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Cinazi sa Khilar
"Urvater und Urmutter, unser geliebter Stern."
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>>> enthält Spoiler zum Ende der Geschichte "Das Licht von Khilar" <<<
Als Cinazi das Licht der Sterbenden Sonne erblickte, hielten die Winde den Atem an und Merus Feuerherz hörte auf zu schlagen. Weder die Hebamme noch der Vater vermochte zu sagen, was dieses Kind war, das beide Geschlechter in sich zu vereinen schien und auch über das Haus di Ledvico senkte sich Stille.
Die Mutter war es, welche das Schweigen brach, und sie sagte: "Ob Sohn, ob Tochter - Cinazi ist mein Kind. Und sobald mein Kind sprechen kann, wird es uns selbst sagen, was es ist, denn wer sollte es besser wissen?"
Doch der Blick ihres Gatten wurde düster. "Wenn Cinazi einst verheiratet werden soll, muss er als Junge gelten, denn kein Mann wird einen Körper wie diesen als den einer Frau akzeptieren. Er scheint nicht geeignet, gesunde Kinder zu gebären. Als der eines Mannes hingegen mag er funktionieren, wenn man mit Kleidung geschickt die Makel kaschiert. Cinazi ist unser Sohn und ich dulde keine Lügen darüber."
Von Makel sprach er, nicht sehend, dass die Götter Vollkommenheit ihm herabgesandt hatten.
So begann Cinazis langer Weg durch das schwarze Tal, das keine Tränen kennt, denn ein Mann zeigt keinen Schmerz. Welchen Preis hat geraubtes Seelenlicht? Cinazi zahlte der Welt den Raub an ihm vielhundertfach heim und er hat viel Leid über uns alle gebracht.
Doch als der Leuchtturm von Khilar erlosch, erkannte er, dass das Licht eines Herzens nicht geraubt werden kann. Gleichwohl muss es genährt werden wie jedes Feuer. Cinazi begriff, dass es in seinen Händen lag, das Feuer erneut zu entfachen, auch wenn es allein schwerer war als gemeinsam. An diesem Tag erlangte er Weisheit. Er hörte auf, zu rächen und zu quälen und wenngleich es keine Vergebung in seinen Augen gab - dafür war zu lange er durchs Dunkel gegangen - so beendete er doch seinen Rachefeldzug. Vielleicht das erste Mal in seinem Leben wollte Cinazi jemand anderem etwas Gutes tun als sich selbst.
Das Licht des Leuchtturms mochte erloschen sein und die meisten Schiffe zerschellt. Doch Cinazi wurde selbst das Licht von Khilar und er führte die letzten Schiffe heim. Die See war schwarz, der Himmel dunkel und die Fahrt war lang. Cinazi machte keinen Unterschied, ein jedes Haus, das sich ihm anschließen wollte, nahm er mit. Sie erreichten gemeinsam sicher das Ufer.
Die Einwohner dieses Landes führten ein einfaches Leben und nie war ihnen ein Schiff wie Argentocoxos begegnet. Cinazi als Kapitän genoss ihren höchsten Respekt und wurde behandelt wie ein Fürst.
Es war auch ein fähiger Heiler unter diesen Leuten. Als Cinazi von den Wehen übermannt wurde, trennte ihm dieser Heiler vorsichtig unterhalb des Nabels den Leib auf. Die Wunde war schrecklich und Cinazi lag bleich in Kyashars Schoß, als man ihm - ihr - das erste Mal das Kind an die Brust legte. Der kleine Junge war so blind und weißhaarig wie sein Vater, doch er lebte und war gesund. Lazzaro Fedele nannte Cinazi ihn.
Cinazi hat sehr gekämpft und länger durchgehalten, als man gewöhnlich vermuten würde bei solch einer Wunde. Der Wille, für das Kind da zu sein, gab ihm Kraft. Doch die Magier, die ihn begleitet hatten, beherrschten nur das Töten und nicht die Heilkunst. Retten konnte ihn niemand. Und als am Ende seine Kraft verbraucht war und er das Ende nahen sah, schloss er Frieden mit der Welt und vergab.
An dieser Stelle enden die Überlieferungen von Cinazi. Es beginnt die Geschichte von Lazzaro Fedele, dem ersten Duca der Ledvigiani."
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Fakten
- Cinazi ist ein zwittriger Mensch mit der seltenen vollständigen Ausprägung beider Geschlechter ("Vollständiger Mensch").
- Aufgrund seiner Erziehung wird Cinazi in der männlichen Form angesprochen.
- Geboren wurde Cinazi auf der Vulkaninsel Khilar im 5. Jh. vor der Asche.
- Sein vollständiger Name lautet Cinazi sa Khilar, auch: Cinazi von Schwarzfeld, geb. sa Ledvico.
- Im Gegensatz zu damals genießen zweigeschlechtliche Menschen heute hohes Ansehen in Asamura.