Lichtfest 204 - Für Elise
Fabiens Finger fuhren durch Maximiliens Haare und banden sie zu einem Zopf zusammen. Nachdem er den Duc de Souvagne für den Tag hergerichtet hatte, schaute ihm Fabien zufrieden ins Gesicht.
"Deine Termine für heute habe ich Dir bereitgelegt, folge mir zum Frühstückstisch", bat Fabien und führte den müden Max zu seinem Frühstück.
Maximilien nahm Platz, Fabien schüttete ihm Kaffee ein und reichte ihm ein gefülltes Croissant, wie es Max am Morgen liebte.
"Max, darf ich zum Lichtfest einen Tag Urlaub machen", bat Fabien freundlich.
"Zum Lichtfest? Wieso möchtest Du zum Lichtfest frei haben? Du hast frei, wir feiern gemeinsam. Kurzum Du musst eh nicht arbeiten Fabien", antwortete Maximilien und trank einen Schluck Kaffee.
"Einen Tag möchte ich mit meiner Mutter feiern Max, sie ist sonst allein. Deshalb hätte ich gerne einen Tag frei", bat Fabien.
"Ein lieber Gedanke, dafür ist das Lichtfest gedacht. Wir beide werden mit Deiner Mutter feiern, uns verbindet mehr Fabien. Es sei denn, Du möchtest lieber allein mit ihr feiern", gab Max zurück.
"Zusammen nur zu dritt? Wie eine Familie?", grinste Fabien.
"Genau so", stimmte Max gut gelaunt zu.
"Dann machen wir das, ich werde meiner Ma sagen, dass ich einen Gast mitbringe und zwar Dich. Und ich muss ihr sagen, dass Du privat kommst, sonst bekommt sie einen Rappel", grinste Fabien zurück.
"Absolut privat und wir bringen das Hauptessen und die Getränke mit, Deine Ma sorgt für den Nachtisch und die Übernachtungsmöglichkeit. Sie soll nicht allein feiern, aber auf einer Staatsfeier wird sie sich sicher nicht wohlfühlen. Falls doch, ist Elise eingeladen. Ein persönlicher Ehrengast von mir", sagte Max und Fabien küsste ihn dankbar auf die Wange.
"Beides wird ihr sehr viel bedeuten", freute sich Fabien.
Ebenso freute er sich darüber, dass Maximilien sich sogar den Namen seiner Mutter gemerkt hatte, obwohl sie nur eine einfache Wäscherin war.
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Die Tage vergingen wie im Flug, das Lichtfest hatte seinen Höhepunkt erreicht, sogar überschritten. Es waren ruhige, besinnliche und vor allem gemütliche Tage.
Fabien packte die letzten zu verstauenden Köstlichkeiten ein, ehe er Max das Zeichen zum Aufbruch gab. Weit hatten die beiden nicht zu laufen, trotzdem blieb jeder am Hofe stehen und verneigte sich tief vor dem Duc, sobald dieser in der Nähe war. Kaum waren sie vorbei geschritten, wurde ihnen neugierig hinterher geschaut.
Das sie in die Wohnbarracken der Wäscherei einkehrten, war schnell am Hof verbreitet. So war der Hof, es gab nichts was lange geheim blieb. Und wollte man, dass sich eine Information schnellstmöglich wie ein Lauffeuer verbreitete, muss man es nur hinter vorgehaltener Hand flüstern mit dem Hinweis, diese Information bitte nicht zu verbreiten.
Fabien klopfte an das kleine Zimmer seiner Mutter. Einen Augenblick später öffnete Elise die Tür in ihrem besten Kleid und verneigte sich tief vor ihrem Duc.
"Eure Majestät", sagte sie voller Ergebenheit.
"Max bei einem Privatbesuch Elise", antwortete Maximilien, reichte ihr die Hand um sich aufzurichten und umarmte sie zur Begrüßung.
Elise führte ihre Gäste in ihre winzige Stube. Der kleine, sonst so schlichte Raum war festlich mit Tannengrün und Äpfeln geschmückt. Der Tisch war feierlich gedeckt und eine dicke Öllampe spendete warmes Licht. Brot und Schmalz standen schon auf dem Tisch, ebenso eine kleine Schale mit Plätzchen und Nüsse.
"Es sieht wunderbar aus, Du hast Dich wie immer übertroffen. Essen haben wir dabei Ma", sagte Fabs gut gelaunt und baute alles auf dem kleinen Tisch auf.
Maximilien ging Fabien zur Hand, während Elise Wasser, Bier, Apfelwein und heißen Saft bereit stellte.
"Wir haben auch Wein mitgebracht, ich glaube heute Abend werden wir sehr gut schlafen", schmunzelte Max.
"Vermutlich und dabei werden wir schnarchen wie die Holzfäller", lachte Elise leise.
"Das bekommt keiner mit, die anderen lassen es sich auch gutgehen. Keine Sorge", antwortete Maximilien und schaute über die gedeckte Tafel.
Fabien und Max musterten Elise abwartend, da sie als Gastgeberin das Essen eröffnete.
"Vielen Dank für Euren Besuch, ein frohes und gesegnetes Lichtfest meine Lieben. Das Festessen ist eröffnet", sagte Elise feierlich.
"Danke Dir auch Ma", gab Fabs liebevoll zurück und küsste seine Mutter, bevor er sich hinsetzte und auf den Stuhl neben sich klopfte.
"Dir ebenso Elise, frohes Lichtfest und Dankeschön", antwortete Maximilien und setzte sich neben Fabien.
Elise schauffelte jeden großzügig von den ganzen herrlichen Speisen etwas auf den Teller. In Apfelwein geschmorrtes Huhn, dazu Wurzelgemüse und in Wein gekochte Esskastanien. Dazu gab es frisches Brot.
Ein Brotkorb stand immer auf einem Souvagnischen Esstisch, denn Kartoffeln galten hier als Gemüsebeilage. Die Bratensosse war dick und sähmig, abgeschmeckt mit winterlichen Kräutern und Gewürzen.
Sie schmausten gut gelaunt bei stetig gelockerter Stimmung. Nachdem sie fast alles restlos aufgegessen hatten, widmeten sie sich dem Wein. Fabien packte die Würfel aus und grinste in die Runde.
So wurde aus dem angenehmen Nachmittag ein herrlicher Abend.
Als die Nacht hereinbrach stocherte Fabien den kleinen Ofen an, damit sie es zum Schlafen warm hatten. Vor dem Bett seiner Mutter breitete er die grobe Decke aus, schüttelte den Strohsack auf und legte ihn darauf. Darüber kam eine weitere Decke, um das ganze gemütlicher zu machen.
"Ganz frisches Stroh, Du wirst gut schlafen", grinste Fabien Max an.
Elise machte sich bettfertig, während Max und Fabien den Tisch abräumten.
Die Gastgeberin lag zuerst im Bett, danach machten es sich Fabien und Max auf dem Strohbett gemütlich. Fabien schlief direkt vor seiner Mutter, Max vor sich und mit dem Rücken fest an seinen Bauch gedrückt. Er legte seinen Kopf auf Max Schulter ab und deckte sie beide zu.
"Schlaf schön", raunte er ihm ins Ohr.
"Du auch Fabs", flüsterte Max glücklich zurück.
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