Kapitel 14 - Fleisch und Blut

  • Fleisch und Blut


    Der Handel war beschlossene Sache, der Pakt wurde durch Archibalds Einlösung des Versprechens besiegelt. Der Streuner hatte Kaz geliefert, was sich dieser all die Jahre erhofft hatte und wem hatte er das zu verdanken? Seinem Sohn Tekuro. Archibald war vorher ebenso nicht leer ausgegangen, dank Teku hatte er erfahren, dass er in Wahrheit vom Blute der Hohenfeldes war. Er war der Sohn von Alastair von Hohenfelde.


    Archibald hatte Tekuro darum gebeten, seinen Sohn ewiges Leben zu schenken, ihm die Gabe des Vampirs zu überreichen. Tekuro hatte zugesagt, unter der Prämisse, er würde Kazrar beglücken und dieser würde genau das bestätigten - völlige Zufriedenheit. Kazrar hatte Teku erklärt, dass er sich rundum wohl fühlte und das er seinem Sohn sehr für diesen Deal dankte.


    Archibald suchte Tekuro auf und hielt ihm mit beiden Händen eine Holzbox entgegen. Die Geste hatte eine Bedeutung, wer ein Geschenk mit beiden Händen überreichte, hatte absolut friedliche Absichten. Keine versteckten Waffen.


    "Das ist für Dich Teku, ich hoffe es gefällt Dir. Ein kleines Dankeschön für die Information die Du mir geliefert hast. Um es mit den Worten Deines Vaters zu sagen, eine Wahrheit klar wie die kristallenen Seen der Berge Arashimas. So dass es mir gewährt wurde auf den Grund des Sees des Wissens zu schauen. Wie dem auch sei, bitte nimm das als Dank.


    Und dann brich auf. An der Küste der Sturmsee entlang reist eine Gruppe Richtung Arashima. Das Mündel meines Sohnes ist auf den Weg dorthin, folglich auch mein Sohn. Rede mit ihm, überzeuge ihn", sagte Archibald und drückte Teku die Box in die Hand.


    Als Teku die Box öffnete sah er ein seltenes Geschenk:

    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    "Ich hoffe es gefällt Dir", sagte Archibald freundlich.

  • Tekuro war nach der Feier in Ledwick mit Patrice auf die Tordalk zurückgekehrt. Dass Archibald sein Versprechen so zeitnah erfüllen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Mehr noch, er machte ihm ein Geschenk. Andächtig hielt Tekuro das harte Objekt, das aus dunklem Eisen zu bestehen schien.


    "Wie wunder...schön", sprach er leise. Vorsichtig drehte er den Skorpion in den Händen. "Ein Abbild von mir, von meinem Tier. Meiner Seele. Das ist lieb. Du bist lieb, Archi. Ich freu mich. Danke."


    Er legte einen Arm um Archibald, während er in der freien Hand den Skorpion hielt, um ihn zu drücken. Archibald mochte das vielleicht nicht leiden, aber Tekuro wollte ihm zeigen, wie viel ihm das Geschenk bedeutete und dass er und Archibald, auch wenn sie sich selten sahen und oft unterschiedliche Ansichten hatten, auf ihre Weise Teil voneinander waren. Kurz spürte Archibald etwas Nasses und Raues auf seiner Wange entlangstreichen. Danach rieb Tekuro noch seine Stirn an Archibalds Kopf und dann wurde der ältere Vampir wieder freigegeben. Tekuro trat einen Schritt zurück, dem fast einen Kopf kleineren Archibald standen die Haare zu Berge.


    "Er sieht mechanisch aus", grübelte er, als er den Skorpion untersuchte. "Was kann er? Ist er aufziehbar und krabbelt? Kann er stechen?"

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • "Er ist ein mechanisches Spielzeug, Du kannst ihn aufziehen. Er krabbelt und sticht ab und an, siehe es als Geschicklichkeitsspiel. Du kannst ihn sogar mit Gift füllen, falls jemand zu neugierig ist und ihn berührt, sticht dieses Spielzeug zu. Sein Flügelschlüssel liegt in der Box und sein Aufzugmechanismus ist auf seiner Unterseite. Freut mich dass er Dir gefällt, ich wollte Dir zeigen wie viel mir Deine Informationen bedeutet haben. Also schenke ich Dir etwas, was mir etwas bedeutet. Ich sammele solche Spielzeuge und der Skorpion gehört nun Dir. Ich habe ihn selbst gebaut, vor langer Zeit. Viel Freude damit", antwortete Archi und drückte Tekuro ebenso fest an sich ehe er einige Schritte zurück machte.


    "Er ist etwas besonders, frag meinen Sohn danach. So weiß er, dass Du tatsächlich von mir kommst. Und wenn Ihr redet, zeige ihm Deine Zähne und Deinen Stern. Und gehe nicht sein Mündel an", bat Archibald grinsend.

  • "Ich mach alles, wie du gesagt hast. Ehrensache. Das Mündel ist seine, das lasse ich in Ruhe. Versprochen. Bleib anständig. Man sieht sich."


    Tekuro grinste, hob zum Abschied die Hand und ging. Er brachte seinen Skorpion in seine Kajüte. Danach bat er bei Prince Ciel darum, abfliegen zu dürfen. Das Abschiedszeremon von Freunden und Familie dauerte, wie gewohnt, sehr lange. Jeder Einzelne wurde von Tekuro verabschiedet, als würden sie sich niemals wiedersehen. Der Eine oder Andere musst sehr viel Körperlichkeit erdulden, besonders Bellamy, aber auch Patrice, Silvano und Jendro, ehe der Vampir endlich so weit war, dass er aufbrechen konnte. Boldi brachte ihn zur Reling. Vorsichtig trug er die Fledermaus in beiden Händen, die ihn glücklich, anblinzelte, aber zitterte.


    "Wir bleiben hier vor Anker liegen", versprach Boldiszàr. "Und falls wir doch abreisen müssen, werden wir in Monleone ankern. Du findest uns also auf jeden Fall wieder."


    "Versucht, hier zu bleiben", flehte die Fledermaus. "Hier an Bord der Tordalk sind alle, die mir etwas bedeuten!"


    "Wir versuchen es. Du weißt, dass ich dich auch nicht gern allein fliegen lasse."


    "Belly muss auf Patti aufpassen", erklärte Tekuro und es war bemerkenswert, wie eifersüchtig so eine kleine Fledermaus dreinschauen und wie giftig sie klingen konnte. "Sonst kriecht er zu Jendro, das hab ich im Urin."


    "Na, wenn das alles ist, worum du dir sorgen machst, sollte ich auch ruhiger werden, hm? Jetzt ab mit dir, ehe es noch sentimental oder so wird."


    Die Fledermaus blinzelte. "Eben. Jetzt schmeiß mich schon in den Wind."


    "Du musst über Land fliegen, denk dran. Über dem Meer sind keine Aufwinde."


    "Sag mal, bist du hier der Flieger oder ich? Mach jetzt!"


    Boldiszàr grinste ihm mit seinem gesunden Mundwinkel an, die Fledermaus grinste zurück. Boldiszàr warf die Hände in die Luft und Tekuro wurde emporgeschleudert, ein flatternder Ball, der in Richtung Ufer verschwand.

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    J.R.R. Tolkien

  • Silvano stellte sich neben Boldi und schaute der kleinen Fledermaus hinterher. Er legte den Kopf dabei schief und lehnte sich an seinen Mann an.


    "Wohin ist er unterwegs? Wer weiß was ihm da wieder passiert, wir kennen ihn ja. Er soll auf sich aufpassen. Na komm rein, wir holen uns was zu Essen in der Kombüse. Du siehst hungrig aus", sagte Vano liebevoll und ging vor.


    Tekuro flog was seine Flügel hergaben, die Winde trugen ihn über das Land, da er nahe an der Küste blieb kam er schnell voran. Nachts schliefen die Sturmvögel und anderen Küstenbewohner. Von ihnen drohte keine Gefahr die ihm im Flug hätte behindern können. Der Luftweg war wesentlich schneller als jener zu Land. Trotzdem musste Tekuro einige Stunden hart flattern um bis nach Schwalbingen zu gelangen.


    Die Nacht erreichte ihren schwärzesten Punkt und Tekuro flatterte weiter, bis er vor dem Bucht die die Landmasse Richtung Arashima spaltete ein Reisegruppe aus seiner Flughöhe entdeckte, die ein kleines Feuer unter einem Steinüberhang entzündet hatten. Ebenerdig war von dem Feuer nichts zu sehen, aber Tekuro flog schließlich.


    Die dunklen Gestalten um das Feuer herum waren kaum auszumachen, Nathan hingegen schon. Er strahlte mit seiner bunten Tracht wie ein zweites Leuchtfeuer im Dunklen. Als Tekuro tiefer ging hörte er die Pferde in der Nähe schnauben und stampfen. Sie spürten seine Nähe.


    Die Unruhe der Pferde veranlasste zwei Schemen dazu, sich in die Schatten zurückzuziehen. Teku hatte die Jäger gefunden.

  • Nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte, überlegte Tekuro, wie er nun vorgehen sollte. Da entdeckte er Arbogast zusammen mit drei anderen Männern um das Lagerfeuer sitzen. Tekuro landete auf Arbogasts Knie und schaute ihn treuherzig an. Seine kleiner Bauch pumpte von der Anstrengung, seine schwarzen Äuglein funkelten wie Perlen und das Näslein bebte, als er Witterung aufnahm. Weniger Alkohol als sonst ... gar keiner? Tekuro grinste breit, dann leitete er sein Wachstum ein. Er schwoll an, das Haar wich zurück, helle Haut wurde sichtbar und wenige Augenblicke später saß Tekuro nackt auf Arbogasts Schoß.


    "Guten Abend, Arbo", schnurrte er. "Du riechst heute gut."

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    J.R.R. Tolkien

  • Arbogast war erstaunt wer dort auf seinem Schoß landete. Mit allen hatte er gerechnet, aber nicht mit Tekuro. Seine Chance, vielleicht sogar seine Rettung? Arbo streichelte die Fledermaus, ehe sich diese menschliche Form annahm.


    "Teku! Man schon Dich zu sehen. Danke, immer wenn ich außerhalb des Zirkels bin, ist es leichter mit dem Alkohol aufzuhören. Was treibt Dich zu uns? Oder bist Du auch auf dem Weg nach Arashima? Setz Dich zu uns ans Feuer und warte", bat Arbogast.


    "DAS ist TEKURO! Er gehört zu uns, er ist Kazrars Sohn! Jener der mit dem Ältesten reiste, er ist keine Gefahr!", rief Arbogast in die finsterte Wildnis, das Teku die zarten Ohren klingelten.


    Aus der Dunkelheit schälte sich eine Gestalt. Sie war durchschnittlich groß, komplett in schwarz gekleidet und hielt ein Jian locker in der Hand. Der Mann selbst war blass, so bleich dass man ihn gut für einen Vampir hätte halten können. Seine Augen hingegen war so stechend blau, wie Teku es von einigen Hohenfelde kannte. Scheinbar waren die Augen des Mannes an die Dunkelheit gewöhnt, denn er blieb außerhalb des Feuerscheins stehen. So sah er dort jeden, war selbst aber nur zu sehen, weil er dies wünschte.


    "Grüße Tekuro Chud, Sohn von Kazrar. Du bist tatsächlich keine Gefahr? Bedauerlich für einen Beißer", sagte er mit heiserer Stimme.

  • Tekuro schnurrte Arbogast kurz an und wuschelte ihm durchs Haar. "Ich bin stolz auf dich." Dann erhob er sich von den dürren Beinen und trat Hector von Dornburg gegenüber. Seine Nüstern weiteten sich, als er auch seine Witterung aufnahm, dabei kreiste er ein wenig mit der Nase in der Luft.


    "Große Worte für einen kleinen Mann", erwiderte Tekuro die charmante Begrüßung und grinste bis fast zu den Ohren, so dass man sein vollständig geschärftes Gebiss sehen konnte, inklusive der langen Fangzähne, die ihm als Vampir gewachsen waren. "Dein Vater hat mir ein Geschenk gemacht. Einen mechanischen Skorpion, schwarz und gold, aufziehbar. Mit einem Schlüssel am Bauch, der ihn krabbeln und stechen lässt. Und nun möchte er, dass du ein Geschenk von mir bekommst."

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    J.R.R. Tolkien

  • Hector schürzte die Lippen zur Begrüßung und lächelte Tekuro ebenso mit einem Haifischgrinsen an.


    "So, möchte der das", fragte Hector freundlich und musterte Tekuro ausgiebig von oben bis unten. Unten weitaus ausgiebiger, als es den meisten wohl angenehm gewesen wäre.

    "Ich habe an dem Geschenk kein Interesse", sagte das Grauen, sein Blick hob sich von Tekuros Schwanz und schaute ihm in die Augen, "oder kannst Du Deinen Wert beweisen?"


    "Aber er hat sich doch schon bewiesen!", erklärte Arbogast kopfschüttelnd.

    "Nicht dafür", gab Hector zurück und zog fragend eine Augenbraue hoch.

  • Tekuro schnaubte durch die Nase, es war ein Geräusch, von dem man nicht sagen konnte, ob es vielleicht ein Lachen darstellen sollte oder ob es einfach nur ein Schnauben war.


    "Ich benötige deine Erlaubnis nicht. Ich habe einen Auftrag und ich habe dich, hier vor Ort. Du hast keine Möglichkeit, abzulehnen. Warum solltest du auch? Nur ein Narr würde das tun, dieses Geschenk ist eine Ehre und seine Ablehnung ein Affront gegen den Ältesten selbst. Du könntest ihm dienen, bis in die Ewigkeit, du wärst unsterblich. Kinder gezeugt hast du schon genügend. Als Vampir könntest du dafür sorgen, dass sie mit dir zusammen in die Ewigkeit treten, so wie deine Enkel und Urenkel und jeder, den du als würdig erachtest."

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  • "Nicht den Schlüsselmeister bedrohen, dass sieht der Zirkel gar nicht gerne. Die Möglichkeit abzulehnen halte ich in der Hand Tekuro. Selbstverständlich habe ich die Möglichkeit abzulehnen. Warum ich ablehnen sollte? Möchtest Du das wirklich wissen?", fragte Hector und trat so nah an Tekuro heran, dass sie sich fast berührten. Er schaute dabei dem Vampir genau in die Augen.


    "Fleisch. Das ist der erste Grund. Ich bin ein Jäger der Beißer und ich genieße meine Nahrung. Ausschließlich Flüssignahrung hat nichts mit Genuss zu tun. Der feindliche Tag. Der zweite Grund. Du kannst bei Sonnenschein nicht wandeln, ohne dass Du verbrennst. Ich wandele ebenso wenig in der Sonne wie Du, ich könnte es aber. Kinder. Der dritte Grund. Ab wann hat man genug Kinder gezeugt? Solange ich es kann, werde ich es tun. Unsterblichkeit? Wer sagt Dir, dass ich darauf wert lege? Archibald legt darauf wert. Mein Dienst am Ältesten wird die Zeit überdauern, selbst wenn mein Fleisch es nicht wird. Du dienst ihm in dieser Gestalt. Ich werde an seiner Seite wandeln und auf der anderen Seite jagen. Ich sehe in Eurer Daseinsfform keinen Vorteil Tekuro.


    Schön das Du trotzdem mal nackt vorbei geschaut hast, Du bist lecker anzugucken. Der mechanische Skorpion ist eine Kopie, ein von Archibald gefertigtes Abbild eines Artefaktes. Ich habe es gesehen, nun wie ich so viele andere vom Ältesten geweihte Artefakte sah. Und da treffen wir uns wieder, da ich eines bei mir führe, dass wir für diese Mission benötigen, werde ich ganz sicher kein Vampir.


    Lust auf ein bisschen Spaß bevor Du wieder nach Hause fliegst, oder schließt Du Dich uns an Bruder?", fragte Hector freundlich.

  • Tekuro wich nicht. Es war sehr selten, dass er es tat, denn als Gardist durfte man nicht weichen, es sei denn, auf Befehl. Und Tekuro war Leibgardist der Krone gewesen. Als Hector so nahe an ihn heran trat, spürte er dessen Körperwärme auf seiner kalten Vampirhaut und den Geruch seines lebenden Organismus, der heißen Lebenssaft pumpte.


    "Spaß ... erfragst du? Mit mir? Du weißt, dass man mich den Schwarzen Skorpion nennt, Archibald hat dir von mir berichtet, nehme ich an. Wie kommst du darauf, dass man mit mir Spaß haben könnte?"


    Dass er ihn Bruder nannte, traf Tekuro heftiger als jedes Schimpfwort es konnte, denn so nannte ihn sonst nur Boldiszàr. Entsprechend war er gereizt, ohnehin schon provoziert durch die Weigerung. Archibald hatte ihn gewarnt, dass es schwierig werden würde. Schwierig war relativ. Aber einfach war es nicht.


    "Du denkst nicht an jene, die dich fleischlich hier wünschen. Die dich brauchen. Nicht jeder ist würdig ... zu viele Vampire werden nicht satt. Es muss gewählt werden, sorgsam. Das wurde es! Gib dich mir freiwillig hin, Hector, dann muss ich dir nicht weh tun. Lass uns gemeinsam das Ritual vollziehen. Ich bin erfahren, bislang erwachte jeder, den ich biss, keiner verschied. Diese Garantie hast du bei den wenigsten von uns."

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    J.R.R. Tolkien

  • Hector umkreiste Tekuro einmal und schaute ihn sich ganz genau an. Als er wieder vorne angelangt war, schenkte er ihm ein einladendes Lächeln.


    "Genau, der schwarze Skorpion, Dein Stachel ist nicht abgebrochen. Du hast mir angedroht mich gegen meinen Willen zu beißen. Das bedeutet, Du gehst davon aus Du könntest mich überwältigen. Ist das so Tekuro Chud? Sollte es so sein, dann können wir beide tatsächlich Spaß miteinander haben.


    Du weißt scheinbar nicht wer ich bin. Falls das nur Theater war schwarzer Skorpion, wirst Du mich weder stechen, noch beißen. Allerdings werde ich Dich dann beißen. Mal überlegen was ich Dir abbeiße, worauf kannst Du verzichten? Oder nicht? Natürlich benötigt man mich, ich habe eine feste Aufgabe. Warte dort, genau dort. Zuckst nicht mal mit der Wimper, bekomme kein Schluckauf, es wäre Dein letzter. WARTE!", erklärte Hector extrem langsam.


    Immerhin handelte es sich bei Tekuro auch um einen Arashi. Typisch für Mandelaugen war, ein umwerfendes Aussehen und das Gedächtnis einer Stubenfliege. Wie oft hatte Hector Kirimar schon gesagt, er wollte nicht mit ihm zusammen ziehen? Wer fragte ständig? Kirimar! Wie oft hatte er Kakko einen direkten Befehl gegeben, was tat Kakko? Alles nur kam er nicht dem Befehl nach. Und dies war Tekuro Chud, des Sohnes jenes Mannes der seine Ohren ständig auf Durchzug gestellt hatte.


    Das Grauen löste seine Rüstung und zog sich dann in aller Seelenruhe aus. Er legte freundlich den Kopf schief und drehte sich einmal um sich selbst, so dass Tekuro die kompletten Tätowierungen sah.


    "Ich bin dem Ältesten geweiht Tekuro, er segnete mich mit diesen Tätowierungen. Ich verwahre die heiligen Waffen unseres Gottes, ich verwahre seine Artefakte ebenso schütze ich seine Tore. Also Teku, Beißer-Bruder, überlege Dir was Du hier tust. Noch werte ich Dich als verwirrtes Junges. Ein leckeres Junges", sagte Hector schmunzelnd.

  • Tekuro beobachtete ihn mit Argusaugen, aber ohne sich zu rühren. Er bemerkte nicht, wie seine Zunge langsam über seine Unterlippe fuhr, als Hector sich aus seiner Rüstung befreite. Tekuro störte ihn nicht, der Anblick war angenehm, aber vielmehr noch war er ein Zeichen des anderen, mit gleichen Waffen kämpfen zu wollen.


    "Du hast Ehre, Hector von Dornburg", stellte Tekuro anerkennend fest. "Die Tätowierungen gleichen denen deines Vaters. Du wirst sie künftig oft zeigen, denn die Kleider folgen natürlich nicht der körperlichen Verwandlung. Ich erkenne an, wer und was du bist, Liebling des Ältesten. Du trägst die Zähne länger als ich und hast dir deinen Status hart erjagt. Ich trete dir nicht als Feind gegenüber, wenn ich sage, dass ich einen Auftrag habe, denn sonst hätte ich mich nicht offen gezeigt. Andere Wege wären es, die ich gewält hätte, wärst du kein Jäger, den ich zu segnen wünsche.


    Ich mache dir einen Vorschlag. Ich habe meine Meinung und du hast deine. Mit Worten kommen wir zu keiner Einigung, das haben wir gemerkt. Lass es uns austragen, in einem Duell. Sag dem zweiten Jäger - ich weiß, dass er hier ist - er soll der Richter sein."

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    J.R.R. Tolkien

  • "Sie ähneln denen meines Vaters, aber sie haben nicht nur Bedeutung, sondern auch eine Funktion. Der zweite Jäger ist hier und sein Pfeil ist auf Dich gerichtet Tekuro. Was dachtest Du, dass ich mein Junges ungeschützt vor dem Feuerchen sitzen lasse, während sich eine Bestie nähert? Um das Feuer herum, saßen die Würmer am Haken.


    Wie ich sagte, ich reise mit meinem Mündel nach Arashima. Zum besseren Verständnis, ich führe ein Artefakt den Opak - den Lichtlosen. Als Untoter kann ich ihn nicht führen, seine Magie könnte ich nicht mehr aktivieren. Deshalb ist meine Antwort hier und jetzt nein. Aber ich werde mich mit Dir nach der Reise duellieren, gewinnst Du dann sei dem so und Du tötest mich. Gewinne ich, töte ich Dich. Haben wir einen Patt, geht jeder seiner Wege.


    Bis dato, kannst Du uns begleiten und falls Du magst mich überzeugen. Ich höre Dir bereitwillig zu Bruder, aber ich werde mich erst nach Abschluss der Reise beißen lassen. Freiwillig oder Unfreiwillig Tekuro. Das ist der Opak", erklärte Hector, bückte sich nach seinem Mantel und zückte das Artefakt.


    Kirimar trat neben Hector und musterte Tekuro genauso argwöhnisch.


    "Wir reisen nach Arashima, soweit ich weiß stammst Du ebenfalls von dort, jedenfalls Dein Vater. Du hast die Worte des Schlüsselmeisters gehört Welpe", warnte Lieblich, der gerade alles andere als lieblich dreinschaute. Das dieser fremde Kerl hier nackt aufschlug, war die Höhe.

  • Tekuro rührte sich nicht, er ließ zu, dass Kirimar ihn betrachtete, während er ihn seinerseits mit den Augen und der Nase wahrnahm. "Was ist ein Schlüsselmeister?", wollte er wissen. "Ich bin kein Welpe, Alb. Ich trage die Zähne." Tekuro zeigte sie ihm. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder Hector.


    "Das Blut des Nordens fließt durch meine Adern, ja. Wir sind dorthin unterwegs, mit einem Schiff, der Tordalk. Es ist unsere Hochzeitsreise. Ich habe keinen Zeitraum genannt, wie lange ich unterwegs sein werde mit euch. Ein paar Tage sind kein Problem, ein paar Wochen schon. In einer Sache bin ich nicht einverstanden, Hector. Mit dem Duell auf Leben und Tod. Auf Sieg oder Niederlage, das soll uns genügen. Wir sind bereits zu wenige und gute Männer sind rar."

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien

  • Hector breite die Hände aus, als Zeichen des Friedens.


    "Wie ich glaube ich dreimal erklärte, ich verwahre Waffen und Artefakte für den Ältesten und ich schütze besondere Tore. Das ist mein Beruf als Schlüsselmeister. Für den Beruf benötigt man einen besondern Schlüssel, den ich bei mir führe. Wir benötigen zwei Wochen nach Arashima, mit dem Schiff seit Ihr länger unterwegs und Schiffe solltet Ihr nicht nutzen. Aber die genaue Erklärung spare ich mir, Du wirst sie Dir eh nicht merken. Bedenke nur eines, dort bist Du der Mannschaft ausgeliefert.


    Was das Duell angeht, stimme ich Dir zu. Gut auf Sieg und Niederlage, obwohl ich noch nie einen Vampir gefressen habe. Wäre interessant gewesen, man sagt Ihr schmeckt wie abgehangenes Fleisch. Leicht mürbe, etwas fest und dennoch gut durchblutet. Also begleitest Du uns?", fragte Hector interessiert, was Lieblichs Augen noch schmaler als üblich werden ließ.


    "Wie steht es mit einem anderen Kampf? Du wolltest Deinen Wert beweisen", lachte Hector.

    "Der Mann hat keine Zeit, dass hast Du doch gehört. Wir haben zudem keinen Platz und Proviant für so einen Vampir", grollte Kirimar, der plötzlich lächelte.


    "Oh und Hector, er beunruhigt die Pferde, gar nicht gut", fügte Kiri an.

  • "Mein Stachel scheint inzwischen sehr berühmt zu sein. Das macht mich stolz", freute Tekuro sich. Früher hatte sich keine Sau für seinen Stachel oder für ihn interessiert und nun traten sie ihm auf einmal schier die Tür ein. Er fragte sich, was sich geändert hatte, außer sein Name. War er als Mensch auf einmal so viel anders durch den Biss, durch das Kennenlernen seines Vaters und damit seiner wahren Identität? Sein Stachel regte sich, zuckte und schwoll ein Stück.


    "Dafür ... habe ich Zeit." Seine Augen richteten sich von Hector auf Kirimar. "Für euch beide. Dein ehemaliger Sklave lechzt danach, sich beteiligen zu dürfen. Ich erinnere ihn gern daran, wie es war, damals, als er noch nicht die Zähne trug."

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  • "Man munkelt Du weißt ihn hart und effektiv einzusetzen, bei Deiner Beute. Wie steht es bei gleichwertigen Gegnern? Kirimar war niemals mein Sklave. Kiri ist ein Älterer, ein Jäger der Respekt verdient. Er trägt seine Zähne wesentlich länger als Du. Das Du für uns Zeit hast, freut mich. Du kannst von mir aus trotzdem Kirir ruhig daran erinnern, wie es ohne Zähne war. Versuch mich auch daran zu erinnern", gibbelte Hector.


    "Kakko komm her und schau Dir den Stachel von Tekuro Chud an", befahl Hector freundlich.

    "Deine Dreistigkeit werde ich mir merken Schlitzauge, denk nicht dass ich Dir keinen Respekt beibringen kann. Du magst der Sohn von Kazrar sein, aber wer war er? Ein Anhängsel nicht weniger nutzlos als Kakko. Der ist wenigstens noch freundlich und gewillt etwas zu erreichen. Dein Vater war das nicht. Der ewige Aasfresser", zischte Kirimar.


    "Ein recht hartes Urteil, bedenke wie er sich durch die Welt kämpfte. Wer so kämpft hat es verdient zu leben. Nur das mit der Salami dass bedrückt mich", grinste Hector.

  • Tekuros Grinsen erstarb, sein Gesicht wurde zu Stein. "Kein schlechtes Wort über meinen Vater", grollte er sehr ruhig und mit Bedacht. "Von keinem von euch. Sonst nehme ich meine Worte zurück. Dann sind wir wirklich Feinde. Ich dulde diese Art von Scherzen nicht. Dass Kirimar nie Sklave war, könnt ihr jemand anderem erzählen, ich erkenne Beute, wenn ich sie vor mir sehe. Dieser Mann war nicht von Anfang an, was er heute ist und er war noch weniger als der kleine Aasfresser da hinten, den er schmäht."

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    J.R.R. Tolkien