Kapitel 38 - Gebrochene Stille
Dave ließ sich von Kariakin rutschen und ging ins Haus. Bei ihrem letzten Besuch war es nicht abgeschlossen gewesen und heute war es ebenso nicht der Fall. Er spürte nach Vendelin, aber da war nichts. Dave schüttelte den Kopf und suchte in dem Haus nach Vendelin. Sein Schwager in Spee war nicht Zuhause. Er lauschte in die Stille, aber es war niemand zugegen. Der Magier verließ Vittorios Haus und kehrte zu Kariakin und Vanja zurück.
"Vendelin ist nicht mehr hier, er muss schon zum Duc aufgebrochen sein. Wir fliegen direkt zum Palast. Kariakin fliege zum Palast, wir müssen Vendelin und den Duc dort vor Ort treffen", sagte Dave und schwang sich wieder auf den Rücken des großen Greifen.
Kariakin schraubte sich wieder in die Lüfte und flog zum Palazzo Ducale. Vor den Toren landete er, so dass die Wachen nicht in Panik gerieten. Dave ließ sich vom Rücken des großen Tieres gleiten und zog Vanja mit sich. Vor den Wachen des Palazzo blieb er stehen.
"Guten Tag, wir möchten bei unserem Duc, seine Majestät Maximilien Rivenet de Souvagne vorstellig werden. Uns ist bekannt, dass unser Duc zur Zeit im Palazzo Ducale des Duca di Ledvico zugegen ist. Dies ist Freiherr Vanja von Wigberg, ich bin Marquis Davard von Hohenfelde", erklärte Dave höflich und zeigte seine Amtskette vor, die ihn als Ordensoberhaupt Souvagnes auswies.
Die Wachen berieten sich kurz und beorderten einen weiteren Kollegen herbei. Der Mann nahm sich der beiden an und führte sie umgehend in den Palast. Die Wache führte sie zügigen Schrittes in Richtung der Gemächer des Duca und seinen Staatsgästen. Vor den Pretorianos blieb die Wache stehen und erklärte, wer die beiden Gäste in seinem Gefolge waren und was sie wünschten. Er verabschiedete sich mit knappen Nicken, denn nun nahmen sich die Pretorianos ihrer Sache an. Einer der beiden Pretorianos führte die Gäste zu ihrem Staatsgast, dem Duc de Souvagne.
Er klopfte, verneigte sich gebührlich und verkündete die beiden.
"Eure Majestät, hier sind zwei Gäste die Euch sprechen möchten. Marquis Davard von Hohenfelde in Begleitung von Freiherr Vanja von Wigberg", erklärte der Mann.
Maximilien schaute auf und deutete Vendelin und Jules an, sitzen zu bleiben. Der Pretoriano verneigte sich und schloss die Tür hinter den Gästen.
"Beide dürfen eintreten, habt Dank", sagte Maximilien, während Fabien die beiden in Empfang nahm.
"Danke Eure Majestät. Mein Verlobter Vanja hatte ja bereits bei Euch vorgesprochen, bezogen auf Vendelin und mich. Wir haben uns versöhnt und Frieden geschlossen, so wie Ihr es uns aufgetragen habt. Das Problem des Marquis Veyd von Eibenberg steht noch im Raum. Mir ist bewusst, dass Ihr mir keinen Auftrag erteilt habt, den Mann zu beseitigen. Die Beseitigung erfolgter aus privaten Gründen", erklärte Dave.
"Private Gründe Marquis? Wir haben Eurem Verlobten mitgeteilt worum es hier geht, schlichtweg um Euren Kopf. Haltet uns nicht für unwissend, uns ist geläufig mit wem wir es Eure Person betreffend zu tun haben. Im Guten Marquis, wie auch im Schlechten. Allerdings müsst Ihr offen sprechen, wenn wir Euch beistehen sollen. Das was uns bis jetzt offiziell bekannt ist, ist dass Ihr Marquis Veyd von Eibenberg ermordet habt. Auf Mord kann es nur eine Antwort geben Marquis von Hohenfelde.
Adel verpflichtet, dies bedeutet, dass Ihr Vorbildfunktion für das gemeine Volk habt. So wie der Adel in manchen Dingen milder beurteilt wird, wird er in anderen Dingen härter verurteilt. Bedenkt, dass auch Marquis Veyd von Eibenberg eine Familie hat. Das wir als Oberster Lehnsherr verpflichtet und Willens sind, den Frieden in unserem Land zu wahren. Durch solche Aktionen können Fehden und Kriege ausgelöst werden. Was werden sich andere Lehnsherren denken, sollten wir dulden, dass Ihr grundlos einen der Ihren ermordet?
Mögliche Aufruhr, Zwistigkeiten, Unruhen im Lande könnten die Folgen sein.
Bedenkt das, bevor Ihr mit uns sprecht und was Ihr sprecht. Wir erwarten die Wahrheit Marquis.
Gab es ein Affront der ein Duell forderte, sieht unser Urteil anders aus. Hat man Euch, gleich wann, großes Unrecht angetan, seid Ihr genau wie jeder Mann dazu berechtigt, Widergutmachung oder Rache zu verlangen. Aber ohne eine passende Begründung, können wir nur dass beurteilen was wir offiziell wissen. Dazu gehört ebenso, was Ihr uns offenbart.
Das was wir unter der Hand wissen, betrifft Eure Kindheit. Unser Wissen bezieht sich auf jenes, was Euer Neffe uns offenbarte. Es stehen somit drei offene Enden im Raum.
Das erste Ende wäre, Ihr sprecht nicht, Ihr seid ein Mörder und seid demzufolge hinzurichten.
Das zweite Ende wäre, Ihr sprecht, Ihr habt Eure Misshandlungen gerächt und mit dieser Blutschuld wurde die Schuld der Familie von Eibenberg getilgt.
Das dritte Ende wäre, Ihr könnt nicht sprechen und Chevalier Jules de Mirault wird Euch behilflich sein. Ebenso könnt Ihr Euren Verlobten oder zukünftigen Schwager für Euch sprechen lassen. Die Bedingung ist klar, wir verlangen die Wahrheit. Ein Zugeständnis unsererseits, da Ihr mit unserem Schwiegersohn Linhard, somit auch entfernt mit uns verwandt seid. Nun?", fragte der Duc wohlwollend.
"Ich Danke Euch Eure Majestät, ich weiß das Entgegenkommen zu schätzen und möchte Ende zwei und drei wählen. Markward von Eibenberg schuldet mir nichts, mit dem jungen Mann habe ich keine Fehde. Sein Vater hingegen unterstützte meine Peiniger. Ich möchte Vendelin und Vanja bitten, für mich zu sprechen. Sie mögen bitte den Anfang machen. Danach werde ich sprechen und Euch so weit es geht berichten. Den Rest.... also zum richtigen Verständnis möchte ich die Hilfe von Jules in Anspruch nehmen, da ich manches nur in meiner Erinnerung zeigen, aber nicht aussprechen kann", antwortete Dave respektvoll.
"Eine gute Wahl Marquis, setzt Euch. Nun wir hören", sagte der Duc und schaute zuerst Vendelin und dann Vanja auffordernd an.