Buch 1 Hohenfelde -- Kaptitel 05 - Das verborgene Tal

  • Archibald musterte den Neuzugang, der sich zu ihnen gesellt hatte. Während Marlo erzählte, schmunzelte ihn Archi an. Er kannte tatsächlich den Vater von Marlo, ebenso wusste er, dass dieser noch zwei Brüder hatte. Das Marlo keine Lust hatte, sich allein in dem Tal herumzutreiben, konnte Arch verstehen.


    "Nun ich war nicht der Schwertmeister von Dunwin von Hohenfelde, sondern ich bin es immer noch. Oder wieder, wie man es nimmt. Mein Schwur sehe ich nicht als beendet an, nur weil er gestorben ist. Letztendlich ist er zu uns zurückgekehrt, auf welchen obskuren Wegen auch immer. Selbst seine Veränderung, ändert nichts daran dass ich ihm Loyalität und Treue schwor. Also ja, ich bin Dunwins Schwertmeister. Im Moment denke ich benötigt er mich mehr denn je, denn allein ein Schwert zu halten, dürfte für ihn schon problematisch werden", grinste Archibald, was auch Jesper und Holzi grinsen ließ.


    "Deinen Vater Alrik von Falkenberg kannte ich, ein guter Mann mit ebenso guter Kampftechnik. Dass Du seinen Posten übernommen hast, habe ich nur am Rande mitbekommen. Du hast doch noch zwei Brüder, soweit ich weiß. Aus welchem Grund hat Dein Vater seinen Beruf aufgegeben? Gesundheitliche Gründe, oder hatte er die Schnauze voll? Manchmal trifft schlichtweg beides zu. Der Beruf verlangt einem körperlich und seelisch einiges ab und nicht immer ist man mit den Entscheidungen seines Herrn einverstanden. Aber man hat die Entscheidung nicht in Frage zu stellen, sondern umzusetzen.


    Ich persönlich hatte das Glück dass ich mit Dunwin auf einer Wellenlänge lag. Es gab in meinem Leben keine Person die mich mit all meinen Macken derart geliebt hat. Es gab und gibt einige die mich trotz meiner Macken mögen und lieben, aber nur einen der mich genau dafür liebte. Und ich denke ich kann behaupten, den anderen aus unserem Stab ging es genauso. Sonst wäre keiner dermaßen lange in Dunwins Dienst geblieben oder wäre ihm heute noch treu ergeben. Richtig, alles Leute aus unserem alten Stab.


    Jesper van Verling, zweiter Mann im Stab, ebenfalls einmal Schwertmeister gewesen.
    Undorich Holzapfel, siebter Mann im Stab, damals Kämpfer des Stabs und
    Damir el Akir, zwölfter Mann im Stab, damals ebenfalls Kämpfer des Stabes.


    Das Du hier nicht gerne alleine rumhängst, ist verständlich, Du kannst Dich uns gerne anschließen. Da Du eh im "Team Brandur" bist, spricht doch nichts dagegen in die Elite des Teams aufzusteigen unter meiner Leitung. Unsere Treue gilt nach wie vor Dunwin, aber ebenso Linhard. Der Junge soll seine Nachfolge antreten und wir werden ihm dabei helfen die richtige Einstellung dazu zu erhalten. Die richtige Einstellung zu einer Sache ist genauso wichtig, wie die eigenen Fähigkeiten", erklärte Arch kichernd.


    "Dein Mann war vorhin noch bei Kasimir, als ich gemeinsam mit Jesper die Vorratshöhle verlassen habe. Es ging um irgendwelche Verwandten von wem auch immer. So genau habe ich nicht zugehört, da es mich auch nichts anging. Allerdings ist Kasimir vor einigen Momenten zurückgekehrt und hat damit begonnen den Knochendrachen zu entladen. Also müsste Dein Mann hier auch jeden Augenblick wieder auftauchen. Es sei denn es ging um seine Verwandten und dort gibt es etwas zu klären. Ich vermute aber, Dein Mann ist gleich wieder hier", antwortete Arch.


    Archibald verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Marlo gut gelaunt.


    "Eine Herausforderung? Das gefällt mir, ich bin dabei. Und ob ich Lust auf einen Kampf habe, messen wir unsere Fähigkeiten. Ich bin neugierig was Du drauf hast Falkenberg Junior. Wie weit kämpfen wir? Die Wahl überlasse ich Dir Marlo. Bis zum Schmiss, also bis zum ersten Blut oder einen reinen Übungskampf mit umwickelten Waffen?", hakte Archi mit Haifischgrinsen nach.

  • Da Kasimir sich auf den Weg machte um seiner Arbeit nachzukommen, ging Wolfram ebenfalls wieder zurück Richtung Haus. Er hatte vor später noch einmal in aller Ruhe zu versuchen, den Meister von Kasimir zu erreichen. Auf seinem Weg entdeckte er, dass weitere Gäste eingetroffen waren.


    Ein Rakshaner und ein weiterer Almane standen bei Archibald und Jesper und alle unterhielten sich scheinbar angeregt und gut gelaunt mit Marlo. Beide machten einen sympatischen, freundlichen und kampferfahrenen Eindruck. Wolfram gesellte sich dazu und legte Marlo einen Arm um die Hüfte.


    "Hier bin ich wieder Marlo, ich hoffe ich habe Dich nicht zu lange warten lassen. Falls doch, dass war keine Absicht. Kasimir und ich hatten etwas Wichtiges zu besprechen. Ich hatte ihm vor einiger Zeit versprochen mich darum zu kümmern und ich werde nachher nochmal versuchen, ob ich das hinbekomme. Hat Euch Margot etwas zu Essen gemacht?", fragte Wolfram und strich Marlo über den Rücken.


    "Wer sind Deine beiden Begleiter Archibald?", hakte Wolfram nach.
    "Das sind Undorich Holzapfel und Damir el Akir, beides Stabler aus Dunwins Stab zudem alte und sehr enge Freunde von Jesper und mir. Mehr als Freunde", schmunzelte Arch aufrichtig.
    "Familie sozusagen, aber besser erläutert als Wahlfamilie. Die beiden werden uns unterstützen und vielleicht haben wir sogar Glück und es schließen sich noch ein paar weitere alte Hasen unserer Gruppe an", warf Jesper ein.


    "Nun dann heiße ich Euch herzlich willkommen in meinem Haus. Wie sage ich sonst immer so schön, fühlt Euch wie Zuhause, nur benehmt Euch nicht so. Wo wir schon mal dabei sind, was immer Kasimir dort schleppt, ich bin der Meinung wir sollten ihm zur Hand gehen. Dass kann er unmöglich ganz alleine aus dem Wyveren wuchten. Lasst uns mit anpacken", bat Wolfram.


    Der Kampfmagier ging vor in Richtung des knöchernen Drachen und zog Marlo einfach mit sich.
    "Ich habe Dich vermisst Marlo, schön wieder bei Dir zu sein. Vielleicht sollten wir morgen früh nochmal nach den Tannen schauen", flüsterte ihm Wolfram ins Ohr.

  • Marlo


    gab Damir und Undorich zur Begrüssung die Hand. Er freute sich über die beiden Neuen.


    "Mein Vater hat seinen Job aufgegeben, weil seine Knochen nicht mehr mitgemacht haben Archibald. Er hatte einige Verletzungen einstecken müssen, die ihn später dazu gezwungen haben. Er konnte seinen Job nicht mehr ausüben und so hab ich das übernommen. Wobei ich mich da im Grunde wieder rausgezogen hab. Ich hab keinen Bock mehr für andere den Arsch hinzuhalten, nur weil die zu faul und zu träge sind, ihre eigenen Kämpfe zu kämpfen. Und ich hab keinen Nerv mehr drauf gehabt, mein Leben lang eine Person zu spielen die ich nicht bin. Nur damit ich Leute gerecht werde, die ich nicht interessiere und dir mir am Arsch vorbeigehen. Drum bin ich hier bei Wolfram. Er gehört zwar der Familie der Wigbergs an, aber er ist trotzdem keiner von ihnen.
    Auf der Hochzeit von Dave kam es zu Zoff und was für welchen. Das ist total ausgeartet und nun sind wir zwei Lager. Das Lager von Ansgar und das Lager von Brandur. Wolf wollte eigentlich neutral bleiben wie immer. Aber ich hab ihm gesagt, wenn er Brandur Unterschlupf gewährt, hat er sich für eine Seite entschieden. Die anderen werden ihn nicht mehr neutral sehen. Also ist klar auf welche Seite wir stehen. Meine Treue gehört Wolfram und bei eurer Sache halte ich zu euch. Aber ich bin nicht mehr der Schwertmeister von der Familie. Mein Schwert gehört nur noch Wolf. Ich werde hier bei ihm bleiben, egal wie das ausgeht. Ich wünsche Brandur dass er siegt, trotzdem werde ich danach hierbleiben. Oder hierhin zurückkehren, wenn alles gut läuft.
    Mit abgebundene Waffen kämpfen Archibald? Das ist wie Schokolade mit Papier essen. Wenn schon kämpfen wir für einen Schmiss. Also erstes Blut, nicht tödlicher Übungskampf. Wer verliert, trägt das Zeichen des Siegers."


    Gerade als es spannend wurde, kehrte Wolf zurück. Marlo war super glücklich und etwas enttäuscht zu gleich. Er wollte sehr gerne mit Archibald kämpfen, aber seinen Mann wieder an seine Seite zu haben, war noch besser. Wolf begrüsste ihn sogar freundlich. Er legte ihn ein Arm um die Hüfte und streichelte seinen Rücken. Marlo schaute Wolf von der Seite an.
    Wolfram musste direkt wieder losschwatzen und wissen, wer die Neuen waren. Das hätte Marlo ihm genauso gesagt, aber Wolf war ein neugieriger Vogel. Dann sollten sie noch Kasimir beim schleppen helfen. Das fand Marlo nicht witzig, aber was sollte er vor allen sagen? Nein ich mach das nicht? Das ging schlecht. Er wollte gerade antworten, da zog ihn Wolfram einfach mit sich mit. Das machte der ständig. Marlo starrte Wolfram dafür an, aber Wolf schien das nicht zu bemerken. Das war auch besser. Denn danach sagte Wolf wie sehr er ihn vermisst hatte und dass er am morgen mit ihn in die Tannen gehen wollte. Marlo wäre am liebsten direkt gegangen. Er hätte nie gedacht, dass ihn das Wort Tanne einmal so anheizen würde.


    "Ich hab dich wie verrückt vermisst und du hast mich sehr lange warten lassen. Vor dem Haus hab ich gewartet. Dort wollte ich warten bis du zurückkommst. Aber das bist du nicht. Dann hab ich ein bisschen mit Archibald und Jesper und den neuen geschwatzt. Wir gehen jederzeit in die Tannen, wann immer du willst Wölfchen. Wir können nachher genauso in deinem Bett spielen."

  • Wolfram drückte Marlos Hand fester und grinste ihn kurz an.


    "Ist es unverschämt nachher im Bett spielen zu wollen und morgen früh zu den Tannen gehen zu wollen? Ich weiß, ich verhalte mich gerade unmöglich, aber ich habe Dich auch ziemlich vermisst und ich möchte es wieder gut machen. Nicht völlig uneigennützig, aber ich glaube das kannst Du Dir denken.


    Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals so empfinde könnte Marlo. Für Dich und überhaupt was das Körperliche anbelangt", erklärte Wolfram leise und küsste Marlo.


    Einen Moment später standen sie vor dem Wyvern.


    "Falls Du nicht mit anpacken möchtest, musst Du das nicht. Du ziehst ein Gesicht dass alles sagt. Du könntest im Haus auf mich warten. Du hast mir eine Rasur versprochen Marlo, die hätte ich gerne. Oder Du gehst rein und lässt Dir Margot etwas zu essen geben. Kurz bevor ich zu Kasimir rüber gegangen bin, hatte ich Margot extra gebeten, dass sie Euch mit Broten und mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Das Essen müsste schon fertig sein. Du kannst es Dir also aussuchen, ob Du mit anpackst. Mich würde es sehr freuen, wenn Du mithilfst Schatz.


    Nur als Entscheidungshilfe, ich packe mit an. Ich würde es als unfair empfinden, Kasimir alles alleine schleppen zu lassen. Er ist zwar Brandurs Leibdiener, aber das ist echt etwas viel zu malochen. Und je schneller ich fertig bin, je schneller habe ich wieder Zeit für Dich", sagte Wolfram mit einem Zwinkern und verkniff sich ein breites Grinsen.

  • Marlo

    verkniff sich Wolfram anzuglotzen. Er hatte Schatz gesagt. Marlo drückte die Hand von Wolf fest zurück.

    "Das ist nicht unverschämt, das ist heiss. Wir spielen nachher, wir gehen morgen in die Tannen und du bekommst deine Rasur. Lust hab ich nicht die Säcke zu schleppen. Ich mach das trotzdem, für dich. Weil du mich so liebevoll erpresst Wölfchen. Wie soll ich da noch nein sagen?
    Das es dir so gut gefallen würde, hab ich nicht geahnt. Freut mich aber für uns. Was ist überhaupt in den Säcken drin? Weisst du das? Wobei scheissegal, wenn wir nachfragen schwatzt uns noch einer mit Einzelheiten zu. In der Zeit könnten wir schon Tannen angucken.
    Wer die neuen sind, hätte ich dir genauso gesagt. Mit Archibald werde ich in einen Übungskampf die Klingen kreuzen. Wir kämpfen bis zum ersten Blut. Damit du weisst was los ist und nicht denkst wir gehen uns an die Gurgel. Er kennt meinen Vater noch, dass hat mir gefallen. Wenn du nicht da bist, werde ich mit ihm und seiner Truppe abhängen. Bei den anderen fühle ich mich nutzlos ohne dich. Na dann auf, schleppen wir Kasimirs Zeug."

    Marlo schnappte sich einen Sack und schleppte ihn ins Haus. Das Zeug in den Säcken war hart und sperrig. Es fühle sich an wie Stöcke. Marlo verdrehte die Augen. Wenn er hier Reisig schleppte, wollte er nicht wissen, was in den Säcken war. Der ganze Garten lag voll Reisigmist, den hätte er hier sammeln können zum Kamin anzünden. Er stellte den Sack in den Flur und holte den nächsten. Als Wolf an ihm vorbei ging, gab er ihm einen Klaps auf den Hintern.

  • Brandur runzelte die Stirn, als Linhard Dunwins Idee guthieß.


    "Mit Dunwins Vorschlag, dass Archibald dein Lehrmeister und Leibwächter werden könnte, bin ich keineswegs einverstanden. Du hast gesehen, was er unter der Oberfläche ist. Sein Einfluss auf dich wäre zu groß und ich will nicht, dass du zu jemandem wirst, vor dem seine eigenen Kinder sich fürchten müssen, denn sie sind die Zukunft unserer Familie. Es gibt andere fähige und loyale Leute. Es reicht, wenn Archibald dich regelmäßig unterrichtet, während ein anderer sich um deine Sicherheit kümmert und ein Auge auf deine Ausbildung hat. Einen solchen vertrauenswürdigen und fähigen Mentor müsste man freilich noch finden. Archibald jedenfalls wird es nicht werden, so lange ich noch irgendetwas zu melden habe.


    Was die Verbindung mit seiner Tochter anbelangt, liegt das Vetorecht wie gehabt bei dir. Was nicht heißt, dass ich mir selbst nicht ebenfalls ein Vetorecht zugestehe, wenn ich mit deiner Wahl unzufrieden bin. Ich persönlich dachte an eine Verbindung in Form eines gemeinsamen Kindes, doch ohne eine Hochzeit. Archibald hat trotz aller charakterlicher Schwächen zweifelsohne hervorragende Anlagen. Das Blut der von Hohenfeldes mit jenem der von Dornburgs aufzufrischen, wäre eine Überlegung wert. Unsere Familie ist bereits von Inzucht gezeichnet, noch nicht fatal, doch bereits spürbar - der Grund, warum ich nach außen heiratete. Und meine Kinder waren allesamt gesund. Eine Hochzeit mit seiner Tochter jedoch fände ich nicht erstrebenswert, da sie zu wenige Vorteile bringen würde. Man sollte das Maximum an Möglichkeiten ausreizen, welches machbar ist, ohne das Maß des Erträglichen zu überschreiten.


    Sprich: Mein Vorschlag wäre, die Zeugung eines gemeinsamen Kindes mit Archibalds Tochter und die Heirat mit einer völlig anderen Frau, welche die Familie voran bringt und dir nicht völlig unsympathisch ist. Trotz der Planmäßigkeit meiner Hochzeit war ich mit meiner Wahl stets zufrieden, ich hatte ja meine Geliebte trotzdem im selben Haus und Magdalena war eine angenehme und liebevolle Frau. Mich plagt ein wenig das schlechte Gewissen, dass ich ihre Liebe all die Jahre über nicht erwidern konnte, doch was will man machen - ich konnte mein Herz nicht entzwei teilen, wie es andere vermögen.


    Was meinst du zu meinen Überlegungen, Linhard?"

  • Nach der Begrüßung standen die wiedervereinigten Freunde eine Weile beieinander und quatschten. Ein anderer Mann gesellte sich zu ihnen, der sich als Marlo vorstellte und sich mit Archibald messen wollte. Tatsächlich machte er den Eindruck, als wäre ein spannender Kampf zu erwarten. Archibald stellte sie alle stellvertretend vor.


    „Grüß dich, Marlo“, sagte Damir freundlich, als er vorgestellt wurde. Er war Fremden gegenüber weniger reserviert als die meisten anderen Menschen, was man jedoch nicht mit Vertrauensseligkeit verwechseln durfte. Er hielt nur nichts von dem unterkühlten Gehabe, das er in Dunwins Familie hatte beobachtet.


    Auch der Hausherr kam nun, um sie in Empfang zu nehmen. Da Damir Brandur eine großspurige Verbeugung hatte zukommen lassen, überlegte er, ob er das bei Wolfram auch so handhaben sollte. Brandur war mit Dunwin von Hohenfelde verwandt und mit diesem auf einer Stufe. Aber Wolfram? Scheinbar ordnete er sich Brandur unter. Damir hatte keine Ahnung, was angemessen wäre. Also grüßte er Wolfram so normal und freundlich wie jeden anderen. Er wollte nicht kriecherisch wirken.


    „Diesem Kasimir brauch braucht ihr nicht zu helfen, Wolfram und Marlo“, fand Damir. „Das ist doch der Diener, der wird schließlich dafür bezahlt. Er hätte ja eine andere Arbeit annehmen können, wenn sie ihm nicht schmeckt. Stimmt`s Holzi?“


    Er stellte fest, dass Marlo und Wolfram offensichtlich ein Pärchen waren. Damir juckte das nicht, zwei seiner engsten Freunde waren auch ein Paar. Er war dergleichen gewöhnt. Er selbst äugte soeben nach der Magd, die gerade Kräuter aus dem Garten holte und wieder im Haus verschwand.


    „Das ist die erste Frau, die ich seit der Inhaftierung wieder zu Gesicht bekomme, wenn man Archibald nicht mitzählt“, sinnierte er.

  • Linhard hörte seinem Vater aufmerksam zu. Entgegen Dunwin, war er nicht der Meinung, dass Archibald sein Lehrmeister und Leibwächter werden sollte. Der Grund war so einfach wie grauenvoll, sie wussten was Archibald tatsächlich war. Sie hatten selbst vor kurzem noch 12 seiner Opfer befreit und in die Obhut eines Tempels gegeben. Linhard selbst wurde aus dem Mann nicht schlau, aber auch nicht aus Dunwin, was dessen Urteil betraf. Sein Vater hingegen schien in allem einen logischen roten Faden zu finden, der sich ihm erst erschloss, sobald Brandur ihn mit der Nase drauf stieß. Irgendwie war das Lin ziemlich peinlich, darum nickte er nur knapp und etwas betreten.


    "Du hast Recht was ihn als Lehrer und Ausbilder angeht. Als wir in der Stadt waren, hatte ich ein Gespräch mit Dunwin. Er sagte, Arch wäre vertrauenswürdig und zuverlässig. Allerdings dürfte ich ihn nie in die Nähe meiner Kinder lassen. Opa sagte, sollte er es versuchen oder verlangen - sollte ich ihn töten.


    Als er dann allerdings im Team war, schien Opa sich an die alten Zeiten zu erinnern. Ab dato sprach Opa davon ihm helfen zu wollen, aber falls keine Hilfe möglich wäre, nunja müssten wir ihn entsorgen.


    Du hattest allerdings mit Jesper Recht. Seine pure Anwesenheit reicht aus um ihn zu beruhigen. Seit dem Jesper hier ist, verhält er sich anders, ruhig, ausgeglichen. Sogar richtig freundlich und umgänglich ab und an. Und nun sind zwei weitere seiner Freunde da. Abwarten.


    Trotzdem habe ich nicht vergessen, was wir in seinem Haus gesehen haben. Wobei, doch teilweise habe ich es vergessen oder mir nicht mehr vor Augen geführt. Du hast mich daran erinnert Paps. Und Du hast mich daran erinnert, wer Archibald wirklich ist. Was er ist, wie gefährlich er ist.


    Ich weiß dass er ein ausgezeichneter Kämpfer ist, dass würde ich schon gerne von ihm lernen. Aber ob er loyal ist, kann ich nicht einschätzen. Gehört zur Loyalität nicht auch, dass man seine Gruppe nicht in Gefahr bringt? Solange er so lebt, bringt er uns damit in Gefahr.


    Wobei er behauptet hat, dass er sich davon abgewandt hat.


    Kann man das von heute auf morgen? Ich glaube kaum. Und falls dies tatsächlich möglich sein sollte, warum hat er es nicht schon viel früher getan? Fragen über Fragen, die er vielleicht selbst nicht mal beantworten kann. Vielleicht es auch wie eine Sucht. Da nehmen sich die Leute auch ständig vor, es in den Griff zu bekommen. Und irgendwann wird der Schmacht dann so groß, dass sie das Versäumte wie Besessene nachholen.


    Lange Rede Paps, Du kennst Deinen Bruder wesentlich länger und Archibald demzufolge auch. Also werde ich mich Deiner Meinung beugen. Zumal Du eh mein Vater bist. Du möchtest es nicht, Du legst Dein Veto ein, also mache ich es nicht.


    Er soll mich ausbilden, aber ein anderer soll mich zur Not beschützen. Es muss auch niemand aus unserem direkten Umfeld sein. Es wäre doch auch möglich, eine ganz unvoreingenommene Person zu wählen. Jemand der einfach durch seine Fähigkeiten und durch seinen Charakter überzeugt. Er muss doch nicht mit uns verbandelt sein. Ich glaube auch, dass wir so jemanden finden werden Paps, ganz sicher sogar", antwortete Linhard leise.


    "Mit dem Kind bin ich einverstanden Paps unter einem Punkt, niemals wird irgendwer erfahren wer die Mutter ist. Sie taucht nirgendwo in den Papieren auf. Ihr Name wird nie erwähnt. Es ist mein Kind und es wird von einer Amme großgezogen. Es wird meinen Namen tragen und nicht ihren.


    Auch hier hast Du völlig Recht, unsere Familie leidet unter Inzucht, guck Dir nur an wie ähnlich wir uns alle sehen. Gut, dass hat auch den Vorteil, dass Du sofort weißt, wer zur Sippe gehört. Aber trotzdem müssen wir nicht warten, bis unsere Nachfahren die schlimmsten Degenerationen aufweisen. Dann ist es zu spät für frisches Blut. Und soweit ich von Ansgar weiß, war Opa Dunwin bereits mit einigen Problemen erbbelastet. Er hatte Probleme mit den Augen und der Haut. Genaueres hat Ansgar nicht gesagt.
    Die Anlagen von Dornburg sind erstklassig, genau wie meine, wenn ich mich an Opa zu dessen Lebzeiten zurückerinnere. Ich kam ihm zwar nie nahe, aber ich habe gesehen wie er sich bewegt und Arch steht ihm in nichts nach.


    Einerseits ist es gefährlich sein Blut einzukreuzen, wenn es jemand erfährt.
    Erfährt es niemand, ist das ein immenser Vorteil.


    Wie heißt ein Spruch? Wenn Gutes und Gutes sich findet und Gutes und Gutes sich bindet, dann kann nur Gutes entstehen. Wir reden hier rein von den körperlichen Anlagen, nicht von den seelischen.


    Ich bin einverstanden mit dem Kind, aber ich beanspruche es für mich allein. Weder er noch seine Tochter wird ein Anrecht darauf haben. Keiner von beiden wird je in unserer Familienchronik auftauchen. Ihr Name wird nicht mit unserem in Verbindung gebracht. Woher ich das Kind habe ist unerheblich. Ein Fehltritt für den ich mit meinem Namen gerade stehe, den ich vollumfänglich anerkenne. Das muss der Familie reichen. Wem es nicht reicht, der soll zum Abgrund fahren.


    Aber eine Frage habe ich dazu noch, was hat Archibald davon? Was erhofft er sich davon? Hat er das gesagt?


    Zum Thema Hochzeit, da werde ich mich nach Dir richten.
    Das Du Deine Frau gemocht, aber nicht geliebt hast, kann ich verstehen. Eine Hochzeit in unseren Kreisen ist meist ein Geschäft zum gegenseitigen Vorteil. Aber dass Du sie gemocht hast, ist schon selten genug und ist doch auch was wert Paps. Schau manche haben nicht einmal das. Und Du hattest sogar eine Frau an der Seite, die Dich geliebt hat.


    Niemand kann verlangen, dass Du Dein Herz entzwei reißt. Und Deine Frau war ebenso von Stand wie Du. Sie wusste was diese Ehe bedeutet Paps.


    Mir ist ebenso klar, was eine Ehe für mich bedeuten wird. Ich wünsche mir aber ebenfalls eine Frau die mich mag. Rein auf geschäftlicher Basis, kann ich mit einer Frau nicht leben Paps. Heiraten, Kinder zeugen, meine Schuldigkeit ist getan und dann macht jeder was er möchte? So habe ich 18 Jahre meines Lebens verbracht. Ich habe ständig meine Schuldigkeit getan und irgendwann möchte ich auch mal ein klein wenig zurückbekommen.


    Bei weitem verlange ich nicht alles. Meine Frau muss sich ja nicht auf den ersten Blick in mich verknallen, aber wenn sie mich wenigstens ein bisschen mögen würde, wäre das schon schön. Ich möchte mich mit ihr gut verstehen. Und optisch gefallen muss sie mir auch. Daraus könnte mehr werden. Das Schönste wäre natürlich eine Frau, die etwas für mich empfindet und ich für sie.


    Dein Vorschlag die Zeugung eines gemeinsamen Kindes mit Archibalds Tochter und die Heirat mit einer völlig anderen Frau, welche die Familie voran bringt und mir nicht völlig unsympathisch ist - geht klar, ich bin einverstanden Paps. Kein Veto, ich schließe mich ganz Deiner Entscheidung an.
    Deine Überlegungen sind wie immer logisch, weitsichtig und sehr klug. Was sollte ich da mein Veto einlegen.


    Wo suchen wir denn so eine Frau? Oder hast Du Dir darüber schon Gedanken gemacht? Vielleicht sogar genauere? Weißt Du eine Frau die in Frage käme?", fragte Linhard gut gelaunt.

  • Holzi schüttelte zuerst die Hand von Marlo, dann schüttelte er die Hand von Wolfram. Das hatte nichts mit Hirarchie zu tun, sondern einfach mit dem Umstand wer zuerst vor ihm gestanden hatte. Holzi grinste Damir an, er verstand die Gedanken von seinem Kumpel. Auch er war auf den Kampf zwischen Arch und Marlo gespannt.


    "Ich setzte 50 Taler auf Sieg für Archibald im Kampf", flüsterte er Damir ganz leise zu.


    Über den Spruch von Damir musste die Gruppe losprusten.


    "Danke Damir, Du bist so gut zu mir. Ich glaube das Eigentor schmierst Du mir ein Leben lang aufs Brot", grinste Arch gut gelaunt und knuffte den Rakshaner.
    "Ach was", gibbelte Jesper.
    "Eben nicht nur Damir, wir alle", warf Holzi lachend ein und Jesper nickte zustimmend.


    "Aber die Dienerin sieht schärfer aus als Archi Damir, vielleicht ist sie einsam. So ganz allein unter all den Männern? Du solltest ihr Deinen Schw... Schutz anbieten", grinste Holzi mit einem Zwinkern.
    "Für mich siehst Du besser aus Archi", grinste Jesper.


    "Damirs Schw...utz?", prustete Archi und knuffte Jesper "Danke, ich belohne Dich später Jes".

    "Nun ich denke sie kommt nicht oft in den Genuss jemanden kennenzulernen. Wolfram scheint anderweitig interessiert zu sein. Der Rest der sonst hier wohnte, scheidet schon vom Alter her aus. Versuch Dein Glück Kumpel. Und richtig, ich habe auch keine Lust dem faulen Diener zu helfen. Wenn ihn die Plackerei stört, soll er sich doch einen anderen Job suchen. Er hat sich doch ausgesucht der Hiwi von Brandur zu sein", warf Holzi ein.


    "Falsch Leute, völlig falsch! Das hat sich Kasimir nicht ausgesucht, Brandur erpresst ihn mit Nahrung. Kasimir ist ein Vampir und hat dennoch sehr hohe moralische Ansprüche an sich selbst. Er möchte keine Personen töten um an deren Blut zu kommen. Brandur hat eine Möglichkeit gefunden, ihn mit einer Art Kunstblut zu ernähren. Für dieses Blut muss niemand sterben. Er kann somit als Vampir frei von Jagd und Mord leben.


    Dieses Blut wäre für alle Vampire ein Segen und eine Offenbarung, denn so müsste sie niemand mehr fürchten. Aber Brandur liegt nicht daran den Vampiren oder der restlichen Bevölkerung zu helfen. Er ist ein Verseuchter. Er denkt wie ein Verseuchter. Er handelt wie ein Verseuchter.


    Er ist ein Hexer, ein Leichenschänder und so hat das Mord freie Leben selbstverständlich seinen Preis...
    Nichts ist von einem Verseuchten umsonst!
    Wie die Ältesten verlangen sie für alles eine Gegenleistung.
    Der Preis den Kasimir für dieses Mord freie Leben zahlt ist hoch - er ist der Sklave von Brandur.


    Und im Gegensatz zu Brandurs Hilfe, die einen dermaßen hohen Preis hat, war die von Kasimir völlig selbstlos und uneigennützig. Glaubt es oder lasst es, aber er hat mich von der Migräne geheilt und vom Hunger. Ich kann mit absoluter Gewissheit behaupten, dass ich nie wieder unter einer Migräneattacke leiden werden und ich werde nie wieder dem Hunger nachgeben und eine Person fressen. Das verdanke ich Kasimir, also werde ich auf alle Fälle die Säcke für ihn mitschleppen. Das ist wohl das Mindeste", erklärte Archibald und packte mit an.


    Jesper legte Damir kurz die Hand auf die Schulter und lächelte seinen alten Kumpel an.


    "Wenn Du Dich hier so abschleppst Damir, müsste Dir die Dame doch einen heißen Zuber einlassen", schlug Holzi grinsend vor, als er sich auch einen Sack der Ladung auf die Schulter hievte.


    "Lasst uns mit anpacken Leute, Archi bedeutet Kasimir sehr viel, sonst würde er nicht so für den Mann sprechen", sagte Jesper freundlich und ging dem Vampir ebenfalls zur Hand.


    Wie die Heilung der Migräne und des Hungers aussah, wusste nur Jesper neben den beiden Beteiligten allein. Und er war sich da nicht ganz so sicher, ob er im gleichen Fall von einer Heilung gesprochen hätte. Aber Archibald schien absolut glücklich mit der Wendung seines Lebens zu sein, demzufolge schwieg Jesper für seinen Freund.

  • Wolfram freute sich über die beiden neuen Gäste und darüber, dass sie so herrlich normal waren. Ohne diesen ganzen nutzlosen Zwänge, die er schon in seiner Familie gehasst hatte. War einem danach einen anderen herzlich zu begrüßen, dann sollte man dies einfach tun dürfen, ohne gleich einen Fauxpas besonderer Güte loszutreten. Aber mit dieser Meinung stand Wolfram sonst ziemlich alleine da. Für ihn war nur wichtig, dass er sich Zuhause wohlfühlte und seine Gäste ebenso. Die beiden hatten somit direkt einen guten Eindruck hinterlassen.


    Wolfram hörte Marlo zu und grinste gut gelaunt über beide Ohren.


    "Gut, dann steht der Plan. Nachher Rasur, dann Bett und morgen früh ab in die Tannen. Wie Du da nein sagen sollst, bezogen auf das Schleppen Marlo? Am besten gar nicht. Lieb von Dir, dass Du das extra für mich machst. Aber ich würde Dich nie erpressen. Sagen wir ich motiviere Dich mit passenden Belohnungen.


    Gut, bei nächsten Besuch, warte ich ab bist Du mir erklärt hast wer die Neuzugänge sind. Deshalb musst Du nicht eifersüchtig werden. Auch wenn es ziemlich knorcke ist", grinste Wolfram, ehe er ernst wurde.


    "Ein Übungskampf bis zum ersten Blut, na wenn das unbedingt sein muss. Sieh aber zu, dass Du in einem Stück bleibst. Verletzt Euch beide bitte nicht, ansonsten nutzt die Übungswaffen die ich hier habe. Ihr müsst Euch keinen Cut oder Schmiss ziehen. Ich meine natürlich ist das für Dich verlockend, Dich so einem Gegner zu stellen.


    Aber wer sagt Dir denn, dass Lin, Kasimir oder vielleicht sogar ich keine würdigen Gegner wären Marlo? Mein Schwert trage ich schließlich auch nicht als Rückkratzer durch die Gegend. Keine Frage, dass ich es nicht mit einem Schwertmeister wie Dir aufnehmen kann.


    Das ist Fakt, Du bist rein auf die Waffe ausgebildet. Ich bin sowas wie ein Alleskönner, ein bisschen hiervon ein bisschen davon. Etwas Schwert und etwas Magie. Also im reinen Schwertkampf ganz ohne Magie wirst Du mich vermutlich in die Tasche stecken. Aber leicht machen würde ich es Dir trotzdem nicht, dass verspreche ich Dir.


    Wie steht es mit waffenlosem Kampf? Bist Du darin geschult? Also ich meine echten Nahkampf, ehm... ohne Tannen. Kannst Du das? Falls ja, möchtest Du mit mir üben? Darin bin ich wirklich gut. Falls Du es nicht kannst, bringe ich es Dir gerne bei", sagte Wolfram liebevoll.


    Der stellte einen Sack ab, schnürte ihn auf und schaute rein. Wolfram blinzelte einige Male und schnürte den Sack wieder zu.


    "Knochen, vermutlich für den Knochendrachen zur Reparatur oder was weiß ich. Einen Hund habe ich ja noch nicht. Die Neuzugänge machen einen guten Eindruck, wobei Du bei den anderen nicht nutzlos bist Marlo. Lass Dich nicht von Titeln oder Rängen abschrecken, hier ist unser Zuhause und Du kannst hier tun und lassen was Du möchtest. Darin bist Du doch gut, ich erinnere mich jedenfalls noch gut daran.


    Denk bitte mit dran, dass wir noch auf den Viehmarkt müssen. Wir verschieben es die ganze Zeit. Je mehr Gäste wir haben, umso mehr verbrauchen wir auch. Bienen, Hühner, Ziegen und eine Kuh hatten wir vor uns anzuschaffen. Und Du wolltest Kaninchen zum Schlachten. Dein Plan sah auch vor, einen Unterstand für die Bienenkörbe zu bauen. Und vergiss bitte meinen Hund nicht, den hast Du mir versprochen.


    Ich möchte dass wir hier weiterhin autark im Tal leben können. Dazu müssen wir etwas umplanen. Die Vorratshöhle wollten wir auch ausbauen. Aber da wir nun einige mehr sind, hätten wir auch genug helfende Hände.


    Entweder reiten wir beide alleine nach Daijan, oder wir nehmen noch jemanden mit. Drei Pferde haben wir ja, Dank eines edlen Spenders. Denk drüber nach, wann und mit wem Du auf den Markt möchtest", warf Wolfram ein und schleppte seine Last ebenfalls ins Haus. Den Klaps quittierte er mit einem Kuss als er an Marlo vorbei ging.

  • "Dass Archibald von jetzt auf gleich geläutert wurde, kann ich mir nur schwerlich vorstellen. Vielleicht glaubt er es tatsächlich, ich jedoch tue das nicht. Menschen ändern sich nicht, Linhard. Unsere Familie ist der beste Beweis. Sie alle sind, was sie sind und erst der Tod bringt ihnen Frieden. Darum bin ich auch der Meinung, dass sowohl Ansgar als auch ich gehen müssen, damit die Zukunft der von Hohenfeldes eine andere sein kann, als die Vergangenheit. Nein, Menschen ändern sich nicht, so lange sie leben. Kleine Änderungen, ja, aber nicht ihr grundlegendes Sein. Und erst Recht nicht in diesem Alter."


    Brandur stutzte kurz ob seiner eigenen Worte. So lange sie leben. Einen Moment zweifelte er an Kasimirs Loyalität. Kasimir hatte ein Gelübde abgelegt. Und er bekam so viel Instantblut, wie er wollte und langte reichlich zu in den letzten Tagen. Nein, Kasimir war sich selbst sogar als Vampir treu geblieben. Er würde nicht ... oder doch?
    Linhard riss ihn aus seinen Gedanken.


    "Deine Vorstellungen, wie das Kind großgezogen zu werden hat, gefallen mir. Niemand braucht den Namen von Dornburg in den Familiendokumenten. Was Archibald davon hat? Nun, die Sicherung seiner Linie. Er hat offenbar nur diese eine Tochter, mit der er vielleicht nicht zufrieden ist oder er wünscht sich einen Sohn. Vielleicht findet seine Tochter keinen Mann, der ihr ein Kind zeugt oder niemanden, den sie als würdig erachtet. Ich kenne sie nicht, das wird sich klären, sobald wir sie sehen und mit ihr gesprochen haben."


    Linhards Worte bezüglich Brandurs nur bedingt vorhandenen Gefühlen für seine Frau erwiderte er mit einem Nicken und steckte seinem Sohn beiläufig einen weiteren Keks zu. Er musste ihn die ganze Zeit ansehen, jetzt mit der neuen Frisur gefiel er ihm noch mehr als vorher. Er hatte nicht nur einen Sohn, er war obendrein wohlerzogen, das musste man Ansgar lassen, ausgesprochen fähig und obendrein gutaussehend. Das konnte nicht jeder in der Familie behaupten.


    "Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, wo wir die Frau für dich auftreiben. Ich war ja lange fort. Ich weiß nicht, inwieweit sich die Zeiten und Sitten hier geändert haben, was so etwas anbelangt und welche Familien gerade welche Position im Gefüge einnehmen. Man müsste sich informieren. Aber das muss bis nach der Machtsicherung warten. Vorher steht ein Gespräch mit den noch lebenden Hohenfeldes in Shohiro an, sprich, Davard und jene, die bei ihm weilen. Auch möchte ich, dass Alastair endlich in seine Gruft kommt und Dunwin bat mich um seinen eigenen Körper. Wir haben viel zu erledigen. Es spricht jedoch nichts dagegen, dass du dich selbst schlau machst und umhorchst - aber nicht, indem du gewisse Etablissements aufsuchst! Ich werde deine Puppe so schnell wie möglich fertigstellen; überleg dir derweile einen Namen. Oh und vergiss nicht die Zeichnungen, sonst gefällt sie dir am Ende nicht. Nach der Hochzeit wirst du die Puppe womöglich irgendwo verstecken müssen; Ehefrauen mögen diese oftmals nicht."


    Er räusperte sich. Mit Magdalena hatte es einen mörderischen Streit gegeben, als Brandur an einem Prototypen gebastelt hatte, der letztendlich dazu geführt hatte, dass er das Projekt zähneknirschend einstellte und das halbfertige Fabrikat vor ihren Augen beseitigte. Anschließend war sie zufrieden, aber Brandur hatte fast ein Jahr lang mit ihr geschmollt (sehr zur Freude seiner Geliebten) und sich erst zum nächsten Hochzeitstag wieder mit ihr versöhnt.


    "Ich werde ein Schreiben an Davard aufsetzen und eine Unterredung fordern. Ich will, dass er und seine Spießgesellen mir und damit dir Loyalität schwören. Womöglich sind Verhandlungen vonnöten. Meine Uhr tickt unaufhörlich. Ich möchte alles für dich vorbereitet wissen, wenn sie damit aufhört. Du kannst in der Zwischenzeit schauen, dass die Neuankömmlinge mit den Knochen gut umgehen. Sie sollten kühl lagern, damit sie wegen des plötzlichen Temperaturwechsels nicht spröde werden. Natürlich kannst du dich auch anders beschäftigen. Wolframs Haus ist groß. Keks."


    Damit stapfte Brandur von dannen, um den Brief zu verfassen.

  • Jesper gesellte sich zu Archibald nachdem dieser sich wieder in die Vorratshöhle verdrückt hatte und wuschelte ihm kurz durch die Haare, ehe er sich neben ihn hockte.


    "Na Du", grinste er gut gelaunt.
    "Na Du zurück. So gut gelaunt? Was ist los?", hakte Arch nach und knuffte Jesper.


    "Nichts. Was hast Du mit Brandur besprochen, als Ihr allein wart?", fragte Jesper.
    "Kein Grund zur Eifersucht. Also ich bat ihn darum, dass Linhard und Derya ein gemeinsames Kind zeugen. Meine Begründung war, dass seine Linie fast ausgestorben ist ebenso meine, bis auf meine Kinder. Gut ich erwähnte nur meine Tochter. Jedenfalls erläuterte ich ihm, dass er an die nächste Generation denken soll. Wer folgt nach Lin? Die Person sollte sich auf dem Familenthron halten können. Und was wäre da besser als die Anlagen von Lin und meine eingebracht durch Derya zu kombinieren? Geantwortet hat er nicht. Ich benötige einen neuen Plan", antwortete Archibald.


    "Der Gedanke ist doch gut. Aber erstens sollte Deine Tochter zustimmen und zweitens, worum geht es Dir? Deine Linie? Arch komm, Du hasst Deine Blutlinie, Derya trägt nicht Deinen Namen, er auch nicht oder?", fragte Jesper.


    "Nein. Da schulde ich Dir noch eine Antwort. Er entstand nicht durch Untreue, falls Du das je dachtest. Er ist das Kind eines Sammelobjektes....


    Zurück zu Deryas Kind. Es ging mir um Dunwin, die Erfüllung meines Schwures. Linhard ist der Enkel von Dunwin. Dun ist sein Opa. Ansgar ist Dunwins Sohn, Linhard erbte die Anlagen von Dun. Ein Stück von Dunwin samt einem Großteil seiner Fähigkeiten lebt in Linhard weiter.


    Wenn sie mit Linhard fertig sind, dann wird nichts mehr von Dunwin in ihm verbleiben.
    Sie werden ihn zu einer zahn- und krallenlosen Kreatur umformen.
    Er wird unter ihrer Hand niemals sein volles Potential erreichen.
    Sie werden ihn seelisch verstümmeln und ich weiß nicht, ob ich ihn davor bewahren kann.


    Vielleicht, ich hoffe es, aber ich glaube es nicht. Also dachte ich mir, rette eine Generation darauf. Rette Dunwins Urenkel, rette sein Blut, denn dadurch rette ich ihn. Wenn ihm meine Fähigkeiten am Tag seines Todes nichts nützten und wenn meine Fähigkeiten nicht ausreichen Linhard zu behüten, nun dann versuche ich den Nächsten zu retten.


    Nicht mehr persönlich, ich lege nur den Grundstein. Meine Hilfe schlummert dann bei der Person selbst im Blut. Was sie dann daraus macht, obliegt ihr selbst. Sie muss allein um ihr Überleben kämpfen, mindestens 20 Jahre. Aber ich hätte sie mit allem ausgestattet, dass sie die bestmögliche Ausgangsposition hat. Danach kann ich ihr persönlich beistehen, als ihr Opa... vorher nicht.


    Vorher kann ich ihr nur durch Planung und Taktik helfen. Sie wird in einem Haifischbecken leben. Aber so klein sie dann auch ist, dass ist keine Makrele, sondern ein Piranha. Und die mein lieber Jesper, können durchaus zubeissen und sich verteidigen. In der Gruppe sind sie eine tödliche Bedrohung. Hoffen wir also, dass es dazu kommt und Dunwins Erbe, wie auch Linhards weitergegeben wird, auch wenn beide selbst verloren sind. Der Weg ist erneut das Ziel, wie so oft in all den Jahrzehnten. Es ging mir nie um mich, es ging mir nur um die beiden", erklärte Archibald freundlich.


    Jesper musterte Archibald, schüttelte den Kopf und küsste Arch.


    "Bei Dir weiss man nie, wo man dran ist Dornburg. Das ist ein richtig liebevoller Gedanke", sagte Jesper leise.
    "Na übertreibe mal nicht", schmunzelte Arch und lehnte sich an Jesper an.


    "Was macht die Diät?", lachte Jesper.
    "Die neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu, wenn ich nicht bald was esse. Nun ich werde mir etwas "Suppe" besorgen. Ich weiß wo ich mir ohne Probleme "Suppe" organisieren kann. Morgen oder übermorgen mache ich mich auf den Weg. Hol die anderen her, dann können wir ein paar Hirnfürze teilen und haben was zu lachen", bat Arch.
    "Mache ich", stimmte Jesper zu.


    Van Verling ging kurz nach draußen und holte die anderen beiden ihrer Truppe nach, bevor er sich mit Holzi und Damir wieder zu Arch gesellte.

  • Linhard zuckte hilflos mit den Schultern.


    "Ob sich Menschen ändern können oder nicht, kann man glaube ich generell gar nicht sagen. Ich beziehe dass nicht auf Archibald, sondern ich spreche allgemein Paps. Also generell gesehen, glaube ich schon fest daran, dass sich ein Mensch ändern kann, wenn er dies selbst aus tiefstem Herzen wünscht.


    Unsere Familie ist da wirklich ein gutes Beispiel, allerdings auch ein sehr Negatives. Ich selbst habe mir immer gewünscht mein Leben ändern zu können. Zu einem selbst, gehört ja nicht nur eine Änderung der Einstellung, sondern auch manchmal der Lebensumstände Paps. Aber um diese ändern zu können, benötigst Du dazu erst mal eine Chance.


    Ich hatte keine. Wie hätte ich mein Leben ändern sollen, wäre nicht geschehen, was auf Daves Hochzeit passiert ist?


    Heute noch würde ich den Großteil meines Tages mit trainieren oder allein in meinem Zimmer verbringen. Und ich würde trotz allem hoffen, dass sich eines Tages mein Leben ändern wird. Aber wäre von außen durch Dich keine Zwangsänderung erfolgt, säße ich noch heute da - die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt.


    Vielleicht verwechselt man auch manche Hoffnungen die man insgeheim im Herzen trägt, mit Illusion. Ich habe es jedenfalls getan. Ich habe mir Jahr für Jahr gewünscht, dass mich Ansgar genauso sehen und mögen würde wie Anwolf. Irgendwann würde er doch erkennen müssen, das meine Fähigkeiten weder besser noch schlechter sind als die von Wolfi, sondern eben nur anders.


    Das hat er nie erkannt, weil er es gar nicht sehen wollte. Es hat ihn nicht interessiert, ich habe ihn nicht interessiert. Ich glaube Ansgar sogar, dass er mich geliebt hat. Aber mit Abstand zu der ganzen Sache kann ich Dir auch sagen, dass er mich vermutlich gar nicht kennt. Er empfand einst Zuneigung zu einem Linhard, den es gar nicht gibt.


    In Ansgars Weltbild bin ich ein Purie, eine nicht magiebegabte Person, folglich kann ich nicht empfinden was Magier empfinden. Mir fehlt ein Sinn, den welchen Ihr für Magie benutzt. Oder kurzum auf den Punkt gebracht, er hielt mich für geistig behindert, für einen zurückgebliebenen Idioten, der aber clever genug war ein Schwert zu schwingen.


    Aber dafür benötigt man auch schließlich keine Magie, folglich kann es jeder erlernen, gleichgültig ob er mit Magie geboren wurde oder nicht.


    Drum galt seine ganze Aufmerksamkeit und väterliche Liebe seinem wahren Sohn Anwolf. Er durfte alles, er bekam alles, er war sein Ein und Alles.


    Scheinbar hat Ansgar aber nur eines in seiner Weltsicht übersehen, es war ein nichtmagischer Bastard, ein "geistig zurückgebliebener Idiot" der schwertschwingend dafür gesorgt hat, dass seine Kindheit der Abgrund war. So leid mir das für Ansgar und Dave persönlich tut Paps. Und es war doch allem Anschein nach ein Magier, jemand wie er, jemand der denkt, fühlt, begreift und versteht der all dies zuließ. Der keinen Finger für ihn oder Dave rührte, im Gegenteil er quälte sie genauso wie Dich, Dunwin und Kunwolf.


    Also wo liegt da die Wahrheit?
    Ist ein Purie weniger wert oder dümmer?
    Ist ein Magier mehr wert oder klüger?


    Solche Sichtweisen sind beschränkt und nicht Personen die ohne Gabe geboren werden und keiner der mit Gabe geboren wird, ist dadurch erhöht. Er hat sie einfach, er musste doch nichts dafür leisten.


    Woran kann man dann eine Person bewerten? Doch nur nach der Person selbst. Nach ihrer Seele, danach was sie sagt, wie sie handelt, ob und wie sie zu ihrem Wort steht. Und ja, vielleicht kann man auch schon eine Person daran bewerten, ob sie bereit ist, ihr Leben zu ändern. Ob sie gewillt ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Ob sie jemals dazu tatsächlich die Möglichkeit erhält, steht auf einem ganz anderen Blatt - wie Du an mir siehst.


    Deshalb, Du selbst hast auch Dein Leben um 180 Grad ändern müssen, weil Dunwin Dich dazu zwang. Und nun hast Du es erneut geändert, für mich und meines gleich mit. Es ist also möglich und wenn wir beide es schaffen, für einander und miteinander, warum sollen wir es dann nicht für und mit unserer Familie schaffen Paps?


    Das Menschen sich nicht ändern, kann ich deshalb nicht hinnehmen. Dann wäre alles vorher bestimmt und das akzeptiere ich nicht. Wofür das alles? Wofür kämpfen wir denn dann überhaupt? Du denkst genauso, ich weiß es, ich spüre es. Du bist nur deprimiert, weil es vielleicht etwas anders lief als Du es Dir gewünscht oder geplant hast. Aber hey, so ist das Leben Paps und solange wir beide nur zusammen sind, bekommen wir auch die Kuh über den Zaun gewuppt. Wir sind doch nicht soweit gekommen, dass sich Ansgar am Ende über uns kaputt lacht oder?


    Niemand wird mehr gehen. Weder der Ansgar noch Du. Warum weißt Du. Ansgar, damit Wolfi einknickt und uns folgt.


    Und Dir verbiete ich es ein für alle Male ständig davon zu reden, dass Du bald stirbst. Und das Sterben verbiete ich Dir gleich mit. Wofür bist Du Nekromant sage mal? Du hast doch sogar Opa Dunwin wieder an unsere Seite gezerrt und schau Dir selbst ihn an. Was sage ich, Euch beide! Vorher wäre das doch wohl undenkbar gewesen, wie Ihr zwei nun miteinander umgeht. Aber es ist möglich, alles ist möglich, wenn man nur wirklich will. Das zu uns Paps. Keks.


    Nun bevor wir Archibald zusagen, könnten wir ihn fragen, was er sich erhofft, nachdem wir ihm unsere Bedingungen diktiert haben. Das ist mein Vorschlag, er soll gleich wissen woran er ist. Die Ansagen machen wir, nicht er. Und sollte er tatsächlich sein widerwärtige Art an den Nagel gehangen haben ist mir das nur Recht. Trotzdem bleibt es bei den Sicherheitsmaßnahmen.


    Eine Frage die nicht böse gemeint ist, bitte verstehe mich da nicht falsch.
    Du warst doch mit Massimos Schwester verheiratet richtig? Wie steht es mit seinen Verwandtschaftsverhältnissen? Hat er eine Tochter, eine Cousine, eine was auch immer in meinem Alter? Das wäre doch was Schönes, eine erneute Verbindung unserer Familien in Harmonie. Was sagst Du dazu Papa?",
    fragte Lin.


    "Ja lass uns die Sache mit Dave und den anderen bereinigen, lass es uns im Guten aus der Welt schaffen. Bis später Paps", sagte Lin und machte es sich gemütlich.

  • Eine kleine Fledermaus prallte gegen die Tür der Vorratskammer. Sie schlug durch den Schwung auf den Boden auf, berappelte sich aber sofort wieder. Varod nahm menschliche Gestalt an, öffnete die Tür und schaute sich argwöhnisch um. Hier musste irgendwo sein Sohn sein. Mitten in der Bewegung hielt er inne.


    Kasimir hockte weinend auf dem Boden, man sah dass er eine große Verletzung am Kopf hatte. Die Wunde sah allerdings versorgt aus. In der Nähe saß ein Hüne von einem Mann, an seine Seite lehnte ein weiterer Kerl dessen Mund blutverschmiert war. Dies konnte nur eines bedeuten, es handelte sich ebenfalls nur einen Vampir.


    Varod war erleichtert, dass sein Sohn nicht völlig allein gewesen war, als er sich mit der Verletzung herumplagen musste.


    "Kasimir! Hier bin ich, komm her! Kleiner, ich bin so schnell hergeflogen wie ich konnte! Wolf-Rahm so hieß der Magier glaube ich, hatte einen unserer Nekromanten gerufen. Crize so heißt dieser Bruder von mir hat mich dann gewarnt, dass Du in großer Gefahr schweben würdest. Ich sollte mich sofort auf den Weg zu Dir machen. Du wärst in tödlicher Gefahr.


    Ich habe sogar Klecks meine Hyäne zurückgelassen um sofort aufzubrechen. Ich bin geflogen, wie ich noch nie geflogen bin und dies alles nach der Wegbeschreibung eines verwirrten Magiers mit einem sehr schrägen Namen. Gleichgültig Kasi, nun bin ich hier und so schnell lasse ich Dich nicht wieder allein. Wie konntest Du nur verloren gehen?


    Ich hatte Dir noch soviel beizubringen. Aber Vergangenheit ist Vergangenheit würde Izirdeen sagen. Nun bin ich hier um Dir beizustehen, Dich anzuleiten und natürlich um Dich zu beschützen. Wie ich sehe geht es Dir besser und an Deiner Seite wandelt ein Bruder. Wer ist dieser Vampir?", fragte Varod neugierig.


    Er hockte sich neben Kasimir und legte ihm, wie für Rakshaner völlig üblich, einen Arm um die Schulter um ihn zu trösten.

  • Ein Eilbote erschien vor dem Tal und teilte mit, dass er wichtige Kunde für Brandur Amand von Hohenfelde habe. Diese müsse er ihm persönlich aushändigen. Wolfram sah keine Veranlassung daran zu zweifeln, denn der Bote erledigte auch nur seinen Beruf. Er führte den jungen Mann zur Brandur.


    "Seid gegrüßt edler Herr. Ich habe eine Eilbotschaft für Euch höchstpersönlich Freiherr Brandur Amand von Hohenfelde", sagte der Mann respektvoll und überreichte Brandur die zusammengerollte, wie auch versiegelte Botschaft, um sich dann schleunigst wieder auf den Weg zu machen.


    Als Brandur die Botschaft öffnete, las er folgendes:


    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.

  • Brandur wurde misstrauisch, als der Bote so schnell wieder verschwand. An Ort und Stelle öffnete er den Brief. Am liebsten hätte Brandur den Wisch zerknüllt. Sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, als sei es aus Granit gehauen. Seine Hände wurden hart wie Klauen. Der Bote war natürlich schon in zu weiter Distanz, um ihn eigenhändig zurückzuholen. Doch wozu hatte er Dunwins Stab? Archibald und Jesper waren nicht zugegen, doch Damir, Undorich und Chirag waren hier und noch im allerbesten Zustand um ihren Job zu erledigen.


    "Ich wurde um meine Rache betrogen! Wer von Ihnen ist hier der nächste Ansprechpartner, wenn der Kinderfresser nicht anwesend ist?", schnauzte Brandur. "Antwortet rasch!"


    "Jes", erwiderte Damir mit einem unverholen misstrauischen Blick.
    Brandur war das egal. "Jesper ist dafür ungeeignet und ist auch nicht hier, Sie Blindfisch! Wer kommt danach!"
    "Unser Trauerklößchen."
    Brandur würde dem Rakshaner am liebsten mit dem Spazierstock auf die Kniescheibe hauen. "Hör auf mich zum Narren zu halten und drück dich deutlicher aus!" Er war gerade nicht in geduldiger Stimmung.
    Damir versuchte es noch einmal. "Unser T-R-A-U-E-R-K-L-Ö-ß-C-H-E-N!"
    Brandur ging fast der Hut hoch. "Sie Einfaltspinsel! Ich wünsche den Klarnamen des nächsten Mannes in der Kommandofolge nach Herrn van Verling zu erfahren!"
    Damir kratzte sich am Kinn. "Na, der Chiri ist das. Aber heißt du jetzt eigentlich de Dupont oder nur Dupon, Chirag?"
    "Chevalier de Dupont", stellte Chirag unmissverständlich klar.


    "Ah, ein Almane und noch dazu von edlem Blute! Endlich mal jemand, mit dem man vernünftig reden kann. Chevalier de Dupont, ich lege die Verantwortung in Ihre Hände! Sorgen Sie dafür, dass Sie drei diesen Boten zurückholt. Lebendig! In welchem Zustand, ist mir egal, nur lebend soll er sein. Er wird für diese dunkle Botschaft seiner gerechten Strafe zugeführt. Sie dürfen verschwinden.


    LINHARD, wo bist du! Komm sofort hierher!"

  • Undorich Holzapfel, für alle nur Holzi genannt die ihn als Freund bezeichnen durften, stellte sich schützend vor Damir. Was erdreistete sich dieser Opa seinen Freund als Einfaltspinsel darzustellen? Wer Chirag kannte, der wusste dass Trauerkloß geschmeichelt war. Selbst Unwetterwolken wirkten geradezu wie ein fröhliches Naturschauspiel gegen Chirags Miene. Wohlgemerkt an einem seiner guten Tage.


    "Bekomm Dich was ein, wenn Du mit Damir sprichst. Du vergisst wohl vor wem Du stehst!
    Das ist immer noch Herr Damir el Akir für Dich. Du legst ja soviel wert auf Benehmen, da wäre ich mit Beleidigungen vorsichtig. So helle bist Du auch nicht. Was lässt Du den Boten erst wegflitzen, wenn Du den noch benötigst? Damir wäre das nicht passiert.


    Du willst was von uns, nicht umgekehrt. Und Chirag ist ein Trauerkloß. Was sage ich, der ist ein ganzes Pfund Trauerklöße, eine wohlportionierte Hauptmahlzeit. Und Jesper ist so alt wie Du. Du stellst den Burschen ja so hin als wäre er schon ein Tattergreis. Und Archibald der Kinder- und Menschenfresser ist doch hier irgendwo. Frag Damir, wir haben vorhin noch mit ihm gesprochen. So blöde sind wir nicht", ereiferte sich Holzi.


    Der ehemalige Metzger konnte es nicht ausstehen, wenn sich einer über seinen besten Kumpel erhob. Er stellte sich mit Damir Schulter an Schulter, verschränkte die Arme vor der gewaltigen Brust und musterte Brandur so finster er konnte. Und Holzi konnte sehr finster gucken.

  • Linhard eilte sofort an Brandurs Seite, als dieser nach ihm rief. Zudem entstand ein Geplänkel, wer nun den verfluchten Boten zurückholen sollte.


    "Das ist doch wohl momentan scheißegal wer hier wie alt ist oder wer welchen Spitznamen trägt! Der Bote soll zurückgeholt werden aber zügig. Muss die Order erst von Dunwin kommen? Ist nicht so, als könnte ich Euch keine Beine machen. Denn auch wenn es optisch vermutlich nicht sooo auffällt, ich bin doch das eine oder andere Jahr jünger als Ihr. Also was nun? Holt Ihr den Boten zurück oder möchtet Ihr auf Hohenfelde-Art entlassen werden? Dann freut sich Euer Freund, der Menschenfresser. Wie sagtest Du? Eine wohlportionierte Hauptmahlzeit, wobei Ihr geht sicher als Festmahl durch. Mit oder ohne Apfel im Maul, kann ich es Euch stopfen. Mir ist es gleich.


    Zur Erinnerung Ihr seid DUNWINS-Stab, nicht Damirs-Stab oder Archibalds Stab. Und wer Dunwin beschworen hat, steht wohl außer Frage! War dass das Spatzenhirn oder mein Vater?!?", knurrte Linhard.


    Linhard starrte zurück und gesellte sich dann neben Brandur.


    "Was möchtest Du mir sagen Paps?", fragte er freundlich und bezog mit Brandur Schulterschluss.