Verteidiger der Souvagne

  • << Was zuvor geschah


    Nachdem sein Vater ihn verabschiedet hatte, traf Ciel sich mit Comte Massimo de la Cantillion und Jules. Die Dienerschaft hatte alles zu ihrer Abreise vorbereitet. Für die Herrschaften stand eine Kutsche bereit, selbstredend gepolstert und mit moderner Federung versehen, welche die Reise auf dem ohnehin schon gut ausgebauten souvagnischen Straßennetz so angenehm machte, als würde man im Schloss auf einem Sofa sitzen. Ciel bestand darauf, dass Jules und Massimo mit ihm gemeinsam in der Kutsche saßen, damit sie keine weitere Zeit verloren und gleich miteinander sprechen konnten. Khawa und die anderen Personen, die Ciel hatte mitnehmen wollen, mussten reiten oder zu Fuß gehen.


    Vorn auf dem Kutschbock saß neben dem Kutscher Serge Roux der Barde Nathan Leroy und lieferte eine musikalische Untermalung mit seiner Leier, auf der er dezent vor sich hinklimperte. Beide Männer waren absolut vertrauenswürdig.


    "Wir hatten vorhin bereits das Vergnügen, uns begrüßen zu können, also können wir uns gleich dem Wesentlichen widmen", begann Ciel pragmatisch. Die Kutsche war geräumig, so dass zwischen den gegenüberliegenden Sitzbänken auch ein kleiner festgenagelter Tisch befindlich war. Ciel breitete eine Karte von Souvagne und den umliegenden Ländereien darauf aus. "Ich habe vor der Hinrichtung, wie von meinem Vater gewünscht, eine große Zahl Boten entsandt. Unsere Schreiber waren sehr fleißig und haben in aller Eile eine große Anzahl von Kopien des Befehls meines Vaters angefertigt, welche die Boten nun in alle Städte tragen, wo diese von fachkundigem Personal weiter kopiert und von dort aus in alle Dörfer getragen werden.


    Herolde und Aushänge werden schon bald überall den Willen meines Vaters verkünden, dass alle Angehörige von Feindesvölkern unter Androhung von Arrest binnen drei Tagen unsere Scholle zu verlassen haben. Umgekehrt werden alle Landsmänner und -frauen, die sich außerhalb befinden, aufgerufen, sofort heimzukehren. Eine sofortige Ernte aller Felder wurde ebenso angeordnet und, wo das nicht möglich ist, deren sofortige Brandschatzung, damit der Feind keine Nahrung vorfindet, sollte er auf unser Land vordringen.


    Auch wurde in die Wege geleitet, sofort sämtliche Zahlungen an die verräterischen Goblins und die am Verrat beteiligten Großherzogtümer einzustellen, die fortan unsere Scholle nicht mehr betreten dürfen.


    Jules, bitte geben Sie mir Auskunft darüber, was die Himmelsaugen über die Situation bezüglich unserer Schiffe in Erfahrung bringen konnten. Wurde der oder die Verantwortliche am Hafen bereits ausfindig gemacht?


    Wir werden das erste Stück des Weges nach Norden gemeinsam mit dem Comte zurücklegen, alsbald werden sich unsere Wege trennen. Wir fahren weiter nach Westen, um die Bannmeile einzurichten, Massimo reitet nach Norden zur Küste.


    Massimo, mein Vater wünscht, dass Ihr euch der gestohlenen Schiffe annehmt, mit welchen die Verräter übergesetzt sind. Sie sind mit einer Notmannschaft zurückzuholen oder notfalls vollständig zu vernichten, damit sie diese nicht erneut verwenden können, um Souvagne zu schaden."

  • Chevalier Jules Seymour de Mireault


    Jules hörte dem jungen Herrn aufmerksam zu.


    "Ihr habt gut daran getan die Befehle Eures Vaters umgehend umzusetzen. Ich habe mir erlaubt den Officier généraux de Souvagne Bellamy Bourgeois zu bitten die vier Marquis als Berater der vier Marqiuis-Provinzen zum Hofe rufen zu lassen. Bourgeois steht Eurem Vater selbstverständlich in erster Linie mit Rat und Tat zur Seite.


    Borgeois hat umgehend Eilboten nach Beaufort zu Jules Auriville de Beaufort, nach
    Chasseaux zu Philippe-Louis Gillot de Chasseaux, nach Chevrette zu Mayhew de Chevrette und nach La Grange zu Clement Laviné de la Grange entsandt.


    Während der Vorbereitung der Hinrichtung der Verräterin habe ich mentalen Kontakt zu meinen Kollegen aufgenommen. Es wurde umgehend eine Untersuchung des Geländes vorgenommen. Die Vögel suchten bereits passenden Stellen für die geplanten Fallgruben, es wurden Proben von Schlammlöcher und Salzwiesenabschnitte genommen um dort ebenfalls - falls nötig, den Feind festsetzen zu können. Wir werden nicht nur Waffen, sondern auch die natürlichen Ressourcen gegen den Feind nutzen.


    Bellamy versicherte mir, dass es innerhalb von drei Tagen möglich sei, die Burg Eures Herrn Vaters binnen drei Tagen abzusichern. Die Mauern werden durch zusätzliche Querbalken verstärkt, die Tore werden zusätzlich zig-fach gesichert. Ferner wird der Boden rund um die Burg mit Markierungen für die Bogenschützen und Himmelsaugen versehen.


    Eine Truppenverlagerung von einem Kontingent Soldaten wurde bereits umgehend von Bellamy veranlasst um eine Notevakuierung von unserem Herrscher jederzeit gewähren zu können. Sollte Euer Herr Vater in die Waldfeste in Chevrette fliehen müssen, oder dort sein Hauptbasislager aufschlagen wollen, wird binnen drei Tagen von heute an möglich sein.


    Bellamy versicherte mir, dass er ebenso alles mögliche in die Wege leiten wird, was die Grenzsicherung betrifft. Die Grenze wird von unsichtbaren Fallgruben umgeben sein wird, neben einer Kompanie Bogenschützen hat er sogar Belagerungsmaschinen Richtung Grenze ausgesandt um notfalls die anrückenden Feinde mit Felsbrocken als tödliche Wurfgeschosse zurückzuwerfen. Barrikaden und so weiter, werden ebenfalls binnen kürzester Zeit hochgezogen.
    Zu Eurer Frage, nein einen persönlichen Verantwortlichen für die missbräuchliche Nutzung unserer Schiffe kann ich Euch nicht benennen junger Herr.


    Wie ich bereits Eurem Vater berichtete haben unsere Späher eine logistische Großaufgabe entdeckt. Leider haben wir ihr zu unserer Reue keine Beachtung beigemessen. Dieser Fehler lag eindeutig bei uns.


    Wir hielten es für eine Spinnerei der Goblins. Zumal wir zu diesem Zeitpunkt noch Verbündete waren, war unser Blick nicht mit Argwohn auf die Goblins gerichtet.


    Streitkräfte der Hohen Mark erreichten uns über Ledwick. Der Tross bestehend aus Goblins, Almanen und Gargoyles erreichte Chasseaux. Mit alten Handelsschiffen der Tazzlogkaner und mit allen verfügbaren Schiffen der Souvagne setzen innerhalb von zwei Tagen 300 Goblins und 500 almanische Ritter über die Azursee.


    Wofür die Goblins samt die Hohe Mark so einen Aufwand betrieben haben, hat sich bis dato unserer Kenntnis entzogen junger Herr, aber durch die Kunde vom Comte de la Cantillion und seines treuen Gargoyles wurden wir hinreichend aufgeklärt.


    Unser Augenmerk war wachsam nach außen gerichtet und wohlwollend nach innen gekehrt, ganz so wie es Euer Herr Vater wünschte. Zu dem damaligen Zeitpunkt zählten für uns die anderen almanischen Großherzogtümer zu unseren Bündnispartnern. Weder die Goblins noch die Hohe Mark galten als Feinde. Aus diesem Grund wurde ihnen erlaubt zu passieren. Die Nutzung der Schiffe hätte allerdings verhindert werden müssen.


    Ich werde mich bemühen, der Sache auf den Grund zu gehen, wer letztendlich untätig blieb. Ein boshaftes Verschulden möchte ich trotzdem bei diesem Landsmann nicht vermuten. Vielmehr unterlagen wir selbst dem Irrtum des Kaisho Abkommens.


    Die Befehle Eures Vaters waren eindeutig und werden Dank Euch unverzüglich im Land verbreitet. Ab der Befehlsverkündung Eures Vaters bewachen die Himmelsaugen Souvagne vor jedem Feind - wir haben keine Verbündeten mehr.


    Bezogen auf unsere Schiffe kann ich Euch mitteilen, dass diese in See stachen, bis zum heutigen Tag aber nicht zurückkehrten. Weder mit noch ohne Flüchtlinge. Ich vermute, sie haben unsere Schiffe nur zur Übersetzung benötigt. Eine Flucht ist bis dato nicht geplant, da sich die anrückende Armee der Chaos-Armee stellen wollte um die Zwerge zu retten.


    Folglich müsste es sich um eine reine Bergungsaktion handeln. Es wäre äußerst abträglich würden die Lichtalben, Zwerge, Gargoyles und Almanen uns angreifen um sich unsere Schiffe anzueignen. Eine unerlaubte Nutzung ist immer noch etwas anderes als ein öffentlicher Diebstahl oder Raub. Und damit wären sie nicht besser als die Chaoten die sie bekämpfen.


    Ferner glaube ich kaum, dass sich diese selbsternannte Zwergen-Befreiungsarmee splitten möchte um dann an zwei Fronten zu kämpfen. Eine Front wäre in dem Falle sogar selbst verschuldet. Aber was der Logik geschuldet ist oder nicht, spielt momentan keine Rolle. Wir müssen mit allem rechnen. Bleibt es friedlich, soll mir dies nur Recht sein", erklärte Jules respektvoll.

  • Massimo


    wusste nicht was er denken sollte. Das der Duc ihn verziehen hatte freute ihn sehr. Genauso dass er eine zweite Chance bekam. Aber das Nal hingerichtet worden war, das schmerzte Massimo. Der Comte verstand sich gut mit Nal. Sie war freundlich und war seine Meinung gewesen. Sie wollte genau wie er, dass das Chaos von der Welt getilgt wurde.
    Er wollte nur seinen Herrscher warnen und seine Heimat beschützten. Er hatte nicht gedacht, dass Nal sterben würde, wenn er sich mit in seine Heimat nahm.
    Massimo zweifelte nie das Wort von seinen Duc an. Aber diesmal wusste er nicht was er denken sollte. Vielleicht lag er selber falsch und der Duc hatte mehr Gespür für solche Dinge. Er hatte nichts falsches an Nal gespürt. Aber vielleicht hatte er es nicht spüren wollen.
    Komavan hatte das gleiche wie der Duc gesagt. Er hatte geraten der Albin nicht zu vertrauen. Und der Duc hatte sofort gehandelt und sie hinrichten lassen. Bei der Verurteilung hat er sie nicht sprechen lassen. Sie hatte sich nicht verteidigen dürfen. Manchmal war das so. Einige durften etwas sagen. Aber wahrscheinlich dann, wenn das Urteil vom Duc noch nicht fest stand.
    Wenn er sein Urteil schon gefällt hatte, brauchte er niemand anzuhören.
    Er war immer ein weiser und gerechter Herrscher. Er war grosszügig zu Massimo gewesen und hatte ihm seine Fehler vergeben. Massimo hatte fast durch seine Dummheit nicht vor einen Krieg gewarnt. Wie konnte er eigentlich dann denken, dass der Duc sich bei der Albin irrte? Massimo traute seine eigene Einschätzung nicht mehr. Es war gut, dass er Komavan an seine Seite hatte.


    "Ihr seid schon fleissig gewesen Herr. Euer Vater ist bestimmt stolz auf euch. Die Goblins verdienen keine einzige Münze mehr von uns. Wenn die sich nicht an die Vereinbarungen halten, warum sollen wir das dann?."


    Massimo hörte sich an was Jules berichtete. Bis jetzt klang alles gut und der Comte hoffte, dass es alles gut für Souvagne verlaufen würde. Ciel war jung aber er war fleissig und machte seine Sache gut fand Massimo.

  • Während der Chevalier gewissenhaft Ciels Frage beantwortete, klimperte im Hintergrund die ganze Zeit der Barde, der auf dem Kutschbock saß. Als er auch noch anfing zu trällern, um Jules`Stimme zu übertönen, erhob Jules beim Sprechen die Stimme, damit seine Rede nicht in der anschwellenden musikalischen Untermalung unterging. Als daraufhin der Barde ebenfalls seine Lautstärke erhöhte und die beiden sich zu einem regelrechten Duell aufschaukelten, streckte Ciel seinen Kopf aus dem Fenster der Kutsche, schrie:
    "Nathan, mäßigt die Lautstärke! Wir haben eine wichtige Unterredung."
    Da entdeckte er, zwischen den Kutscher und dem Barden eingequetscht, Khawa, der tunlichst nach vorn blickte. Nun erklärte sich, warum der Barde derart mit Jules um die Wette eiferte. Wahrscheinlich hatte Khawa ihm originialen rakshanischen Mokka versprochen, wenn sie erst im Feldlager angekommen waren.


    "Khawa, zum Rakshor! Ich habe doch ausdrückliche Anweisungen gegeben, dass abgesehen von meinem Kutscher und meinem Barden keine Domestiken mit auf dieser Kutsche zu reisen haben!"


    "Verzeihung, Herr. Mein Asameisch ist noch nicht so gut."


    "Dein Asameisch ist besser als das von so manchem Bauern! Entferne dich sofort vom Kutschbock und steig auf dein Pferd. Du hast hoffentlich dafür gesorgt, dass jemand es mitführt."


    "Ja, Herr."


    Khawa sprang während der Fahrt vom Kutschbock und schlich nach hinten wie ein geprügelter Hund. Ciel wusste jedoch, dass das nur Show war. Er rieb sich die Nasenwurzel, um sich zu entspannen.


    "Fahren Sie bitte fort, Jules."


    Ciel hörte ihm aufmerksam zu. Er war froh, dass auch die anderen Befehlshaber eifrig bei der Sache waren, alles lief nach dem Plan des Ducs und alles hörte sich so weit gut an.


    "Danke, Jules. Dann können wir dahingehend entspannt bleiben, so weit das in Anbetracht der Situation möglich ist. Massimo, habt Ihr den Befehl meines Vaters vernommen? Eure Aufgabe sind die Schiffe! Und noch eine weitere Information. In Eurem Lehen soll eine Magierakademie errichtet werden, so wünscht es mein Vater. Eine Akademie, in welcher die Nekromantie eine eigene Abteilung erhält. Er wünscht, dass Ihr euch nach Erledigung der Aufgabe bezüglich der Schiffe darum kümmert, dass alles seinen Gang geht."

  • In einer kleinen Stadt machten sie Rast, bevor sich ihre Wege trennten. Massimo wurde mit einer eigenen Kutsche in Begleitung seines Gargoyles nach Norden geschickt, um seinen Auftrag bezüglich der Schiffe zu erfüllen und Ciel begab sich mit dem übrigen Tross nach Nordwesten an die Front. Dort übernahm der Prince das Kommando über das Feldlager, was man dort inzwischen provisorisch angelegt hatte. Unter seiner Aufsicht begann man, einen hölzernen Wall zu errichten. Das Holz dazu schaffte man aus dem nahen Wald herbei.


    Nur wenige Tage nach Beginn der Schanzarbeiten, begab sich folgendes:


    Der Ritter und der Wilde - Ehrenwort (ü18)

  • Jules Seymour de Mireault


    Jules trat aus dem Zelt und streichelte Gufo. Seine Eule saß draußen vor dem Zelt auf ihrer Stange. Er zog gedankenverloren den Lederhandschuh über und Gufo hüpfte auf seine Hand. Das vertraute Gewicht seines Tieres beruhigte etwas seine aufgewühlten Gedanken.


    Jules machte sich mit Gufo auf den Weg zu der Wallanlage.


    Mireault empfand etwas für Khawa, dass er nicht empfinden wollte. Was für eine Lüge. Er empfand etwas, dass er nicht empfinden durfte. Das war die Wahrheit. Gleichgültig was er sich vorher vorgemacht hatte, tief im Inneren wusste er, dass Khawas Gefühle auf Gegenliebe stießen.


    Gufo, der auf Jules linkem Arm saß, tat seinen Unmut mit einem Krächzen kund. Mireault konnte es ihm nicht verdenken. Schon seit mehr als einem Jahrzehnt waren sie ein unzertrennliches Duo.


    Jules benötigte einen klaren Kopf, etwas Ruhe und ihm fehlte der Ausblick auf die Weite des Landes - kurzum der Blick durch die scharfen Augen von Gufo. Die Eule hüpfte auf seine Schulter und rieb sich an Jules Wange. Bilder ihres letzten Fluges drangen in sein Bewusstsein. Mit riesengroßen orangenen Augen sah Gufo Jules erwartungsvoll an.


    Mireault nahm die Eule von der Schulter und warf sie mit dem linken Arm in die Luft. Gufo fächerte sofort seine lautlosen Schwingen auf. Mit großen Flügelschlägen verschwand die Eule zwecks Erkundung der Lage hinter den Wall.


    Jules hockte sich im Schneidersitz auf den Boden, verband seinen Geist mit dem seines geliebten Tieres und genoss den Flug. Später waren die Bilder sicher noch für die Terrainanalyse nützlich, aber nun benötigte er sie erst einmal für sich selbst um gedanklich etwas abschalten zu können.


    Jede Verbindung mit Gufo war ein besonderer Moment.


    Ein anderer, extrem besonderer Moment war die erste, viel zu kurze Verbindung mit Khawa gewesen. Schlagartig spürte Jules die braunen, kräftigen Hände auf seiner Hüfte, schmeckte Kaffee auf seinen Lippen und fühlte noch ein ganz anderes Körperteil von Khawa mehr als nur seine Erinnerung kitzeln.


    Jules spürte für einen Moment Gufos Vewirrung. Die mentale Verbindung war keine Einbahnstraße. Genau aus diesem Grund waren die Himmelsaugen so effektiv.


    Ihre Vögel agierten auf die mentalen Befehle ihrer Himmelsaugen und das was er gerade Gufo übermittelt hatte, musste seine Eule etwas irritiert haben. Jules konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Gufo war wohl die einzige Seele, die Khawa für ihr Geheimnis nicht auf den Block schicken würde.


    Der Magier rief sich selbst zur Ordnung und genoss den Rest des Fluges von Gufo. Sie spähten die nähere Umgebung des Walles aus, überflogen eine weitere Strecke ins feindliche Gebiet hinein, ehe die große Eule abdrehte und so lautlos verschwand wie sie aufgetaucht war.


    Auf dem Rückweg kreiste sie über dem souvagnischen Lager. Als Gufo Khawa erspähte, ging er im Sturzflug runter, flog ihn von hinten lautlos an und riss ihn dem Turban vom Kopf. Stolz machte er sich mit seiner Beute auf zu seinem Herrn.


    Gufo ließ den Turban vor Jules zu Boden fallen und landete auf dessen ausgestreckten Arm. Khawa würde die Antwort verstehen. Gut gelaunt klaubte der Chevalier den Turban vom Boden auf und verzog sich damit grinsend in sein Zelt.
    Falls Khawa seinen Stoffbahn-Helm wieder haben wollte, war ihm sicher bewusst bei wem er wieder aufschlagen musste.

  • Khawa


    Khawa war gerade auf dem Weg zu seinem Herrn, als ein heftiger Schlag seinen Kopf von hinten traf. Khawa drehte sich reflexartig nach hinten, weil er glaubte, dass ihn jemand geschlagen hatte, um diesen nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass er gerade das Eigentum des Prince de Souvagne beschädigte. Doch während er sich noch umdrehte, wurde ihm der Turban vom Kopf gerissen und flog davon wie ein flatterndes schwarzes Gespenst. Ungläubig starrte Khawa der wehenden Stoffbahn hinterher, die samt dem diebischen Uhu über die Zelte verschwand und dann an einer Stelle niederging, die ihm sehr bekannt vorkam.


    "Unverschämtheit!", ereiferte sich Khawa, schüttelte die Faust mit der Kerze in Richtung des Zeltes und fluchte auf Rakshanisch, während er sich die andere Hand vor Nase und Mund hielt, um sein entblößtes Gesicht halbwegs zu verbergen. Hätte der Chevalier ihm den Lendenschurz geklaut, wäre das auch nicht peinlicher gewesen, als ohne Gesichtsschleier in die Öffentlichkeit zu gehen. Khawa hatte heiße Ohren. So zeigte man sich normaler Weise nur im Inneren seines privaten Zeltes und er besaß keinen Ersatzturban! Am liebsten würde Jules sofort zu ihm zurückkehren, und ihn unter vier Augen zur Rede stellen.


    Khawas Gesichtsausdruck wurde verträumt. Zu seinem tiefsten Bedauern hatte er gerade keine Zeit, den Schuldigen zur Rede zu stellen. Schmachtend stand er mitten im Feldlager. Dass der Tag so verlaufen würde, hatte er sich zwar schon seit Jahren sehnlich gewünscht, doch nicht wirklich daran geglaubt. Die Hürden waren groß, die Standesschranken in Almanien unüberwindbar. Und doch hatte er das Glück gehabt, sie eine Stunde vergessen zu können. Khawa war gerade eine Minute fort und schon vermisste er den Chevalier. Doch leider musste er nun zu seinem Herrn eilen. Ciel würde sich sicher schon fragen, wo er so lange blieb.


    Ciel war gerade mit der Inspektion des halbfertigen Walles fertig und besprach sich nun mit einer Ansammlung militärischer Führer, die meisten davon frisch eingetroffen. Ungläubig betrachtete er Khawas nackten Kopf. Der schämte sich dermaßen, dass er kaum wusste, wohin er blicken sollte.


    "Verzeihung für diesen Aufzug, Herr! Mir wurde mein Turban entwendet."
    Ciel wiederholte unnatürlich langsam. "Dir wurde dein Turban entwendet."
    "Genau so war es!"
    "Du warst doch aber soeben noch bei Jules. Hast du dich in der Zwischenzeit herumgetrieben? Er hat sich im Übrigen über deine sich häufenden Missgeschicke beklagt."
    "Ich beklage mich auch! Dank ihm muss ich nun so herumlaufen! So sollte sich ein Chevalier nicht benehmen. Und das nur wegen ein paar Tropfen Kaffee. De Mireault hasst mich!"
    "Chevalier de Mireault! Und er war vollkommen durchnässt! Soll er sich eine Lungenentzündung holen?" Ciel blickte ihn erbost an. Khawa schüttelte beschämt den Kopf."Und was machst du überhaupt mit dieser Kerze? Du hast dich also doch herumgetrieben!"
    Khawa hatte ganz vergessen, dass er sie noch in der Hand hielt. "Keineswegs, Herr! Sie stammt aus seinem Zelt."
    "Dann hast du Chevalier de Mireault bestohlen?!"
    "Nein, Herr." Khawa grinste hinter seiner Hand. "Die hat er mir geschenkt!"
    Ciel sah ihn lange an. "Khawa, du hast für den Rest des Tages frei. Vorher begibst du dich unverzüglich zum Medicus. Dein Zustand macht mir Sorgen. Sein Zelt befindet sich in der Nähe von unserem, du erkennst es an einer entsprechenden Fahne. Geh jetzt."


    Khawa verneigte sich und machte sich auf den Weg.


    Ciel sah ihm besorgt hinterher. Hoffentlich waren das nicht die ersten Symptome eines Hirnschlages oder einer unheilbaren Geisteskrankheit. Wenn er hier alles erledigt hatte, würde er auch noch einmal mit Jules sprechen und ihn dazu befragen, wie er Khawas Verhalten einschätzte und ob er ihm tatsächlich die Kerze geschenkt und Khawas Turban an sich genommen hatte. Keines von beiden konnte der Prince sich so recht vorstellen.

  • Chat-rpg vom 25.11.2017


    Da beim Medicus gerade sehr viel los war (wegen des schlechten Wetters hatten viel tapfere Recken eine böse Erklältung erlitten), verbrachte Khawa die Wartezeit damit, einen Mokka für jene aufzubrühen, die gerade in der Schlange standen.


    Jules de Mireault
    was ist hier los?


    Khawa
    Chevalier. *verneig*
    Ich habe mir erlaubt, einen Mokka für alle Anwesenden aufzusetzen.


    Jules de Mireault
    Khawa. :D


    Jules de Mireault
    Ich sollte mir Regenkleidung kaufen, bekomme ich auch einen?
    Benutzeravatar


    Khawa
    Warum benötigt Ihr Regenkleidung? *schenkt erst ihm und dann sich selber Mokka ein* Darf ich Euch Zucker hineingeben? *schaut sich um* Ihr seht votrefflich aus!


    Jules de Mireault
    Khawa jaja *abwink* `dito Kaffeeböhnchen, alles klar bei Dir Schatz? ich hoffe, Du vergisst nicht Deinen Lappen, sprich Turban abzuholen. Gufo spielt sonst damit´


    Khawa
    ›Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass Ihr Geistmagier seid! Mir geht es gut, aber ich vermisse Euch.‹


    Jules de Mireault
    `wie sollte ich sonst mit Gufo Kontakt halten Süßer? g und die Kerze schon getestet? Ich hab gehört, Du musst zur Medmaus? Was ist los?´


    Khawa
    ›Ich habe nicht daran gedacht, ich fand andere Aspekte Eurer Person interessanter. Die Kerze wurde schon getestet, ich habe sie verschönert. Der Junge Herr Ciel schickt mich zum Medicus, er hält mich für verrückt.‹ *kramt die Kerze heraus, sie wurde zurechtgeschnitzt und sieht jetzt einem Körperteil ähnlich, das Jules sehr bekannt vorkommt*


    Jules de Mireault
    `Das sind wir doch auch, oder? Irgendwie sind wir ein wenig verrückt, aber nichts, was man behandeln müsste. Wir müssen nur vorsichtig sein. Viel Spaß mit der Kerze.`


    Khawa
    ›Ich hab sie Euch nachempfunden`*guckt verliebt* ›Wo ihr Recht habt ... ich bin gespannt auf die Diagnose! Ich glaube, um Euch macht Ciel sich auch Sorgen, ich musste ihm sagen, woher ich die Kerze habe.‹


    Jules de Mireault
    `Khawa Du verdammter ... na wunderbar, wie rede ich mich da wieder raus? Gib mir mal einen Tipp, Du hast mich da reingezogen. Mir nachgeformt? Du meinst meinem Schwanz? Na dann bitte ich darum, sie zu verstecken, auf der anderen Seite - wer wurde darin sofort meinen Schwanz erkennen sfg´


    Khawa
    ›Sie liegt unter meinem Kopfkissen, wenn ich unterwegs bin, ansonsten in meinen Armen, es ist meine Kuschelkerze, wenn ich sie gerade nicht anderweitig verwende! Ich könnte Ciel sagen, ich hätte gelogen und die Kerze gestohlen.‹


    Jules de Mireault
    `Gestohlen werde ich sicher nicht sagen, das hätte arge Konsequenzen. Ich sage einfach, Dir hat sie gefallen und ich dachte, was auch immer, mir fällt schon was ein. Kuschelkerze? Hab ich auch noch nie gehört.´


    Khawa
    ›Nun, bisher ist es mir nicht gelungen, etwas Kuschligeres zu erbeuten, aber eigentlich mag ich die Kerze zum Kuscheln. Nur der Rest dran fehlt irgendwie. Ich hoffe, ich habe Euch nicht allzu sehr in Bedrängnis gebracht. Danke, dass Ihr mich jetzt nicht nach vollbrachtem Werk ignoriert.‹


    Jules de Mireault
    `nun, ich hab zum Kuscheln einen Turban gg ich könnte Dir was ähnlich gemütliches überlassen. Habe ich nie behauptet oder? Zudem hat Gufo Dir ja eine Botschaft geschickt´


    Khawa
    ›Ich hatte Euch vermisst und war in Sorge, hab mich gefreut, als Gufo seine Nachricht überbrachte! Ihr erhaltet bei Gelegenheit die passende Revanche! Nach mehreren Jahren Abstinenz das erste Mal wieder auf Beutezug!‹


    Jules de Mireault
    `Beim nächsten Mal raubt er Dich nicht aus, er wird Dir etwas bringen. Versprochen. Nur halte ihn nicht fest und versuch nicht es ihm abzunehmen bevor er es Dir gibt. Eine Eule wie jeder andere Greif, damit meine ich Greifvogel, durchschlägt mit ihren Klauen beim Zuschlagen mühelos eine menschliche Hand und das Tier lässt nicht wieder los. Es öffnet meist den Fuß nicht, sondern zerfetzt Deine Hand. Drum greife nie nach seinen Füßen, schon gar nicht wenn er liegt und sie hochhält. Das ist kein Spaß. Er wird es Dir aushändigen oder vor Dir ablegen.´


    Khawa
    ›Hm, was mag das wohl sein? Eine neue Kopfbedeckung? So ohne Schleier kann ich nicht vor dem Herrn rumlaufen, das ist unerhört! Ich habe das Gefühl, jeder schaut mir ins Gesicht! Ich werde Gufo nur beobachten, nicht berühren!‹


    Jules de Mireault
    `Gut ich möchte nicht, dass er Dich versehentlich verletzt. Einen Gesichtsschleier? Wo bei Ainuwar soll ich so etwas auftreiben? Reicht ein Stoffstück?´


    Khawa
    ›Ich versuche, mir einen Schal zu organisieren oder ein Tuch. Macht Euch keine Gedanken, behaltet den Turban! Er ist original aus Rakshanistan, Beutegut aus Tamjidistan, der hat schon 62 Jahre auf dem Buckel.‹ *rutscht nervös herum*


    Jules de Mireault
    `damit ist er älter als ich. Wer besaß ihn vorher? Wo immer Tamjidingsbums auch liegt. Ich kenne nur die direkte Umgebung unseres Landes. Nun mehr muss ich auch nicht wissen. Dachte ich jedenfalls bis vor kurzem immer´


    Khawa
    ›Das liegt da, wo heute Südrakshanistan ist! Irgendein Verwandter x-ten Grades, dessen Namen ich vergessen habe, weil ich mir die nicht alle merken kann, war da an einem Überfall beteiligt. Nur war der Turban damals noch weiß, er hat ihn erst schwarz gefärbt. Nur Tamjid tragen weiße Turbane!‹


    Jules de Mireault
    `Eh ja gut. Ich weiß zwar auch nicht wo Euer Land liegt, nur dass es wohl hinter demverfluchten Zwergenland liegt, aber wie weit die Stöpsel ihr Land ausgedehnt haben, weiß ich nicht. Ich achte ja nur darauf dass keiner von denen zu uns kommt. Wieso tragen sie weiße Turbane? Und nebenbei wieso tragt ihr überhaupt welche?´


    Khawa
    *schenkt ihm Mokka ein und kleckert auf sein Knie* Ups!


    Jules de Mireault
    Khawa! Du verdammter Wilder, Du Hornochse! Zum Glück trage ich schwarze Kleidung. Das war Absicht!


    Jules de Mireault
    `das war Absicht oder? Irgendwann erwürge ich Dich, vermutlich ganz langsam mittendrin gg´


    Khawa
    Ich bitte untertänigst um Vergebung! Es kommt nie wieder vor! Das ist das unsägliche Wetter, es trägt den Geruch der Steppe mit sich! *tupft das Knie trocken* ›Natürlich! Jetzt kann ich Euer Knie anfassen!‹ *tupft sehr gründlich*


    Jules de Mireault
    `ich bin froh, dass Du mir den Kaffee nicht in den Schritt gegossen hast. Aber dort in aller Öffentlichkeit zu tupfen wäre auch sehr auffällig` Das kommt nicht wieder vor, ich sollte mal eine Strichliste führen, wie oft es schon vorkam!


    Khawa
    ›Dafür wäre der Mokka doch etwas zu heiß.‹ *Knie tätschel* ›Nie wieder, Monsieur Jules, nie wieder!


    Jules de Mireault
    Khawa ich verzeihe Dir, wie immer. Was sollte ich auch sonst tun? Ciel nimmt meine Beschwerden ja nicht ernst. Der junge Herr scheint Dich sehr zu schätzen.
    `wie ich auch. Aber aus völlig anderen Gründen Böhnchen´


    Khawa
    Vielen Dank, Herr. *blinzelt freundlich* Herr Ciel schickt mich zum Medicus wegen meiner Migräne! Er ist sehr gütig und großherzig und immer in Sorge um alle. Er nimmt das Prinzip von Schutz und Schirm sehr genau. ›Böhnchen! Wie soll ich Euch nennen, ohne dass ihr mich erschlagt? Mir fällt schon noch ein schöner Name für Euch ein!‹


    Jules de Mireault
    `Migräne? Sex soll gut sein gegen Migräne hörte ich´ *flöt


    Khawa
    ›Ach wirklich? Kuriert man das in Souvagne so, ja? Dann brauch ich dringend eine Kur!‹


    Jules de Mireault
    `in Souvagne generell nicht, ich mache das so gg´


    Khawa
    Ah, diese Kopfschmerzen! *stößt die ganze Kanne um und saut Jules`Schuhe ein* Oh weh ... es tut mir so leid! ›Nicht! :-D‹ ›Ciel meint, ich würde Urlaub bekommen in der nächsten Zeit, damit ich mich erhole ...‹ *noch näher ranrutsch*


    Jules de Mireault
    *erstarr* Herr, ich glaube Eurer Diener braucht dringend, am besten heute noch Urlaub!


    Ciel Felicien de Souvagne
    *betrachtet die Misere* So etwas ist meine Person von Khawa überhaupt nicht gewöhnt. Er arbeitet sonst so sorgfältig! Khawa, das gefällt mir nicht. Geh zum Arzt und lass dir eine Empfehlung geben, wie lange du Urlaub benötigst. Für dahin stelle ich dich frei.


    Jules de Mireault
    Das ist sehr großzügig von Euch Herr. Ich hoffe er, erholt sich bald und ich werde dann nicht mehr mit Kaffee übergossen.
    `gut nun müssen wir nur noch planen wie wir zusammenfinden während Deiner Kur Böhnchen gg´


    Khawa
    ›Wir lassen uns was einfallen, Schnuckel! Chevalier Schnuckel‹ *räusper*


    Jules de Mireault
    `Für Dich July, sobald wir privat sind, Böhnchen.´


    Khawa
    *wird dunkelrot* ›July.‹


    Jules de Mireault
    `fühl Dich geküsst gg´


    Khawa
    ›Ihr Euch auch, aber defte!‹

  • Massimo

    war in seine Heimat Cantillion zurückgekehrt. Seine Aufgabe hatte er von Ciel den jungen Herrn erhalten. Er hatte die Schiffe die Souvagne gestohlen worden waren zurückzuholen. Massimo konnte diese Aufgabe nur erledigen, mit der Hilfe seines Bruders Melville. Von unterwegs hatte er seinen Bruder über alles gedanklich informiert.
    Comte Melville de la Cantillion erwartete Massimo in ihre gleichnamigen Festung. Forteresse de la Cantillion war in Kriegszustand versetzt worden, so wie der Duc es befohlen hatte. Massimo ging unverzüglich zu seinen Bruder. Sein zweit älterer Bruder Maurice war schon da. Beide empfingen Massimo mit ernsten Gesichtern.

    "Wir haben Vorarbeit für dich geleistet Massimo. Der Name von unsere Familie steht auf den Spiel. Meine Kontakte zu anderen Himmelsaugen haben einiges ergeben. Die Grenze ist nicht weit und der Krieg ist nah. Melville erklärte, das die Almanen und Goblins mit veralteten Handelsschiffen der Tazzlogkaner und mit allen verfügbaren Schiffen der Souvagne innerhalb von zwei Tagen 300 Goblins und 500 almanische Ritter üben den Azursee geschifft haben.
    Ziel war Tazlogg. Die komplette Armee fand keinen Platz in dem Goblinnest. Zu klein, so mussten viele ausserhalb der Stadt ihr Lager aufschlagen. Also direkt an der Küste. Und hier nun unsere Idee kleiner Bruder, wir gehen nicht über Land und holen unsere Schiffe zurück, wir kommen von der Seeseite".

    Maurice streichelte während er redete seinen Falke. Er war genau wie Massimo und Melville ein Geistmagier, aber er war kein Kampfmagier geworden, sondern hatte sich den Himmelsaugen angeschlossen. Massimo konnte sich auf seine Brüder verlassen. Melville wartete ob Maurice noch was sagen wollte. Aber er überliess ihn das Wort.

    "Da sich die ehemaligen Bündnispartner einfach unserer Schiffe bedienten ohne wenigstens zu fragen, müssen wir Schritte einleiten. Es hat sie nicht interessiert, was danach nicht unseren Eigentum passiert. Und es interessiert sie sicher nicht, ob die Schiffe für den Lebensunterhalt von Leuten dienen, die ehrlich arbeiten. Das Leben von den Leuten hat sich nicht interessiert und unser Duc würde zu Recht sagen, dass sich so Almanen nicht verhalten.
    Du hättest dich mit deine Informationen direkt an uns wenden müssen Massimo. Maurice und mich hättest du fragen müssen was du wegen den Zwergen tun sollst und nicht Wolfram. Er mag weise sein, auf seine Art. Aber er ist kein Souvagner. Er ist weit weg. Er lebt in Sicherheit. Vielleicht war ihn nicht mal bewusst, zu was er dir geraten hat und wie schlimm die Lage bereits fortgeschritten ist. Wir sind Brüder, also stehen wir zusammen.
    Das der Duc nicht erfreut war, wissen wir alle, aber er hat dir verziehen. Was zeigt, dass er dich trotz allem schätzt. Nur zukünftig, pass auf was du entscheidest. Zudem nach der Rettungsaktion der Schiffe wirst du zu Ciel zurückkehren und ihn weiter unterstützen. Das ist das Mindeste, was du tun kannst, um deine Schuld abzubezahlen und zu zeigen, wie ernst dir es ist.
    Jetzt zu unseren Plan. Wir haben alle Fischerboote der gesamten Küste zu uns schicken lassen. Jede Piroge, jede Jolle. Küstennah fischen unsere Leute, also sind diese Boote genauso gut geeignet, Krieger und Seeleute zu transportieren. Pro Boot werden einige Krieger und einige Seeleute an Bord sein. Wie uns gesagt wurde, sind Pirogen sogar in der Lage, starke Brandung zu überwinden. Da wir uns für unser Vorhaben nicht auf Wind verlassen können, wir gepaddelt.
    Direkt von unserer Küste aus, werdet ihr Nachts übersetzen und Euch so von der Seeseite den Schiffen nähern. Habt ihr die Schiffe erreicht, werdet ihr sie entern und unsere Schiffe zurückholen. Die Krieger sind bereit, Maurice hat zwei Kollegen dabei und die Seeleute sind genauso abreisebereit. Die Mission startet so schnell wie möglich. Maurice wird dich begleiten Massimo.
    Zu der anderen Sache was die Akademie angeht, habe ich ein Sendschreiben an den Duc verfasst. Ich habe ihn für die Ehre gedankt. Ich hab ihm mitgeteilt, dass wir eine Burg von uns dafür direkt zur Verfügung stellen. Wir werden sie umbauen lassen. Der Bezug von der Akademie kann gleich beginnen. Ich freue mich sehr über seine Entscheidung die Magie so zu fördern und unsere Scholle mit diese Aufgabe zu betrauen.
    Sobald du zurückkommst, wirst du dich gemeinsam mit den jungen Ciel um Lehrpersonal für die Akademie bemühen. Vielleicht solltest du den Familienstreit der von Hohenfelde dafür nutzen, ehe dort wieder sinnlos die Köpfe rollen. Einige Köpfe sind von ihnen durchaus zu mehr in der Lage als Mordkomplotte zu schmieden. Sobald sie den rechten Weg aufgezeigt bekommen.
    Maurice und ich werden uns ebenso bei geeigneten Magiern umhören. Zusammen schaffen wir das. Wir werden den Duc beweisen, dass auf Cantillion Verlass ist."

    Melville schaute zu Maurice.

    "Wir schlagen heute Nacht zu Massimo. Meine Ordensschwester Fiorella Iadanza und Bruder Algiso de Fonti berichten beide das gleiche. Was ich euch jetzt erzähle, ist schon einige Tage her.
    Die Zwerge und Chaosfront sind schon aufeinandergeprallt. Die Lichtalben sind dazugestossen um den Zwergen beizustehen.
    Scheinbar hat ein Golbin das Kommando, er ist mit Orden wie mit Glitter behangen wie ein Stechpalmbaum zum Lichtfest. Und nun die etwas absonderliche Nachricht meine Brüder, ein Schelm wer jetzt böses dabei denkt. Das Heer der Almanen hat sich bereits in Bewegung gesetzt.
    Da der Kampf bereits tobt, zog der Befehlshaber mit einer Handvoll Goblins los und mit allen Almanen. Die anderen Almanen sind die Bauernopfer in den Krieg für die Zwerge. Die Goblins verheizen die als Kanonenfutter, während die eigenen Leute in ihrem Lager bleiben. Was glaubt ihr haben die Lichtalben vor? Die werden sicher so freundlich sein, den Almanischen Rittern den Vortritt die in Festung zu lassen. Darauf verwette ich meinen Arsch."

    Maurice schaute seine Brüder an. Sie waren unter sich, da sprachen sie nicht gewählt.

    "Ihr zwei ich hatte mich für kurze Zeit gefragt, ob der Duc sich irrt, was meine Weggefährtin Nal anging. Aber jetzt wo ich das höre, weiss ich dass ich mich geirrt habe. Der Duc hat Recht, wie immer. Auf sein Wort wie seine Entscheidung ist Verlass. Seine Gedanken sind geradlinig und weise. Die Goblins wollen sich mit Ruhm bekleckern, für den andere mit ihrem Blut bezahlen. Ich danke euch für eure Hilfe. Der Duc und Komavan sagten das gleiche. Ich hätte anders reagieren müssen. Das soll keine Ausrede sein und ich hatte kein Möglichkeit mich vor den Duc zu erklären. Aber der Familienstreit auf der Hochzeit der von Hohenfelde betraf mich genauso.
    Brandur ist wieder aufgetaucht, wie ich euch übermittelt hab. Und als ich nebenbei erfahren hab, was mit Ansgar und Dave als Kinder geschah, da war ich wie vor den Kopf geschlagen. Die Infos über die Scheisszwerge habe ich dabei irgendwie total vergessen. Mir war vor Wut so schlecht, dass ich Dunwin am liebsten abgestochen hätte, aber das Schwein war ja schon tot.
    Und als Ansgar mich im Streit fragte wo ich war als Magdalena mich brauchte und als er fragte wo ich war, als er mich brauchte, wusste ich nichts zu sagen. Denn wo war ich? Wo waren wir alle? Sie war unsere Schwester. Und er und Dave waren genauso unsere Verwandten. Wenn ihr Vater sie so geschändet hat, dann hätten wir ihn daran hindern müssen, wir hätten ihn erschlagen müssen um die Kinder zu schützen. Nur wussten wir es nicht. Die Frage ist, hätten wir es wissen können, hätten wir uns nur ein bisschen interessiert?
    Ich weiss, ich sollte nicht wieder von den Thema anfangen. Nicht jetzt wo die andere Aufgabe vor mir liegt. Aber es ist mir wichtig und ich habe Ansgar und Dave versprochen ihnen zu helfen. Und ich werde ihnen helfen. Drum möchte ich mit euch über das Thema reden, wenn ich zurück bin."

    Darum bat Massimo seine beiden Brüder. Melville und Maurice stimmten zu.

    "Uns hat es genauso bedrückt Massimo. Geht jetzt und holt die Schiffe zurück. Ich mach mir Gedanken, wie wir die beiden unterstützen können. Mir fällt ganz bestimmt was ein. Gutes Gelingen Massimo und Maurice."

    Noch in der gleichen Nacht zogen sie los. Die beiden Brüder, Massimo und Maurice de la Cantillion. Dazu zwei weitere Himmelsaugen, Schwester Fiorella Iadanza und Bruder Algiso de Fonti. Begleitet wurden sie von einer handverlesenen Schar von Kriegern, wie ausreichend Seeleuten.
    Gerade als die Nacht aufzog wurden die Pirogen ins Meer geschoben. Leise und ohne ein Wort zu wechseln ruderten die Seeleute. Sie kannten ihr Ziel.
    Bei einem ungeübten Ruderer konnten Feinde sie näherkommen hören. Aber die Fischer und Seeleute aus Souvagne wussten was sie taten. Lautlos zogen sie die Ruder durch Wasser. Die Pirogen glitten lautlos durch die dunkle See. Sie wurden von den beiden Eulen der Himmelsaugen geleitet. Die Boote fuhren so dicht, dass sie sich mit kurzen Lichtzeichen verständigen konnten. Sie verliessen den Küstenbereich. Das Ufer, was sie ansteuerten war noch nicht in Sicht. Aber bald verloren sie die Küstenstreifen aus den Augen, den sie verlassen hatten.
    Die Seeleute ruderten unermüdlich und wechselten sich in Schichten ab. So vergingen Stunde um Stunde, wo die Männer schweigend über die See ruderten und auf Tazlogg zuhielten. Ihre Aufgabe war wichtig. Die Schiffe die sie bergen mussten, dienten auch den Lebensunterhalt von vielen Leuten. Die Enttäuschung und genauso die Wut über die anderen Herzogtümer trieb die Männer an. Für ein paar Zwerge waren sie einfach verkauft worden. Sowas durfte nicht sein.
    Nach einer langen Fahrt, kam die erste Information rein. Ihre Schiffe waren in Sicht. Die guten Himmelsaugen und ihre Eulen hatten sie ausgemacht. Noch vorsichtiger ruderten die Seeleute. Dann sahen sie selbst in der Dunkelheit die souvagnischen Schiffe aufragen. In mehreren Linien steuerten sie die Seeseite ihrer Schiffe an.
    Die Pirogen und Boote landeten an den Schiffen an. Mit wachsame Augen flogen die Eulen lautlos über den Schiffen. Schwarze Enterhaken flogen durch die Nacht und verhakten sich in die Reling. Geschickt kletterten die ersten Krieger nach oben. Sie duckten sich neben die Enterhaken. Es war kein Feind zu sehen. Als Zeichen dass die Seeleute nachkommen sollten, wurde auf das Seil geklopft. Schnell kamen die anderen Krieger und Seeleute nach. Der letzte Mann in der Piroge oder dem Boot, befestigte das Seil an den kleinen verlassenen Boot.
    Die Goblins die auf den souvagnischen Schiffen erwischt wurden, bekamen ein Bad im Meer in der Nacht spendiert. Die Souvagner hatten nicht vor die ehemaligen Verbündeten zu töten. Es ging ihnen nur darum, ihr Eigentum zurückzuholen.
    Dann war es geschafft. Alle Schiffe waren mit Notbesatzung bemannt. Die Landungsbrücken holte wurden schnell eingeholt. Die Segel wurden gesetzt und die souvagnischen Schiffe nahmen Fahrt in Richtung Heimat auf. Sie zogen die kleinen Pirogen und Fischerboote vertäut hinter sich her. Diesmal war ihr Ziel nicht Beaufort und Cantillion, sondern Chevrette und Bariere.
    Die Schiffe segelten wie vom Duc befohlen die Landzunge an und wurden im natürlichen Hafenbecken des Küstenortes Chevrette, Bariere untergebracht. Es war eine lange, aber erfolgreiche Reise gewesen. Massimo und Maurice freuten sich, dass die souvagnischen Schiffe wieder in der Heimat waren.

    `Jules hörst du mich? Ich habe eine gute Nachricht für dich, die du bitte an den Duc und Ciel weiter gibst. Es ist mir gelungen mit Hilfe von meinen Brüdern und vielen fleissigen Helfern unsere Schiffe zurück nach Hause zu bringen. Die Schiffe von Souvagne liegen in dem natürlichen Hafenbecken von Chevrette, genau vor dem Ort Bariere. So wie es der Duc befohlen hat. Bitte gib die Info an den Duc und Ciel so schnell du kannst weiter.
    Noch eine gute Info. Mein Bruder Melville hat eine alte Burg direkt für Akademie ausgesucht und sie wird entsprechend umgebaut. Die Auswahl von Lehrern kann schon beginnen. Ich komme zu euch zurück und euch zu unterstützen. Richte Ciel meine besten Wünsche aus. Bis bald.´

    Massimo boxte Maurice dankbar vor die Schulter.

  • Jules lag gerade auf seinem Feldbett in seinem Zelt, seine Gedanken trieben Richtung Khawa und was er alles am liebsten mit seinem kaffeebraunen "Böhnchen" anstellen würde, als ihn die frohe Botschaft von Massimo erreichte.


    Dem Comte war es gelungen die Schiffe Souvagnes zurückzuholen. Die zweite, wunderbare Nachricht war, dass sogar die Akademie schon mit Lehrkräften besetzt werden konnte.


    `Das sind erstklassige Neuigkeiten Massimo. Ich werde beide Nachrichten unverzüglich an unseren jungen Herrn weiterleiten und Deine besten Wünsche ausrichten. Wir erwarten Deine Rückkehr´, antwortete Jules auf dem gleichen Wege, wie er die Nachricht von Massimo empfangen hatte.


    Der Chevalier verließ sein Zelt und spürte mental nach Khawa. Seltsamerweise war dieser nicht bei seinem Herrn, sondern befand sich vor dem Zelt des Medicus in der Warteschlange. Mireault begab sich ebenfalls dort hin und erblickte Khawa schon vom Weiten bereits in der Warteschlange.


    Jules stellte sich hinter Khawa und rempelte diesen "versehentlich" an, so dass sie sich kurz berührten.


    "Bringe mich sofort zu Deinem Herrn. Ich habe ihm eine dringende und äußerst erfreuliche Nachricht vom Comte de la Cantillion zukommen zu lassen. Ganz sicher benötigt er danach Deine Dienst. Du kannst Dir später immer noch etwas gegen Deine Kopfschmerzchen aufschreiben lassen oder gegen Deine Blässe, nun komm!", befahl Jules und gab den Weg vor.


    `Gerade als ich mich in meinem Zelt ausgeruht habe und mir so das eine oder andere durch den Kopf ging, womit wir beide uns die Zeit versüßen könnten Böhnchen, da erreichte mich die Nachricht von Massimo de la Cantillion. Ihm ist es gelungen die souvagnischen Schiffe zu bergen und die vom Duc gewünschte Akademie ist bereits im Aufbau. Wie dem auch sei, wir beide sollten zu Ciel gehen und danach könnte ich Dich ja sicherheitshalber zum Medicus begleiten. Vielleicht benötigst Du danach meine Hilfe oder meinen Beistand? Wer weiß?´, übermittelte Jules ohne dabei eine Miene zu verziehen.


    Jules suchte das Zelt von Ciel auf und schob Khawa vor sich hinein.


    "Nun geh schon zuerst in das Zelt, Du verdammter Wilder. Woher soll Dein Herr sonst von meiner Ankunft wissen?", fauchte Jules ungehalten.


    Während er Khawa mit einer Hand grob an der Schulter packte und in das Zelt von Ciel schob, landete die andere von ihm für einen kurzen Moment auf Khawas Hintern und strich zärtlich drüber.
    So schnell wie die Geste gekommen war, so schnell verschwand die Hand auch wieder.


    Der Chevalier drängte sich an Khawa gespielt genervt vorbei, wobei sein Körper an dem von Khawa entlang strich, ehe er sich vor Ciel verbeugte.


    "Junger Herr ich habe vom Comte de la Cantillion sehr gute Kunde für Euch. Dem Comte ist es gelungen unsere Schiffe zu bergen. Ferner soll ich Euch ausrichten, dass die Akademie in einer alten Burg untergebracht wird. Somit ist ein Besatz mit Lehrern bereits möglich und der Unterricht kann sicher zeitnah beginnen. Zudem soll ich Euch die besten Wünsche vom Comte ausrichten, Euch wie Eurem Vater.


    Wenn Ihr mir eine Frage gestattet, ich traf Euren Leibdiener vor dem Zelt des Medicus. Was stimmt mit diesem nicht? Wohlmöglich hat seine tollpatschige Art einen medizinischen Hintergrund? In diesem Fall wäre ich selbstverständlich bereit, mich mit Eurem Diener sicherheitshalber zum Medicus zu begeben. Ihr wisst ja, wie nun sagen wir mal kreativ und eigensinnig er beizeiten sein kann. Ich würde mir sehr gerne anhören, was der Medicus zu sagen hat. Schaden kann es auf keinen Fall und Eure Sorgen, sind meine Sorgen, selbst wenn ich öfter Differenzen mit Eurem frechen Diener habe", erklärte Jules freundlich und ergeben.

  • Artig stand Khawa in der Warteschlage vor dem Zelt des Medicus. Er unterhielt sich mit einer Gruppe von Soldaten und natürlich sprach jeder, der ihn kannte (und das waren viele) ihn auf seinen fehlenden Turban an.


    "... und ich war mit einer Tasse in der Hand gestolpert, weil der Chevalier sein Zelt bis unter das Dach mit Teppichen ausgekleidet hat und dabei ist ein winziger Tropfen Kaffee auf seine Robe gelangt. Ein einziger Tropfen! Er hat sich deswegen bei meinem Herrn beschwert und behauptet, ich hätte ihn absichtlich verbrühen wollen!"


    Die Soldaten hörten plötzlich auf zu lachen. Einer von ihnen wackelte mit einer Augenbraue und nickte mit dem Kopf irgendwo hin, ein anderer zeigte mit den Augäpfeln in die selbe Richtung, aber der Rakshaner blühte gerade voll in seiner Geschichte auf, so dass er sich darüber keine Gedanken machte.


    "Aus Rache hat er mir der Chevalier meinen Turban gestohlen, damit ich mich bei diesem Wetter hier erkälte. Und das alles nur, weil ich ihm einen warmen Kaffee bringen wollte. Ich dachte, der Chevalier ist zwar ein kauziger Geselle, aber man kann ihn doch als tüchtiger Sklave nicht einfach ignorieren. Der arme Mann ist ja den ganzen Tag draußen mit seinen Himmelsaugen und niemand kümmert sich um ihn, weil er sich keinen Leibdiener leisten kann, da wird es ihm gut tun, wenn ihm jemand ein warmes Getränk bringt. Pustekuchen! Den Turban hat er mir entwendet! Er tat ja glatt, ob ich ihm eine ganze Tasse über den Latz gegossen hätte! Und als mein Herr sich anschließend die Geschichte angehört hatte, sagte er ..."


    In dem Moment spürte Khawa von hinten ein Rempeln und stolperte nach vorn. Er drehte sich um und wurde eine Nuance blasser.


    "Monsieur Mireault", ächzte er.


    Die Soldaten erstarrte. Einer stammelte hastig einen Gruß, der andere traute sich nicht, irgendwas zu sagen. Jules nahm Khawa mit sich und Khawa fürchtete die schlimmste Rüge, aber nach dem ersten Schrecken stellte er fest, dass sein persönlicher Lieblingschevalier mit ihm gedanklich ganz anders sprach, als er nach außen zur Schau trug.


    'Ihr habt wirklich an mich gedacht?', schmachtete Khawa in Gedanken zurück. 'Wie genau haben wir uns in Euren Gedanken die Zeit vertrieben?'


    Der Weg zum Zelt Ciels war viel zu kurz. Jules schubste ihn rein, nur um sich dann an ihm vorbeizudrängeln und grabschte ihm dabei an den Hintern. Khawa bekam weiche Knie und zerschmolz unter der kurzen Berührung fast und offenbar sah Ciel ihm das an. Er runzelte sorgenvoll die Stirn und Khawa wünschte sich seinen Schleier zurück. Gleichzeitig wünschte er sich, Jules würde ihn auf ganz andere Weise schubsen.


    Ciels Sorge dauerte nur einen Wimpernschlag, dann widmete er Jules seine volle Aufmerksamkeit und hörte ihm zu, ohne Khawa zu beachten, der heftiges Herzklopfen hatte.


    "Das sind hervorragende Nachrichten, Jules! Bitte richtet dem Comte mental meinen persönlichen Dank aus. Die Schiffe und die Akademie, beides in der kurzen Zeit erfolgreich in die Wege geleitet! Ich bin hocherfreut! Ich werde mit meinem Vater darüber sprechen, wie wir diese großartige Leistung gebührend würdigen können. Melville de Cantillion soll sich um die Ausschreibung für die Lehrkräfte kümmern, infrage kommende Probanten auf Herz und Nieren prüfen und sie bei ensprechender Eignung einstellen. Souvagnische Lehrer sind zu bevorzugen, doch bei herausragender Eignung sind auch auswärtige Lehrkräfte in Erwägung zu ziehen."


    Als Jules seiner eigenen Sorge um Khawa Ausdruck verlieh, zuckte einen Moment lang Ciels Augenbraue. Khawa fürchtete schon, er würde aus diesen wenigen Worten und seinen eigenen weichen Knien alles herauslesen, sofort wissen, was sie beide im Zelt des Chevaliers getrieben hatten und sie beide bestrafen.


    Doch Ciel nickte nur freundlich.


    "Es freut mich, dass Sie sich um Aussöhnung mit meinem Leibdiener bemühen. Ich dachte schon, dieser alberne Zank würde nie aufhören."


    "Chevalier July hat mich soeben geschubst!", beschwerte sich Khawa und schlug sich rasch die Hände auf den Mund.


    Die Augen des Prince weiteten sich und seine Wangen wurden rosig. "Da hören Sie es, Jules! Genau das ist das Problem. Khawa war einst die Gewissenhaftigkeit in Person und nun unterläuft ihm ein Fauxpas nach dem anderen. Ich vermute eine Hirnhautentzündung, vielleicht hat er sogar einen Tumor! Khawa, ab mit dir zum Medicus, aber sofort! Nicht zu diesem Feldscher, der dich seit Stunden bei dieser Kälte in der Schlange stehen lässt, such meinen Leibmedicus auf. Weiß Ardemia, was du dir inzwischen noch alles eingefangen hast! Jules, seid so gut und begleitet ihn und berichtet mir alles."


    Man sah Ciel an, dass er nun wirklich in größter Sorge war. Er rieb sich die Nase und brummelte: "Chevalier July ... nicht zu fassen!"

  • Brüderlicher Besuch


    Chat-rpg


    Dreaux, der Bruder des Ciel de Souvagne und erster in der Thronfolge, stattete der neu erbauten Befestigungsanlage einen Besuch ab. Er unterzog sie einer gründlichen Inspektion, während er sich mit seinem Bruder unterhielt. Sie berieten über eine Strategie, die geeignet sei, um Souvagne zu verteidigen - was auch bedeutete, überhaupt erst den Schuldigen am Kriegsgeschehen zu ermitteln.


    Dreux:
    Das sieht nicht haltbar aus. *rüttel - Palisade fällt um* Aha! Pfusch! *Ciel anfunkel*


    Ciel:
    Die war ja auch noch gar nicht fertig!


    Dreux:
    Eure Ausreden waren auch schon einmal besser, geliebter Bruder! Das ist eindeutig Rakshaner-Pfusch. Hat Euer Wilder gezimmert?


    Ciel:
    Die Mannen, die ich aus der Umgebung zum Bau eingezogen habe. Das ist solide souvagnische Handwerkskunst. Sie war nur noch nicht fertig! *zeigt auf den Stapel lose rumliegender Verstrebungen*


    Dreux:
    *in Augenschein nehm* Nein, das sieht mir fremdländisch aus.
    Vielleicht hat Euer Wilder sabotiert, hm?


    Ciel:
    Khawa kann das nicht sabotiert haben, da er gar nicht zugegen war. Er ist krank.
    Das ist souvagnische Meisterarbeit.


    Dreux:
    Krank? Was hat es für eine Krankheit? Ist es ansteckend? Seid Ihr infiziert?


    Ciel:
    Ich weiß es noch nicht, er ist gerade bei meinem Leibarzt. Chevalier de Mireault fand, dass er blass aussähe.


    Dreux:
    Blass? Blass? *lacht boshaft* Er ist alles andere als erhaben blass! Ich warnte Euch schon immer, mit Euren neumodischen Sitten. Was habt Ihr Euch nur gedacht? Das wird noch Euer Unglück sein *grins* werter Bruder. Aber unsereins soll es nicht stören.


    Ciel:
    Khawa kann sehrwohl blass aussehen, für rakshanische Verhältnisse ist er sowieso recht hell. Ich bleibe bei meiner Auffassung, dass es lediglich guter Führung bedarf, um aus einem Barbaren einen Zivilisierten zu machen. Khawa bietet doch ein gutes Beispiel. Er ist sehr tüchtig.


    Dreux:
    Im Vergleich zu was? Einem schlafenden Souvagner? Bruder, Ihr macht eh, was Ihr wollt, aber ich kann das nicht gutheißen. Ich traue diesem Fremdling nicht.


    Ciel:
    Ihr macht den Fehler, zu Verallgemeinern. Ihr müsst immer das Individuum betrachten. Was genau gefällt Euch nicht an Khawas Betragen? Ich erkenne keinen Grund zur Klage.


    Dreux:
    Na persönlich kenne ich ihn nun nicht *grübel* Vermutlich ist er mir unheimlich. Sein Volk mordet und plündert, reicht Euch das nicht?


    Ciel:
    Da seht Ihr es. Ihr solltet ihn persönlich kennenlernen und arbeiten sehen. Gerade, dass sein Volk plündert und mordet macht es doch umso bemerkenswerter, zu welchem Wandel sie fähig sind. Ich träume davon, dass eines Tages alle Völker nach souvagnischem Vorbild leben.


    Dreux:
    *keuch* Das ist nicht Euer Ernst. Wie stellt Ihr Euch das vor
    Sie können doch gar nicht begreifen, warum wir so leben wie wir leben. Warum wir unsere Heimat lieben, die Städte, die Kultur, die Natur. Sowas haben die Wilden nicht... vermute ich


    Ciel:
    Wir werden Straßen durch die Steppe bauen, das ist der erste Schritt, eine funktionierende Infrastruktur. Dann benötigen sie Nahrung, damit sie nicht auf Plünderungen angewiesen sind. Khawa hat mir viel berichtet. Sie haben rudimentäre Viehhaltung, das muss man erweitern. Wenn die Grundversorgung gesichert ist, geht es daran, ihnen Sesshaftigkeit beizubringen, Häuserbau und dann kann sich eine stabile Wirtschaft etablieren


    Dreux:
    Nun Ciel, seid ehrlich, was habt Ihr davon? Sollte Eure Energie nicht dem souvagnischen Volke zu gute kommen, anstatt diesen Wilden?


    Ciel:
    Mit Souvagnischen Stadthaltern, versteht sich.


    Dreux:
    Oh ich verstehe, ich meint Kolonialisierung :D
    nun darüber lässt sich reden :klasse:


    Ciel:
    *hüstelt* Etwas in der Art, aber ich hätte es nicht so negativ benannt.


    Dreux:
    Nun ich wünsche Euch bei Eurem Vorhaben viel Glück. Ihr werdet es brauchen.


    Ciel:
    Es stärkt auch unsere eigene Wirtschaft und mindert die Bedrohung von außen.


    Dreux:
    Wieso das? Hat Vater den guten alten Block verloren?


    Ciel:
    Ich verstehe nicht, warum Ihr so derart pessimistisch seid. Wie sehen Eure Zukunftspläne aus?


    Dreux:
    Nun, ich glaube sie sind recht einfach gehalten. Ich werde den Thron besteigen und in die Fußstapfen unseres Vaters treten. Ich werde Souvagne so erhalten wie es ist. Mit all seiner Schönheit und versuchen es vor jeder Bedrohung von außen zu bewahren. Wollt Ihr dies nicht? Ich meine dies ernst Bruder.


    Ciel:
    Doch, natürlich möchte das auch ich! Doch bin ich eher dafür, das Übel an der Wurzel zu packen und diese liegt doch darin, das die Fremdländer so unsouvagnisch leben. Ihre gesamte Kultur muss global umgekrempelt werden. Sonst leben wir in einem ewigen Krieg.


    Dreux:
    Ich empfinde, dass es immer noch Dinge gibt, die wir in unserem Land verbessern könnten. Bessere Bildung, bessere Versorgung, bessere Bewaffnung. Wieso sollten uns andere kümmern? Fragt ein anderer was er für Souvagne leisten kann? Selbst unsere almanischen Brüder haben uns hintergangen Ciel. Was wollt Ihr da noch mit weiteren, geistig noch weiter entfernten Völkern anfangen?


    Ciel:
    *reibt nachdenklich sein Kinn* Da sprecht Ihr Wohl, Dreaux. Man muss sie ködern. Man muss ihnen etwas zeigen, dass sie unbedingt haben wollen, aber nur dann bekommen, wenn sie sich auf unsere Lebensweise einlassen. Ihnen die Vorzüge von alldem näherbringen.


    Dreux:
    Nun der Gedanke ist nicht schlecht, dass gebe ich zu. Aber leider hat er nur in der Theorie funktioniert. Zu einer guten Nachbarschaft und zu einem guten Bündnis gehört Ehrlichkeit und Transparenz und gewiss keine Alleingänge. Wir wurden fast in einen Krieg gezogen der nicht der unsere ist. Für was Ciel? Für Zwerge, denen die Goblins beistehen wollten. Dafür sollen Souvagner sterben? Tja bringt einem Rakshaner das Arbeiten bei Bruder. Heißt es nicht so? Soweit mir bekannt ist, ernten sie lieber durch Raub, die Früchte jener die dafür hart gearbeitet haben. Es mag sein, dass ich vieles sehr hart sehe. Aber positiv überrascht hat mich noch kein Verbündeter. Und Vater musste dies auch bitter erkennen. Warum sonst sichert Ihr unsere Grenzen? Die Strategie wäre es ihnen freiwillig auszuhändigen, aus Angst vor Repressalien Bruder. Dass bedeutet aber auch, dass wir keinen Frieden schließen, sondern Tribut zahlen um von ihnen verschont zu werden.


    Ciel:
    Ich glaube daran, dass wir Bündnisse eingehen können, ohne unsere Identität darüber zu verlieren. Das gewährleistet man über Schirmherrschaft.


    Dreux:
    Wie stellt Ihr Euch so eine Schirmherrschaft genau vor? Ich habe darüber noch nie nachgedacht.


    Ciel:
    Herrje, Dreux! Ich rede von einer wirklichen Strategie, nicht von der direktesten, in dem Fall offensichtlich stupiden Lösung! Denkt doch mal an Vaters Worte, an das Prinzip Schutz und Schirm. Die Rakshaner fürchten viele Dinge. Hunger, Sandstürme, Krankheiten - aber auch Völker, die ebenso unsere Feinde sind, wie die Lichtalben. Wir helfen ihnen, wir schützen sie - und füttern sie mit dem, was die Lichtalben abwerfen, während sie uns in Ruhe lassen. Darüber kann sich ein Vertrauensverhältnis aufbauen, sie verstehen, dass es ihnen gut geht unter unserer Obhut und ordnen sich bereitwillig unter. Dann hat man sie und kann beginnen, sie zu zivilisieren.


    Dreux:
    Oh verstehe, Ihr denkt im Dreisatzverfahren. Ihr möchtet über Umwege erreichen, was für uns gut ist. Nun gar nicht schlecht die Lichtalben an die Rakshaner zu verfüttern. Das hätte ich Euch nicht zugetraut.


    Ciel:
    Nun, ich werte das jetzt mal als Kompliment.


    Dreux:
    Nun ich gestehe, manchmal bin ich ehr für die einfachen Pläne. Es war als Kompliment gemeint, Bruder. Vielleicht sollten wir so etwas wie vor der Haustür etwas weiter weg anzetteln und wem in die Schuhe schieben. :D so könnten wir unsere Feinde ebenfalls dezimieren.


    Ciel:
    Manchmal sind die einfacheren Pläne die besseren, gerade da, wo schnelle Entscheidungen gefragt sind, während andere sich in Details verzetteln. Beide Vorgehensweisen haben ihre Berechtigung. Aber in so einer großen und komplexen Sache, wie kann da ein simpler Plan dauerhaft zur Lösung beitragen? Komplexe Probleme erfordern komplexe Lösungsstrategien. Deine Idee hört sich gar nicht schlecht an ... an wen dachtest du?


    Dreux:
    Der größte Feind der freien Souvagner sind doch scheinbar die Lichtalben. Sie berufen sich auf die Ordnung und verbreiten, Tod, Krieg und Chaos. Mehr noch als die Chaosfraktion. Ist Dir dies nie aufgefallen? Es freut mich, einmal so ... freundlich mit Dir sprechen zu können, Ciel.


    Ciel:
    Mich freut es ebenso. Wir sollten öfter unter vier Augen sprechen und nicht unter dem Druck vieler Augen und Ohren, vor denen man sich stetig beweisen muss und dann hitziger debattiert, als es nötig wäre. :) Sind wirklich die Lichtalben das Problem? Momentan lagert ein Großteil des Rakshanischen Heeres um Dunkelbruch herum. Gemeinsam mit einem guten Teil des lichtalbischen Heeres ...


    Dreux:
    Das sollten wir tatsächlich. Nun Vater ist der gleichen Auffassung. Sie versuchen seit jeher den anderen ihre Sicht aufzuzwingen. Daran kann man nicht deuteln. Sie versuchen, in den geschmiedeten Bündnissen die Oberhand zu gewinnen. Natürlich könnte eine größere Macht im Hintergrund sie alle gegeneinander ausspielen. Das gleiche war ja eben noch mein Plan. Wen hast Du im Verdacht?


    Ciel:
    Man müsste darüber nachdenken, wer die größten Vorteile von dieser Schlacht hatte. Die Rakshaner sicher nicht. Die Zwerge ebenso wenig. Unsere almanischen Brüder ... nein. Warum die Goblins eingriffen, entzieht sich meinem Vorstellungsvermögen. Bleiben die Lichtalben. Was hätten sie von diesem Krieg?


    Dreux:
    *reibt sich das Kinn* je mehr der anderen fallen, je mehr wird ihnen bewusst, dass sie eine gemeinsame Einheit bilden müssen. Eine gemeinsame Front, gegen einen scheinbar übermächtigen Feind. Und da die Lichtalben stets das Chaos bekämpften, dürfte die Führung klar sein. Allerdings könnte die Lösung sogar einfacher sein als gedacht Ciel. Vielleicht liege ich falsch und es geht von den Goblins aus. Sie überfluten die Märkte mit ihrem Tand. Vielleicht haben sie einfach vor überall Krieg anzuzetteln, um ihre Waffen zu verkaufen. Folglich stecken die Golbins dahinter und Dal. Krieg bedeutet Handel und Geld. Mit Waffen verdient man gut, Ciel.


    Ciel:
    Aber wer kauft ihre Waffen? Die Almanen haben seit jeher selbst zum Schmiedehammer gegriffen. Seid Ihr sicher? Oder ist es eine ganz andere Macht, von der wir bis dato nichts wissen?


    Dreux:
    Ich spreche von Schusswaffen, Repetierarmbrüsten und so etwas. Und was sich diese Goblins noch an Mordwerkzeugen ausdenken. Sie sind eine kurzlebige Rasse, sie schert nicht, was sie für einen Abrund über unsere Welt losbrechen lassen. Sie denken in Talern, Ciel. Das wäre meine Befürchtung.


    Ciel:
    Man müsste Einsicht nehmen in die entsprechenden Unterlagen. Prüfen, in welchem Ausmaß goblinische Waffen gehandelt wurden und ob dieses sich um den Kriegsbeginn herum signifikant verbesserte oder verschlechterte - was ein Anlass wäre - und wie die Lage heute aussieht.


    Dreaux:
    Eine sehr gute Idee. Wie kommen wir an diese Unterlagen? Wir brauchen ein kleines Himmelsauge!


    Ciel:
    Nun, ich hätte meinen Vertrauten Chevalier de Mireault bei mir. Er könnte es übernehmen oder einen geeigneten Mann vorschlagen.


    Dreux:
    Ja sie kommen an Informationen, er soll sich etwas überlegen. Die Handelsfraktion hätte eingegriffen, oder angegriffen wäre sie der Drahtzieher. Was meinst Du?


    Ciel:
    Die Naridier ... *grübel* ... wir müssen sämtliche Importstatistiken überprüfen, nicht nur jene zu den Goblins. Ihr habt Recht, Dreaux, man darf nicht von vornherein die Sicht zu sehr einengen. Sie hätten nicht eingreifen müssen. Vielleicht sahen sie einfach nur zu und rieben sich die Hände. Doch dann hätten sie die Goblins und Almanen an oberster Stelle manipuliert haben müssen.


    Dreux:
    Wer sagt denn nicht, dass die Goblins einem Verräter in obersten Reihen aufgesessen sind. Stell Dir nur vor einer von Vaters Beratern oder Vertrauten wäre ein Verräter. Nicht umsonst steht auf Hochverrat die Todesstrafe Ciel.


    Ciel:
    Wie könnte man das überprüfen? Auch mit hilfe der Himmelsaugen?


    Dreux:
    Ja, sie müssen an die Unterlagen kommen. Sie müssen sie entweder stehlen oder irgendwie Einsicht erlangen.


    Ciel:
    Ich werde mich mit Jules beraten, anschließend sollten wir noch einmal miteinander sprechen.


    Dreux:
    Ich werde meine Berater zu Rate ziehen. Es war schön mit Dir, eigentlich bin ich gekommen, um Dich zu dissen.

  • Der Chevalier verneigte sich knapp vor Ciel.


    „Macht Euch keine Sorgen Herr, ich werde gut auf Euren Leibdiener Acht geben. Obwohl mich dies sicherlich einiges an Nerven kosten wird, aber ich weiß was er Euch bedeutet und trotz all seiner Tollpatschigkeit besaß er einst einen gewissen Wert als Leibdiener. Es wäre schaden um ihn, sollte er sich tatsächlich so eine grauenvolle Krankheit zugezogen haben. So etwas wünscht man schließlich seinem ärgsten Feinde nicht.


    Vermutlich hat er sich den Kopf verkühlt, als er seinen Turban verbummelte. Es ist ja in Souvagne doch um einige Grade frischer, als in der Wüste. Das vermute ich jedenfalls. Wie soeben versprochen, halte ich Euch auf dem Laufenden.


    Ferner werde ich Comte Melville de la Cantillion Eure Botschaft zukommen lassen. Seid unbesorgt. Der Comte ist ein rechtschaffener und loyaler Mann. Er folgt Eurem Vater schon viele Jahre, es ist nicht notwendig ihn zu bitten, Souvagner bevorzugt einzustellen. Glaubt mir, wenn ich Euch dies sage.


    Nun ich möchte Euch nicht länger aufhalten, Ihr habt gewiss Wichtigeres zu tun. Gehabt Euch wohl Herr, bis später“, erklärte Jules freundlich.


    Er packte Khawa etwas grob am Oberarm und zerrte ihn hinter sich her.


    „Nicht so Fuß lahm, oder lauft Ihr Wilden nicht zu Fuß? Sagt bloß Ihr besitzt auch Pferde. Wobei ich kaum glaube, dass Ihr in der Wüste Pferde halten könnt. Die armen Tiere würden elendig verhungern.


    Nun bummele nicht so Khawa, der Leibmedicus seiner Herrschaft hat nicht den ganzen Tag Zeit! Du kannst Dich glücklich schätzen als Wilder überhaupt von ihm untersucht zu werden, dass sage ich Dir.
    Und ich habe meine Zeit auch nicht gestohlen, oder meinst Du ich kann Dich den ganzen Tag beaufsichtigen?


    Wo beim Abgrund hast Du auch Deinen Turban gelassen? Wenn man Dich nicht ständig im Auge behält, ich habe es schon immer gewusst“, zeterte Chevalier de Mireault.


    `Cevalier July? Das klingt nicht nur vertraut, dass weckt Erinnerungen an eine äußerst angenehme Zeit, die wir gleich unbedingt wiederholen sollten. Ich vermisse Dich, Deine Nähe, Deine Wärme und Deine Zuneigung Khawa.


    So genau kenne ich den Weg zum Leibmedicus unseres Herrn gar nicht. Wo genau hat er sein Zelt oder seine Praxis aufgeschlagen?


    Du gebietest über Magie, ich fühle es, sobald ich mit Dir verbunden bin. Über welche Form von Magie gebietest Du Böhnchen? Und würdest Du mir Deinen vollen Namen verraten? Mein voller Name ist Jules Seymour de Mireault.


    Das mit Deinem Turban war nur ein kleiner Scherz meinerseits. Solltest Du den Endlos-Lappen wieder haben wollen Böhnchen, dann wirst Du in mein Zelt kommen müssen, um ihn Dir abzuholen. Freiwillig werde ich ihn nicht herausrücken. Du solltest also etwas zum Tausch anbieten, etwas das mich überzeugt. Oder Du kramst den Turban selbst aus seinem Versteck hervor.


    Aber ohne gleichwertigen Tausch, kann ich Dir nicht versprechen, dass Gufo den Turban nicht wieder zurückholt. Oder vielleicht Deinen Lendenschurz. Für Gufo ist Kleidung einfach Kleidung, er nimmt das nicht so genau´, erklärte Jules mental und strich mit seinen Seelenfäden liebevoll über Khawas Seele.


    De Mireault blieb kurz stehen, schaute sich suchend um und zuckte mit den Schultern.


    „Mal ehrlich, hast Du eine Ahnung wo das Zelt von dem Quacksalber ist?“, flüsterte Jules und verkniff sich ein Schmunzeln. Die Narbe die längst über seinen Mund verlief, ließ das Schmunzeln wie ein schiefes Grinsen aussehen.


    Jules setzte sich wieder in Bewegung und lief einige Zeit hierhin und dorthin, bis sie urplötzlich vor seinem Zelt standen. Jules schob Khawa ohne jeden Kommentar hinein und schloss die Plane hinter sich. Auch die innere Plane zog er zu. Einen Moment blieb er vor dem Eingang stehen, lauschte und spürte nach etwaigen Personen, die sich in der Nähe befanden.


    Da aber niemand in direkter Nähe zu gegen war, löste sich Jules vom Eingang und ging schnurstracks auf Khawa zu. Er packte dessen Kopf grob mit beiden Händen und küsste Khawa fest und verlangend.


    „Was bietest Du zum Tausch?“, flüsterte er Khawa zu.

  • Khawa setzte den abweisendsten und unglücklichsten Gesichtsausdruck auf, den er zu bieten hatte. Er blickte erst Jules und dann seinen Herrn mit einem Blick an, der sagte: Bitte nicht der! Aber als artiger Diener sprach er es natürlich nicht aus und Ciel war es egal, was Khawa vermeintlich störte. Er wollte nur, dass der Rakshaner endlich zum Medicus gelangte und war froh, dass Jules sich opferte.


    Khawa stolperte absichtlich, als Jules ihn herumzerrte und fiel hin. "Nichts passiert", rief er rasch, so als ob er nicht wollte, dass Jules eine Rüge kassierte, weil er so grob mit dem Leibdiener des Prince umsprang. Er lächelte breit, wie es nur Rakshaner ungeniert taten und kassierte dafür ein paar hochgezogener Augenbrauen seines Herrn, ehe das chaotische Gespann aus dem Zelt eierte.


    "Pferde", schnaubte Khawa, während er neben Jules herstolperte, der ihn abwechselnd schob und an ihm rumzerrte. "Wir reiten auf ganz anderen Kreaturen!" Sein Grinsen wurde breiter und er warf Jules einen Blick zu. "Riesenhyänen. Ponygroß."


    Khawa lauschte aufmerksam, als der Chevalier geistig seinen vollen Namen nannte. Khawa kannte ihn bereits, doch wenn Jules ihn aussprach, klang er wie ein Gedicht.


    'Sehr angenehm. Khawa fo-Azenkwed. Das heißt auf almanisch 'Kaffee der Gazelle'. Ich gebiete ein wenig über Sandmagie. Hier sagt man, glaub ich, Erdmagie dazu.'


    Natürlich fanden sie den Leibmedicus nicht. Khawa hatte einen Augenblick lang geglaubt, Jules würde ihn wirklich nicht finden, aber dann sperrte er sie beide zielsicher in seinem persönlichen Zelt ein. Sofort schoss das Blut in Khawas Wangen. Mit diesem Zelt verband er sehr angenehme Erinnerungen. Sogleich packte der Chevalier seinen Kopf und küsste ihn. Khawa erwiderte die Geste nicht minder verlangend. Er angelte mit seiner Zunge nach der von Jules und als er sie fand, war es um ihn geschehen. Er wollte ihn nicht mehr loslassen und zog den Kuss so lange er konnte in die Länge, während er sich mit dem ganzen Körper gegen den Chevalier presste.


    "Ich habe Euch auch vermisst, July", gestand Khawa und war für einen Augenblick etwas schüchtern. Er lächelte, sein Gesichtsausdruck wechselte und wurde triumphierend. "Es tut mir leid, aber meinen Turban brauche ich ohne Wenn und Aber zurück. Es ist äußerst unschicklich und unhöflich, mich einem Mann wie Euch gegenüber ohne Schleier zu zeigen. Wenn Ihr also gestattet ..." Er löste die Berührung und sah sich um, bis er einen Zipfel unter dem Feldbett hervorlugen sah. Jules musste das Heiligtum ganz hinten versteckt haben, doch Khawas Adleraugen entging nichts. "Gutes Versteck, aber nicht gut genug." Er kroch mit Kopf und Schultern unter das Feldbett, um nach dem Turban zu greifen.

  • Jules hockte sich genau hinter Khawa und zwar so, dass garantiert kein Blatt mehr zwischen sie passte.


    "Und gefunden wonach Du suchst Kaffee der Gazelle?", grinste Jules und kraulte Khawa den Rücken.
    "Jules hat keine besondere Bedeutung, Seymour war einst ein Ort und bedeutet Saint-Maur, daraus entstand der Name. Ihr reitet also auf Hyänen? Riesigen Hunden durch die Gegend? Ich würde lieber auf was anderem reiten", kicherte Jules hinter Khawa.


    "Weißt Du Ciel würde uns beiden den Kopf abreißen, wüsste er von uns. Zudem haben wir eine sehr ernste Lage die es zu bedenken gilt, aber man kann ja nicht permanent im Dienst sein oder? Außerdem bekomme ich Dich nicht mehr aus dem Kopf und das ist schließlich Deine Schuld", erklärte Jules, hob Khawas Lendenschurz hoch und spähte drunter.