Wie die Rose zu den Geistern fand

  • Pavo freute sich über die schnelle Zusage von Minaddar.


    "Wann Du anfangen kannst? Am besten sofort, je eher ich Dich als meinen Gefhilfen an meiner Seite habe, umso besser. Erst einmal willkommen in meiner Heilstube und an meiner Seite Minaddar. Das Du direkt zusagst, freut mich. Also sind wir ab sofort ein Team.


    Ein Tempel ist eine spezielle Wohngruppe, da stimme ich Dir zu. Man hat keinerlei Privatssphäre. Aber die ist dort bewusst nicht gewollt, über das für und wieder können wir gerne einmal am Abend debattieren. Warum sich manchen wie verhält. Im Moment denke ich hast Du wichtigeres zu klären.


    Hier wohnen wir übrigens auch in einer Wohngemeinschaft, allerdings hast Du hier Deine Privatssphäre. Dein Zimmer ist im Groben schon eingerichtet, was Dir noch fehlt, werden wir ergänzen. Nun als Lichtalb wirst Du hier in dieser Wohngemeinschaft auf einige Mitglieder stoßen, die Dich auf Grund Deines Volkes umgehend schätzen, andere die Dich für den selten Umstand grundlos meiden. Aber das dürfte Dir als Lichtalb bekannt sein. Dein Volk polarisiert, was natürlich nicht für alle Anhänger gelten muss. Überzeuge sie einfach durch Professionalität und durch Umgänglichkeit. Nicht jeder Lichtalb ist Anhänger der Ordnung und versucht diese in der Welt zu verbreiten.


    Da Du vermutlich ohne jedes Startkapital anfangen wirst, gehen wir zu Anwolf in die Schreibstube und lassen Dir einen kleinen Vorschuss auszahlen. Vorhin gab es scheinbar einen Disput, als müssen wir schauen, was dort im Moment los ist. Daran wird aber Dein Vorschuss nicht scheitern Minaddar. Folge mir bitte in die Schreibstube", sagte Pavo freundlich und machte sich gemeinsam mit dem Lichtalben auf den Weg.


    In der Schreibstube war es gerappelt voll.


    Anwesend waren Dave, Varmikan, Anwolf - also die üblichen Verdächtigen, zudem Urako, die beiden Centauren, sowie der Neuzugang Dimicus. Daves Miene war für Pavo momentan dessen Stimmungsbarometer. Selten sah er Dave so missgelaunt. Worum es immer ging, Pavo hoffte die Anwesenden würden es aus der Welt schaffen.


    Der alte Goblin zog den Lichtalben bis zu Anwolf durch und lächelte den jungen Magier freundlich an.


    "Wolfi, ich weiß nicht was hier gerade los ist, aber ich benötige Deine Hilfe. Dies hier ist Minaddar, mein Gehilfe in der Heilstube. Ich habe ihn soeben eingestellt. Da er frisch aus dem Tempel kommt, hat der gute Mann noch kein Startkapital für seinen Lebensunterhalt. Deshalb möchte ich, dass er einen Vorschuss gewährt bekommt", erklärte Pavo freundlich.
    "Sicher, dass ist kein Problem Pavo. Wir strecken ihm 50 Taler vor, die er dann jeweils in kleinen Raten von seinem Lohn abgezogen bekommt. Bis die Schuld getilgt ist", erläuterte Anwolf freundlich.


    Anwolf nahm sich die Handvorschusskasse, zählte 50 Taler ab und legte sie beseite. Dann schrieb er fein säuberlich einen Schuldschein über einen Vorschuss in Höhe von 50 Taler und unterschrieb ihn. Er reichte mit freundlichem Lächeln den Alben den Schuldschein.


    "Du musst hier unten unterschreiben. Darunter die Linien sind frei, dort tragen wir Monat für Monat die Summe ein, die Du abbezahlt hast und wir beide unterschreiben dahinter. Da es sich um einen Lohnvorschuss handelt, ist dieser Zinslos. Sobald Du unterschrieben hast, gehören die Taler Dir.


    Nebenbei herzlich willkommen, ich wünsche Dir viel Glück und Spaß in Deinem Neuen Job. Pavo hat eigentlich immer ganz interessante Kunden. Falls etwas sein sollte, oder fragen bezüglich der Preise bestehen, sollte Pavo nicht anwesend sein, kann ich Dir auch weiterhelfen. Mein Name ist Anwolf von Hohenfelde und ich erledige für Pavo die Buchführung. Aber das wird Dir Pavo in Kürze sicher noch genauer erläutern.


    Was hier gerade los ist? Es kam wohl zu einem Wortgefecht, worauf hin Jeelen ebenfalls die falschen Worte wählte. Daraufhin verloren die Centauren den Kopf. Urako hat die beiden vorerst beschwichtigt. Dave hat sie vor die Wahl gestellt, ob sie nun bleiben oder gehen möchten, denn letztendlich meint es hier keiner von uns mit ihnen schlecht. Du weißt schließlich wie das ist, wenn Du ein Furunkel herausschneidest, dann weil Du es musst und nicht um den Patienten zu quälen.


    Aber diesen Umstand muss ein Patient manchmal erst begreifen. Schmerzen oder Schock vernebeln manchmal die klare Sicht. Ich bin sicher, dass alle wieder zusammen finden werden. Keiner möchte dem anderen etwas Böses, es ist wie man so schön sagt, einfach Scheiße gelaufen", grinste Wolfi und tippte auf die gestrichelte Linie für die Unterschrift des Schuldscheins.


    "Dort bitte unterschreiben", wiederholte er freundlich und hielt Minaddar die Schreibfeder hin.

  • Die armen Zentauren waren noch immer hochgradig nervös. Dimicus lehnte an der Wand, als würde ihn das alles nichts angehen. Tat es ja auch nicht, er hatte keine Familie zu verlieren. Das Schlimmste, was ihm passieren konnte, war, dass er das Gedächtnis gelöscht bekam und wieder exakt da weitermachen würde, wo er aufgehört hatte, wo auch immer das sein mochte. Urako war seine Vergangenheit herzlich egal.


    Besorgt blickte er an Enzian noch, der ihn um mehr als einen Kopf überragte und dann zu Distel, der sich hingelegt hatte, weil seine Beine nach dem Betäubungsschuss noch nicht so recht mitmachen. Er sah nicht aus, als ob er seiner Rolle als Leithengst ihrer Zweimannherde momentan nachkommen könnte. Wohl oder übel musste Enzian diese Funktion nun ausüben.


    "Wir bleiben", entschied er und stampfte zum Unterstreichen seiner Worte einmal mit dem Huf auf. Distel nickte müde.


    Urako atmete erleichtert aus. Ein Teil seiner Anspannung fiel von ihm ab. Zumindest in dieser Hinsicht würde im Geisterhaus alles beim alten bleiben. Das Abwandern der Zentauren, die stets im Garten für Gesellschaft gesorgt und ihm beim Bau der Grillecke geholfen hatten, hätte ihn geschmerzt.


    Nach Daves Ansprache war Urako übel. Er fragte sich, ob es ein dezenter Hinweis an ihn war, sich aus der Gilde zu verpissen. Er setzte sich zwischen Gasmi und Varmikan. Er war müde und fühlte sich elend. Nachdem Dave geendet hatte hob Urako die Hand, um etwas zu fragen. In diesem Moment ging die Tür auf und Pavo schleppte einen Lichtalben herein. Urakos Mundwinkel sanken noch weiter hinab, genau wie seine Schultern und seine Flügel. Auch die Hand, die eine Frage signalisiert hatte, sank zurück in den Schoß. Er hörte, wie Anwolf und Pavo redeten. Ein weiterer Neuzugang. Urako wünschte sich einen Strick. Er lehnte sich an Gasmi an, verschränkte beide Arme vor der Brust und hielt sich mit einer Hand die Augen zu. Am besten war es, er tat und sagte gar nichts.

  • Dave nickte freundlich auf die Worte von Enzian.


    "Das Ihr beiden bleiben wollt freut mich, Ihr werdet die Entscheidung nicht bereuen.
    Natürlich weiß ich nicht, was Euch Urako sagte, aber womit immer er Euch überzeugt hat, es wird die Wahrheit sein. Nicht jeder Geist, übt diesen speziellen Beruf aus.


    Weder ich noch einer der Geister hatte jemals vor, Euch zu täuschen oder zu schaden. Bleibt aus freien Stücken und nicht aus Angst. Das was Euch Urako anbot und mit seinem Ehrenwort schwor, entspricht der Wahrheit. Ihr hättet auch gehen dürfen, ohne Schaden zu nehmen, seid dessen versichert. Da Ihr bleiben wollt, willkommen in unserer Mitte", antwortete Dave freundlich und wandte sich an Urako.


    "Nimm die Hand runter Urako, Du verstehst dass gerade genauso falsch und bekommst es in den falschen Hals, wie ich es selbst falsch verstehen würde. Dafür kennen wir uns beide zu gut hm?


    Es wird weder die Familie zerbrechen, noch wirst Du gehen. Mir geht es darum, die Familie zu beschützen und zu erhalten und zu meiner Familie gehörst auch Du. Sogar zu meiner aller nächsten Familie. Und um die Familie beschützen zu können Urako, werde ich nachher in der Gemeinschaft einen Vorschlag unterbreiten. Mein Vorschlag ist ein Veto gegen jede Zwangsrekrutierung. Wer unserer Familie angehören möchte, soll aufgenommen werden. Aber niemand soll mehr gegen seinen Willen beitreten müssen.


    Du warst ebenso ein Zwangsrekrutierter, genauso wie Varmikan, die Centauren oder Dimicus. Niemand hat Euch gefragt, ob Ihr uns angehören wollt. Gut, alle die es persönlich betrifft sind hier. Usprünglich war mit der Zwangsrekrutierung kein Zwang geplant, sondern einem Ausgestoßenen die Möglichkeit zu geben in eine Familie zu finden, der sonst keine Familie finden würde. Eine Gilde die ihm Schutz und ein Nest gewährte. Aino ging damals davon aus, dass jeder, dem diese Art von Fürsorge zugute kommen würde, sich letztendlich auch für die Familie entscheiden würde. In die Familie hinein finden würde und sich bei uns wohl fühlen würde.


    Möglich ist das theoretisch schon.
    Aber die erste Zeit sah für Euch doch ganz anders aus.


    Varmikan hat sich nur gebeugt, da Seddik nachhalf. Bis heute hat er sich nicht richtig einfinden können, leider.
    Du hast Dich nur zähneknirschend gebeugt, weil ich nachgeholfen habe und Du Gasmi liebst.
    Die Centauren haben sich gebeugt, da sie in Unwissenheit gelassen wurden.
    Und ob sich Dimicus letztendlich gebeugt hat oder nicht, wissen wir alle noch nicht. Vermutlich nicht mal Dimicus selbst.


    Aus dem Grunde hatte ich vor vorzuschlagen, dass jeder hier und heute die Möglichkeit bekommt sich zu entscheiden, ob er Familienmitglied bleiben oder die Familie verlassen möchte.


    Eines vorneweg - ich möchte keinen von Euch verlieren.
    Und ganz sicher nicht Varmikan oder Dich Urako, das schwöre ich Dir.


    Nur empfinde ich die Frage als fair, denn wer sich nach dieser Frage fürs Bleiben entscheidet, ist hier, weil er hier sein möchte. Und wer gehen möchte, darf in Frieden ziehen. Die Familie an sich, wird dann nur noch aus genau jenen Personen bestehen, die gerne und freiwillig hier sind. Darum geht es mir", erklärte Dave freundlich.


    "Ich bleibe an Deiner Seite Dave, an Urakos Seite - wir gehören zusammen. Und ich bleibe in dieser Familie. Ich bleibe", antwortete Varmikan leise.


    Gasmi legte Urako einen Arm um die Hüfte und drückte ihn fest an sich.


    "Dass musst Du ihn eigentlich nicht fragen Dave, würde es ihm sonst so schlecht gehen wo er Angst hat Euch zu verlieren?", hakte Gasmi nach.
    "Nein damit hast Du wohl Recht, dennoch möchte ich es bitte hören. Er soll es bitte aussprechen, für sich und mich. Bitte Urako", sagte Dave freundlich.


    "Ihr beide müsst ständig Bestätigungen hören. Nur zu Puschel, sag es ihm. Dann geht es Euch beiden besser. Da jeder gefragt ist, sage ich natürlich auch was dazu. Ja ich bleibe, mich werdet Ihr nicht los. Notfalls hole ich Euch zurück, solltet Ihr es wagen zu gehen", munterte Gasmi seinen Mann auf.
    "Da sage ich nicht nein zu Gas, sehr gerne sogar. Urako?", fragte Dave freundlich.

  • Es war, wie Gasmi sagte: Es tat Urako gut, zu hören, wie sehr Dave, Varmikan und Gasmi wünschten, dass er blieb. Dahingehend war er einfach gestrickt, auch wenn er sonst manchmal recht kompliziert war. So nahm er auch die Hand von seinen Augen und antwortete:


    "Natürlich lautet die Antwort Ja, ich bleibe. Was denn auch sonst. Das ergibt sich ja schon aus dem Schwur, den ich Varmikan geleistet habe. Und aus der Tatsache, dass manche hier ohne meine kleinen und dezenten Korrekturen ihres Verhaltens ziemlich ungeschickt in der Weltgeschichte rumeiern würden."


    Er vermied es, seine Gefühle als Argument ins Feld zu führen oder weitere Details ihres Zusammenlebens zu benennen in Gegenwart der beiden Neulinge, denen er noch nicht über den Weg traute. Aber er legte den Schweif um Varmikans Hüfte, während er weiter an Gasmi gelehnt auf dem Sofa herumlümmelte. Von den wichtigen Anwesenden wussten ohnehin alle, wie sehr Urako an manchen Gildenmitgliedern hing. Dave würde es sicher gern noch mal hören, aber das würde Urako ihm später sagen, in Abwesenheit der zwei Neuen.


    "Es ist nicht außerdem jeder so gestrickt, dass er mit tausend Leuten gleich gut befreundet sein muss." Das bezog er auf die Aussage, dass Varmikan nicht in die Truppe gefunden hätte. "Manchen reichen wenige enge Freunde vollkommen aus. Je mehr Leute in die Truppe kommen, umso stärker wird man das Phänomen beobachten, dass sich Grüppchen bilden. Ist normal und ist nicht schlimm, die Grüppchen kommen doch gut untereinander aus. Und jeder hier ist doch in seiner Gruppe gut aufgehoben. Mir ist zumindest keiner aufgefallen, der dauerhaft allein ausgegrenzt in einer einsamen Ecke hockt. Erst recht nicht Varmi, da pass ich schon auf.


    Zu deinem Vorschlag gegen die Zwangsrekrutierung möcht ich was sagen.


    Aino hat einen sehr großherzigen Gedanken gehabt, als sie diese Gilde ins Leben rief und die sie bis heute führt. Du, Dave, unterstützt sie dabei hervorragend und Pavos Erfahrungsschatz und sein Rat sind unersetzlich. Wenn ihr drei das nicht richtig gut machen würdet, gäbe es die Geister nicht schon so lange.


    Aber jetzt kommt ein Aber. Hups, da war es ja schon. Also.


    Aino möchte jedem, der ausgestoßen ist und respektive oder bereits getötet hat, ein zu Hause geben. Sie sieht Ausgestoßenheit und die Fähigkeit zu Töten - beziehungsweise das Töten zumindest wohlwollend zu billigen - als verbindendes Element unserer Gemeinschaft. Du, Dave, führst nun noch die Freiwilligkeit ins Spiel.


    Aber ihr vergesst, dass wir nicht nur eine professionelle Organisation, sondern auch eine Familie sind. Heißt, das Sozialgefüge bildet einen nicht unwesentlichen Teil des Geisterlebens! Ergo plädiere ich dafür, vor allem den Charakter einer Person zu prüfen, bevor diese rekrutiert wird. Teamfähigkeit ist das Stichwort! Die Geister wären nicht das, was sie heute sind, wenn hier nur bissige Einzelgänger durch ein Netz von organisatorischen Rahmenbedingungen verbunden wären. Dann wären wir eine Firma, ein reines Dienstleistungsunternehmen. Aber wenn ihr wirklich wollt, dass wir eine Familie bleiben, kann der Charakter nicht unberücksichtigt bleiben!"


    Urako hätte liebend gern sein Hassobjekt Morasa als Paradebeispiel ins Feld geführt, aber vermutlich wussten eh alle, dass er auf ihn anspielte und nun ebenso auf Dimicus, über den er sich noch immer maßlos ärgerte und dem er die Schuld gab, dass die Geister samt der erschrockenen Zentauren kurzzeitig in Lebensgefahr geschwebt hatten.


    "Lange Rede kurzer Sinn:


    Geister als reines Diensleistungsunternehmen - Selektion nach körperlicher und mentaler Eignung zum Töten sowie Freiwilligkeit. Müsst ihr wissen, ob ihr das wollt.


    Geister als Familie - primäre Selektion nach charakterlicher Eignung. In zweiter Stufe dann Selektion nach der beruflichen Eignung. Beides vollkommen unabhängig davon, ob der Probant freiwillig oder unfreiwillig hinzu kommen würde.


    Ich mag mich nämlich nicht gegen eine Zwangsrekrutierung aussprechen, da ich zum Beispiel sonst anfangs definitiv abgelehnt hätte und jetzt aber ganz froh bin, hier zu sitzen. Varmi sieht das sicher ähnlich.


    Das wären so weit meine Gedanken, die ich einfach mal zum Überdenken in den Raum schmeißen wollte. Die Entscheidung liegt letztendlich beim Tribunal."

  • Mit aller Ruhe hörte sich Dimicus die gesagten Worte an und beobachtete jede einzelnen Person im Raum genau. Sie alle hatten ihre Eigenarten und waren fast so leicht zu lesen, wie ein offenes Buch für einen Gelehrten lesbar war. Ihre Reaktionen und Ansprüche spiegelten sich in ihren Gesichtern wieder. Auch wenn die Anwesenden Dimicus kaum interessierten, so kannte er sie nicht einmal einen Tag, so interessant war es dennoch sie zu beobachten.In jedem von ihnen spiegelten sich Eigenschaft wieder, die ihren individuellen Reiz aber auch eine große Gefahr darstellen konnten.


    Zuerst wollten die Zentauren bleiben und drückten dies auch offen aus. Zu schade. Dimicus hätte zu gern gezeigt, was er konnte. Besonders an einem Ort wie diesen wäre es sicherlich ein leichtes gewesen sie zu erlegen. Doch sie dann zu ihrer letzten Form zu vollenden – das wäre die wahre Herausforderung gewesen. Ein Humanoide war kein Problem, doch ein halbes Pferd? Das hätte seine Tücken gehabt. Wie dem auch sei, sie blieben und durften weiter leben. Nichts, was Dimicus hinterfragen oder ablehnen würde. Sie sollten tun, was sie wollten.


    Schließlich aber wurde das Thema auf eine ganz andere Problematik gelenkt, die auch Dimicus betraf. Ob Zwangsrekrutierungen sinnvoll seien oder nicht, dies blieb wohl eine Debatte. Der Erste der sich diesbezüglich zu Wort meldete, war Davard höchstpersönlich. Derjenige, der ihn ausgelesen und mit der Wahl gelassen hatte, ob er beitreten wollte oder nicht. Doch die Wahl stellte einen Zwang dar, denn eine wirkliche Alternative als die Zustimmung hatte Dimicus nicht gehabt. Hätte er abgelehnt, wäre er über kurz oder lang zu Schaden gekommen. Das ahnte er.


    Darauf folgte Urakos Meinung, die vor Gefühl und Zugehörigkeit nur triefte. Allein wie sein Charakter aufgebaut schien und wie er Dimicus bei der ersten Begegnung behandeln wollte, würde Dimicus diesem Tiefling kein Wort glauben. Zumindest nicht, wenn diese Worte auf Fakten und Wissen basieren sollten. So wie er es richtig verstanden hatte, musste er aber niemals mit ihm zusammen arbeiten und er verweigerte sogar die Arbeit die eigentlich für das Einkommen der Geister verantwortlich war. In diesem Augenblick wusste Dimicus, dass er vor diesem Mann niemals Respekt haben würde. Vielleicht Höflichkeit, aber keinen Respekt. Jedenfalls nicht, wenn er nicht zu Sinnen fand und sich so verhielt, wie er es tat.


    Kurz nachdem Urakos „Rede“ endete, herrschte eine kurze Stille vor. In diesem Moment musterte Dimicus jeden im Raum erneut und achtete auf ihre Gesichtszüge, wie sie auf die Worte des Tieflings reagierten. Nach dieser herzzerreißenden Rede, erkannte Dimicus nun seine Möglichkeit. Ein ernstes Wort und Vernunft in diese Ansammlung zu bringen, die augenscheinlich von Gefühl und Emotion beherrscht wurde. Zumindest in diesem Moment.


    Dimicus stieß sich von der Wand ab und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Er hasste es, eine Vorführung vor Personen geben zu müssen. Doch sie war wohl bitter nötig, wenn er diese Diskussion betrachtete. Ohne ein Wort zu sagen, trat er mit festen Schritten vor zum Schreibtisch, jeder Blick musste nun auf ihn ruhen. Dimicus verbarg jede Emotion hinter einer Maske, welche sein Gesicht darstellte. „Nun denn, auch wenn ich weder viele Rechte in dieser Organisation besitze, noch in den ersten Minuten meiner Anwesenheit für Frieden gesorgt habe, werde auch ich meine bescheidene Meinung zu dieser Thematik beitragen. Und Ihr alle solltet wissen, dass ich politische und organisatorische Plänkeleien nicht schätze. Das aber nur am Rande“, begann er mit großer Ruhe und ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten.


    „Vorab, bevor ich meine Gedanken zu dem Thema an sich kundtue, so sollt Ihr alle wissen, dass ich mich nach gründlichen Abwegen bereits dazu entschlossen habe, ein Mitglied der Geister zu bleiben. Die Details habe ich mit Davard bereits geklärt und von daher sehe ich bereits eine Übereinkunft, welche auf meiner Freiwilligkeit basiert. Also dieses Thema ist für mich bereits abgeschlossen und bedarf in meinem Fall keines neuen Aufrollens“, erklärte Dimicus mit kühler Stimme und sichtlicher Distanz zur Familie. „Ich habe mich bereits der Auslese unterzogen und von daher das Recht erworben, vor Euch stehen zu können.“


    „Wie dem auch sei, wir sind auch wegen einer anderen Thematik hier versammelt. Gänzlich abgesehen von dem unglücklichen Vorfall mit Distel und Enzian. An dieser Stelle möchte ich meine tiefste Entschuldigung dafür ausdrücken, was passiert und wie es passiert ist.“ Dimicus lehnte sich gegen den Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun, da alle in diesem Raum unser Handwerk kennen, werde ich kein Blatt vor den Mund nehmen. Wir gehen alle einer Zunft nach. Einige nennen es Söldner, andere Auftragsmörder und wieder andere Assassinen. Ich persönlich bin Künstler und stehe über diese Dinge. Das ist aber für Euch nicht von Belang.“


    Mit einer kurzen Sprechpause bedachte er alle Anwesenden und mit seinen Augen versuchte er dessen Stimmung einzufangen. Schließlich sprach er weiter: „Jedenfalls spreche ich mich hiermit gegen eine Zwangsrekrutierung aus. Eine Zwangsrekrutierung kann in manchen Fällen positiv sein, so sagen manche Philosophen, man müsse die Anderen zu ihrem Glück zwingen. Doch das ist der falsche Weg. Nur wer sich für sein Glück entscheidet, ist imstande sich selbst und Anderen zu dienen. Wir alle sind hier, weil wir bleiben wollten. Urako ist ein Beispiel, wie es im Idealfall ablaufen kann. Er bleibt, weil er ihn überzeugen konnte. Stellt Euch vor, jemand würde zwangsrekrutiert werden und es schaffen, sich vor den prüfenden Blicken Davards verstecken können. Oder zumindest die Gedanken für ihn anders sichtbar erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Jemand der zwangsrekrutiert wird und niemals in die Gilde einfindet, wird über kurz oder lang ein Sicherheitsrisiko. Er wird entweder versuchen zu fliehen – oder aber unter Vorwand und Vertrauen der Familie gegen diese handeln. Und das ist nur eine Frage der Zeit, bis das vor dem aktuellen Verfahren passiert.“


    „Tatsächlich schwebt mir ein Lösungsansatz vor, der vielleicht mehr Verwaltungs- und Organisationsaufwand benötigt, aber sich auf Dauer als verlässlicher herausstellen wird.“ Dimicus ließ seine Arme zu seinen Seiten sinken und stützte sich mit ihnen auf dem Schreibtisch ab. „Ihr könnt – wenn Ihr es wünscht – weiter Eure Auswahlverfahren beibehalten und sie nur an Freiwilligen ausprobieren. Das hat jedoch einen Haken – Freiwillige müssen von unserer Existenz wissen und das ist eine große Gefahr für uns alle. Damit wird der Sinn der Gilde ad absurdum geführt. Dann können wir auch gleich über der Tür hineinschreiben, dass es an diesem Ort genug Arbeit für die Stadtbüttel ist.“


    „Aus diesem Grund, mein bescheidener Vorschlag. Großangelegte Organisationen oder aber auch in der Schattenkunst versierte Vereinigungen nutzen Deckmäntel. Leider kenne ich die Bücher nicht gut genug, als dass ich die genauen Verfahren der Geister abschätzen könnte, doch ich denke einen solchen besitzt Ihr nicht zur Gänze. Wie wäre es mit einer einfachen und doch lukrativen Methode? Ihr eröffnet ein Unternehmen, eine Firma oder ähnliches. Zum Beispiel ein offizielles Söldnerlager. Unter diesem versteckt ihr die Geister. Ihr werdet Rekruten bekommen, die für Euch Geld aus normaler Söldnerarbeit beziehen können. Zeitgleich bewähren sie sich damit und je nachdem, wie sie sich schlagen, ihre Persönlichkeiten hervortun oder aber gewisse Tendenzen zeigen, unterzieht Ihr sie einer 'medizinischen' Untersuchung, bei der es schließlich um das Auslesen und -fragen der potentiellen Geister handelt. So gewinnt Ihr zuverlässige Rekruten die auch Stillschweigen halten und loyal sind. Dazu werden die Prüfungen stattfinden. Details, Regeln und Organisation müssten natürlich im Detail ausgearbeitet werden, allerdings ist dieses nur exemplarisches Beispiel einer Möglichkeit, einen Nebenverdienst zu erlangen und zudem wertvolle Neuzugänge zu gewinnen, die auch tatsächlich zu den Geistern passen.“


    Damit endeten Dimicus' Worte und mehr wollte er auch nicht sagen. Mit einem tiefen Nicken deutete er eine Verbeugung wie nach einer Vorstellung an, ehe er sich wieder zurück an die Wand neben der Tür zog. Gemächlich lehnte er sich dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust.

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  • Dave hörte sich sowohl die Vorschläge von Urako wie auch von Dimicus an.


    "Eine Erläuterung zum Grundverständnis wer die Geister überhaupt sind.
    Die Geister sind eine Familie und keine Firma.


    Die Gilde wurde seinerzeit von Aino und Pavo gegründet. Aino beschloss mit dieser Gilde zu schaffen, was sie selbst nicht hatte - eine Familie. Eine wahrhaftige, tatsächliche Familie. Eine Gruppe in der man Zuneigung erfahren würde, in der man gewollt, geachtet... ja vielleicht sogar geliebt werden würde. Eine Familie die gegen den Rest der Welt zusammenhalten würde, gleichgültig was geschehen würde. Diese Familie sollte jenen offen stehen, die ein besonderes Bedürfnis haben, oder einen Makel - Mord. Ebenso war angedacht, dass hier jeder seine Nische findet, gleichgültig wie gut oder schlecht er in seinem Handwerk ist. Lernen und verfeinern, dabei würde ihm die Familie helfen.


    Wohnen würde die Familie in einem Haus, das wesentlich mehr sein sollte als eine einfache Behausung. Nach außen hin unscheinbar, tatsächlich aber ein Bollwerk um jene zu schützen, die diesem Haus Leben einhauchten - wir sind wieder bei der Familie. Sogar das Haus selbst, könnte man mit all seinen Tücken, Raffinessen und Geheimnissen als eine Art Familienmitglied bezeichnen.


    Die Familie nimmt freiwillige Bewerber gerne in ihrer Mitte auf, jene die um Aufnahme, Schutz und Beistand bitten sind willkommen.


    Aber es sollten auch jene willkommen sein, die schutzbedürftig sind, sich selbst und anderen aber durch ihren Trieb, ihrer Neigung und ihrer Jagdlust schaden würden. Jene im Grunde, die selbst noch nicht verstanden hatten, dass ein einzelner Jäger in der Welt da draußen verloren ist. Auch sie sollten aufgenommen werden. Nennen ich es beim Namen - zwangsrekrutiert.


    Denn es wurde davon ausgegangen, dass wenn diese Personen erleben und lernen würden, was es bedeutet eine Familie zu haben, würden sie sich für die Familie entscheiden und gegen das Leben eines einzelnen Jägers da draußen.


    Das war Ainos Plan.


    Bis vor kurzem hat der Plan auch mehr oder minder gut funktioniert. Knackpunkt ist der letzte Punkt, die Zwangsrekrutierung. Aus diesem Grund haben wir uns heute hier eingefunden.


    Das zum Hintergrund der Gründung der Geister.


    Ich persönlich werte den Vorschlag die Bewerber nicht nur auf ihre Fähigkeiten, sondern auch auf ihre charakterlichen Eigenschaften zu testen als positiv. Es ist korrekt, dass sich in einer großen Gruppe immer Grüppchen bilden.


    Manchmal ist dies schon allein ihren Interessen geschuldet, siehe Varmikan, Wolfi, Marcella und mir. Wir haben nicht beschlossen uns als Grüppchen abzusplittern, aber wir sind die Magier dieser Familie, folglich haben wir viele Gemeinsame Punkte die wir besprechen können und müssen. Ebenso arbeiten alle gemeinsam in der Schreibstube unter meiner Federführung.


    Dennoch wissen die einzelnen Grüppchen, dass sie der großen Familie der Geister angehören. Und Freundschaften hatten auch immer über diese Grüppchen hinaus Bestand, siehe Urako und Varmikan, Seddik und ich und so weiter.
    Nun anstatt das man Dich zwangsrekrutiert Urako, hätte man Dich auch fragen können. Nicht direkt, das ist mir bewusst, aber solche Fragen sind mit Geschick durchaus möglich",
    antwortete Dave.


    Der Magier wandte sich an Dimicus.


    "Hier hat ebenfalls niemand Interesse an politischen und organisatorischen Plänkeleien. Politisch gibt es hier nichts zu regeln, organisatorisch sehr wohl. Erste Regel innerhalb der Schreibstube, Abstand zum Kassenbuch wie zum Schreibtisch. Niemand aus der Gilde hat das Recht sich dem Kassenbuch zu nähern oder es anzufassen, mit Ausnahme meiner Person. Das hat gute und wichtige Gründe, die ich allerdings jetzt im einzelnen nicht erläutern möchte. Wir haben momentan ein anderes Thema auf dem Plan.


    Das eine Zwangsrekrutierung schief gehen kann, ist Fakt Dimicus.
    Den Fall hatten wir bereits, als ein ehemaliges Mitglied Namens Jozo versucht hat eine Kameradin zu verkaufen und danach zu töten.


    Dein Vorschlag zur völligen Umgestaltung der Geister lehne ich ab.
    Meine Begründung ist folgende.


    Zuerst sind die Geister einmal eine Familie. Und wenn wir ein Betreib sind, sind wir ein Familien-Betrieb. Auch hier steht das Wort Familie nicht grundlos vorne.


    Ferner gibt es uns seit einigen Jahrzehnten, was Du natürlich nicht wissen kannst Dimicus, aber auch in dieser Zeit ist es uns gelungen Mitglieder zu rekrutieren und im geheimen zu operieren. Wir haben Deckmäntel, wie Du sie nennst und wir haben tote Kontaktschaltungen, sollte eine Person die dort draußen für uns operiert auffliegen. Darum musst Du Dich nicht sorgen, diese Planung gehört in die Hände des Tribunals und nicht eines Welpen Dimicus.


    Das war auch nicht unser Kernproblem. Unser Kernproblem ist der tatsächliche Zusammenhalt dieser Familie. Wie kann dieser verbessert werden? Wie kann man erreichen, dass ein neues Familienmitglied nicht gleich in jedes Fettnäpfchen tritt?


    Ebenso gibt es Rekrutierungen über Empfehlungen, nach dem alten Motto "kennst Du wen?" - diese haben sich stets als die besten Rekrutierungen herausgestellt.


    Das war meine Frage.


    In Sachen Buchhaltung, Firmengründung, Finanzen benötige ich keinerlei Rat, dennoch vielen Dank. Ein ganzer Zweig meiner Verwandtschaft ist Banker, Pfandleiher, Kredithai und was weiß ich nicht noch alles.


    Wir sind auch keine großangelegte Organisation, diesen Anspruch hatten wir nie und werden wir auch nie haben Dimicus. Zudem beinhaltet Dein Vorschlag einen enormen Verwaltungsaufwand. Wie auch einen generellen Unterbringungsaufwand, würden wir mal die Familie bei Seite schieben.


    Das hieße wir haben die Buchführung für die Heilstube, für die Schmiede, für die Söldner und für die Geister. Eventuell noch für jene Söldner die im Übergangstatus zu den Geistern stehen. Das hat nichts mehr mit der Gilde gemeinsam, die wir heute sind.


    Das ist eine gut durchstrukturierte Söldner-Leiharbeits-Firma, aber das ist keine Familie.
    Und wie zu Anfang erläutert, möchten wir genau dies bleiben - eine Familie.


    Gut Dein Vorschlag war Deiner Unkenntnis dieser Umstände geschuldet, so etwas konntest Du nicht wissen, denn Du bist unser neustes Mitglied und stark übertrieben erst einige Stunden hier. Woher solltest Du es auch wissen?


    Wenn Deine Prämisse Deiner Zusage war, dass Du einer Firma beitrittst, in der Du Dich binnen kürzester Zeit nach oben arbeiten kannst - dann bist Du hier schlichtweg in der falschen Gilde.


    Solltest Du persönlich Interesse daran haben, eine neue Familie zu finden, mit der Du gemeinsam arbeitest - dann bist Du hier richtig", erklärte Dave freundlich wie sachlich.


    Der Magier lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schaute in die Runde.


    "Generell bin ich immer noch gegen die Zwangsrekrutierung eingestellt, allerdings wäre es vielleicht eine Option die Überprüfung der Bewerber völlig neu zu gestalten. Es stimmt, einige unserer fähigstens Leute wären dann nicht in dieser Gilde", schmunzelte Dave.


    "Letztendlich wärst Du selbst nicht hier Davy, ich habe Dich einfach behalten", grinste Pavo.
    "Ja... ja dass stimmt und damit hast Du mir das Leben gerettet. Oder besser gesagt ein Leben ermöglicht", gab Dave zu.


    "Man konnte Dich vorher nicht fragen Dave. Das gleiche galt für Urako, bevor man mit jemanden sprechen kann, muss dieser bei Sinnen sein, kurzum wach sein. Und dafür wart Ihr beide zu lange zu schwer verletzt. Du wesentlich schlimmer als er, niemand hätte Euch fragen können. Darum bin ich dafür, Hilfebedürftige trotzdem weiter aufzunehmen. Da mag auch mein Beruf aus mir sprechen, aber wir sollten niemanden abweisen. Hat er sich nach der Prüfung als nicht tauglich herausgestellt, oder sagt, dass er nicht bleiben möchte dann soll er gehen", schlug Pavo vor.


    "Gut behalten wir das im Hinterkopf, jeder macht sich noch einmal seine eigenen Gedanken dazu. Wir treffen uns in wenigen Minuten unten im Versammlungsraum. Danke für Euer Erscheinen", antwortete Dave freundlich.

  • Urako nahm die Hand wieder vor die Augen und hielt sie zu. Er konnte Dimicus` vor Selbstgefälligkeit triefende Körpersprache nicht ertragen. Da lümmelte der Kerl auch noch an Daves Schreibtisch rum wie eine Schreibtante. Fehlte nur noch das zu kurze Röckchen. Wahrscheinlich hatte Morasa Urako einen Fluch auf den Hals gehetzt. Er wartete einfach, bis es vorbei war und konzentrierte sich auf Gasmi und Flocke, die bei ihm saßen.


    Danach stand Urako auf und begab sich wie angewiesen als einer der ersten in den Versammlungsraum, um wieder zwischen Gasmi und Varmi sitzen zu können. Unterwegs drückte er Enzo und Distel kurz die Schulter.

  • Minaddar


    unterschrieb dort, wo Anwolf mit seinen Fingern hinzeigte und gab ihm die Feder zurück. Er hörte zu, was um ihn gesagt wurde. Jetzt war er schlauer und es war klar warum er keine Fragen stellen sollte. Der Lichtalb kam aus Obenza, der dreckigsten, verrufensten und gefährlichsten Stadt Naridiens. Er wusste was Leute für Geld taten.
    Ein Tiefling erklärte seinen Standpunkt. Er wollte dass die Gruppe wie eine familie aufgebaut blieb. Er erklärte seinen Standpunkt sehr nachdrücklich und Minaddar fühlte, dass ihm das Thema sehr nahe ging. Er war fest mit der Gruppe verbunden. Sie waren ihm nahe und drum ging es dem Tiefling so nahe.
    Ein Mensch wollte genau das Gegenteil, er wollte aus der Gruppe eine professionelle Gilde machen, wo es nicht um die Leute ging, sondern um den Gewinn. Er stand abseits mit einem gleichgültigen Gesicht. Seine Körperhaltung war abwehrend. Sogar als er mit dem Chef der Schreibstube sprach, verschränkte er während dem Gespräch die Arme vor der Brust. Dass hätte er sich mal mit dem höchsten Ordensbruder wagen sollen. Scheinbar wusste der Mensch gar nicht wie unhöflich er gerade war. Oder es war ihm gleichgültig, so wie es sein Gesicht zeigte. Bewusst zeigte er sich distanziert zur Familie, aber verkündete als erstes dass er bleiben wollte.
    Minaddar hatte im Tempel gelernt, dass eine Gemeinschaft besser zusammen arbeitete, als eine lose Gruppe. Zwar wollte er dort nicht bleiben, aber der Grund war ein anderer warum er wechselte.
    Der Lichtalb folgte den anderen in den Versammlungsraum. Da in der Schreibstube jeder gesprochen hatte, wollte er genauso etwas dazu sagen.


    "Hallo in die versammelte Runde, ich bin Minaddar und ich bin der neue Gehilfe von Pavo. Ob die Frage genauso an mich gerichtet war, weiss ich nicht. Meine Stelle bei Pavo in der Heilstube habe ich gerade erhalten und ich habe zugesagt. Als Pavo mir sagte, dass ich manche Dinge nicht hinterfragen soll, hab ich mir gedacht, dass wir gewissen Leuten helfen. Kriminellen oder so, die verletzt wurden. Ich arbeitete bis vor kurzen noch im Tempel und da war es üblich, keine Fragen zu stellen. Wir haben allen geholfen, die Hilfe brauchen.
    Ja und deshalb möchte ich auch gerne was zum Thema sagen. In einer Gemeinschaft arbeitet es sich besser als in einer losen Gruppe. Eine Gemeinschaft, wie eine Ordensgemeinschaft hält zusammen. Das ist mehr als ein Beruf. Ich war kein Mönch, Priester oder Ordensbruder, ich war nur Tempelhelfer. Und mein Weggang hat nichts mit den Leuten dort zu tun.
    Die Punkte die der Tiefling angesprochen hat klingen für mich gut. Ich kenne deinen Namen nicht. Wenn diese Gruppe eine Familie ist, dann kann die nicht zu einen Unternehmen verkommen. Denn dann werdet ihr alles verlieren, was ihr aufgebaut habt. Wenn es euch nur noch ums Geld gehen wird, dann werdet ihr keine Rücksicht mehr auf Kranke oder Schwache nehmen. Ihr werdet keine Hilfebedürftigen mehr aufnehmen, denn die kosten Geld. Und Geld wird in Firmen nicht verschleudert, sondern da haben die Specker die Daumen drauf. Eine Familie fragt nicht ob einer gesund oder krank ist, klug oder dumm, nützlich oder nutzlos. Er gehört dazu und er wird eine Aufgabe bekommen, die er trotzdem erledigen kann.
    Ich bin in Obenza aufgewachsen und meine Mutter lebte im untersten Dreck. Ich hatte keine Familie, wie ihr sie hier haben dürft. Dort bekommt man für ein Kanten Brot oder für Drogen und Schnaps ein Messer in den Hals gerammt. Dort herrscht das Recht des Stärkeren. Und das da unten, der ganze Saft der sich da absetzt, das ist keine Familie. Wollt ihr wirklich sowas werden? Wo der Taler mehr zählt als der Nebenmann? Wenn ihr doch eine Familie seid, dann muss das doch gar nicht gefragt werden. Bleibt eine und fühlt euch wohl.
    Probleme hat jede Gruppe mal, drum redet miteinander.
    Falls die Frage genauso an mich gerichtet ist, dann sage ich, ich bleibe. Ich möchte gerne Mitglied in eure Familie sein, aber ich möchte mein Handwerk ausüben. Ich kann zur Not jemand töten, ich habe schon getötet. Nicht weil ich das gewollt habe, sondern weil ich das musste. Aber ich hab mich hier beworben als Gehilfe für Pavo und das möchte ich gern machen. Wenn jemand verletzt oder krank ist, kann er zu mir kommen. Ich helfe ihm so gut ich kann."


    Minaddar überlegte was er in der Schreibstube gesehen hatte.


    "Dann noch etwas. Der Chef der Schreibstube hat gesagt, dass Kassenbuch liegt allein bei ihm. Der Mensch aber sagte, er kennt die Bücher nicht gut genug, um daraus das Vorgehen der Geister abschätzen zu können. Ist das nicht eigentlich so, dass der die Bücher überhaupt nicht kennt? Oder ist der vom Fiskus?
    Dann möchte ich von dem Mensch gerne wissen, wieso er sich so gleichgültig gibt. Eine Familie ist was schönes und es ist ein ernstes Thema. Aber er schaut als geht ihn das alles nichts an. Er verschränkt die Arme vor seinem Chef, dass sollte ich mich mal im Tempel bei unserem Chef trauen. Er zeigt offen, dass er an der Familie kein Interesse hat. Trotzdem sagt er als erster, er will bleiben. Wieso will er in eine Familie bleiben die ihn nicht interessiert?
    Da stimmt doch was nicht. Dass will ich gerne wissen.
    Wieso will er bleiben, wenn ihn die Familie nicht interessiert? Und wenn er nicht mal genug Respekt vor dem Chef hat um nicht an der Wand rumzulümmeln oder die Hände ordentlich zu halten? Was will er hier? Gehört er zu eine anderen Gilde? Gehört er als verdeckter Ermittler zum Fiskus oder haben wir aus einen anderen Grund aufzupassen, dass er einen nicht im Rücken steht? Sein Verhalten widerspricht sich und das macht mir Sorgen. Ich komme aus seinen Arbeitsbereich wo sich Leute mit Bruder und Schwester anreden. Sicher ist da nicht alles super, sonst würde ich ja da bleiben, aber so ein seltsames Verhalten hab ich noch nicht gesehen. Wäre gut, wenn er das mal vor uns allen hier aufklären würde. Das sind meine Fragen."

  • Marcella


    schwirrte der Kopf. Darüber schwatzten nur Leute, die keine Ahnung von Familien hatten. Vorsorglich zog Marcella das Kassenbuch weg und legte es in den Tresor. Sie warf die Tür mit einem Scheppern zu, dass jeder bescheid wusste.
    Der Meister würde ihr dankbar sein.
    Heute war wirklich kein guter Tag. Alles ging drunter und drüber. Urako verteidigte die Familie mit seinen weissen Krallen und der neue schaute total gelangweilt. Solche Leute kannte Marcella, sie versteckten hinter ihre Langeweile und ihr Desinteresse, dass sie nichts konnten. Auf dem Markt waren dass die ganz faulen Verkäufer. Die es nicht nötig hatten zu rufen, die Kunden kamen auch so. Das waren dann die, die fast alles wieder mit nach Hause schleppen mussten, und kein einziges Federvieh verkauft hatten.
    Wie Wolfi ihr einmal gesagt hatte, alles was einer gut konnte, sah leicht aus. Wenn sich einer einen abbrechen musste, dann konnte er es nicht. Er strengte sich an, weil er kein Wissen davon hatte. Marcella nahm den Schuldschein und legte ihn in Wolfis Kasse und knallte sie zu. Damit jeder wusste, dass sie die Finger davon lassen mussten.


    "Meister, Wolfi, Varmi, Urako und alle anderen ich bleibe. Ich würde euch niemals verlassen, denn ihr seid meine zweite Familie. Wir haben schon so viel miteinander durchgestanden. Ihr habt mich aufgenommen, mir Kleidung und Möbel geschenkt, ihr habt mir sogar eine Reitziege und einen Hund geschenkt. Und wenn ihr mir gar nichts geschenkt hättet, ich hab euch lieb und ich halte immer zu euch wie ihr zu mir. So wie ich zu euch gehalten habe, als der abscheuliche Geist euch bedrohte, so werde ich immer zu euch halten. Dein Vater hat mich beschützt Wolfi, du hast mich beschützt und Dave genauso. Ihr habt gesagt ich gehöre zu eure Familie und ihr seid meine. Ich bleibe, darauf könnt ihr euch verlassen."


    Marcella nahm Wolfis Hand und drückte sie.

  • Anscheinend musste Dimicus erneut genauestens abwägen, ob er wirklich in dieser „Familie“ bleiben wollte oder nicht. Letzten Endes verhielten sie sich im genauen Gegensatz zu dem, wovon sie sprachen. Er sollte ein neuer Teil der Familie sein? Doch stattdessen wurde über sein Gesagtes nicht ansatzweise nachgedacht, noch wurde es verstanden. Im Gegenteil. Er wurde gedemütigt und bevormundet, wurde auf Kleinigkeiten hingewiesen, die für den Sachverhalt keinerlei Belang hatten. Sie nahmen ihn nicht ernst und wieso sollte er dann ihnen entsprechenden Respekt entgegenbringen?


    „Wie Ihr wünscht, Davard von Hohenfelde“, erwiderte Dimicus höflich auf die Worte des Geistmagiers, wobei er eine höfliche Verneigung vor der gesamten Gruppe vollführte. Zumindest das konnte er ihnen entgegenbringen, auch wenn er es am liebsten nicht getan und sie wie jeden anderen auf der Straße behandelt hätte. Doch dies stand nicht zur Debatte, im Gegenteil. Jetzt hatte er keinerlei Möglichkeit einen Streit anzufangen, der mit Sicherheit für ihn tödlich enden würde. Diese Grollen in seinem Bauch drückte mehr als genug aus, was er in diesem Moment hätte tun wollen. Doch spätestens nach zwei Toten durch seine Wurfmesser wäre er übermannt und abgeschlachtet wurden. Das wäre es nicht wert. Also schluckte Dimicus seine Wut herunter und blieb höflich.


    Ehe Dimicus jedoch ging, blickte er allem voran Davard an. Mit ruhigen und höflichen Ton fügte er schließlich noch an: „Mit Verlaub, aber ich werde auf die Versammlung verzichten. Zu Eurer Kenntnis werde ich in die Stadt gehen und sie auf eigene Faust erkunden. Wenn Ihr mich ausfindig machen möchtet – Ihr seid im Besitz meines Blutes. Ich empfehle mich.“ Eine erneute Verbeugung fand seitens Dimicus statt, ehe er aus der Tür hinaus ging und keinerlei Anstalten machte, in die Richtung des Versammlungsraumes zu gehen. Stattdessen nahm er seine restlichen Sachen und verließ ohne Umschweife das Gelände der Geister. Sein Ziel sollte die Stadt sein.


    Kaum dort angekommen, erwartete ihn eine Großstadt, wie sie mit Drakenstein vergleichbar war. Reges Treiben in den Straßen, Händler die ihre Waren an jeder Ecke feilboten und die übliche Teilung von Arm und Reich. Bettler, Arbeiter und Leibeigene wandelten durch die Straßen, nur wenige Adlige oder Reiche waren zu sehen, zumeist mit bewaffneten Eskorten. Zu schade. Dann musste Dimicus mit den Mittelständlern Vorlieb nehmen, die keine Eskorte besaßen.


    Ohne Umschweife erleichterte er ein paar Kaufmännern des mittleren Standes um ihre Geldsäckel und schob sich das Geld selbst zu, nachdem er es dummerweise versoffen hatte. Das Dimicus einmal so tief fallen würde – damit hätte er nie gerechnet. Doch die Zeiten waren grausam. Zuerst verlor er seine Liebste, dann seine Arbeit und schließlich seine Seele an diese Gilde. Soweit wollte er es nicht kommen lassen. Entweder nahm man ihn ernst oder er musste gehen. Letzteres würde nur mit Vorkehrungen möglich sein.


    Mit dem beschafften Geld setzte sich Dimicus vorerst in eine Taverne, orderte Speis' und Trank, woraufhin er sich zu stärken begann. Er musste seine Wege gänzlich neu planen und vorsichtig bleiben. Das Blut, welches die Geister von ihm hatten, machte ihn verwundbar. Zu jeder Zeit, an jedem Ort. Was war nur aus ihm geworden? Für einen kurzen Moment atmete er tief durch, schloss die Augen und hatte schließlich nur einen Gedanken im Kopf: Sein Genie musste wiederauferstehen.

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  • Dave schaute Dimicus mit einer Maske aus eisiger Kälte hinterher.


    "Urako und Gasmi nehmt sofort die Verfolgung von dem Neuzugang auf. Zurückbringen, lebendig.
    Jede Respepktlosigkeit hat seine Grenzen. Der Rosendämon hat sich damit gegen seine Familie entschieden.
    Kein Geist wendet sich gegen seine Familie. Bringt ihn zurück, ruhig bewusstlos und führt ihn mir vor. Zweiter Keller, Ausleseraum. Ich verlasse mich auf Euch beide",
    befahl Dave sachlich.


    Der Magier drückte beiden kurz und verschloss hinter sich die Schreibstube. Er gab Tsounai und Seddik ein Zeichen ihm zu folgen. Gemeinsam gingen die drei in den zweiten Keller. Tsounai wie auch Seddik bereiteten alles vor, während Dave sich mit einigen Süßigkeiten vollstopfte.


    Zucker war Nervennahrung und jene benötigte Dave meist in Unmengen, sobald er seine mentalen Fähigkeiten voll ausnutzte. Allerdings verbrauchte er auch einen Großteil davon, wenn nicht sogar einen weiten Teil darüber hinaus. Also musste er seinen Vorrat an Nervennahrung auffüllen. Nachdem Dave dies hinter sich gebracht hatte, setzte er sich bequem in den großen Ohrensessel und wartete auf Urako und Gasmi.


    Sobald die beiden Dimicus zurückgebracht hätten, würde Dave das Gedächtnis des Rosendämons löschen und ihn dort aussetzen lassen, wo man ihn aufgelesen hatte. Damit wäre das Kapitel des Rosendämons dann geschlossen.

  • Urako sprang aus seinem gemütlichen Platz vom Sofa auf. Er nahm Gasmi an Ort und Stelle Huckepack und eilte mit ihm im Laufschritt durch die Flure des Geisterhauses. Der Tiefling trug noch alles bei sich, was er für die Verfolgung der Zentauren benötigt hatte: die Armbrust mit den in Betäubungsmittel getunkten Bolzen, das Gegengift und zwei Seile.


    »Brauchst du noch was, Gas?«, fragte er keuchend, während er aus dem Versammlungsraum eilte. In diesem Fall würde er rasch noch mit ihm einen Abstecher machen, um die benötigten Utensilien zu holen.


    Nachdem beide so weit waren, schwang Urako sich mit Gasmi auf dem Rücken in die Lüfte. Es dauerte eine Weile, ehe sie Dimicus aus der Luft heraus erspäht hatten. Der Mann spazierte scheinbar gemütlich über den Markt, in Wahrheit versorgte er sich durch Beutelschneiderei mit dem Hab und Gut anderer Leute. Der Scharfrichter in Urako urteilte, dass ihm dafür die rechte Hand abgehackt gehörte. Aber das stand momentan nicht zur Debatte. Er kreiste mit Gasmi, um einen günstigen Moment abzuwarten. Er flog so, dass sie den Rosendämon gerade noch sehen konnten und versuchte, sich bestmöglich außerhalb von dessen Blickfeld zu halten, ohne ihn selbst aus den Augen zu verlieren. Wann immer möglich, rastete er während der Observierung auf einem Gebäude, um Energie zu sparen, denn das Fliegen mit einem Passagier auf dem Rücken war für Urako sehr anstrengend.


    Dimicus bewegte sich leider stets im Umfeld von zahlreichen Beobachtern. Irgendwann kehrte er in eine Taverne ein. Urako prüfte kurz, ob es eine Hintertür gab, was nicht der Fall war. Er postierte sich so, dass sie alle Fenster und die Tür im Blick hatten.


    »Was jetzt, Gas? Reingehen und bitten, mitzukommen? Reingehen, und ihm dezent `nen Bolzen in den Oberschenkel jagen? Oder hier draußen warten, bis er wieder rauskommt? Ich glaub, Morasa hat mich verflucht. Das ist doch kein Zufall, dass kurz nachdem wir den los sind, gleich erneut so einer aufkreuzt. Sogar im Doppelpack! Wobei der andere bisher nicht negativ aufgefallen ist, aber ich hatte auch noch keine Zeit, den auf Herz und Nieren zu prüfen. Das mach ich, wenn wir wieder daheim sind. Mann, wo nimmt Dave die Spacken immer her!«

  • Kaum das Dave den Befehl ausgesprochen hatte, war Urako auch schon auf den Beinen und schulterte ihn Huckepack. Auf die Frage ob er noch etwas benötigte, schüttelte Gasmi den Kopf. Zeitgleich fiel ihm ein, dass Urako das nicht sah.


    "Nein Puschel, ich benötigte nichts. Ich habe immer alles dabei was ich benötige, mein Greifschwanz ist angewachsen. Flieg, wir müssen ihn schnell zurückbringen", antwortete Gasmi grinsend seinem Mann.


    Der kleine Düsterling klammerte sich an Urako felsenfest. Erstens damit er besser fliegen konnte und zweitens, weil es ihm Spaß machte und er die Nähe von Urako genoss. Urako verfolgte fachmännisch den Rosendämon. Er flog außerhalb dessen Sichtbereich und landete stets auf den Dächern zwischen. Auch wenn ihr Auftrag sehr ernster Natur war, Gasmi genoss es, gemeinsam mit Urako einen Auftrag zu teilen. Den Flug genoss er sowieso.


    Schließlich nach einer kleinen Diebestour, die gar nicht so ganz dem hochtrabenden Verhalten von Dimicus entsprach, sondern ehr der eines kleinen Beutelschneiders, ließ er sich dazu herab in eine bürgerliche Taverne einzukehren. Gasmi kicherte lautlos.


    Gemeinsam bezog er mit Urako vor der Tür Stellung. Kein Hinterausgang, nur eine einzige Tür, zuzüglich der Fenster. Sehr gut. Gasmi lockerte seine Muskeln, öffnete und schloss seinen Greifschwanz und küsste Urako felsenfest auf den Mund.

    "Die Knalltüte geht auf Haleys Konto Puschel und ich glaube unser Davy hat fürs erste die Schnauze getrichen voll, von besonderen Neuzugängen. Der Alb war umgänglich, ich hoffe das bleibt so. Er wird glaube ich nur in der Heilstube rumhängen. Beschnupper ihn, ohne Morasa vor Augen zu haben.


    Wir gehen rein! Hat der Kerl nicht schon genug gelabert Puschel? Wir zeigen dem Dämon aus welchen Holz wir geschnitzt sind! Du sicherst direkt den Ausgang hinter mir Puschel, auf gehts", zischte der kleine Düsterling so vehement, dass man ihm eindeutig seine dämonische Herkunft ansah.


    Gasmi riss die Tür auf und sprintete auf allen vieren in den Raum hinein. Boden, Decke, Seitenwände nutzend als wäre es das normalste von der Welt, schraubte er sich so in die Taverne hinein und bahnte sich seinem Weg zu dem Verräter.


    „Scheiße“, fluchte gerade noch einer der Säufer an der Tür und sprang auf, während der kleine Düsterling zeitgleich in der Luft einen Salto vollführte und mit einem Donnern auf dem Tisch von Dimicus aufsetzte.


    Gasmi bezog Kampfhaltung wie ein Panther. Dimicus erschrak, wollte eines seine Wurfmesser ziehen und zeitgleich aufstehen, da war der Düsterling auch schon über ihm. Mit einem gekonnten Tritt, wurde Dimicus das Messer aus der Hand getreten. Eine minimale Seitwärtsdrehung und ein gleichzeitiges fallenlassen in die Hocke, schon wurde der Rosendämon wurde von einem echten Dämon ergriffen.


    Binnen Sekunden schlang sich der Greifschwanz des Düsterlings um seinen Hals. Eine mehr als effektive Waffe. Ein kurzer Ruck, ein entsprechender Griff und sofort spürte Dimicus einen kreischenden Schmerz, der von seinem Lendenwirbelbereich ausging und seinen gesamten Körper durchschüttelte. Eine Nerven waren paralysiert.


    Ohne den Griff seines Greifschwanzes zu lockern, hämmerte Gasmi dem Rosendämon aus der gleichen Bewegung heraus synchron die Daumen mit Wucht hinter die Ohren.


    Schlagartig wurde es für Dimicus dunkel.


    Die Hände wurden gepackt, auf den Rücken verdreht und mit Fetzen von Gasmis Lendenschurz gefesselt, die sich schmerzhaft in sein Fleisch fraßen. Ein Knebel aus dem gleichen Material wurde ihm in den Rachen gestopft und dort mit einem Fetzen Stoff rund um seinen Kopf gesichert, ebenso wurden ihm die Augen verbunden. Das nicht mehr viel von seinem Lendenschurz übrig war, interessierte Gasmi nicht. Mit dem Rest fesselte er Dimicus die Füße, nachdem er diesem die Schuhe ausgezogen hatte.


    Den Fetzen opferte er gerne für seine Familie.


    Gasmi durchsuchte Dimicus auf Wertsachen und brachte das erbeutete Geld, sowie die weiteren Habseligkeiten an sich. Damit sprang er kurz auf die Theke, hämmerte einen der Geldbeutel geräuschvoll darauf und schaute dem Wirt ernst in die Augen.


    "Für Deine Schulden, die er hier noch offen hat.
    Er schuldet meinem Herrn eine Menge Taler, dieser Mann hier!
    Wettschulden! Ehrenschulden!
    Wenn er gewann, hat er schön kassiert. Wenn er verlor, hat er sich was geliehen.
    Als nichts mehr kam, hat er gejammert. Wenn dieser jedem Jammerlappen mit rührseliger Geschichte die Schulden erlassen würde, wäre er bald pleite. Das verstehst Du doch, nicht wahr? Kein unnötiges Wort",
    befahl Gasmi mehr als eindringlich.


    Der Wirt war nicht nur ein guter Geschäftsmann, er war auch ein kluger Mann. Er wusste wann er lieber den Mund hielt und einfach sein Geld einsteckte. Zumal was scherte ihn dieser Gast, den er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte? Gasmi nickte knapp, hakte Dimicus unter und schliff ihn nach draußen zu Urako.


    "Hier ist er, Abflug Puschel. Händige ihm Dave aus. Sag ihm, dass Du ihn fertig gemacht hast, dass wir ihn sehr stolz auf Dich machen. Ich habe solange die Tür gesichert und ganz erstaunt zugesehen", bat der kleine Düsterling. Liebevoll strich er einmal über Urakos Haare.


    "Schnell jetzt", grinste Gas.

  • Urako lieferte Dimicus fachmännisch bei Dave ab. Der Magier vertrödelte keine Minuten und löschte die Erinnerungen von Dimicus. Dazu musste der Mann dass Bewusstsein nicht wiedererlangen. Nachdem diese Aufgabe erledigt war, entledigten sich die Geister des Mannes. Er wachte in Syriel in einem Gebüsch mit einem Kater auf. Ein Saufgelage waren seine letzten verschwommenen Erinnerungen.


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    Für Urako & Minaddar etc. geht es weiter in:
    Link:
    http://asamura.de/viewtopic.php?f=55&t=1247