Kapitel 29 - Seelenspiegel

  • Seelenspiegel

    Während Meqdarhan seine Jagd vorbereitete und Vittorio ihm ganz uneigennützig Gesellschaft dabei leistete, hatten Davard und Vanja sich in eines der vielen ungenutzten Zimmer des Dreiseitenhofs zurückgezogen. Vanja zog die Laken herunter, welche die Möbel vor Staub schützen sollten, wobei er darauf acht gab, diesen nun nicht zu verteilen. Er warf die Laken kurzerhand aus dem Fenster. Später konnte er sie reinigen und wieder an Ort und Stelle hängen, ohne sie durch das ganze Haus geschleppt zu haben. Der Fußboden hingegen war sauber, Meqdarhan hatte vor kurzem offenbar alle drei Gebäude einer Grundreinigung unterzogen. Er gab sich alle Mühe, sich für die kostenlose Wohnung bei seinem Gastgeber zu revanchieren.


    Vanja strich mit der Hand über die geblümte Tagesdecke, das Laken hatte sie gut geschützt. Er sah keinerlei Staub oder Ungeziefer, sie roch nur etwas muffig. Er zog die Schuhe aus und hüpfte aus dem Stand mit beiden Füßen auf das Bett, das unter dem Sprung nicht einmal knarrte. Das war massives Holz, die Matratze bestand aus dicht gestopftem Tierhaar in einer art viereckigem Sack eingenäht. Ein regelrechtes Luxusbett. Vanja gönnte sich einige wippende Sprünge, dann riss er in der Luft die Beine vor und landete ungebremst auf dem Hintern. Er lächelte Davard aufmunternd zu.


    "Verzeih die kleine Albernheit, aber ich habe jahrzehnte auf einer Holzpritsche nur mit einer Decke als Polster geschlafen. Diese Matratze, diese Bettgröße! Setz dich zu mir, Davard. Nutzen wir die Zeit. Deine Gedanken sind düster und schwer. Erinnerst du dich an meine Auffassung, dass Worte Gewicht haben? Erleichtere deine Bürde, lass mich ein wenig von deiner Last tragen und teile mir mit, was dich umtreibt, seit Vendelin dich verletzte. Ich bin bereit, für was auch immer nun folgen wird."

  • Dave beobachtete Vanja bei seinem Spiel und verschränkte die Arme vor der Brust. Sollte Vanja seinen Spaß haben. Dave wartete ab, bis sein Mann im Bett saß, dann zog er sich selbst die Schuhe aus und gesellte sich dazu. Er streckte sich lang aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.


    "Nicht schlimm, wenn es Dir Spaß macht. Ich habe Dir angeboten eine Erinnerung zu teilen, hier sind wir ungestört", erklärte Dave und schloss die Augen.


    Vanja spürte wie sein Geist umarmt wurde, da schlagartig eine andere Seele mit in seinem Kopf war. Das Gefühl war absolute Nähe und Geborgenheit. Dann verblasste die Umgebung um Vanja herum und machte einer anderen Platz.


    Verschüchtert betrat Vanja einen Raum, gross, exquisit eingerichtet, dennoch ein Arbeitszimmer. Die Beleuchtung war gedimmt.In einem großen Sessel saß ein bulliger Kerl, der versuchte sich die Reitstiefel auszuziehen.Er wusste wer das war, General Burkhard Klingenberg. Der Mann schaute zu ihm auf und beorderte ihn mit einer unwirschen Geste zu sich.Langsam ging er auf ihn zu, darauf bedacht ihn nicht zu verärgern.


    "Na wirds bald", blaffte der Hüne.


    Er spürte sich knapp nicken, dann beugte er sich rittlings über das Bein von Klingenberg, packte den Stiefel am Hacken und bekam zeitgleich einen groben Arsch Tritt, sodass der Stiefel vom Bein rutschte. Das Gleiche galt es erneut mit dem zweiten Stiefel zu wiederholen. Der Tritt war nicht so grob, da der Fuß nicht mehr im Stiefel steckte.


    Er räumte beide Stiefel weg, als er brutal am Arm gepackt wurde. Eine kurze, gekonnte Drehung und sein Arm war schmerzhaft auf den Rücken verdreht. Keinen Atemzug später wurde er bäuchlings auf den massiven Schreibtisch gedrückt. Die schwieligen Finger des Generals zerrten seine Robe nach oben. Ein Blitz durchzuckte seinen Körper, als ihn der erste Hieb der Reitgerte auf seinen Hintern traf. Der erste Hieb von vielen.


    Seine Knie zitterten, der Schmerz war nicht mehr scharf, sondern ein dumpfes Pochen in fast tauben Fleisch. Klingenberg beugte sich über ihn. Er war groß, viel größer als er und wesentlich schwerer. Sein heißer Atem an seinem Ohr ließ ihn innerlich schauern.


    "Deinen Ungehorsam treibe ich Dir aus", zischte er ihm zu und erneut hatte er einige Schläge mit der Gerte einzustecken.

    "Bedanke Dich, für Deine Erziehung, Deine Unterweisung Bursche", befahl der Koloss hinter ihm.


    "Ich.... ich danke Euch für Eure Unterweisung Herr....", hörte Vanja sich unterwürfig sagen.

    "Geht doch", kam die Antwort in sein Ohr.


    Der Kerl gab seinen Arm frei und grabschte ihm wie eine Schraubzwinge ins Genick.

    Dann versank seine Welt in Schmerz.


    Wie aus unendlicher Ferne spürte Vanja seine Knie im Rhythmus von Klingenberg gegen das Holz des Schreibtisches schlagen, während ihm das Gewicht von dem Koloss die Luft abdrückte. Irgendwann kam er wieder zu sich, fühlte die Kanten des Tisches unter seinen Händen und Nässe zwischen seinen Beinen.


    Ihm war schlecht und er fühlte sich zerschlagen.


    "Wie ich sehe hast Du Dich gut amüsiert als Stiefelknecht. Rock runter Bursche und bummele nicht", kam die sarkastische Anweisung von Archibald, der lässig im Türrahmen lehnte.


    Die Bestie griff nach ihm und Vanja spürte, wie sich die Krallen in seinen Arm bohrten, auch Archibald war groß, viel größer als er.... dann verblasste die Erinnerung und er lag wieder neben Dave.


    "Ein Vorgeschmack...", sagte Dave leise und rollte sich auf die Seite um seinen Mann anzuschauen.

    "Möchtest Du immer noch?", fragte er zögerlich.

  • Vanja riss die Augen auf. Gleichzeitig fuhr er vom Kissen auf in eine sitzende Position. Es hatte etwas von einem schrecklichen, lebensnahen Alptraum, aus dem er erwachte ... nur, dass dieser Alptraum in Wahrheit eine Erinnerung war, die tatsächlich stattgefunden hatte. Er konnte sich gar nicht erinnern, sich hingelegt zu haben, vermutlich war er einfach in sich zusammengesunken. Die Erinnerung, die Davard ihm gezeigt hatte, war so real, dass Vanja prüfte, ob seine Robe nass war, doch das war nicht der Fall. Er beruhigte seinen Atem. So waren die Meditationsübungen der Mönche also doch zu etwas gut. Er legte sich wieder neben Davard auf die geblümte Decke und bettete den Kopf in das Rüschenkissen. Seine Finger umschlossen sanft die seines Mannes, doch heute fühlten seine Hände sich für Davard kalt an.


    "Ich möchte erleben, was du hast erleben müssen. Mein Wunsch ist, dir zu helfen, diese Narben der Vergangenheit heilen zu lassen. Das kann ich nur, wenn ich sie verstehe. Wenn ein Kind das ertrug, so kann es auch ein erwachsener Mann. Bitte fahre fort."

  • Dave streichelte Vanja und wartete ab, bis er sich beruhigt und einigermaßen gefangen hatte. Er rutschte näher zu Vanja auf und küsste ihn sanft.


    "Wer sagt, dass ich es ertragen habe? Ich selbst kann Dir das nicht einmal beantworten. Habe ich es ertragen? Etwas hat mich dass alles gelehrt und zwar meine Seele fast vollständig von meinem Körper lösen zu können und in den Nexus zu fliehen. So konnte ich einiges überstehen, was ich vielleicht sonst nicht überstanden hätte.


    Die Schmerzen sind weit weg, wenn Du im Nexus Zuflucht gesucht hast. Aber jede Reise endet Vanja, so auch die in den Nexus. Dass heißt, ich musste irgendwann in meinen Körper zurück. Und dann traf mich der Schmerz mit voller Wucht. Umgehen konnte ich ihn nie, aber den Empfang manchmal hinauszögern.


    Da Du sehen möchtest... sieh durch meine Augen", antwortete Dave.


    Vanja fühlte sich als würde er aus großer Höhe herabstürzen, aber er schlug nirgendwo auf, sondern er lag in seinem Bett. Er schaute sich in seinem Zimmer um, es war klein und dennoch gemütlich eingerichtet. Die gewaltigen schwarzen Steine der Wände hingegen verrieten, dass nicht alles hier so gemütlich war, wie dieses Gemach.


    Er spürte die warme Decke auf seinem Körper, die Matratze unter ihm war weich und er hörte ein Feuer prasseln. Vor seinem Bett gähnte jemand jaulend.... sein Hund. Das struppige Tier erschien ihm riesig, ebenso wie zurvor die beiden Männer. Aber es lag gar nicht daran, dass der General, die Bestie oder der Hund so riesig waren, er war schlichtweg klein - das war die Erklärung.


    Ein struppiger Kopf erschien und eine nasse Nase fuhr durch sein Gesicht. Vanja nahm den Kopf in beide Hände, kraulte ihn und schaute in dunkle, braune Augen. Er fühlte die Wärme die von diesem Geschöpf ausging.


    SIMAN.


    Ein Name wie ein Monument, ein Leuchtfeuer in der Schwärze des Abgrund. Die Kerze der Hoffnung, in der Finsternis der Hoffnungslosigkeit. Er kannte den Namen, selbst wenn er nichts mehr wissen würde, er würde diesen Namen und diesen Hund der soviel mehr war als ein Haustier, niemals vergessen.


    Er schwang sich aus dem Bett, seine nackten Füße berührten den kalten Steinboden und er musste hüpfen, damit er keinen Krampf unter den Füßen bekam. So hopste er zum Kamin, legte einige Scheite Holz nach und wärmte sich an den Flammen. Siman trottete zu ihm herüber und stubste ihn an.


    Vanja legte ihm einen Arm um den Hals und kraulte ihn.


    Einen Sekundenbruchteil später spürte er die drohende Gefahr. Siman verharrte, sein Nackenfell richtete sich auf und er knurrte leise. Die Tür öffnete sich und der große Wolfshund zog die Lefzen hoch. Drohend entblößte er seine gewaltigen Zähne.


    Ein Arashi stand in der Tür, der eisige Blick auf den Hund gerichtet. Vanja selbst schaute zu dem Mann auf, er spürte dass er nur noch weg wollte, fliehen wollte, aber es gab nichts wohin er hätte fliehen können....


    "Ruf Deine Töle zurück, sonst bekommt sie einen Freischwimmer. Wir schmeißen das Vieh ins Planschbecken und schauen wie lange so ein Flohzirkus schwimmen kann. Du wirst unten erwartet. Du darfst unten die Stimmung etwas aufhellen mit Deinem zauberhaften Wesen", sagte der Arashi.


    Narbenfresse. Vanja schoss der Name durch den Kopf, so wurde er genannt.


    Der Mann streckte die Hand nach ihm aus und Siman gab ein Bellen von sich, dass selbst einem gestandenen Mann den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Die Augen des Arashi wurden noch schmaler, als sie schon waren und seine ebenmäßigen Züge, verzerrten sich.


    Vanja griff seinem Hund über die Schnauze. Er wusste was geschehen würde, sollte Siman wirklich kurzen Prozess mit dem Schlitzauge machen. Entweder musste er den Arashi-Kadaver loswerden, oder Siman war des Todes. Nur würde man hier das Schlitzauge sofort vermissen, ihn hingegen vermisste keiner....


    Sanft drückte er Siman zur Seite und folgte der Aufforderung des Arashi. Der Mann packte ihn an der Schulter und knallte hinter ihnen die Tür zu. Der Arashi führte ihn hinab in die Waschräume des Stabs von Dunwin... seinem Vater. Dabei aß er etwas, dass wie getrocknete Früchte aussah.


    Vanja spürte, wie er seinen Ekel vor dem fressenden Arashi unterdrücken musste. Frucht, Maul auf, zweimal kauen und runterwürgen und schwups die nächste Frucht in die Futterlucke. Der Mann fraß fast die ganze Tüte, von dem komischen Zeug. Unterwegs grüßten ihn einige der Soldaten mit einem Respekt, von dem Vanja wusste, dass er dem Schlitzauge nicht zustand. Eine Abzweigung später hielt ihm der Arashi die Tüte vor die Nase.


    "Nimm Dir eine, dass sind gezuckerte Morlofrüchte. Die sind extrem lecker, nur zu", bot er an und strich Vanja die langen Haare über die Schulter.


    Vanja schüttelte knapp den Kopf. Er kannte die Regel - es war nicht wichtig was man aß, sondern mit oder von wem. Und von dieser Schlitzaugen-Schlange würde er nichts anrühren.


    "Wie Du willst", sagte Narbenfresse und verputzte noch die restlichen Morlofrüchte wie ein ausgehungertes Tier.


    Die Luft wurde dicker, schwüler, ähnlich wie in einem dieser tropischen Gärten. Sie waren im Großbad angekommen. Der Mann ergriff ihn an der Schulter und führte ihn in eine extra vorbereitete Ecke. Der Zuber war eingelassen, dass Wasser mit Duft versehen. Daneben stand einige Eimer und es lag Besteck bereit. Daneben stand eine große Flasche mit trüber Flüssigkeit.


    Narbenfresse wischte sich die Finger an der Hose ab und fühlte ob das Wasser angenehm war. Er nickte knapp und drückte Vanja die Flasche in die Hand.


    "Du kennst das Spiel, auf ex runter damit", sagte er freundlich und schälte ihn aus seinem Nachthemd.


    Die Hände des Arsahi strichen über seinen Körper, während Vanja angewidert die Flüssigkeit aus der Flasche so schnell wie möglich heruntertrank. Sie schmeckte äußerst bitter und Vanja hatte damit zu kämpfen, das Zeug nicht wieder zu erbrechen. Während dessen zog Narbenfresse etwas auf, von dem Vanja auch wusste was es war - ein Klistier. Er musste sich über den Zuber beugen und bekam den Einlauf verpasst.


    Eine halbe Stunde später war Vanja damit beschäftigt seinen Körper unter Durchfallkrämpfen von innen zu reinigen, während ihn der Arashi beruhigend über den Rücken strich und ihn säuberte. Vanja fühlte sich matt und er spürte wie ihm heiße Tränen die Wangen herabliefen, als er sich letztendlich doch übergeben musste. Während dieser Zeit rührte ihn Narbenfresse nicht an. Wieso auch? Was hätte es zu holen gegeben?


    Vanja wusste, dass er Mann auch ganz anders konnte. Aber in der Reinigungszeit, kümmerte er sich um ihn. Das dahinter keine Güte steckte, wusste Vanja. Fast zwei Stunden später, war er sauber, gebadet und eingeölt....


    Der Arashi führte ihn aus dem Bad und geleitete ihn in einen großen Raum. Vanja sah seinen Vater mit seinem Stab, die ihn stets umgaben. An seiner Seite Archibald... genannt die Bestie. Die Soldaten seines Vaters waren ebenfalls anwesend, die Tische waren reich gedeckt, es herrschte ausgelassene Stimmung. Seine eigene Stimmung grenzte an Panik.


    An der Kopfseite des großen Raumes stand ein Bett. Kein gewöhnliches Bett, sondern eines mit Ketten. Archibald ließ dass was er gerade gegessen hatte, auf den Teller fallen und schlenderte auf sie zu. Vanja spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Im gleichen Moment schloss sich die klauenbewehrte Hand von Archibald um seinen Hals.


    "Sauber?", fragte Arch Narbenfresse.

    Der Arashi nickte und schenkte seinem "Meister" ein freundliches Lächeln. Archibald zerrte ihn an der Kehle zum Bett.


    "Party Nimmersatt", flüsterte Archibald Vanja ins Ohr und leckte drüber.

    Vanja wurde bäuchlings auf das Bett gestoßen. Die Krallen von Archibald gruben sich in seine Haare und einen Augenblick später fühlte er, wie sich ein Kragen so fest und kurz um seinen Hals schloss, dass er sich nicht mal auf alle viere erheben konnte. Darüber musste sich Vanja auch keine Gedanken mehr machen, denn seine Arme und Beine wurden ebenso angekettet und zwar an den Bettpfosten. Völlig ausgeliefert lag er so in dem Bett.


    "Es ist angerichtet!", verkündete Archibald und die Truppe brach in zustimmendes Gröhlen aus.


    Messerscharfe Krallen die sich einen Atemzug später in seine Hüfte gruben, ehe er so hart nach vorne gestoßen wurde, dass ihm keuchend die Luft wegblieb.


    "Erstes Blut!", hörte er eine andere Stimme Archibald anfeuern... Dunwins Stimme, die Stimme seines Vaters. Während ihn die Bestie knallhart durchnahm.


    Vanja hatte Archibald nichts entgegen zu setzen, der Arashi hatte ihn vorbereitet und Archibald war alles andere als zimperlich. Er fühlte wie sich die Bestie in ihm erleichterte und ihm dabei schmerzvoll in die Schulter biss. Er selbst biss sich auf die Lippen um nur keinen Laut von sich zu geben. Mit einem Ruck zog sich Archibald aus ihm zurück und verpasste ihm einen Klaps auf den Arsch.


    Zitternd atmete Vanja durch, als sich ein anderer Pfahl in ihn rammte und sich eine schwielige Hand in seine Haare grub.

    "Schön aufmachen...", lachte eine Stimme zu der es kein Gesicht gab.


    Auch dieser Kerl ging alles andere als behutsam mit ihm um, die Feier ging weiter. Die Geräusche um Vanja verblassten zu einer Hintergrundkullisse. Die Gruppe um ihn scherzte, lachte, fraß, einige schienen sich zu lieben, andere holten sich ab und an was neues zu saufen und strichen dabei über seinen Körper, falls er besetzt war.


    Die Minuten wurden zu Stunden und irgendwann gab Vanja auf zu zählen, wie oft er besetzt gewesen war. Sein Körper fühlte sich taub an, er spürte seinen Unterleib kaum noch, sein Kopf fühlte sich leicht an. Einen Wimpernschlag später explodierten Millionen Sterne vor seinen Augen.


    "Schön hierbleiben heute", lachte Dunwin ihm ins Ohr.

    "Was wollte er?", fragte jemand keuchend zwischen den Stößen.

    "In die Zuckergusswelt abdriften wie seine dusslige, nutzlose Mutter. Ein Schlag die Stirn kurriert das....", gibbelte Dunwin. Vanja hörte wie sich Dunwin und die Person die sich gerade an ihm bediente küssten und rumleckten.


    Die Erinnerung verblasste und Vanja lag wieder neben Dave, er spürte immer noch die unzähligen Hände auf und in seinem Körper, fühlte Zungen, Zähne, Schwänze und Spielzeuge.

  • Vanja tastete hektisch an sich herum, im ersten Moment war er verstört von seinen großen, kräftigen Gliedmaßen, war er doch bis eben noch ein kleiner Junge gewesen, dem man Schreckliches angetan hatte. Selbst, als er realisiert hatte, dass er Vanja war und das alles nur eine Erinnerung, hatte er das Gefühl, dass sich Fremde unbefugten und gewaltsamen Zutritt in seinen Körper verschafften, ihn anfassten, anleckten und benutzten. Er musste Aufstehen, weil das Bettzeug sich von unten in sein Hinterteil zu bohren schien. Ein kaum zu ertragender Ekel vor seiner eigenen Haut ergriff ihn. Er riss sich das Gewand vom Leib und ging atemlos im Raum umher, während er seine Arme rieb. Er wollte sich waschen, in Salzwasser. Nein, besser noch: Er wollte sich in pures Salz setzen und jede Spur von diesen Männern von seiner Haut ätzen. Die extreme Ausgeliefertheit, die Demütigung, die Hiflosigkeit, all das verwandelte sich in einen Cocktail aus Verzweiflung und Wut. Diese Gefühle waren unerträglich!


    "Ich ... habe alles erlebt. Deinen persönlichen Abgrund, dein Leid, deine völlige Vernichtung. Wenn ich mir vorstelle, dass einer dieser Männer ... dass Vendelin zu einer solchen Feier als Gast geladen war...! Und vielleicht noch immer eingeladen wird! Ich sehe ihn vor mir mit seinem kalten Lächeln, penibel gepflegt und gekleidet wie aus dem Ei gepellt, während du dort besudelt liegst und dir jedes Lächeln für immer ausgetrieben wird ... ich verstehe nun deine Wut, als er dich in Drakenstein so provozierte!"


    Ihm tat der Kopf weh, als er Begriff, wer Vendelin wirklich war. Was sein selbstgewählter Kosename 'Onkel Timo' bedeutete. Sein Bruder war nicht nur der etwas verschrobene, aber fürsorgliche Mann, als den Vanja ihn kannte und liebte. Er war jenen, die nicht zur Familie gehörten, ein Kinderschänder, Spion und Mörder. All das hatte er zwar gewusst, doch nie das Grauen hinter diesen Worten begriffen bis zum heutigen Tag, da er jemals weder Zeuge noch Opfer solcher Taten gewesen war. Und er, Vanja, er, Pater Syrell, hatte Onkel Timo nach Kräften unterstützt.


    "Es tut mir so leid, Davy", schluchzte er mit nassem Gesicht. "Dass sie dir das angetan haben ... dass Vendel so ist ... und dass ich ihn nie hinterfragt habe. Ich habe ihm noch geholfen. Ich werde mit ihm reden und klarstellen, dass er künftig nicht länger auf meine Unterstützung zählen kann. Er wird es als Verrat werten, da es mir ausgerechnet einfällt zu dem Zeitpunkt, da wir beide zusammenfanden, aber es ist mir gleich, soll er toben, soll er mich hassen, ich leiste hiermit diesen Schwur: Ich werde gut machen, was ich wieder gut machen kann!"


    Vanja, der Davard hatte Trost spenden und eine Stütze sein wollen, rollte sich neben ihm auf der geblümten Decke ein und fing an zu weinen. Hemmungslos ließ er die Tränen laufen.

  • Dave legte sich schützend neben Vanja und nahm ihn fest in die Arme.


    "Das waren zwei Tage aus meinem Leben Vanja. Dieses Leben währte von meinem 4. bis zu meinem 18. Lebensjahr. Natürlich war nicht jeder Tag so wie diese beiden, aber Du wolltest sehen was geschehen ist. Es gab Tage wie waren schlimmer, der Tag der Zahl 169 um genau zu sein. Es gab wiederum Tage, wo man mit Archibald andere seiner Freunde besuchte, ähnlich wie den General. Ein jeder auf seine Art verdreht und auf gefährliche und schmerzhafte Weise an Dir interessiert.


    Es gab auch eine Zeit, wo ich auf einer Akademie war. Das war mit die schönste Zeit und ich hatte sogar meinen Hund dabei, wäre es nach mir gegangen, wäre ich nie wieder nach Hause zurückgekehrt. Und das bin ich auch nur dann, wenn ich es wirklich musste.


    Du verstehst nun wie ich fühle. Du begreifst warum ich stocksteif wie eine Salzsäule auf meiner Hochzeit stand, als Brandur meinen Vater beschworen hat. Oder warum ich mich nicht gegen Archibald wehren kann. Sicher kann ich ihm Kontra geben oder passend antworten, aber er weiß wie er sich verhalten muss und ich fürchte ihn.


    Er denkt er hat mich immer noch in der Hand und ich würde ihm gehorchen, sobald er es nur hart genug befiehlt. Das Fatale ist.... er hat Recht. Deshalb kann ich ihn beseitigen, ich kann die Bestie nicht unschädlich machen.


    Ich Danke Dir für Deine Worte, Deine Wut, Deine Trauer Vanja...


    Aber Du wirst Vendelin nichts sagen. Rache ist etwas, dass man eiskalt servieren muss. Ein vorgewarntes Opfer ist kein Opfer mehr. Zudem sollst Du mich nicht rächen, Du sollst verhindern dass andere das Spiel durchmachen müssen. Für mich ist das zu spät, mich kannst Du nicht retten. Es ist schon geschehen, aber jedes Kind oder jeder Jugendliche der nicht in die Klauen des Zirkels gerät, ist ein Geretteter Vanja.


    Rettung statt Rache, in Ordnung?

    Ich liebe Dich Vanja", flüsterte Dave und küsste ihn innig.

  • "Ich werde nicht akzeptieren, dass du nicht mehr zu retten sein sollst", sagte Vanja vehement. "Nur zwei Tage ..." Er rieb sein Gesicht. Dann fing er sich wieder, doch man sah ihm noch an, dass er gerade geweint hatte. Er zog ein Stofftaschentuch hervor und tupfte sein Gesicht ab, ehe er seine Nase putzte, es zusammenfaltete und wieder verstaute.


    "Ja, ich verstehe dich nun Dave. Wenn du erstarrst zur Salzsäule, werde ich für dich den Degen ziehen. Wenn Archibald sich dir stellt, werde ich es sein, der ihn niederstreckt. Er wird dich weder anrühren noch verhöhnen. Kazrar steht ebenso ganz oben auf der Liste und wir wissen nun, wo er sich aufhält.


    Warum zuerst Vendelin, Dave? Ich verstehe deinen Zorn bezüglich seiner Natur ... ich fühlte nun genau so. Vendelin ist einer von ihnen. Doch ist er der Schlimmste? Schlimmer als Archibald oder Kazrar? Warum soll er an erster Stelle deiner Liste stehen? War er ... war er etwa dabei? Was hast du vor? Und wer war dieser scheußliche General - beziehungsweise wer ist er, falls er noch lebt?"

  • Dave stopfte sich die Hände unter die Wange um angenehmer zu liegen.


    "Das es nichts mehr zu retten gibt, ist mein persönliches Empfinden. Du kannst mich gerne vom Gegenteil überzeugen, nichts lieber als das. Ich habe Dir das nicht gezeigt oder die Erinnerungen mit Dir geteilt um Dir zu beweisen, schau mal was für ein armer, bemitleidenswerter Kerl ich bin. Im Gegenteil, Du hast das Gleiche empfunden, was ich für mich selbst fast zwei Jahrzehnte empfunden habe.... Ekel.


    Wie soll ich es Dir am Besten beschreiben?


    Es ist so Vanja, als verlierst Du Dich selbst, fühlst Dich selbst nicht mehr. Dafür wirst Du Deine Peiniger nie wieder los, Du fühlst ihre Berührungen noch dann, wenn sie schon längst vergangen sind. Selbst heute noch wenn ich mich an solche Situationen erinnere.


    Aus diesem Grund habe ich die meisten Erinnerungen tief in meinem Geist vergraben, sie sozusagen weggesperrt. Allerdings gibt es Situationen, in denen ich mich zwangserinnere. Ein passenderes Wort fällt mir dazu nicht ein. Die Erinnerung springt dann einfach aus ihrem Versteck und erwischt mich kalt. Sie ist da, ohne Vorwarnung und ohne dass ich mich wappnen kann. Das kommt zum Glück nicht oft vor.


    Was Archibald angeht, es gibt niemanden den ich lieber aufgeknüpft sehen würde. Dennoch warne ich Dich, ich weiß um seine Fähigkeiten und die sind leider beachtlich. Der Mann ist ein hervorragender Schwertmeister und mittlerweile ein Vampir. Ich wünschte ich könnte Dir sagen, er wäre ein tumber Trottel der über seine eigenen Füße stolpert und Du könntest ihn Dir nebenbei holen und ihn für mich umlegen.


    Aber leider ist das nicht so. Du bist kein Magier und Du bist kein Krieger Vanja. Du bist ein Mann des Verstandes, dass heißt, stelle Dich ihm nicht im Zweikampf, den kannst Du nur verlieren. Falls Du ihn wirklich holen willst, dann nutze Deine mächtigste Waffe.... Deine Grips!


    Lass Dir was einfallen, stell ihm eine Falle, lass ihn einen Unfall erleiden, oder ein Sonnenbad, irgendwas wo Du gar nicht in Erscheinung trittst und Gefahr läufst, dass er Dich tötet. Das gilt auch für Kazrar, er mag zwar nicht an die Fähigkeiten von Archibald herankommen, aber er ist falsch, hinterlistig und gerissen. Vielleicht sogar gerissener als die Bestie selbst, denn er bekam stets was er wollte. Wofür andere kämpfen mussten, bekam er von seinem Meister geschenkt. Frei nach dem Motto - sei schlau... stell Dich dumm.


    Warum Vendelin?

    Eine gute Frage, die Antwort ist, er brachte die Beißer zurück in mein Leben. Die gemeinsame Arbeit wäre mir gleich gewesen, alles andere wäre mir gleich gewesen. Mit einiger Mühe bin ich aus meinem Abgrund gekrabbelt, irgendwie wie ein Tanz auf dem Vulkan, immer auf dem Rand entlang.... ein Balanceakt.


    Und dann kam Vendelin, setzte sich das Mädchen auf den Schoss. Damit trat er mir ins Kreuz und mich zurück in den Abgrund. Ich mag zwar meist die Ruhe in Person sein, aber das heißt nicht, dass ich alles klaglos hinnehme. Sagen wir mal so, ich habe da ein ganz privates Bedürfnis und das heißt.... Rache.


    Ob er dabei war? Na er muss irgendwann dabei oder vor Ort gewesen sein, woher sollte er sonst meinen Bumslappennamen, also meinen Sklavennamen kennen und wissen, dass mein schlimmster Tag mit der Benutzerzahl 169 endete? Sowas erfährt man kaum nebenbei. Das wissen nur jene die vor Ort waren, oder Personen die mit den Tätern zu tun haben und derart ihr Vertrauen genießen, dass sie darüber sprechen. Also Brüder des Zirkels. Oder meinst Du Dunwin ging Obst kaufen und sagte....


    ....Wissen Sie ich hasse meine Söhne.... Der Jüngste war letztens frech.... zu meinem Lieblingswahlbruder und wollte sich einfach nicht missbrauchen lassen! Da haben wir ihm eine Runde spendiert die er nie vergessen hat..... Klar war er danach mehr tot als lebendig.... aber glauben Sie mir, er hat nie wieder widersprochen oder mehr gesagt als nötig. Haben Sie heute auch Birnen?


    Verzeih, mein Sarkasmus richtet sich nicht gegen Dich Vanni. Wer der General war?

    Einer von vielen Vanja.


    Burkhard Klingenberg - General der naridischen Armee

    Ruger von Gräfenholz - Freiherr, ehemaliges Ratsmitglied, Tochter Ileana von Gräfenholz

    Thilo von Kastelschütz - Freiherr, Banker, uralt, über 80 Jahre damals

    Hasso Wastenbach - Gerichtsdiener

    Leopold von Rabenmark - Junker, Söldner

    Gerwald Klammenstein - Büttel

    Ernest Edelsee - Portraitmaler, Schmierfink

    Teobald Plancken - Kurrier

    Das sind einige Namen von Archibalds Bekannten aus dem Zirkel. Nicht zu vergessen die Baronin, er erwähnte sie einige Male, sie ist wohl die Leiterin des Zirkels, so wie er von der alten Hure spricht, aber ich habe sie nie persönlich gesehen. Oder ich wusste nicht, dass sie es ist.


    Du siehst also, man findet sie überall, Du weißt nicht wer zu ihnen gehört. Und da ich einige kannte und heute noch erkennen würde, sind sie sicherlich nicht davon begeistert, dass ich Eingeweihten-Wissen habe. Thilo wird das sicher nicht mehr stören, er verfault schon seit Jahrzehnten, aber den General außer Dienst oder einige andere würden nicht gerne das Gesicht oder vielleicht den Kopf verlieren.


    Deshalb bin ich vorsichtig, ich kenne ihre Welt Vanja.... und das was sie mich lehrten, kann ich auch gegen sie verwenden. Meist um mich fernzuhalten, weniger einschüchternde Präsenzen um sie von ihrer Existenz zu erlösen. Viele von ihnen waren persönlich nicht angsteinflößend, natürlich fügten sie mir Schmerzen zu die ich nicht mal meinem Feind wünschen würde, aber die wahre Angst war die Macht hinter allem.... und das waren Dunwin und Archibald.


    Was geschieht, wenn Du ausgeliehen bist und Plancken beschwert sich über Dein Verhalten?

    Sie feiern mit Dir eine Party, Du hast eine erlebt, wo man Dich nur benutzte. Niemand folterte Dich.... nun es sei denn Du wertest alleine schon die Party als Folter.... was legitim wäre.


    Was mir in diesem Abgrund zu schaffen machte war, dass es keine Gesetzmäßigkeit gab. Es gab nichts, woran Du das Verhalten von Archibald messen konntest. Womit Du ihn beeinflussen konntest. Gehorchen und schmerzfrei leben? Möglich. Oder Du langweilst ihn an dem Tag damit. Gibt es Schläge oder keine?


    Ein Beispiel, stell Dir die Situation vor, in der Du auf dem Bett warst. Irgendwas hat Deinen Reiter verärgert, jedenfalls zuckt er hoch, plärrt nach Archibald und behauptet, als er Dich küssen wollte, hättest Du ihn gebissen... er blutet auch.... aber Du hast ihn nicht gebissen! Er hat selbst gebissen, damit er Dich richtig bestrafen darf... damit er mehr bekommt, vielleicht das worauf er richtig Lust hat? Oder er möchte an Dir seinen Frust auslassen... gleich, er behauptet Du hast ihn gebissen...


    Archibald kommt zu Dir...", erklärte Dave und Vanja war schlagartig wieder in dem Raum, auf dem Bett und neben ihm stand die Bestie.


    Vanja spürte wie er zitterte, als Archibald sich zu seinem Ohr beugte. Allein der Geruch von diesem Mann, eine Mischung aus Duft und Eisen... Blut.... ließ ihn frösteln.


    "Hast Du Ingorio gebissen?", fragte die Bestie raunend in Vanjas Ohr.

    Vanja spürte wie er versuchte den Kopf einzuziehen und ihn knapp schüttelte.


    "Ich wiederhole mich ungerne", hakte die Bestie nach.

    "Nein... nein ich hab ihn nicht gebissen", flüsterte Vanja heiser.


    "Hast ihn nicht gebissen, hm", murmelte die Bestie.

    "Nein Herr", bestätigte Vanja.


    Er spürte förmlich wie Archibald neben ihm nachdachte, Vanja wappnete sich für einen Schlag, für einen Fausthieb, für irgendwas, was die Antwort ändern könnte. Stattdessen wurde der Benutzer von ihm runtergerissen und er hörte wie der Kerl Schläge kassierte, die ihn nach einigen Minuten nur noch wimmern ließen. Musik in seinen Ohren, bis... ja bis Archibald zu ihm zurückkehrte.


    Die klauenbewehrte Hand strich über seinen nackten Rücken, er fühlte wie die Stellen brannten, wo sie ihn ritzten. Dann fiel das Halsband ab. Archibald löste seine Fesseln und zerrte ihn auf die Beine.


    "Verzieh Dich Nimmersatt, mach das Du wegkommst. Du hast für heute frei", sagte er freundlich und kehrte zu seinen Freunden zurück.


    Vanja kehrte in die Realität zurück und Dave musterte ihn liebevoll.


    "Du siehst, es gibt kein Richtig und kein Falsch, es gibt nur Archibalds Urteil. Und das richtet sich nach seiner Laune", sagte Dave leise.

  • Vanja atmete schwer. Er drehte sich auf den Rücken, um durchzuatmen, ehe er sich wieder Davard zuwandte.


    "Nimmersatt." Vanja musste schlucken bei so viel Hohn. Der Name war ein Tritt, eine akustische Folter nur mit einem einzigen Wort. Darin lag so viel unerträgliche Verachtung ...


    Er blickte Davard an. "Moritz lässt sich freiwillig so nennen. Von Tekuro. Er trägt den selben Sklavennamen wie einst du. Ob das Zufall ist oder einer Bestimmung folgt, weiß ich nicht. Theoretisch könnte Tekuro den Namen von seinem Vater gehört und übernommen haben. Oder Kazrar selbst gab ihn meinem Neffen.


    Ihn können wir nur retten, indem wir die Chuds vertreiben oder töten. Vielleicht kann uns Garlyn auch dabei helfen, als Ghul sollte er ein besonderes Interesse an Vampiren haben. Zunächst aber warten wir ab, dass er uns Veyd erledigt, einen nach dem anderen, ich bin ein wenig durcheinander. Am liebsten würde ich sie alle auf einmal erledigt wissen."


    Er griff nach Davards Hand und küsste sie. "Ich sagte dir doch bereits, dass ich es nicht als Jammern oder Mitleid heischen empfinde, wenn du mit mir darüber sprichst. Ich selbst bat dich ja darum, weil ich dich verstehen und dir helfen möchte und damit dir dein Herz leichter wird. Nach Veyd also möchtest du Vendelin ... töten? Ich bin wütend auf ihn, sehr wütend, ob du nun persönlich sein Opfer warst oder nicht. Er riss bewusst deine alten Narben auf, warf den Fehdehandschuh in dein Gesicht. Er hat dir den Krieg erklärt. Aber er ist ein Wigberg, so wie ich und wir haben unsere eigenen Gesetze."

  • Dave beugte sich zu Vanja und küsste ihn zärtlich.


    "Unsere eigenen Gesetze haben wir alle Vanja. Ich gab Dir mein Wort, ich werde Vendelin nicht töten, ich werde ihn zum Essen einladen. Ich habe Garlyn doch extra nach einer schönen Salami für Deinen Bruder gefragt. Er kennt 169, er kennt die Bezeichnung Nimmersatt.


    Hoffentlich hat er mit Kazrar geredet, dann kennt er auch 12 cm.... Die mögen es doch lang und dick, falls nicht, kann er es vergessen... oder ich habe mich vermessen. Jedenfalls spendiere ich ihm 15 cm... Umfang. Ich hoffe er liebt Salami so sehr wie ich... Weiß er woher das Wort Dauerwurst stammt?", lachte Dave.


    "Moritz wird nicht grundlos Nimmersatt heißen wenn die Schlitzaugenschlange ihre braune Hand im Spiel hat, dass kann ich Dir beschwören. Aber falls er schon so verdreht ist, dass er absolut gehorcht, dann können wir ihn nicht mehr retten. Es gibt eine Grenze, irgendwann gehorchst Du, aus Angst. Und auch dahinter gibt es eine Grenze, dann gehorchst Du aus Gewohnheit. Du tauchst in ihr Leben ein und es wird ein Teil Deines Lebens. Und dahinter ist die Grenze des absoluten Grauens, ab da hast Du Dich selbst verloren, Du dienst ihnen, weil Du es willst.... ab dato hast Du aufgehört zu existieren Vanja. Und wo in all dem Sumpf steht Moritz?


    Und wieso hat Vendelin seinen eigenen So... was frage ich so dämlich, wieso tat es Dunwin? Die Antworten wissen nur Vendelin, Dunwin und all die Kranken oder Ainuwar. Findet man sie selbst heraus, hat man verstanden, begriffen, denkt wie sie... und ist wie sie. Man wurde einer von ihnen. Vollständig. Und ja Vanja, auch die gab es. Spielzeuge die zu Beißern aufstiegen, die selbst das taten, was man ihnen einst antat. Die andere benutzten und dabei den Namen ihrer alten Peiniger brüllen, wenn sie kamen.


    Nur soviel, Garlyn hilft uns gegen Veyd. Und Veyd hilft uns gegen Vendelin, wenn auch in Kompaktform", schmunzelte Dave.

  • "Du willst ihn an Vendelin verfüttern und als Salami in den Hintern schieben?" Vanja lachte etwas gequält. "Nun, das steht dir zu, denke ich. Allerdings bitte ich dich darum, dann nicht dabei sein zu müssen. Ich bin kein Freund von Gewalt ... noch weniger von dieser Art der Gewalt. Ich möchte meinen Bruder nicht in diesem Zustand sehen müssen, da er sich dann fragt, warum ich ihm nicht half. Er würde die Antwort nicht verstehen und ich selbst würde mein Leben lang unter Gewissensbissen leiden, die in dem Falle unangebracht sind. Darum lasse ich euch an diesem Tag allein. Vittorio solltest du besser auch herausschicken. Er würde Vendelin helfen und der Mann ist Soldat."


    Auch Vanja küsste Davard einige Male und streichelte seinen Hals.


    "Aber in einer Sache tust du Vendelin Unrecht. Er ist absolut dagegen, dass Moritz sich in dieser Weise verschenkt. Nur kann er nichts dagegen tun, der Junge wirkt harmlos, ist aber ein sehr sturer Hund. Ob man Moritz noch retten kann ..." Vanja schaute traurig. "Ich weiß es nicht. Aber ich würde es gern versucht haben. Zumindest würde ich mir wünschen, dass du einmal in Ruhe mit ihm sprichst. Wenn du es schaffst, hinter der Persona namens Patrice, welche den Nimmersatt verkörpert, den Moritz zum Nachdenken anzuregen, würde ich das schon als Erfolg verbuchen. Und falls du das nicht tun möchtest, dann möchte ich, dass du ihn einfach einmal kennenlernst, so wie er ist, wenn nicht Tekuro von hinten an der Leine führt. Vielleicht nannten sie ihn Nimmersatt, weil Kazrar dich auf eine kranke Weise vermisst? Oder ist dieser Name einfach so häufig?


    Welcher Beißer war einst Sklave und brüllte danach den Namen seines Peinigers? Darauf bin ich nun wirklich gespannt. Und warum wurdest du keiner von ihnen?"

  • "Ich hoffe Dein reges Interesse an den Beißern ist rein informativer Natur. Da hat sich das Schicksal wohl an Vendelin gerächt, sein eigener Sohn wählt das Schicksal eines Sklaven. Und er trägt den Sklavennamen eines Jungen, den er vermutlich selbst benutzt hat, kann es eine größere Strafe für einen Vater geben?


    Im Grunde sollte ich mit Moritz ganz anders reden, ich sollte ihm sagen, wie er zum perfekten Sklaven wird, einfach indem er sich vollständig aufgibt. Dann wenn er die Personifizierung des Willens und des Wunsches seines Herrn ist, dann ist er der perfekte Sklave.


    Wenn er sich ins Bett legt, zu Tekuro. Herr ich habe Euch so vermisst, wie war Euer Tag? Ich hoffe gut? Damit sich sein Herr auch gut fühlt, wird er ihn erstmal erleichtern, mit der Hand, mit dem Mund und sich ihm dann anbieten. Nicht dass der Herr viel zu tun hätte. Er pflanzt ihn zärtlich auf einen Stuhl und reitet ihm dann die Sahne aus dem Sack, säubert seinen Meister und dann sich selbst. Falls sein Herr das gestattet, er fragt vorher natürlich.


    Und gleich was sein Herr von ihm verlangt und egal zu welcher Zeit, er wird es tun. Ob er ihn nun als Gastgeschenk dem Besuch anbietet und Moritz sitzt brav unter dem Tisch und saugt die Gästeprügel, oder ob er nur Essen serviert oder bei wem auf dem Schoss sitzt.


    Oh ich weiß schon womit ich Deinem Bruder einen Gefallen tun werde, ich werde seinen schlimmsten Albtraum wahr werden lassen. Unter der Prämisse, ja natürlich rede ich mit Moritz. Die Beißer werden niemals zuvor so eine willige Melkmagd wie die Ritze gesehen haben, das schwöre ich Dir", knurrte Dave.


    "Warum ich keiner von ihnen wurde? Oh dass hatte ich Dir nicht erzählt. Ich war 18 Jahre alt und begleitete meinen Vater auf einen Reitausflug, eine Jagd. Jedenfalls geriet mein Pferd ins Straucheln, ich flog über den Hals von meinem Pferd und mein Pferd stürzte auf mich und brach mir sämtliche Knochen. Unter anderem auch die Rippen, so dass ich nicht mehr atmen konnte. Es war so gut wie vorbei.... Ansgar rettete mich, er hat es sogar irgendwie geschafft, dass Dunwin einen Heiler rief.


    Pavo.


    Ein Goblin, damals selbst um die 20 Jahre alt, aber für einen Goblin ist das so, als wäre er ein 40 oder 50 jähriger Mann. Im Herbst nahm er mich mit in seine Heilstube, als ich erwachte war es Sommer. Er hat mich gepflegt, er hat mich gerettet und er hat mich einfach behalten. Er war der Vater, den ich nie hatte.


    Ohne Pavo gäbe es mich nicht mehr, vielleicht schon als leere Hülle die Befehle befolgt, gleich ob persönliche Gelüste, oder Mordwünsche, aber mich hätte es nicht mehr gegeben. Selbst als er mich gerettet hat, hat es noch eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich nicht mehr in den Nexus geflohen bin, aus reiner Gewohnheit, zur Entspannung oder aus anderen Gründen.


    Ich kann kaum in Worte fassen, was er mir bedeutet, ich liebe ihn über alles. Er bedeutet mir soviel wie Siman und das ist eines der größten Komplimente die ich machen kann. Leider habe ich ihm das nie gesagt und mich auch so manches mal unnötig mit ihm gestritten.


    Er ist der Grund warum es mich noch gibt, Du wirst ihn kennenlernen, meinen Gobo-Vater", sagte Dave liebevoll und küsste Vanja erneut und rutschte näher.

  • "Die Ritze? Du meinst wegen Mo-ritz? Das ist ein böses Wortspiel, wirklich. Der Junge ist nicht nur Vendelins Sohn, er ist auch mein Neffe und ein lieber Kerl. Bevor du ihm erklärst, wie er den Sohn deines Peinigers noch glücklicher machen kann, solltest du ihn kennenlernen und überlegen, ob er das wirklich verdient. Ich gehe davon aus, dass diese harschen Worte nur ein Gedankenspiel waren, um durchzugehen, wie du Vendelin die Verletzung heimzahlen könntest. Denn bedenke, du würdest damit auch Tekuro und Kazrar eine Freude machen, wenn du Moritz beziehungsweise seine Persona Patrice diese Hinweise gibst.


    Hier eine Alternative. Wie du schon gemerkt hast, kannst du Vendelin viel effektiver über Vittorios offenkundige Untreue verletzen. So viel verrate ich dir, damit du ihn lieber darüber piesackst und nicht über meinen Neffen. Vendelin liebt Vittorio seit er alt genug dafür ist, auf die Weise lieben zu können. Vielleicht auch schon ein wenig früher, als angemessen gewesen wäre, allerdings hat Vittorio ihn abgewiesen, bis Vendelin Ende zwanzig war. Meines Wissens nach ist Vittorio auch der Einzige, den Vendelin je liebte - selbst während seiner 13-jährigen Abwesenheit war er ihm treu. Wobei ich vermute, dass Kinder bei dieser Zählung durchs Raster fallen, sie sind wohl rein körperlicher Genuss. Ob Vendelin je eine Leibsklavin hatte, frage ich mich? Das hat er mir nie verraten.


    Beenden wir das düstere Thema, bis Garlyn mit Veyds Dauerwurst zurückkehrt. Ich massiere dir ein wenig den Rücken zur Entspannung. Zieh bitte deine Robe aus."


    Er setzte sich auf und rieb seine Hände aneinander, damit sie warm wurden. Die Informationen, die sie ausgetauscht hatten, waren von sehr heftiger Natur gewesen. Er würde Davard und sich selbst nun einige entspannende Stunden gönnen, so dass sie davon nicht heruntergezogen wurden, sondern gestärkt daraus hervorgingen.

  • "Vanja das mit Moritz war ein Scherz, vermutlich ein schlechter, da ich wütend auf Vendelin bin. Glaubst Du ich bitte Dich allen Ernstes, andere zu retten und trete jemanden dann in den Abgrund, dem ich entkommen bin? Da wäre ich keinen Deut besser als die Beißer, sondern ich wäre einer von ihnen. Zu Deiner Beruhigung, davon war kein Wort wahr, ich werde Moritz nicht schaden, oder zu einem Sklaven formen.


    Ich werde gerne mit ihm reden, vielleicht kann ich ihm helfen, der Rest war verbale Rache sozusagen. Ein Scherz gegenüber Vendelin, der nicht Dir galt.


    Du musst Dich an meine seltsamen Scherze gewöhnen und ich an Deine Neugier. Ich versuche sie zukünftig anders zu formulieren, oder sage Dir direkt, nur Spaß. Meist sage ich das eh, sonst merkt keiner das ich gerade nur einen Ulk gemacht habe und einige bekommen die Flatter.


    Ich benötige die Wurst und den Kopf, der Kopf von Veyd ist sehr wichtig und das ist kein Scherz. Eine Massage, oh dagegen habe ich nichts. Falls ich Moritz retten kann, werde ich es tun. Gleich ob ich Vendelin damit schade oder erfreue, Moritz kann nichts für seinen Vater. Niemand sucht sich seine Verwandtschaft aus", sagte Dave versöhnlich und zog sich aus.


    Vanja kannte ihn bereits nackt. Dave deutete auf die Säurenarbe.


    "Da prangte einst der Biss von Archibald den Du gefühlt hast. Ich habe ihn weggeätzt. Schmerz der Schmerz geheilt hat. Wir müssen Moritz überprüfen ob er ein Mal trägt. Ich möchte Dich mit zu mir nach Hause nehmen, wenn Du einverstanden bist", bot Dave an und machte es sich im Bett gemütlich.