Wolfsblut

  • Vor allem Tsacko begann, Fallon auf die Nerven zu gehen. Wie konnte man als so kleiner Wicht, der nichts leistet und erst recht nichts kann, so aufspielen? Manipulieren konnte er gut. Scheinbar reicht es in Städten wie Obenza, diese Fähigkeit zu besitzen. Der Wolfswandler ignorierte die Hunde, überhörte das was sie sagten und schritt an Eorur eingehakt voran. In dieser Nacht veranstalteten sie eine richtige Wiedersehensfeier.


    Mit einem herben Duft in der Nase erwachte Fallon wieder. An seinem Rücken spürte er eine nasse Hitze, es roch nach Schweiß und Körperflüssigkeiten. Zuerst fragte er sich, wo er war und was geschehen war. Doch schnell erinnerte er sich an das, was ihn so sehr erfüllt hatte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, sein Körper presste sich fester an die warme Masse hinter ihm an. Ein Arm lag um seinen Brustkorb herum und hatte ihn fest im Griff.


    Allmählich öffnete der Wolfswandler allerdings die Augen, sein Blick war Richtung Tür gerichtet. Vor seiner Nase ein kräftiger Arm, den er liebevoll zur Seite schob. Eorur hatte es sich wirklich bequem gemacht. Nicht nur im Bett, sondern auch in Fallons Herzen. Diese Nacht war unvergleichlich gewesen und war nur der Anfang von etwas, was seinen Geliebten wieder an ihn binden würde.


    Vorsichtig wandte er sich aus der Umarmung heraus. Mit einem lauten Gähnen setzte sich Fallon auf die Bettkante und streckte sich. Sein Blick fiel kurz darauf auf Eorur, der noch friedlich zu schlummern schien. Ein freches Grinsen legte sich auf Fallons Lippen, als er sich über seinen Geliebten beugte und in dessen Ohr pustete. Sofort zuckte Eorur auf, kniff seine Augen zusammen und erhob sich etwas. Das Ganze aber nur, damit Fallon ihn mit einem liebevollen Kuss zum Morgen begrüßen konnte.


    "Aufwachen Schlafmütze", sagte der Wolf keck, zwinkerte seinem Geliebten zu. Fallon selbst erhob sich vom Bett un streckte sich nun im stehen. Dabei ließ er seinen gesamten Körper sich in die Länge ziehen. Jeder einzelne Muskel spannte sich für einen Moment an, seine Rute wedelte aufgrund des erfrischenden Gefühles.


    Im nächsten Moment begann sich der Wolf jedoch wieder zu bedecken. Zuerst die Unterhose, dann Hose und Hemd. Seine nackten Füße tapsten über den hölzernen Boden. Fallons Blick fiel dabei immer wieder zu Eorur. Der Bauch des Wolfes kribbelte, bei dem Anblick dieses kräftigen Mannes. Langsam machte sich die Realität der Situation erst wirklich begreifbar. Eorur war wieder da und niemand konnte ihn Fallon wieder wegnehmen. Jedenfalls nicht so schnell.

  • Eorur hatte angenehm geschlafen. Entspannt, warm und gemütlich eingemummelt wie schon lange nicht mehr. In seinen Armen lag sein seit langem totgeglaubter Partner, sein Wölfchen, sein Fallon. Wie hätte er da anders schlafen sollen, als göttlich? Vor allem nach der Wiedersehensfeier.


    Eo war befand sich immer noch im tiefsten Schlaf, als ihn sein Wölfchen dreist aus dem Schlaf riss, aber die Dreistigkeit umgehend mit einem zärtlichen Kuss sofort wieder wett machte.


    Der alte Söldner rieb sich verschlafen die Augen, gähnte herzhaft und schaute dann Fallon bei seinem Treiben zu. Wie man so früh am Morgen schon dermaßen gut gelaunt sein konnte, wo man gerade das warme Bett verlassen hatte, entzog sich Eos Kenntnis.


    Fallon streckte sich und Eorur bewunderte das Muskelspiel von seinem Partner. Er sah gut aus, aber dass hatte er schon immer. Der steife Morgengruß zwischen seinen Beinen pulsierte freudig, als der Wandler sich so räkelte.


    Eorur räusperte sich übertrieben laut und grinste Fallon breit an.


    "Wenn Du Dich schon so unverschämt heiß und lasziv räkeln musst, dass sich alles vor Freude aufstellt, dann solltest Du mir auch bei der Abarbeitung helfen Wölfchen", grinste Eorur schelmisch und beorderte Fallon mit einem Fingerzeig zu sich.

  • Nachdem Eorur und Fallon sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatten, blieben die beiden Hundewandler allein im Schankraum zurück.


    Die Nacht verging feucht-traurig, die Tische und die Bar leerten sich, bis nur noch sie beide da waren. Das Feuer im Kamin war längst heruntergebrannt, der Tabakdunst erkaltet. Die Fenster wurden geöffnet, um die kalte Morgenluft hereinzulassen und den Dunst der Zecher hinauszuwehen. Die Magd wischte die Tische ab und räumte die Stühle hoch, um darunter zu kehren und zu wischen. Der Wirt machte nun deutlich, dass die beiden letzten Gäste die Taverne zu verlassen hatten.


    Tsacko erhob sich. Es war Zeit.


    Terry hatte ordentlich einen sitzen, da Tsacko sich am Ende doch dazu herabgelassen hatte, ihm die eine oder andere Runde zu spendieren. Der Norkara wankte stark und hielt sich auf dem Weg zum Ausgang an Stühlen und Wänden fest. Er blieb kurz vor der Tür noch einmal stehen und blickte mit verquollenen Augen in Richtung der Holztreppe, die hinauf zu den Zimmern führte, wo Fallon und Eorur verschwunden waren.


    "Na komm", sagte Tsacko freundlich und endlich riss Terry sich los und folgte ihm nach draußen.


    Tsacko war vollkommen nüchtern. Er hatte nichts getrunken, nicht einmal Wasser. Das konnte er sich kostenlos von draußen holen.


    Etwas abseits entkleidete er sich und verschnürte seine Sachen zu einem festen Bündel, wobei die Ärmel eine Schlaufe bildete. Die Sonne war noch nicht hinter dem morgendlichen Nebel hervorgekrochen, die beginnende Dämmerung lag grau und schwer wie Blei über der Stadt zu ihren Füßen. An der Mauer, wo Fallon und Tsacko eines ihrer ersten Gespräche geführt hatten, stützte Tsacko sich beim Auskleiden ab, nahm gedanklich Abschied von dem Wolfswandler und seinem Gefährten und gab sich der Verwandlung hin.


    Wölfe gehörten nicht in die Stadt. Hunde gehörten nicht in den Wald. Ihre Wege trennten sich und Tsacko hoffte für sie alle, dass es im Guten war und sollten ihre Wege sich irgendwann erneut kreuzen, dass sie sich nicht als Feinde gegenüberstehen würden.


    Sein betrunkener Begleiter verwandelte sich ebenfalls und wenige Augenblicke später standen bei der Mauer, wo die beiden Männer zuvor gestanden hatten, ein Schäferhund und ein kleiner Kläffer, wobei letzterer ziemlich schief auf dem Boden saß.


    Der Schäferhund schob den Kopf durch die Ärmelschlaufe des Bündels, so dass er seine Kleidung um den Hals tragen konnte und nahm den betrunkenen Terry wie einen Welpen ins Maul. Im lockeren Trab durchquerte er Obenza, um zurück zur Küste zu gelangen, wo er nach angespülten Krabben und Seesternen zum Frühstück suchen würde. Der winzige Hund in seinem Maul schnarchte während des Trabes unangemessen laut und tief, vom gleichmäßigen Schaukeln in einen tiefen Schlaf gewiegt.


    Hinter Obenza ging rot die Sonne auf, ein breites rosa Band leuchtete über den Dächern der Hochhäuser. Der Himmel über dem Meer war noch dunkel, kalt und grau, doch die Wellen glitzerten bereits im Morgenlicht. Während Terry zusammengerollt im kalten Sand zwischen gesplitterten Muschelscherben weiterschlief, legte Tsacko das Kleiderbündel ab und trat ins Wasser. Er verwandelte sich zurück in den Alben und schwamm durch die eisigen Wellen. Als er nach dem erfrischenden und belebenden Bad den Strand betrat, schob sich der Saum der Sonne gerade über die Dächer von Obenza, während am Hafen die ersten Schiffe in See stachen.


    Ein neuer Tag begann.

  • Da war sein Partner also erwacht? Eorur konnte es nicht sehen, doch Fallon genoss es, seinen Geliebten ein wenig auf Trab zu bringen besonders am Morgen. Es gab ihm immer das Gefühl, der Kerl den er da hinter sich auf dem Bett liegen hatte, war auch dem Wolfswandler verfallen und willenlos unterworfen. Das hatte etwas. Auch wenn Fallon es wohl nie darüber hinaus treiben wollte, so war es angenehm nicht nur ein kontrollloser Teil der Dynamik zu sein. Nein, er konnte sogar noch eins drauf setzen.


    So setzte sich Fallon ein lüsternes Grinsen auf und drehte sich zu seinem Partner. "Wie ich sehe ist dein kleiner Freund erwacht", neckte er Eorur und schritt nahezu im Schleichtempo auf das Bett zu. "Soll er denn gebührend begrüßt werden?" Mit diesen Worten stand Fallon nun wieder vor dem alten Söldner, blickte ihn von oben herab an.


    Keine Sekunde später beugte er sich hinab, brachte sich auf Augenhöhe mit seinem Mann und schaute ihm tief in die Augen. Dabei wanderte seine rechte Hand über die von Eorur sicherlich ersehnte Stelle. Snaft begann sie dort zu streicheln, das Grinsen Fallons wurde nur noch breiter.


    Plötzlich aber hörte er auf. Zuckte mit den Schultern und hab ein schlichtes "Nö" von sich. Fallon zwinkerte seinem Geliebten mit einem Auge zu, ehe er ihm einen Kuss auf die Stirn gab und sich wieder entfernte. Hemd und Hose fanden schnell wieder an den Leib des Wolfswandlers. Die Rüstung war genau so schnell angelegt. Zum Glück hatte er sie speziell anfertigen lassen.


    Dreist wie Fallon bei Eorur war, schritt er zu dessen Habe und schnappte sich seinen Geldbeutel. "Ach ja, und danke dass du für unser Essen bezahlst. Du solltest dich lieber beeilen, bevor ich alles aufgegessen habe. Du weißt, dass ich manchmal ein ganz schöner Gierschlund sein kann." Mit einem nun noch breiteren Grinsen verließ Fallon das Zimmer. In seiner Hand das Geldsäckel Eorurs.


    Unten angekommen bestellte er sich schon einmal Frühstück, zwei Portionen für sich und Eorur natürlich. Eine Suche nach einem gemütlichen Plätzchen später, fand sich Fallon an einem der Tische wieder, lehnte sich genüsslich in den Stuhl und genoss die morgendliche Ruhe.

  • Für einen Moment hatte Eo beste Laune, als sich Fallon um ihn kümmerte. Lasziv neckte ihn der Wolf und schlich auf das gemeinsame Nachtlager zu. Endlich, es erschien Eo wie eine Ewigkeit, widmete sich Fallon seiner bedürftigen Stelle und schenkte ihm den Morgengruß den er verdient hatte. Doch dann hörte das kleine Biest einfach auf!


    Als wäre das nicht schon schlimm genug, musste er noch ein widerspenstiges "Nö" über sich ergehen lassen. Er bekam einen geradezu keuschen Kuss auf die Stirn gedrückt und schon war Fallon außer Reichweite! Er kleidete sich in Windeseile an und räuberte ihn dabei aus!


    Das gab es doch nicht!


    Keine zwei Sekunden später war der Kerl schon aus dem Zimmer. Baff und total überfahren starrte Eo Fallon hinterher. Mit einer Morgenlatte hatte er nicht vor, die Verfolgung aufzunehmen. Und der verheißungsvolle Anfang des Morgengrußes machte es Eo nicht leichter wieder herunter zu kochen.


    Er tat also was er tun musste, er legte selbst Hand an und war dabei ziemlich grantig. Als er seinen Frühsport hinter sich gebracht hatte, zu dem er auch das Ankleiden zählte, schlurfte er runter zu Fallon und musterte seinen Partner grimmig.


    Eo ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen, der bedrohlich knirschte, zog schnell seine Frühstücksportion zu sich heran und schaufelte sich sein Frühstück in den Rachen.

    "Das verlangt nach Rache",
    grinste er zwischen zwei Bissen.

  • Ein breites Grinsen machte sich in Fallins Gesicht breit, als er seinen Geliebten die Treppe hinunter stapfen sah. Grimmiger als der Wolf Eorur jemals gesehen hatte. Dieser Anblick war pures Gold und nichts auf der Welt wirkte komischer, als ein Mann der gerade eben neckisch und heimtückisch abgewiesen wurde. Natürlich auf eine spielerische und herausfordernde Art. Immer wieder genoss es Fallon, seinen Geliebten auf die Probe zu stellen und die eigenen Grenzen bei ihm zu testen.


    "Guten Morgen Schlafmütze!", verkündete Fallon frohen Mutes und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Der Blick den er dafür bekam, war schlichtweg unbezahlbar. Fallon kam nicht umher, einmal laut zu lachen und weit über beide Ohren zu grinsen. "Wie du siehst, habe ich uns Frühstück besorgt." Dabei schob Fallon ganz provokativ den Geldbeutel Eorurs auf den Tisch, herüber zu seinem Geliebten.


    Kaum darauf hörte er auch schon die beinahe vom Frühstück vercshluckten Worte Eorurs, die seinen Wunsch nach Rache zum Ausdruck brachten. Wenn Fallon daran dachte, zog es ihm einen wohligen Schauer über den Rücken. Dennoch blieb es ernüchternd. So konnte sich Fallon noch zu gut daran erinnern, als er es einst im Söldnerlager probierte, wie ihn Eorur am Genick gepackt, ins Zelt gezogen und wahrlich fürchterliche Dinge mit ihm angestellt hatte. "Du wirst rostig, alter Mann", kommentierte er seine Gedanken laut, zwinkerte Eorur dabei an.


    Schlagartig wurde Fallons Miene aber wieder ernst und es war nichts mehr vom Spaß zu erkennen, der vorher noch herrschte. Stattdessen wirkte er nachdenklich. "Weißt du, was wir heute tun können? Irgendwelche Aufträge, eine Beschäftigung? Ich frage mich, was mit Tsacko und Terry passiert ist. Ich dachte, sie würden hier bleiben." Nebenbei aß der Wolf genüsslich sein weiteres Frühstück. "Wenn du irgend etwas hast, was du mit mir als Auftrag teilen kannst, nur zu gern. Aber bitte etwas Leichtes aufgrund meiner Verletzungen."

  • Nach den morgendlichen Abenteuern Fallons und Eorurs lagen sie eng aneinander gekuschelt im Bett. Während Eorur schon einige Minuten später eingeschlafen war, lag Fallon noch in seinem Arm und genoss die Wärme die von seinem Herrchen ausging. Die Wärme in seinem Bauch rundete das Gesamtpaket ab. Es gab für ihn kein schöneres Gefühl. Fallon lehnte sich sogar so weit aus dem Fenster zu sagen, dass er glücklich war. Welche Tor würde auch das Gegenteil behaupten? In den Armen eines geliebten Menschen zu liegen, war eines der besten Gefühle dieser Welt. Fallon war Ardemia zu unendlichem Dank verpflichtet, dass sie ihm seinen Geliebten wieder gebracht. Welcher sich mit seinem Schnarchen auch kaum einfach ignorieren ließ.


    Fallon grinste breit und betrachtete Eorur, wie er da friedlich schlief. Manchmal konnte man dem alten Mann gar nicht zutrauen, wie er wirklich sein konnte. Doch das war Fallon egal. Eorur war in seinen Augen perfekt und das genügte. Auch wenn der faule Sack nach einer doch langen Nacht schon wieder schlief. Das war jedoch die ideale Gelegenheit, sich einmal im Frieden aus dem Zimmer zu schleichen. Frische Luft war sicherlich nicht verkehrt, zudem brauchten sie dringend einen Auftrag, um Geld zu erhalten.


    Mit den Gedanken wand sich Fallon, wenn auch etwas ungern, aus dem eisernen Griff Eorurs und setzte sich neben ihm im Bett auf. Von oben herab betrachtet war der Kerl noch niedlicher als im liegen. Fallons rechte Hand fasste an die Wange Eorurs und streichelte sie sanft. Die Bartstoppeln in seinem Gesicht kratzten so schön. Doch lang wollte er sich damit nicht begnügen, es gab Dinge zu erledigen! Abschließend gab er seinem Herrchen einen liebevollen Kuss auf die Wange und flüsterte leise in das Ohr des Schlafenden: "Ich liebe dich, mein Schatz."


    Auf Zehenspitzen erhob sich Fallon schließlich und begann seine im Raum verteilten Sachen einzusammeln. Gleichzeitig roch er auch an seinem Körper und erschrak vor sich selbst – es war Zeit für ein Bad! Oder zumindest eine kleine Katzenwäsche. Erleichtern musste er sich auch noch, also war das gut kombinierbar. Lax legte er sich seine Leinenhose an und nahm den Rest seiner Habseligkeit, ehe er leise zur Tür hinaus verschwand.


    Am Ende des Ganges fand er den Waschraum und die Möglichkeit zur Verrichtung der Notdurft. Nachdem das Nötigste erledigt war, entkleidete sich Fallon komplett und stellte sich vor dem Zuber mit dem Wasser auf. Als er seine Hände in das Wasser eintauchte, fiepte er auf und sprang zurück. Das war eisig kalt! Genervt seufzte Fallon und konzentrierte sich auf das wärmende Gefühl in seinem Bauch. Das sollte zumindest etwas helfen, die kommende Wäsche zu überstehen. Mit Sorgfalt wusch er sich schließlich Schweiß und Schmutz vom Körper, dabei umging er sorgsam seine frische Wunden vom Kampf mit Grizzly. Im selben Moment kam ihm Tsacko in den Kopf und ob er wohl noch irgendwo herumstreunte? Bisher hatte er ihn nicht in der Taverne gesehen. Vielleicht war er ja draußen?


    Während Fallons Körper trocknete, konzentrierte befreite er seine Rüstung von Blut und Schmutz. Eine Aufgabe, die schnell erledigt war. Dabei war er auch wunderbar trocken geworden und zog sich nun komplett an. Die Kleider wurden richtig übergezogen, die lederne Rüstung angelegt. Die Schwertscheide samt Schwert wanderte an seinen Gürtel. Damit war er auch schon abreisebereit und trat aus dem Waschraum hinaus.


    Sein Weg führte ihn durch den Flur des Obergeschosses die Treppe hinab und am Tresen des Wirtes dabei. Dieser schaute nur verdutzt drein. Sicher wusste er, was oben passiert war und ärgerte sich jetzt schon über die zu säubernden Laken. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, setzte Fallon sein breitestes Grinsen auf und strahlte den Gastwirt davon an. Gernervt rollte dieser mit seinen Augen, doch musste er Fallon nicht lang ertragen. Schließlich hatte er ganz andere Pläne, als den Gastwirt dieses Lokals zu ärgern.


    Sich auf den Tag freuen, trat Fallon zur Vordertür auf die Dtraßen Obenzas. Die Sonne stand hoch am Himmel und zeigte die Mittagszeit an. Klares Wetter. Die Vögel zwitscherten. Die Einwohner wuselten durch die Straßen und überall waren Gespräche zu hören. Es war ein herrlicher Tag, welcher selbst die schmutzigen Straßen Obenzas zum erstrahlen brachte.


    Abermals musste sich Fallon daran erinnern, dass er nicht zum Herumtrödeln dort draußen war. Im Gegenteil. Seine Zeit und sein Geldbeutel erlaubten es nicht. Vermutlich würde Eorur ihn auch umbringen, wenn er schon wieder einfach verschwunden war. Also war der Weg klar und Fallon hoffte, sich an die richtige Richtung zu erinnern. Herumfragen wollte er ungern, so bekannt waren ihm die Menschen der Stadt nun doch nicht.


    Zum seinem Glück fand er den Weg doch recht schnell und schon bald fand sich Fallon vor dem Söldnerlager wieder, welches Tsacko ihm gezeigt hatte. Als er mit ihm dort war, hatte Fallon eine Anschlagstafel gesehen, an der diverse Aushänge angebracht worden waren. Dieses riesige Holzbrett wiederzufinden war keinerlei Problem und tatsächlich befanden sich noch immer einige Aushänge darauf. Neugierig trat er einen Schritt näher und betrachtete die verfügbaren Aufträge.


    "Hmmmm", grübelte Fallon vor sich hin, während er Steckbrief für Steckbrief durchging. Eskortaufträge in ganz andere Länder fielen weg, die Strecken wären zu weit und sicherlich wäre Eorur damit nicht einverstanden gewesen. Dann gab es typische Ausschreibungen für Raubzüge in Kriegsgebieten, sowie die Teilnahme am Krieg selbst. Auch daran hegte Fallon keinerlei Interesse. Doch dann erblickte er einen vielversprechenden Aushang:



    Fallon staunte nicht schlecht, als er die Summe sah. Im selben Moment fragte er sich, warum noch niemand diesen Auftrag angenommen hatte. Es war viel Geld und zudem ein einfacher Auftrag. Mit einem Schulterzucken riss Fallon das Blatt ab, rollte es ein und spazierte frohen Mutes durch die Straßen zurück zum Schluckspecht. Einfaches Geld für ehrliche Arbeit. Und das Richtige tat Fallon nebenbei auch noch.


    Mit dem Aushang in der Hand trat Fallon zurück in das Gasthaus ein, welches sich mittlerweile mehr gefüllt hatte. So früh am Tage tranken einige Leute, in manchen Ecken taumelten Besoffene, die in ihrem Rausch Lieder grölten. Fallon verstand es nie, wie man sich so früh am Tage verlieren konnte und obendrein in dem Maße. Kopfschüttelnd versuchte er die Leute zu ignorieren und stapfte die Treppe hinauf.


    Kurz darauf kam er auch schon in dem Zimmer an, welcher er sich bisher mit seinem Geliebten geteilt hatte. Leise öffnete Fallon die Tür und spähte hinein, nur um den immer noch schlafenden Eorur zu entdecken. Was für ein fauler Mistkerl. Fallon grinste. Auf leisen Sohlen ging er zum Bett, legte den Aushang auf dem Nachtschränkchen ab und nahm sein Schwert vom Gürtel. Jenes lehnte er gegen die nahe Wand, ehe er sich auf die Bettkante setzte und sein Herrchen betrachtete.


    Immerhin schnarchte er nicht mehr, so war sich Fallon sicher, dass er kurz vor dem Aufwachen stand. Da stand es nicht fern, ihn sanft zu wecken, so wie er es sich verdient hatte. Fallon rückte etwas näher, stützte sich mit der linken Hand neben Eorurs Kopf ab, während er sich über ihn beugte. Seine Rechte glitt an die Wange seines Geliebten und streichelte diese sanft. Just in dem Moment als dieser seine Augen öffnen wollte, legte Fallon seine Lippen auf die seinigen und gab ihm einen zärtlichen und liebevollen Kuss.


    Für einige Augenblicke genoss er diese Nähe und Leidenschaft zu seinem Partner, ehe sich Fallon löste und ein warmes Lächeln aufsetzte. "Guten Morgen du Schlafmütze", begrüßte Fallon Eorur keck und streichelte dessen Brust. "Kaum am Morgen aufgestanden und dann schon wieder im bett eingepennt. Das sieht dir irgendwie ähnlich." Frech wie er war, streckte Fallon seinem Herrn die Zunge heraus. "Während du geschlafen hast, war ich draußen und habe uns einen einfachen Job mit guter Bezahlung besorgt. Werde erst einmal wach. Ich warte so lang." Mit diesen Worten rückte Fallon etwas beiseite, damit sich Eorur ohne Probleme erheben und aufsetzen konnte.

  • Eo wachte am Morgen auf, da er zärtlich mit einem Kuss geweckt wurde. Fallon hatte blendende Laune, während Eorur immer noch damit beschäftigt war, die Müdigkeit abzuschütteln und vollkommen wach zu werden.


    Während Eo sich nach oben kämpfte, erzählte Fallon etwas von einem Job den er gefunden hatte. Der alte Haudegen ignorierte die freche Art von Fallon, da nun der Job mit guter Bezahlung im Fordergrund stand. Ohne Geld konnten sie sich niemals ein eigenes Haus leisten.


    Als Eo endlich saß, reckte und streckte er sich ausgiebig, so dass seine alten Knochen knackten. Er musterte er Fallon gut gelaunt.


    "Also um was für einen Job handelt es sich? Gute Bezahlung? Das klingt immer gut, aber was genau müssen wir dafür tun? Und sollte der Job leicht klingen, die Bezahlung aber sehr hoch sein, dann müssen wir aufpassen nicht übers Ohr gehauen zu werden. Glaube mir, keiner zahlt mehr Geld als er muss.


    Dann ist irgendwas an der Sache faul und es lauert auf uns eine Gefahr, die uns bis dato verschwiegen wurde. Aber so ist das Söldnerleben. Wir müssen immer mit Überraschungen rechnen. Nun spanne mich nicht länger auf die Folter, worum geht es bei dem Job?", fragte Eorur neugierig.

  • Mit einem gespielt genervten Blick schaute Fallon auf Eorur. Natürlich war dieser noch im Kampf mit der Müdigkeit nach dem Erwachen, dementsprechend griesgrämig musste er wohl drauf sein. Fallon kannte es selbst von sich, auch wenn er eher der Typ war, der sich nicht lang von dem Gefühl aufhalten ließ. Im Gegenteil. Morgens tat er alles, um diesen Zustand irgendwie loszuwerden. Ganz von der Tatsache abgesehen, dass es bereits Mittags war und Eorur noch immer im Bett lag.


    Doch wollte Fallon seinen Geliebten nicht sofort mit den Details nerven und erst recht nicht mit seinem Pessimismus auseinander setzen. Die Ader dazu hatte er schon immer, gefühlt war es schlimmer geworden. Doch das machte nichts. Für Fallon war das Wichtigste, dass Eorur ihn noch immer liebte. "Alter Griesgram du", neckte Fallon und schmiegte sich an ihn. "Mache dir doch darum keinen Kopf. Es wird alles gutgehen. Uns beide wird niemand über das Ohr hauen. Das kann ich dir garantieren!" Sanft nahm Fallon Eorurs Kopf und drehte ihn zu sich, ehe er ihm einen weiteren, liebevollen Kuss gab.


    Dann wurde alles schwarz. Und Fallon schlug erneut die Augen auf.


    Müde fuhr er sich durch das Gesicht und griff auf den leeren Platz im Bett neben sich. Schon wieder einer dieser Träume. Es suchte ihn förmlich heim. Fallon erinnerte sich daran, wie er sich von Terry und Tsacko verabschiedet hatte, allerdings allein nach oben ins Bett und schließlich schlafen gegangen war. Eorur war nie dort gewesen. Und es schmerzte, jedes Mal nach den Träumen diese Erkenntnis neu fassen zu müssen.


    Es gab Tage, da vermisste er seinen alten Geliebten furchtbar. Fallon war durchaus bewusst, dass die Chance Eorur jemals wiederzusehen gen Null ging. Vermutlich war er bereits mit der alten Kompanie weiter gereist, oder drehte sein eigenes Ding. Oder er war tot. So sehr die Gedanken auch weh taten, so sehr musste er sie als ein teil seiner Vergangenheit akzeptieren. Was blieb Fallon Anderes übrig, als sich dem zu fügen? Ansonsten würde er wie Eorur aus seinen Träumen enden. Dennoch überkam dem Söldner nach solch einer lebhaften Fantasie der Durst nach Alkohol. Etwas um die Bitteren Gedanken herunterzuspülen, die bei jeder Vision hervorzukriechen drohten.


    Damit ließ Fallon auch nicht viel Zeit verstreichen, erhob sich aus dem Bett und kleidetet sich an. Zwar roch er mittlerweile ziemlich streng, jedoch achtete niemand darauf oder schnüffelte unter seine Rüstung. Auch wenn diese an sich wohl ein wenig Pflege gebrauchen konnte. Das war eine Aufgabe für später.


    Keine fünf Minuten später befand sich Fallon bereits am Tisch des Schankraumes der Taverne. Vor ihm stand ein Schnapsglas gefüllt mit einer sehr bitter duftenden Flüssigkeit, die ihm schon durch das Schnuppern daran die Nasenhaare wegbrannte. Doch es half alles nichts. Das Zeug musste leer. Somit kippte sich Fallon das Gesöff die Kehle herunter und fühlte so, als ob er pure Flammen geschluckt hätte. Sein erster Reflex war es, aufzuspringen und loszuheulen, doch mit Mühe und Not unterdrückte er diesen stattdessen. Saß er da, verzog die Miene und war bereit für mehr.


    "Noch einen!", forderte Fallon den Wirt auf, sein Schnapsglas erneut zu befüllen. Der Birnenschnaps brannte zwar wie die Hölle selbst, haute dafür aber ordentlich rein. Es tat gut, einmal seine Gefühle ersaufen zu können.


    Plötzlich wurde die Tür zum Schluckspecht aufgerissen und ein kleiner, aufgeregter Tsacko kam durch die Tür gestürzt. Wild hechelnd und kaum von seiner Hundegestalt zu unterscheiden eilte er zu Fallons Tisch. Dieser hingegen seufzte schon. Die Blicke der Menschen gingen in die Richtung des ungleichen Duos.


    "Du musst unbedingt mitkommen!", keuchte Tsacko, vollkommen außer Atem. "Terry und einige Andere sind in Gefahr!" Sofort stellten sich die Ohren des Wolfes in Fallon auf. Auch wenn er sich nicht zum Rudel zugehörig fühlt, so geht es ihn durchaus etwas an, wenn treue Wandlerbrüder in Gefahr waren. Hastig nickte Fallon. Schnell kippte den Schnaps herunter und sprang auf. Die Hand bereits am Schwertknauf, während Tsacko vor ihm durch die Tür hinaus huschte. Es musste wirklich etwas Schlimmes sein! So hatte Fallon Tsacko noch nicht erlebt.


    Wankend aber noch den Weg findend sprintete Fallon auf die belebte Straße hinaus. Menschen gingen ihren normalen Geschäften nach. Tsacko war nicht auszumachen. Besonders bei der Größe. Fallon musste schmunzeln. Doch dann sah er den wild umher hüpfenden Tsacko winken. Ohne zu zögern lief Fallon zu ihm. Auf seinem Weg musste die ein oder andere Vase dran glauben. Sei's drum. Wichtiger war, wo Tsacko hinlief. Dieser bog auch schon direkt in eine Seitengasse. Fallon folgte.


    Kaum angekommen blickte er in die Dunkelheit. Trotz hellem Tageslichts, bestand die Gasse nur aus Schatten. "Komm schon! Worauf wartest du!", hörte Fallon einen Ruf. Richtige Richtung also. Fallons Wolf knurrte. Doch entgegen seinem Instinkt vorsichtig zu sein, spurtete er los. Die Dunkelheit verschlang ihn. Kaum erkannte er etwas, nur bloße Konturen. Wieder ein Schrei. Tsacko muss hinter der nächsten Ecke sein.


    Die Stiefel Fallons knallten auf dem Boden, erzeugten laute Schrittgeräusche. Er kam schnell an der Ecke an. Dann ein Luftzug. Seine Augen weiteten sich. Zu spät sah er die Faust auf sich zufliegen und schon im nächsten Moment durchzog Schmerz sein Gesicht, dich gefolgt von der Schwärze der Bewusstlosigkeit...


    Das Abenteuer Fallons geht ab hier im Ü18-Bereich weiter.