Ein letzter Blick ruhte auf Emilia, als Dimicus voll gerüstete in der Tür stand, die Kiste unter dem Arm. Die Katze schlief ruhig und fest auf dem Kissen, welches sie sich zuvor unter der Staffelei platziert hatte, auch wenn er sich fragte, warum sie sich das so aussuchte, woe sie doch viel bequemer im Bett hätte schlafen können. Doch war es nicht seine Gewalt, ihre Motivation dahinter zu hinterfragen, so schien dieser Akt an sich schon bedeutungslos. Leicht legte er den Kopf schief und schaute sie noch einmal eindringlicher an, fragend was sie sich dabei gedacht hatte, in seine Nähe zu treten. So soll er ihr Leben zerstört haben, obwohl dies gar nicht stimmte, so hatte er sie befreit! Ihr innerstes und ihren Willen! Törichtes Mädchen, eines Tages würde sie das erkennen und bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig, sie als solches zu akzeptieren.
Tief atmete er noch einmal ein und schließlich wieder aus, als er die Tür öffnete und hinaus in den schummrigen Flur trat, der nicht so belebt wirkte, wie es die Geräusche die von unten kamen eigentlich hätten anmuten können. Die Tür schloss er natürlich hinter sich, als seine Füße ihn in Richtung der Treppe trugen, hinein in den Dunst von Alkohol, Schweiß und überschwänglichem Testosteron. Immer noch eine Schande, dass er dort untergebracht war, doch seiner Sklavenhalterin würde er schon bald entkommen. Nur mehr Zeit brauchte er und genau mit diesem Wissen, schritt er mit verdecktem Haupt durch den Schankraum, schlängelte sich durch den Betrieb hindurch, in dem er fast gar nicht mehr auffiel.
Es brauchte auch nicht lang, da durfte seine Nase den frischen Duft der Nacht erhaschen, während der kühle Wind seinen Körper umschmiegte. Umso weiter er sich von solchen gesellschaftlichen Gebäuden entfernte, desto ruhiger wurde es und immer mehr, begann er diese Ruhe zu genießen. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, welches, hätte es jemand gesehen, wohl nicht hätte unheimlicher wirken können. Seine Atemzüge waren tief und gleichmäßig, als seine Füße auf dem Stein der Straßen ihren Weg gingen, hindurch durch die kaum durchbrochene Finsternes von Gassen. Mit dem Mond und der Dunkelheit als seine Begleiter, suchte sein Geist sein Ziel. Es war bereits klar, welches es wahr, wie er zu ihm gelangte und was er tun würde. Es fehlte nur noch ... die richtige Aufmachung.
All zu viel Zeit nahm dies auch nicht mehr in Anspruch, als er das stattliche Anwesen der Familie Kreuzenstein erkennen konnte. Es thronte beinahe überheblich zwischen den Nachbargebäuden, gezeugt von Reichtum und Macht. Etwas was sich Frederick damals aufgebaut und vor seiner Tochter gut dargstellt hatte. Würde Emilia nur wissen, mit wieviel Blut diese Mauern getränkt waren. Doch das spielte nun keine Rolle mehr. Denn seine Vorstellung musste beginnen. Jedes Mal wurde er unheimlich nervös, doch genau dieses Gefühl brauchte er. Ein durchzog seinen Körper mit einem Kribbeln, der Euphorie des Bevorstehenden.
Gut durchdacht suchte er sich eine nahgelegene Gasse, in der er sich in seine Gewandung werfen konnte. Kaum gefunden, begann seine Verwandlung als er den Koffer auf den Boden legte, die Verschlüsse öffnete und der Inhalt zum Vorschein kam. Eine lederne Haube, pechschwarz wie die Nacht, die nur Öffnungen für Augen, Nase und Mund hatte. Daneben lag ein Umhang, schneeweiß, auf dessen gesamten Gewand sich Rosen rankten. Ihre Dornen gut sichtbar, die Blüten wunderschön. Dann war da noch das eigentliche Meisterwerk, eine Maske, so weiß wie der Umhang selbst. Neben zwei offenen Stellen für die Augen, verdeckte sie das gesamte Gesicht. Ein Lächeln, breit und seiner würdig, bedeckte die Maske, die Züge wurden künstlerisch mit Gravuren nachgestellt und so bildete diese Maske ein zweites Gesicht.
Zu aller erst fand die schwarze Lederhaub ihren Platz auf seinen Kopf, sie bewahrte ihn davor, von hinten erkannt zu werden und bot zudem noch einen minimalen Schutz, für den ärgsten Notfall. Schließlich nahm er seinen regulären Mantel ab, brachte den Umhang des weißen Gewandes an seinen Schultern an, ehe es an seinem Körper hinabfiel und sämtliche Züge zu verdecken wusste. Seine Arme konnte er dennoch ohne große Probleme zu den Seiten hin hervorholen und frei benutzen. Zu guter letzt griffen seine Hände zu der Maske. Sie fühlte sich schwer an, sie war aus seinem harten Stoff gefertigt, den er nicht zu bennen wusste. In seinen Händen fühlte er sie pulsieren und er wusste, dass sein Tun dieses Maske ihrer Bedeutung zuführen würde. Mit den daran angebrachten Riemen zog er sie sich diese über den Kopf, legte sie auf sein Gesicht und machte sie fest. Damit erhob er sich, streckte seinen Rücken durch und sein Blick wirkte erhaben. Die Kiste mit seinem regulären Mantel hatte er in der Gasse versteckt. Somit war sein Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen. komplett.
"Lasset die Darbietung beginnen.", ertönte es, doch seine Stimme glich kaum der, die er sonst im normalen Fall hatte. Die magische Eigenschaft dieser Maske veränderte seine Stimme, machte sie melodischer und tiefer. Es gefiel ihm, so war sichergestellt, man würde ihn niemals anhand seiner Stimme erkennen und zudem war diese Stimme einfach wahrhafte Musik in seinen Ohren, die nur von der größten Muße selbst stammen konnte – seiner Kunst. Mit einem nicht sichtbaren Lächeln schritt er voran, auf das Anwesen zu und rief sich ein letztes Mal den Plan ab, ehe er erneut zum Schauplatz seiner Kunst zurückkehrte.
Somit war es für den jungen Künstler ein leichtes, dieses Haus zu betreten, das rechtmäßig Emilia gehörte, der Erbin Fredericks. Sein Weg führte ihn über den Zaun, vorbei an einigen Hecken und Büschen und zum Fenster der Küche, welcher er natürlich zuvor auf Spuren absuchte, ob sich jemand dahinter befand. Doch als dies negativ ausfiel, nahm er seinen Dolch und hebelte es auf, es war ein leichtes dies zu erreichen. Die Familie schien nicht viel gemacht zu haben, nachdem sie das Kunstwerk seines Genies gefunden hatten. Warum hätte er auch wiederkehren sollen? Trotzdem schlich er auf leisen Sohlen und mit größer Vorsicht durch die Gänge, wie einst auf dem Wege zu Frederick. Das gesamte Haus schlief und außer dem Wind, sowie die knarrenden Dielen des Hauses, war nichts zu hören. Kinderspiel.
Schließlich gelang er an eine Tür zu einem Zimmer, welches er noch nie betreten hatte. Noch nie hatte er den Drang danach verspürt, diesen Raum zu betreten, zumal der darin schlafende Mann nie eine Bedeutung für ihn hatte. Nun schon. Leise öffnete er, beinahe wie ein Geist, die Tür zum Schlafgemach Wilfrieds, als er in den Raum eintrat und das stattlich eingerichtete Zimmer betrachten konnte. Ein geräumiges Doppelbett, reichlich verziert, in dem auch der zukünftige Mann Emilias schlief. Dazu einen großen Schreibtisch mit zahlreichen Dokumenten, Briefen und Schreibutensilien. Hier und da eine Kommode und ein großer Kleiderschrank, doch eines musste man diesem Stümper lassen: er hatte Stil was seine Einrichtung betraf.
Mit galanten Schritten näherte sich Dimicus dem schlafenden Manne und betrachtete ihn genau, kaum merklich hob sich dessen Brust unter seiner Atmung und es wäre nur ein leichtes gewesen, ihn in diesem Moment in ein wundervolles Kunstwerk zu verwandeln. Doch dazu war Dimicus nicht dort, nein, er hatte einen Auftrag. Bevor er nur eine Handlung vollzog, zog er den Brief Emilias hervor und platzierte ihn präsent auf einer der Kommoden. Die Familie wusste genau, wozu die Katze in der Lage war und so würde es kein Problem für sie sein, wenn der Brief plötzlich auftauchte.
Doch das Werk Dimicus würde weitreichender sein. Vorsichtig näherte er sich dem schlafenden Wilfried und holte ein Fläschchen unter seinem Gewand hervor, in dem eine grünliche Flüssigkeit waberte. Ohne viel Aufwand entkorkte er es und träufelte dem schlafenden einige Tropfen des Lähmungsgiftes auf die Lippen. Sofort wurde dieser wach, riss seine Augen auf und erst recht, als er die Maske des Rosendämons erblickte. Sein Mund wollte sich öffnen und er lautstark schreien, doch das Lähmungsgift wirkte unglaublich schnell, so dass der erste Schrei in der Kehle des Mannes stecken blieb. Nach und nach versagten im Sekundentakt die Muskeln des Mannes, als seine panischen Bewegungen schließlich erstarben und er nicht weiter mehr konnte, als dem Rosendämonen zuzuschauen.
Dieses Gefühl der Macht und Angst das Dimicus verbreiten konnte, es war wunderschön. So wirksam und doch sogleich wunderschön. Die pure Angst in den Augen Wilfrieds und konnte er da etwas glitzerndes an seiner Wange sehen? Einfach nur herrlich. In aller Ruhe holte der Künstler eine Phiole mit Blut hervor, dazu einen Pinsel, eher begann die beiden Bettpfosten am Ende es Bettes, mit Rosen aus Blut zu bedecken. Es ging ihm schnell von der Hand, während sein Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen. den Raum leise zu erhellen begann. Die Angst stand Wilfried im Gesichte geschrieben, während seine Haut kreidebleich war.
Jedoch dauerte dieses Spiel nicht an, als Dimicus schließlich mit seinem Werk fertig wurde und seine Utensilien wieder wegstecken konnte. Darauf schritt er wieder neben Wilfried, beugte sich über sein Gesicht und schaute ihm direkt in die Augen. Panik und unkontrollierbare Angst durchzuckten seine Fesnter zur Seele, als Dimicus zu sprechen begann: "Ihr habt den Rosendämon gerufen, so erschien ich. Einen Tod fordert Ihr, doch habt Ihr Angst diesem ins Gesicht zu schauen. Euer Wille geschehe und es wird bald ein weiteres Kunstwerk die Stadt Drakenstein zieren, dessen könnte Ihr Euch absolut gewiss sein, Wilfried. Schlaft gut." Somit holte er ein weiteres Fläschen hervor, in dem ein starkes Betäubungsmittel war und träufelte etwas von dessem Inhalt in den Rachen des Mannes, dessen letzte Erinnerung der Nacht, die Maske bleiben würde.
Kaum war der ängstliche Mann wieder in das Land der Träume gegangen, machte sich Dimicus ans Werk, etwas anderes zu finden. Eifrig schritt er hinüber zu dem Tisch, aus dem die zahlreichen Dokumente und Schreibutensilien fanden. Aufmerksam prägte er sich genaue Lage und Position ein, eher er sie zu durchsuchen begann. Vieles waren nur Geschäftsbriefe, Finanzen, Angebote und unwichtige Kleinigkeiten. Doch eines fiel dem Künstler heraus. Der Schriftverkehr zwischen Lucinda und Wilfried. Offenbar war dieser auf einer Geschäfstreise zu diesem Zeitpunkt und Lucinda berichtete ihm von den Vorkommnissen in Drakenstein, aber auch um Emilia. Doch wie Emilia beschrieben wurde ... wie ein Gegenstand. Häufig war die Rede, dass sie der einzige Weg war, um an den Reichtum der Kreuzensteins heranzukommen und er sich auf seiner Geschäftsreise beeilen sollte.
Genau diesen Briefverkehr steckte sich Dimicus ein, bevor er den Schreibtisch wieder so ordnete, wie er ihn vorgefunden hatte. Alles kam wieder an seinen Platz und es war kaum auffällig, dass sich überhaupt jemand an den Dokumenten bedient hatte. Mit einem wissenden Nicken machte er wieder einen Schritt zurück und betrachtete den Tisch, verglich ihn mit seinem gemerkten Bilde von vorher. Als er sich absolut sicher war, dass alles wieder auf seinem Ursprungszustand zurückgelegt wurde, verließ er wieder den Raum und auf dem schnellsten Wege das Anwesen. Seine Nachricht war angekommen, Emilias Brief abgeliefert und zusätzlich noch einen wichtigen Hinweis für Emilia gefunden. Es hätte nicht besser laufen können.
Draußen wieder angekommen, zu offensichtlich früher Stunde und die Anspannung von ihm weichend, mekrte der junge Mann wie das Ganze seinen Tribut forderte und sich augenblicklich Müdigkeit über ihn legte. Wissen, dass er etwas geschafft hatte, schritt er zurück in die Gasse, zog sich wieder um und machte sich zurück auf dem Weg zum Bordell. Am Horizont waren schon die ersten Strahlen der Sonne zu erkennen, die Straßen wurden wieder belebter. Er war also die gesamte Nacht unterwegs gewesen.
An Maliks Etablissement angekommen, war auch dort der Verkehr schon wesentlich ruhiger geworden und nur noch die letzten Trunkenbolde waren dort. Doch dieses Schauspiel kümmerte ihn nicht weiter, als er auf direktem Wege nach oben ging und sein Zimmer betrat. Emilia schien noch immer zu schlummern, zumindest machte sie keinen wachen Eindruck. Mit einem leisen Seufzen legte Dimicus seinen Mantel ab, versteckte die Kiste schließlich wieder unter dem Bett und begann, sich zu entkleiden. Die Briefe landeten auf der Kommode, neben Emilias Sachen. Die Rüstung wich, genau so wie die Kleidung die er während seiner Aufführung trug. Nur mit einer leichten Leinenhose bekleidet, schlich er sich unter die Decke seines Bettes. Beinahe augenblicklich schlief er ein, ruhig und gelassen, beinahe unschuldig nachdem, was er in dieser Nacht getan hatte.