Kapitel 7 - Als Jaques das Lachen verging

  • Wo kein Keller ist - Die Rettung des Leibdieners



    Ciel Felicien de Souvagne
    „Ah, Julien, von dir haben wir gerade gesprochen. Es soll sogar ein Lied geben in deinem Namen. Schön, dass wir uns zufällig treffen.“ Ciel spähte noch einmal in die Runde, ob Francois und Ferrau gerade nicht in der Nähe waren, dann legte er einen Arm um Julien und schenkte ihm einen recht gierigen Kuss zur Begrüßung. „Wenn ihr uns entschuldigen würdet“, verabschiedete er sich schmunzelnd von Davet und seinen Freunden.


    Julien:
    Julien grinste breit zurück und erwiderte die innige Begrüßung nur zu gerne. "Ja den Song kenne ich, da mich meine Brüder seit gefühlten 500 Jahren damit aufziehen. Sag mal eine Frage nebenbei, dieser dicke Diener, war das nicht der Leibdiener Deiner Schwester Verrill? Jaques und James haben sich einen Spaß daraus gemacht, ihn im Weinkeller einzuschließen. Ich wollte es nur erwähnt haben. Die beiden haben manchmal einen absonderlichen Humor, nicht dass wir eins auf den Deckel dafür bekommen. Vater weiß nichts davon und ich dachte ich sage es lieber Dir anstatt der Braut oder dem Bräutigam, die beiden haben schließlich Wichtigeres zu tun als einen Leibdiener zu suchen. Aber irgendwie haben es Jaques und James immer auf die Leibdiener abgesehen. Warum frag mich nicht, ist irgendwie so ein Witz zwischen den beiden. Wobei nicht mehr lange sollte Vater das spitz bekommen oder Delmar, dann wird es für alle anderen witzig, aber nicht mehr für Jacki und James. Wohin wollen wir?", fragte Julien und verabschiedete sich mit kurzem Fingerzeig von Davet und seinen Leuten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    „Den Leibdiener eingesperrt?“, keuchte Ciel fassungslos und machte im Gehen einen Schritt, der völlig außer der Reihe des Taktes tanzte. „Den Leibdiener eingesperrt!“, wiederholte er. „Wo ist meiner überhaupt? Hoffentlich bei Francois, wenn der auch irgendwo weggesperrt wurde, dann gibt es aber Ärger. Was auch immer die beiden für ein Problem mit diesen Menschen haben, Leibdiener sind ein Heiligtum, ein Quasi-Götze, für viele unseres Standes wichtiger als jeder andere Mensch in seinem Leben und oft genug der einzige wirklich Vertraute.“ Da er nicht wusste, wer hier zuständig war, sprach er einen der schwarz gerüsteten Pretorianos an und erklärte ihm den Sachverhalt. Der Mann war zwar nicht angehalten, von Prince Ciel Befehle entgegenzunehmen, aber wenn es um den Leibdiener der Braut des Duca ging, der Ducachessa, kam Bewegung in die Truppe. Der Pretorioano wechselte ein paar Worte mit seinen Kameraden und eilte dann mit einem zweiten persönlich los, um nach Gaston zu schauen. Ciel war beruhigt und tätschelte Julien, als ob dieser es gewesen wäre, der sich solche Sorgen gemacht hätte. „Wir suchen uns eine schöne lauschige Sitzecke. Ich habe einen Raum entdeckt, in dem es Wasserpfeifen gibt. Das sollten wir ausprobieren. Hoffentlich werden wir nicht wieder unterbrochen.“ Gut gelaunt bot er Julien seinen Arm an. In dem Moment fiel ihm etwas ein. "Im Wein...Keller? Wir sind in Monleone! Hier gibt es keine Keller!"


    Julien:
    "Normalerweise ist das wie gesagt nur ein Witz, sowas wie Seemannsgarn. Man erzählt einem der Diener eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte und wenn er sie glaubt, geht er ihnen in die Falle und ist eingesperrt. Und sie lachen sich drüber kaputt und lassen ihn nach einigen Stunden wieder frei. Vermutlich testen sie so, wie weit sie lügen können oder überzeugen. Ich glaube Deinen Ferrau hatte Jaques auch einmal vernutzt wie die beiden immer sagen. Ich weiß es nicht genau, ich meine jedenfalls. Die zwei haben jedenfalls den gleichen blöden wie auch schrägen Humor. Musst Du nichts drum geben. Wie hier gibts keine Keller? Stimmt es ist alles Wasser unter uns... oh oh", stöhnte Julien und legte Ciel liebevoll einen Arm um die Hüfte. "Ich hoffe Gaston kann lange die Luft anhalten".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Die Luft dürfte weniger das Problem sein, eher die Temperaturen! Komm, rasch." Ciel zog Julien mit sich und stapfte zu Verrill, die von einem sehr besorgt dreinblickenden Tazio bewacht wurde. Der Duca schaute sich um, so als ob er auf jemanden wartete. "Verrill, auf ein Wort, es ist dringend", bat Ciel, ohne Julien loszulassen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill erhob sich aus dem Sessel, reichte Tazio das Glas und zog Ciel ein Stück beiseite. "Worum geht es? Ist irgendwas geschehen?", fragte sie nervös und schaute ihren Bruder ernst an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Dein Gaston wurde in einem angeblichen Weinkeller ... eingesperrt. Du weißt, dass wir uns bereits in der untersten Etage befinden und unter uns nichts als kalte Fluten liegen. Zwei der Gardisten schauen nach ihm, aber wir sollten sehen, ob wir die Suche nicht beschleunigen können, es geht womöglich um Minuten. Du hast eine Weile hier gewohnt, hast du eine Ahnung, ob es hier Falltüren oder dergleichen gibt, die man mit einem Kellereingang verwechseln könnte?"


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill dachte angestrengt nach. "Ja... ja! Das ist wo man die Abfälle ins Meer entsorgt, eine Bodenklappe. Man könnte meinen dort geht es in einen Keller. Man könnte auch ein kleines Boot drunter parken, wenn man dort einsteigen wollte, also reinhopsen, Du meinst doch nicht dass er dort hineingefallen ist? Oder gar gesperrt wurde?!?", keuchte Verrill.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ich hoffe nicht!" Ciel rieb sich das Gesicht. "Bitte zeig mir diese Luke!" Er schaute sich nach seinem Leibwächter um. "Bellamy! Deine Muskeln werden gebraucht!"


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Verrill nickte Tazio kurz zu, dass sie gleich wieder da wäre, dann schritt sie voran und führte Ciel, Julien und Bellamy der sich ihnen angeschlossen hatte hinab in die Küche, dort wo man die Abfälle entsorgte. Hier gab es keine Abfälle die den Tieren im Meer schadeten, im Gegenteil so mancher Fisch freute sich über den Happen und es gab hier kein Ungeziefer. Aber Gaston wäre doch ein sehr großer und deftiger Happen. Verrill deutete auf die Falltür und Julien zog sie mit einem Ächzen auf. Darunter an einen Felsvorsprung geklammert war der blasse Gaston zu finden, dessen Lippen schon ganz blau waren. Erleichtert schaute er nach oben, wagte aber nicht eine Hand auszustrecken. Bellamy schob Julien kurzerhand beiseite, ließ die Falltüre ganz aufknallen und kletterte zu Gaston herab. Er packte den Leibdiener an der Kleidung und zerrte ihn zurück durch das Abfallloch, wo er in der Küche völlig entkräftet und unterkühlt zusammensank.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel machte sich sofort daran, seine Hände auf Gaston zu legen und seinen Blutfluss wieder anzuregen. Gaston spürte, wie seine klammen Glieder langsam warm wurden, bis er sich fühlte, als läge er vor einem warmen Kamin. Ciel kontrollierte sein Herz, das war bei so schweren Menschen manchmal ein Problem, wenn es ihnen nicht gut ging, doch bei Gaston war dahingehend alles in Ordnung. "Julien, bitte sorge dafür, dass Gaston in ein warmes Bett gebracht wird und sich ein Heiler um ihn kümmert. Verrill, Bellamy und ich begleiten dich zu deinem Mann. Und danach besuchen Bellamy und ich Jaques und James."


    Julien:
    Jul musterte Ciel und Bellamy und schluckte, während er Gaston stützte und sich ganz vorsichtig mit ihm nach oben begab. "Ich kümmere mich um ihn, Danke für die Rettung", sagte er leise. Gemeinsam mit dem zitternden Gaston verschwand er langsam nach oben. Verrill schaute ihm bekümmert hinterher und drückte Ciel dankbar.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Ich hatte schon etwas ganz anderes vermutet, aber das... jetzt tut es mir leid was ich gedacht und gesagt habe. Ich werde allein zurückgehen und meinem Mann sagen, dass ich Gaston gefunden habe. Die Sache hat sich geklärt, er soll sich nicht an seinem Ehrentag ärgern oder aufregen. Dankeschön Ciel, Du hast was gut bei mir, sehr gut sogar. Und Du ebenso Bellamy", sagte Verrill und drückte beide, ehe sie zurück nach oben ging.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy freute sich über das Lob und wartete ab, bis Verrill verschwunden war. Er schaute Ciel an und strich sich über den Nacken. "James und Jaques, was haben die beiden damit zu tun? Haben die zwei Gaston hinabgeworfen? Und wer sind die beiden?", hakte Bellamy nach und lockerte seine Muskeln.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte seine Schwester zurück, doch er war nicht bei der Sache. Er ließ sich zunächst von Bellamy zu den Beißern führen. „Jaques und James de Dusolier sind Kapitäne der Marine, wobei Jaques sich bereits an Ferrau vergriff und ihn fast umbrachte. Nun haben sie Gaston fast getötet, während meine Schwester ihn dringend benötigt hätte. Die Chevaliers Jaques und James de Dusolier sollen hierher kommen zum Vorsprechen. Frag dich durch, finde die zwei.“ Der Palast war groß und viele Räume ungenutz. So hatten die Beißer, wie zu erwarten, einen gemütlichen und kuschlig engen Raum für sich allein genommen. Tekuro hatte eine Wasserpfeife herangeschleppt mit mehreren Schläuchen, an denen sie qualmten und auch reichlich Essen organisiert. Anstatt es auf Teller zu portionieren, hatte er gleich ganze Schüsseln herangebracht. Ciel setzte sich neben Kazrar und ohne einen Kommentar griff er nach einem Schlauch.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy nickte knapp und machte sich sofort auf den Weg. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, dann kam er in Begleitung von zwei Männern zurück, die eindeutig Geschwister waren. Beide schauten so, als könnten sie kein Wässerchen trüben. "Hoheit, Jaques und James de Dusolier, so wie Ihr befohlen habt", sagte Bellamy und blieb hinter den beiden stehen.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques und auch James verneigten sich vor Ciel. "Eure Hoheit", erklärte Jaques, während James es scheinbar vorzog zu schweigen. Der Grund war klar, Jaques war sein älterer Bruder und er verließ sich darauf, dass er er die Sache klären würde. "Darf ich fragen, weshalb Ihr nach uns habt schicken lassen?", hakte Jaques freundlich nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nahm einen Zug aus der Wasserpfeife, während Tekuro die Sache so zu deuten begann, wie es beabsichtigt war. Ciel stieß den Rauch wieder aus. "Bellamy, schmeiße James aus dem Fenster ins Wasser. Danach reist du sofort nach Hause, James, ich will dich hier nicht mehr sehen. Dein Verhalten ist feige und eines Soldaten unwürdig, geschweige denn eines Kapitäns."


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques starrte Ciel wie vom Donner gerührt an und wollte seinen Bruder gerade hinter sich schieben, als ihm einfiel, dass genau dort Bellamy stand. "Was soll das? Welches Verhalten? Er war die ganze Zeit bei mir, er hat kein unwürdiges Verhalten gezeigt. Und Du behalt Deine Finger bei Dir", sagte Jaques dem schlagartig nicht mehr nach Lachen zumute war. James allerdings auch nicht.


    James de Dusolier
    James stellte sich seitlich so, dass er die Beißer auf der einen und Belly auf der anderen Seite hatte. "Der Befehl war eindeutig, aber vielleicht ist Euch nicht bewusst wie kalt das Wasser zu Zeit ist? Jaques sagt die Wahrheit wir waren zusammen und ich habe mich nicht unwürdig verhalten. Oder meint Ihr das wegen dem Walross?", fragte James und kassierte sofort von Jaques einen mahnenden Blick.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "2°C an der Oberfläche, 4 in der Tiefe. Belly, würdest du bitte", bat er liebenswürdig.


    Bellamy Bourgeois
    Jaques drehte sich genauso schnell um wie Bellamy, allerdings hatte er in dem Moment auch die Klinge des Ex-Palaisin vor der Kehle. "Dein Bruder geht baden, wenn der Prince das befiehlt", knurrte Bellamy unmissverständlich. "Ich würde Dir raten zu bleiben wo Du bist, sonst fliegst Du hinterher. Oder Du verlierst spontan einige Gliedmaßen", warnte Belly in einem Ton, dass man ihm das Gesagte abnahm. Er öffnete das Fenster packte James im Nacken wie ein übergroßes Kaninchen und beförderte den sich windenden James mit Schwung nach draußen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Mit einer Befriedigung, die Ciel sonst selten empfand beim Anblick von Leid, beobachtete er, wie James aus dem Zimmer befördert wurde und lauschte, ob es auch klatschte.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Der Blick von Jaques war mörderisch, er starrte zum Fenster, ehe sich sein Blick in den von Bellamy bohrte. "Was soll mein Bruder getan haben?", knurrte er leise und schaute dann Ciel an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war absolut nicht nach Diskussionen zumute an einem Tag wie diesem und erst recht nicht mit einer solchen Unperson. "Kazrar, bitte vergewissere dich, dass James gut unten angekommen ist. Und was dich betrifft, Jaques ... den Scherz bezüglich Ferrau habe ich mit sehr viel Augen zu kneifen als Patzer abgehakt. Doch du hast dies offenbar als Freifahrtsschein für weitere Untaten aufgefasst. Den Mordanschlag auf Gaston an einem Tage wie diesen werde ich dir nicht durchgehen lassen. Für deinen Bruder war es der erste Fehltritt, drum lernte er nur fliegen und mit ein bisschen Glück schafft er es, sich herauszuziehen. Bei dir war es der zweite."


    Jaques Philipp de Dusoulier
    "Wir wollten Gaston doch nicht ermorden, das war ein Scherz", keuchte Jaques, dem dämmerte, was sie da angestellt hatten.


    Kazrar
    Kazrar stand auf und lehnte sich weit aus dem Fenster um besser sehen zu können. "Er ist unversehrt, sieht so aus als flucht er beim Schwimmen. Jedenfalls macht er einen sehr unglücklichen Eindruck und einen sehr blassen. Wenn er sich anstrengt, hat er gleich die Felsen erreicht. Dann wird ihm warm Hoheit, ist noch jedem warm geworden bei einer guten Kletterpartie", grinste Kazrar als er sich zu Ciel umdrehte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Danke, Kazrar. Meine Schwester hätte ihren Leibdiener dringend gebraucht, Jaques. Sie ist hochschwanger, du herzloser Unmensch! Abgesehen davon, dass es sich um persönliches Eigentum der Krone handelt, der du angeblich dienst. Du solltest dich schämen, dich als Souvagner zu bezeichnen! Du wirst erfahren, wie es ist, einem Stärkeren ausgeliefert zu sein. Auch andere Leute teilen deinen makabren Sinn für Humor und hier im Raum findest du gleich mehrere davon. Ich bin sicher, ihr werdet euch gut verstehen."


    Jaques Philipp de Dusoulier
    "Ich diene der Krone und ich bin Souvagner. Meine Familie dient der Euren seit Ewigkeiten! Eurer Schwester wollte ich nicht schaden, das war wie gesagt nur ein blöder Scherz. Was hat James mit der Sache zu tun? Soll er draußen erfrieren, weil ich Scheiße gebaut habe? Holt ihn bitte wieder rein", bat Jaques und musterte die Gruppe misstrauisch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel konnte nicht anders, er musste lächeln. Er legte seinen Schlauch wieder beiseite, stand auf und klopfte seine Kleider sauber. Noch immer lächelnd sagte er: "Kazrar, bitte schließe das Fenster."


    Kazrar
    Kazrar schloss das Fenster und lächelte freundlich. "Das Fenster ist zu Hoheit. Ich glaube er nimmt wenn auch einen anderen Weg, es sei denn er ist nicht ganz klar im Kopf", sagte Kaz freundlich und blieb direkt stehen wo er war, falls er nochmal schauen sollte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte Kazrar freundlich zu, ging an Bellamy vorbei und strich diesem im Vorbeigehen über die Schulter. Er tätigte die Klinke. Bevor er raus ging, sprach er: "Meine Herren, ich wünsche einen guten Appetit." Damit schloss er hinter sich die Tür und machte sich auf den Weg zurück zur Feier.


    Kazrar
    Kazrar schaute Ciel verdutzt hinterher und musterte dann Jaques. "Du hast es gehört, Du kannst es auf die leichte Tour haben oder auf die knallharte. Deine Entscheidung", sagte Kaz trocken und tippte Tekuro an. "Sohn steh auf", sagte er liebevoll und streichelte Tekuro über den Schädel. Dabei ließ er allerdings keine Sekunde Jaques aus den Augen.

  • Kaum das Kazrar ausgesprochen hatte, brach in dem kleinen Raum der Abgrund los. Bellamy griff nach Jaques und entging nur knapp einem knochenbrechenden Fausthieb. Die Faust von Jaques flog an seinem Gesicht vorbei. Bellamys zu Krallen geformte Finger schossen vor, um den verfluchten Kerl zu packen.


    Der Feind drehte sich in Bellamys Umarmung hinein. Der Ex-Palaisin erkannte in der Sekunde seinen Fehler. Bevor Jaques ihm die Faust in den Magen hämmern konnte, antwortete Bell mit der gleichen irrationalen Geste. Anstatt vor dem Offizier zurückzuspringen, beugte er sich blitzartig vor. Sein Schädel hämmerte vor die Stirn seines Feindes, zeitgleich schoss ein Ellenbogen von Belly nach vorne und knallte Jaques mit voller Wucht in die Magengrube.


    Jaques wurde mehrere Meter zurückgeschleudert, schlug krachend auf und rutschte noch einige Meter, ehe er für Sekunden wie betäubt liegen blieb. Bellys Hände formten sich erneut zu Klauen, aber in dem Moment presste Jaques eine Hand mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen Sonar Plexus und kam schwankend wieder auf die Beine. Bellamy nahm Kampfpose ein und knackte mit den Fingerknöcheln. Die Geste zog. Jaques musterte ihn misstrauisch, blinzelte nervös und wusste scheinbar das erste Mal in seinem Leben nicht, wie er aus einer Situation ohne die Hilfe seiner Kameraden oder die seiner Familie herauskommen sollte. Und er hatte Angst, dass sah man ihm eindeutig an.


    „Ein neues Gefühl für Dich Drecksstück. Aber das ist nur der Anfang, die Anfängerdosis. Du wolltest die harte Tour, Du bekommst sie“, grinste Bellamy.
    "Scheißkerl", knurrte Jaques zurück.


    Ohne dass ihm auch nur recht bewusst war, was geschah, sprang Kazrar vor und spürte, wie sein Körper seine Muskeln agierte, um eine Reihe blitzschneller Angriffe auszuführen. Schlagartig war jeder Teil von ihm in Bewegung, seine Fäuste und Füße scherten aus, um einen Wirbelsturm von Hieben und Tritten zu entfesseln.


    Binnen Sekunden fielen vier Männer gleichzeitig über Jaques her und schienen über ihn wie eine dunkle Woge hereinzubrechen.


    Bellamy ergriff Jaques in den Haaren und verdrehte ihm so weit das Genick, dass er sich vor Schmerz kaum noch bewegen konnte. Der Ex-Palaisin hämmerte Jaques Schädel mehrfach brutal auf den Boden, während die anderen ihn weiter mit Schlägen eindeckten.


    Seine Arme erschlafften, er hatte keine Kraft mehr. Jaques starrte zu seinem Widersacher empor, als sie ihn herum und die Kleider vom Leid rissen. Bellamy klatschte ihn brutal zurück in die Bauchlage.


    Und dann tat der Kerl das, wofür er unter der Hand berüchtigt war, so wie alle Beißer. Jaques schrie, brüllte sich die Seele aus dem Leib, aber es nützte nichts. Bellamy und Tekuro nahmen sich zuerst ihren Anteil. Als sie mit ihm fertig waren, spürte er seinen Körper kaum noch. Ein Trugschluss, es folgten Kazrar, Patrice und Arbo.


    Dunkelheit drang in sein Sichtfeld, wie er es nie zuvor erlebt hatte, dicht und pulsierend um mit jeder Sekunde zuzunehmen. Sein Körper war ein einziger Schmerz. Zum ersten Mal kam ihm das Unmögliche in den Sinn – er würde hier sterben.



    ****



    Jaques hob den Kopf und wischte sich das Blut aus den Augen. Er benötigte einen Moment um sich zu orientieren. Er war nackt und zerschunden. Wo immer er lag, er konnte hinab auf eine kleine Bucht blicken. Er stand auf, taumelte nach hinten, versuchte sich abzufangen, schaffte es aber nicht.


    Ein seltsames Gefühl überkam ihn, Erschöpfung.


    Wie ein bleiernes Netz hatte sie sich über ihn gelegt, das selbst die einfachsten Bewegungen erschwerte. Unter all der Erschöpfung ein dumpfer, hämmernder Schmerz in seinem Inneren und an beiden Enden.


    Der Blutverlust, den er erlitten hatte, forderte seinen Tribut. Ein drängender, urtümlicher Überlebensinstinkt regte sich in ihm, mächtiger als alles andere auf der Bewusstseinsebene, über alle übrigen Instinkte erhaben.


    Verschwinde hier...
    Verschwinde hier sofort …
    Und zwar ganz schnell...


    Jaques schwankte herab zu dem Strand, ließ sich dort auf alle viere fallen und kroch über den Sand hinein ins flache Wasser. Er setzte sich und musste beide Hände in den Untergrund graben um nicht vornüber zu kippen.


    Das Salzwasser bis seine Wunden aus und die See war dabei genauso gnadenlos wie zuvor die Beißer. Keuchend und zitternd ertrug er die Schmerzen eine Weile, in der Hoffnung die Behandlung würde ihm danach etwas Linderung verschaffen. Lange hielt er es nicht aus, das Wasser war zu kalt und er fror erbärmlich.


    Jaques kehrte zurück an den Strand und rollte sich dort zitternd zusammen.


    Er schreckte hoch als ihn jemand in einen Umhang hüllte. James! Sein Bruder drückte ihn fest an sich, um ihn zu wärmen.


    "Scheiße, was haben die mit Dir gemacht?", fragte James und untersuchte Jaques so gut er konnte.
    Der Blick von Jaques war Antwort genug und ließ James für einen Moment verstummen.


    "Bei mir werden sie Dich zuerst suchen, ich hoffe Kai ist ebenfalls hier. Ich frage sie, ob sie Dir Unterschlupf gewährt. Sie ist schwer in Ordnung", erklärte James. Er stützte seinen Bruder und marschierte mit ihm den Strand entlang, in der Hoffnung dass nicht nur die souvagnische Marine vor Monleone ankerte, sondern auch die Freibeuter.


    Abgammeln im Raucherzimmer >> (die Beißer)

  • James de Dusolier
    James hatte seinen Bruder am Strand gefunden. Fest in seinen Überwurf geschlungen führte er Jaques nun am Strand entlang, in der bangen Hoffnung, dass auch die Freibeuter hier vor Anker lagen oder vielleicht im Hafen festgemacht hatten. Nackt, geschunden und missbraucht konnte er Jaques kaum zurück auf die Hochzeitsfeier führen. Fraglich war, ob er ihn überhaupt irgendwann wieder irgendwohin führen konnte, nach dem was geschehen war. James lief bewusst langsam, so dass sein Bruder Schritt halten konnte, dabei stützte er ihn und schaute ab und an besorgt zu ihm herüber. Seine Idee war einfach, er wollte Kai bitten, Jaques Unterschlupf zu gewähren. Das war natürlich von zwei Dingen abhängig, Kai musste vor Ort sein und sie musste zustimmen. Ansonsten wusste er nicht, was er mit Jaques tun sollte. Auf seinem Schiff würden sie ihn vermutlich zuerst suchen. Und zur Familie konnte er ihn noch weniger zurück bringen. Es gab zuviel zu erklären und zwar etwas, dass sich kaum erklären ließ. Wie ihr Vater reagieren würde, konnte sich James ausmalen. Sie hatten die Familienehre beschmutzt, sie hatten ihren Ruf in den Dreck getreten und das würde ihr Vater alles andere als leicht nehmen. Die Strafe würde anders aussehen, dass war klar. Die Härte der Strafe würde sich aber kaum von der jetzigen unterscheiden. James fragte sich, wann er an der Reihe war, oder ob er überhaupt zu »seinem« Schiff zurückkehren konnte. Nun noch war er in Ledwick und zur allergrößten Not konnte er ebenfalls bei Kai um Aufnahme bitten. Falls Kai vor Ort war. Er drehte sich mit seinen Gedanken im Kreis. Normalerweise hatte er dafür zig ältere Brüder, die solche Probleme auf ihre ureigene Art und Weise lösten oder die Lösung vorgaben. Hier musste er ohne die Familie auskommen, eines der wenigen Dinge die James nicht gelernt hatte. Der Strand schien sich endlos hinzuziehen und Jaques fror erbärmlich unter dem Überwurf, aber daran konnte er momentan nichts ändern. Dann sah er sie, fast wie eine Fatamorgana die einem Verdurstenden in der Wüste eine Oase vorspielte - die Walross... die Rettung. James schleppte seinen Bruder bis in die Nähe des Schiffe, setzte ihn ab und machte auf sich aufmerksam, indem er zu dem Schiff rüberwunk. Er hoffte einer schob Wache und würde nicht aus »Freundlichkeit« einfach zurückwinken. Er kannte solche Scherzkekse... sich.


    Sacha Bonnet
    Hinter sich hörte James das Knirschen von rennenden Füßen in Sand und Kies, als Sacha ihnen hinterher eilte. Er hatte Jaques an der Silhouette erkannt, seinen ersten Offizier. Sacha war angetrunken, aber nicht sturzbesoffen. Noch nicht. »Jaques«, keuchte er entsetzt, als er sah, in welch erbärmlichen Zustand sein Vorgesetzter sich befand. Sacha kniete sich hin, zog seine Fußlappen aus und wickelte sie Jaques über die eiskalten, vom Kies wunden Füße. Seine feine Nase roch sofort, was sich zugetragen haben musste und ihn sollte Davy holen, wenn ihm der Geruch nicht vertraut vorkam. Er biss sich auf die Unterlippe. »Wie kann ich euch helfen? Ich hab Schnaps dabei! Wo geht ihr überhaupt hin? Soll ich dich zu Silvano bringen?«


    James de Dusolier
    James war froh, als Sasha auftauchte. »Dich schickt Davy, Danke für Deine Hilfe. Nein auf keinen Fall, wir gehen weder zurück zur Hochzeit, noch zurück zur Choucas oder einem anderen der Marineschiffe. Ich muss Jaques zur Walross bringen, das ist eines der Schiffe der Freibeuter. Um es genauer zu sagen, es ist das Schiff von der blonden Kai. Ankern die Piraten hier? Hast Du sie gesehen Sasha? Ich kann Jaques sonst nirgendwohin bringen. Außer vielleicht zu einem Heiler vor Ort. Ich kenne mich nur nicht in Ledwick aus. Und weit können wir nicht mehr laufen«, sagte James und er fand er klang irgendwie kläglich wie eine kleine Katze die nach der Mutter maunzte.


    Sacha Bonnet
    Erst jetzt fiel Sacha auf, dass auch James völlig durchnässt war. Beide mussten ein Bad in den eisigen Fluten hinter sich haben und das jetzt im Winter. »Hier draußen holt ihr euch den Tod, ihr müsst sofort irgendwo rein! Jaques sieht furchtbar aus. Wartet!« Die kleine Sprotte, sie sie ihn gern nannten, huschte über den Strand und schaute sich alle Schiffe an, ehe er zurückeilte. »Da vorn liegt sie doch vor Anker! Aber es scheint niemand an Bord zu sein, oder? Ich vermute, die Piraten sind auch auf der Feier.« Sacha überlegte kurz. Die Tricheco hatte einen ziemlich flachen Rumpf und wenig Tiefgang. Sie lag nicht allzu weit draußen vor Anker. Er zog kurzerhand die eigene Kleidung vom Leib und watete in das eiskalte Wasser. Ihm zog sich alles zusammen, aber er war ein guter und geübter Schwimmer, auch im Winter. Eisschwimmen härtete bekanntlich ab. Er kraulte gegen die Strömung an, bis er nur noch wenige Meter von der Barkentine mit den roten Segeln war, die nun fest eingerollt waren. Dann schob er Daumen und Zeigefinger in den Mund und pfiff durchdringend. Anschließend brüllte er, ehe er wieder pfiff. Und er hatte Glück.


    Kai Alballo
    Ein blonder Schopf zeigte sich an der Reling. Kai dann handelte sie sofort. Sie warf einige Decken in das Beiboot, ließ es schnell hinab und ruderte zu ihm, um ihm hinein zu helfen. Kaum war er im Boot, wo er zitternd und zähneklappernd auf die Knie kam, wies er hektisch in Richtung Ufer. Kai folgte seinem Fuchteln und entdeckte zwei weitere Gestalten, die zusammengekrümmt dastanden. Was war denn hier los? Sie biss die Zähne zusammen und ruderte, was ihre Arme hergaben. Die letzten Meter watete sie zu Fuß durch das Wasser. Entsetzt riss Kai die Augen auf. »James!«, rief sie, doch dessen Begleiter sah noch elender aus. Er trug bei der Eiseskälte nur einen Umhang und Fußlappen. Sie fackelte nicht lange, hob mit einem Ächzen seinen Begleiter aus und trug ihn hinüber zum Beiboot. Der Mannsah James sehr ähnlich, vermutlich war das einer seiner tausend Brüder. »Kannst du gehen?«, fragte Kai und ohne auf eine Antwort zu warten, hob sie auch James quer über ihre Schulter und buckelte ihn zum Beiboot, wo der kleine Blonde ihr half, ihn abzusetzen, wie zuvor bei dem anderen Mann. »Was ist denn mit euch passiert?«, keuchte sie, während sie sich in die Riemen stemmte und das Boot kraftvoll zur Tricheco ruderte.


    James de Dusolier
    James folgte Kai auf dem Fuße, wurde aber dann kurzerhand gepackt und zum Beiboot geschleppt. Er hätte gelogen, hätte er gesagt die Hilfe hätte ihn nicht gefreut. »Scheiße ist passiert, ganz gewaltig große Scheiße. Wir haben uns mit einem der Leibdiener einen winzigen Scherz erlaubt und haben nicht bedacht, dass das dermaßen ins Auge gehen würde. Wir wollten den Fettsack nur in den Keller sperren... die Tragik an dieser »Kommödie«, es gibt hier keine Keller. Außer den von Davy und da wäre der Kerl beinahe gelandet. Gut vielleicht nicht gerade der witzigste Scherz, aber es war nur ein Scherz verdammte Scheiße. Wir wurden zu unserem Prince zitiert, Prince Ciel und er stellte uns zur Rede. Jaques hat es geleugnet und wir taten unschuldig. Neben Prince Ciel waren noch die Beißer in dem Raum anwesend, sowas wie ein Gardestab des Princen. Freundlicherweise hat er mich aus dem Fenster schmeißen lassen. Alles andere als angenehm bei der Wassertemperatur. Davy sei dank können wir schwimmen, es heißt zwar die besten Matrosen sind Nichtschwimmer, aber unser Vater sagte wer auf dem Wasser lebt muss auch im Wasser überleben. Gut das sagte sein Vater und dessen Vater auch, ergo wir können alle schwimmen. Jeder sogar die Frauen. Wo war ich? Jaques, mein Bruder. Die Beißer sind nicht nur eine Garde, sie sind eine Art Sekte, ein Kult, Irre die dem Princen dienen und irgendso einen alten Gott anbeten. Es sind Menschenfresser und man sagt sie fressen Leute auch noch auf andere Art und Weise und genau das haben sie mit Jaques getan. Sie haben ihn geschändet. Nachdem ich baden ging, konnte ich zurück zum Strand schwimmen. Und ich wollte zurück um nach Jaques zu sehen, ich habe ihn gesucht und nackt am Strand gefunden. Also habe ich ihn in meinen Umhang gehüllt und Dich gesucht. Er kann nicht zurück auf die Hochzeit, nicht zurück zur Marine, nicht zurück zu unserer Familie, er kann nirgendwohin. Falls er nicht bei Dir bleiben kann, muss ich eine andere Lösung finden. Könnte er bei Dir eine Zeit unterkommen? Ich bezahle für seine Verpflegung, er wird nicht dafür arbeiten können. Eine kleine Ecke wo er für sich ist, würde schon reichen. Und sag niemandem, dass Du ihn an Bord hast, falls er bleiben darf. Falls nicht, könntest Du einen Kontakt zu einem anderen Deiner »Kollegen« herstellen, der ihn aufnehmen würde?«, bat James.


    Kai Alballo
    »Was laberst du für einen Scheiß?«, fragte Kai mit vor Anstrengung heiserer Stimme, während sie das Boot unaufhörlich näher an das rettende Schiff brachte. »Natürlich nehme ich euch auf. Und schieb dir deine Bezahlung in deinen süßen Arsch.« Oben von der Reling schaute Erik herunter, der zweite Offizier und ein Norkara wie aus dem Bilderbuch mit breitem Kreuz, kurzem blonden Bart und Maskenhelm, den er gewohnheitsmäßig so ziemlich immer trug. Er half Kai, das Beiboot mit dem Seilzug hochzuziehen. »Weg«, blaffte sie dann. »Ich mach das.« Sie half den drei durchgefrorenen Gestalten aus dem Beiboot. »Schick jemanden zur Feier, der unseren Heiler zurückholt. Heize eine Gästekajüte und bring heiße Suppe «, befahl sie, wuchtete sich erneut Jaques über die Schultern und buckelte ihn in ihre eigene riesige Kajüte, da diese geräumig und vor allem stark beheizt war. Als Frau fror Kai recht schnell und so war es hier sehr warm. Sie nahm Jaques den nassen Umhang weg und wickelte ihn in eine dicke Decke, ehe sie ein Fell vor dem Ofen ausbreitete, wo sie ihn hinsetzte. Das gleiche machte sie mit dem kleinen Blonden, den sie dazu setzte. James war noch vollständig bekleidet. Sie machte sich daran, ihm aus den klatschnassen Sachen zu helfen. »Ihr bekommt eine eigene Kajüte, aber die muss erstmal ordentlich beheizt werden. Bis dahin bleibt ihr hier. Was sie Jaques angetan haben, ist ohne Worte. Vater hatte recht, als er sagte, an Land ist es zu gefährlich, werde lieber Pirat. Hier seid ihr sicher, notfalls segeln wir fort.«


    James de Dusolier
    James nickte dankbar und hockte sich ganz eng neben Jaques um ihn an sich zu drücken. »Sie hätten ihn durch die Daggen schicken können, oder was weiß ich, auspeitschen, aber das... jeder weiß was das heißt oder warum so etwas getan wird. Ich meine wir haben Gaston ja nicht ermordet oder gebrochen. Aber genau das tust Du, wenn Du jemanden vergewaltigst. Du brichst ihn, die meisten jedenfalls. Und die allermeisten tötest Du auch - sie leben nur weiter wie Ghule. Lebende Leichen, deren Seele Du getötet hast. Ich weiß nicht warum sie die Strafe für erforderlich hielten, aber ich finde das heftig für einen Scherz. Ob ich zurück kann, kann ich Dir nicht sagen Kai. Ich bin »nur« aus dem Fenster geflogen, vielleicht hat er die Strafe für uns beide bekommen. Jedenfalls Danke für Deine Unterstützung und Deine Hilfe. Ich weiß nicht wo ich sonst hin soll. Wenn die Familie und der Beruf alles ist, verliert man auch ziemlich schnell alles, wenn beides Hand in Hand geht. Mein Vater ist Admiral, dass sagt alles nicht wahr? Warum erzähle ich Dir das, Du hast ihn ja kennengelernt. Ob die uns jetzt vor das Kriegsgericht zerren wegen dem Scherz kann ich Dir nicht mal sagen, ich weiß gar nichts. Ich weiß nur, dass Jaques auf alle Fälle nicht zurück kann. Bei mir tja, alles ungewiss. Bleibe ich einfach so fern, Fahnenflucht. Gehe ich zurück und ich soll vors Kriegsgericht, genauso bescheiden gelaufen. Was mache ich richtig, was mache ich falsch? Ich kann niemanden fragen, alle die ich sonst gefragt hätte, gehören zur Familie oder zur Marine«, stöhnte James.


    Kai Alballo
    »Vermutlich gehört dieser Prince Ciel genau so zu der Sekte. Warum hält man sich sonst eine Horde Irrer?«, knurrte Kai. Es klopfte und Erik brachte ein Tablett mit Tassen voller dampfender Suppe. Danach verschwand er wieder. Kai prüfte die Suppe. Sie war nicht so heiß, dass man sich verbrühen würde, sollte sie aus den Händen fallen. Beginnend bei dem zerschundenen Jaques drückte sie jedem von ihnen eine Tasse in die Hände zum Wärmen. »Soll ich einen Mittelsmann schicken, um herauszufinden, ob euch das Kriegsgericht erwartet?« Sie stricht James besorgt über das nasse Haar.


    James de Dusolier
    Jaques nahm die Tasse entgegen und hielt sie zwischen seinen Händen fest, aber er trank nicht, sondern schaute nur in die Suppe und schien die Wärme zu genießen die von dem Gefäß ausging. James schaute ihn besorgt zu und wandte sich dann an Kai. Er schloss für einen Moment die Augen, als sie ihm über das Haar strich. »Das ist eine sehr gute Idee und wäre echt lieb, denn nachher mache ich die ganze Sache noch schlimmer als sie schon ist. Aber Jaques würde ich trotzdem gerne hier lassen, auch wenn sie ihm nichts weiter antun wollen oder ihn nicht weiter verurteilen. Er kann nicht zurück, nicht sofort. Wie soll er so Dienst schieben?«, fragte James. Dabei schaute er für einen Augenblick Kai in die Augen. Die unausgesprochene Frage war, würde er das überhaupt wieder können. James wusste nicht wie er mit Jaques umgehen sollte, also verhielt er sich so, als wäre er in einer Schlacht verletzt worden. Manchmal sprach man dann auch einige Zeit nicht mehr, da man selbst mit dem Geschehenen klarkommen musste, bevor man andere ins Vertrauen zog. »Hast Du eine Ahnung, was wir zur Not sonst mit ihm machen können? Er ist sonst ein erstklassiger Navigator, er war erster Offizier auf der Choucas«, erklärte James und nahm einen Schluck Suppe. »Gut vielleicht haben wir was übertrieben, mit Ferrau, oder Zerbino, mit Gaston... vermutlich lag es an ihm, da Prince Ciel Verrill sehr liebt und dieser Gaston vertraut. Ein Leibdiener ist sowas wie ein Bursche, falls Du einen Burschen hast«, sagte James und rührte die Suppe mit dem Finger um.


    Kai Alballo
    »Ich hab keinen Burschen, ich hab eine ganze Mannschaft.« Kai küsste James, während Jaques von James und dem Kleinen in die Mitte genommen worden war und nun gewärmt wurde. Offenbar war er also nun zumindest gegenüber vertrauten Männern nicht berührungsempfindlich. »Wenn Jaques etwas aufgetaut ist, steht es dir frei, bei mir in der Koje zu liegen, damit die zwei hier mehr Platz haben auf dem Fell. Wartet kurz.« Sie verschwand und kam mit einem großen geflochtenen Weidenkorb voller frischer warmer Sachen zurück. »Nicht sehr schön, aber sauber und warm.« Allerdings musste sie sich den egoistischen Wunsch eingestehen, dass sie James lieber nackt behalten würde.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques schaute von seiner Tasse auf und musterte Kai. »Danke«, sagte er schlicht und trank ebenfalls etwas von der Suppe. »Kann ich mich irgendwo waschen? Ich will... die von der Haut haben. Ein paar Sachen wären gut, Hose und Hemd reicht«, schlug er mit heiserer Stimme vor, so als ob er stundenlang geschrien hätte. Genauso war es gewesen, jedenfalls kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. »Kann ich eine Ecke für mich allein haben?«, bat er nach einigen Minuten, während James Kai hilflos musterte.


    Kai Alballo
    »Sicher, du kannst auch schon in deine Kajüte, sie ist nur noch nicht warm. Soll ich dich hinbringen? Wenn du nicht zurückkannst, kannst du vorerst hier bleiben und mit deinen Fähigkeiten kommst du ganz fix wieder irgendwo unter.«


    James de Dusolier
    »Er kann meine Sachen haben, das geht in Ordnung. Ich kann warten«, sagte James und trank seine Suppe aus. »Ein eigener Platz um sich zu fangen wäre gut. Aber ganz alleine, halte ich für keine gute Idee, auch wenn ich verstehe warum. Falls Du es rauslassen musst, lass es raus. Sacha ist hier, er passt auf Dich auf und ich bin auch hier. Nun ich denke er möchte nicht weiter hier bleiben, so wie ich ihn kenne«, antwortete James für seinen Bruder.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    »Ja bitte. Ich will mich nur waschen, hinlegen und schlafen. Ich will die Typen vergessen. Bei wem soll ich unterkommen?«, fragte Jaques verwirrt, während James freundlich auf Kai deutete. »Das kann ich machen, vorm Mast oder rauf, ich kann jeden Job«, sagte er und trank seine Suppe.


    Sacha Bonnet
    Sacha würde Jaques am liebsten umarmen und festhalten, aber das wäre genau das Falsche. Seine Kleidung und sein Schnaps lagen noch am Strand. Er zog sich Klamotten aus dem Korb an und wartete, bis Kai voranging, um ihnen beiden die Kajüte zu zeigen. Es gab darin richtige Kojen, keine Hängematten, und sie waren mit dicken Decken belegt. Kai verabschiedete sich. Es war inzwischen schon ein wenig warm hier, wenn auch noch lange nicht gemütlich. »Guck, da kannst du dich waschen.« Sacha zeigte auf die Waschschüssel mit dem warmen, dampfenden Wasser und der Duftseife. Daran sah mann, dass es hier eine Kapitänin gab, schoss ihm durch den Kopf. Kein männlicher Kapitän besaß Duftseife. Da entdeckte er noch ein anderes kleines Geschenk für die Gäste. Kautabak und Rum. Sacha fühlte sich hilflos, Jaques so zu sehen. Er wusste, dass es rein gar nichts gab, was er für ihn tun konnte. Er setzte sich auf eine der Kojen, entkorkte den Rum und schenkte ihnen beiden ein. Dann trank er sein Glas in einem Zug.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques blieb mitten in der Kajüte stehen, schlang die Arme um sich und schaute sich um. Kai störte ihn nicht, sie war gut zu ihm gewesen. Wobei war? Sie war es immer noch! Er schuldete der Frau was und zwar ganz gewaltig. Die Kojen sahen gemütlich und verlockend aus. Als Sacha ihn ansprach, zuckte er zusammen und schalt sich dann selbst einen Narren. Er kannte Sasha und er hatte doch mitbekommen, dass Sasha ihn hierher begleitet hatte. Seine Nerven waren völlig hinüber. Jaques tapste zum Waschtisch und fing an sich zu waschen. Dabei sah es ehr so aus, als wollte er sich die Haut vom Körper schrubben. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er mit dem Ergebnis zufrieden war. Jaques setzte sich neben Sasha und nahm sich ebenfalls ein Glas Rum. Allerdings trank er es ganz langsam, er genoss das Brennen im Hals und wie es das Raue und Wunde ausbiss. »Bleib hier ja?«, bat er Sacha leise und schenkte sich selbst mit zittrigen Händen nach. »Die Seife ist was besonders«, sagte er zu Sacha und und trank sein zweites Glas.


    Sacha Bonnet
    »Ich glaub, da sind exotische Früchte drin. Ich bleib bei dir«, versprach Sacha und schämte sich dafür, dass er aussah wie sein Vater. Um sein Handgelenk trug er das Haar seines Opas. Beides Männer, die Jaques zugrundegerichtet hatten. Jaques kannte er sehr viel länger schon und Sacha fand, sie waren Freunde. Es tat ihm weh, seinen Freund so zu sehen. Diesmal war er zu spät gekommen, er hätte eher da sein müssen. Er streifte das Armband ab und stopfte es sich in die Tasche. »Tekuro kriegt sein Fett weg«, knurrte Sacha. »Verlass dich drauf.«


    Jaques Philipp de Dusoulier
    »Bellamy und Tekuro... es war Bellamys Idee und Prince Ciel hat... vergiss es«, sagte Jaques und rutschte ein Stück näher, so als könnte Sachas reine Anwesenheit jede weitere Gefahr von ihm abhalten. »Halt Dich von denen fern, ist besser, glaub mir«, sagte er nach einer langen Überlegung. »Mit denen ist nicht zu spaßen, die machen Dich fertig. Und Bellamy, der hat seine Freude dran. Bleib hier, hier können sie uns nichts antun Sacha. Wo ist Conni wenn man ihn braucht?«, fragte Jaques und schüttete ihnen Rum nach.


    Sacha Bonnet
    »Die zwei? Dann mach ich die beide fertig«, versprach Sacha ernst. »Sie sagen, ich bin ein Beißer. Ich werde ihnen beweisen, dass es stimmt.« Sacha zog die Decke über Jaques Schultern und lehnte sich an ihn. Wütend, sehr wütend war die kleine Sprotte. Er wusste nun, was Hass bedeutet. Auch er schenkte sich nach. »Conni, der war vorhin bei mir, ich ... ich hab ihn aufgehalten. Er wollte achtgeben.« Sacha schluckte schwer.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques lehnte sich vorsichtig an Sacha an. »Conni kann nichts dafür Sacha, ich hab Mist gebaut und dann ist es mir auf die Füße gefallen. Aber so wie... ich es nie gedacht habe. Er hätte mich vielleicht raushauen können, aber gegen die alle beschützen? Ich glaube nicht. Lass uns hierblieben und ich kurriere mich aus. Irgendwann wird es wieder besser und mir tut nicht mehr alles weh. Das geht vorbei, aber ich möchte denen nie wieder begegnen. Du hast keine Ahnung wie die drauf sind Sacha, nicht die geringste Ahnung was die sind. Wenn Du kein Beißer bist, ist das gut so«, sagte Jaques und trank noch ein Glas Rum. So langsam aber sicher spürte er die Wirkung.


    Sacha Bonnet
    »Lehn dich ruhig an. Ich bin hier und ich tu dir nichts. Wir sind Freunde, Jaques. Wir bleiben erstmal hier, hab keine Angst. Die wissen nicht, dass wir hier sind und wenn doch, werden sie mir nichts tun. Außer Tekuro, aber der ist nie allein. Sein Vater ist bei ihm und bremst ihn aus, wenn er auf mich losgeht. Darum bist du sicher, so lange du bei mir bist. Trink noch was, damit du schlafen kannst. Lass uns die ganze dumme Flasche leer machen und dann schlafen wir.«


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques legte seinen Kopf auf Sachas Schulter. »Freunde«, sagte er und drückte kurz Sachas Arm, ehe er sich hinter ihn legte und sich dort in der Koje zusammenrollte. »Stell die Flasche zwischen uns«, bat er und wickelte sich fest in eine Decke ein. »Ich fühle deren Hände immer noch auf der Haut, überall wie sie mich antatschen und festhalten. Werde bloß nicht wie die Sacha«, murmelte Jaques und tastete sich ab. Sie waren verdammt brutal mit ihm umgegangen und er fühlte sich überall wund und geprellt. Er gab den Versuch auf und legte sich wieder richtig hin. Er wollte nicht, dass sie so mit Sacha umgingen, oder mit irgendwem sonst. »Leg Dich hin«, sagte Jaques und klopfte neben sich auf die Matratze.


    Sacha Bonnet
    Sacha griff die Flasche, zog sich die Decke von der anderen Koje hinüber, so dass jeder eine eigene Decke hatte. So streckte er sich neben Jaques lang. »Sie sind widerlich«, bestätigte er. »Nein, so werde ich nicht. Ganz sicher nicht, keine Sorge. Sie werden bezahlen. Und du, du wirst es ihnen auch heimzahlen - weil sie dich nicht gebrochen haben. Das haben sie nicht! Sie haben dir weh getan, aber du bist trotzdem Jaques.« Er trank aus der Flasche, seine Augen waren schon ziemlich schwer und er sah alles doppelt. Dann mummelte er die Decke hoch bis zu seinen Schultern. »Trotzdem Jaques«, flüsterte er und schaute grimmig vor sich hin.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques hörte Sacha zu und nickte ebenso grimmig, bevor er sein Gesicht ins Kopfkissen presste. Sacha sah nur anhand der Bewegung seiner Schultern dass sein Kumpel weinte, er hörte keinen Ton. Er dauerte eine Weile bis er sich beruhigt hatte. »Immer noch ich selbst, ja das bin ich«, sagte er mit rauer Stimme während er sich ganz klein zusammenrollte und langsam einschlief.


    Sacha Bonnet
    Als Jaques weinte, war Sacha ganz anders. Einen Mann wie Jaques sah man nicht oft weinen. Und wenn es geschah, dann ging das sehr tief. Sacha hatte einen Kloß im Hals. Aber er hielt seine eigenen Tränen zurück, da er heute hier war, um auf seinen Offizier achtzugeben und nicht, um ihn zu bedauern. Von Letzterem hatte Jaques nichts. Sacha riss sich zusammen, so gut er konnte und lauschte auf die Geräusche des Schiffs. Jaques sollte spüren, dass er sicher bei ihm war. Als Jaques endlich eingeschlafen war, zog Sacha ihm ganz vorsichtig, damit er nicht aufwachte, die Decke bis hoch an die Ohren. Er schämte sich ob seiner Abstammung und war voll Trauer darüber, was sie mit Jaques angestellt hatten. Draußen wurde es schon hell und die Mannschaft kehrte zusammen mit dem Leben auf die Tricheco zurück. Nun konnte auch Sacha schlafen. Die Piraten übernahmen nun die Wacht.

  • Die Rettung, das Walross



    James de Dusolier
    James hatte seinen Bruder am Strand gefunden. Fest in seinen Überwurf geschlungen führte er Jaques nun am Strand entlang, in der bangen Hoffnung, dass auch die Freibeuter hier vor Anker lagen oder vielleicht im Hafen festgemacht hatten. Nackt, geschunden und missbraucht konnte er Jaques kaum zurück auf die Hochzeitsfeier führen. Fraglich war, ob er ihn überhaupt irgendwann wieder irgendwohin führen konnte, nach dem was geschehen war. James lief bewusst langsam, so dass sein Bruder Schritt halten konnte, dabei stützte er ihn und schaute ab und an besorgt zu ihm herüber. Seine Idee war einfach, er wollte Kai bitten, Jaques Unterschlupf zu gewähren. Das war natürlich von zwei Dingen abhängig, Kai musste vor Ort sein und sie musste zustimmen. Ansonsten wusste er nicht, was er mit Jaques tun sollte. Auf seinem Schiff würden sie ihn vermutlich zuerst suchen. Und zur Familie konnte er ihn noch weniger zurück bringen. Es gab zuviel zu erklären und zwar etwas, dass sich kaum erklären ließ. Wie ihr Vater reagieren würde, konnte sich James ausmalen. Sie hatten die Familienehre beschmutzt, sie hatten ihren Ruf in den Dreck getreten und das würde ihr Vater alles andere als leicht nehmen. Die Strafe würde anders aussehen, dass war klar. Die Härte der Strafe würde sich aber kaum von der jetzigen unterscheiden. James fragte sich, wann er an der Reihe war, oder ob er überhaupt zu "seinem" Schiff zurückkehren konnte. Nun noch war er in Ledwick und zur allergrößten Not konnte er ebenfalls bei Kai um Aufnahme bitten. Falls Kai vor Ort war. Er drehte sich mit seinen Gedanken im Kreis. Normalerweise hatte er dafür zig ältere Brüder, die solche Probleme auf ihre ureigene Art und Weise lösten oder die Lösung vorgaben. Hier musste er ohne die Familie auskommen, eines der wenigen Dinge die James nicht gelernt hatte. Der Strand schien sich endlos hinzuziehen und Jaques fror erbärmlich unter dem Überwurf, aber daran konnte er momentan nichts ändern. Dann sah er sie, fast wie eine Fatamorgana die einem Verdurstenden in der Wüste eine Oase vorspielte - die Walross... die Rettung. James schleppte seinen Bruder bis in die Nähe des Schiffe, setzte ihn ab und machte auf sich aufmerksam, indem er zu dem Schiff rüberwunk. Er hoffte einer schob Wache und würde nicht aus "Freundlichkeit" einfach zurückwinken. Er kannte solche Scherzkekse... sich.


    Sacha Bonnet
    Hinter sich hörte James das Knirschen von rennenden Füßen in Sand und Kies, als Sacha ihnen hinterher eilte. Er hatte Jaques an der Silhouette erkannt, seinen ersten Offizier. Sacha war angetrunken, aber nicht sturzbesoffen. Noch nicht. »Jaques«, keuchte er entsetzt, als er sah, in welch erbärmlichen Zustand sein Vorgesetzter sich befand. Sacha kniete sich hin, zog seine Fußlappen aus und wickelte sie Jaques über die eiskalten, vom Kies wunden Füße. Seine feine Nase roch sofort, was sich zugetragen haben musste und ihn sollte Davy holen, wenn ihm der Geruch nicht vertraut vorkam. Er biss sich auf die Unterlippe. »Wie kann ich euch helfen? Ich hab Schnaps dabei! Wo geht ihr überhaupt hin? Soll ich dich zu Silvano bringen?«


    James de Dusolier
    James war froh, als Sasha auftauchte. "Dich schickt Davy, Danke für Deine Hilfe. Nein auf keinen Fall, wir gehen weder zurück zur Hochzeit, noch zurück zur Choucas oder einem anderen der Marineschiffe. Ich muss Jaques zur Walross bringen, das ist eines der Schiffe der Freibeuter. Um es genauer zu sagen, es ist das Schiff von der blonden Kai. Ankern die Piraten hier? Hast Du sie gesehen Sasha? Ich kann Jaques sonst nirgendwohin bringen. Außer vielleicht zu einem Heiler vor Ort. Ich kenne mich nur nicht in Ledwick aus. Und weit können wir nicht mehr laufen", sagte James und er fand er klang irgendwie kläglich wie eine kleine Katze die nach der Mutter maunzte.


    Sacha Bonnet
    Erst jetzt fiel Sacha auf, dass auch James völlig durchnässt war. Beide mussten ein Bad in den eisigen Fluten hinter sich haben und das jetzt im Winter. »Hier draußen holt ihr euch den Tod, ihr müsst sofort irgendwo rein! Jaques sieht furchtbar aus. Wartet!« Die kleine Sprotte, sie sie ihn gern nannten, huschte über den Strand und schaute sich alle Schiffe an, ehe er zurückeilte. »Da vorn liegt sie doch vor Anker! Aber es scheint niemand an Bord zu sein, oder? Ich vermute, die Piraten sind auch auf der Feier.« Sacha überlegte kurz. Die Tricheco hatte einen ziemlich flachen Rumpf und wenig Tiefgang. Sie lag nicht allzu weit draußen vor Anker. Er zog kurzerhand die eigene Kleidung vom Leib und watete in das eiskalte Wasser. Ihm zog sich alles zusammen, aber er war ein guter und geübter Schwimmer, auch im Winter. Eisschwimmen härtete bekanntlich ab. Er kraulte gegen die Strömung an, bis er nur noch wenige Meter von der Barkentine mit den roten Segeln war, die nun fest eingerollt waren. Dann schob er Daumen und Zeigefinger in den Mund und pfiff durchdringend. Anschließend brüllte er, ehe er wieder pfiff. Und er hatte Glück.


    Kai Alballo
    Ein blonder Schopf zeigte sich an der Reling. Kai dann handelte sie sofort. Sie warf einige Decken in das Beiboot, ließ es schnell hinab und ruderte zu ihm, um ihm hinein zu helfen. Kaum war er im Boot, wo er zitternd und zähneklappernd auf die Knie kam, wies er hektisch in Richtung Ufer. Kai folgte seinem Fuchteln und entdeckte zwei weitere Gestalten, die zusammengekrümmt dastanden. Was war denn hier los? Sie biss die Zähne zusammen und ruderte, was ihre Arme hergaben. Die letzten Meter watete sie zu Fuß durch das Wasser. Entsetzt riss Kai die Augen auf. »James!«, rief sie, doch dessen Begleiter sah noch elender aus. Er trug bei der Eiseskälte nur einen Umhang und Fußlappen. Sie fackelte nicht lange, hob mit einem Ächzen seinen Begleiter aus und trug ihn hinüber zum Beiboot. Der Mannsah James sehr ähnlich, vermutlich war das einer seiner tausend Brüder. »Kannst du gehen?«, fragte Kai und ohne auf eine Antwort zu warten, hob sie auch James quer über ihre Schulter und buckelte ihn zum Beiboot, wo der kleine Blonde ihr half, ihn abzusetzen, wie zuvor bei dem anderen Mann. »Was ist denn mit euch passiert?«, keuchte sie, während sie sich in die Riemen stemmte und das Boot kraftvoll zur Tricheco ruderte.


    James de Dusolier
    James folgte Kai auf dem Fuße, wurde aber dann kurzerhand gepackt und zum Beiboot geschleppt. Er hätte gelogen, hätte er gesagt die Hilfe hätte ihn nicht gefreut. "Scheiße ist passiert, ganz gewaltig große Scheiße. Wir haben uns mit einem der Leibdiener einen winzigen Scherz erlaubt und haben nicht bedacht, dass das dermaßen ins Auge gehen würde. Wir wollten den Fettsack nur in den Keller sperren... die Tragik an dieser "Kommödie", es gibt hier keine Keller. Außer den von Davy und da wäre der Kerl beinahe gelandet. Gut vielleicht nicht gerade der witzigste Scherz, aber es war nur ein Scherz verdammte Scheiße. Wir wurden zu unserem Prince zitiert, Prince Ciel und er stellte uns zur Rede. Jaques hat es geleugnet und wir taten unschuldig. Neben Prince Ciel waren noch die Beißer in dem Raum anwesend, sowas wie ein Gardestab des Princen. Freundlicherweise hat er mich aus dem Fenster schmeißen lassen. Alles andere als angenehm bei der Wassertemperatur. Davy sei dank können wir schwimmen, es heißt zwar die besten Matrosen sind Nichtschwimmer, aber unser Vater sagte wer auf dem Wasser lebt muss auch im Wasser überleben. Gut das sagte sein Vater und dessen Vater auch, ergo wir können alle schwimmen. Jeder sogar die Frauen. Wo war ich? Jaques, mein Bruder. Die Beißer sind nicht nur eine Garde, sie sind eine Art Sekte, ein Kult, Irre die dem Princen dienen und irgendso einen alten Gott anbeten. Es sind Menschenfresser und man sagt sie fressen Leute auch noch auf andere Art und Weise und genau das haben sie mit Jaques getan. Sie haben ihn geschändet. Nachdem ich baden ging, konnte ich zurück zum Strand schwimmen. Und ich wollte zurück um nach Jaques zu sehen, ich habe ihn gesucht und nackt am Strand gefunden. Also habe ich ihn in meinen Umhang gehüllt und Dich gesucht. Er kann nicht zurück auf die Hochzeit, nicht zurück zur Marine, nicht zurück zu unserer Familie, er kann nirgendwohin. Falls er nicht bei Dir bleiben kann, muss ich eine andere Lösung finden. Könnte er bei Dir eine Zeit unterkommen? Ich bezahle für seine Verpflegung, er wird nicht dafür arbeiten können. Eine kleine Ecke wo er für sich ist, würde schon reichen. Und sag niemandem, dass Du ihn an Bord hast, falls er bleiben darf. Falls nicht, könntest Du einen Kontakt zu einem anderen Deiner "Kollegen" herstellen, der ihn aufnehmen würde?", bat James.


    Kai Alballo
    »Was laberst du für einen Scheiß?«, fragte Kai mit vor Anstrengung heiserer Stimme, während sie das Boot unaufhörlich näher an das rettende Schiff brachte. »Natürlich nehme ich euch auf. Und schieb dir deine Bezahlung in deinen süßen Arsch.« Oben von der Reling schaute Erik herunter, der zweite Offizier und ein Norkara wie aus dem Bilderbuch mit breitem Kreuz, kurzem blonden Bart und Maskenhelm, den er gewohnheitsmäßig so ziemlich immer trug. Er half Kai, das Beiboot mit dem Seilzug hochzuziehen. »Weg«, blaffte sie dann. »Ich mach das.« Sie half den drei durchgefrorenen Gestalten aus dem Beiboot. »Schick jemanden zur Feier, der unseren Heiler zurückholt. Heize eine Gästekajüte und bring heiße Suppe «, befahl sie, wuchtete sich erneut Jaques über die Schultern und buckelte ihn in ihre eigene riesige Kajüte, da diese geräumig und vor allem stark beheizt war. Als Frau fror Kai recht schnell und so war es hier sehr warm. Sie nahm Jaques den nassen Umhang weg und wickelte ihn in eine dicke Decke, ehe sie ein Fell vor dem Ofen ausbreitete, wo sie ihn hinsetzte. Das gleiche machte sie mit dem kleinen Blonden, den sie dazu setzte. James war noch vollständig bekleidet. Sie machte sich daran, ihm aus den klatschnassen Sachen zu helfen. »Ihr bekommt eine eigene Kajüte, aber die muss erstmal ordentlich beheizt werden. Bis dahin bleibt ihr hier. Was sie Jaques angetan haben, ist ohne Worte. Vater hatte recht, als er sagte, an Land ist es zu gefährlich, werde lieber Pirat. Hier seid ihr sicher, notfalls segeln wir fort.«


    James de Dusolier
    James nickte dankbar und hockte sich ganz eng neben Jaques um ihn an sich zu drücken. "Sie hätten ihn durch die Daggen schicken können, oder was weiß ich, auspeitschen, aber das... jeder weiß was das heißt oder warum so etwas getan wird. Ich meine wir haben Gaston ja nicht ermordet oder gebrochen. Aber genau das tust Du, wenn Du jemanden vergewaltigst. Du brichst ihn, die meisten jedenfalls. Und die allermeisten tötest Du auch - sie leben nur weiter wie Ghule. Lebende Leichen, deren Seele Du getötet hast. Ich weiß nicht warum sie die Strafe für erforderlich hielten, aber ich finde das heftig für einen Scherz. Ob ich zurück kann, kann ich Dir nicht sagen Kai. Ich bin "nur" aus dem Fenster geflogen, vielleicht hat er die Strafe für uns beide bekommen. Jedenfalls Danke für Deine Unterstützung und Deine Hilfe. Ich weiß nicht wo ich sonst hin soll. Wenn die Familie und der Beruf alles ist, verliert man auch ziemlich schnell alles, wenn beides Hand in Hand geht. Mein Vater ist Admiral, dass sagt alles nicht wahr? Warum erzähle ich Dir das, Du hast ihn ja kennengelernt. Ob die uns jetzt vor das Kriegsgericht zerren wegen dem Scherz kann ich Dir nicht mal sagen, ich weiß gar nichts. Ich weiß nur, dass Jaques auf alle Fälle nicht zurück kann. Bei mir tja, alles ungewiss. Bleibe ich einfach so fern, Fahnenflucht. Gehe ich zurück und ich soll vors Kriegsgericht, genauso bescheiden gelaufen. Was mache ich richtig, was mache ich falsch? Ich kann niemanden fragen, alle die ich sonst gefragt hätte, gehören zur Familie oder zur Marine", stöhnte James.


    Kai Alballo
    »Vermutlich gehört dieser Prince Ciel genau so zu der Sekte. Warum hält man sich sonst eine Horde Irrer?«, knurrte Kai. Es klopfte und Erik brachte ein Tablett mit Tassen voller dampfender Suppe. Danach verschwand er wieder. Kai prüfte die Suppe. Sie war nicht so heiß, dass man sich verbrühen würde, sollte sie aus den Händen fallen. Beginnend bei dem zerschundenen Jaques drückte sie jedem von ihnen eine Tasse in die Hände zum Wärmen. »Soll ich einen Mittelsmann schicken, um herauszufinden, ob euch das Kriegsgericht erwartet?« Sie stricht James besorgt über das nasse Haar.


    James de Dusolier
    Jaques nahm die Tasse entgegen und hielt sie zwischen seinen Händen fest, aber er trank nicht, sondern schaute nur in die Suppe und schien die Wärme zu genießen die von dem Gefäß ausging. James schaute ihn besorgt zu und wandte sich dann an Kai. Er schloss für einen Moment die Augen, als sie ihm über das Haar strich. "Das ist eine sehr gute Idee und wäre echt lieb, denn nachher mache ich die ganze Sache noch schlimmer als sie schon ist. Aber Jaques würde ich trotzdem gerne hier lassen, auch wenn sie ihm nichts weiter antun wollen oder ihn nicht weiter verurteilen. Er kann nicht zurück, nicht sofort. Wie soll er so Dienst schieben?", fragte James. Dabei schaute er für einen Augenblick Kai in die Augen. Die unausgesprochene Frage war, würde er das überhaupt wieder können. James wusste nicht wie er mit Jaques umgehen sollte, also verhielt er sich so, als wäre er in einer Schlacht verletzt worden. Manchmal sprach man dann auch einige Zeit nicht mehr, da man selbst mit dem Geschehenen klarkommen musste, bevor man andere ins Vertrauen zog. "Hast Du eine Ahnung, was wir zur Not sonst mit ihm machen können? Er ist sonst ein erstklassiger Navigator, er war erster Offizier auf der Choucas", erklärte James und nahm einen Schluck Suppe. "Gut vielleicht haben wir was übertrieben, mit Ferrau, oder Zerbino, mit Gaston... vermutlich lag es an ihm, da Prince Ciel Verrill sehr liebt und dieser Gaston vertraut. Ein Leibdiener ist sowas wie ein Bursche, falls Du einen Burschen hast", sagte James und rührte die Suppe mit dem Finger um.


    Kai Alballo
    »Ich hab keinen Burschen, ich hab eine ganze Mannschaft.« Kai küsste James, während Jaques von James und dem Kleinen in die Mitte genommen worden war und nun gewärmt wurde. Offenbar war er also nun zumindest gegenüber vertrauten Männern nicht berührungsempfindlich. »Wenn Jaques etwas aufgetaut ist, steht es dir frei, bei mir in der Koje zu liegen, damit die zwei hier mehr Platz haben auf dem Fell. Wartet kurz.« Sie verschwand und kam mit einem großen geflochtenen Weidenkorb voller frischer warmer Sachen zurück. »Nicht sehr schön, aber sauber und warm.« Allerdings musste sie sich den egoistischen Wunsch eingestehen, dass sie James lieber nackt behalten würde.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques schaute von seiner Tasse auf und musterte Kai. "Danke", sagte er schlicht und trank ebenfalls etwas von der Suppe. "Kann ich mich irgendwo waschen? Ich will... die von der Haut haben. Ein paar Sachen wären gut, Hose und Hemd reicht", schlug er mit heiserer Stimme vor, so als ob er stundenlang geschrien hätte. Genauso war es gewesen, jedenfalls kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. "Kann ich eine Ecke für mich allein haben?", bat er nach einigen Minuten, während James Kai hilflos musterte.


    Kai Alballo
    »Sicher, du kannst auch schon in deine Kajüte, sie ist nur noch nicht warm. Soll ich dich hinbringen? Wenn du nicht zurückkannst, kannst du vorerst hier bleiben und mit deinen Fähigkeiten kommst du ganz fix wieder irgendwo unter.«


    James de Dusolier
    "Er kann meine Sachen haben, das geht in Ordnung. Ich kann warten", sagte James und trank seine Suppe aus. "Ein eigener Platz um sich zu fangen wäre gut. Aber ganz alleine, halte ich für keine gute Idee, auch wenn ich verstehe warum. Falls Du es rauslassen musst, lass es raus. Sacha ist hier, er passt auf Dich auf und ich bin auch hier. Nun ich denke er möchte nicht weiter hier bleiben, so wie ich ihn kenne", antwortete James für seinen Bruder.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    "Ja bitte. Ich will mich nur waschen, hinlegen und schlafen. Ich will die Typen vergessen. Bei wem soll ich unterkommen?", fragte Jaques verwirrt, während James freundlich auf Kai deutete. "Das kann ich machen, vorm Mast oder rauf, ich kann jeden Job", sagte er und trank seine Suppe.


    Sacha Bonnet
    Sacha würde Jaques am liebsten umarmen und festhalten, aber das wäre genau das Falsche. Seine Kleidung und sein Schnaps lagen noch am Strand. Er zog sich Klamotten aus dem Korb an und wartete, bis Kai voranging, um ihnen beiden die Kajüte zu zeigen. Es gab darin richtige Kojen, keine Hängematten, und sie waren mit dicken Decken belegt. Kai verabschiedete sich. Es war inzwischen schon ein wenig warm hier, wenn auch noch lange nicht gemütlich. »Guck, da kannst du dich waschen.« Sacha zeigte auf die Waschschüssel mit dem warmen, dampfenden Wasser und der Duftseife. Daran sah mann, dass es hier eine Kapitänin gab, schoss ihm durch den Kopf. Kein männlicher Kapitän besaß Duftseife. Da entdeckte er noch ein anderes kleines Geschenk für die Gäste. Kautabak und Rum. Sacha fühlte sich hilflos, Jaques so zu sehen. Er wusste, dass es rein gar nichts gab, was er für ihn tun konnte. Er setzte sich auf eine der Kojen, entkorkte den Rum und schenkte ihnen beiden ein. Dann trank er sein Glas in einem Zug.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques blieb mitten in der Kajüte stehen, schlang die Arme um sich und schaute sich um. Kai störte ihn nicht, sie war gut zu ihm gewesen. Wobei war? Sie war es immer noch! Er schuldete der Frau was und zwar ganz gewaltig. Die Kojen sahen gemütlich und verlockend aus. Als Sacha ihn ansprach, zuckte er zusammen und schalt sich dann selbst einen Narren. Er kannte Sasha und er hatte doch mitbekommen, dass Sasha ihn hierher begleitet hatte. Seine Nerven waren völlig hinüber. Jaques tapste zum Waschtisch und fing an sich zu waschen. Dabei sah es ehr so aus, als wollte er sich die Haut vom Körper schrubben. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er mit dem Ergebnis zufrieden war. Jaques setzte sich neben Sasha und nahm sich ebenfalls ein Glas Rum. Allerdings trank er es ganz langsam, er genoss das Brennen im Hals und wie es das Raue und Wunde ausbiss. "Bleib hier ja?", bat er Sacha leise und schenkte sich selbst mit zittrigen Händen nach. "Die Seife ist was besonders", sagte er zu Sacha und und trank sein zweites Glas.


    Sacha Bonnet
    »Ich glaub, da sind exotische Früchte drin. Ich bleib bei dir«, versprach Sacha und schämte sich dafür, dass er aussah wie sein Vater. Um sein Handgelenk trug er das Haar seines Opas. Beides Männer, die Jaques zugrundegerichtet hatten. Jaques kannte er sehr viel länger schon und Sacha fand, sie waren Freunde. Es tat ihm weh, seinen Freund so zu sehen. Diesmal war er zu spät gekommen, er hätte eher da sein müssen. Er streifte das Armband ab und stopfte es sich in die Tasche. »Tekuro kriegt sein Fett weg«, knurrte Sacha. »Verlass dich drauf.«


    Jaques Philipp de Dusoulier
    "Bellamy und Tekuro... es war Bellamys Idee und Prince Ciel hat... vergiss es", sagte Jaques und rutschte ein Stück näher, so als könnte Sachas reine Anwesenheit jede weitere Gefahr von ihm abhalten. "Halt Dich von denen fern, ist besser, glaub mir", sagte er nach einer langen Überlegung. "Mit denen ist nicht zu spaßen, die machen Dich fertig. Und Bellamy, der hat seine Freude dran. Bleib hier, hier können sie uns nichts antun Sacha. Wo ist Conni wenn man ihn braucht?", fragte Jaques und schüttete ihnen Rum nach.


    Sacha Bonnet
    »Die zwei? Dann mach ich die beide fertig«, versprach Sacha ernst. »Sie sagen, ich bin ein Beißer. Ich werde ihnen beweisen, dass es stimmt.« Sacha zog die Decke über Jaques Schultern und lehnte sich an ihn. Wütend, sehr wütend war die kleine Sprotte. Er wusste nun, was Hass bedeutet. Auch er schenkte sich nach. »Conni, der war vorhin bei mir, ich ... ich hab ihn aufgehalten. Er wollte achtgeben.« Sacha schluckte schwer.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques lehnte sich vorsichtig an Sacha an. "Conni kann nichts dafür Sacha, ich hab Mist gebaut und dann ist es mir auf die Füße gefallen. Aber so wie... ich es nie gedacht habe. Er hätte mich vielleicht raushauen können, aber gegen die alle beschützen? Ich glaube nicht. Lass uns hierblieben und ich kurriere mich aus. Irgendwann wird es wieder besser und mir tut nicht mehr alles weh. Das geht vorbei, aber ich möchte denen nie wieder begegnen. Du hast keine Ahnung wie die drauf sind Sacha, nicht die geringste Ahnung was die sind. Wenn Du kein Beißer bist, ist das gut so", sagte Jaques und trank noch ein Glas Rum. So langsam aber sicher spürte er die Wirkung.


    Sacha Bonnet
    »Lehn dich ruhig an. Ich bin hier und ich tu dir nichts. Wir sind Freunde, Jaques. Wir bleiben erstmal hier, hab keine Angst. Die wissen nicht, dass wir hier sind und wenn doch, werden sie mir nichts tun. Außer Tekuro, aber der ist nie allein. Sein Vater ist bei ihm und bremst ihn aus, wenn er auf mich losgeht. Darum bist du sicher, so lange du bei mir bist. Trink noch was, damit du schlafen kannst. Lass uns die ganze dumme Flasche leer machen und dann schlafen wir.«


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques legte seinen Kopf auf Sachas Schulter. "Freunde", sagte er und drückte kurz Sachas Arm, ehe er sich hinter ihn legte und sich dort in der Koje zusammenrollte. "Stell die Flasche zwischen uns", bat er und wickelte sich fest in eine Decke ein. "Ich fühle deren Hände immer noch auf der Haut, überall wie sie mich antatschen und festhalten. Werde bloß nicht wie die Sacha", murmelte Jaques und tastete sich ab. Sie waren verdammt brutal mit ihm umgegangen und er fühlte sich überall wund und geprellt. Er gab den Versuch auf und legte sich wieder richtig hin. Er wollte nicht, dass sie so mit Sacha umgingen, oder mit irgendwem sonst. "Leg Dich hin", sagte Jaques und klopfte neben sich auf die Matratze.


    Sacha Bonnet
    Sacha griff die Flasche, zog sich die Decke von der anderen Koje hinüber, so dass jeder eine eigene Decke hatte. So streckte er sich neben Jaques lang. »Sie sind widerlich«, bestätigte er. »Nein, so werde ich nicht. Ganz sicher nicht, keine Sorge. Sie werden bezahlen. Und du, du wirst es ihnen auch heimzahlen - weil sie dich nicht gebrochen haben. Das haben sie nicht! Sie haben dir weh getan, aber du bist trotzdem Jaques.« Er trank aus der Flasche, seine Augen waren schon ziemlich schwer und er sah alles doppelt. Dann mummelte er die Decke hoch bis zu seinen Schultern. »Trotzdem Jaques«, flüsterte er und schaute grimmig vor sich hin.


    Jaques Philipp de Dusoulier
    Jaques hörte Sacha zu und nickte ebenso grimmig, bevor er sein Gesicht ins Kopfkissen presste. Sacha sah nur anhand der Bewegung seiner Schultern dass sein Kumpel weinte, er hörte keinen Ton. Er dauerte eine Weile bis er sich beruhigt hatte. "Immer noch ich selbst, ja das bin ich", sagte er mit rauer Stimme während er sich ganz klein zusammenrollte und langsam einschlief.


    Sacha Bonnet
    Als Jaques weinte, war Sacha ganz anders. Einen Mann wie Jaques sah man nicht oft weinen. Und wenn es geschah, dann ging das sehr tief. Sacha hatte einen Kloß im Hals. Aber er hielt seine eigenen Tränen zurück, da er heute hier war, um auf seinen Offizier achtzugeben und nicht, um ihn zu bedauern. Von Letzterem hatte Jaques nichts. Sacha riss sich zusammen, so gut er konnte und lauschte auf die Geräusche des Schiffs. Jaques sollte spüren, dass er sicher bei ihm war. Als Jaques endlich eingeschlafen war, zog Sacha ihm ganz vorsichtig, damit er nicht aufwachte, die Decke bis hoch an die Ohren. Er schämte sich ob seiner Abstammung und war voll Trauer darüber, was sie mit Jaques angestellt hatten. Draußen wurde es schon hell und die Mannschaft kehrte zusammen mit dem Leben auf die Tricheco zurück. Nun konnte auch Sacha schlafen. Die Piraten übernahmen nun die Wacht.

  • Marcello

    hatte Jaques erneut auf der Feier verloren. Das wurde langsam ein Problem. Entweder machte der das mit Absicht, oder es lag an Marcello. Erneut suchte Marcello seinen Freund. Diesmal durfte er ihn sogar so nennen. Er fragte überall herum, das hatte vor ihm schon Bellamy getan. Das war der ehemaligen Palasin und das hiess nichts gutes. Marcello war besorgt. Warum sollte Bellamy Jaques und James suchen. Scheinbar war es ernst gewesen. Von andere hörte er, dass James an Land geschwommen war. Vorher war er aus dem Fenster ins Wasser geflogen. Also entweder hatte James nicht mehr alle Tassen im Schrank bei so ein Wetter ins Meer zu springen. Oder wer hatte nachgeholfen.
    Nach weiteren Rundfragen war sicher das wer nachgeholfen hatte. James war zurück zu die Felsen geschwommen und hatte dabei geflucht. Das hätte der wohl nicht, wäre der freiwillig baden gegangen. Das nützte Marcello alles nichts, denn Jaques fehlte immer noch. Was war passiert, dass die zwei sich getrennt hatten. Je weiter Marcello forschte, je mehr sorgte er sich um seinen Freund. Die Gäste wollten ihm nichts verraten. Wahrscheinlich hatten die auch nichts mitbekommen. Die Feier war schön und der Palast war was besonderes. Das Essen war lecker und die Stimmung gut. Keiner achtete da auf zwei Brüder. Und wenn einer verschwunden war, dann sicher mit wem in einer Ecke. So dachten die Gäste und kümmerten sich nicht.
    Die Diener waren da anders. Marcello wusste das von Zuhause. Ihre Diener wussten über alles bescheid. Sogar wenn man was verbummelt hatte. Wer fand es wieder? Die Diener. Darum befragte Marcello die Diener die überall auf dem Fest fleissig herumsausten. James war aus dem Fenster geworfen worden. Das hatten einige gesehen. Vorher war der gemeinsam mit Jaques von Bellamy in ein Zimmer geführt worden. James flog raus. Dann war Jaques noch drin. So war das aber nicht. Ein weiterer Diener erzählte ihm, dass der Jaques am Strand hocken sah. Er war aufgemischt worden. Einer seiner Brüder hätte ihn eingesackt und mitgenommen. Der jüngste Bruder wohl. Das war James.
    Die Sorgen von Marcello wuchsen. Er fragte bei den Docks. Dort hörte er, dass ein anderer Souvagner den beiden zur Hilfe gekommen war. Jaques wäre nackt gewesen. Er hatte nur einen Umhang um und war neben sich. Was sollte das bedeuten. War er so schwer verprügelt worden? War er schwer verletzt? Marcello bekam Angst um seinen Freund. Das Jaques und einige von seine Brüder einen komischen Humor hatten, hatte er schon gemerkt. Aber wen war er auf die Füsse getreten, das dem so die Schnauze eingeschlagen wurde? Marcello hoffte nicht, dass er den Prinz blöde gekommen war. Na dann gute Nacht. Die Garde vom Prinz war knallhart.
    Marcello schnaufte durch. Er musste seinen Freund finden. Weiter ging es. Er fragte wieder überall, ob wer drei Männer zu eines der Schiffe gehen sah. Marcello dachte sich, das Jaques bestimmt zum Schiff von seinem Vater gegangen war. James Schiff war auch möglich. Leider wusste er nicht wie die Schiffe hiessen. Jaques hatte es ihm gesagt. Er war sogar auf dem Schiff von James gewesen. Er hatte es vergessen. Er war ein Trottel. Oder er hatte schon wieder zu viel getrunken auf diese Feier. Das nütze nichts, er fragte trotzdem weiter.
    Ein Hafenarbeiter sagte ihm, dass die drei zum Walross gegangen waren. Das war ein Schiff der Freibeuter. Marcello war erstaunt. Woher kannte Jaques solche Leute persönlich? Hatte er dafür auf die Fresse bekommen? Und was hatte James damit zu tun? Der war ja aus dem Fenster geflogen. Je mehr Marcello nachfragte, je mehr neue Fragen hatte er. Er fragte sich nach dem Schiff Walross durch. Als er vor dem Schiff stand fühlte er sich erleichert und durchgeschwitzt wie ein stinkender Affe.

    „Mannschaft von der Walross. Ich muss dringend mit euer Captain sprechen. Kann ich an Bord kommen?.“

    Marcello hoffte dass sie ihn an Bord lassen würden.

  • Zweiter Offizier der Tricheco - Norki der Norkara


    Ein breit gebauter Mann erschien an der Reling. Er trug einen Maskenhelm, der die obere Hälfte seines Gesichts verdeckte. Die untere Hälfte wurde von einem verstrubbelten kurzen Vollbart verdeckt. Es handelte sich um den zweiten Offizier Erik, den Norkara. Da der Name Erik offenbar für die Almanen und Rakshaner an Bord zu kurz war, um ihn sich zu merken - Erik hatte ihre Vorliebe für ellenlange Namenskontruktionen schon bemerkt - war er eine zeitlang nur "der Norkara" gewesen, woraus sie dann später "Norki" gemacht hatten. Da ihnen auch das zu kurz zu sein schien, streckten sie ihn wieder mit dem Zusatz seiner Volkszugehörigkeit und nun hieß Erik, der seinen Namen eigentlich immer gemocht hatte, "Norki der Norkara".


    "Kommt drauf an, wer du bist und was du willst", brüllte Norki der besuchswilligen Landratte zu. Der Mann war der Kleidung nach weder Pirat noch ein Kollege vom Land, sondern irgendwas anderes.

  • Marcello

    War froh als er den Mann auf der Walross sah. Er winkte deutlich.

    „Ihr habt drei Gäste an Bord. Einer davon ist mein Mann. Ich muss dringend mit ihm sprechen. Das ist echt wichtig, lass mich an Bord kommen. Du kannst an Bord weiterfragen. Ich muss wissen was mit ihn passiert ist. Das was ich hier gehört habe klingt schrecklich. Ist er verletzt? Andere haben gesehen dass er verstört und nackt war. Er irrte mit seinen Bruder umher. Die suchten sicher Hilfe bei euch. Ein dritter Mann kam dazu. So sind die drei angeblich bei euch an Bord gegangen. Jedenfalls haben mir das einige zugesteckt. Ich hab keine Ahnung was mit ihm passiert ist. Es muss aber sehr schlimm gewesen sein. Falls er nicht bei dir an Bord ist, sag mir dass. Dann muss ich weitersuchen. Ich bin Marcello de Cheverette. Frag die drei ob die mich kennen. Mein Mann wird dir sagen wer ich bin. Kannst du mir sagen ob er bei dir an Bord ist? Bitte ich muss das wissen.“

    Marcello hoffte das die Diener nicht gelogen hatten. Hoffentlich war Jaques an Bord der Walross und es ging ihm besser. Seine Sorgen wurden immer grösser.

  • Norki verschwand. Einige Zeit später tauchte Sacha an der Reling auf und äugte hinunter, falls es einer der Beißer war, der da unten wartete und versuchte, sich durch seine Lügen an Bord zu mogeln. Doch da stand wirklich Marcello. Sacha kannte ihn von der Fahrt mit der Choucas, als sie nach Firasani unterwegs gewesen waren. Da hatte Marcello lange warten müssen, bis jemand Zeit für ihn fand und Sacha hatte sich bemüht, ihm die Zeit zu verkürzen, indem er mit ihm plauderte und ihm was zu Trinken brachte. Der Mann war freundlich und nach kurzem Überlegen fand Sacha, dass seine Gegenwart Jaques vielleicht helfen würde. Aber sicher war er sich da nicht nach dem, was seine Familie mit ihm angerichtet hatte. Sacha hielt kurz Rücksprache mit dem zweiten Offizier, dann gestattete Norki ihm, das Beiboot hinabzulassen und zum Steg zu rudern. Sacha hielt sich am Steg fest, so dass Marcello in das Beiboot steigen konnte.


    "Hallo, Marci. Ich muss dich vorwarnen. Jaques geht es grauenhaft und er sieht schlimm aus. Das wird dich bestimmt erstmal erschrecken, zumindest war ich davon ziemlich erschrocken. Aber inzwischen hat ihn der Heiler der Tricheco untersucht und getan, was er tun konnte. Jaques hat auch ein bisschen geschlafen. Ich weiß leider nicht, ob Jaques bereit ist, dich zu empfangen. Vielleicht tut deine Anwesenheit ihm gut. Vielleicht möchte er aber auch nicht, dass du ihn so siehst. Das kann auch sein, dann darfst du ihm nicht böse sein, ja? Am besten, ich bringe dich erstmal in die Kombüse und dann frage ich Jaques. Der kleine James ist auch hier, vielleicht kannst du sonst mit ihm reden."


    Er brachte ihn an Bord und zeigte ihm, wo die Kombüse war. Rasch versorgte er den Gast noch mit Suppe und Tee, wobei er herumwuselte, als sei er Matrose auf diesem Schiff, ehe er wieder in der Kajüte verschwand, in der er mit Jaques wohnte. Dabei achtete er darauf, dass Marcello ihm nicht hinterherkam und herausfand, wo sie wohnten, damit Jaques wirklich ungestört sein konnte, falls er das wollte.


    "Jaques", machte er sich leise bemerkbar. "Dein Mann ist zu Besuch. Er wartet in der Kombüse. Möchtest du, dass ich ihn hereinhole?"

  • Jaques wälzte sich stöhnend herum und schaute Sacha ins Gesicht. Blass sah er aus, mit gewaltigen Augenringen und roten, blutunterlaufenen Augen. Der Rest des ehemaligen ersten Offiziers der Choucas sah nicht besser aus. Und in den kommenden Tagen würde es nicht besser werden, im Gegenteil. Erst dann würden die blauen Flecke und Blutergüsse richtig aufblühen und ihn in einen Fleckenteppich verwandeln.


    Jaques benötigte einen Moment um zu begreifen, wen Sacha meinte. Dein Mann ist hier...
    Zuerst befürchtete Jaques, dass die Beißer jemanden geschickt hatten, der ihn aufspürte. Aber dann fiel ihm ein, dass Sacha seinen Freund Marcello ja kannte.


    Erleichtert atmete er auf und entspannte sich wieder etwas.


    Wie oft hatte er damals Silvano gesagt, dass sein Mann ihn nicht für ein Versagen verurteilen würde, dass keines war? 150 Mann gegen zig Tausend, das war kein Versagen. Es war ein Wunder das sie überlebt hatten. Davet hätte ihm niemals vorgehalten, diese Schlacht verloren zu haben.


    Wie sich Vano damals gefühlt hatte, was die Scham anging, wurde Jaques nun schlagartig klar. Was würde Marcello von ihm denken? War er in seinen Augen ein Waschlappen, ein Versager, der nicht mal in der Lage war seinen eigenen Arsch und seine Ehre zu verteidigen? Oder würde er es verstehen? Würde er ihm glauben, dass er gegen die Gruppe keine Chance gehabt hatte?
    Jaques hoffte, dass es so war.


    Er hatte gekämpft wie ein Tier, aber es hatte nicht gereicht. Bellamy, Tekuro und Kazrar waren einzeln schon bessere Kämpfer als er und hätten ihn auch im Alleingang in die Tasche gesteckt. Aber gegen sie gemeinsam zuzüglich der beiden anderen, war er völlig machtlos gewesen. Im Grunde hatte er nur für sein Ego dort gekämpft, denn den Kampf hatte er schon verloren, bevor der erste Schlag von ihm fiel.


    Jaques überlegte, ob es nicht klüger gewesen wäre, Kazrars Angebot anzunehmen und den einfachen Weg zu wählen. Es einfach über sich ergehen zu lassen, was die Beißer mit ihm taten. Denn zum Schluss, als sie ihn weichgeklopft hatten, hatte er schließlich genau das getan... aus Angst, vor Schmerz, vor Hilflosigkeit. Aber er hatte es getan, was spielten die Gründe da noch für eine Rolle? Er hätte sich so einiges ersparen können, aber was hätte es ihn dann gekostet?


    Er spürte wie bei dem Gedanken sich Bellamy und den Beißern freiwillig hinzugeben Übelkeit in ihm hochstieg. Jaques schnappte sich den glücklicherweise noch leeren Nachttopf und kotzte seinen Ekel und seine Angst hinein. Mit zittrigen Fingern wischte er sich den Mund ab und stellte den Nachttopf zurück.


    Bellamy... allein bei dem Namen spürte er innerlich den Lanzenstich, den ihm der Kerl versetzt hatte. Er hatte schon mit so einigen im Bett gelegen, aber derart hart und brutal war er niemals behandelt worden. Misshandelt, war der passendere Ausdruck. Anstatt seine Peiniger anzubrüllen, hätte er seinen Stolz herunterschlucken sollen. Vermutlich wäre es dann schneller vorüber gewesen. Jaques setzte sich erneut halb auf und wartete bis das Gefühl der Übelkeit abflaute.


    Er spürte immer noch den brutalen Griff von Bellamy in seinen Haaren und an seiner Hüfte, er spürte immer noch dessen Prügel wie ein Brenneisen in seinem Hintern. Er zitterte immer noch bei dem Gedanken an Tekuros und Kazrars Händen wie Schraubzwingen um seine Juwelen. Jederzeit bereit sie ihm zu zerquetschen und ihn zu entmannen. Ob sie das wirklich getan hätten, wusste er nicht, aber er traute es ihnen zu. Und das was sie getan hatten, reichte schon aus, dass er sich allein bei der Erinnerung am liebsten auf die Zehenspitzen gestellt hätte um ihrem stahlharten Griff zu entgehen.


    Er wusste nicht was er tun sollte, würde er Bellamy oder Tekuro erneut gegenüberstehen. Was sie taten, war klar. Sie würden ihm erneut zeigen, wer der Herr im Ring war. Jaques wurde flau im Magen bei dem Gedanken und er fror.


    Er legte sich zurück ins Bett und schlang die Decke fest um sich. Sacha war hier und Marcello war gekommen. James war hier und Kai hatte ihm Unterschlupf gewährt. Hier hatten die Beißer keine Macht über ihn.


    Jaques schreckte hoch, als ihm einfiel, dass er Sacha noch eine Antwort schuldete.


    "Ja bitte hol Marcello her. Er bleibt doch hier oder? Er muss ein bisschen hierbleiben", bat Jaques.

  • "Ich denke schon, dass Marci eine Weile bei dir bleiben wird, sonst wäre er nicht hergekommen."


    Sacha reichte Jaques einen feuchten Lappen aus der Waschschüssel, damit er sich den Mund abwischen konnte. Mit einem zweiten Lappen wusch er ihm derweil den nassgeschwitzten Hals und den Hinterkopf ab, ehe er beide Lappen wieder in die Schüssel warf. Er reichte Jaques noch einen Schluck Rum, damit er den üblen Geschmack herunterspülen konnte, dann nahm er den Nachttopf nahm und verschwand. Er leerte das Erbrochene, wusch den Nachttopf und brachte ihn zurück. Erst danach, als alles so weit in Ordnung gebracht war, ging er zurück in die Kombüse.


    "Dein Mann erwartet dich", sagte Sacha freundlich. "Bitte folge mir." Er führte Marcello zu der Kajüte, in der Jaques und er momentan lebten.

  • Marcello


    betrat die Kabine und blieb stehen. Jaques sah grauenvoll aus. Schwach und verletzt sass er im Bett und schaute ihn an. Marcello musste sich anstrengen nicht loszuheulen. Er musste stark sein für sein Mann. Ganz langsam ging er auf Jaques zu. Marcello zog sein Mantel aus und legte ihn um Jaques Schultern. Er lächelte so gut er konnte und setzte sich neben seinen Mann aufs Bett. Marcello rutschte näher und nahm Jaques in die Arme.


    "Magst du erzählen was passiert ist? Ich hatte Angst um dich Jaques. Du siehst total fertig aus. Wir sind hier, du kannst gleich in Ruhe schlafen. Oder magst du was essen? Trink nicht so viel Rum. Du darfst dich nicht daran gewöhnen. Möchtest du was Kautabak? Guck ich hab was dabei. Hab ich extra für dich gekauft."


    Marcello zog die Tabakdose aus seine Hosentasche und gab sie Jaques. Er strich Jaques über die Wange. Marcello traute sich nicht sein Mann zu küssen. Er überprüfte das Jaques es warm hatte und zog seine Schuhe aus. So kroch er mit unter die Decke.


    "Wir sind hier."

  • Jaques nahm die Kautabakdose entgegen und legte sie unter sein Kopfkissen. Die Geste war liebevoll und niedlich zugleich und sie rühte ihn zutiefst. Marcello hatte Recht was den Rum betraf, er sollte nicht dermaßen viel in sich hineinschütten um die Begegnung mit den Beißern zu vergessen. Aber der Rum gab ihm ein gutes Gefühl, leider war das genauso trügerisch wie warm.


    Jaques lehnte sich an Marcello an und zog dessen Mantel enger um sich. Manchmal war Marcello wirklich ein Vollverpeiler über den Jaques schmunzeln musste. Besonders damals auf ihrer Neujahrsfeier. Genauso wie Sacha oft ein Kindskopf war. Aber heute konnte er sich keine besseren Freunde vorstellen, als Sacha und Marcello und keinen besseren Bruder als James.


    Und das er in Wahrheit der größte Vollverpeiler war, daran bestand ja nun nicht mehr der geringste Zweifel.


    "Ich bin so absolut froh, dass Ihr da seid. Ich weiß nicht, was ich ohne James, Sacha oder Dich machen würde. Falls Du einige Zeit bleiben kannst bleib. Du auch Sacha. Was passiert ist? Das ist eine lange Geschichte. Alles fing vor Jahren damit an, das James und ich so eine Art Wette laufen hatten.
    Wer wen besser bequatschen kann.


    Jedenfalls haben wir uns irgendwann einen Spaß draus gemacht, Diener am liebsten Leibdiener einen Bären aufzubinden. Das heißt wir haben ihnen eine Lügengeschichte aufgetischt und waren wir glaubwürdig genug, dann konnten wir sie einsperren. Wem von uns beiden das gelungen ist, der hatte die Wette gewonnen.
    Das ist die Vorgeschichte zu all dem Marcello.


    Auf der Choucas habe ich den Leibdiener von Prince Ciel bequatscht und ihm erzählt, dass es ganz unten in der Choucas einen Bereich gibt, wo man durch Bullaugen hinaus ins Meer gucken kann. Dort könnte er also trockenen Fußes die Fische im Meer bewundern, das wäre ein ganz romantischer Ausblick. Er hatte nach so etwas gefragt, da er es sich mit seinem Herrn gemütlich machen wollte. Ich habe ihn in den Wartungsgang geschickt, also in die Zwischenhaut. Und dort ging er verschütt. Das ist mir noch aufgefallen, dass er eine ganze Zeit nicht wiederkam und ich wollte auch nach ihm sehen. Aber dann hatte ich was Wichtiges zu tun und ich habe ihn vergessen. Er wäre beinahe darin gestorben, verdurstet. Ich meine er wurde nach zwei Tagen oder so gefunden und Fran hat ihn geheilt. Er war schon völlig ausgetrocknet.
    Ich hatte die Wette gewonnen.


    James und ich hatten auf der Hochzeit die Idee den dicken Gaston auf die Probe zu stellen. Also haben wir Gaston auf die Schüppe genommen. Ich habe dem Dickerchen erzählt, dass Verrill unten im Weinkeller auf ihn warten würde und es wäre sehr dringend. Er wäre schon etwas erbost und hätte mehrfach nach ihm gefragt. Gaston bat darum, dass ich ihm den Weinkeller zeigen sollte. Wir also gemeinsam in die Küche gestiefelt und dort habe ich auf die Abfall-Lucke gezeigt. Er guckte was skeptisch und ich sagte ihm, ist Dein Hals. Mach was Du willst, aber beschwere Dich später nicht bei mir, ich hätte Dir nicht Verrills Botschaft ausgerichtet.
    Also stieg er die Treppen hinab... die gar nicht da waren und stürzte in die Tiefe.
    Somit hatte ich auch die Wette gewonnen.


    Leider hatte mein Bruder Julien wohl Quasselwasser gesoffen oder mit seinem Schwanz gedacht, als er Prince Ciel von unseren Wetten erzählte. Prince Ciel beschloss sofort Gaston zu retten. Was wohl auch geschehen ist. Jedenfalls schickte er Bellamy um James und mich zu sich rufen zu lassen. Bis dato war uns noch nicht bewusst, weshalb wir zu ihm gerufen worden waren. Das klärte sich aber ziemlich schnell auf. Wir beide waren in einen Raum gerufen worden, indem alle Beißer anwesend waren. Prince Ciel ließ James für unseren Scherz aus dem Fenster ins eiskalte Meer stürzen.


    Ich habe ihn angefleht, dass er James zurück ans Land kommen lässt. Und ich habe die gesamte Schuld auf mich genommen. Stimmt ja irgendwie auch, da ich Gaston bequatscht hatte. Prince Ciel lächelte nur eiskalt, stand von seinem Platz auf und verließ den Raum.


    Beim Rausgehen sagte er zu den Beißern "Meine Herren, ich wünsche einen guten Appetit".


    Das werde ich nie vergessen, denn ich dachte die fallen mich an und werden mich bei lebendigem Leib auffressen. Heute denke ich, hätten sie mal nur...


    Ich habe versucht mich zu wehren, weil ich logischerweise nicht gefressen werden wollte. Aber Bellamy hat mich fertig gemacht und mit mir den Boden gewischt.
    Und als ich auf dem Boden lag... da hat er...
    Er hat das getan wofür er berüchtigt ist... er... und dann hat es Tekuro getan...
    Danach sein Vater... Arbo... Patrice... jeder von denen...


    Ich habe mich gewehrt, aber ich hatte keine Chance. Und irgendwann habe ich es einfach nur noch über mich ergehen lassen. Ich wollte einfach das es vorbei ist. Und dann war es vorbei...
    Die haben mich weggeworfen wie Abfall...


    Aber ich lebte und ich bin so zerschunden wie ich war runter zum Strand gekrochen. Warum kann ich Dir gar nicht sagen, es war sowas wie ein Instinkt. Ich musste dort weg, wo immer ich war. Sie durften mich dort nicht finden und als ich den Strand und das Meer sah bin ich mit letzter Kraft dorthin geflohen. Ich habe mich ins Wasser gehockt in der Hoffnung, das Salz beißt meine Wunden aus. Das tat es, aber ich habe es nicht lange ausgehalten. Es war zu schmerzhaft und das Wasser war zudem viel zu kalt.


    Ich kroch zurück an den Strand und rollte mich einfach zusammen. James hat mich dort gefunden und mich gerettet. Unterwegs trafen wir Sacha und er hat uns ebenfalls geholfen. James führte uns zu Kai und sie hat uns direkt Unterschlupf gewährt. Das ist die Geschichte Marcello. Ich bin erledigt, wegen einem blöden Scherz. Ich schulde Euch was, James, Sacha, Kai und Dir. Das vergesse ich Euch nicht", sagte Jaques und rollte sich neben Marcello zusammen und nutzte seinen Schoß dabei als Kopfkissen.

  • Marcello


    traute seine Ohren nicht. Das durfte nicht wahr sein, was sein Mann gemacht hatte. Seine Hand legte er zur Beruhigung in Jaques Nacken.


    "Jaques ich liebe dich. Drum muss ich dir die Wahrheit sagen. Die Diener zu ärgern ist als Kind lustig. Wie alt bist du Jaques? Hast du dir keine Gedanken gemacht was du da machst? Jaques ich wollte dich gerne heiraten. Meine Tante war die Mutter vom Duc. Mein Vater ist der Onkel vom Duc. Prinz Ciel hat dich so hart bestrafen lassen. Was wird mein Vater zu dir als Ehemann sagen? Wir waren glücklich Jaques. Du hast einen guten Beruf und du hattest einen guten Captain. Warum machst du sowas?
    Guck was dabei raus kam. Der Prinz wollte dich umbringen lassen. Unsere Zukunft steht auf dem Spiel. War das die Scheisse wert? Überleg mal jemand schiesst dich mit einer Wette ab. Die Wetten um irgendwas und bringen dich fast dabei um. Dann hörst du, das war nur eine Wette. Das war ein Scherz. Lachst du darüber? Stell dir vor der Prinz Ciel sagt dir, das war nur ein Witz Jaques, die beisser und ich haben gewettet.
    Ich will nicht das du dich aufregst. Ganz sicher will ich nicht, dass es dir schlecht geht. Dafür liebe ich dich zu sehr. Ich hab mich so gefreut dich zu fragen, ob du mein Mann werden willst. Dann machst du sowas. Ich muss überlegen wie ich dich da rausziehen kann. Das muss ich geradebiegen, sonst bekommst du noch ganz andere Probleme. Du arbeitest beim Militär. Die können dich hochkantig rauswerfen für sowas. Dein Captain kann sich weigern weiter mit dir zu arbeiten. Dein Vater ist der Admiral der Souvagnischen Flotte. Deine Brüder sind alle auf Schiffe unterwegs. Deine ganze Familie kann wegen deinen Verhalten Probleme bekommen. Du hast das nicht nur einmal gemacht, sondern öfter. Das machst du nie wieder.
    Du musst keine Angst haben Jaques. Ich bleib bei dir und ich kümmere mich um dich. Wir bleiben zusammen und ich halt zu dir. Ich gucke dass du einen guten Heiler bekommst. Der soll dich einmal auf den Kopf stellen. Sacha und ich schauen, dass wir dich wieder hin bekommen. Die hätten dich anders bestrafen sollen. Von mir aus sogar richtig paar auf die Fresse. Du hast es verdient für was du gemacht hast. Paar auf die Augen und die Sache ist geklärt. Was die Beisser mit dir gemacht haben ist eine dreckige Schweinerei. Das darf nicht passieren, egal für welche Scheisse.
    Du bleibst an Bord von Kai. Sacha und ich kümmern uns um den Rest. Du wirst erstmal wieder gesund. Wir helfen dir dabei Jaques. Und du machst nie wieder so ein Schwachsinn. Später rede ich mit mein Vater was wir tun können. Du kannst schlafen, Sacha und ich passen auf. Ich liebe dich trotzdem Jaques."


    Marcello rutschte mit den Rücken zur Wand, so dass er auch ein bisschen ausruhen konnte. Seine Hand blieb auf Jaques liegen. So fühlte er dass Marcello da war. Marcello fühlte sich verzweifelt und müde. Aber er würde sein Wort halten. Jaques war sein Mann, gleich was für ein Blödmann der manchmal war.

  • Jaques starrte Marcello an, während dieser ihm einen Vortrag hielt über sein unmögliches Verhalten. Das er nicht sofort zurückgiftete, sondern tatsächlich zuhörte, dass hatte die Einleitung bewirkt. Ich liebe Dich - das hatte noch nie irgendwer zu ihm gesagt.


    Und leider musste er Marcello in allen Punkten Recht geben. Er hatte sich wie ein Kind verhalten und seinen jüngsten Bruder auch noch damit hineingezogen, indem er ihn angestiftet hatte. Ihm war durchaus bewusst, was Diener allen voran Leibdiener leisteten. Sie standen vor den Herrschaften auf, so dass diese angekleidet werden konnten und ihr Frühstück bekamen. Und wenn die Herrschaften abends zu Bett gingen, war für einen Leibdiener oder Burschen, der Tag noch lange nicht zu Ende.


    Was er sich dabei gedacht hatte? Nun das hätte er Marcello sehr leicht beantworten können, denn er hatte gar nicht gedacht. Er hielt es einfach für einen blöden Spaß, den er sich mit James erlaubte. Die Seite des Betroffenen, der den Scherz über sich ergehen lassen musste, hatte er ausgeblendet.


    Das Marcello ihn heiraten wollte, freute ihn. Das er seinem Freund und sich derart ins Bein geschossen hatte, ärgerte ihn maßlos. Umso mehr,wie Marcello gerade die Krallen ausfuhr und ihm trotz allem noch beistand. Er versprach ihn nicht zu verlassen und ihm zur Seite zu stehen.


    Jaques schaute Marcello an, sagte aber kein Wort. Er war ein Cheverette, somit ein Marquis und auch wenn er sonst gelangweilt Zuhause die Bücher führte, war er doch über einiges gut informiert und er war kein Feigling. Marcellos Familie war tatsächlich so nah mit der Krone verwandt, schoss es Jaques durch den Kopf. Wäre er dazu in der Lage gewesen, hätte er sich vor Wut am liebsten selbst in den Hintern gebissen. Er wusste nicht, was ihn manchmal ritt, dass er so etwas verzapfte.


    Wenn es zum Schlimmsten kam, dann hatte er James reingerissen, seine Familie, die Familie von seinem Freund und sich selbst völlig aus der Laufbahn gekickt. Er konnte froh sein, wenn er nur in Unehren entlassen wurde und nicht noch vor ein Kriegsgericht gestellt wurde. Normalerweise waren Soldaten dazu da, die eigene Bevölkerung zu beschützen und nicht zu dezimieren.


    Marcello rutschte nach hinten zur Schiffswand, so dass er sich anlehnen konnte. Selten hatte er seinen Schatz so müde gesehen, aber das was Jaques am meisten traf war die Enttäuschung in Marcellos Gesicht. Der Anblick schmerzte Jaques. Er rutschte noch näher zu Marcello auf, wälzte sich in seine Blickrichtung und legte ihm einen Arm um die Hüfte.


    "Ich kann Dir nur in allen Punkten zustimmen, sogar in dem Punkt, dass ich eine Strafe verdient habe. Aber es musste keine Schändung sein. Denn das ist das Widerwärtigste was man einem antun kann. Eine Strafe verdient zu haben, heißt nicht die Höchstrafe verdient zu haben.


    Prince Ciel wollte dass sie mich hinrichten. Wenn das für mein Vergehen gerechtfertigt ist, möchte ich wissen was sie mit einem Mörder machen. Da müssen sie sich ja was ganz Tolles aufgespart haben. Entschuldige, was knurre ich Dich an, Sacha und Du Ihr seid hier um mir zu helfen.


    Kai wollte sich erkundigen, inwieweit mich eine weitere Strafe erwartet. Besteht eine Möglichkeit zurückzukehren, werde ich alles dafür tun. Falls ich nicht zurückkehren kann, dann werde ich nicht zurückkehren. Meine Hoffnung ist bei Kai auf dem Schiff bleiben zu dürfen. Dann hätte ich wenigstens ein Auskommen.


    Aber so ehrlich muss ich auch zu Dir sein, dann wäre alles andere vorbei. Ich habe es uns beiden dann kaputt gemacht Marcello. Dich trifft keine Schuld, nicht im geringsten. Du bist der Erste der mir sagt, dass er mich liebt. Ich liebe Dich auch", antwortete Jaques und rollte sich zum Schlafen ein.

  • Marcello


    kraulte Jaques ein bisschen, damit er sich beruhigte.


    "Was die mit einen Mörder machen ist hinrichten. Je grauenvoller seine Morde waren umso schlimmer wird die Todesstrafe. Das du kein Mörder bist ist Zufall Jaques. Keinen der Leute hast du danach selber geholfen. Die hätten verrecken können du hättest das nicht mal gewusst. Das ist sogar schlimmer, als jemanden zu hassen und den dann umzubringen. Dir waren die Leute die du verarscht hast scheissegal. Ob die überleben oder nicht hat dich nicht gekratzt.
    Was dich kratzt ist, dass du so hart bestraft wurdest. Da könnte ich fies sein und sagen, dass kratzt Prinz Ciel auch nicht. Mach ich aber nicht. Und ich hab schon gesagt, dass du eine Strafe verdient hast. Aber dich zu vergewaltigen hast du nicht verdient. Niemand verdient so eine Scheisse.
    Das Kai gucken will, ob du zurückkehren kannst ist nett von ihr. Ich werde nachher mal mit der reden. Wir können uns zusammentun um dir zu helfen. Wenn du eine Chance bekommst, überleg dir was du willst. Willst du sie nutzen, da wirst du alles dafür tun. Das ist wohl klar.
    Bleibst du bei Kai müssen wir uns trennen. Jeder lebt dann ein anderes Leben Jaques. Du wirst hier auf dem Piratenschiff arbeiten und ich in der Reederei von mein Vater. Dass passt nicht zusammen. Das spielt dann keine Rolle mehr, was wir fühlen. Kommt es so, dass wir uns trennen müssen hast du es kaputt gemacht. Ich möchte mich nicht trennen. Ich will dich nicht verlieren Jaques. Die ganze Scheiss Situation macht mich wütend. Aber weshalb ich richtig sauer bin, ist der Grund. Für so eine bescheuerte Scheisse trittst du alles in den Dreck. Nicht absichtlich aber das machts kein bisschen besser. Das stinkt mir Jaques.
    Aber Wut vergeht und Dummheiten macht jeder. Was soll ich da sagen.
    Ich bleib an deine Seite und versuch dir zu helfen. Hoffentlich geht alles gut. Schön zu hören, dass du mich liebst. Das freut mich sehr. Ich bin der erste der das zu dir sagt? Was hast du denn mit den anderen gemacht? Schlaf jetzt Jaques."

  • Mit so einem Gegenwind von Marcello hatte Jaques nicht gerechnet. Ihm lag eine grantige Antwort auf den Lippen, aber er schluckte sie herunter. Marcello war hier und er hatte mehrfach betont, dass er ihm beistehen wollte. Er hatte ihm seine Liebe gestanden, worüber sich Jaques sehr freute. Er hielt sich an der Ausage fest und rief sich das Gefühl zurück in Erinnerung, als sie ihre erste gemeinsame Zeit verbracht hatte. Sie waren in der Reederei von Cheverette gewesen und hatten es sich gut gehen lassen.


    Es war eine schöne Zeit gewesen und Jaques hatte jede Minute mit Marcello genossen. Diese Zeiten waren möglicherweise für immer vorüber und das alles nur wegen seiner dummen Scherze. Von der Warte aus betrachtet konnte er Marcellos Wut nur zu gut verstehen. Marcello hatte Angst darum, dass ihre junge Beziehung zerbrach. Jaques konnte ihm darauf keine Antwort geben. Natürlich wünschte er sich nichts sehnlicher, als mit Marcello zusammen zu bleiben und ihn sogar zu heiraten.


    Aber da waren noch die Beißer.


    Jaques rollte sich allein schon bei dem Gedanken an die Gruppe ganz klein zusammen. Was nützte ihm eine Chance von Prince Ciel oder sogar vom Duc, wenn die Beißer weiterhin da draußen auf ihn lauerten? Sie würden keine Rücksicht darauf nehmen, ob er der Ehemann von Marquis Marcello de Cheverette war oder ein Niemand.


    Sobald ihn die Beißer finden würden, würde sie ihr Werk vollenden, da war sich Jaques ganz sicher. Entweder würde er ihr Spielball werden, wie Patrice oder sie würden auffressen. Das Grausame an der Sache war, dass er keine Chance hatte, das Schicksal was die Beißer für ihn auserkoren hatten, abzuwenden. Bestenfalls konnte er sich seine Qualen erleichtern, indem er Patrice immitierte und gehorchte.


    Jaques wusste nicht ob er stark genug war, so etwas über sich ergehen zu lassen. Andere die seinen Kampf gegen die Beißer vielleicht beobachtet hätten, hätten möglicherweise behauptet dass er gut und mutig gekämpft hatte. Aber das hatte er nicht, er hatte mit dem Mut der Verzweiflung gekämpft. Pure Angst war seine Triebfeder gewesen. Es einfach zu erdulden hätte die Sache vielleicht einfacher gemacht, aber dazu hatte er nicht den Mumm und auch nicht die Nerven.


    Er schaute Marcello an und fragte sich, wann sein Kerl vor ihm einen Partner gehabt hatte. Marcello hatte so nichts über Ex-Partner erzählt. Er selbst hatte ewig keinen Partner gehabt, jedenfalls keine Beziehung. Und nun hatte er ihn Haus nicht nur auf tönernen Füßen gestellt, sondern er hatte direkt an der Klippe des Abgrunds gebaut. Die Wut von Marcello war berechtigt.


    Jaques nahm eine Hand von Marcello in seine und hielt sie fest.


    "Ich verstehe Deine Wut Marcello, ich hab Dich enttäuscht. Was Du sagst, stimmt leider. Mir waren die Leute allerdings nicht gleichgültig, sondern ich habe sie schlichtweg vergessen. Ich weiß dass macht die Sache nicht besser, sondern schlimmer. Ich kann es nicht ungeschehen machen Cello, aber es kommt nie wieder vor.


    Thema eine Chance, wie ich sagte ich werde alles dafür tun, aber ich weiß nicht wie ich den Beißern aus dem Weg gehen soll. Meine Befürchtung ist, dass sie mich holen werden. Entweder um mich abzurichten und sich so oft sie wollen an mir zu vergnügen oder um Ciels Befehle doch noch umzusetzen. Und ich bin nicht in der Lage mich gegen sie zu verteidigen Marcello. Ich bin kein Schlappschwanz und ich habe schon so manche Kneipenschlägerei überstanden, aber die Beißer sind anders", erklärte Jaques und rieb sich die schmerzende Stirn.


    "Mein Schädel dröhnt, sobald ich darüber nachdenke spüre ich wieder Bellamy an meinem Körper. Wie er meinen Schädel auf den Boden donnert, bis mir vor Schmerz schlecht ist. Wie er mich benutzt, sich einfach nimmt was worauf er Lust hat. Ich spüre seine schaufelartigen Hände immer noch auf meiner Hüfte oder um meine Juwelen. Mein Heck schmerzt abgrundartig und dem Rest geht es auch nicht besser.


    Ich habe keine Ahnung wie ich das mit den Beißern regeln sollte. Die Burschen wittern Schwäche und für sie bin ich nur noch ein Opfer, dass sie erziehen oder fressen werden. Den Beißern erneut zu begegnen, ist das Letzte was ich möchte Marcello. Es gibt keinen Ausweg, außer bei Kai zu bleiben", flüsterte Jaques und schmiegte sich fester an.

  • Marcello

    packte die Hand von Jaques und streichelte sie.

    „Ist gut Jaques, wir brauchen über den Scheiss keine Grundsatz Disskussion. Vergessen wir die Scheisse die du gemacht hast. Gucken wir nach vorne damit es dir besser geht. Mach einen Schritt nach den anderen. Du hast noch keine Chance bekommen. Wozu dir einen Kopf um die Beisser machen? Das machen wir, sobald die an der Reihe sind. Erst schläfst du, dann gehst du zum Heiler, dann reden wir mit Kai und dann kümmere ich mich um die Beisser. Das sind die Leibwächter von Prinz Ciel, die sind gefährlich. Aber das sind keine Götter Jaques. Die haben Schwachstellen wie jeder von uns. Es gibt immer einen Weg. Entweder wir bezahlen die Beisser dass die dich in Ruhe lassen oder wir suchen uns Leute die den Beissern die Schnauzen einschlagen. Für Geld bekommst du alles Jaques. Das ist kein Geheimnis. Du wirst denen nicht wieder begegnen.
    Das du Angst vor denen hast ist normal bei dem was die dir angetan haben. Das du ständig an die denkst genauso. Das musst du dem Heiler sagen. Vielleicht kann der dir was für deine Nerven verschreiben. Bei solche Kopfschmerzen muss der Heiler dein Schädel untersuchen. Vermutlich hast du eine Gehirnerschütterung.
    Sacha kannst du den Heiler herholen damit der sich Jaques anschaut? Ich glaub das ist besser wir warten nicht länger. Nicht das es sich verschlimmert. Er kann danach eine Runde schlafen, wenn er untersucht wurde. Hol bitte den Heiler für uns.“

  • "Na gut."


    Sacha hatte neben der Tür gewartet, während die beiden Sprachen. Er war hin und hergerissen, ob er gehen sollte, damit die beiden für sich waren oder ob er bleiben sollte, falls es Jaques doch wieder schlechter ging. Er machte sich große Sorgen um ihn und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Nun aber flitzte er davon, seine Füße patschten barfuß über die Planken, die trotz der Kälte in der Sonne ein wenig warm geworden waren. Kurze Zeit später kam er mit einem merkwürdigen Kerl zurück, der ein Zusammenschnitt aus allen möglichen Ethnien und Kulturen zu sein schien.


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    Seine Haut war weiß wie die eines Almanen, aber er trug Kleidung, wie man sie bei einem Rakshaner vermuten würde. Die Kopftracht hingegen - das abgezogene Fell eines Wolfs - erinnerte an einen Norkara. Er stellte sich mit dem klangvollen Namen Azukita vor. Das widerum klang sehr rakshanisch.


    "Was gibt`s?", fragte Azukita in die Runde. Sein Blick blieb auf Jaques hängen. "Du wirkst ein wenig zerknautscht, mein Freund."

  • Marcello

    war froh das der Heiler gekommen war. Er sah aus wie einer der Wilden, aber das war egal. Er musste gutes Wissen haben, denn Piraten bezahlten keine Stümper. Die Taler die die einstrichen wollten die nicht für Idioten ausgeben. Wäre der Mann schlecht, wäre er schon über die Planke gegangen. Jedenfalls glaubte Marcello fest daran.

    „Zerknautscht wäre nicht schlimm Heiler. Mein Mann wurde von mehrere Angreifer zusammengeschlagen. Die haben ihn als Gruppe geschändet. Ein Angreifer hat mehrfach auf sein Kopf eingeschlagen. Untersuch ihn so gründlich wie du kannst und gibt ihm was gegen die Schmerzen. Was fürs schlafen wäre genauso wichtig und gegen die Angst. So kann er nicht gesund werden. Sollen wir hierbleiben oder euch alleine lassen zur Untersuchung?“.

    Marcello fühlte sich hilflos. Der Heiler konnte hoffentlich weiter helfen. Er selber hatte Jaques nicht untersucht. Das war nicht so, dass er den Hintern von Jaques nicht kannte. Trotzdem traute er sich nicht zu fragen oder ihn anzufassen. Ein Heiler war was anderes als der eigene Mann. Er könnte ihm das übel nehmen. Besser war dass der Heiler machte das. Der hatte wenigstens richtige Ahnung von Verletzungen und Behandlungen. Marcello war genauso nervös wie Jaques. Er hoffte er musste nicht genäht werden. Das konnte aber passieren. Die Beisser war brutal genug gewesen dass Jaques schwer verletzt sein konnte.

  • Jaques musterte den fremdartig wirkenden Kerl, ihm war es gleich wie der Mann aussah, Hauptsache er konnte ihm helfen. Gerade als er noch überlegte, wie er seine Situation beschreiben sollte, übernahm Marcello das Sprechen. Jaques legte ihm dankbar eine Hand auf den Arm.


    "Mein Mann hat Recht, ich also... die haben mich zusammengeschlagen und geschändet... anders kann ich es nicht beschreiben. Wir hätten Dich nicht genervt oder so, aber ich kann nirgendwo sonst hin. Falls es was kostet, frag James. Das ist mein Bruder, er wird Deine Rechnung übernehmen. Ich glaube ich sehe da unten nicht mehr sehr gut aus, so wie es sich anfühlt... die haben mich kaputt gemacht...", flüsterte Jaques dem Heiler zu.