Beiträge von Sven Olafsson

    Besucher


    Für den Rückweg zu Svens Höhle brauchten die beiden erstaunlich wenig Zeit, in der sie stumm neben einander her gingen. Was hätten sie auch bereden können? Hey, woher kommst du? Mit der Antwort knurr - heul? Sven musste bei dem Gedanken leicht grinsen. Doch schon bald verging sein Grinsen, als sie der Höhle näher kamen. Bereits von weitem konnte Sven erkennen, dass dort auf der anderen Seite des Bachlaufes einige mehr Fußspuren zu finden, als sie noch waren, kurz nachdem er aufgebrochen war. Den Hirsch hielt er nun nur noch mit dem linken Arm auf der linken Schulter und zückte mit der nun freien Rechten sein Messer. Vorsichtig näherte er sich der Öffnung. Sein wölfischer Begleiter merkte durch seine Art auch recht schnell, dass etwas nicht zu stimmen schien und senkte den Kopf. Auch seine Schritte wurden deutlich vorsichtiger. Vor dem Höhleneingang nahm Sven den Leichnam des Tieres von der Schulter und legte sie möglichst leise auf den Boden. Bisher konnte er weder jemanden hören noch sehen. Das Messer verstaute er wieder und nahm sich statt dessen Pfeil und Bogen zur Hand. Noch einmal blickte er sich um, doch weit und breit war niemand zu sehen. Langsam betrat er die Höhle, doch auch hier musste er nach einigen Schritten feststellen, dass niemand hier war. Hatte er es sich doch nur eingebildet? Gerade als Sven sich umdrehen wollte, um den Hirsch rein zu bringen, als er bemerkte, dass sein Mantel in der Ecke fehlte. Energisch ging er in die Ecke, in der er seinen Mantel über seinen Rucksack gelegt hatte, doch von beidem fehlte jede Spur. Sven schluckte kurz, als er realisierte, dass tatsächlich jemand hier gewesen sein musste und dieser jemand seine Sachen mitgenommen hatte.


    Nach einigen Augenblicken, in denen der Wolf draußen gewartet hatte, kam er wieder heraus gestürmt und sah noch einmal in die Entfernung. Sein Blick fiel dabei jedoch recht bald auf die Spuren auf der anderen Seite des Bachlaufes. Langsam näherte er sich diesen und kniete sich schließlich vor sie. Eingehend untersuchte er sie, bis er sich sicher war, dass hier mindestens 4 Personen gewesen sein mussten. Erneut ging sein Blick in die Ferne, wobei er dieses Mal den möglichen Weg der Gruppe versuchte nachzuvollziehen. Bevor er sich jedoch auf machte, die Verfolgung anzutreten, würde er erst einmal sich ausreichend mit dem Fleisch des Hirsches stärken. Er wusste nicht was auf ihn zu kommen würde und dadurch musste er auch vom schlimmsten Fall, einer möglichen Verwandlung seinerseits, ausgehen.


    Er entschied sich dafür, den Kadaver außerhalb der Höhle aus zunehmen, um das Innere der Höhle nicht direkt am ersten Tag zu versauen. Er stellte seinen Bogen und die Pfeile an die Erdwand, in der sich der Eingang zur Höhle befand. Dann legte er sich den Hirsch zurecht, sodass er nahe dem Bachlauf lag, aber eine möglichst ebene und halbwegs großzügige Unterlage hatte. Dafür bot sich ein größerer Stein ein paar Meter Bach aufwärts an, der für Sven auf Hüfthöhe eine halbwegs glatte und ebene Oberfläche aufwies. Das Messer in der rechten Hand und mit der linken Hand die Beine anhebend, begann Sven einen sauberen Schnitt an der Bauchseite. Danach schnitt er jeweils an den Innenseiten der Beine noch einmal entlang, sowie auf halber Strecke einmal um das. Das tat er auch beim Hals. Nun legte er das Messer erst einmal zur Seite und begann die Haut des Tieres mit kräftigen Rucken vom Fleisch zu trennen. Ab und an ging er mit dem Messer noch einmal zwischen Haut und Fleisch, um letzte Stellen zu lösen. Am Ende hielt er ein recht gut erhaltendes Stück Hirschhaut in Händen. Aus Mangel an Möglichkeiten hängte er es erst einmal über eines der Äste des umgestürzten Baumes. Dort würde es zwar nicht ideal trocknen, doch Sven hatte gerade keine Zeit oder Equipment, um es ordentlich trocknen zu lassen. Als nächstes entfernte er das Geweih mit gezielten Schlägen seines Messers vom Schädel und legte diese unter die Haut auf den Boden. Nun machte er sich an das Fleisch. Die Innereien ließ er dabei jedoch vorerst intakt, da er sie stets lieber mied. Er schnitt sich dagegen größere Stücke Fleisch aus dem Körper des Hirsches und spießte diese auf abgebrochene, aber stabile Äste, welche in der Umgebung einfach zu finden waren. Er sammelte auch genug Trockenholz, um noch schnell ein Feuer zu entfachen. Ohne seine Feuersteine, welche sich im Rucksack befanden, würde er auf die eher schwere Methode zurück greifen müssen, in der er einen Holzstab auf einem Holzblock solange rieb, bis das dazwischen befindende trockene Gras, zu brennen begann.


    Das Feuer dauerte eine Weile, bis es endlich an war und auch gut genug brannte, sodass Sven die Stöcke mit dem Fleisch am Rand in den Boden rammen konnte, sodass das Fleisch leicht über dem Feuer hing. Jetzt hieß es warten. Sein Blick ging erneut entlang der Spur der Gruppe. Am sinnvollsten wäre es gewesen, direkt hinter her zu jagen, doch mit Hunger war ein ein zu leichter Gegner für eine kleine oder vielleicht auch größere Gruppe. Sven hatte keine Ahnung mit wem genau er es zu tun hatte.

    Lebensgrundlage geschaffen


    Der Wolf führte Sven einige Minuten quer durch Dickicht und über Holzansammlungen von umgefallenen Bäumen und abgefallenen Ästen. Während der Wolf recht einfach überall hoch und runter sprang, fiel es Sven teils schwer, da er in seiner menschlichen Form einfach viel zu viel Gewicht und Größe aufbrachte. Jedoch hielt sein neuer Begleiter stets an, wenn Sven durch das Unterholz brach oder sich erst einmal einen Weg durchs Dickicht bahnen musste. An mancher Stelle blieb der Wolf stehen, streckte die Nase in die Höhe, spitzte die Ohren, lauschte und roch. Er war auf der Suche nach etwas. Sven konnte allerdings nicht genau ausmachen, was es war.


    Weitere Minuten vergingen, in denen sein Begleiter nun die Nasenspitze dicht über den Boden hatte. Wir müssen nah dran sein... Am Fuß eines Hügels blieb er stehen und sah Sven erwartungsvoll an. Mit einem Nicken bestätigte Sven, legte den Pfeil in den Bogen, welchen er die ganze Zeit in der Hand getragen hatte und näherte sich dem Hügel. Je höher er kam, desto mehr ging er in die Hocke. Er blieb er stehen, als er über den Hügel hinweg sehen konnte. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Er hörte, wie sein Wolf nun auch näher kam und streichelte ihm kurz über den Kopf. "Dann wollen wir mal..." Auf der anderen Seite des Hügels graste auf einer kleinen Lichtung eine ganze Gruppe von Rehen. Wieso das eine Rehkitz vorhin allein unterwegs war, war nun offensichtlich. Es hatte die Herde verloren und es nicht einmal mitbekommen. Sven spannte den Bogen und ließ seinen Blick über die anwesenden Tiere streifen. Sein Blick verharrte bei einem Hirsch, den er im ersten Moment gar nicht bemerkt hatte. Das Geweih war gut ausgebildet und recht groß. Er musste also schon etwas älter sein. Ein paar wenige Enden waren abgebrochen, so wie es schien. Also musste es noch jüngere Hirsche in diesem Rudel geben. Sven legte an. Sein Blick ging nun direkt am Pfeil entlang. Noch ein letztes Mal korrigierte er den Winkel. Die Entfernung war nicht all zu weit, deswegen nur leicht nach oben. Wind war hier durch den dichten Wald fast nicht vorhanden, also konnte er horizontal gesehen direkt auf dem Hirsch bleiben. Sein Ziel war der Hals, speziell die nahe der Mitte entlang gehende Halsschlagader. Er wusste, dass seine Pfeile mangels Metallspitze es nur schwer durch den Schädel des Tieres schaffen würden, zumindest würde es dort schwerer sein. Traf er die Halsschlagader, würde das Tier ein relativ schnelles Ende finden. Den Körper brauchte er gar nicht erst in Betracht zu ziehen, da hier nur das Herz tödlich gewesen wäre und das zu treffen war ein Blattschuss, den er nicht empfehlen konnte. Er atmete noch einmal ein, wartete bis der Hirsch sein Kopf hob und ließ mit der rechten Hand die Sehne los. Leicht bog sich der Pfeil, während er seine rotierende Bahn auf den Hals des Hirsches zu flog. Mit bloßem Auge war das allerdings nicht zu erkenne, doch Olaf hatte es ihm damals erklärt.


    Der Pfeil traf wie gewollt und ein markschütterndes Geräusch war das letzte, was der Hirsch noch von sich gab, ehe er zusammen brach. Sven versuchte gar nicht erst die anderen zu treffen, da sich die Herde sofort in alle Richtungen auf machte und davon rannte. Sven stand gemütlich auf, blickte konzentriert auf den sich noch leicht windenden Hirsch, um gar nicht erst in Versuchung zu verfallen, dem Rest hinter her zu jagen. Langsamen Schrittes und begleitet vom Wolf näherte er sich dem toten Tier. Kurz vor diesem legte er sich den Bogen wieder über, zückte das Messer aus seiner Scheide und kniete sich neben den Hirsch. Die Hand legte er sanft auf dessen oberen Hals und drückte ihn schließlich nach unten, dass er seinen Kopf nicht mehr groß winden konnte. "Sssscchhhh.." mit diesem Laut versuchte er seine Beute ein letztes Mal zu beruhigen, bevor er sein Ende vollends besiegelte. Mit einem Augen, in dem der Schmerz und das Ende geschrieben stand, blickte der Hirsch zu Sven empor. Mit einem einzigen Stich rammte er das Messer tief in den Kopf des Tieres, sodass es nun endgültig ruhig blieb und eine gewisse Leere im Blick entstand. Sven verharrte nicht lang, zog erst das Messer heraus und säuberte es leicht mithilfe vom Moos auf dem Boden, ehe er es weg steckte und schließlich mit dem Pfeil das selbige tat. Mit beiden Händen packte er den frischen Leichnam und schmiss ihn sich beim Aufstehen über die Schulter, welche noch vom Bogen freigelassen wurde. Mit einem Wink seiner Hand, signalisierte er dem Wolf ihm zu folgen und sie machten sich auf den Weg zurück zu Svens Höhle.

    Ein neuer Freund


    Sven folgte der Spur nun bereits eine ganze Weile und immer noch gab es keine Spur von dem Reh, doch langsam roch er etwas, dass nicht in den eigentlichen Waldgeruchmix passte. Es war der Geruch von frischem Blut. Kaum hatte er diesen Geruch identifizieren können, stoppte er in seiner Bewegung und lauschte. Der Wind rauschte durch die Baumkronen. Hier und dort waren Geräusche anderer, meist kleinerer, Tiere zu hören. Keines dieser Geräusche hätte dagegen etwas mit frischem Blut zu tun. Vorsichtig ging er weiter, bei jedem Schritt aufpassend, dass er nicht mehr Geräusche als nötig machte, bis er es schließlich sah, das Rehkitz oder was von ihm übrig geblieben war. Die Spur endete bei den Überresten eines jungen Rehs. Kopf und Körper völlig Blut überströmt. Vom Bauch war keine Spur mehr, außer dass die Eingeweide in einem breitem Kreis verteilt lagen. Alles was Fleisch gebracht hätte, war verschwunden. Jemand oder besser etwas war schneller... Enttäuscht ließ er die Arme sinken, drehte sich einmal im Kreis, wobei er ein markerschütternden Schrei von sich ließ, als der Bär in seinem Inneren kurz die Oberhand übernehmen konnte. Schnell hatte er sich jedoch notdürftig im Griff und kniete vor dem Leichnam nieder.


    Er untersuchte den Bereich um die Überreste auf weitere Spuren. Was auch immer das Reh getötet hatte, würde auch seine Spuren hinterlassen haben. Noch während er zu Boden sah, bemerkte er ein knackendes Geräusch hinter sich. Blitzschnell drehte er sich um, riss den Bogen nach oben und hatte auch den Pfeil eingelegt sowie die Sehne gespannt. Ein einsamer Wolf war in einigen Metern Abstand zu ihm, doch griff er nicht an. Vielmehr blieb er schlicht auf Abstand und schnupperte. Das Maul des Wolfes war über und über mit Blut, was die Erklärung für den Verbleib des Rehfleisches war. Darüber hinaus war der Wolf fast gänzlich mit schwarzem Fell überseht, nur eine Stelle auf seiner Stirn war weiß. Sven behielt den Bogen oben, da er genau wusste, wie ein Wolf reagieren könnte, schließlich trug er selbst einen in sich. Doch von dem Wolf schien keine Gefahr auszugehen, was Sven verwunderte. Spürte dieser Wolf einen Artgenossen in ihm? Vermutlich. Langsam senkte Sven den Bogen, legte Bogen und Pfeil auf den Boden und hielt die nun freie rechte Hand in Richtung des Wolfes. Es war riskant bei dieser Tierart, jedoch hatte Sven, so wie offenbar auch der Wolf, wenig Interesse den einzigen Artgenossen in der Umgebung zu erledigen. Jedenfalls ging Sven davon aus, dass auch er alleine war, sonst hätte er von seinem Rudel längst etwas mit bekommen. Langsam kam der Wolf näher, den Kopf leicht gesenkt. Als er nah vor Sven war, drückte er seinen Kopf sanft gegen Svens Handfläche. Ein Lächeln huschte über Svens Gesicht. "Bist wohl auch allein..." sprach er freundlich vor sich hin in der Gewissheit, dass der Wolf ihn so nicht verstand. Sanft streichelte er ihm über den Kopf.


    Es waren nur wenige Sekunden, in dem dieser Moment bestand. Der Wolf wandte sich von Sven ab und ging einige Schritte, ehe er sich noch einmal zu Sven umsah und dann weiter lief. Sven verstand sofort, griff sich Pfeil sowie Bogen und stand auf. Noch einmal sah er zu dem Rehkitz hinab, ehe er seinem neuen Begleiter folgte.

    Das neue Jagdgebiet


    Sven war begeistert von der Umgebung, welche er sich ursprünglich nur notdürftig gesucht hatte. Der Wald war groß, die Pflanzen- und Tierwelt reich an Arten und das Wetter angenehm. Zwar hätte er nichts dagegen, wenn es ein paar Grad kühler wäre, allerdings konnte man nicht alles haben. So arrangierte er sich mit den Temperaturen. Darüber hinaus war der Wald auch nicht eben, sondern bot durch Hügel und Steinformationen genug Abwechslung und Möglichkeiten sich ideal an Beute heran zu schleichen.


    Nach gut einer Stunde stand Sven vor einer Mannshohen Steinformation. Sonderlich breit schien sie nicht zu sein, höchstens einige Meter in beide Richtungen, doch wo bliebe der Spaß, wenn er jedes Hindernis umgehen würde. Die Pfeile schob er sich in den Gürtel, den Bogen hängte er sich um sein breites Kreuz. Vor dem Aufstieg suchte er jedoch erst einmal geeignete Stellen, um sich fest halten zu können. Nicht einfach, da der Fels vor seinen Augen fast komplett abgerundet und glatt war. Weiter oben konnte er doch einen Riss erkennen, den er nun mit seinen Händen festhielt. Nachdem er noch kurz prüfte, wie stabil die Stelle war, zog er sich mit einem Ruck empor. Als er jedoch sein rechtes Knie aufsetzte, rutschte es sofort ab und Sven flog fast wieder hinab. Der Sturz wäre zwar nicht so tief gewesen, dennoch war Sven froh darüber, dass er sich immer noch fest genug hielt. Beim zweiten Anlauf gelang ihm der Aufstieg dann schließlich, sodass er den Riss los lassen und sich hinstellen konnte.


    Er schaute zurück zu der Richtung aus der er kam, doch bis auf seinen Weg, den er sich durch das Unterholz gebahnt hatte, konnte er nicht viel erkennen. Kaum viel sein Blick wieder nach vorne, entdeckte er einzelnes Rehkitz, welches in gut 50 Metern Entfernung aus dem Dickicht wagte. Sven ging direkt in die Knie und duckte sein massigen Oberkörper hinter einem Stein, welcher oben auf dem ansonsten ebenfalls steinigem Hügel zu finden war. Den Bogen nahm er nun wieder hervor und auch einen der Pfeile, welchen er direkt in den Bogen legte. Doch er spannte den Bogen noch nicht. Die Schussbahn war noch nicht ideal genug. Sein Magen knurrte erneut, sodass er die Augen schloss. Er mochte das Gefühl nicht, vor allem wenn es bereits so stark war. Als er die Augen wieder öffnete, stand das Kitz nun mit aufmerksamen Blick an Ort und Stelle. Das Knurren hätte es unmöglich hören können... Bin noch viel zu weit entfernt! Aufmerksam beobachtete er die Umgebung. Er war sich sicher, dass etwas die Aufmerksamkeit des Kitz erregt hatte, war sich jedoch nicht sicher was genau es war. Er selbst hatte nämlich nichts bemerkt, wobei er mit seinem Magen kurzzeitig abgelenkt war. Noch bevor er etwas weiteres bemerken konnte, begann das Kitz mit seiner Flucht. Svens Instinkt riss ihn innerlich zur Verfolgung, doch Sven hielt sich mit gestreckten Arm gegen den Stein davon ab. Das Verlangen nach Jagd und Blut wurde immer stärke. Sven schloss erneut die Augen, um seinen tierischen Instinkten Herr zu werden. Nicht jetzt... flehte er förmlich sich selbst in Gedanken an. Sein Hunger war bereits zu stark und eine Verwandlung würde seinem Körper überhaupt nicht gut tun.


    Es dauerte eine Weile, bis Sven den inneren Drang überwinden konnte. Zu lange. Vom Reh war nichts mehr zu sehen. Sven nahm den Pfeil wieder aus dem Bogen und hielt ihn längs des Bogens mit der linken Hand. Etwas frustriert sprang er den Fels wieder herunter, jedoch auf der Seite, in der er das Kitz gesehen hatte. Irgendetwas schien es verscheucht zu haben und Svens Neugierde übermannte seine Vorsicht. Aufrecht, aber aufmerksam näherte er sich der Stelle, an der das Tier gestanden hatte. Kaum kam er dort an, drehte er sich langsam und sah sich jegliche Details der Umgebung an. Doch bis auf den Wald konnte er nichts erkennen. Er ging auf die Knie und untersuchte die Spuren, denen er erst einmal folgte. Etwas hat es erschrocken oder ihm Angst gemacht...

    Der erste Morgen


    Die Nacht war bereits herein gebrochen, ehe Sven sich von seinen Gedanken über die Gefahren, welche die Höhle mit sich brachte, los reißen konnte. An diesem Tag würde er daher nicht mehr viel machen können und die Müdigkeit übermannte ihn sowie so schon. Viel Schlaf hatte er auf der Überfahrt nicht finden können, weswegen er zu allererst einen gesunden Schlaf brauchte. Annehmlichkeiten wie ein Bett oder vergleichbares waren dabei jedoch nicht zwingend notwendig. Er schlief seit seiner Verbannung bereits auf dem Boden, auch wenn er zu jener Zeit, in der sein Mentor noch lebte, zumindest ein Lager aus Moos und Blätter sein eigen nennen konnte. Doch alles zu seiner Zeit. Sein Rucksack als Kopfkissen würden für die erste Nacht in der neuen Heimat ausreichen. Heimat... Noch fühlte sich nichts danach an, doch Sven war optimistisch genug, was das anging. Es würde zu seiner Heimat werden. Es brauchte nur die ein oder andere Verbesserung oder besser Anpassung der Höhle.
    Sven legte sich hin, schob den Rucksack noch ein paar mal zurecht und fiel dann bei den Geräuschen des Waldes schnell in einen tiefen Schlaf.


    Der eigentliche Sonnenaufgang war bereits längst vorüber, als Svens Augen zu blinzeln begannen. Mit einem ausführlichen Gähnen, gefolgt von ausgiebigen Streckungen setzte sich Sven auf und sah sich in seiner kleinen Höhle um. Das erste was er neben den Geräuschen des Waldes bemerkte, war der Durst und Hunger, welche nach Stillung verlangten. Sven verzog leicht das Gesicht, als sein Magen sich stark zu Wort meldete. Dann wollen wir mal... sagte er sich innerlich und stand auf. Den Rucksack stellte er erst einmal tief in eine der hinteren Ecken und warf noch dazu seinen Mantel rüber. Sie sollten so wenigstens fürs Erste versteckt genug sein, sollte der unwahrscheinlich Fall eintreten, dass jemand die Höhle betrat.


    Kaum verließ er die Höhle, blendeten ihn leicht die Sonnenstrahlen, welche sich vereinzelt durch das ansonsten dichte Blätterdach ihren Weg bahnten. Sein Blick schweifte teils tief durch den Wald, soweit er jedenfalls sehen konnte. Er kannte bisher fast gar nichts von dieser neuen Umgebung bis auf den Weg von und zur Stadt. Bevor er sich jedoch auf einen ausführlichen Erkundsgang aufmachte, kniete er vor dem Bach lauf, um mit zur Schale geformten Händen ein wenig des frischen, kalten Wassers zu trinken. Anschließend nahm er noch einmal soviel Wasser, wie er mit seinen Händen halten konnte und warf es sich ins Gesicht. Erfrischt stellte er sich nun wieder auf und atmete die Waldluft tief ein.


    Bevor er nun zur Erkundung aufbrach, ging er noch einmal in die Höhle und holte sich Pfeile und Bogen, um sich im Falle der Fälle ein Tier zu jagen. Ausreichend ausgestattet, verließ er nun die Höhle und begann seinen Weg durch den Wald.

    Ein neues Zuhause


    Die Ankunft in Obenza hatte Svens Sinne und Befürchtungen in seiner Gänze überfordert. Kaum war er von den Grauen der Überfahrt befreit gewesen, musste er sich der schieren Masse an Personen stellen. An allen Ecken drängten sich die anwesenden Völker, sodass Sven den inneren Drang verspürte so schnell es ging die Stadt vorerst wieder zu verlassen, was er letztlich auch tat. Ohne auch nur ein paar Stunden in der Stadt zu verbringen, verließ er sie in Richtung Süden.


    Je weiter er von der Stadt sich entfernte, desto weniger Leuten begegnete er. Als es nur noch eine handvoll waren, welche seinem Weg kreuzten, verließ er die vorgeschriebenen Pfade und wandte sich der erst besten Waldgrenze zu, welche er erspähen konnte. Sein eigener Weg führte ihn schließlich über weite Wiesen und Hügel weit abseits von Obenza, bis er die Stadtgrenze nicht einmal mehr sehen konnte. Dennoch wollte er sich dem Unwohlsein unter Anderen stellen, auch wenn dies vermutlich noch ein weiter Weg war. Sein Vorhaben blieb dennoch bestehen, so dass er es versuchte höchstens eine Tagesreise von der Stadt entfernt zu bleiben.


    Ein paar Stunden waren bereits vergangen und die Sonne begann langsam sich dem Horizont zu nähern, als Sven eine für ihn geeignete Stelle im Wald abseits von allem gefunden hatte. Er ging gerade einen Bachlauf entlang, welche sich an einer Erdkante entlang hangelte. Gezwungener Maßen musste er dabei über einen umgestürzten Baum klettern, welcher oberhalb der Erdkante seine Wurzeln hatte. Hätte er sich nicht noch einmal zu diesem ein paar Schritte später umgedreht, so hätte er sein neues Zuhause vermutlich übersehen. Direkt hinter dem Baumstamm war ein kleinerer Höhleneingang, groß genug um in Menschengestalt halbwegs aufrecht hindurch zu passen. Direkt stoppte er bei dieser Sichtung seinen ursprünglichen Weg und ging zur Höhle. Viel konnte er anfangs nicht sehen, da es draußen immer noch zu hell war und seine Augen sich erst wieder an die absolute Dunkelheit konzentrieren mussten. Langsam tastete er sich voran, wobei seine Sinne in alle Richtungen achteten, um Gefahren frühzeitig zu erkennen. Irgendjemand oder irgendetwas muss diese Höhle gegraben haben... Natürlich sieht sie nicht aus... schoss es ihm durch den Kopf, als er nach ein paar wenigen Metern in einem etwas größeren Bereich angelangt war. Neben dem schmalen Eingangsgang konnte er hier hinten ohne Probleme aufrecht stehen und sich sogar recht frei bewegen. Es war zwar längst ein Vergleich zum Inneren irgend eines Hauses, jedoch würde es reichen.


    Sven nahm den Rucksack von den Schultern und warf ihn achtlos zur Seite, was einen ungewöhnlichen Klang verursachte. Verwundert hockte sich Sven neben seinen Rucksack und schob diesen zur Seite. Im ersten Moment konnte er nichts außer dem Dreck auf dem Boden erkennen. Behutsam strich er mit der flachen linken Hand über den Boden und offenbarte... Holz? Sven grub nun mit beiden Händen das aus, was sich dort befand. Nach einigen Minuten hatte er bereits die komplette Oberseite und ein wenig des darum liegenden Drecks freigeräumt. Vor ihm im Boden befand sich eine Holztruhe. Unverschlossen, wie Sven feststellte, noch dazu. Vorsichtig öffnete er diese, doch bis auf gähnende Leere war nichts zu entdecken. Nun begann er zu grübeln über die Entstehung der Höhle und warum es gut versteckt war. Hier hat jemand etwas versteckt... Vermutlich sich selbst direkt mit... Ein Versteck und Unterkunft zugleich... Ein Jäger? Eher nicht... Ein Söldner? Unwahrscheinlich... Auf Grund mangelnder Beweise konnte er den genauen Grund dieser Höhle nicht am ersten Abend enthüllen, doch eines wusste er nun. Es wurde zu einem bestimmten Zweck geschaffen und vielleicht auch noch genutzt. Er würde vorsichtig sein müssen...

    Kurzinfo


    Name: Sven Olafsson
    Volk: Gestaltwandler (Almane/Bär/Wolf)
    Fraktion: Die Freien Völker (komplett unpolitisch)
    Alter: 28
    Beruf: Jäger
    Herkunft: Almanien
    Derzeitiger Wohnort: Wald um Obenza
    Sprachen: Natursprache, Asameisch
    Haarfarbe: rot-blond (kupferfarbend)
    Almane
    Größe: 1,85m
    Statur: muskulös, breite Schultern
    Bär
    Größe: 2,0m
    Statur: massiv
    Wolf
    Größe: 1,6m Kopf-Rumpf-Länge | 0,8m Schulterhöhe
    Statur: etwas muskulös für einen Wolf


    Aussehen
    Almane
    Durch seine tierischen Versionen ist Sven Olafsson stark beharrt am ganzen Körper. Sonderlich auffällig ist es allerdings noch nicht. Besonders der starke Bartwuchs und die langen Haaren lassen nach außen hin auf weiteres schließen, wobei selbst dies für einen Menschen eher gering ungewöhnlich ist.
    Das Gesicht ist von einer Narbe über dem rechten Auge gezeichnet, welches sich weit über die rechte Seite des Gesichtes zieht und auf schwere Kämpfe in der Vergangenheit hindeutet.
    Durch den dichten Bart ist ansonsten vor allem der selten lächelnde Gesichtsausdruck zu erkennen, was oft finsterer aufgenommen wird, als es eigentlich sollte.
    Die Augen sind selten ruhig, sondern suchen ständig alles in der Umgebung ab.


    Bevorzugt trägt Sven einfache Kleidungen, welche schnell aus und an gezogen werden können, um im Falle einer Verwandlung schnell reagieren zu können. Meist sind diese in schwarzen Farben oder natürlichen Farben, wobei Sven sich mit allem zufrieden geben würde, was seine Blöße in Menschengestalt verbirgt. Ihn stört es daher nicht, wenn er für Stunden oder Tage Oberkörper frei herum läuft.


    Auch der Oberkörper weißt einige Narben von früheren Begebenheiten auf.


    Bär / Wolf
    In beiden tierischen Gestalten trägt Sven keine Kleidungen, da diese hier nicht von Nöten waren. Alle Narben, welche er auch als Mensch hat, sind als Tier teilweise sichtbar, wenn sie nicht vom Fell überdeckt werden. Auffällig ist hier besonders das rot-blonde Fell, welches sich dicht über den Körper verteilt, durch seine Farbgebung jedoch nur schwer im Tierreich zu finden ist.


    Charakter und Mentalität
    Das wohl auffälligste an Svens Charakter ist seine zwiegespaltende Herangehensweise. Mal neigt er zur vorsichtigen Beobachtung, während er in einem anderen Moment eher zur aggressiven Vorgehensweise neigt. Mal ist er ein ruhiger Zeitgenosse und mal ein Hitzkopf. Dieser innere Zwiespalt rührt von seinen beiden tierischen Gestalten her, welche in ihm stets um die Herrschaft kämpfen. Während die Mentalität sich dadurch in wenigen Sekunden schlagartig ändern kann, so bleibt sie an anderer Stelle für Tage bestehen. Nie kann man sicher sein, wie er als nächstes reagiert.


    Darüber hinaus ist er ein Einzelgänger, welcher die Gesellschaft vorzieht. Was ebenfalls durch den Zwiespalt verursacht wird. Er sehnt sich zu meist gleichen Teilen an der Gesellschaft anderer, wobei er dann doch lieber auf Abstand bleibt. Im Grunde zieht er daher lieber die Natur vor, wo er möglichst wenig in die Versuchung einer Gesellschaft und dem damit einhergehendem Zwiespalt kommt.


    Sein bäriges Inneres sorgt darüber hinaus dafür, dass er einen starken Beschützerinstinkt besitzt, sollte ihm einmal etwas wirklich wichtig sein, wobei dort egal ist, aus welchem Grund dies geschieht. Sein wölfisches Inneres sorgt dagegen für ein gewisses Alphaverhalten, welches jedoch nicht immer auf Zustimmung trifft.


    Fähigkeiten
    Seine höchste Begabung ist wohl in der Jagd zu finden. Egal ob als Bär, als Wolf oder mit eben veränderten Sinnen als Mensch hatte er bisher noch nie das Problem gehabt sein Opfer zu finden und zur Strecke zu bringen. Jedoch achtet er hierbei stets darauf nie mehr zu nehmen aus der Natur, als er selbst braucht. Benötigt er Teile des Jagdopfers nicht für seine eigenen Bedürfnisse, so versteht er sich gut daran diese an den meist bietenden zu verkaufen. Seine Redegewandtheit hilft ihm bei solch einem Handel gut, auch wenn er sie so gut meidet, wie der generelle Kontakt zu anderen. Da er sich stets selbst um alle seine Bedürfnisse zu kümmern versucht, hat er auch entsprechende handwerklichen Talente, wobei er diese nur für natürliche Gegenstände einsetzt. Mit Bergbau oder Schmied hat er damit weniger zu tun. Er greift lieber auf seine in der Natur selbst gebauten Waffen und Fallen zurück.


    Magie
    Bis auf die Verwandlung in Bär und Wolf besitzt Sven keine weiteren magischen Fähigkeiten.


    Religion
    Auf Grund seiner Begabung als Gestaltwandler veehrt er Ardemia, welche ihm dieses Geschenk oder diesen Fluch gebracht hatte.


    Stärken ud Schwächen
    Stärken
    Seine größten Stärken lassen sich aus den beiden Tieren ableiten:
    Die Stärke des Bären und die Ausdauer des Wolfes.
    Ebenso ist er durch die Einflüsse des Wolfes auch außergewöhnlich schnell.
    Durch die Einflüsse des Bäres hat er eine erhöhte Schmerzverträglichkeit.


    Schwächen
    Seine größte Schwäche ist der durch die beiden Tiergestalten einhergehende Zwiespalt, welcher seine gesamte Mentalität und Charakter beeinflussen.
    Eine weitere größere Schwäche resultiert aus seiner größten Stärke. Die enorme Ausdauer und Stärke müssen kompensiert werden, weswegen Sven nahezu immer Hunger hat und entsprechende Mengen verspeisen kann und bei Einsatz der Fähigkeiten auch muss. Ebenso steigt bei Einsatz seiner Fähigkeiten auch der Drang nach Schlaf.
    Seine größte Angst, auch wenn er es im gleichen Zug liebt, ist Wasser. Einerseits liebt er das Wasser als Teil der Natur, fürchtet sich im Gegenzug davor, sodass er es niemals wagen könnte, in tieferes Gewässer zu gehen, solange er nicht noch stehen kann.


    Stärke und Schwäche zugleich
    Sein Beschützerinstinkt sorgt gleichermaßen für eine Stärke und eine Schwäche. Wo er einerseits seine tierischen Instinkte für ihn arbeiten lassen kann und dadurch seine Kraft und Schmerzverträglichkeit weiter enorm steigern lassen kann, so kommt dieser Effekt nicht von ihm bewusst, sondern kann auch in den ungünstigen Momenten ausschlagen und ihn somit in unnötig gefährliche Situationen bringen.
    Ebenfalls erweist sich sein Jagdinstinkt des Wolfes als Vor- und als Nachteil. Während einer eigentlichen Jagd sind seine Sinne dermaßen geschärft und seine Ausdauer kennt fast keine Grenzen bis er sein Ziel hat. Jedoch kann ein Kampf oder eine Flucht in jeglicher Form jederzeit eben diesen erneut wecken. Hierbei ist es egal, in welche Gefahr er sich bringen könnte. Hat er ein Ziel, fällt es ihm schwer von diesem abzulassen.


    Reiserucksack
    Kleidung
    Seine aktuelle Kleidung besteht aus Schuhe, Hose, Hemd und Umhang.
    Seine Schuhe sind schlichte, aber feste braune Stiefel, welchen man bereits ansieht, wie lange er sie besitzt. Die Hose ist dagegen ein noch etwas neueres Exemplar, auch wenn es ebenfalls Gebrauchsspuren aufweist. Sie ist schwarz und besteht fast komplett aus Leder. Nur am Bund wird sie von einer dunkel braunen Schnur zu geschnürt, welche sich unter einem brauen Gürtel befindet. Ebenso wie die Hose sind Hemd und Umhang ebenfalls durchgehend schwarz bis auf dunkel braune Schnüre am Hemd und eine dunkel Braune Schnalle, welche den Umhang hält. Beides besteht aus etwas roherem Stoff, was ihm jedoch nicht sonderlich stört durch sein natürliches Polster aus Haar.
    Waffen und Ausrüstung
    Seine Hauptwaffe stellt der Bogen dar, welcher an seinem Rucksack befestigt ist. Ebenso sind am Rucksack einige Pfeile befestigt. Bogen und Pfeilen sieht man die naturverbundene Handwerkskunst jedoch stark an, da sie lediglich aus rein natürlichen Materialien bestehen. So besitzen die Pfeile keine Metallspitzen, sondern sind schlicht spitz zulaufend.
    Sein einziges Werkzeug, welcher aus blankem Stahl besteht und nicht von ihm selbst hergestellt wurde in dieser Rubrik ist sein Messer. Dieses hat eine Klingenlänge von rund 20cm und dient ihm als Werkzeug für alles. Es befindet sich in einer ledernen Scheide an seinem Gürtel.
    Als Waffen trägt er stets eine Axt und ein Schwert mit sich herum, welche ebenfalls am Rucksack befestigt sind, jedoch eher selten zum Einsatz kommen.
    Sonstiges
    Neben Axt, Schwert, Bogen und Pfeilen, welche alle außen am Rucksack befestigt sind, trägt er in seinem Rucksack ein paar Münzen, einen Wetzstein und einige andere Utensilien zur Jagd und dessen Nachbereitung mit sich herum.


    Lebenslauf
    Fluch und Segen - Kindheit in Ehveros
    Als jüngster Sohn eines almanischen Bauern wuchs Sven in eher bescheidenden Verhältnisse die ersten paar Jahre auf. Schnell wurden seinen Eltern jedoch bewusst, was Sven war, auch wenn er es noch nicht bemerkte. Er reifte schneller als seine beiden Brüder, welche ihn dafür verachteten und demütigten, wo sie nur konnten, jedoch wusste keiner der beiden den Grund dafür. Bereits mit 4 Jahren war Sven körperlich und geistig soweit, wie seine Brüder, welche 10 und 13 Jahre älter als er waren. Anfangs ging Sven zu seinem Vater um nach Rat zu fragen, doch dieser wollte zunehmend weniger von ihm hören und wenn möglich auch sehen. Nur seine Mutter war stets für ihn da gewesen, auch wenn sie in Anwesenheit von Svens Vater dies nie offen zeigen konnte und wollte, um nicht selbst in die Schussbahn zu geraten. Zu seinem 5. Geburtstag offenbarten sich seine Fähigkeiten zum ersten Mal.


    Seine Brüder hatten ihn gerade erst in eine Ecke der Scheune der Familie getrieben und begannen wild mit Stöcken auf ihn einzuprügeln, als Sven urplötzlich eine innere Wut spürte, wie nie zuvor. Verzweifelt auf Grund dieser neu erstarkten Emotionen ließ er die Wut für sich sprechen. Er wehrte die Schläge der Brüder ab und verpasste beiden in einem Streich einen Schlag, welche sie beide hart zurück warf. Verwundert, über seine Kräfte und dass seine Brüder begannen schreiend davon zu laufen, sah er ihnen hinter her und bemerkte so erst spät, was aus ihm geworden war. Als sein Blick schließlich nach unten ging, traute er seinen Augen nicht, als diese den Körper eines jungen Bären sahen. Verzweifelt versuchte er nach Hilfe zu rufen, doch es kamen nur die Laute eines Bären aus ihm. Der Blick seines Vaters, als dieser mit den Brüdern wiederkam, würde Sven für eine lange Zeit nicht vergessen können. Der blanke Hass und die Verachtung über das, was Sven war, stand im Gesicht des Mannes, der ihm als Vater hätte helfen sollen. Weinend verkroch er sich in die hinterste Ecke der Scheune und wartete bis der Alptraum ein Ende fand. Ein Ende, allerdings anders als er erhofft hatte, kam, als seine Mutter schließlich zu ihm kam. Nachdem sie ihn, trotz Bärengestalt, wie ihren kleinen Sohn getröstet hatte, begann sie ihm eine Geschichte zu erzählen, welche sie so oft ihm erzählt hatte. Sie handelte von Menschen, welche sich in Tiere zu verwandeln vermögen. Früher hatte Sven nicht daran geglaubt und es schlicht für eine gute Geschichte gehalten, doch nun wurde ihm einiges klar. Seine Mutter verriet ihm an diesem Tag ebenfalls, dass er der erste Gestaltwandler nach 2 Generationen sei und sie leider nur die Geschichten hatte, welche ihr von ihrer Mutter und diese von ihrer Mutter erzählt wurden. Im Gespräch erfuhr Sven ebenfalls, dass keiner der Familie wusste, dass es dieses Erbe in der Familie gab. Sven merkte kaum, wie er sich durch die beruhigenden Worte der Mutter zurück in den Jungen verwandelte. Immer noch zersträubt sah er zu seinen nun zerrissenen Kleidungsstücken hinüber, welche am Ort der Verwandlung immer noch lagen.


    Ab diesem Tag wurde es zunehmend schwerer für Sven. Da nun klar geworden war, was er war und welches Tier dies bedeutete, hatten seine Brüder Angst vor ihm, sodass er stets von ihnen gemieden wurde. Auch sein Vater ließ ihn lediglich über die Mutter ausrichten, welche schweren Arbeiten er auf dem Hof zu erledigen hatte. Auch wenn sein Vater es verabscheute, was sein jüngster Sohn war, so wollte er diesen "Fluch", wie er es nur noch nannte, wenigstens für sich arbeiten lassen.


    Doch es kam eines Abends sogar noch schlimmer. Sven hatte sich zunehmend mit der Natur angefreundet und lernte in Gestalt des Bären sogar ihre Sprache. Oft beobachtete er daher den natürlichen Lauf der Dinge in der Natur. Tiere jagten Tiere. Jedesmal verspürte er einen gewissen Adrenalinrausch, wenn er dem auch nur zusah. An diesem schicksalhaften Abend konnte er sich jedoch nicht mehr zügeln. Am Ende des Feldes sah er ein Reh, welches friedlich graste. Aus da noch unerklärlichen Gründen lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Langsam näherte er sich dem Ziel, wobei er nicht einmal merkte, wie er auf der Mitte des Weges anfing auf allen Vieren zu gehen. Vermutlich weil er es bereits gewohnt war, als Bär durch die Natur zu streifen. Je näher er dem Reh kam, desto schneller wurde er. Doch das Reh erkannte die drohende Gefahr und begann seine Flucht. Sven setzte instinktiv zur Verfolgung an. Der Weg ging quer durch den Wald und erreichte nach einige Zeit eine Lichtung. Hier schaffte Sven es schließlich auch das Reh einzuholen und biss ihm direkt in den Nacken, mit der Absicht es zu töten. Nachdem das Geschöpf tot unter seinen Pfoten lag, erkannte er eben solche erst. Der Jagdtrieb war gestillt und so erkannte Sven in was er sich dieses Mal verwandelt hatte. Immer noch war er leicht überfordert davon ein Bär sein zu können und nun musste er auch mit einem Wolf in ihm zurecht kommen.


    Mit Blut überströmter Schnauze und immer noch in Wolfsgestalt kam er zurück über die Felder, nachdem er sich am Reh satt gegessen hatte. Es gab nur ein gravierendes Problem. Der Vater war auf der Suche nach ihm und stand vor dem Haus, als Sven erst als Wolf näher kam und schließlich sich unbewusst zurück zum Menschen verwandelte. Das war zu viel für den Vater. Ohne Sven die Möglichkeit zu geben wenigstens von seiner Mutter Abschied zu nehmen, jagte er ihn von seinem Grund und Boden. Auch wenn es schmerzte, so würde Sven vermutlich nie wieder zurück kehren. Die Alternative bei einer Rückkehr wäre der Tod gewesen, dass hatte sein Vater ihm noch klar gemacht.


    Der Mentor - Der Rand von Ehveros
    Die Zeit der Einsamkeit begann. Sven war von einer Sekunde auf die andere gezwungen für sich selbst zu sorgen. Der Mangel an Kleidung störte ihn dabei nicht mal sonderlich. Auch die Ruhe, welche er in der Natur fand, war alles andere als unangenehm. In dieser Zeit begann Sven die Natur wirklich zu lieben und so schließlich auch zur Göttin Ardemia, der er jeden Tag für ihre Gaben dankte, welche ihn am Leben hielten. Anfangs war er gezwungen sich alles selbst beizubringen, was erwartungsgemäß schlechter lief, als er es sich erwünscht hatte. So verbrachte er fast 2 Jahre, in denen er durch die Wälder von Almanien streifte. Nahrung fand er in Beeren, welche er als Mensch sammelte, Fischen, welche er als Bär aus den Flüssen und Bächen fischte, und Fleisch der Tiere, welche er als Wolf jagte. Sein 10. Geburtstag, welchen er seit der Verbannung nicht mehr zelebrierte, war längst vergangen, als er tief im Wald auf einen Artgenossen traf.


    Olaf war ein Bärwandler. Anfangs beobachtete Sven lediglich den Bären und lauerte lange, immer in der Versuchung einen Bären zu legen. Das Fleisch dieses Tieres hätte Sven ohne Probleme mehrere Tage ernähren können, doch war die Gefahr groß. Er selbst war zwar bereits fast ausgewachsen, doch schien der Bär ein zu großes Risiko dar zustellen. Doch dann gewann der Wolf in Sven die Oberhand und die Jagd begann. In Wolfsgestalt rannte er durch das Dickicht, umrundete den Bären und griff an. Die Antwort kam schneller als erwartet. Zwei der Klauen des Bären zogen sich tief über Svens rechte Gesichtshälfte. Der Schmerz der Wunde und die Angst das Auge zu verlieren, bewirkten die Verwandlung zurück zu einem Menschen, was ihm vermutlich das Leben rettete. Langsam kam der Bär auf ihn zu und Sven bekam es mit der Angst um sein Leben. Die Linke offen in Richtung des Bären ausgestreckt und mit der Rechten versuchend nach hinten zu kriechen, sah er nicht, wie sich der Bär in einen alten Mann verwandelte und schließlich nach seiner Hand griff. Wie erstarrt vor Verwunderung sah Sven den Mann über ihm an und war unfähig etwas zu machen oder zu sagen. Ohne Worte zu verlieren, zerrte Olaf ihn auf die Beine und brachte ihn zu seiner nahe gelegenen Höhle.


    Hier erfuhr Sven mehr von dem alten Mann und auch mehr über die Geschichte seiner Mutter hinaus über die Gestaltwandler. Erstmals begann Sven dies nicht nur als Fluch, sondern ebenfalls als Segen zu sehen.


    Olaf versorgte Sven so gut es ging und die Wunde verheilte schnell. Auch lange später spottete Olaf über die Torheit von Sven einen ausgewachsenen Bären derart lächerlich angegriffen zu haben. Darüber hinaus begann eine Zeit der Kameradschaft und des Lernens. Olaf wurde anders als Sven von seinen Eltern, welche leider ein zu frühes Ende in einer Schlacht fanden, in allem geschult, was er nun bereit war an Sven weiter zu geben. Neben den Fähigkeiten des Gestaltwandelns und wie Sven dies besser unter Kontrolle bringen konnte, lehrte er ihm auch vielerlei Dinge über die Natur und das Handwerk, welches ein erfahrener Jäger seiner Meinung nach beherrschen sollte. Außerdem nutzte er jede Gelegenheit Sven davor zu warnen sich mit anderen Völkern einzulassen. Die Geschichte darüber, wie seine Eltern vor seinen Augen in die Schlacht gezwungen wurden, aus der sie nie zurück kamen, erzählte er dabei bei jeder sich bietenden Gelegenheit.


    Die Jahre vergingen und Olaf wurde nicht jünger. Die Gestalt zu wechseln viel ihm immer schwerer bis er eines Morgens nur noch genug Kraft aufbringen konnte, um aus dem Schlaf zu erwachen. Sven war bereits früh wach gewesen und kam von einer kleinen Jagd zurück, als er das Ächzen des alten Mannes hörte. Anfänglich spottete er nur darüber, bis ihm bewusst wurde, wie ernst es um seinen Mentor und Ziehvater stand. Viele Worte des Abschiedes wurden nicht gesprochen. Sven kniete lediglich neben Olaf und hielt seine Hand, bis dieser in den endgültigen Schlaf gleitete.


    Auf eigenen Pfaden - Auf nach Obenza
    Nach dem Tod seines Ziehvaters verwarf Sven den Familiennamen, welchen er seit der Verbannung stehts mied. Er nannte sich daher zu Ehren seines Ziehvaters nach ihm. Sven Olafs Sohn oder kurz Sven Olafsson. Er war nun wieder allein und verließ Almanien vorerst komplett. Er reiste zum nächst gelegenen Hafen, ging unterdessen stets auf die Jagd und sorgte durch einige Felle, Zähne und andere Teile der Tiere für die finanziellen Mittel, um eine Schiffsüberfahrt zu buchen. Sein Weg führte zu einer Stadt, in welcher wohl auch Olaf lange Zeit gelebt hatte, wie er immer wieder erzählt hatte. Es ging nach Obenza.


    Die Überfahrt war eine Überwindung an jedem neuen Tag für Sven. Das schaukelnde Meer unter dem Schiff löste regelmäßige Angststarren aus, sodass er sich meist unter Deck aufhielt, um möglichst wenig von all dem um ihm herum mit zubekommen. Es half dennoch nicht viel. Im Hafen von Obenza angekommen, kam direkt das nächste Problem. Es waren zu viele Personen hier. Sven zog sich direkt aus der Stadt zurück und suchte den erst besten Wald außerhalb auf, um dort sein neues Leben zu beginnen.