Ein rattern war zu hören, als die behäbige Kutsche um die letzte Kurze des Oberhainer Waldes bog. Ein jeder konnte schon von fernen sehen, dass hier eine Person auf reisen war, der seines Zeichens Wohlhabend war. Die edlen, verzierten, dunklen, hölzernen Räder polterten über die schlechte Kopfsteinpflaster Straße. Die weiße Kabine schwang bei jedem Stein in eine Richtung, dass der Tür ratterte unaufhörlich und auch die schwarze große, mit goldenen Beschlägen verzierte Kiste am Heck der Kutsche tat ihr bestes ihr innerstes nicht der Welt preis zu geben. Auch der weiße Schimmel war es leid. Seit Tagen zog er die schwere Kutsche schon herum, nur ein Ziel vor Augen Oberhain, eine Stadt gelegen an der Küste Almaniens.
Dem einzigen dem das Geschuckel nichts aus zu machen schien, war die einzig sichtbare Person, der Kutscher, der vorn oben auf einer kleinen Bank saß und gemütlich, locker die Zügel hielt und seelenruhig eine Pfeife rauchte. Ein Säufzen verlor er aus dem rechten Mundwinkel. Ihm konnte es nur Recht sein, Ruhe, Sitzen, die Vögel in der Luft und die Tiere nur wenig ab vom Wegesrand beobachten. Ein wahres Paradies hier im Oberhainer Wald.
„Luipold! Luipold!“, störten plötzlich einige Worte, die gerade noch friedvolle Stille des frühen Morgens! „Luipold, halte er an, sofort!“
Die Tür des Wagens öffnete sich einen Spalt, ein kräftig, kräftig gebauter Herr in feinem Zwirn und edlem Bart blickte etwas Blass um die Nase aus der Kutsche. „Luipold, wo ist er, macht er schon wieder eine Pause?“
„Aber nein werter Herr!“, beuge er sich etwas über seine Bank nach hinten und blickte zu der wohlgenährten Person.
„Haben sie wohl geschlafen Herr Herzog? Darf ich ihnen etwas bringen?“
„Geschlafen? Geschlafen?“, erbost tupfte sich der Herzog mit einem Seidensticktuch den Schweiß von der Stirn.
„Also bitte, geschlafen, fragst du auch noch? Unverschämter Lümmel! Wie soll man bei so einem Geschaukel schlafen? Mir wäre noch um ein Haar das Monokel aus dem Auge gefallen, so uneben ist der Weg! Sagt an Kutscher, wo sind wir eigentlich, sind wir noch auf dem rechten Weg? Die Wege sind der Art schlecht, wir könnten in Rakshanistan sein!“
„Verzeiht edler Herr, die Straßen sind hier arg schlecht und mit Verlaub, erinnert ihr euch nicht? Wir sind auf dem Weg nach Oberhain. Baron Tunichtgut hat euch hier ein edles Lokal beim Spielen vermacht!“
„Ach ja richtig, das Lokal. Ein Edles Etablissement meinte er. Hach, wenn es nur halb so gut wäre, wie er meinte, könnte dies meine Rettung sein und erst der Koch. Herje, er soll unglaublich gut kochen, sogar eines Königs würdig. Dabei könnte man glatt seinen unruhigen Magen vergessen. Sagt an, wann gedenkt ihr ein zu treffen. Ich bin des Reisens überdrüssig und möchte meine letzten Güter gern in Augenschein nehmen, zu gern ein Mahl einnehmen!“
„Wenn edler Herr sich gern selbst überzeugen wollen. Da von beginnt schon das Meer und die ersten Häuser unweit entfernt markieren schon den Anfang der Stadt Oberhain. Es dauert also nur noch maximal eine Stunde, dann sind wir da.“
Glücklich leuchtend begutachteten des Herzogs Augen die See und die ersten Häuser. „Gut gut, dann wären wir ja fast da. Mein Herz ist erfreut. Fahre er weiter, mir dürstet nach guten Kühlen Malzgetränk und einem deftig zubereiteten Mahl, Fisch wäre heute glaube ich das beste zur Feier des Tages. Wir vernachlässigen somit das Frühstück, ich hatte sowieso keine Lust heute früh schon wieder zu arbeiten. Also dann ab ab!“, sprach der Herr und schloss die Tür des Wagens.
Stöhnend richtete sich der Kutscher wieder auf. „Fauler Sack! In deiner Kindheit hast du nicht herum gejammert, wenn du einmal wenige Minuten die Suppe umrühren musstest. Da warst du mitten drin, nun muss man dir schon fast beim Geschäfte machen helfen. Reicher Sack!“
„Luipold?“, verdammt, hatte er dies gerade wirklich laut gesagt? Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und zögerlich antwortete er, „Ja, Herr?“
„Warum fahren wir nicht weiter? Ab ab, sagte ich doch!“
Erleichtert atmete der Kutscher Luipold wieder aus. Zum Glück hatte der Herr ihn nicht gehört. Zukünftig sollte er besser seine spitze Zunge besser im Zaun halten. „Hüa!“, rief er kurz den Pferden zu und schlug sachte mit den Zügeln. Das Fuhrwerk setzte sich ratternd wieder in Gang, auf den Weg Richtung Oberhain.
Wie der Kutscher es schon abschätzte, befand sich die Kutsche nur knapp eine Stunde später mitten in Obenza. Mit skeptischen Blicken musterte der Herzog aus dem Fenster seiner Kutsche die Umgebung. „Mhhh, drolliges kleines Städtchen muss ich sagen. Jedoch sind wir doch anderes gewöhnt. Eine einfache Stadt, wenn auch Zeichen guten Geschmackes sichtbar sind. Sagt an Luipold, ist dies da hinten eine Bibliothek?“
„Von hier aus ist dies schwer zu erkennen, Herr. Aber es könnte sein. Soll ich sie dahin fahren?“
„Nein nein Luipold, dies werden wir später machen. Sagt an, sind wir im richtigen Stadtteil? Gerade eben gefielen mir die Gebäude noch besser. Zeitlich Stilvoll muss ich sagen, ganz anders als bei uns zu Hause. Hach diese Kunstbanausen! Habt ihr die feinen geschwungenen Bögen da hinten gesehen, sehr elegent, sehr elegant, muss ich sagen und erst dieser Tempel da hinten. Luipold, merke er sich dies, diesen und die Bibliothek muss ich unbedingt besuchen! Ich irrte mich, Oberhain ist doch eine schöne Stadt, auch wenn es hier und da einige Veränderungen vertragen muss. Falls das Etablissement wirklich so gut ist und ich hier sesshaft werde, werde ich mit dem Bürgermeister sprechen. Meine Ideen bezüglich der Stadtgestaltung werden ihm sicher gefallen! Luipold? Warum halten wir hier?“
„Wir sind da Herr, hier ist ihre Schenke.“
„Etablissement Lupipold, es ist ein Etablissement! Aber wo ich sehe es nicht?“, blickte sich der Herzog nach allen Seiten um.
„Direkt rechts neben uns, Herr!“
„Bitte? Du meist doch nicht etwa dieses schäbige Fachwerkhaus auf dem...“, das Monokel verrutschte etwas. „'Zum Ochsenbrecht'? Meine Güte, dies ist doch nicht mein Etablissement? Baron Tunichtgut erzählte von einem schillernden weißen Gebäude, Marmor Statuen zu seiner linken und rechten Eingangstür, sowie einen Teppich vor dem Eigang. Wo sind die Blei-Kristall-Fenster? Wo der Festgarten?“, der Herzog lies sich in seine Stoff bezogenen weichen Kissen fallen, dies war zu viel für ihn, als sich gerade die Tür des Wagens öffnet.
„Herr, das Haus ist weiß, nun ja vielleicht etwas vergraut und die Marmorstatuen stehen auch noch da, auch der Teppich ist da.“
„Vergraut spricht er? Das Haus hat seine besten Tage hinter sich, es ist mehr als schmutzig. Und ein paar schäbige Blumenkübel mit verwelgten Pflanzen sind noch lange keine Marmorstatuen und der Teppich? Ein billiger Bettvorleger würde mehr her machen als das da!“, sprach der Herzog und zeigte mit seinem Finger auf die Eingangstür.
„Aber ja, ich sollte mich nicht so aufregen. Vielleicht rügt der Schein. Helfe er mir aus dem Wagen und melde er mich an, ich werde das innerste in Augenschein nehmen müssen.“
Der Kutscher tat wie ihm geheißen worden war und half dem kräftigen Herzog elegant aus dem Wagen. Anschließend rannte Luipold sofort los Richtung Tür, während der Herzog ihm mit Abstand flanierend folgte. Der Diener öffnete die Tür und trat ein, während unter misstrauischen Blicken der Herzog folgte. Unsicher war er, ob er hier am richtigen Ort war oder ob ihn Baron Tunichtgut bei seiner Skat- Runde mit seinem Einsatz betrogen hatte.
„Höret her Leute dieser edlen Schenke, der Herzog Wilhelm von Hovenhain nimmt sich die Zeit euch mit seiner Anwesenheit zu beehren.“, sprach er, als der Herzog in seine Schenke eintrat.