Varmikan hatte Urako zu sich ins Wohnzimmer gebeten. In ihrem neuen gemeinsamen Haus war es für den Frostalben angenehmer, da er die Vorhänge von allen Fenstern geschlossen halten konnte. Zudem war es meist schön kühl in ihrem Haus. Varmikan ging vor und führte Urako ins Wohnzimmer.
"Puschel, Du kennst ungefähr Daves Geschichte. Es gibt einen Erzfeind von Dave der immer noch lebt. Fast so schrecklich wie dessen Vater. Vielleicht sogar noch schrecklicher, denn Dunwin war zwar der Befehlsgeber, aber diese Bestie... so nennt Dave diese Unperson, war jener der die Befehle ausführte.
Nicht auf Geheiß hin, sondern weil er selbst drum bat. Und Dunwin tat nichts lieber, als ihm Dave zum Spielen zu überlassen. Dave wünscht sich seinen Tod. Und er wünscht sich, dass Du es bist, der das Schwein tötet. So grausam und qualvoll wie möglich", erklärte Varmikan.
Varmikan machte eine einladende Geste als sie im Wohnzimmer angekommen waren. Er quetschte sich neben Dave, der bereits gemütlich vor dem Kamin saß. Pavo hatte es sich ebenfalls in ihrem Wohnzimmer gemütlich gemacht.
Der Frostalb hoffte, dass sie bald die Bestie gefangen nehmen konnte, damit sein Mann mit diesem Kapitel in seinem Leben etwas mehr abschließen konnte.
Varmi war bewusst, dass Dave es nie vergessen oder ganz überwinden konnte, aber etwas Heilung würde das Erschlagen der Bestie bewirken. Der Frostalb rutschte ganz nah zu Dave auf, legte ihm einen Arm um die Hüfte und schmiegte sich an. Dave schaute von seinem Buch auf, musterte ihn gut gelaunt und biss Varmikan zärtlich ins Ohr.
„Was ist los Speckröllchen?“, schnurrte er leise.
„Speckröllchen? Pavo ist dicker als ich“, grinste Varmi.
„Ich bin nicht dick! Die Robe trägt auf und ich bin nur in der Mitte etwas rundlich. Verfluchter Frostalb“, knurrte Pavo, musste dann aber doch lachen.
„Das war nur Spaß und nein Pavo Du bist nicht dick“, schmunzelte Dave und las weiter.
„Die Bestie, beschreib sie etwas Sternchen“, bat Varmikan.
Dave neben ihn versteifte sich für einen Moment zur Eissäule, ehe er Varmikan ernst musterte.
„Pavo ist hier“, gab Dave zu bedenken.
„Pavo sollte es wissen und ehe Du den Mund aufmachst, nein er wird Dir nicht die Freundschaft kündigen oder Dich für einen Waschlappen halten. Also rede Dave“, bat Varmikan leise.
„Worum geht es denn? Er hat Recht Davy, wir sind Freunde, ich würde Dich doch nie hängen lassen. Du bist mein Kurzer“, munterte Pavo ihn auf.
„Es geht… es geht darum was mein Vater mir gemeinsam mit seinen Freunden angetan hat. Sie haben mich gequält und ihren Spaß dabei gehabt.
Gut eine Info über die Bestie. Man kann ihn nicht einschätzen. Er kann äußerst charmant sein, sogar freundlich. Er kann Dich grundlos attackieren oder Dir genauso grundlos beistehen.
Falls seine Handlungen einem Muster folgen, habe ich es nie begriffen.
Es war ein verregneter Nachmittag und ER hatte die schlechteste Laune die man sich vorstellen kann. Er befahl mich zu sich und meine Aufgabe war, Nahkampf zu lernen.
Meine tatsächliche Aufgabe war, seinen Sandsack zu geben. Das wusste ER und das wusste auch ich.
Jedenfalls kämpften wir wie so oft und genauso verlor ich an dem Tag. Er mischte mich auf und schliff mich danach zu der Bestie. Die Bestie sollte mir die Lektion nochmals erteilen und jene besondere… die an erster Stelle nur der Bestie zustand.
Das was sich Narbenfresse und sein Gehilfe ab und an einfach nahmen…
Nun er schmiss mich der Bestie vor die Füße und sagte, er habe die Schnauze für heute gestrichen voll. Die Bestie sollte sich um mich „kümmern“.
Damit verschwand ER und ließ mich mit der Bestie allein. Die Bestie sagte nichts weiter, sondern wartete ab bis Dunwin verschwunden war. In dem Moment hockte er sich neben mich und griff nach mir.
Ich kenne bis auf Osmund keinen weiteren Menschen, der solche scharfen und harten Krallen hat wie die Bestie. Ich ließ es über mich ergehen, denn in dem Moment, wo er nach einem greift und man weg zuckt, hat man genau jene Krallen im Gesicht, oder an einer weitaus empfindlicheren Stelle. Aber er tat nicht worum mein Erzeuger hinter der Blume gebeten hatte.
Er kümmerte sich tatsächlich um mich. Er tatschte mich nicht an, er tastete meine Verletzungen ab und stellte mich wieder auf die Beine. Seine krallenbewehrten Hände vorsichtig im Gesicht zu haben, war irgendwie beängstigender als wenn er zuschlug.
Er befühlte meinen Kiefer und erklärte mir in einem nicht zu deutenden Ton, dass Dunwin mir den Kiefer angebrochen hätte. Er warf sich seinen Mantel über, hakte mich unter und brachte mich zu einem Heiler. Nicht irgendeinen Heiler, sondern einen Magier. Ich weiß nicht was er dafür bezahlt hat, aber der Heiler heilte meinen Kiefer damals per Magie.
Die Bestie hat anstandslos dort mit mir gewartet, er war bei der Behandlung dabei, er hat sie bezahlt und ich glaube er hatte sich… gesorgt.
Warum er sich einerseits um jemanden sorgen konnte, den er fünf Minuten später selbst grün und blau schlug oder benutzte, habe ich nie verstanden.
An einem anderen Tag hatte er vor mich zu benutzen. Ich weiß nicht was ich hatte, aber ich fühlte mich krank und habe ihn um Gnade gebeten. Ich habe ihn gebeten, dass ich heute nicht bei ihm lernen muss.
Er schaute mich von oben bis unten an und stimmte zu.
Einfach so.
Ich war glücklich und erleichtert. Wie erleichtert kannst Du Dir nicht vorstellen. Aber die Erleichterung hielt nur einen Augenblick an. Denn ein paar Minuten später lag ich bäuchlings gefesselt in seinem Bett, während sich Narbenfresse und sein Hiwi bedienen durften. Sie und wer weiß ich noch alles.
Und die Bestie lachte. Laut seiner Aussage hatte ich es so gewollt. Ich wollte nicht von ihm unterrichtet werden und er ist damit meinem "Wunsch" nachgekommen.
Wie sagte Archibald?
Man sollte vorsichtig mit dem sein was man sich wünscht, es könnte sein es geht in Erfüllung.
Irgendwann habe ich nichts mehr gefühlt, nicht mal mehr die Schmerzen, mein Körper war taub und ich war weit weg von ihm.
Und dann hörte ich ihn…
ER war dort.
Dunwin… mein Vater redete, lachte, scherzte während ich da lag und…
Das war einer der Momente, wo ich mich einsamer gefühlt habe, als man sich vorstellen kann. Wenn zig Leute mit Dir machen was sie wollen, Du keine Kontrolle darüber hast… was schon schlimm genug ist, aber Dein Vater ist anwesend… und Du weißt genau, von ihm hast Du keine Hilfe zu erwarten.
Irgendwann in den Morgenstunden hat die Bestie ihren Mantel über mich geworfen, weil sie mich nicht mehr sehen konnte... ich widerte sie an.
Was immer dieses menschliche Schwein namens Dunwin auch war, ein Vater war er nie.
Ich würde mich für mein Küken in Stücke reißen lassen, aber er… auf ihn geschissen. Da war seine dressierte Bestie noch humaner“, antwortete Dave.
Varmikan nahm seinen Mann in die Arme und drückte ihn fest an sich.
"Wir werden die Bestie finden und töten. Er wird tausend Tode sterben Sternchen, mindestens", flüsterte Varmikan liebevoll.
"Oder einige mehr. Lass Dir von niemandem einreden, dass Du es bist der sich zu schämen hat Davy! Sie sind es und sie werden dafür büßen! Goblins sind listig und erfindungsreich und ich bin einer!", antwortete Pavo vehement.