• Heimkehr


    Anwolf war wider Willen zum Träger von Dunwolf geworden. Wie es sich anfühlte, völlig fremd gesteuert zu werden und in seinem eigenen Körper nur noch Zuschauer zu sein, konnte er niemandem beschreiben. Zudem war er nicht nur der neue "Tempel" von Dunwolf gewesen, sondern der uralte Lich hatte sich auch stets an seiner Energie bedient.


    Die Macht die Anwolf in dieser uralten Kreatur die sich seiner bemächtigt hatte, seinerzeit fühlte war enorm gewesen. Sie war mit nichts zu vergleichen, was er sonst an Machtmanifestation kannte. Sie überstieg sogar jene Macht bei weitem über die Maghilia oder Osmund geboten.


    Der Umstand hatte Wolfi bis in die Grundfeste seiner Seele erschüttert. Er war der Wesenheit völlig ausgeliefert gewesen, ohne dass ihm irgendjemand hatte helfen können. Niemand gebot über genügend Macht um ihn von diesem mentalen Parasiten zu befreien.


    Dennoch war er frei gekommen und er konnte sein Glück kaum fassen. Nun waren auch die letzten körperlichen Beschwerden abgeklungen, jedenfalls soweit, dass sie ihn nicht mehr einschränkten. Wolfi machte sich auf den Heimweg nach Irminabourg.


    Aber ein winziger Teil von ihm, hatte Gefallen an dieser Macht gefunden. Dieser Teil sehnte sich danach erneut über diese Macht zu gebieten, sie zu formen, sie seinem Willen zu unterwerfen. Natürlich all dies, ohne den Preis des Parasiten. Und dieser Wunsch ängstigte Wolfi mehr als er zugeben wollte.


    Vermutlich war es das alte Blut dann in ihm sang, denn zeitgleich wünschte er sich, seine Magie eine völlig andere Richtung zu geben. Er wollte gerne einen Wandel vollziehen und seine Fähigkeiten für etwas Positives einsetzen, als für einen reißenden Mahlstrom der Nekromantie.


    Wolfi schaute in seine Geldkatze, aber viel Geld war nicht übrig. Nun als er entführt worden war, hatte er vor der Tür gesessen und sich sein Feierabendbier gegönnt, nach einem langen Tag über den Büchern in der Fantome-Feste. Das er entführt werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Und für den Fall hätte er auch keine prall gefüllte Geldkatze eingesteckt, sondern eine Waffe.


    Von Beaufort bis nach Irminabourg war es ein ganzes Stück zu reisen. Wolfi überlegte ob er sich im Palast ein Pferd leihen konnte, oder ob es eine andere Möglichkeit gab. Andernfalls musste er auf Schusters Rappen bis nach Irminabourg reisen. Keine angenehme Aussicht, denn er fühlte sich immer noch schwach wie ein neugeborenes Kätzchen.


    Anwolf begab sich in Richtung der Ställe und hoffte dort auf einen passenden Ansprechpartner zu treffen. Falls dies nichts nutzte, wollte er nachfragen ob sein Onkel am Hof zugegen war, oder ob er erwartet wurde. Selbstverständlich hätte er auch Dave mental rufen können, aber irgendwie fürchtete sich Wolfi, dass er damit den Lich anlocken würde.


    Müde band er sich seine struppigen Haare zusammen und strich sich über sein stoppeliges Kinn.