Der neue Weg führt nach Souvagne - Bran-Dun-Lin

  • Linhard nahm mit dankbarem Nicken die Urkunden entgegen. Er überprüfte alle Urkunden in Seelenruhe, ehe er die von Dave, Varmikan und Anwolf seinem Onkel aushändigte.


    "Die Urkunden sind zu meiner vollsten Zufriedenheit, ich danke Ihnen Hofmarschall - für Ihre gute Arbeit wie für die Glückwünsche. Sagen wir es einmal so, auch für mich kam die Verlobung etwas spontan. Sie wissen also fast genauso lange davon wie ich, was meine Freude darüber aber in keiner Weise schmälert. Ich werde Ihre vorzügliche Arbeit und Ihr freundliches Betragen uns gegenüber bei meinem Verlobten erwähnen. Er ist sicher stolz, Leute wie Sie in seinem Dienst zu wissen. Danke nochmals für die schnelle Bearbeitung", sagte Linhard freundlich.


    Der Mann hatte sich bemüht und jeder freute sich schließlich über ein Lob. Und wie man mit Leuten umging, die man nicht benötigte, zeigte von welchem Charakter man war. Zudem wusste Linhard nicht genau, ob er den Hofmarschall nicht doch irgendwann benötigte. Bei dieser Überlegung schlug die taktische Seite seines Blutes durch. Die Gruppe verließ die Amtsstube und verweilte noch einen Moment im Flur.


    "Wie versprochen für Dich Dave, mit den Besten Wünschen von Herzen von Brandur und mir. Ich hoffe Dein Küken wird auf Deiner Scholle geboren, der Name steht ja schon fest. Von daher wäre es doch schön, wenn sie in dem Ort das Licht der Welt, der ihren Namen trägt", grinste Lin gut gelaunt.


    Dave nahm die Urkunden gerührt entgegen und schaute sie sich ganz genau an, fast so als könnten sie sich in Luft auflösen oder zu Staub zerfallen, sollte er nur einen Moment den Blick davon abwenden. Ohne die Schrift tatsächlich zu berühren zeichnete er schmunzelnd Varmikans Namen nach.


    "Du hast sogar an die Varmi und Anwolf gedacht. Dankeschön... für alles Lin", sagte Dave ergriffen.


    "So gesehen wären sie auch nobilitiert und eingebürgert worden, allein durch die Urkunden der Familienoberhäupter, sprich Deine Urkunde hätte für Deine Familie ausgereicht, ebenso die von Veyd und jene von Wolfgang. Aber ich war der Auffassung, dass es einige Leute verdient haben, ihre eigene Urkunde in Händen zu halten und Varmikan zählt eindeutig dazu.


    Ebenso hat Wolfram seine eigene Urkunde erhalten, ich möchte schließlich dass uns Wolf begleitet. Und Marlo hat neben seiner Einbürgerung und Nobilitierung eine Namensänderung erhalten, samt die Zuweisung einer Chevaliers-Scholle auf dem Lehen der Wigbergs. Also wenn das Wolfram nicht überzeugt uns zu begleiten und in Souvagne seinen Kräutergarten anzulegen, dann weiß ich es auch nicht. Außer vielleicht dass ich ihm ein Pfund Bienen kaufen muss", lachte Linhard.


    "Bienen? Zur Bedrohung oder was? Dafür würde ich Hornissen wählen, sind größer machen mehr her und ich habe das jetzt überhaupt nicht gesagt, weil Wolfram der Letzte wäre, der ein Wespennest in der Bude verdient hätte. Also vergiss besser meinen freundlichen Vorschlag", gibbelte Dave.
    "Nein ich meinte echte Bienen, Honigbienen. Soweit ich das mitbekommen habe, wünscht sich Wolfram für seinen Garten Honigbienen. Marlo hatte vor einige Tiere für das Tal anzuschaffen, als Selbstversorger. Und die Bienen hat sich Wolfram gewünscht. Vielleicht sollte ich sie ihm wirklich kaufen.


    Dabei fällt mir bei Honig die Farbe gelb ein und bei gelb fällt mir der Leibdiener von Archibald ein. Simon, ich glaube wir haben Simon im Tal vergessen, als wir alle zur Nachtburg aufgebrochen sind. Oh man, der arme Kerl wäre da völlig alleine. Dass muss ich nachher dringend mit Kasimir und Archibald besprechen", stöhnte Lin.


    "Mach Dir keine Sorgen um Simon, ihm geht es gut. Blendend, sicher hervorragend. Er ist völlig allein im Tal, dass heißt weit und breit ist kein Mensch anwesend, der ihm etwas antun könnte. Kurzum Archibald ist hier, dass heißt Simon hat endlich mal einen Moment der Ruhe, eine Verschnaufpause von Archibalds Anwesenheit.


    Die Speisekammer bei Wolfram sind immer gut gefüllt und wie man sich zur Not ein Brot schmiert wird er wissen, immerhin ist er Archibalds Leibdiener. Und sollte er es widererwartend nicht wissen, kann er das Personal von Wolfram fragen. Von daher, Deine Sorge ehrt Dich - sie ist aber unbegründet. Sorgen solltest Du Dich, wenn Simon allein mit Archibald im Tal wäre", antwortete Dave und reichte Urako die Urkunden.


    "Schau Sie Dir an Puschel", freute sich Dave.


    "Du hast keine Vorstellung davon wie Recht Du hast", flüsterte Linhard und dachte an Archibalds Keller und die Kinder die er mit Brandur und Dunwin gemeinsam gerettet hatte.


    Dave musterte Lin einen Augenblick und strich ihm dann freundlich über die Glatze.


    "Linhard ich habe mehr als nur eine Vorstellung davon, ich habe es erlebt. Aus diesem Grund ist Urako hier. Man vergisst schnell, welcher Abgrund in diesem Kerl lauert durch seine einnehmende Art. Archibald kann ein Charmeur sein, er kann äußerst freundlich und zuvorkommend sein, er beherrscht es andere um den Finger zu wickeln. Aber all das ist nur Heuchelei die er einem vorspielt. Er angelt und dieses Verhalten ist sein Köder.


    Kasimir kann sogar Recht haben, dass Archibald eine gute Seite hat. Er hat sie vielleicht kennengelernt. Ich kann Dir versichern, dass Archibald eine Seite hat, die niemand kennenlernen sollte, nicht mal meine Todfeinde. Seine Form von Gnade ist dermaßen krank und verdreht, dass Du Dir wünschen würdest, er hätte sie Dir nie gewährt.


    Du warst in seinem Haus, ich war auch schon dort. Ich durfte es wieder verlassen. Manche blieben für immer dort. Wer es nun besser getroffen hat, mag dahin gestellt sein. Die einen haben überlebt, oder man bildet es sich zumindest ein, die anderen fanden ihren Frieden vor ihm.


    Aber letztendlich, so schrecklich wie die Bestie auch sein kann, das wahre Monstrum war jene Kreatur die sie fütterte und das war Dunwin. Jedenfalls was uns anbelangt. Drum Lin, lass es für uns beide ruhen und sprich nicht mehr von dem Thema. Du weißt teilweise was geschehen ist, das ganze Ausmaß an Grauen werde ich Dir nicht erzählen oder offenbaren. Der Kelch ging an Dir vorüber und so soll es bleiben.


    Du denkt vielleicht, dass Ansgar Dich nicht liebte, dass ist ein Trugschluss. Er liebt Dich auf seine Weise, auch wenn er viel falsch gemacht hat. Aber eines hat er richtig gemacht, er hat Dich vor den anderen beschützt. Niemand hat es je gewagt, dermaßen Hand an Dich zu legen Linhard, vergiss das bitte nicht. Und er hat Dich vor diesem Dreck abgeschirmt der ihm und mir widerfahren ist.


    Das hier ist unser Neuanfang Lin, wie Du schon einmal richtig sagtest, ich werde es nicht vergessen. Aber ich möchte die Erinnerung daran in Naridien zurücklassen und begraben. Und falls Du mir noch einen Gefallen erweisen möchtest, dann begraben wir ihn ebenfalls dort", schmunzelte Dave.
    "Ich glaube Dir Dave. Was Du nicht glauben wirst ist, dass Dunwin seine Taten tatsächlich bereute. Er war zu Euch unvorstellbar grausam und seine Reue macht ebenfalls nichts wieder gut, aber hätte er es rückgängig machen können, er hätte es getan. Aus dem Grund kämpfte er mit an unserer Seite. Denk darüber einmal in Ruhe nach, am besten in einer stillen Stunde. Antworte mir nicht darauf Dave, lass es bitte einfach so stehen", gab Lin zurück und steckte die anderen Urkunden vorsichtig ein.


    "Ich habe zwar damit nichts direkt zu tun, aber über mein verstorbene Tante Magdalena sehr wohl. Und es war unser Hof in dem das Duell zwischen Brandur und Ansgar stattfand. Dein Vater war ebenfalls zugegen, allerdings als Geist. In der Konstellation suchten uns Brandur, Linhard, Dunwin und Chirag auf.


    Es ging ihnen darum, den Streit mit Ansgar aus der Welt zu schaffen, damit der Rest der Familie in Frieden leben kann. Und ich kann Dir versichern Dave, dass es Dunwin genau wie allen anderen um den Frieden in Deiner Familie ging. Dass sie sich dabei gestritten haben und das der Streit bis zu einem Duell eskaliert ist, hätte nicht sein dürfen. Aber so war es leider, beide haben zu spät eingesehen dass sie für die gleiche Sache kämpften.


    Und Brandur und Dunwin kämpften diesen Kampf mit vereinten Kräften für die Familie, gegen den vermeintlichen Gegner. Was immer Dein Vater für ein Scheusal zu Lebzeiten war, als Geist wusste er vieles besser. Er sah klarer als er jemals zu Lebzeiten durch die Scheuklappen aus Hass und Verblendung sah.


    Das gibt Dir und Ansgar nicht Eure Kindheit zurück, es gibt meinem Vater und dessen Brüdern nicht ihre Schwester zurück oder mir meine Tante, aber letztendlich war vielleicht doch irgendwo ein kleines bisschen ein guter Kern in ihm, den irgendwer unter einer Lawine aus Hass begraben hatte. So wie er Euch begraben wollte. Sowas entsteht nicht einfach aus einer Laune heraus Dave. Bei niemandem, auch nicht bei Dunwin... oder Euch...


    Kasimir wollte Euch gewiss nicht verhöhnen, sondern aussöhnen. Anders kann ich es mir nicht vorstellen",erklärte Aimeric wohlwollend und knuffte Dave.


    Dave hörte Linhard und Aimeric aufmerksam zu, sagte aber nichts weiter zu dem Thema. Nicht aus Frust oder da er den beiden böse war, sie versuchten nur etwas zu erklären wofür es keine Erklärung gab. Sie würden es nicht verstehen, so konnten es nicht verstehen und das war auch gut so. Denn das Gauen begriff nur der vollumfänglich, der es durchstehen musste.


    Schweigend aber trotzdem glücklich über die gute Wendung in seinem Leben folgte Dave der Gruppe nach draußen, dabei hakte er sich bei Urako unter. Er strich ihm einmal kurz liebevoll durch die schneeweißen, flauschigen Haare. Auch zu Urako sagte Dave nichts, er schwieg, denn Puschel verstand ihn ohne Worte.

  • Urako gefiel es überhaupt nicht, dass Linhard mit Dave in der Öffentlichkeit über dieses Thema sprach und dass Aimeric sich einmischte, gefiel ihm noch weniger. Aimeric hatte keine Ahnung, wovon er redete und obendrein kannte er Dave nicht, es stand ihm nicht zu, irgendwelche klugen Ratschläge zu geben. Er hätte pietätvoll schweigen müssen, was mischte er sich ein? Urako wusste sehr genau, was Dave widerfahren war, sein Freund hatte es ihm kraft seiner Fähigkeiten gezeigt. Urako ließ den Mund zu, während Aimeric sprach. Hätte er ihn aufgemacht, wäre dies ein Garant dafür gewesen, dass die Stimmung kippte. Aber nicht an diesem Tag, nicht heute, zu Linhards Verlobung und der Nobilitierung der Familie. Urako stellte sich jedoch so hin, dass seine Flügelspitze Daves Bein berührte und drückte sie sacht dagegen. Sollte Aimeric doch dummquatschen. Dunwin war tot und auch Archibald würde büßen. Als Dave sich bei ihm unterhakte, legte Urako ihm seinen Flügel um den Rücken.


    "Liebe Geste von Lin mit der Scholle", sagte er leise zu ihm, als sie so wieder hinausgingen. "Aber das Gequatsche von ihm und Aimeric kann man sich nicht anhören. Den beiden ging es eindeutig zu gut. Ich bekomme Kopfschmerzen von ihren Rechtfertigungsversuchen! Dunwin, Dunwin, Dunwin - wen interessiert das Seelenleben von dem Sack? Erwartet Aimeric Mitleid oder Verständnis? Der spinnt doch!


    Brandur war ein komischer Kauz aber in einem hatte er Recht: Diese Generation musste weichen, damit es aufhören konnte. Damit, dass er sich als krönenden Abschluss im Finale selbst beseitigte, hat er den Dunklen Weg mit einem Feuerwerk beendet. Die Generation ist tot, Brandur ist nicht mehr. Narbenfresse und Hiwi modern zusammen mit Dunwin, Alastair und ihren sonstigen Anhängseln im zeitlosen Abgrund. Der Letzte, der noch fehlt in der Reihe ihrer Gräber, ist Archibald.


    Ich bin sicher, Brandur hatte seinen Tod mit geplant, da er das Ende der Dunklen Zeit sehr gewissenhaft anstrebte und sich sogar selbst mit einbezog, aber konnte es nicht mehr selbst umsetzen. Das ist nun deine Aufgabe, Davy, dein Beitrag für den Neuen Weg, dein Geschenk an die Zukunft. Und ich werde dir dabei helfen. Soll sonst noch wer abkratzen von Dunwins altem Stab? Chirag zum Beispiel? Hat noch wer Hand an dich gelegt von denen oder waren es nur die Bestie mit ihrem Hiwi und dem Fratzenkopf?"

  • Dave rempelte Urako bei Laufen an.


    `Niemand kann ermessen wie tief und dunkel der Abgrund ist, wenn ihm vergönnt war unter dem Himmelzelt zu leben. Aber die Unwissenheit halte ich ihnen nicht vor Urako. Es würde im Umkehrschluss bedeuten um uns zu verstehen, müssten Linhard und Aimeric genau das gleiche Schicksal erleiden. Lass sie dumm labern, sie wissen es nicht besser. Den Göttern sei Dank!


    Linhard hat Dunwin 6 Monate persönlich als Armleuchter, kurzum Glühgeist bei sich gehabt. Er lebte 6 Monate an der Seite von Brandur und Dunwin. Brandur hat Dunwin beschworen und was Brandur wünschte, war somit Gesetz für Dunwin. Hätte er sich widersetzt, hätte Brandur ihn zwingen können. Das hat er aber nicht, sondern er hat den Dunwin vermisst, den er aus der Kindheit her kannte. Und genau diesen Dunwin hat der Geist ihm vorgespielt.


    Vielleicht war der Geist auch wirklich befreit von all seinen üblen Eigenschaften und Linhard hat ihn von seiner besten Seite kennengelernt. Das ist wunderschön für Linhard, hat aber rein gar nichts mit mir zu tun!


    Zu mir war er das dreckigste Arschloch unter der Sonne. Nicht mal mental habe ich Worte dafür wie sehr ich dieses Schwein verabscheue und hasse, damals wie heute. Daran wird sich nie etwas ändern. Niemals. Würde er noch leben, ich würde ihn wieder abstechen. Ich hasse ihn, ich fürchte ihn und ich werde ihm nicht eine einzige Tat vergeben oder auch nur eine einzige Misshandlung vergessen!


    Linhard hat einen Dunwin kennenlernen dürfen, den ich nie kennengelernt habe Puschel.


    Aimeric meint es gut, aber wenn man keine Ahnung hat, sollte man einfach mal den Mund halten. Dunwin hat Brandurs Familie ausgelöscht. Brandurs Ehefrau war Magdalena de la Cantillion – Aimerics Tante. So harmlos ist dann der liebe Dunwin doch nicht oder?


    Was Aimeric erwartet ist gleichgültig Puschel. Ich verstehe zwar weshalb Aimeric möchte, dass man verzeiht. Er möchte dass man mit sich und der Familie ins Reine kommt. Quasi dass man einen Schnitt macht und einen Neuanfang hinlegt.


    Wir sind hier, da wir einen Neuanfang wagen und nicht um alte Fehden weiterzuführen.
    Der Neuanfang ist aber nur möglich, da Dunwin und Alastair tot sind!
    Und Archibald muss ihnen folgen.
    Ich ertrage die Bestie nicht.


    Linhard hält ihn für nützlich, er meint er benötigt ihn damit Archibald ihn anlernt. Das ist doch nicht die Meinung von dem Kurzen! Da steckt doch Dunwin die Ratte dahinter, wenn nicht sogar Archibald selbst.


    Und Linhard hält Archibald in seiner manchmal noch recht infantilen Art für händelbar.
    Archibald und händelbar!


    Die Bestie hat sich Rinelda und Tsounai geholt, gleichgültig was Dunwin, Brandur oder Linhard sagten. Vermutlich in seinem vorauseilenden Kadavergehorsam.


    Ich tue alles für Dich…
    Es war nur zu Deinem Besten…
    Das habe ich nur für Dich getan…
    Ich habe sie beseitigt, sie waren eine Gefahr für Dich…


    Meine Güte wie oft habe ich diese Sätze aus dem reißzahnstarrenden Maul gehört. Am Ende glaubt Archibald diesen Scheiß noch selbst.


    Linhard sieht nicht in welcher Gefahr er schwebt. Archibald ist hochgefährlich und extrem manipulativ. Aber ob Lin es einsieht oder nicht, ich werde Linhard und alle anderen vor diesem Drecksstück beschützen. Wir beide werden die Bestie zur Stecke bringen Puschel. Und wir werden ihm genau einen dieser Sätze sagen.


    In Irminas Namen werden wir die Bestie erschlagen und im Namen all jener, die er sich geholt hat.


    Weißt Du wovon ich oft nachts träume? Dass ich auf Armbrustbolzen alle Namen schreibe von denen die er sich gegriffen hat. Und all die Armbrustbolzen jage ich ihm dann seinen Wanzt, dahin wo die anderen verschwanden. Keine Ahnung wie viele es sind. Hunderte vielleicht?


    Hunderte Bauchschüsse, an denen er elendig verreckt. Wo er genauso vor Schmerzen schreit und wimmert, wo er um Gnade oder ein schnelles Ende fehlt – aber ich sage nichts, denn genau wie er habe ich nichts für jemanden übrig, der winselt. Er hält Schmerzenslaute doch für Schwäche, was sollte ich also davon halten? Hat er mir nicht beigebracht zu Schweigen und wegzugucken? Das tue ich dann, ich bin doch „gehorsam“… nachdem ich ihn in einen atmenden Klumpen Hackfleisch verwandelt habe.


    Brandur war genauso ein Opfer wie wir Urako, er wusste was er tat und tun musste. Er wusste sich nur nicht auszudrücken, das ist alles. Können wir ihm das verdenken? Wissen wir es denn? Ich vermisse ihn.


    Und ich werde wie versprochen auf Lin für ihn aufpassen. Der Kurze hat es verdient. Ich habe Linny lieb und ich verstehe warum Brandur ihn so mochte. Er ist ein durch und durch Lieber, der selbst viel Böses tun musste. Er war ein benutztes und angestiftetes Kind, er war ein Werkzeug, aber kein Opfer auf Ansgars oder meine Art.


    Und Du siehst doch selbst, wenn man ihn nur lässt, wie er eigentlich handelt.


    Ich glaube auch ganz fest daran, dass Brandur Archibald tot sehen wollte, er hätte nicht gewollt, dass sich Linhard so weit in die Klauen der Bestie begibt. Und genau das werden wir verhindern. Linhard hat zig gute Leute an seiner Seite, er benötigt nicht den Rat eines geistesgestörten Menschenfressers. Völlig gleichgültig wie gut sein fachliches Können ist. Als Ausbilder könnte Marlo fungieren oder jeder andere Schwertmeister.


    Du hast einerseits Recht, der Tag ist zu schön um über so etwas zu sprechen. Auf der anderen Seite, wenn wir uns davor fürchten und schweigen, haben sie gewonnen. Wir sprechen jederzeit darüber, wir schweigen nicht mehr Puschel.


    Der Umzug, unsere Scholle, die Nobilitierung, die Einbürgerung, Linhard heiratet, wir ziehen um – das ist ein Meilenstein in unserem Leben Puschel! Die Worte von Aimeric werden an meiner guten Laune nichts ändern. Dunwin ist tot, ich lebe. Ich habe Varmikan, Dich, die Geister, eine Familie bald ein Küken, ein Haus und Land das nur mir gehört.


    Krönen wir das ganze doch, indem wir es mit Blut weihen – Archibalds Blut.


    Nein Puschel, Chirag ist einer der wenigen der tatsächlich Reue dafür empfand weggeschaut zu haben, als Archibald sich bedient hat an mir oder Ansgar. Und er hat Wiedergutmachung geleistet. Ich bat ihn darum, Archibald zu beseitigen und er hat er versucht. Aufrichtig hat er versucht die Bestie – meinen Schänder zu ersäufen. Es hat leider nicht funktioniert, aber Chirag erteilte ich aus tiefstem Herzen Absolution. Er ist ein Guter Puschel, auch wenn man es ihm nicht ansieht.


    Aus dem direkten Stab um Dunwin herum hat es niemand weiter getan. Dunwin hatte es Archibald erlaubt mit Ansgar oder mir Spaß zu haben. Und Archibald war so frei, diese Erlaubnis weiterzureichen an die normalen Fußsoldaten die dem Stab unterstellt waren. An Narbenfresse, dessen Hiwi, oder wenn sie gefeiert haben an alle… jeder der wollte… konnte… Ich kann Dir nicht sagen, wer es von den Fußsoldaten war, bis auf die beiden, da ich sie nicht sah. Er hat mich fixiert und zwar so, dass ich seine Freunde nicht sehen konnte.


    Wie ich Dir von dem Tag berichtete, wo ich ihn um Gnade bat und er zustimmte. Aber dann ließ er mich von allen fertig machen. Und irgendwann hörte ich wie mein Vater reinkam und mit Archibald redete… und lachte… und ich lag da…


    Es war ihm absolut gleich…


    Die hätten mich da vor versammelter Mannschaft töten können… es wäre Dunwin gleich gewesen…
    Vielleicht hätte er sogar darüber gelacht… wie sich so ein Verseuchter versucht zu wehren….
    Aber eine Überzahl an Puries bekommt auch so einen klein… und dann winselt er um sein Leben…


    In dem Moment waren eigentlich nicht die Schmerzen das Schlimmste Puschel, sondern das Begreifen. Das Begreifen der Tatsache, dass dort zwar mein Vater steht, aber dass ich niemals von diesem Mann Hilfe zu erwarten hätte. Nie. Gleichgültig was Archibald mit mir anstellt… und dass war es… das wirklich weh tat…


    Meinen Körper habe ich irgendwann nach der Tortur eh nicht mehr gespürt. Am Anfang habe ich mich noch gewehrt, aber dann habe ich ihn verlassen… mich verband nur noch ein dünnes Band mit ihm…


    In diesem Zustand kannst Du fast alles ertragen, Du schwebst im Nexus und dort ist alles gut. Du bist frei, allerdings wirst Du irgendwann in Deinen Körper zurückkehren müssen und dann trifft Dich er Schmerz wie ein Hammerschlag, ein Wand aus Schmerzen und erneut wirst Du schweigen… den für diese Dimension des Schmerzes gibt es keinen Ausdruck Puschel…


    Drum nein, ich wünsche mir nicht, dass mich Linhard versteht. Ich wünsche mir vielmehr, dass es niemals wieder irgendwer verstehen wird. Das wir die Letzten sein werden, die so eine Erinnerung tragen. Es ist nicht nur Archibald, da draußen gibt es hunderte, tausende solcher Bestien. Irrelevant Puschel, denn unsere Scholle ist Bestien freier Raum. Wir kennen keine Gnade´, übermittelte Dave gut gelaunt und streichelte Urakos Flügelkante.


    „Deine Flügel gefallen mir, sie sind was Besonders – Schwingen der Rechtschaffenheit“, grinste Dave und zwinkerte Urako zu.


    Und das würden Puschels Schwingen auch werden, wenn alles klappte. Selbst wenn ihn Archibald mit von Kariakins Rücken riss, Puschel konnte fliegen, Archibald konnte das nicht, dachte Dave gut gelaunt. Er stellte sich bildlich vor, wie Archibald von dem Rücken des Greifs stürzte und auf dem Boden zerschmetterte. Er teilte die Erinnerung gut gelaunt mit Puschel. Der Magier zündete sich eine Rauchstange an, nahm einen Zug und hielt sie Urako hin.


    „Themenwechsel Puschel, die Geister müssen umziehen. Ich werde ein entsprechend großes Haus auf meiner Scholle suchen, um uns alle dort unterzubringen. Die Gestaltung darfst Du mit Varmi übernehmen, wenn Du möchtest. Aber Ihr müsst mit“, bat Dave.

  • Schicksal


    Linhard wachte am Morgen auf und benötigte einen Moment der Orientierung. Erneut hatte er auf dem Sofa von Gregoire geschlafen. Und erneut stellte er fest, dass dieses Sofa verdammt gemütlich war. Wobei die ganze Atmosphäre in Gregs Wohnbereich war gemütlich und auch wenn es sich Lin nicht eingestehen wollte, ein Großteil davon machte Gregoire aus. Lin streckte sich ausgiebig und wollte gerade die Decke zur Seite schlagen, als ihm jemand über den Kopf strich. Lin schaute verdutzt nach oben. Normalerweise schlief er so, dass ihn jedes noch so minimale Geräusch alarmiert hochschrecken ließ, hier schlief er tief und fest wie ein Stein.


    „Guten Morgen und hast Du gut geschlafen?“, fragte sein Gastgeber. Greg stand neben dem Sofa und hielt ihm einen Kaffee hin. Lin setzte sich auf und nahm ihn mit dankbaren Nicken entgegen.
    „Mehr als gut, Dankeschön“, freute sich Lin und genoss den ersten Schluck Kaffee am Morgen.


    „Wo ist Dein Leibdiener?“, hakte Gregoire nach, setzte sich neben Linhard und zündete sich eine Rauchstange an.
    „Kasimir mein Leibdiener ist ein Vampir, er kann mir nur Nachts dienen. Zudem durfte er nicht in den Palast. Hast Du auch eine Fluppe für mich übrig?“, bat Lin Kaffee schlürfend.


    „Dann wird sich Zerbino für die Zeit auch um Dich kümmern. Sicher hier nimm“, antwortete Greg gut gelaunt und steckte Lin die eigene Rauchstange zwischen die Lippen, während er sich selbst eine neue anzündete.


    „Verwöhnprogramm am Morgen, Kaffee und eine Rauchstange serviert bekommen, was möchte man mehr?“, grinste Linhard vergnügt.


    „Da würde mir einiges einfallen“, gähnte Verrill.
    „Ich bin ganz Ohr“, flüsterte Lin verschwörerisch.


    „Bezogen auf die Eheschließung und die Hochzeitsnacht muss ich Dir was erläutern, wo wir schon beim Thema sind. Wir müssen die Ehe vollziehen, damit sie besiegelt ist. Sprich damit sie voll anerkannt wird. Das heißt, sobald Du dazu bereit bist, werden wir die Trauung vornehmen lassen.


    Vorher den Bund der Ehe einzugehen und dann abzuwarten, bis Du sie vollziehen möchtest, ist laut dem Hausrecht nicht möglich. Haben wir die Trauung vollzogen, die Feier ist beendet und wir ziehen uns auf unser Zimmer zurück, dann geht es ans Eingemachte. Dafür wirst Du kurz vorher von einem Heiler in Empfang genommen.


    Bei einer Frau würde er überprüfen, ob sie noch unberührt ist und gesund. Bei Dir wird er das Gleiche überprüfen, zumindest ob Du gesund bist. Ist alles in Ordnung, wird er Dich zurück zu mir begleiten. Uns quasi sozusagen unter eine Decke stecken. Am Morgen danach siehst Du ihn wieder und er wird den Vollzug der Ehe bestätigen.


    So ist der übliche Ablauf, dieser dient der Sicherung und Wahrung unserer Blutlinie. Das Hausrecht sieht keine Ausnahme bei einer Eheschließung zwischen zwei Männern vor. Ich denke es gibt bewusst keine Ausnahme, um die Gesundheit jedes Ehepartners zu überprüfen. Ich wollte Dich nur vorgewarnt haben, damit Du nicht fälschlicherweise davon ausgehst, ich enthalte Dir die Trauung vor, bis Du bereit für den Beischlaf bist. Du kannst jederzeit im Hausrecht der de Souvagnes nachlesen. Eine Frage, bist Du unberührt oder nicht?“, fragte Greg, rutschte ein Stück näher und legte Linhard einen Arm um die Hüfte.


    „Verständlich, Eure Linie kann sich Kinderlosigkeit nicht leisten. Und Du wirst Dir eine zweite Frau nehmen um Kinder zu zeugen, das ist mir bewusst Greg. Unsere Familie hat ebenfalls ein Hausrecht und das ist nicht ganz so liberal gestrickt. Daran müsste ich etwas ändern, falls Du magst, kannst Du mir dabei behilflich sein. Zum Thema Warten bis ich zum Ehevollzug bereit bin…


    Du kannst die Eheschließung arrangieren, wir werden die Hochzeitsnacht vollziehen Greg. Nein ich bin nicht unberührt, ich vollzog schon öfters den Beischlaf, ob nun mit mir alleine oder mit einer Frau. Mit einem Mann war ich nie intim. Falls Du das gemeint hast, bin ich unberührt“, grinste Lin und gönnte sich noch einen Schluck Kaffee.


    „Mit Dir selbst zählt nicht als Beischlaf“, grinste Greg breit.
    „Na komm sei ehrlich, dass zählt schon…“, prustete Lin, was Greg ebenso loslachen ließ.


    „Von der Befriedigung her zählt es, trotzdem ist es ein gewaltiger Unterschied ob man solo spielt oder mit jemanden den man gerne hat. Das bringt mich zu meiner nächsten Frage“, schmunzelte Greg.
    „Du hast ganz schön viele Fragen…“, lachte Lin leise.


    „Habe ich immer und auf die meisten Fragen liefern mir meine Bücher Antworten. Aber auf die Frage weiß kein Buch eine Antwort. Also Lin, pack die Karten auf den Tisch. Stimmst Du dem Vollzug zu, weil Du tatsächlich möchtest oder weil Du heiraten willst? Was ist der Grund Deiner Zustimmung? Du hattest Dir vorher Wartezeit erbeten, darum möchte ich darauf gerne eine Antwort. Vorweg, eine Verlobung hat hier Gültigkeit, sie ist das Versprechen zur Ehe. Nun?“, fragte Greg abwartend.


    Linhard musterte Greg, während ihn dieser mit abgewandtem Blick kraulte. Die stille, liebevolle Art löste eine ungewollte Welle von Gefühlen bei Linhard aus.


    „Was ist los Lin? Bekomme ich keine Antwort?“, fragte Greg freundlich, während er ihm weiter sanft die Seite kraulte.
    „Ich frage mich, ob mir das Schicksal mit Dir gerade versöhnlich die Hand reicht“, antwortete Linhard leise, stellte seine Kaffeetasse beiseite und legte Greg ebenfalls einen Arm um die Hüfte.


    „Dann bleibt der Termin zur Doppelhochzeit stehen“, freute sich Gregoire und streichelte Linhard über die Wange. Auffordernd legte er den Kopf schief.


    Linhard schmunzelte Greg an, beugte sich zu ihm herüber und küsste ihn als Antwort liebevoll auf den Mund. Gregoire entschlüpfte dabei ein sehnsüchtiges Keuchen. Er presste seine Lippen fordernder und verlangender auf Linhards. Lin erwiderte die Geste, küsste Greg mit gleicher Leidenschaft und spürte auf einmal etwas, dass er nicht erwartet hatte - ein angenehmes Ziehen zwischen den Beinen. Abrupt beendete er den Kuss und starrte Greg verunsichert an.


    „Hab keine Angst, es ist alles gut“, flüsterte Gregoire beruhigend.
    „Angst? Ja ich habe Angst“, gestand Linhard genauso leise.


    „Wovor denn? Ich tue Dir garantiert nicht weh, versprochen“, murmelte Greg Lin ins Ohr.
    „Vielleicht davor mich am Ende doch noch in Dich zu verlieben… und damit wie üblich aufs Maul zu fallen“, gab Lin zurück.


    „Das Risiko wirst Du wohl eingehen müssen. Nur so viel, wir sind dafür bekannt ziemlich zu klammern. Besonders bei Ehepartnern, Du kannst Dich gerne erkundigen“, grinste Gregoire glücklich.
    „Da komme ich bei Bedarf drauf zurück und jetzt mach mich nicht verlegen“, lachte Linhard und befreite sich ein Stück von Greg.


    „Was möchtest Du heute unternehmen? Ich habe gestern Abend mit Zerbino gesprochen, er meinte ein Ausflug zum Meer oder nach Beaufort würde Dir sicher gefallen. Dann ist mir eingefallen, dass Du noch gar kein Haus besitzt, in das Du bei Deinem Umzug einziehen kannst. Falls Du nicht neu bauen möchtest, gibt es dort sicher noch einige Anwesen, die vom Krieg verschont wurden und keine Ruinen sind.


    Ich habe entsprechende Erkundigungen eingeholt und entsprechende Bücher samt Grundstückskarten heraus suchen lassen. Sollten diese Herrenhäuser tatsächlich noch stehen, hast Du einiges an Auswahl. Ich hatte vor mir die Häuser mit Dir gemeinsam in der Bibliothek anzuschauen, damit Du eine Vorabwahl treffen kannst. Zudem benötigt mein Bruder dort ebenfalls ein geeignetes Domizil, da er ebenfalls umzieht.


    Vermutlich wird er nach Goldwasser ziehen um von dort aus seine Regierungsgeschäfte zu erledigen. Ich möchte für ihn gleich mit nach geeigneten Häusern schauen. Und für mich selbst werde ich auch nach einer Unterbringung schauen, da ich Euch beide nach Neu-Souvagne begleiten werde. Natürlich sind alle Angaben ohne Gewähr, da wir nicht wissen ob die Häuser, Burgen und so weiter tatsächlich noch stehen. Einige stehen mit Gewissheit noch, denn es wurde ja nicht das ganze Land verwüstet, sondern ein Landstrich. Nach unserer Suche würde ich dann wie gesagt gerne mit Dir nach Beaufort oder zum Meer reiten“, erklärte Greg und trank einen Schluck Kaffee aus Linhards Kaffeetasse.


    „Wie Du möchtest, von meiner Seite aus benötigst Du kein separates Heim in Neu-Souvagne. In Beaufort wohnst Du am Hof und in Hohenfelde wohnst Du bei mir. Das mit den Häusern ist eine sehr gute Idee von Dir. Ich hatte nicht vor neu zu bauen, ich hatte vor eine alte Burg oder ein altes souvagnisches Herrenhaus zu beziehen. Irgendein Haus, das auf den ersten Blick gemütlich aussieht.


    Wenn ich es mir schon aussuchen darf, lass und nach dem Schmöckern nach Beaufort reiten. Ich möchte den Ort kennenlernen, wissen wo sich was befindet und ein bisschen was einkaufen. Einen Ausflug zum Meer können wir immer noch unternehmen, am besten wenn es etwas wärmer ist. Dann könnten wir auch schwimmen gehen. Momentan ist mir das einfach noch zu lausig kalt. Hey dann reite ich heute zum ersten Mal mein Verlobungsgeschenk, da freue ich mich drauf. Wir können in Beaufort auch zu Mittag essen“, schlug Linhard vor.


    Er drückte seine Rauchstange im Aschenbecher aus und legte sich noch einmal lang. Da dabei nutzte Lin Gregs Schoss als Kopfkissen.


    „Gleichgültig wo wir hinziehen Greg, Dein Sofa muss mit“, grinste Lin was Gregoire losprusten ließ.

  • Varmikan lag gerade gemütlich im Bett und dachte an seinen Mann. Er beschloss Dave zu kontaktieren, da er schon einige Zeit nichts von seinem Schatz gehört hatte. Varmi ließ sich in den Nexus fallen und suchte nach den Farben von Dave. Er musste nicht lange suchen, denn es gab kaum Seelenfarben die er besser kannte.


    `Davy´, übermittelte er glücklich und stupste ihn mental an.
    `Varmi´, freute sich Dave und erwiderte die Geste liebevoll.


    `Wie geht es Euch? Alles soweit gut gelaufen? Ich dachte Du meldest Dich mal. Ich war etwas besorgt, wegen Eurem besonderen Begleiter, aber Puschel ist ja bei Dir und beschützt Dich. Wir sind hier fleißig am Packen und ich soll Dir von Pavo besonders liebe Grüße ausrichten. Er vermisst Dich genauso wie wir alle anderen. Du sollst ihm nicht mehr böse sein, wegen dem einem verdammten Satz in Ordnung Sternchen?´, fragte Varmi.
    `Mir geht es soweit gut, Puschel ist ein Schatz, er passt gut auf mich auf. Ja unser spezieller Begleiter lebt immer noch. Sag Pavo, wir beide sind wieder gut miteinander. Ich habe es echt übertrieben, da ich das an dem Tag in den falschen Hals bekam. Ich vermisse das alte Schlappohr doch auch. Sag ihm das von mir Flöckchen.


    Ach es gibt einiges Neues! Stell Dir vor, Linhard wird heiraten. Aber nicht Magdalena de la Cantillion, sondern Gregoire de Souvagne - einen der Prinzen. Genau genommen sogar der zweite in der Thronfolge. Bevor Du fragst wie es dazu kam, erzähle ich es Dir umgehend. Wir hatten eine Audienz beim Duc, bezüglich unserer Einbürgerung und Nobelitierung. Dort ist alles wunderbar gelaufen Varmi. Danach bat Gregoire Linhard um ein vertrauliches Gespräch, bezüglich des Vorschlages von Aimeric - Olivie de Souvagne heiraten zu dürfen.


    Wir haben also alle die Amtsstube verlassen, außer Chirag, er blieb bei Linhard als Berater. Als die beiden dann gemeinsam aus der Besprechung kamen, teilte uns Linhard mit, dass er heiraten wird und zwar- jetzt halt Dich fest - den besagten Prinzen Gregoire de Souvagne.


    Scheinbar hat dieser ihm spontan einen Antrag gemacht und Lin hat zugesagt. Warum ist im ersten Moment logisch, der Prinz ist eine erstklassige Partie. Die beiden haben die kurze Zeit wo wir hier am Hofe sind, ziemlich viel Zeit miteinander verbracht. Soweit ich das mitbekommen habe, hat sogar Puschel als Eheberater fungiert. Nun wenn sich einer auskennt, dass Urako. Jedenfalls gab es vor kurzem einen Wendepunkt, dass hat man sofort gemerkt, da Lin mit seinem Verlobten schlagartig anders umgeht.


    Ich glaube unser Lin mag seinen Greg wirklich. Es ist beiden zu gönnen.


    Der Hof würde Dir gefallen Flöckchen, es ist eine gigantische Anlage mit Parks und der Palast selbst stellt die Bezeichnung Prunk in den Schatten. Ich weiß nich wieviel Tonnen Mamor hier verbaut wurden, aber sobald Du den Palast betrittst, weißt Du dass dort tatsächlich ein Herrscher lebt. Kein Rat, kein Amtmann, ein Herrscher über ein Land. Sobald Du hier bist mit den anderen, frage ich um Erlaubnis, ob wir den Palast einmal komplett anschauen dürfen.


    Noch etwas, Du wirst es nicht glauben, aber Linhard hat uns eine eigene Scholle geschenkt. Seine Begründung war folgende.


    "Wohin wir ziehen werden, oder wo wir letztendlich glücklich und eine Familie werden, wird meinen Paps nicht gekratzt haben Davy. Das sind Kleinigkeiten mit denen er sich nicht aufgehalten hat. Sein Wunsch war es, sein Versagen von damals wieder gut zu machen. Die Scholle wird das nicht können, nichts kann das. Es gibt auch nichts auf der Welt, was Dich das vergessen lassen könnte.


    Aber mit Deinem Stück Land, kannst Du es vielleicht ein bisschen besser abhaken und die was ganz eigenes aufbauen. Ab jetzt benötigst Du niemanden mehr von uns, Du bist frei. Du hast Land, Du hast Einnahmen, Du bist völlig unabhängig von mir. Die einzige Bindung die noch besteht beruht auf Freiwilligkeit, auf Wunsch Davy und das schenke ich Dir in Brandurs Namen".


    Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll, ich bin einfach gerührt. Die Worte haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich werde mich um ein neues Haus kümmern, schön dass der Umzug gut voran geht Varmi.


    Ich vermisse Dich Flocke und das Würmli und natürlich alle anderen auch. Ich freue mich, wenn wir es uns hier richtig gemütlich machen. Danke das Du Dich gemeldet hast´, antwortete Dave mental und übermittelte Varmikan seine Gefühle.
    `Ich liebe Dich auch Davy. Uns geht es allen gut und dem Würmli natürlich auch. Das sind tatsächlich wunderbare Neuigkeiten. Puschel kann dann gleich mit einer neuen Grillecke in Souvagne loslegen. Der wird sich freuen. Ich bin gespannt, was Du für ein Haus aussuchen wirst.


    Und nebenbei, es wurde auch Zeit, dass Du Dich mit Pavo aussöhnst. Was Brandur für unseren Linhard war, ist Pavo für Dich. Was hat er nicht alles für Dich getan? Gut klar, ich war am Anfang eifersüchtig und er hat versucht sich in unsere Beziehung einzumischen. Hätte er das nicht versucht, wäre das wohl wesentlich seltsamer gewesen. Er hat sich einfach Sorgen um Dich gemacht.


    Und Davy Pavo ist alt. Nicht einfach alt, sogar uralt. Du kannst Dich heute mit ihm streiten und nimmst Dir morgen die Versöhnung vor, da Ihr Euch trotz allem liebt. Aber wer sagt Dir, dass es ein Morgen gibt? Das kann Dir keiner garantieren. Drum sei nicht immer so stur, gerade nicht zu ihm. Ich hatte meine Differenzen mit Pavo, aber ohne ihn, gäbe es Dich gar nicht mehr. Ohne den alten Gobo hätte ich Dich nicht zum Ehemann.


    Ich werde ihm Deine Grüße ausrichten und dass Du ihm gar nicht böse warst, sondern nur geschmollt hast. Und ich sage ihm, dass Du ihn vermisst. So Du, ich lege mich schlafen. Morgen meldest Du Dich Sternchen. Schlaf schön und träum was Süßes´, antwortete Varmikan mental und trennte vorsichtig die Verbindung.

  • Linhard von Hohenfelde
    Linhard hatte nicht nur den Umzug nach Almanien in die Wege geleitet, nein mit Dunwins Hilfe in Aimerics Körper war es ihm auch gelungen in Souvagne eingebürgert und nobilitiert zu werden. Ergeben hatte sich zudem eine Hochzeit, nicht jene die er sebst geplant hatte, sondern eine komplett außerplanmäßige und zwar mit einem der Prinzen. Lin sah es die erste Zeit wie jeder Hohenfelde - rein pragmatisch. Bis zu einem Wendepunkt in ihrer sehr kurzen Beziehung, seit dem sah er seinen Verlobten mit anderen Augen. Die Hochzeit war auf den 01.05.203 festgelegt worden. Tradition war es, dass man von einem Elternteil - in Souvagne dem Vater, zum Traualtar geleitet wurde. Linhard hatte keinen Vater der ihn zum Traualtar geleiten konnte. Ansgar wollte er nicht fragen, da hätte er sich auch selbst ins Gesicht spuken können. So beschloss er den Weg, wie fast jeden anderen auch seit 18 Jahren allein zu gehen. Weder hatte er vor Dave noch Anwolf zu fragen. Sie hätte er zwar gerne gefragt, aber er wollte sich keinen Korb holen. Auch er hatte seinen Stolz. Ihm viel ein, dass das Verbot für Nekromantie erst am 07.05. griff, folglich konnte sein Paps am 01.05. sehr wohl dabei sein. Zwar nicht lebend, da er es bis jetzt nicht geschafft hatte einen der Blutmagier zu entführen und in seine Gewalt zu bringen, aber als beschworener Geist sehr wohl. So hatte er sich erneut hilfesuchend an Osmund gewandt.


    Osmund von Wigberg
    Der alte Nekromant hatte alles vorbereitet und nun beschwor er erneut Brandur. Eigentlich hatte dieser vor gehabt bis zu seiner tatsächlichen Wiedergeburt zu schlafen, nun hatten sich die Dinge geändert und Lin bat erneut darum, dass sein Paps beschworen wurde. Osmund störte es nicht. Er genoss es seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und einen Geist zu beschwören war nichts, was ihn irgendwie ins Grübeln oder gar ins Schwitzen brachte. Brandur spürte erneut den Zog und einen Augenblick später wurde er wider Willen zurück in die Physis gerissen.


    Brandur von Hohenfelde
    Ein blaues Licht erschien. Zunächst klein und schwach, doch es wuchs, bis es wie eine Sonne gleißte. Die Gesichter der Anwesenden erstrahlten blau, ehe das Licht wieder schwächer wurde und sich als ein dunkelblaues Leuchten stabilisierte. Der Geist veränderte seine Substanz, um sie in die Form der Gestalt zu bringen, in der er am Tag seines Todes auf Asamura gewandelt war. Mantel, Schnallenschuhe, Dreispitz und Gehstock durften dabei nicht fehlen. Er blickte sich um und nahm Osmund als seinen Beschwörer war. Der interessierte ihn nur am Rande. Wichtiger war, dass sein Sohn vor ihm stand. »Mein lieber Junge, was ist geschehen?«, fragte Brandur ernst, denn für ihn war sicher, dass eine Katastrophe stattgefunden haben musste. »Sind die Wigbergs dir in den Rücken gefallen oder waren es die Leute aus den eigenen Reihen? Verlieren wir keine Zeit, beginnen wir von Anfang an. Berichte mir der Reihe nach, wer wie ermordet wurde.« Brandur stützte sich auf seinen Gehstock und blickte ihn hochgradig besorgt an.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard grinste Brandur an. »Zuerst hat der Umzug nach Almanien reibungslos funktioniert. Jedenfalls was die Einbürgerung anbelangt samt Nobilitierung. Aimeric hatte für mich um die Hand der Tochter des Duc angehalten - aber sie wurde mir verwehrt. Nun dennoch werde ich heiraten Paps und zwar am 01.05. und zwar Gregoire Verrill de Souvagne. Und da es Tradition ist, dass der Vater sein Kind zum Altar führt wurdest Du beschworen. Noch ist es möglich«, erklärte Linhard liebevoll.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur starrte Linhard einen Moment lang ausdruckslos an, weil er mit völlig anderen Nachrichten gerechnet hatte. Er räusperte sich. »Nun, unter diesen Umständen ist es wohl angebracht, sich Zeit für eine ausschweifendere Begrüßung zu nehmen.« Er schwebte zu seinem Sohn und umarmte ihn mit seinen eisigen Geisterarmen. Er hielt ihn umarmt, bis Raureif sich auf Linhards Kleidung abzeichnete und der Geist fürsorglich wieder etwas auf Distanz ging. »Das sind ... überraschende Neuigkeiten. Und es ist wirklich niemand dafür gestorben? Dieser Gregoire Verill ist als ein de Souvagne, der Sohn von Duc Maximilien, wenn ich mich recht entsinne? Aus taktischen Beweggründen wäre eine Vermählung mit der Tochter erstrebenswerter gewesen aus Gründen des Erhalts der Blutlinie. Aber ich sagte dir ja freie Partnerwahl zu, auch wenn ich dich, nun ja, etwas anders eingeschätzt hätte. Hast du deinen ... Verlobten ... bitte verzeih, ich muss mich an den Umstand erst einmal gewöhnen ... auf Herz und Nieren überprüft? Bist du sicher, dass er eines Hohenfeldes würdig ist und vor allem DES von Hohenfeldes, des Sippenoberhauptes - deiner?« Brandur musterte seinen Jungen.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard genoss die Umarmung seines Vater, selbst dann noch als er von Raureif überzogen wurde. Was machte das bisschen Kälte schon aus? Die Geste dahinter war von purer Wärme erfüllt. »Ich erzähle es Dir ganz. Also wir waren dort zur Einbürgerung und Nobilierung. Ich habe um einen Termin gebeten. Souvagne hat sich vergrößert, da es die Hohe Mark aufgenommen hat. Und was benötigt man bei einem Wiederaufbau - Geld. Wir haben Geld, wir haben Verbindungen, wir haben das nötige Wissen, wir haben aber keine eigenen Schollen - wir waren nur Geldadel in Naridien. Die Macht die wir besaßen haben wir uns hart erstritten und teuer dafür bezahlt und zwar mit Blut. Ich habe eine sechsstellige Summe locker gemacht für vier Marquis-Schollen - eine Scholle der Wigbergs, eine der Eibenbergs, eine der Hohenfelde und eine für Dave - Hohenfelde-Eisseher. Du hattest ihm eine Wiedergutmachung versprochen, ich habe es in Deinem Namen geleistet. In meinem Namen wurde dem Duc ferner die gleiche Summe als zusätzliches Staatsanleihen angeboten, aber dies lehnte er ab. Kurzum, wenn Du zurückkehrst bist Du kein Freiherr mehr - also kein Comte - sondern Marquis. Als diese Audienz mit dem Duc vorbei war, ging es um das Thema Olivie de Souvagne. Zur Zeit sitzt der Kronprinz auf dem Thron und ist Duc. Sein Vater befindet sich in Ehveros. Ob dieser den Thron wieder einnimmt sobald er zurückkehrt weiß ich nicht. Thema Heirat. Aimeric hatte vorgeschlagen, dass ich Olivie heirate und als Zweitfrau seine »Schwester« Magdalena um mit Souvagne verbunden zu sein. Bin ich durch meinen Titel und meine Scholle eh - aber nun gut. Jedenfalls sagten die drei Brüder dann, ich würde Olivie nicht zur Frau bekommen, da Ciel - einer der Prinzen sie selbst heiraten wollte. Wer fragt sollte mich einem Nein leben können, dass konnte ich und dachte mir, gut dann versuche ich mein Glück bei Magdalena. Nur Olivie wäre eine sehr gute Partie gewesen, da unser Adelshaus somit am Hofe vertreten wäre. Aber bevor ich dazu groß was sagen konnte, bot mir Gregoire an, ihn zu heiraten. Er fragte mich ob ich ihn heiraten wollte. Ich hielt das zuerst für einen Scherz der drei. Ich dachte sie wollten prüfen inwieweit sie sich einen Spaß erlauben konnten. Darum fragte ich Chirag. Die anderen die vorher noch dabei waren mussten den Saal verlassen. Nur eine Person durfte bei mir bleiben und da wählte ich Chirag. Er erzählte mir, dass man in Souvagne heiraten kann, wen man möchte. Gregoire ist der zweite Mann in der Thronfolge. Ich hatte zuerst vor mir Bedenkzeit zu erbitten. Aber Chirag sagte etwas sehr logisches, dann kann Greg in der Zeit auch überlegen. Und überlege ich zu lange, sagt er vielleicht ab. Er gestand offen ein, dass er weiß dass ich nichts für ihn empfinde. Ich fragte was er erwartet. Er erwartet ein Bemühen um Freundschaft. Das wäre mehr als die meisten anderen Adelsehepaare hätten. Also nahm ich sein Angebot an. Ich sah es taktisch, es hat gewaltige Vorteile am Hofe einen Fürsprecher zu haben. Nun jedenfalls hörte ich dann von den besagten Blutnekros und wollte seinem Bruder Ciel auf den Zahn fühlen. Das war nach meiner Zusage Paps - ein anderes Treffen. Jedenfalls hat Ciel mich abgebürstet. Als er Gregs Wohnung verlassen hat, hatte dieser mich nach meiner Loyalität gefragt. Er wollte wissen woher ich von den Nekros weiß. Und da habe ich mit Greg offen und ehrlich über alles geredet Paps. Auch über Dich und wie sehr ich Dich vermisse. Er hat sich nicht lustig gemacht, oder mir vorgehalten dass ich ein Schwächling wäre, sondern er hat mich einfach getröstet. Ab dato waren wir Kumpel, er ist ein guter Typ. Dann kam der Tag wo er mir erklärte, dass die Ehe vollzogen werden muss. Ich bat Urako um Rat und gemeinsam trafen wir uns mit Greg. Dann bat ich Archibald um Rat. Ich hatte nicht direkt vor den Rat umzusetzen. Aber an einem Tag kam ich spät heim und er hatte sich gesorgt. Er hat mir ein Verlobungsring geschenkt - hier schau. Er hat nichts verlangt. Sogar das Essen dass ich mitbrachte wollte er erst am Morgen essen, dass ich ausschlafen kann. Da kroch ich nachts zu ihm ins Bett. Er ist gut zu mir und nun sind wir ein Paar«, grinste Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur hörte sich alles in Ruhe an und betrachtete den Ring. Er musste sich eine Geisterträne verkneifen, man sah es daran, dass er einige Male blinzelte. »Ich bin sehr stolz auf dich, mein Sohn. Du hast dich verhalten wie ein wahrer Spross deiner Ahnen und mehr als das - du bist deinem Weg dabei treu geblieben. Dem neuen Weg. Kein Tropfen unseres Blutes wurde dafür vergossen. Almanien, mein Junge ... viele Naridier sehen es als ein Land voller Grenzen, voller Mauern. Ich sah es stets als eine Art sicheres Nest, wo man gut behütet ist. Im ach so freien Naridien ist doch jeder sich selbst überlassen und muss schauen, wo man bleibt. Ich freue mich sehr über diesen Schritt. Dass du an Davard gedacht hast in meinem Namen, rührt mich zutiefst. Niemand kann ihm seine geraubte Kindheit zurückgehebn, doch kann man so vielleicht dazu beitragen, dass er die Zukunft genießen kann. Bitte vergiss nie, wer es war, der seine Kindheit fraß. Ich entnehme deinen Worten und sah auch selbst, dass du dich Archibald sehr hingezogen fühlst. Nun, er könnte vom Alter her dein Vater sein ... es wird stets eine Aufgabe für dich bleiben, Männern, die dein Vater sein könnten, mit dem Bewusstsein gegenüber zu treten, dass sie es nicht sind. Dein Vater steht hier, Linhard. Lass nicht zu, dass sich solche Gefühle bei dir für Archibald entwickeln. Ich weiß, dass dir dein Vater fehlt ... du fehlst mir auch. Wie seid ihr im Thronsaal auf das Thema der Blutnekromantie gekommen? Habt ihr schon eine Spur? Ich freue mich für dich, dass du dich so gut mit Gregoire verstehst, gleichwohl taktisches Denken deine Zustimmung ermöglichte. Schön, dass es nicht nur bei kaltem Kalkül bleiben muss, das hätte mich geschmerzt. Das hast du gut gemacht, Linhard. Und der Ring ist ausgesprochen schön und obendrein sieht er ziemlich teuer aus.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte den Ring und schmunzelte Brandur an. »Paps ich weiß wer mein Vater ist, vielleicht weiß ich nicht viel... aber DAS weiß ich - DU. Ich antworte Dir das gleiche, was ich Greg sagte. Der Ring könnte aus dem billigsten Blech sein, es ist die Geste dahinter. Ich bedeute ihm etwas, er macht es öffentlich, er steht zu mir. Darum ist er für mich wertvoll. Ich weiß das Arch nicht mein Vater ist und ich erinnere mich sehr gut was wir im Haus gesehen haben. Aber manchmal habe ich meine Probleme mit ihm Paps. Wenn ich einen Rat benötige oder einfach jemanden der mir zuhört, dann ist er für mich da. Manchmal bekomme ich die zwei Personen die er ist nicht unter einem Hut. Du kannst neben ihm sitzen, plaudern, lachen, rauchen und eine gute Zeit haben und Du fühlst Dich in seiner Nähe absolut sicher. Und keine zwei Sekunden später... scheißt Du Dir vor ihm fast in die Hose, wenn Du siehst was er mit anderen macht. Ich weiß nicht warum, vielleicht habe ich da einen Hau von Opa weg, aber auf ganz seltsame Art mag ich ihn. Ich verachte abgrundtief was er Dave und anderen antat. Aber ich wünsche zeitgleich, dass er der Arch bleibt, mit dem man scherzen kann, der einen zur Not beisteht oder einen sogar beschützt. Das gleiche dachten die meisten auch von Dunwin. Ich habe ihn nur als eine Person kennengelernt die immer besorgt um mich war und sich gekümmert hat - sogar jetzt noch. Zu mir war er nie wie zu Dave. Das weiß ich. Aber ich kann doch nur meine eigene Meinung werten - ich glaube Dave und Ansgar. Ihr Leid spreche ich ihnen nicht ab. Aber sie können auch Dunwin nicht absprechen, dass er eine gute Seite hat. Und wenn er sie nur uns zeigte in so kurzer Zeit, dafür kann ich doch nichts. Souvagne und Einschränkungen? Tja man kann es so sehen. Die Sicht ist vom Standpunkt abhängig. Von außen kann man sagen die verschanzen sich. Von innen kann man sagen, puh schön sicher. Ich habe es aber lieber schön sicher mit klaren Regeln, als dass manche Tradition solche Blüten annimmt wie in Naridien. Und damit meine ich jetzt mal nicht uns, sondern denk mal an Obenza. Die Stadt wäre nirgendwo in Almanien möglich. Ist das ein Nachteil? Ich habe mich an Deine Worte erinnert. Und wenn wir einen Neuanfang wagen, dann so dass man sich auch daran halten muss. Wer nur leere Worte verspricht, hat hier schlechte Karten. Möchtest Du Greg mal kennenlernen? Unsere Idee war, dass er Magdalena heiratet. So hätte er mich und sie. Später nicht direkt. Meine Kinder sind meine Blutlinie - seine nun logisch seine. Genug von dem ganzen Planungsscheiß und den ganzen Aufgaben! Mal was Wichtiges, bevor ich Dir hier alles haargenau weiter erkläre - ich habe Dich dermaßen vermisst dass mir die Knochen weh taten und ich echt überlegt habe Dir zu folgen. Es ist gleichgültig auf welcher Seite wir zusammen sind, dachte ich. Ich dachte ich besuche Dich nach der Hochzeit und wir sind wieder zusammen. Die Aufgaben wären erledigt gewesen. Aber nun mag ich nicht mehr auf die andere Seite kommen. Ich habe so ein Flugvieh, ein Megahuhn. Wenn Du zurück bist musst sie sie mal reiten. Ich kenne kein Gefühl wo man sich so frei fühlt wie auf ihrem Rücken. Sie heißt Aquila und sieht aus wie eine Monsterlegehenne. Habe ich Dir schon gesagt dass ich Dich liebe?«, hakte Lin nach.


    Brandur von Hohenfelde
    »Keks, Linhard ... ich liebe dich auch, mein lieber Junge.« Brandur streichelte sacht mit seiner eisigen Hand die Schulter des jungen Mannes, der hier vor ihm saß, noch immer kahlköpfig und müde aussehend, aber zufrieden. »Bist du glücklich?«, wollte Brandur wissen und sah ihm tief in die Augen. »Du darfst mir nicht folgen. Das verbiete ich dir. Dafür ist es viel zu früh. Und eigentlich hatte ich auch nicht vor, ewig tot zu bleiben. Was will ich allein in der Physis? Tu mir das nicht an, Linchen!« Er streichelte mit der Rückseite seiner Finger Linhards Wange, aber nur kurz, um seine Haut nicht zu verletzen. Es fühlte sich an wie ein beißender Winterwind. »Bitte vergleiche Archibald nicht mit meinem Bruder. Damit kriegst du mich nicht rum. Ich verabscheue ihn. Dunwin war von Anfang an völlig anders. Ihn zwang man zu diesem Kampf - Archibald entschied sich aus freien Stücken, zu einer Bestie zu werden. Wie geht es Kasimir, oder hat Archibald ihn inzwischen gefressen? Die beiden schienen sich gut zu verstehen. Natürlich möchte ich deinen Verlobten, meinen Schwiegersohn, kennenlernen! Dass er dir ein Hun schenkt ... nun ja. Davard hatte einst auch ein Huhn geschenkt bekommen. Das scheint unter jungen Leuten heutzutage nicht unüblich zu sein. Du hast mir noch nicht verraten, ob ihr eine Spur habt bezüglich eines Blutnekromanten.«


    Linhard von Hohenfelde
    Lin lachte leise. »Nun einer von uns beiden muss zum anderen kommen. Glücklich? Eine schwierige Frage aber ich lehnte mich mal sehr weit aus dem Fenster - ich behaupte ja. Ich hätte nicht gedacht, dass mich Greg glücklich machen würde oder es überhaupt kann. Aber er kann, er hat einen ziemlich bissigen Humor. Und er hat eine Bibliothek die ist zum niederknie... wenn man Bücher mag. Und er liebt Kekse. Erschreck Dich nicht vor ihm, er ist dünn wie ein Stock. Das mit den Blutnekros ist echt ein Problem. Ich habe davon zwei ständig im Fahrwasser, da sie auf Arch und Kasimir aufpassen. Nur kann ich meine Verfolger nicht wegfangen. Hier dürfen Vampire so nicht rumlaufen. Also ja - ich habe sogar zwei Paps! Aber ich komme nicht an die Typen ran! Ich habe Archibald auf sie angesetzt, er soll sich was einfallen lassen. Alles was ich Dir versuche wegen ihm zu erklären ist, dass ich eine Seite von ihm echt mag und die andere am liebsten töten würde. Ich möchte Dich zu gar nichts rumbekommen Paps. Opa hatte das gleiche Schicksal wie Du, dank Alastair... welches Archibald hatte und ob er überhaupt eines hatte, weiß keine Sau. Nur das seine Leute eines hatten und zwar ihn. Danach gab es keine Familie mehr. Das Huhn ist etwas größer als das von Dave. Gleichgültig, ich bekomme Dich schon zurück in die Physis, denn nun kann ich nicht mehr gehen Paps. Ich weiß Dein Verbot zu schätzen, aber alles was ich bis dato hatte war Dich. Nun habe ich Dich und Greg - also in der Physis sind zwei Leute, Du musst also zu uns kommen. Schwebe mir hinterher, ich bringe Dich zu ihm«, grinste Lin gut gelaunt.


    Brandur von Hohenfelde
    »Eine Bibliothek«, murmelte Brandur interessiert. »Woher weißt du, dass eure Verfolger Blutnekromanten sind? Blutnekromanten sind sehr selten und du verstehst sicher, warum sie so begehrt sind und sich daher verbergen. Vielleicht ist es ein Blöff. Andernfalls muss hier wohl jemand sein, der sie direkt befehligt und daher Zugriff auf ein Nest hat. Wer ist das?« Gespannt schwebte Brandur neben Linhard anstatt wie angewiesen hinter ihm. »Junge, ich bin dein Vater, ich werde sicher nicht hinter dir gehen oder schweben! Wie sieht das denn aus!«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard drehte sich zu seinem Paps um und blieb stehen. »Du hast Recht, entschuldige. Woher ich es weiß? Vertrauen gegen Vertrauen - daher. Wer der Kopf in der Schlangengrube ist, weiß ich nicht. Aber ich weiß dass die zwei Blutnekros sind. Ich weiß es von meinem Verlobten Greg. Und er weiß es von seinen Brüdern. Als ich die Audienz verließ hat Ciel die beiden Nekros auf meine Vampire angesetzt. Er fragte Dreux ob sie weiterhin die beiden verfolgen sollen. Und Dreux ordnete es als Duc an. Folglich wird es stimmen, es sei denn Dreux und Ciel belügen ihren jüngsten Bruder. Aber das glaube ich nicht. Denn wenn Du einen von ihnen etwas schräg kommst sind die sofort ein Trio und zwar gegen Dich. Du kannst keinen Keil zwischen sie treiben. Frage ihn selbst Paps. Sie hatten im Orden der Blutnekros einen Maulwurf vermutet, da ich ein klein wenig ungeschickt nach denen gefragt habe. Und da musste ich mit der Sprache rausrücken, dass ich es von Dir weiß. Den Rest sagte ich zwar, aber Du weiß wie - Familienart - ich sagte es ohne etwas zu sagen. Wie lange kannst Du bei mir bleiben?«, fragte Lin und führte Brandur zu Gregs Quartier.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nickte und lächelte zufrieden. »Prinz Ciel ist also jemand, der unmittelbaren Zugriff auf die Blutnekromanten hat. Zudem mussten sie direkt vor Ort sein. Wenn zwei dort waren - sind es womöglich noch mehr, zum Schutz der Familie de Souvange? Versuche, das aus Greg herauszubekomen ... womöglich ist das Nest hier vor Ort! Ich werde bei dir bleiben, bis zur Hochzeit und dann werden wir weitersehen. Im ersten Moment war ich entsetzt ob meiner Beschwörung, da ich eine Katastrophe fürchtete, doch inzwischen bin ich bester Dinge und habe es nicht so eilig, zurück in den Nexus zu gehen.«


    Linhard von Hohenfelde
    »Wenn es nach mir ginge wärst Du nie gegangen Paps«, erklärte Linhard und klopfte. Es dauerte einen Moment, dann öffnete ihnen Zerbino die Tür. Einen winzigen Augenblick später erspähte er Brandur und fiel gefällt um. Lin machte einen Schritt über den Leibdiener und schaute sich gut gelaunt nach Greg um. »Greg? Wo bist Du? Ich habe Besuch mitgebracht!«, rief Lin glücklich.


    Gregoire Verill de Souvagne
    Greg gesellte sich zu Lin und begrüßte ihn freundlich, ehe er selbst auch Brandur entdeckte und einen Schritt zurück machte. »Was ist das?«, hakte er misstrauisch nach.


    Linhard von Hohenfelde
    »Nicht was - wer! Mein Paps! Brandur, dass ist Greg - Greg, dass ist mein Vater«, stellte Linhard sie einander vor.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur schwebte, ganz wie es seinerzeit Dunwin bei Kasimir getan hatte, rücksichtslos durch den am Boden liegenden Mann hindurch. Es war nur ein Diener und ganz offensichtlich auch noch ein Zärtelchen. Brandur blieb in gebührlichem Abstand vor dem Prinz stehen und verneigte sich. Im ersten Moment war er überrascht, dass er keine Rückenschmerzen dabei verspürte, dann erinnerte er sich daran, dass er ja seines Leibes beraubt worden war. »Hoheit«, sprach er in hervorragendem Asameisch. »Mein Name ist Brandur von Hohenfelde. Mein Sohn hat mich soeben über Eure Vermählung in Kenntnis gesetzt. Als liebender Vater folgte ich natürlich seinem Vorschlag, mir meinen Schwiegersohn einmal persönlich anzusehen.« Er richtete sich wieder auf und betrachtete Gregoire ganz genau. Der Mann war wirklich extrem dünn. Brandur verspürte den Impuls, ihm mit dem Gehstock gegen die dünnen Beine zu klopfen, um ihre Stabilität zu überprüfen, doch natürlich beließ er es dabei, den Prinz genau zu betrachten.


    Gregoire Verill de Souvagne
    »Die Freude ist ganz meinerseits, auch wenn Ihr Erscheinen etwas.... gewöhnungsbedürftig ist. Linhard hat viel über Sie erzählt. Sehr viel, er hat Ihnen quasi ein Monument gebaut. Wie sind Sie aus dem Jenseits hierher gekommen? Durch Nekromantie nehme ich an? Nekromantie ist in unserem Land geächtet - aber da wir am 01.05. heiraten und sie am 07.05. erst vollumfänglich verboten wird, können Sie gerne bleiben. Lin würdest Du bitte mal Zerbino aufheben? Und zufrieden mit dem was Sie sehen werter Herr Papa?«, schmunzelte Greg.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard hakte Zerbino unter, schliff ihn zur Couch und legte ihn darauf ab. Viel tun konnte er dabei eh nicht, er musste einfach wieder zu sich kommen. Lin schloss die Tür und stellte sich so, dass sie drei wie im Kreis standen. Bewusst bezog er keine Stellung. Er musste sich zusammenreißen nicht total blöde zu grinsen, weil beide Personen die er liebte gemeinsam in einem Raum waren.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nahm sich die Freiheit, sich unaufgefordert auf einer Sitzgelegenheit niederzulassen. Er war als alter und sehr kranker Mann gestorben und handelte daher aus Gewohnheit so, als würde er noch leben und des Sitzens bedürfen. »Ich bin sehr stolz auf meinen Jungen und Ihr habt wahrlich außerordentlichen Geschmack bewiesen, um seine Hand anzuhalten. Auch zeugt Eure Wahl von beträchtlicher Weitsicht. Linhard hat Euch sicher erzählt, welche historische Rolle unsere Familie und die Sippe in Naridien spielte. Ich freue mich sehr, dass unsere Häuser durch die Bande der Ehe verbunden werden sollen und über die Chance, in der ehemaligen Hohen Mark unter Beweis stellen zu dürfen, wozu unsere alte und namhafte Familie wirklich fähig ist, wenn man sie nur lässt. Ich kannte Souvagne bereits über meine Ehefrau und habe mich hierzulande immer sehr glücklich geschätzt. Linhard erfüllt mir einen alten Lebenstraum damit, dass er den Umzug der Sippe arrangiert hat. Es ist ein ehrwürdiges und stolzes Land, mit dem ich mich tief verbunden fühle, auch wenn ich nicht hier geboren wurde.« Er betrachtete Gregoire noch immer. »Nun, aus der Sicht Eures angehenden Schwiegervaters macht Ihr einen gebildeten, gepflegten und ansprechenden Eindruck. Mein Sohn brachte zum Ausdruck, dass er obendrein glücklich mit Euch ist und das freut mich besonders. Mich beschwor ein Nekromant unserer Familie. Wenn ab dem 7.5. das Verbot der Nekromantie greift, wird das wohl der Tag sein, an dem ich dich auf unbestimmte Zeit wiede verlassen muss, Linhard.« Vor Gregoire zeigte Brandur nicht, was dabei in ihm vor sich ging. Doch Linhard würde es auch so wissen, nachdem sein Vater ihm kurz zuvor noch gesagt hatte, dass er seine Beschwörung zu genießen begann in Anbetracht von so vielen positiven Ereignissen. »Ich bin dankbar, dass uns noch die Gelegenheit bleibt, die Hochzeit gemeinsam zu erleben.«


    Gregoire Verill de Souvagne
    »Wir wissen wozu Eure Sippe sowie auch Eure Familie in der Lage ist werter Schwiegerpapa. Eure geballte Macht gelenkt durch gütige Hände wäre enorm. Wie sagt mein Vater immer Macht ist immer lieblos - aber Liebe niemals machtlos. Denn wäre dem so, wärt Ihr samt Eurer Familie nicht hier. Um die Hand Eures Sohnes hielt ich an, da ich ihn sah und ihn wollte. Ich bleibe bei der Wahrheit, so wie stets. Dies hatte nichts mit seiner Familie zu tun - weder postiv noch negativ. Seid unbesorgt. Es war eine reine Bauchentscheidung, eine Entscheidung des Gefühls. Ich hatte gehofft, dass er es erwidern würde, aber es von Euch zu hören erfreut mich sehr. Es ist ein schöneres Kompliment als von ihm selbst. Euer Sohn bat darum, dass Ihr behandelt werden würdet. Er bat darum dass man Euch vom Tode kurriert. Vielleicht werdet Ihr dann nicht auf ewig getrennt sein, was das Datum anbelangt. Ich selbst habe darauf keinen Einfluss. Aber Ihr wisst mehr als Ihr wissen solltet. Dass Ihr unser Land dermaßen liebt, ehrt mich. Jeder Duc gibt sein Bestes dass Souvagne ein ruhiger Hafen der Zuversicht in einem tobenden Meer aus Kriegen ist. Was draußen geschieht interessiert uns meist nicht. Ob Ihr dort Leuten die Kehlen durchschneidet ist gleich - solange Ihr in Souvagne die Gesetze achtet, seid Ihr in Souvagne ein ehrbarer Bürger. Nunja wie sich das mit Geistern verhält, kann ich nicht abschätzen«, grinste Greg kurz und musterte Linhard. »Lin würdest Du meine Rauchstangen aus der Bibliothek holen? Ich habe sie vergessen?«, bat Greg. »Du kannst offen mit meinem Paps reden, selbst wenn ich dabei bin Greg. Und falls Deine Rauchstangen tatsächlich in der Bibliothek liegen - dann holen wir sie gemeinsam. Paps wäre bestimmt erstaunt wie riesig sie ist«, gab Lin zurück. »Soll ich gekränkt sein oder stolz? Danke für die Unterstellung. Aber wenn wir schon offen reden sollen - spricht für Sie etwas gegen unsere Hochzeit? Haben sie Fragen oder Bedenken? Haben Sie Wünsche? Benötigen Sie etwas in der Form?«, hakte Greg freundlich nach.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard gab Greg einen Kuss auf die Schläfe und holte sich die Plätzchen von Wohnzimmertisch. »Ich wollte Dir gerade auch eines anbieten Paps - alte Gewohnheit«, grinste Lin verlegen.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur war ein wenig beleidigt, dass Gregoire Linhard nicht um des Rufes ihrer Familie willen ehelichen wollte, nicht mal ein klein wenig, aber das behielt er für sich. Er dachte scharf nach. »Nun, ich für meinen Teil habe nie jemanden getötet, womit ich in meiner Familie wohl ein Exot bin. Ich habe mich lieber jenen gewidmet, die bereits verstorben waren und die ihrer Gebeine nicht länger bedürfen. Wie es um den besonders umsichtigen Einsatz von Blutnekromanten steht, darüber bin ich informiert, da ich ein Mensch bin, der sich überdurchschnittlich hoher magischer Bildung erfreuen durfte - ja, mitunter auch am Rande der Legalität, selbst im liberalen Naridien. Da ich bereits tot bin, dürft Ihr das gern wissen. Ihr spracht davon, dass darüber geredet wurde, mich mit Blutnekromantie zu behandeln ... da ich noch tot bin, kann ich mir denken, wie das Gespräch ausging. Daher habe ich ein Angebot. Als Lebender wäre ich in der Lage, meine alte Kunst erneut zu wirken und ich war immerhin Hexenmeister dem Range nach. Gäbe es nicht einen Verstorbenen, auf eigener oder Feindesseite, den zu sprechen oder geisterhaft unter euch wandeln zu lassen Ihr Euch wünschen würdet? Es wäre ein Handel, ich würde diese beträchtliche magische Leistung natürlich nicht umsonst erwarten. Unabhängig davon spreche ich als Euer Schwiegervater Euch meinen Segen dazu aus, meinen Sohn zu ehelichen. Er ist glücklich und auch Ihr wähltet nach dem Herzen - was will man als Vater mehr erwarten? Ich wünsche Euch eine freudige Hochzeit und eine erfüllte Ehe.« Als Linhard ihm einen Keks anbieten wollte, schmunzelte Brandur ein wenig. »Danke, aber ich bin auf Diät.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte Brandur gerührt. »Ich esse Deinen Keks für Dich mit Paps«, sagte er leise.


    Gregoire Verill de Souvagne
    Gregoire nickte zustimmend. »Einen Moment«, sagte er freundlich, holte etwas Riechsalz und hielt es Zerbino unter die Nase. Als sein Leibdiener wieder zu sich kam, stellte er es beiseite und wandte sich wieder seinem Gast zu. »Entschuldigt die Störung, aber ich konnte ihn dort so nicht liegen lassen. Ich danke Euch für Euren Segen und Ihr hättet auch meinen - für Eure Wiederbelbung. Wenn auch nur ein Bruchteil dessen stimmt, was Linhard mir erzählt hat, dann kann ich Eure Bedeutung für ihn voll und ganz nachvollziehen. Wissenshunger ist nicht illegal - nur die Ausübung. Hier könnt Ihr alles lesen, erlernen, nur dürft Ihr nicht alles anwenden. Da ist der Knackpunkt. Lin hat darum gebeten und mein Bruder hat ihm mitgeteilt, dass es unmöglich sei einen Toten zu heilen. Tote bleiben tot. Aber scheinbar ist dem nicht so. Leider habe ich im Moment ein Problem, dank Lin. Ich erläutere es Euch. Ich offenbarte meinem Bruder dass, was Linhard mir anvertraute. Selbstverständlich nicht im Detail. Das wäre ein Vertrauensbruch. Aber als ich etwas meinen Bruder fragte, schwieg er genau mit dem Argument. Würde er sprechen, wäre es ein Vertrauensbruch. In dem Moment kam ich mir so vor, als hätte ich ihn bereits begangen und das habe ich damit auch. Ich offenbarte was mir wichtig ist, sie schweigen. Wozu, dass weiß ich nicht, aber eigentlich sollten wir drei uns ergänzen. Das Linhard nicht immer ein einfacher Umgang ist, dürftet Ihr auch wissen. Er trägt das Herz auf der Zunge, aber er weiß auch genau, wann er den Mund halten soll. Darum rede ich offen mit Euch, da ihr einen gewaltigen Stellenwert für meinen Mann habt - es gibt die Blutnekros wirklich aber ob der Tod tatsächlich heilbar ist, dass weiß ich nicht. So etwas könnten meine Brüder wissen, aber sie schweigen sich zu dem Thema aus. Läge es in meiner Macht, hätte ich Euch wiederbelebt allein um Linhards Willen und auch für Euch selbst. Auch wenn Ihr für mich da nur an zweiter Stelle stehen würdet. Das versteht Ihr. Ich werde Euer Angebot dem Duc unterbreiten und hoffe er geht darauf ein oder nimmt dazu Stellung. Versprechen kann ich nichts. Ich selbst wünschte es wäre anders. Aber ich bin froh, dass Ihr wenigstens auf diese Art an der Hochzeit teilnehmen könnt. Linhard wollte den Weg zum Altar alleine gehen. Er sagte so wie er ein Leben lang alle Wege beschritt bis Ihr kamt. Das fand ich äußerst traurig, aber eine andere Lösung kam für ihn auch nicht in Betracht. Ich persönlich habe niemanden auf der anderen Seite den ich gerne wiedersehen möchte. Aus reiner Neugier würde mir nur mein Onkel einfallen. Der ältere Bruder meines Vaters, aber sonst niemand. Was immer Ihr hier sprecht, bleibt unter uns. Es bleibt in diesem Raum«, erklärte Greg ernst.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich danke Euch für Eure Worte und Eure Hilfsbereitschaft. Wenn es keinen Weg gibt, dann werde ich die Zeit, die uns noch bleibt, genießen und meinen Tod akzeptieren.« Ganz bewusst ließ er Linhard außen vor. Sein Junge sollte ruhig weiter forschen und versuchen, einen dieser widerspenstigen Moralapostel von Blutnekros auftreiben und dazu zwingen, das zu tun, wofür er da war. »Dass es die Blutnekromanten gibt, daran habe ich nie gezweifelt. Ich sagte doch, dass ich hervorragende Kontakte genoss, oder nicht? Diese würden natürlich auch dem Haus de Souvagne zugute kommen, sollte man meine Wiedererweckung arrangieren können.« Er beobachtete amüsiert, wie Gregoire sich um seinen Diener kümmerte. Anstatt ihn aufzuwecken, um ihn für seine Schwäche zu züchtigen, umkümmerte er ihn auch noch.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard knuffte Brandur gut gelaunt, aber sein Ellenbogen ging durch ihn hindurch. »Greg ist stets hilfsbereit, falls er etwas findet dass uns vielleicht doch noch weiterhilft, wird er es mir sagen. Und vielleicht lässt sich der Duc ja doch noch erweichen. Ansonsten bleibst Du uns einfach so erhalten«, erklärte Lin und schmunzelte Brandur gut gelaunt an. Er würde die Sonne im Abgrund aufgehen, als dass er die Suche nach so einem Blutnekro aufgab. Und falls dieser nicht sprechen wollte - dann würde er Archibald kennenlernen und zwar genau jene Seite, die sie sonst verabscheuten. Notfalls würde von Dornburg den Nekro zum sprechen bringen, da war sich Linhard sicher. Dunwin wusste auf Arch ist dabei Verlass und er verließ sich auf seinen Opa. Er konnte und wollte nicht hinnehmen, dass es eine Lösung gab, die ihm aber verwehrt bleiben sollte. Vor allem warum? Nach welchen Kriterien wurde entschieden? Nasenfaktor? Die Sache war noch nicht zu Ende, sie hatte gerade erst angefangen. »Möchtest Du hier bei uns übernachten? Oh warte ich zeige Dir mal meine Einbürgerung und Nobilitierung«, sagte Lin glücklich und holte beide Urkunden so dass sie sich Brandur anschauen konnte. »Greg hat gesagt, er hat mir ein Herrenhaus auf unserer Scholle ausgesucht. Dort wird Dein Leib ruhen Paps, ganz in meiner Nähe. Bleib als Geist bitte«, flehte Lin. Er hätte Brandur am Ärmel gezupft, wäre es möglich gewesen. Wobei dann hätte er ihn gleich richtig umarmt.


    Gregoire Verill de Souvagne
    »Es würde unserem Hause zu Gute kommen, der neuen Akademie, der Wissenschaft an sich, die Liste wird lang. Möchtet Ihr meine Bibliothek sehen?«, fragte Greg hoffnungsvoll.


    Brandur von Hohenfelde
    »Die Bibliothek?« Brandurs hohenfeldsche Maske verrutschte einen Moment und offenbarte seine Begeisterung. Er tat, als müsse er seinen geisterhaften Dreispitz an der vorderen Spitze zurechtrücken, um die Mimik zu verbergen, bis sie wieder in Ordnung war. »Es wäre mir eine Freude.« Er spürte Linhards warme Hand in seiner Substanz, wie ein wärmendes Feuer. Der Funke des Lebens, der ihm fehlte und ihn so zu einem eisigen Hauch verdammte. Liebevoll sah Brandur seinen Sohn an. »Ich würde sehr gern bei euch bleiben, Linhard. Schlaf benötige ich nicht mehr, aber ich würde gern ein wenig in der Bibliothek die Buchrücken studieren, während ihr beide nächtigt. Vielleicht borgt man mir auch einen Diener, der für mich umblättert. Oder noch besser - einen nachtaktiven, magisch gebildeten Gesprächspartner. Es ist mir eine Freude und eine Ehre, dass mein Leib in dieser Erde ruhen darf, die ich so sehr liebe.« Interessiert betrachtete Brandur die beiden Urkunden. Er nickte. »Schön, Linhard. Ich freue mich sehr.« Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen, das er rasch wieder mit der Hand verbarg, als müsse er sich den Bart reiben.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard legte vorsichtig die Urkunden wieder beiseite. »Wir haben Kasimir hier, aber er darf den Hof nicht betreten«, sagte Lin entschuldigend. »Ich werde Euch einen Diener zur Seite stellen. Folgt mir und lasst Euch überraschen. Ich sehe ich habe einen Bücherfreund vor mir«, freute sich Greg und gab die Führung. Sie gingen eine Weile, bis sie an einer großen Tür ankamen die Greg mit ganz unroyalem, breiten Grinsen öffnete. »Paps gleich siesht Du genauso aus«, lachte Lin.


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    Brandur von Hohenfelde
    Brandur entglitt nicht nur die Kontrolle über seine Mimik, sondern über seine ganze Gestalt. Er wurde zu einem blauen Nebel, der sich zu einem Kometen verdichtete und an den Regalen entlang raste. Einem Diener, der gerade ein Buchzurückstellte, flog er genau durch dieses Buch, was den Diener kreischen ließ. Brandur kümmerte sich nicht um ihn sondern erkundete im Flug die Dimensionen dieser Mutter aller Bibliotheken. Nach einigen Sekunden kehrte er zurück und nahm seine alte Gestalt an. »Ich muss voll unverholenem Neid zugeben, dass Eure Sammlung vielleicht zehn oder zwanzig Bücher mehr umfasst als meine eigene. Sie ist überwältigend. Das ist keine Bibliothek, sondern eine Schatzkammer! Wo ist die magische Abteilung zu finden?«


    Gregoire Verill de Souvagne
    Im Flügel M wie Magie und dann nach Wissenschaften unterteilt. Ja ich liebe Bücher, dies hier ist meine Welt, mein Reich, mein Rückzugsort. Ich würde den ganzen Hof so umgestalten, aber leider ist dies nicht möglich. Wissen ist der wahre Schatz des Menschen. Ihr seht es ganz ähnlich nicht wahr? Natürlich ist auch Gold notwendig, den ohne Gold keine Forschung oder Expiditionen und ohne das - keine Bücher. Bedient Euch, schwelgt, genießt, fühlt Euch wie Zuhause - dies ist mein tatsächliches Zuhause. Mein Herzensquartier wenn Ihr so möchtet. Vielleicht sollten wir uns beim Vornamen nennen? Ich bin Gregoire - kurz Greg und das ist meine Sammlung«, grinste er vergnügt.


    Linhard von Hohenfelde
    »Und ich kann Dir versichern, Du findest über jedes Thema ein Buch. Also ich habe zum Spaß zig Themen herausgesucht und so viele Bücher gefunden, dass ich nicht wusste wo ich anfangen soll Paps. Also ich nehme mir meistens etwas Spannendes mit zu lesen, aus dem Unterhaltungsflügel«, antwortete Lin aufgekratzt. Es war glücklich die beiden so strahlen zu sehen. So grinste vermutlich nur noch Veyd, wenn er in seiner Schatzkammer hockte und die Taler nachzählte.


    Brandur von Hohenfelde
    »Angenehm, Brandur«, sagte er sehr viel zugänglicher als noch vor kurzem. »Darf ich mir diesen Diener dort leihen oder könnt Ihr mir einen emotional gefestigteren Domestiken zur Verfügung stellen, Gregoire? Von Gold habe ich nie viel gehalten, nicht von Talern noch Diamanten. Ich habe es stets wie die Rakshaner gehandhabt und Arbeit gegen Ware getauscht oder Ware gegen Ware.« Er beäugte Linhard, der ganz aufgebracht war. »Aus dem Unterhaltungsflügel? Belletristik?« Etwas leiser murmelte er: »Von mir hat er das nicht ... Kunwolfs Erbe vielleicht ... » Er brabbelte leise vor sich hin, während er die Regale nach dem M absuchte.


    Gregoire Verill de Souvagne
    »Leih Dir was immer Du Dir leihen möchtest. Falls Du doch einmal eine gute Nacht Lektüre benötigst, sehr viel ist es nicht ein Flügel. Schau bitte - fündig wirst Du auch hier. Man muss den Geist auch entspannen damit er wieder aufnahmefähig ist. Ich denke nicht viele ziehen Genuss aus der Forschung oder dem Lernen so wie wir. Deines ist also die Magie. Meines die Naturwissenschaften. Hier die Unterhaltungsecke«, sagte Greg und deutete hinein.


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    Linhard von Hohenfelde
    Lin grinste die beiden an. »Ich wette wenn ich nur ein Buch heimlich woanders einräume würdest Du das merken«, kicherte er gut gelaunt.


    Gregoire Verill de Souvagne
    »Das würde ich merken und ich würde merken wenn eines meiner Babys fehlt«, lachte Greg.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur registrierte, wie sein Junge kicherte, als er mit Gregoire herumalberte. Linhard schien wirklich in guten Händen zu sein. Brandur ließ die beiden einen Augenblick allein und verfolgte den flüchtenden und kreischenden Diener. »Im Namen des bodenlosen Grauens, bleiben Sie stehen!«, befahl Brandur und wehte durch ihn hindurch, als er ihn überholte. Der Diener schlug schreiend um sich, als würde er ein Insekt verjagen wollen. Es war Nathan, den Brandur sich herausgepickt hatte. Kreideweiß presste der Diener sich mit dem Rücken an ein Regal, das Buch an den Bauch gepresst. Der Geist baute sich vor ihm auf. »Ich befehle Ihnen, mir zu dienen und mir die magische Abteilung zu zeigen!«, brüllte er mit der fürchterlichsten Stimme, die er aufbieten konnte. Nathan sank zitternd auf den Hintern und starrte den Geist mit riesigen Augen an.


    Gregoire Verill de Souvagne
    Greg eilte hinzu und half Nathan auf die Beine. »Nathan, dies ist mein verstorbener Schwiegervater. Nun bitte, reiße Dich zusammen und falle nicht auch um wie Zerbino. Er wohnt der Hochzeit bei und möchte doch nur etwas lesen. Bitte blättere für ihn um«, bat Greg.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin nickte zustimmend. »Paps das ist der Leibdiener des Duc«, grinste Lin entwaffnend.


    Nathan
    Nathan kam wieder auf die Beine und ließ den Geist nicht aus den Augen. »Sehr, sehr, sehr erfreut«, stammelte er fast ohne Stimme.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur räusperte sich. »Ich bitte um Verzeihung. Mir würde ein gewöhnlicher Diener für das Umblättern der Seiten vollauf genügen, es muss nicht das Eigentum des Ducs sein. Ich würde es ja selbst tun, aber dies ist mir leider nicht möglich.«


    Gregoire Verill de Souvagne
    »Nathan dann sei bitte so gut und hole meinem Schwiegervater einen passenden Diener. Und bitte rege Dich nicht auf. Ich weiß Du bist ein guter und fähiger Diener, aber Deine Nerven sind in letzter Zeit arg in Mitleidenschaft gezogen«, sagte Greg freundlich.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte Nathan der irgendwie wie ein Häufchen Elend wirkte. »Uns würde ein ganz normaler Diener ausreichen, er muss nur die Nacht über durchhalten, da mein Vater nicht mehr schläft. Was klar sein dürfte. Atme mal kurz tief durch Nathan«, bat Lin.


    Nathan
    Nathan stellte sich gerade hin und atmete wie befohlen. Seine Hände zittern. »Sehr wohl, Herr, ja ich tu es, ich hol den Diener. Und nein, ich rege mich nicht auf, ich war nur ein kleines bisschen erschrocken! Ich wollte nur die Lektüre meines Herrn zurückbringen und dabei ist mir noch nie ein Gespenst begegnet. Mir geht es gut, macht Euch keine Sorgen, Danke, Herr!« Er eierte davon und kurze Zeit später kam ein anderer Diener hinein, der offenbar schon vorgewarnt worden war, denn er war der Erste, der bei Brandurs Anblick nicht umfiel oder losschrie. Er verneigte sich vor den drei Herren, als Letztes vor dem Geist. »Wie darf ich Euch zu Diensten sein?«


    Gregoire Verill de Souvagne
    »Wir benötigen für unseren Gast schlicht jemand, der die Seiten beim Lesen umblättert. Wir suchen die Leseecke auf. Brandur such Dir etwas nach Deinem Geschmack aus. Du führst unseren Gast in die Magieabteilung und danach zu uns in die Leseecke«, befahl Greg freundlich, nickte Brandur gut gelaunt zu und zog Lin mit sich.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nickte und stellte sich dem Diener kurz vor, damit dieser ihn auch so behandelte, wie es ihm gebührte. »Mein Name ist Brandur von Hohenfelde und ich bin der Vater von Linhard und künftige Schwiegervater von Prince Gregoire de Souvagne. Da ich momentan leider nicht in festem Aggregatzustand in der Physis zu Weilen vermag sondern plasmatischer Natur bin, benötige ich ein wenig Unterstützung.« Gregoire und Linhard nutzten die Gelegenheit, sich im Doppelpack aus dem Staub zu machen. Sie wollten sicher gerade zu zweit sein. Brandur war das Recht, so konnte er die vielen Informationen erst einmal Sacken lassen und die weiteren Pläne vorbereiten. »Sind Sie so weit?«, fragte er den Diener mit kaltem Lächeln. »Dann zeigen Sie mir bitte die Magieabteilung.« Der Diener ging voran und Brandur suchte sich das erste Buch aus.

  • Morasa


    überlegte wohin sie mit Mauli und Terc gehen sollten. Sie konnten in seine Waldhütte oder zu Firxas ziehen. Aber Mo hatte mitbekommen, dass Dave und seine ganze Familie nach Souvagne umzog. Sie durften so lange im Geisterhaus bleiben bis Mauli gesund war. Innerhalb der Geister hatte es viel Unruhe gegeben und in Daves Familie auch. Mo hatte am Rand mitbekommen, dass Lin mit der Familie dort ein neues Leben aufbauen wollte. Firxas und er wollten das auch. Damals als Mauli zuerst die Hilfe benötigte, hatte Anwolf ihm geholfen und Lin hatte das Fleisch für seinen Gul gebracht.
    Er erinnerte sich gut an den wütenden Jungen. Wut war es nicht, er war alleine. Das hatte Mo ihm angesehen. Morasa konnte nicht viel über die Gefühle von anderen sagen, aber mit Einsamkeit kannte er sich aus. Er wusste was es bedeutete allein zu sein. Allein unter anderen Waldalben die ihn nicht verstanden. Drum lebte er ganz allein im Wald. Manchmal arbeitete er als Jäger und Söldner. Um Dinge zu kaufen, die er nicht herstellen konnte. Und um Gesellschaft zu haben. Aber meist wurde nichts draus. So war er auch an die Geister gekommen und es war wie immer alles schief gegangen. Er wollte nur zu jemand gehören.
    Mit Firxas hatte sich das geändert. Firxas war sein Mann und niemand würde ihn jemals den Tiefling wegnehmen. Er war so glücklich wie noch nie und das war Firxas Leistung. Morasa schaute Firxas grimmig an. Die Wut packte ihn, als er Terc auf Firxas Rücken sah. Diese kleine Plage. Wütend riss er Terc von Firxas Rücken und schleuderte ihn von sich. Kaum dass Terc auf dem Arsch landete war Mo bei ihm und verpasst ihm einen Tritt.


    "Das ist mein Mann! Jetzt ist Schluss mit der Klammerei. Ich warne dich, hör auf dich festzuklammern oder ich fütterte Mauli mit dir. Nie können wir in Ruhe Sex haben, immer hängst du an meinen Mann fest. Such dir einen eigenen, wir haben dein Leben gerettet. Das ist dein Dank unser Sex zu verhindern? Wenn du mitgenommen werden willst, lass das klammern sein. Ich warne dich".


    Mo strich sich die Haare aus dem Gesicht und ging zurück zu Firxas.


    "Linhard ist mit der ganzen Familie von Dave nach Souvagne ausgewandert. Die wollten dort ein neues Leben anfangen. Wir können bei dir oder bei mir wohnen Firxas. Aber wir könnten uns auch Linhard anschliessen. Ich kenne ihn, er ist nett aber auch sehr einsam. Er war voller Wut als er hierher kam und das Fleisch für Mauli abliefern musste. Es war aber keine echte Wut. Ich sah in seinen Augen dass er alleine war. So alleine wie. Ich war immer allein Firxas. Keiner hält das mit mir aus. Ich habe es oft probiert und ich habe es immer verpatzt. Sogar mit den Geistern. Drum war ich hier. Ich suchte einen Job und ich suchte Anschluss. Und wieder gings daneben. Mit dir habe ich das erste mal Glück. Und an dich kam ich, weil mir Mauli geholfen hat gemeinsam mit Crize und Aksoy. Wo immer die sind, ich hoffe denen gehts gut.
    Wollen wir Linhard folgen? Der hat den Stab von seinem Opa übernommen. Das ist eine Truppe, sowas wie Söldner und du bist Söldner. Er könnte uns einstellen. Dann haben wir beide einen Job und können mit ihm gemeinsam den Neuanfang starten. Er stellt uns bestimmt ein, wir sind gut. Du bist stark und ein Magier und ich bin ein guter Jäger und Spurenleser und ich kann sehr gut mit dem Bogen umgehen. Wenn ich einen hab. Wir wären in eine Gruppe und den Boss kenne ich. Das wäre doch gut für uns alle, für dich, mich und den Linhard. Er erinnert sich bestimmt gerne an mein Mauli. Was sagst du Firxas, wollen wir unser Glück bei Linhard versuchen?".


    Morasa streichelte Mauli und wartete Firxas Entscheidung ab.

  • Firxas musste den Kopf in den Nacken legen, als der Düsterling in hohem Bogen und mit einem Wutschrei über ihn hinweggesegelt kam. Als er aufkam, stob eine Staubwolke. Morasa kam hinterhergestiefelt und verpasste dem Kerlchen noch einen Tritt und brüllte ihn an. Terc kroch rückwärts im Sitzen vor ihm davon, bis er mit dem Rücken an einen Baum stieß, wo er sich panisch dagegen presste.


    »Du, Mo ..«


    Mo wetterte weiter.


    »Mo, der versteht dich nicht. Der spricht nur Demonai.«


    Morasa schien das völlig egal zu sein, er beendete seine Tirade, ehe er Firxas fragte, ob sie zusammen Linhard folgen wollten. Firxas dachte einen Moment nach und kraulte seinem Freund nebenbei den Hinterkopf.


    »Urako wird auch dort sein. Wird das was mit euch beiden? Ansonsten folg ich dir gern. Es wäre gut verdientes Geld und ob wir nun in Naridien leben oder in Almanien, ist mir von der Sache her egal. Mein zu Hause ist, wo du bist. Der Rest ist zweitrangig.«


    Der Düsterling kroch derweil auf Maulis Rücken und klammerte sich dort fest. Von dort aus funkelte er Morasa hasserfüllt an. Mauli schien es egal zu sein, dass ein Düsterling auf seinem Buckel hockte, er wurde gerade von Mo am Kopf gestreichelt und hatte einen leckeren Fleischknochen zwischen den Fingern, an dem er genüsslich knabberte. Der Ghul war inzwischen fast vollständig regeneriert und stank kaum noch. Er konnte sogar schon wieder grunzen, stöhnen und stammeln. Bald würde er wieder sprechen können, wenn sie ihn weiter so gut fütterten. Er sah glücklich und zufrieden aus.


    »Aber dürfen Ghule überhaupt in Souvagne einreisen?«, gab Firxas zu bedenken. »Sonst müssen wir ihn als Souvagner tarnen. Ein paar bunte Klamotten und eine alberne Mütze dürften ja zu besorgen sein.«

  • Morasa

    bliess sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er küsste Firxas und starrte dabei Terc an.

    „Firxas der Dünsterling hat alles verstanden. Guck wie der guckt. Der brauchte eine Lektion, verteidige den nicht. Denk mal an unsere erste Nacht bei Ansgar. Wer hat sich im Bett breit gemacht wie eine Made im Speck? Das war Terc. Der hat das absichtlich getan um uns zu schädigen. Der will uns auseinander bringen. Dabei haben wir sein Leben gerettet. Das vergisst der Kuduppel ganz schnell. Du hast den mit zerschmetterte Knochen rumgeschleppt. Ich hab Heilkräuter für den gesucht und wir haben den zu Ansgar gebracht. Meine Schulter war verletzt und alles war Scheisse und trotzdem haben wir ausgehalten und waren für den da. Das vergisst der Dünsterling und versaut uns unsere Nächte. Jetzt weiss der wo der Hammer hängt.
    Mein Zuhause ist genauso wo du bist Firxas. Weil ich dich liebe. Drum verteidige ich dich doch, denk mal nach.
    Urako der Albenhasser wird auch da sein? Soll er nur, der schuldet mir noch mein Bogen und mein Dolch und die hol ich mir wieder. Und ich werde mich rächen für das was der Albenhasser mir angetan hat und weil der dich verstümmelt hat. Der denkt das ist vorbei? Das hat gerade erst angefangen. Ich mach den bis aufs Blut fertig dass schwör ich dir. Wir haben mein Blut und nun kann der mich nicht mehr aufspüren. Aber ich den. Er soll sich dafür entschuldigen und dafür dass er mich vor alle in der Gilde schlecht gemacht hat. Wenn der das nicht macht, werde ich den verstümmeln. Und den fetten Ork auch. Das ist ein Abwasch, da muss ich nicht zweimal schleichen. Dann ist die Rache durch und wir können es uns gemütlich machen.
    Doch Güle dürfen nach Souvagne reisen. Ich bin ganz sicher. Die Nekromanten sind auch nach Souvagne gereist. Und Mauli sieht nicht aus wie ein gefährlicher Gul. Gut wir werden ihn verkleiden mit einer Kaputze und einen grossen Hut, damit sein Gesicht schön verdeckt ist. Dass fällt nicht auf. Und er darf an der Grenze nicht sprechen.
    Wenn wir den Job bei Linhard bekommen haben, sparen wir und kaufen uns auch ein kleines Haus. Am Wasser wäre schön und Wald. Mit eine Feuerstelle draussen, wo ich unser Essen kochen kann bei schönen Wetter. Abends können wir dann da sitzen, bevor wir reingehen. Und wir können alle Fenster und Türen auflassen. Die Tiere vom Wald können reinkommen und die Luft ist gut und klar. Ich werde uns eine schöne Stelle aussuchen. Wir können auch Linhard danach fragen. Wir legen unser Geld zusammen. Kannst du rechnen und so? Ich kann nicht rechnen und schreiben. Sonst bescheissen die mich wieder. Also musst du unseren Lohn nachzählen, damit wir nicht zu wenig bekommen. Dafür kümmere ich mich um alle Sachen im Haus. Unser Zuhause wird das Firxas.“

    Morasa freute sich und zog Firxas mit sich. Sie mussten noch einen weiten Weg zurücklegen bis Souvagne. Mo wollte nach einer Mitfahrgelegenheit fragen in der Stadt.