• Zwei Kronen



    Tazio

    Tazio führte seinen Schwiegervater nach dem Essen auf einem Verdauungsspaziergang zu Fuß durch Monleone. Die Kälte, die aus der Steppe nach Souvagne kroch, erreichte Ledwick erst mehrere Wochen später. In den warmen Fluten des Dhunik hatte Frost nur für wenige Tage um das Lichtfest herum eine Chance, doch nur selten blieb der Schnee auch liegen oder gefroren die Kanäle. Für heute genügte ein Übergangsmantel mit einem dünnen Schal und ein einfacher Hut, während sie am Canale Grande entlangflanierten. Die tief stehende Nachmittagssonne färbte den graublauen Himmel orange und das Farbspiel war wundervoll. Da es vollkommen windstill war, genügten ihre Strahlen, die beiden Großherzöge zu wärmen, die sich schließlich im Park auf einer Ledwickschaukel niederließen, die Vianello für sie anschob, so dass sie sanft geschaukelt wurden, während über ihnen die kahlen Baumkronen einen Blick auf den klaren Himmel zuließen und die Sonnenstrahlen auf ihre Gesichter fielen. Dicke Kissen, die für sie mitgebracht worden waren, machten es besonders gemütlich, genau wie die beiden warmen Decken um ihre Beine. Die Leibgarde sorgte dafür, dass die Passanten Abstand hielten, während die beiden Herrschaften die frische Luft genossen. So konnten sie gänzlich ungestört plaudern.»Schön, dass wir uns endlich wiedersehen«, sagte Tazio mit seiner leisen, sanften Stimme, die sich nur selten erhob. Er meinte dies nicht als Höflichkeitsfloskel, er freute sich wirklich. »Aber vermutlich treiben dich nicht nur familiäre Gedanken hierher.«


    Maximilien

    Maximilien genoss die herbstliche Wärme die Ledwick zu dieser Jahreszeit bot. Windstill war es, die Sonne wärmte ihre Gesichter und es fühlte sich an wie ein goldener Windmond, ein Altweiber Windmond wo die kleinen Spinnen an ihren silbernen Fäden in Herbstwind reisten. Eine der schönste Jahreszeiten, die Zeit der Ernte, der Fülle, der Lohn des Jahres für all die Mühen. Erntemond und Windmond standen ganz unter dem Zeichen des Dankes für dass, was das Land ihnen schenkte. Apfelfest, Brotfest und Küchenfest machten deutlich wie sehr sie alle mit ihrer Scholle verbunden waren. In Souvagne hatte bereits der erste Frost Einzug gehalten. Besonders die Küstenregion rund um die Azursee war die erste, die von der Kälte heimgesucht wurde. Beaufort war nicht so weit von der Azursee entfernt. Die dunkle Jahreszeit zog dieses Jahr früh auf, oder es kam Max nur so vor. Das war die Zeit, wo man es sich Zuhause gemütlich machte, mit einem Buch vor dem Kamin, sich seinen Gedanken hingab und das Jahr Revue passieren ließ. Gedankengänge und Spiele, Überlegungen für die man sonst das ganze Jahr über weder Zeit noch Muße hatte. Der Monat des Lichtfestes stand vor der Tür und Maximilien freute sich in diesem Jahr besonders darauf. Die ersten Enkelkinder waren geboren worden, was Maximilien sehr viel bedeutete. "Zuerst bin ich privat hier, ich möchte Euch zum Lichtfest einladen. Es würde mich freuen, wenn wir dieses Jahr gemeinsam als Großfamilie mindesten einen der beiden Feiertage gemeinsam verbringen würden. Wie das Lichtfest in Ledwick gefeiert wird, entzieht sich leider meiner Kenntnis Tazio. Ein kleiner Einblick wie es in Souvagne gefeiert wird, mein Lieber. Die Lichtfestzeit beginnt in Souvagne mit dem ersten Tag im 12. Monat. In der gesamten Lichtfestzeit gibt es überall in Souvagne Lichtfestmärkte auf denen allerlei regionale Köstlichkeiten angeboten werden. Demzufolge kann man sich durch die einzelnen Märkte schlemmen. Am ersten Lichtfestfeiertag wird abends meist Hähnchenschmortopf mit Apfelsoße gemeinsam mit der Familie und guten Freunden gegessen. Das Festessen beginnt, wenn der erste Stern am Himmel erschienen ist, es also dunkel genug für das Entzünden der Lichter ist. Bei jedem Gedeck liegt ein roter Glücksapfel. Der Glücksapfel ist eine alte volkstümliche Tradition der Zukunftsdeutung in Souvagne. Dazu wird der Apfel mittig waagerecht durchgeschnitten. Wenn ein Stern im Kern erscheint, steht ein gutes Jahr bevor. Die Geschenke dürfen erst nach der Mitternacht ausgepackt werden. In Souvagne ist es an den beiden weiteren Lichtfestfeiertagen üblich, ein langes Festessen zu halten. Hierbei werden allerlei Köstlichkeiten aufgetischt. Natürlich je nach finanzieller Möglichkeit. In adligen Häusern gibt es oft Wild, Gänseleber, Schnecken und ähnliche Delikatessen, dazu wird Wein getrunken. Als Dessert wird der Lichtfestscheit gereicht. Licht bedeutet Hoffnung in der dunklen Jahreszeit und der Sieg des Lebens über den Tod. Aus diesem Grund hat auch der Hirsch in der Dekoration eine besondere Bedeutung. Auf unseren Bildnissen wird Ardemia mit zwei Begleittieren dargestellt, dem Wolf als Zeichen für den Tod - dem Beutegreifer und dem Hirsch, als Zeichen der Fruchtbarkeit und der Wiedergeburt. Deshalb findest Du rund um das Lichterfest in den Hütten, Häusern, Zimmern und sonstigen Orten Immergrün, Äpfel die bei uns eine besondere Bedeutung haben, Hirsche aus Holz oder anderen Materialien und natürlich, wie könnte es anders sein Lichter in Form von kleinen offenen Öllampen. Obwohl der Hirsch das Zeichen der Wiedergeburt, des Lichts und des Lebens ist, landet er gerade zum Lichtfest in Adelskreisen gerne im Topf. Dabei zählte das Rotwild neben dem Wildschwein und dem Rehwild zu dem Wild, dessen Bejagung nur dem Hochadel als Privileg zusteht. Für besondere Gäste serviert man dementsprechend Wildfleisch. Also es würde mich freuen, wenn Du uns zum Lichtfest die Ehre geben würdest", sagte Max, schloss die Augen und wandte sein Gesicht kurz der Sonne zu, ehe er sich wieder an Tazio wandte. "Was weißt Du über die alten Herzogtümer Tazio? Wie kamen die Adelsbezeichnungen zustande? Weshalb bist Du ein Duca? Und weshalb ist eine gewählte kleine grüne Goblinfrau eine Königin?", hakte Maximilien mit nicht zu deutender Miene nach, ehe sich ein Schmunzeln in seine Mundwinkel stahl.


    Tazio

    »Die Einladung nehme ich gerne an, Max. Es hört sich gemütlich an und familiär. Ich freue mich darauf, zu erleben, wie das Lichtfest in Souvagne zelebriert wird. In Ledvico kommen die Hauptmahlzeiten zu den Feiertagen nicht am Abend, sondern zu Mittag auf den Tisch. Traditionell gibt es Fischgerichte. Vor dem eigentlichen Essen gibt es die sogenannte Nudelvorspeise. Besonders beliebt sind dafür Bandnudeln mit Miesmuscheln, Pasta mit Garnelen oder Risotto mit Meeresfrüchten. Den Hauptgang bildet anschließend Fisch wie Wolfsbarsch, Dorade oder Lachs mit Gemüse. Auch das Dessert darf nicht fehlen, klassischerweise gibt es Pandoro, einen süßen Kuchen, der in Sternform gebacken wird. Nächstes Jahr lade ich dich ein, bei uns zu Gast zu sein.« Er zog sich die Kuscheldecke etwas gemütlicher zurecht, während Vianello sie unablässig wiegte, indem er die Ledwickschaukel anschob. »Nun zu deiner geschichtlichen Frage. Man nennt mich Duca, weil Lazzaro Fedele der erste Duca war, der die Geschicke unseres Landes lenkte und wir alle von ihm abstammen. Aus dieser Zeit ist wenig überliefert, da es damals noch keine Möglichkeit gab, Wissen anders als durch Erzählungen zu konservieren. Alles begann mit der sogenannten Schilfkultur. Die Ledvigiani bauten Häuser aus Schilf, kleideten sich in Schilf, bereisten auf Schilfbooten die Gewässer und nährten sich von den Knollen der Schilfwurzeln. Lazzaro Fedele war es, der den Segen dieser wertvollen Pflanze erkannte. Weiterhin ist überliefert, dass die Ledvigiani während der Ära des Chaos mehrmals das Land verließen, auch die Krone machte dabei keine Ausnahme und bisweilen lag Ledvico still und schlafend, bis wir zurückkehrten. Die ersten Kontakte mit den Goblins verliefen scheinbar positiv. Sie machten uns wertvolle Geschenke, die wir damals nicht verstanden, eine goldene Turmuhr für uns, die wir damals nur Sonnenuhren und Sanduhren kannten, ähnlich der Glasen eines Schiffs, die von der Zeitwache gedreht wurde, ehe sie die Glocke schlug. Mit diesen Dingen lockten sie uns auch ins Kaisho-Abkommen. Man sicherte uns Technologien zu, von denen wir damals nur träumen konnten, aber natürlich war es dafür erforderlich, Evalon vor den Naridiern zu schützen. Ledvigiani starben, damit die Goblins in ihren sicheren Land weiter forschen konnten, uns stetig vertröstend und mit Alibitechnologien abspeisend, die für sie selbst längst veraltet waren. Kurzum - wir erhielten Glasmurmeln statt Perlen. Und als uns dies bewusst wurde, steckten wir bereits bis über beide Ohren in einem Seekrieg gegen Naridien, aus dem wir nicht durch bloßen Rückzug wieder herauskommen konnten. Wie lief es bei euch?«


    Maximilien:

    "Wir haben uns stets aus den Kriegen herausgehalten Tazio. Ein Angriffskrieg kommt für Souvagne nicht in Frage, präventive Verteidigung allerdings schon. Sollten wir davon erfahren, dass sich irgendwo Unheil zusammenbraut, das gegen uns gerichtet ist, werden wir nicht den Erstschlag des Feindes abwarten. Wir haben den Krieg mit finanziellen Mitteln und Gütern unterstützt, nicht jedoch mit Mannstärke. Ritter aus Souvagne an der Front, waren selten. Falls sie vorhanden waren, gingen sie aus freiwilligen Stücken. Nicht weil einer der unseren sie dazu abgeordnet hätte. Ich, mein Vater, mein Großvater wir alle denken in bestimmten Bahnen gleich, ein Teil des Blutes, ein Teil der Erziehung, ein Teil dessen dass der Duc ewig ist. Aber was mir aufgefallen ist, sind mehrere Dinge. Zur Erläuterung warum mir so etwas auffällt, die dunkle Jahreszeit verschafft einem die Muße über Dinge nachzudenken über die man sonst nicht nachdenkt. In unserer Position denken wir schon genug nach und sehr weit voraus. Aber so wendet man sich auch einmal der Vergangenheit zu und erfährt ganz interessante Dinge die Gegenwart betreffend. Hier meine Erkenntnisse und Fragen. Einst waren es fünf Großherzogtümer. Ein jeder von uns leitet ein souveränen Staat, als Monarch, als Oberhaupt. Das Oberhaupt selbst samt seiner Familie wird als Krone bezeichnet. Wird sind Großherzoge, wir sind Duc. Wieso sind wir kein Roi, keine Könige Tazio? Meine erste Frage. Entweder gab es in grauer Vorzeit einen König über den Großherzogen und die Staaten wurden autark, oder es ist eine Eigenbezeichnung. Was ist es? König, Früst, Großherzog, Herzog - alles Titel für einen Monarchen. Aber warum dieser kleine aber feine Titularunterschied? Wozu kein König? Wir leben in einer Monarchie, in einem Feudalsystem, jeder in unserem Land hat seinen festen von Gott und seiner Geburt bestimmten Platz. Absolute oder Konstitutionelle Monarchie, sprich ohne oder mit Verfassung die die eigenen Rechte ebenso an die selbst verfassten Gesetze bindet. Aber wir sind waschechte Monarchen in einer Erbmonarchie. Dein Land ist klar umrissen, es sein denn Du vergrößerst es, wodurch auch immer. Die Goblins haben eine Königin. Sie sind aber keine Monarchie. Wozu haben sie also eine Königin? Sie leben in Clans, diese werden in Häuser zusammengefasst, die mächtigsten Häuser haben etwas zu sagen, sie wählen die Königin. Warum eine Königin? Warum keine Clan-Obermutter? Warum keine Präsidentin? Warum ist das Wort Königin so wichtig? Allein für die Goblins betrachtet, macht das Wort Königin überhaupt keinen Sinn Tazio. Sie könnte die Clan-Obermutter sein, die Macht bleibe die gleiche. Jetzt betrachte aber mal nicht nur die Goblins, sondern betrachte das Abkommen, das Kaisho-Abkommen, das Bündnis zwischen Almanen und den Goblins. Goblins - Königin, Ledwick - Großherzog, Souvagne - Großherzog, Ehveros - Großherzog, Hohe Mark ehemals - Großherzog, Ghena - ehmals Großherzog. Und dann gab es Krieg, weil Ghena selbstständig werden wollte, aufgrund der Idee mit der Demokratie. Darüber müssen wir nicht diskutieren, Demokratie kann nicht funktionieren. Aber das stört uns jetzt nicht. Achte mal darauf, was dort tatsächlich geschehen ist. Der Nebenkriegsschauplatz ist, Ghena rief die Demokratie aus. Die Erkenntnis steht im Raum und sorgt gut für Ablenkung. Tatsächlich haben die Goblins Kunden verloren, einen Markt verloren, ein Machtmonopol verloren. Ging es ihnen um das Kaisho-Abkommen? Oder ging es ihnen um sich? Ich gehe einen Schritt weiter, dass Kaisho-Abkommen war purer Eigennutz von den Goblins. Sie haben sich schon allein durch einen scheinbar höherwertigen Titel in eine Anführerposition begeben, die ihnen gar nicht zustand als einziges Fremdvolk. Fünf zu eins, bitte bedenke das für die Almanische Seite. Dann haben sie Ghena den Krieg erklärt, nicht weil sie die Demokratie so störte, sondern weil sie Angst hatten vier weitere Dauerkunden könnten abspringen. Vier weitere Herzogtümer könnten ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen. Hin wäre ihr technisches Monopol. Vorbei wäre es mit ihrem Vorreiterstatus. Hast Du etwas von den Goblins gehört, seit dem wir für klare Verhältnisse gesorgt haben? Waren die Goblins jemals in Souvagne, um etwas auszuhandeln? Nein, wir waren schon immer unbequem, "stur" und hatten unsere Mauer, auch als keine aus Stein stand Tazio. Sie predigen Wasser und trinken Wein. Sie speisen andere mit dem Schrott ihrer Technologie ab, verkaufen es als Wunderwerkzeuge und es ist nichts weiter als alter Tand. Glas statt Perlen? Schlimmer, Glas statt Diamanten Tazio. Hast Du mal ihre Technologie gesehen? Du weißt, wie hoch ich die Wissenschaft halte. Warum unterrichtet keiner von ihnen bei uns? Warum leben sie in einer Welt, in der schwere Arbeiten von Maschinen ausgeführt werden? Warum gönnen sie die gleiche Erleichterung nicht ihren Almanischen Brüdern? Weil wir für sie Vieh sind Tazio, es gibt ein Volk auf Asamura - die Goblins. Der Rest ist für sie Vieh!", erklärte Max.

    Seine Stimme war dabei in Watte gepackter Stahl. Tazio hörte an den Untertönen, in wie weit Maximilien die Goblins als gefährlich erachtete. "Es gibt ein Ledwick Tazio, ein Souvagne. Es gibt Evalon das Königreich der Goblins. Es gibt naridische Goblins und es gibt Tazlogg die exteritoriale Stadt der Goblins. Fällt Dir etwas auf? Man könnte aufführen, es gibt auch naridische Almanen. Ja gewiss, früher nannte man sie aber Ghenaer, Großherzogtum Ghena. Seltsam nicht wahr? Ich habe vor den Rückstand den wir den Gobos gegenüber inne haben, aufzuholen und sie zu übertreffen. Bist Du dabei? Die Welt gehört nicht in kleine grüne, gierige Griffel", erklärte Max ernst.


    Tazio

    Tazio dachte eine Weile nach, während Vianello sie weiter schaukelte. Er beobachtete dabei Víanellos Hände, da ihr Anblick ihn beruhigte. Loyalität und in sich ruhender Sanftmut, das war, was er mit seinem Leibdiener verband, doch wusste Tazio, dass diese Hände auch das Schwert gegen den Feind führten und es wieder tun würden, sollte es notwendig sein. Für Tazio war Vianello eine Verkörperung aller ledwicker Tugenden. Nicht zuletzt hatte er diesen Mann von seinem Vater geerbt, eine lebende Verbindung zu Ernesto Sirio, der Großes geplant hatte und damit gescheitert war. »Mit dem heutigen Wissen würden einige Entscheidungen Ledvicos sicher differenzierter ausgefallen sein«, antwortete er Maximilien vorsichtig. »Es sind Fehler gemacht worden, nicht nur auf Seiten Evalons.« Man sah ihm an, dass diese Gedanken schmerzten und keinem anderen als seinen engsten Vertrauten gegenüber würde er diese Dinge je aussprechen. »Fehler, für die wir mit dem Blut unserer Landsleute bezahlten und mit dem Blut meines geliebten Vaters, Ainuwar habe ihn und sie alle selig. Als du deinen Besuch angekündigt hast, hast du bereits angedeutet, um welche Thematik es gehen würde. Ich trage darum ein Dokument bei mir, welches sonst unter Verschluss steht. Bitte sieh es dir an, bevor ich deine Frage beantworte.« Er zog ein sehr sorgfältig in Leder geschlagenes Pergament hervor und reichte es Maximilien samt seiner Unterlage:


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    »Organisiert von unseren Schatten, wie man die inoffiziellen Mitarbeiter auch hierzulande nennt. Sie fanden dieses Dokument in den Ruinenstädten von Evalon, welche die Goblins hüten wie einen Schatz. Geborgen aus den Ruinen, welche die Goblins als die Überreste ihrer Vorfahren bezeichnen.« Gespannt wartete er, was Maximilien dazu sagen würde.


    Maximilien:

    Max betrachtete das Pergament, drehte und wendete es in den Händen um es ganz auf sich wirken zu lassen. "Ein Skorpion", sagte er und für den Bruchteil einer Sekunde zuckte ein ganz anderes Bild durch seinen Verstand, als das einer Waffe. Das Bild eines schwarzhaarigen Mannes mit Mandelaugen. Aber der Gedanke hatte hier nichts verloren, also schob er ihn sanft beiseite. "Eine große Waffe, zur Verankerung auf einem Schiff oder auf Burgen, Bollwerken und ähnlichem. Mit einer Zugspannvorrichtung, die es den Waffenführenden erleichtert, die Waffe zu spannen. Es erinnert mich an Krane, Lasten die gekrant werden. Last mal Lastarm, Kraft mal Kraftarm. Hocheffektiv, da die Nachladezeit gewaltig verkürzt wird. Mobil, da das Geschoss auf Rädern montiert ist. Aber am wichtigsten ist, dass diese Waffe von einem einzigen Mann bedient wird.... einem Almanen...", erklärte Maximilien und faltete das Pergament wieder ordentlich zusammen. "Ihr Wissensschatz? Oder der unsere? Wieso sollten Goblins Almanen abbilden und Waffen in deren Größe fertigen? Dieser Schatz gehört nicht ihnen, er gehört den Almanen. Und welches Volk ihn immer dort zurückließ, hat bereits großes geleistet. Vielleicht ein vergessenes sechstes Großherzogtum? Vielleicht ein Herzogtum, dass sich kleine grüne Kreaturen als Arbeiter hielt? Wer weiß. Vielleicht sind die Gobos aber auch nur Opportunisten die sich ihr Reich auf den Resten und Relikten einer uralten almanischen Zivilisation aufgebaut haben. Wenn dem so ist Tazio, dann ist dass was sie als Gobo-Tech bezeichnen, unsere Tech. Gestohlenes Wissen, zumindest haben sie es nicht mit ihren Verbündeten oder den Nachfahren der einigsten Besitzer geteilt. Wie geht es Felipe", fragte Maximilien freundlich, während Fabien und Vianello kurz einen Blick wechselten.


    Tazio

    Tazios Augen wurden schmal. »Wir sind vom selben Geist. Das waren auch meine Gedanken. Dies hier«, er wies auf die technische Zeichnung, »ist der wahre Grund dafür, warum sie die Ruinenstädte hüteten und all das Wissen! Weil nie ein Almane die Originale einsehen sollte, wir sollten nie erfahren, dass wir für unser eigenes Wissen mit unserem Geld, unserer Kriegsmacht, unseren Gütern und unserem Blut bezahlten! Die Goblins haben uns unser eigenes Wissen verkauft! Wenn ich mir vorstelle, wie sie in ihren Ratskammern in ihre dürren grünen Fäuste lachen, während unsere Männer bluten und ihre Familien sich daheim die Augen ausweinten! Darum kann die Antwort nur Ja lauten, Maximilien. Wir werden uns zurückholen, was uns gehört und die Goblins an ihren rechtmäßigen Platz verweisen. Was Felipe betrifft, so bereitet der freundliche Herr im grünen Brokat eine ganz besondere Feierlichkeit vor. Sein persönliches Lichtfest.«


    Maximilien:

    "Sie sollen in ihrem "Königreich" ohne tatsächliche Königin bleiben und die Füße still halten. Sie haben lange genug Almanisches Blut vergossen. Es stieß ihnen sauer auf, dass sie nicht wie die Herrscher für die sie sich halten durch ganz Almanien marschieren konnten. Sich dabei noch am besten überall frei bedienen, an Mannstärke, Waffen, Nahrung, Verpflegung und Unterkunft. Ein Bündnis funktioniert nur beiderseitig. Das war nichts weiter als ein Knebelvertrag, der sich automatisch bei nicht rechtzeitiger Kündigung um ein Jahr verlängert. Nun ich habe außerordentlich gekündigt, wie man so schön sagt. Wir forschen selbst, wir erforschen selbst. Wir organisieren uns Technik, bauen sie auseinander erforschen sie, bauen sie nach um das Verständnis zu erlangen. Es waren nicht die Goblins die die Nekromantie erschaffen haben, es waren auch nicht die Rakshaner, wir waren es. Sie mag bei uns verboten sein, sogar geächtet aber niemand beschwert sich über eine rettende Waffe auf dem Schlachtfeld. Auch dann nicht, wenn sie schmutzig ist, nicht wahr? Unsere Aufgabe ist klar, wir müssen das verborgene Wissen bergen und wir führen Almanien zu dem Glanz zurück der ihm zusteht. Es mögen von fünf Königreichen, zwei übrig geblieben sein, aber was nützen fünf blinde Sklaven? Dann doch lieber zwei sehende Könige. Denn auch wir haben einen Eid geschworen, schon am Tage unserer Geburt Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm. Nie ausgesprochen, aber Du unsere Geburt legitimiert wie auch verpflichtet. Bindend für alle Zeit unseres Lebens. Nach dem schändlichen Verrat des Abkommens, haben wir uns von Kaisho losgesagt Tazio. Und wie ich rückblickend sehe, zu Recht. Es tauchen immer mehr Gründe auf, weshalb die Trennung notwendig und richtig war. Unsere Länder sind in Familie und Freundschaft vereint, vielleicht sollten wir uns auch einen passenden Namen geben. Ein eigenes Bündnis wählen. Zum sichtbaren Zeichen für alle anderen Nationen, dass wir fest zusammenstehen. Die Zeiten des grünen Raubrittertums sind vorbei. Ja Felipes Lichtfest, möge ihm ein Licht aufgehen und er selbst endlich ins Licht gehen", sagte Max mit einem kleinen Hauch Sarkasmus.


    Tazio

    »Dass unsere almanischen Brüder nicht rechtzeitig aufwachten, ist ein Jammer, für uns nicht mehr zu ändern. Die Hohe Mark ist nun in guten Händen und zumindest das Volk von Ehveros werden wir noch retten. Ghena ist längst verloren, aber auf ihre Weise haben sie sich frei gemacht von der grünen Pestilenz im Monarchengewand. Warum sie ihre Präsidentin eine Königin nennen, mag pure Ironie sein, dazu geeignet, uns zu verletzen und auf uns hinabzusehen. Wie lautet deine Theorie? Gab es einst ein all-almanisches Königshaus? In der Historie Ledwicks ist nichts darüber verzeichnet, unsere Geschichtsschreibung nimmt mit Lazzaro Fedele ihren Beginn und er war Duca. Ein Bündnis ist ein guter Gedanke. Verbunden sind wir bereits, doch ein gemeinsamer Name wird ein deutliches Zeichen setzen. Was schwebt dir vor?«


    Maximilien:

    "Unsere Titel können eine Eigenbeszeichnung sein. Ebenso kann es sein, dass wir in grauer Vorzeit einen König über uns hatten. Sprich das dieser Almanien regierte und wir die einzelnen Länder in seinem Namen verwalteten. Später sind die Großherzogtümer autark geworden. Beides wäre möglich Tazio, ich weiß es leider so wenig wie Du. Die Goblins könnten sich bewusst so genannt haben, nicht um uns zu verhöhnen. Das wäre nicht effektiv oder? Welcher Kunde wird gerne verhöhnt? Nein lass mal das Gefühl außen vor. Almanen sind treu, loyal und feudal. Königin... lass Dir das auf der Zunge zergehen, dieser Titel, diese Bezeichnung verlangt nach Respekt, Macht, Gehorsam. Automatisch würde ein Almane vor der Königin niederknien, weil es sich so gehört, weil es gebührlich ist. Du oder ich nicht, aber ein normaler Mann würde das Knie beugen um uns nicht zu beschämen. Dabei dürfte dieser Mann nicht einmal in ihre Richtung nicken! Ausgebeutet, bestohlen, die Hehlerware an die ehemaligen Besitzer verkauft und sich dann noch in Amt und Würde gekleidet, die ihnen gar nicht zusteht. Adelsanmaßung wäre der Straftatbestand in Souvagne. Unbefugter Gebrauch des Adels oder eines bestimmten Adelstitels ist unter Strafe gestellt. Aber dass soll nicht mein Problem sein, mein Problem ist, was sie mit der Bezeichnung bezwecken. Sie provozieren eine Handlung, die ihnen nicht gebührt. Wohlwissend dieses Verhalten dann auszunutzen. Eine Bezeichnung für unser Bündnis? Almanischen Brüder Bündnis, Almanische Bruderschaft, irgendetwas dass auf unseren Zusammenhalt und die familiäre Bindung verweist. Etwas das jedem sagt, diese Länder sind Brüder im Geiste. Mein erster Schritt wäre die Einführung der Dampftechnologie. Wir haben ein Dampfkutsche als Prototyp und wir haben Schiffe. Hochseetauglich und Flussschifffahrt. Das alles würde ich gerne mit Dir gemeinsam in Angriff nehmen. Es sind wie gesagt Prototypen, ob sie halten was sie versprechen, kann noch nicht beurteilt werden. Die Dampfkutsche funktioniert, die Schiffe da würden wir auf Eure Erfahrung vertrauen. Es gibt einiges, was wir noch in Angriff nehmen müssen. Es gibt natürlich auch Dinge, wo wir die Goblins nicht benötigen. Absolut nicht, da könnten sie sich noch eine Menge von uns abgucken. Aber sie teilen nicht, also teilen wir auch nicht. Also packen wir es gemeinsam an Taz?", fragte Max gut gelaunt. Die Idee ein neues Zeitalter einzuläuten, indem Wissenschaft, Forschung, Technik und Abenteuer eine Rolle spielten gefielen dem Duc.


    Tazio

    »Ich würde sie gern mit der Ernesto Sirio di Ledvico in ihre Schranken bomben«, knurrte Tazio leise. »Mit jenem Luftschiff, welches bereits auf Firasani den Namen meines Vaters reinwusch. Ob es so kommen wird, lasse ich noch offen. Aber das sind die Träume, die ich habe, wenn ich mich abends zur Ruhe bette. Wenn andere Frieden finden, träume ich vom Krieg. Das war schon immer so, er ist allgegenwärtiger Begleiter meiner Gedankenwelt, auch jetzt noch in Friedenszeiten. Ein Krieg, der Gerechtigkeit schafft und diese unerträgliche Demütigung von den Namen meiner Vorfahren wäscht! Die Goblins haben sie so lange an der Nase herumgeführt und als diese Aufzeichnungen«, er tippte auf das Blatt, »aus Evalon geborgen wurden, wurde mir klar, wie sehr. Ich bin erleichtert, dass nicht ich allein es so sehe. Gemeinsam ist so manche Last leichter zu tragen und wie viel das Ornat wiegen kann, weißt du selbst. Ja, wir haben geschworen, mit unserem Amtsantritt. Wir beide waren sehr jung, als wir das Ornat anlegten. Eine spontane Idee für ein Wappentier des Bundes oder ein Symbol wäre der Adler mit dem Körper des Leone di Marino:


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    Nach dem Almanischen Bruderkrieg wäre ein Almanischer Bruderbund ein guter Name.« Er nahm das Dokument wieder an sich, steckte es ein und schloss die Augen. So seltsam, wie es war, aber nachdem sie gerade vom Krieg geredet hatten, döste er die verbleibende Zeit auf der Ledwickschaukel voll friedlicher Gedanken, bis die Sonne den Dhunico küsste und es Zeit wurde, zurück in den Palazzo zu gehen, ehe die Nacht hereinbrach.

  • Befriedung für Frieden



    Maximilien

    Maximilien erwachte, ließ die Morgentoilette wie stets in stoischer Ruhe über sich ergehen, trank danach seinen ersten Kaffee und warf einen Blick aus dem Fenster. Erstes Morgenrot, die Wellen brandeten in ihrer immerwährenden Natur gegen den Strand. Fabien stand neben Maximilien und folgte dessen Blick auf die Wellen. Er stand so nah, dass Max Fabs Körperwärme fühlen könnte. Ein Zeichen absoluten Vertrauens, Liebe und auch dem Umstand geschuldet, dass er stets fror. Seine Gedanken hingen dem gestrigen Gespräch nach, Tazio sah vieles wie er, sie hatten ganz ähnliche Gedanken. Eine weitere Frage war Maximilien im Bett eingefallen. "Wieso heißt ein Gebirge in Evalon nach den Almanischen Ureinwohnern von Ghena?", fragte Maximilien mehr sich, als Fabien. Fabs zuckte mit den Schultern. "Wie heißt es denn?", fragte Fabien Retour. "Die Ghenäen. Zufälle, so viele Zufälle, dass man sich fragt, was davon wirklich Zufall ist. Wobei einer meiner Vertrauten einmal sagte, vertraue keinen Zufall den Du nicht selbst verursacht hast. Natürlich ohne mich dabei zu duzen", schmunzelte Max, trank seinen Kaffee aus und reichte Fabien die Tasse. Fabien nahm sie entgegen und stellte sie weg. "Du meinst das Oberhaupt der Fantome", antwortete Fabien und machte eine einladende Geste ihm zu folgen. Gemeinsam schritten sie zur Frühstückstafel, an der bereits Tazio und Verrill Ihr Frühstück einnahmen. "Guten Morgen Ihr beiden, ich wünsche wohl geruht zu haben. Ich würde gerne das vertrauliche Gespräch von gestern fortsetzen Tazio", sagte Maximilien und setzte sich zu den beiden. Vianello schaute kurz Fabien an, dieser nickte knapp und kümmerte sich umgehend um das Frühstück seinen Herrn, so dass Nello bei Tazio stehen bleiben konnte.


    Tazio

    Sie speisten im Malachitzimmer:Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.

    Dunkel getäfelt war der Saal, er wirkte warm und dunkel. Das leuchtende Grün des Malachits zierte den Kamin, den Esstisch, fand sich auf den Sitzpolstern wieder und auf dem Wandgemälde. Ein weißkristallener Kronleuchter sorgte für eine Lichtinsel. Der Malachitesstische gab es zwei. Im weißen Saal war er für Staatsgäste. Dieser hier, der Gemütlichere, diente privaten Anlässen.Tazio war eine Lerche, wie man so schön sagte, ein absoluter Morgenmensch. Je zeitiger er aufstand, umso leistungsfähiger war er. Dafür wurde er meist schon zum frühen Nachmittag hin müde und schätzte es, zeitig zu Bett gehen zu können. Entsprechend putzmunter saß er am Frühstückstisch. »Guten Morgen, das trifft sich gut. Auch ich habe mir Gedanken gemacht und meine liebe Gattin musste heute Nacht auf meine Gesellschaft verzichten, da ich im Lesezimmer eingeschlafen bin.« Er schenkte Verrill ein verstohlenes Schmunzeln und griff nach ihrer Hand, ehe er sie wieder freigab, damit sie in Ruhe das Frühstück genießen konnte. »Mein Geist schweifte in den Sphären meiner Ahnen. Der Schleier, der die Lebenden von den Toten trennt, ist an manchen Tagen dünner. Ich spüre ihre Nähe und ihren Zorn. Ich war ihnen in dieser Nacht sehr nahe. Doch du hast dir sicher ebenso deine Gedanken gemacht. Sprich, Max.«


    Verrill:

    Verrill streichelte liebevoll die Hand ihres Mannes und schenkte ihrem Vater ein freundliches Lächeln zum Morgen. Man sah ihr an, dass sie sich hier glücklich und heimisch fühlte. Das Tazio oft die Geister der Vergangenheit heimsuchten, war ihr bewusst. Er hatte zuviel verloren, als dass dies hätte spurlos an ihm vorrüber streifen können. Sie kannte seine Gefühle und Gedanken und sie war ihm oft ein Ratgeber. Die Rache die die Zwerge am eigenen Leib erfahren hatten, den Zorn den Tazio über sie gebracht hatte, war verklungen, so wie die Waffen. Aber ein neuer Zorn hatte sich in ihrem Mann erhoben, der Zorn des Gerechten. Wie stets, wie immer. Schweigend wartete sie, über was die beiden diesmal so ausführlich sprechen wollten. Sie würde ihnen wie immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.

    Maximilien:

    "Meine Gedanken waren vermutlich ganz ähnlich den Deinen Tazio. Und heute morgen ist mir noch eine Frage eingefallen, die ich Fabien stellte. Wieso wurde ein Gebirgszug in Evalon nach den Ureinwohnern von Ghena benannt? Die Ghenäen? Das sind mir alles zuviele Zufälle um noch an einen Zufall zu glauben. Die Amtsbezeichnung einer Landesrepräsentantin, die sich Königin schimpft, wobei es weder eine Monarchie noch einen Grund für diese Titulierung gibt. Der Titel soll nur eines eine Haltung und eine Handlung verursachen, er soll Respekt und Gehorsam einflößen. Und zwar der Almanischen Bevölkerung, nicht der Evalonischen. In einer Clan strukturierten Gesellschaft ist das Wort Königin so unpassend und unnötig wie wenn sich der Naridische Rat die fünf Könige nennen würde. Darüber hätten wir geschmunzelt oder sogar gelacht. Wieso bei den Evalonern nicht? Weil es seit Anbeginn des Abkommens so war, weil sie als Verbündete galten. Ihr wart ihnen leider noch wesentlich näher als es Souvagne jemals war. Zurückhaltung hat uns wohl auch dabei einiges erspart. Allerdings in dem Falle Euch nicht, vielleicht wäre es ratsam gewesen, die Brudervölker zu etwas mehr Besonnenheit in Bezug auf die Goblins aufzurufen. Denn sind wir ehrlich, was hinter ihrem Handeln steckte, dem sind wir gestern ein gewaltiges Stück auf die Schliche gekommen. Und das was wir zu sehen bekamen, ist nur ein Bruchteil dessen, was wirklich in diesem Sumpf versunken liegt Tazio. Wenn wir das Wrack bergen wollen, müssen wir darauf gefasst sein, dass wir nicht nur Schätze heben. Wir werden auch Dinge erfahren, auf die wir nicht vorbereitet sind, gut wie schlecht. Und wir werden vermutlich erst dann richtig begreifen, was sich die Goblins dort angeeignet haben und um was sie uns all die Jahrhunderte lang beschissen haben. Sprechen wir völlig offen. Du hattest vorgeschlagen sie anzugreifen. Ich glaube mittlerweile tendiere ich mehr in Deine Richtung. Befriedung zum Frieden. Sie halten gerade die Füße still und hoffen das Gras über die Sache mit den Zwergen und Rakshanern wächst. Aber das Gedächtnis des souvagnischen Adlers ist so scharf wie seine Krallen Tazio. Wir vergessen keine Schmach und keinen Verrat der an uns verübt wurde. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber die Zeit gibt einem Gelegenheit dazu, die Wunden zu rächen. Nichts wird vergeben, nichts wird vergessen, irgendwann wird jedem die Rechnung für seine Taten präsentiert. Ich wäre dafür ihn einen Lektion zu verpassen, um ihnen zu zeigen, wir wissen was ihr getan habt. Ihr seid aufgeflogen und ab heute steht Ihr unter Dauerbeobachtung. Ferner würde ich vorschlagen sollten wir das Stück zwischen Naridien und Evalon erforschen. Die Ruinen beanspruchen wir für uns. Die Goblins werden nach der Lektion dazu aufgefordert ALLE technischen Errungenschaften basierend auf den dortigen Funden auszuhändigen und das Wissen frei zugänglich zu machen. Sie mögen technisch weit fortgeschritten sein, aber bedenke was wir in eine Schlacht führen können. Sie haben Luftschiffe? Wir ebenso. Wir haben zig Orden die sich unserer Sicherheit verschrieben haben, allen voran einen Orden der die erste Massenvernichtungswaffe erschuf, oder besser gesagt der Mann der damaligen Stunde Horatio. Ein Geheimorden, den ich Dir hier im Kreise der Familie offenbare, als Zeichen meines Vertrauens. Der Orden der im Zweifelsfall mit todbringender Magie einschreitet heißt Blut und Gebeine. Worum es sich dabei handelt, dürfte klar sein. Ein Orden von Nekromanten. Aber nicht nur jene würden wir ins Feld schicken. Wir haben eine Marine, Ihr habt eine gewaltige Marine, wie sieht denn die Marine der Goblins aus? Nennenswerte Zahlen? Wir haben die Himmelsaugen, wir haben die Drachenhühner und noch ganz andere Möglichkeiten. Wir verfügen über Bomben basierend auf Giften und Magie, von denen die Goblins noch nichts gehört haben. Sie sind lausige Heiler, also sind sie auch lausige Giftmischer. Wie jeder weiß, die Dosis macht das Gift. Du hast möglicherweise mitbekommen, wie Dreux die Küste entwaldet und urbar gemacht hat. Wir müssen uns dahin gehend beraten, wie wir vorgehen. So stehen bleiben kann das Ganze nicht. Wir können nicht ignorieren, was wir in Erfahrung gebracht haben Tazio", sagte Max und biss von seinem Brot ab.


    Tazio

    Tazio genoss ein sehr herzhaftes Frühstück, er mochte Süßspeisen nur zum Vesper. Für manch einen war es vielleicht gewöhnungsbedürftig, dass er sich um diese Uhrzeit einen Teller mit gebratenem Lachs mit Zitronenkruste schmecken ließ. Dazu trank er Tee anstelle von Kaffee. Mit Kaffee musste er sehr vorsichtig sein. Er gehörte zu jenen Menschen, die ihn nicht gut vertrugen und sein sonst so ruhiges, ja stilles Gemüt geriet davon allzu leicht in Wallung. Die Brandung seiner Seele, die sich sonst an der Maske brach, fand mit genügend Kaffee im Blut ihren Weg nach außen und Tazio wurde unerträglich bis unausstehlich. »Die Ghenäen, benannt nach den einstigen Brüdern aus Ghena. Die technischen Zeichnungen von Technologien, die keine Goblins zum Maßstab nahmen, sondern Almanen. Eine falsche Königin. Weißt du, wonach das für mich riecht? Danach, dass Evalon einst Teil von Almanien war! Blut und Gebeine, ein eindringlicher Name für einen Orden. Und seine Offenlegung ergänzt sich so wunderbar mit den Gedanken, die mein Vater mir heute Nacht sandte.« Unwillkürlich blickte Tazio in Richtung des Fensters, vor dem die Wellen des Dhunico im Morgenlicht glitzerten. Einen Moment lang suchte er den Blick von Vianello, der einst Ernesto Sirio gedient hatte, ehe er seinen Blick wieder auf Maximilien richtete. »Die Gebeine unserer Brüder ... ich wollte sie bergen aus der Steppe vor Dunkelbruch. Doch als ich dort war, vermochte ich es nicht. Die Last der Schuld am Schicksal all der Männer, die dort ruhen, liegt auf meinen Schultern allein und auf niemandes sonst. Ich fand nicht die Kraft, mich ihrem Anblick zu stellen und reiste wieder ab, bevor ich auch nur einen Knochen zu Gesicht bekam. Sie ruhen noch immer dort und ihre Geister klagen mich an. Den Leone di Marino, der sein Versprechen von Schutz und Schirm nicht hielt, der nicht einmal den Mut fand, ihre Gebeine heimzuholen. Heute Nacht war Ernesto Sirio bei mir. Er zeigte mir einen Weg auf, den Zorn der Toten zu besänftigen - indem sie ein letztes Mal ihre Schwerter erheben werden. Eine Armee von Toten, entsandt gegen Evalon. Meine Chance, es wieder gutzumachen, damit sie in Frieden ruhen können.«


    Maximilien:

    Max nahm den Kaffeebecher zwischen die Finger und wärmte seine Hände daran. Vianello stand so ruhig hinter Tazio wie die See. Er war da, er würde immer für ihn da sein, dass sah Maximilien ihm an. Und ebenso stand Fabien hinter ihm, auch wenn er ihn nicht sehen konnte, wusste er dass er dort war. Natürlich war er das, genauso wie Vianello für Tazio. Für sie beide hatten ihre Leibdiener noch eine ganz andere Bedeutung als reine Vertraute. Sie waren für sie da, als sie völlig alleine waren. Sogar jetzt noch, wo sie verheiratet waren, denn das Amt zwang einen manchmal Einsamkeit auf. Max schenkte Tazio ein Lächeln dass von Herzen kam. "Du suchst die Schuld bei dem falschen Tazio, lass Dir das gesagt sein. Du hast die Männer nicht in den Tod geschickt. Und sich irren, dass kann jeder, sogar ein Duca oder ein Duc. Nur darf man nicht im Irrtum verhaftet bleiben. Und das bist Du nicht. Du nimmst jetzt noch Schutz und Schirm beim Worte und Du nimmst es Dir zu Herzen. Ja es wäre eine Möglichkeit sie ein letztes Mal aufstehen zu lassen und sie würden nicht fallen, sondern sich dann zur Ruhe begeben. Und das auf Heimatboden. Deine Gedanken sind den meinen erstaunlich ähnlich. Ich dachte mir, wenn sämtliche Technologie auf Almanengröße angepasst ist, wenn die Goblins alles umbauen oder anpassen mussten, dann war es nie für sie bestimmt. Einst gab es jemand anderen dort. Weißt Du wie mir die Goblins in Evalon vorkommen? Wie ein Haus, dass mein Sohn einst betrat. Ein Herrenhaus. Stell Dir ein Herrenhaus vor, düster, dunkel und voller Geheimnisse. Dieses Herrenhaus ist nun verweist. Die Besitzer sind lange fort, gestorben. Übrig blieben ihre Nichtmenschlichen Helfer, sie hüten noch immer das Haus. Aber da die Herren nicht mehr da sind, versuchen sie nun zig Generationen später das Haus für sich zu benutzen. Aber sie sind kleiner als ihre Herren es waren. Vielleicht sägten sie zuerst die Stuhl- und Tischbeine ab um speisen zu können wie ihre Herren. An Tischen wohlgesittet. Und von Generation zu Generation wurden die Herren immer mehr vergessen. Nicht an sich, sondern dass sie einst die Herren waren. Die kleinen Kreaturen lebten schon so lange in dem Haus, dass sie mittlerweile glauben sie hätten es erbaut. All das wäre ihr schaffen gewesen. Und dann sehen sie, es gibt noch andere Herren. Da draußen, sie leben ein anderes Leben. Und sie merken, dass sie gar nicht das erwirtschaften können, was dieses Herrenhaus am Leben hält. Was nun? Wie sollen sie handeln? Und da fiel ihnen eine List ein... geben wir uns doch einen Namen, der einst der höchste aller Herren trug, dann werden die anderen sich vor uns verneigen, denn wir kommen aus dem Herrenhaus! Dieses Haus hieß möglicherweise Evalon nicht wahr, oder klingt der Name für Dich sehr goblinisch? Ehveros, Evalon, das klingt in meinen Ohren almanisch. Wäre das Herrenhaus das Hause Souvagne und wir wären verschwunden, würden sich die kleinen Kreaturen Souvagne nennen. So steht es doch auf dem Haus nicht wahr? So steht aus auf dem Schild, einst sagten die Herren Wappen dazu. Glaube mir, so manches Haus birgt seine eigene Geschichte. Ich glaube die Goblins sind überlebende Diener oder Sklaven eines einstigen Almanischen Großherzogtums dass Evalon hieß. Die Lage ist passend. Wieso fünf Großherzogtümer, möglicherweise gab es sechs. Es liegt genau neben Ghena - sprich Naridien. Und dort zwischen Ghena und Evalon liegen almanische Relikte im Wüstensand verborgen, jene die sie bergen und uns als ihre Leistung verkaufen wollen. Es wird Zeit daran sie zu erinnern, was sie sind. Und es wird Zeit, dass wir uns selbst Gewissheit verschaffen, was sie einst waren und wer wir wirklich sind. Wie heißt es so schön? Vergiss niemals wer Du bist. Das gilt auch für uns Tazio, wir sind die Krone unserer Länder, wir sind Duca und Duc. Und vielleicht sollten wir überlegen ob unsere korrekte Titulierung nicht König - also Roi ist. Denn wir sind souveräne Staaten und die höchsten Amtspersonen! Das sollten wir zum Ausdruck bringen. Gleich wen es dort vorher gab. Oder wir deklarieren es zu einem Eigennamen, aber eines ist gewiss, die Goblins da steckt mehr dahinter als wir jemals sehen sollten. Du wärst bereit Deine Gefallenen in eine Schlacht zu schicken? Wir könnten das Land einnehmen und ihnen unsere Bedingungen diktieren. Oder was schwebt Dir genau vor?", fragte Maximilien.


    Tazio

    »Ich bin bereit, Max! Ob Duca oder Roi beziehungsweise Re, wie man bei uns sagen würde, ich bin und bleibe der Leone di Marino. Zuallererst identifiziere ich mich mit ihm und welchen Titel er trägt, ist nebensächlich, da Leone di Marino selbst bereits ein Titel ist. Und da die Schuld für die Fehler der Vergangenheit auf den Schultern des Leone di Marino lastet und ich der Leone di Marino bin, lastet die Schuld folglich auf mir. Es ist ein Fluss, das Ich und Du meiner Vorväter verschmilzt unter dem Ornat zu einem Wir. Wir alle sind Ledvico, wir alle sind der Leone di Marino und wir alle sind Herr über das Schicksal des Landes, das unseren Namen trägt. Aber die kollektive Schuld ist nicht nur negativ, denn so hat ein Jeder auch die Chance, wieder reinzuwaschen, was zu einer Zeit geschah, als er noch nicht die Korallenkrone trug. Die Fehler sind nicht endgültig! Ich kann sie wieder gut machen und meinen Pelz wieder reinwaschen! Wir beobachten, wir lernen, wir handeln über die Jahrhunderte. Und diese Lehrstunde war zu teuer, um sie schweigend ad acta zu legen. Ja, wir werden die Toten rufen. Und was wirst du tun, Max? Und von welchem Herrenhaus genau sprichst du? Wenn wir das Gleiche meinen, und davon gehe ich aus, habe ich noch weitere Gedanken dazu. Sollten sie wahr sein, schlägt das dem Fass den Boden aus.« Tazio lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er suchte nacheinander die Blicke der Anwesenden. Auf dem Thron hätte er das nicht getan, doch er saß nicht auf dem Thron, er saß im Kreise seiner Familie. Sein Blick blieb schließlich auf Verrill ruhen, seiner Braut. Sein Blick rutschte ein wenig tiefer in Höhe ihres Bauches, der flach war, unter dem jedoch, vielleicht, sein Thronerbe ruhte.


    Maximilien:

    "Der Duca und der Duc, der Leone di Marino und le souvagni Aigle sind ewiglich. Sie werden nur von einer anderen Person repräsentiert. Das Haus Souvagne, das Haus Ledvico, das Haus war als Sinnbild gemeint für ein Land. Als Grundlage diente das Bild des Herrenhauses von Hohenfelde, Verrill kann Dir darüber berichten. Ihr erster Ehemann ist ein Hohenfelde. Ich weiß nicht, ob Du ihn als Ehebruder bezeichnest, aber er ist Teil Deiner Familie und unserer Familie, folglich wird er uns mit seinen Mitteln und Möglichkeiten beistehen. Die begangenen Fehler zu korrigieren ist Pflicht und keine Schande. Was ich tun werde? Was wir tun werden Tazio, wir haben mehr als nur einen Bund geschlossen, den unserer Länder und den unserer Familien. Wenn einer meiner Söhne ein Problem hat, stehe ich ihm bei. Du bist mein Sohn. Und wenn etwas mein Land bedroht, handele ich. Also was sollte ich wohl in dieser Situation anderes tun, als an Deiner Seite zu stehen? Es geht uns beide an und wir müssen agieren. Reagiert haben wir lange genug. Falls Du meinst, ob das Haus Hohenfelde Evalon zu Fall brachte, wie wir davon ausgehen, dass die Sippe möglicherweise die Finger beim Fall Ghenas die Finger im Spiel hatte, wäre das durchaus möglich. Wir sollten Linhard dazu befragen. Es ist aber durchaus denkbar, dass ihm soweit zurückliegende Informationen fehlen. Bedenke er beherrscht keine Magie. Wir könnten ebenso Brandur von Hohenfelde zu Rate ziehen. Oder ich werde eine bestimmte Person anhalten diese Informationen in Erfahrung zu bringen, jemanden der einen gewissen Ältesten rufen kann. Was die Erweckung der Toten anbelangt, werde ich den Orden auffordern, dies umzusetzen, sobald wir uns auf eine Vorgehensweise geeinigt haben. Brandur von Hohenfelde sollte sich dem Orden anschließen, aber noch hielt ich ihn für zu wankelmütig. Und ich weiß nicht, ob es so günstig wäre, einem Hohenfelde davon zu berichten, dass es einen Orden gibt, nach dem er sich die Finger lecken würde", schmunzelte Maximilien und folgte Tazios Blick, dabei zog er fragend eine Augenbraue hoch.


    Verrill:

    Verrill nahm die Hand ihres Mannes und legte sie auf ihren Bauch. "Du hättest zum Lichtfest von mir einen kleinen Hirsch von mir bekommen, er ist aus Holz geschnitzt. Falls Du nicht weißt was das bedeutet, er ist der Überbringer von einem neuen Leben. Dan sagte es mir vor einigen Wochen, aber ich wollte sicher sein. Und ich hatte etwas Angst zu früh darüber zu sprechen. Vinanello kann ihn holen", bot Verrill an. Vianello schenkte Verrill ein freundliches Lächeln und eilte davon. Warum sie nicht ihre Zofe schickte, fragte er nicht. Verrill war manchmal etwas eigenwillig, aber auf der anderen Seite mochte Nello sie so wie sie war. Auch mit ihren seltsamen Marotten. Sie hatte auch nie gefragt wo Gaston abgeblieben war, sondern ihm immer freundlich zugelächelt, wenn er sie alleine traf. Vermutlich wusste oder ahnte sie etwas. Vianello beeilte sich und kehrte einen Augenblick später mit ihrem Geschenk zurück. "Euer Geschenk Majestät", sagte der Leibdiener freundlich und stellte es auf den Tisch.


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    "Hübsch nicht wahr? Ich habe ihn extra für Dich schnitzen lassen, er sollte nicht so dürre aussehen. Du musst ihn in Dein Amtszimmer stellen Liebling", grinste Verrill.


    [23:28:09] <Baxeda> TazioTazio nahm den hölzernen Hirsch zur Hand. Er betrachtete ihn jedoch nur kurz, dann stellte er ihn ab und druckte den Oberkörper seiner Frau. Dabei strahlte er. »Was für ein ereignisreicher Tag, natürlich erhält er den besten Platz!« Verrill erhielt mehrere Küsse von ihm. »Wann ist der errechnete Geburtstermin? Es läuft doch alles so gut wie beim ersten Mal?« Zärtlich strich er über ihren Bauch und der Zorn, der immer unter seiner Oberfläche schwelte, kam für einige Zeit zur Ruh, machte jedoch einer energischen Entschlossenheit platz, seine Familie und sein Land zu schützen. »Umso wichtiger ist es, die Zukunft abzusichern. Über das Herrenhaus der Hohenfelde bin ich im Bilde, Max. Ciel hat mir darüber berichtet, auch über den Ältesten Dunwolf. Vielleicht ist dir bekannt, dass ich dem Blute nach zu einem Sechzehntel Wigberg bin. Der Mann im grünen Brokat ist über verschlungene und weite Umwege ein Verwandter und ebenso Linhard. Mein Ur-Ur-Opa war Nikita von Wigberg, offiziell natürlich nicht, aber dem Blute nach schon. Das wissen nur wir hier, sonst niemand. Entsprechend ist mir einiges bekannt, was die Wigbergs so treiben, denn wir hatten unsere liebe Not mit ihnen. Sie malten sich Ansprüche aus, die nicht existierten und wir behielten sie im Auge. Entsprechend aufschlussreich ist auch die Brieffreundschaft, die ich mit Ciel unterhalte für mich. Folgendes sind meine Gedanken. Die Sippe ist eine Trinität für sich, nicht nur ihr Kopf ist es. Und jede hat ein Zentrum der Macht, von dem die anderen nichts wissen. Hohenfelde hat ihres in Naridien gehabt, in besagtem Herrenhaus. Das der Wigbergs scheint mobil zu sein, genaueres weiß ich leider nicht, man müsste dem Mann im Brokat etwas mehr auf den Zahn fühlen, aber da er Souvagner ist, halte ich mich da bei aller Neugier zurück. Und nun rate, wie meine Gedanken dazu aussehen, wo sich das Heiligtum der Eibenbergs befindet. Wer hielt die Almanen zum Narren? Wer verdiente an ihnen? Waren die Goblins wirklich Herren ihrer Selbst - oder dienen sie selbst nur einem noch größeren Übel?«


    Verrill: "Nun Du weißt wann wir es gezeugt haben, genau am 01.10.204. Unser Kind wird also um den ersten Juli 205 herum geboren werden. Nun beim ersten Mal ging nicht gerade alles gut Tazio. Hoffen wir, dass es diesmal leichter wird. Ich bin froh, dass Dantoine hier bei mir ist, er gibt mir ein sicheres Gefühl. Melville hatte mir geschrieben, aber das erzähle ich Dir später", sagte Verill und nippte an ihrem Tee. "Die Sippe hat Häuser, man könnte sagen, sie bilden dass was wir bilden, Herrschaftsfamilien. Sie regieren ihre Familien und die stärkste Familie regiert die gesamte Sippe, so hat es mir Linhard erklärt. Nun Tazio, dann weißt Du wie gefährlich die Sippe sein kann. Das ein Eibenberg die Golbins benutzt wäre nur zu logisch. Die betrogenen Betrüger, die Goblins bekommen immer mehr mit den Zwergen gemein, nicht wahr? Außer das sie cleverer waren. Aber scheinbar nicht clever genug, denn wenn das stimmen sollte Ihr Lieben, dann waren sie bloße Marionetten und Handlanger der Eibenbergs. Darauf gedrillt Taler zu zählen, während eine Eibe sich die Banken füllte und über sie lachte. Vermutlich ist auch ihre Geld-Göttin nichts anderes als ein verkleideter Eibenberg oder dessen Handpuppe", lachte Verrill gut gelaunt und Chiara grinste breit dazu. "Nun die Trinität wäre dazu in der Lage gewesen, ihnen so etwas vorzugaukeln. Linhard sagte, der Älteste ist von unvorstellbarer Macht. Er kann sogar Tote zum Leben erwecken, ob das tatsächlich stimmt, sei mal dahingestellt. Aber wer verschiedene Formen annehmen kann als Erscheinung, der bekommt doch sicher auch einen Goblin hin. Dal und wie weiter? Daalicia von Eibenberg? Daalbogert von Eibenberg? Wir wissen es nicht, aber die Spur ist so logisch, dass sie jetzt förmlich wie ein Leuchtfeuer brennt, findet ihr nicht auch? Ledwick - die Wigbergs, Souvagne - die Hohenfelde, Ghena - Naridien die gesamte Sippe und sie lebten dort ihr Leben. Bleiben noch Ehveros und Evalon samt der Hohen Mark. Die Hohe Mark war in der Hand von Ehveros. Ergo, Evalon, Hohe Mark und Ehveros. Felipe und Evalon könnten gut in der Hand einer Eibe gewesen sein oder eine Eibe versuchte die Macht zu ergreifen. In Evalon ist es vollumfänglich gelungen, wenn das stimmt. Die Goblins sind das, was die Düsterlinge für die Hohenfeldes sind. Das wäre meine Vermutung. Eine Sklavenrasse, die sich ihres Jochs nicht einmal bewusst ist", sagte Verrill und tunkte ihren Keks in den Tee.


    Maximilien:

    "Eine frohe Botschaft und ein Grund mehr, so fest wie möglich zusammenzustehen als Familie. Hattest Du Dir Gedanken um den Namen des Bündnisses gemacht? Was Ihr beiden erklärt, kann ich nur vollumfänglich unterschreiben, es klingt absolut logisch. Wer schon mal einen Eibenberg erleben durfte, weiß, dass er alles und jeden für einen müden Taler verkaufen würde. Ein Land, ein Volk und danach noch seine Sklaven, wieso nicht? Für sie ist das nicht einmal etwas Verwerfliches oder Kriminelles, es ist doch nichts persönliches. Es geht um das Geschäft und da kennen die Eibenbergs nichts. Sie wägen Kosten, Nutzen und Gewinn ab, sie wägen aber nicht ab, wie sich dabei die Betroffenen fühlen. Das ist für sie absolut irrelevant. Und wenn dabei wer drauf geht? Nun sie haben ja nicht für ihn bezahlt und die Bestattung kostet sie auch nichts. Und wenn ein Land untergeht? Wen schert es? Wir haben schon die neuen "Mitarbeiter" am Start, etwas kleiner, aber die lassen sich schon was einfallen. Ansonsten werden sie ausgetauscht, der Taler rollt, dass ist ihr Taktanzeiger der Welt. Wir dürfen nur eines nicht vergessen, wie jedes Haus - ob Herrschaftshaus oder solche Häuser, haben diese alles Zweige. Welcher Zweig der Eibenbergs dahinter steckt, dass können wir nicht wissen. Sollten es aber in Erfahrung bringen. Das würde uns die Aufklärung erleichtern. Tazio kannst Du Wigbergs dazu abstellen, dass in Erfahrung zu bringen und würden sie diese Interna überhaupt an uns weitergeben? Wir sollten zudem auch unabhängige Ermittler einsetzen. Was aber noch wichtiger ist, um beim roten Faden zu bleiben, die Sicherung und Rückholung unserer alten Technik. Wir müssen diese Schätze bergen. Das hat oberste Priorität. Dann werden wir den Goblins erklären, was gut und schlecht ist in Bezug auf Almanien. Und dann werden wir schauen, wer dort die Finger wie tief in der Keksdose von Evalon hatte. Notfalls werden diese Finger abgehackt. Aber zuerst werden die Schätze gesichert, nicht dass sie entsorgt werden", sagte Max und trank einen Schluck Kaffee. Er freute sich für Tazio und Verrill und nebenbei freute er sich auch für sich. Verrill und Ciel hatten ihn zum Großvater gemacht und Taz und Verrill würden es erneut tun. Nur Dreux hinkte hinterher, er war weder verheiratet noch hatte er Kinder. In dieser Sache war Dreux wirklich sein Sorgenkind.

  • Befriedung für den Frieden

    Maximilien Rivenet de Souvagne

    Maximilien erwachte, ließ die Morgentoilette wie stets in stoischer Ruhe über sich ergehen, trank danach seinen ersten Kaffee und warf einen Blick aus dem Fenster. Erstes Morgenrot, die Wellen brandeten in ihrer immerwährenden Natur gegen den Strand. Fabien stand neben Maximilien und folgte dessen Blick auf die Wellen. Er stand so nah, dass Max Fabs Körperwärme fühlen könnte. Ein Zeichen absoluten Vertrauens, Liebe und auch dem Umstand geschuldet, dass er stets fror. Seine Gedanken hingen dem gestrigen Gespräch nach, Tazio sah vieles wie er, sie hatten ganz ähnliche Gedanken. Eine weitere Frage war Maximilien im Bett eingefallen. "Wieso heißt ein Gebirge in Evalon nach den Almanischen Ureinwohnern von Ghena?", fragte Maximilien mehr sich, als Fabien. Fabs zuckte mit den Schultern. "Wie heißt es denn?", fragte Fabien Retour. "Die Ghenäen. Zufälle, so viele Zufälle, dass man sich fragt, was davon wirklich Zufall ist. Wobei einer meiner Vertrauten einmal sagte, vertraue keinen Zufall den Du nicht selbst verursacht hast. Natürlich ohne mich dabei zu duzen", schmunzelte Max, trank seinen Kaffee aus und reichte Fabien die Tasse. Fabien nahm sie entgegen und stellte sie weg. "Du meinst das Oberhaupt der Fantome", antwortete Fabien und machte eine einladende Geste ihm zu folgen. Gemeinsam schritten sie zur Frühstückstafel, an der bereits Tazio und Verrill Ihr Frühstück einnahmen. "Guten Morgen Ihr beiden, ich wünsche wohl geruht zu haben. Ich würde gerne das vertrauliche Gespräch von gestern fortsetzen Tazio", sagte Maximilien und setzte sich zu den beiden. Vianello schaute kurz Fabien an, dieser nickte knapp und kümmerte sich umgehend um das Frühstück seinen Herrn, so dass Nello bei Tazio stehen bleiben konnte.


    Tazio Ferdinando di Ledvico

    Sie speisten im Malachitzimmer:


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    Dunkel getäfelt war der Saal, er wirkte warm und dunkel. Das leuchtende Grün des Malachits zierte den Kamin, den Esstisch, fand sich auf den Sitzpolstern wieder und auf dem Wandgemälde. Ein weißkristallener Kronleuchter sorgte für eine Lichtinsel. Der Malachitesstische gab es zwei. Im weißen Saal war er für Staatsgäste. Dieser hier, der Gemütlichere, diente privaten Anlässen.

    Tazio war eine Lerche, wie man so schön sagte, ein absoluter Morgenmensch. Je zeitiger er aufstand, umso leistungsfähiger war er. Dafür wurde er meist schon zum frühen Nachmittag hin müde und schätzte es, zeitig zu Bett gehen zu können. Entsprechend putzmunter saß er am Frühstückstisch. »Guten Morgen, das trifft sich gut. Auch ich habe mir Gedanken gemacht und meine liebe Gattin musste heute Nacht auf meine Gesellschaft verzichten, da ich im Lesezimmer eingeschlafen bin.« Er schenkte Verrill ein verstohlenes Schmunzeln und griff nach ihrer Hand, ehe er sie wieder freigab, damit sie in Ruhe das Frühstück genießen konnte. »Mein Geist schweifte in den Sphären meiner Ahnen. Der Schleier, der die Lebenden von den Toten trennt, ist an manchen Tagen dünner. Ich spüre ihre Nähe und ihren Zorn. Ich war ihnen in dieser Nacht sehr nahe. Doch du hast dir sicher ebenso deine Gedanken gemacht. Sprich, Max.«

    Verrill

    Verrill streichelte liebevoll die Hand ihres Mannes und schenkte ihrem Vater ein freundliches Lächeln zum Morgen. Man sah ihr an, dass sie sich hier glücklich und heimisch fühlte. Das Tazio oft die Geister der Vergangenheit heimsuchten, war ihr bewusst. Er hatte zuviel verloren, als dass dies hätte spurlos an ihm vorrüber streifen können. Sie kannte seine Gefühle und Gedanken und sie war ihm oft ein Ratgeber. Die Rache die die Zwerge am eigenen Leib erfahren hatten, den Zorn den Tazio über sie gebracht hatte, war verklungen, so wie die Waffen. Aber ein neuer Zorn hatte sich in ihrem Mann erhoben, der Zorn des Gerechten. Wie stets, wie immer. Schweigend wartete sie, über was die beiden diesmal so ausführlich sprechen wollten. Sie würde ihnen wie immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.

    Maximilien

    »Meine Gedanken waren vermutlich ganz ähnlich den Deinen Tazio. Und heute morgen ist mir noch eine Frage eingefallen, die ich Fabien stellte. Wieso wurde ein Gebirgszug in Evalon nach den Ureinwohnern von Ghena benannt? Die Ghenäen? Das sind mir alles zuviele Zufälle um noch an einen Zufall zu glauben. Die Amtsbezeichnung einer Landesrepräsentantin, die sich Königin schimpft, wobei es weder eine Monarchie noch einen Grund für diese Titulierung gibt. Der Titel soll nur eines eine Haltung und eine Handlung verursachen, er soll Respekt und Gehorsam einflößen. Und zwar der Almanischen Bevölkerung, nicht der Evalonischen. In einer Clan strukturierten Gesellschaft ist das Wort Königin so unpassend und unnötig wie wenn sich der Naridische Rat die fünf Könige nennen würde. Darüber hätten wir geschmunzelt oder sogar gelacht. Wieso bei den Evalonern nicht? Weil es seit Anbeginn des Abkommens so war, weil sie als Verbündete galten. Ihr wart ihnen leider noch wesentlich näher als es Souvagne jemals war. Zurückhaltung hat uns wohl auch dabei einiges erspart. Allerdings in dem Falle Euch nicht, vielleicht wäre es ratsam gewesen, die Brudervölker zu etwas mehr Besonnenheit in Bezug auf die Goblins aufzurufen. Denn sind wir ehrlich, was hinter ihrem Handeln steckte, dem sind wir gestern ein gewaltiges Stück auf die Schliche gekommen. Und das was wir zu sehen bekamen, ist nur ein Bruchteil dessen, was wirklich in diesem Sumpf versunken liegt Tazio. Wenn wir das Wrack bergen wollen, müssen wir darauf gefasst sein, dass wir nicht nur Schätze heben. Wir werden auch Dinge erfahren, auf die wir nicht vorbereitet sind, gut wie schlecht. Und wir werden vermutlich erst dann richtig begreifen, was sich die Goblins dort angeeignet haben und um was sie uns all die Jahrhunderte lang beschissen haben. Sprechen wir völlig offen. Du hattest vorgeschlagen sie anzugreifen. Ich glaube mittlerweile tendiere ich mehr in Deine Richtung. Befriedung zum Frieden. Sie halten gerade die Füße still und hoffen das Gras über die Sache mit den Zwergen und Rakshanern wächst. Aber das Gedächtnis des souvagnischen Adlers ist so scharf wie seine Krallen Tazio. Wir vergessen keine Schmach und keinen Verrat der an uns verübt wurde. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber die Zeit gibt einem Gelegenheit dazu, die Wunden zu rächen. Nichts wird vergeben, nichts wird vergessen, irgendwann wird jedem die Rechnung für seine Taten präsentiert. Ich wäre dafür ihn einen Lektion zu verpassen, um ihnen zu zeigen, wir wissen was ihr getan habt. Ihr seid aufgeflogen und ab heute steht Ihr unter Dauerbeobachtung. Ferner würde ich vorschlagen sollten wir das Stück zwischen Naridien und Evalon erforschen. Die Ruinen beanspruchen wir für uns. Die Goblins werden nach der Lektion dazu aufgefordert ALLE technischen Errungenschaften basierend auf den dortigen Funden auszuhändigen und das Wissen frei zugänglich zu machen. Sie mögen technisch weit fortgeschritten sein, aber bedenke was wir in eine Schlacht führen können. Sie haben Luftschiffe? Wir ebenso. Wir haben zig Orden die sich unserer Sicherheit verschrieben haben, allen voran einen Orden der die erste Massenvernichtungswaffe erschuf, oder besser gesagt der Mann der damaligen Stunde Horatio. Ein Geheimorden, den ich Dir hier im Kreise der Familie offenbare, als Zeichen meines Vertrauens. Der Orden der im Zweifelsfall mit todbringender Magie einschreitet heißt Blut und Gebeine. Worum es sich dabei handelt, dürfte klar sein. Ein Orden von Nekromanten. Aber nicht nur jene würden wir ins Feld schicken. Wir haben eine Marine, Ihr habt eine gewaltige Marine, wie sieht denn die Marine der Goblins aus? Nennenswerte Zahlen? Wir haben die Himmelsaugen, wir haben die Drachenhühner und noch ganz andere Möglichkeiten. Wir verfügen über Bomben basierend auf Giften und Magie, von denen die Goblins noch nichts gehört haben. Sie sind lausige Heiler, also sind sie auch lausige Giftmischer. Wie jeder weiß, die Dosis macht das Gift. Du hast möglicherweise mitbekommen, wie Dreux die Küste entwaldet und urbar gemacht hat. Wir müssen uns dahin gehend beraten, wie wir vorgehen. So stehen bleiben kann das Ganze nicht. Wir können nicht ignorieren, was wir in Erfahrung gebracht haben Tazio«, sagte Max und biss von seinem Brot ab.

    Tazio

    Tazio genoss ein sehr herzhaftes Frühstück, er mochte Süßspeisen nur zum Vesper. Für manch einen war es vielleicht gewöhnungsbedürftig, dass er sich um diese Uhrzeit einen Teller mit gebratenem Lachs mit Zitronenkruste schmecken ließ. Dazu trank er Tee anstelle von Kaffee. Mit Kaffee musste er sehr vorsichtig sein. Er gehörte zu jenen Menschen, die ihn nicht gut vertrugen und sein sonst so ruhiges, ja stilles Gemüt geriet davon allzu leicht in Wallung. Die Brandung seiner Seele, die sich sonst an der Maske brach, fand mit genügend Kaffee im Blut ihren Weg nach außen und Tazio wurde unerträglich bis unausstehlich. »Die Ghenäen, benannt nach den einstigen Brüdern aus Ghena. Die technischen Zeichnungen von Technologien, die keine Goblins zum Maßstab nahmen, sondern Almanen. Eine falsche Königin. Weißt du, wonach das für mich riecht? Danach, dass Evalon einst Teil von Almanien war! Blut und Gebeine, ein eindringlicher Name für einen Orden. Und seine Offenlegung ergänzt sich so wunderbar mit den Gedanken, die mein Vater mir heute Nacht sandte.« Unwillkürlich blickte Tazio in Richtung des Fensters, vor dem die Wellen des Dhunico im Morgenlicht glitzerten. Einen Moment lang suchte er den Blick von Vianello, der einst Ernesto Sirio gedient hatte, ehe er seinen Blick wieder auf Maximilien richtete. »Die Gebeine unserer Brüder ... ich wollte sie bergen aus der Steppe vor Dunkelbruch. Doch als ich dort war, vermochte ich es nicht. Die Last der Schuld am Schicksal all der Männer, die dort ruhen, liegt auf meinen Schultern allein und auf niemandes sonst. Ich fand nicht die Kraft, mich ihrem Anblick zu stellen und reiste wieder ab, bevor ich auch nur einen Knochen zu Gesicht bekam. Sie ruhen noch immer dort und ihre Geister klagen mich an. Den Leone di Marino, der sein Versprechen von Schutz und Schirm nicht hielt, der nicht einmal den Mut fand, ihre Gebeine heimzuholen. Heute Nacht war Ernesto Sirio bei mir. Er zeigte mir einen Weg auf, den Zorn der Toten zu besänftigen - indem sie ein letztes Mal ihre Schwerter erheben werden. Eine Armee von Toten, entsandt gegen Evalon. Meine Chance, es wieder gutzumachen, damit sie in Frieden ruhen können.«

    Maximilien

    Max nahm den Kaffeebecher zwischen die Finger und wärmte seine Hände daran. Vianello stand so ruhig hinter Tazio wie die See. Er war da, er würde immer für ihn da sein, dass sah Maximilien ihm an. Und ebenso stand Fabien hinter ihm, auch wenn er ihn nicht sehen konnte, wusste er dass er dort war. Natürlich war er das, genauso wie Vianello für Tazio. Für sie beide hatten ihre Leibdiener noch eine ganz andere Bedeutung als reine Vertraute. Sie waren für sie da, als sie völlig alleine waren. Sogar jetzt noch, wo sie verheiratet waren, denn das Amt zwang einen manchmal Einsamkeit auf. Max schenkte Tazio ein Lächeln dass von Herzen kam. »Du suchst die Schuld bei dem falschen Tazio, lass Dir das gesagt sein. Du hast die Männer nicht in den Tod geschickt. Und sich irren, dass kann jeder, sogar ein Duca oder ein Duc. Nur darf man nicht im Irrtum verhaftet bleiben. Und das bist Du nicht. Du nimmst jetzt noch Schutz und Schirm beim Worte und Du nimmst es Dir zu Herzen. Ja es wäre eine Möglichkeit sie ein letztes Mal aufstehen zu lassen und sie würden nicht fallen, sondern sich dann zur Ruhe begeben. Und das auf Heimatboden. Deine Gedanken sind den meinen erstaunlich ähnlich. Ich dachte mir, wenn sämtliche Technologie auf Almanengröße angepasst ist, wenn die Goblins alles umbauen oder anpassen mussten, dann war es nie für sie bestimmt. Einst gab es jemand anderen dort. Weißt Du wie mir die Goblins in Evalon vorkommen? Wie ein Haus, dass mein Sohn einst betrat. Ein Herrenhaus. Stell Dir ein Herrenhaus vor, düster, dunkel und voller Geheimnisse. Dieses Herrenhaus ist nun verweist. Die Besitzer sind lange fort, gestorben. Übrig blieben ihre Nichtmenschlichen Helfer, sie hüten noch immer das Haus. Aber da die Herren nicht mehr da sind, versuchen sie nun zig Generationen später das Haus für sich zu benutzen. Aber sie sind kleiner als ihre Herren es waren. Vielleicht sägten sie zuerst die Stuhl- und Tischbeine ab um speisen zu können wie ihre Herren. An Tischen wohlgesittet. Und von Generation zu Generation wurden die Herren immer mehr vergessen. Nicht an sich, sondern dass sie einst die Herren waren. Die kleinen Kreaturen lebten schon so lange in dem Haus, dass sie mittlerweile glauben sie hätten es erbaut. All das wäre ihr schaffen gewesen. Und dann sehen sie, es gibt noch andere Herren. Da draußen, sie leben ein anderes Leben. Und sie merken, dass sie gar nicht das erwirtschaften können, was dieses Herrenhaus am Leben hält. Was nun? Wie sollen sie handeln? Und da fiel ihnen eine List ein... geben wir uns doch einen Namen, der einst der höchste aller Herren trug, dann werden die anderen sich vor uns verneigen, denn wir kommen aus dem Herrenhaus! Dieses Haus hieß möglicherweise Evalon nicht wahr, oder klingt der Name für Dich sehr goblinisch? Ehveros, Evalon, das klingt in meinen Ohren almanisch. Wäre das Herrenhaus das Hause Souvagne und wir wären verschwunden, würden sich die kleinen Kreaturen Souvagne nennen. So steht es doch auf dem Haus nicht wahr? So steht aus auf dem Schild, einst sagten die Herren Wappen dazu. Glaube mir, so manches Haus birgt seine eigene Geschichte. Ich glaube die Goblins sind überlebende Diener oder Sklaven eines einstigen Almanischen Großherzogtums dass Evalon hieß. Die Lage ist passend. Wieso fünf Großherzogtümer, möglicherweise gab es sechs. Es liegt genau neben Ghena - sprich Naridien. Und dort zwischen Ghena und Evalon liegen almanische Relikte im Wüstensand verborgen, jene die sie bergen und uns als ihre Leistung verkaufen wollen. Es wird Zeit daran sie zu erinnern, was sie sind. Und es wird Zeit, dass wir uns selbst Gewissheit verschaffen, was sie einst waren und wer wir wirklich sind. Wie heißt es so schön? Vergiss niemals wer Du bist. Das gilt auch für uns Tazio, wir sind die Krone unserer Länder, wir sind Duca und Duc. Und vielleicht sollten wir überlegen ob unsere korrekte Titulierung nicht König - also Roi ist. Denn wir sind souveräne Staaten und die höchsten Amtspersonen! Das sollten wir zum Ausdruck bringen. Gleich wen es dort vorher gab. Oder wir deklarieren es zu einem Eigennamen, aber eines ist gewiss, die Goblins da steckt mehr dahinter als wir jemals sehen sollten. Du wärst bereit Deine Gefallenen in eine Schlacht zu schicken? Wir könnten das Land einnehmen und ihnen unsere Bedingungen diktieren. Oder was schwebt Dir genau vor?«, fragte Maximilien.

    Tazio

    »Ich bin bereit, Max! Ob Duca oder Roi beziehungsweise Re, wie man bei uns sagen würde, ich bin und bleibe der Leone di Marino. Zuallererst identifiziere ich mich mit ihm und welchen Titel er trägt, ist nebensächlich, da Leone di Marino selbst bereits ein Titel ist. Und da die Schuld für die Fehler der Vergangenheit auf den Schultern des Leone di Marino lastet und ich der Leone di Marino bin, lastet die Schuld folglich auf mir. Es ist ein Fluss, das Ich und Du meiner Vorväter verschmilzt unter dem Ornat zu einem Wir. Wir alle sind Ledvico, wir alle sind der Leone di Marino und wir alle sind Herr über das Schicksal des Landes, das unseren Namen trägt. Aber die kollektive Schuld ist nicht nur negativ, denn so hat ein Jeder auch die Chance, wieder reinzuwaschen, was zu einer Zeit geschah, als er noch nicht die Korallenkrone trug. Die Fehler sind nicht endgültig! Ich kann sie wieder gut machen und meinen Pelz wieder reinwaschen! Wir beobachten, wir lernen, wir handeln über die Jahrhunderte. Und diese Lehrstunde war zu teuer, um sie schweigend ad acta zu legen. Ja, wir werden die Toten rufen. Und was wirst du tun, Max? Und von welchem Herrenhaus genau sprichst du? Wenn wir das Gleiche meinen, und davon gehe ich aus, habe ich noch weitere Gedanken dazu. Sollten sie wahr sein, schlägt das dem Fass den Boden aus.« Tazio lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er suchte nacheinander die Blicke der Anwesenden. Auf dem Thron hätte er das nicht getan, doch er saß nicht auf dem Thron, er saß im Kreise seiner Familie. Sein Blick blieb schließlich auf Verrill ruhen, seiner Braut. Sein Blick rutschte ein wenig tiefer in Höhe ihres Bauches, der flach war, unter dem jedoch, vielleicht, sein Thronerbe ruhte.

    Maximilien

    »Der Duca und der Duc, der Leone di Marino und le souvagni Aigle sind ewiglich. Sie werden nur von einer anderen Person repräsentiert. Das Haus Souvagne, das Haus Ledvico, das Haus war als Sinnbild gemeint für ein Land. Als Grundlage diente das Bild des Herrenhauses von Hohenfelde, Verrill kann Dir darüber berichten. Ihr erster Ehemann ist ein Hohenfelde. Ich weiß nicht, ob Du ihn als Ehebruder bezeichnest, aber er ist Teil Deiner Familie und unserer Familie, folglich wird er uns mit seinen Mitteln und Möglichkeiten beistehen. Die begangenen Fehler zu korrigieren ist Pflicht und keine Schande. Was ich tun werde? Was wir tun werden Tazio, wir haben mehr als nur einen Bund geschlossen, den unserer Länder und den unserer Familien. Wenn einer meiner Söhne ein Problem hat, stehe ich ihm bei. Du bist mein Sohn. Und wenn etwas mein Land bedroht, handele ich. Also was sollte ich wohl in dieser Situation anderes tun, als an Deiner Seite zu stehen? Es geht uns beide an und wir müssen agieren. Reagiert haben wir lange genug. Falls Du meinst, ob das Haus Hohenfelde Evalon zu Fall brachte, wie wir davon ausgehen, dass die Sippe möglicherweise die Finger beim Fall Ghenas die Finger im Spiel hatte, wäre das durchaus möglich. Wir sollten Linhard dazu befragen. Es ist aber durchaus denkbar, dass ihm soweit zurückliegende Informationen fehlen. Bedenke er beherrscht keine Magie. Wir könnten ebenso Brandur von Hohenfelde zu Rate ziehen. Oder ich werde eine bestimmte Person anhalten diese Informationen in Erfahrung zu bringen, jemanden der einen gewissen Ältesten rufen kann. Was die Erweckung der Toten anbelangt, werde ich den Orden auffordern, dies umzusetzen, sobald wir uns auf eine Vorgehensweise geeinigt haben. Brandur von Hohenfelde sollte sich dem Orden anschließen, aber noch hielt ich ihn für zu wankelmütig. Und ich weiß nicht, ob es so günstig wäre, einem Hohenfelde davon zu berichten, dass es einen Orden gibt, nach dem er sich die Finger lecken würde«, schmunzelte Maximilien und folgte Tazios Blick, dabei zog er fragend eine Augenbraue hoch.

    Tazio

    Tazio nahm den hölzernen Hirsch zur Hand. Er betrachtete ihn jedoch nur kurz, dann stellte er ihn ab und druckte den Oberkörper seiner Frau. Dabei strahlte er. »Was für ein ereignisreicher Tag.« Sie erhielt mehrere Küsse von ihm. »Wann ist der errechnete Geburtstermin? Es läuft doch alles so gut wie beim ersten Mal?« Zärtlich strich er über ihren Bauch und der Zorn, der immer unter seiner Oberfläche schwelte, kam für einige Zeit zur ruh, machte jedoch einer energischen Entschlossenheit platz, seine Familie und sein Land zu schützen. »Umso wichtiger ist es, die Zukunft abzusichern. Über das Herrenhaus der Hohenfelde bin ich im Bilde, Max. Ciel hat mir darüber berichtet, auch über den Ältesten Dunwolf. Vielleicht ist dir bekannt, dass ich dem Blute nach zu einem Sechzehntel Wigberg bin. Der Mann im grünen Brokat ist über verschlungene und weite Umwege ein Verwandter und ebenso Linhard. Mein Ur-Ur-Opa war Nikita von Wigberg, offiziell natürlich nicht, aber dem Blute nach schon. Das wissen nur wir hier, sonst niemand. Entsprechend ist mir einiges bekannt, was die Wigbergs so treiben, denn wir hatten unsere liebe Not mit ihnen. Sie malten sich Ansprüche aus, die nicht existierten und wir behielten sie im Auge. Entsprechend aufschlussreich ist auch die Brieffreundschaft, die ich mit Ciel unterhalte für mich. Folgendes sind meine Gedanken. Die Sippe ist eine Trinität für sich, nicht nur ihr Kopf ist es. Und jede hat ein Zentrum der Macht, von dem die anderen nichts wissen. Hohenfelde hat ihres in Naridien gehabt, in besagtem Herrenhaus. Das der Wigbergs scheint mobil zu sein, genaueres weiß ich leider nicht, man müsste dem Mann im Brokat etwas mehr auf den Zahn fühlen, aber da er Souvagner ist, halte ich mich da bei aller Neugier zurück. Und nun rate, wie meine Gedanken dazu aussehen, wo sich das Heiligtum der Eibenbergs befindet. Wer hielt die Almanen zum Narren? Wer verdiente an ihnen? Waren die Goblins wirklich Herren ihrer Selbst - oder dienen sie selbst nur einem noch größeren Übel?«

    Verrill

    »Nun Du weißt wann wir es gezeugt haben, genau am 01.10.204. Unser Kind wird also um den ersten Juli 205 herum geboren werden. Nun beim ersten Mal ging nicht gerade alles gut Tazio. Hoffen wir, dass es diesmal leichter wird. Ich bin froh, dass Dantoine hier bei mir ist, er gibt mir ein sicheres Gefühl. Melville hatte mir geschrieben, aber das erzähle ich Dir später«, sagte Verill und nippte an ihrem Tee. »Die Sippe hat Häuser, man könnte sagen, sie bilden dass was wir bilden, Herrschaftsfamilien. Sie regieren ihre Familien und die stärkste Familie regiert die gesamte Sippe, so hat es mir Linhard erklärt. Nun Tazio, dann weißt Du wie gefährlich die Sippe sein kann. Das ein Eibenberg die Golbins benutzt wäre nur zu logisch. Die betrogenen Betrüger, die Goblins bekommen immer mehr mit den Zwergen gemein, nicht wahr? Außer das sie cleverer waren. Aber scheinbar nicht clever genug, denn wenn das stimmen sollte Ihr Lieben, dann waren sie bloße Marionetten und Handlanger der Eibenbergs. Darauf gedrillt Taler zu zählen, während eine Eibe sich die Banken füllte und über sie lachte. Vermutlich ist auch ihre Geld-Göttin nichts anderes als ein verkleideter Eibenberg oder dessen Handpuppe«, lachte Verrill gut gelaunt und Chiara grinste breit dazu. »Nun die Trinität wäre dazu in der Lage gewesen, ihnen so etwas vorzugaukeln. Linhard sagte, der Älteste ist von unvorstellbarer Macht. Er kann sogar Tote zum Leben erwecken, ob das tatsächlich stimmt, sei mal dahingestellt. Aber wer verschiedene Formen annehmen kann als Erscheinung, der bekommt doch sicher auch einen Goblin hin. Dal und wie weiter? Daalicia von Eibenberg? Daalbogert von Eibenberg? Wir wissen es nicht, aber die Spur ist so logisch, dass sie jetzt förmlich wie ein Leuchtfeuer brennt, findet ihr nicht auch? Ledwick - die Wigbergs, Souvagne - die Hohenfelde, Ghena - Naridien die gesamte Sippe und sie lebten dort ihr Leben. Bleiben noch Ehveros und Evalon samt der Hohen Mark. Die Hohe Mark war in der Hand von Ehveros. Ergo, Evalon, Hohe Mark und Ehveros. Felipe und Evalon könnten gut in der Hand einer Eibe gewesen sein oder eine Eibe versuchte die Macht zu ergreifen. In Evalon ist es vollumfänglich gelungen, wenn das stimmt. Die Goblins sind das, was die Düsterlinge für die Hohenfeldes sind. Das wäre meine Vermutung. Eine Sklavenrasse, die sich ihres Jochs nicht einmal bewusst ist«, sagte Verrill und tunkte ihren Keks in den Tee.

    Maximilien

    »Eine frohe Botschaft und ein Grund mehr, so fest wie möglich zusammenzustehen als Familie. Hattest Du Dir Gedanken um den Namen des Bündnisses gemacht? Was Ihr beiden erklärt, kann ich nur vollumfänglich unterschreiben, es klingt absolut logisch. Wer schon mal einen Eibenberg erleben durfte, weiß, dass er alles und jeden für einen müden Taler verkaufen würde. Ein Land, ein Volk und danach noch seine Sklaven, wieso nicht? Für sie ist das nicht einmal etwas Verwerfliches oder Kriminelles, es ist doch nichts persönliches. Es geht um das Geschäft und da kennen die Eibenbergs nichts. Sie wägen Kosten, Nutzen und Gewinn ab, sie wägen aber nicht ab, wie sich dabei die Betroffenen fühlen. Das ist für sie absolut irrelevant. Und wenn dabei wer drauf geht? Nun sie haben ja nicht für ihn bezahlt und die Bestattung kostet sie auch nichts. Und wenn ein Land untergeht? Wen schert es? Wir haben schon die neuen »Mitarbeiter« am Start, etwas kleiner, aber die lassen sich schon was einfallen. Ansonsten werden sie ausgetauscht, der Taler rollt, dass ist ihr Taktanzeiger der Welt. Wir dürfen nur eines nicht vergessen, wie jedes Haus - ob Herrschaftshaus oder solche Häuser, haben diese alles Zweige. Welcher Zweig der Eibenbergs dahinter steckt, dass können wir nicht wissen. Sollten es aber in Erfahrung bringen. Das würde uns die Aufklärung erleichtern. Tazio kannst Du Wigbergs dazu abstellen, dass in Erfahrung zu bringen und würden sie diese Interna überhaupt an uns weitergeben? Wir sollten zudem auch unabhängige Ermittler einsetzen. Was aber noch wichtiger ist, um beim roten Faden zu bleiben, die Sicherung und Rückholung unserer alten Technik. Wir müssen diese Schätze bergen. Das hat oberste Priorität. Dann werden wir den Goblins erklären, was gut und schlecht ist in Bezug auf Almanien. Und dann werden wir schauen, wer dort die Finger wie tief in der Keksdose von Evalon hatte. Notfalls werden diese Finger abgehackt. Aber zuerst werden die Schätze gesichert, nicht dass sie entsorgt werden«, sagte Max und trank einen Schluck Kaffee. Er freute sich für Tazio und Verrill und nebenbei freute er sich auch für sich. Verrill und Ciel hatten ihn zum Großvater gemacht und Taz und Verrill würden es erneut tun. Nur Dreux hinkte hinterher, er war weder verheiratet noch hatte er Kinder. In dieser Sache war Dreux wirklich sein Sorgenkind.

  • Pläne von Rauch und Asche



    Tazio

    Tazio gab Vianello ein Zeichen, dass das Frühstück vorbei war und der Tisch mit der dunkelgrün schimmernden Malachitplatte abgeräumt werden konnte. »Eine Kanne Gewürztee, dazu Milch und Tassen für alle«, bat er seinen Leibdiener leise und wand sich wieder seinem Gast zu, der am Esstisch gegenüber saß. »Wir hatten den Namen Almanischer Bruderbund in Erwägung gezogen. Wir könnten aber auch das Wappentier zum Namenspatron wählen oder die Elemente, die es verbindet.« Tazio gönnte sich ein Lächeln. »Ob ich einen Wigberg abstellen könnte, um die Eibenbergs zu unterwandern, muss ich verneinen. Sämtliche Wigbergs liegen in deiner Hand oder in der von Naridien. Aber wir könnten einen von ihnen Fragen. Zufällig habe ich einen hier zu Gast, der eine entsprechende Bitte weiterleiten könnte. Hast du einen Wunschkandidaten? Dieser Mann könnte uns eine Ersteinschätzung liefern, bevor wir weitere Schritte in Erwägung ziehen. Wobei sich mir die Frage stellt ... warum befragen wir nicht die Eibenbergs selbst? Auch sie gehören dir.«


    Maximilien:

    "Almanischer Bruderbund finde ich sehr klangvoll. Ansonsten wäre es sehr lang, Leone di Marino und le souvagni Aigle Alleanza... Alliance, würde man von unseren Wappentieren ausgehen. Überdenken wir den Namen gleich nochmal in aller Ruhe", sagte Max, während Vianello den Tisch abräumte und dann den gewünschten Tee servierte. Zusätzlich stellte er einiges Gebäck auf den Tisch, da er wusste, dass Verrill darauf immer sehr stolz war. "Sagen wir mal so Tazio, jene Eibenbergs die uns bekannt sind, gehören mir. Aber ebenso wie es zig Häuser der Hohenfeldes gibt, das naridische Haus, das souvagnische Haus, so gibt es sicher auch Eibenberg Häuser. Sprich Seitenzweige, Unterfamilien. Schau allein die Familie von Davard von Hohenfelde und von Ansgar von Hohenfelde, zwei Hohenfelde, zwei Häuser in Souvagne. Sogar drei, Davard, Ansgar, Linhard. Das es nur ein Haus der Eibenbergs gibt, glaube ich nicht. Wir könnten sie selbst befragen, aber ich denke dass wäre dann ehr ein Verhör. Denn sie würden nichts verraten, allen voran das Oberhaupt nicht. Ich könnte sie natürlich zwingen oder von einem Himmelsauge auslesen lassen. Ich könnte Veyd sogar von Davard auslesen lassen. Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, ist der Mann uns treuer gesinnt als seiner eigenen Sippe oder Familie. Damit meine ich seine Abstammung und nicht seine Tochter. Wissen das freiwillig preisgegeben wurde, ist stets vorzuziehen oder welches das man auf andere Art in Erfahrung bringt. Bei einem Verhör wird jeder mauern. Einst mussten wir Vendelin von Wigberg verhören lassen, er war stur bis in die Haarspitzen. Und man muss ihm zugestehen, je härter er verhört wurde, je härter verschloss er sich. Das hat mir Achtung abgerungen, aber dennoch musste ich ihn zum sprechen bringen. Wir sollten vorher ganz seicht anfangen, gibt es mehrere Zweige? Falls ja, wer sind diese Zweige? Und könnte jemand davon Evalon in den Fingern haben? Davon gehen wir stark aus. Ist Linhard anwesend? Er könnte uns möglicherweise einige Fragen davon beantworten. Und wie er zu uns steht, wissen wir. Wer ist Dein Gast Tazio? Spann mich nicht auf die Folter", sagte Max und trank einen Schluck Tee. Er äugte in die Tasse und schwieg vornehm zu dem Geschmack, was Fabien zwei Grübchen in die Wange zauberte.


    Tazio

    »Zu ›Gast‹ in meinem schönen Land ist jener besagte Vendelin von Wigberg höchstselbst«, antwortete Tazio mit einem Lächeln, das irgendwo zwischen Amusement und Zorn einzuordnen war. »Er weilt momentan in einem Gasthaus gar nicht weit von hier. Er hat vor knapp vier Wochen die Gästewohnung in der Villa Vecchia bezogen. Das blieb nicht unbemerkt und ich bin noch nicht sicher, was ich mit dieser Information anfangen soll. Ich schwanke dazwischen, zu beobachten, was er tut und ihn aus seiner Gästewohnung zerren und zurück nach Ehveros peitschen zu lassen.« Er bemerkte Maximiliens Blick auf die Tasse. »Wünschst du stärkere Milch?«, erkundigte er sich fürsorglich. »Vianello hat wohlmeinend die Fettarme gebracht. Was Linhard anbelangt, kann ich ihn gern bringen lassen.«


    Maximilien:

    Max musterte Tazio, als wollte ihn dieser auf die Schüppe nehmen. Verrill musste bei der Frage ebenso grinsen. "Also ich denke mein Vater möchte keine fetthaltigere Milch, sondern ein stärkeres Gebräu, also Kaffee. Oder schwarzen Tee, dieser kann auch sehr stark sein und schmeckt ebenso vorzüglich mit Milch", sagte sie freundlich und schob Maximilien den Teller mit Keksen hin, als kleine Aufmerksamkeit. Maximilien nahm einen Keks und hoffte, dass dieser Kaffeefüllung hatte. Natürlich hatte das der Keks nicht, woher auch? Aber die Geste war lieb von allen beiden. "Nein Danke Tazio, wie Verrill schon richtig sagt, bin ich alles andere als ein Frühaufsteher. Folglich benötige ich etwas, dass mich wach macht und ein leichter Kräutertee gehört nicht dazu. Er mag am Nachmittag mit einem Stück Kuchen schmecken, aber jetzt weckt er keine Lebensgeister", antwortete Max ehrlich. Vianello legte Tazio kurz eine Hand auf die Schulter und verschwand um einige Momente später mit einer Kaffeekanne zurückzukehren und einem großen Becher. Er goss Maximilien von dem heißen, schwarzen Gebräu ein, dass fast wie der Teer aus ihren Sümpfen aussah. Ein Milchkännchen und eine Zuckerdose stellte er daneben, ehe er sich wieder hinter seinen Herrn stellte. Max würzte seinen Kaffee mit reichlich Zucker und ließ ihn sich genüsslich schmecken. "Dankeschön", seufzte er zufrieden und schaute Tazio etwas wacher an. "Was Vendelin von Wigberg hier möchte, musst Du nicht aus ihm herausprügeln lassen, dass kann ich Dir sagen. Er hat einen Auftrag und zwar genau dort, wohin Du ihn prügeln lassen möchtest - Ehveros. Erinnere Dich, wir hatten vereinbart, das Felipe ein wundervolles Lichtfest bekommt, mit Spaziergang ins Licht. Dafür wird Vendelin Sorge tragen. Er ist der Dolch in der Dunkelheit. Sollte dieser Dolch versagen, haben wir einen zweiten im Ärmel. Dieser wird Felipe bei seinem Umzug helfen und Vendelin bei Versagen umgehend hinterher schicken. Sollte dieser zweite Dolch versagen, werden wir davon erfahren. Bis dato vertrauen wir ihm, dass er seine Aufgabe erfüllt. Er hat in seiner kurzen Dienstzeit stets zu unserer Zufriedenheit gehandelt. Dennoch Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ein Himmelsauge und ein Schatten behalten das Geschehen im Auge und erstatten jederzeit Bericht. Bis jetzt verläuft einiges glatt, auch wenn unser Reservedolch die Angewohnheit zu haben scheint, sich gerne in Schlangenlinien fortzubewegen. Allerdings hat er dabei sagen wir einmal die Entdeckung seines Lebens gemacht. Es sei ihm von Herzen gegönnt. Also Vendelin ist wegen Felipe hier Tazio. Zurück zu Evalon. Was wünscht Du Dir ganz persönlich in Bezug auf die Goblins? Gehen wir einfach von dem Fakt aus. Das Land war einst almanisch, es war ein Großherzogtum. Dafür sprich schon der Name, Evalon. Vergleiche Ehveros, Ledwick, Souvagne, Hohe Mark, Ghena. Ein Gleichklang aber verschiedene Mundarten, sprich Dialekte. Wie passt der Klang von Evalon mit den Goblinnamen zusammen? Zur Politik um in die Tiefe zu gehen. Das Königreich Evalon ist angeblich eine Monarchie, sie wird geführt von Königin Ixie I. vom Emores-Clan, die von einer Vielzahl von Beratern unterstützt wird, die im königlichen Rat sitzen. Das mächtigste Haus, sprich der mächtigste Clan stellt mit seinem Oberhaupt zeitgleich den König oder die Königin. Die Macht eines Hauses ist abhängig von seiner Mitgliederzahl. Das Land wird nicht nach Gebiet regiert und bemessen, sondern über die Häuser und deren Mitgliederstärke. Heißt es ist keine Monarchie, sondern es ist tatsächlich eine Clanstruktur. Man sollte also vom Clanoberhaupt und Beirat reden, nicht von einer Königin. Zudem Evalon - regiert der Emores Clan. Bei einer Monarchie sollte das Land nach dem Monarchen benannt sein. Ein Beispiel von einem Eingebürgerten Jeelen Zilis. Vom Zilis Clan. Der Yar des Zilis Clans heißt Tlili, der Khan heißt Jouon. Fällt Dir etwas auf? Zilis und Emores passen nicht vom Klang her zu Evalon oder? Jetzt der "Adel" in Evalon. Yar, Khan, Königin... auch nicht gerade ein Wohlklang an Gefälligkeit. Das passt alles vorne und hinten nicht zusammen. Dröstelt man es aber auf, dann passt es. Wie gesagt, stellt Euch vor, Evalon war ein Großherzogtum. die Almanen sind fort, wieso auch immer. Zurück blieben ihre "Düsterlinge" die Goblins. Sie übertrugen ihre Struktur auf die ihrer ehemaligen Herren. Beispiel - Chevalier, Comte, Marquis, König. Klingt da König nicht auch sonderlich, sollte es dann nicht Roi heißen? Hier wäre die Bedeutung korrekt, nur die Bezeichnung sollte Landestypisch sein. Aber bei den Goblins passen weder die Namen zu dem Namen des Landes, noch passen die anderen Rangbezeichnungen zu dem Endamt der Königin. Das weißt alles darauf hin, dass es Flickschusterei ist, dass sie etwas eigenes, den Yar und den Khan mit etwas almanischem dem König vermischten. Zudem Demokratie und Monarchie in einem? Das funktioniert nicht, dass beißt sich! Denn heißt es nicht....

    ...Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Beide Geschlechter üben einen Beruf aus. Goblins sind sehr aufgeschlossen gegenüber anderen Völker. Sie sehen sie jedoch vor allem als Verbündete, Handelspartner oder Kunden an und hegen damit hauptsächlich nur wirtschaftliche Interessen.... Gleichberechtigung? Was für eine unangebracht und einfältige, demokratische Einstellung. Aufgeschlossen anderen Völkern gegenüber? So aufgeschlossen, dass sie keinen Vermittlungsversuch unternommen haben zwischen den Zwergen und den Tieflingen aus Alkena? Das sie keine Vermittlung begonnen haben zwischen dem Chaos und den Zwergen? Sie sind so aufgeschlossen, dass sie gleich zum Krieg geblasen haben und drei weitere Großherzogtümer in einen Krieg gestürzt haben? Das nennen sie aufgeschlossen? Nun dann bin ich lieber verschlossen! Und zwar so wie eine verkniffene Auster! Der Rest sollte uns zu denken geben, sehen sie uns wirklich als Verbündete oder als Bauernopfer für ihre Kriege? Bedenke eines, für Banker ist Krieg ein Geschäft. Nach jedem Angriff, nach jedem Krieg ihre Wirtschaft wieder aus der Asche stieg. Alter Spruch. Deshalb haben sie sich über den Krieg gefreut Tazio. Almanen starben und Goblins verdienen daran. Sie hatten vermutlich wirklich ein Vermittlungsinteresse. Den Almanen Waffen zu verkaufen, zu einem guten Preis als Verbündete, dem Chaos, da sie ja so aufgeschlossen sind. Und den Zwergen, damit diese die Unterstützung sehen. Vielleicht auch den Lichtalben? So eine Repetierarmbrust ist besser als Pfeil und Bogen, schaut nur her! Und vielleicht auch Euch auf dem Rückzug? Um ihn zu sichern? Bekommt alles auf einmal eine ganz andere Bedeutung und einen sehr bitteren Beigeschmack oder? Aber hier jetzt etwas für Dich, dass Du Dir gut merken solltest, eine weitere Volksinformation - Goblins gebieten über keine Magie!!! Wir gebieten über sehr viel Magie und sehr tödliche Magie. Wir schufen die erste magische Endschlagwaffe! Sie mögen Technik haben, wir haben Magie und noch einige andere Dinge in Petto. Was ich verlangen würde, was mir persönlich wichtig ist, ist folgendes. Die Goblins ziehen sich ganz nach Evalon zurück. Das haben sie bereits getan, Obenza hat sich ihre anderen Bereiche geschnappt, ebenso Rest Naridien. Betrachten wir vorerst als abgehakt. Die Goblins haben Wiedergutmachung zu leisten, für das was sie a - gestohlen haben und b - was sie uns widerrechtlich verkauften. Sie haben die Schätze dem Volk auszuhändigen dem sie rechtmäßig gehören, uns! Und sie haben die bereits bezahlten Erfindungen, die gekauft wurden Retour zu buchen. Also was bezahlt wurde, ist der Kaufpreis zu erstatten. Da dies einzeln nicht mehr beziffert werden kann, veranschlagen wir eine Reputationszahlung in Höhe von 5.000.000 Talern. Das ist nur fair. Wir nehmen auch Warenwerte wie Eisen und andere Grundmaterialien entgegen. Dann haben sie weiterhin Zahlungen zum Wiederaufbau Ledwicks und der durch den Krieg geschädigten almanischen Regionen zu leisten. Die jährlichen Zahlungen sind noch zu beziffern. Sie haben umgehend die Bezeichnung Monarchie abzulegen. Es handelt sich um keine Monarchie, es handelt sich nicht um ein Großherzogtum. Jedenfalls nicht mehr. Es ist das Land Evalon, das höchste Amt nach Yar und Khan ist von mir aus Agga-Khan - Groß-Khan. Sich jemals wieder auf almanische Titel, gleich ob Adelstitel oder Würdentitel von Orden zu berufen oder sich danach zu benennen ist verboten. Das sind die Bedingungen die mir sofort einfallen. Sollten sie dem nicht zustimmen, wir Evalon dass, was es einst war - ein Almanisches Großherzogtum, unter einem König. Aber ein Goblin wird das nicht sein. Nun Deine Sicht der Dinge Tazio", sagte Maximilien gut gelaunt, während Vianello staunte, was Kaffee alles bewirken konnte.


    Tazio

    »Es war Gewürztee«, korrigierte Tazio, als ob dies einen wesentlichen Unterschied gemacht hätte. »Genossen mit Milch eine ledwicker Spezialität. Aber natürlich haben wir auch Kaffee.« Er trank einige Schlucke des besagten Getränks und verkniff sich den Hinweis, dass diese Gewürzmischung eigens angefertigt wurde, damit Maximilien nicht meinte, er würde das Verschmähen des Tees rügen. Von der Sache her war es ihm gleich, was sein Gast trank, er bedauerte nur, dass er diesen nicht von der hofeigenen Gewürzmischung hatte überzeugen können und strich Gewürztee von der gedanklichen Liste potenzieller Geschenke. »Das Verbot almanischer Titel halte ich für einen sehr wichtigen Punkt. Was die Reparationsleistungen anbelangt ...« Tazio atmete durch und schaute aus dem Fenster, während er nachdachte. Alles in ihm brannte darauf, die Goblins von den Landkarten zu radieren. Gefühl war kein weiser Ratgeber, aber was war mit der Botschaft seines Vaters? Was war mit den Stimmen der Toten, die ihn des Nachts riefen, anklagten und Rache forderten, damit sie in Frieden ruhen konnten? »Ich bin nicht sicher, ob es klug wäre, die Stimmen aus dem Nexus zu ignorieren«, sagte er schließlich. »Und was Vendelin betrifft, so macht er offenbar Urlaub und deine Schatten schienen nichts davon gewusst zu haben, zumindest wusste auch von uns niemand, dass er hier ist und sich rotzfrech genau vor unserer Nase vergnügt, anstatt in Ehveros seinen Auftrag vorzubereiten. Wie lange gedenkst du, ihm Zeit zu geben?«


    Maximilien:

    Max schmunzelte Tazio an. "Wie kommst Du darauf, dass ich nicht wusste wo er ist? Ich bin davon ausgegangen, dass Du einen weiteren Wigberg meinst Tazio. Er hat so lange Zeit, wie es benötigt Felipe beim Umzug zu helfen. Ist die Chance die sich bietet verstrichen, gleich wo Vendelin sich aufhält, wird ein anderer den Umzug organisieren. Und direkt im Anschluss wird Vendelins Umzug stattfinden. Er hatte seine Chancen, dies ist seine letzte Tazio. Ich bin ein geduldiger Mann, aber auch meine Geduld kennt Grenzen ebenso meine Gnade. Wenn Du dem Ruf des Nexus stattgeben möchtest, müssen wir auch diese Möglichkeit durchdenken. Gut, stell Dir vor wir würden die Goblins tatsächlich beseitigen. Das Land Evalon wäre wieder in alamanischer Hand. Was geschieht nun damit? Möchtest Du es als Duca regieren? Falls ja, wären alle Probleme damit sofort gelöst, was die Regierung des Landes anginge. Das Probleme ist, zwischen Ledwick und Evalon liegt ein Stück Naridien. Und dazwischen ist der Streifen Niemandsland, dem wir besondere Aufmerksamkeit schenken müssen. Also stell Dir vor die Goblins wären bereits fort, was würdest Du tun?", fragte Max und trank seinen Kaffee aus, so dass Fabien ihm nachschenken konnte. "Deinen Tee weiß ich zu schützen Tazio, er ist lecker verstehe mich da nicht falsch. Das sollte kein Afront sein, aber so lecker er ist, für mich ist das nicht die passende Zeit für Tee. Ich benötige in der Frühe etwas, dass mich auf Trab bringt", erläuerte Max seinem Schwiegersohn freundlich.


    Tazio

    Tazio stand auf und trat ans Fenster, erneut den Blick hinaus auf den Canale Grande gerichtet. Der Kanal war der breiteste und spaltete Monleone in zwei Hälften wie ein mächtiger Fluss. Er führte direkt in den Dhunico, doch das offene Meer konnte man von hier aus nicht sehen, da mehrere bebaute Sandbänke es verbargen, nur einen Abglanz davon. Möwen mit weißen und grauen Federn flogen wie eine kreischende Wolke vorbei, hinaus zum Ozean. Es war ganz offensichtlich, dass Maximilien taub war auf diesem inneren Ohr. In seinem Kopf sprach nur die Stimme seines Gewissens, ansonsten herrschte Stille. Tazio wusste nicht, ob er ihn darob beneiden oder ihn bedauern sollte. Maximilien wusste nicht, wie es war, wenn zehntausend gefallene Krieger gleichzeitig die Klage erhoben, dass der Leone di Marino sie in den Tod geführt hatte, dass er versagt hatte. Sie hatten ihm vertraut, sie hatten ihren Schwur eingehalten, das Land und die Korallenkrone zu schützen, doch sie waren getäuscht worden, so wie ihr Duca sich hatte täuschen lassen. Wie sollte er mit jemandem reden, der sie nicht jede Nacht und manchmal des Tags hörte? Der ausblenden konnte, was vor Dunkelbruch lag? Es waren keine souvagnischen Gebeine. Wären sie es, würde auch der souvagnische Adler dann hellhörig werden? »Es geht nicht um mich und meinen verletzten Stolz«, sagte er schließlich. »Es geht um eine Schuldigkeit. Ein gebrochenes Versprechen. Einen unerfüllten Schwur. Um die Glaubwürdigkeit des Duca. Was meinst du, wie die fünf Counts es sich hier bequem machen konnten? Warum der übrige Adel nicht einschritt, warum niemand nach meinem Vater oder mir suchte? Counts ... schon wieder so ein unpassender, widerwärtiger Goblintitel.« Er drehte sich wieder herum. »Warum, Max, suchte niemand nach uns?«


    Maximilien:

    Maximilien stand auf und stellte sich neben Tazio, dabei hakte er ihn unter und schaute gemeinsam mit ihm hinaus aufs Meer. Die Geste war eindeutig, wer sich nahe war musste sich nicht anschauen. Wahre Nähe bedeutete, gemeinsam in die gleiche Richtung zu schauen. "Genau die gleiche Frage stellte ich bei den Verhandlungen in Ehveros Tazio. Ich fragte seinerzeit am 24.02.203 Felipe Folgendes: "Direkt zu Eurer ersten Forderung, der Annektierung von Ledwick. Bevor wir überhaupt über Eure Annektierung von Ledwick verhandeln können Felipe, muss zweifelsfrei geklärt sein, dass es keinen Thronerben gibt. Ledwick dürfte ebenso Erbmonarchie wie Souvagne oder Ehveros sein. Das bedeutet, solange ein Nachkomme von Großherzog Ethan O' Shian von Ledwick lebt, unabhängig vom derzeitigen Lebensalter dessen Stand oder sogar Geschlecht, gebührt dieser Person rechtlich der Thron. Ein männlicher Nachfahre würde als Regent den Thron besteigen, ein weiblicher Nachfrage würde entweder selbst den Thron besteigen oder deren Gemahl. Sollte die erbberechtigte Person zu jung zur Regentschaft oder zur Vermählung sein, würde eine Vertretung im Amt bis zur Volljährigkeit benannt werden müssen. Ob eine Frau als Regentin den Thron von Ledwick selbst besteigen darf, entzieht sich unserer Kenntnis, da wir über die Hausgesetze Ledwicks und deren Regularien nicht im Bilde sind. Folglich ist folgendes zu klären, bevor Ihr Ledwick Euer Eigen nennen dürft. Leben von Großherzog Ethan O' Shian von Ledwick noch direkte Nachkommen, sprich hat der Mann Kinder die den Krieg überlebt haben? Falls nicht, leben von Großherzog Ethan O' Shian von Ledwick noch Kinder von Beifrauen? Falls dem ebenfalls nicht so ist, leben von Ethan O' Shian von Ledwick noch uneheliche Kinder? Sollte dies ebenfalls verneint werden, ist die Frage zu klären, welches Ledwicker Adelshaus steht dem Haus von Ledwick, kurzum der Krone am nächsten?Ein Beispiel an meiner Person. Beträfe diese Aussonderung unsere Person, wäre damit ist folgendes gemeint. Der Erblinie folgend ist das nächststehende Adelshaus, das Geburtshaus meiner Mutter und nicht jenes meiner Erstfrau. Das Geburtshaus meiner Mutter ist de Chevrette.Folglich würde man keinen männlichen Nachfolger aus meiner direkter Linie finden, weder Söhne noch Brüder, wäre der Ranghöchste de Cheverette Thronerbe. Findet sich dort niemand, geht man eine Generation weiter zurück, sprich man nimmt die Generation unserer Großeltern. Die Großmutter meiner Person war eine Gebürtige Comtesse Neufville. Hätte man keinen direkten Nachfahren von unserer Person gefunden, keinen Bruder und keinen männlichen Thronfolger aus dem Hause de Cheverette würde die Souvagnische Krone dem Hause Neufville zufallen. So sind die souvagnischen Thron-Regularien und über solche wird das Haus Ledwick ebenfalls verfügen. Wir haben also vor der Verhandlung über die Krone Ledwicks festzustellen, ob von Großherzog Ethan O' Shian von Ledwick noch Kinder leben oder Abkömmlinge seiner Eltern leben - Geschwister. Falls nicht, haben wir die Linie seiner Mutter und Großmutter auf Thronerben zu überprüfen. Sollte die komplette Linie keinen Thronerben mehr hervorbringen, kann über Annektierung des Landes verhandelt werden. Selbstverständlich unter der Prämisse, dass die hier anwesenden Hochadelshäuser für Ihr Land sprechen und somit als ein Notfallrat zur Aufrechterhaltung der Ledwicker Ordnung anzuerkennen sind. Ein Land darf nicht ohne Regierung sein, wie immer diese auch aussehen mag... Das war mein Einwand und meine Fragen. Gehör fanden sie nicht Tazio. Ebensowenig wie den Rakshanern zur Selbsthilfe beizustehen, damit sie ihren Lebenswandeln ändern können und auch wollen. Grundlage für diese Erläuterung war, die Erklärung von Felipe dass er sich Ledwick aneigenen wollte. Die Counts waren dagegen, allerdings nicht um die Krone zu schützen, sondern auch Eigensucht. Nun ich hätte nach Euch suchen lassen können, aber ich tat es nicht. Ich fühlte mich von Euch verraten, nicht von Euch im Speziellen, sondern von dem gesamten restlichen Kaisho Abkommen. Ihr seid einem Fremdvolk zur Hilfe geeilt und habt Almanisches Blut vergossen. Blut vergossen für die Zwerge Tazio. Ein Volk dass bis dato niemanden kannte. Das sich erst in der Not an alle anderen Völker erinnerte. Und dann hatten sie die Dreistigkeit so zu tun, als wären wir ihnen die Rettung schuldig. Nichts waren wir ihnen schuldig. Das was man verlangt Tazio, sollte man immer zuerst geben. Sie gaben nichts, sie erhielten nichts. Sie halfen nie einem anderen Volk und so half ihnen auch niemand. Jedenfalls kein Souvagner. Ihr habt Euch blenden lassen, ja. Ein Fehler, ein teuer bezahlter Fehler. Aber zukünftig Tazio, wirst Du wo andere ein Auge zudrücken, ein weiteres öffnen. Du spürst den Schmerz der Gefallenen, aber das ist nicht alles, Du spürst den Bruch des Schwurs. Den Schwur der fest in Deinem Blut verankert ist, Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm.

    [00:33:15] <Davard von Hohenfelde> Deine Mannen waren Dir treu, sie folgten Dir loyal in den Krieg. Und wo war da Dein Schutz, wo da Dein Schirm oder der Deines Vaters? Das ist es, was Du Dir selbst vorhältst Tazio. Das was Dich nachts nicht schlafen lässt. Du benötigst kein weiteres Blutvergießen, was Du tatsächlich benötigst ist Absolution. Die Frage ist, wie erreichst Du sie? Das kann ein Blutbad sein, oder eine innere Einkehr, ein Gebet, eine Opferdarreichung. Allein vorran darfst Du eines niemals tun, ihre Opfer vergessen. Sie starben durch die Aufhetzung eines fremden Volkes, für Fremdlinge in einem fremden Land Tazio. So weit ist es gekommen, so weit hatten sie Euch manipuliert. Die Goblins allein? Die Goblins mit Felipe? Oder sind sie alle nur Marionetten, wie Ihr welche geworden seid? Das ist keine Anklage Taz, ich spreche als Dein Schwiegervater zu Dir, als Dein Papa der sieht dass Du leidest. Wie kann man Leid lindern Taz? Man schaut woher der Schmerz kommt und findet dann die richtige Medizin. Manchmal muss man auch was Fauliges wegschneiden. Das haben wir bereits einmal getan, nicht wahr? Hast Du Ruhe gefunden, inneren Frieden nachdem die Zwerge für ihren Verrat gebüßt hatten? Vergiss für einen Moment alles was Du repräsentieren musst. Du bist nur Tazio, Max Sohn, sonst niemand. Was willst Du? Dass es aufhört, nicht wahr? So wie ich die Verräter sehen wollte, die meinen Vater ermordet hatten. Wen willst Du sehen? Wen willst Du die Rechnung präsentieren? Und möchtest Du sie nicht heimholen? Kein Almane sollte in der Fremde liegen Taz", sagte Max sanft und legte ihm einen Arm um die Schulter. "Wie sagt Ihr hier? Nach Ebbe folgt Flut, welche Flut möchtest Du sein? Eine Sturmflut?", fragte Maximilien und drückte Taz an seine Flanke.


    Tazio

    »Das spüre ich«, bestätigte Tazio. »Unter anderem.« Er blickte zu seinem Schwiegervater herüber, der sich eingehakt hatte, ehe er wieder mit ihm gemeinsam auf das türkisgrüne Wasser schaute, das jetzt im Winter eher bläulich anmutete - so schön, dass sein Anblick schmerzte. »Bitte verstehe es nicht als Abweisung, wenn ich ein paar Schritte beiseitegehe«, sagte er leise. »Das ist es nicht. Es ist eher, wie wenn man ein zu enges Halstuch lockern muss, um frei atmen zu können. Ethan`O Shian ... sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, meinen Vater bei seinem ledwicker Namen zu nennen, sondern eine rakshanische Verschandelung verwendet. Sein Name war Ernesto Sirio!« Einen Moment huschte gleißender Zorn über sein Gesicht. Da er normalerweise im Amt eine Maske trug, hatte er nicht die selbe Beherrschung über seine Mimik wie ein Souvagner inne. »Das warum haben sie dir nicht gewagt, ins Gesicht zu sagen - dass sie hofften, dass mein Vater und ich tot seien. Aber warum kuschte der übrige ledwicker Adel vor den Counts? Angst? Oder Kalkül? Hofften auch sie, dass wir nie zurückkehren würden? Wenn ja, warum? Warum hielten so wenige uns die Treue? Weil sie meinem Vater nicht mehr vertrauten. Warum nicht? Wegen des Kaisho-Abkommens? Was geschah und was wurde unterlassen, dass Sirios eigenes Volk ihn nicht mehr als Duca wollte? Was ist es, das ich anders machen muss? Die Stimmung im Land ist ... noch nicht wieder optimal. Und dann die Rufe der Toten! Wollen wir jemanden schicken, der die Lage in Evalon sondiert? Oder reisen wir sofort mit den Schiffen an? Ich kann nicht untätig bleiben, Max. Ich kann es nicht!«


    Maximilien:

    "Warum man sich mit fremden Namen schmückt? Manchmal um etwas darzustellen das man nicht ist, siehe das Beispiel Evalon. Manchmal um sich zu tarnen, manchmal um jemanden zu diskreditieren. Die Goblins haben sich mit der Bezeichnung Königin rechtlos erhöht um eine Haltung zu provozieren. Die Counts Taz taten das Gleiche umgekehrt. Sie gaben Deinem Vater einem rakshanischen Namen, um ihn rechtlos herabzustufen und ebenfalls eine Haltung zu provozieren. Der rakshanisch klingende Duca, wer benötigt ihn schon? Alle erinnern sich doch daran, wieviel Leid die Rakshaner über die Almanen brachten. Bewusst wird das niemand behaupten, aber allein der Klang des Namens wird innerliche Abwehr heraufbeschwören. Rakshaner? Pah! Die Macht der Worte Tazio, drum wählt man sie weise. Und beide Verräter wählten sehr gut. Die Goblins erhoben sich über andere, die anderen erniedrigten Deinen Vater. Wer sich über andere stellt, trägt das Unheil in die Welt. Das taten sie. Sie sähten Krieg. Sie sähten Tod und Seuche. Not und Pestilenz. Was Du tun kannst? Zuerst wirst Du den korrekten Namen Deines Vaters überall verkünden lassen. Es ist unter Androhung der Todesstrafe ab sofort verboten, die rakshanische Verschandelung zu gebrauchen. Die Counts werden mit sofortiger Wirkung aus den Analen der ledwicker Geschichte gestrichen. Sie und ihre Familien, hat es niemals gegeben. Diese Strafe ist der Gesellschaftliche Tod. Niemand soll sich an sie erinnern, lasse ihre Wappen und Siegel brechen, lass sie aus den Chroniken tilgen. Sie haben es nicht verdient benannt zu werden. Was die Counts hofften? Das Gleiche wie Felipe, dass ihnen Ledwick als Land in den Schoß fällt. Das sie die Herrschaft übernehmen und sich bereichern können ohne Gegenwehr. Das Du zurückgekommen bist, war für sie das Schlimmste was geschehen konnte. Was Du tun kannst um Deinen gottgegebenen Stand wieder zu untermauern? Reise! Sei für Dein Volk da! Mach Dir persönlich ein Bild von der Lage und lass es Dir nicht von Boten und Dienern berichten. Es ist Dein Volk fürchtest Du es? Sollen sie Dich fürchten? Lächerlich. Sie haben Dir mit Hochachtung und Respekt zu begegnen und Du wirst ihnen Wohlwollen und Schutz schenken. Interessiere Dich für sie! Feiere Deine Rückkehr offiziell und groß. Rufe einen Feiertag der Gefallenen aus, gedenke der Toten. Ehre die Toten, ehre ihre Familien, leiste eine Wiedergutmachung. Du hättest als höchster Lehnsherr die Bestattungen zu bezahlen gehabt Tazio. Zahle Witwen- und Waisenrente für die Hinterbliebenen. Geize nicht damit. Lade sie zum Lichtfest in Deinen Hof ein und speise sie während der Zeit. Berichte offen was im Krieg geschehen ist. In einer offenen Amtsansprache. Wer zuhören mag wird kommen, wer nicht - nicht. Glaube mir, von den Gemeinen werden mehr kommen als Du Dir vorstellen kannst. Sie achten Dich, sie erwarten aber auch von Dir, dass Du für sie da bist. Vergleiche es mit religiösem Glauben Tazio. Du betest zu Ainuwar, was erhoffst Du Dir? Dein Volk fleht zu Dir, was erhoffen sie sich? Zumindest eine Antwort. Gib sie ihnen und gib ihnen wesentlich mehr, gib ihnen die Hand. Segnend, fürsorgend, spendend. Das ist Deine Aufgabe. Du bist der Duca, Du hast es mir vorhin selbst gesagt. Korrekt, dann sei der Duca. Was würdest Du von Dir als Dein Geringster erwarten? Was wäre Deine Hoffnung in Deinen höchsten Herrn? Das wirst Du Deinem Geringsten geben. Sie alle schauen zu Dir auf und verlassen sich auf Deine Leitgestalt, auf Deine Führung. Dann führe auch, dann leite sie an. Sie werden morgen nicht vor dem Palast stehen und Dich fragen, sie können es nicht Tazio. Sie würden es nicht wagen. Der erste Schritt geht immer vom Höhergestellten aus, ob er das Du anbietet im Privatrahmen, oder ob er zu seinem Volke spricht. Niemand ist hier höher als Du Tazio. Demzufolge muss jede Handlung, Amtshandlung, jeder Denkanstoß der Erneuerung von Dir ausgehen. Du bist der Duca, Du bist Ledwick, Du bist der, der all die Antworten hat oder finden wird für Ledvico. Das ist das Ornat Tazio, es ist verdammt schwer manchmal. Ich weiß. Aber wenn Du es ganz tief in Dir verstanden hast, dann bist Du mit dem Ornat völlig eins. Das sind Deine ersten Amtshandlungen. Und dann Tazio reisen wir mit Schiffen an, zur See und zur Luft, wir können doch zeigen was wir haben. Vor allem was wir so drauf haben", schmunzelte Max und strich Tazio liebevoll über den Kopf. "Kleiner Merlion, Du hast Krallen vergiss das nicht".


    Tazio

    »Sie wurden bereits getilgt«, sagte Tazio. »Niemand außer mir erwähnt sie noch, ich selbst unterlasse es ebenfalls, außer wenn es so wie jetzt notwendig ist, um die Vergangenheit aufzubereiten. Ich fürchte mein Volk nicht. Was ich fürchte, ist eine Trennung von meinem Volk. Nicht räumlich, das ist normal in Ledvico, sondern dass sie unsere gemeinsame Geschichte vergessen. War es nicht der Leone di Marino, der mit seinem Gefolge zu ihnen aus dem Schoß des Dhunico hinaufstieg, um sie Zivilisation zu lehren? Er hätte auch da unten bleiben können, niemand zwang ihn, sein Fell abzustreifen und Mensch zu werden. Das wäre sicher die bequemere Variante gewesen, doch darum ging es nie. Der Gedanke, dass sie Lazzaro Fedeles Opfer verschmähen ... dass sie auf den Leone di Marino spucken ... dass sie mich nicht mehr wollten und mich verrecken ließen ... er sorgt auch dafür, dass ich nicht mehr mit den gleichen Augen auf mein Volk blicken kann. Gleichwohl wird es ein Fest für die Toten geben. Doch nicht ohne die Gebeine, Max! Nicht ohne die Gebeine.« Er strich nun seinerseits Maximilien über den Arm, als er sich wieder dem Tisch zuwandte. »Eine Pause wird uns allen gut tun. Vianello, bitte lasse die Verdesca bereitmachen und hole Linhard. Max, möchtest du eine Runde mit dem schnellsten Gefährt, was je über Asamura fuhr, mitfahren oder bei Verrill bleiben?«


    Maximilien:

    "Tazio mit Dir steht und fällt alles als Duca. Schweigst Du, werden alle schweigen. Brich zuerst das Schweigen, rede von Deinem Vater. Schenk ihm einen Erinnerungstag. Und schenkt Deinem Volk einen Befreiungstag von den Zwergen und dem Joch der Goblins. Zudem wieviele Männer sind noch übrig Tazio? Du musst an jeden denken auch die Frauen und Kinder. Sie blieben hier, sie sahen ihre Männer, Väter, Brüder fortgehen. Mit ihnen starben nicht nur ihre Lieben, es starb auch ihre Hoffnung. Du hast gesagt, Lazzaro Fedeles stieg aus den Fluten empor. Dass musst Du nun auch, aus der Flut der Schuld und Scham. Und was Du vom Grunde des Ozeans mitbringen musst, ist Hoffnung. Dafür einen Weg zu finden, seid Ihr bekannt. Deine Frau ist an Deiner Seite Tazio, ich ebenso. Behalte das im Herzen. Den Rest schaffen wir schon gemeinsam und Du wirst ihn in Deinem Namen verkünden. Was immer wir hier gemeinsam reißen werden und müssen, Du wirst Dir die Feder an den Hut stecken und Dich schmücken. Dein Land, Dein Banner Tazio. Wir bekommen das für Dich hin. Ich werde versuchen Dir ebenso einige Männer zu schicken, damit Dein Land nicht ausblutet. Einen der besten Souvagner hast Du Dir ja selbst geangelt. Eines der schnellsten Gefährte von Asamura? Da bin ich eindeutig dabei", grinste Max vergnügt, wären Fabien blass wurde. "Du darfst bei Verrill bleiben Fabs", grinste Maximilien eine Spur breiter, während Vianello loseilte um den Wunsch seines Herrn zu erfüllen. Der frische Wind des Meeres würde ihm auch frischen Mut bringen, da war sich der alte Leibdiener sicher.