seine Unterwäsche aus und zog seine Schlafkleidung an. Danach legte er sich ganz nah neben Marlo und musterte ihn ernst.


    `Marlo was soll ich wegen Kasimir unternehmen? Warne ich Margot, muss ich die ganze Wahrheit auf den Tisch packen. Warne ich sie nicht, ist sie wohlmöglich in Gefahr. Im Moment sicher nicht, da Kasimir gerade gegessen hat. Aber was soll ich ihr sagen? Ich möchte nicht das ihr etwas geschieht, ich möchte aber auch nicht Kasimir aufgeknüpft vorfinden. Das wird nachher eine endlose Kette an Rache-Morden.


    Was soll ich machen? Schweigen? Irgendwann wird das Verschwinden von Beaunois auffallen. Was soll ich dann tun? Ich weiß keinen Rat. Zum Glück hat Kasimir die Leiche bereits verscharrt, so grausam und gefühlskalt sich das anhört. Was würdest Du tun, welchen Rat gibst Du mir Marlo?´, fragte Wolfram mental, damit sie niemand belauschen konnte.


    Er deckte sich mit Marlo gemeinsam zu und rutschte ganz nah auf.

  • Marlo


    zog Wolfram an sich. Gemeinsam mit ihn unter eine Decke zu liegen war sehr schön. Aber es war gefährlich, da er spürte wie er empfand. Marlo konzentrierte sich auf Wölfchens Problem.


    `Wenn du Margot sehr magst, dann sag ihr die Wahrheit. Anders gehts nicht. Sonst musst du ihr Kasimirs Angriff für immer verschweigen oder du musst sie belügen. Kann sein, dass du beides musst. Wenn du ihr erzählst, dass du selbst nicht weisst wo Beanuis ist, wird sie vielleicht nicht mehr nachfragen. Oder sie bittet dich ihn zu suchen durch Magie. Dafür kenne ich sie nicht gut genug. Ich kann dir nicht sagen, wie sie so drauf ist. Wenn du dir jetzt schon solche Gedanken machst, dann sag ihr heute abend die Wahrheit. Oder erklär ihr das gemeinsam mit Kasimir.
    Das Problem von dir ist du willst nicht Kasimir oder Margot verlieren. Aber wenn du ihr die Wahrheit sagst, kann es sein, dass sie stiften geht. Sie wird dich vielleicht beschuldigen, dass du Benauis nicht verteidigt hast. Und dass du Kasimir für den Mord nicht hingerichtet hast. Ich kann dir nicht garantieren, dass sie so locker reagiert wie du. Wölfchen, du findest für jeden irgendwie eine Ausrede. Warum er das tun musste. Ich hab dir gesagt er ist gefährlich. Ich würde Margot die Wahrheit sagen. Das ist dann Kasimir und dein Problem, ihr zu zeigen dass sie nicht das nächste Opfer wird. Aber wenn ihr nicht die Wahrheit sagt, müsst ihr lügen und heucheln. Und es kann gut sein, dass dir die Wahrheit rausrutscht, da du sie magst. Bei deiner Familie ist das nicht so. Die magst du nicht. Rutscht dir das versehentlich raus, dann wird sie noch wütender sein. So sind Frauen, nicht nur Margot. Wenn die selber was rausfinden, was du denen sagen musstest, dann Gnade dir Ainuwar. Die wird dir die Hammelbeine langziehen und dich fertig machen von feinsten.
    Und Frauen sind bei sowas ziemlich hellohrig. Die merken sofort wenn was nicht stimmt. Spione sind gegen Frauen ein Dreck, du guckst etwas komisch oder du versuchst besonders freundlich zu sein. Zack schon bist du aufgeflogen. Drum sag ihr besser die Wahrheit und nimm Kasimir mit. Der soll selber erklären warum er Beanius ausgetrunken hat wie eine Kanne Kaffee.
    Dich so nah in den Armen zu haben ist schön Wölfchen, aber rutsch bitte nicht näher."


    Marlo versteckte sein Grinsen in der Bettdecke und machte die Augen zu.


    "Schlaf schön Wolf."

  • Wolfram tippte Marlo behutsam an.


    "Marlo bleib bitte noch einen Moment wach. Ich möchte etwas mit Dir besprechen und Du sagst, schlaf schön. Ich meine Du hast ja Recht. Wenn Du das nicht möchtest, rutsche ich nicht näher", flüsterte Wolfram ergeben.


    `Gleichgültig wie ich mich entscheide, ich fühle mich unwohl und mies dabei. Irgendwie gibt es da keine passende Lösung, außer dass ich Margot die Wahrheit sage. Trotzdem komme ich mir so vor, als verrate ich entweder den armen Kasimir der für seinen Blutdurst nicht kann und sich selbst dafür geißelte oder ich verrate Margot und bringe sie in Gefahr, sollte ich schweigen.


    Würden mir beide nichts übel nehmen, bleibt immer noch Beaunois übrig. Ihm gegenüber bin ich meiner Verpflichtung des Schutzes nicht nachgekommen.
    Auf der anderen Seite muss ich ganz ehrlich sagen, hat er seine Verpflichtung auch sträflich vernachlässigt.


    Hättest Du mir etwas Böses gewollt, hättest Du leichtes Spiel gehabt. Ihn schien es nicht gestört zu haben, dass Du einfach zu mir ins Schlafzimmer gekommen bist. Vielleicht hat er es auch nicht bemerkt. Aber was ist schlimmer? Gleichgültigkeit oder Unachtsamkeit?


    Das klingt möglicherweise nach einer Ausrede, aber das ist keine. Ich weiß einfach nicht wie ich noch von ihm denken soll. Es tut mir leid um ihn, aber zeitgleich hat er sich das irgendwie auch selbst zuzuschreiben.


    Ich muss darüber einmal in Ruhe nachdenken, Margot werde ich auf alle Fälle informieren. Das hat sie verdient, sie war stets zuvorkommend und hat sich auch direkt unserer Sache angenommen, als wir von der Reise heimgekehrt sind.


    Quatschen wir noch ein bisschen Marlo?


    Also entweder gehen wir gemeinsam auf den Viehmarkt, oder wir schicken Margot mit unserer Wunschliste los. Falls wir beide alleine gehen würden, würde sie hier bleiben. Das gefällt mir nicht.


    Trennen wir uns und einer von uns beiden geht allein, damit der andere hier bleibt - das gefällt mir noch weniger, muss ich gestehen. Ich vertraue Dir und ich habe kein Anrecht Ansprüche zu stellen, aber ich stelle sie trotzdem Marlo. Ich würde Dich und Deine dreiste Art ziemlich vermissen.


    Zu Deiner Frage, sicher warum solltest Du nicht dürfen was Dave darf?
    Du kannst Dich doch nicht nur danach richten, was Deine Verwandten von Dir erwarten. Wie heißt es so schön, frage fünf Leute und Du hörst zehn Meinungen. Das ist in Deiner Familie sicher nicht anders als in meiner.


    Aber was spielt das schon für eine Rolle?
    Wichtig ist doch nur, dass Du Dein Leben lebst und Dich damit wohlfühlst. Das habe ich in all den Jahren festgestellt. Weder bin ich ein Geschäftsmann, noch möchte ich einer werden. Und ich bin weder hart noch taff, auch dass möchte ich nicht werden.


    Ich möchte, dass mich jemand mag für das was ich bin.
    Und nicht dafür, was ich sein könnte.


    Das funktioniert auch nicht Marlo, denn jeder aus Deiner Familie wird eine andere Erwartung an Dich haben.


    Die einzig wichtige Meinung ist Deine. Und das Deine Wahl trotz meinem Geständnis auf mich fiel freut mich, auch wenn ich Dich vermutlich nie so sehen werde wie Du mich. Aber für mich bist Du auf meine Weise etwas Besonderes.
    Ich habe zwar eben behauptet ich rutsche nicht näher, aber ich mache es trotzdem. So können wir gemütlicher liegen´,
    übermittelte Wolfram und schmiegt sich an Marlo.

  • Marlo


    merkte das Wolfram echt keine Ahnung hatte. Spätestens jetzt wusste Marlo, dass Wolfram total anders dachte. Wolf kapierte nicht, weshalb er auf Abstand liegen bleiben sollte. Marlo war es völlig egal, ob Wolf kuscheln wollte. Wenn er wollte, würden sie es tun. Nur wollte er ihn nicht mit sein Rohr berühren. Das Wolf das nicht begriff, zeigte Marlo wie fremd Wolf dachte. Und wie unschuldig, wenn er ihn zur Begrüssung umarmt und gedrückt hatte.
    Wolfram erzählte plötzlich lang und breit vor sich hin, gerade als Marlo einpennen wollte. Und dann drückte er sich noch an ihn. Das war Marlo unangenehm. Er wollte Wolf nicht mit seinem Ding berühren. Nicht das er noch dachte, er hätte keine Kontrolle über sich. Marlo stopfte seine Decke zwischen sie beide. So konnte er Wolfram in seinen Armen geniessen ohne dass der dachte er wäre nur zu zwei Gedanken fähig. Quatschen wir noch ein bisschen fragte Wölfchen und schwatzte dann ohne Ende mit ihn.


    "Dass du nicht kapiert hast, warum erklärt mir alles. Es zeigt mir, dass du anders denkst und fühlst. Aber das ist nicht schlimm Wölfchen. Niemand sagt, dass ich dass nicht darf. Sie können es versuchen. Ob ich das mit mir machen lasse, ist meine Entscheidung. Ich habs ziemlich lang mit mir machen lassen und jetzt hab ich die Schnauze voll. Ich mach es so wie du und ich bleib hier bei dir, wenn ich darf. Ich werde nicht zurückkehren. Meine Wahl fiel aus mehreren Gründen auf dich Wolf, einer davon ist, dass du mir gefällst. Das ist nicht nur reine Zuneigung. Das hast du selber gesehen. Drum solltest du nicht näher rutschen, ich will dich nicht damit berühren, wenn du nicht einverstanden bist. Das kostet mich Nerven dann ruhig zu bleiben. Das ist unangenehm, du kannst jetzt gerne mal meine Gedanken lesen. Drum hab ich die Decke dahingstopft, lass sie da.
    Der Spruch ist gut. Ich mag dich wie du bist und genauso wie du werden könntest. Und damit meine ich, was du lernen kannst Wölfchen. Jemanden nach eigenen Wunsch umerziehen ist Unsinn. Wenn es so nicht passt, dass dein Mann umerzogen werden muss, lass es sein. Einigungen und gemeinsam was bestimmen ist was anderes, als jemand zu erziehen wie ein Kind.
    Ich hab das schon verstanden Wölfchen, du warst stinkig auf Benaise. Nun wo sowas passiert ist tut er dir leid. Manchmal ist das eben so. Am liebsten hättest du ihm eins verpasst, für seine Unaufmerksamkeit und Schlamperei. Nun bekam er eine verpasst und du fühlst dich schuldig.
    Jeder hat mal solche Gedanken.
    Sag mal, du bist ganz schön eifersüchtig. Natürlich können wir Margot allein Tiere einkaufen schicken. Ich hatte nicht vor, allein zu gehen. Wir können genauso gut zu dritt auf den Markt gehen. Dann bleibt Kasimir allein hier und passt auf alles auf. Und sich selber wird er bestimmt nicht aussaugen. Und falls doch, ist er ganz schön gelenkig. Wir müssen ausserdem zusammen auf den Markt gehen, ich wollte dir doch einen Hund kaufen. Ich möcht schon sehen, ob ihr zusammen passt. Sogar wenn ich allein einkaufen gehen würde Wölfchen, komm ich zurück. Du musst keine Angst haben. In der ersten Zeit muss du lernen deinen Mann zu vertrauen. Später lachen wir beide drüber, was wir heute für Unsinn gedacht haben. Entspann dich Wölfchen wir gehen es langsam an."


    Marlo ging es für seinen Mann langsam an. Sein Körper war da gerade ganz andere Meinung. Er zog Wolfram das Haarband aus den Haaren und kämmte sie mit die Finger durch. Wolf hatte schöne dicke dunkle Haare. Das war keine gute Idee gewesen. Marlo spürte die Auswirkung. Er nahm seine Hände weg und stopfte sie unter seinen Kopf als Kissenersatz.


    "Du musst nicht hart oder taff sein, du bist lieb, freundlich und ein anständiger Kerl. Das ist viel mehr wert. Jetzt schlaf Wölfchen."

  • Wolfram schmunzelte Marlo an.


    "Danke für das Kompliment Marlo. Du bist einer der wenigen der mich so sieht. Jedenfalls was die Familienmitglieder anbelangt. Natürlich darfst Du hier bleiben, alles andere wäre ziemlich umständlich.


    Nein, ich habe nicht gewusst, dass Dich das in Bredouille bringt. Wohlmöglich hätte ich es dann gelassen mich an Dich zu drücken. Vielleicht auch nicht", lachte Wolfram.


    "Ich lasse die Decke für Dich wo sie ist. Gut gehen wir drei gemeinsam auf den Markt, ich freue mich drauf. Wir kaufen die Tiere, den Hund und wir können so noch ein bisschen stöbern gehen.


    Einige Vorräte können wir bei der Gelegenheit gleich mit auffüllen. Danach können wir ja irgendwo etwas essen gehen, falls Du Lust hast. Schlaf gut", antwortete Wolfram und mummelte sich tief in die Decke ein.

  • Marlo


    wachte einige Stunden später auf. Wolfram schlief noch. Marlo rutschte ganz dicht auf und schaute ihn sich an. Mit offene Haare sah er gut aus. Genauso stand es ihm gut, dass er unrasiert war. Marlo streichelte ihn das Kinn und gab ihn einen Kuss.


    „Wölfchen wach auf. Lass uns auf den Markt gehen. Vorhin hast du gesagt, hättest du es gewusst hättest du es gelassen. Vielleicht auch nicht. Das waren deine Worte.
    Was heisst das? Möchtest du es ausprobieren oder nicht? Na was meinst du? Oder gibts was, was du gerne mal testen magst? Jetzt kannst du gerne schwatzen Wölfchen.“


    Marlo nahm Wolfram in die Arme zog ihn noch näher an sich ran und küsste ihn auf den Mund und Hals.


    „Hab ich dir schon gesagt, dass du mir gefällst?.“

  • Wolfram wachte auf, da jemand an ihm rumfummelte und ihn küsste. Er brauchte einen Augenblick um zu realisieren, dass er bei sich zuhause im Bett neben Marlo lag. Die Nähe war angenehm und es fühlte sich wundervoll an, im Arm gehalten zu werden. Wolfram drückte sich gegen Marlo, legte ihm einen Arm um die Schulter und versuchte seine Gedanken aus dem Halbschlaf zu befreien.


    "Marlo wie soll ich wählen, was ich ausprobieren möchte? Pass auf zu Deinem Verständnis. Stell Dir vor, ich hätte ein Leben lang nur Kartoffelbrei gegessen und ich kenne auch nur dieses eine Gericht. Und Du fragst mich heute mit all Deinem Wissen was ich essen möchte. Vor die Wahl stellst Du mich gerade. Ich habe keine Ahnung Marlo. Serviere mir einfach was und ich sage Dir ob es mir schmeckt", schlug Wolfram vor.


    Der Kampfmagier räkelte sich, band sich die Haare wieder zusammen und drehte sich komplett zu Marlo um.


    "Danach gehen wir einkaufen. Keine Ahnung ob ich vorhin schon Deine Frage beantwortet hatte, aber in dem kleinen Bach kannst Du baden. Das Wasser ist nur ziemlich kalt, denk daran falls Du empfindlich bist. Und Du schuldest mir noch eine Rasur. Also was möchtest Du testen?", hakte Wolfram nach.

  • Marlo

    grinste Wolfram an.

    "Gutes Beispiel gewählt Wölfchen, du überlässt mir die Wahl? Ich versuch rauszufinden was uns beiden gefällt. Gibt für dich kein Hauptgericht, du bekommst eine Zwischenmahlzeit. So fangen wir an, wenn dir was gefällt mach mit und verbinde dich wenn du magst."


    Marlo zog die Decke zwischen ihnen weg. Er fasste unter Wolframs Schlafhemd und streichelte ihn. Ganz langsam und mit den Fingerspitzen nur über die Seite, den Bauch und die Brust. Tiefer fasste er nicht, ab den Bauchnabel war Schluss da er es versprochen hatte. Den anderen Arm legte er um Wolf. Und während er ihn streichelte küsste er ihn und knutschte mit ihm. Marlo zog ihn von hinten das Haarband wieder aus die Haare und streichelte mit seinen Fingern da durch. Er fühlte wie sein Körper reagierte und drückte sich an Wolfram um ihn das spüren zu lassen.


    "Lass deine Haare offen Wölfchen. Streichel mich wo du magst und wo du dich traust."


    Marlo gab ihn einen Kuss auf den Hals und drückte Wolfram an sich. Dabei streichelte und kraulte er ihn ganz vorsichtig. Er freute sich Wolf so anfassen zu dürfen.

  • Wolfram genoss die Zärtlichkeit von Marlo und ließ ihn einfach gewähren. Er mochte das Gefühl absoluter Nähe und verband sich mit Marlo mental.


    Die Gefühle die Marlo empfand waren für Wolfram fremdartig. Er hatte sie bereits einmal in den Gedanken seines Gegenübers gelesen, trotzdem konnte er sie nicht nachvollziehen. Wolf strich Marlo über den Rücken und küsste ihn mit.


    `Wann empfindet man so? Ich fühle Gier auf Befriedigung bei Dir. Zeig mir das, also serviere mir die Hauptmahlzeit. Lass mich genauso fühlen wie Du. Du hast gesagt es wäre eventuell möglich. Beweise es mir´, übermittelte Wolfram und drückte seinen Kopf gegen den von Marlo.

  • Wolfram blieb noch eine ganze Weile nach dem Verwöhnprogramm von Marlo im Bett liegen. Er fühlte sich unheimlich wohl in Marlos Arme. Wolfram war aufgekratzt und schläfrig zugleich, er hatte nicht gewusst dass er so empfinden konnte. Und er war überglücklich darüber, dass es so war.


    Er hatte Angst vor der Macht und der Intensität die dieses Gefühl bei ihm auslöste. Zärtlich strich Wolfram Marlo durch die schwarzen Haare und küsste ihn auf den Mund.


    "Das war umwerfend und unbeschreiblich Marlo. Allein die Erinnerung an das Gefühl das Du mir geschenkt hast, ist beängstigend und zeitgleich habe ich Schmacht auf mehr. Deine Pasta ist großartig. Danke Marlo-Maus", flüsterte Wolfram glücklich in Marlos Ohr und kuschelte sich tief in seine Arme.

  • Wolfram verschlief glücksselig einige Stunden und schälte sich dann vorsichtig aus dem Bett um Marlo nicht zu wecken. Er deckte seinen Gefährten wieder zu, zog sich notdürftig die Schlafkleidung wieder über und machte sich auf dem Weg zu Kasimir.


    Wolf hatte mit dem Vampir zu reden.


    Einerseits musste er mit einer neutralen Person über seine Gefühle und Marlo sprechen. Wolfram war durcheinander und wusste nicht wie er sich nun verhalten sollte. Er war glücklich und trotzdem hatte er Angst, er könnte etwas falsch machen und damit Marlo vergraulen. Und es interessierte Wolf, wie Kasimir seinen Sinneswandel sah.


    Zudem musste er mit dem Vampir darüber reden, was er seinem Leibdiener angetan hatte. Nicht nur wegen Kasimir selbst, Margot oder Marlo, sondern auch wegen ihm selbst. Er hatte sich maßlos über den Leichtsinn seines Dieners geärgert und insgeheim hatte er sogar so etwas wie Genugtuung verspürt, als es Beaunois dahingerafft hatte.


    Beaunois hatte leichtfertig das Leben seines Herrn riskiert und als Strafe das eigene verloren.


    Man konnte es ausgleichende Gerechtigkeit nennen, aber Wolfram empfand Scham, dass er so dachte. Er war stolz darauf, kein gefühlskalter Ekel zu sein, wie viele seiner Familienmitglieder und nun empfand er Schadenfreude?


    Wolfram klopfte an den Türholm und betrat den Keller.


    "Hallo Kasimir, ich möchte mit Dir reden", erklärte Wolfram freundlich und machte es sich in der Nähe des Vampirs gemütlich.


    "Also zuerst wirst Du sicher mitbekommen haben, was Marlo und ich getan haben. Ich meine wir waren nicht leise. Also wie erkläre ich das am Besten. Marlo und ich haben uns... ja was haben wir? Keine Ahnung", erklärte Wolfram sichtlich nervös.


    "Marlo und ich waren intim und er hat mir dieses Gefühl geschenkt. Das Gefühl ist unbeschreiblich und wunderschön. Trotzdem ist es beängstigend. Einerseits habe ich Angst es erneut zu erleben und auf der anderen Seite fürchte ich es nie wieder zu erleben. Am liebsten würde ich es sofort wieder tun. Warum er so etwas kann oder was er genau tat, kann ich Dir nicht erläutern. Aber es war umwerfend. Ist das normal? Empfinde ich normal?", fragte Wolfram von dem Erlebten eingeschüchtert.


    "Dann ein anderes Thema. Beaunois Tod.
    Du hast Beaunois getötet - ich sage bewusst getötet und nicht ermordet.
    Ich vermute Du warst nicht Herr Deiner Sinne.


    Wir brauchen Deine Zusage, dass Du weder Margot, Marlo noch mich angreifen wirst. Ferner muss ich Dich etwas fragen und ich hoffe Du kannst es mir beantworten.


    Benaunois war mein Leibdiener, er hätte mich bewachen und beschützen sollen. Aber als sich Marlo einfach in mein Schlafzimmer schlich, unternahm er nichts. Was mich im Nachhinein sehr wütend gemacht hat. Er hat seine Pflicht verletzt. Statt Benaunois hättest Du auch mich angreifen können. War es ihm gleichgültig oder war er nur so faul?


    Jedenfalls hast Du ihn ausgesaugt und erledigt. Und dabei fühlte ich... Freude.
    Es hat mich gefreut, dass er für seine passende Strafe erhalten hat.
    Ich war schadenfroh, dass es ihn erwischt hat.
    Sonst bin ich nicht so und genau deshalb schäme ich mich für meine Schadenfreude. Was sagst Du dazu als ehemaliger Mönch?",
    flüsterte Wolfram beschämt.

  • Kasimir hatte gerade mit freiem Oberkörper im Keller herumgestanden, um seinen von der Selbstflagellation offenen und anschließend mit Salzwasser gereinigten Rücken trocken zu lassen. Er wollte nicht die frischen Kleider beschmutzen, welche er sich hatte nehmen dürfen. Als er im Gang die sich nahenden Schritte hörte, kleidete er sich rasch an. Er begrüßte den Herrn Wolfram mit einer Verneigung. Der Herr wollte reden. Das war Musik in Kasimirs Ohren! Sofort setzte er sein verständnisvollstes und aufmerksamstes Gesicht auf und hörte zu. Sein innerer Mönch frohlockte und vollführte derweil Saltosprünge. Geduldig hörte er sich die vielen Sorgen des freundlichen Herrn an. Als Kasimir antwortete, war seine Stimme ruhig und freundlich.


    "Was Eure Zweisamkeit mit Herrn von Falkenberg anbelangt, so kann nur die Zeit zeigen, was Ihr tatsächlich empfindet, Herr Wolfram. Es kann sich um kurzfristige Extase gehandelt haben, oder auch den Auftakt zu einer reinen und tiefen Liebe. Letzteres wäre natürlich anzustreben und sollte dies der Fall sein, ebenso eine Heirat.


    Lust ohne Liebe kann gefährlich sein, man denke nur an die schrecklichen Schändungen in den Kriegsgebieten oder an Prostitution, welche Personen als Waren handelt, als ob sie mit Geld aufzuwiegen wären und nicht zuletzt an die epedemieartige Ausbreitungen von Krankheiten. Das eindrücklichste Beispiel, was Lust ohne Liebe anzurichten vermag, ist die malgorische Stadt Obenza, in welcher die Syphillis wütet.


    Doch dort, wo partnerschaftliche Liebe herrscht, ist Lust eines der schönsten Gefühle und wird oft, aber nicht zwingend, als die Krone einer Beziehung empfunden. Wenn es in Eurem Falle so ist, kann man Euch nur beglückwünschen und alles Gute für Eure weitere gemeinsame Zukunft aussprechen. Natürlich gibt es auch Beziehungen, die ohne Lust auskommen und von manchen wird dies als die reinste und wahrhaftiste Liebe überhaupt empfunden. Unschuldig und rein.


    Um den Bogen zu Eurer Frage zu schlagen: Lustgefühl selbst ist also keineswegs unnormal, lieber Herr Wolfram und auch Euer Wunsch nach Wiederholung des Erlebten nicht. Freilich gilt stets, dass der Geist über dem Körper erhaben bleiben muss und niemals Sklave des Fleisches werden darf. Meditiation und Gebet sind geeignete Wege, um den Geist zu stärken, doch natürlich gibt es auch andere."


    Als der Herr auf den unglücklichen Beaunois zu sprechen kam, wurde Kasimir traurig und begann sich wieder zu schämen für das, was aus ihm geworden war.


    "Es tut mir so schrecklich Leid, Herr! Es war Malgorion, der aus mir sprach. Oril hat mir diese Prüfung auferlegt und ich war zu schwach, sie zu bestehen! Es war mein persönliches Versagen. Ich hatte solchen Hunger und konnte nicht warten, bis mein Herr Brandur wieder bei mir ist und mir meine Rationen zuweist. Es war unsagbar eigensüchtig von mir, unbeherrscht und falsch und der arme Beaunois musste den Preis für mein Versagen zahlen. Wenn Ihr es wünscht, werde ich mich noch härter bestrafen! Der arme Beaunois ... das hätte nicht geschehen dürfen.


    Ich würde Euch so gern das Versprechen geben, welches Ihr verlangt, doch dann würde ich Euch belügen müssen! Ich kann momentan keine Zusage geben, niemanden zu ... zu ..."


    Er kämpfte sichtlicht mit seiner Selbstbeherrschung und seine Augen, die seit der Verwandlung tiefschwarz waren, glänzten feucht.


    "Wird Herr Brandur bald hier eintreffen? Er fürchtet mich nicht und kennt Wege, mit meine Erkrankung umzugehen. Oril ist stark in ihm, auch wenn Brandur das nicht weiß und vehement an seinem Glauben an Ainuwar festhält. Er arbeitet für mich an Instantblut. Ich vertrage es nicht gut, aber es reicht, um zu überleben. Das ist revolutionär, bislang waren Vampirgewordene stets auf ständige Frischblutzufur angewiesen! Ist dies nicht Beweis genug, dass Oril möchte, dass er den Verlorenen hilft? Mit seiner Hilfe werde ich die Prüfung bestehen. Oril schickte mir Herrn Brandur, als er sah, dass ich an dieser gewaltigen Aufgabe zu scheitern drohte. Ich war so hungrig ... und Malgorion verwirrte meinen Geist. Sobald Herr Brandur wieder hier ist, seid ihr alle sicher vor diesem entsetzlichen Fluch! Wenn Ihr es wünscht, werde ich Euch bis dahin verlassen. Ich hoffe, dass Herr Brandur bald wieder hier ist."


    Kasimir verschränkte die Finger vor dem Bauch, damit man nicht sah, dass sie zitterten. Er bemühte sich, gefasst zu wirken.


    "Beaunois war ein guter Mann. Warum er in dieser Nacht nicht auf Euch achtgab, entzieht sich meinem Verständnis. Vielleicht war er krank oder übermüdet, so dass er seiner Pflicht nicht nachkommen konnte? Ich gedachte ihn dafür zu rügen ... er hätte Euch mitteilen müssen, wenn er nicht mehr imstande ist, seine Pflicht zu erfüllen. So wäre es richtig gewesen. Aber den Tod hatte er trotz allem nicht verdient!


    Dass Ihr Schadenfreude empfindet mag daher rühren, dass Ihr euch von ihm im Stich gelassen fühltet. Bitte wisst, Herr Wolfram, dass Gefühle selbst niemals falsch sind. Nur die Weisesten sind davon frei. Es erfordert jahrelange Zucht und Askese und den unerschütterlichen Glauben in Oril, Herz und Geist vollständig kontrollieren zu können. Das kann und darf man von der Allgemeinheit nicht erwarten, sonst bräuchte es keine Priester mehr. Was auch immer Ihr fühlt, es ist in Ordnung und sei es noch so erschreckend. Manchmal sind es auch Einflüsterungen von Malgorion, der Schwächen in der Willenskraft sucht.


    Doch lasst diese Gefühle nie Euer Handeln bestimmen! Denn Handlungen können sehr wohl falsch sein. Das Handeln muss stets von der reinen Vernunft geleitet sein. Es schadet niemandem, dass Ihr Schadenfreude empfindet. Das Gefühl hat keine Auswirkungen, so lange ihr nicht nach ihm handelt. Darum schämt Euch nicht allzu sehr, mein lieber Herr Wolfram.


    Wenn Ihr das Gefühl habt, dass Euer Wille zu wanken droht unter zu intensiven Gefühlen, dann betet. Es wird Euch beruhigen und Oril liebt all seine Kinder. Selbst jene, die nicht an ihn glauben. Seine Liebe ist allumfassend, selbslos und rein und jeder kann sie spüren, wenn er in sich geht. Gern könnt Ihr auch zu mir kommen und wir beten gemeinsam, wenn eine besonders schwere Stunde ansteht."


    Kasimir lächelte freundlich.


    "Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?"

  • Wolfram hörte Kasimir aufmerksam zu. Er fühlte sich von dem Vampir verstanden und angenommen, ganz so wie er war. Die meisten Ansichten teilte er vollumfänglich mit Kasimir, über andere Auffassungen des einstigen Mönchs hatte er sich selbst noch keine Gedanken gemacht. Dies holte Wolfram nun nach, da ihn das Gespräch mit Kasimir nicht nur sehr gefiel, sondern da es ihm auch gut tat.


    "Zuerst eines vorneweg - nein ich möchte nicht dass Du uns verlässt, gleichgültig welche Gefahr von Dir ausgeht. Deine Prüfung ist es dem Hunger zu widerstehen. Meine ist es Dich dabei zu unterstützen.


    Ich habe Dir bereits einmal Blut gespendet und solange ich körperlich fit bin, spricht nichts dagegen, dass wir Deinen Hunger durch meine Spende stillen. Natürlich kann ich nicht alles Blut opfern. Aber das was ich Dir gefahrlos zu geben vermag, bin ich bereit Dir zu überlassen", erklärte Wolfram freundlich.


    "Zum Thema Liebe, vielen Dank für Deine Einschätzung. Ich bin was dieses Thema angeht leider völlig unwissend. Mir ist das Gefühl der Liebe als tiefste Zuneigung zu einer Person bekannt. Diese Form der Liebe ist selbstlos, sie verlangt nichts, sie gibt alles. Und so bin ich ebenfalls bereit für eine Person die ich liebe alles zu geben. Ihr in jeder erdenklichen Situation beizustehen.


    Aber dieses Gefühl das mir Marlo schenkte, hat damit nichts zu tun.
    Es war reiner körperlicher Natur. Vielleicht schenkte er mir dieses körperliche Gefühl, da er mir ebenfalls seelisch zugetan ist?


    Er behandelte mich äußerst anständig, würde ich meinen.
    Marlo schenkte mir etwas das ich bis dato nicht kannte. Dieses körperliche Gefühl hat eine andere Dimension Kasimir. Es ist suchterzeugend, fühlt sich fantastisch an und genau das ist das erschreckende an dem Gefühl. Ich möchte es wieder mit ihm erleben.


    Mehr noch als alles andere wünsche ich mir, dass Marlo an meiner Seite bleibt.
    Ich hatte nie eine oder einen Partner, was ich sehr bedauert habe Kasimir. Weißt Du, ich hatte zwar nichts körperlich zu geben - aber seelisch doch sehr viel.


    Aber aus den Dir bekannten Gründen habe ich darauf verzichtet. Welche Frau oder welcher Mann hätte jemanden mit meinem Problem akzeptiert? Letztendlich wünschen sich die meisten Menschen Nähe und Zärtlichkeit - oder besser gesagt Intimität. Nähe kann ich schenken, der Rest ist mir seit jeher durch meine früheren Krankheiten versagt.


    Marlo sprach davon, dass es mir dennoch möglich wäre..
    Ich sage Dir die Wahrheit Kasimir, ich hielt Marlo für einen Aufschneider und Schürzenjäger, für einen frechen Rotzlöffel, der Spaß daran gefunden hatte mich ein bisschen zu piesacken und zwar auf die freundliche Art und Weise.


    Du hast unserem Gespräch ja beigewohnt, als er mir den Hof machte und ich ihm einen Korb geben musste. Nicht um ihm zu schaden, sondern um mich vor Gefühlen zu schützen die er nicht erwidern würde.


    Aber er erwidert sie Kasimir! Er erwidert meine Gefühle und ich bin darüber sehr glücklich. Als wir im Bett lagen war er zärtlich zu mir und ich dachte stelle ihn auf die Probe. Wie weit würde er gehen? Er ging bis zum Schluss und ich glaube er ging den gesamten Weg nur für mich. Ich hatte ihn darum "gebeten".


    Wie sage ich ihm das?
    Wie sage ich ihm, dass ich mir wünsche, dass er an meiner Seite bleibt?
    Wie sage ich ihm, dass ich erneut intim mit ihm werden möchte?


    Ich stimme Dir zu, was Du über Liebe und Gefühl gesagt hast. Mein Wunsch wäre eine partnerschaftliche Liebe mit Marlo, eine feste Partnerschaft und einer Heirat wäre ich nicht abgeneigt.


    Der Jüngste bin ich auch nicht mehr Kasimir, Marlo ist gut und lieb zu mir und was habe ich zu verlieren? Marlo und ich werden es versuchen. Wünsch uns alles Gute Kasimir.


    Was Du über Intimität als Geschäft gesagt hast, ist für mich ebenso ekelerregend und nicht nachvollziehbar wie für Dich. Vielleicht sind die Krankheiten eine Strafe von welchem Gott auch immer um die Prostitution abzustrafen.


    Denn wurde damit nicht das Gefühl der Liebe mit Füßen getreten, indem man die Intimität zum Geschäft gemacht hat? Ich finde schon.


    Es freut mich dass das Du Lustgefühle als normal empfindest. Deine Einschätzung ist mir wichtig. Ich selbst habe noch keine. Ich bin was Intimität angeht ein unbeschriebenes Blatt.

    Für mich war es... ist es einfach... unglaublich. Und ich stimme Dir voll, dass man sie nur mit einer Person teilen sollte die man gerne hat oder sogar liebt",
    antwortete Wolfram freundlich.


    "Mein Hauptgott ist Ainuwar, aber ich glaube an alle Götter Kasimir. Wir können sehr gerne gemeinsam beten. Dazu musst Du mir mehr von Oril erzählen. Vielleicht passt er von seiner Ausrichtung wesentlich besser zu meinem Leben als Ainuwar. Meine Familie betet den Gott des Todes an. Leider aus anderen Gründen, als des Wissens oder der Zeit.


    Ich selbst bete Ainuwar nur aus Gewohnheit an, zudem da ich Wissen liebe. Für andere Götter bin ich offen, oder genauer erklärt einen Gott der mir tatsächlich nahe geht und etwas bedeutet habe ich bis heute nicht gefunden. Vielleicht hat uns Oril zusammengeführt, damit Du mir von ihm erzählst. Immerhin scheint er viel über Liebe und Zuneigung zu wissen.


    Wohl wahr, Gedanken werden Worte, Worte werden Taten. Vielen Dank für den Zuspruch, dass meine Gedanken nicht verwerflich sind. Dennoch schäme ich mich für meine Gefühle. Du wirst Recht haben, dass sie aus der Enttäuschung entstanden sind.


    Du scheinst es ebenso gesehen zu haben wie ich. Ich war sehr von meinem Diener enttäuscht. Eine Handlung hatte ich sogar vor, allerdings hätte sie nur aus einer Rüge bestanden. Wie dem auch sei, erzähle mir von Oril Kasimir. Und gräme Dich nicht, es mag sein, dass Du Deine Prüfung nicht bestanden hast, aber auch aus Versagen kann man lernen", erklärte Wolfram aufgemuntert.


    Wolfram gefiel das Gespräch mit Kasimir.

  • Marlo

    wachte auf und hatte noch den Geschmack von Wolfram seine Haut auf der Zunge. Er wollte seinen Mann in die Arme nehmen und küssen aber er war nicht mehr im Bett. Marlo setzte sich auf und schaute sich um. Die Klamotten von Wolfram lagen nicht mehr im Bett. Marlo kämmte seine Haare mit den Fingern aus dem Gesicht.
    Er hatte nicht gedacht, dass Wolfram ihn als Mann haben wollte. Weil Wolf das bei Kasimir so betont hatte. Jetzt traute er sich doch und Marlo war sehr glücklich. Weniger glücklich war Marlo, dass Wölfchen nicht mehr im Bett war und nichts gesagt hatte. Er hatte immer noch Hunger auf ihn. Marlo wollte Wolfram so gerne mit eine neue Spielrunde wecken.
    Jetzt war er nicht mehr da. Marlo stand auf und ging unbekleidet nach draussen um sich zu waschen. Als er durch das Haus lief, hörte er Wolfram mit Kasimir reden. Marlo wollte gerne lauschen. Er hatte Angst, dass Kasimir Wolfram bearbeitete und ihre Beziehung zerstörte.
    Aber Marlo lauschte nicht. Er ging raus zu den kleinen Bach und wusch sich sauber. Das Wasser war kalt und sauber. Marlo schöpfte einen Schluck mit der Hand aus dem Bach und trank das Wasser. Er war gut und rein. Das war kein Wunder, dass die Pflanzen so gut wuchsen. Für die Tiere war das Wasser genauso gut. Hier konnten sie versteckt vor der Welt leben.
    Marlo ging erfrischt und gewaschen zurück ins Haus und zog sich an. Er setzte sich in den Stuhl im Flur und schaute sich von Wolfram die Zeichnungen und Sammlungen an. Schöne Steine, Tiere, seine Zeichnungen, Bücher, eine Laute. Marlo wusste nicht ob Wolfram spielen konnte. Er konnte etwas spielen. Er nahm sich ein Buch und fing an zu lesen. Sogar an der Decke waren Pflanzenschalen angebracht, sah Marlo erst jetzt. Er musste über Wolfram grinsen. Überall wo Platz war stopfte er Pflanzen hin. Marlo strich seine nassen Haare hinter die Ohren damit er das Buch nicht volltropfte und wartete auf Wölfchen.

  • "Vielen Dank, Herr, Ihr seid großherzig und voller Güte", sprach Kasimir gerührt, als Wolfram ihm anbot, sein eigenes Blut zu spenden, damit er überleben konnte und ihn nicht für seinen Fehltritt davonzujagen.


    Wohlwollend lauschte Kasimir den Worten seines Gegenübers, die von einem sehr großen Herzen, aber auch großer Verletzlichkeit zeugten. Es gefiel dem Vampir, mit welch schönen, fast poetischen Worten Wolfram seine Gefühle zu Herrn von Falkenberg erklärte.


    "Nun, es gibt verschiedene Möglichkeiten, jemandem gegenüber seine Gefühle zu offenbaren und den Wunsch auszusprechen, dass man mit ihm die Zukunft verbringen möchte. Das reicht von dem Geständnis 'Ich liebe dich' bis hin zu einem Heiratsantrag mit allem gebotenen Zeremon. Oder, wenn Euch das zu schnell geht, einer kleineren Form davon, dem Angebot einer festen Partnerschaft. Das kann bei einem gemeinsamen Essen geschehen oder mit Kniefall oder je nach Budget auch aufwändiger. Wisst Ihr, bevor ich den Entschluss fasste, Mönch zu werden und im Zölibat zu leben, hatte ich immer die Vorstellung, meinen Heiratsantrag dereinst beim gemeinsamen Flug auf einem weißen Greifen zu stellen. Freiheit und Vertrauen ... das Versprechen von Geborgenheit und einem wunderbaren Leben, das an meiner Seite zu bieten ich bereit war, ohne dass ich diese Dinge aussprechen bräuchte, denn ich würde sie in diesem wunderbaren Augenblick zeigen und das Versprechen beweisen."


    Kasimir lächelte freundlich. Als Wolfram ihn bat, mehr von Oril zu erzählen, war er endgültig in seinem Element.

    "Oril ist das Licht. Im physischen wie im spirituellen Sinne. Er wärmt und erhellt die Welt und den Weg, damit wir uns nicht im Dunkel verlieren. Er sorgt dafür, dass die Pflanzen wachsen und ernährt somit Alb, Mensch und Tier. Das wichtigste Mittel, um Oril zu begreifen und nach seinem Wunsche zu Leben, ist die Vernunft, das Gebrauchen des Verstandes, das ich Euch bereits erläuterte. Nur so vermag man richtig und falsch zu erkennen und zu unterscheiden und ein lauteres Leben zu führen. Der Verstand ist es, welcher die Fesseln des Fleisches zu überwinden vermag und uns zu höheren Wesen macht. Das ist der Grund, warum ich mich für ein Leben als Mönch entschieden habe, obwohl natürlich auch ich die Lockrufe Malgorions - des Fleisches - und Rakshors - der Unvernunft - zu hören vermag."


    Ein gewisses Unbehagen spiegelte sich in Kasimirs freundlichem Gesicht wieder.


    "Meine Vampirwerdung hat die Prüfung meiner geistigen Kraft um ein Vielfaches erschwert. Der Lockruf des Fleisches hat das Ausmaß von Gier angenommen. Als wäre das Gefühl von unerträglichem Hunger nicht schlimm genug, beschert mir das Aussaugen von Personen sexuelle Befriedigung. Das macht es doppelt schlimm, wenn mir ein Fehltritt unterläuft und zehnfach schwierig, dem Lockruf Malgorions standzuhalten! Dass Ihr Euch für Eure Gefühle schämt, kann ich daher mehr als gut verstehen. Ich sprach davon, dass Gedanken und Gefühle keine Handlungen bestimmen dürfen ... aber genau das tun sie bei mir in wiederkehrender Regelmäßigkeit. Der arme Beaunois ... Oril habe ihn selig!"


    Kasimir wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.


    "Ich war noch nicht einmal ein Jahr Mönch, als es geschah ... als ich Vampir wurde und mein Geist weit davon entfernt, immun gegen derlei Dinge zu sein. Das ist ein Lernprozess über viele Jahre. Ich kann gar nicht so viel beten, wie ich müsste! Ich wünschte, Pater Elostriond wäre hier, um mir seinen Rat zu geben oder wenigstens Meister Varod, dem ich diesen Zustand zu verdanken habe. Ich versuche, so viel ich kann wieder ... gut zu machen, auch wenn dies die Toten nicht zurück ins Leben ruft. Die Sorge um Herrn Brandurs Wohlergehen hilft mir dabei, mich zu fokussieren. Und nicht zuletzt arbeitet er an Instantblut und verzeichnet dabei erste Erfolge. Ich stelle mich gern als Versuchsperson zur Verfügung, denn in Zukunft werden wir damit viele Leben retten und vielen Vampiren dabei helfen, ein lauteres Leben frei von Mord führen zu können."

  • Wolfram zuckte bei dem Dank von Kasimir die Schultern.


    "Du musst Dich dafür nicht bedanken. Blutspende ist der einzige Weg um Dir zu helfen. Und das es mir nicht schadet, warum sollte ich Dir meine Hilfe verwehren? Das wäre verwerflich, meiner Meinung nach.


    Danke für Deine aufmunternden Worte. Einen Heiratsantrag auf dem Rücken eines Greifen zu bekommen? Nun was soll es da noch Erhebenderes geben? Da ich aber weder über einen Greif verfüge, noch direkt mit der Tür ins Haus fallen möchte, werde ich Marlo vermutlich zuerst auf eine feste Beziehung ansprechen.


    Vielleicht sollte ich auch erst einmal abwarten, was er mir sagen möchte. Als ich ihn vorhin verlassen habe, hat er noch geschlafen. Es könnte sein, dass er sich ebenso Gedanken gemacht hat, was unsere Beziehung angeht. Er schien jedenfalls sehr glücklich zu sein und ich bin es auch.


    Oril ist das Licht?
    Das Licht an sich schenkt uns Leben. Zuerst den Pflanzen, es spendet ihnen Kraft. Diese geben sie weiter an die Tiere und beides - Pflanze und Tier gibt die Kraft weiter an uns. Wobei ich keine Tiere verspeise.


    Ainuwar ist die Dunkelheit, die Kälte, das Nicht, der Tod. All das was meine Familie sonst anbetet und teilweise auch verkörpert. Genau das was mich abstößt. Ich möchte nicht so sein wie sie, aber trotzdem ist es ein Teil von mir, sonst hätte ich mich nicht über den Tod meines Dieners gefreut.


    Ich möchte lieber dem Licht und dem Verstand folgen, als der Finsternis und deren Gelüsten. Ich werde versuchen an Oril ein Gebet zu richten.


    Tja ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Kann es eine schwerere Prüfung geben, als in so einen Rausch zu verfallen, dem Du als Vampir ausgesetzt bist? Schon kleine Selbstbeherrschungen wie sie jeder im Alltag kennt, können große Hürden darstellen. Wie verhält es sich dann erst, mit dem Lockruf des Blutes? Es ist lebensnotwendig für Dich. Du kannst nicht darauf verzichten. Es ist als schreit etwas in Dir vor Hunger und was immer es ist, es verlangt dass der Hunger gestillt wird. Ich befürchte, je länger Du Stand hältst Kasmir, je schlimmer wird der Ruf.


    Aus diesem Grund müssen wir Dich über die Blutspende ernähren, denn ansonsten bist Du für Dich und andere eine Gefahr.


    Nun der Wunsch diese Personen zu sehen ist verständlich. Möglicherweise könnte ich ihn Dir sogar erfüllen, da ich Geistmagier bin. Hast Du von einem der beiden Personen etwas persönliches bei Dir?


    Falls ja, dann würde ich versuchen Pater Elostriond oder Varod mental zu rufen. Sollte mein Ruf von Erfolg gekrönt sein, würde ich die Person hierher bitten. Nur bei Letzterem, diesem Varod, musst Du mir versprechen dass er keinen meiner Gäste angreift Kasimir. Selbstverständlich verstehe ich Dein Problem und Deine Bedrängnis, aber wir müssen uns ebenfalls schützen. Besitzt Du etwas persönliches von ihnen?", hakte Wolfram nach.

  • "Ihr seid Oril bereits sehr nahe, Herr Wolfram. Aus Euren Worten spricht sein Licht. Gern schreibe ich Euch später ein Gebet auf, das Ihr an ihn richten könnt, wenn Ihr das Gefühl habt, die Dunkelheit zieht herauf. Oril liebt uns alle und so gibt er einem jeden die Möglichkeit, seinem Pfad zu folgen. Der Weg steht jedem offen, er wird niemandem verwehrt. Nicht einmal den Kreaturen der Nacht, denn uns schenkte er den Mond und die Sterne."


    Kasimir überlegte kurz.


    "Ich trage leider nichts mehr von meinem alten Mentor oder meinem Meister bei mir. Meine Kleider blieben samt und sonders in Shohiro zurück, als ich mich in eine Fledermaus verwandelte. Doch ich habe noch die Bissnarben, die Varod mir damals zufügte."


    Der Vampir entblößte jedoch nicht seinen Hals, sondern zog das Hosenbein hoch und zeigte seine Kniekehle.


    "Er hat mich auf etwas ungewöhnliche Weise gebissen, da ich nicht mit dem Biss einverstanden war, mich heftig wehrte und wir daher ineinander verknotet kopfüber an einem Abgrund baumelten, als es geschah. Könnt Ihr über diese Bissnarbe Kontakt zu ihm herstellen? Sein Wort, niemanden anzufallen, muss er Euch selbst geben oder ich muss mich an einem anderen Ort mit ihm treffen, ich kann nicht für ihn bürgen. Ich kann ja noch nicht einmal mich selbst beherrschen."

  • Wolfram überlegte ob eine Narbe ausreichend war, um eine Person zu finden, die sie einem zugefügt hatte. Möglich wäre es, denn es war etwas, das beide Personen teilten und diese für immer verband.


    "Mir gefällt sehr was Du über Oril erzählst, ebenso gefallen mir die Sichtweisen dieses Gottes. Schreibe das Gebet auf Kasimir und lass und später gemeinsam beten. Ist es erforderlich offiziell sein Jünger zu sein? Oder reicht ihm aus, dass ich seinem Weg folge und nach seinen Vorgaben leben möchte?


    Ich möchte sehr gerne offiziell dem Licht folgen und jene Dunkelheit komplett abschütteln, für die meine Familie bekannt ist. Allein ein Rückzug reicht leider nicht aus. Auch wenn ich Dir für Deine freundlichen Worte danke. Ich versuche mein Bestes und für einen Wigberg bin ich wohl schon zu weit von der Dunkelheit entfernt, als das mich einer von ihnen überhaupt noch ernst nehmen würde.


    Sei es drum, dass ist schließlich auch nicht von mir beabsichtigt.
    Ich wünsche mir viel mehr, dass ich die kleinen, dunklen Spitzen loswerde, ich mich ab und an manchmal stechen. Eben solche, von denen ich Dir erzählte, wo ich schadenfroh reagiere wo ich beschämt sein sollte. Siehe Beaunois, dass was ich über den Mann dachte war nicht Recht. Immerhin hat er mir jahrelang gedient. Eine Zurechtweisung hätte ausgereicht, aber ich habe mich heimlich über sein Schicksal gefreut und dafür schäme ich mich. Schadenfreude ist sonst keine meiner Charaktereigenschaften, ich weiß nicht was mit mir los war.


    Weißt Du Kasimir, viele halten Pflanzen für dumme und einfache Geschöpfe. Ich persönlich glaube, dass Pflanzen die wundervollsten Lebewesen sind. Ganz ohne nachzudenken, ein Hirn anzustrengen oder sich abzumühen, wenden sie sich ganz natürlich dem Licht zu. Sie benötigen es zum Leben und sind die Grundlage unserer Existenz.


    Sie verwandeln Licht in Nahrung, wenn man es auf den Punkt bringt.
    Sind sie dadurch nicht viel mehr die Kinder Orils als wir es sein könnten? Sie tragen sein Licht vielleicht nicht in die Herzen der Menschen, aber dessen Lebenskraft in deren Mägen. Das muss ihnen erstmal einer nachmachen.


    Bezogen auf Deinen Wunsch, den Pater kann ich leider nicht erreichen, da mir seine Person völlig fremd ist. Varod könnte ich versuchen zu erreichen über Deine Narbe. Zwar ist eine Narbe kein tatsächlicher Gegenstand.


    Sie war ja nicht vorher in seinem Besitz, aber er hat sie Dir zugefügt und aufgrund dessen, seit ihr ein Leben lang miteinander verbunden. Diese Narbe sitzt zwar auf Deiner Haut, aber er hat sie Dir verpasst. Folglich müsste es möglich sein ihn zu finden. Wie dem auch sei, ein Versuch ist es auf alle Fälle wert", erklärte Wolfram gut gelaunt.

  • << Sie kommen von hier.


    Knirschend landete der knöcherne Wyvern in der Nähe von Wolframs Haus. Die Insassen entfalteten ihre gequetschten und zum Teil eingeschlafenen Gliedmaßen und quälten sich aus dem Korpus des Fluggefährtes. Doch niemand kam ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Weder der Leibdiener Beaunois noch Wolfram selbst. Brandur nahm dies missbilligend zu Kenntnis. Die Sitten waren früher hier auch andere gewesen. Womöglich waren sie nicht mehr willkommen nach dem Zwischenfall auf der Hochzeit. Aber zumindest seinen Leibdiener wollte Brandur abholen.


    Brandur ging zur Tür und klopfte energisch mit dem Gehstock dagegen. Das Hämmern war durchs ganze Haus zu hören.