Der neue Weg führt nach Souvagne - Bran-Dun-Lin

  • Der neue Weg führt nach Souvagne - Bran-Dun-Lin
    Audienz Aimeric de la Cantillion beim Duc de Souvagne



    Die Anreise in sein Heimatland war lang, aber auf dem Rücken des Greifen Kariakin nicht beschwerlich gewesen. Im Gegenteil, Aimeric hatte erneut das erhabene Gefühl genossen, dass der Ritt auf einem Greifen bot. Gemeinsam war er mit Linhard, Dave, Urako und Chirag in die Souvagne gereist. Ferner wurden sie von Archibald und Kasimir begleitet. Die beiden Vampire hatten den Flug über als Fledermäuse in seinen Taschen verbracht.


    Heute war der Tag der Tage.

    Aimeric hatte um eine Audienz bei seiner Hoheit Dreux Gifford de Souvagne gebeten. Der Duc war vor kurzem gemeinsam mit der Delegation des souvagnischen Hochadels aus Ehveros zurückgekehrt. Heute war sein großer Tag. Aimeric war nervös. Es stand sehr viel auf dem Spiel. Erstens durfte er nicht auffliegen, dass er nicht wirklich Aimeric war. Aber er plante auch nichts Schlechtes. Im Gegenteil, er plante für seine alte Familie, wie für Souvagne etwas Gutes.

    Comte Aimeric de la Cantillion aka Freiherr Dunwin von Hohenfelde wartete vor dem Thronsaal, so wie es sich gehörte. Endlich rief der Herold seinen Namen auf. Einen Augenblick zuvor hatte der Bittsteller vor ihm den Thronsaal tief verbeugt rückwärts verlassen.

    Dunwin im Körper Aimerics hatte noch nie zuvor den Duc de Souvagne gesehen, allerdings hatte er bereits von diesem Mann gehört. Er verkörperte das genaue Gegenteil zu dem, was er einst selbst repräsentiert hatte.

    Heute würde sich dies ändern, heute würde er alles in seiner Macht stehende für seine Familie tun.
    Für seinen Bruder Brandur und allen voran für seinen Enkel Linhard. Seine Begleiter warteten gespannt draußen, während er jeden Augenblick in die Höhle des Löwen, oder vielmehr in das Nest des souvagnischen Adlers, schritt.

    Aimeric rief sich alles ins Gedächtnis, was er über Etikette wusste und folgte dem Herold in den Thronsaal. Im gebührlichen Abstand zum Thron blieb er vor dem Duc stehen und kniete nieder.

    Der Duc saß auf seinem Thron, Aimeric blickte ein Mann entgegen der in unbeschreiblich kostbare Roben gehüllt war. Die Roben wie der dazugehörige Reichsmantel, waren so drapiert, wie es die souvagnische, höfische Etikette und das Protokoll verlangten.

    Sein weißblondes, hüftlanges Haar floss Lichtschein gleich seine Schultern herab und strafte die Strahlkraft der Großherzoglichen Krone Lügen. Die rechte Hand des Duc ruhte auf dem Schwertknauf des Reichsschwertes, während seine linke Hand das schwere, goldene Zepter hielt.

    Unbeweglich saß der Großherzog der Souvagne auf seinem Thron. Genau einen Schritt hinter dem Duc stand sein Leibdiener. Auf die Entfernung hätte Aimeric den Duc für eine Statue halten können. Seine blasse fast schneeweiße Haut unterstrich dieses Empfinden zusätzlich. Aim empfand, dass der Großherzog ebenso wie diese Statuen schaute - wie eine Statue aus den Tempeln der Götter.

    Die Miene unbeweglich, würdevoll, hoheitlich und wohlwollen. Der Duc wirkte jung, hatte dabei aber dennoch auf seltsam befremdliche Art das zeitlose Äußere eines Alben. Wach und fast von brennender Intensität war der Blick des Duc. Die strahlendblauen Augen seiner Hoheit verrieten dennoch nicht dessen wahres Alter. Es waren wissende Augen. Augen in denen man wohlwollende Güte lesen konnte, oder das eigene Todesurteil.

    Dunwin wusste nicht was er erwartet hatte, aber genau in jenem Moment als sich sein Blick mit dem des Duc traf, war er froh, dass er sich hingekniet hatte. Ohne zu wissen warum, verspürte er Ehrfurcht, sogar Angst. Das Wort Staatsmacht erhielt in Anwesenheit dieses Mannes eine ganz andere Bedeutung.

    Seine Gedanken vor einigen Sekunden kamen ihm lächerlich und klein vor. Wie konnte er sich mit dieser Person vergleichen? Der Mann herrschte über ein ganzes Volk und dies mit einer wohlwollenden Weisheit, die an väterliche Güte grenzte - so sagte man.

    Er hingegen hatte über seine Sippe geherrscht wie ein Herr des Abgrunds.
    Aber er war hier um Wiedergutmachung zu leisten und genau jener neue Körper, den er nun besaß würde ihm dabei helfen. Der Herold riss Aimeric aus seinen Gedanken, indem er mit seinem Stab dreimal auf den Boden klopfte.

    "Eure Majestät, Comte Aimeric de la Cantillion tritt mit der Bitte um eine persönliche Audienz an Euch heran", verkündete der Herold mit volltönender Stimme.
    "Gestattet", antwortete der Duc.

    Der Herold verneigte sich mit ausladender Geste tief vor seinem Großherzog und zog sich rückwärts zurück. Die Wachen schlossen hinter dem Herold die Tür. Für einige Sekunden herrschte absolute Stille.

    "Wir schenken Euch unser Gehör Comte. In welcher Angelegenheit bedürft Ihr unseres Beistands?", fragte der Duc Aimeric wohlwollend.

    Aimeric räusperte sich.

    "Zuerst möchte ich mich in aller Form für die gewährte Privataudienz bei Euch bedanken Eure Majestät. Ich trete mit mehreren Angelegenheiten an Euch heran, die im Grunde doch nur eine ist. Diese Angelegenheit betrifft auch Euch und würde einige Eurer Probleme lösen Hoheit", erklärte Aimeric.
    "So? Klärt uns doch bitte über unsere Probleme auf, die Ihr für uns zu lösen gedenkt", schmunzelte der Duc.

    "Sehr gerne Eure Majestät. Hoheit Euer Vater hat selbstlos dem Fürsten aus Alkena Hilfe zugesagt, zwecks Wiederaufbau seines Landes. Ferner hat er dem Fürsten in Freundschaft die Hand gereicht. Euer Vater hat ferner Tarrik Tarkan Hilfe zugesagt, so dass sein Volk nicht von den eigenen Ghulen verschlungen wird.


    Ihr habt der Hohen Mark beigestanden und diese in unser Land intrigiert - wie mir mein Onkel Comte Massimo de la Cantillion zutrug. Eure Majestät auch hier werdet Ihr einiges an Hilfsleistungen zu leisten haben. Und für diese Leistungen hätte ich eine Lösung die auch meiner Familie sehr helfen würde", erläuterte Aimeric respektvoll.


    "Euer Onkel sprach die Wahrheit. Ihr habt unser Interesse geweckt junger Cantillion, sprecht offen", forderte der Duc Aimeric auf.

    "Vielen Dank Eure Majestät. Meine Familie ist mit der Familie von Hohenfelde aus Naridien verwandt. Die Familie Hohenfelde hat den Stand des Comte - des Freiherrn. Die Familie lebt ferner in einer Sippe Eure Hoheit. Die Sippe setzt sich zusammen aus den Freiherren von Hohenfelde, von Wigberg und von Eibenberg.

    Ihre Familientradition war lange und sehr düster Majestät, meine eigene Tante erlag diesen Familienquerelen. Die Familie war dieser alten Wege überdrüssig, allen voran das neue Familien- und Sippenoberhaupt Freiherr Linhard von Hohenfelde.

    In seinem Namen spreche ich heute bei Euch vor Eure Majestät.

    Der junge, unverheiratete Freiherr ist das Familienoberhaupt von einer Sippe die über gewaltiges, finanzielles Kapital verfügen. Die Bank des Freiherrn Veyd von Eibenberg gehört dieser Sippe an Herr. Ferner verfügt diese Familie, ja sogar die ganze Sippe über eine immense Anzahl von Magiern. Vorrangig Geistmagiern und Nekromanten.

    Der junge Freiherr von Hohenfelde beschritt gemeinsam mit seinem Ziehvater Brandur von Hohenfelde bereits völlig neue Wege und kämpfte unablässig für deren Umsetzung. Einer der größten Wünsche von den beiden war es seit jeher Almanien, genauer gesagt der Souvagne anzugehören. Aus diesem Grund heiratete Brandur von Hohenfelde damals auch meine Tante Magdalena de la Cantillion.

    Leider verschied Brandur vor Kurzem Eure Majestät. Linhard von Hohenfelde übernahm die Führung und sein besonderes Anliegen ist es, die Wünsche seines Vaters umzusetzen. Nicht nur für diesen, sondern für die gesamte Sippe, Familie und letztendlich auch für sich selbst.

    Linhard möchte die Zelte der Sippe in Naridien abbrechen und die Sippe in die Souvagne umsiedeln, mit allen Familienmitgliedern und mit dem gesamten Familienvermögen. Sie möchten sich hier vollumfänglich niederlassen und Souvagner werden.

    Da die einzelnen Schollen der Hohen Mark zur Zeit vom Hofe mitregiert werden, nun das Angebot. Freiherr Linhard von Hohenfelde bietet Euch an, drei Marquis Schollen käuflich zu erwerben.


    Diese Schollen sollten nebeneinander liegen, da die Sippe auch eine räumliche Verbindung wünscht. Falls möglich, möchte er eine vierte Scholle erwerben, für ein besonderes Familienmitglied. Ferner wird Euch die Familienbank einen sechsstelligen Betrag als Staatsanleihen zur Verfügung stellen.

    Hierfür möchte die Familie gerne die Souvagnische Staatsbürgerschaft samt Adelung erhalten und die genannten Schollen erwerben.

    Ihr erhaltet im Gegenzug die Bezahlung, die Staatsanleihen, eine Sippe die über sehr fähige Magier im Bereich Geistmagie und Nekromantie verfügt, Adlige die dem Feudalismus sehr zugetan sind aber auch Erfahrung im Umgang mit Fremdvölkern haben. Die Sippe ist mehr als gewillt Euch gegenüber den Treueschwur zu leisten.

    Die Rechtschaffenheit und Treue könntet Euch gegenüber könntet Ihr sogar durch eine Hochzeit Eurer Schwester festigen. Falls Ihr dies wünscht, könntet Ihr Eure Schwester mit dem Freiherrn Linhard von Hohenfelde vermählen. Darüber müsstet Ihr aber bitte gesondert mit ihm persönlich verhandeln, denn dies ist ein Vorschlag meinerseits.

    Um dem aufrichtigen Bemühen Linhards Rechnung zu tragen, habe ich mit meinem Vater bezogen auf unsere Familiengeschichte Rücksprache gehalten. Wir möchten gerne meine Schwester Magdalena de la Cantillion mit Linhard von Hohenfelde vermählen.

    Solltet Ihr an einer Vermählung zwischen Olivie und Linhard von Hohenfelde interessiert sein, akzeptieren mein Vater und ich sehr gerne, dass Magdalena de la Cantillion dessen Zweitfrau wird. Dies hätte sogar den Vorteil, dass der junge Mann mehrfach an die Souvagne gebunden wäre.

    Durch seine Scholle, durch seine Sippe und durch seine Ehefrauen Eure Majestät. Die Hochzeitspläne waren wie gesagt eine Idee von mir. Alles vorherige stammt von Freiherr Linhard von Hohenfelde.

    Ihr kennt unsere Familie Eure Majestät. Die Sippe hat bereits einige Souvagner in ihren Reihen. Ferner habt Ihr bereits ein Familienmitglied dieser Sippe die Souvagnische Staatsbürgerschaft und Adelung verliehen und zwar Chevalier Ansgar Durand de Chouinard.

    Es wäre ein wundervoller Neuanfang für die gesamte Sippe und unsere Familien. Ein neuer Weg, ein neues Land und ein neues Leben. Was sagt Ihr zu meinem Vorschlag Eure Hoheit?",
    fragte Aimeric hoffnungsvoll.

    Der Duc musterte Aimeric einen sehr langen Moment, ehe er erneut schmunzelte.

    "Wir erachten Euren Vorschlag als äußerst sinnreich und Ihr habt Eure Bemühungen überzeugend dargelegt Comte de la Cantillion. Eure Verwandten gegen den Schwur


    "Loyalität und Treue gegen Schutz und Schirm"


    der souvagnischen Krone gegenüber einzubürgern und zu nobilitieren werden wir entsprechen.

    Allerdings stehen wir dem Anleihen et cetera negierend gegenüber. Es ist eine durchaus großzügige und wohlwollende Geste, uns mit einem Anleihen unterstützen zu wollen. Eventuell kommen wir bei Bedarf auf Euer generöses Angebot zurück.

    Der Erwerb der gewünschten Mariquis-Schollen durch Eure Verwandten wird Souvagne bei seinen Hilfsvorhaben finanziell unterstützen. Ferner sehen wir es als erstrebenswert an, Eure Verwandten einzubürgern und zu nobilitieren, da es in den Lehen der Hohen Mark keine Lehnsherrn dieser Art mehr gibt. Die Hohe Mark wird momentan durch den Hof mitregiert, wie Ihr bereits folgerichtig erkannt habt.

    Eine Neuaufteilung der jeweiligen Schollen ist bereits gegeben, Ihr erleichtert uns soeben die Suche nach geeigneten Adeligen. Lasst Eure Verwandten hier persönlich vorstellig werden, damit wir alles Notwendige veranlassen können. Wir erwarten nicht nur das Sippenoberhaupt, sondern jedes einzelne Familienoberhaupt der Sippe. Jedes Familienoberhaupt hat für seine Familie den Treueeid uns gegenüber zu leisten.

    Was Euren Vorschlag bezüglich einer Vermählung unserer Schwester anbelangt, darüber werden wir erst entscheiden, sobald wir den Freiherrn Linhard von Hohenfelde persönlich kennengelernt haben. Wir möchten hierzu unsere Brüder und bei Möglichkeit unseren Vater anwesend wissen.

    Ansonsten sei Euer Vorschlag positiv beschieden.


    Selbstredend erfolgt die Einbürgerung, die Nobilitierung und Überreichung der Schollen nach Ableistung des Treueschwurs unserer Person und Souvagne gegenüber Comte Aimeric de la Cantillion. Ihr gereicht Eurem Vater zur Ehre, dergestalt wie Ihr Euch für Eure Verwandten einsetzt", antwortete der Duc.

    "Danke Eure Majestät, Ihr wisst gar nicht was mir dies bedeutet... uns allen... meinen Verwandten... Dankeschön...", freute sich Aimeric.
    "Wir sind erfreut über Eure Worte - gehabt Euch wohl Comte", gab der Duc freundlich zurück.

  • Nathan hatte für den Moment nichts weiter zu tun, als still und schweigsam hinter dem jungen Duc de Souvagne zu stehen und abzuwarten, ob dieser einen Wunsch äußerte.


    Der Morgen jedoch war sehr viel stressiger verlaufen, als es die in sich ruhende Erscheinung des Leibdieners vermuten ließ, denn Nathan war lange vor Dreaux aufgestanden, um sich selbst zurechtzumachen und anschließend alles für die Morgentoilette seines Herrn vorzubereiten. Er hatte sich heute dabei besonders große Mühe gegeben. Jetzt, wo sie erstmalig als Duo auf heimatlichem Boden auftraten, hatte dieser Tag etwas Ehrerbietendens. Jeder noch so kleine Handgriff war mit dem Zauber des Besonderen behaftet, wog schwer und bedeutsam wie die Handgriffe eines Rituals. Nathan kümmerte sich nicht mehr um einen gewöhnlichen Herrn, sondern um den Duc de Souvagne höchstselbst. Alles musste perfekt sein. Mit der Akkuratesse, mit der ein Künstler ein Kunstwerk vollendet, sorgte Nathan dafür, dass der Duc so vollkommen aussah, wie man es von dem Staatsoberhaupt erwartete. Er war ein ängstlicher Künstler, sein Perfektionismus von der Sorge getrieben, einen Fehler zu begehen und einen Makel zu fabrizieren, anstatt an der Freude am Kunstwerk selbst. Doch Nathan schien alles richtig gemacht zu haben. Er beobachtete jeden, der dem Duc gegenübertrat, ganz genau und folgte jedem Blick, um zu überprüfen, ob er etwas übersehen oder sich inzwischen etwas ergeben hatte, das den Herrn bloßstellen konnte. Doch es gab nichts zu beanstanden. Die Optik des jungen Ducs war so vollkommen hergerichtet, wie es nur möglich war.


    Nun, wo der Duc auf dem Thron saß und offenbar zufrieden mit dem Ergebnis von Nathans Arbeit seinen Amtsgeschäften nachging, konnte sein neuer Leibdiener einen Teil der inneren Anspannung ablegen. Er stand bei Dreaux, genau einen Schritt hinter ihm. Und er würde diesen Platz nur verlassen, wenn es notwendig war.

  • Der Duc Dreux Gifford de Souvagne lehnte sich im Thron zurück, als die Audienzen abgeschlossen waren. Der junge Duc legte das Zepter sowie das Schwert beiseite und atmete einmal tief durch. Dreux warf einen Blick über die Schulter und musterte Nathan. Freundlich, geradezu gut gelaunt schmunzelte er seinen Leibdiener an.


    "Unsere erste gemeinsame Amtshandlung haben wir bestanden. Wir danken Dir für Deine zuvorkommende Fürsorge und Unterstützung - seelisch wie körperlich Nathan.


    Die Hohenfelde, Wigbergs und Eibenbergs werden von uns je eine Scholle des neuen Protektorates übernehmen. Sie sind geübt im Umgang mit Mischvölkern als Naridier. Ferner sind sie alter Adel, nur noch Geldadel, aber laut Hausrecht ist ein jeder feudal eingestimmt.


    Die Familie de la Cantillion ist mit dieser alten naridischen Sippe durch Heirat verbunden. Dies war uns durch unseren Vater bekannt. Das die Großfamilie ihr Vermögen in Naridien abziehen und unserem Land damit zur Seite stehen wird, erfreut uns sehr.


    Sie werden pro Familie eine Scholle erhalten und die gewünschte zusätzliche Scholle, wenn die Bedingungen dazu passend sind. Wir möchten vorher mit dem jungen Freiherrn, dem Sippenvorstand Linhard von Hohenfelde Rücksprache halten.


    Wir wissen durch Hörensagen, dass sie Land verwalten können, dass sie wirtschaften können und wir wissen auch, dass diese Familien - diese Sippe sich und uns zu verteidigen weiß. Ihr neuer Weg wäre auch der unsere, wenn wir diese Familie dabei unterstützen könnten in gute, ruhigere Gewässer zu fahren - wie man zu sagen pflegt.

    Ein neues Land, eine neue Möglichkeiten für Souvagne, für uns, die Cantillions wie für die drei Familien. Bei der finanziellen Macht die hinter dieser Sippe steht, überlege was damit für die Souvagne bewirkt werden kann. Sie könnten dem Staat tatsächlich Geld leihen, sollte dies von Nöten sein. Aber über solche Dinge, soll unser Vater entscheiden.


    Würden wir uns im brüderlichen Konsens für eine Heirat zwischen Olivie und Linhard entscheiden, dann wären wir verwandschaftlich verbunden. Es hätte nur Vorteile für uns.


    Und selbstverständlich auch für unsere Familie, sprich die Familie des Ducs. Unser Blutlinie ist sehr lange Zeit rein souvagnisch geblieben. Dies hat Vorteile, aber auch Nachteile die jedem Adligen und denen die mit uns zu tun haben, bekannt sein dürften. Unser Blut in einem Zweig aufzufrischen, würde der Linie nicht schaden.


    Wenn diese Sippe unser Land finanziell unterstützt, schon allein damit Grund und Boden zu erwerben, dann sollten sie auch Souvagner und Landesadel werden.


    Aus diesem Grunde haben wir der Bitte zugestimmt. Wir sehen hier einen Gewinn für alle Beteiligten", erklärte Dreux Nathan freundlich. Scheinbar einfach, weil er mit jemanden über seine erste, tatsächlich gewichtige Entscheidung reden musste.


    Dreux schaute Nathan an und nickte Richtung seines Mantels.


    "Wir beide haben vortrefflich Haltung bewahrt nicht wahr? Sei so gut, nimm uns den Reichmantel ab und verstaue die Reichsinsignien in der Schatzkammer. Sie sind schwerer als wir vermutet haben. Weitaus schwerer als ihr weltliches, materielles Gewicht Nathan", bat der Duc.

  • Nathan wich instinktiv einen Schritt zurück, als Dreaux ihn freundlich anschmunzelte. Eine uralte wie ihm selbst unangenehme Reaktion, geboren aus seinen tief sitzenden Ängsten. Er versuchte, es wieder gut zu machen, indem er zaghaft zurückschmunzelte. Man sah es kaum und es kostete Nathan alle Überwindungskraft. Mit den Staatsinsignien bekleidet wirkte Dreaux auf ihn noch einschüchternder als zuvor. Momentan repräsentierte er nicht nur die geballte Macht des Staates, sondern er war sie. Dreaux war Souvagne und sein Wort war Gesetz. Was er wollte, das geschah.


    Nathan fragte sich, ob Dreaux eine Antwort auf seine Ausführung zu den Plänen erwartete oder einfach vor sich hinplauderte, wie Ciel das bisweilen getan hatte, wenn er laut überlegte. Nathans Antworten waren zu diesen Momenten nicht nur unerwünscht gewesen, sondern lästig, denn sie unterbrachen Ciels Gedankenfluss. Alles, was der Diener in solchen Augenblicken hatte tun sollen, war aufmerksam zu blicken und zuzuhören. Aber Dreaux und Ciel waren trotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit und der Tatsache, dass beide im Zorn fürchterlich werden konnten, zwei verschiedene Menschen.


    "Wünscht Ihr, dass ich Euch antworte, wenn Ihr mit mir sprecht?", fragte Nathan daher vorsichtig.


    Ehe er alles falsch machte, war es besser, im Zweifelsfall zu fragen, auch wenn er in letzter Zeit sehr viele Fragen gehabt hatte. Eigentlich waren es noch weitaus mehr, doch er wollte sie nicht alle auf einmal stellen.


    Nathan freute sich sehr über das Lob und seine beiden äußersten Finger zitterten an beiden Händen, als er sagte: "Vielen Dank! Ihr habt eine ausgesprochen gute Figur gemacht. Bitte erhebt Euch." Er wollte dem Duc den schweren Mantel abnehmen. "Bitte verzeiht die erneute Frage, aber gehört der Mantel zusammen mit den Insignien in die Schatzkammer?"


    Er hoffte, dass die Frage nicht allzu dumm war. Der Mantel war ausgesprochen wertvoll und es war durchaus denkbar, dass er so verwahrt werden musste. Andererseits waren viele Kleidungsstücke der großherzoglichen Familie von unschätzbarem Wert. Am liebsten war Nathan der junge Duc im bettfertigen Zustand, im Schlafanzug und mit durcheinander liegendem Haar, am besten noch gähnend und sich streckend. So wirkte er am wenigsten bedrohlich. Jetzt war er die Ausgeburt der höchsten nur denkbaren Macht, übertroffen nur von den Göttern selbst und Nathan würde sich am liebsten ununterbrochen verneigen und dafür entschuldigen, dass er existierte und in seiner Gegenwart zu atmen wagte. Er schätzte Dreaux und begann ihn zu mögen, doch Nathan hatte vor allem einen enormen Respekt vor dem jungen Duc, was dafür sorgte, dass er extrem angespannt war. Hinzu kamen die seit der Reise nach Ehveros vorhandenen Konzentrationsprobleme, die ihm zu schaffen machten.

  • Der Duc nickt höflich und knapp.


    "Ja wir wünschen, dass Du uns antwortest, sobald wir mit Dir sprechen. Nur zu, frage uns was immer Du zu fragen wünscht. Nur wer fragt, lernt dazu Nathan. Ja der Mantel gehört ebenso in die Schatzkammer.


    Zu Deiner Frage die Staats-, Macht- oder Reichinsignien. Dabei handelt es sich um die Staatskleinodien. Übersetzt bedeutet dies, es sind die Staats- oder Reichsschmuckstücke. Diese Schmuckstücke, jene Kleinodien, schmücken die oberste Person im Staate - Uns, den Duc de Souvagne.


    Zu den Reichskleinodien Souvagnes gehören:


    Als erstes - die Krone, als Zeichen vollkommener Staatsmacht
    Als zweites - das Zepter, als Zeichen weltlicher Macht
    Als drittes - das Zeremonienschwert, als Zeichen der Macht, Stärke und Wehrhaftigkeit Souvagnes
    Als viertes - der Reichsmantel als Symbol des Duc
    als fünftes - die Reichshandschuhe als Symbol der Reinheit des Duc
    als sechstes - die Reichsschuhe als Symbol der Reinheit des Duc
    als siebtes - die Amtskette als Zeichen seines Amtes und seiner Würde


    Die Krone symbolisiert vollkommene Staatsmacht
    Das Zepter symbolisiert Regierungsgewalt und Hoheitsrecht
    Das Zeremonienschwert symbolisiert dass der Duc oberster Verteidiger Souvagnes ist
    Der Mantel symbolisiert beim Umlegen den Übertritt vom weltlichen in den Großherzoglichen Stand.
    Die Krönungshandschuhe symbolisieren Reinheit, da der Duc nichts Weltliches berührt.
    Die Krönungsschuhe symbolisieren Reinheit, da der Duc nicht auf weltlichem Boden schreitet
    Die Amtskette symbolisiert das Amt des Duc sowie dessen Würde


    Sieben Reichskleinodien schmücken den Staatsleib des Duc de Souvagne, die sieben Tugenden zieren seinen Geist.


    Das Anlegen des Reichsmantels durch die dazu durch Geburt berechtigte Person, symbolisiert deren Eintritt in die höhere, geheiligte Sphäre - die des Duc de Souvagne.


    Das Umlegen des Reichsmantels ist die erste Handlung zur Kleidung des Duc de Souvagne. Vereinfacht ausgedrückt, mit Umlegen des Reichsmantels verschwindet die Privat Person Dreux - der Träger wird zu Souvagne und dessen Machtverkörperung selbst.


    Erst nachdem dem Duc de Souvagne der Reichsmantel um die Schultern gelegt wurde, werden ihm die anderen Insignien seiner weltlichen Macht gereicht.


    Aus dieser Position heraus, hat der Duc über sein Volk zu wachen, es zu schützen und es anzuleiten. Die Reichshandschuhe, sowie die Reichsschuhe versinnbildlichen, dass der Duc jenseits weltlicher Belange entscheidet. Dass er über diesen Dingen steht, in seinem Amt und in seiner Würde.
    Gekleidet wird der Duc ordnungsgemäß folgendermaßen.


    Ihr kleidet den Duc in passende Gewänder.
    Sobald dieser vor dem Thron steht, legt Ihr ihm den Reichsmantel um die Schultern.
    Der Duc wird sich setzen, Ihr werdet ihm die Reichshandschuhe und die Reichsschuhe überstreifen.
    Ihr reicht hiernach Eurer Majestät auf dem dafür vorhergesehenen Kissen die Amtskette. Der Duc wird diese selbst vom Kissen nehmen und sich umlegen.


    Danach wird ihm die Krone gereicht. Er wird die Krone vom Kissen nehmen und sich diese aufs Haupt setzen.


    Nun werdet Ihr ihm das Zepter und das Reichsschwert auf ein Kissen gebettet darreichen.
    Der Duc ergreift das Zepter und hat damit alle weltliche Macht über Souvagne in der Hand.


    Zum Schluss schließt sich seine Hand um das Reichsschwert.
    Die ist die vorgeschriebene Zeremonie",
    erläuterte der Duc.


    "Oh und noch etwas... nachdem die Reichsinsignien wieder in der Schatzkammer wohlbehalten verstaut sich, darfst Du uns gerne einen Kaffee kredenzen. Dann sind wir zwar immer noch der Duc, dennoch tragen wir die Staatsinsignien nicht mehr.


    Folglich lässt es sich etwas leichter atmen Nathan, ein klein wenig Entspannung ist ab dato erlaubt und wir bevorzugen dazu Kaffee oder auch einen guten Tee. Am liebstens mit etwas Gebäck. Überrasche uns", bat Duc Dreux Gifford de Souvagne freundlich.

  • Nathans Beine begannen zu zittern. Er hatte beim Ankleiden des Ducs alles falsch gemacht, die Reihenfolge hatte überhaupt nicht gestimmt! Nur dessen Güte war es zu verdanken, dass er Nathan an diesem ersten Arbeitstag auf heimatlichem Boden nicht auf all die Fehler hingewiesen hatte. Vermutlich waren es noch viel mehr, als Nathan in diesem Augenblick bewusst war. Es wäre wohl ein langer Vortrag geworden. Zum Glück war die falsche Reihenfolge nichts, was irgendwer sonst gesehen hätte und beanstanden konnte. Am Ende hatte der Duc trotz allem perfekt ausgesehen.


    Zittrig bemühte Nathan sich, die umgekehrte Reihenfolge wie gerade erklärt einzuhalten. Szepter und Schwert hatte Dreaux bereits auf das Kissen gelegt. Also reichte Nathan ihm nun das Kissen, damit der Duc die Krone und die Amtskette darauf niederlegen konnte. Danach zog er ihm vorsichtig die Handschuhe von den Händen. Hernach waren die Reichsschuhe an der Reihe. Nachdenklich betrachtete Nathan die Füße in den sauberen weißen Strümpfen. Dreaux hatte nichts dergleichen gesagt, aber Nathan vermutete, dass er nun wieder seine normalen Schuhe tragen wollte, bevor er sich hinstellte, damit er ihm den Mantel abnehmen konnte. Oder tat er das erst hinterher, um die Würde des Mantels nicht zu beschmutzen? Es blieb Nathan nichts anderes übrig, als erneut zu fragen:


    "Darf ich Euch Eure normalen Schuhe anziehen oder soll ich damit noch warten? Und sollen Reichsschuhe und Reichshandschuhe ebenfalls auf dem Kissen liegen oder gesondert?"


    Er wartete auf die Antwort, um dem Wunsch seines Herrn nachzukommen. Am Schluss nahm er Dreaux den wahrhaft schweren Mantel von den Schultern, ohne dass dieser auf dem Boden aufkam, legte ihn für den Transport zusammen und hielt ihn zusammen mit dem Kissen, auf dem die übrigen Insignien lagen, in den Armen. Zusammen wog das Ganze allerhand.


    Wie Dreaux es ihm zuvor erklärt hatte, drehte Nathan, ohne dass Kissen dazu von seinem Arm zu nehmen, mit einer Hand an einer kleinen Statue, so dass sich das Wandrelief hinter dem Thron mit einem Klicken bemerkbar machte. Nathan schob und die Geheimtür öffnete sich, so dass er in den Gang dahinter treten konnte, der zur Schatzkammer führte. Er schloss hinter sich die Tür, folgte dem dunklen Gang bis er in die Schatzkammer gelangte, wo er dem zuständigen Manne die Insignien überreichte. Danach ging er zurück und begab sich in die Küche, um für Dreaux das Kaffeetrinken zu organisieren.


    Ihm kam entgegen, dass Khawa sein Lehrmeister gewesen war, was das Mokkazubereiten anbelangte. Er ließ in der Küche die Bohnen ganz frisch in einer Handmühle mahlen, bis sie fein wie Staub waren und kochte das Pulver mit einer Zimtstange und zwei großzügigen Esslöffeln braunem Rohrzucker auf, außerdem gab er fünf Kardamonkapseln hinzu. Dazu streute er ein ganz klein wenig Salz in das Wasser, nur ein paar Körnchen. Er ließ das Wasser kräftig aufkochen, zog den Topf vom Herd, bis das Brodeln verebbte und schob ihn wieder auf die heiße Platte, um es ein zweites Mal aufkochen zu lassen. In der Küche duftete es bereits verführerisch. Danach goss Nathan das heiße, fast schwarz verfärbte Wasser durch ein feines Sieb, um das Pulver von der Flüssigkeit zu trennen. Das war so nicht original rakshanisch, aber die meisten Souvagner schätzten es nicht, wenn das Pulver beim Trinken in der Tasse verblieb, da sie es meistens aus Versehen mittranken, wenn sie die Tasse leeren wollten. Während Nathan den Mokka eigenhändig aufkochte, schlug eine Küchenkraft für ihn frische Schlagsahne auf und gab sie in eine Keramikschale. Nathan ordnete Mokkatasse und Sahneschälchen auf einem Tablett, legte einen Löffel dazu und einen kleinen Teller mit unterschiedlichem Gebäck, Datteln und Feigen. So hatte Dreaux genügend Auswahl und Nathan konnte beobachten, was ihm am besten mundete.


    Nathan balancierte das Tablett gekonnt zurück zu seiner Majestät. Während er sich zu ihm begab, fiel ihm ein, dass der junge Duc womöglich so kräftigen Kaffee überhaupt nicht mochte und bereute, nicht einfach einen ganz normalen souvagnischen Standardkaffee geholt zu haben. Er kehrte noch einmal um und packte sicherheitshalber noch eine kleine Kanne Früchtetee dazu, falls Dreaux der Mokka nicht schmeckte. Am Rand der Glaskanne steckte eine Zitronenscheibe und ein Zweiglein mit roten Beeren hing dabei. Auch ein Gefäß mit weißem Kandiszucker stand daneben. Das Tablett quoll inzwischen regelrecht über. Mit einem Anflug von Verzweiflung analysierte Nathan die Unmenge an Dingen, die darauf waren, aber konnte sich nicht dazu entschließen, irgendetwas davon in der Küche zu lassen und brachte Dreaux schließlich das sehr opluente Kaffeetrinken. Ängstlich betrachtete Nathan Dreaux` Gesicht, während er ihm alles auf den Tisch möglichst ansprechend arrangierte.

  • Dreux schüttelte minimal den Kopf.


    "Die Schuhe haben ihr eigenes Kissen, die Handschuhe haben ihr Handschuhkästchen. Der Schatzmeister wird Dir die entsprechenden Kissen und das Kästchen zeigen. Sei unbesorgt Nathan. Der Mantel wird in der Kammer über einen stummen Diener gehangen. Unsere Schuhe erhalten wir von Dir, sobald Du den Mantel wohlbehalten verstaut hast. Das hast Du richtig erkannt", erklärte Dreux freundlich.


    Nachdem Nathan seiner Pflicht nachgekommen war und alle Staatsinsignien wieder in die Schatzkammer verbracht hatte, hatte Dreux einen Moment für sich. Er saß allein im Thronsaal, bis auf die beiden Wachen an der Tür. Und jenen Wachen die jederzeit durch die Rettungsgänge in den Thronsaal gelangen konnten. Aber augenscheinlich war er allein.


    Dreux ließ sich etwas im Thron heruntersinken um nicht mehr eine ganz so starre Körperhaltung zu haben. Er hatte es gut gemacht, wahrlich dem war wirklich so. Er hatte sich auf all das verlassen, was man ihm über all die Jahre beigebracht hatte. Und er hatte an seinen Vater gedacht. Nicht nur daran, wie er mit seinen Untertanen umging, sondern auch was dieser wohl an seiner Stelle entschieden hätte.


    Eben hatte er es noch Nathan erklärt, als Duc hatte er andere Maßstäbe anzusetzen. Und Dreux war der Meinung, dass ihm das ganz gut gelungen war. Er hatte sein Land würdig vertreten und schon bald würden sie neue Landsleute in ihrer Mitte willkommen heißen, die sie mehr als gebrauchen konnten. Über eine eventuelle Heirat seiner Schwester hingegen, wollte er nicht allein entscheiden. Diese Entscheidung wollte er gemeinsam mit seinen Brüdern treffen.


    Dreux fragte sich, weshalb er dermaßen Angst vor dem Thron gehabt hatte. Es war keine leichte, oder gar eine einfache Aufgabe - aber er hätte seinem Vater, seinen Lehrern und auch sich selbst vertrauen sollen. Nun jeder wusste, dass die Gedanken immer weitaus schlimmer waren, als die tatsächlichen Begebenheiten. Man fürchtete schließlich nicht die realen Bedingungen, sondern dass, was sich im eigenen Kopf abspielte.


    Als die Anspannung von ihm abfiel, gähnte Dreux hinter vorgehaltener Hand und blinzelte müde.


    Einen Moment später betrat Nathan erneut den Thronsaal und war bewaffnet mit einem Tablett voller kleiner Köstlichkeiten. Dreux Miene hellte sich schlagartig auf. Als Nathan alles serviert hatte, ließ der Duc seinen Blick darüber schweifen. Er nahm sich etwas Gebäck und gönnte sich dabei als erstes den Mokka. Dreux schloss genussvoll die Augen, als er den Mokka trank.


    "So einen köstlichen Kaffee haben wir noch nie getrunken. Er schmeckt ganz anders als uns Kaffee bekannt ist Nathan. Deine Auswahl war vortrefflich, wir wissen gar nicht was wir zuerst probieren sollen", schmunzelte der Duc gut gelaunt. Er tunkte eine Dattel in die Sahne und verspeiste sie genüsslich.

  • Linhard wartete gemeinsam mit Dave, Urako, Chirag, Kasimir und Archibald auf Aimerics Rückkehr. Dieser hatte um eine Audienz beim Duc de Souvagne gebeten. Grund hierfür waren die Pläne von Linhard als Sippenoberhaupt der von Hohenfeldes, von Wigbergs und von Eibenbergs. Und ein Teil dieses Plans sah vor, dass er mit der gesamten Sippe in die Souvagne übersiedelte.


    Sein Vater Brandur hatte sich stets gewünscht in Almanien zu leben, er selbst hatte sogar vor langer Zeit eine Souvagnerin aus der Familie de la Cantillion geheiratet. Was lag also näher, als genau jenes almanische Land zu wählen, aus dem die Ehefrau von Brandur stammte?


    Im Moment war die gesamte almanische Region im Umbruch. Linhard war mehr als gewillt für passende Schollen und die dazugehörige Nobilitierung seinen Anteil am Wiederaufbau zu leisten. Es wäre ein Aufbau an zwei Fronten, der Wiederaufbau des Landes, sowie ein Neuanfang für seine Familie. Die gemeinsame Aufgabe würde die Sippe enger zusammenschweißen.


    Linhard zündete sich gerade eine neue Rauchstange an, als Aimeric den Palast verließ und sich zu ihnen gesellte.


    „Der Duc hat unserer Bitte entsprochen Linhard! Der Duc wird Euch einbürgern und nobilitieren, gegen den Schwur - Loyalität und Treue, gegen Schutz und Schirm. Der Erwerb der Marquis-Schollen durch Dich hat er somit abgesegnet. Das Geld wird Souvagne bei seinen Hilfsvorhaben unterstützen.


    Der Duc sagte dazu Folgendes:


    Ferner sehen wir es als erstrebenswert an, Eure Verwandten einzubürgern und zu nobilitieren, da es in den Lehen der Hohen Mark keine Lehnsherrn dieser Art mehr gibt. Die Hohe Mark wird momentan durch den Hof mitregiert, wie Ihr bereits folgerichtig erkannt habt.


    Eine Neuaufteilung der jeweiligen Schollen ist bereits gegeben, Ihr erleichtert uns soeben die Suche nach geeigneten Adeligen. Lasst Eure Verwandten hier persönlich vorstellig werden, damit wir alles Notwendige veranlassen können. Wir erwarten nicht nur das Sippenoberhaupt, sondern jedes einzelne Familienoberhaupt der Sippe. Jedes Familienoberhaupt hat für seine Familie den Treueeid uns gegenüber zu leisten.


    Was Euren Vorschlag bezüglich einer Vermählung unserer Schwester anbelangt, darüber werden wir erst entscheiden, sobald wir den Freiherrn Linhard von Hohenfelde persönlich kennengelernt haben. Wir möchten hierzu unsere Brüder und bei Möglichkeit unseren Vater anwesend wissen.


    Ansonsten sei Euer Vorschlag positiv beschieden.


    Selbstredend erfolgt die Einbürgerung, die Nobilitierung und Überreichung der Schollen nach Ableistung des Treueschwurs unserer Person und Souvagne gegenüber Comte Aimeric de la Cantillion. Ihr gereicht Eurem Vater zur Ehre, dergestalt wie Ihr Euch für Eure Verwandten einsetzt.


    Ich denke, wenn Du persönlich bei seiner Majestät vorstellig wirst, reicht auch Dein Treueschwur für Deine gesamte Sippe aus. Falls nicht, kannst Du den Schwur von Veyd und Wolfgang nachreichen.


    Auf die Anleihen hat er vorerst dankend verzichtet. Ich vermute Geld das er einnimmt ist ihm lieber, als das er einen Kredit aufnimmt. Wir sind am Hofe Linhard, sollen wir Dir einen Termin ausmachen?“, fragte Aimeric glücklich.


    Linhard schmunzelte und rempelte Dave gut gelaunt an.


    „Das sind erstklassige Neuigkeiten, ja lasse mir bitte umgehend einen Termin geben, so schnell wie möglich. Bei dem Betrag, den ich bereit bin für die Schollen zu bezahlen, sollte ein schneller Termin möglich sein. Der Duc benötigt passenden Adel und Geld, wir wünschen uns die Schollen und benötigen seinen Beistand. Sobald Paps wieder aufwacht, soll alles seinem Wunsch entsprechen. Und ich glaube damit habe ich seinen Wunsch noch überflügelt, ich hoffe es jedenfalls.


    Was hast Du dem Duc bezüglich einer Hochzeit vorgeschlagen Aimeric?“, fragte Linhard und nahm einen Zug aus der Rauchstange.


    „Die Tochter des zurzeit außer Amt stehenden Duc Maximilien Rivenet de Souvagne, Schwester des amtierenden Duc Dreux Gifford de Souvagne ist in Deinem Alter.


    Durch die Heirat mit Olivie de Souvagne wärst Du zusätzlich an Dein neues Heimatland gebunden,
    sprich nicht nur durch Deine Schollen – den Boden, sondern auch durch Familienbande und später, sobald Du Kinder hast, durch Blutsbande. Dass Du nicht wieder wegziehen möchtest, weiß ich. Aber der Duc weiß dies nicht und dies ist ein überzeugendes Argument. Es zeigt unserer Majestät, dass Du bereit bist Dich komplett an Deine neue Heimat zu binden.


    Ferner sagte ich ihm auch, dass Du ebenso meine Schwester heiraten möchtest und wir damit einverstanden wären, dass Magdalena Deine Zweitfrau wird. So wärst Du an zwei Souvagnische Familie gebunden. Allerdings wird der Duc über die mögliche Heirat mit Olivie erst dann entscheiden, wenn er Dich persönlich kennengelernt hat. Die Anwesenheit seiner Brüder wünscht er in dem Falle auch“, grinste Aimeric.


    „Das sind wirklich gute Neuigkeiten. Nun das heißt, der Duc möchte Dir auf den Zahn fühlen, ob Du in seine Familie passt Lin. Durch die Heirat mit Olivie wären wir mit dem Haus des Duc verbunden. Du wolltest zwar keine Pflichtehe, aber hier ist eine Pflichtehe nicht annähernd so schlimm, Du kannst schließlich eine weitere Person heiraten. Gibt es da ein Limit? Sprich wie viele Frauen dürfte er theoretisch heiraten?“, fragte Dave Aimeric.
    „Die Zahl der Ehepartner ist nicht begrenzt. Er könnte 50 Frauen heiraten, oder 50 Männer. Bei den Frauen wäre der Stand direkt klar, Linhard ist das Familienoberhaupt.


    Heiraten zwei Männer richtet es sich danach, wer der Höhergestellte von beiden ist. Sprich würden wir heiraten, heirate ich in Linhards Familie ein, als Niedergestellter. Er ist Marquis und ist somit der Höhergestellte.


    Manches Hausrecht regelt auch, dass die Ehepartner des Familienoberhauptes keine weiteren Ehen eingehen dürfen. Frauen benötigen hierzu eh die Zustimmung ihres Mannes. Das heißt, Linhard könnte drei Männer heiraten. Besagt sein Hausrecht, dass es nur ihn als Ehepartner duldet, gibt es keine Querhochzeiten. Bei Männern ist dies auch nicht weiter tragisch, würden sie sich anders binden. Linhards Ehemann zeugt ein Kind – es hat nichts mit Linhards Blutlinie zu tun.


    Nur die leiblichen Kinder von Linhard von seinen anerkannten Hauptfrauen sind erbberechtigt. Das sind seine Kinder, der Rest sind seine Kegel. So war dies schon immer in Souvagne. Sein Paps Brandur hätte also neben seiner Erstfrau Magdalena in Souvagne auch Aster als Zweitfrau heiraten können, ganz ohne Probleme“, antwortete Aimeric.


    „Warten wir erstmal ab, ob der Duc die von Dir vorgeschlagene Heirat mit seiner Familie überhaupt in Betracht zieht. Falls ja, wunderbar. Falls nicht, auch kein Beinbruch. Der Rest ist das Wichtige! Unser Umzug, die Schollen und die Nobilitierung“, sagte Linhard gut gelaunt.
    „Ich lasse Dir einen Termin geben, ich bin gleich wieder da“, gab Aimeric zurück und verschwand erneut im Palast.


    „Bei der ganzen Warterei wird man hier noch zum Kettenraucher“, schmunzelte Dave Urako an.
    Aber das Warten lohnt sich Davy, dafür haben wir danach ein echtes Zuhause. Ich versprach einen Neuanfang und der beginnt hier in Souvagne“, antwortete Linhard und setzte sich auf eine der Gartenbänke.


    „Gute Idee. Nun dass Du einen Umzug zu regeln hast, daran besteht kein Zweifel mehr. Der Rest wird sich zeigen“, sagte Dave und hockte sich neben seinen Neffen.
    „Den regelst Du, dass machst Du doch für mich oder?“, grinste Linhard.
    „Von mir aus, kein Problem“, grinste Dave zurück.


    Fast eine Stunde hatten sie im Garten zu warten, ehe Aimeric erneut aus dem Palast spazierte.


    „Heute Abend hast Du eine persönliche Unterredung mit dem Duc und seinen beiden Brüdern Lin. Kasimir und Chirag Ihr müsst Linhard zurecht machen und zwar so, dass der Duc nicht den geringsten Grund zur Beanstandung hat. Kurzum er muss aussehen wie der perfekte Schwiegersohn“, erklärte Aimeric.


    „Eine Rasur wäre fürs Erste gut“, schlug Lin vor.
    „Du brauchst mehr als eine Rasur…“, warf Aimeric ein.
    „Na eine sollte schon reichen…“, gibbelte Archibald.

  • Linhard verließ gemeinsam mit Chirag den Palast und trat hinaus in den Garten, wo seine Begleiter warteten. Er angelte sich eine Rauchstange aus der Jackentasche, zündete sie sich an und nahm in aller Ruhe erst einmal einige Züge, ehe er seine Leute informieren wollte.


    "Wie ist es gelaufen?", hakte Aimeric nach.
    "Gib ihm erst einmal eine Sekunde um wieder anzukommen", bat Dave ruhig.


    "Die Neugier", schmunzelte Aimeric entschuldigend.
    "Geht mir nicht anders, trotzdem haben wir die Sekunde auch noch", antwortete Dave und zündete sich ebenfalls eine Rauchstange an. Während er abwartete, lehnte er sich gemütlich gegen Urako und behielt sicherheitshalber Archibald im Auge.


    "Richtig, ich benötigte einen Moment um mich zu sammeln. Also es gibt mehrere Neuigkeiten. Zuerst, wir - sprich die gesamte Sippe wurde eingebürgert und nobilitiert. Die dazugehörigen Urkunden müssen wir gleich beim Hofmarschall abholen.


    Ich habe Dank der Vorverhandlung von Aimeric vier Marquis-Schollen erworben, eine Scholle für die von Wigbergs unter dem Oberhaupt Wolfgang, eine Scholle für die von Eibenbergs unter dem Oberhaupt Veyd, eine Scholle für die Hohenfeldes unter meiner Führung als Oberhaupt und eine Scholle für die von Hohenfelde-Eissehers unter Deiner Obhut Dave", sagte Linhard.


    "Und er Hintergrund dafür ist folgender?", hakte Dave nach.
    "Brandurs Wunsch, den ich schwor umzusetzen Davy. Ich möchte dass Du nicht nur Schlechtes mit unserer Familie verbindest. Ich habe verkündet, neue Wege zu beschreiten. Dies mein Anteil in Namen Brandurs dazu, was Dich angeht. Ich möchte das Du Dich als ein akzeptiertes Mitglied der Familie fühlst. Du warst stets gut zu mir und Du bist bei mir jederzeit willkommen. Du bist mein Onkel und ich liebe Dich Dave.


    Das was auf der Hochzeit geschah bedauerte Brandur und ich ebenso. Der Großteil was dort geschah, war zum Nachteil von Dir und Deinem Mann. Alles in Allem möchte ich Dir ermöglichen, dass Du mit Deiner eigenen Familie für Dich in Ruhe und Frieden leben kannst.


    Solltest Du allein für Dich bleiben wollen, ist das kein Problem. Entscheidest Du Dich dafür, zu uns zu gehören, so dass wir eine Gemeinschaft bilden würde mich das sehr freuen.


    Deine Scholle liegt genau hinter meiner Davy, als Zeichen meines Vertrauens. Du entscheidest also, ob wir Rücken an Rücken zusammenstehen oder ob Du Dich einfach nur abgewandt hältst. Logisch betrachtet könntest Du mir sogar in den Rücken fallen und genau deshalb habe ich die Scholle so gewählt. Ich möchte Dir damit zeigen, dass Nähe bei mir nicht bedeutet, dass der andere nur ein kürzeres Messer benötigt um Dich zu verletzten. In meiner Nähe bist Du sicher. Niemand wird Dir in meiner Gegenwart schaden, dass schwöre ich Dir. Und sollte es jemand versuchen, lernt er meine Klinge kennen.


    Zudem hat Paps Dir eine Wiedergutmachung für Deine Hochzeit versprochen, ich hoffe es ist ein klein wenig Wiedergutmachung - Dein Fleckchen Scholle ganz für Dich allein. Von Herzen von uns für Dich Davy", sagte Linhard und drückte seinen Onkel, dabei warf er kurz Archibald einen mehr als warnenden Blick zu.


    "Dankeschön Lin. Glaub mir, ich weiß das Geschenk zu schätzen und dessen Wert zu würdigen. Das muss ein gewaltiges Loch in Deine Kasse gerissen haben. Einen Betrag den Du nicht hättest ausgeben müssen, aber Du hast es getan - selbstlos ohne etwas zu verlangen. Genau der Umstand macht das Geschenk wertvoll. Ich falle Dir garantiert nicht in den Rücken, dass weißt Du.


    Bezogen auf Brandur Lin. Brandur kann nicht gewusst haben, dass wir in die Souvagne umziehen hm? Aber da Du in seinem Namen handelst, stimmt das schon so", grinste Dave und gab seinen Neffen gut gelaunt frei.


    "Wohin wir ziehen werden, oder wo wir letztendlich glücklich und eine Familie werden, wird meinen Paps nicht gekratzt haben Davy. Das sind Kleinigkeiten mit denen er sich nicht aufgehalten hat. Sein Wunsch war es, sein Versagen von damals wieder gut zu machen. Die Scholle wird das nicht können, nichts kann das. Es gibt auch nichts auf der Welt, was Dich das vergessen lassen könnte.


    Aber mit Deinem Stück Land, kannst Du es vielleicht ein bisschen besser abhaken und die was ganz eigenes aufbauen. Ab jetzt benötigst Du niemanden mehr von uns, Du bist frei. Du hast Land, Du hast Einnahmen, Du bist völlig unabhängig von mir. Die einzige Bindung die noch besteht beruht auf Freiwilligkeit, auf Wunsch Davy und das schenke ich Dir in Brandurs Namen", erklärte Lin und knuffte seinen Onkel.


    "Zum nächsten Punkt, eine Info an die Vampire. Hört genau zu - alle. Prince Ciel de Souvagne erläuterte mir Folgendes, oder besser gesagt er fragte seinen Bruder den Duc de Souvagne - "Was ist mit den Vampiren? Sollen die beiden Bluthexer weiter nach ihnen sehen?".


    Der Duc bestätigte dies seine Weisung lautete, folgendermaßen.


    "Auf alle Fälle. Dies ist kein Misstrauen gegen Euch, Schwager in Spee - aber von Vampiren, so zahm sie auch sein mögen, geht immer ein Restrisiko aus. Wie von jedem Raubtier. Aus diesem Grund weisen wir Euch darauf hin, dass diese Kreaturen unter permanenter Überwachung stehen. Gebt dies an sie weiter, damit sie sich in ihrem Durst beherrschen. Sollten sie sich nicht beherrschen, erwartet sie der Block. Oder der Pfahl im Morgengrauen. Dies sage ich Euch nur als Information, nicht als Drohung, nicht um Euch zu beleidigen Schwager in Spee. Aber Ihr sollt wissen welche Gefahr Euch begleitet, wir werden nicht zögern unschuldiges Leben zu schützen. Dazu zählt auch Ihr".


    Das war die Antwort unseres Herrschers und ich sagte zu dass keine Gefahr von Euch ausgeht. Dass Kasimir sich beherrschen wird, weiß ich. Du Archibald denkst bitte genau über die Worte nach und nimmst sie Dir zu Herzen.


    Denn es ist sicher kein Spaß, wenn wir permanent von einem Bluthexer verfolgt werden.
    Ich verlasse mich auf Dich Archibald...",
    sagte Linhard beschwörend.


    Linhard rauchte seine Rauchstange zu Ende, leckte sich über die Lippen und zündete sich eine neue an.


    "Jetzt kommt es Thema Olivie...", schmunzelte Aimeric.
    "Thema Olivie... richtig. Der Duc hat mit seinen Brüder eindeutig klargestellt, dass ich seine Schwester nicht heiraten werde. Ciel höchstpersönlich wird Olivie heiraten", antwortete Linhard.
    "Das tut mir leid Lin, davon habe ich nichts gewusst. Ich hielt es für einen guten Vorschlag... immerhin wäre Deine Familie dann mit der des Duc verbunden gewesen", warf Aimeric ein.


    "Das wird sie auch... ich heirate... oh Mann... also...
    Ich heirate den zweiten Mann in der Thronfolge, Prince Gregoire Verrill de Souvagne...
    Er hat mir ein Angebot unterbreitet und ich habe zugesagt. Sein Grund ist laut eigener Aussage, dass er mich sympathisch findet und mein Grund dürfte klar sein. Wobei da noch etwas anderes reinspielt, aber das geht nur ihn und mich etwas an. Ich möchte nachher mal alleine mit Euch reden Davy und Urako. Unter sechs Augen, wenn Ihr so möchtet",
    grinste Linhard schief.


    "Herzlichen Glückwunsch", sagte Dave und drückte Linhard, "lass es nicht nur der Grund sein".
    "Ist es nicht, Du kannst beruhigt sein. Ehe ich noch kalte Füße bekomme, lasst uns lieber die Urkunden abholen gehen", kicherte Linhard.


    Er schnappte sich kurzerhand einen vorbei eilenden Diener und fragte nach dem Büro des Hofmarschalls. Kaum hatte er die gewünschte Info machte er sich schon auf den Weg.


    "Mir nach!", rief er gut gelaunt.

  • Die Gruppe lief mit gemischten Gefühlen durch den Palast des großherzoglichen Hofes. Das Gebäude wie das gesamte Gelände waren extrem prunkvoll und ebenso weitläufig. Wer sich hier nicht auskannte, lief Gefahr sich zu verlaufen. Linhard wie auch Dave erkundigten sich mehrfach bei Dienern oder anderem Personal, dann endlich standen sie vor der Amtsstube des Hofmarschalls Adrien Meunier.


    Linhard klopfte und nach einem knappen "Herein" betrat die Gruppe geschossen die Amtsstube. Nur die Vampire Kasimir und Archibald hatten draußen zu warten, da sie den Palast als Untote nicht betreten durften.


    Linhard schilderte kurz sein Anliegen, welches Dave etwas ausschmückte und bat um die Aushändigung der besagten Lehensurkunden.


    Das Gesicht des beleibten Hofmarschalls teilte sich auf einmal zu einem derart breitem Grinsen, dass Dave schon befürchtete, die obere Kopfhälfte würde gleich von der unteren rutschen. Aber nicht in der Art geschah, sondern der feiste Kerl war schlagartig an Freundlichkeit kaum noch zu überbieten.


    Er eilte hierhin und dorthin, schrieb und stempelte in die Bücher, dass die Gruppe seiner Tätigkeit nur erstaunt zuschauen konnte. Dann endlich scheinbar zufrieden mit seinem Werk streute Hormarschall Meunier auf alle Urkunden Sand und wartete geduldig mit über seinen gewaltigen Bauch verschränkten Händen ab. Dabei schenkte er seinen Gästen hin und wieder ein strahlendes Lächeln.


    "Es ist mir eine besondere Ehre Sie in meiner Amtsstube begrüßen zu dürfen Marquis von Hohenfelde. Gerade erreichte mich die Kunde, dass Ihr der Verlobte von unserer Hoheit Prince Gregoire Verrill de Souvagne seid. Ihr habt keine Vorstellung davon, welche Ehre es mir ist, Ihnen als einer der Ersten zur Ihrer Verlobung gratulieren zu dürfen. Meinen herzlichen Glückwunsch!


    Falls Ihr bitte schauen wollt, all Eure Urkunden wurden von mir vorgefertigt und nun noch mit passendem Datum ergänzt. Ich hoffe alles ist zu Ihrer Zufriedenheit", lächelte der Hofmarschall.


    Vorsichtig, geradezu behutsam legte Meunier die Urkunden auf den Tisch und machte eine einladende Geste in Richtung Linhard.



    *** Urkunden ***