Herrensitz des Duc Maximilien Rivenet de Souvagne

  • Maximilien saß in seinem Gemach und brütete über einigen Unterlagen. Fabien räumte geflissentlich jene Unterlagen beiseite, die sein Herr nicht mehr benötigte und stellte ihm eine Tasse Tee auf den Tisch.


    Maximilien schenkte Fabien ein dankbares Schmunzeln, schob die Unterlagen beiseite und widmete sich seiner Tasse Tee.


    „Fabien mich gelüstet es nach der Gesellschaft von Minette de Thibodeau, sie möge mir ihre Aufwartung machen. Bestelle sie in meine Gemächer“, sagte der Duc freundlich und machte es sich in seinem Sessel gemütlich.


    „Wie Ihr wünscht Eure Durchlaucht“, antwortete Fabien ergeben und machte sich umgehend auf den Weg.


    Gerade als er in Richtung der Gemächer von Minette de Thibodeau unterwegs war, wurde er von einem der Gardisten abgefangen.


    „Herr! Draußen warten Abgesandte des Comte Melville de la Cantillion! In Cantillion wurde eine Person Naridischer Herkunft aufgegriffen, die nicht dem Befehl des Duc Folge leistete und fristgerecht unser Land verließ.


    Der Comte hat diese Unperson umgehend verhaften und einkerkern lassen.


    Hintergrund der Einkerkerung war zudem, dass diese Person unlauteren Handel mit den Bauern vor Ort betrieb und um die Preise für die Waren fleischte. Dass muss man sich nur einmal vorstellen, diese Dreistigkeit!


    Der Comte fasste den Entschluss, dass nur allein die Auslieferung an den Duc die einzig mögliche und richtige Vorgehensweise sei. Aus diesem Grund wird dem Hofe die Gefangene zur Aburteilung unterstellt“, erklärte der Gardist.


    Lacombe nickte zustimmend.


    „Übernehmt die Gefangene in unsere Verwahrung, lasst sie einkerkern und quittiert den Abgesandten die Übergabe, damit diese vor Ihrem Lehnsherrn Rede und Antwort stehen können. Ich werde unverzüglich den Duc in Kenntnis setzten“, erklärte der Leibdiener.


    Mit diesen Worten eilte er auch schon weiter. Im Bereich von Minette de Thibodeau angekommen, mäßigte Fabien seinen Schritt. Er schritt auf die Privatgemächer von Madame de Thibodeau zu, klopfte und wartete bis die Zofe ihm öffnete. Leise erklärte er dieser sein Anliegen und wurde dann vor Madame de Thibodeau geführt.


    Fabien verneigte sich formvollendet.


    „Madame de Thibodeau, Eure Durchlaucht der Duc wünscht Eure Aufwartung in seinen Privatgemächern. Aus diesem Grunde möchte ich Euch bitten, seine Hoheit schnellstmöglich aufzusuchen.


    Habt Dank.


    Bitte verzeiht, dass ich mich sofort zurückziehe und Euch verlassen muss, aber soeben erhielt ich Kunde von einer weiteren Fremdländischen Gefangenen die in unsere Obhut überstellt wurde. Ich muss unserer Hoheit schnellstmöglich diese Kunde überbringen“, erklärte Fabien seine Eile.


    Erneut verneigte sich der Leibdiener des Duc und verließ um seinen Respekt zu bekunden rückwärts das Gemach von Madame de Thibodeau.


    Sofort eilte Lacombe zurück zum Duc und informierte seinen Herrn über die Gefangene. Der Duc hörte sich mit ruhiger Miene Fabiens Bericht an.


    „Wir vertrauen auf das Urteil des Comte Melville de la Cantillion. Diese Fremdländerin hat unseren persönlichen und ausdrücklichen Befehl verweigert unser Land zu verlassen.


    Ob und in welchem Maße die Frau versucht hat ungebührlich zu Fleischen, ist für uns absolut irrelevant und für die Abstrafung nicht maßgeblich.


    Sie hat einen direkten Befehl von uns missachtet.
    Sie hält sich illegal in unserem Land auf.
    Ferner wurde Ihr ausreichend Zeit gegeben, unser Land fristgerecht zu verlassen.


    Weist unseren Henker in unserem Namen an, dass er erneut eine Landesverräterin zu richten hat. Er soll alles Nötige für die Abendstunden vorbereiten. Wir ziehen uns bis dato in unsere Gemächer zurück.


    Punkt 18 Uhr wird uns die Gefangene vorgeführt, so dass wir über sie richten können. Eile Fabien, dies duldet keinen Aufschub“, erklärte der Duc seinem Leibdiener freundlich.


    Erneut eilte der Leibdiener des Duc, Fabien Lacombe, los um den Befehl seines Herrschers umgehend persönlich weiterzuleiten.


    Es dauerte eine Weile, dann hatte er das Domizil des Henkers erreicht.


    „Dominique Dubois, Euer Herrscher – der Duc de Souvagne verlangt nach Euch und Eurem Richtschwert! Erneut wurde eine Landesverräterin aufgegriffen.


    Ihre Verurteilung mit anschließender Vollstreckung ist auf heute, 18 Uhr von seiner Durchlaucht festgelegt worden. Bitte bereitet alles Notwendige umgehend vor“, erklärte Fabien dem Henker.

  • Hiccup musste tief durchatmen dieser Kerl aus der Garde versuchte ihn wirklich die ganze Zeit zu reizten. Mit seiner Wortwahl und Sticheleien hätte er wenn er es nicht besser wüsste gesagt dieser Kerl wäre Norkara. Zuhause bei Ihm wäre er bestimmt ein hohes Tier gewesen. Und so gar nicht die Art Person mit der er auskam. Er beschloss ihn am besten einfach völlig zu Ignorieren.


    „Ich bin Norkara verdammt. Das solltet ihr bei meinem Erwerb doch mit bekommen haben. Außer der Jagt betreiben wir fast nichts, etwas Viehzucht und Handwerk. Nur mit ersteren kann ich etwas dienen. Also....bleibt nur der Stall wohl......“


    Der junge Norkara zuckte mit dem Schultern. Er wusste nicht was das Prinzlein wie bei einem wie ihm erwartete.

  • Maximilien hatte eine Versammlung seiner Getreuen einberufen. Seine Söhne Dreux, Gregoire, Ciel sowie sein Schwiegersohn Linhard waren im Verhandlungssaal anwesend. Ebenso waren der Marquis Alexandre de la Grange, Marquis Davard von Hohenfelde, Comte Massimo de la Cantillion, dessen Vater Matteo de la Cantillion, Chevalier Jules de Mireault sowie Khawa Laurent Rousseau zur Versammlung bestellt worden.


    „Nun da die Feierlichkeiten abgeschlossen sind, kommen wir zur Umstrukturierung unseres Landes.


    Mit sofortiger Wirkung, werden wir gemeinsam mit unserem Sohn Dreux Gifford de Souvagne gemeinschaftlich Souvagne regieren!


    Die gemeinsame Regentschaft wird bis zu der Abdikation unserer Person anhalten. Wir verweisen hierzu auf das am 17.04.203 in Kraft getretene Gesetz zur Abdikation und Intronisation Souvagnes.


    Auch wenn die Verhandlungen in Ehveros nicht das von unserer Person gewünschte Ergebnis erzielt haben, so haben wir doch alle einen gemeinsamen und maßgeblichen Erfolg erreicht!


    Es herrscht Friede!


    Zuerst werden wir dennoch das Bündnis mit Alkena erwähnen.


    Souvagne unterhält zu diesem Land eine Staatsfreundschaft und wir pflegen ein gemeinsames Bündnis, dessen Grundwerte auf Frieden, Freundschaft, Forschung und ein stetiges Miteinander beruhen. Wir wollen stets den weisen und weitsichtigen Fürsten Tsaagan achtend in Erinnerung behalten, der trotz aller widrigen Umstände und Not seines eigenen Volkes großzügig auf die Hohe Mark verzichtete und uns überreichte um das Leid und die Not der dortigen Almanen zu beenden. Wir erklären in Gedenken dessen den Tag der Vertragsunterzeichnung der Übereignung der Hohen Mark an uns zu einem Feiertag. Dem Tag zur Ehrung der Freundschaft Alkenas und Souvagnes, sowie des Fürsten Tsaagan. Fürst Tsaagan wird somit als erster Fremdländer dem die Ehre zu Teil wurde, einen Feiertag in Souvagne gewidmet zu bekommen.


    Des Weiteren herrscht nunmehr Friede in Almanien und den angrenzenden Landen!


    Ein Friede, der laut dem Wortinhalt des Friedensvertrages die Anerkennung und Wahrung der Grenzen der unterzeichnenden Staaten sichern soll.


    Grenzen werte Anwesende werden nur gewahrt, wenn man diese hervorhebt.
    Wer selbst seine Grenzen nicht setzt, kann folglich nicht erwarten, dass andere diese achten!


    Aus diesem Grund ordnen wir an, dass die Grenzen Grand Souvagnes vollumfänglich abzusichern sind!


    Während des Wiederaufbaus des Landes, sind rund um ganz Souvagne doppelte Grenzmauern zu errichten. Jene Grenzmauern haben selbstverständlich an strategisch wichtigen Orten Tore, um ein ungehindertes Ein- und Ausreisen zu ermöglichen. Zeitgleich gewährleisten wir durch die doppelte Mauerführung eine Schleusenfunktion. Kurzum unsere Person ordnet die Bau einer Zwingermauer rund um Souvagne an. Bei einem Zwinger handelt es sich um ein zwischen zwei Wehrmauern gelegene offene Zone, die der Verteidigung dient. Normalerweise werden sie zum Schutz von Burgen oder bestimmten Orten geschaffen. Der Zwinger einer Burg ist seiner Ringmauer vorgelagert und wird zur Feldseite hin von einer zweiten, niedrigeren Mauer abgeschlossen. Dies ist jene Mauer, die man als Zwingermauer bezeichnet. Sollte es Angreifern gelingen die Zwingermauer zu überwinden, werden sie im Zwinger eingekesselt und sind ein leichtes Ziel für die Verteidiger auf unserer Hauptmauer. Das weitere Eindringen in unser Land wird durch diese gewaltige Schleusenfunktion dadurch wesentlich erschwert.


    Genauso wird mit den Landes-Toren verfahren, die fortan den Ein- und Ausgang Souvagnes bilden werden.


    Die Toranlagen werden klein Zwinger in der kompletten Wehranlage sein. Diese Zwinger vor den Toren sind ein befestigter Raum zwischen dem Haupttor und dem Vortor der Toranlage. Sie sind in Form eines Torturm zu gestalten, wobei dem Haupttor ein zweites Tor vorgelagert wird. Wir sprechen hier somit von Doppeltoranlagen. Ein Feind, der das Vortor erobert und in den Zwinger des Tores vorstößt, wird in dem beengten Raum so gut wie keine kampftechnische Entfaltungsmöglichkeiten vorfinden. Dagegen können unsere Verteidiger nach unten den eingedrungenen Feind im Zwinger leicht bekämpfen. Wir schaffen somit eine Großzwingeranlage um ganz Souvagne abzusichern. Dies bedeutet, wir werden alle grünen Grenzen Souvagnes beseitigen. Ein unkontrolliertes Ein- oder Ausreisen ist somit nicht mehr möglich. Bestenfalls sind wir über alle im Land befindlichen Personen im Bilde.


    Mit den Arbeiten der Landesabsicherung begann unser Sohn Ciel bereits vor Abschluss des Friedensvertrages. Diese Aufgabe samt Ihrer Überwachung bleibt weiter in Deiner Hand Ciel, allerdings wirst Du sie Dir zukünftig mit Gregoire teilen. Ihr beide werdet als Furisto mit der Generalsicherung unseres Landes betraut. Arbeitet Hand in Hand wie es sich für Geschwister gehört, wie stets verlassen wir uns auf Euch.


    Dreux begann während unserer Abwesenheit mit der zusätzlichen Luftsicherung Souvagnes durch Luftschiffe. Diese Sicherung muss stetig ausgebaut werden. Eines der Luftschiffe wird über dem Hauptquartier der Himmelsaugen als Flugbasis für die Drachenhuhnreiter des Ordens stationiert. Der Ausbau der Luftsicherung verbleibt in Dreux Hand. Sollte er Unterstützung benötigten, steht Ihr Eurem Bruder bei. Wir gehen von nichts anderem aus. Ferner ist mit einigen Luftschiffen eine Luftbrücke nach Alkena einzurichten. Leider wurde Fürst Tsaagan von Alkena die Landbrücke in unsere Lande verwehrt. Um einen größtmöglichen Kontakt auch im Wege der Handelsbeziehungen zu ermöglichen, wird diese Luftbrücke geschaffen. Die Flugroute Souvagne – Alkena und entgegengesetzt ist in regelmäßigen Intervallen abzufliegen. Kurzum es ist eine feste Luftbrücke einzurichten.


    Wo wir beim Projekt der Drachenhühner sind. Wir ordnen hiermit auf Anregung unseres Kindes Gregoire an, die Zucht der Drachenhühner weiter zu streuen und auch in vertrauensvolle Adelshände zu geben, um den Bestand, wie auch die Zuchtziele der Tiere zu erhöhen. Ferner befehlen wir, dass Drachenhühner weder ins Ausland verschenkt noch verkauft werden dürfen. Dies betrifft alle Altersstadien von Drachenhühnern. Weder Eier, Jung- noch Alttiere dürfen aus Souvagne exportiert werden. Der Handel mit Drachenhühnern, Drachenhuhn-Teilen wie auch das ungerechtfertigte Töten eines Drachenhuhns wird mit der Todesstrafe geahndet, da die Tiere von signifikanter Bedeutung für unsere Landessicherheit sind. Die Erlaubnis zur Zucht von Drachenhühnern ist von der Krone genehmigungspflichtig. Die Überwachung der entsprechenden Volieren wird unserem Schwiegersohn Prince Linhard de Souvagne, Marquis von Hohenfelde übertragen. Er führt ferner die Genehmigungs- wie auch Zuchtbücher der Krone.


    Die erste Genehmigung zur Drachenhuhnzucht erhält unser Schwiegersohn Prince Linhard de Souvagne, Marquis von Hohenfelde selbst. Der „Drachenhuhnzwinger“ sprich die Drachenhuhn-Zucht-Voliere wird den Namen Souvagne-Hohenfelde tragen. Zucht und Ausbildungsziel dieser Zucht-Voliere wird es sein, Drachenhühner für den militärischen wie auch zivilen Dienst zu züchten und abzurichten.


    Weitere Ziele die unser Sohn Ciel zu überwachen hat, ist der Ausbau der Akademie Flamme des Wissens in Kooperation mit Melville de la Cantillion und dessen Familie. Nicht nur Magie soll an jener Akademie studiert und erforscht werden, sondern auch Waffen wie auch Verteidigungsmaßnahmen aus allen Wissensbereichen betreffend. Neben der Hafensicherung unseres Landes, müssen wir nunmehr auch unser Augenmerk unter Tage richten.


    In diesem Zusammenhang ordnen wir an, eine Verteidigungsmöglichkeit zu schaffen, die eine Absicherung Souvagnes auch unter Tage ermöglicht. Von dieser Seite aus ist bis zum heutigen Tage noch nie ein Angriff auf unser Land erfolgt, dennoch müssen wir auch dies in Betracht ziehen. Möglich wären unter anderem Sicherheitsstollen, die ein vorantreiben feindlicher Stollen verhindern. Diese sollten mit Schutzmechanismen wie künstliche Wetterschaffung, Flutung und oder anderen Abwehrmaßnahmen unter Hochsicherung stehen. Eventuell ist die nahe gelegene Azursee dazu heranzuziehen. Die höchsten Mauern bieten keinen Schutz, wenn sich ein Feind darunter hindurchgräbt. Hierzu sind alle zur Verfügung stehenden Experten zu Rate zu ziehen. Gleichgültig um welche Waffenart oder Waffengattung es sich handelt, die Erforschung an der Akademie des Wissen ist durch die Krone erlaubt. Unserem Gelübde Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm nehmen wir ernst!


    Die Vergangenheit hat uns auf schmerzliche Weise gelehrt, wie schnell sich vermeintlich gegebene Umstände wandeln können. Folglich bleiben die Maßnahmen zur Generalmobilmachung aufrechterhalten, obwohl ein Friedensvertrag unterzeichnet wurde. Das Auge des Souvagnischen Adler hat stets wachsam zu sein. Möge Souvagne als diese Verteidigungsmechanismen niemals benötigen, dennoch müssen wir stets gewappnet sein. Fragen, Anregungen, Vorschläge hierzu?“, fragte Maximilien.

  • Ciel blickte in die Runde und da sich momentan niemand meldete, ergriff er das Wort.


    »Ja, ich möchte etwas sagen. Zunächst darf ich meinen Glückwunsch aussprechen. Ich begrüße das Gesetz der warmen Hände. Die Tradition zu wahren braucht nicht heißen, in der Vergangenheit zu verharren. Behutsame Anpassungen an sich wandelnde Zeiten verhindern, dass alte Strukturen starr, spröde und brüchig werden. Ich möchte Euch beiden, Vater und Bruder, die allerbesten Wünsche für Eure gemeinsame Regentschaft mit auf den Weg geben.


    Den Feiertag zur gemeinsamen Freundschaft mit Alkena finde ich ebenso folgerichtig. Ich bin außerordentlich gespannt, was die Zukunft uns dahingehend bringen wird und freue mich auf einen regen Austausch von Wissen und Erfahrung.


    Die mir anvertraute Aufgabe, den Zwinger um Souvagne ziehen zu dürfen, erfüllt mich mit Stolz. Ich werde Euch eine Mauer errichten, die in tausend Jahren noch ihresgleichen sucht! Sie wird nicht nur ein Bollwerk sein, sondern gleichsam eine eindeutige Botschaft an alle potenziellen Invasoren. Ich freue mich, diesen Auftrag gemeinsam mit Gregoire erfüllen zu dürfen. Wir beide werden uns gut ergänzen. An welchen Stellen wir Schleusentore errichten, sollten wir alle gemeinsam planen. Natürlich an den Handelswegen, doch gegebenenfalls werden auch an anderer Stelle Schleusenanlagen erforderlich sein. Wo nur zeitweise rege Begängnis herrschen wird, beispielsweise im Zuge von Baumaßnahmen, wären auch Holzbrücken über die steinerne Mauer hinweg denkbar, welche nach vollbrachtem Werk wieder abgebaut werden.


    Was die Flamme des Wissens anbelangt, möchte ich einen Vorschlag machen. Die Hauptstadt der Hohen Mark war Goldfels, eine an der westlichen Grenze gelegene Stadt, in der nun die Gebeine von Rhoderichs Familie auf Pfählen verwesen. Kein gutes Omen. Ich machte mir Gedanken, wie es aus strategischer Sicht zu solch einem Desaster kommen konnte. Neben einer Reihe von Fehlentscheidungen spielte sicher auch die entblößte Lage eine Rolle. Ich möchte die Verwaltung von Neu-Souvagne zentralisieren, um alle Lehen gleichermaßen gerecht an die Infrastruktur anzubinden, damit das Lehen schnellstmöglich wieder eine intakte Wirtschaft vorzuweisen hat. Eine an der westlichsten Grenze gelegene Hauptstadt macht hierbei wenig Sinn, insbesondere da auch Beaufort als Hauptstadt von Alt-Souvagne im Westen liegt. Ich möchte daher Wolfsfels als künftige Hauptstadt für Neu-Souvagne vorschlagen. In dieser Stadt könnte ebenso die Akademie errichtet werden, deren Planung zwar vorangetrieben wurde, deren Bau jedoch aufgrund der Ereignisse noch nicht hatte beginnen können. Die zentrale Lage würde dafür sorgen, dass im Belagerungsfall die Akademie möglichst lange betrieben werden kann. Eine Akademie in Grenznähe wäre ein allzu gutes Ziel, insbesondere, wenn auch die Waffenforschung dort stattfinden soll. Goldfels erscheint mir aus strategischer Sicht ungünstig für diesen Zweck.«

  • Maximilien hörte Ciel aufmerksam zu. Die Pläne seines Sohnes waren wohldurchdacht.


    Hab Dank für die freundlichen Worte. Es ist richtig Ciel, nur weil man sich der Tradition verpflichtet sieht, heißt dies nicht, dass es jede Tradition wert ist erhalten zu werden. Die Geste des neuen Gesetzes rührt uns zu Herzen und wir wissen sie zu schätzen.


    Ferner stimmen mit Dir überein, dass die Akademie nicht in Goldfels errichtet werden sollte. Nichts sollte an die alte leidige Herrschaft von Roderich erinnern. Das nunmehr Souvagnische Volk hat es verdient, einen Schlussstrich unter dieses grausame Kapitel ziehen zu dürfen. Die Gründe weshalb es zu einer solchen Katastrophe kam, sind immer die gleichen. Geltungssucht, Gewinnsucht, Kriegslust, Menschenverachtung, um nur einige wenige zu benennen.


    Wie die meisten Völker auch allzu gerne beweisen, ist es stets leichter etwas zu zerstören, als etwas aufzubauen.


    Anstatt sich ein Beispiel an einem florierenden Land zu nehmen und nach seinem Vorbild zu verfahren um ebenfalls in Frieden und Wohlstand zu leben, zerschlagen die meisten Kriegstreiber lieber dass, was sie insgeheim begehren. Vom kleinsten bis zum höchsten Manne ist der Neid der Besitzlosen bekannt. Den Neid als Ansporn zu nutzen, selbst schöpferisch tätig zu werden, diese Fähigkeit besitzen nur die wenigsten. Aber genug davon, Roderich ist ebenso wie die Hohe Mark Geschichte und für uns nicht von Belang. Die Menschen Souvagnes in Neu-Souvagne haben unser volles Augenmerk verdient.


    Die Zentralisierung halten wir für eine Verwaltungsgerechte und effiziente Lösung Ciel. Ebenso erachten wir es als sehr logisch überlegt, Wolfsfels als Amtssitz zu wählen. Goldfels ist keine Hauptstadt mehr, Goldfels ist ein Ort wie jeder andere souvagnische Ort auch. Souvagne besitzt nur eine Hauptstadt und dies wird so bleiben.


    Bezogen auf das Thema Mauer samt der Tore. Wir sind erfreut und Stolz, dass Du Dich dermaßen der Aufgabe annimmst. Nicht nur die Mauer wird in tausend Jahren noch stehen, auch Euer Name wird es sein, der mit der Mauer einen Bestand über tausend Jahre erreichen wird. Ihr werdet als jene Princen in die Geschichte eingehen, die Souvagne einen Zwinger schenkten, der jedem nachfolgenden Duc noch zur Ehre gereichen wird. Ein Bauwerk von monumentaler Macht, hinter dessen Mauern ein friedliches Refugium für all jene zu finden ist, die dessen Wert zu würdigen aber auch mit aller Macht zu verteidigen wissen.


    Ein guter Einwand zusätzliche Tore zu schaffen, die entweder zur Entlastung der Handelswege oder auch in anderen Notfällen freigegeben werden könnten. Je nach Bedarf müssen nicht alle Tore zeitgleich offen gehalten werden. Im Kriegsfall selbstverständlich sind alle Tore und Schleusen zu sichern. Für den Bau des Zwingers schlagen wir vor, zusätzlich Meeresgestein aus dem Hafenbecken zu entnehmen. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass es durch den Aushub nicht zu einer Veränderung der Brandungszone kommt. Sollte eine gefahrlose Entnahme für die Umwelt nicht möglich sein, werden wir das Gestein aus den Neu-Souvagnischen Bergen abbauen lassen. Eine weitere Möglichkeit ist der Abbau hinter dem Hafenbecken, hinaus zur offenen See. Die Gewinnung des Baumaterials ist durch Euch zu prüfen, wobei wir vermuten, dass Gregoire über passendes Kartenmaterial in seiner Bibliothek verfügen wird.


    Du hattest auf der Hochzeit von einem neuen Gesetzesentwurf bezogen auf Gregoire und seine natürliche Besonderheit gesprochen Ciel. Liegt hierzu schon ein Entwurf vor? Dieser würde uns sehr interessieren. Falls nicht, sollten wir gemeinsam diese Änderung ausarbeiten, um eine Öffentlichkeit wie auch vollumfänglichen Schutz zu schaffen. Wie sahen Deine ersten Gedanken hierzu aus?“, fragte Maximilien freundlich.

  • "Auch ich danke Dir für Deine freundlichen Worte Ciel, Du warst mir stets ein guter Berater, Bruder und Freund. Auch in der Ferne in Ehveros, als Du mir in Deinen Gemächern Unterschlupf gewährt hast. Du ebenso Greg, denn ohne Deine Vertretung hier in Souvagne, hätten Ciel und ich uns gar nicht ins Abenteuer stürzen können. Ich danke Euch beiden einfach dafür, dass es Euch gibt.


    Der Feiertag mit dem das Bündnis und die Freundschaft zu Alkena geehrt wird, freut mich ebenso. Und ich hoffe wir tauschen weit mehr aus, als lediglich Informationen. Freundschaft ist wesentlich mehr, als gemeinsame Projekte abzuarbeiten oder neue in Angriff zu nehmen. Freundschaft bedeutet ein festes Fundament aus Vertrauen zu schaffen.


    Möglicherweise macht dieses Bündnis Schule und andere sehen und begreifen, dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Als Bündnis schon, in Freundschaft vereint noch wesentlich mehr. Eines Tages in ferner Zukunft, wird vielleicht sogar ein Volk dem Bündnis beitreten wollen. Ein Volk das dieselben Vorlieben teilt wie wir und Alkena.


    Ich persönlich wüsste keine Hände in die ich liebe meine Sicherheit legen würde, als in Eure Ciel und Gregoire. Was Ihr beide schützend mit dem Zwinger in einer steinernen Umarmung schützt, werde ich von oben sichern.


    Die Luftbrücke nach Alkena ist eine hervorragende Idee. Ich würde zudem vorschlagen, dass wir Diplomaten austauschen. Zumindest sollte ein Tiefling aus Alkena bei uns am Hofe vor Ort sein und ein Souvagner sollte sich in Alkena niederlassen. Magier wären hier von Vorteil, um eine schnelle Kontaktaufnahme zu ermöglichen, sollte dies einmal nötig sein.


    Wolfsfels für die Akademie gefällt mir persönlich sehr gut. Wobei ich nicht alles in einer Akademie bündeln würde. Man könnte verschiedene Wissensgebiete in unterschiedlichen Akademien erforschen. So wäre auch niemals alles Wissen bedroht", warf Dreux ein.

  • Linhard saß neben Gregoire und schaute sich um. Sein Blick schweifte über alle Vertrauten des Duc, jene Männer, die das Vertrauen des Großherzogs genossen. Jene, die soweit in die Geheimhaltung involviert waren, dass bei Nichtbeachtung nur noch der Block winken konnte.


    Das der Duc seinen Söhnen mit absolutem Vertrauen begegnete, schien völlig normal zu sein. Und gerade diese Normalität was das Vertrauen anging, schnürte Lin für einen kurzen Moment die Kehle zu. Er wünschte sich dies ebenso für seine Familie. Seinem eigenen Vater Brandur vertraute er bedingungslos. Alle anderen mussten sich das Vertrauen verdienen.


    Lin musterte seinen Onkel Dave und schmunzelte ihm kurz zu. Dave erwiderte die Geste. Lin mochte seinen Onkel und vertraute ihm, bis zu einem gewissen Grad. Nach Brandur stand er ihm am nächsten. Linhard hoffte, dass Dave ihn bei der Buchführung unterstützen würde.


    Danach wanderte sein Blick zu Ciel. Sein Schwager und er hatten keinen guten Start gehabt, aber dafür verstanden sie sich jetzt sehr gut. Das er anwesend sein durfte rührte ihn sehr und erfüllte ihn mit Stolz.


    Anwesend war auch ein Rakshaner, der Lin an Damir Mäusehirn erinnerte. Er hoffte als Berater des Duc hatte er etwas mehr Grips als Damir. Wobei es dem Mäusehirn vermutlich gerade dank seiner fehlenden Intelligenz gelang, Leuten das Leben zu retten. Wie er das anstellte, wusste Linhard nicht. Vermutlich wusste es Damir nicht einmal selbst.


    Statt einem Holzapfel hatte dieser Rakshaner einen Souvagner an der Seite, dessen hageres, kantiges Gesicht von einer gewaltigen Narbe dominiert wurde. Die Körperhaltung und die bewussten Bewegungen des Rakshaners und Souvagners verrieten Lin, dass beide austrainierte und geübte Kämpfer waren.


    Massimo de la Cantillion war ebenfalls anwesend. Er war der Onkel von Aimeric, wenn Massimo wüsste dass Aimeric Geschichte war und dass sein Opa in Aimeric steckte.... jener Mann der bereits die Schwester von Massimo abgeschlachtet hatte, wohnte nun wie die Made im Speck in Aimerics Leib und ließ es sich gut gehen. Daneben stand nicht nur Massimos Vater, sondern auch jener von Magdalena... falls die beiden wüssten...


    Nun aber wo kein Kläger da kein Richter und Lin benötigte seinen Opa an seiner Seite. Dies erinnerte Lin daran, dass er für seinen Paps ebenfalls einen neuen Körper finden musste.


    "Von mir ebenfalls die Besten wünsche Eure Hoheiten. Ich danke Euch für das in mich gesetzte Vertrauen, Ihr habt mir damit eine sehr große Freude gemacht. Die Tiere bedeuten mir etwas, es sind wundervolle Geschöpfe. Freier als auf dem Rücken eines Drachenhuhns kann man nicht sein, es sein denn man hat wie mein Onkel einen Greif.


    Ich hätte auch einen Vorschlag zu unterbreiten. Verbietet nicht alle Nekromantie, oder erteilt Ausnahmegenehmigungen. Die Sicherheitsstollen von denen Ihr gesprochen habt, könnten von Skeletten bewacht und verteidigt werden. Zusätzlich zu den anderen Sicherheitsmaßnahmen", schlug Linhard vor.

  • Dave hörte schweigend zu, denn bis jetzt konnte er nichts zu dem Thema beitragen. Sobald es um die innere Sicherheit ging, oder darum Kriminelle außerhalb des Landes zu stellen, war seine Meinung gefragt. Die Vorstellung von einem gewaltigen, großen, steinernen Nest drängte sich Dave bei dem Zwinger auf. Ein Nest in dem seine Tochter sicher aufwachsen konnte. Zudem hatten die meisten Orte, Burgen und Bastionen ihre eigenen Mauern. Souvagner liebten gutes Essen, edle Weine und trotzig Wehrmauern. Neben den angesprochenen Themen stand noch die Jagd auf Derya aus. Das wollte Dave schnellstmöglich in Angriff nehmen. Dabei fiel ihm doch noch etwas Wichtiges ein.


    "Auch meinerseits die besten Wünsche für Euch. Eine Frage in die Runde. Der Hof kann nicht von Vampiren betreten werden. Woran liegt dass? Ich beabsichtige dies für meine Scholle ebenso umzusetzen, vor allem aber für mein Herrenhaus. Wir würden bereits einmal Opfer eines Vampirs, der sich in unserem Haus in Naridien eingenistet hatte. Für eine entsprechende Erläuterung wäre ich sehr dankbar, damit ich entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen kann.


    Generell für die innere Sicherheit habe ich mir überlegt, meine Scholle sprich meine Wachen, Büttel und Soldaten mit Pieken auszustatten. So wären selbst die Fußgänger unter ihnen gegen berittene Kriminelle gewappnet", schlug Dave.

  • Ciel warf Alexandre einen Blick zu und nickte. Alexandre bat den Duc: "Bitte entschuldigt uns einen Augenblick, Majestät." Dann sagte er zu Dave: "Wenn Ihr mir bitte folgen würdet." Er ging mit ihm nach nebenan in die Schreibstube, die gerade nicht benutzt wurde, die übliche Fahne von Körpergeruch hinter sich herwehend, und schloss hinter ihnen die Tür.


    "Nun sind wir unter uns. Um zu verstehen, warum der Hof nicht von Vampiren betreten werden kann, müsst Ihr von der Existenz eines magischen Ordens erfahren, dessen Leitung mir obliegt. Die Rede ist von den Bluthexern. Die Bluthexerei ist eine seltene und wohlbehütete magische Disziplin, welche sich den Schutz der Lebenden vor dem Untod auf das Banner geschrieben hat. Unsere Ordensmitglieder haben den Palast, so gut es uns möglich ist, vampirsicher gemacht. Eine gesamte Scholle kann nicht auf diese Weise geschützt werden, aber einzelne Bauwerke. Ihr müsst jedoch wissen, dass der Schutz keine Urvampire abzuhalten vermag und von Bluthexern regelmäßig aufgefrischt werden sollte. Generell halte ich Euren Gedanken, die Bevölkerung verstärkt vor Untoten zu schützen, besonders in den heutigen Zeiten für lobenswert. Habt Ihr weitere Fragen?"

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  • Dave folgte Marquis la Grange in das abgeschiedene Zimmer. Dort erläuterte ihm Alexandre, was es mit dem Schutz des großherzoglichen Hofes auf sich hatte. Ein geheimer magischer Orden, der sich dem Schutz des Leben vor Untoten widmete. Der Gedanke gefiel Dave.


    "Von der magischen Richtung der Bluthexerei habe ich noch nie etwas gehört. Was Euch sagt, dass Ihr Euren Beruf richtig gemacht habt. Die Geheimhaltung war gegeben. Ich denke ich werde einige Fragen zu dieser Magierichtung haben.


    Zuerst danke ich Euch für Euer Vertrauen und die Informationen. Reden wir offen miteinander, Ihr gehört vermutlich diesem Geheimorden der Bluthexer an. Sonst wüsstet Ihr nicht davon. Meine Person ist das Oberhaupt der Fantome, eine Eingreiftruppe, welche nur der Krone untersteht.


    Uns beide verbindet mehr, als Ihr wohlmöglich wisst Marquis la Grange. Wir haben den gleichen Feind.
    In meiner Funktion als Oberhaupt der Fantome erhielt ich den Auftrag, Derya die Menschenfresserin dingfest zu machen und nach Souvagne zu überführen, damit Ihr hier der Prozess gemacht wird.


    Warum ich das erzähle, werdet Ihr Euch fragen.
    Weil Deryas Vater mein Erzfeind ist Marquis.


    So wie Derya einst versuchte Euch zu töten, so versuchte Ihr Vater Archibald mich zu töten. Er schändete meinen Bruder und mich über Jahre, Jahrzehnte mit der Erlaubnis unseres Vaters.


    Ihr habt die Tortur von Derya überlebt und ich jene von Archibald. Archibald ist genau wie seine Tochter ein Menschenfresser und er mag seine Beute jung. Ich habe eine Tochter Marquis, sie wurde vor wenigen Wochen geboren. Ich weiß, was Bestien wie Archibald und Derya ihren Opfern antun.


    Schlimmer noch, einmal in Naridien drang Archibald in unser Haus ein und tötete zwei Mitbewohner. Er entzog sich unserem Zugriff, da er ein Vampir ist!


    Versteht Ihr nun meine Sorge? Diese Bestie wird keine Gelegenheit auslassen mir zu schaden und sollte er von meiner Tochter erfahren, wird er alles daran setzen, sie in seine Klauen zu bekommen. Ihr könnt versichert sein, dass ich das verhindern werde. Gleichgültig wie oder womit, er wird meine Tochter niemals als Spielzeug besitzen, er geht die Sonne im Abgrund auf.


    Aber ich hatte gehofft, dass ich meine kleine Maus und jeden der auf meiner Scholle lebt, vor solchen Bestien beschützen kann. Dass man ein Haus schützen kann, ist wunderbar. Hättet Ihr die Güte, mein Haus zu schützen, damit meine Tochter dort in Sicherheit lebt? Natürlich auch alle anderen Bewohner?


    Vielleicht könnten wir zusammen eine Lösung erarbeiten, wie man den Schutz großflächig ausdehnen kann. Eventuell über kleinere Vampir-Schutzzonen die sich überlappen und so eine große Fläche abgedecken.


    Selbstverständlich leiste ich auch meinen Anteil an der Sicherheit meiner Scholle. Die Büttel und Gardisten sind gut aufgestellt, mit bester Bewaffnung versehen, verfügen über eine erstklassige Versorgung und Ausstattung.


    Nun versteht Ihr also, warum ich mir meine Scholle Vampirfrei wünsche, die Gefahr, dass sich diese Bestie trotz aller Sicherheitsvorkehrungen auf mein Land schleicht sind zu groß. Ich habe Angst um meine kleine Tochter", erklärte Dave Alexandre.

  • Der Marquis versteifte sich, während Davard sprach. Ein feuchter Schimmer überzog sein blasses Gesicht.


    »Woher Ihr von dem Verhältnis zwischen der Täterin und mir wisst, ist mir bekannt. Jedoch hattet Ihr einen Trank erhalten, der Euch dies vergessen machen sollte. Bitte setzt mich darüber in Kenntnis, ob der Trank nicht ausreichend wirkte - die Existenz von uns Bluthexern habt Ihr ja offenbar wie beabsichtigt vergessen - oder ob jemand Euch im Nachhinein davon unterrichtete, was mir widerfuhr. Diese Sache geht letztlich nur meinen Leibdiener, meinen Medicus und die Büttel etwas an und es ist mir sehr unangenehm, dass inzwischen scheinbar der halbe Palast davon weiß! Wie habt Ihr davon erfahren? Von einem der Princes?«


    Alexandre nahm sich einen Atemzug lang Zeit, sich zu sammeln und seinen Ärger herunterzuschlucken, ehe er fortfuhr.


    »Ich verzichte darauf, Euch mein Bedauern auszusprechen. Ihr seid nun ein erwachsener Mann, der sich seiner Haut zu erwehren weiß. Stattdessen biete ich Euch meine Unterstützung im Kampf an. Schon allein, weil es mir ein persönliches Anliegen ist, der Täterin zu schaden, wann immer es möglich ist - und wenn es über ihren nicht minder widerwärtigen Vater erfolgt.


    Als Oberhaupt der Fantome wurdet ihr mit der Jagd auf die Täterin betraut. Lasst mich Euch einen Hinweis geben, vielleicht nützt er etwas. Archibald wurde beschattet. Es gab Lücken, wenn er sich in Fledermausgestalt von einem Ort zum anderen bewegte, doch die beauftragten Hexer konnten ihn einen Großteil der Zeit beobachten. Archibald hat drei Kontaktpersonen bei Hofe. Wir wissen noch nicht, in welchem Verhältnis sie zueinanderstehen, doch wurde er mit ihnen gesichtet. Es betrifft die Leibdiener Nathan Garcìa und Fabien Lacomb sowie den Leibgardisten Robere Moreau. Interessant ist, dass sie alle drei enge Verbindungen zur Krone haben, was uns misstrauisch macht. Wie Ihr mit den Fantomen bei den Ermittlungen und dem Zugriff vorgehen möchtet, ist Eure Angelegenheit, aber wir Bluthexer haben uns dafür entschieden, vorerst still zu beobachten und niemanden wissen zu lassen, dass wir von diesen Kontaktmännern Archibalds im Bilde sind. Falls er etwas plant, dann wäre es fatal, ihn zu zeitig aufzuschrecken. Ihr müsst selbstredend davon wissen, aber überlegt Euch gut, ob Ihr einen der drei oder Archibald selbst bereits darauf ansprecht.


    Es ist unser Blut, mit welchem wir Banns wirken, so dass Untote den Palast nicht betreten können. Die Menge an uns zur Verfügung stehendem Lebenssaft ist naturgemäß begrenzt, daher ist es ausgeschlossen, ganze Landstriche zu Schutzzonen zu erklären. Dafür sind wir viel zu wenige. Die Bluthexer arbeiten als Orden ausschließlich auf Befehl der Krone. Das heißt, wenn wir offiziell tätig werden sollen, müsst Ihr den Duc dahingehend um Hilfe bitten. Jedoch kann ich Euch im kleinen Rahmen als Privatmann helfen, als Freundschaftsdienst von Marquis zu Marquis. Gebt mir ein wenig Zeit und ich werde blutmagische Artefakte aus dem Fundus meines Tempels holen. Ja, Ihr habt richtig gelegen, ich leite den Orden nicht nur, sondern bin selbst einer der Bluthexer.«

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  • Dave musterte Alexandre besorgt und übermittelte ihm beruhigende Gedanken. Ganz vorsichtig umarmte er mental die Seele von Marquis de la Grange, so dass sich dieser für einen Moment absolut geborgen und fern von der Welt fühlte.


    "Ihr irrt Euch, was immer Ihr mir verabreicht habt, es funktionierte. Ich erinnere mich weder an ein Gespräch zwischen uns beiden bezüglich der Bluthexerei, noch daran dass Ihr mir Eure Verwundung erläutert hättet, ich erinnere mich an nichts Marquis.


    Selbstverständlich sage ich Euch woher ich die Information habe, von Prince Dreux de Souvagne.
    Er ging damit nicht hausieren, seid dessen versichert. Er offenbarte mir diese Information im absoluten Vertrauen auf meine Diskretion. Da Ihr der Betroffene, sprich das Opfer seid, muss ich vor Euch nicht schweigen. Niemand weiß besser was geschah als Ihr.


    Prince Dreux de Souvagne offenbarte die Information, um mir die gesamte Tragweite und Grausamkeit von Derya preiszugeben. Zu keiner Sekunde sprach er schlecht von Euch, im Gegenteil, ihm liegt sehr viel daran, dass der Gerechtigkeit Euch betreffend Genüge getan wird. Und dies werde ich tun Marquis. Das schwöre ich Euch",versicherte Dave und ließ Alexandre mental wieder behutsam los.


    Dave nahm Platz und überlegte eine kurze Zeit, ehe er weitersprach.


    "Ihr seid der Erste der bei meiner Information weder gefühlsduselig, rasend, noch bösartig wird. Ihr nehmt die Information als das hin, was sie ist - ein Fakt. Dafür Danke ich Euch. Nun in einem irrt Ihr, ich bin zwar ein erwachsener Mann und ich dachte selbst von mir einige Zeit, dass ich es heute mit der Bestie aufnehmen könnte, aber das ist nicht der Fall.


    Lange Zeit war mein Bestreben mächtig genug in der Magie zu werden, um der Bestie eines Tages die Stirn bieten zu können. Um sie ausschalten zu können und ihr die Rechnung für ihre Taten zu präsentieren. Als es zu einem Treffen kam, warum erläutere ich später, saß ich ihr gegenüber und ich war wieder ein kleiner vierjähriger Junge der sich vor diesem Monstrum fürchtete. Am liebsten wäre ich weggelaufen, aber ich tat es nicht.


    Hinzu kommt, dass ich der Bestie nicht mehr beikommen kann. Oh ja, es gab ein winziges Zeitfenster, wo ich ihn hätte einfach erledigen können. Er war was er war, ein abartiger kinderliebender Menschenfresser und Schwertmeister, aber so gefährlich er auch war, ich bin ein Meister der Geistmagie. Ich hätte ihn fertig gemacht ohne nur in die Reichweite seiner Klinge zu müssen. Denn er ist ein überaus tödlicher Gegner.


    Aber an dem Tag Marquis, als ich ihm gegenüber saß bei einem Familientreffen, war er bereits ein Vampir. Wer immer auf die geisteskranke Idee gekommen ist, eine Person wie Archibald in einen Vampir zu verwandeln, hat keine Vorstellung davon, welche wahre Bestie er geschaffen hat. Das Absurde an der ganze Geschichte war, dass dieser Kerl auf einem Familientreffen war. Das er ständig in unserer Familie anwesend war.


    Mein Vater, Dunwin von Hohenfelde, hielt ihn sich als Schwertmeister, ersten Mann seines Stabes und Wahlbruder. Mein Vater verabscheute Magie, meinen Bruder und mich. Und da kam ihm Archibalds Neigung gerade recht. Archibald durfte mit uns tun und lassen was er wollte. Er hatte die Erlaubnis meines Vaters.


    Als Linhard gemeinsam mit Brandur und dem beschworenen Dunwin für den Familienfrieden kämpften, nahmen sie ausgerechnet Archibald in ihren Reihen auf. Warum, dass kann ich Euch nicht sagen, aber ich vermute die treibende Kraft dahinter war mein Vater. Als Geist hat er nichts von seiner Widerwärtigkeit und Falschheit verloren, dass kann ich Euch versichern.


    Und so saß an jenem Tag, als wir tatsächlich alle untereinander den neuen Weg beschlossen haben, urplötzlich Archibald am Verhandlungstisch und ich wurde zum vierjährigen Jungen, einer Maus die vor einer Schlange saß. Ich war nicht einmal mehr ein Hase.


    Seine einzige Schwachstelle, an der ich ansetzen kann, sind seine Kinder. Diesen Weg würde ich sonst nicht wählen, denn Kinder sind für mich ein absolutes Tabu. Bei Archibalds Brut, mache ich allerdings eine Ausnahme. Denn gleich wieviele Kinder der Mann tatsächlich hat, sie alle sind Menschenfresser. Wie viele Kinder er hat, kann ich Euch nicht sagen, ich habe bis jetzt zwei in Erfahrung gebracht. Derya und einen Arbogast. Aber Gerüchten zu Folge hat er weitere Kinder. Seine Form von Schutz und Liebe ist, dass er sich von ihnen fernhält. Aber wird eines von ihnen bedroht, oder schwebt es in Gefahr, rettet er es.


    Ich vermute die Rettung in Person, die Derya vor dem Block bewahrte war Archibald von Dornburg. Leider habe ich dafür keine Beweise, sonst hätte ich sie längst geliefert. Es ist nur eine Vermutung meinerseits.


    Noch habe ich keine Ahnung, wie man Vampiren beikommen kann, außer dass sie im Sonnenlicht vergehen und zu Staub verbrennen. Aber dazu muss man seiner habhaft werden und was wäre idealer, als wenn wir seine Tochter öffentlich hinrichten? Dann wird er sein wahres Gesicht zeigen, denn erneut wird der Vermummte auftauchen um sie zu retten. Und wir sollten ihm ein Stück weit entgegenkommen, die Hinrichtung sollte nachts stattfinden. Dann hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen", sagte Dave und setzte sich etwas gemütlicher hin.


    "Archibald kann man nicht verarschen oder erpressen, der Mann ist hochgradig intelligent und manipulativ, zudem fehlt ihm jedes Mitgefühl für andere. Er ist wahnsinnig, geisteskrank und dennoch setzt er seine Gelüste absolut logisch und rational um.


    Er handelt fast wie einer der Wahnsinnigen aus unserer Familie, nur dass er kein Mitglied unserer Familie ist. Ich vermute das mein Vater Dunwin einen großen Beitrag dazu leistete, Archibalds Gedanken in klare Strukturen zu bringen, er hat auf ihn abgefärbt was das Hohenfelde Denken angeht. Er hat seinen Assassinen zu einer noch tödlicheren Waffe geschmiedet. So tödlich, dass Archibald irgendwann sogar die Planungen für meinen Vater übernahm.


    Die Mutter von Derya war Merna Letnaux, ebenfalls eine Kämpferin im Stab meines Vaters. Archibald und Merna, dass ist das geistige und fleischliche Nest, woraus Derya entstand. Eine Bestie wie Archibald sollte keine Kinder haben Marquis.


    Ich Danke Euch für Eure Aufklärung, ich werde meinerseits Fabien, Nathan und Robere beschatten lassen und zusehen, was wir in Erfahrungen bringen können. Die beiden Leibdiener arbeiten an den strategisch wichtigsten Punkten, der erste ist der Leibdiener des Duc und der zweite ist der Leibdiener des Archi-Duc. Das heißt, wenn sich Archibald mit beiden versteht, erhält er eventuell bestes Informationsmaterial aus erster Hand!


    Robere wird Informationen über die Sicherheitsvorkehrungen, die Sicherheitslage und die Bewaffnung liefern können. Auch dies dürfte für Archibald von entscheidender Bedeutung sein.


    Er wird die drei Personen kaum umkrempeln, aber eines steht fest, alle drei schweben in permanenter Lebensgefahr, solange er in der Nähe ist. Denn sobald man für Herrn von Dornburg nutzlos geworden ist, entsorgt er einen, damit niemand seinem Plan in die Quere kommen kann. Hier müssten wir vorrangig die Leibdiener beschützen, da sich ein Gardist zur Not allein verteidigen kann, ein Deiner hat keine Chance gegen den Schwertmeister.


    Zudem werde ich die Hintergründe der drei Männer durchleuchten. Da Archibalds Frau ebenfalls Souvagnerin war, wäre es durchaus möglich, dass er ein privates Interesse an den Personen hat, falls diese mit Merna Letnaux irgendwie verwandtschaftlich verbandelt sind. Aber das werde ich abklären, dazu werde ich allerdings keinen der drei selbst befragen, da ich sie damit in Gefahr bringen würde. Sollten sie sich vor Archibald versprechen, schlägt er um.


    Solange er sich rein friedlich verhält, weiß er nichts von den Ermittlungen und es ist noch niemand in Gefahr. Ich schließe mich also Eurem Vorgehen an Marquis la Grange.


    Gut als Fledermaus konnten sie dem Kerl nicht folgen, wie auch? Wobei hätte dort ein Himmelsauge vielleicht die Möglichkeit ihn mit einem kleineren Vogel auszuspähen und weiter zu überwachen? Das müssten wir einmal abklären Marquis, so dass eine lückenlose Überwachung vielleicht doch möglich wäre", antwortete Dave freundlich.


    "Euer Blut? Natürlich könnt Ihr dann nicht flächendeckend ganze Landstriche schützen, da habt Ihr völlig Recht. Ihr arbeitet genau wie wir für die Krone Marquis, aber für einen persönlichen Gefallen Eurerseits von Marquis zu Marquis meine Tochter betreffend, werde ich Euch für immer dankbar sein.


    Auch wir arbeiten rein für die Krone, aber als persönlicher Beschützer meiner Tochter, habt Ihr einen eben solchen Stellenwert. Ich werde mich persönlich um Eure Belange kümmern, solltet Ihr jemals meine Hilfe benötigten oder einen Wunsch an mich haben.


    Ferner würde es mich freuen, wenn wir unsere Freundschaft vertiefen könnten. Rein privat, denn auch unter Edelleute schadet es nicht Freundschaften zu pflegen. Ihr seid jedenfalls in meinem Haus jederzeit herzlich willkommen. Falls Ihr Lust habt, Irmina die Ihr beschützt persönlich kennenzulernen, besucht mich einfach", sagte Dave gut gelaunt.

  • »Trotzdem werde ich deswegen mit Dreaux reden«, beharrte Alexandre. »Ich habe ihm nicht nur berichtet, was geschah, da ich ihm vertraute, er durfte auch meine Narben betrachten. Ich empfinde sein Verhalten als Vertrauensbruch. Wer weiß, wem er noch alles davon berichtete.«


    Erbost zog Alexandre ein zerknittertes und benutzt aussehendes Taschentuch aus seiner Robe und tupfte sich damit den Schweiß von Stirn und Hals.


    »Wie man reagiert, wenn man seinen einstigen Peinigern gegenübersteht, weiß Ainuwar allein. Man kann es nicht abschätzen, bevor man es nicht erlebt hat. In meinen Gedanken ziehe ich Derya den erstbesten schweren Gegenstand über ihren Schädel, bis ihr Kopf nur noch Matsch ist. Aber ich bin Realist genug, um zu ahnen, dass vermutlich genau dann kein geeigneter Gegenstand in Griffreichweite sein wird oder die Erinnerung mich bei ihrem Anblick lähmt.


    Dass Archibald ein Vampir ist, macht es für uns einfach. Besser hätte es nicht kommen können, wozu hat man Bluthexer. Ich wünschte, Derya wäre inzwischen auch zum Vampir geworden, dann wäre sie meine Marionette, da ich imstande bin, Untote über ihren Blutfluss zu manipulieren. Wir werden die Hinrichtung entsprechend in Szene setzen, sobald wir ihrer habhaft geworden sind, dass ihr Vater erscheint. Ich werde den Duc entsprechend beraten.


    Wer Kinder haben sollte und wer nicht, darüber brauche ich mir keine Gedanken zu machen. Auch ich bin der Meinung, dass wir uns im privaten Rahmen einmal treffen sollten, doch nehmt es mir nicht übel, wenn ich nicht so entzückt auf Eure Kinder reagiere wie andere Gäste. Nichtsdestoweniger werde ich Irmina einen machtvollen Schutz angedeihen lassen.«

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  • Dave nickte langsam, auf Alexandres Kommentar hin.


    "Das ist Euer gutes Recht, Prince Dreux darauf anzusprechen, wenn Ihr dies als Vertrauensbruch wertet. Ich kann mich nur wiederholen und es Euch versichern, dass der Prince es gut mit Euch meinte. Er hatte nicht vor, Euere Verletzung vor dem Hof breitzutreten. Er erzählte es mir, um mich vollständig ins Bild über diese Unperson Derya zu setzen. Aber wenn Ihr es anders wertet, da Ihr schließlich der Betroffene seid, ist es Eure Entscheidung, wer darüber informiert wird und wer nicht. Auch ohne diese Information wäre ich dem Befehl des Archi-Duc nachgekommen und hätte Derya gestellt Marquis", antwortete Dave freundlich.


    Er dachte über die Worte von Alexandre nach. Weshalb sollte es von Vorteil sein, dass Archibald ein Vampir war? Wie konnte man ihn da noch beeinflussen? Jede Beeinflussung war durch den Untot der Bestie hinfällig. Allerdings kannte er auch die Magieform der Bluthexerei nicht.


    "Haltet mich bitte nicht für töricht, werter Marquis, aber wie kann es zu unserem Vorteil sein, dass Archibald ein Vampir ist? Ihr sagtet, Ihr hättet gerade deshalb Macht über ihn, über sein Blut? Früher hätte ich ihn als Geistmagier beeinflussen können. Wie äußert sich eine Beinflussung über das Blut? Inwieweit könnt Ihr ihm schaden? Ich zweifele in keiner Weise Eure Worte an, ich möchte es nur exakt erläutert bekommen. Erklärt es mir bitte so genau wie möglich. Denn falls Ihr Euch irrt, ihn angreift und ihn nicht mental niederringen könnt, dann seid Ihr tot. Es geht mir um Eure Sicherheit Marquis de la Grange, ich möchte Euch nicht als eine weitere Kerbe auf Archibalds Klinge wiederfinden.


    Es freut mich, das Ihr mich besuchen wollt. Wie gesagt, Ihr seid jederzeit willkommen. Bis jetzt habe ich nur ein Kind, eine Tochter - Irmina. Ihr müsst Euch kein Bein ausfreuen, Ihr besucht sie einfach und schaut wie Ihr Euch fühlt", sagte Dave und hoffte auf eine Erklärung der Magieform.

  • Alexandre setzte sein Lehrergesicht auf, als Davard ihm diese Frage stellte und auch noch um ausführliche und exakte Erläuterung bat. Der Erzhexer legte die Fingerspitzen aufeinander und wanderte langsam mit schwingenden Roben umher, während er in routiniertem Tonfall erklärte.


    "Untote bekanntlich sind immun gegen Geistmagie und manche von ihnen, wie Vampire, entziehen sich sogar der Macht der Nekromanten. Nicht aber unserer Macht.


    Beginnen wir mit den Grundlagen. Die Bluthexerei ist eine der drei Disziplinen der Geistmagie:


    Geistmagie beeinflusst die Lebenden.
    Nekromantie beeinflusst die Toten.
    Bluthexerei beeinflusst die Untoten.


    Jeder Untote, der über Blut verfügt, ist uns Bluthexern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und Vampire sind vom Blut regelrecht vollgesogen. Das macht sie so empfindlich für Bluthexerei.


    Die Bluthexerei bedient sich des Blutes als Katalysator. Es ist im Prinzip eine Kombination aus Magie und Alchemie mit Blut als wichtigstem Stoff. Das Eigenblut des praktizierenden Hexers löst die ätherischen Reaktionen aus, welche in Ritualen wirken. Im Falle der Vampirbekämpfung ist es hingegen das Fremdblut, welches die wichtigste Rolle spielt. Dies ermöglicht, ähnlich wie bei der Euch bekannten Geistmagie, eine Bekämpfung des Vampirs aus der Distanz bis hin zur völligen Demontage, sprich, Loslösung seiner Seele vom Körper."

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  • Dave hörte Alexandre aufmerksam wie hochinteressiert zu. Das der Marquis sogar in der Lage war, Vampire zu töten, zauberte ein Schmunzeln auf sein Gesicht.


    „Eine mir bis dato unbekannte Form der Geistmagie, aber wenn man die Lebenden und Toten betrachtet, dann erscheint es nur logisch, dass die Sparte der Untoten gefehlt hat. Jedenfalls was die Magieausrichtungen anbelangt. Ich glaube nichts ist mehr von Fremdblut durchtränkt als ein vollgefressener Vampir. Demzufolge müsstet Ihr Archibald beeinflussen können.


    Ihr könntet ihm Euren Willen aufzwingen und er hätte Euch nichts dabei entgegenzusetzen. Eine gerechte Strafe für die Bestie samt Ihrer Brut wäre doch, wenn Ihr ihn dazu zwingen würdet, Derya zu bekämpfen. So dass er sie selbst hinrichtet, anstatt des Henkers. Er soll es bei vollem Bewusstsein tun müssen, ohne dass er sich Eurem Zwang entziehen kann. Das wäre für beide eine gerechte Strafe.


    Den gleichgültig wie gut und gefährlich Derya mit der Waffe ist, sie wird nicht an die Fähigkeiten ihres Vaters heranreichen. Und seine Fähigkeiten werden sich damit ins Gegenteil verkehren, er zum ersten Mal von seiner eigenen Medizin eingeschenkt bekommen und zwar nicht zu knapp.


    Letztendlich kann er Euch als Vampir nicht einmal gefährlich werden. Ihr könntet ihn sogar auf Distanz töten, indem ihr seine Seele aus seinem Körper reißt. Für mich eine der schönsten Vorstellungen. Leider gibt es keinen vergleichbaren Zauber in der Geistmagie, die man auf Lebende anwenden könnte.


    Was hochinteressant wäre, jedenfalls für unsere Arbeit, zur Verteidigung oder zum aktiven Angriff auf eine Person. Für einen effektiven Kampf benötigen wir ergänzende Maßnahmen, entweder einen Dolch, oder einen Kollegen der den Streich ausführt. Andernfalls muss man geschickt genug sein, einer Person Dinge ins Hirn zu pflanzen, die sie ausschalten. Panik oder Wohlbefinden, kann beides tödlich enden. Suggeriert man einer Person von einem Haus, einer Klippe oder ähnlichem zu springen, sich in ein Schwert oder Messer zu werfen mit absolutem Wohlbefinden, ist sie ebenso tot wie nach Eurem Angriff. Aber das Ziel Eures Angriffs ist direkter Natur. Ihr greift den Feind an und ihr schaltet ihn aus.


    Diese Möglichkeit haben wir als Geistmagier nicht. Wir können Personen auf dieser Art nicht bewusst schaden. Wir können sie nur dahingehend beeinflussen, sich selbst zu schädigen.


    Nun besser als nichts und die Schmiede müssen auch von etwas leben. Auf der anderen Seite führt mir meine Magie stets vor Augen, weshalb sie als unzulänglich oder wertlos in unserer Familie gilt. Kein Hohenfelde zog je einen tatsächlichen Nutzen aus der Geistmagie, aus der Nekromantie hingegen schon. Jedenfalls wird es familienintern so dargestellt.


    Ein von Eibenberg würde die Sache natürlich völlig anders sehen. Beeinflussung, mentale Manipulation darauf beruht ihre Macht und auch ihr Reichtum. Sie haben gelernt die Geistmagie ein tatsächliche, nützliche Bahnen zu lenken und sie passend zu gebrauchen.


    Folglich weiß man selten, wenn man als Außenstehender mit einen von ihnen spricht, ob die Gefühle die man während des Gesprächs empfindet echt sind, oder ob sie einem suggeriert werden. Bis auf sehr seltene Ausnahmen ist es niemals vorgekommen, dass ein Kunde unzufrieden gewesen wäre.


    Ein von Eibenberg ist zu Kunden stets freundlich, zuvorkommend, ehrlich, hilfsbereit und hat den Charme eines besten Freundes, der es absolut gut und aufrichtig mit einem meint. Sie nutzen eine mentale Volltarnung durch ihre Befähigung zur Geistmagie.


    Auf diese Art erhalten sie fast immer, was sie möchten. Sie schaden ihren Kunden nicht, aber sie sehen sie als einen Teil ihres Kapitals. Als eine gut zu behütende Herde, um die man sich kümmern muss, damit die Erträge stimmen, wenn sie gemolken werden. Ich vermute dass kein Kunde und kein einziger Purie jemals einen von Eibenberg ohne mentale und einstudierte Maske erlebt hat. Letzteres sicher nicht einmal wir. Bei Ihnen ist ein Lächeln immer noch die eleganteste Art, seinem Gegner die Zähne zu zeigen.


    Ein weiterer Zweig unserer Familie, die von Wigbergs nutzen die Geistmagie um an jede erdenkliche Information zu kommen. Es sind Sammler, Kollektoren die gelernt haben sich heimlich, still und leise genau wie ein von Eibenberg in die Gedanken von anderen zu schleichen ohne dass man den Fremdzugriff spürt oder bemerkt.


    Jedenfalls nicht als normale Person. Sie schleichen sich ein, nehmen in einer dunklen Ecke des Verstandes Platz und lesen jede noch so kleine Information aus. Ein Gedanke in irgendeine Richtung – ein von Wigberg wird sich fragen, weshalb genau in diese Richtung gedacht wurde und er wird dem Gedanken folgen wie ein Bluthund einer Fährte.


    So heimlich wie er kam, so heimlich wird er auch wieder gehen. Und sollte es jemals für die Familie oder Sippe von Nöten sein, dann wird er der „Bedrohung“ die passenden Informationen präsentieren, von der die Person glaube dass niemand darüber verfügen kann. Und sie sammeln nicht nur direkt, indem sie Gedanken sammeln, sie ernten auch umstehende Verwandte, Bekannte, Freunde, Diener nach Gedanken ab. Jedes noch so kleine Gedankenfitzelchen ist ein Puzzleteil in einem gewaltigen Gesamtbild. Und genau dies machen sie sich. Ebenfalls eine äußerst praktische Anwendung der Geistmagie.


    Beeinflussung und Informationssammlung, dafür ist die Geistmagie prädestiniert.
    Entsprechend meiner Sippenangehörigen von Eibenberg und von Wigberg habe ich mich durch deren Vorbild leiten lassen, anstatt durch das Beispiel meiner eigenen Familie.


    Für den offenen Kampf hingegen taugt die Geistmagie nichts. In dem Fall müsste man sie schon mit der Kampfkunst verbinden, so wie es der Orden der Himmelsaugen zu tun pflegt als Kampfmagier.


    Welche anderen Magieausrichtungen und Strömungen gibt es in Souvagne, die ansonsten unbekannt sind?


    Gibt es weitere, bestimmte Orden von denen ich wissen sollte, neben den Himmelsaugen, die Geistmagie anwenden und den Bluthexern die Bluthexerei anwenden?


    Ein Verwandter Souvagnischer Seite von mir ist ein Pyromant, also ein Feuermagier. Eigentlich hatte ich vor mit ihm selbst darüber zu sprechen, oder mit seinem ältesten Sohn. Bis jetzt bin ich leider noch nicht dazu gekommen. Aber mich würde interessieren, ob es weitere Magie-Vereinigungen in Form von Orden oder anderen Zusammenkünften gibt, die eventuell nach der Ausrichtung der Magie unterteilt sind. Pyros genießen genau wie Nekromanten einen ziemlich eigenwilligen Ruf, so wie man Nekros nachsagt durchweg morbide veranlagt zu sein, sind Pyros angeblich cholerisch. Gut ginge es danach, wäre mein Bruder wohl der beste Pyromant aller Zeiten, hätte er die Fähigkeit dazu.


    Wie verhält es sich mit Euch Marquis?
    Habt Ihr ebenfalls Geschwister und sind diese Magie begabt?


    Welche Form der Magie wird an der Akademie Flamme des Wissens gelehrt? Und wird dort noch Lehrpersonal gesucht? Denn wo wir gerade von Verwandten und meinem Bruder sprechen, wäre dies vielleicht eine Möglichkeit für ihn, sein Können ohne die Nutzung seiner Fähigkeiten anzuwenden.


    Dies würde ihn eventuell bei seiner Genesung unterstützen. Zur Zeit scheint er in seinem momentanen Zustand gefangen zu sein, oder besser gesagt hat sich damit abgefunden. Er wartet einfach ab, worauf er genau wartet, kann ich Euch leider nicht mitteilen. Allerdings war er stets für mich da und stand mir bei, soweit es in seiner Macht lag.


    Er hat nie meine Hilfe benötigt, oder vielleicht habe ich dies auch einfach nur angenommen, da er der Stärkere von uns beiden war – der Kämpfer, wenn Ihr so wollt. Ihn in einem derartigen schwachen Zustand zu sehen, schmerzt mich extrem und führt mir vor Augen, was er mir tatsächlich bedeutet.


    Leider kommen einem solche Erkenntnisse meist dann, wenn man kurz davor steht, eine Person zu verlieren. Erst dann wird man sich gewahr, was man wirklich für sie empfindet, wie man selbst mit ihr umgegangen ist und was man hätte besser machen können.


    Ich war oft unfair und undankbar meinem Bruder gegenüber. Nicht bewusst um ihm zu schaden, sondern aus der Angst heraus, dass er sich genau wie alle anderen doch irgendwann gegen mich wenden könnte. Aber das tat er nie, bis zum heutigen Tage nicht und aus dem Grund ist es meine Pflicht die Verantwortung umzudrehen. Er ist zur Zeit schwach und benötigt Schutz wie auch Hilfe und er soll sie von mir bekommen. Und nichts hilft dabei besser, als eine Tätigkeit die man liebt.


    Falls ein Lehramt für Ansgar nicht in Betracht kommt, wäre es eventuell möglich, dass er bei Euch im Orden einen Posten besetzen kann? Er ist ein äußerst fähiger Nekromant, vielleicht könnte er umschulen und Eure Form der Magie erlernen. Ich vermute, dass er sich von den Wegen der Nekromantie zurückgezogen hat. Ich vermute er hat genug Leid und Tod gesehen wie auch erlebt, dass es mit dem letzten Kampf einfach sein erträgliches Maß überschritten hat.


    Ansgar war früher ein sehr aufbrausender Typ, aber nachdem er den Kampf mit Brandur so gerade überlebt hat und dermaßen krank ist, ist er regelrecht handzahm geworden. Sprich er ist umgänglich, dass war er früher auch, man durfte ihn nur nicht reißen. Gleichgültig seiner Art war er eines jedoch immer, absolut loyal, dass sollt Ihr wissen.


    Von daher würde es ihm sicher gut tun, eine Aufgabe zu haben, wo man ihn braucht. Jedenfalls sollte die Aufgabe den Anschein haben. Und es wäre schade um seine Fähigkeiten, auf die er stets stolz war. Vielleicht redet Ihr einmal mit ihm? Damit würdet Ihr mir einen großen Gefallen erweisen“, erklärte Dave freundlich.