Zwei Kronen
Tazio
Tazio führte seinen Schwiegervater nach dem Essen auf einem Verdauungsspaziergang zu Fuß durch Monleone. Die Kälte, die aus der Steppe nach Souvagne kroch, erreichte Ledwick erst mehrere Wochen später. In den warmen Fluten des Dhunik hatte Frost nur für wenige Tage um das Lichtfest herum eine Chance, doch nur selten blieb der Schnee auch liegen oder gefroren die Kanäle. Für heute genügte ein Übergangsmantel mit einem dünnen Schal und ein einfacher Hut, während sie am Canale Grande entlangflanierten. Die tief stehende Nachmittagssonne färbte den graublauen Himmel orange und das Farbspiel war wundervoll. Da es vollkommen windstill war, genügten ihre Strahlen, die beiden Großherzöge zu wärmen, die sich schließlich im Park auf einer Ledwickschaukel niederließen, die Vianello für sie anschob, so dass sie sanft geschaukelt wurden, während über ihnen die kahlen Baumkronen einen Blick auf den klaren Himmel zuließen und die Sonnenstrahlen auf ihre Gesichter fielen. Dicke Kissen, die für sie mitgebracht worden waren, machten es besonders gemütlich, genau wie die beiden warmen Decken um ihre Beine. Die Leibgarde sorgte dafür, dass die Passanten Abstand hielten, während die beiden Herrschaften die frische Luft genossen. So konnten sie gänzlich ungestört plaudern.»Schön, dass wir uns endlich wiedersehen«, sagte Tazio mit seiner leisen, sanften Stimme, die sich nur selten erhob. Er meinte dies nicht als Höflichkeitsfloskel, er freute sich wirklich. »Aber vermutlich treiben dich nicht nur familiäre Gedanken hierher.«
Maximilien
Maximilien genoss die herbstliche Wärme die Ledwick zu dieser Jahreszeit bot. Windstill war es, die Sonne wärmte ihre Gesichter und es fühlte sich an wie ein goldener Windmond, ein Altweiber Windmond wo die kleinen Spinnen an ihren silbernen Fäden in Herbstwind reisten. Eine der schönste Jahreszeiten, die Zeit der Ernte, der Fülle, der Lohn des Jahres für all die Mühen. Erntemond und Windmond standen ganz unter dem Zeichen des Dankes für dass, was das Land ihnen schenkte. Apfelfest, Brotfest und Küchenfest machten deutlich wie sehr sie alle mit ihrer Scholle verbunden waren. In Souvagne hatte bereits der erste Frost Einzug gehalten. Besonders die Küstenregion rund um die Azursee war die erste, die von der Kälte heimgesucht wurde. Beaufort war nicht so weit von der Azursee entfernt. Die dunkle Jahreszeit zog dieses Jahr früh auf, oder es kam Max nur so vor. Das war die Zeit, wo man es sich Zuhause gemütlich machte, mit einem Buch vor dem Kamin, sich seinen Gedanken hingab und das Jahr Revue passieren ließ. Gedankengänge und Spiele, Überlegungen für die man sonst das ganze Jahr über weder Zeit noch Muße hatte. Der Monat des Lichtfestes stand vor der Tür und Maximilien freute sich in diesem Jahr besonders darauf. Die ersten Enkelkinder waren geboren worden, was Maximilien sehr viel bedeutete. "Zuerst bin ich privat hier, ich möchte Euch zum Lichtfest einladen. Es würde mich freuen, wenn wir dieses Jahr gemeinsam als Großfamilie mindesten einen der beiden Feiertage gemeinsam verbringen würden. Wie das Lichtfest in Ledwick gefeiert wird, entzieht sich leider meiner Kenntnis Tazio. Ein kleiner Einblick wie es in Souvagne gefeiert wird, mein Lieber. Die Lichtfestzeit beginnt in Souvagne mit dem ersten Tag im 12. Monat. In der gesamten Lichtfestzeit gibt es überall in Souvagne Lichtfestmärkte auf denen allerlei regionale Köstlichkeiten angeboten werden. Demzufolge kann man sich durch die einzelnen Märkte schlemmen. Am ersten Lichtfestfeiertag wird abends meist Hähnchenschmortopf mit Apfelsoße gemeinsam mit der Familie und guten Freunden gegessen. Das Festessen beginnt, wenn der erste Stern am Himmel erschienen ist, es also dunkel genug für das Entzünden der Lichter ist. Bei jedem Gedeck liegt ein roter Glücksapfel. Der Glücksapfel ist eine alte volkstümliche Tradition der Zukunftsdeutung in Souvagne. Dazu wird der Apfel mittig waagerecht durchgeschnitten. Wenn ein Stern im Kern erscheint, steht ein gutes Jahr bevor. Die Geschenke dürfen erst nach der Mitternacht ausgepackt werden. In Souvagne ist es an den beiden weiteren Lichtfestfeiertagen üblich, ein langes Festessen zu halten. Hierbei werden allerlei Köstlichkeiten aufgetischt. Natürlich je nach finanzieller Möglichkeit. In adligen Häusern gibt es oft Wild, Gänseleber, Schnecken und ähnliche Delikatessen, dazu wird Wein getrunken. Als Dessert wird der Lichtfestscheit gereicht. Licht bedeutet Hoffnung in der dunklen Jahreszeit und der Sieg des Lebens über den Tod. Aus diesem Grund hat auch der Hirsch in der Dekoration eine besondere Bedeutung. Auf unseren Bildnissen wird Ardemia mit zwei Begleittieren dargestellt, dem Wolf als Zeichen für den Tod - dem Beutegreifer und dem Hirsch, als Zeichen der Fruchtbarkeit und der Wiedergeburt. Deshalb findest Du rund um das Lichterfest in den Hütten, Häusern, Zimmern und sonstigen Orten Immergrün, Äpfel die bei uns eine besondere Bedeutung haben, Hirsche aus Holz oder anderen Materialien und natürlich, wie könnte es anders sein Lichter in Form von kleinen offenen Öllampen. Obwohl der Hirsch das Zeichen der Wiedergeburt, des Lichts und des Lebens ist, landet er gerade zum Lichtfest in Adelskreisen gerne im Topf. Dabei zählte das Rotwild neben dem Wildschwein und dem Rehwild zu dem Wild, dessen Bejagung nur dem Hochadel als Privileg zusteht. Für besondere Gäste serviert man dementsprechend Wildfleisch. Also es würde mich freuen, wenn Du uns zum Lichtfest die Ehre geben würdest", sagte Max, schloss die Augen und wandte sein Gesicht kurz der Sonne zu, ehe er sich wieder an Tazio wandte. "Was weißt Du über die alten Herzogtümer Tazio? Wie kamen die Adelsbezeichnungen zustande? Weshalb bist Du ein Duca? Und weshalb ist eine gewählte kleine grüne Goblinfrau eine Königin?", hakte Maximilien mit nicht zu deutender Miene nach, ehe sich ein Schmunzeln in seine Mundwinkel stahl.
Tazio
»Die Einladung nehme ich gerne an, Max. Es hört sich gemütlich an und familiär. Ich freue mich darauf, zu erleben, wie das Lichtfest in Souvagne zelebriert wird. In Ledvico kommen die Hauptmahlzeiten zu den Feiertagen nicht am Abend, sondern zu Mittag auf den Tisch. Traditionell gibt es Fischgerichte. Vor dem eigentlichen Essen gibt es die sogenannte Nudelvorspeise. Besonders beliebt sind dafür Bandnudeln mit Miesmuscheln, Pasta mit Garnelen oder Risotto mit Meeresfrüchten. Den Hauptgang bildet anschließend Fisch wie Wolfsbarsch, Dorade oder Lachs mit Gemüse. Auch das Dessert darf nicht fehlen, klassischerweise gibt es Pandoro, einen süßen Kuchen, der in Sternform gebacken wird. Nächstes Jahr lade ich dich ein, bei uns zu Gast zu sein.« Er zog sich die Kuscheldecke etwas gemütlicher zurecht, während Vianello sie unablässig wiegte, indem er die Ledwickschaukel anschob. »Nun zu deiner geschichtlichen Frage. Man nennt mich Duca, weil Lazzaro Fedele der erste Duca war, der die Geschicke unseres Landes lenkte und wir alle von ihm abstammen. Aus dieser Zeit ist wenig überliefert, da es damals noch keine Möglichkeit gab, Wissen anders als durch Erzählungen zu konservieren. Alles begann mit der sogenannten Schilfkultur. Die Ledvigiani bauten Häuser aus Schilf, kleideten sich in Schilf, bereisten auf Schilfbooten die Gewässer und nährten sich von den Knollen der Schilfwurzeln. Lazzaro Fedele war es, der den Segen dieser wertvollen Pflanze erkannte. Weiterhin ist überliefert, dass die Ledvigiani während der Ära des Chaos mehrmals das Land verließen, auch die Krone machte dabei keine Ausnahme und bisweilen lag Ledvico still und schlafend, bis wir zurückkehrten. Die ersten Kontakte mit den Goblins verliefen scheinbar positiv. Sie machten uns wertvolle Geschenke, die wir damals nicht verstanden, eine goldene Turmuhr für uns, die wir damals nur Sonnenuhren und Sanduhren kannten, ähnlich der Glasen eines Schiffs, die von der Zeitwache gedreht wurde, ehe sie die Glocke schlug. Mit diesen Dingen lockten sie uns auch ins Kaisho-Abkommen. Man sicherte uns Technologien zu, von denen wir damals nur träumen konnten, aber natürlich war es dafür erforderlich, Evalon vor den Naridiern zu schützen. Ledvigiani starben, damit die Goblins in ihren sicheren Land weiter forschen konnten, uns stetig vertröstend und mit Alibitechnologien abspeisend, die für sie selbst längst veraltet waren. Kurzum - wir erhielten Glasmurmeln statt Perlen. Und als uns dies bewusst wurde, steckten wir bereits bis über beide Ohren in einem Seekrieg gegen Naridien, aus dem wir nicht durch bloßen Rückzug wieder herauskommen konnten. Wie lief es bei euch?«
Maximilien:
"Wir haben uns stets aus den Kriegen herausgehalten Tazio. Ein Angriffskrieg kommt für Souvagne nicht in Frage, präventive Verteidigung allerdings schon. Sollten wir davon erfahren, dass sich irgendwo Unheil zusammenbraut, das gegen uns gerichtet ist, werden wir nicht den Erstschlag des Feindes abwarten. Wir haben den Krieg mit finanziellen Mitteln und Gütern unterstützt, nicht jedoch mit Mannstärke. Ritter aus Souvagne an der Front, waren selten. Falls sie vorhanden waren, gingen sie aus freiwilligen Stücken. Nicht weil einer der unseren sie dazu abgeordnet hätte. Ich, mein Vater, mein Großvater wir alle denken in bestimmten Bahnen gleich, ein Teil des Blutes, ein Teil der Erziehung, ein Teil dessen dass der Duc ewig ist. Aber was mir aufgefallen ist, sind mehrere Dinge. Zur Erläuterung warum mir so etwas auffällt, die dunkle Jahreszeit verschafft einem die Muße über Dinge nachzudenken über die man sonst nicht nachdenkt. In unserer Position denken wir schon genug nach und sehr weit voraus. Aber so wendet man sich auch einmal der Vergangenheit zu und erfährt ganz interessante Dinge die Gegenwart betreffend. Hier meine Erkenntnisse und Fragen. Einst waren es fünf Großherzogtümer. Ein jeder von uns leitet ein souveränen Staat, als Monarch, als Oberhaupt. Das Oberhaupt selbst samt seiner Familie wird als Krone bezeichnet. Wird sind Großherzoge, wir sind Duc. Wieso sind wir kein Roi, keine Könige Tazio? Meine erste Frage. Entweder gab es in grauer Vorzeit einen König über den Großherzogen und die Staaten wurden autark, oder es ist eine Eigenbezeichnung. Was ist es? König, Früst, Großherzog, Herzog - alles Titel für einen Monarchen. Aber warum dieser kleine aber feine Titularunterschied? Wozu kein König? Wir leben in einer Monarchie, in einem Feudalsystem, jeder in unserem Land hat seinen festen von Gott und seiner Geburt bestimmten Platz. Absolute oder Konstitutionelle Monarchie, sprich ohne oder mit Verfassung die die eigenen Rechte ebenso an die selbst verfassten Gesetze bindet. Aber wir sind waschechte Monarchen in einer Erbmonarchie. Dein Land ist klar umrissen, es sein denn Du vergrößerst es, wodurch auch immer. Die Goblins haben eine Königin. Sie sind aber keine Monarchie. Wozu haben sie also eine Königin? Sie leben in Clans, diese werden in Häuser zusammengefasst, die mächtigsten Häuser haben etwas zu sagen, sie wählen die Königin. Warum eine Königin? Warum keine Clan-Obermutter? Warum keine Präsidentin? Warum ist das Wort Königin so wichtig? Allein für die Goblins betrachtet, macht das Wort Königin überhaupt keinen Sinn Tazio. Sie könnte die Clan-Obermutter sein, die Macht bleibe die gleiche. Jetzt betrachte aber mal nicht nur die Goblins, sondern betrachte das Abkommen, das Kaisho-Abkommen, das Bündnis zwischen Almanen und den Goblins. Goblins - Königin, Ledwick - Großherzog, Souvagne - Großherzog, Ehveros - Großherzog, Hohe Mark ehemals - Großherzog, Ghena - ehmals Großherzog. Und dann gab es Krieg, weil Ghena selbstständig werden wollte, aufgrund der Idee mit der Demokratie. Darüber müssen wir nicht diskutieren, Demokratie kann nicht funktionieren. Aber das stört uns jetzt nicht. Achte mal darauf, was dort tatsächlich geschehen ist. Der Nebenkriegsschauplatz ist, Ghena rief die Demokratie aus. Die Erkenntnis steht im Raum und sorgt gut für Ablenkung. Tatsächlich haben die Goblins Kunden verloren, einen Markt verloren, ein Machtmonopol verloren. Ging es ihnen um das Kaisho-Abkommen? Oder ging es ihnen um sich? Ich gehe einen Schritt weiter, dass Kaisho-Abkommen war purer Eigennutz von den Goblins. Sie haben sich schon allein durch einen scheinbar höherwertigen Titel in eine Anführerposition begeben, die ihnen gar nicht zustand als einziges Fremdvolk. Fünf zu eins, bitte bedenke das für die Almanische Seite. Dann haben sie Ghena den Krieg erklärt, nicht weil sie die Demokratie so störte, sondern weil sie Angst hatten vier weitere Dauerkunden könnten abspringen. Vier weitere Herzogtümer könnten ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen. Hin wäre ihr technisches Monopol. Vorbei wäre es mit ihrem Vorreiterstatus. Hast Du etwas von den Goblins gehört, seit dem wir für klare Verhältnisse gesorgt haben? Waren die Goblins jemals in Souvagne, um etwas auszuhandeln? Nein, wir waren schon immer unbequem, "stur" und hatten unsere Mauer, auch als keine aus Stein stand Tazio. Sie predigen Wasser und trinken Wein. Sie speisen andere mit dem Schrott ihrer Technologie ab, verkaufen es als Wunderwerkzeuge und es ist nichts weiter als alter Tand. Glas statt Perlen? Schlimmer, Glas statt Diamanten Tazio. Hast Du mal ihre Technologie gesehen? Du weißt, wie hoch ich die Wissenschaft halte. Warum unterrichtet keiner von ihnen bei uns? Warum leben sie in einer Welt, in der schwere Arbeiten von Maschinen ausgeführt werden? Warum gönnen sie die gleiche Erleichterung nicht ihren Almanischen Brüdern? Weil wir für sie Vieh sind Tazio, es gibt ein Volk auf Asamura - die Goblins. Der Rest ist für sie Vieh!", erklärte Max.
Seine Stimme war dabei in Watte gepackter Stahl. Tazio hörte an den Untertönen, in wie weit Maximilien die Goblins als gefährlich erachtete. "Es gibt ein Ledwick Tazio, ein Souvagne. Es gibt Evalon das Königreich der Goblins. Es gibt naridische Goblins und es gibt Tazlogg die exteritoriale Stadt der Goblins. Fällt Dir etwas auf? Man könnte aufführen, es gibt auch naridische Almanen. Ja gewiss, früher nannte man sie aber Ghenaer, Großherzogtum Ghena. Seltsam nicht wahr? Ich habe vor den Rückstand den wir den Gobos gegenüber inne haben, aufzuholen und sie zu übertreffen. Bist Du dabei? Die Welt gehört nicht in kleine grüne, gierige Griffel", erklärte Max ernst.
Tazio
Tazio dachte eine Weile nach, während Vianello sie weiter schaukelte. Er beobachtete dabei Víanellos Hände, da ihr Anblick ihn beruhigte. Loyalität und in sich ruhender Sanftmut, das war, was er mit seinem Leibdiener verband, doch wusste Tazio, dass diese Hände auch das Schwert gegen den Feind führten und es wieder tun würden, sollte es notwendig sein. Für Tazio war Vianello eine Verkörperung aller ledwicker Tugenden. Nicht zuletzt hatte er diesen Mann von seinem Vater geerbt, eine lebende Verbindung zu Ernesto Sirio, der Großes geplant hatte und damit gescheitert war. »Mit dem heutigen Wissen würden einige Entscheidungen Ledvicos sicher differenzierter ausgefallen sein«, antwortete er Maximilien vorsichtig. »Es sind Fehler gemacht worden, nicht nur auf Seiten Evalons.« Man sah ihm an, dass diese Gedanken schmerzten und keinem anderen als seinen engsten Vertrauten gegenüber würde er diese Dinge je aussprechen. »Fehler, für die wir mit dem Blut unserer Landsleute bezahlten und mit dem Blut meines geliebten Vaters, Ainuwar habe ihn und sie alle selig. Als du deinen Besuch angekündigt hast, hast du bereits angedeutet, um welche Thematik es gehen würde. Ich trage darum ein Dokument bei mir, welches sonst unter Verschluss steht. Bitte sieh es dir an, bevor ich deine Frage beantworte.« Er zog ein sehr sorgfältig in Leder geschlagenes Pergament hervor und reichte es Maximilien samt seiner Unterlage:
Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.
»Organisiert von unseren Schatten, wie man die inoffiziellen Mitarbeiter auch hierzulande nennt. Sie fanden dieses Dokument in den Ruinenstädten von Evalon, welche die Goblins hüten wie einen Schatz. Geborgen aus den Ruinen, welche die Goblins als die Überreste ihrer Vorfahren bezeichnen.« Gespannt wartete er, was Maximilien dazu sagen würde.
Maximilien:
Max betrachtete das Pergament, drehte und wendete es in den Händen um es ganz auf sich wirken zu lassen. "Ein Skorpion", sagte er und für den Bruchteil einer Sekunde zuckte ein ganz anderes Bild durch seinen Verstand, als das einer Waffe. Das Bild eines schwarzhaarigen Mannes mit Mandelaugen. Aber der Gedanke hatte hier nichts verloren, also schob er ihn sanft beiseite. "Eine große Waffe, zur Verankerung auf einem Schiff oder auf Burgen, Bollwerken und ähnlichem. Mit einer Zugspannvorrichtung, die es den Waffenführenden erleichtert, die Waffe zu spannen. Es erinnert mich an Krane, Lasten die gekrant werden. Last mal Lastarm, Kraft mal Kraftarm. Hocheffektiv, da die Nachladezeit gewaltig verkürzt wird. Mobil, da das Geschoss auf Rädern montiert ist. Aber am wichtigsten ist, dass diese Waffe von einem einzigen Mann bedient wird.... einem Almanen...", erklärte Maximilien und faltete das Pergament wieder ordentlich zusammen. "Ihr Wissensschatz? Oder der unsere? Wieso sollten Goblins Almanen abbilden und Waffen in deren Größe fertigen? Dieser Schatz gehört nicht ihnen, er gehört den Almanen. Und welches Volk ihn immer dort zurückließ, hat bereits großes geleistet. Vielleicht ein vergessenes sechstes Großherzogtum? Vielleicht ein Herzogtum, dass sich kleine grüne Kreaturen als Arbeiter hielt? Wer weiß. Vielleicht sind die Gobos aber auch nur Opportunisten die sich ihr Reich auf den Resten und Relikten einer uralten almanischen Zivilisation aufgebaut haben. Wenn dem so ist Tazio, dann ist dass was sie als Gobo-Tech bezeichnen, unsere Tech. Gestohlenes Wissen, zumindest haben sie es nicht mit ihren Verbündeten oder den Nachfahren der einigsten Besitzer geteilt. Wie geht es Felipe", fragte Maximilien freundlich, während Fabien und Vianello kurz einen Blick wechselten.
Tazio
Tazios Augen wurden schmal. »Wir sind vom selben Geist. Das waren auch meine Gedanken. Dies hier«, er wies auf die technische Zeichnung, »ist der wahre Grund dafür, warum sie die Ruinenstädte hüteten und all das Wissen! Weil nie ein Almane die Originale einsehen sollte, wir sollten nie erfahren, dass wir für unser eigenes Wissen mit unserem Geld, unserer Kriegsmacht, unseren Gütern und unserem Blut bezahlten! Die Goblins haben uns unser eigenes Wissen verkauft! Wenn ich mir vorstelle, wie sie in ihren Ratskammern in ihre dürren grünen Fäuste lachen, während unsere Männer bluten und ihre Familien sich daheim die Augen ausweinten! Darum kann die Antwort nur Ja lauten, Maximilien. Wir werden uns zurückholen, was uns gehört und die Goblins an ihren rechtmäßigen Platz verweisen. Was Felipe betrifft, so bereitet der freundliche Herr im grünen Brokat eine ganz besondere Feierlichkeit vor. Sein persönliches Lichtfest.«
Maximilien:
"Sie sollen in ihrem "Königreich" ohne tatsächliche Königin bleiben und die Füße still halten. Sie haben lange genug Almanisches Blut vergossen. Es stieß ihnen sauer auf, dass sie nicht wie die Herrscher für die sie sich halten durch ganz Almanien marschieren konnten. Sich dabei noch am besten überall frei bedienen, an Mannstärke, Waffen, Nahrung, Verpflegung und Unterkunft. Ein Bündnis funktioniert nur beiderseitig. Das war nichts weiter als ein Knebelvertrag, der sich automatisch bei nicht rechtzeitiger Kündigung um ein Jahr verlängert. Nun ich habe außerordentlich gekündigt, wie man so schön sagt. Wir forschen selbst, wir erforschen selbst. Wir organisieren uns Technik, bauen sie auseinander erforschen sie, bauen sie nach um das Verständnis zu erlangen. Es waren nicht die Goblins die die Nekromantie erschaffen haben, es waren auch nicht die Rakshaner, wir waren es. Sie mag bei uns verboten sein, sogar geächtet aber niemand beschwert sich über eine rettende Waffe auf dem Schlachtfeld. Auch dann nicht, wenn sie schmutzig ist, nicht wahr? Unsere Aufgabe ist klar, wir müssen das verborgene Wissen bergen und wir führen Almanien zu dem Glanz zurück der ihm zusteht. Es mögen von fünf Königreichen, zwei übrig geblieben sein, aber was nützen fünf blinde Sklaven? Dann doch lieber zwei sehende Könige. Denn auch wir haben einen Eid geschworen, schon am Tage unserer Geburt Treue und Loyalität gegen Schutz und Schirm. Nie ausgesprochen, aber Du unsere Geburt legitimiert wie auch verpflichtet. Bindend für alle Zeit unseres Lebens. Nach dem schändlichen Verrat des Abkommens, haben wir uns von Kaisho losgesagt Tazio. Und wie ich rückblickend sehe, zu Recht. Es tauchen immer mehr Gründe auf, weshalb die Trennung notwendig und richtig war. Unsere Länder sind in Familie und Freundschaft vereint, vielleicht sollten wir uns auch einen passenden Namen geben. Ein eigenes Bündnis wählen. Zum sichtbaren Zeichen für alle anderen Nationen, dass wir fest zusammenstehen. Die Zeiten des grünen Raubrittertums sind vorbei. Ja Felipes Lichtfest, möge ihm ein Licht aufgehen und er selbst endlich ins Licht gehen", sagte Max mit einem kleinen Hauch Sarkasmus.
Tazio
»Dass unsere almanischen Brüder nicht rechtzeitig aufwachten, ist ein Jammer, für uns nicht mehr zu ändern. Die Hohe Mark ist nun in guten Händen und zumindest das Volk von Ehveros werden wir noch retten. Ghena ist längst verloren, aber auf ihre Weise haben sie sich frei gemacht von der grünen Pestilenz im Monarchengewand. Warum sie ihre Präsidentin eine Königin nennen, mag pure Ironie sein, dazu geeignet, uns zu verletzen und auf uns hinabzusehen. Wie lautet deine Theorie? Gab es einst ein all-almanisches Königshaus? In der Historie Ledwicks ist nichts darüber verzeichnet, unsere Geschichtsschreibung nimmt mit Lazzaro Fedele ihren Beginn und er war Duca. Ein Bündnis ist ein guter Gedanke. Verbunden sind wir bereits, doch ein gemeinsamer Name wird ein deutliches Zeichen setzen. Was schwebt dir vor?«
Maximilien:
"Unsere Titel können eine Eigenbeszeichnung sein. Ebenso kann es sein, dass wir in grauer Vorzeit einen König über uns hatten. Sprich das dieser Almanien regierte und wir die einzelnen Länder in seinem Namen verwalteten. Später sind die Großherzogtümer autark geworden. Beides wäre möglich Tazio, ich weiß es leider so wenig wie Du. Die Goblins könnten sich bewusst so genannt haben, nicht um uns zu verhöhnen. Das wäre nicht effektiv oder? Welcher Kunde wird gerne verhöhnt? Nein lass mal das Gefühl außen vor. Almanen sind treu, loyal und feudal. Königin... lass Dir das auf der Zunge zergehen, dieser Titel, diese Bezeichnung verlangt nach Respekt, Macht, Gehorsam. Automatisch würde ein Almane vor der Königin niederknien, weil es sich so gehört, weil es gebührlich ist. Du oder ich nicht, aber ein normaler Mann würde das Knie beugen um uns nicht zu beschämen. Dabei dürfte dieser Mann nicht einmal in ihre Richtung nicken! Ausgebeutet, bestohlen, die Hehlerware an die ehemaligen Besitzer verkauft und sich dann noch in Amt und Würde gekleidet, die ihnen gar nicht zusteht. Adelsanmaßung wäre der Straftatbestand in Souvagne. Unbefugter Gebrauch des Adels oder eines bestimmten Adelstitels ist unter Strafe gestellt. Aber dass soll nicht mein Problem sein, mein Problem ist, was sie mit der Bezeichnung bezwecken. Sie provozieren eine Handlung, die ihnen nicht gebührt. Wohlwissend dieses Verhalten dann auszunutzen. Eine Bezeichnung für unser Bündnis? Almanischen Brüder Bündnis, Almanische Bruderschaft, irgendetwas dass auf unseren Zusammenhalt und die familiäre Bindung verweist. Etwas das jedem sagt, diese Länder sind Brüder im Geiste. Mein erster Schritt wäre die Einführung der Dampftechnologie. Wir haben ein Dampfkutsche als Prototyp und wir haben Schiffe. Hochseetauglich und Flussschifffahrt. Das alles würde ich gerne mit Dir gemeinsam in Angriff nehmen. Es sind wie gesagt Prototypen, ob sie halten was sie versprechen, kann noch nicht beurteilt werden. Die Dampfkutsche funktioniert, die Schiffe da würden wir auf Eure Erfahrung vertrauen. Es gibt einiges, was wir noch in Angriff nehmen müssen. Es gibt natürlich auch Dinge, wo wir die Goblins nicht benötigen. Absolut nicht, da könnten sie sich noch eine Menge von uns abgucken. Aber sie teilen nicht, also teilen wir auch nicht. Also packen wir es gemeinsam an Taz?", fragte Max gut gelaunt. Die Idee ein neues Zeitalter einzuläuten, indem Wissenschaft, Forschung, Technik und Abenteuer eine Rolle spielten gefielen dem Duc.
Tazio
»Ich würde sie gern mit der Ernesto Sirio di Ledvico in ihre Schranken bomben«, knurrte Tazio leise. »Mit jenem Luftschiff, welches bereits auf Firasani den Namen meines Vaters reinwusch. Ob es so kommen wird, lasse ich noch offen. Aber das sind die Träume, die ich habe, wenn ich mich abends zur Ruhe bette. Wenn andere Frieden finden, träume ich vom Krieg. Das war schon immer so, er ist allgegenwärtiger Begleiter meiner Gedankenwelt, auch jetzt noch in Friedenszeiten. Ein Krieg, der Gerechtigkeit schafft und diese unerträgliche Demütigung von den Namen meiner Vorfahren wäscht! Die Goblins haben sie so lange an der Nase herumgeführt und als diese Aufzeichnungen«, er tippte auf das Blatt, »aus Evalon geborgen wurden, wurde mir klar, wie sehr. Ich bin erleichtert, dass nicht ich allein es so sehe. Gemeinsam ist so manche Last leichter zu tragen und wie viel das Ornat wiegen kann, weißt du selbst. Ja, wir haben geschworen, mit unserem Amtsantritt. Wir beide waren sehr jung, als wir das Ornat anlegten. Eine spontane Idee für ein Wappentier des Bundes oder ein Symbol wäre der Adler mit dem Körper des Leone di Marino:
Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.
Nach dem Almanischen Bruderkrieg wäre ein Almanischer Bruderbund ein guter Name.« Er nahm das Dokument wieder an sich, steckte es ein und schloss die Augen. So seltsam, wie es war, aber nachdem sie gerade vom Krieg geredet hatten, döste er die verbleibende Zeit auf der Ledwickschaukel voll friedlicher Gedanken, bis die Sonne den Dhunico küsste und es Zeit wurde, zurück in den Palazzo zu gehen, ehe die Nacht hereinbrach.