Aal an Bord
Es bestand sofortige Veranlassung zum Handeln. Vendelin hatte die besorgniserregende Nachricht von Vittorio erhalten und sofort die Rettung von Arbogast in die Wege geleitet. Der Ordensbruder war in akuter Gefahr, womöglich sogar als Spion enttarnt worden und am Ende seiner Handlungsfähigkeit angelangt. Doch anstatt nun einen weiteren Ordensbruder zu entsenden, beschloss der Oberhaupt des Stählernen Lotos höchstselbst, sich ein Bild von der kritischen Lage zu verschaffen. Den sie barg auch neue Chancen. Nach einigen Wochen war Arbogast in der Wildnis durch einen Fallensteller ausfindig gemacht worden, der dem Flüchtigen mitteilte, wo er sich umgehend einzufinden hatte. Bald darauf trafen die beiden Stählernen Lotos sich in einem Gasthaus in Schwalbingen, das den sympathischen Namen Zum Goldenen Haken trug. Vendelin vornehm und wie aus dem Ei gepellt, Arbogast abgewrackt und stinkend. Arbogast durfte sich zunächst waschen, rasieren und ausruhen, sowie für einige Tage den Bauch nach Herzenslust auf Kosten des Ordens vollstopfen. In dieser Zeit organisierte Vendelin alles Weitere.
Die Situation war ausgesprochen spannend. Das langfristige Ziel, die Himmelsröhre der Menschenfresser auszuheben, war womöglich gerade unerwartet einen großen Schritt nähergerückt, wenn er die Ereignisse, von denen Arbogast erzählt hatte, richtig deutete. Machtvolle Organisationen wie den Zirkel zerstörte man am besten von innen heraus, anstatt von außen mit schierer Waffengewalt dagegen vorzugehen. Und womöglich hatte Arbogast einen Fäulnisherd offenbart, der den Namen Dornburg trug. Vendelin würde seine neuen Möglichkeiten aufs Genauste ausloten. Er würde mit dem Grauen sprechen, das dem Zirkel vielleicht den Rücken zuzuwenden gedachte.
Als die Tordalk auf ihrem Weg nach Arashima auf einem Zwischenstopp vor Schwalbingen ankerte, standen Vendelin und Arbogast zufällig am Kai bereit und Vendelin lud sie beide selbst ein. Mit einem Lächeln, das seine grauen Augen nicht erreichte, trat er an Bord.