Als Valerius Tür und sogar Fenster verschloss ahnte Emilia bereits, dass sie in eine Falle getappt war. Es behagte ihr nicht, mit ihm im selben Raum eingesperrt zu sein. Sofort sträubte sich ihr getigertes Fell und die Augen beobachteten aufmerksam den Mann, welcher in aller Seelenruhe zu ihr sprach. Seine Lippen sprachen von einem auffälligen Zufall. Dies reichte Emilia bereits aus um zu begreifen, und ohne auf seine weiteren Worte zu achten, suchte sie das Zimmer nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Doch es gab keine Ritzen zum Entkommen. Die einzige Sicherheit bot das schmale Bett, unter welchem sie womöglich Unterschlupf gefunden hätte.
Er war stehen geblieben und sein unheimlich ruhiger Blick lag auf ihr. Verschreckt wich sie ihm aus, als er sich zur Kommode hinbewegte, und lugte dann argwöhnisch unter dem Tisch hervor, der ihr eine scheinbare Zuflucht bot. Dabei traute sie sich nicht, den Blick von ihm zu lassen, konnte sie seine Schritte doch nicht hören, falls er sich ihr näherte. Stattdessen jedoch nahm sie den Geruch im Raum wahr. Neben seinem Eigengeruch lag der intensive Duft von Farben in der Luft. Obwohl sie sich fürchtete, realisierte sie gleichzeitig, dass sie dies als angenehm empfand.
Beim Betreten des Zimmers waren ihr die Gemälde aufgefallen und noch immer wunderte sie sich darüber, wie ein solch grausamer Mensch bloss durch seine Bilder die Gedanken anzuregen vermochte. Sie hatte eine Landschaft erkannt, welche in weiches Mondlicht getaucht wurde und musste wieder daran denken, wie sie ihm im schwachen Moment ihrer ersten folgeträchtigen Begegnung von ihrer Sehnsucht nach dem Wald geschrieben hatte.
Und nun?
Ihre Gedanken vermochten sich kaum zu fokussieren, so sehr hielt die Anspannung sie gefangen.
Wollte er sie hier töten? Doch wäre das nicht allzu auffällig, sollte man sie hier auffinden?
Und ihre Familie würde doch bestimmt nach ihr Suchen lassen und die Stadtwachen informieren. Nur läge sie bis dahin vielleicht schon tot in einer dunklen Gasse...
Selbstsicher begann er Briefe und Schriftstücke auf dem Laken auszubreiten, zückte sogleich einen Stift und schrieb selbst einige Worte.
Emilia war zwar neugierig, doch ausnahmsweise obsiegten sogar in ihrer Katzengestalt das Misstrauen und die Angst. Ihre Schweifspitze zuckte unruhig über den Boden, während sie sich zusammengekauert hatte. Sie würde nicht aus ihrem Versteck hervorkommen, und sollte er es wagen, sich zu ihr hinunter zu bücken, würde sie ihm die Augen auskratzen.