Buch 1 Hohenfelde -- Kaptitel 04 - Macht und Machtwechsel

  • Einige Stunden später hielt eine schwarz-violette Kutsche vor dem Geisterhaus. Ein Diener sprang von dem Kutschbock herab und öffnete geschwind seinem Herrn die Kutschtür. Osmund stieg aus der Kutsche und schritt langsam zum Geisterhaus. Mit seinem Stab deutete er etwas ungehalten auf die Tür und sein Diener, der sich gerade noch mit seinem Gepäck abmühte, klopfte sofort für ihn.


    Es dauerte einen Moment, dann wurde von Anwolf die Tür aufgerissen. Wolfi grinste zu Osmund hoch und machte eine einladende Geste ins Haus.


    "Schön dass Du gekommen bist", freute sich Wolfi.
    "Natürlich bin ich das Wolfi", antwortete Osmund wohlwollend.


    Der alte Nekromant legte kurz fragend den Kopf leicht schief. Aber da Wolfi ihn nur weiterhin angrinste, blieb ihm nichts anderes übrig als nachzufragen.


    "Führe mich zu Dave Wolfi. Wie ich spüre ist Maghilia ebenfalls schon anwesend. Danach richte meinem Diener aus, wo er mein Gepäck abstellen kann. Deine Freude freut mich zu tiefst Wolfi, aber ein bisschen mehr Kontenance. Auch wenn ich den Hintergrund Deiner Freude nur zu gut verstehen kann. Wie dem auch sei, beruhige Dich positiv wie negativ Kleiner. Maghilia und ich werden die Situation entschärfen können. Ganz gewiss sogar, notfalls auf die alt hergebrachte Art und Weise", grinste Osmund diabolisch.
    "Du siehst Paps ziemlich ähnlich, sobald Du grinst sogar noch etwas mehr. Das wollte ich Dir schon mal gesagt haben, hatte es aber wieder vergessen. Und gerade fällt es mir wieder ein, vermutlich weil ich Paps ganz schön vermisse", erklärte Anwolf und führte Osmund in die Schreibstube.


    "Ratet mal wer da ist!", grinste Wolfi von einem Ohr zum anderen. Einen Augenblick später war Wolfi wieder aus der Schreibstube verschwunden.

    "Meine besten Grüße", grüßt Osmund in die Runde als er die Schreibstube betrat und es sich auf einem Stuhl gemütlich machte.


    Sein unsäglicher Leibdiener war vermutlich immer noch mit den Koffern beschäftigt, anstatt ihm zu folgen und seinen Stuhl zurecht zu rücken. Dafür würde er ihm nachher den Kopf zurecht rücken. Gutes Personal war heute tatsächlich Mangelware. Es ging einfach nichts über einen anständigen Ghul.


    "Willkommen Osmund, schön dass Du unserem Ruf gefolgt bist", erklärte Dave gerade, als Anwolf zurückkam und auch Osmund einen Kaffee vor die Nase stellte. Wolfi holte die Kanne samt Tassen nach und machte sich dann direkt auf den Weg zu Osmunds Leibdiener.
    "Er kann tatsächlich sehr gehorsam sein", grinste Osmund.


    "Geht alles, wenn er möchte. Von mir auch herzlich willkommen Osmund. Dave hat Dir ja schon alles erklärt. Ich hoffe Du schließt Dich uns ebenfalls an. Maghilia hat sich uns bereits angeschlossen", sagte Varmikan und gönnte sich ebenfalls eine Tasse Kaffee.
    "Deshalb bin ich hier", antwortete Osmund und trank seinen Kaffee.


    "Wir haben hier mehrere Quartiere die Du beziehen könntest. Dann hatte ich mir vor einiger Zeit überlegt, ob Du mit Maghilia eventuell eine Wohngemeinschaft gründen möchtest. Also gegenüber von unserem Haus hier, steht das große Gebäude zum Verkauf. Ich hatte nur das Haus links und rechts neben diesem hier erworben.
    Das Haus genau gegenüber war mir persönlich zu groß. Allerdings könntet Ihr beiden dort Eure Sammlungen unterbringen. Und wir würden alle auf der Nähe wohnen. Prämisse wäre allerdings, Ihr müsstet es aus eigener Tasche finanzieren. Wie es in Zukunft um unsere Finanzen steht, wissen wir nicht. Überlegt es Euch einfach, das Haus ist jedenfalls innen wie außen in einem topp Zustand und es ist sein Geld wert. Zudem würden wir uns darüber freuen, solltet Ihr hier direkt in nächster Nähe wohnen.


    Sind wir ehrlich, selbstverständlich provitieren wir von Euch mehr, als Ihr von uns. Aber gleichgültig, was Ihr beiden je benötigt oder verlangt, Mahilia und Osmund, sollte es in unserer Möglichkeit liegen, werden wir dem Wunsch nachkommen. Und eventuell findet Ihr den Vorschlag gar nicht so schlecht, ein paar Leute auf der Nähe zu haben, mit denen man auch einfach mal nur quatschen kann.


    Falls Ihr nicht mögt, wäre das bedauerlich, aber es ist letztendlich Eure Entscheidung. Nur für die Zeit des Beistands wohnt Ihr bitte hier. Darum bitte ich Euch inständig", bat Dave.


    "Mein Diener wird mir eines der Quartiere herrichten. Das Haus schaue ich mir gerne nachher einmal an. Danach reden wir weiter Dave. Aber zuerst muss ich hier ankommen. Und wie ich im Flur bereits Wolfi sagte, wir werden das Problem ganz sicher lösen. Ich werde versuchen mit Brandur zu reden. Er wird weder den Jungen, Deinen Mann noch Dich töten Dave. Dazu wird es nicht kommen", antwortete Osmund entschieden und trank in Ruhe seinen Kaffee.

  • Marcella

    setzte sich neben Dave. Sie war froh, wieder bei ihren Meister zu sein. Die alte Frau die zu ihre Rettung kam, sah nett aber uralt aus. Wenn der alte Goblin wieder seinen Spruch bringen würde, und fragte wer wer ist, dann wollte Marci ihn diesmal in den Arsch treten. Maghilia war so alt, dass sie wahrscheinlich selber ihr Alter nicht mehr wusste. Aber alle hatten Respekt vor ihr. Sie musste eine sehr mächtige Magierin sein. Wolfi war als er endlich bei Dave und Varmikan war, total fertig. Marci konnte es ihm nicht verdenken. Er musste die ganze Zeit tapfer sein. Er hatte sich zusammen gerissen. Erst hatte er seine Familie verloren, dann sein Erbe. Und dann wollte ihn sein widerwärtiger Bruder und der alte Sack tot sehen. Das er mit den Nerven fertig war, verstand sie sehr gut. Sie fühlte sich genauso mies. Aber die alte Frau wollte sie alle beschützen und Marci war sehr froh darum. Ihr Meister und Varmikan waren mächtig. Dave hatte noch einen anderen Mann gerufen. Das war der Priester der die beiden getraut hatte. Marci konnte sich nicht so genau an ihn erinnern, nur dass er eine lila Robe trug und das er alt war.
    Aber das war egal. Wenn er Ansgars Freund war, dann würde er Wolfi beschützen. Dave hatte gesagt, dass er ihnen helfen wollte und genauso wie Maghila auf den Weg zu ihnen war. Marcella war gespannt auf ihn. Irgendwie war sie aufgeregt und neugierig. Und sie war froh, so mächtige Verbündete in der Familie zu haben.


    "Wolfi ich hab eine gute Idee. Wir verkaufen meine Ausgehrobe und davon kaufst du dir neue Kleidung. Das reicht für uns beide. Sie war sehr teuer. Das restliche Geld sparen wir. Mach dir keine Sorgen um deine Kleidung, dass schaffen wir. Dein Onkel und sein Mann und du, ihr verdient hier Geld als Buchhalter. Vielleicht kann ich hier genauso Geld verdienen mit Hilfsarbeiten. Dann lege ich es dazu.
    Das mit dem Hund ist traurig, aber es geht nicht anders. Bevor dich der alte Sack deshalb anzeigt oder pfänden lässt, dann geben wir den Hund zurück. Wir haben ihn noch nicht lang und sein Züchter nimmt ihn bestimmt zurück. Er ist ein gutes Tier. Ich werd mir noch Gedanken machen, wie wir sparen können. Aber jetzt können wir erstmal durchschnaufen. Der alte Sack und dein widerwärtiger Bruder werden sich nicht mehr wagen uns umzubringen. Das hoff ich jedenfalls.
    Wenn deine Tante und der andere Verwandte hier bleiben, dann sind wir sicher. Das meine ich nicht gegen deine Fähigkeiten Dave. Aber der alte Sack hat dich und Ansgar angegriffen. Zum Glück hat dich Varmikan beschützt. Wenn wir alle zusammenhalten, dann kann uns nichts passieren. Wenn wir alle den anderen beistehen und helfen. Einzeln kann er uns alle umbringen. Aber uns alle zusammen wird er nicht schaffen. Das hoff ich jedenfalls und eine Familie muss zusammenhalten.
    Dave du musst dein Bruder Ansgar hierher rufen. Wenn der allein da draussen rumrennt, wird ihn der Verräter und der alte Sack bestimmt töten. Allein kann er das nicht schaffen. Ich denke, Ansgar hat sich verzogen um die Feinde von uns wegzulocken. Sie haben ihn als ersten angegriffen. Also werden sie ihn zuerst suchen. Drum hat er Wolfi zurückgelassen um die Feinde wegzulocken. So machen das auch Rehe mit ihre Kitze. Die Kitze verstecken sich und die Rehe locken die Feinde von dem kleinen weg, dass sich nicht schützen kann. Aber in der Gruppe mit dir und Varmi und Wolfi muss Ansgar keine Angst um Wolfi haben. Und jetzt ist Maghilia noch in der Gruppe und dieser Osmund kommt hierher. Wenn Ansgar vernünftig ist, muss er hierher kommen.
    Kannst du ihn rufen und ihn das sagen? Als wir ihn zuletzt gesehen haben, hat er gesagt dass er mit niemand reden möchte und eine Auszeit braucht. Aber wenn ihn der Verräter erwischt, dann hat er allein keine Chance. Bitte ruf ihn."


    Marcella kramte in ihre Geldkatze und zählte nach. Sie hatte noch etwas über 20 Taler. Das war gutes Geld.


    "Dave muss ich auch meine Reitziege abgeben? Oder wurde sie von deinen Geld bezahlt? Es wäre gut, wenn ich sie behalten kann. Hier in der Nähe ist ein kleiner Markt, ich überlege was wir anbieten können. Vielleicht könnte ich auf den Markt was von Pavos Tinkturen verkaufen. Er könnte mir dafür ja ein bisschen was abgeben pro verkaufte Tinktur. Das stecken wir dann in unser Spardose. Oder ich backe Süsskuchen und verkaufe sie morgens auf dem Markt. Dann muss ich nur gucken, was die Zutaten kosten, damit ich ausrechnen kann, was ein Kuchen kosten muss. Im Hof könnten wir genauso Gänse halten. Ihre Eier bringen gutes Geld. Aber dafür müssen wir vorher Gänse kaufen."


    Marci schrieb alle ihre Ideen auf einen Zettel.

  • Da Anwolf nichts gegen die Herausgabe des Erbes unternehmen konnte und Brandur der rechtmäßige Erbe war, setzte er sich umgehend daran, ihm die Aushändigungserklärung aufzusetzen. Was danach geschehen würde, würde sich zeigen. Aber Anwolf erwartete trotzdem nichts Gutes.


    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Die Gedanken die sich Marcella machte, freuten Anwolf sehr. Sie war sogar bereit ihre teure Robe zu verkaufen, nur damit er sich eigene Kleidung kaufen konnte.


    "Die Reitziege haben wir glaube ich von Daves Geld gekauft, ansonsten leihen wir uns das Geld von jemanden und zahlen es aus, damit die Bücher stimmen. Mach Dir darüber keine Gedanken Marci und Danke für Deinen Beistand. Sich Gänse zu halten ist gar keine schlechte Idee. Man kann mit ihnen Geld verdienen und man sagt doch, es sind sehr gute Wachhunde. Sie würden alles sofort hören und anschlagen. Und genau das benötigen wir im Moment genauso, wie Geld.


    Ich habe jedenfalls Brandur seine Erb-Aushändigung geschrieben. Vielleicht gibt er sich damit bereits zu Frieden. Wobei, dass ist wohl utoptisch gedacht, genauso wie von Ansgar. Ein Hohenfelde gibt erst dann Ruhe, wenn er alles hat. Das Geld, die Sachvermögen und die Verwandten unter der Erde", erklärte Anwolf, während er eine zusätzliche Ausfertigung als Aushang schrieb.

  • Maghilia

    grüsste Osmund freundlich. Er war ein mächtiger Nekromant, dass spürte sie. Er war auf ihre Seite und gemeinsam mit allen Verbündeten war ihre Macht sehr gross. Trotzdem war sie zuerst da gewesen und sie würde sich zuerst ihr Quartier aussuchen. Das gehörte sich so, dass er ihr den Vortritt liess. Sie war eine Dame und er war ein Mann. Also durfte sie zuerst wählen. Aber Maghilia wollte gar nicht das grösste Zimmer, sie wollte einfach ein Zimmer in den sie sich wohl fühlte. Wichtiger war für sie, dass sie einen schönen Platz für ihre Glassammlung fand.
    Der alte Goblin der hier wohnte hatte genauso eine Sammlung von seltsamen Apparaten und Gerümpel. Wenn er den Plunder etwas zur Seite räumte, dann könnte sie dort ihre Sammlung hinstellen und er seine seltsamen Sachen drum herum bauen.
    Der Vorschlag mit den Haus auf der Nähe gefiel Maghilia. Wenn dort genug Platz war, konnte sie dort ihre Sammlung unterbringen und mit Osmund eine Wohngemeinschaft zu gründen war sicher lustig. Zudem konnte sie dann in seinen Büchern lesen und vielleicht hatte er genauso eine Sammlung wie sie.

    „Da ich die Dame bin werde ich zuerst mein Quartier aussuchen. Wenn ihr beide das Haus nachher anguckt, komm ich mit. Eine Wohngemeinschaft wäre nicht schlecht. Hast du eine Sammlung Osmund? Falls ja, was sammelst du? Jedenfalls könnten wir unsere Bücher zusammenlegen und voneinander lernen. Ich hoffe du hast eine Buchsammlung, alles andere würde mich sehr enttäuschen. Wobei wenn ich dich so angucke, sammelst du Schmuck. Du hast ja mehr von dem Zeug als ich. Dass die Frau in der Nähe wohnt ist sehr gut. Hol sie her Dave. Ich möchte sie kennenlernen und mit ihr reden.“

  • Dave schob Marcella schmunzelnd ein Stück zur Seite, damit er sich ganz dicht neben Varmikan setzen konnte.


    "Wir müssen noch einmal in das Herrenhaus, bevor Brandur es bezieht. Ich habe dort etwas versteckt, was mir früher sehr wichtig war. Ich möchte nicht, dass es ihm in die Hände fällt oder dass es zerstört wird“, erklärte Dave und trank einen Schluck aus Varmikans Kaffeetasse.

    „Machen wir, worum handelt es sich denn?“, fragte Varmi neugierig und legte Dave einen Arm um die Hüfte.
    „Um ein Spielzeug. Weder sollte es die Bestie als Trophäe erhalten, noch sollte es Dunwin zerstören. Ich konnte es also nirgendwo stehen lassen. Vor langer Zeit habe ich es gefunden. Es ist ein Holzpferd. Oben gibt es einen Bereich zwischen der Decke und dem eigentlichen Dachboden. Diesen Zwischenboden erreicht man durch eine schmale Luke. Damals habe ich durchgepasst, wir müssten Jeelen mitnehmen, ich weiß nicht ob ich noch durch das Loch passe“, antwortete Dave und goss sich eine Tasse Kaffee ein.

    „Dort hast Du Dich vor denen versteckt, falls es zu schlimm wurde oder?“, flüsterte Varmi und kraulte Dave das Kreuz.
    „Korrekt, dahin habe ich mich verkrochen, sobald ich eine Spezialhandlung kassiert hatte. Sicher war, dass ich dafür bestraft wurde, wenn sie mich nicht gefunden haben. Aber das war mir in dem Moment gleichgültig. Da oben war alles gut. Es gab dort zwar nichts außer das Holzpferd und Staub, aber da hatte ich meine Ruhe. Das ist auch kein riesiger Dachboden, wie Du Dir das vielleicht vorstellst Klingenohr, man kann dort nicht stehen. Ich konnte dort als Kind nur sitzen. Man bewegt sich auf allen Vieren fort. Wofür der Ort gedacht war, weiß ich nicht. Kann ich Dir nicht sagen, ich war nur froh, dass es ihn gab“, erklärte Dave und trank einen großen Schluck Kaffee.

    „Du hast mich angeschwindelt zu Anfang Davy. Aber ich kann mir denken warum – Angst“, sagte Varmi und trank einen Schluck aus Daves Becher.
    „Angst ist gar kein Ausdruck. Ich hatte Angst Dich zu verlieren, nun weiß ich es ja besser“, grinste Dave.
    „Grins nicht bei dem Thema, dass ist… lass es einfach“,
    bat Varmikan ernst.

    „Ich habe nicht wegen dem Thema gegrinst, sondern wegen Dir. Weil Du so bist wie ich es mir gewünscht hatte, anstatt wie ich befürchtet hatte“, raunte Dave Varmi ins Ohr.
    „Du ebenso. Ich hatte mir immer einen frechen, ungehorsamen, dreisten, mich beleidigenden menschlichen Mann gewünscht“, murrte Varmi gespielt.

    „Sei froh, dass Du statt dessen mich gefunden hast“, flötete Dave und küsste Varmikan felsenfest auf den Mund.
    „Bin ich auch“, grinste Varmi.

  • Osmund von Wigberg



    Osmund kräuselte belustigt die Lippen, was ihm ein unheimliches Aussehen verlieh.


    „Es spricht nichts dagegen meine liebste Maghilia, dass Du Dir zuerst Dein Quartier aussuchen darfst. Hätte ich mir mein Quartier bereits ausgesucht und wir beide wären in einen Interessenkonflikt geraten, hätte ich Dir als Kavalier selbstverständlich das Zimmer überlassen.


    Für mich stellt das kein Problem dar, ich reise stets mit Leibdiener. Wie verhält es sich übrigens mit Dir? Hast Du keine Zofe mehr? Oder wo versteckt sich die Gute? Sage bitte nicht, in einem Einmachglas Deiner Sammlung.


    Wobei, falls dem so ist, ich könnte es nachvollziehen. Mein Leibdiener ist auch von der ehr trägen Sorte. Ich habe schon überlegt ob ein treuer Ghul nicht die bessere Wahl gewesen wäre, anstatt diesen unsäglichen Faulpelzes. Aber irgendwie habe ich mich auch an ihn und seine Gesellschaft gewöhnt.


    Du weißt ja wie das ist, wie eine verlauste Topfpflanze. Ehe man sich erstmal durchgerungen hat, sie mit Topf wegzuwerfen dauert es eine Weile, da sie einen vorher erfreute. Ähnlich verhält es sich mit den Domestiken. Wer weiß, ob man mit dem nächsten nicht noch unglücklicher wäre? Auf der anderen Seite könnte sich auch schlagartig alles zum Guten wenden. Ich bin mir jedenfalls noch unschlüssig.


    Eine gemeinsam Bibliothek hätte durchaus seine Reize, dass gebe ich gerne zu. Aber bevor wir soweit planen liebste Maghilia, sollten wir uns erst einmal das Haus angeschaut haben. Falls es jenes Haus ist, das ich bei meiner Anreise sah, macht es optisch von außen einen sehr guten Eindruck. Ausreichend Platz für unsere Sammlungen dürfte vorhanden sein.


    Nur sollte Deine Glassammlung im Keller stehen, da sie ja doch etwas empfindlicher ist, als Bücher oder dergleichen. Und auslaufende Konzervierungsbehälter sind nun wirklich nicht schicklich.


    Gute Frage, lass mich mal nachdenken, was ich neben Wissen, Macht, Geld, Büchern und Schmuck noch so sammele. Früher einmal interessierte ich mich für entsprechende Bilder, Vanitas-Bilder, um genau zu sein. Vor allem jene Bilder mit Totenkopf als Memento-Mori-Darstellung. Die Bilder kann man auch als Erweiterung der Sanduhr und somit des Glaubensbekenntnisses an Ainuwar sehen.


    Aber irgendwie verliert sich doch der Reiz eines Bildes im Gegensatz zu unserer tatsächlich schaffenden Kunst.


    Ein Stillleben bleibt nichts anderes als still. Aber die Schaffung eines Ghuls ist ein Kunstwerk dem man Leben eingehaucht hat. Ob Du Deine Kunst tatsächlich beherrscht, siehst Du daran ob sich Dein untotes Geschöpf erhebt“, erklärte Osmund freundlich und trank noch einen Schluck Kaffee.


    „Das Eindringen in das Herrenhaus, dass nunmehr Brandur gehört, streiche so schnell aus Deinem Ideeschatz, wie Dir diese Idee gekommen ist Dave. Solange Brandur nicht weiß, weshalb Du Dich in sein Haus eingeschlichen hast, wird er dies bestenfalls als Affront werten – schlimmstenfalls als Angriff. Er muss immerhin davon ausgehen, dass Du ihm im eigenen Haus eine Falle gestellt hast.


    Und erfahren wird er von Deinem Besuch. Die Schatten werden ihn darüber informieren, wer sein Haus betreten und wieder verlassen hat. Die Schatten halten sich aus Euren Zwisten heraus, sie dienen stets dem Hohenfelde der die Familie leitet. Folglich dienen sie nun Brandur.


    Sollten sie davon schon Kenntnis haben, könnten sie Dich sogar als feindlichen Eindringling erachten und angreifen. Davon gehe ich zwar nicht aus, aber wir wissen nicht um ihren Kenntnisstand und ob Brandur Dich samt Ansgar explizit als Feinde benannt hat.
    Keiner hat gerne die mörderische Verwandtschaft während seiner Abwesenheit im eigenen Haus herum laufen. Darüber wärst Du ebenso ungehalten wie Brandur es sein wird.


    Wie ich zu Anfang bereits sagte, werde ich versuchen eine friedliche Lösung zu erreichen. Weder soll Brandur Anwolf, Dich noch die Deinen angreifen. Eure Familie täte gut daran zur Ruhe zu kommen und einen friedlichen Konsens zu suchen. Dazu wärt Ihr bereit, dass weiß ich.


    Bei einer Verhandlung erwartet Ihr das Gleiche von Brandur, dazu dürft Ihr ihn aber vorher nicht derart provozieren, dass er sich angegriffen und hintergangen fühlt. Mit einer solchen kleinen Fehlentscheidung, kannst Du alles zu Nichte machen. Und ich glaube ein Holzpferd, so wichtig es Dir auch sein mag, ist keine Blutfehde wert.


    Mach es doch anders, sollte es zu einer friedlichen Aussprache kommen, bitte Brandur darum.


    Sollte er sich jeglicher Aussprache verweigern, wissen wir woran wir sind. Und dann Dave, wirst Du in ferner Zukunft einfach Anwolf bitte, Dir das Pferd auszuhändigen. Aber bevor Eure Familie oder unsere gesamte Sippe erneut in eine Fehde verfällt, sollte vorher das Gespräch gesucht werden.


    Zumal, wie Anwolf schon richtig erkannt hat, dass Recht ist momentan eindeutig auf Brandurs Seite. Was dem guten Amand natürlich keine Unsterblichkeit schenkt, aber wir können keine Friedfertigkeit erwarten, wenn wir sofort die Waffen zücken.


    Frei nach dem Motto, alles was wir benötigen ist Zeit Dave. Vertraue Maghilia und mir. Wie das alte Familienmotto schon sagt, es wird geregelt, auf die eine oder andere Weise.


    Wir warten erstmal die Gegenreaktion von Brandur auf Anwolfs Schreiben ab. Dann sehen wir weiter“, erklärte Osmund freundlich und trank in Ruhe seinen Kaffee aus.

  • Marcella


    schüttelte die Hand von Osmund zur Begrüssung. Dann nahm sie sich genau wie alle anderen einen Kaffee. Er sah wirklich aus wie Ansgar und er war genauso lieb. Marcella mochte ihn direkt. Er sagte dass der alte Knacker und der Verräter sie nicht töten würden. Das war eine gute Nachricht. Nur wollte Osmund vorher mit denen reden. Marcella glaubte nicht, dass die kommen würden um zu schwatzen. Dann wäre der ganze Angriff auf der Hochzeit nicht passiert. Aber da war Osmund schon weggewesen. Der hatte das gar nicht selber mitbekommen, was dort alles geschehen war.
    Das war nicht nötig, denn jetzt wurde er informiert und er wollte ihnen beistehen. Marcella hoffte für Wolfi, dass die beiden Verräter nach dem Erbe Ruhe gaben. Die hatten dann alles. Das ganze Geld und was alles dazugehörte. Wolfi hatte es ihr erklärt. Vermutlich wollten die noch die Unterhosen von den Leuten haben, so gierig wie die waren.
    Marci schob ihre fertige Sparliste Wolfi rüber, so dass er sie lesen konnte. Alle ihre Ideen zum Sparen hatte sie aufgeschrieben. Und was sie auf den Markt verkaufen konnten. Sie konnten Kleinvieh halten und Federvieh. Damit konnten sie Taler verdienen. Oder sie konnten backen und die Backwaren verkaufen. Und alles was sie nicht brauchten, mussten sie aufschreiben und verkaufen. Jetzt mussten sie genau rechnen. Marcella wollte ihre Eltern fragen, ob sie vielleicht zwei oder drei Gänse bekam, damit sie einen Anfang hatten. Das war ein guter Start, denn Gänseeier brachte gute Taler.


    "Ich freu mich, dass ihr gekommen seid um uns zu helfen. Wolfi hat schon viel über euch erzählt. Falls nachher ein alter Goblin reinkommt und wieder behauptet der wüsste nicht, wer von uns der Älteste ist müsst ihr den ignorieren. Dass macht die einäugige Kröte um mich zu ärgern. Kein Schimmer was ich dem alten Knacker getan hab, aber der beleidigt mich bei jeder Begrüssung, dass ich uralt bin.
    Osmund du siehst aus wie Ansgar, dass haben dir bestimmt schon einige gesagt. Von welcher Familie stammst du und sagst du mir wie alt du bist? Und du bist ein Nekromant nicht wahr? so wie Maghilia. Ich bin Marcella, mit ganzen Name Marcella Schwarzstein. Ich bin die Schülerin von Dave und ich bin 16 Jahre alt. Nicht dass die Kröte nachher wieder behauptet ich wäre älter als die Steine. Ich bin ein Lehrling in Geistmagie, dass musst du wissen. Woher stammst du denn? Ich komme aus Kalthorst, dort haben meine Eltern einen kleinen Hof. Wir halten Federvieh. Drum war meine Idee zum Sparen, dass wir uns Gänse halten und damit Taler verdienen. Wenn du mit Maghilia zusammenziehen willst, bist du nicht verheiratet oder? Das könnte deine Frau sonst stinkig machen, ich wollte nur drauf hinweisen, wir haben schon genug die uns umbringen wollen. Da brauchen wir keine wütende Ehefrau vor der Tür.
    Dein Diener ist glaube ich ein ganz schön fauler Sack Osmund, der kommt nicht her und der bedient dich nicht. Du wolltest überlegen ob du den entlässt. Also ich würde den rauswerfen. Der macht sicher irgendwo Pause und schläft. Solche faulen Leute kann niemand gebrauchen. Jeder muss die Arbeit sehen, sonst mach die am Ende keiner. Wie siehst du das? Hast du viele eigene Ghule? Weil du gesagt hast, du wolltest einen davon sonst zu deinen Diener machen. Ansgar hatte genauso Ghule, aber leider haben die gar nichts getan um uns zu beschützen. Das wären nutzlose Fresser. Er hätte sie alle verbrennen sollen.
    Dabei waren einige wirklich niedlich. Aber geholfen hat ihm niemand.
    Als der abscheuliche Geist Ansgar angreifen wollte, da war ich die einzige die ihn verteidigt hat. Und weisst du wer den Geist gerufen hat? Nein woher sollst du. Der verräterische alte Sack Brandur. Wie kann man wie Schnaps heissen? Kein Wunder dass der handelt als wär der besoffen. Ich hasse ihn. Er hat uns grundlos alle umbringen wollen. Schleicht sich auf eine Hochzeit ein wie eine Made und frisst sich durch und dann ruiniert er alles.
    Falls der herkommt um unsere Sachen einzustreichen, dass siehst du ja was das für ein Stänkerbolzen und Sippenmörder ist. Ich würde nicht mit dem schwatzen Osmund. Der wird wieder eine Abscheuchlichkeit aus den Abgründen rufen. Vielleicht einen von deinen toten Verwandten und auf dich hetzen. Wir können dich nur warnen. Der und der verräterische Linhard wollten alle umbringen. Ansgar hat ihn eine Natter aus seinen eigenen Lenden genannt. Ich glaube enttäuschter kann niemand von seinen eigenen Sohn sein als Ansgar. Sein Sohn hat ihn bedroht und sich auf die Seite von dem Verräter gestellt. Es war sehr schrecklich, ich dachte der Geist tötet uns alle. Er war widerwärtig und eiskalt, ich hatte sehr viel Angst vor ihm. Weisst du vielleicht wie wir einen Geist töten können? Geister sind doch schon tot, können die trotzdem verletzt werden? Ich rede was viel, ich bin was aufgeregt."


    Marcella wischte sich ihre Hände an ihre Robe ab und lächelte Osmund freundlich an. Er würde bestimmt eine Fragen beantworten können. Sie war sich ganz sicher. Gut wäre es, wenn Osmund wusste wie sie den widerwärtigen Geist erschlagen konnten.

  • Osmund von Wigberg


    Wolfi schenkte Osmund Kaffee nach, während er Marcella einen etwas verzweifelten Blick zuwarf. Aber Osmund schien die Verhörstunde nicht zu stören. Im Gegenteil, er blieb wie immer völlig ruhig und gelassen.


    "Die Neugier der Jugend, es freut mich Deine Bekanntschaft zu machen Marcella Schwarzstein. Ich gehöre der Familie der Wigbergs an, mein voller Name ist Freiherr Osmund von Wigberg. Eigentlich ist es ungebührlich nach dem Alter zu fragen, aber soweit ich weiß, gilt dies nur für Damen.


    Aber da Du so offen über Dein Alter gesprochen hast, und mir verraten hast, dass Du gerade erst zarte 16 Jahre alt bist, verrate ich Dir im Gegenzug dass ich genau 110 Jahre älter bin als Du. Folglich bin ich 126 Jahre alt.


    Demzufolge sehe ich auch nicht Ansgar ähnlich, sondern er mir, da ich der Ältere von uns beiden bin. Ich werte es einfach als Kompliment.


    Nun ich glaube dieser Golin wollte mit seinem Einwand nicht behaupten, dass Du älter wärst als die Steine, sondern er hatte sicher einer älteren Dame schmeicheln wollen. Sprich dass diese genauso jung aussieht wie Du. Von daher, gräme Dich nicht über die Aussage des Goblins.


    Geistmagie und Nekromantie beruhen auf der selben Basis Marcella. Die Nekromantie ist eine Form der Geistmagie. Falls Du Dich später dafür interessieren solltest, kannst Du Deinen Meister bitten mich zu kontaktieren. Oder sicher auch gerne Maghilia. Sollten wir das Haus in der Nähe tatsächlich beziehen, dürfte Anschauungsunterricht kein Problem darstellen.


    Manchmal benötigt man praktischen Anschauungsunterricht um sich für oder gegen eine Lehre entscheiden zu können. Aber lerne erst einmal fleißig wofür Du hergekommen bist. Du stehst noch ganz am Anfang Deiner magischen Ausbildung, da wäre es unsinnig über weitere Fachgebiete zu debattieren. Ich wollte Dur nur aufzeigen, dass Du zwei mögliche Richtungen hast, die Du einschlagen kannst.


    Nein ich bin nicht verheiratet, eine wütende Ehefrau musst Du also nicht vor Deiner Haustür fürchten",grinste Osmund und trank einen Schluck von seinem Kaffee.


    "Fürwahr mutig sich einem Geist zu stellen. Eigentlich haben beschworene Geister keinerlei Auswirkungen auf die Lebenden, mit Ausnahme dessen, dass sie einen mit prekären wie auch wichtigen Informationen versorgen können. Desweiteren darf man ihre Macht nicht unterschätzen, die sie auf die Psyche der meist schockierten Anwesenden ausüben.


    Natürlich könnte der Geist Dir auch schaden. Nehmen wir an, Du wärst bei schwacher Gesundheit und er langt mit seiner eiskalten Hand durch Deinen Körper. Dies könnte alle möglichen Auswirkungen auf Dich haben. Allein dass Du einen Schock erleidest, wurde schon ausreichen.


    Ein reiner Geist kann auch von Dir Besitz ergreifen. Dann benötigst Du magischen Beistand, der Dich von der Besessenheit befreit.


    Aber das ist nicht das beabsichtige Vorgehen eines Nekromanten. Beabsichtigt ist Furcht und die hat der Geist ausgelöst. Ansonsten zwingt man Totengeister in ihre eigene Leichen zurück, zwingt sie in fremde Leichen oder zwingt sie in Skelette oder aus Knochen geformte Kreaturen. In dem Fall kann Dir dieser Geist sehr wohl schaden, denn er verfügt über einen Körper",erklärte Osmund und trankt noch einen Schluck Kaffee.


    "Meine Beschwerden über meinen Diener, darf man sonst eigentlich nicht ernst nehmen, da ich mich permanent über ihn beschwere. Ein alter Mann braucht ein Hobby, weißt Du? Aber heute übertreibt er es tatsächlich.


    Sicher mag ein Ghul zuverlässig sein, aber Ghule sind nur insoweit zuverlässig, wie sie auch gut gefüttert werden. Ansonsten setzt die Verwesung ein und Dein Ghul denkt irgendwann nur noch rudimentär. Warum Ansgars Ghule nicht eingegriffen haben, ist vermutlich schnell erklärt - er wird es ihnen nicht befohlen haben. Zudem gebietet er über zwei Golems. Einen von beiden wird er genutzt haben, oder beide im Wechsel.


    Ich glaube was sich dort zwischen allen Beteiligten wirklich abgespielt hat Marcella, wird sich von Bericht zu Bericht unterscheiden, würden wir jeden anhören. Dazu gehört nämlich weitaus mehr, als rein dass, was an diesem Tag dort passierte.


    Aus welchem Grund war Linhard so erbost, dass er seinen Vater angriff?
    Warum war Ansgar so erbost, dass er Brandur gleich drohte?
    Weshalb fing Brandur diese Fehde ausgerechnet auf Davards Hochzeit an?


    Im Grunde hätten sie alle miteinander sprechen können, nur tat es niemand, da jeder für sich garantiert sehr gute Gründe für seine Handlungen hatte. Oft ist es leider so, dass alle Recht und Unrecht zugleich haben.


    In unserer Sippe wird dies dann aber sehr selten mit Gesprächen gelöst, sondern auf einfache Art - der, der als Letzter von den Streithähnen noch lebt, hat Recht.


    Es ist nicht so lange her, da starbt Dunwin, Daves und Ansgars Vater. Danach hat sich Ansgar mir anvertraut. Was er mir sagte, lässt vieles in einem völlig anderen Licht erscheinen und es tat mir von Herzen leid, da ich ihn als Person sehr schätze. Er ist mein Freund. Wie die Hohenfeldes Familieninterna regeln ist meiner Meinung nach zu hart. Diese Härte hat man Feinden zu zeigen, aber nicht den seinen. Es mag durchaus berechtigt sein, dass man in der Sippe behauptet, die von Wigbergs wären dort etwas sanftmütiger gestrickt. Aber jedes verlorene Familienmitglied schwächt Deine Familie Marcella. Selbst falls eine Person nicht so mächtig in der Gabe ist, wird sie bei uns mit etwas betraut. Natürlich würde sie nie die Familie leiten und garantiert niemals die gesamte Sippe, aber für jeden hat sich immer noch ein passender Platz gefunden.


    Und sind wir ehrlich, wenn Du im Kampf 3 hervorragenden Magier gegenüberstehst, hast Du ein Problem. Aber glaube mir auch 20 mittelmäßige können 3 Meistern Kopfzerbrechen bereiten, solange sie zusammen halten.


    Darum geht es uns, eine verschworene Gemeinschaft zu sein. Maghilia wird mir da sicher widersprechen, da sich die von Hohenfelde auf extreme Auslese ausgerichtet haben, aber das ist deren familiärer Weg und nicht der Weg der kompletten Sippe.


    Ich persönlich wäre froh drum, sie würden davon Abstand nehmen. Aus diesem Grund habe ich auch Ansgar und Dave in ihrem Vorhaben unterstützt. Und darum unterstütze ich Euch auch heute. Meiner Meinung nach muss hier niemand sterben, nur damit Brandur seinen Willen bekommt. Es geht auch miteinander, jedenfalls werde ich versuchen ein Miteinander zu ermöglichen. Falls nicht, können wir immer noch die alten Wege beschreiten. Aber man sollte sich selbst schon die Chance auf eine Verbesserung geben. Das ist meine Meinung dazu.


    Zu Deiner Frage, man kann keinen Geist töten, da er wie Du schon richtig erwähnt hast, bereits tot ist. Aber ein anderer Nekromant, der dem Kontrollierenden überlegen ist, kann den Geist bannen. Sprich er könnte ihn fortschicken. Das wäre eine Möglichkeit. Allerdings würde man dies auch als Gewaltakt werten. Bevor nicht verhandelt wurde, sollten wir keine derartigen Aktionen starten.


    Warten wir ab, danach richten wir unsere Handlungen aus. Und nebenbei bemerkt, es ist nicht schlimm dass Du so viel redest, nervös sind wir alle einmal... oder einmal gewesen", grinste Osmund und trank einen Schluck Kaffee.

  • Marcella


    musste schlucken als Osmund ihr sein Alter sagte.


    "126 Jahre bist du alt? So alt siehst du gar nicht aus. Ich meine ich hätte nie gedacht, dass jemand so alt werden kann. Das klingt jetzt sicher voll wie eine Beleidigung, aber ich meine das nett. Also wenn ich dich schätzen soll, dann hätte ich so gesagt du bist bestimmt so 70 Jahre alt. Aber 126 Jahre darauf wäre ich nicht gekommen. Wie bist du so alt geworden? Sag nicht, weil du nicht gestorben bist Osmund, dass kann ich mir denken. Ich meine bist du durch Magie so alt geworden? Kann man durch Magie unsterblich werden?
    Ja Ansgar sieht dann dir ähnlich, er ist ja noch jung gegen dich. Er ist glaube ich über 40 Jahre alt. Wolfi wie alt ist dein Vater?
    Der Goblin die alte Kröte meinte das nicht freundlich. Der versucht mir immer Sprüche reinzudrücken. Ich glaube er ist eifersüchtig auf mich. Warum, dass kann ich dir nicht sagen Osmund. Aber wenn der herkommt wirst du es selber erleben wie er drauf ist. Ich glaube der ist gerne frech zu anderen.
    Gut du hast keine Ehefrau, dass kann ja noch werden. Mach dir keine Sorgen, du siehst gut aus für dein so hohes Alter. Ich kenne wirklich niemanden der so uralt ist Osmund. Das ist erstaunlich. Ich habe noch nicht viel Geistmagiererfahrung, ich kann dir nicht sagen ob ich später Nekromantie lernen möchte. Zuerst möchte ich alles an Geistmagie lernen. Ich kann dir und Maghilia aber gerne mal zugucken, was ihr so zaubert und arbeitet. Dann kann ich dir gerne sagen, ob ich mich später dafür interessen werde. Ob das für mich interessant ist.
    Von Besessenheit habe ich schon gehört. Dann werden doch die Priester gerufen. Das dachte ich jedenfalls. Es muss sich schrecklich anfühlen von einen Geist besessen zu werden. Gibt es dagegen einen Schutz Osmund? Kann ich was tun, damit der Geist mich nicht einfangen kann? Ich möchte nicht von diesen widerlichen Geist eingenommen werden. Er war abscheulich Osmund. Du bist doch mächtig, schick den Geist dahin zurück wo der hergekommen ist.
    Was du über die Familie sagst stimmt. Oft haben alle irgendwie zeitgleich Recht. Aber diesmal hier nicht. Der Geist war tot, der soll sich mal schön aus den Streitereien raushalten. Sonst kannst du auch alle verstorbenen Familienmitglieder beschwören und hunderte von Geistern geben ihren Senf dazu. Wer hat denn dann Recht? Der älteste Geist oder wer die meisten Geister kennt und herbeizaubert?."


    Marcella trank wie alle anderen ebenso ihren Kaffee.


    "Was hat Ansgar dir anvertraut Osmund? Was hat sein Vater ihm angetan? Du sagst die Familie regelt das anders als deine. Aber ihr redet immer in Geheimnisse, ihr verratet ein Stück und der Rest bleibt im Dunkeln. Wolfi und ich standen da und wussten nicht wohin wir uns wenden sollen. Wir wussten gar nichts. Wir wissen immer nur von allen die Hälfte. Ein bisschen hier, ein bisschen dort, eine Lüge hier, ein Verschweigen da. Was soll denn dass?
    Für mich selber ist das nicht wichtig. Aber Wolfi hat verdient zu wissen was geschehen ist. Wie soll er richtig handeln, wenn er das nicht weiss? Sein Vater sagte er soll nicht die alten Wege gehen. Gut, toller Tipp. Was sind die alten Wege? Gehen wir die versehentlich schon, weil wir nicht wissen wie die aussehen?
    Dann sagte er zu Wolfi, dass irgendwas schreckliches passiert ist. Was hat er nicht gesagt. Wie sollen wir nun was richtig machen, wenn wir nicht wissen was ihm passiert ist? Wir verhandeln nachher noch mit Leute, die daran schuld sind. Warum Osmund? Weil wir das nicht wissen.
    Wenn du der Familie helfen willst und wenn wir alle hier zusammenhalten wollen, dann müssen wir alle gleichviel bescheid wissen. Sonst können die uns gegenseitig ausspielen und uns verarschen. Ach was, du weisst das nicht, der Osmund weiss das. Der Wolfi hat das aber gewusst und so gesagt. So läuft dass dann, wie bei die Tratschweiber auf dem Markt. Wenn wir aber alle wissen was geschehen ist, dann kann keiner uns verarschen Osmund. Wenn einer sagt, Ansgar ist das passiert, dann kann jeder von uns sagen nein du lügst. Wir wissen was passiert ist. Das musst du doch verstehen.
    Bei euch in der Familie sind die Regeln gut. Bei uns Zuhause sind die besser. Wir sind alle ehrlich zueinander und wir haben keine Geheimnisse. Du tust Ansgar kein Gefallen für ihn zu schweigen. Der kann doch gar nichts dafür, wenn ihm wer was angetan hat. Wir müssen wissen was es war. Oder sag wenigstens wer das war. War das der Vater wie beim Meister?
    Verzeih mir das Dave, aber das müssen wir wissen. Ich möchte euch nur beschützten, dass euch nichts passiert. Du musst genauso wie Wolfi wissen, was passiert ist. Und Ansgar muss wissen was dir passiert ist. Wenn wir ihn jemals wiedersehen.
    Wir warten ab wie du gesagt hast Osmund. Aber der Verräter und Linhard werden nicht mit uns reden. Die wollten uns alle umbringen, du warst nicht dabei. Versuch mit ihnen zu reden. Vielleicht klappt es, aber ich glaube nicht daran. Ich hab trotzdem Angst."

  • Dave musterte Marcella während er sich selbst seinen Kaffee schmecken ließ. Er war genau wie alle anderen Anwesenden froh, dass Maghilia und Osmund seinem Hilferuf gefolgt waren.


    "Marcella was mit Ansgar und mir geschah, habe ich Dir bereits erklärt. Erinnere Dich, dass war an dem Tag, nun wo ich mal wieder das Weite gesucht habe, nach einem Streit mit Urako der nicht hätte sein müssen. Du bist mir gemeinsam mit Wolfi und den Centauren gefolgt und wir sind dann in der Stadt in eine Taverne eingekehrt. Dort hast Du mir Deine Hilfe angeboten, nachdem ich Dir anvertraut hatte, was mein Vater getan hat. Gut exakt habe ich es nicht erläutert, aber umschrieben.


    Zum einen Marcella hast Du völlig Recht.
    Die Schuld liegt nicht bei Ansgar oder mir, sondern bei unseren Peinigern.
    Zum anderen möchte ich Dir aber vorher sagen, dass wissen und fühlen zweierlei ist.


    Damit gleich zum Punkt.
    Natürlich wissen Ansgar und ich, dass wir nichts dafür können, dass uns unser Vater misshandeln und missbrauchen ließ. Das ändert aber leider nichts daran, wie wir fühlen.


    Ich persönlich kann Dir nur sagen, dass ich mich bis ich Varmikan und Urako fand immer schuldig gefühlt habe. Nicht vor anderen, sondern vor mir selbst. Und ich denke mal, genau dass war der Plan meines Vaters. Bei all dem Wissen und der angeblichen Macht die Ansgar oder ich haben, waren wir nicht in der Lage meinen Vater oder einen seiner Spießgesellen daran zu hindern, zu tun was sie mit uns tun wollten. Gleichgültig was.


    Das hat ihnen diebische Freude bereitet, allen voran meinem Vater, Archibald und zwei von dessen Freunden. Das hat aber auch unseren Großvater Alastair nicht im Geringsten gestört, denn der folterte uns auf seine medizinische Art und Weise. Dass ich Dir das Grauen nicht im Detail erläutern werde, dürfte klar sein. Du kannst es Dir denken.


    Zudem kann Osmund zu so etwas keine Stellung nehmen, es steht ihm nicht zu.
    Ansgar hat sich ihm anvertraut, dass wird seinen Grund haben.


    Ich habe mich Varmikan und Urako anvertraut, auch das hat einen trifftigen Grund.
    Und Marcella, ich habe mich Dir teilweise anvertraut, da ich Dir vertraue und Dich als eine angenommene Tochter sehe. Dementsprechend verhalte Dich bitte. Bring Osmund nicht in Verlegenheit über Dinge reden zu müssen, über die er nicht reden darf, da er sein Wort gab.


    Ich verstehe Deine Beweggründe, aber wenn Du so etwas wissen möchtest, frage einen Betroffenen, frage mich. Ob, wann und was ich Dir dann davon erläutere, entscheide ebenfalls ich und kein anderer. Einzige Ausnahme ist hier Ansgar.


    Das ist weder etwas das man mal zur lustigen Unterhaltung nebenbei erzählt, noch um sich den Nachmittag zu versüßen. Gut, diese Anmerkung war ungerecht, dass hast Du auch nicht gewollt. Aber mit der Nase in den Dreck gestoßen werden, den man am liebsten vergessen möchte Marcella, ist nicht gerade die feine Art. Ich unterstelle Dir nichts böses und keine bösen Absichten, nur denk zukünftig ein bisschen besser nach, nach was Du so vehement fragst. Selbst wenn Du mir helfen möchtest. Sonst erweist Du mir einen Bärendienst, weil es nach hinten los geht.


    Aber da es hier um uns alle geht, habe ich die Dinge beim Namen genannt, soweit mir das möglich ist. Ich nannte Euch was geschah, die Details muss ich dafür nicht benennen.


    Also wie gesagt unser Großvater, unser Vater und dessen bester Freund wie auch einige seiner Spießgesellen haben uns Jahrzehnte lang misshandelt. Grausam misshandelt. Aber nicht nur Ansgar und ich waren deren Opfer, sondern auch Melisande - unsere Mutter. Die sollten wir dabei mal nicht vergessen.


    Gewusst haben dass alle die im Herrenhaus gewohnt haben, das waren Kunwolf und Brandur samt deren Familien. Kunwolf und Brandur sind die älteren Brüder von unserem Vater. Sie haben es gewusst, es hat sie nicht interessiert und getan haben sie nichts dagegen. Das es ihr eigener Vater, also unser Großvater hinnahm haben sie es ebenso hingenommen.


    Wie sie mit ihren eigenen Kindern und Frauen umgegangen sind, dass kann ich Dir nicht sagen, da wir zu ihnen keinen Kontakt hatten. Wir selbst, Melisande, Ansgar und ich, haben selbst mehr oder weniger isoliert von einander gelebt. Sinn und Zweck dürfte klar sein, keiner konnte dem anderen groß beistehen.


    Aber was sich innerhalb der Mauern des Herrenhauses abspielte Marci, dass wusste Osmund nicht. Das wusste keiner der von Wigbergs, keiner der von Eibenbergs und auch keiner der von Hohenfelde wie Maghilia, die nicht dort lebten. Das Alastair oder später Dunwin nicht gerade zart beseitet mit ihren Sprößlingen umsprangen, mag man gewusst haben, aber wie grausam oder hart, dass nicht.


    Selbst die Familie de la Cantillion wusste nichts davon. Die Ehefrau von Brandur entstammte dieser Familie. Der Mann, der uns zum Schluss gegen die anderen beistand, Massimo, war ihr Bruder. Auch er hat nicht gewusst, was man uns antat. Ansgars Frage wo er war, entstand aus einer gewaltig tiefen Verletzung heraus, aber sie war unfair. Ich denke hätte Massimo gewusst, was Dunwin und die anderen dort taten, er hätte uns beigestanden und versucht sie abzuschlachten.


    Aber so grausam mein Vater auch war, so gut war er mit den Waffen. Sein Wahlbruder und seine rechte Hand Archibald die Bestie, stand ihm in fast nichts nach. Und der Rest seiner direkten Untergebenen waren erstklassige Kämpfer. Massimo hätte da schon mit einer Einheit, sprich einem Heer also einer Hundertschaft anrücken müssen um die kalt zu machen. Und mein Vater besaß neben seinem Stab von zwölf extrem geistesgestörten Massenmördern noch zig Fußsoldaten.


    Hätte uns also wer helfen wollen, hätte er erstmal die Möglichkeit finden müssen uns helfen zu können Marci. Wir waren Gefangene in einer Art Hochsicherheitstrakt, das Haus war ein Abgrund, es gab kein Entkommen und es gab kein Eindringen von Fremden, wenn das der Hausherr nicht wünscht. Das Haus ist mächtig, auf seine Art und Weise. Wir sagten immer es "lebt".


    Nun Brandur und Kunwolf haben auf ihre Weise für ihre Untätigkeit gezahlt, fürs Wegschauen.
    Beide schauten einmal zuviel weg.


    Da holte sie dann Dunwin persönlich.


    Er folterte ihre Familien nicht nur, er schlachtete sie ab. Kunwolf samt Familie, Brandur samt Familie. Alle starben, weil niemand sehen wollte was Dunwin und seine Meute wirklich war. In dem Moment wo sie es sahen, war es zu spät. Wir blieben alleine zurück in diesem Abgrund, aus dem es kein Entkommen gab.


    Nun bis zu dem Tag wo ich meinen Unfall hatte und Pavo mich einfach hier behalten hat. Ab dato war ich frei. Nur Ansgar nicht, er blieb dort allein mit seiner Frau und seinen Kindern und er schaffte es wer weiß wie, dass weder Dunwin noch Alastair jemals ihre Hand an Linhard oder Anwolf legten.


    Das ist eine Leistung die ich hochhalte, eine beachtliche Leistung, wie immer er sie vollbracht hat.
    Eine Leistung von der Linhard nicht mal ansatzweise die Tragweite begreift, oder Wolfi.
    Aber beide waren genauso unwissend wie Osmund oder Maghilia.


    Unser Plan war es Marci, dass niemand mehr durch den Abgrund gehen muss, durch den wir gewatet sind. Selbst das Haus wollten wir vernichten. Tja aber wie immer, hat "das Haus" gesiegt.


    Warten wir ab, was geschieht, sobald Brandur dort auf dem Thron sitzt.
    Verlangt er unsere Köpfe, wirft er uns lediglich aus der Familie oder liegt ihm an Aussöhnung?
    Ich kann es nicht abschätzen.


    Ich weiß nur eines, dass ich meine Familie bis zum letzten Atemzug verteidigen werde.
    Und zu meiner Familie gehörst Du ebenfalls Marci",
    erläuterte Dave ruhig.

  • Osmund von Wigberg


    Osmund drückte mitfühlend Daves Schulter.


    "Das ist Tatsache, bis zu dem Zeitpunkt der Offenbarung von Ansgar habe ich es leider nicht gewusst. Und ich hätte die Möglichkeit gehabt den beiden zu helfen und ihre Peiniger aufzuhalten. Aus diesem Grund bin ich hier, ich hole das Versäumte nach.


    Wobei ich davon ausgehe, dass Kunwolf und Brandur nicht aus Boshaftigkeit weggeschaut haben, sondern allein um sich und ihre Familien zu schützen. Über all dem Hing immer noch das Schwert namens Alastair. Er hat es durchgehen lassen. Laut seiner damaligen Aussage, wie auch der Familientradition geschuldet, wünschte er sich Kinder und Enkel mit der Gabe.


    Laut Ansgars Erklärung hasste Dunwin Euch und seine beiden Brüder, da Ihr die Gabe besitzt.
    Wäre es da nicht Alastairs Aufgabe gewesen, die Nachkommen mit Gabe vor dem Purie zu beschützen?
    Er hätte Euch vernichten können, er hat Euch vernichten wollen. Jedenfalls soweit, dass Ihr ihm als Waffen dient und nicht aufmuckt, gleichgültig bei was.


    Folglich sehe ich erstmal keine Schuld bei Kunwolf und Brandur, die beiden werden ebenso um sich wie um ihre Kinder gefürchtet haben. Und sie werden Alastair gefürchtet haben. Niemand sagt Dir, dass der Kelch an ihnen vorüberging Dave. Du weißt es nicht, also verurteile die beiden genauso wenig vorschnell, wie Du verurteilt werden möchtest. In dem Moment, wo Dir einer der beiden geholfen hätte, hätte er seine Familie schutzlos zurückgelassen. Und was glaubst Du hätte Dunwin getan, hätte sich Kunwolf oder Brandur in seine Familienangelegenheiten eingemischt?


    Ich möchte Euer Leid nicht schmälern, es gibt nichts Grausameres. Aber vielleicht haben sie genau das Gleiche durch Alastair erfahren wie Du Dave. Drum lass uns in Ruhe verhandeln, ich werde mit ihm reden.


    Wie ich bereits erklärte, hat jeder von Euch Recht und Unrecht zu gleich. Brandur möchte sicher keine Familienfehde lostreten und Du möchtest keine durchstreiten müssen Dave. Geht es nach mir, würden wir die Tradition der von Hohenfelde "der Stärkste überlebt" beenden. Das werden wir versuchen und ich denke nicht, dass Brandur dem widerspricht. Er kämpft genau wie Du um die Dinge, die ihm geblieben sind Dave. Das kannst Du ihm nicht vorwerfen. Nur die Mittel, die eventuell", antwortete Osmund und wandte sich an Marci.


    "Mein so hohes Alter hat selbstverständlich mit Magie zu tun. Ich werte den freundlichen Wink mit dem Zaunpfahl mal als Kompliment Marci. Ja ich bin uralt und ich habe vor noch wesentlich älter zu werden. Du kannst mir jederzeit bei meiner Arbeit zuschauen, Du solltest nur ein unerschütterliches Gemüt und einen Pferdemagen besitzen.


    Solltest Du von einem Geist heimgesucht werden, kannst Du gerne einen Priester rufen, der steht Dir bei, nur ändern kann er an Deiner Besesssenheit nichts. Solltest Du an tatsächlicher Rettung Interesse haben, dann solltest Du einen fähigen Nekromanten rufen. Ein Priester tätschelt Dir nur die Seele, wir retten sie und den Rest gleich mit", grinste Osmund.

  • Marcella


    stand auf und drückte Dave feste.


    "Was du mir anvertraut hast, hab ich nicht vergessen Dave. Und ich wollte dich nicht verärgern mit meine Fragen. Bitte sei nicht mehr böse auf mich. Wolfi und ich hatten soviel Angst. Wir wollten zuerst zu Maghilia reiten. Und Wolfi wollte die alten Wege von ihr lernen. Jeder redet von den Wegen. Aber wir wussten nicht mal was das ist. Drum dachte ich, sag uns doch was passiert ist. Ich will doch gar nicht, dass du es so erklärst. Und ich hab niemals gesagt, dass du schuld bist dave. Das darfst du nicht denken. Nicht mal für dich selber. Die Täter sind schuld und nicht du. Dein Grossvater und Vater und seine widerlichen Freunde.
    Wolfi und ich haben sogar überlegt, wie wir den Verräter und Linhard aufhalten können. Nur können wir nicht kämpfen und Linhard der abscheuliche Vaterverräter ist schnell und gut. Wir wollten sie in ein Hinterhalt locken. Das konnten wir genauso wenig, da wir keine Hinterhalterfahrung haben. Alles was uns eingefallen ist, war am Ende einfach nur grosse Scheisse Dave. Und wir haben das doch gemacht um alle zu beschützen. Wolfi will nicht sterben, ich nicht, du nicht, niemand hier. Ich will nicht, dass du dich schlecht und schuldig fühlst. Es tut mir leid, wenn du das so verstanden hast. Ich hab gedacht, dass es gut wäre alles zu wissen. Damit sie uns nicht gegeneinander aufhetzen können. Das war mein Grund. Ich hoffe du glaubst mir."

  • Dave drückte Marci ebenfalls.


    "Ich bin Dir nicht böse Marci, sondern ich habe Dir etwas erklärt. Uns darüber zu streiten wäre doch unsinnig. Was mir nicht gefiel, habe ich Dir gesagt. Du kannst noch weniger für den Umstand, als alle anderen hier. Und dass es Dir nur um unser aller Wohl ging, das glaube ich Dir aufs Wort. Du hast es mehrfach bewiesen, wie Du zu uns stehst. Und Du hast mir mehrfach bewiesen, wie Du zu mir persönlich stehst. Es ist alles gut zwischen uns.


    Nun mit dem Einwand könntest Du Recht haben Osmund. Mehr als abwarten und uns mental auf alles vorbereiten können wir eh nicht tun. Ob Kunwolf und Brandur das Gleiche durchgemacht haben, weiß ich nicht. Falls dem so war, war vermutlich Alastair ihr Peiniger. Unserer war Dunwin, Alastair hatte nur Gastauftritte des Grauens in unserem Leben.


    Sollte es tatsächlich so kommen wie Du sagst, würde ich mich nicht querstellen. Wolfi hat alles in seiner Macht stehende getan, damit eine Einigung möglich ist. Nun ist die andere Seite am Zug", erklärte Dave und goss sich Kaffee in seinen Becher nach.


    Varmikan rutschte zu Dave auf und lehnte sich an ihn an.


    "Sollte es zu keiner Einigung kommen, gehe kein Risiko ein Sternchen. Das ist es nicht wert. Es ist nur ein Name und nicht mal einer der Dir irgendwie Glück gebracht hat. Falls er Dir droht, lege den Namen ab. Ab dato heißt Du eben nur noch Eisseher und einen Job wo Du Geld verdienst hast Du auch.


    Natürlich nicht mehr die selben Möglichkeiten und sicher bei weitem nicht mehr die selben Mittel Davy, aber Möglichkeiten und Mittel sind ersetzbar - Du nicht. Sollte es hart auf hart kommen, ziehe Dich zurück und verlasse diese Familie. Kämpfe nicht um etwas, dass dem Du eh den Rücken gekehrt hast aus Angst. Versprich mir das. Du gehörst genauso zu meiner Familie und dort hält man zusammen.


    Ich denke genau dass hatte Marcella vor Dir zu sagen. Du weißt ich habe mich selbst auch schon einmal verplappert. Das war von mir nicht gut überlegt, aber damals ging es mir auch nur um Dich. Das Thema ist ein gewaltig schweres und sie ist jung für einen Menschen", sagte Varmikan und nahm einen Schluck aus Daves Kaffeebecher.


    Dave küsste Varmikan auf den Kopf und schmunzelt ihn an.


    "Versprochen", stimmte er liebevoll zu.

  • Anwolf saß alleine zur Mittagspause auf der Treppe des Hinterausgangs des Geisterhauses. Er fühlte sich von der Friedensverhandlung der Familie immer noch wie betäubt. Irgendwie war alles ganz anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Im Grunde konnte er von Glück sagen, dass dem so war, denn Wolfi war von der schlimmsten Möglichkeit ausgegangen.


    Frieden war vereinbart worden, etwas das es bis dahin nicht in ihrer Familie oder Sippe gegeben hatte. Vor der Zeit des Schwurs Dun-Haru-Mar, zu einer Zeit als der Zusammenschluss der Familien von Hohenfelde, von Wigberg und von Eibenberg zu einer Sippe noch nicht vollzogen war hatte es vielleicht Frieden gegeben. Oder zumindest Ruhe.


    Oder es war nur eine Illusion der Unwissenheit. Aufzeichnungen vor dieser Vereinigung gab es so gut wie keine. Jedenfalls waren Anwolf keine großen Aufzeichnungen über seine eigene Familie vor der Sippe bekannt. Die Gründer der Sippe hatten auch den Grundstein für die Selektion in ihren Familien gelegt. Und soweit Wolfi wusste war der Grundstein für diesen Zusammenschluss ganz profan, in der Gemeinschaft waren sie stark und ein Überleben in der Fremde war leichter wenn man sich zu einem starken Verbund zusammenschloss.


    Jeder Zweig hatte sich auf das spezialisiert, was er am besten konnte um das Überleben der Sippe zu sichern. Später nutzen sie ihre Fähigkeiten um einen größtmöglichen Macht- und Geldgewinn für die gesamte Sippschaft zu gewährleisten. Der Grund für den Zusammenschluss gab es schon lange nicht mehr, aber die Selektion und das Einflößen der Schärfe wurden bis vor kurzem beibehalten.


    Bis zu dem Zeitpunkt von Daves Hochzeit, ab dato änderte sich alles. Für die meisten zum Besseren. Ob es für ihn zum Besseren war, konnte Wolfi nicht abschätzen. In der Sippe war erstmalig ein friedliches Zeitalter eingeläutet worden. Aber wie lange der Frieden bestehen bleiben würde, musste sich noch erweisen.


    Eine Umgehung von friedlichen Absichten war immer möglich und niemand als ein Hohenfelde war besser darin im Nachhinein für seine Tat eine passende Rechtfertigung zusammen zu stricken. Notfalls machte man aus dem entfernten Verwandten vorab eben einen Unbekannten, kurzum man verstieß ihn aus der Familie. Damit war er vogelfrei für jeden Hohenfelde und zum Abschuss freigegeben.


    Brandur hatte es in der Verhandlung schließlich erläutert, der Schutz galt nur Familienangehörigen. War man kein Familienmitglied mehr, genoss man auch keinen Schutz. Folglich war man genau dort wo man vorher auch war.


    Nur bevor man nun das Messer zückte, war vorher die Schreibfeder zu zücken um den Verwandten zu verstoßen, sinnierte Wolfi.


    Anwolf stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und schnipste den Rauchstangenstummel in den nahegelegenen Bach. Einen Augenblick später zündete er sich direkt die nächste Rauchstange an. Er wusste nicht ob er die Sache zu schwarz oder die anderen die Sache zu rosa sahen, Wolfi wusste nur dass er seine alte Familie schmerzlich vermisste.


    Aber diese Familie gab es nicht mehr. Seine Mutter war wer weiß wo, sein Vater war geflohen und sein Bruder war nicht mehr sein Bruder, sondern sein Onkel oder Großonkel. Was auch immer, er war nun der Sohn von Brandur und nicht mehr der Sohn von Ansgar.


    Folglich würde er irgendwann von Brandur alles erben und er selbst nichts.


    Wolfi warf kurz einen Blick über die Schulter auf das Geisterhaus. Nun was sollte es, es nützte nichts sich über Dinge zu beklagen die er nicht ändern konnte. Er war schließlich nicht dämlich und er hatte einen guten Beruf bei den Geistern. Und selbst wenn dieser letzte Strick reißen sollte, konnte er sich zur Not als Buchhalter durchschlagen. Er beschloss noch einige Zeit bei Dave zu lernen, sowohl dass was Magie anging und auch das was die Buchhaltung betraf. Den Spezialberuf den er bereits einmal bei den Geistern ausgeführt hatte, würde er vielleicht anderweitig noch benötigen.


    Wolfi wollte seinen magischen Werdegang noch einmal überlegen. Noch musste er sich nicht endgültig festlegen. Geistmagie oder Nekromantie, beides stand ihm offen. Er konnte sich für beides entscheiden, was seine Macht schwächen würde oder sich für einen Zweig der Magie entscheiden. Oder natürlich auch der Magie komplett entsagen. Als guter Buchhalter, vor allem in weniger lauteren Kreisen war der Verdienst weitaus besser, als der eines Magiers an irgendeiner Akademie. Wer alles schön rechnen konnte, der durfte auch mit einem schönen Lohn rechnen.


    Anwolf schmunzelte über sein Gedankenspiel und schnipste die nächste Kippe in den kleinen Bach vor ihrem Haus. Gerade als er sich die dritte Rauchstange ansteckte, hielt ein Reiter vor ihm und stieg ab.


    „Guten Tag, Anwolf von Hohenfelde? Man sagte mir, dass ich Sie hier hinter dem Haus finde, ich habe eine persönliche Botschaft für Sie. Eine Botschaft die ich nur Ihnen persönlich aushändigen darf von der Bank Kleingranter und Söhne“, erläuterte der Kurier und reichte Wolfi die versiegelte Nachricht.
    „Ja korrekt, dass bin ich“, bestätigte Anwolf und klemmte sich die Rauchstange zwischen die Zähne, während er die Botschaft entgegennahm.


    Der Kurier nickte knapp und ritt davon. Wolfi wunderte sich einen Moment, warum dieser keine Quittierung verlangte, vermutete dann aber einen Brief seiner Mutter. Auf der anderen Seite, weshalb sollte sie einen Bankkurier schicken? Spekulationen waren überflüssig, lesen half weiter.


    Anwolf brach das Siegel und öffnete die Nachricht.


    Hallo Wolfi,


    sobald Du diese Nachricht in Händen hältst, bin ich seit einer Woche unterwegs. Ich hoffe wir schaffen es zu unserem Ziel. Sollte alles gut verlaufen, werde ich Dich nachholen. Aber ob und wann dies der Fall sein wird, kann ich nicht absehen.


    Ich weiß dass ich Dir scheinbar nichts weiter als Schwierigkeiten hinterlassen habe.


    Gleichgültig dessen was Dir andere erzählen werden Anwolf, ich liebe Dich von ganzem Herzen. Ich habe Dich bereits vor Deiner Geburt geliebt und solange ich auf irgendeine Art existierte wird sich daran auch nichts ändern.


    Ich habe Dich nicht im Stich gelassen mein Kleiner, dass hätte ich niemals übers Herz gebracht.
    Mein einziger Schutz den ich Dir schenken konnte war, Dich nicht mit in die Fehde hineinzuziehen. Wärst Du bei an meiner Seite gewesen und hätten sie mich gestellt, wärst Du mit mir gefallen.
    Das konnte ich nicht riskieren. Ich hoffe Du verstehst und verzeihst mir diese Entscheidung.


    Du bist der Einzige der nie eine Enttäuschung für mich war Wolfi und die einzige Person die stets loyal zu mir gewesen ist. Aus diesem Grund habe ich Dir etwas überschrieben. Ich habe es von meinem eigenen Vermögen gekauft und niemand weiß davon.


    Es handelt sich um ein kleines Haus in Grünbachthal.
    Grünbachthal ist ein sehr kleines Dorf in der Nähe von Kalthorst.


    Das Haus ist weder den Verwandten bekannt, noch der familiären Bank, sprich selbst „der Schrabsack“ weiß nichts davon. Eigentlich habe ich es erworben um es gewinnbringend zu veräußern, aber nun in der schwärzesten Stunde unserer Familie war es mein sicherer Unterschlupf.


    Es soll Dir so gut dienen wie es mir diente und es möge Dir von ganzen Herzen Glück bringen.


    Dein Haus ist das Haus auf Grundstück/Parzelle Nr. 01-19 in Grünbachthal.
    Die Besitzurkunde ist auf Deinen Namen umgeschrieben worden und sie liegt bei der Bank Kleingranter und Söhne in Verwahrung. Die kleine Bank befindet sich in Kalthorst.


    Im Haus habe ich Dir ein paar persönliche Zeilen hinterlassen und ein persönliches Geschenk.
    Sollten wir unseren Zielort erreichen, wird sich eine Person mental an Dich wenden. Falls nicht, haben wir uns alles gesagt, was es jemals zu sagen gab. Der Rest steht im Brief mein Kleiner.


    Vernichte das Schreiben, nachdem Du es gelesen hast.


    Gleichgültig wo Du bist, mit dem Herzen bin ich bei Dir Wölfchen.
    Pass gut auf Dich auf Wolfi, es tut sonst keiner.


    Dein Paps



    Wolfi las den Brief zweimal durch, drückte ihn kurz an sich und unterdrückte seine Tränen. Dann ging er zum Bach und weichte den Brief im Wasser so lange auf, bis das gleiche von ihm übrig war, wie von seiner Familie – nichts.
    Wortlos ging er zurück zum Geisterhaus, sattelte Tempestas und machte sich auf den Weg Richtung Grünbachthal.

  • Brandur und die seinen machten sich mit dem Wyvern auf den Heimflug. Aus ihrem luftigen Gefährt erblickten sie Anwolf, der gerade sein Pferd die Straße herunterführte. Er ließ Dunwin landen und begab sich zu dem Jungen. Anwolf sah fix und fertig aus. Er hatte sich wacker geschlagen bei den Verhandlungen und Brandur hatte ihm deutlich angemerkt, wie sehr er darunter litt, dass sein Vater ihn zurückgelassen hatte. Brandur betrachtete seinen Großneffen. Er sah so erschöpft noch jünger aus, als er ohnehin schon war. Er war ein großes Kind, mehr nicht. Ein Kind, was wie sie alle zu viel hatte erleben müssen.


    Brandur stand vor ihm, viel zu weit entfernt, und hielt ein kleines Paket in den Händen. So selbstbewusst der alte Hexenmeister sonst auftrat, wenn es um Emotionen ging, bewegte er sich wie auf brüchigem Eis. Steifbeinig, da ohne Krücke, trat er ein paar Schritte näher, gerade weit genug, als das ihre Hände sich berühren würden, wenn sie diese ausstreckten. Brandur hielt Anwolf wortlos das kleine Paket hin.

  • Anwolf war gerade losgeritten, als Brandur samt seiner Leute seinen Weg kreuzten. Das konnte natürlich nur ihm passieren. Statt das sie vorbeizogen oder einfach ihrer Wege zogen und ihn in Ruhe weiter ziehen ließen, fingen sie ihn ab und Brandur kam ihm auch noch entgegen.


    Wolfi zügelte Tempestas, stieg ab und wartete angespannt ab was Brandur von ihm wollte. Ihr neues Familienoberhaupt ging steifbeinig und man sah ihm die Qualen an, die er beim Laufen verspüren musste. Wolfi wäre ihm eigentlich einige Schritte entgegen gegangen, aber er erinnerte sich an Ansgars Worte und verharrte misstrauisch und nervös wo er war.


    Entgegen dem was eigentlich üblich oder sicher war, schlang sich Anwolf den Zügel von Tempestas um den Arm und klopfte seinem Hengst kurz auf den Hals, damit das Tier ruhig stehen blieb.


    Brandur trat nah zu ihm heran und reichte ihm ein Päckchen. Die Größe sah erst einmal unverdächtig aus. Gut, allerdings war in dieser Familie nichts ungefährlich, in das kleinste Päckchen passte eine zusammengerollte Giftschlange die nach dem schüttelnden Transport wie ein Springteufel die Schachtel verlassen konnte. Und das war nur eine von vielen Möglichkeiten, die man in so einer Schachtel verbergen konnte.


    Bei seinem Glück lag unter der Viper dann noch seine Verstoßung, damit auch gar nichts schief lief. Anwolfs Gesicht blieb eine ausdruckslose Maske, jedenfalls für jede andere Person, Brandur war ein Hohenfelde er sah ihm an, dass er nervös war.


    Anwolf zog fragend eine Augenbraue hoch, ehe er das Päckchen vorsichtig entgegennahm. Eine mentale Abtastung Brandurs war unnötig. Wolfis Gegenüber war so mächtig, da konnte er auch versuchen Osmund auszulesen gegen dessen Willen oder besser noch Maghilia, oder Ainuwar selbst. Den Versuch konnte er sich schenken, er würde sich nur lächerlich machen.


    Nun falls heute sein Tag X war, hatte er wenigstens vorher noch einmal seinen Vater "gesprochen", auch wenn er dessen Worte nur in einem Brief gelesen hatte.


    Wolfi versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie vereinbart hatten und das Dave Brandur vertraute. Er musste es nun auch, er musste das Päckchen öffnen. Entweder er öffnete es, oder er war offen feindlich eingestellt. Am liebsten hätte er es weggeworfen und wäre kreischend weggerannt. Gut mit einem 500 kg Pferd am Arm, rannte es sich nicht so leicht los.


    "In Ordnung", antwortete Wolfi zögerlich, schluckte seine Angst vor Brandur wie auch sein Misstrauen herunter und öffnete das Päckchen.

  • Wolfi schaute in das Päckchen. Kekse. Total verdattert musterte er Brandur und kratzte sich kurz seinen Ziegenbart. Er kannte zig Bedeutungen von Geschenken, die zwar ein Geschenk wiederspiegelten - aber eine unterschwellige Botschaft oder sogar Drohung enthielten. Kekse gehörten allerdings nicht in diese Kategorie.


    Warum schenkte ihm Brandur Kekse?
    Gut, warum würde ihm sein Paps, seine Ma oder Dave Kekse schenken?
    Um ihm eine Freude zu machen.


    Von seinen Eltern hatte er schon öfter etwas Süßes geschenkt bekommen, meist Süßkuchen. Sein Onkel verschenkte selten etwas zu Essen, doch falls Dave ein Lebensmittel verschenkte, dann war es meist Kaffee. Aber einen Kuchen hatte er auch schon geschenkt bekommen und Kekse waren ja im Grunde nichts anderes als Minikuchen.


    Die Zwischenlandung von Brandur hatte scheinbar eine ganz andere Bedeutung als er befürchtet hatte. Anwolf nahm sich einen der Kekse, stopfte ihn sich in den Mund und aß ihn auf. Zeitgleich hielt er Brandur die Packung hin.


    "Danke, wie komme ich zu dieser Ehre Brandur?", fragte Wolfi nun doch neugierig.

  • "Ich komme meiner Verantwortung als amtierendes Oberhaupt der Familie nach", antwortete Brandur. Im gleichen Moment fiel ihm auf, wie steif und förmlich das klang. Sicher nicht die richtige Art, um einen Jungen, der seinen Vater und seine Mutter vermisste, zu trösten. Hilflos fuchtelte Brandur mit einer Hand, seine Lippen zuckten, als wolle er noch etwas sagen, dann machte er auf dem Absatz kehrt und flüchtete in den Wyvern. Er spürte förmlich Anwolfs entgeisterten Blick im Rücken, große dunkle Augen, was ihn nur noch schneller davonhumpeln ließ. Erleichtert setzte er sich in den Knochenkorpus und atmete durch.


    "Das waren null Punkte, Brandy", erklärte Damir vorwurfsvoll. "Die Flucht ergriffen vor einem Backfisch."
    "Ach, halten Sie den Mund", schnauzte Brandur.


    Er wühlte nach seinem Gehstock, nur um ihn in der Hand zu spüren. Der Gedanke, dass er irgendwem damit auf den Schädel hauen konnte, beruhigte ihn. Er lehnte sich an. Sein Herz schlug wie nach einem Dauerlauf. Was regte er sich überhaupt so auf? Anwolf war Davards Schützling und Davard war sehr verantwortungsbewusst, es ging ihm gut. Kein Grund, sich Sorgen oder gar Vorwürfe zu machen. Brandur zog den Dreispitz tief in sein Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle er dösen.


    "Willst du dich noch von Anwolf verabschieden, Linhard? Sonst fliegen wir ab."