Mauro nickte zu Vittorios Ausführungen, er selbst war ebenso gegen eine Vermischung der Völker. Almanen sollten Almanen bleiben.
"Da bin ich mit Dir einer Meinung Vittorio, eine Vermischung hat noch keinem Volk gut getan. Das Blut wird dünn, man verliert sein Gesicht, seine Gestalt und am Ende die eigene Kultur und ihre Werte. Zudem leidet auch nicht nur ein Volk unter der Vermischung, sondern auch die Mischlinge selbst.
Stell Dir einen Almanen-Arashi-Mischling vor. Hier in Almanien in der Fremde wird die Person immer der Fremdländer, das Schlitzauge sein. Und reist sie dann nach Arashima, ist sie dort der Fremdländer die Langnase. Die Person ist wurzellos, kein Volk sieht in ihr den eigenen Anteil. Alle sehen nur das Fremde und weisen sie ab.
Ist das die Schuld der Person selbst? Nein, niemand kann etwas für seine Geburt. Es ist die Schuld der sorglosen und gedankenlosen Eltern.
Eine Arashi und ein Almane mögen sich finden und lieben. Aber sie erweisen ihrem Kind einen Bärendienst, wenn sie es zeugen. Sie mögen sich ja ein Kind wünschen, ein sichtbares Zeichen ihrer Liebe. Aber das Kind ist nicht das Zeichen sichtbarer Liebe, es ist das Zeichen purer Egozentrik. Wir wollten ein Kind und uns ist völlig gleichgültig, wie das Kind mit seiner Mischlingsherkunft klar kommt.
Gleich wird es den Eltern nicht sein, denn dann hätten sie vorher darüber nachgedacht. Es ist wesentlich schlimmer, sie denken nicht einmal so weit, dass sie sich der Konseqenzen für ihr Kind bewusst sind.
Woher meinst Du kommt der Hass auf andere, von dem gerade Mischlinge oder die gesamte Mischnation Naridien befallen ist? Sie wissen, dass keiner von ihnen eine richtige Herkunft hat. Wir sind Almanen, wir sind Ledwicker. Sie sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen und sie selbst als Personen sind genauso ein bunter Mix aus was auch immer.
Auch daher könnten die schwarzen Haare stammen, möge es Ainuwar verhüten. Ob Naridier, Rakshaner, Arashi oder anderes Fremdblut, es hat nichts in unserem zu suchen. Ich wäre auch dafür, dass man solche bedauernswerte Personen isoliert oder aus Almanien entfernt. Ein Arashi Almanen Mix sollte sein Glück in Arashima suchen. Hier hat er keinen Platz, schlimmstenfalls gibt er sein Mischblut weiter und trägt damit zum Untergang Almaniens bei.
Almanien stand für sich, um einst die Traditionen zu wahren, wurde das Kaishoabkommen geschaffen. Jedenfalls war dies der offizielle Grund. Wenn man nun genau das lockert, wo kommen wir dann hin? Herrschen hier in einigen Jahren naridische Verhältnisse?
Meinst Du wirklich dass es rein auf die Seele ankommt?
Seele und Körper bilden eine feste Einheit Vittorio, Du siehst es doch daran, auch ein Rakshaner der hier aufgewachsen ist, ist immer noch ein Rakshaner. Er denkt in ganz anderen Bahnen, weil dies sein Körper vorgibt. Schon allein bei den körperlichen Empfindlichkeiten, zu warm, zu kalt fängt es an. Dann die Denkweise, die auch dem Körper geschuldet ist. Wo wir nicht mal einen Knopf zuknöpfen, mummeln sie sich ein. Auch dieses Verhalten trägt dazu bei, dass sich so ein Fremdling niemals ganz in die bestehende Kultur einfügen kann. Dafür kann er nichts, dennoch wird er misstrauisch beäugt.
Das ist weder etwas für den Fremdländer, den Mischling noch den Einheimischen, weil jeder möchte in Ruhe und Frieden leben. Müssen so unterschiedliche Personen aber miteinander auskommen, kommt es unweigerlich zu Spannungen, oder Schlimmeren.
Wir haben zu viele Almanen für ein nutzloses Fremdvolk verloren. Aber dies soll keine Kritik an unserer Majestät sein. Sondern eine Mahnung, keinem Fremdländer zu vertrauen. Wir sollten es wie in alten Zeiten halten, als Kaisho noch ein Bund war, der für Abschottung und Tradition stand.
Natürlich kann man dann sagen, wovon sollen wir leben?
Aber ich frage, wollen wir nicht erst einmal überleben?
Kinder sind wertvoll da gebe ich Dir Recht, sie sind unsere Zukunft. Aber auch hier muss ich einhaken. Kinder stehen nicht an erster Stelle, sondern jene die die Zukunft also Kinder schaffen können, Männer und Frauen im zeugungs- und gebärfähigem Alter. Es nützen uns nichts 100 Kinder, sie sind so nützlich wie 100 Greise. Der wahre Kern der Gesellschaft sind Mann und Frau im Vermehrungsalter Vittorio.
Und auch da müssen wir auf unsere almanischen Brüder und Schwestern hoffen. Zu viele Almanen starben vor Dunkelbruch. Man könnte meinen, der Feldzug habe sich gegen uns gerichtet und nicht gegen die Rakshaner. Wieviele von denen sind gefallen? Wie viele Wüstensöhne stehen jetzt vor unseren Problemen? Soweit mir bekannt ist, keiner. Sie haben ja sogar noch unsere Überlebenden versorgt!", erklärte Mauro.
Als Momarlino samt seiner Tochter zu ihnen zurückkehrten, machte sich Vitto mit ihm auf den Weg. Mauro packte alles an Proviant zusammen, was er finden konnte. Sie hatten nicht viel, aber jeder Apfel, jede alte Rübe, jeder Kanten Brot zähle, wenn man nichts besaß. Und wer wusste schon, wie lang ihre Reise werden würde?
Zeit hatten sie keine, sie war Mangelware und trotzdem mussten sie mit der Zeit rechnen. Denn es galt Julietta die ganze Zeit versorgt zu halten, während sie auf der Suche nach dem Heilmittel waren. Auch Mauro hoffte, dass der Heiler des Duc Heilerkollegen in Ledwick anlernen würde. Und während er so vor sich hinpackte, merkte er gar nicht, wie die Zeit verflog.
Da rief schon Vittorio nach ihm!
"Ich komme!", rief Mauro zurück, schulterte die Rucksäcke und Säcke mit Proviant und eilte nach unten.
"Alles was ich an Proviant für die Kleine und uns finden konnte, habe ich eingepackt. Gemüse, Obst, Getreide, einfach alles. Wir können aufbrechen", sagte er freundlich.