Verhandlungen zwischen dem Duc de Souvagne und Zwergenkönig Dunkelerz

  • Jules verfolgte das Gespräch mit ausdruckslosem Gesicht. Er hatte selbst nichts anderes von Tarkan erwartet, als grundlegend erst einmal einen Frieden abzulehnen. Nicht da er das dies dem Mann als Rakshaner oder Wildem unterstellte, nein jeder hätte so reagiert. Wozu sollte man eine 180 Grad Wendung für andere vollziehen? Sie musste schon auch immense Vorteile für einen selbst bringen, sonst änderte sich kein Mensch - weder Rakshaner noch Almane.


    Als das Gespräch auf Khawa zu sprechen kam, hatte Jules Mühe sein ausdrucksloses Gesicht beizubehalten. Selbst Gufo auf seiner Schulter, trat von einem Fuß auf den anderen, da er die innere Unruhe und Angst seines Herrn spürte. Seine großen, glühenden Augen fixierten Tarkan, während sich seine Krallen in Jules Umhang gruben.


    Jules versuchte mit dem gleichen Blick die Entscheidung seines Duc vorauszusehen.
    Aber welche Entscheidung?


    Er war mit den Gedanken viel zu weit vorneweg. Tarkan hatte noch gar keine Forderung bezüglich Khawa gestellt. Aber genau darum ging es hier, darum ging es Jules. Was würde geschehen, wenn Tarkan die Herausgabe von Khawa verlangte?


    Die Entscheidung des Duc konnte sich jeder an einem Finger abzählen. Für den Frieden einer gesamten Region, sogar für Frieden über die almanische Region hinaus zwischen allen Almanischen Völkern, den Tieflingen in der Hohen Mark, den Zwergen und eventuell sogar den Alben würde der Duc ohne zu zögern Khawa an Tarkan aushändigen.


    An einem einzelnen Mann, einem ehemaligen Kriegsgefangenen, würden die Verhandlungen nicht scheitern.


    Und er selbst?
    Würde er an der Herausgabe von Khawa scheitern?


    Jules ließ den Blick einmal durch den Raum schweifen und streite dabei für einen winzigen Moment den Blick von Khawa.


    Was würde er tun, sollte Khawa nach Rakshanistan zurückkehren?
    Würde er alles zurücklassen was er kannte, wofür er stets gekämpft und gelebt hatte?
    Würde er Khawa in die Fremde folgen?
    Und würde Khawa dies überhaupt wollen?


    Würde es Khawa wollen und er würde ihm folgen, wäre dies eine Entscheidung für immer, den in meinem Feudalsystem gehörte jede Person einer höher gestellten Person. Letztendlich gehörten sie alle dem Duc. Und er war das persönliche Himmelsauge des Duc. Er stand persönlich im Dienst des Duc Maximilien Rivenet de Souvagne.
    Würde er einfach seinen Posten verlassen und Khawa begleiten, wäre dies bestenfalls unerlaubtes Entfernen und würde eine schwere Rüge nach sich ziehen. Schlimmstenfalls würde der Duc es als Hochverrat werten und er würde auf dem Block landen.


    Jules schüttelte kaum merklich den Kopf, nein - der Duc würde es als Untreue sehen.
    Untreue seinem Herrn gegenüber wertete der Duc als Verrat.
    Verrat endete auf dem Block.


    Gerade hing Jules noch seinen Gedanken nach, da verließ die Familie des Ducs den Verhandlungssaal. Jules schaute Ciel und Khawa nicht hinterher, aber Gufos Blick folgte ihnen.


    `Wir müssen uns treffen. Bitte es ist dringend´, übermittelte Jules Khawa mental.


    Während die Staatsoberhäupter um sie herum über die Welt entschieden, fühlte sich Jules als stürzte seine eigene gerade ein.

  • Ciel ließ sich von seinem Bruder mitziehen. Offenbar war dieser ebenso erpicht auf ein Gespräch unter vier Augen wie Ciel.


    "Khawa, lass uns bitte für einen Augenblick allein", sagte er zu seinem Leibdiener. Nach dieser Aufforderung sah Khawa noch elender aus als zuvor. Er fühlte sich wieder unwichtig und unnütz. Im Gegensatz zur adligen Oberschicht hatte der Rakshaner nie gelernt, seine Emotionen hinter einer Maske höflicher Gleichgültigkeit zu verbergen. Obwohl nur seine Augen hinter dem schwarzen Schleier zu sehen waren, wusste Ciel, was in seinem Leibdiener vorging und die Begegnung mit dem Tarrik hatte sicher an seinen Nerven gezerrt. "Bitte Nathan darum, sich um dich zu kümmern. Er wird dir einen Kaffee zubereiten und dich mit seiner Musik aufheitern."


    "Das ist sehr freundlich, Herr ... aber dürfte ich um die Gesellschaft von Chevalier de Mireault bitten?", fragte Khawa leise.


    Nun zeigte Ciel doch Mimik. Er war verunsichert, dass Khawa ausgerechnet die Gesellschaft seines jahrelangen Erzfeinds wünschte. Sollten seine Bemühungen, die beiden Unversöhnlichen miteinander auszusöhnen, am Ende doch noch gefruchtet haben? Wenn ja, war das ein Grund, stolz auf sich zu sein. Wenn sogar diese beiden unter seiner Anleitung zueinander fanden, brauchte er sich wegen politischer Verhandlungen keine Sorgen mehr zu machen. Seine Haltung straffte sich etwas.


    "Wenn Jules es sich einrichten kann, nur zu. Ich freue mich, dass ihr euren Streit beigelegt habt. Ansonsten weißt du ja, wo du Nathan findest. Ich lasse nach dir schicken, sobald ich deiner Dienste wieder bedarf." Ciel nickte, damit war sein Leibdiener entlassen. Khawa huschte davon und man sah nur noch seine wehenden Pfauenfedern um die Ecke verschwinden. Verwundert ob der Eile blickte Ciel ihm hinterher.


    Ciels Bruder redete derweil ohne Punkt und Komma. Dreaux schien völlig durch den Wind zu sein. Auch Ciel spürte eine innere Anspannung nach diesem Gespräch. Verhandlungen von solcher Tragweite erlebte man ja auch nicht alle Tage. Dreaux gab seinen Gedanken in einem ausufernden Redeschwall Raum. Ciel rieb sich das Kinn, bevor er antwortete und kam sich dabei sehr erwachsen vor.


    "Warum Vater dich in einem Atemzug mit dem Namen der Thronerbin erwähnte, kann man nur mutmaßen, so lange er nicht selber seine Gedanken dazu äußert. Für den Fall, dass er tatsächlich eine Hochzeit ins Auge fasst, wärest du hernach König von Ledwick und Ehveros. Und später von ganz Almanien, einschließlich Souvagne. Oder was meinst du? Nun ja, fast, die Hohe Mark müssen wir ja wegrechnen.


    Wenn Vater dir gegenüber schon diesen Punkt so ausdrücklich erwähnt, dann rechnet er sicher auch damit, dass du entsprechend reagierst. Ich denke, es liegt durchaus in seiner Absicht, dass du uns bei dieser Reise begleitest. Andernfalls hätte er nicht so eine offensichtliche Verlockung ausgesprochen, sondern sich das für einen späteren Zeitpunkt aufgespart.


    Bitte Gregoire ruhig, dich zu vertreten.


    Ich werde dich in meiner Arbeitskutsche mitnehmen, sofern dich das Bastardwappen darauf nicht stört. Darin ist genügend Raum für mehrere Personen, wir haben fest montierte Sitzbänke, gut gepolstert selbstredend, dazwischen steht ein ausreichend großer Arbeitstisch und sogar ein kleiner Ofen, der von außen befeuert wird. Die Kutsche wurde eigens nach meinen Wünschen gefertigt, so dass ich unterwegs bequem arbeiten kann und keine Reisezeit vergeuden muss. Auch eine Toilettenkabine und ein Bett sind darin. Das ist zwar nur für eine Person ausgelegt - vorsichtshalber, falls Vater unterwegs wieder auf den Gedanken kommt, mich zu verkuppeln - aber notfalls passt man durchaus auch zu zweit hinein, wenn man nicht gerade eine Statur wie Bellamy hat, oder wir wechseln uns einfach mit Schlafen ab. Ich schlafe ohnehin nur wenig.


    Ob du Vater deswegen fragen möchtest, bleibt natürlich dir überlassen. Ich halte den Mund. Ich finde aber, wir sind alt genug, um eigene Entscheidungen diesbezüglich zu treffen, wenn wir dafür sorgen, dass wir vernünftig vertreten werden und unsere Abwesenheit keinen Schaden anrichtet."


    Ciel sah sich noch einmal um, ob jemand in der Nähe war. Dann lockerte sich seine förmliche Miene und er grinste verschwörerisch.


    "Ich nehme einen Vorrat Uphaphemol mit. Das macht die Reise unterhaltsamer, falls man doch einmal mit sich nichts anzufangen weiß."


    Jules & Khawa - Gespräch nach den Verhandlungen >>

  • Dreux de Souvagne


    Dreux war ebenso erstaunt über die Bitte des Rakshaners, eigentlich kannte man am Hofe den Chevalier de Mireault und den Leibdiener Khawa nur als Hund und Katze, so sehr grün waren sich die beiden. Sie jagten sich meist gegenseitig über den Hof, allerdings nur im übertragenen Sinne, ansonsten wäre Khawa wohl schon auf dem Block gelandet. Seine dreisten, frechen aber wohldosierten Stichelleien waren hart an der Grenze - aber sie überschritten die Grenze nicht. Ebenso hielt es Jules mit seinen Antworten. Die beiden einträchtig nebeneinander war für Dreux ebenso unvorstellbar wie des nachts strahlender Sonnenschein.


    Sein Bruder gab seinem Leibdiener natürlich die Erlaubnis de Mireault aufzusuchen. Vielleicht hatten seine Bemühungen ja tatsächlich Früchte getragen, aber Dreux würde dies erst glauben, wenn er es mit eigenen Augen sah. Erstaunlich schnell huschte Khawa von dannen, als er die Erlaubnis erhielt. Dreux schwante Böses, vermutlich plante Khawa kurz vor der Abreise noch einen letzten Streich.


    Dann allerdings konzentrierte sich Dreux wieder auf die tatsächlich wichtigen Dinge in seinem Leben - sich.


    Er hörte Ciel aufmerksam zu und konnte im Grunde all dessen Argumente nur abnicken. Eigentlich hatte er nie vorgehabt, sich mit der unliebsamen Konkurrenz Ciel so gut zu verstehen. Aber leider mochte er seinen Bruder wiedererwartend sehr gerne und zu allem Überfluss war er noch ein sehr kluger Kopf.


    "Alles was Du sagst hat Hand und Fuß Ciel, ich sehe die Dinge genauso. Vater hat mich angewiesen ihn nach dem Gespräch aufzusuchen. Das werde ich selbstverständlich tun, aber ich werde ihm nicht davon erzählen, dass ich Euch begleiten werde.


    Nun wenn er mir offiziell die Amtsgeschäfte überreicht, bin ich für diesen Moment in Amt und Würden. Das heißt auch ich habe die Macht einen Vertreter zu benennen. Und sind wir ehrlich, Gregoire ist vielleicht von stillerer Natur, aber er weiß sich durchaus durchzusetzen. Er ist genau wie Du ein kluger Kopf. Nun wir alle sind das.


    Und ich sehe es ebenso wie Du, dass wir durchaus in der Lage sind, solche Entscheidungen selbst zu treffen. Vater kann nicht von uns erwarten, dass wir selbstständig werden, wenn er uns dazu keine Chance gibt. Überlege doch mal Ciel, wir beide sind 25 Jahre alt. Vater hat in unserem Alter bereits 7 Jahre als Duc regiert. Ich finde es ist an der Zeit, dass er aufhört uns wie kleine Kinder zu gängeln.


    Natürlich hat er die Allmacht in diesem Land.
    Er ist Souvagne, er ist der Duc, daran möchte ich auch nicht rütteln. Aber er muss uns etwas mehr Raum zugestehen uns selbst zu entfalten. Und die beste Möglichkeit bei Vater ist es, ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen. Wir sind seine Kinder, uns gegenüber ist er stets milde gestimmt.


    Also wie sollte er meinen Ungehorsam sanktionieren?
    Er kann mir entweder verzeihen und meine Anwesenheit akzeptieren. Oder er bestraft mich unfair, indem er meinen Leibdiener als Prügelknaben für mich maßregeln lässt. Aber so ist Vater nicht, ich habe ihn nie einen Landsmann ungerecht bestrafen sehen. Folglich wird er schlimmstenfalls zerknirscht gucken.


    Wobei wie es gesagt, es nicht mal dafür einen Grund gibt. Er überträgt mir seine Aufgaben. Ich nehme sie an, erledige sie einige Stunden und übertrage dann mit derselben Machtfülle die Aufgaben vertrauensvoll an Gregoire und begleite Euch", grinste Dreux.


    "Nun wie Du schon sagst, warum sollte Vater so etwas grundlos erwähnen?
    Manchmal ist es schon schwierig zu erraten was er möchte. Er spricht meist nur einen Teil aus, zu dem anderen Teil macht er sich seine Gedanken und entscheidet dann noch einen Moment später. Das mag oft richtig und wichtig sein, aber so etwas verunsichert mich. Gut unbedacht zu sprechen in so einer Position sollte man stets vermeiden, aber dies hätte er mir auch unter vier Augen sagen können. Jedenfalls werde ich Euch begleiten, das steht fest.


    Gleichgültig was sich Vater dabei gedacht hat. Ich bin neugierig auf Ricarda, eine Frau die den Thron besteigt.


    Nun was Du sagst ist Fakt Ciel. Würden wir als gleichberechtigte Herrscher heiraten, dann würde ich über Souvagne, Ledwick und Ehveros regieren mit Ricarda an meiner Seite. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit der Amtsteilung. Ich würde über Souvagne herrschen und sie weiterhin über Ledwick und Ehveros. Aber eine Hochzeit strebt man in Majestätshäusern an um die Länder zu verbinden und zu einen, nicht um die Grenzwälle höher zu ziehen, als sie schon sind.


    Und sollte Vater widererwartend einfach nur einen Gedanken in den Raum geworfen haben, interessiert es mich schon, wer zukünftig die Ländereien neben uns regiert. Sollte sich an unserem persönlichen Status nichts ändern, werde ich als Thronerbe irgendwann mit Ricarda ebenso verhandeln oder mich beratschlagen müssen, wie es heute Vater mit den anderen Staatsoberhäuptern zu tun pflegt", teilte Dreux mit Ciel seine Gedanken.


    "Deine Kutsche scheint wirklich ausgeklügelt zu sein. Mich stört das Wappen nicht, ich bin gespannt darauf in diesem Gefährt zu reisen. Sie klingt durchdacht, aber voll allem klingt sie sehr gemütlich. Sogar mit Toilette. Gut bis Drakestein müssen wir dann wohl kein einziges Mal aussteigen. Das hat was", lachte der Kronprinz leise.


    "Du solltest Dir Gedanken darüber machen, welche Adelshäuser uns als Delegation begleiten. Sprich wer einen seiner Verwandten absenden soll um mit uns nach Ehveros zu reisen.


    Ich schlage das Haus Cantillion vor, da bei ihnen vor der Tür die Unruhen herrschen und sie somit direkt Bezug zu dem Krieg nehmen können. Ferner hat Comte Massimo de la Cantillion unsere Flotte zurückerobert. Das sollten wir anerkennen.


    Khawa wird sicher freuen zu hören, dass der gute Comte Massimo de la Cantillion nun verheiratet ist. Die Wahl fiel auf die Comtesse Monique de Neufville. Ihr Vater wird es sicher freuen, sie in unserem Tross zu haben für einen Krönungsbesuch. Zumal wir seine Scholle durchqueren müssen. Unsere Anwesenheit ist schon eine Ehre, aber seine Tochter an unserer Seite wird ihm schmeicheln Ciel. Und wie Du weißt, kann ein Herrschaftshaus nie genug Freunde haben", flüsterte Dreux verschwörerisch.


    Bei der Offenbarung, das Ciel Uphaphemol mitnehmen wollte, verkniff sich Dreux ein breites Grinsen.


    "Gute Idee, aber lass Dich bloß nicht von irgendwem mit dem Zeug erwischen. Ich glaube sonst erlebst Du Vater von einer ganz anderen Seite. Verstecke es irgendwo, wo es niemand erwartet. Ich hätte bei Dir eher Dhanga vermutet, um das Schlafbedürfnis zu reduzieren, damit Du durcharbeiten kannst. Aber Neuro-Stym ist schon eine feine Sache, vor allem wenn Du es vor dem Sex einnimmst. Je nach Dosierung macht es den Akt sogar überflüssig. Wir sollten es also nicht vor der Krönungsfeier einnehmen, das könnte für unser Haus sehr peinlich werden", kicherte Dreux gut gelaunt.

  • Ciel freute sich, dass sein Bruder ihn begleiten würde und auch das kleine, von der Sache her unbedenkliche Abenteuer, dass Dreaux ihren Vater nicht davon in Kenntnis setzen würde, hatte seinen Reiz. Die beiden waren stets Konkurrenten gewesen. Nicht um den Thron, denn wer diesen einst besteigen würde, war klar, doch um die Gunst des Vaters. Nun, mit Mitte zwanzig, schienen sie beide innerlich langsam erwachsen zu werden. Vielleicht konnten sie nun nachholen, was sie in den Jahren der Rivalität verpasst hatten: Das ein Bruder auch ein Freund sein konnte.


    "Siehe an, Ihr hört Euch an, als würdet Ihr Euch auskennen, werter Bruder", erwiderte Ciel schmunzelnd. "Dhanga ist meine Medizin in arbeitsreichen Zeiten, Uphamemol hingegen für die kurzen Zeiten der Erholung, um diese vielfach so intensiv zu genießen und damit effektiver nutzen zu können. Einfache Mathematik. Wo andere einen Tag Urlaub benötigen, genügt mir eine Stunde. In meiner Kutsche wird es Euch jedenfalls an nichts mangeln. Mögt Ihr Brettspiele? Ich führe einige mit.


    Was Khawa davon halten wird, dass er seinen alten Bezwinger wieder sehen muss, kann man sich denken, er wird in etwa so erfreut sein, wie über das Wiedersehen mit Tarrik Tarkan. Schlimmstenfalls überschüttet er den Comte mit Kaffee. Ich werde Khawa genügend Arbeit geben, um sich abzulenken, eine bessere Medizin gibt es nicht, für niemanden. Ich jedenfalls freue mich darauf, Massimo wiederzusehen und mir aus seinem eigenen Mund die Geschichte anzuhören, wie er die Schiffe zurückbrachte.


    Auf die künftige Königin bin ich so gespannt wie Ihr.


    Aber wen wir alles mitnehmen sollen, damit bin ich überfragt. Würde es nach Vater gehen, würde er vermutlich am liebsten Dominique Dubois mitschleppen, samt Block und Guillotine. Der zweitwichtigste Mann im Staat. Ich für meinen Teil werde meine übliche Delegation bei mir haben.


    Meine Mutter begleitet uns ebenfalls, sie hat eine Kutsche die meiner äußerlich sehr ähnelt, nur, dass sie von oben bis unten mit Büchern und exotischen Gegenständen vollgestopft ist anstatt mit Arbeitsutensilien. Dafür trägt sie immer nur abwechselnd die selben zwei Kleider, sehr zum Missfallen ihrer Zofe und der Duc würde sich sicher auch freuen, wenn sie sich seinem Auge mal in einer abwechslungreicheren Gewandung präsentierte.


    Aber irgendeinen Vorschlag wird man von mir sicher erwarten. Sollten wir wirklich aus jedem Adelshaus jemanden mitschicken? Das wird ein Tross, der vorne schon am Hof des Königs steht und hinten noch in Souvagne startet. Wir sollten meiner Meinung nach auf jeden Fall Comte Didier de la Chateaub mitnehmen und von den de la Cantillions mögen ruhig mehrere anreisen. Sie spielen eine tragende Rolle und stehen in gutem Verhältnis zu unserer Familie. Auch sollten wir einen Repräsentanten der großherzoglichen Gargoyles mitnehmen."

  • Dreux de Souvagne


    Dreux hörte seinem Bruder aufmerksam zu und nickte bestätigend. Ihr Plan war verboten und das machte gerade den Reiz aus. Ebenso dass er ihn ausgerechnet mit Ciel umsetzte. Das Ciel ihn außer Landes schmuggeln würde, damit würde ihr Vater ganz gewiss nicht rechnen.


    "Wenn Du nur den Hochadel nimmst, ohne die Chevalier sind das gar nicht so viele Familien. Es wären vier Marquis Familien der jeweiligen Marquis - Marquis Jules Auriville de Beaufort, Marquis Philippe-Louis Gillot de Chasseaux, Marquis Mayhew de Chevrette und Marquis Clement Laviné de la Grange. Rechnen wir einen Abgesandten zuzüglich seiner Frau, dann wären dies erstmal nur acht Personen, samt deren Domestikenanhang.


    Es folgen die Comte. Comte Neville de Grivois, Comte Melville de la Cantillion, Comte Quennel de Lanteigne
    Comte Frederic Vachel de la Gervais, Comte Julien Lothair de Bariere, Comte Aymon Serge de la Vergne´,
    Comte Didier de la Chateaub und Comte Alain de Neufville. Hier haben wir acht Familien. Schickt jede Familie einen Abgeordneten wären das 16 Personen samt deren Anhang.


    Folglich würde uns ein Adelstross von 24 Personen des Hochadels begleiten, samt Dienerschar. Bedenke nimmst Du einen von ihnen mit und einen anderen nicht, könnte dies als Affront gegen die Familie gewertet werden. Die Familie selbst würde es auf jeden Fall als Affront werten, oder falls der Duc die Begleitwünsche ausspricht, würden sie es als Herabwürdigung sehen. Sprich aus welchem Grund stehen sie nicht mehr in der Gunst des Duc? Die anderen Adelsfamilien würden daraus sofort irgendwelche Rückschlüsse ziehen, ob diese nun tatsächlich zutreffen oder nicht.


    Also Grußkarten wie auch Einladungen mit unserem Familiewappen werden nicht grundlos auf Vollständigkeit überprüft. Du kannst die Reputation eines Mannes vernichten aus unserer Position heraus, indem Du ihn schlichtweg übergehst oder ignorierst. Jedes untere Adelshaus wird Deinem Beispiel folgen Ciel.


    Drum würde ich vorschlagen, lade zumindest aus jedem Hause des Hochadels einen Abgesandten mit Frau ein. Das Du von den Cantillions gerne den Comte Melville de la Cantillion als Familienoberhaupt dabei haben möchtest zuzüglich seines Bruders Comte Massimo de la Cantillion ergibt sich aus erbrachten Leistung der Flottenrückeroberung. Lass dies aber genauso so verlautbaren.


    Einen Abgesandten der Gargoyles mitzunehmen ist eine gute Idee Ciel. Nur muss dies entsprechend in der Planung und Anreise berücksichtigt werden.


    Ferner denke ich nicht, dass sich Felipe daran verschlucken wird, einige Adlige mehr zu verköstigen. Die Personen werden der Friedensverhandlung nicht beiwohnen, sondern sie werden bei der Krönung Ricardas anwesend sein. Eine Krönung ist der feierlichste Moment neben der Geburt eines Kronprinzen die ein Land erleben kann. Je mehr Adlige diesem Moment beiwohnen, je schöner ist er. Und ich denke Felipe wird dort nicht auf den einen oder anderen Taler der Verköstigung schauen. Ich freue mich jedenfalls auf das Fest.


    Naja Ciel, ich bin auch nicht weltfremd und ich habe auch ab und an Lust auf ein bisschen Spaß oder Entspannung. Da bist Du nicht der Einzige Bruder. Von daher ja ich kenne mich etwas aus, genauso wie Du. Das bleibt unser kleines Geheimnis. Mit Brettspielen, Würfelspielen, Karten können wir uns gerne die Zeit vertreiben. Es klingt sicher in Deinen Ohren komisch, aber ich freue mich drauf.


    Nun ich glaube da hast Du Recht, Dein Leibdiener wird wirklich nicht erfreut sein seinen Häscher wieder zu sehen, vor allem frisch verheiratet. Soweit ich hörte, sollte Khawa es lieber unterlassen Comte Massimo de la Cantillion mit Kaffee zu überschütten. Der gute Comte ist ein Läuterer, ebenso wie viele andere Comte oder Chevalier. Ich möchte nicht die Läuterung von Khawa erleben. Und ich befürchte, er noch weniger als ich.


    Wo wir beim Thema wären, ich glaube Du hast völlig Recht. Die erste Person die Vater mitnehmen würde wäre Dominique Dubois. Gibt es eigentlich eine Mobil-Guillotine für unterwegs? Falls ja, würde er diese Dominique sicher mitführen lassen.


    Nun machen wir uns darüber besser nicht lustig. Immerhin verdanken wir es genau der Tatsache dass Vater gerecht durchgreift, dass wir derart in Ruhe und Frieden leben können. Milde wo sie angebracht ist, ebenso die Strafe. Manche Verbrechen kann man nicht anders sühnen als mit dem Block.


    Du solltest Deiner Mutter nahelegen sich zur Krönung ein völlig neues Kleid zuzulegen!
    Dies ist ungemein wichtig. Sie repräsentiert unser Herrschaftshaus auf einer Krönungsfeier. Da darf sie auf keinen Fall ein Kleid tragen, in dem sie schon einmal gesehen worden ist.


    Was meinst Du wie Ricarda aussieht? Ich habe versucht mich an sie zu erinnern, habe in meinen Gedanken gestöbert ob ich ihr früher einmal begegnet bin. Aber leider konnte ich mich an keine Begebenheit erinnern. Demzufolge weiß ich nicht wie die Gute aussieht. Was die Sache vielleicht sogar interessanter macht", schmunzelte Dreux.

  • Bellamy Bourgeois, der Palaisin des Duc wie das erste Schwert Souvagnes, machte sich umgehend auf und berief eine außergewöhnliche Dienstbesprechung der Großherzoglichen Leibgarde ein. Seine Majestät hatte ihm einen eindeutigen Befehl erteilt.


    Einige Räume entfernt, nicht unweit des Verhandlungsraumes in dem die Staatsoberhäupter getagt hatten, fand sich nun die Leibgarde des Duc ein um die Instruktionen ihres obersten Vorgesetzten entgegen zu nehmen.


    Palaisin Bourgeois wartete einen Moment und ließ seinen Blick über die Truppe schweifen. Alle waren anwesend, anders hatte er es auch nicht erwartet.


    "Grüße und direkt zur Sache. Unsere Majestät beabsichtigt in kürzester Zeit zu Großherzog Felipe aufzubrechen. Unsere Aufgabe ist wie stets der Schutz unseres Herrn. Gardisten, bereitet Eure Abreise vor und trefft sämtliche relevante Vorkehrungen, damit es zu keinerlei Verzögerungen kommt, sobald der Duc abzureisen wünscht.


    Wir werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur mit der großherzoglichen Familie reisen, sondern da unsere Majestät ferner nach den Friedensverhandlungen an der Krönung von Großherzogin Ricarda von Ehveros teilnehmen wird, wird uns ein Tross des Hochadels begleiten. Vermutlich führt jedes Haus eine Schar Diener wie auch Gardisten mit sich.


    Verlass ist darauf nicht, unser oberstes Augenmerk gilt unserer Majestät!


    Unser Herr beabsichtigt längst möglich im eigenen Land zu reisen. Die Reise-Route sieht demnach wie folgt aus. Wir reisen bis zum Lehen des Marquis La Grange und dort des Lehen des Comte Neufville zu passieren zwecks Grenzüberritt hinein nach Ledwick. Kurzum von Neufville halten wir auf Silberhain zu, wenden uns aber vor den Sumpflanden nach Westen um außerhalb der Sümpfe Richtung Ehveros samt Drakestein anzureisen.


    Zur besseren Sicherung des Duc wies einer Familie werden wir, wenn möglich, die Hauptstraßen wählen. Nebenwege werden wir nur in Ausnahmefällen nutzen. Ferner halten wir uns von jeder befestigten Großanlage, Burg oder ähnlichem fern.


    Die uns begleitenden Staatsgäste sind zur Zeit noch Gäste. Aber schon morgen kann sich das Blatt wenden und wir wollen eventuelle Feinde nicht mit Informationen füttern, die diese gegebenenfalls gegen uns verwenden könnten.


    Folglich werden wir unseren Gästen nicht vor Augen führen, wie gesichert manches Bollwerk ist und welche Grundmaßnahmen bereits getroffen wurden. Von den Hauptstraßen aus sieht man zuerst eines - Straße. Ferner werden wie des Nachts reisen um weitere mögliche Ausspähungen zu vermeiden. Zudem sichert uns die Nacht die Unterstützung der Gargoyles in den jeweiligen Regionen zu.


    Per Nachrichtenübermittlung eines Himmelsauges an den Comte de la Cantillion habe ich dafür gesorgt, dass eine Abordnung der Zwerge die Grenze zu Cantillion passieren darf und dort zu uns stößt. Zwergenkönig Dunkelerz bat um eine Delegation, die ihn zur Krönung von Ricarda von Ehveros begleitet. Diese Delegation wird in Cantillion zu unserem Tross stoßen.


    Fragen hierzu? Falls nicht, Ihre Aufgaben sind Ihnen bekannt - abrücken", befahl Bellamy.

  • Ciel nickte. "Du hast sicher Recht damit, Abgesandte aus allen Familien des Hochadels einzuladen. Ich muss gestehen, dass ich mich zu wenig mit innenpolitischen Dingen befasse, besonders seit der Bedrohung aus dem Norden. Aber dafür haben wir ja dich. In solchen Angelegenheiten hast du eindeutig das geschicktere Händchen. Ich bin dafür in anderen Dingen besser."


    Ciel blinzelte verschmitzt. So gefiel ihm ihre Rivalität. Ein brüderliches Sticheln anstelle von einem gegenseitigen Ausstechen. Von der Sache her war es ja für ganz Souvagne besser, wenn die Prinzen sich gegenseitig ergänzten, anstatt sich in persönlichen Kleinkriegen zu verlieren, aber was sich in der Theorie so plausibel und einfach anhörte, war in der Praxis nicht so leicht umzusetzen.


    "Wegen dem Kleid werde ich mit Mutter reden. Es darf nicht sein, dass sie alle vor den Kopf stößt wegen ihrer Marotten. Sie meint es gut, aber sie ist manchmal etwas weltfremd.


    Zum Aussehen von Ricarda kann ich nichts sagen. Spielt das denn für dich eine Rolle? Sie ist immerhin eine Königin. Sie könnte aussehen wie ein Flusspferd und wäre noch immer eine geeignete Braut." Ciel sah das pragmatisch.


    In diesem Moment wurden sie von de Mireault unterbrochen, der Khawa durch die Gegend zerrte.


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    Nach dem Gespräch machte Ciel sich daran, alles für seine Abreise in die Wege zu leiten.

  • Edoardo war leicht nervös. Er war erst vor wenigen Tagen zu der Leibgarde abkommandiert worden. Heute traf er das erste mal auf den Palaisin des Duc, seinen Vorgesetzten.
    Der musterte alle kurz und der neue Leibgardist hatte irgendwie das Gefühl das der Blick etwas länger auf ihm verweilte. Das konnte aber auch nur seine Einbildung gewesen sein.
    Bellamy fackelte anschließend nicht lange und gab der ganzen Leibgardisten im Raum zum besten was in den nächsten Tagen auf sie zu käme.


    Bei der Erwähnung von weiteren Gardisten aus den anderen Hochadels Häusern erschien kurz eine schmerzhafte Erinnerung vor Edoardos Augen. Äußerlich lies er sich nichts davon anmerken er blieb weiter ruhig und kühl.
    „Ob er wohl auch dabei sein wird,“ dachte er sich während er versuchte diese schlechte Gedanken auf die Seite zu schieben. Das gelang ihm halbwegs und er versuchte sich auf die weiteren Anweisungen in der Ansprache des Palaisin zu konzentrieren.


    Nachdem der große Bourgeois fertig war ,machten sich schon die ersten zur Tür auf. Edoardo fragte sich ob den niemand eine Frage hatte. Er verkniff sich solche erst einmal, denn er wollte als Neuling nicht gleich negativ auffallen. So machte auch er sich langsam zur Tür auf.

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  • Dreux de Souvagne


    Dreux verschränkte die Arme vor der Brust und musterte seinen Bruder aus zusammengekniffenen Augen, aber sein Grinsen verbarg er nicht ganz.


    "Vielen Dank für Deine mitfühlende Art Ciel. Du vergisst nur eines, ich müsste das Flusspferd schwängern. Wobei ich es dann sicher nur einmal müsste, wenn eine Tochter genauso den Thron besteigen darf, muss ich das Flusspferd nicht so oft besteigen bis es einen Sohn bekommt. Dafür bestünde der Nachtteil bei einer gleichberechtigten Partnerschaft, dass ich keine Beifrauen nehmen dürfte.


    Stell Dir das vor, man möchte doch wenigstens eine Frau von all seinen Frauen lieben, oder nicht? Die erste Ehefrau ist meist jene die man aufgrund des Standes heiraten muss. Die nachfolgende oder sogar nachfolgenden Ehefrauen sind meist nicht mehr aus einer Pflicht heraus gewählt, sondern frei nach dem Herzen", erklärte Dreux.


    Für einen Moment musterte er Ciel nachdenklich, da er sich wohl im Klaren darüber wurde, was er gerade gesagt hatte. Seine eigene Mutter wäre demzufolge für den Duc eine Pflicht gewesen und die Mutter von Ciel, hätte der Duc aus Liebe gewählt. Aber selbst wenn dem so war, sie beide konnten nichts daran ändern.


    Dreux schüttelte den Gedanken ab und band sich selbst die Haare zusammen.


    "Mein verdammter Leibdiener ist immer dann nicht zugegen, wenn ich ihn brauche. Ich sehe aus wie ein Besen, jedenfalls fühle ich mich gerade so. Wo wir von Aussehen sprechen, vielleicht ist Ricarda auch unheimlich attraktiv.


    Falls Vater tatsächlich eine Hochzeit anstrebt, würde er ebenfalls auf den Thron durch Abdikation verzichten und mir den Thron überlassen?


    Oder würde er selbst Souvagne weiter regieren und ich wäre rein der Ehemann von Ricarda von Ehveros? Demzufolge wäre sie dann regierende Großherzogin und ich wäre nicht regierender Ehemann - , Großherzog von Ehveros allerdings mit dem Titel Prinzgemahl.


    Auf der anderen Seite, wer weiß ob Ricarda überhaupt Interesse daran hat, einen gleichberechtigten Partner zu heiraten. Sie ist in der Position wie unser Vater. Sie hat die Allmacht als Throninhaberin von Ehveros, sie kann heiraten wen immer sie möchte. Gleichgültig dessen, was sich Vater oder ich eventuell wünschen.


    Generell frage ich mich, ob Vater plant mir in den kommenden Jahren den Thron zu überreichen, oder ich den Thron durch Erbfolge besteigen werde, wie es in unserem Land stets der Fall war. Ich würde mir Ersteres wünschen, so könnte er mir noch beratend zur Seite stehen", sagte Dreux nachdenklich.


    "Zu meinem Leidwesen muss ich gestehen, dass wir uns tatsächlich sehr gut ergänzen Ciel. Und ich gestehe Dir noch etwas, ich mag Dich mehr als ich beabsichtige", lachte Dreux leise hinter vorgehaltener Hand.


    "Die Außenpolitik ist Dein Steckenpferd, meine die Innenpolitik. Der erste Blick hat immer Souvagne zu gelten. Allerdings muss ich Dir Recht geben, schadet es nie auch einen Blick nach außen zu werfen, denn so könnte man eventuell Souvagne vergrößern. Oder den Einflussbereich von uns erweitern.


    Deine Idee mit der Kolonialisierung fand ich äußerst interessant. Aber Vater wirst Du für solche Gedanken nicht begeistern können. Er ist Verfechter des Status quo, er möchte alles im bestehenden Zustand belassen. Souvagne wird sich nicht vergrößern durch Landaneignung, Souvagne wird aber auch nicht eine Handbreit kleiner, durch Landverlust. Alles bleibt beim altbewährten, nur die Wissenschaft passt sich dem an. Kurzum noch in 3.000 Jahren wird man in Souvagne Straftäter köpfen, nur womit - dass ist die entscheidende Frage. Vermutlich mit einer hochmodernen Apparatur, von der wir heute noch keine Vorstellung haben - den DOMI 3000.


    Du verstehst, die Mittel der Umsetzung ändern sich, aber das altbewährte System bleibt bestehen. Allerdings hätte ich im Gegensatz zu Vater schon einen etwas anderen Weg mit den Rakshanern eingeschlagen, ebenso wie Du Ciel", grinste Dreux.


    "Wenn Du möchtest, nehme ich mich der Sache an und lasse umgehend nach Abgesandten des Hochadels schicken. Ich vermute darin bin ich wirklich geschickter und schneller als Du. Sieh es als kleines Dankeschön für die Mitreisegelegenheit Ciel.


    Wie ich Dir erläutert habe werter Bruder, auf keinen Fall darfst Du grundlos einen Deines Hochadels verprellen. Sie sind es, die Deine Befehle an bis an das Volk weiterleiten. Natürlich nur durch Deine Erlaubnis, allerdings hätte keine dieser Familien ein Lehen erhalten, hätten sie sich nicht irgendwann in der Vergangenheit als würdig erwiesen. Und sind wir ehrlich Ciel, jede dieser Familie hat sich bis einschließlich heute uns gegenüber stets loyal verhalten und uns gut gedient.


    Sogar Khawas Spezialfreund Comte Massimo de la Cantillion hat seinen Fehler mit dieser Albenbrut begradigt und uns unsere Flotte zurückgebracht. Er tat gut daran, Vater auf diese Art versöhnlich zu stimmen", erklärte Dreux gerade als Khawa zu ihnen zurückkehrte.


    Eigentlich kehrte er nicht zurück, sondern wurde gezerrt. Als Khawa Ciel eröffnete von nun an ein freier Mann und zudem noch eingebürgert worden zu sein, wurde Dreux eine Spur blasser als er ohnehin schon war.


    "Auch von meiner Person alles Gute für Sie Monsieur Rousseau", sagte Dreux mit nicht zu deutender Miene.

  • Ciel guckte Jules und Khawa wenig erfreut hinterher, was im Klartext bedeutete, dass seine Stimmung auf dem Gefrierpunkt angelangt war und er sie alle beide am liebsten auspeitschen lassen würde, was er jedoch nicht durfte, da es genau genommen keinen Anlass gab.


    "Wo ist dein Leibdiener überhaupt abgeblieben? So kann er dich nicht herumlaufen lassen. Wenn er sich am Hof von Ehveros genau so verhält, gefährdet er die Hochzeit. Hoffentlich ist er nicht auch bei Vater in der Amtsstube. Ich kann dir einen Tipp geben: Organisiere dir einen zweiten Leibdiener, auch wenn das nicht üblich ist. Khawa und Nathan wechseln sich ab und das ist auch für mich angenehm, wenn ich mal einen von beiden nicht sehen mag, so wie jetzt. Früher oder später kommt der Punkt, an dem ich einen von beiden nicht mehr ertragen kann. Khawa kann mir vorerst den Buckel herunterrutschen. Was hat Vater sich dabei gedacht, mir meinen Sklaven wegzunehmen? Wenigstens pro forma hätte er mich fragen oder wenigstens im Vorfeld informieren können! Und das fällt ihm ausgerechnet vor der Abreise ein! Den Grund finde ich fadenscheinig und an den Haaren herbeigezogen."


    Es war niemand in der Nähe, der hören konnte, wie Ciel sich gerade über den Duc echauffierte, ansonsten hätte er sich diese Worte für die Kutschfahrt aufgespart. Er war stinksauer auf seinen Vater und fühlte sich hintergangen. Er fragte sich, was er getan hatte, dass dieser ihm so eins auswischte.


    "Wenn er wenigstens irgendwem anders die Freiheit geschenkt hätte, aber nein, es musste ausgerechnet mein Leibdiener sein! Und de Mireault freut sich auch noch darüber, er und Vater stecken doch gemeinsam dahinter, schließlich ist er sein Berater! Wahrscheinlich haben sie im Vorfeld gemeinsam darüber gesprochen. Aber was soll das bezwecken? Will Vater meine Geduld prüfen? Will er mich wegen irgendetwas rügen?"


    Ciel schüttelte den Kopf, um sich wieder zu beruhigen. Etwas persönlicheres als den Leibdiener gab es nicht und ausgerechnet an diesem Punkt mischte der Duc sich ein! Hinzu kam Khawas besonderer Status als Trophäe. Er repräsentierte Ciels ersten militärischen Sieg und der Prince war wahnsinnig stolz darauf. Er hatte den viel älteren und gefürchteten Khawa Steppensturm damals persönlich seinem Vater vorgeführt - ohne Ketten. Er hatte beweisen wollen, wie viel er, der Bastardsohn, tatsächlich wert war. Jetzt war es, als ob sein Vater ihn von sich stieß und auf seine Leistung spuckte. Es tat weh. Ciel wünschte sich Nathan her, der ihm einen Tee machte, aber der war genau so verschwunden wie der Leibdiener von Dreaux. Ciel gab sich Mühe, seinen Zorn und seinen Schmerz nicht zu sehr nach außen zu tragen und das Gespräch möglichst unbeeindruckt fortzuführen.


    "Danke, dass du dich um die Einladungen kümmerst. Am Ende vergesse ich irgendwen oder lade jemanden unverdient ein. Was Ricarda anbelangt, schlage ich vor, dich einfach überraschen zu lassen. Notfalls weiß ein Medicus auch Mittel und Wege, um eine Schwangerschaft herbeizuführen, ohne dass es zum Beischlaf kommt. Es gab da vor einigen Jahren einen entsprechenden Fall in einem unserer Gefängnisse. Plötzlich war trotz strikter Geschlechtertrennung ein Großteil der weiblichen Insassen schwanger und musste entsprechend eine Sonderbehandlung erhalten, um das Leben der ungeborenen Souvagner nicht zu gefährden. Das war raffiniert eingefädelt, im Wörtlichen Sinne. Irgendwie hatten die männlichen Insassen es geschaft, selbstgeschnitztes Sexspielzeug zu den Frauen zu schmuggeln, das mit Sperma behandelt war. Was dort funktioniert hat, mag auch bei unattraktiven Ehefrauen funktionieren."


    Dreaux`Gesicht veränderte sich etwas, als er auf Frauen und Beifrauen zu sprechen kam. Auch das von Ciel. Es war die Kluft, die sie beide als Halbbrüder trennte. Während Dreaux der Hauptfrau des Duc entspross und somit Thronerbe war, war Ciel Sohn einer Beifrau und somit ein Bastard. Auch er konnte letztlich als Thronfolger in Frage kommen - wenn die Kinder der Hauptfrau einen tragischen Unfall erlitten. Es war das Schwert dieses Zweifels, das stets über der Freundschaft zwischen ihm und seinen Brüdern hing, denn jeder wusste, was man Bastarden nachsagte. Hinzu kam, dass Ciels Mutter Minette de Thibodeaux viel mehr Freizeit als die Duchesse hatte und entsprechend mehr Zeit und Energie übrig hatte, um sich um ihren Gatten zu kümmern. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Duchesse das erste Mal darüber in Rage geraten würde, wenn es nicht schon geschehen war.


    "Wir haben noch nie darüber gesprochen ... aber was sagt die Duchesse zu Vaters Beifrauen? Hat sie dir gegenüber mal etwas erwähnt? Ich hoffe für dich auch auf eine Abdikation. Es wäre nicht so plötzlich, wie wenn Vater einfach dahinscheidet, sondern ein fließender Übergang. Falls er dich mit Ricarda vermählen wöllte - könntest du denn damit leben, nur die zweite Geige zu spielen, während sie regiert? Und damit, dass sie vielleicht Beimänner heiraten dürfte, du aber keine Beifrauen? Vielleicht solltest du Greg bei der Hochzeit den Vortritt lassen. Das Ganze hört sich ziemlich rakshanisch an. Khawa hat mir davon erzählt."


    Ciels Miene verdüsterte sich, als er auf seinen Leibdiener zu sprechen kam und unterbrach sich selbst, indem er die Lippen aufeinanderpresste. Dreaux schaffte es jedoch, die angespannte Stimmung wieder zu lockern. Ciel durfte in der Öffentlichkeit weder Lachen noch breit grinsen, doch bei Dreaux` Kommentar zum DOMI 3000 hatte er Mühe, die kühle Fassade zu wahren. Die Kutschfahrt würde in jedem Fall lustig werden, so wie es aussah.


    "Ich mag dich leider auch, Brüderchen. Aber wir finden sicher bald wieder irgendeinen Grund, unsere alte Rivalität aufleben zu lassen, keine Sorge, das Leben bietet doch genügend Anlässe."


    Ein Trupp von Gardisten marschierte vorbei. Sie mussten ihr Gespräch kurz unterbrechen, da man sich bei dem Lärm der polternden Stiefel nicht verstehen würde. Ciel überlegte schnell, da es etwas gab, dass ihm Sorge bereitete. Die Garde erhielt ihre Befehle über Bellamy direkt vom Duc. Vater würde sie bereits instruiert haben bezüglich der Reise oder es in Kürze tun und Ciel wollte nicht dazwischenfunken mit evenutell widersprüchlichen Anweisungen. Bellamy war zudem schon vorbeimarschiert. Doch der letzte der Gardisten trödelte etwas und Ciel winkte ihn rasch zu sich, während die anderen weitermarschierten. Es würde nicht lange dauern.

  • Kaum verließ Edoardo denn Raum wurde er von jemanden heran gewunken. Auf die Entfernung konnte er zunächst nur Kleidung ausmachen die vom Stil her wohl dem Adel zu zu Ordnen war.
    Als der neue Leibgardist näher kam konnte er die Gesichter erkennen. Der winkende Mann schien Ciel Felicien de Souvagne zu sein und der andere der bei ihm stand war wohl Dreux Gifford de Souvagne. Edoardo war ihnen noch nie persönlich begegnet. Er konnte sie nur aufgrund eines Familienpotraits das er gesehen hatte zuordnen. Damit gab es eine kleine Chance das er sich täuschte.
    Kurz vor den beiden blieb er stehen und verbeugte sich leicht, seine Rüstung klapperte dabei leicht


    „Mein Herr, eure Allerdurchlauchtigster wie kann ich euch helfen?“
    Er blickte die beiden stumm an nach der Frage und war gespannt was sie wollten.

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  • " Wie ist Ihr Name, Soldat?"


    Ciel wollte wegen der Sache später auch noch einmal mit Bellamy sprechen, der schon fast außer Sicht war und da war es gut, wenn er den Mann, dem er einen Nebenauftrag erteilte, beim Namen nennen konnte. Zum Glück hatte er wenigstens diesen Mann hier noch abfangen können. In dem Tempo, in dem Bellamy marschierte, pflegten andere Leute zu rennen.


    "Die verehrte Mutter meiner Person, ihre Hoheit Minette de Thibodeaux, besitzt eine neue Sklavin. Es ist eine Düsterlingfrau, samt Brut. Possierlich anzuschauen, doch meine Person verspürt ein tiefsitzendes Misstrauen gegen jenes Subjekt und wünscht, dass Sie ein besonders aufmerksames Auge darauf haben."


    Wichtig war, dass von Anfang an jemand besonders auf seine Mutter achtgab, bis er etwas im Detail durchgeplantes zu ihrem Schutz organisiert hatte.


    "Ich verlasse mich auf Sie, Soldat." Ciel blickte ihn ernst an. "Haben Sie noch Rückfragen?"

  • „Edoardo, mein Herr,“ antwortete er Ciel.
    Seinen Familienname lies er weg der spielte kaum eine rolle hier. Ruhig hörte er sich das anliegen des Sohnes des Duc's an.

    In Edoardo bildeten sich schon die Worte, „Aber Herr....,“ aber die bleiben nur in seinen Gedanken.
    Eigentlich musste er wie die anderen Vorbereitungen für die Abreise treffen. Andererseits konnte er seinem Herrn den Befehl kaum ausschlagen. Mit einem kurzen nicken gab er zu verstehen das er verstanden hatte.
    „Sicher, mein Herr.“


    Der neue Leibgardist überlegte kurz, verneigte sich leicht und sprach dann doch das Thema an:
    „Verzeiht mir meine Unverfrorenheit, mein Herr. Wir haben Befehl uns abreise bereit zu machen. Euer Befehl würde dieses unterfangen etwas verzögern. Aber der Schutz ihrer Hoheit Minette de Thibodaux hat natürlich Priorität. Soll ich den Palaisin darüber Infomieren, mein Herr?“

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  • Ciels Gesichts blieb ausdruckslos, als Edoardo das verhasste A-Wort verlauten ließ. »Sie haben mich missverstanden, Edoardo«, sprach Ciel. »Die Befehle des Palaisins bleiben von jenen meiner Person vollkommen unberührt. Es war nicht angedacht, dass Sie etwas anders tun, als den Anweisungen von Palaisin Bourgeois zu dessen vollster Zufriedenheit nachzukommen.«


    Ciel schaute wieder etwas freundlicher drein. Der junge Gardist hatte vermutlich lediglich befürchtet, dass er nun den Prince vor den Kopf stoßen musste, um Bourgeois`Befehlen nachzukommen, weil er ihn falsch verstanden hatte. Also erklärte Ciel ihm etwas ausführlicher, was er meinte.


    »Ich forderte Sie lediglich dazu auf, im Zuge dessen ein besonders Augenmerk auf die neue Errungenschaft Ihrer Hoheit de Thibodeaux zu haben. Es ist nicht nötig, dass Sie den Palaisin über meinen Wunsch informieren, da dieser nur dem Duc Höchstselbst untersteht. Meine Person verfügt ihm gegenüber über kein Weisungsrecht. Meine Person wird daher in Kürze selbst mit ihrem verehrten Vater sprechen. Bis dahin ist es lediglich Ihre Aufgabe, während des angewiesenen Dienstes ein besonders wachsames Auge auf den Düsterling zu haben, nicht mehr und nicht weniger.«

  • In den Augen des Leibgardisten spiegelte sich kurz seine Verwirrung wieder. Für ihn hörte es sich zunächst so an, als hatte der Prinz gewollt das er seinem Wunsch direkt nach kam. Aber scheinbar hatte er ihn missverstanden oder Ciel wollte den Palaisin umgehen der ihn vermutlich mit dem anliegen zum lachen gebracht hätte. Immerhin kam der Befehl vom Prinzen und nicht vom Duc was jenen nichtig gemacht hätte.
    „Wie ihr wünscht Herr,“ sagte Edoardo untermalt mit einem kurzen nicken.
    „Ich werde ein Auge auf die Sklavin haben so oft es mir möglich ist.“


    Er ging einen Schritt zurück und verbeugte sich leicht.
    „Mein Herr, wenn ihr mich entschuldigen würdet. Die Leibgarde hat einiges zu organisieren.“
    Edoardo musste sich so langsam sputen um den Anschluss zu den anderen nicht zu verlieren. Man konnte das klappern der Stiefel der voran gegangenen Gardisten nur noch in der Ferne leicht vernehmen.

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  • Ciel starrte ebenso Khawa hinterher wie es sein Bruder tat.


    „Da kann ich Dir nur beipflichten. Manchmal verstehe ich Vaters Entscheidungen nicht. Nicht nur, was er damit bezweckt, sondern wie er manchmal von einer Minute auf die andere eine Entscheidung fällt und dann wiederum für andere Entscheidungen eine halbe Ewigkeit zu benötigen scheint. Wie dem auch sei, wir beide wissen dass er seine Aufgabe sehr geflissentlich und gut erledigt. Ebenso wie Du, das muss ich neidvoll anerkennen.


    Aber was diese Entscheidung bezüglich Khawa sollte, ohne Dich vorab davon in Kenntnis zu setzen, entzieht sich absolut meinem Verständnis. Hat Khawa ihn erzürnt? Wobei Unsinn, hätte er Vater erzürnt, hätte dieser ihm wohl kaum die Freiheit und die Einbürgerung geschenkt. Von einem Sklaven zu einem Bürger, dass nenne ich mal einen guten Senkrechtstart ins souvganische Leben.


    Er muss Vater beeindruckt haben, nur womit? Was könnte Vater dazu veranlasst haben, ausgerechnet Khawa die Freiheit zu schenken? Er weiß doch wieviel Dir an Deinem Leibdiener liegt. Und ganz richtig angemerkt Ciel, ein Leibdiener ist etwas sehr persönliches. Niemand weiß dies besser als Vater. Jeder von Adel weiß wie ungemein wichtig ein Leibdiener ist, aber Vater weiß es wohl von allen am besten. Und ausgerechnet er entreißt Dir Khawa?


    Nungut der Wilde, verzeih, ehemals Wilde bleibt ja scheinbar in Deinen Diensten.
    Aber für wie lange?


    Und vergiss bitte eines nicht Ciel. Ab heute hast Du Khawa als freien Mann entsprechend zu entlohnen, kurzum Du musst ihm einen Lohn zahlen, ihm Urlaub gewähren und Du musst ihn entsprechend behandeln. Einen freien Mann darfst Du nicht ohne weiteres züchtigen und Du kannst ihn weder verschenken, noch verkaufen. Du benötigst ab sofort sogar einen zweiten Leibdiener. Stell Dir vor, Khawa möchte ausgerechnet zu einem wichtigen Ereignis drei Wochen Urlaub, weil der ehemals Wilde zu dieser Zeit einmal im Jahr den Mond anheult und dazu in Vollmondnächten halbnackt auf der Wiese tanzt. Was sollst Du dann tun? Dreiwochen unrasiert wie eine gammlige Stachelbeere durch die Lande ziehen?


    Dies würde unser Haus unrühmlich beflecken, allen voran erst einmal Dich. Mir scheint, Vater war sich der Konsequenzen diesmal nicht bewusst.


    Mir scheint der Grund auch sehr fragwürdig, geradezu suspekt.
    Ich möchte gerne wissen, wer Vater diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Es wird hoffentlich nicht Deine Mutter gewesen sein. Natürlich möchte ich Dich nicht beunruhigen, aber Du weißt wie lieb Deine Mutter ist, vielleicht hast Du sie mit der Aufforderung sich ein neues Kleid anschaffen zu müssen brüskiert. Und so hat sie dann Vater stillschweigend gebeten, ihr eine „gute Tat“ zu gewähren und sie hat den armen Khawa die Freiheit geschenkt.


    Nun falls es soweit kommt, dass ich jemals eine Frau ehelichen muss, die ich lieber nicht durch persönlichen Kontakt schwängern möchte, werde ich gerne auf diese seltsame und lebensrettende Information zurückkommen.


    Was meine Mutter zu den Beifrauen sagt? Nun welche Frau teilt schon gerne ihren Mann Ciel? Du teilst ja nicht einmal gerne Deinen Leibdiener, dabei gehört er nun sich selbst. Mutter ergeht da sicher ganz ähnlich. Sie versteht sich zwar mit den anderen Frauen und ihre Macht und ihr persönlicher Einfluss ist größer als der Einfluss der Beifrauen, aber ihre Aufgaben sind auch andere. Mehr Privilegien bedeuten auch mehr Pflichten.


    Manchmal ist sie froh darum, dass er Beifrauen hat, aber genauso oft verspürt sie darüber Traurigkeit, dass er ihr nicht alleine gehört.


    Nun ich denke rein liebevolle Gefühle sind leider nur den Niederen vorbehalten. Manchmal haben es Leute ohne Stand besser als wir. Sie binden sich aus Liebe oder sie binden sich an nur eine Frau und diese kann durchaus aus Liebe gewählt worden sein. Weshalb die Beifrauen gewählt wurden, ist meiner Mutter durchaus bewusst.


    Zuneigung, Liebe und der Wunsch nach mehr Nachkommen. Das spielt beim Hochadel immer eine Rolle, ebenso bei Vater und später ebenfalls bei Dir und mir. Die wenigsten Männer belassen es bei einer Frau. Und ich glaube die wenigsten Männer fragen ihre erste Frau, wie es ihr damit geht.


    Ab und an schmerzt mich dies für meine Mutter, ich weiß dass sie unseren Vater nicht als Pflicht sieht, die es zu erfüllen gilt. Vielleicht haben sie einst aus diesem Grund geheiratet Ciel, aber ich weiß dass sich die beiden ebenso schätzen, wie Deine Mutter und Vater sich schätzen.


    Falls noch etwas anderes dahinter steckt, wie Eifersucht oder dergleichen hat sich meine Mutter mir nie anvertraut. Ich denke solche Dinge würde eine Frau auch eher mit einer Tochter als mit ihrem Sohn besprechen.


    Mir den Thron nur anschauen zu dürfen ohne jede Befehlsgewalt im eigentlichen Sinne?
    Ich glaube das könnte ich nicht. Mein ganzes Leben lang wurde ich darauf ausgebildet und daraufhin erzogen, dass ich einst Duc von Souvagne werde. Kurzum ich wurde darauf vorbereitet, dass ich einst ein solches Amt bekleide. Natürlich könnte ich ebenso gut an der Seite meiner Frau sitzen, sie die Amtsgeschäfte führen lassen und ich mache mir einen schönen Tag.


    Aber womit Ciel?


    Ich habe nichts anderes gelernt als meine Bestimmung zu erfüllen. Noch vor meiner Geburt war dies schon meine Pflicht und wenn wir ehrlich sind, war meine Zeugung ebenfalls damit verbunden. Also was sollte ich anderes tun als meiner Bestimmung zu folgen?


    Ich könnte meiner Frau beratend zur Seite stehen und dies würde ich auch. Sollte Vater mir den Thron verweigern, nun dann würde ich Greg oder Dir ebenfalls beratend zur Seite stehen. Wir alle drei sind in der Lage ein Land zu regieren. Wir alle drei sind in der Lage die Bürde zu tragen und solche Entscheidungen zu treffen, die man als Duc zu treffen hat. Aber Alltagstauglich ist von uns niemand.


    Wir sind so etwas wie Hohepriester, wir sind zu weit weg von einem normalen Leben um eines führen zu können. Wir haben es leider nie gelernt. Wobei es sicher ganz interessant wäre einige handwerkliche Dinge zu beherrschen, einfach des Verständnisses halber. Aber dies ist nicht nur verpönt, sondern verboten. Adel ungebührliches Verhalten.


    Kommen wir zurück zu Deinem Problem – Khawa.


    Es war schon wirklich sehr seltsam, dass sich ausgerechnet der Chevalier für Khawa freut. Nun allerdings kennen wir die beiden Ciel. Vielleicht freut sich de Mireault auch darauf, zukünftig Khawa persönlich angehen zu dürfen, falls dieser ihn verbrüht. Denn er ist ja nicht mehr Dein Eigentum, sprich dann hat ihn nicht das Eigentum von Ciel de Souvagne verbrüht, sondern Khawa der freie Mann. Und glaube mir, Jules wird dann so frei sein, Khawa dafür in den Arsch zu treten. Das steckt vermutlich dahinter. Warum sollte der Mann sonst grinsen wie ein Honigkuchenpferd?


    Falls Dich Vater rügen möchte, ist ihm das mit einem sehr tiefen Treffer gelungen. Da wäre eine öffentliche Zurechtweisung ja noch harmloser gewesen.


    Vergiss mal die Einladungen ich kümmere mich wie gesagt darum. Wir sollten unsere Rivalität vorerst begraben, wir müssen nun zusammenhalten. Wir wissen nicht, was Vater noch als nächstes plant. Vielleicht schenkt er auch Nathan die Freiheit? Oder meinem Leibdiener? Wo sind Nathan und Ferrau überhaupt? Wer weiß ob die beiden auch schon bei unserem Vater stehen und ihre Papiere in der Hand halten. Wir sollten mit Olivie sprechen.


    Ihre Zofe Jeanne könnte auch betroffen sein, ebenso Zerbino der Leibdiener von Gergoire“, antwortete Dreux.


    Als sein Bruder einen der Gardisten zu sich rief und der Mann ihn freundlich grüßte, erwiderte Dreux den Gruß mit einem freundlichen Nicken. Ciel bat darum, dass dieser ein besonderes Augenmerk auf die neue Sklavin seiner Mutter hielt.


    Wer wusste schon, wie lange dieser Düsterling noch ein Sklave war? Dreux verkniff sich jeden weiteren Kommentar und wartete ab, bis sich der Gardist verabschiedet hatte.


    „Was möchtest Du nun bezüglich Khawa unternehmen Ciel? Möchtest Du mit Vater sprechen? Ich würde Dich begleiten, falls Du dies wünscht“, erklärte Dreux freundlich.

  • Der Leibgardist nickte kurz.
    „Danke, mein Herr,“ sagte Edoardo noch kurz bevor er los ging.
    Er musste sich sputen. Nach einigen Metern außer Sichtweite der Prinzen setze er zum Sprint an.


    Edoardo hetzte durch die Korridore in denen die stark klappernde Rüstung wieder halte.
    Sein Puls stieg langsam in die Höhe. Die Rüstung war bei weitem nicht die Schwerste die man tragen konnte, aber sie hatte dennoch ihr Gewicht und zehrte an den Kräften des Leibgardisten bei diesem Lauftempo.
    Nach einigen Kraft zehrenden Momenten konnte er nach der nächsten Biegung die anderen Leibgardisten ausmachen. Edoardo reduzierte sein Lauftempo langsam und schloss nach hinten die reihen. Es war ihm schon leicht peinlich als sich einige umdrehten da sein Geklapper nicht zu überhören war.


    „Na, Frischling auch wieder da? Wir haben uns schon sorgen gemacht du hast dich verirrt,“ meine einer der älteren Leibgardisten spöttisch.
    „Ach was der wird sich eine der Zofen gekrallt haben. Er ist noch Jung,“ meinte ein anderer.
    „Nichts von beidem. Einer der Prinzen wollte etwas denn ihr wohl gekonnt ignoriert habt,“ entgegnete Edoardo.
    Die beiden älteren Leibgardisten sahen sich gegenseitig mit hoch gezogener Augenbraue an.
    „Und was wollte er?“ Fragten beide fast synchron.
    Er blickte die beiden kurz jeweils an während sie immer noch weitergingen und sagte:
    „Nur das seine Mutter eine neue Sklavin hätte, auf die wir ein Auge werfen sollen.“
    Die alt Gardisten zuckten kurz mit der Schulter und konzentrierten sich dann wieder auf den Weg.
    „Dann mach das mal Frischling, wir warten auf das Wort des Ducs in dem Fall.“

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  • Palaisin Bellamy Bourgeois war im Stechschritt an dem Kronprinzen Dreux de Souvagne wie auch dem Prinzen Ciel de Souvagne vorbeigezogen. Die beiden standen auf dem Flur herum und unterhielten sich angeregt. Er hörte kurz dass Dreux seinen Vater erwähnte, aber worüber genau sich der Kronprinz zu beschweren hatte, bekam Bellamy nicht mit. Dafür schwiegen die beiden zu schnell und er war zu schnell vorüber geeilt.


    Nun vermutlich Sorgen die man in dem Alter als Backfisch hatte. Von tatsächlichen Sorgen blieben die Kinder des Ducs größtenteils verschont, da Ihr Vater sie selten mit Amtsgeschäften behelligte.


    Ihre Sorgen mussten Bellamy auch nicht weiter stören, denn er war alleine dem Duc verpflichtet als dessen Schwert, Palaisin und Berater. Ebenso verhielt es sich mit der Leibgarde des Ducs. Diese unterstand ihm persönlich und er unterstand dem Duc.


    Niemand sonst war ihm weisungsbefugt. Umso erstaunlicher war, dass einer der Prinzen einen seiner Gardisten zur Seite pfiff.


    Bourgeois wartete auf den Nachzügler und ließ den Rest seiner Garde an sich vorbeiziehen. Scheppernd kam der Frischling der Truppe nachgerannt und sprach kurz leise mit zwei seiner Kollegen.


    Bellamy fing ihn ab.


    „Irgendetwas nicht in Ordnung? Was ist der Grund für Deine Verspätung? Kurzum was hat der kleine Prinz Ciel von Dir gewollt?“, hakte der Palaisin nach, dabei musterte er Edoardo aufmerksam.

  • Der blick des Palaisin war streng und durchbohrend aus Edoardo's Blickwinkel. Bellamy schien das Gespräch mit den beiden anderen Leibgardisten nicht genau gehört zu haben, weil er nochmals nachfragte was der Prinz wollte.


    Edoardo räusperte sich kurz, da ihm bei Bellamy's Blick ein Kloß ihm Hals zu stecken schien:
    „Prinz Ciel Felicien de Souvagne, sprach über eine neue Sklavin seiner Mutter. Er sorgt sich um sie da die Sklavin eine Düsterlingfrau ist. Er möchte das ich ein Auge auf die Sklavin werfen soweit es mir möglich ist. Und der Prinz betonte aber das Ihre Befehle an erster stelle zu stehen haben, Palaisin.“

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