Beiträge von Enzian

    "Äh ... Jeelen? Die Geister sind eine Meuchlergilde?" Ängstlich trippelte Distel ein paar Schritte zurück. "Ist das nicht verboten? Ich meine ... Mörder? Enzo! Enzo!!!" Der Ponyzentaure geriet in Panik und ihm gingen im wörtlichen Sinne die Pferde durch. Mit einem schrillen Wiehern spurtete er davon und raste durch die Stadt.


    Enzian war genau so entsetzt. Er schnaubte nervös. Seine Hufe scharrten und er stampfte auf. Dann nahm der Herdentrieb überhand. Er galoppierte Distel hinterher, den er mit seinen längeren Beinen rasch einholte. Sie rannten, bis sie im Stadtpark angelangten, wo sie sich keuchend auf der Wiese niederlegten.


    "Darum wollten sie uns Blut abnehmen! Von wegen Botengänge!" Er rüttelte an Enzos Arm. "Wir ... wir müssen den Bütteln Bescheid sagen!"


    Unschlüssig fuhr der Zebrazentaure durch seine gestreifte Mähne.


    "Was ist mit dem jungen Anwolf? Und Lydia mit dem Baby im Bauch? Und Tsounai? Willst du die wirklich alle ans Messer liefern? Du weißt, welche Strafe sie erwartet. Dann landen sie bei Urako. Wobei, der ist ja selber ein Meuchler, wenn er ein Geist ist. Aber irgendwo sind das doch unsere Kameraden. Ich komme mir vor wie der letzte Verräter, wenn wir zu den Bütteln gehen."


    "Die Geister sind die Verräter, nicht wir!", schimpfte Distel. Seine Stimme zitterte noch von dem Schrecken, den er bekommen hatte. "Sie haben gesagt, wir sollen Botengänge erledigen. Haben getan, als seien sie nette Leute, aber in Wahrheit sind sie Mörder! Wer weiß, wen sie schon alles getötet haben und jetzt töten sie uns, weil wir erfahren haben, wer sie wirklich sind. Unsere einzige Chance ist, sie an die Büttel auszuliefern, sonst bringen sie uns um! Dabei dachte ich, Anwolf und Gasmi sind meine Freunde."


    Distel weinte. Enzian versuchte vergebens, ihn zu beruhigen.

    Von dem Lärm aufgeschreckt, kam der Zebrazentaure in die Stube.
    "Alles in Ordnung?", fragte Enzo, als er die verbissenen und verstörten Gesichter sah. "Kann ich irgendwie helfen?" Das Geschrei, das Gerumpel im Obergeschoss und die fliegenden Möbel waren ihm doch etwas suspekt.

    Während Pavo in großväterlicher Manier dem Jungspund die Leviten las, nickte Distel eifrig, während Enzian in einer Mischung aus Genervtheit und Langeweile die Wände betrachtete. Der kleine Ponycentaur drängelte sich auch sofort vor, als es ums Reiten ging, damit Enzian seinen schlechten Einfluss nicht weiter auf den Burschen ausüben konnte. An dem stolzen Krieger blieb es hingegen hängen, den tattrigen Greis zu transportieren. Er fügte sich in sein Schicksal, legte sich nieder wie ein Kamel, damit der Heiler aufsteigen konnte und erhob sich dann vorsichtig. Bei Leuten mit Gelenkproblemen oder starken Schmerzen durfte er nicht traben. So ging er in gleichmäßigen, fließenden Bewegungen, aber doch recht zügig, um die anderen beiden einzuholen. Er sah gerade noch, wie Distel vergnügt buckelnd mit Anwolf auf dem Rücken in Richtung Zentrum galoppierte, während er ihm eine lange Nase zeigte. Er wollte ein Rennen. Schön, konnte er haben.


    "Halt dich fest, Großväterchen. Jetzt zeig ich dir, wie man in Rakshanistan reitet. Wenn dir irgendwas weh tut, sag Bescheid."


    Damit startete er durch und preschte die Straße hinab. Den Schmerz in seinem Huf ignorierte er, als Krieger war er ganz anderes gewohnt. Bis auf sein Humpeln hatte er keine Probleme und war nur wenig langsamer als sonst. Das Gewicht des Goblins spürte er kaum. Sie bogen von der Seitengasse in die belebte Hauptstraße ein, wo Enzian mit einem Kriegsschrei auf die Hinterbeine stieg, um sich einen Überblick zu verschaffen und Distel und Anwolf in dem Getümmel zu finden.


    "TOD UND CHAOS!", brüllte er und schlug mit den Vorderbeinen in die Luft.


    Die Zweibeiner wichen erschrocken zurück. Anwolf und Distel flitzten derweile rasch in die schmalste Gasse, die sie finden konnten. Ein paar Hühner stiegen Gackernd empor auf die Marktbuden und der Verkäufer fluchte. Dank Enzians Kampfschrei hatten sie plötzlich sehr viel Platz und so konnten ohne fleischliche Hindernisse in ihrem Weg die Verfolgung aufnehmen.


    Distel und Anwolf sprangen über Kisten und Körbe, an dem Jüngling blieb eine vollbeladene Wäscheleine hängen, die nun samt Wäsche meterweit hinter ihnen herschliff. Und doch waren sie zu langsam. Hinter sich hörte Distel Enzians donnernde Hufe.


    "Jetzt bescheißen wir, pass auf!", meinte Distel verschmitzt und hopste leichtfüßig auf ein Mäuerchen, trabte es entlang und sprang dann wie eine Ziege über ein paar Dächer. Ein größerer Centaur als er konnte das niemals bewerkstelligen, so was schafften nur Ponycentauren. Auf der Rückseite stieg er über ein paar Kisten wieder hinab und preschte über den Viehmarkt auf der anderen Seite der Häuserzeile. Ein paar junge Pferde rissen sich los und folgten ihnen, zusammen mit den wütenden Besitzern.


    Enzian grunzte missmutig. "Das ist zu hoch für mich. Wir nehmen einen Umweg." Sie galoppierten um die Häuser herum und sahen schließlich eine kleine Pferdeherde über den Markt in Richtung Felder preschen. "Oha, nicht gut. Das wird teuer. Festhalten!" Enzian beschleunigte zum gestreckten Galopp und preschte wie der Leibhaftige über den Markt. Es gelang ihm, die jungen Pferde zu überholen und in Richtung ihrer Besitzer zurückzutreiben. Bis dahin waren Distel und Anwolf natürlich über alle Berge. Er ging noch einmal auf die Hinterbeine, doch er konnte sie nirgends mehr entdecken. Der Opa war sicher auch langsam erschöpft. Also ging er im gemütlichen Schrittempo noch eine Runde mit ihm spazieren, sie genossen den Ausblick auf den Feuerlöschteich, auf dem Seerosen blühten und ein Schwanenpaar seine Runden drehte, klaute ein paar Äpfel von einem Baum, die er im Gehen verzehrte (Pavo bekam auch einen gereicht) und brachte den alten Heiler sicher wieder nach Hause. In der Ferne hörte er, wie die Büttel mit aufgeregten Rufen begrüßt wurden. Nun, sie kamen zu spät. Weder Distel noch Enzian befanden sich mit ihren Reitern noch auf dem Markt.


    Distel war erschöpft. Anwolf war zwar zierlich gebaut, wie die meisten jungen Menschenburschen, doch für den kleinen Ponycentauren war er dennoch sehr schwer. Langsam tat ihm der Rücken weh. So kehrte auch Distel mit seinem Reiter zum Geisterhaus zurück. Der ganze Innenhof stank penetrant nach Pferdeschweiß und sogar Distel, der das gewohnt war, rümpfte die Nase. Enzian war klatschnass geschwitzt und lümmelte vor sich hinstinkend auf einer Wiese im Schatten herum, döste und kaute Gras. Auch Distel selbst stank zum Himmel, wie er nach einer Geruchsprobe unter seinen Achseln feststellte. So wälzte er sich auf der Wiese, um den Schweiß abzureiben und sich mit dem Duft von Gras und Erde zu parfümieren. Jetzt sah er noch struppiger und schmutziger aus als vorher. Er legte sich neben Enzian ins Gras und speiste die saftigen Halme. Sein Kumpel rollte ihm noch einen Apfel herüber, den Distel zufrieden schnurpste. Eigentlich war heute ein schöner Tag. Etwas anstrengend, aber lustig.


    "Und, wie war es?", fragte er grinsend an Anwolf und Pavo gewandt, während er kaute und dann an Pavo gerichtet: "Hat der Gestreifte dich ordentlich behandelt oder hat er wieder gezankt?"
    "Hab ihn zwei Mal abgeworfen und ihm nen Haufen auf den Kopf gesetzt", erwiderte Enzian.

    Als der große Hund ihn anknurrte, wollte Enzian nach seinem Speer greifen. Distel legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm und starrte ihn beschwörend an. Enzian schnaubte verächtlich. Da der Hund in sicherer Entfernung stehenblieb, ließ er die Hände von den Waffen. Dennoch wich er schnaubend ein paar Schritte zurück und scharrte mit dem Huf.


    "Lass mich das mal machen", sagte Distel freundlich und streckte ihm die Hand entgegen, woraufhin ihm Enzian murrend die Gürteltasche reichte. Während Anwolf vorrechnete und dabei äußerst gut gelaunt schien, rührte Distel leise vor sich hinsummend mit dem Zeigefinger in den Münzen herum. In aller Ruhe baute er drei sandige Münztürmchen auf, während der Hund immer noch knurrte und Enzian irgendwelche Drohgebärden von sich gab.


    "Die genannten Zinsen sind eines Goblins würdig und das Arbeitspensum ist ja mal übel", konstatierte er grinsend, als Anwolf fertig war. "150 Botengänge, ach kommt schon, seid doch keine Unmenschen. Wir kommen aus Rakshanistan, damit überfordert ihr uns und mein Freund ist hufkrank. Wer soll so viel hin und herlaufen? Enzian wäre dauerhaft pleite, weil er kaum, dass er die Schulden abgearbeitet hätte, schon wieder hufkrank wäre und von der Länge der Botengänge habt ihr auch nichts gesagt. Also seid nicht unfair. Wir wollen zusehen, dass wir die Rechnung möglichst schnell begleichen, vielleicht reicht es ja aus, was wir hier haben, dann sind alle zufrieden und jeder geht friedlich seiner Wege."


    Er leerte den Rest der Gürteltasche aus. Ein Haufen aus Kleingeld, Sand und Unrat ergoss sich auf die Theke.


    "Sieben Handelstaler haben wir dabei. Dann noch einen Haufen Goblinkronen und Kupferlinge, bei denen ich aber zu faul bin, sie zu zählen. Außerdem haben wir noch glänzende Federn, zwei Perlen, bunte Steine, Maiskörner, eine tote Hornisse, eine hübsche blaue Scherbe, ein paar Zähne und Enzos Goldohrringe. Und hier geistert noch ein Büschel Fell von einer rossigen Stute rum, wenn ich das so anschnupper, von dem ich bisher nichts wusste. Ich bin mir aber recht sicher, dass ich das nicht abgeben darf."
    "Die Ohrringe werden auch nicht eingetauscht."
    "Och Enzo! Mit denen siehst du aus wie ein Tamjid! Andere Leute tragen so was als Armreif."
    "Ich find`s schick. Tausch die Zähne ein."
    Distel blickte Anwolf an. "Die Zähne sind teilweise von Enzo und teilweise sind das Hyänenzähne. Echt schön und lang! Und Centaurenzähne sollen potenzfördernd sein, wenn man sie als Kette trägt."


    Er hob in der einen Hand einen Hyäneneckzahn hoch, der so lang und dick war, dass man ihn hätte zu einem Messergriff verarbeiten können, wie es die Rakshaner gern taten, mit der anderen Hand präsentierte er einen von Enzians Backenzähnen zwischen Daumen und Zeigefinger. Enzian bohrte daraufhin aus Gewohnheit mit der Zunge in der klaffenden Lücke herum.

    Offenbar fühlte der alte Goblin sich beleidigt. Er begann, Enzian mit einem Schwall von Berechnungen und Zahlen zu überschütten, denen er schon bei dem Beginn der Darlegung nicht mehr zu folgen vermochte. Beim Versuch, sich auf die Zahlen zu konzentrieren, bekam er fürchterliche Kopfschmerzen und er hatte das Gefühl, dass der Goblin lauter Grütze erzählte.


    "Distel, der bescheißt uns!", rief Enzian erbost. "Der faselt Dünnschiss!"


    Distel legte den Kopf schräg und lauschte dem Heiler mit gespitzten Ohren.
    "Also dass man noch irgendwo in Asamura mit purem Gold handeln würde, wäre mir tatsächlich neu", sagte er vorsichtig und hob gleichzeitig beschwichtigend die Hände, um anzuzeigen, dass er deswegen nicht sofort einen Betrug vermutete, sondern durchaus auch ein Irrtum oder Versprecher vorliegen könnte, doch die Worte hatten ausgereicht, dass Enzian wütend mit dem Vorderhuf einen Schemel durch die Heilstube donnerte, der an der Wand in lauter Späne zerplatzte.


    "Wusste ich es doch! Dreihundert Goldstücke! So was verdient nichtmal ein almanischer Großherzog im Jahr! Wie sollen wir das auftreiben? Das ist Wucher! Nagel mir meine Hufeisen wieder dran und papp den ganzen Wunddreck wieder drauf und such dir jemanden anders, den du verarschen kannst! Da wäre ich ja bei einem beschissenen Hufschmied besser drangewesen als ausgerechnet bei einem Goblin! Schau dir deine eigenen schiefen Klopper an, eh du dich über meine lustig machst! Das da in deiner Visage ist ein Zahnfriedhof und kein Gebiss! Mach so weiter und du bist ihn los!"


    "Bis zu 300", sagte Distel kleinlaut und betrachtete traurig das Holzhäuflein, das einmal ein Schemel gewesen war und nun ebenfalls auf ihrer Rechnung landen würde. "Zwölf hat er gesagt für dich. Mit meinen dreien also fünfzehn."


    "Ja na und?! Selbst wenn er eins gesagt hätte! Seh ich so aus, als würde ich verkacktes Gold mit mir rumschleppen?! Ein paar Handelstaler hab ich bei mir! Aber Gold! Wer bezahlt hierzulande mit Gold?! Dafür, dass er mir Scheiße vom Huf gekratzt und die Hufeisen ausgerissen hat! Gold! Warum nicht gleich Diamanten! Schau dir die ausgefransten Ränder an! Der macht mir die Hufe absichtlich zur Sau, um noch mehr abzocken zu können! Wir hätten bei den Rakshanern bleiben sollen!"


    Distel traute sich gar nicht, überhaupt noch etwas zu sagen und stand nur hilflos in der Gegend rum, während Enzian rumbrüllte und mit dem Vorderhuf stampfte. Ein paar Kunden, die draußen gewartet hatten, verdrückten sich dezent wieder. Distel wäre ihnen gern gefolgt. Er trappelte zu Enzian und grub ohne zu fragen in dessen Gürteltasche, in der sie ihrer beider Vermögen aufbewahrten.
    "Also ein bisschen was könnten wir als Anzahlung zusammenkratzen ..."


    Enzian stieß ihn weg und verschloss die Tasche wieder.
    "Einen Dreck werden wir. Nenn uns einen vernünftigen Preis, alter Mann! Eine eindeutige Zahl und wie viele Botengänge wir dafür erledigen sollen! Kein so Wischiwaschi mit Prozenten!"

    Distel war - natürlich - sofort begeistert, dass er die Flasche einfach abarbeiten konnte. "Das ist ein guter Vorschlag! Was hat das Fläschlein gekostet und wie viele Botengänge sollen wir dafür erledigen?"


    Enzian war da etwas zurückhaltender. Nicht zuletzt darum, weil Distel das Wort wir neuerdings inflationär gebrauchte, so als ob es in ihrer kleinen Herde keine Individuen gäbe - besonders, wenn es darum ging, seinen eigenen struppigen Hintern aus dem Dreck zu ziehen. Momentan teilten sie sich in alle Kosten herein, aber wenn die Flasche da wirklich teuer war, würde Enzian sich gut überlegen, ob er dieses Mal nicht getrennte Rechnungen verlangte. Natürlich war das auch abhängig davon, was seine eigene Behandlung kosten würde. Wenn die teurer wäre als die Flasche, würde er über Distels kleines Missgeschick großmütig hinwegsehen.


    Bevor er sich zu einer Antwort herabließ, betrachtete er gründlich seine entfernten Hufeisen. Keins davon war verbogen. Einmal abschrubben, waschen und mit Fett einreiben und die Dinger waren wieder wie neu. "Die kommen so wie sie sind wieder dran", konstatierte er. "Egal, was ihr zwei Pfuscher sagt. Was soll der ganze Spaß hier überhaupt kosten? Und wie soll ich Botengänge mit `nem kranken Huf machen?"

    Enzian konnte zusehen, wie Distels Grinsen mit jedem Wort des Heilers breiter wurde, bis er am Ende mit dem unvermeidlichen "SIEHSTE!" rausplatzte.
    "Du kratzt deine Hufen auch nicht täglich aus", verteidigte Enzian sich.
    "Ich hab ja auch keine unsäglichen Eisenschuhe."
    "Dafür wirst du in Kürze gar keine Hufe mehr haben - weil es die nämlich in der Stadt auf dem harten Pflaster einfach runterschmirgelt. Die Hufeisen bleiben dran."
    Distel raufte sich die Mähne.
    "Sonst noch irgendwelche Tipps, außer, dass ich sie sauber halten soll?", fragte Enzian an Pavo gewandt. "Sonst kannst du anfangen mit der Behandlung."


    Dass der alte Mann ihn mit einem Pferd verglichen hatte, ignorierte er gnädig. Hätte der ihm allerdings auch noch empfohlen, zu einem Hufschmied zu gehen statt zum Medicus, hätte er das Donnerwetter seines Lebens erlebt.


    Inzwischen summten mehrere Fliegen, welche die Centauren mit hineingebracht hatten, durch den Raum.

    Enzian


    Enzian wird sowohl von JEELEN, als auch von Baxeda gespielt.


    :punkt: Kurzinfo


    Name: Enzian (Spitzname: Enzo, auch Enzi)
    Volk: Centaure (Zebra/dunkelhäutiger Mensch)
    Fraktion: Chaos
    Alter: 36 Jahre
    Größe: unterer Durchschnitt für einen Centauren (Rückenhöhe ca. 1,40 m)
    Statur: kräftig
    Beruf: desertierter Soldat (Chaos)
    Herkunft: Südrakshanistan
    Derzeitiger Wohnort: Naridien
    Familienstand: Junggeselle
    Sprachen: Asameisch (Muttersprache) & Rakshanisch (sehr gut)



    :punkt: Aussehen


    Enzian ist ein optisch sehr auffälliger Centaurenhengst, während er charakterlich jedoch kaum besonders hervorsticht. Er ist dunkelhäutig, fast schwarz. Unterhalb seines Menschenrumpfes weist er den schwarz-weiß gestreiften Unterleib eines Zebras auf. Er hat auffallend blauen Augen, die ihm seinen Namen einbrachten. Auf dem Haupte trägt er die gestreifte Mähne als Irokesen, der auch seinen Rücken hinab verläuft. Wie in seiner ursprünglichen Heimat üblich, bemalt er seine dunkle Haut gern mit den Fingern mit weißer Kalkfarbe. Seine Körpergröße bewegt sich für einen Centauren im unteren Mittelmaß, aber er ist recht kräftig gebaut, zum einen wegen regelmäßigen Kampfeinsätzen, aber auch, da er gerne gut speist und auch dem Alkohol nicht abgeneigt ist.


    Enzian ist ein Hengst in den besten Jahren, der meistens breit grinst, ungeachtet dessen, dass ihm dank des Huftrittes eines Rivalen auf einer Seite des Mundes zahlreiche Zähne fehlen. Den meisten Leuten erscheint er auf Anhieb sympathisch. Auch die Lippen sind auf dieser Seite stark vernarbt und sein Gesicht wirkt etwas schief, da der Tritt seinen Gesichtsschädel verzogen hat. Auch schnarcht er seither schrecklich und ihm verstopft oft die Nase.


    Als desertierter Chaoskämpfer trägt er noch immer einen leichten Panzer. Enzian schätzt Schmuck, so trägt er manchmal goldene Ohrringe, die er selbst während einer Plünderung erbeutet hat und dazu wechselnde Halsketten und Armbänder.



    :punkt: Charakter und Mentalität


    Das ungestüme Feuer der Jugend, das ihn zu einem Raktauren werden ließ, hat er inzwischen hinter sich gelassen. Er ist etwas ruhiger und überlegter geworden, ohne sein Kämpfernaturell jedoch zu verlieren. Es ist lediglich zielgerichteter als früher. Seine Kriegserfahrung ist ihm bei Auseinandersetzungen eine große Hilfe, provoziert diese allerdings manchmal auch.


    Wenn es zur Sache geht, kann er vom jovialen Kumpel innerhalb von einer Sekunde zu einem tobenden Monstrum werden. Dies führt mitunter zu Konflikten, da er sich recht schnell provoziert fühlt und dazu neigt, überzureagieren. Diese Eigenschaft hat ihm schon manche Freundschaft verdorben. Wenn er ausrastet, ist es am Besten, ihm aus dem Weg zu gehen und zu warten, bis er sich von alleine wieder beruhigt. Versuche, ihn gezielt zu beruhigen, fruchten, wenn überhaupt, dann nur am Anfang. Wenn es die Situation zulässt, hat er inzwischen gelernt, sich gezielt auf ungefährliche Weise abzureagieren, indem er herumrennt oder Bäume mit den Hufen verprügelt. Hat er Alkohol getrunken oder befindet sich in geschlossenen Räumen, fruchtet diese Strategie nicht. Er rastet nicht allzu oft aus, aber wenn, dann richtig und dann geht meistens auch etwas oder jemand zu Bruch.


    Seinen natürlichen Fluchtreflex hat er sich im Zuge seiner Kampfausbildung weitestgehend abtrainiert, nur vor Raubtieren, wie Hunden oder rakshanischen Hyänen, empfindet er nach wie vor große Furcht. Trotz seiner gelegentlichen Ausraster ist er gesellig. Er braucht nicht unbedingt feste Sozialkontakte, aber dafür regelmäßige. Er hat keinerlei Annäherungsprobleme und genau so wenige Probleme damit, wieder seiner eigenen Wege zu gehen.



    :punkt: Fähigkeiten


    Enzian ist, wie fast alle Centauren, ein Naturbursche, der problemlos allein in der Wildnis zurechtkommt, jedoch sucht er lieber die äußeren Ausläufer der Zivilisation. So hat er sich beispielsweise Hufeisen anbringen lassen, um auch auf harten Straßen gehen zu können, ohne seine Hufe zu beschädigen und so die Handelsrouten zum Reisen nutzen zu können. Zudem sind seine Tritte dadurch ausgesprochen gefährlich geworden und nur selten muss er seinen Speer einsetzen. Speerkampf ist jene Kampftechnik, auf die er sich während des Krieges spezialisiert hat. Er kann Speere sowohl zielgerichtet werfen als auch effektiv damit zustoßen. Einen großen Köcher mit mehreren kurzen Wurfspeeren trägt er immer bei sich und dazu seinen langen Kriegsspeer.


    Aufgrund seiner Anatomie kann er, wie alle Centauren, nicht schwimmen und hat eine schlechte Nachtsicht. Auch sein Geruchssinn ist nicht mehr der Beste seit dem verheerenden Tritt in sein Gesicht. Lesen und Schreiben hat er nie gelernt und hegt auch kein Interesse daran, dies zu ändern. Eine weitere Besonderheit ist seine Dyskalkulie. Er hat große Probleme mit allem, was mit Zahlen zu tun hat und selbst einfachste Kopfrechenaufgaben fallen ihm enorm schwer, verlangen seine höchste Konzentration und verursachen Kopfschmerzen. Seine Rechenfähigkeiten bewegen sich auf dem Niveau eines Kindes, so dass ihn Händler leicht übers Ohr hauen können, indem sie ihn beim Wechselgeld betrügen oder Preise für abgewogene Lebensmittel falsch berechnen. Händler kann er daher nicht ausstehen und meidet sie.



    :punkt: Stärken und Schwächen


    + kann allein in der Wildnis überleben
    + kann fünf Tage lang ohne Wasser auskommen (Zebracentaure)
    + Veteran
    + passabler Speerkämpfer
    + leutselig und jovial
    + kann einfache Holzsspeere für den Eigenbedarf herstellen


    +/- heftige Wutausbrüche
    +/- hasst Händler


    - Nichtschwimmer
    - Analphabet
    - Dyskalkulie
    - Angst vor großen Raubtieren (auch Hunden)
    - kann schlecht riechen
    - auf einer Seite des Kiefers zahlreiche abgebrochene Zähne



    :punkt: Reiserucksack


    - leichter Panzer
    - Jacke aus Hirschfell mit Kapuze
    - langer Speer mit Eisenspitze (Beutegut)
    - Köcher mit max. fünf kurzen Wurfspeeren aus Holz (selbstgebaut), Spitze feuergehärtet
    - ein Steinmesser als Werkzeug
    - Ohrringe aus echtem Gold
    - lauter selbstgebauter, wertloser Schmuck (Leder, Knochen, Federn etc.)
    - zusammengerollte Lederplane mit Schnüren gegen Regen
    - Gürteltasche aus Leder für Kleinkram, wie gerade nicht verwendeten Schmuck oder Geld
    - ein Set Spielwürfel



    :punkt: Lebenslauf


    Elternhaus & Kindheit


    Enzian wurde 167 n. d. A. in Südrakshanistan geboren in einer Herde, die ausschließlich aus Zebracentauren bestand. Er war somit dort ein optisch unauffälliges Fohlen und auch charakterlich stach er in keiner Hinsicht hervor. Als er jugendlich wurde, vertrieb ihn der Leithengst, so, wie es der Brauch verlangte und Enzian strich lange allein durch die Tamjara. Da er gelernt hatte, in der Wildnis zurechtzukommen, gab es nur wenige Probleme. Allerdings plagte ihn oft der Hunger in der kahlen Gegend, da er als Junghengst in der Wachstumsphase wie alle anderen auch einen erhöhten Energiebedarf hatte.


    Das Erwachsenwerden


    Auf seiner Suche nach einer Stutenherde, die er erobern konnte, begegnete er den Rakshanern. Zunächst war er misstrauisch wegen der Hyänen, doch sie schmierten ihm bald Honig ums Maul und lockten ihn mit dem Versprechen von saftigen Weidegründen und Abenteuern in den Kriegsdienst für Rakshanistan. Er hatte immer Hunger und nichts zu verlieren, war zudem neugierig, was ihn erwarten würde. Enzian zog also mit einem Teil der Streitkräfte nach Norden nach Zentralrakshanistan, wo Verstärkung an der Front gebraucht wurde.


    Die Raktauren dort emfpingen ihn freundlich und unterwiesen ihn in allem, was er wissen musste. Sein Ausbilder wurde der Raktaurenrappe Schwarzer Holunder, der meistens nur Holunder genannt wurde. Stationiert in Cara'Cor lernte Enzian so den Kriegsdienst kennen und tat sich als passabler, wenn auch nicht überragender, Speerkämpfer hervor.


    Gegenwärtige Situation


    Mit dem Sturm auf Dunkelbruch im Jahre 201 n. d. A. desertierte Enzian. Wegen der vielen Hyänen hatte er sich in Cara`Cor noch nie sonderlich wohlgefühlt und als er eine so große Menge dieser gefährlichen Raubtiere in der Schlacht in unmittelbarer Nähe von sich ertragen sollte, wie sie die Zwerge zerrissen, geriet er in Panik. Er flüchtete und es gelang ihm dank seiner Schnelligkeit, den zu Fuß postierten Bogenschützen zu entgegehen, die sich im Grase versteckten und auf Deserteure schießen sollten.


    Auf seiner Flucht begegnete er dem Ponycentauren Distel, der ebenfalls vor den Kampfhandlungen floh, allerdings auch nie aktiv am Krieg beteiligt gewesen war. Bei ihm handelte es sich lediglich um einen Zivilisten. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Naridien, wo es noch sicher sein sollte. Dass der viel kleinere und harmlose Distel sich als Leithengst ihrer „Ponykompanie“ betrachtet, nimmt Enzian mit einem müden Lächeln zur Kenntnis.