Unter der schwarzen Wolke

  • Monique nahm vorsichtig Platz und schaute sich um. Man hatte ihr einen guten Raum zugewiesen. Sie bekam sogar Tee und Kuchen gereicht, obwohl sie umgeben war von Frauen und Kindern mit eingefallenen, hohlen Wangen. Ihre Gastgeber bewunderten ihr schönes Kleid und ihre prachtvoll geschmückten Haare.


    Noch nie war sie sich so fehl am Platz vorgekommen. Und wie sollte sie nur dieses Stück Kuchen essen, wo doch alle anderen im Raum aussahen, als würden sie es dringender benötigen? Aber nicht davon zu kosten, war vielleicht ein Affront. So nahm sie eine Gabel von dem Kuchen, nickte anerkennend und schob ihn dann zur Seite.


    "Vielen Dank, der Kuchen ist sehr lecker. Aber ich bleibe lieber bei dem Tee, denn ich habe vorhin schon gegessen. Vor unserem Aufbruch. Vielleicht möchte eines der Kinder den Kuchen gerne essen", schlug sie freundlich vor und nahm einen Schluck des wässrigen Tees.


    Diese Leute hatten nichts und sie kam sich schäbig vor, ihnen auch noch den letzten Tee wegzutrinken.


    "Was immer Euer Anliegen ist, Ihr werdet Euch sicher friedlich mit dem Duc einigen. Da bin ich mir ganz sicher", munterte sie die anwesenden Duponts und sich selbst auf.

  • Fabien wurde gemeinsam mit Domi in das Burgverlies gesperrt. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, hatte man ihnen einen Barden auf den Hals gehetzt, der nur fröhliche Lieder sang, die überhaupt nicht zu ihrer Situation passten. Dominique war verletzt und Fabien schaute sich die Wunde an. Viel tun konnte er im Moment nicht und solange der Pfeil im Fleisch des Henkers steckte, wurde daraus keine blutende Wunde. Jedenfalls hoffte Fabien das.


    "Kannst Du die Schmerzen einigermaßen aushalten?", fragte Fabien besorgt.


    Das man ihn von Maximilien getrennt hatte, passte ihm überhaupt nicht. Fabien machte sich große Sorgen um seinen Herrn. Aber nicht nur als seinen Herrn, sondern auch als seinen Freund und seinen Gefährten. Zeitgleich sorgte er sich auch um Nathan. Falls sie es nicht lebend aus dem muffigen Gemäuer schafften, wer sollte dann auf Nathan aufpassen? Er hatte zwar für vieles ein Talent, aber Fettnäpfchen umschiffen zählte nicht dazu.


    Fabien schaute sich missmutig um, gut sie selbst besaßen das Talent ebenfalls nicht, stellte er grantig fest.

  • Cedric schenkte den unfreiwilligen Gästen eigenhändig Tee ein. Es war ein einfacher Kräutertee. Er selber schenkte sich ebenfalls ein und trank etwas, damit sie sahen, dass es tatsächlich nur einfacher Tee war.


    "Einen Brief su schreiben war uns nicht möglich, da wir unseren Aufent`altsort aus Sicher`eitsgründen ge`eim `alten wollten. Wir möchten da`er nun jetzt mit Euch noch einmal unsere Verbannung thematisieren", sprach Chetan. "Wir `atten damals leider keine Gelegen`eit, da wir von Euren Chevaliers aus unserer Burg getrieben worden sind. Wir waren völlig unvorbereitet, konnten nichts mitnehmen als die Sachen, die wir zufällig gerade am Leibe trugen. Mein Vater, Calvin und meine Cousine, Bianca, überlebten diese unmenschliche `atz nicht. Calvin brach mit einem `erzstillstand auf der Flucht zusammen. Bianca wollte ihn nicht zurücklassen und wurde von den Chevaliers erschlagen. In Ledwick fanden wir Unterkunft, doch wir wurden von unserem neuen Lehns`erren betrogen. Dieses Gebiet ist choleraverseucht und von Menschen leergefegt. Ausgestorben, Ihr seht ja, wie es `ier aussieht. Das Leben `ier ist sehr `art. Wir verloren Melvin und alle Kinder meines Cousins Bhajan. Maxime, der junge Mann, den Ihr vor`in `ier am Tisch sitzen saht, kam auch nicht so, wie er `eute ist, auf die Welt.


    Ich versichere Euch im Namen meiner ganzen Familie, wir `aben nichts davon gewusst, dass mein Bruder Chirag Euch den jungen Nathan schenken wollte. Er war sein Eigentum, so wie der Vater des Jungen, Nicolas. Sie beide ge`örten Chirag. Die restliche Familie `atte damit zu keinem Zeitpunkt etwas zu schaffen! Ganz abgese`en davon `at der Junge wirklich schön gesungen. Ich weiß nicht, warum er Euch so enttäuschte, ich weiß es nicht. Ich weiß ja nicht einmal, ob er noch lebt oder ob das arme Kind für sein Versagen `ingerichtet wurde. Der arme Nicolas ist nicht mehr der selbe seit`er.


    Ich möchte damit einfach nur ausdrücken, dass Ihr bitte überlegen möget, ob die Familie, die Euch so lange Jahre treu diente und sogar die Insignien der Krone für Euch schmiedete, nicht genug gebüßt `at für das furchtbare Missverständnis? "

  • Maximilien nahm die Teetasse in beide Hände, als Zeichen das er friedlich bleiben und zuhören würde. Und genau dies tat er auch. Er ließ Chetan aussprechen und wartete mit seiner Antwort eine Weile, da er über das Gehörte gründlich nachdachte.


    "Was Ihr uns schildert Chetan Dupont ist tragisch, dennoch müssen wir bei den Fakten bleiben. Ihr wünscht mit uns eine Diskussion, Ihr erhaltet die Möglichkeit. Gehen wir einmal davon aus, dass es den Tatsachen entspricht, dass nicht Eure Familie, sondern ausschließlich Chirag Dupont die Schuld an dem Unglück trägt.


    Ihr führt auf, dass der Barde Nathan Eigentum von Chirag Dupont war und er ohne mit Euch Rücksprache zu halten, diesen an uns verschenkte. Gut. Hierzu sagt die Gesetzlage in Souvagne folgendes.


    Als Hausherr besitzt das Familienoberhaupt des Hauses sowohl die personenrechtliche Gewalt über alle Familienangehörigen als auch die sachenrechtliche Verfügungsgewalt über den gesamten Familienbesitz.

    Das bedeutete, dass die unmündigen Ehefrauen und die unmündigen Kinder, die dem Schutz oder Munt des Ehemannes und Vaters unterstehen, vor Gericht nur von diesem vertreten werden können. Wir führen dies auf, da der Herr des Hauses seinerseits für die Vergehen seiner Familienangehörigen allein zu haften hat. Ebenso hat sich der Hausherr für deren Rechtsansprüche einzusetzen.


    Nur Männer sind uneingeschränkt rechtsfähig, geschäftsfähig und vermögensfähig. Sieverwalteten die Besitztümer ihrer Gattinnen und Kinder. Hier nun ein weiterer, wichtiger anzuführender Punkt - die mündigen Söhne selbst müssen sich der Muntgewalt ihres Vaters, wenn auch eingeschränkt, solange fügen, bis sie das väterliche Haus verlassen und einen eigenen Hausstand gründen.


    Die Fragen zu Eurer Rehabilitierung wären nun, könnt Ihr Eure Aussage beweisen?
    War Chirag Dupont seinerzeit schon ausgezogen, kurzum hatte er das väterliche Heim verlassen?
    Besaß Chirag Dupont einen eigenen Hausstand, zu dem nachweislich Nathan der Barde gehörte?
    Oder unterstand Chirag de Dupont noch dem Familienoberhaupt?


    Trifft Letzteres zu, trägt das Familienoberhaupt die Schuld für Chirags Verfehlung mit allen daraus resultierenden Konsequenzen Chetan Dupont, denn er kam seiner Aufgabe der Familienführung nicht ordnungsgemäß nach. Ihm wäre es anheim gefallen, sich vorab kundig zu machen, was sein Familienmitglied vorhat. Oder sollte ihm dies nicht möglich gewesen sein, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, notfalls mit Gewalteinwirkung abzuhalten.


    Wir sind selbst Familienoberhaupt und mehrfacher Vater, wir wissen persönlich ebenso, dass man nicht jedes Kind oder jeden Zögling von dererlei Vorhaben im Vorfeld abhalten kann. Aber es wäre dann Aufgabe des Familienoberhauptes gewesen unverzüglich Klarheit über diesen Umstand zu schaffen.


    Den Verlust Eurer unschuldigen Familienmitglieder bedauert meine Person zutiefst. Allerdings, wie vorab erläutert, sucht Ihr hier die Schuld bei der falschen Person Chetan Dupont. Entweder trägt Chirag Dupont die Schuld an alledem, dann wird Euch meine Person vollumfänglich rehabilitieren. Oder es trägt Euer damaliges Familienoberhaupt die Schuld. Dann stünde Euch keine Rehabilitation zu.


    Normalerweise Chetan Dupont.


    Wir sehen in welchem Elend Ihr lebt und wir haben nicht vergessen, dass Ihr einst Souvagner und gute wie treue Untertanen wart. Inwieweit wir Euch in diesem Falle helfen werden, hängt von unserer Verhandlung ab. Insbesondere dessen, wer zukünftig Euer Familienoberhaupt ist und wie Ihr gedenkt, die alte Schuld auf andere Art und Weise zu sühnen.


    Aber sprechen wir zuerst nicht hiervon, eventuell könnt Ihr Eure vorgebrachten Erläuterungen beweisen und sollte Chirag Dupont tatsächlich alleiniger Übeltäter sein, haben wir eine sehr kurze Verhandlung vor uns.


    Irrelevant für die Verhandlung, aber scheinbar von Interesse von Euch ist der Verbleib des Barden Nathan Garcia.
    Unsere Person ist kein Unmensch, auch wenn Ihr uns vermutlich völlig anders einschätzt. Der Barde Nathan wurde selbstverständlich nicht hingerichtet. Gleichgültig wie grauenvoll der junge Mann auch sang, er war nicht Kopf dieser Majestätsbeleidigung. Angemerkt sei zudem, dass der junge Mann leider entgegen Eurer Behauptung alles andere als angenehm sang. Nein Nathan war vielmehr ein Opfer, genau wie wir. Man missbrauchte den jungen Mann dazu, unsere Person herabzuwürdigen - kurzum zur Majestätsbeleidigung.


    Ist dies nicht Strafe genug? Nathan wurde im Dienste des Hofes belassen. Unser Sohn Ciel Felicien nahm sich seiner als Leibdiener an und beide verstanden sich stets außerordentlich. Eure Sorge um den jungen Nathan für dessen Vater ehrt Euch, ist aber unbegründet.


    Berücksichtigend der hiesigen Umstände, Eure sonstige familiäre Treue der Krone gegenüber und das Ihr die Reichsinsignien geschmiedet habt, sind wir bereit Euch auch auf Schwur Glauben zu schenken - solltet Ihr keinen Beweis für die Eigentumsverhältnisse von Nathan Garcia erbringen können.


    Solltet Ihr hingegen ein Missverständnis nachweisen können, werdet Ihr vollumfänglich rehabilitiert. Hierzu teilen wir Euch mit, dass Eure Scholle bereits neu vergeben wurde. Ihr würdet ein gleichwertiges Grundstück erhalten. Könnt Ihr Euer Gesagtes beweisen Chetan Dupont?", fragte Maximilien entgegenkommend und trank einen Schluck von seinem Tee.

  • Cedric und Chetan wechselten mehrere Blicke. Chetan war nervös. Er würde gern lügen, behaupten, dass Chirag einen eigenen Hausstand besessen hatte. Doch Massimo, der Geistmagier, würde jede Lüge ans Licht führen.


    "Aus dieser Warte betrachtet trifft unseren Vater Calvin die Schuld. Ich fürchte, wir `aben die Gesetzeslage etwas freier interpretiert, was die Organisation der Eigentumsver`ältnisse betrifft. Calvin war das Ober`aupt unserer Familie zu jener finsteren Zeit. Aber den Barden Nicolas `atte Chirag angebracht und darum fanden alle, dass Nicolas ihm ge`ört, genau wie Nathan, als Nicolas Vater wurde. Eeees ... es ist nicht so, dass Chirag einen eigenen `ausstand in Souvagne besaß. Nein. Er lebte zu jener Zeit in Naridien. Dort `atte er eine gute Stelle angeboten bekommen und verdiente eine schöne Stange Taler. Seine beiden Barden konnte er während seiner Arbeit in Naridien allderings nicht gebrauchen, darum `at er sie bei uns zurückgelassen. Die Entsendung von Nathan zu Eurem `ofe erfolgte per Brief von ihm aus der Ferne. Ein Bediensteter begleitete den Jungen in seinem Namen, aber nach der Zeit weiß ich nicht mehr, welcher Bedienstete das war. Und dann kamen die Chevaliers.


    Wenn man annimmt, dass mein Vater die Schuld trägt, so `at er mehr als dafür bezahlt. Er ist tot, die Familie wurde unter seiner `errschaft entadelt und davongejagt. Unsere Burg wurde geschliffen, das Wappen gebrochen. Ein Teil der Familie starb. Mit diesem Gedanken zu sterben, ist sicher die größte Strafe eines Vaters, Großvaters, Bruders, Onkels und Cousins. Calvin `at die Strafe für den Fehltritt seines Sohnes er`alten. Und wir alle zusammen mit ihm. Findet Ihr nicht, dass es langsam der Bestrafung genug ist? Ich bitte im Namen meiner Familie um Vergebung und um eine zweite Chance in Souvagne. Bitte lasst uns beweisen, dass wir noch immer die selben sind wie vor der Missetat. Wir `aben der Krone so viele Jahre treu gedient, wir würden es wieder tun!"

  • Massimo


    hörte seinen Bruder zu. Zuerst hätte er ihm am liebsten eine aufs Maul gegeben. Maurice brannte der Helm. Das spielte doch keine Rolle, ob die Duponts sie abschlachteten weil die bösartig oder hilflos waren. Tot waren sie trotzdem. Massimo hätte auf sein Leben geschissen, für Moni und sein Kind. Aber die Duponts hatten sie weggeschleppt. Und er wusste nicht, was sie ihr antaten. Er konnte nicht nach ihr spüren, wegen Maurice. Er konnte sich nicht konzentrieren. Maurice bediente sich an seine Gedanken und las sie. So konnte er seine Gedanken nicht geballt zusammenhalten.
    Dann erinnerte sich Massimo daran, was ihm mal ein Freund gesagte. Schieb die Wut zu Seite und hör dir an, was er zu sagen hat. Massimo dachte über Maurice Worte nach. Er kämpfte seine Wut runter und schob Maurice ein Stück aus seine Gedanken. Der sollte sich nicht so breit machen. Maurice hatte Recht. Er war wütend über die Behandlung, aber angetan hatten die Duponts ihnen gar nichts. Die wollten nur schwatzen. Und sie schwatzten direkt los. Chetan schwatzte auf den Duc ein und sein Herr wollte die Sache klären. Massimo schwieg und hörte zu. Sein Herr erklärte die Gesetze. Massimo beobachtete den Dupont ganz genau. Er log nicht.
    Soweit hatte sich Massimo sonst keine Gedanken gemacht.
    Jetzt wo seine Frau schwanger war, fühlte es sich ganz anders an zu hören wer alles gestorben war. Er dachte an Moni. Da er Maurice ein Stück weggedrückt hatte, spürte er nach ihr. Sie war gesund und unversehrt und sie ass Kuchen und trank Tee der Scheisse schmeckte. Massimo schnaufte erleichtert aus. Er hatte nicht gedacht, dass sie seine Frau so gut behandeln würden. Sie gaben ihr Essen, während sie selber verhungerten.


    "Nach dem Gesetz ist wurde eure Familie dann zu Recht verbannt. Chirag gehörte noch zu euch, egal wo er wohnte. Schicke ich meinen Sohn in die Lehre, dann wohnt der auch woanders. Er hat trotzdem noch seine Füsse unter meinem Tisch. Das meint mein Herr. Chirag hat ausserhalb gearbeitet, aber er gehörte zu euch. Calvin hatte die Aufsichtspflicht für ihn als sein Familienmitglied.
    Herr ich bitte euch um Begnadigung der Duponts. Calvin ist tot. Sein Verbrechen war eine Beleidigung mit einem widerwärtig singenden Barden. Er hat seine Aufsichtspflicht verletzt. Ich habe meine Obhutspflicht verletzt als ich euch nicht sofort über den Angriff auf Dunkelbruch informierte. Die Duponts beleidigten eure Ohren. Ich gefährdete unser Land. Mich habt ihr begnadigt. Ich habe meine Dummheit wieder gut gemacht Herr. Begnadigt die Duponts. Bitte."

  • Maximilien wollte gerade antworten, als sich Massimo in das Gespräch einklinkte. Er brachte es auf den Punkt. Nach dem Gesetz war die Verbannung der Duponts rechtmäßig geschehen. Aber er führte etwas auf, was Maximilien nicht von der Hand weisen konnte.


    "Die Rechtslage ist eindeutig, Chirag sowie sein gesamter Besitz gehörte zum Tatzeitpunkt Eurem Familienoberhaupte an. Ein Anrecht auf Rehabilitierung steht Euch nicht zu Chetan Dupont. Aber ich schließe mich der Fürsprache des Comte Massimo de la Cantillion an.


    Ihr habt absolut Recht Comte. Ihr hattet selbst einst einen Fehler begangen, der im schlimmsten Fall wesentlich schwerer gewogen hätte, als jener der Duponts. Ihr hättet damit unser Land gefährden können. Dennoch ist eine Majestätsbeleidigung nicht einfach eine Beleidigung der Ohren. Es bricht deshalb kein Krieg aus, aber lässt man solch ein Fehlverhalten ungesühnt, verfährt ein jeder Unhold nach dem Motto - erlaubt er es einmal, erlaubt er es immer. Das hieße, es könnten im schlimmsten Falle Unruhen entstehen, die die öffentliche Sicherheit gefährden würden.
    Dies ist aber nicht geschehen und das einstige Familienoberhaupt ist tot.


    Euer Fehlverhalten hat zum Glück ebenfalls keinen Krieg über unser Land hereinbrechen lassen, da Ihr rechtzeitig Euren Fehler erkannt habt Comte. Ihr habt Euren treuen Gargoyle geschickt, um uns zu warnen.


    Nun wir werden dieses Gespräch als etwas Gleichrangiges werten, ähnlich der Warnung des Comte, da wir uns seine Bitte und Eure Fürsprache zu Herzen nehmen.


    Kraft unsere Amtes begnadigen wir die Familie Dupont vollumfänglich.
    Für den erlittenen Schaden wird keine gesonderte Wiedergutmachung aus der Staatskasse gewährt, da die Verbannung laut Souvagnischem Gesetz rechtmäßig und rechtsgültig war.


    Folglich kann keine Rehabilitierung erfolgen, da eine Rehabilitierung das Wiederherstellen der verletzten Ehre einer Person oder Familie und die Wiedereinsetzung in frühere Rechte gewährt, um ein staatliches Unrecht zu sühnen. Dieser Umstand ist hier nicht gegeben.


    Der Familie Dupont wird erneut der Chevalier-Titel verliehen und ein Chevalier-Lehen zugesprochen. Sie haben nunmehr das Recht, ein Wappen zu führen und auf Ihrer noch zuzuweisenden Scholle Recht zu sprechen, sobald der Schwur Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm vom Familienoberhaupt uns gegenüber geleistet wurde.


    Sobald wir in die Heimat zurückgekehrt sind, wird unser mündlicher Dekret ins Schriftliche verfasst. Bezeugen kann die Comte Massimo de la Cantillion.


    Wer ist Euer neues Familienoberhaupt? Dieser hat uns die Treue zu schwören", sagte Maximilien freundlich.

  • Cedric und Chetan hatten sichtlich Mühe, die Fassung zu wahren, als ihr ehemaliger Lehnsherr de la Cantillion um ihre Begnadigung bat. Als der Duc zu sprechen anfing, waren die beiden wie Bogensehnen gespannt. Maximilien de Souvagne begann damit, ihre Schuld erneut zu bestätigen und Chetan dachte schon, nun sei alles aus. Dann aber schwenkte er herum und sprach das Unglaubliche aus - die Duponts wurden tatsächlich begnadigt. Mehr noch: Sie erhielten ihren alten Adelstitel zurück. Im ersten Moment konnte Chetan es gar nicht glauben. Er war unsicher, ob dies nicht eine Lüge war, um freizukommen. Andererseits - welche Alternative hatte er, als dem Wort des Ducs zu vertrauen? Um etwas Derartiges zu hören, hatten sie ihn hier festgesetzt. Nun waren die Worte gefallen, die sie so gern hatten hören wollen.


    "Danke für die Fürsprache, Comte de la Cantillion. Ich `atte nicht damit gerechnet, nach allem, was gesche`en ist. Majestät, ich bin das neue Ober`aupt der Familie Dupont", sagte Chetan mit leicht belegter Stimme. "Dem Alter nach müssten es mein Onkel Kalenian oder einer seiner beiden Söhne sein, doch keiner von ihnen hat Interesse daran. Sie `aben sich selbst und die Familie aufgegeben. Sie `atten die schwersten Verluste zu verkraften. Sie se`en die Zukunft der Familie tiefschwarz und warten nur darauf, dass der Abgrund uns alle verschlingt, während ich unsere Zukunft, nun ja, nur dunkelgrau se`e, was wohl den Er`alt eines gewissen Kamfpgeistes impliziert. Darum übernahm ich an ihrer Stelle die Aufgabe, die Familie zu führen."


    Chetan war entfallen, wie genau die Formalitäten des Schwurs abzulaufen hatten. Lange war es her, seit er gelebt hatte, wie es seines von Geburt an bestimmten Standes entsprach. Er hatte, so wie die anderen, lange in Armut als Raubritter gehaust und ganz andere Prioritäten gehabt als die Einhaltung der Ettiquette. Er hoffte, der Duc würde sich nicht daran stören, wenn er bei dem Schwur irgendeine Formalität missachtete.


    Chetan zog in gebührenden Abstand von Duc Maximilien de Souvagne sein Schwert, stellte es mit der Spitze vor sich auf den Boden und ging auf ein Knie. Mit gesenktem Haupt sprach er:


    "Ich, Chetan Dupont, schwöre Euch Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm. Ich gelobe, dass meine Familie erneut der Krone von Souvagne unter ihrem alten Wappen dienen wird, so wie es unsere Vorfahren getan `aben. Ihr werdet die Begnadigung nicht bereuen. Ich schwöre dies bei meinem Leben, denn mein Leben und das meiner Familie liegen nun erneut in Eurer `and."

  • Maximilien legte Chetan die Hand auf den Kopf.


    "Steht auf Chevalier Chetan de Dupont, wir nehmen Euren Schwur an und stellen Euch somit erneut unter unser Schutz und Schirm. Die Ettikette ist hier für uns nicht von Belang. Einzig und allein die Glaubhaftigkeit Eures Schwures zählt für uns.


    Nutzt Eure zweite Chance weise als Familienoberhaupt. Wir wünschen Euch dazu das Beste. Ob der Comte de la Cantillion erneut Euer Lehnsherr wird, müssen wir in Souvagne überprüfen. Andernfalls werdet Ihr eine Scholle in Neu-Souvagne von uns erhalten Chevalier Chetan, einst bekannt als die Hohe Mark.


    Wir wünschen Euch, dass sich die Gewitterwolken Eures Wappens verziehen und den Platz für das einstige Schmiedefeuer räumen, dass sie vor langer Zeit darstellten. Erhebt Euch und lasst uns gemeinsam in die Heimat aufbrechen", sagte Maximilien freundlich.

  • Chetan war zutiefst ergriffen. Er konnte es noch immer nicht ganz glauben und witterte eine Falle. Aber seine Familie hatte keine Wahl, als dem Wort Maximiliens zu vertrauen oder diesen Winter zu verhungern. Die Überschwemmung hatte die letzten Pflanzen ersäuft und wenn die Moorfrösche in Winterschlaf gingen, gab es überhaupt nichts mehr zu essen. Und es bestand immerhin die Möglichkeit, dass der Duc Wort halten würde. Also wurde alles organisiert für die Abreise.


    Monique wurde von Cedric höflich gebeten, ihn zurück zu ihrem Gatten in den Rittersaal zu begleiten. Chetan ließ Fabien und Dominique aus dem Verlies und geleitete sie ebenfalls zurück zu den anderen. Nur für Dominiques Wunde konnte er nichts tun, außer einen Verband anzubieten. Der Henker nahm den Verband und versorgte seine Verletzung eigenhändig. Anschließend informierte Chetan den Barden Nicolas darüber, dass sein Sohn wohlauf war und bei Hof sogar dem Prinzen als Leibdiener diente. Nicolas war derjenige, der sich am meisten auf die Reise nach Souvagne freute, er wollte unbedingt seinen Sohn wiedersehen, den er seit dreizehn Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Die Duponts packten ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und verstauten sie im Wagen der Gerechtigkeit, der mobilen Gefängniszelle von Dominique.


    Es dauerte bis zum Abend, bis alle so weit waren. Als letzte Amtshandlung schüttete Chetan die gefangenen blauen Frösche, die es eigentlich zum Abendbrot hatte geben sollen, aus dem Eimer zurück ins Moor. Die blauen Gesellen hüpften und schwammen in alle Richtungen davon. Die Geste hatte etwas Symbolträchtiges.


    Der ganze Tross kehrte Heim nach Souvagne. Pünktlich am Abend vor der Hochzeit erreichten sie Beaufort.


    Royale Doppelhochzeit >>