Die ersten Befehle des neuen Palaisin

  • Massimo


    war erstaunt. Khawa hatte eine Idee. Und das was der Wilde sagte war sogar klug.


    "Deine Bemerkung ist gestattet und sogar gut. Wenn Nathan ein braver Mann war, wie konnte das aus ihm werden. Da bleibt nur eine Antwort. Jemand hat in benutzt. Nathan ist vielleicht schwachsinnig, aber er arbeitet für unsere Herrn. Ein Schwachsinniger hört genauso was die Herren sagen. Was sie planen und was vorgeht. Und er wird sich nichts dabei denken, das einen Freund zu erzählen der danach fragt.
    Nein er wäre nicht schuld. Er ist ein Kind das zu grauenvollen Dingen angestiftet wurde. Nathan ist nicht schuld, sondern der Anstifter. Wer das ist, hat er in die Welt gestöhnt Archibald. Er wird ihn auch auf den Geschmack gebracht haben was den hemmungslosen Sex angeht. Vorher war er schüchtern und ängstlich und jetzt besteigt Nathan einen in alle Öffentlichkeit.
    Ob wir wirklich alle töten sollen? Gute Frage Khawa. Keine Ahnung, ich bin überfragt. Wer Freund und Feind ist wechselt jede Minute. Woran sollen wir einen Freund noch erkennen? Wer gibt sich freiwillig mit solche Leute ab? Nur müssen die Begleiter dann auch wissen, wer die Mitreisenden sind. Der Arashi weisst das vielleicht nicht. Oder noch schlimmer. Die lassen den mitreisen und haben den als Proviant eingeplant. Wollen wir das so stehen lassen?
    Gestern hätte ich Robere noch begnadigt. Heute sagt mir Boldiszar, dass er Robere bereits Menschen gefressen hat. Wir machen es schlicht. Wir werden alle gefangen nehmen und unser Herr soll über ihre Leben entscheiden. Das ist zu verwirrend um das unterwegs auseinanderzudröseln. So bleibt jeder am Leben der leben soll. Bei den Todeskanidaten ist die Hinrichtung nur aufgeschoben. Ich denke so machen wir nichts falsch."


    Massimo boxte Boldiszar vor die Schulter.


    "Ein Fehler den er mit seinen Leben bezahlt hat Boldiszar. Mann oder Bruder keines von beiden ist leicht. Aber du bist drumrum gekommen ihn töten zu müssen. Einsacken wirst du ihn trotzdem. Und sorge dafür, dass er unterwegs keinen Ärger macht. Unser Herr entscheidet über sein Leben. Es ist besser so. Lasst uns weiterreiten."

  • Boldsizár grinste ein wenig sein einseitiges Grinsen bei der Information, seinen Bruder nicht töten zu müssen. Trotz allem war Massimo kein übler Kerl, auch wenn er manchmal eine selbst für Boldiszàrs Ohren derbe Wortwahl an den Tag legte und der war von seinen Männern einiges gewohnt. Er durfte den Palaisin nicht zurückknuffen, aber er war froh, dass dessen Zorn verraucht zu sein schien, ebenso wie dessen Schock, zwei herummachende Männer gesehen haben zu müssen. Das schien ihn mehr aufzuregen als der Umstand, dass Patrice aufgefressen worden war. Zumindest hatte er bei letzterer Information nicht im Strahl von seinem Pferd gekotzt.


    »Wir reiten weiter«, brüllte er Unitè B an. »Formation! Keiner entfernt sich aus der Gruppe, auch nicht zum Pissen! Bleibt wachsam.«


    Es reichte ihm, dass einer verschwunden war, auch wenn dieser sich vorsätzlich entfernt zu haben schien und nicht, wie sie zuerst geglaubt hatten, weggefangen worden war.


    »Roque, zu mir.« Das war der nach Patrices Tod jüngste Gardist, der fertig zu sein schien. Boldiszàr wollte sehen, ob er zurechtkam, oder ob ihm wer helfen musste bei dem Schock, dass ein Kamerad von einem anderen - ihrem Vorgesetzten - gefressen worden war.


    Der kleine Konvoi bewegte sich nach Norden, in Richtung der Gewitterfeste der Duponts beziehungsweise dem, was davon übrig war.

  • Monique starrte ihren Mann an und strich ihm beruhigend über den Rücken, als er sich übergeben musste. Wer wusste schon, was er noch alles gesehen hatte?


    „Geht es wieder Schatz? Nathan scheint sich völlig gewandelt zu haben. Von dem jungen, sympathischen, begabten Barden, zu einem menschenfressenden Wüstling. Möglicherweise steht er unter dem Einfluss von diesem Archibald. Wie Khawa schon aufführte, war Nathan ja stets eine liebe und dennoch recht hilflose Person. Archibald könnte dies schamlos ausgenutzt haben, um ihn für seine Zwecke zu manipulieren. Ebenso könnten sie dem Arashi erlaubt haben, sich ihrer Gruppe anzuschließen als Tarnung. Wie schon aufgeführt, weiß der Mann möglicherweise gar nicht, wen er da begleitet und in welcher Gefahr er schwebt.


    Ich finde die Vorstellung grausam, dass Patrice auf diese grausame, brutale Weise aus dem Leben gerissen wurde.


    Er folgte dem Mann den er liebte. Wusste er von dessen Umtrieben? Nun zuletzt natürlich schon, er hat die Befehle vernommen. Aber nahm er sie für bare Münze? Ich würde auch niemandem glauben, der mir erzählt, mein Massimo würde Menschen fressen. Danke Schatz, dass Du trotzdem zu mir halten würdest, wenn ich diese absonderliche Neigung hätte. Aber das wäre wohl die letzte Neigung die ich habe. Das ist einfach nur schrecklich. Patrice folgte Robere sicher aus Treue und Liebe. Eventuell dachte er sogar, dass dies alles nur ein Missverständnis wäre. Oder, falls er uns glaubte, dass Robere ihn vor seinen Kameraden beschützen würde. Er folgte seinem Herzen und seinem Freund, nur um den Tod zu finden. Sie werden ihn vermutlich bei lebendigem Leib zerrissen und verschlungen haben, während der Lich seine Seele austrank, wie einen alten guten Wein. Nichts als seine Gürkchen blieben von ihm übrig, an denen er so gerne nuckelte. Das ist so traurig. Sein Körper und seine Seele sind verloren und alles nur, weil er den falschen Mann liebte. Kann es ein grausameres Schicksal geben? Also mir geht das nahe.


    Und wir wissen ebenso wenig, ob vielleicht nicht auch Robere von Archibald verführt wurde. Ob er sie nicht alle auf den Pfad der Fleischeslust lockte, kulinarisch wie sexuell gesehen. Denn alles sammelt sich doch bei diesem Mann. Er scheint der Knotenpunkt dieser ganzen Verstrickungen zu sein. Der alte Lich wurde vielleicht nur versehentlich von Ciel aus seinem alten Heim vertrieben. Rastlos streift er nun umher, um sich an jenen zu rächen die ihm seine Wohnstätte nahmen. Ich verstehe nicht, warum man ihn nicht an Ort und Stelle erledigt hat. Hatte Parcival nicht so eine gute Idee? Hat er nicht irgendwas gesagt, dass er alle Magie bündelt und dann auf den Lich loslässt um diesen magisch zu zerschmettern?


    Ich möchte nicht unhöflich klingen Massimo, aber wann fängt Parcival damit an?
    Oder muss so etwas vorbereitet werden?


    Sie hätten den Lich vor Ort töten sollen, wenn Du mich fragst Schatz. Warum sind sie denn alle zuerst nach Hause gereist? Was war denn da los?


    So langsam blicke ich da nicht mehr durch, dass gestehe ich Dir offen Massimo. Die beiden anderen Lich müssen wir auch noch des Landes verweisen. Vielleicht sollten wir solche Unpersonen erst gar nicht ins Land lassen. Was meinst Du Schatz? Prince Ciel hat Recht, sollten sie über die gleiche Macht gebieten, wie dieser menschenfressende Lich, dann haben wir ein Problem, falls sie sich verbünden.


    Die andere beiden sind in Irminabourg hast Du gesagt.
    Ich hoffe dort bleiben sie auch.


    Wisst Ihr, ich befürchte, die Gruppe der Beißer zu fangen, wird gar nicht so schwer. Aber ich befürchte sie so zu sichern, dass wir sie problemlos mitnehmen können, dass könnte ein Problem werden. Sie werden ganz gewiss nicht kooperieren. Dass kann ich mir nicht vorstellen, nachdem sie Patrice dermaßen brutal aus dem Leben und völlig aus der Existenz gerissen haben.


    Wie kann man sich überhaupt dagegen wehren, wenn einen dieser Lich ansaugt?
    Wie macht er das?
    Und woran erkennt man, dass er einen aussaugt?


    Ich meine auch so etwas müssen wir vor der Konfrontation doch geklärt haben. Stellt Euch vor, wir kämpfen ihn nieder und er saugt unbemerkt Boldi, Etienne und mich aus.


    Gibt es Warnzeichen?


    Ich finde Eure Entscheidung richtig alle zu verhaften und sie dem Duc zu übergeben. Seine Majestät ist die höchste Instanz in unserem Land. Seine Urteil soll über die Verbrecher richten. Wir wollen uns nicht selbst zu Verbrechern machen, falls wir einen Unschuldigen läutern“, erklärte Monique freundlich, während sie neben Massimo einherritt.

  • Massimo

    guckte seine Frau an. Alles was von Patrice übrig blieb war sein Gürkchen sagte seine Frau. So genau wollte das keiner wissen, lachte Massimo in Gedanken. Moni hatte eine spitze Zunge, Massimo versteckte sein Grinsen hinter seine Hand. Dann beschrieb seine Frau wie Patrice fertig gemacht wurde. Aufgesaugt und aufgegessen, total zerlegt und verputzt. Einem Gardisten ging es schon beschissen und Monis Bericht machte das nicht besser. Vermutlich bekam der gleich einen Heulkrampf und seine Frau schwatzte munter weiter, als wäre nichts passiert. Massimo musste aufpassen nicht zu lachen. Das war jetzt nicht angebracht. Die Sache war ernst, da durfte keiner lachen und er schon gar nicht. Völlig egal wie witzig seine Frau das erzählte. Das gehörte sich nicht. Moni erzählte wie schrecklich das war, dass Patrice für seine Liebe gestorben war. Das wusste keiner. Vielleicht war er einfach notgeil wie Nathan. Wenn er an den Barden dachte wurde ihm wieder komisch.
    Das seine Frau ihm beim reihern gestreichelt hatte, fand er witzig. Moni war schräg. Massimo liess sie schwatzen, dass war lustig. Sie fragte aber auch ein paar wichtige Sachen.

    „Woran du den Angriff vorher erkennst? Gar nicht Moni. Aber wenn es soweit ist, merkst du es sofort. Du wirst immer schwächer, weil dir der Lich dein Leben aussaugt. Wehren kannst du dich nicht. Du kannst seine Saugerei nicht aufhalten. Du bist keine Magierin und die meisten Magier können das auch nicht aufhalten. Das einzige was du versuchen kannst, ist ihn zu töten. Egal was ein Magier macht, oder wie der dich angreift, tötest du ihn ist der Zauber vorbei. Fast immer jedenfalls, ein gerufener Untoter bleibt nur ist der dann nicht mehr unter der Herrschaft des widerwärtigen Nekros. Saugt dich der Nekro aus, solltest du versuchen ihn so schnell wie möglich mit der Armbrust zu durchsieben. Hast du Glück legst du ihn um. Aber wer so alt ist, kennt viele Tricks Moni. Und die meisten Nekros schützen sich mit Zauber. Stell dir das wie eine Rüstung aus Magie vor. Bevor der dich angreift, schützt der sich erstmal selber. Der weiss, dass jeder um sein Leben kämpft. Aber eine Chance hat man gegen einen Lich kaum. So ehrlich muss ich zu dir sein. Und du hast nicht viel Zeit. Jules hat es als magisches Verbluten beschrieben. Die Beschreibung passt sehr gut. Stell dir vor, jemand schneidet deine Hauptschlagader durch und du drückst deine Hand drauf und willst ihn dafür erschiessen. Viel Zeit hast du nicht. Denn du wirst immer schwächer. Der Lich muss nur warten Moni. Gut geschützt hinter seinem Schutzzauber wartet er bis seine Feinde alt und gebrechlich werden und sterben. Nutzt der das nur als Angriff hat der gleich nebenbei noch Leben gezogen. Keine Ahnung warum die Naridier da so blind sind. Oder die Familie von Ansgar und Dave. Sie besteht fast nur aus abscheulichen Nekromanten.
    Vor lange Zeit traf ich Dave in eine Taverne mit Komavan und Nal. Ich wollte ihm helfen, aber er wollte keine Hilfe. Er sagte es wäre zu spät. Es ist nie zu spät wie er ja jetzt selber gesehen hat. Aber ich verstand war er das gedacht hat. Jetzt sehen sie selber, was ein wild gewordener Nekro anrichtet. Keiner von denen kennt Loyalität Moni. Ein Nekro ist ein durchgeknallter Magier. Anders kann ich es dir nicht erklären. Er verdreht die Form von Leben und Tod. Er benutzt die Toten als Waffe. Er bestiehlt ehrliche unschuldige Leute und raubt sie aus. Das sind magische Rakshaner. Sie rauben und morden weil sie ihren Arsch für Arbeit nicht bewegen wollen. Sie helfen niemand. Wer das glaubt ist verrückt. Ein Nekro denkt nur an sich. Immer egal was der behauptet. Denk immer daran Moni. Egal was passiert, oder was dir wer erzählt. Ist das ein Nekro ist das ein Feind. Im Notfall wird er dich umbringen um zu überleben. Das ist immer so.
    Jeder Nekro aus Daves Familie hat das getan. Warum waren die so überrascht, dass Dunnpfiff Dunwolf anders ist? Dem ging doch nur die Düse, weil die anderen beiden Idioten die der als Hiwis benutzt hat draufgegangen sind. Und was haben die beiden anderen erwartet? Dass der Nekro sein Wort hält? Moni die wussten genau wie die anderen Verräter, was die getan haben. Eine Ewigkeit lebten die gut von ihrem Verrat und Betrug an die eigene Familie. Und dann hat der Nekro sie abgeschlachtet. Das waren betrogene Betrüger. Die haben die Quittung bekommen die die verdient haben. Ich kann nichts für die empfinden oder für die anderen Verräter.
    Aber Khawas Fragen sind berechtigt. Und wie du sagst, lassen wir den Duc entscheiden. Haben wir wen geläutert und der war unschuldig, bekommen wir den nicht wieder lebendig. Haben wir einen Schuldigen noch nicht geläutert ist das kein Problem, wir können ihm jederzeit die Rübe runterschlagen. Das geht schnell.
    Das einzige was wir wegen den Nekro machen können ist gegenseitig aufpassen. Sobald er einen von uns in den Fängen hat, müssen wir anderen ihn mit allem eindecken was wir haben. Beten wir zu Ainuwar dass uns das gelingt. Wir haben leider keinen Geistmagier mit vergleichbare Macht der den Nekro aufhalten könnte. Aber das spielt keine Rolle. Der ist zwar ein Lich, aber er ist ein Sterblicher. Und sterben wird er Moni.
    Ich glaub ich hab Komavan in Ehveros vergessen. Erinnere mich dran, dass ich ihm eine Botschaft schicke. Ich glaube so langsam hasst er mich. Der denkt ich mach das absichtlich.“

  • Massimo sollte Recht behalten. Dem jungen Gardisten Roque bebten die Lippen und jede Sekunde würde er den Kampf gegen den aufsteigenden Nervenzusammenbruch verlieren. Boldiszàr leistete erste Hilfe, indem er ihm eine Rauchstange drehte und zwischen die bebenden Lippen klemmte.


    »Ich bin Nichtraucher«, wandte Roque mit brüchiger Stimme ein. Beim Reden wippte die Rauchstange in seinem Mund.


    »Mimimi. Das ist Medizin. Tief einatmen«, befahl Boldiszàr und entzündete ihm die Kippe. Roque gehorchte und wurde von einem heftigen Hustenanfall durchgeschüttelt. Das machte nichts, das lenkte ihn ab. »Lorenzo, er ist dein Küken. Kümmer dich.«


    Boldiszàr ließ den mit den Resten seiner Beherrschung kämpfenden Burschen hinter sich und trabte an die Spitze. Er war wütend. Er hatte gesehen, dass Massimo sich das Lachen verkneifen musste, als sie über das Schicksal von Patrice sprachen.

  • Massimo

    konnte es nicht fassen, was mit dem jüngsten Gardisten los war. Warum flennte der? Gut seine Frau hatte das ein bisschen frech beschrieben und hatte nur einen blöden Witz gemacht. Von Patrice war bestimmt gar nichts mehr übrig. Nicht mal sein Gürkchen. Sowas frassen Perverse bestimmt als erstes auf. Immerhin war das ja leicht zu fressen. Im Gürkchen war ja kein Knorpel oder Knochen drin genau wie in einer Zunge dachte Massimo und kratzte sich den Bart um sein Grinsen zu verstecken. Moni hatte ihn mit dem Unsinn angesteckt. Jetzt konnte er nicht mehr aufhören. Zum Glück schwatzte er nur in Gedanken so eine Scheisse ohne das wer das mitbekam.
    Boldi guckte ihn an, als hätte er das Gürkchen fressen müssen. Scheinbar konnte der Kerl Gedanken lesen. Massimo tastete ihn mit Magie ab. Nein konnte der nicht. Zum Glück, dass wäre ganz schön peinlich geworden bei den Bildern, die er im Kopf hatte von einem Teller voller Penisse die die Menschenfresser frassen. Und warum war das so? Wegen dem tollwütigen Nathan. Der hatte damit angefangen und ihn total durcheinander gebracht. Und das hatte Moni durcheinander gebracht und die wieder ihn.
    Die Lage war ernst und bedrohlich. Vielleicht sogar tödlich und sie machten hier ihre Witze. Manchmal war das die einzige Art wie sowas zu überstehen war. Aber nicht hier, wenn sich so ein widerwärtiger Lich näherte, der eine ganze Familie auf dem Gewissen hatte. Massimo schaute Boldi ernst an, als Zeichen dass er den Rüffel verstanden hatte.
    Massimo spürte noch einmal nach der Gruppe ohne einen von denen auszulesen. Die waren sicher alle wach und munter. Vampire waren nachts unterwegs, tagsüber schliefen die Biester. Sie waren unterwegs. Mehr musste er nicht wissen.

    „Zurück zum ernst der Sache. Die Gruppe ist auf dem Weg hierher, sie rücken an.“

    Warnte Massimo seine Truppe vor.

  • Langsam aber stetig bewegte sich die berittene Truppe in Richtung Gewitterfeste. Genau aus dieser Richtung wehte der erste kühle Wind, der den nahenden Herbst ankündigte, auch wenn die Blätter auf den Bäumen noch in vollem Saft standen. Das gelbe Gras, ein Relikt des extrem heißen Sommers, war matschig, da es geregnet hatte.


    Boldiszàr nickte Massimo kaum merklich zu. Wenn sie nun stritten, würde das Patrice nicht wieder lebendig machen, das Verbrechen an ihm nicht ungeschehen, aber es würde dafür sorgen, dass ihre Truppe geschwächt wurde und im schlimmsten Fall noch weitere von ihnen starben. Massimo war einfach verschroben und hatte einen dämlichen Humor, kaum besser als der von Khawa, den er so sehr hasste.


    Boldiszàr beruhigte seine Nerven, indem er beim Reiten eine Kippe nach der anderen qualmte. Dabei fiel ihm ein, dass er de Mancini noch nie hatte rauchen sehen. Am Ende war der Nichtraucher und Boldiszàr quälte ihn mit seinem penetranten Rauchkrautgestank, den er aus allen Poren verströmte. Einen Kettenraucher roch man schon von weitem, egal, wie sehr der sich wusch und wie oft er sich die Zähne putzte. Er würde Silvano fragen, ob es ihn störte. Im nächsten Moment fragte er sich, ob das irgendetwas ändern würde, denn Rauchen war sein Ersatz für so ziemlich alles, mehr noch das Verschenken von Rauchstangen. Es ersetzte das Lächeln, dass er mit seinem schiefen Gesicht nicht mehr zustandebrachte, hieß 'Ich mag dich', 'Ich freu mich, dich zu sehen' oder, wie die Rauchstange für Roque, 'He, Mann, ich versteh dich. Ich bin bei dir.' Es konnte noch viele andere Dinge bedeuten, die ein Boldiszàr nicht aussprach, war die Narrenkarte, die im Spiel jede andere Karte ersetzte. Rauchstangen zu verschenken und gemeinsam zu qualmen war die Sprache, die er mit Robere entwickelt hatte, der genau so seine Probleme damit hatte, freundlich zu sein. So hatten sie einander dennoch sagen können, was sie gerade fühlten. Würde er aufhören mit Rauchen wüsste nicht, was er stattdessen tun sollte, um sich mitzuteilen.


    Aber vielleicht machte er sich seine Gedanken ganz unnötig. Zwischen ihm und Silvano war es anders. Wenn er es sich recht überlegte war Silvano der erste Mensch, mit dem er je wirklich freundlich gesprochen hatte. Als ihm das auffiel, war es Boldiszàr peinlich. Aber das war egal. Sie waren gerade dabei, eine neue Sprache zu entwickeln.


    Er rieb die angefangene Rauchstange an seinem Stiefel, so dass das glimmende Stück abbrach und steckte den Rest wieder in seine Pfeifenkrauttasche.

  • Massimo

    kam mit seine Gruppe bei der Gewitterfestung an. Sie bezogen Stellung und warteten auf die Feinde. In der Zeit passierte ziemlich viel. Parcival und einige andere waren angerückt. Prinz Ciel und einige von seine Leute waren auch an der Festung. Sogar der Duc persönlich war kurz bei ihnen. Und auch ein Adliger von der Marine. Sie warteten weiter auf den Feind. Zuerst zog ein alter Nekromant auf und bedrohte sie. Massimo wusste zu wem der abscheuliche Nekromant gehörte, zu den Hohenfelde. Prinz Ciel konnte ihn aber beruhigen und der Alte zog ab. Aber Bellamy wurde dabei verletzt. Nur durch Boldiszar überlebte der alte Palaisin. Er wurde schnell zurück zum Palast gebracht um ihn zu heilen.
    Dann verlor Parcival den Verstand. Er griff auf einmal Prinz Ciel an, wo sie miteinander redeten. Dave und der Duc retteten den Prinz. Sein Herr köpfte Parcival. Der alte Magier hatte gewagt, den Prinz zu bedrohen und hatte ihn angegriffen. Die Strafe konnte nur seine Hinrichtung sein. Das war unglaublich, was sich Parcival gewagt hatte. Massimo war stinksauer. Der Alte musste verrückt geworden sein. Ein guter Hieb war das gewesen. Ein Streich und der alte Magier war Geschichte.
    Leider sah der Prinz das anders. Er benahm sich nicht gerade wie ein Prinz, der gerade gerettet wurde. Aber Massimo schwieg dazu. Das war nicht seine Aufgabe, sondern die von seinem Vater. Die Warterei nervte sie alle und die Feinde wussten das auszunutzen. Wenn sie sich alle gegenseitig an die Kehle gingen, hatten die Menschenfresser nicht mehr viel zu tun. Sie konnten die Reste zusammenkehren. Und so warteten sie weiter. Nach einer Zeit kam Bellamy zurück und er sah viel besser aus. Jeder hatte gesehen, zu was Nekromantie fähig war. Niemand durfte in Frage stellen, dass das verboten werden musste. Massimo blieb nahe bei seine Frau und seine Einheit. Die Feinde hatten sich in eine Jagdhütte einquartiert. Es wurde langsam Zeit.
    Und sie warteten weiter. Allein dafür wollte er den Vampir schon erschlagen. Was die anderen sonst sagten war ihm gleich. Aber dieser Vampir würde leiden, dass schwor er sich. Das machte das Miststück doch absichtlich. Massimo schaute Moni an, die genauso müde und fertig aussah, wie sie alle. Er ging zu ihr rüber und nahm sie in den Arm.

    „Es wird Zeit die Feinde zu stellen Moni. Sie haben sich in eine Jagdhütte zurückgezogen nicht weit von hier. Mit den Pferden werden wir nicht hinreiten, damit machen wir nur unnötig auf uns aufmerksam. Wir gehen jetzt. Nimm Foudre mit und reite nach Hause Moni. Er ist ein gutes Pferd und er wird dich beschützen. Denk dran, was ich dir über die Armbrust beigebracht habe und über den Dolch. Es ist nicht viel, hilft aber. Keiner von uns kann sagen wie der Kampf ausgeht. Du hast gesehen wozu ein Nekromant fähig ist bei Bellamy dem alten Palaisin. Der widerwärtige Nekromant in der Hütte ist hundermal schlimmer.
    Ich bin nicht der beste Ehemann Moni, dass geb ich zu. Dafür hab ich zu wenig Erfahrung. Aber ich hab mich für dich bemüht, mehr kann ich dir nicht geben Moni. Ich kann kein anderer sein, nur der der ich bin. Mich so gut es geht bemühen, ist alles was ich konnte. Ich hab es gern getan, da ich dich mag. Ob es gereicht hat, keine Ahnung. Dass musst du entscheiden. Mir ist gleich was Khawa gesagt hat oder die anderen sagen Moni, genauso was die von uns halten. Ich mag dich sehr, auch wenn ich dir das nicht zeigen kann. Nimm Foudre und bring dich und unser Kind in Sicherheit. Wünsch uns Glück und Erfolg.“

    Massimo küsste seine Frau zum Abschied und gab ihr die Zügel von Foudre.
    Der Palaisin zog sein Schwert. Er gab das Zeichen zum Sammeln. Als seine Truppe versammelt war, sprach er zu ihnen.

    „Die Menschenfresser sind in der Hütte. Unser Befehl vom Duc ist klar. Der Lich und der Vampir müssen sterben. Der Rest wird gefangen genommen. Wir nähern uns der Hütte versteckt zu Fuss. Auf Pferden hören und sehen die uns kommen. Verteilt euch weit, so dass keiner von ihnen an uns vorbeischlüpfen kann. Jules und Khawa ihr beide kommt mit mir, wir werden die Tür eintreten und in die Hütte stürmen. Sobald wir drin sind rücken die anderen nach. Ist es möglich, gebt uns durch die Fenster Feuerschutz. Und passt auf, dass keiner von den Scheissern entwischt. Notfalls schlagt die grün und blau, nur entkommen darf keiner.
    Mehr gibt es nicht zu sagen. Ich hoffe die Magie ist auf unsere Seite. Khawa du beherrscht Erdmagie, sieh zu dass du das irgendwie nützlich anwenden kannst gegen den Lich. Jules und ich werden ihn mit der Waffe und Magie angreifen. Der restliche Orden der Himmelsaugen soll uns beistehen. Da Parcival nicht mehr als Medium zu Verfügung steht, sollte Ansgar das machen. Also halt deine Gedanken offen Jules, damit du ihn um benachrichtigen kannst, wann er zuschlagen soll. Sag deinen Brüdern, dass sie ihre Kräfte bündeln sollen, damit sie bereit sind zuzuschlagen.
    Abrücken und Angriff.“

    Massimo zückte sein Schwert und schlich zur Hütte. Wer ihm entgegen kommen würde, würde die Waffe kennenlernen. Entweder mit der flachen Seite vor den Schädel oder mit der Schneide. Das würde sich zeigen.

  • Monique hörte ihrem Mann aufmerksam zu und umarmte ihn ebenfalls.


    Mehr als sich nach besten Wissen und Gewissen bemühen kann sich niemand Massimo. Du bist kein schlechter Ehemann, Du bist nur manchmal etwas grob. Warum hast Du mir erklärt, Du bist nur den Umgang mit Deinen Kameraden gewöhnt. Wie lange kennen wir uns? Wie lange bist Du kämpfend unterwegs gewesen? Du musst Dich umgewöhnen Massimo, das ist alles. Sobald Du nach Hause zurückkehrst, packen wir das gemeinsam an, Du musst Dir dann allerdings auch mal etwas sagen lassen Schatz. Und Du wirst nach Hause zurückkehren, ich weiß es. Ihr werdet diesen Lich aufhalten und vernichten, so wie Du jeden Feind aufgehalten hast Schatz. Du bist ein guter Ehemann und ich bin stolz auf Dich. Du hast mir immer beigestanden, Du hast mich stets beschützt und wir hatten auch oft genug unseren Spaß, auf die eine oder andere Art. Denk an Ehveros oder die Hochzeit am Hofe.


    Ich werde mit Foudre nach Hause reiten, so wie Du sagst. Danke für den Hengst, ich weiß was er Dir bedeutet und was er kann, hat er schon bewiesen. Er ist wirklich ein gutes Tier, da stimme ich Dir zu. Schatz, Du musst gesund nach Hause zurückkommen, Du hast mir eine Katze und ein kleines Sommerhaus für uns versprochen. Außerdem musst Du Dich um Dein Kind kümmern. Du bist der Palaisin des Duc, der höchste und letzte Streiter für Souvagne. Du musst diesen Lich für uns alle erschlagen. Ich hab Dich auch lieb Massimo, meine besten Wünsche begleiten Dich. Töte ihn in meinen Namen“, flüsterte Moni und küsste ihren Mann liebevoll zurück ehe sie ihn freigab.


    Sie schaute Massimo nach, als dieser zu seinen Leuten schritt, dann schwang sie sich auf Foudre und ritt Richtung Heimat davon. Die Festung der Cantillions war nicht weit entfernt und Foudre kannte den Weg.