Blutrote See Kapitel 17 - Rache an Melville

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Es geschah etwas, das man nicht aller Tage erlebte: Ciel begann sich zu langweilen. Sonst hatte er eher das gegenteilige Problem und wusste vor lauter Pflichten nicht wo ihm der Kopf stand. Schneinbar hatte sein Organismus sich an die chronische Überarbeitung angepasst und kaum hatte er einmal nichts zu tun, nahmen seine Gedanken Irrwege, die sie sonst nur in Zeiten der finstersten Pubertät eingeschlagen hatten. So verabschiedete Ciel sich von seinen zwei Liebsten und suchte den Mann auf, dessen Kopf entgegen aller Logik noch immer auf seinen Schultern ruhte - Costantino. Ciel klopfte an seinem Gästequartier und trat dann sofort ein, sich neugierig umschauend. »Mon chou«, grüßte er.


    Costantino Marchesi
    Conni lag lang im Bett ausgestreckt und trug seinen Pyjama, wobei er die immer tat, egal zu welcher Tageszeit. Nur diesmal war er nicht geschminkt und auch sonst nicht zurecht gemacht. Ciel sah ihn im Grunde das erste mal mit neutralem Gesicht und Haar. Conni rollte sich etwas auf die Seite, da er zu faul war sich zu bewegen und musterte seinen Gast und Gastgeber in einer Person. »Mon Chou wie geht es Euch? Mir hervorragend, ich lebe, bin etwas schlapp und gelangweilt. Ihr seht ebenfalls gelangweilt aus«, kommentierte Conni und knabberte Nüsse die er auf der Bettdecke ausgebreitet hatte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel gesellte sich zu ihm und hockte sich vor sein Bett, die Unterarme auf der Matratze aufgestützt. Interessiert betrachtete er Costantinos natürliches Gesicht. Er nahm sich Zeit dafür, auch wenn er wusste, dass es die meisten Menschen sehr unangenehm fanden, wenn er sie mit seinen Blicken regelrecht sezierte. Ciel knabberte eine Nuss. »Wir waren doch schon beim Du, Conni. Gut erkannt, mich plagt die Langeweile. Drum kam ich auf den Gedanken, dir einmal meine Methode zu zeigen, mich mit ahnungslosen Menschen zu amüsieren. Lust?«


    Costantino Marchesi
    Conni wälzte sich in die Höhe und klaubte die Nüsse zusammen. »Ich weiß nie wann ich Dich duzen darf und wann nicht Mon Chou«, sagte Conni und teilte die Nüsse halbe halbe mit Ciel auf und schüttete ihm die eine Hälfte in die Hände. »Natürlich habe ich Lust wo gehen wir hin? Reich mir meine Perrücke«, bat Conni grinsend, während er seine Schminkutensielen hervorkramte. »Sind wir heimlich unterwegs? Dann trage ich gedeckte Farben«, lachte er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel knabberte die Nüsse eine nach der anderen, während sie sich unterhielten. »Wir besuchen jemanden, der ebenfalls gerade im Palast weilt. Mit dem guten Herrn habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.« Ciel grinste. »Elf Jahre ist es her und nun bietet sich die passende Gelegenheit. Du darfst immer Du zu mir sagen, mon amour. Nur dann nicht, wenn ich in meiner Rolle als Prince auftrete. Du merkst es daran, dass auch die anderen mich dann mit Hohheit, Prince und so weiter ansprechen.«


    Costantino Marchesi
    Conni schaute kurz vom Schminken auf. »Mon Dieu dass sagen sie doch immer Ciel. Oh Du rächst Dich nach 11 Jahren? Kommt Dir das nicht bekannt vor Mon Cher? Wen soll ich für Dich betäuben?«, fragte Conni und zog sich die Lippen dunkel nach, ehe er Ciel breit angrinste und sich die Perrücke aufsetzte. Costantino steckte einige Fläschchen ein, setzte sich die Perrücke auf und lächelte freundlich. »Wir können los, widmen wir uns diesem Herrn«, grinste er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sollte es mir bekannt vorkommen? Sprichst du von Silvano? Deine Mittelchen brauchen wir heute nicht. Ich zeige dir einen Trick, wie es auch ohne geht. Ohne Sedativa und ohne Gewalteinwirkung.« Er beobachtete, wie der Lippenstift über Costantinos Lippen glitt und diese dabei leicht eindrückte. »Du warst schneller damit, dir deine Perücke zu nehmen, als ich dir diese reichen konnte.« Er warf sich die letzten Nüsse in den Mund und erhob sich. Er bot Conni seinen Arm an. »Komm, ich führe dich zu unserem Gastgeber.


    Costantino Marchesi
    Conni hakte sich mit einem dankbaren Nicken bei Ciel ein. »Es ging nicht um Vano, ich dachte nur Du wolltest das Gleiche wie er. Nur wer hätte mich dann bestraft? Ohne Perrücke bin ich nicht vollständig, dass wäre so, als ginge ich ohne Schuh Mon Chou. Du möchtest jemanden betäuben ohne Sedativa? Du möchtest Gewalt anwenden?«, fragte Conni vorsichtig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das Gleiche wie er? Blut vergießen, bis ganze Ozeane sich rot färben? Ich möchte dem Mann kein Leid antun, ich möchte dir nur anhand seiner etwas demonstrieren. Es wird ihm an nichts mangeln. Gewalt, wo denkst du hin! Ich nehme Rache für einen nicht genehmigten Kuss. Zufällig verfüge ich über Mittel und Wege, die nicht jedem Sterblichen vergönnt sind.« Costantino merkte plötzlich, dass von der Stelle aus, wo er Ciel mit dem Arm berührte, eine große Wärme ausging. Die warme Stelle schien seinen Blutbahnen abwärts zu folgen und breitete sich in seinem Schritt aus. Ehe Costantino sich versah, plagte ihn eine intensive Erregung.


    Costantino Marchesi
    Conni schaute an sich herab und schaute dann Ciel in die Augen. »Dazu bedarf es keiner Magie, stell Dich schlafend und wir schlafen miteinander. An wem möchtest Du mir etwas demonstrieren? Und was tust Du?«, fragte Costantino verwirrt und schaute sich in die Hose ehe er Ciel grinsend musterte. »Du musst nicht mal fragen«, grinste er.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blieb stehen und musterte sein Werk. Da Costantino nur seinen Schlafanzug trug, war seine Erregung deutlich zu sehen, was Ciel gefiel. Sein Blick wanderte wieder aufwärts und blieb auf Costantinos bemalten Lippen haften. Er fragte sich, ob der Lippenstift verschmieren würde, wenn er ihn küsste. »Unser Freiwilliger ist Melville de la Cantillion. Er gehört zum älteren Semester, um die 60 müsste er sein, ist aber gut in Form. Aber das kannst du dir ja dann in Ruhe anschauen. Ich möchte dir demonstrieren, auf welche Weise ich mir die Leute angesehen habe, die ich mir gern ansehen wollte. Du verwendest deine alchemistischen Mittelchen, ich greife auf andere Mittel zurück.«


    Costantino Marchesi
    Conni nickte ganz langsam. »Dann gehen wir zu dem Comte, mir soll es Recht sein Mon Cher. 60 Jahre ist nun nicht so alt, solange er in Form ist. Es gibt Leute die sind jünger und haben keine. Ist das der Lüstling? Er ist dafür bekannt wie Remy der Rammler nur ist er wohl älter was das Gewerbe angeht«, lachte Conni.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schaute sich noch immer Costantinos Lippen an und beobachtete, wie sie sich beim Sprechen bewegten. »Ja, der Lüstling«, bestätigte Ciel. »Und er küsste mich zur Strafe, da ich ihm mithilfe von Nathans Schauergesang eine Nummer verdarb! Er wird nun die Quittung erhalten.« Ciel drückte Costantino langsam die Lippen auf den Mund. Er küsste ihn nicht, er ließ die Berührung einfach auf sich wirken, um nicht den Lippenstift zu verschmieren. Dann ließ er wieder von ihm ab. »Mon chou und sein Keuschheitslippenstift«, sprach Ciel bedauernd.


    Costantino Marchesi
    Conni hielt absolut still als Ciel ihn küsste. Entgegen der meisten anderen Menschen schloss er allerdings auch nicht die Augen, sondern schaute Ciel dabei ganz genau an, da er wissen wollte wie er dabei aussah. »Lippenstift kann man entfernen Mon Cher und neu auftragen«, sagte Conni. Er angelte den Lippenstift aus seiner Tasche, zog die Kappe ab und drehte ihn in einer lasziven Geste nach oben, so dass er aussahe wie ein ausschachtender Schwanz. »Er küsste Dich? Weshalb? vor 11 Jahren, da warst Du 14«, grübelte Conni.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel beobachtete den Lippenstift. Er hatte nie viel für Lippenstift übrig gehabt, doch heute änderte sich das schlagartig. »Er küsste mich, um mich einzuschüchtern und zu demütigen«, erklärte Ciel. »Da aufgrund meiner Machenschaften sein Liebhaber das Weite suchte, zumindest für den damaligen Tag.« Er strich Costantinos Wange entlang und fragte sich, ob er nun auch Lippenstift auf dem Mund hatte. Er henkelte ihn wieder ordentlich ein und führte ihn den Gang entlang. Die Diener versuchten, nicht allzu offensichtlich hinzusehen, als Ciel mit seinem sehr merkwürdig anmutenden Begleiter und sehr stolzer Miene durch den Korridor schritt.


    Costantino Marchesi
    Conni verpasste Ciel einen spielerischen Stubs mit der Hüfte während sie liefen. »Was schaust Du so neugierig, soll ich Dich einmal schminken? Nimm es als Kriegsbemalung. Wer war der Liebhaber von Macho Melville? Man sagt Mon Cher er würde alles bespringen was bei drei nicht auf den Bäumen ist und wenn es jeder schafft nimmt er die Bäume«, lachte Conni hinter vorgehaltener Hand und legte Ciel einen Arm um die Schulter. »Du und Fran Ihr seid doch noch zusammen oder?«, hakte er sicherheitshalber nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wir sind verheiratet«, korrigierte Ciel und knuffte mit der Hüfte zurück. »Warum fragst du? Den Liebhaber des Schwerenöters konnte ich nicht sehen, er verbarg sich hinter einer Sofalehne. Weißt du, was ich glaube? Dass Remy von ihm abstammt. Ist dir mal aufgefallen, wie ähnlich sie sich vom Verhalten her sind? Die Remuers haben ihr Lehen auf der Scholle der Cantillions, wenn ich nicht irre. Und dass Melville seine Leibeigenen selbst vermehrte, ist allgemein bekannt. Ich schaue so, weil mich dein Umgang mit dem Lippenstift daran erinnert, was deine Lippen mit ähnlich geformten Dingen anzustellen vermögen. Und wenn mir die Bemerkung gestattet ist, der Lippenstift schmeichelt deinem Antlitz und das sage ich nicht oft, da ich eigentlich eher die natürliche Optik bevorzuge. Wenn du möchtest, darfst du mich bei Gelegenheit ebenso hübsch herausputzen.« Er blieb stehen und sah eine Tür an. »Hier wohnt der Lustgreis.«


    Costantino Marchesi
    Conni schmunzelte Ciel gut gelaunt an. »Nein ich hatte Angst, dass Du Dich von Fran getrennt hast. Ich weiß dass Ihr verheiratet seid, ich habe Euch die Ringe spendiert. Hast Du das schon vergessen Mon Chou? Ich wünsche mir, dass Ihr glücklich seid und Du darfst mir ruhig etwas davon abgeben. Ja so sagt man, dass ist mir auch zu Ohren gekommen. Einige Lehnsherren wenden sich ab und an ihren weiblichen Leibeigenen zu. Manche auch ihren männlichen, aber aus anderen Gründen. Oder den gleiche ohne gleiches Ergebnis. Ich meine sie suchen Spaß, gönnen sich den Spaß und müssen keine Konsquenzen fürchten. Weder die Frau noch der Mann kann ablehnen. Wenn Du Deine Magd beglücken willst, wirst Du es tun, sie wird Dich nicht abweisen. Manche lassen es über sich ergehen, manche erhoffen sich einen Vorteil, mache sehen es als Ehre. Stell Dir vor er hat eine Küchenmagd und er beglückt sie. Dann wird sie irgendwann ein Kind bekommen. Er hat Spaß und er hat irgendwann einen neuen Leibeigenen. Das ist eine Rechnung die doppelt aufgeht. Remy könnte demnach durchaus von ihm sein. Er wäre dann ein leiblicher Sohn, aber ein Kegel, also er wäre nicht anerkannt. So geht es den meisten. Aber wenn man es übertreibt, bedenke was passiert Mon Chou, wenn man es immer so weitertreibt. Deine Magd muss keinen Sohn bekommen. Die Kinder können gneauso gut Mädchen sein. Diese werden junge Frauen und sollen auch Nachwuchs bekommen. Das ist Vermehrung erste Linie, reine Inzucht Mon Cher, das ist nicht gut. Mit meinen Lippen kann ich eine Menge anstellen, aber die Leute bekommen es nicht mit. Weil sie schlafen während ich sie benutze. Ich Danke Dir für das Kompliment. Ich werde Dich schminken, wie wäre es zum Neujahr?«, schlug Conni vor und knackte lautlos die Tür zu Melvilles Gemach. Er schob die Tür einen Milimeter auf, so dass Ciel entscheiden konnte, ob er sie öffnen wollte oder lieber noch nicht.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wartete noch damit, einzutreten. »Warum sollte ich mich von Fran trennen? Da ich ein wenig Gefallen an dir finde? Das stört sie nicht, ich fragte sie einst, als ich sie darauf hinwies, dass mein Herz nicht ihr allein gehört. Wenn jemand sich nur schlafend stellt, hat dies bei dir die selbe Wirkung? Was stört dich daran, wenn jemand bemerkt, wie du dich an seinem Körper labst? Oder stört es dich überhaupt nicht? Melville wird vermutlich bereits ohne es zu wissen eine ganze Armada missgebildeter und unbekannter Hochzuchtcantillions in die Welt gesetzt haben. Damit tut er weder sich noch seinen Leibeigenen einen Gefallen. Manche seiner Kinder werden vielleicht ersäuft? Sein Verhalten ist schwer nachzuvollziehen.«


    Costantino Marchesi
    »Ich wollte Fran nicht schaden, wenn sie Frauen und Männer neben sich akzeptiert, was viele in Souvagne tun, soll mir das Recht sein. Hätte ich zwei Männer oder Frauen die mich lieben und sich mögen hätte ich nichts dagegen Mon Chou. Wenn ich eine Person sehr mag, reicht es mir, dass sie sich schlafend stellt und sich nicht rührt. Dass sie mir meinen Spaß und meine Freude lässt. Es stört mich nicht, dass sie es bemerken, sondern dass sie handeln oder mitmachen. Das möchte ich nicht, ich möchte das sie mir gehören, ganz allein. Ersäuft? Kinder? Babys? Mon Dieu wie kannst Du so etwas Schreckliches sagen wo Fran ein Baby unter dem Herzen trägt? Herje«, stöhnte Conni, spie aus und trat drauf. »Beschwöre kein Unglück. Normalerweise behalten die meisten die Frauen. Wenn zwei Leibeigene von verschiedenen Herren heiraten wollen, wird meist der Mann fortgegeben und zieht zu der Frau. Weil eine Frau gebärt die Kinder, sie ist für einen Lehnsherrn zivil wertvoller als ein Mann. Er wird nur sehr ungern seine Leibeigene weggeben. Die Jungs gibt er vielleicht weg und die Frauen behält er. Das steht fest. Sein einer Sohn sieht auch kaum etwas. Das kommt doch nicht von ungefähr Mon Cher. Rächen wir uns nun?«, grinste Conni und ließ die Augenbrauen hüpfen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es ist traurige Realität, Conni. Unerwünschte und missgebildete Kinder landen oft in einem Brunnen oder einem Fluss. Du meinst, Gaetano ist ein Inzuchtprodukt? Dass seine Mutter die eigene Tochter von Melville ist?« Ciel schaute wütend. »Das kann durchaus sein.« Er trat gegen die Tür, so dass sie krachend aufflog.


    Costantino Marchesi
    Conni machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nein, seine eigenen Töchter geht er nicht an, er beschützt sie, da er weiß wie Männer sind. Männer wie er. Wer sagt Dir denn dass Gaetano von seiner Frau ist? Vielleicht hat es mal nicht geklappt mit dem Sohn nach Aimeric. Und da hat man den einen Sohn einer Leibeigenen nicht als Kegel verstoßen, ihn nicht als Bastard angenommen, sondern in die Familie aufgenommen als einen der ihren. Seine Frau konnte nicht und dieser Sohn war da. Er hätte sonst nur einen einzigen Sohn, was schwer ist. Das meine ich. Wer hat sonst solche Probleme aus der Familie? Keiner seiner Brüder, weder der Palaisin Massimo noch das Himmelsauge Maurice. Keine seiner anderen Kinder sind krank. Gaetano schon. Vielleicht war die Mutter bereits sein Kind, verstehst Du? Eine Leibeigene die dort dient. Gleich wie nah verwandt sie vom Blut ist, wenn er sie gezeugt hat, also ihr Vater ist. Für ihn ist sie nur eine Bedienstete - Eigentum«, erklärte Conni und musterte Ciel auffordernd.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das meinte ich doch! Er glaubt, sie sei nur eine Magd und unwissentlich begattete er seine eigene Tochter.« Feindselig blickte Ciel sich im Raum um. »Melville«, rief er in gespielter Freundlichkeit. »Du hast Besuch.«


    Costantino Marchesi
    Melville strich sich die schwarzen, angegrauten Haare aus dem Gesicht und stemmte sich auf dem Ellenbogen hoch, ehe er sich verschlafen im Raum umschaute. »Prince Ciel... was macht Ihr denn hier? Oder wie kann ich Euch helfen«, gähnte Mel. Gleichzeitig sprang eine Frau von der Couch auf, schnappte sich ihre Sachen und eilte mit knallroten Kopf an Ciel vorbei nach draußen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trat einen Schritt zur Seite, damit die Dame ungehindert an ihm vorbeiflitzen konnte. Da Melville schon einmal so schön im Bett lag, setzte Ciel sich zu ihm auf die Bettkante. »Wer ist eigentlich die Mutter von Gaetano?«, fragte er und musterte den alten Mann mit unverhohlenem Interesse, das allerdings nicht gerade freundlich wirkte. Tatsächlich blickte Ciel gerade kaum anders drein als die Männer seiner Lieblingseinheit Unitè B, wenn diese Beute witterten.


    Melville de la Cantillion
    Mel schaute kurz seiner Gespielin hinterher, ehe er sich Ciel widmete. Der Blick von dem Princen gefiel ihm ganz und gar nicht. »Die Mutter von Tano ist Satine, genauer gesagt Comtesse Satine Renee de la Cantillion. Sie ist meine erste Frau. Aus welchem Grund fragt Ihr? Hat er etwas angestellt? Dann sicher nicht absichtlich, das versichere ich Euch«, erklärte Melville und grübelte darüber nach, was wohl ausgerechnet der kleine Tano getan haben könnte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Gar nichts hat Gaetano angestellt. Was sollte er auch tun? Er ist der freundlichste Mensch der Welt, gleich nach meinem lieben Ferrau.« Er guckte sich Melvilles graue Brusthaare an. »Wie behältst du den Überblick darüber, wer von deinen Leibeigenen alles von dir schwanger wurde und wer womöglich deine Nachkommen sind?«


    Melville de la Cantillion
    »Darüber muss ich keinen Überblick behalten, denn je größer die Zahl der Untertanen je mächtiger der Mann. Was sollte ich da für einen Überblick behalten. Zählt Ihr Eure Untertanen durch?«, fragte Melville und starrte bewusst Ciels Kopf an. Was dieser kleine biestige Prince konnte, konnte er auch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Da Melville garsten wollte, begann Ciel mit seinem Brusthaar zu spielen. Er zupfte daran herum, zwirbelte es und kämmte es, wie es ihm gerade gefiel. »Ich habe mir die Frage gestellt, wie du dann verhinderst, dass du nicht versehentlich eine deiner Töchter beglückst. Oder nimmst du das Risiko bewusst in Kauf?«


    Melville de la Cantillion
    »Es sind nicht meine Töchter Hoheit, es sind meine Leibeigenen. Ihr könnt Euch näher setzen, wenn Ihr Euch nach Nähe sehnt. Wir hatten ja schon einmal fast das Vergnügen als Ihr noch jung und attraktiv wart, erinnert Ihr Euch an die guten alten Zeiten?«, fragte Melville versonnen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, daran erinnere ich mich«, ärgerte sich Ciel. »Du magst es jung, nicht wahr? Da kenne ich noch jemanden. Wie jung genau? Du meinst also, so lange du sie nicht anerkannt hast, ist es dir gleich, ob dein Blut in ihren Adern fließt.«


    Melville de la Cantillion
    »Prince Ciel ich weiß dass Ihr Verrill gerne keusch sehen wollt. Aber seit damals sind Greg und ich verbunden. Nicht nur als er ein zartes Pflänzchen war, ich hielt sogar um seine Hand an. Und selbst heute noch, sind wir verbunden und verstehen uns äußerst gut. Vielleicht nicht so oft wie ich es mir wünschen würde, aber Euer Bruder weiß wer ihn gut behandelt und wo er bekommt was er braucht. Nein es interessiert mich nicht, wessen Blut in ihren Adern fließt Herr. Es sind meine Leibeigenen und ich behandele sie selbstverständlich dementsprechen. Sie genießen meinen Schutz, sie haben Kost und Logis, ihnen mangelt es an nichts, folglich mir auch nicht. Es ist meine Herde und ich bin dort der einzige mit Hörnern, Ihr versteht? Warum sollte ich mir darüber Gedanken machen? Es gibt doch nicht umsonst die Bezeichnung Kind und Kegel, dass wisst Ihr so gut wie ich. Was spricht dagegen, dass eine Magd ein Kind bekommt, dieses Kind bei seiner Mutter aufwächst, am Hofe arbeitet und später selbst Kinder bekommt? Nichts. Das ist der Lauf der Welt Herr«, erklärte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel grabschte zu und kniff Melville so fest ins Nippel, wie er konnte. Dann zwirbelte und zog er gleichzeitig. »Hör auf, so von meinem Bruder zu sprechen!«, rief er wütend. »Er weiß, wer ihn gut behandelt und das bist nicht du. Für dich ist er einer unter tausenden. Es gibt Menschen, für die ist er alles. Aber du gehörst nicht dazu.Es spricht etwas dagegen, dass die Magd, die du beunglückst, womöglich bereits die Frucht deiner Lenden ist! Und im ungünstigsten Falle ist es auch bereits deren Mutter, bei deinem Alter wäre das denkbar.«


    Melville de la Cantillion
    Melville unterdrückte den Drang aufzukeuchen und zeitgleich nach seiner Magie zu greifen. »Es gibt keinen Grund... mich anzugreifen. Ihr könnt Euren Bruder fragen. Ich sprach damit nicht schlecht von ihm. Ja gut, was Ihr bezogen auf die Linie sagt stimmt. Und?«, knurrte Melville, während Costantino sich etwas von dem Grappa einschenkte der auf dem Tisch stand und das Glas genüsslich leerte, während er sich einen Stuhl heranzog um zuzuschauen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ das Nippel los, das nun sehr rot aussah. »Ich will nicht, dass du von meinem Bruder auf diese Weise sprichst, geht das nicht in deinen Schädel?«, sagte er nun sehr wütend. »Er ist eine zarte Pflanze und du hast ihn ausgerissen mit der gesamten Faust, hast die feinen weißen Wurzeln seiner Unschuld zerfetzt. Er hat dich geliebt, weißt du das?«, fragte Ciel böse. »Und er liebt dich noch immer. Dass du deine Töchter schwängerst - stört dich nicht? Das ist schockierend zu hören, aber was soll ich dazu sagen. Ich muss es einfach zur Kenntnis nehmen, dass Gaetano nicht nur dein Sohn, sondern zeitgleich auch dein Enkel ist, wie so viele andere.«


    Melville de la Cantillion
    Melville rieb sich die Brust und schaute Ciel ernst an. »Meine Kinder haben damit nichts zu tun. Ihr versteht es nicht, oder seht es anders. Was glaubt Ihr wieviele Frauen so einige Männer haben? Ich rede da nicht von Ehefrauen. Wer kriecht nicht nachts in das warme Bett einer seiner Mägde, wenn er allein ist? Sind das meine Kinder. Rein von der Zeugung her ja. Aber vom Erbe her nein. Ja sie tragen mein Blut in sich, aber sie tragen nicht meinen Namen und nicht meinen Titel. Ich habe Euren Bruder nicht umsonst gefragt ober mich heiraten wollte. Er lehnte ab. Und ich weiß dass er mit diesem Linhard glücklich ist, ich gönne es ihm. Das dürft Ihr mir glauben«, sagte Mel ernst.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Der Antrag hat überhaupt nichts zu bedeuten. Gregoire ist ein Prince. Wer würde nicht versuchen, eine Heirat mit einem Prince zu erwirken, wenn er schon einmal so praktisch in dessen Gunst steht, mehr noch, von ihm geliebt wird? Mein Bruder war zum Glück klug genug, nicht darauf einzugehen. Deine Kinder tragen dein Erbe in sich, wenn auch nicht auf dem Papier, so doch in ihrem Blute. Und wenn das Blut zu dick wird, werden die Nachfahren krank. Kümmert es dich nicht? In ein, zwei Generationen hast du eine Scholle voller Krüppel, da jeder mit jedem verwandt ist.«

    Melville de la Cantillion
    »Die Unterstellung muss ich mir gefallen lassen, aber sie ist nicht wahr. Ich hätte ihn wirklich gerne geheiratet, selbst wenn er kein Prince wäre. Was Ihr erläutert, kann ich nicht abstreiten Prince Ciel. Aber sind wir ehrlich, ist das in unseren Adelskreisen nicht ähnlich? Wir heiraten auch nur untereinander. Wieviel frisches Blut kommt hinzu? Eure Großmutter ist eine Cheverette. Eurem Vater wurde angeboten eine Cheverette zu heiraten. Eine Frau aus der Familie seiner Mutter. Das ist bei uns nicht anders, als bei Euch oder jedem anderen Adeligen. Die Ausnahmen bilden Personen wie Ihr oder Linhard, jene die wirklich von außerhalb dazukommen. Adelig oder nicht, sie frischen die Linie auf. Allerdings bringen sie auch die Konstanten durcheinander. Ein Cheverette ist wie? Man weiß es, bis auf eine unrühmliche Ausnahmen. Ein Cantillion ist wie? Ein Dusolier ist wie? All das weiß man ungefähr. Einige schlagen immer aus der Art. Aber wie ist Linhard? Was wird sich von ihm vererben? Das wisst Ihr nicht, ich ebenso wenig. Darum bleibt man bei dem was man hat und kennt im Adel. Und was uns nützt, warum sollte es den Leibeigenen schaden? Sehen mein Leibeigenen krank aus?«, fragte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel zuckte mit den Schultern. Mit diesem Mann zu reden war offenbar vergebene Liebesmüh. »Teilweise hast du sogar recht, was den Inzest betrifft. Aber es zu übertreiben, kann fatale Folgen haben. Unfruchtbarkeit der Nachfahren zum Beispiel. Gregoire ist besonders. Eine seltene Blume, die man nicht an jedem Wegesrand findet. Das ist es, nicht wahr?« Resigniert legte er Melville die Hand auf den Kopf und spielte mit seinem Blutfluss herum, so dass der alte Mann unwahrscheinlich lange Nippel bekam.


    Melville de la Cantillion
    »Ja ich weiß was er ist, er ist selten. Und hinter all seiner Kratzbürstigkeit die manchmal zu Tage tritt, steht nichts weiter als Angst. Vor wem soll er Dir selbst sagen, dass steht mir nicht zu. Das stimmt wohl, man sieht es an manchen Linien, sogar an Eurer. Oder bleiben wir bei Linhard. Eure Linie und die Linie der Hohenfelde die hier her gezogen sind. Ich könnte einen von ihnen auf dem Marktplatz treffen, ich wüsste der Mann ist ein Hohenfelde. Genauso könnte ich einen von Euch treffen und wüsste dieser Mann ist ein de Souvagne. Genauso ist es mit einem Wolfshund, man zieht ihm an der ist ein Wolfshund - er ist darauf gezüchtet. Seine Blutlinien wurden selektiert, damit er ist was er ist. Wir im Adel tun das aus guten Grund, die Macht soll erhalten und in unseren Händen bleiben. Kein de Souvagne will jemand in der Linie der nicht so aussieht oder strunzdämlich wäre. Aber dabei kommen auch andere Probleme zum Vorschein. Wieviele Frauen hat Euer Vater? Wieviele Kinder hat er? Nur vier Herr. Das ist wenig. Schaut Euch andere Familienoberhäupter an. Manche gleichen sich wie ein Ei dem anderen, aber nicht unbedingt in Schönheit, sondern haben bestimmte Defizite wie Vorbiss und so weiter oder Krankheiten. Andere wiederum tragen die Inzucht im Kopf. Also ja, damit habt Ihr schon Recht, aber es betrifft vielleicht auch Eure eigene Linie nicht nur mich oder meine Leibeigenen. Ich spreche wertefrei. Könntet Ihr aufhören mich zu quälen?«, fragte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel sah auf. »Oh, das war keine Absicht. Ich war in Gedanken. Kein de Souvagne käme auf die Idee, mit seinen eigenen Kindern zu verkehren. Das unterscheidet dich von anderen Adelsgeschlechtern.« Ciel überlegte. »Zumindest hoffe ich, dass du eine unrühmliche Ausnahme bist«, sprach er besorgt.


    Melville de la Cantillion
    Melville starrte Ciel wie vom Donner gerührt an. »Ich habe niemals eine meiner Töchter angefasst! Weder Magdalena noch Gaëlle. Jene die durch meine Lenden entstanden aber Leibeigene sind, sind von meinem Blut aber nicht von meiner Familie. Und das wird wohl bei einigen der Fall sein. Manche Leute sollen ja auch ihren Leibdienern zugetan sein. Verboten?«, fragte Melville und starrte Ciel in die Augen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob es verboten ist, mit seinen leiblichen Nachkommen zu verkehren, ob nun anerkannt oder nicht«, antwortete Ciel und verpasste Melville einen Ständer, als Strafe für das Starren. »Ich müsste nachschlagen.«


    Melville de la Cantillion
    Melville starrte perplex zwischen seine Beine und zog unauffällig die Decke auf seinen Schoß in der Hoffnung dass Ciel nicht mitbekam, was er dort versuchte.«Es ist nicht verboten, wie der Name Leibeigener schon sagt, könnt Ihr alles mit ihm tun. Aber das heißt nicht, dass Ihr es tun sollt. Ihr könnt ja meine Mägde fragen, ob sie unglücklich sind«, flötete Mel und tat als wäre nichts.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Gut, ich lasse es darauf ankommen. Ich werde sie fragen«, antwortete Ciel und schaute neugierig auf die Decke. »Ich werde eure Mägde fragen, was sie davon halten. Und deine Frau ist nicht zufällig auch deine Tochter?« Ciel ließ die Hand auf Melvilles Haupt ruhen und fühlte nach, was sein Körper machte.


    Melville de la Cantillion
    Bei der Erwähnung seiner Frau verzog Melville kurz das Gesicht. »Sie ist ganz sicher nicht meine Tochter, darauf verwette ich alles. Ich spreche von meiner ersten Frau. Sie ist ziemlich forsch, was Euch an Haaren mangelt, hat sie pfundweise auf den Zähnen. Fragt die Mägde von mir aus«, gab Mel zurück. Ciel spürte eine seltsame Mischung aus Wut und Geilheit und zwar auf ihn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und Gaetanos Mutter? Du bist wütend, Melville. Warum?«


    Melville de la Cantillion
    »Weil sie nicht gerade die Frau ist, die ich mir ausgesucht hätte. Es ist nunmal die Erstfrau. Und ich habe auch keine Lust über sie zu diskutieren. Es gibt andere Frauen, die wesentlich angenehmer im Umgang sind oder Männer. Aber sie ist meine Frau, also arrangiere ich mich mit ihr«, antwortete er ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du bist das Familienoberhaupt. Wenn dir nicht nach ihr ist, lass sie woanders ihr Leben führen und führe dein eigenes. Dir kann niemand mehr etwas vorschreiben. Ist sie Gaetanos Mutter?«


    Melville de la Cantillion
    »Nein ist sie nicht und er ist auch nicht der Erstgeborene, also spielt es keine Rolle. Ich lebe mein Leben wie ich es leben will. Wie kommt Ihr darauf,dass ich das nicht täte?«, fragte Melville und schaute für den Bruchteil einer Sekunde sehnsüchtig zur Tür.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Weil du wütend bist. Wäre alles in Ordnung, wärst du wohl kaum so aufgebracht. Ich bin kein Geistmagier, ich kann dich nicht auslesen. Ich kann nur spüren, ob du aufgebracht bist oder ruhig und in welchen Regionen deines Körpers dein Blut sich verdichtet. Sei so gut und hilf mir auf die Sprünge.«


    Melville de la Cantillion
    »Ich habe einen Ständer mit dem ich einen gefrorenen Acker pflügen könnte, möchtest Du helfen?«, fragte Melville.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schmunzelte. »Endlich einmal eine rundum ehrliche Antwort. Und das macht dich wütend? Weil ich dir zum zweiten mal die Partie vermasselt habe? Vielleicht helfe ich dir und nehme den Druck aus deinen Blutbahnen. Deine vorherigen Antworten waren sehr ausweichend.« Ciel streichelte dem alten Mann den Kopf.


    Melville de la Cantillion
    Melvilles Blick wandelte sich, statt Wut war darin so etwas wie Zögern, ja sogar Angst zu lesen auch wenn er ansonsten sein Gesicht sehr gut unter Kontrolle hatte. »Was genau meint Ihr? Wie wollt Ihr mir »helfen?« Wieso solltet Ihr das zweite mal die Partie vermasselt haben? Was habt Ihr vor?«, fragte Melville.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Melville spürte, wie er sich entspannte. Sein Puls, der sich vor Angst erhöht hatte, wurde wieder ruhig. Er fühlte sich angenehm schläfrig und seine Füße und Hände wurden warm. An seiner Erregung änderte sich jedoch nichts. Der sonst so förmliche Prince Ciel beobachtete ihn, während er ihn streichelte. »Das, mein lieber Melville.« Sein Schmunzeln verbreiterte sich zu einem Grinsen.


    Melville de la Cantillion
    Melville schaute ihn nur verständnislos an,während er immer ruhiger wurde und sich entspannte. So als hätte er Drogen verabreicht bekommen, oder ein Beruhigungsmittel. Er wusste, er sollte sich sorgen, er musste aufpassen, aber er fühlte sich wie das Kaninchen vor der Schlange und dummerweise vertraute er der Schlange auch noch. Nur einen winzigen Moment noch und er würde einschlafen, wenn er nicht Acht gab. Irgendetwas mit seinem Blut hatte der Prince gesagt... Ob er ihn ausbluten lassen wollte? Dieser Gedanke musste ihn eigentlich in Panik versetzen, aber weder war er panisch, noch war sein Rohr schlaff geworden, dafür fielen ihm fast die Augen zu. Er musste wach bleiben, er durfte nicht einschlafen... Das war das Letzte was Melville dachte, bevor er tief und fest einschlief.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hob den Kopf und schenkte Costantino ein breites Grinsen, bei dem er die Zähne zeigte. Dermaßen grinste der Prince sonst nur, wenn er mit seinen Brüdern irgendwelchen Unfug anstellte, von dem sie genau wussten, dass es verboten war. Er strich Melville das Haar aus dem Gesicht. »So mache ich das«, erklärte er und zog Melville die Decke weg, um sie säuberlich zusammengelegt auf einem Stuhl zu platzieren.


    Costantino Marchesi
    Conni trat vorsichtig näher und berührte Melville einmal kurz und zog sofort wieder die Hand weg. Aber der mann wachte nicht auf, er rührte sich gar nicht mehr. Er schlief genauso fest, wie nach einer Sedierung. Costantino umfasste ein Hand- und ein Fußgelenk und zog, so das Melville einen Augenblick später auf dem Rücken lag und friedlich schlummerte. Der Griff verriet Ciel, dass Conni in dem Umgang mit Körpern geschult war, die keine Unterstützung leisteten. Costantino schaute Melville genau ins Gesicht. Er starrte ihn regelrecht an und schien jede noch so kleine Information in sich aufzunehmen, ehe er ihn mit den Fingerspitzen vom Gesicht beginnend abtastete und so seinen ganzen Körper erkundete. »Er hat viele Narben, er übertreibt es«, flüsterte Conni Ciel zu.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Womit übertreibt er es? Für mich sieht das aus wie Trainingsnarben.« Im Gegensatz zu Conni interessierte sich Ciel vor allem für eines - den Kopf des Schlafenden. Ciel liebte es, wenn sich Gesichter, die sonst vor Wut oder Sorgen verzerrt waren, sich unter seinen Händen entspannten. Wenn sie die Sorgen abstreiften und sich seinem Schutz hingaben. Ciel machte es sich neben Melville und Conni bequem und streichelte unentwegt Melvilles Gesicht. Er roch an ihm und küsste zart seine Wange.


    Costantino Marchesi
    »Er kämpft beim Sex, er liebt es knallhart. Schau zwischen seine Beine, er hat sogar Narben im Intimbereich, auf seinem besten Stück Mon Dieu. Da bin ich genau das Gegenteil, ich mag nicht einmal wenn sie sich bewegen oder zucken. Geschweige denn, wenn ich sie niederkämpfen müsste. Stört es Dich, wenn ich mich ihm nähere Mon Cher?«, fragte Conni liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte sich auf und schaute sich das vernarbte Monstrum an, das Melville zwischen seinen Beinen hatte. Ciel strich mit einem Finger die Narben entlang. »Wie bei Belly«, sprach er ruhig. »Nur noch schlimmer. Und so geht er mit meinem Bruder um. Verstehst du, warum es mich wütend macht? Bedien dich nur. Er gehört uns.« Ciel drückte Costantino einen Kuss auf den Mund, in dem Costantino die unterdrückte Flamme eines lodernden Verlangens spürte, ehe er ihn in Ruhe ließ und sich wieder Melvilles Kopf zuwandte. Mit den Fingern strich er das Profil seines Gesichts entlang, vom Scheitel über die Stirn und die markante Nase, über die Lippen, das Kinn und den Hals.


    Costantino Marchesi
    Als Ciel sich abwandte strich Costantino ihm liebevoll den Rücken entlang herunter. »Er ist ein dummer Mensch Mon Amour, ein sehr sehr dummer Mensch. Er weiß nicht mal was ihm entgeht. Welches Glück auf andere Art, wenn er es in Ruhe und in Frieden täte. Dafür ist es nicht da, würde ein Freund sagen«, erklärte Conni und küsste Ciel sanft in den Nacken, bevor er es sich gemütlich machte, Melville halb auf die Seite drehte und es ihm in aller Seelenruhe besorgte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hielt Melville von vorn umarmt, während Costantino es ihm von hinten gab. Melville sah dabei glücklich aus. Vielleicht träumte er gleichzeitig einen Traum, indem Beischlaf für ihn mehr war als nur das endlose, gedankenlose Benutzen und Wegwerfen. Ein Mensch nach dem anderen. Mensch? Was sah Melville in denen, mit denen er das Bett teilte? Er war wütend gewesen, das Thema Ehe hatte ihm so wenig gefallen wie das Thema Beischlaf und er hatte Ciel die Antworten verweigert. Ciel genoss die Stöße, die von Conni in den schlafenden Mann übertragen wurden und zog ihn fest an sich. »Träum süß, Mel«, sagte er ganz leise liebevoll in sein Ohr. »Vergiss deine ewigen Kämpfe und finde ein wenig Frieden.«


    Costantino Marchesi
    Ciel spürte wie sich Connis Hand um seinen Nacken schloss. Aber anders als er es sonst kannte, weder fest und überhaupt nicht bedrohlich, sondern so sanft und zärtlich, dass es einer Liebkosung gleichkam. »So soll es sein Mon Cher, Frieden, Ruhe, Ausgeglichenheit«, keuchte Conni leise und zog Ciel zu sich heran um ihn ganz sanft zu küssen.

    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel öffnete leicht die Lippen und schloss die Augen. Er hielt ganz still, als Costantino ihn küsste, um diesen nicht zu stören. Er genoss einfach. Das Einzige, was er noch tat, war die Hand über Melville hinweg auf Costantino zu legen und dann dort schlaff ruhen zu lassen. Nicht nur der alte Silberrücken war entspannt. Auch Ciel war es. Er fühlte sich rundum wohl mit Conni.

  • Böses Erwachen



    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hatte den alten Pyromanten in seinen Arm gezogen. Melville schlief, den Kopf in Ciels Halsbeuge geschmiegt. Ciel war vollständig bekleidet und hatte den Comte nur an Kopf und Oberkörper berührt. Dabei war er sanft gewesen und hatte ihm nichts angetan. Melville war gestreichelt und geküsst worden, vor allem hatte ihm Ciel viel erzählt. Dann hatte er selbst ebenfalls eine Runde geschlafen. In dieser Zeit wich seine magische Beeinflussung und Melville kam langsam wieder zu sich.


    Melville de la Cantillion
    Melville fühlte sich seltsam als er aufwachte. Schlaftrunken bekam für ihn schlagartig eine andere Bedeutung, er fühlte sich wirklich wie betrunken. Er brauchte einen Moment um sich zu orientieren und stellte fest, dass ihn jemand im Arm hielt. Er musste überlegen, normalerweise schlief er allein. Also dann, wenn er tatsächlich schlief. Sein Körper fühlte sich wund an und zwar an einer ganz gewissen Stelle. Mit einem Ruck setzte sich Mel auf und schaute sich um. Ciel und dieser andere Kerl, mit ihrem Anblick kam auch die Erinnerung zurück und die war alles andere als angenehm. "Was soll das?", blaffte Melville so dass Conni erschrocken hochfuhr und ihn mit einem Handkantenschlag niederstreckte. "Oh je Mon Dieu", keuchte Conni während Mel die Augen verdrehte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Während Melville zurück ins Kissen stürzte, fuhr Ciel hoch. »Oh nein, mon chou«, schimpfte er. Er biss eine seiner Schnittwunden auf, rieb seine Handfläche mit dem Blut ein und legte sie Melville auf den Hals. Schlagartig ließen dessen Schmerzen und Atemnot nach. Ciel rieb sich erst einmal ausgiebig das Gesicht. »Gut geschlafen?«, erkundigte er sich.


    Melville de la Cantillion
    Melville kam langsam wieder zu sich und nahm die Hände von seinem Hals. "Was soll...", setzte er an, fuhr aber dann leiser und ruhiger fort da er den Schlag noch in Erinnerung hatte. "Was soll das?", fragte er und rieb sich seine Kehle. "Und wer von Euch beiden hat sich bedient?", murrte er hinterher.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Niemand hat sich bedient«, tadelte Ciel, dessen Gesicht rot beschmiert war, da er sich mit der blutigen Hand darüber gerieben hatte. »Wir haben nur auf dich achtgegeben während deiner Bewusstlosigkeit. Wie kommst du darauf? Tut dir der Po weh?«


    Melville de la Cantillion
    "Habe ich vom Po gesprochen?!? Du warst es also, was habe ich Dir eigentlich getan?", fragte Mel anklagend und musterte Ciel skeptisch. "Du und dieser Clown da hinter mir, was soll das werden? Stört es Dich dermaßen, dass ich ein Verhältnis mit Deinem Zwitter-Bruder habe? Ich weiß es, bitte es ist raus. Und? Wusstest Du es? Du weißt ja nicht mal, welche Probleme er hat. Ihr interessiert Euch für Euch und ich mich für meine Dinge. Also lass mich gehen", forderte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musterte Melville böse. Dann sah er Costantino an. »Conni, mon amour, bitte lass uns allein.«


    Costantino Marchesi
    Conni küsste Ciel auf den Mund, strich ihm über den Kopf und im gleichen Moment war er auch schon verschwunden.


    Melville de la Cantillion
    Melville schaute Conni kurz nach, ehe er Ciel musterte und dann den Blick senkte. "So war das nicht gemeint", flüsterte Melville entschuldigend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel genoss den Geschmack von Costantino noch, als dieser schon verschwunden war. Er sah lange noch auf die Tür, ehe er sich wieder neben Melville legte. Er drehte sich auf den Bauch und legte die Hände unter die Wange. Er musterte ihn. Schließlich klopfte er neben sich auf das Kissen.


    Melville de la Cantillion
    Melville legte sich neben Ciel und schaute ihn ebenfalls genau an, musterte ihn von oben bis unten und stopfte sich dann auch seine Hände unter die Wange um sie als Kissen zu benutzen. Man sah ihm an, dass er unschlüssig war. Etwas trotzig und ängstlich musterte er Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du sprichst erst und hinterher denkst du nach. Dann bereust du deine Worte und vielleicht tun sie dir leid. Vielleicht hast du sie aber auch genau so gemeint. Verrills Besonderheit sind Familieninterna. Und zwar auf der Stufe von Staatsgeheimnissen, so lange bis Verrill selbst entscheidet, zu offenbaren, wer sie ist. Von welchen Problemen meines Bruders sprichst du?«


    Melville de la Cantillion
    "Manchmal ist meine Zunge schneller als mein Hirn und meine Wut auch. Er hat es mir vor langer Zeit nicht nur gesagt, sondern auch gezeigt. Wir waren intim miteinander, dass weißt Du. Und er sagte es mir eines Tages. Sein Problem ist Euer Heiler, Benito. Er verabscheut ihn und er fürchtet ihn. Du bist Teil der Krone, also darf ich es Dir doch wohl sagen. Du weil wir vertraulich reden und nicht als Beleidigung", erklärte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe dir das Du nicht angeboten«, antwortete Ciel spitz. »Die Sache mit Benito ist schon lange geklärt. Benito wurde zur Verantwortung gezogen und hat seine Wiedergutmachung geleistet.«


    Melville de la Cantillion
    "Nein das habt Ihr nicht. Sieht Verrill die Sache auch als erledigt an? Wisst Ihr das? Nun das müsst Ihr mir auch nicht sagen, dass geht nur Eure Familie etwas an. Fragt sie, wenn es Euch interessiert. Darf ich gehen Hoheit?", fragte Melville hoffnungsvoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Nein. Wann du gehst, entscheide ich." Ciel dachte nach, bevor er antwortete. "Du hast Verrill meinen Zwitterbruder genannt im Beisein eines fremden Matrosen. Du brüstest dich damit, mit Verrill verkehrt zu haben als sei er eine Trophähe. Nein, ich weiß nicht genau, ob Verrill wirklich darüber hinweg ist. Aber mehr kann ich nicht für ihn tun, seine Seele benötigt Zeit zum Heilen. Den Penis ist vernarbt. Warum?"


    Melville de la Cantillion
    "Hört zu, ich mag Euren Bruder wirklich. Aber er ist auch etwas außergewöhnliches mit dem man auf dieser Art verkehren kann. Er ist ein Sahnebonbon unter den stinknormalen Süßigkeiten. Warum ich dort Narben trage? Weil ich es nicht immer sacht zugehen ließ. Manche Spiele wurden etwas grober oder sehr grob. Aber das betraf nicht Euren Bruder, sie sind nicht von ihm und er trägt keine Narben von mir", erklärte Melville ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde Verrill fragen, ob das den Tatsachen entspricht. Findest du es in Ordnung, so von ihm zu sprechen?«, hakte Ciel nach. »Und wie kann es dir angenehm sein, dir selbst an einer so empfindlichen Stelle solche Wunden beizufügen? Solche Menschen gibt es, die aus Schmerz Lust gewinnen, aber bist du ein solcher oder nimmst du ihn in Kauf?«


    Melville de la Cantillion
    "Fragt ihn. Ich wollte nur ehrlich sein was ihn betrifft, vielleicht kennt Ihr es auch, dass Ihr etwas außergewöhnliches an einer Person besonders mögt. Ihr mögt sie, aber das macht sie zu etwas besonderem, dass Ihr sie besitzen wollt. So ist es bei uns, oder mit mir. Nun ich gewinne aus dem Schmerz an sich keine Lust, sondern aus dem Sex und wenn ich mittendrin bin und es wird dermaßen hart, dann ist es so. Die Erregung steigert sich ins Unendliche. Nur wenn der Sex dann vorbei ist und die Erregung nachlässt, dann kommen die Schmerzen", gestand Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Du hast gegenüber dem Matrosen da ausgeplaudert, wer Verrill wirklich ist", beharrte Ciel. "Du sagst nichts dazu. Hoffst du, ich würde es vergessen? Von wem geht es aus, dass es so hart wird, von dir oder von deinen Gespielen? Bei jenen müsste es ja genau so aussehen. Und da klagst du über ein leicht gerötetes Loch?"


    Melville de la Cantillion
    "Nun vielleicht habe ich gehofft ihn so für mich zu markieren, wer weiß das? Das ist unerheblich, ich spiele das Spiel von beiden Seiten, aber dann weiß ich vorher bescheid. Ob sie mir die Krallen in die Juwelen gräbt oder ich sie beiße, ist das wichtig? Wer war es, er oder Ihr?", fragte Mel ernst.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Das ist so lange unerheblich, wie es in beiderseitigem Einvernehmen geschieht. Aber die Vorstellung, wie du deine leiblichen Nackommen derart behandelst ... ist, gelinde ausgedrückt, befremdlich. Warum möchtest du wissen, wer es war, würde es denn einen Unterschied machen? Dein sogenanntes Markieren meines Bruders ist für dich lebensgefährlich, das weißt du, ja?"


    Melville de la Cantillion
    "Nun meint Ihr Euer Vater würde mich auf den Block schicken oder er würde mir seine Hand geben? Vermutlich ist das zu egoistisch gedacht. Greg selbst sagte nein und nur weil ich möchte heißt dass nicht das er wollen muss. Zudem ist er ein Prince und ich nur ein Comte. Aber darum ging es mir nicht. Droht Ihr mir?", fragte Mel. "Nun das mag für Euch befremdlich sein, aber ich bin keine Person der einmal im Monat Sex ausreicht. Und das was ich benötige, dass beschaffe ich mir. Daran ist nichts verbotenes, ich habe niemandem bewusst geschadet. Versehentlich schon, das gebe ich zu", gestand Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Du beantwortest andauernd nur die Hälfte meiner Fragen", beschwerte sich Ciel. "Beantworte sie gefälligst komplett. Ich drohe dir nicht. Aber Verrill kann sehr ungehalten werden, wie du weißt. Und wie er es findet, dass du einem wenig vertrauenswürdig erscheinenden Menschen im Pyjama derart intime Informationen zukommen lässt, weiß Ainuwar allein."


    Melville de la Cantillion
    Melville musterte Ciel und zuckte ergeben mit den Schultern. "Ja ich weiß, das es lebensgefährlich für mich sein kann. Aber ich hätte einiges dafür gegeben ihn als meinen Ehemann in unsere Familie aufzunehmen. Das hätte mir sehr gefallen und nein, ich weiß dass ich meinen Mund hätte halten sollen. Mit so einer Erpressung erreicht man nichts, meist sogar das Gegenteil. Das es für Euch befremdlich ist, so hart ranzugehen, kann ich verstehen. Für mich ist es befremdlich, den anderen einfach zu überfallen und im Schlaf zu nehmen. Ich denke jeder hat dort seine ureigene Sicht und seine Vorlieben. Was möchtet Ihr beantwortet haben? Nehmt es mir nicht übel, aber irgendwie fühle ich mich von Euch bedroht".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Das könnte daran liegen, dass ich wütend bin", erklärte Ciel. "Warum möchtest du wissen, wer es war, würde es denn einen Unterschied machen? Und noch eine. Welche Art der Erpressung meinst du? Dass du alles über meinen Bruder ausplauderst, wenn er dir nicht zu Willen ist?"


    Melville de la Cantillion
    "Ja daran habe ich einmal gedacht, weil ich einfach verzweifelt war. Wisst Ihr, ich habe ihn oft vermisst. Er ist im Palast und macht sein Ding und ich sitze Zuhause meist alleine herum und falls nicht, dann gehe ich meine Runden. Aber verbunden fühle ich mich nur mit meinen Söhnen und meinen Brüdern. Mit ihm hätte ich mich dort verbunden gefühlt und da habe ich einmal wirklich überlegt ihm so die Armbrust auf die Brust zu setzen. Aber dann dachte ich, dann bin ich kein Stück besser als Benito, oder andere die genau das als Waffe verwenden. Wer fragt muss auch mit einem Nein leben können, aber manches Nein tut ganz schön weh. Warum ich es wissen möchte? Weil es von Euch irgendwie ein Kompliment wäre und von diesem Clown eine Beleidigung, darum möchte ich es wissen".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Du bist ein sehr einsamer Mensch, Melville", sprach Ciel betrübt. "Darum frisst du sie, eine nach der anderen, und würgst sie wieder hervor, benutzt und besudelt. Dann gehtst du weiter zur Nächsten. Aber das wird dir deine Einsamkeit nicht nehmen, sie höchstens kurz lindern. Was ist los mit dir?", erkundigte Ciel sich. "Woher rührt dieses Gefühl? Es war doch schon vor Verrill da, oder irre ich mich?"


    Melville de la Cantillion
    Melville war erstaunt über Ciels sanfte Worte. Und sie waren wahr, absolut und wahrhaftig. Melville dachte darüber nach und er dachte lange nach. "Es war nicht immer da, aber es fing mit dem Tod meiner Schwester an. Wisst Ihr, zuerst fing es mit Essen an. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meiner Schwester ich liebte sie und ihre Kinder. Aber wir sahen uns nicht oft. Und ihr Tod, genau wie der ihrer Kinder und ihres Mannes betrübte mich. Wobei ich den Tod von Brandur zweischneidig sah. Er liebte meine Schwester nicht, aber er behandelte sie scheinbar gut. Das Los vieler Adliger Frauen. Sie starb durch die Hand seiner Familie, ebenso meine Neffen. Er starb ebenso, aber bei ihm wusste ich nicht was ich empfinden sollte. Einerseits Schmerz, Verlust, andererseits war ich froh dass er ermordet wurde. Er hatte doch meine Schwester erst in diese Mördergrube geholt, die er eine Familie schimpfte. Ich weinte nicht um sie, ich tröstete mich mit Essen. Also aß ich etwas, wenn ich hätte weinen sollen. Das tröstete mich, beruhigte meine Nerven und immer wenn ich mir selbst sagte, Du musst damit aufhören kam mir ein Gedanke. Morgen könntest Du schon genauso tot sein wie Magdalena, also iss es heute noch. Genieß den Geschmack von dem Schinken, den Austern, dem Wein heute noch, denn vielleicht gibt es kein Morgen. Irgendwann ging ich in die Breite und das war nicht dass, was mir gefiel. Also hungerte ich mir meinen Trauerspeck wieder herunter, aber der Wunsch nach Genuss blieb. Was ist genussvoller als gutes Essen? Guter Sex Hoheit. Im Grunde habe ich nur das eine durch das andere abgelöst, aber es ist auch etwas wahres daran. Wofür sollen wir auf etwas verzichten, wenn wir die Möglichkeit haben und das Verlangen danach? Ihr seht, was ein Mann bewirken kann, der wirklich Willens ist alle auszulöschen. Der Bruder von Brandur tat es, Dunwin von Hohenfelde. Er tötete sie alle. Nur heute weiß ich, Brandur hat überlebt. Und was tat er für das Überleben von Magdalena?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was Brandur tat, kann ich dir nicht sagen. Wohl aber, dass er selbst um ein Haar gestorben wäre, bevor er dann wirklich starb. Ich würde ja vorschlagen, du redest einmal mit ihm. Ich kann den Mann nicht ausstehen, er ist ein Nekromant mit einem abscheulichen Humor und mein Vater mag ihn gut leiden. Nichts davon sagt mir zu. Tekuro, früher hier in der Leibgarde unter dem Namen Robby Moreau bekannt, kennt sich gut aus mit unersättlichem Hunger und er versucht ihn auf ganz ähnliche Weise zu stillen. Genau so vergebens wie du.« Ciel wurde von tiefem Mitleid erfüllt. Er wünschte sich, er könnte etwas tun, um diesen Strudel der Gewalt zu durchbrechen, der letztendlich nur die Sehnsucht nach Liebe beinhaltete. Da Melville viel größer und kräftiger war als er selbst, kuschelte er sich an ihn heran. Dort blieb er liegen und dachte nach.


    Melville de la Cantillion
    Melville legte einen Arm um Ciel und hielt ihn einfach fest. "Mit Brandur nützt mir das nichts, ich müsste mit Dunwin reden. Aber der ist tot, wie all jene die er auf dem Gewissen hat. Vielleicht sollte ich es doch mal mit Brandur versuchen oder Tekuro", überlegte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Dunwin steckt in Aimeric", antwortete Ciel. "Brandur hat ihn dort hineingesperrt. Wusstest du das nicht?"


    Melville de la Cantillion
    Mel versteifte sie und sein Blick bekam etwas mörderisches, etwas was Ciel früher gemeinsam mit Dreux nur für Einbildung gehalten hatte wurde wahr, er sah so etwas wie ein Lodern. "Wo ist Brandur?", fragte Mel so beherrscht wie möglich, während Ciel spürte wie seine Haut zu kochen anfing und Blasen zu schlagen. "WO ist dieses Monster? Diese verseuchte Nekromantenbrut tötet einen nach dem anderen aus meiner Familie? Warum sperrte er ihn nicht in meine Frau? Wo ist Americ? Wo?", verlangte Mel wutentbrannt zu wissen, während Ciel Kopftuch Flammen fing.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Kreischend und um sich schlagend sprang Ciel auf. Er warf sich auf den Boden und wälzte sich schreiend herum, in dem Versuch, das Feuer auf seiner kochenden Haut zu löschen. »HILFE«, kreischte er wie von Sinnen.


    Melville de la Cantillion
    Als Ciel zu kreischen anfing, wurde die Tür regelrecht aufgesprengt, während auch eine Tür in der Wand zur Seite schnellte. Schlagartig war der Prince umgeben von Leibgardisten die Melville auf den Boden donnerten und ihn sicherten und Männern die er nicht kannte, sich aber sofort seiner annahmen, seine Haut und seinen Helm löschten und ihm behutsam auf die Beine halfen. Vermeintlich allein, war er es doch nicht. Diesmal zum Glück, denn seine Retter waren gerade noch rechtzeitig gekommen. Aurelien stürmte ebenfalls in den Raum und sein Harpienadler schrie seinen hellen Schrei. Er gab der Leibgarde ein Zeichen, Melville nicht loszulassen, da ein wütender Pyro alles andere als harmlos war. "Haltet dem Mann die Augen zu!", befahl er schneidend und hockte sich dann zu dem Princen. "Ist alles in Ordnung mit Euch Hoheit? Das war kein Angriff, der Mann hat die Kontrolle über sich verloren. Was war los mit dem Comte?", fragte Aurelien und hielt Ciel behutsam in den Armen, während der Adler an dem Tuch zupfte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel krallte sich an Aurelien fest. »Mein Gesicht«, wimmerte er. Dann schluckte er sein Wimmern herunter, stellte sich auf die Beine und marschierte ins Badezimmer, um in den Spiegel zu sehen. Erst herrschte Stille. Dann kam aus der Tür ein ersticktes Schnaufen, als Ciel feststellte, dass er seine Haut vom Gesicht abziehen konnte. Fassungslos starrte er an, was einstmals sein Gesicht gewesen war und tastete mit zittrigen Fingern auf der losen, gekochten Haut herum.


    Melville de la Cantillion
    Aurelien: Aurelien betrat nach Ciel das Badezimmer und legte ihm eine Hand auf die Schulter, dabei übermittelte er ihm beruhigende Gedanken. "Ich bringe Euch zum Heiler Herr. Ihr hättet nicht ungeschützt so mit einem Pryro streiten sollen. Ich möchte Euch nicht belehren, aber Pyromanten sind nicht nur des Feuers mächtig, auch ihre Seele ist recht feurig. Wir Geistmagier und Himmelsaugen halten nichts von der Pyromagie. Sie ist zu unstet, zu gefährlich. Die Magie hat meist den Magier in der Hand nicht umgekehrt. Er sollte vielleicht gedämpft werden, oder Messing tragen Herr. Begleitet mich bitte, es sieht gar nicht so schlimm aus", sagte Aurelien aufmuntern, aber die weit aufgerissenen Augen des Harpyien-Adlers ließen anderes vermuten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Schieb dir deine Belehrungen in den Arsch", brüllte Ciel außer sich und trat Aurelien in ebenjenen. Dann rannte er unter Tränen davon. Er rannte zu keinem Heiler, er rannte zu seinem Papa.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Bei seinem Vater angekommen öffnete Fabien die Tür und so weit wie der Leibdiener die Augen aufriss, konnte Ciel sogar sein Spiegelbild in den Augen des Mannes sehen. Fabien packte Ciel und pflückte ihn vom Boden weg und stopfte ihn in den Zuber samt Kleidung. Dann übergoss er ihn mit kalten Wasser und drückte ihn hinunter bis nur noch Ciels Gesicht herausschaute. "HERR!", brüllte er Leibeskräften und Max kam herbeigeeilt und starrte auf seinen Sohn herab. Ciel kannte seinen Vater besorgt und verärgert. Aber die Sorge und grenzenlose Wut die ihm jetzt ins Gesicht geschrieben stand, hatte er noch nie gesehen. "Wer war das Kleiner?", fragte Max so ruhig wie möglich, ehe er sich zur Tür wandte. "WACHEN!", bellte er und die Garde stürmte in das Quartier des Großherzogs. Sie verneigten sich und schauten sich sichernd um, während Max nur eine Hand hob, dass sie für den Moment schweigen sollten. "Wer Ciel?", wiederholte Max die Frage liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel tauchte japsend wieder aus dem kalten Wasser auf. »Melville«, klagte er. »Ich wollte ihn trösten.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max drehte sich zu den Wachen um, "Schafft den Comte ins Verlies, wir werden alsdann über sein Leben richten", befahl Max und die Wachen eilten mit gezückten Waffen davon, während sich Max an den Zuber zu seinen Sohn hockte. Fabien legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ich hole sofort Benito, bleibt hier bei Eurem Sohn Herr", sagte Fabien und rannte ebenfalls fort, so schnell ihn seine Füße trugen. Max setzte an etwas zu sagen, aber da war Fabien schon losgelaufen. "Arlette, Benito", rief Maximilien ins Wohnzimmer und Ciel sah wie ein gewaltiger Adler aus dem Quartier in die Palastgänge flog. "Warum wolltest Du ihn trösten und warum hat Dich Melville angegriffen?", fragte Max, nahm einen Schwamm und drückte vorsichtig kaltes Wasser über Ciels Kopf aus. "Du kommst in Ordnung hab keine Angst, ich werde Melville hinrichten lassen", erklärte Max und lächelte seinen Sohn aufmunternd an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Weil er so einsam war«, sprach Ciel mit zitternder Unterlippe. Die Schmerzen waren extrem. »Er wollte gern mit Dunwin sprechen und ich habe ihn darauf hingewiesen, dass Brandur diesen in Aimeric gesperrt hat. Da hat er mich gekocht.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Hat er Dich bewusst angegriffen? Oder war es ein Unfall? Heb einmal Deine Hand, dass ich Deine Haut auf Deinen Armen sehen kann Kleiner", bat Max, er wollte seinen Sohn nicht anfassen, da er Angst hatte sonst kleben zu bleiben und ihm die Haut abzuziehen. Drum behielt er seine Hände bei sich, auch wenn er ihn am liebsten an sich gedrückt hätte, aber nicht war fataler als genau das.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hob die Arme. »Ein Unfall, sagt Auri«, jammerte er und wurde dann wütend. »Auri die Flasche ist zu nichts zu gebrauchen! Wenn er vorher sah, was in Melville vorgeht, warum hat er nicht reagiert?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Vermutlich weil er ein lahmarschiger Volltrottel ist? Er wird seine Strafe erhalten, ich kann Dir nicht sagen worauf dieser Mann gewartet hat, vielleicht das Du die Stufe Medium erreichst", murrte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Und wo bleibt Benito? Es tut weh, Papa! Stirbt man an so was?" Ciel war kein Feigling und er konnte einiges aushalten, aber dass ihm das Gesicht schmolz, war unerträglich. Er bekam Panik und stieg aus dem Zuber.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schaute lange auf Ciel herab und blinzelte die Tränen weg. Er packte Ciel und drückte ihn zurück in den Zuber. "Ja man kann an Verbrennungen sterben, weil Menschen auch über die Haut atmen, auch wenn die meisten das weder glauben noch wissen. Wenn zuviel Hautoberfläche zerstört wurde, stirbt man. Aber Du wirst nicht sterben, dass lasse ich nicht zu", sagte Max aufmunternd. In dem Moment kamen Benito, Dan und Fran ins Quartier gestürmt. Ben hockte sich an den Zuber, während Dan Max umfasste und behutsam wegzog. "Ihr könnt hier nichts tun, wartet etwas absteits bitte", bat Dan freundlich.


    Francois Grimard
    Fran untersuchte Ciel gründlich, zückte eine stumpfe Schere und schnitt ihm die Kleidung vom Leib. "Keine Angst Schatz, gleich geht es Dir wieder besser. Fühl Dich geherzt und geküsst", sagte sie sanft, während sie so vorsichtig wie möglich die Kleidungsstücke unter Ciel wegzog.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du solltest mich nicht so sehen«, antwortete er erstickt. »Ich wollte nicht, dass du mich siehst! Halt bloß Ferrau fern!«


    Benito
    Benito legte Ciel eine Hand auf die Stirn und die andere aufs Herz. Er spürte wie schlagartig der Schmerz nachließ, obwohl Fran ihn immer noch von den Stoffresten befreite. Ciel spürte eine Befreiung, wo immer der Schmerz hinglitt, er schien aus seinem Körper zu fließen und ließ ihn matt und schwach zurück. Er kannte das Gefühl, er hatte es schon einmal erlebt, als Benito ihm das Leben rettete nach dem Lichangriff. Er wurde mit Magie geheilt, denn alles andere wirkte nicht mehr.


    Francois Grimard
    Fran schaute ihn über den Rand der Brille hinweg an und es lag nichts als Liebe in diesem Blick. "Liebe ist nicht mit jemanden schmusen wenn es ihm gut geht, sondern ihm beistehen, wenn es niemand mehr würde. Ich gehöre an Deine Seite, wir sind verheiratet. Dein Einwand interessiert mich nicht Ciel, Du brauchst mich und ich bin hier. Ich habe schon weitaus schlimmere und grausamere Verletzungen gesehen, Verbrennungen von Öl die sich in das Fleisch fraßen. Vertraue uns... und vertraue ihm... auch wenn ich das nicht gerne sage, aber es geht nicht um mich oder mein Empfinden, es geht um Dich und Dein Leben. Und da ist niemand besser als Ben. Er rettet Dich, hab Vertrauen Schatz", bat Fran.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel griff nach Benitos Unterarm, schloss zitternd die Augen und spürte, wie der Schmerz nachließ. »Ich sterbe«, flüsterte er, als er müde wurde. »Sag meinem Kind, dass ich es gern kennengelernt hätte. Wenn es ein Junge wird, soll er Parcival heißen. Wird es ein Mädchen, so obliegt Tini die Wahl. Und wird es ein vollständiger Mensch, so nennt ihn Alexis.«


    Benito
    "Das ist richtig, Ihr sterbt. Aber weder hier, noch heute, noch während ich dabei bin. Das steht fest - nicht heute Herr!", sagte Benito vehement und Ciel spürte wie er sich schwebend leicht fühlte, als Benito ihn losließ und Dan ihm eine Hand auf den Kopf legte. "Öffnet die Augen Herr", bat Benitos Bruder und schloss die eigenen um sich besser konzentrieren zu können. Ciel fühlte wie der Schwebezustand nachließ und er sich gesammelter, geerdeter fühlte. Er bekam das Gespür für seinen Körper zurück, der Schmerz blieb aus, aber eine gewaltige Erschöpfung machte sich in ihm breit. "Ihr werdet Eurer Kind selbst einen Namen geben können", sagte Dan beruhigend.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Herz klopfte heftig. Er bekam erneut Panik, schüttelte die beiden Heiler ab und kletterte aus der Wanne. Er stieß sie beiseite und rannte davon. Er wusste nicht warum, aber sein Ziel war der Schlosspark, der freie Himmel. Irgendetwas in ihm zwang ihn, fortzurennen. Und offenbar konnte er das wieder.


    Fabien Lacomb
    Draußen wurde Ciel nackt wie er war von Fabien abgefangen, der ihn festhielt und ihm ernst ins Gesicht schaute. "Herr was tut Ihr hier?", fragte er besorgt, während die Heiler samt Max nachrückten und Ciel nicht minder besorgt anstarrten. Fabien zog sein Hemd aus und zog es Ciel über, so dass er nicht völlig nackt im Garten stand. "Beruhigt Euch, na kommt. Eure Haut ist geheilt und rosig. Schaut doch an Euch herab, hm?", sagte er leise und freundlich. Dabei ließ er Ciel aber nicht los.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel starrte Fabien mit offenem Mund an. Es dauerte eine Weile, ehe er seine Hände betrachtete und noch länger, bis er es wagte, sein Gesicht anzufassen. Er rieb sich die Augen mit den Fäusten und ließ sich von Fabien festhalten. Es war eisig so ohne Kleider, aber Ciel genoss die Kälte. Es hatte nachts Bodenfrost gegeben und seine Füße wurden eiskalt. Langsam drehte er den Kopf und sah Fabien ins Gesicht. "Ich weiß es nicht", sprach er und blickte wieder zurück, wo er Fran und seinen Papa entdeckte. Ben und Dan waren auch dabei. "Bei irgendetwas bin ich unterbrochen worden", grübelte er.


    Fabien Lacomb
    "Dann lasst uns zurückgehen, Euer Vater und Eure Heiler, ebenso Euer Mann warten auf Euch. Ihr wart schwer verletzt und Ihr seid fast nackt. Ihr möchtet doch nicht, dass Ihr geheilt wurdet nur um Euch gleich darauf eine Lungenentzündung einzufangen oder? Kommt ich begleite Euch in das Gemach Eures Vaters. Dort werdet Ihr für die Nacht bleiben, oder mehrere wie es nötig ist. Ich werde Euch etwas Kräftigendes zu essen besorgen und Euer Mann kann gerne bei uns übernachten. Euer Vater war in großer Sorge Herr", sagte Fabien, packte Ciel und nahm ihn auf den Arm, so dass er nicht barfuß über die kalten Steine gehen musste und trug ihn zurück in die Gemächer des Großherzogs. Max und die Heiler folgten Fabien. "Ich Danke Dir Fabs", flüsterte Max. "Jederzeit", gab Fabien zurück und brachte Ciel zurück ins Quartier. "So da sind wir", sagte er unnötigerweise und setzte Ciel auf der Couch ab.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel stand jedoch sofort wieder auf. "Ich kann hier nicht bleiben", erklärte er, während er da in Fabiens Hemd stand und Nathan in seinem Nachthemdchen gar nicht so unähnlich sah. "Ich habe zu tun. Melville darf nicht sterben. Lasst ihn einfach gehen. Und ich wollte noch irgendwas anderes", grübelte er weiter.


    Fabien Lacomb
    Fabien packte Ciel an den Schultern und drückte ihn zurück auf die Couch. Auch wenn Fabs sonst ein sanftmütiger Mensch war, Ciel spürte, dass er nicht umsonst so aussah, wie er aussah, denn er saß schlagartig wieder auf dem heilen Hintern und kam gegen die Kraft von dem Leibdiener nicht an. Zwar hatte Fabien keine Kampferfahrung und er war auch kein Krieger, aber er war es gewohnt ganz andere Dinge zu schleppen, als Ciel und so hielt er den Prinzen einfach unnachgiebig fest, während sich Max neben seinen Sohn setzte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ganz ruhig", sagte Max und nahm Ciels Hand, während Fran sich hinter die Couch stellte und ihm den Nacken streichelte. "Melville wird solange nichts geschehen, bis Du wieder gesund bist und wir das alles in Ruhe regeln können. Was hattest Du vor? Überlege ganz in Ruhe", bat Max und küsste seinen Sohn auf die Stirn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schenkte Fabien einen trotzigen Blick, der plötzlich weich wurde, ja, jämmerlich. Man sah nun sehr deutlich, warum Ciel so schnell den Raum verlassen wollte. »Danke, Fabs«, brachte er hervor. Er griff nach Frans Händen und kuschelte seine Wangen hinein. »Er ... Melville. Ich wollte ihn trösten, da er sich sehr einsam fühlt. Ich gab ihm den Hinweis, sich an Tekuro zu wenden oder Brandur. Da fiel ihm ein, dass er viel lieber mit Dunwin gesprochen hätte, dem Mörder, der ihm seine Schwester und Neffen und Nichten nahm. Ich sagte ihm, das könne er tun, da Dunwin doch in Aimeric steckte. Und daraufhin verbrannte er mich. Die Information war wohl etwas viel für ihn.« Ciel schluckte. »Darf ich bitte gehen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Oh Ciel", stöhnte Max, "Ja sicher darfst Du gehen und ich begleite Dich. Na komm", sagte Max und hielt Ciel die Hand hin, wie als wäre er schlagartig wieder vier und sein Papa müsste ihn vor der feindlich gesinnten Welt beschützen. Aber gleich wie alt Ciel auch war, er blieb immer Maximiliens Sohn - und irgendwie waren sie alle mal wieder für einen Moment vier Jahre, wo sie eine Hand benötigten die sie hielt. Fabien reichte Ciel eine Hose und zog sie ihm an, als dieser aufstand. "Gehen wir komm", bat Max. "Wohin?", fragte er liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel griff dankbar nach der Hand seines Vaters. »Ich wollte die Beißer besuchen«, gestand er. »Aber vielleicht sollten wir erst Melville aus dem Verlies befreien. Oh und bitte«, Ciel verzog sein Gesicht, das zur Hälfte rosa war, »mach mit Auri das, was du mir einst angedroht hast. Lege ihn vor den anderen Himmelsaugen übers Knie und versohle ihm den nackten Hintern oder lass das von Domi machen. Langsam reicht es mit dem Mann.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Mir auch, er sollte jetzt schon zum vierten Mal Patti verhaften und ständig hat er nur eines dabei statt des Gefangenen - AUSREDEN! Er bekommt sein Fett weg, von Domi höchstpersönlich. Der schlägt härter zu als ich. Glaub es mir, jedenfalls was Prügelstrafen angeht, wir wollen ihn ja nicht filetieren, sondern versohlen. Ich werde Melville aus dem Verlies entlassen, sobald Du bei den Beißern warst, na komm. Wo sind die Beißer überhaupt? Wo befinden sie sich mein Kleiner?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Onkel Davet hat ihnen ein Häuslein vermacht. Den Rübenhof, den er nicht mehr benötigt." Händchenhaltend tapste Ciel neben seinem Vater her. Ciel sah noch unwahrscheinlich bleich aus, so dass die rosa Narben ihn gescheckt wirken ließen. Der feine Haarflaum, der ihm wieder gewachsen war, war natürlich vollständig verdampft und er war kahl wie eh und je. "Gut, dass Auri einen Denkzettel erhält. Patti ist doch bei den Beißern. Warum willst du ihn verhaften lassen? Wenn ich bezüglich der Himmelsaugen einen Vorschlag machen darf - jemand muss Ordnung in den Orden bringen. Ich schlage Jules de Mireault als neues Oberhaupt der Himmelsaugen vor."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max legte Ciel einen Arm um die Schulter und führte seinen Sohn so bis zu den Beißern. Zu Fuß war es ein weiter Weg, es war ein großes Stück zu laufen, aber Maximilien störte es nicht und der Spaziergang würde Ciels Gedanken klären. Dass man sie im gebührenden Abstand begleitete, war Max bewusst. Der Duc ging nicht ohne Leibgarde spazieren und wie immer und wie immer war er froh darum, seine Leute um sich zu wissen. Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen, waren ihm auch diese Leute zu viel. Heute jedoch freute er sich über den Umstand, allerdings nicht für sich, sondern für seinen Sohn. "Der Vorschlag klingt wohl durchdacht und Jules hat sich diese Ehre auch verdient. Ich überlasse die offizielle Ernennung Dir samt Urkundsübergabe, da auch die Idee von Dir stammt. Zudem habt Ihr lange gemeinsam Seite an Seite gekämpft, dass wird ihm viel bedeuten. Also dass Patti bei den Beißern ist, dass hätte Aurelien wissen dürfen. Ich wollte den Mann verhaften lassen, da er sehr verwirrt ist. Er sollte nicht ins Verlies, sondern genau wie Silvano in einen Tempel um seinen Geist heilen zu lassen. Ich habe Sorge dass er sich entleiben könnte", erklärte Max und küsste Ciel auf den kahlen Kopf. Liebevoll strich er ihm über die Glatze. "Ich kaufe Dir ein schönes neues Tuch und die Perrücke von Dreux ist auch bald fertig. Es tut mir leid mein Kleiner", flüsterte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte ihn mit seinem kahlen Kopf und dem gefleckten Gesicht an. Er lächelte, so dass die frische Haut in seinen Mundwinkeln ganz viele Falten schlug. »Macht nichts«, sagte er. »Ich bin noch da, das ist die Hauptsache. Danke, Papa. Danke.« Er küsste Maximilien auf die Wange, wie er es früher immer getan hatte, um dessen Herz zu erweichen. Heute tat er es aus reiner Liebe. »Ich muss mich auch bei Fabs, Ben, Dan und meiner süßen Fran bedanken. Vorhin war ich etwas durcheinander. Jetzt geht es langsam wieder. Fabs war überraschend besorgt und seine Sorge schien aufrichtig.« Er strich sich über das Hemd. »Ich werde ihn fragen, ob ich das Hemd behalten darf, damit ich mich daran erinnere, wenn ich mal wieder Zweifel hege.« Der Garten des Rübenhofes war verwildert. Man sah aber an dem niedergetrampelten Gras, dass hier Leute ein und aus gingen. Ciel klopfte an der Tür der Beißerbehausung. "Patti ist verwirrt, ja. Dann hat er wieder Momente, in denen er völlig klar zu sein scheint. Lassen wir uns überraschen."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Seine Sorge war aufrichtig Ciel, Du bist mein Sohn. Du bist ein Teil von mir, wie könnte seine Sorge da nicht aufrichtig sein? Ist Dir nie in den Sinn gekommen, dass er sich mit Dir streitet, weil er sich überhaupt nicht mit Dir streiten möchte? Dass er dafür "kämpft" dass Ihr miteinander auskommt? Lass es sacken, rede einfach mal mit Fabs in Ruhe und natürlich auch mit den anderen. Das Hemd darfst Du behalten, davon gehe ich aus. Fran hätte ich am liebsten rausgeworfen, aus Angst um das Baby. Aber sie ist immer erstaunlich ruhig und gefasst. Oder sie hat eine große Selbstbeherrschung. Du hast einen sehr guten Fang mit ihr gemacht, sie liebt Dich sehr. Das sieht man Ciel und wie sie Dich liebt. Sie hat sogar Benito geduldet. Man könnte sagen aus Berechnung, aber das war es nicht. Sondern es war reine Güte und Liebe Dir gegenüber und wenn Du Benito benötigst, verzichtet sie auf jede Form der Anklage oder Rache. Sie ist eine sehr großmütige Person Ciel, sorge dafür, dass sie sich das bewahrt und nicht an den Menschen zerbricht. Ich weiß nicht was Patti hat, aber er sollte zu seinem eigenen Schutz untersucht werden", sagte Max und schaute sich um. Nicht rein die Neugier trieb ihn wo die Beißer lebten, sondern wo sein Bruder aufgewachsen war. "Einst der Hof von Davets Onkel. Der Garten muss gemacht werden und das Häuschen könnte einen Anstrich vertragen", sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel klopfte energischer, da niemand öffnete. »Nein, das ist mir nie in den Sinn gekommen. Er erscheint mir launisch und schwierig. Nathan hat es auch nicht mit ihm ausgehalten. Aber heute war er so lieb ... ja, ich rede noch einmal mit ihm. Fran ist eine wundervolle Person, Ainuwar hat sie mir geschickt«, sprach Ciel glücklich. »Ich hätte nie gedacht, noch einmal glücklich in einer Ehe zu werden und dann kam sie in mein Leben, einfach so, fügte sich ein, als wären wir schon immer zusammen gewesen. Sie ist so klug, so sanft und kann doch auch so hart sein. Ich liebe sie, Papa.« Er klopfte noch lauter. »Onkel Davet hat hier als Kind gelebt. Du hast Recht, die Beißer müssen hier alles in Schuss bringen, aber lass sie doch erst einmal ankommen in ihrem neuen Heim.«


    Kazrar
    Kaz riss die Tür auf und wich dann einen Schritt zurück, als er Ciel samt dem Großherzog erkannte. Für die beiden musste es ulkig aussehen, denn zuerst zuckte der Arashi vor ihnen zurück um sich dann zu verneigen, es sah aus, als tanzte er einen Schlangentanz. "Ich habe Euch nicht erwartet Prince Ciel und Großherzog Maximilien. Kommt herein aber wundert Euch nicht, es ist noch sehr staubig", sagte Kaz und schenkte beiden ein breites Lächeln.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel lächelte zurück, auch wenn es momentan ziemlich gruslig bei ihm aussehen musste. Kein Wunder, dass Kazrar sich erschrocken hatte. Ciel ließ seinem Vater den Vortritt und kam dann hinein, um sich umzuschauen. Er entdeckte Tekuro, der neben Patrice in einem gewaltigen Deckennest lag und diesen beobachtete. Patrice war mit einem Zauberwürfel beschäftigt, der dermaßen komplex war, dass Ciel sich fragte, wie man dieses Logikspiel überhaupt baute und was man für ein Gehirn haben musste, um es zu lösen. Patrice jedoch war schon gut vorangekommen und drehte die Seiten unermüdlich in atemberaubender Geschwindigkeit. Beide trugen nur eine gemütliche Hose, die neu aussah. Sie standen auf und verneigten sich. Ciel schaute, ob er auch alle anderen finden würde.


    Kazrar
    "Können wir Euch etwas anbieten? Sohn haben wir etwas für unsere Gäste da?", fragte Kaz dem einfiel, dass sie noch gar nichts eingekauft hatten. "Wir benötigen neue Möbel und wir müssen einkaufen. Wo kann man hier Möbel erstehen? Leider ist keiner meiner Begleiter Handwerker oder irgendwie begabt. Was ist mit Euch geschehen Herr, Ihr seht seltsam aus", fragte Kaz und musterte Ciel. "Ihr wirkt als wärt Ihr durch den Abgrund geschritten und rosig wiedergboren. Was habt Ihr abgestreift?", fragte Kaz.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro guckte verlegen, dann ging er zur Kochecke. Er holte eine Schale, die voller gehäuteter Mäuse und Ratten war. »Ich bin noch nicht fertig mit Kochen gewesen«, sagte er entschuldigend. »Wenn Ihr wünscht, koch ich schnell zu Ende. Oder ich kauf was. Zu trinken haben wir Wasser und ich hab eine volle Milchkanne geholt.«


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sind Bellamy und Arbogast gar nicht hier?«, fragte Ciel und schaute, wie weit die Beißer damit gekommen waren, sich einzurichten. »Und Nori?« Er betrachtete die gehäuteten Mäuse. "Sie sehen mir recht ähnlich. Ich habe gerade eben erlebt, was es heißt, von einem Pyromanten angegriffen zu werden. Aber wie man sieht, bin ich wieder genesen."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien gesellte sich zu Tekuro und schaute ihm über die Schulter. "Das letzte Mal hatte ich Milchmäuse mit vier Jahren und die waren aus purer Milch. Ich werde Euch etwas vom Hof liefern lassen für den Start in ein neues Leben. Was die Möbel betrifft, da geht man zu einem Schreiner. Entweder werden sie gefertigt oder man ersteht vor Ort was einem gefällt. Die meisten Bauern können hier handwerken, auf Bauernmärkte könnt Ihr auch fündig werden. Ist um einiges günstiger, vielleicht optisch nicht so schön, aber das kann man ja mit etwas Farbe ändern. Ebenso solltet Ihr das Haus streichen. Ohne Anstrich zieht die Feuchtigkeit hinein, bedenkt das", sagte Max. "Habt Ihr Tee?", fragte er Teku.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro eilte nervös zurück in die Küche, wobei er sich eine der Mäuse in den Mund stopfte und sie roh samt Knochen kaute. "Ach verdammt", fluchte er und würgte sie in eine Tasse. "Ganz vergessen. Geht ja nicht mehr." Er schenkte zwei Tassen Kräutertee ein und brachte sie den Hoheiten.


    Nori
    Nori betrat das Haus, schaute sich erstaunt um wegen den Gäste und deutete eine Verbeugung an, ehe sie sich ins Nest verkroch und es sich dort gemütlich machte. Träge wie eine vollgefutterte Katze beobachtete sie die beiden, ehe sie wegdämmerte.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro eilte sofort samt der Schale zu ihr. "Hab dir was Kleines gejagt", schnurrte er und zeigte ihr seine Beute. "Roh oder gegrillt?"


    Kazrar
    Kazrar ging zu Ciel rüber und klopfte ihm auf die Schulter. "Feuer und Eis, zwei tödliche Extreme von denen man sich fernhalten muss Hoheit. Feuerteufel und Frostalben, denkt an meine Worte. Erste haben Gedanken wie Flammen, zweite haben Gedanken wie Eis. Ich kann Euch nur vor ihnen warnen, meine Familie starb weil Frostalben sie niedermachten. Setzt Euch und erzählt, wir hören Euch zu", sagte Kaz und reichte Ciel eine Teetasse.


    Nori
    Nori schaute begeistert und gerührt in die Schale. "Das ist richtig lieb von Dir, ich nehme sie gebraten. Der Kleine möchte sie gebraten mit etwas Soße. Haben wir überhaupt Soße? Sonst gehe ich in den Garten und schaute ob wir einige Kräuter haben um sie zu würzen. Ich habe Schlingen in den Garten gelegt, zwischen die Hecken. So können wir Kaninchen, Igel und anderes Getier fangen für den Kochtopf. Sie sehen sehr appetitlich aus Tekuro", sagte Nori glücklich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nahm die Tasse und trank einen Schluck, während Tekuro sich im Hintergrund nervös die Lippen leckte, als Nori die Ausbeute begutachtete. Patrice war wieder mit dem Zauberwürfel zugange und das leise Klacken untermalte das Gespräch. »Danke für den Tee«, sprach Ciel. »Dass man einen Pyro nicht reizen sollte, diese Lektion habe ich gelernt. Frostalben kenne ich keine, hätte aber durchaus Interesse, einmal mit einem zu sprechen. Ich wollte eigentlich nur kurz nach dem Rechten sehen und euch gar nicht lange stören. Wo sind denn Arbogast und Bellamy?«


    Nori
    Nori zählte die Mäuse durch und schaute auf. "Bellamy ist in die Stadt gegangen um irgendwas zu kaufen, hat er gesagt. Für seinen kleinen Schokohintern. Das ist sein Rakshanerfreund Hoheit. Und Arbogast ist irgendwo unterwegs in seinem Strampelanzug", lachte Nori und lächelte Ciel glücklich an.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro biss Nori in den Hals, ohne dass seine Zähne ihr auch nur einen Kratzer zufügten, denn er hatte die Lippen darüber und biss sie so. »Bleib liegen und ruh ich aus. Ich brutzel sie dir lecker. Schlingen sind gut. Jägerin.« Er nahm die Nagetiere zur Kochecke, feuerte den Ofen an und warf sie in eine Pfanne. Es zischte und knisterte, während er Nori bekochte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max trank seinen Tee und schaute Tekuro bei der Zubereitung des Mausgullasch zu. "Einen Frostalben kannst Du sprechen Kleiner, Varmikan. Der einzige Frostalb in meinem Land. Und bitte suche keine leidgeplagten, trostbedürftigen, jähzornigen Frostalben mit Hang zum Morden auf. Sonst hast Du statt Verbrennungen Erfrierungen und wir können Dich selbst in heißes Wasser tunken hm?", sagte Max und drückte ihn. "Du kannst gerne mit Varmikan reden. Er ist klein, weiß wie eine Wand und hat extrem hellblaue Augen. Er ist der Ehemann von Marquis Davard von Hohenfelde. Dreux sagt ein umgänglicher Alb, keiner der arroganten Lichtalben oder der barbarischen Waldalben", erklärte Max und trank noch einen Schluck. "Hoffentlich ist das kein Brennesseltee", grinste er beim Trinken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    In der Stube begann es bald nach gebratenem Fleisch zu duften. Es war merkwürdig, dass die Beißer sich ihr Essen zumindest teilweise selber jagten und alle gemeinsam im selben riesigen Nest schliefen, aber es verströmte auch eine ureigene Art von Gemütlichkeit. »Oh, du meinst Sherkal«, sprach Ciel. »Die Person ist mir nicht unbekannt. Schade, ich wollte Bellamy fragen, ob er bei mir übernachtet. Das hat sich dann wohl erledigt.« Unruhig bewegte Ciel die Füße und trank den Tee aus. »Ich freue mich, dass ihr euch hier wohlfühlt. Wenn ihr etwas benötigt, gebt Bescheid.« Ciel schaute seinen Vater an. »Wir können aufbrechen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du übernachtest heute mit Fran bei uns Ciel, dass hat Dir Fabien doch gesagt. Bellamy kann Dich morgen oder wann immer er Zeit hat, besuchen. Soll ich Davard ausrichten, dass Du seinen Mann sprechen möchtest um mehr über Frostalben zu erfahren? Dann aber bitte ihm Beisein von jemanden, der ein Auge auf alles hat. Nebenbei denk daran, dass Du mit Deinem Onkel noch Dein Schiff aussuchen musst. Zudem möchte ich Euch eine wichtige Aufgabe erteilen und die Beißer werden Dir dabei zur Seite stehen. Was sagt Dir Prisenrecht? Ich habe vor die Kontakte von Davet zu nutzen. Es ist gängige Praxis auch als Staat sich ein Söldnerheer zu halten. Auf See funktioniert dies ebenfalls. Hier ist eine anerkannte Praxis, dass Staaten zur Unterstützung ihrer Seestreitkräfte in Kriegszeiten private Seefahrer anheuern, unter ihrer Flagge Gewalt gegen feindliche Schiffe auszuüben und diese zu plündern. Gegen feindliche Kriegsschiffe, aber vor allem gegen den feindlichen Seehandel. Anstatt eines Solds werden diese Seefahrer üblicherweise berechtigt, die Kriegsbeute, Prise genannt, teilweise oder ganz einzubehalten. Wir gehen einen Schritt weiter. Wir lassen sie die Beute behalten und wir bezahlen sie für ihre kriegerischen Dienste. Ferner haben sie die Pflicht unsere Häfen zu verteidigen, denn sie dürfen unsere Häfen im dhunischen Ozean auch nutzen. Sie fahren und kämpfen unter der Flagge Souvagnes. So kannst Du erste Erfahrungen auf dem großen Ozean sammeln für Dein Forschungsschiff. Was sagst Du?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hört sich interessant an«, antwortete Ciel. »Onkel Davet kennt sich mit der Materie ja bestens aus. Aber was ist die Rolle von mir und den Beißern bei der ganzen Sache?« Er musterte seinen Vater. »Ich wollte gerade Kazrar fragen, ob er nicht stattdessen bei mir übernachten will. Ja, frag bitte diesen Varmikan, aber beauftrage nicht wieder Auri. Wobei, doch! Bitte betraue ihn. Dann kann er beweisen, dass er auch etwas richtig machen kann. Soll Patti uns zurück zum Palast begleiten?« Aus der Kochecke ertönte ein entsetztes Ächzen. Patrice sah kurz von seinem Würfel auf und drehte dann weiter daran herum.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "So wie Tekuro stöhnt, ehr nicht und ich denke hier ist Patrice vorerst sicher. Kazrar kann Dich gerne begleiten, wenn Du das möchtest. Die Rolle der Beißer ist klar Ciel, sie sind doch Dein Stab. Sprich sie sind Deine Leibwächter, sie haben also zu lernen gleich wohin Du gehst, Dich zu begleiten und Dir zu dienen ohne dass Du es extra sagen musst. Sie müssen als Gruppe von selbst funktionieren und Dir zuarbeiten. So wie Fabien vorhin mir, er tat was er tun musste, ohne dass ich ihm einen Auftrag geben muss. So werden Dich die Beißer zu den Piraten begleiten, während Du quasi Bewerbungsgespräche führst. Dort beschützen sie Dich und Davet, zeitgleich demonstrieren sie Stärke und Einheit mit Dir. Diese Leute die wir dort anheuern, sind keine Kaufleute Ciel. Es sind knallharte Söldner, Räuber und Mörder nur zur See. Allerdings haben einige von ihnen auch ihren Kodex. Die meisten sogar und an Verträge wird sich von beiden Seiten gehalten, sie werden auch unterschrieben. Jeder Pirat der seinen Verstand beisammen hat freut sich doch einen Staat im Rücken zu haben, der ihn zur Not beschützt und ihm Unterschlupf gewährt. Und wir, bald mit neuer Küste dank Deines Bruders dem Wychtlwürger benötigen eine derartige Fremdenlegion zu Wasser. Dein Onkel ist selbst so eine Person, er kann freundlich und charmant sein, witzig und geistreich und ebenso ein knallharter Stratege und Feldherr wie wir. Und genau solche Leute brauchen wir. ABER wir benötigen keine selbstverliebten Irren die sich darstellen wollen, sondern wir brauchen tatsächliche Partner. Jene die die Gewässer vor unserer Küste bewachen als ihren Heimathafen. Mit allem was dazu gehört. Und das musst Du gemeinsam mit Davet herausfinden. Jeder Kapitän steht dort für sein Schiff. Einge haben auch mehrere Schiffe unter sich und als "Kapitän" eines Landes wirst Du mit diesen Kapitänen verhandeln Ciel. Denn wenn Du dann auf große Reise gehst, hast Du nicht nur Wissen, sondern auch Verbündete da draußen. Zu Aurelien den Himmelsaugen-Dupont besonderer Güte, ja ich werde ihn schicken um Varmikan abzuholen. Hoffen wir dass er keinen Rakshaner anschleppt, sondern den Schneeweißen Alben. Der Mann ist zu allem fähig. Wenn Kazrar uns begleiten soll, sage ihm Bescheid mein Kleiner", bat Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Davet wird mir alles beibringen, was ich in diesen Gefilden wissen muss. Wie ich mich in dem Umfeld zu bewegen habe, was die Gebräuche sind, womit man sich beliebt macht und unbeliebt. Und meine süße Tini wird dabei sein. Ich freue mich darauf, Papa. Dann haben wir einen Wychtlwürger, einen Naridiernekrotisierer und einen Stubenhocker.« Er hob den Blick. »Begleite uns bitte, Kazrar«, sprach Ciel freundlich, was Tekuro sogar noch unglücklicher dreinblicken ließ, als bei der Aussicht, Patrice weggenommen zu bekommen. Er schüttete die gebratenen Mäuse und Ratten in eine Schüssel rührte sie mit Gartenkräutern durch und brachte die dampfende Mahlzeit Nori ans Bett. Patrice steckte er auch eine Maus zu. In all der Zeit ließ er Ciel und Kazrar nicht aus den Augen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das wird er Ciel, er mag Euch alle sehr aber an Dir scheint er einen Narren gefressen zu haben. Ihr seid Euch sehr ähnlich, was Eure Art angeht. Ihr denkt sehr ähnlich und ihr fühlt ähnlich. Ihr beide habt eine große Klappe und ein großes Herz. Und bitte sag so etwas nie wieder wie vorhin im Zuber, Du darfst Fran mit solchen Sprüchen nicht erschrecken, wie das Kind heißen soll. Mach das nicht wieder Ciel. Fran kann Dich natürlich begleiten, aber findest Du das richtig? Ich würde sie lieber Zuhause im Palast wissen, oder Du versprichst sie auf Deinem Schiff zu lassen. Noch sind die Leute nicht mit uns verbündet und sie wäre eine extrem wertvolle Geisel. Sobald Bündnisse stehen, die Unterschriften geleistet wurden, wie Handschläge ausgetauscht, dann nimm sie mit. Vorher bitte nicht", sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Papa, ich dachte wirklich, dass es vorbei ist. Ich glaube, ich war kurz tot. Aber Dantoine und Benito haben meine Seele festgehalten. Ich wollte Fran nicht erschrecken, ich dachte, dies seien meine letzten Worte. Nun ist allerdings die Überraschung weg, wie das Mäuslein heißen wird.« Er lächelte. »Gut, ich versuche, sie davon zu überzeugen, vorerst hier zu bleiben. Aber Ferrau muss mit.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ach Ciel Du kleiner Stinker, Du warst nicht tot, sondern geschwächt und fast ohnmächtig. Ja jetzt wissen wir wie Dein Mäuschen heißen wird, ich hoffe nicht Parcival, dass hat einen üblen Beigeschmack Kleiner. Ben und Dan haben Dir das Leben gerettet, Fran nimm mit, aber nicht mit auf das fremde Schiff in Ordnung?", bat Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel machte schmale Augen. »Parcival hat keinen üblen Beigeschmack. Ich wollte ihn damit ehren. Ich werde mit Fran reden.« Er erhob sich und taumelte kurz, ehe er sich wieder fing.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien hielt ihn fest und hakte ihn unter. "Deine Wahl, nur ich schlug ihm den Kopf ab und daran möchte ich eigentlich nicht denken, wenn ich ein Baby anschaue Ciel. Aber ich verstehe Deinen Gedanken, er war ein Opfer meinst Du", sagte Max und führte Ciel nach draußen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Er war ein guter Kamerad und ich möchte vor allem ein Signal setzen: Vergebung. Er wurde gerichtet und ihm wurde vergeben, um der guten Taten willen, die er vorher vollbrachte." Er schaute sich nach Kazrar um, der irgendwie nicht so recht mitkommen wollte. Er seufzte. Er hatte ein Talent dafür, sich mit den schwierigsten Personen zu umgeben, aber dass die Beißer nicht einfach waren, hatte er vorher gewusst. "Kaz?", fragte er.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max drückte Ciel an sich. "Wenn Du das kannst, sollte ich das auch können. Nenne ihn so, Parcival", sagte Max.


    Kazrar
    "Moment Herr. Tekuro Du bewachst hier alles und solange ich fort bin hast Du das Sagen. Mach keinen Unfug ich verlasse mich auf Dich mein Sohn. Herr ich begleite Euch, aber mein Sohn kann im Palast nicht weilen, da er dort Schmerzen leidet. Ich werde also bald zurückkehren müssen", erklärte Kaz und gesellte sich zu Ciel.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro nickte knapp. Er umarmte seinen Vater von hinten und wühlte sein Gesicht in Kazrars Haar, um zärtlich seinen Nacken zu zwicken. Er machte ein Abschiedszeremon, als würde er seinen Vater für Jahre nicht mehr sehen. »Ich lieb dich, Papi«, sagte er leise, was für einen Leibgardisten einfach nur lächerlich anmuten würde, drum sagte er es in Kazrars Ohr, das hinterher einen Kuss bekam. Schweren Herzens trat er danach von ihm zurück. »Ich pass auf«, sagte er mit einem Kloß im Hals.


    Kazrar
    Kazrar umarmte seinen Sohn fest und innig. "Tekuro, so wie die ersten Sonnenstrahlen über das Anlitz unseres neuen Nestes streifen, goldenen Tränen der Wiedersehensfreude gleich, so werde auch ich mich hier einfinden so dass Du keine neuen Tränen vergießen musst. Im Herzen war und bin ich immer bei Dir, aber Du weißt unsere Herzen schlagen im Gleichklang und bluten müssen sie schon lange nicht mehr. Diese eine Nacht schläfst Du ohne mich, aber als Oberhaupt dieser Familie", sagte Kaz und küsste Tekuro lange, fest und voller väterlicher Liebe.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel war nun nicht mehr gefleckt, sondern vollständig errötet. Würde er nicht wissen, dass das Vater und Sohn waren, die für eine Nacht etwa 500 m getrennt voneinander nächtigten, würde er auf ein Liebespaar tippen, dass für 10 Jahre auseinandergerissen wird. Fragend sah er seinen Vater an. Ihn verstörte, was die beiden da trieben, aber vielleicht lag es daran, dass sie Arashi waren und daher etwas emotionaler als ein Souvagner. »Und da sagst du, ich wäre ein Drama veranstalten.« Er wartete, bis die beiden mit ihrer minutenlangen Abschiedszeremonie fertig waren.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max legte Ciel einen Arm um die Schulter und drückte ihn an sich. "Wir sind ebenso emotional, auf unsere eigene Art und Weise Ciel. Jeder drückt Sorge und Liebe anders aus, dass weißt Du so gut wie ich. Na komm, er kommt uns nach, gib ihnen die Zeit. Sie waren lange getrennt und genießen jede gemeinsame Minute", erklärte Max und zog Ciel mit sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel ließ sich mitziehen. Draußen murrte er leise. "Belly ist im Urlaub und hat damit auch gleich von unserer Freundschaft Urlaub genommen. Nach Jules, der nur noch mit Khawa beschäftigt ist, Massimo, der immer woanders Dienst hat und Parcival, der nicht mehr ist, war er mein letzter wirklicher Freund. Kazrar kann man nicht von Tekuro separieren, ohne ihm das Herz herauszureißen."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du brauchst einen Freund, der Dir nur ein Freund ist. Jemand an Deiner Seite der Dich um Deiner selbst Willen mag und nicht Dein Diener oder Leibeigener ist. Den Rat hat mir einst Remy gegeben und Du solltest ihn auch beherzigen. Wen magst Du, der uns nicht dient und mit dem Du nur befreundet bist oder es gerne wärst? Ich versuche mein Bestes es anzuleiern", schlug Max vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Lin, Conny und Alex. Und Davet und meine Brüder, aber die sind Familie, so wie du, ihr zählt nicht auf diese Weise." Ciel zuckte mit den Schultern. "Alex ist und bleibt ein Kauz, Conni mag ich zu sehr, um ihn noch als Freund durchgehen zu lassen und mit Lin bin ich ja jetzt auch verwandt. Außerdem dachte ich an wen Älteres, einen alten Krieger, wie Massimo, Parcival, Belly oder Kazrar eben."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Familie kann genauso gut ein Freund sein, sogar noch mehr. Mein Bruder war mein Freund, mein einziger Freund neben Leon den ich je hatte. Es sei denn Du zählst Fabien dazu, und da ist wohl das gleiche Problem wie bei Conni und Dir wir sind zu nah. Min ist meine Frau und meine Freundin zudem meine Vertraute. Linhard würde ich als Deinen Freund bezeichnen, Dreux und Greg, Alex und Davet. Mit Davet wirst Du in nächster Zeit viel Zeit verbringen. Vielleicht lernst Du wen auf seinem Schiff kennen? Und mit ihm bist Du doch befreundet. Das wird mein Kleiner, glaube mir", sagte Max aufmunternd.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Ferrau ist auch immer weg", beschwerte Ciel sich. "Er sollte immer da sein, immer, stattdessen klemmt er zwischen Bordwänden, weil es da interessant aussah oder turnt Fenstersimse entlang, um mir Kuchen zu organisieren. Lin ist ein guter Freund, da hast du recht, aber er ist sehr eigenständig und verschwindet oder macht irgendwas ohne mich. Auf die Seereise mit Onkel Davet freue ich mich, aber der muss sich andauernd mit Silvano und Boldi beschäftigen. Vielleicht sollte ich Remy zwingen, mir Gesellschaft zu leisten." Er grinste. "Der traut sich nicht, abzulehnen."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Davet wird sich nicht um Boldi und Vano kümmern können, wenn er mit Dir unterwegs ist, denn die beiden bleiben hier. Oder wolltest Du sie mitnehmen? Und Linhard kannst Du doch einfach fragen Ciel, er mag Dich und ist gerne mit Dir zusammen. Wolltet Ihr nicht einen kleinen Urlaub machen im Haus von seinem Onkel?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Wollten wir, aber dann kam uns Silvano dazwischen." Er sprach den Namen aus wie ein Orkantief. "Und dass Davet seine zwei Männer hier lässt, daran glaubst du doch nicht wirklich, oder? Linhard muss mit auf die Schiffe. Verill ist ja in der Zwischenzeit gut versorgt von seinem Lustgreis", ärgerte er sich. "Aber was Verrill kann, kann Lin auch."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das klären wir anders, Du wirst Verrill fragen weshalb Melville nötig ist. Wenn er einen anderen Mann dazu möchte und ich denke das möchte er, da er Tazio sehr mag, wozu Mel? Er hat ihn abgewiesen. Mir gefällt die Sache nicht aber ich war zu weich. Mel bekommt Hausverbot solange Verrill alleine hier ist. Nun Davet gehört zur Krone, er wird genau wie Du Aufgaben zugewiesen bekommen Ciel. Da kann er seine Männer nicht immer mitnehmen. Zudem tut es Euch sicher ganz gut für Euch zu sein, Dir wie ihm. Ich verstehe Deinen Unmut, aber ich verstehe auch Mancini, dass muss ich Dir sagen. Boldiszar sprach die Wahrheit Ciel. Und Du selbst hast für Mancini gesprochen. Er selbst hatte stets eine hohe Meinung von Dir. Sag Verrill dass Du Mel des Hofes verwiesen hast, wenn Lin nicht da ist. Ich möchte wissen was sie dann sagt oder wie sie reagiert bezüglich Mel. Du legst Dich doch nicht grundlos mit ihm an und sag ihm was geschehen ist. Du weißt dass Greg Dich liebt. Liebt er Mel? Ich denke nicht", sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Weiß ich nicht, aber mir gefällt nicht, dass dieser Mann seinen ewigen Hunger an meiner Verrill stillt. Das hat sie nicht verdient. Sie ist mehr wert. Er sieht sie als Trophähe oder ist begeistert vom Besonderen in ihr. Wäre sie ein Mensch wie jeder andere, wäre sie ihm vermutlich keinen zweiten Blick wert. Gleich morgen frage ich sie." Er blieb stehen. "Aber wo schlafe ich jetzt?", fragte er unglücklich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Na bei mir mit im Bett, wie vereinbart. Du schläfst neben Papa und machst Dir keine Gedanken über irgendetwas. Fabs macht Dir einen schönen Tee oder Kakao, Du kannst etwas lesen oder ich lese Dir vor, Du legst Dich hin und schläfst einfach. Sicher und geborgen bei mir. Du wachst auf wann Du aufwachst Ciel. Ja dann ist es hiermit untersagt, er benutzt sie als Lustobjekt. Ich könnte es sehr unschön ausdrücken, aber so möchte ich nicht über mein Kind reden. Er wird ab sofort die Pfoten von ihr lassen, gleich was sie dazu sagt. Sie ist mit Lin verheiratet und sie bekommt nicht die Erlaubnis für Mel. Bei Tazio sieht das anders aus, der Mann ist leise und schüchtern und wenn interessiert er sich für sie und nicht für ein zusätzliches Loch. Was Euch verbindet Ciel überlasse ich Euch, ich weiß was sie Dir schenkte. Vermutlich hat er sich das erhofft. Zum Glück tat sie es nicht. Ich könnte ihm gerade so ganz persönlich von Vater zu Vater die Schnauze einschlagen", flüsterte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du bist der Duc«, sprach Ciel mit einem breiten Grinsen. »Dann schlag ihm doch einfach die Schnauze ein. Er hat Verrill benutzt und mich gekocht.« Er lächelte. »Gut, schlafe ich bei dir im Bett. Aber morgen früh muss Ferrau für mich da sein.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Dass soll er und das wird er. Nein der Duc wird ihn nicht schlagen, dass wäre ja unfair und anmaßend. Er bekommt von mir - Max, eins drüber das er nicht vergisst. Dazu brauche ich keine Hilfe, glaub mir, ich kann mir wehren und auch austeilen. Ich habe es gelernt. Na dann komm, ab ins Bett mit Dir. Irgendwelche Wünsche? Oder einfach nur schlafen?", fragte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Liest du mir was vor?", bat Ciel. "Und einen Kakao hätte ich auch gern. Und ich möchte gerne berichtet bekommen, wie du ihm die Fresse poliert hast, von einem Himmelsauge, damit ich es auch sehe."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max küsste Ciel auf die Stirn. "Das mache ich, ich lese Dir vor und den Kakao gibt es auch. Oh das muss Dir kein Himmelsauge berichten, dass kannst Du Dir morgen früh nachdem Ferrau Dich aufgehübscht hat, direkt persönlich anschauen. Du kommst mit, wenn ich ihm erkläre was gut und schlecht ist. Ich ärgere mich gerade nur maßlos über mich selbst. Ich sage ihr sie ist hier sicher und hier ist sie alles andere als sicher. Benito, Melville wer noch? Ich muss mit ihr reden. Aber das folgt später, jetzt geht es um Dich und sie ist sicher in Ledwick", sagte Max und drückte Ciel an sich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte seinen Papa zurück und schaute ihn glücklich aus seinem zweifarbigen Gesicht an. "Danke, dass du mich zuschauen lässt. Aber binde ihm vorher ein Messinghalsband um", frohlockte er und ließ sich in die Gemächer seines Vaters führen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wird gemacht Kleiner", stimmte Max grinsend zu und ging gemeinsam mit Ciel in seine Gemächer. Fabien kümmerte sich zuerst um Ciel und dann um Max. Er machte beide Bett fertig und kochte Ciel auf Max Wunsch hin einen schönen, kräftigen Kakao den er mit Sahne und Kakaopulver garnierte. Max machte es sich im Bett gemütlich, wartete bis Ciel auch lag und schlag ihm einen Arm um den Hals, so dass er seinen Kopf an der Schulter von seinem Papa ablegen konnte. So bekam er den Kakao in die Hand gedrückt und vorgelesen. Und damit lag auch Ciel in einem Nest, vielleicht nicht aus meterlangen Stoffbahnen, aber die Liebe von Max war mindestens genauso unendlich wie der Stoff.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel wachte aus dem erholsamsten Schlaf auf, an den er sich erinnern konnte seit dem Schlaftrunk durch Costantino. Er blinzelte und stellte fest, dass er noch immer im Arm seines Papas lag und die Finger in dessen Nachthemd gekrallt hielt. Es war wunderbar warm unter der Bettdecke. Er merkte, dass noch jemand hinter ihm lag. Als er sich umdrehte, lag er Nase an Nase mit Fabien. Er blinzelte, aber es war kein Traum. Da lag tatsächlich Papas Leibdiener. Der Prince streckte sich, damit die beiden munter wurden. »Morgen«, sprach er gähnend und streckte Arme und Beine.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien legte sich den freien Arm über die Augen und murmelte etwas Unverständliches. Einen Augenblick später wurde Ciel liebevoll um den Hals gepackt und zurück ins Bett gezogen, während Fabien gähnte und sich streckte wie eine Katze. Verschlafen musterte er Max und Ciel. »Morgen Ihr beiden«, grüßte er freundlich und tippte Max behutsam an. »Aufstehen, wir haben total verschlafen. Soll ich die Termine für heute absagen?«, fragte Fabs, aber Max rührte sich keine Milimeter mehr, sondern war wieder tief und fest eingeschlafen. Fabien grinste Ciel entschuldigen an und rüttelte Max etwas fester. Max wälzte sich knurrend auf die andere Seite und mummelte sich wieder in seine Decke. »Noch fünf Minuten«, kommentierte er nuschelnd. »Möchtet Ihr zuerst fertig gemacht werden?«, bot Fabien Ciel an und kletterte aus dem Bett.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ja, gleich.« Ciel strich seinem Vater über den Kopf. Sein schönes weißblondes Haar sah gerade aus wie ein zerfledderter Wischmopp. »Aufwachen«, sprach Ciel sanft. »Du wolltest doch Melville verprügeln.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max rieb sich mit beiden Händen die Augen. Allerdings nur einen Moment, dann hielt Fabien seine Hände fest und schüttelte den Kopf. »Nicht reiben, sonst hast Du nachher entzündete Augen. Komm hoch mit Dir«, bat Fabs, stellte ihm die Puschen hin und reichte ihm die Hand. Max setzte sich in Zeitlupe auf und schenkte seinem Sohn ein breites Lächeln, krampfhaft versuchend nicht im Sitzen einzuschlafen. »Er hat Recht ich muss Melville zusammenschlagen. Ich brauche einen Kaffee und ein Haarband, in der Reihenfolge. Zügig«, gähnte Max und stand auf. »Wo ist der Kerl überhaupt?«, fragte Max und deutete Ciel an, dass er vorgehen durfte. »Fabs guck mal auf die Uhr, wir haben wegen Dir total verschlafen. Du musst alle Termine absagen«, murmelte Max und strich Ciel über den Kopf. »Geht es Dir besser Schatz?«, fragte er liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel guckte seinen Papa an. Kosenamen gab er ihm nur selten, was unter anderem daran lag, dass sie sich meist dienstlich sahen und solche Vertraulichkeiten nicht in die Öffentlichkeit gehörten. Ciel freute sich darüber, auch wenn es ungewohnt war. Er nickte. Er war vollständig haarlos und wegen der verheilten Brandwunden weiß und rosa gescheckt wie eine Kuh. Trotzdem sah er glücklich aus und die Behandlung hatte die Nebenwirkung gehabt, dass auch seine Ohrlöcher vollständig verheilt waren und die Ohrringe nun bestens und schmerzfrei darin hingen. Für einen Prince gab er wahrlich einen merkwürdigen Anblick ab, aber für den Notfall gab es ja Schminke. »Mir geht es gut. Beni und Dani haben hervorragende Arbeit geleistet. Fran hoffentlich nicht, sie soll sich schonen für unser Kleines.« Ciel holte einen Kamm und versuchte, die Mähne seines Vaters vorsichtig zu entwirren.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max setzte sich an den Schminktisch und ließ sich bereitwillig von Ciel kämmen und von Fabien zurecht machen. Irgendwie war es seltsam von zwei Personen zeitgleich »bearbeitet« zu werden, aber es war auch schön. Vor allem seinen Sohn bei sich zu haben. Sie waren sich nah und dennoch waren sie irgendwie alle immer von einander getrennt. Wenn es auch nur räumlich war, schmerzte es Max ab und an doch. Deshalb gefiel ihm die Idee mit der WG sehr gut. »Fran ist eine gute Seele, auch wenn ich mich wiederhole. Sie hat Dir geholfen, indem sie Dich aus der Kleidung geschnitten hat. Deine Haut darunter musste freigelegt werden. Ja um Benitos Kopf wäre es schade gewesen. Ein so fähiger Mann der so fehlgeleitet war. Aber wie sagte mein Vater immer? Wahnsinn und Genialität liegen sehr nah beieinander. Meist gehen sie sogar Hand in Hand. Da fallen mir Dutzende Kandidaten ein, wenn ich richtig wach bin. Mach Dir keine Sorgen um Dein Aussehen, die Perrücke ist bald fertig und ich muss Dir sagen, dass Tuch steht Dir sogar. Sollte das mit der Perrücke nicht funktionieren, dann wird Tuch Pflicht«, schmunzelte Max und hielt dann für die Zeit den Mund wo Fabien ihn rasierte und danach reinigte. Er zog Maximilien eine leichte Montur an, da sein Herr beschlossen hatte in den »Kampf« zu ziehen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Mit Fran hab ich einen hervorragenden Fang gemacht. Aber zukünftig muss verhindert werden, dass sie sich blicken lässt, wenn ich aus dem einen oder anderen Kampf zurückkomme. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass sie mich halbtot erblickt, wenn ich mir meine Biografie so anschaue. Mein Aussehen stört mich nicht mehr, Papa. Ich habe mich damit arrangiert. Es kann ja nicht jeder aus unserer Familie gut aussehen.« Er blinzelte freundlich. Als Fabien seinen Vater fertig machte, plünderte Ciel die Knabbereien seines Vaters. Jeder aus ihrer Familie hatte welche bei sich in den Gemächern gebunkert und jeder wusste, wo er beim anderen etwas finden würde, falls er mal zu Besuch war und der Appetit sich meldete. Der Meister der Süßwaren war wohl Gregoire.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Wer sagt dass Du nicht gut aussiehst? Manche behaupten sogar, dass Männer ohne Narben nicht gut aussehen Ciel. Was Du geleistet hast, sieht man Dir an, wie so vielen anderen auch. Deine Narben erzählen Deine Geschichte und glaub mir, kaum einer hätte wohl die Begegnung mit diesem Ur-Lich gewagt und auch noch überlebt. Wieviele Opfer hat er sich einverleibt? Du bist der erste der ihm die Stirn bot und der erste der ihn auf das zurückschraubte was er ist - eine Person. Jules sagte er war so etwas wie ein Verbund aus dreien. Wie ein Mini-Kollektiv nur dass sie wirklich eins wurden. Wie auch immer sie das hinbekommen hatten. Niemand hat das geschafft und genau deshalb jagt er Dich Ciel. Offiziell vermutlich um sich zu rächen. Inoffiziell sage ich Dir warum - Angst. Er muss Dich töten, damit er wieder ruhig schlafen kann. So eine Person duldet nicht, dass es jemanden gibt, der ihm gefährlich werden kann. Darum jagt er Dich, darum verhöhnt er Dich, das ist alles nur Show - er hat Angst vor Dir. Denn Du hast eine weitaus größere Macht, Du hast Familie, Freunde, die Himmelsaugen und sie sind vereint. Was war in seinem Haus? Er konnte jeden einzelnen Hohenfelde töten und verschlingen, weil er es geschafft hatte sie alle zu Egoisten umzuformen. Wären sie eine Familie gewesen, oder noch besser eine Sippe - er hätte die drei Familien gegen sich nie besiegt. Gleich wie mächtig er ist. Aber er war klug, er war ein wahrer Naridier - er predigte die ultimative Macht und Freiheit für jeden - und schuf sich eine Sklavenrasse aus seinem eigenen Blut. Die ultimative Macht und Freiheit gab es auch, aber nur für ihn, der Rest war für ihn Vieh dass ihn mit allen Recoursen ernährte. Blut, Magie, Macht, Belustigung... aber Du Ciel, Du standest ihm gegenüber. Allein und dennoch mit einer Familie und einem Volk hinter Dir. Das kannte er nicht, dass fürchtet er. Und genau dass wird ihn umbringen. Du wirst ihn töten, höchstpersönlich. Und heute, werden wir Melville etwas beibringen komm«, sagte Max gut gelaunt und gab den Weg vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Warte doch, ich bin noch im Nachthemd!« Ciel zog sich schnell eigenhändig an und borgte sich Papas Mundwasser. Bei ihm gab es weder etwas zu rasieren noch zu kämmen. Er hatte nicht einmal mehr Augenbrauen und Wimpern. Er wusch sich nur noch das Gesicht und band sein Kopftuch so, wie Davet es ihm gezeigt hatte. »Wir hätten den Ur-Lich schon längst besiegt haben können - wenn Ansgar sich nicht vor uns verbergen würde. Er sollte und wollte die Linse bilden für den Seelenbrand, den die Himmelsaugen gemeinsam auf Dunwolf richten wollten. Doch seit seiner Zusage ist er verschwunden. Er hätte sagen können, dass ihm der Mut fehlt und es hätte sich Ersatz gefunden. Wir hatten uns auf ihn verlassen und nun ist der Lich entkommen.« Er streckte seinem gescheckten Spiegelbild die Zunge heraus, die grün verfärbt war vom Mundwasser und kontrollierte den Sitz seiner Kleidung. Er trug Fabiens Hemd. »Darf ich dein Hemd behalten, Fabs?«, fragte er. »Ich möchte es gern als Erinnerung verwahren, falls ich wieder einmal vergessen sollte, dass du ein Freund bist.«


    Fabien Lacomb
    Fabien schaute Ciel sichtlich gerührt an und nickte zustimmend. »Sicher dürft Ihr das, es gehört Euch. Nehmt es als Geschenk meinerseits. Vielleicht ist Ansgar gar nicht verschwunden. Vielleicht wurde dafür gesorgt, dass er verschwindet, jetzt wo man ihn braucht. Dieser Lich hatte doch so einige Kniffe auf Lager. Wir sollten lieber ein Himmelsauge damit beauftragen die Linse zu bilden. Jemand der kein Nekromant ist wäre mir lieber, wenn ich das sagen darf. Naja ich habs schon gesagt«, grinste Fabien.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ich stimme Euch beiden zu, mir persönlich wäre auch ein Geistmagier also ein Himmelsauge lieber. Jemand dem wir vertrauen können. Letztendlich ist Ansgar sogar mit diesem Lich verwandt, sogar Brandur ist das und Davard. Wobei ich weiß, dass Davard und Ansgar jene aus ihrer Familie hassen und das zu Recht. Es wäre also möglich, dass der Lich Ansgar irgendwie handlungsunfähig gemacht hat, ihn in seiner Gewalt hat oder dergleichen. Feige wirkte mir der Mann nicht, im Gegenteil er hatte mit diesem Lich eine Rechnung offen. Aber ein Nekro bleibt ein Nekro, sagte Pom immer. Nekromantie wäre die verdorbene Schwester der Geistmagie behauptete Parcival. Keine Ahnung ob das den Tatsachen entspricht. Was weißt Du darüber Ciel?«, fragte Max und legte ihm einen Arm um die Schulter während sie in das Verlies marschierten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke, Fabs«, antwortete Ciel und lächelte. Er meinte sowohl das Geschenk als auch alles, was der Leibdiener, den er früher nicht ausstehen konnte, alles für ihn getan hatte. »Du hast recht, die Magier sollten nach Ansgar spüren. Jules kennt ihn, das heißt, er würde ihn aufspüren können. Ich wüsste ja ein geeignetes Himmelsauge, aber da wird Papa leider nicht zustimmen.« Er grinste frech zu Maximilien herüber und folgte seinem Vater. Unterwegs erklärte er ihm, was er über die Nekromantie wusste. »Die Geistmagie ist die älteste Magieform. Sie ist die Basis, die Urform und alles andere sind Spezialisierungen. Parcival hatte also recht.« Als sie durch die Gänge spazierten, kam ihnen jemand entgegen, mit dem Ciel nicht gerechnet hatte - Alexandre de la Grange. Sein Lehrer blieb stehen und musterte Ciel mit einem Blick voll brennender Besorgnis. Er wartete nicht ab, was sein Schüler ihm erklären würde, sondern legte ihm die Hand auf den Kopf und spürte selbst nach, wie es ihm ging. »Zufrieden?«, fragte Ciel und Alexandre ließ ihn wieder los, um einen Schritt zurückzutreten. Er nickte mit vornehmer Miene und vor dem Bauch verschränkten Händen. Dann überlegte er es sich anders und umarmte Ciel kurz und sehr fest, ehe er sich losriss und mit wehenden Mänteln flüchtete. »Alex freut sich«, erklärte Ciel seinem Vater das merkwürdige Verhalten.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schaute Alex hinterher. »Hallo und guten Morgen Majestät. Hallo Alex schön Euch zu sehen. War nett mit Euch zu plaudern. Ja Ciel geht es etwas besser nach dem Angriff. Danke für die Sorge. Macht es gut, man sieht sich...«, murrte Max und wandte sich an seinen Sohn. »Schön dass er sich so seltsam freut. Gut benenne das Himmelsauge. Nein lass mich raten Arelien«, lachte Max sich kringelig. »Der findet nicht mal den Lich, wenn der alte Sack bei ihm auf dem Schoß sitzt«, grinste Max ganz unroyal.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich meinte eigentlich Remy. Die Vorstellung, wie eine geballte Energieladung von hundert Himmelsaugen durch seine Seele schießt, hat etwas für sich. Nimm es Alex nicht krumm. Ich sagte ja, er ist ein Kauz. Aber scheinbar hat er aufgehört zu schmollen nach«, er rechnete, »inzwischen einem halben Jahr.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max drehte sich in Zeitlupe zu Ciel um und schüttelte langsam den Kopf. »Bei was genau schießt die Energie durch Remy? Du hast sehr unkeusche Gedanken mein Kleiner. Alex ist ein Wesen für sich, er trägt mehr leid als ein Mensch verkraften kann. Das was Boldi im Thronsaal über seinen Mann sagte, passt genauso gut auf Alex und führt man sich das vor Augen sieht man ihn auch mit anderen Augen. Sicher kann es einen ärgern wie er sich aufführt. Auf der anderen Seite ist er nicht grundlos so. Und wer weiß wie wir geworden wären, nachdem man uns das geraubt hat. Vermutlich wären wir tot und auf gewisser Weise ist er ebenfalls tot. Und genau das schmerzt ihn so, dass er sich dermaßen verhält. Auch wenn ich mal etwas flapse Ciel, ich sehe trotzdem dass was ein Duc sehen muss. Erinnere mich bitte daran mit Boldi bald zu sprechen bezüglich Toni. Es ist wichtig. Wichtig ist aber auch Melville beizubringen was wir ihm sagen möchten. Also hat Parcival Recht gehabt, dass Nekromantie verdorbene Geistmagie ist? Eine Spezialisierung zum Schlechten wenn man so möchte?«, fragte Max und ging weiter.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich sollte Alex mal Tini und Ferrau vorstellen. Er ist zwar keine angenehme Gesellschaft, aber sie sollen sie wenigstens eine Stunde mal mit ihm Tee trinken, damit sie wissen, wer er ist. Er selber findet übrigens, dass er sich zum Guten verändert hat seit der Begegnung mit Derya. Denn wäre das nicht geschehen, wäre er heute ein Nekromant. Und nun stell dir einen Nekro mit dieser Befähigung und diesem Ehrgeiz vor. Alex wäre ein zweiter Dunwolf. Es stimmt, Nekromantie ist korrumpierte Geistmagie. Sie richtet sich allerdings auf den Geist von Toten und nicht auf den der Lebenden, so wie es sein sollte. Sie stört die Totenruhe und ist eine durch und durch egoistische Magieform. Wegen Boldi und Toni werde ich dich erinnern. Die Energie der Himmelsaugen würden durch Remys Seele schießen wie durch eine Linse. Der Zauber nennt sich Seelenbrand. Damit wollen wir den Lich vernichten.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Würde Remy das überleben? Oder würde er in Flammen aufgehen? Verzeih bitte den Vergleich aber, Du nanntest es Seelenbrand. Ich denke Fran könnte einen guten Einfluss auf Alex haben. Ein Versuch ist es wert. Alex und Dunwolf im Team möchte ich mir nicht vorstellen«, schauderte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich weiß nicht, ob Remy das überleben würde, darum schlug ich ihn ja vor und Ansgar. Ich möchte niemanden verlieren, um den ich hinterher trauern würde. Und sogar um Aurelien wäre es schade.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max musterte Ciel und drückte ihn an sich. »Auch um Remy wäre es schade, er verstellt sich genauso wie Dein Alex nur aus ganz anderen Gründen. Aber im Kern ist er ein guter Kerl. Auch wenn Du das nicht hören möchtst und Du alles Grund hast wütend auf ihn zu sein, da er Dir die Frau nahm. Aber ehrlich, wolltest Du Oli überhaupt als Frau haben? Nein. Das wolltest Du nicht. Also gönne sie ihm und gönne Dir Dein eigenes Glück Ciel. Das einzige was ich ihm krumm nehme ist, dass er Dir Hörner aufgesetzt hat. Das hätte man anders regeln können. Aber sterben soll er deshalb nicht. Leider müssen wir aber jemanden damit beauftragen, der die Fähigkeit und den Willen hat. Wer mächtig genug ist, übersteht es vielleicht auch, da er diese Macht halten und lenken kann, vermute ich. Damit scheidet Aurelien schon aus. Er hat Patti ja nicht einmal gefunden als dieser mit ihm die gleiche Straße passierte. Und ständig lief er ihm davon, scheinbar. Denn er lag im Rübenhof. Was soll man da noch sagen«, sagte Max und blieb vor Melvilles Zelle stehen. »Trägt er Messing und wurde gesichert? Wir möchten nicht gegrillt werden«, fragte Max die Wache.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Er hat mich gedemütigt«, murrte Ciel. »Und sie ist von ihm schwanger. Und das nehme ich ihm nun wirklich übel. Auch wenn die Ehe nicht optimal verlief, so hatte ich mich doch auf das Kind gefreut.« Er schaute neugierig in Richtung der Zellen. »Aurelien ist wirklich eine merkwürdige Gestalt. Patrice ist ja nun nicht zu übersehen und unter den Leibgardisten gilt er als das Sorgenkind, da er Mühe hat, die Anforderungen zu erfüllen. Jules kommt aber nicht infrage für die Aufgabe, Papa. Wie wäre es mit der Dame, die Arbogast dingfest gemacht hat?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Jules auf keinen Fall Ciel, Du hast ihn als Oberhaupt für die Himmelsaugen vorgeschlagen und das sehe ich auch so. Wir können uns keinen besseren Mann für diesen Posten wünschen. Eine Frau? So eine wichtige Aufgabe in der Hand einer Frau? Ciel ich bitte Dich, dass kann nicht Dein ernst sein. Die Lage ist schwierig, ja gerade zu prikär genug, da können wir nicht noch auf die persönlichen Empfindlichkeiten einer Dame während des Kampfes Rücksicht nehmen. Soviele Dinge wie wir dann zu beachten haben, fallen nie zeitgleich auf ein Datum. Geh mal mit Deiner Mutter einkaufen, dann plane mit ihr eine Schlacht. Ich liebe sie von ganzem Herzen, keinen Menschen liebe ich so wie Min, aber sie kann einen in den Wahnsinn treiben. Bitte nur mal dieser Düsterling. Ich hätte ihn ertränken lassen. Deine Mutter möchte ihn behalten. Was haben wir getan? Ihn behalten. Was ist wenn diese Frau den Lich behalten möchte? Oder mit ihm die Macht teilt, weil er vermutlich nur benachteiligt war und ihn keiner versteht? Frauen tun sowas. Gleich wie dumm, unlogisch, gefährlich oder haarsträubend es ist - eine Frau wird es tun«, erklärte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte ein pikiertes Gesicht auf. Er selbst sammelte auch merkwürdige Gestalten. Khawa hatte Panoptikum dazu gesagt und zeitgleich genau gewusst, dass er selbst ebenso ein Ausstellungsstück war, das Ciel sich gern unter die Lupe nahm, um das Verhalten seines Wilden zu studieren. »Ich kenne nicht allzu viele Himmelsaugen. Wie wäre es mit Remys Vater? Der ist ebenso bei den Himmelsaugen, wenn mich nicht alles täuscht. Ansonsten fällt mir niemand mehr ein, den ich persönlich kenne und der fähig und notfalls entbehrlich wäre.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Würde Quennel noch leben, hätte ich ihn über die Klinge springen lassen für die Freundlichkeiten mit denen er die Welt beglückte. Es wäre die einzige gute Tat gewesen, die er im Leben geleistet hätte, bis auf die Zeugung von Davet. Stimmt es das Davet über Magie gebietet? Er kommt nicht in Frage, keine Sorge. Aber stimmt das? Ich werde bezüglich des Himmelsauges mit Remy reden. Er soll mir einige Himmelsaugen nennen die in Betracht kommen. Als Schwiegersohn darf er sich auch mal nützlich machen«, sagte Max und verpasste der Wache dann einen ziemlich festen Hieb vor die Schulter. »Wir wiederholen - ist der Inhaftierte gesichert, JA ODER NEIN???«, fragte Max schneidend. »Ist heute der Tag der Ignoranz oder was?«, fragte er Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schmunzelte. »Es muss an der Abwesenheit von Massimo und Boldiszàr liegen. Ja, sprich mit Remy. Vielleicht gab es Himmelsaugen aus dem Umfeld von Quennel, die noch unter uns weilen und die ihn damals unterstützten. Sie hätten so die Gelegenheit, ihr Treiben wieder gut zu machen. Ob in Davet der Funken schlummert, weiß ich nicht, so was kann ich nicht feststellen. Das ist gegenwärtig unmöglich, die Gabe muss sich von selbst offenbaren.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Die Wache nickte entschuldigend. »Ja verzeiht Eure Majestät, der Delinquent ist mit Messing gesichert und kann nicht mehr auf seine Magie zugreifen. Seid unbesorgt«, sagte der Mann mit puterrotem Kopf. Max nickte knapp und deutete auf die Zelle »aufschließen«. Er wandte sich erneut Ciel zu. »Ich hake nur nach, weil mir Davet dies erzählte. Er selbst glaubt nicht so recht daran. Quennel sagte ihm, er habe die Gabe und solle sich bei den Himmelsaugen bewerben, was er strikt ablehnte. Deshalb meine Frage an Dich, ob es der Tatsache entspricht. Wir werden gemeinsam Remy fragen Ciel«, sagte Maximilien. Melville stand auf und wollte etwas zur Begrüßung sagen, aber im gleichen Moment bekam er mit voller Wucht die Faust von Max ins Gesicht gegraben, so dass er gegen die hintere Zellenwand geschleudert wurde. Die Wache starrte perplex über die Schulter, schaute dann aber schnell wieder geradeaus, so als hätte sie überhaupt nichts gesehen, während Max auf Melville wutentbrand eindrosch.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel beobachtete mit ernster Miene das Treiben seines Vaters, der wie von Sinnen auf Melville einschlug. Und da konnte Melville noch dankbar sein. Der Letzte, der Maximiliens Sohn angegriffen hatte, war binnen Sekunden einen Kopf kürzer gewesen. Ciel schaute genau zu, auf welche Weise sein Vater zuschlug und wie Melvilles Körper darauf reagierte. Der Mann war recht bald schon nicht mehr wiederzuerkennen.


    Fabien Lacomb
    Fabien schaute Ciel an und deutete auf Max. »Holt ihn bitte da heraus,ehe er sich total vergisst. Der Comte de la Cantillion hat seine Abreibung verdient, aber Euer Vater ist nicht »ohne« und er soll den Mann nicht zu Brei schlagen oder zum Krüppel. Seid bitte so gut«, bat Fabien freundlich wie auch besorgt. Das seine Sorge Max galt, war klar.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schmunzelte, während ein Blutspritzer nur knapp an seinem schönen neuen Hemd vorbeiflog. Und noch einer und noch einer. Die ganze Wand war schon gesprenkelt, genau wie Maximilien. Ciel zog das neue Hemd aus, damit es keine Blutflecken bekam, legte es zusammen und reichte es Fabien. »Bitte halte das.« Er trat neben seinen Vater und tippte ihm gegen die Schulter. »Ich glaube, der Comte ist schon gut durch.«


    Fabien Lacomb
    Fabien nahm das Hemd an sich und verstaute es unter seinem, damit es sauber blieb. Er lächelte Ciel dankbar an, dass dieser sich um seinen Vater kümmerte. Ciel konnte seinen Vater ohne weiteres wegziehen, aber ob er das Recht dazu hatte, dass wusste Fabien nicht.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max hielt mitten in der Bewegung innen, verharrte für einen Moment. Er atmete einige Male durch um sich zu beruhigen. »Das war eine Privatsache zwischen uns Melville. Von Vater zu Vater, fass niemals wieder meinen Sohn an, sprich nie wieder mit ihm. Mach einen riesigen Bogen um Greg oder wir reden erneut. Du weißt genau welche Grenze Du überschritten hast. Ich will von Dir auch keine Entschuldigung oder dergleichen hören. Lass einfach Dein dummes Maul zu, sonst stopfe ich es Dir erneut. Du und Gregoire ihr seid ab sofort getrennte Leute. Sowas von getrennt... getrennter geht es kaum. Du hast Dir nur paar eingefangen, weil Ciel mir sagte warum Du so ausgeflippt bist. Die Erklärung gilt für Ciel mit. Wäre es anders gelaufen, wärst Du Parcival gefolgt für den Angriff auf die Krone. Das dazu«, erklärte Max und nickte Richtung Ausgang. Er schob Ciel hinaus und folgte ihm dann selbst. »Schließt ihn wieder ein. Er bekommt vier Wochen Wasser und Brot samt nachdenklicher Stille verordnet«, befahl Max der Wache und der Mann nickte eifrig. »Jawohl Eure Hoheit«, sagte er absolut gehorsam. Max hakte Ciel unter und ging mit ihm wieder nach oben. »Warum bist Du schon wieder halbnackt?«, grinste Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich wollte mein Hemd nicht beschmutzen.« Ciel streckte die Hand in Fabiens Richtung und ließ sich seine Kleidung aushändigen, die er im Gehen überzog. »Vielleicht besuche ich Melville zwischendurch mal, wenn du es erlaubst. Wir waren noch nicht fertig mit Reden und jetzt ist er vielleicht zugänglicher. Anstelle eines Messinghalsbandes hättest du ihm einen Keuschheitsgürtel aus Messing umlegen sollen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schmunzelte seinen Sohn an. »Das würde zumindest allen in seiner Umgebung helfen. Stöhnte nicht Massimo und auch Maurice über sein Verhalten? Sogar sein Sohn Gaetano war doch darüber sehr betrübt. Das hat schon nichts mehr mit normalem Trieb zu tun. Sicher mag der eine mehr und der andere weniger, aber das wirkt ja wie eine Sucht. Und es geht ihm dabei um keine Person, nicht mal um sich selbst. Jedenfalls empfinde ich das so. Er wird das Messingband umbehalten, er kann nicht frei herumlaufen, wenn Wut bei ihm eine solche Konsequenz haben kann. Das nächste Mal verbrennt er Dich vielleicht zu Asche wenn er Dich sieht. Nein Danke, er behält es um«, entschied Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wobei man fairerweise sagen muss, dass ich ihm mitteilte, dass sein Sohn gar nicht mehr sein Sohn ist ... dass da ein fremder Geist in dessen Körper parasitiert. Und zwar der Geist des Mörders seiner Schwester und ihrer Kinder. Das ist schon ein harter Brocken. Ansonsten scheint er ja zumindest seine Magie gut kontrollieren zu können. Nun sitzt er da in der Dunkelheit, mit all seiner Einsamkeit und der Trauer um seinen Sohn.« Ciel blieb stehen und sah sich mitleidig um. »Er ist genau so krank wie Silvano, Papa.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max blieb stehen und nickte beipflichtend. »Ja das ist er Ciel, einsam und verloren. Aber das gibt ihm nicht das Recht Gregoire dazu zu benutzen sich besser zu fühlen. Er ist keine Delikatesse mit der er sich den Arsch vollfressen kann, böse ausgedrückt. Er hätte genau wie »Dein anderer Patient« sich direkt Hilfe suchen müssen. Du scheinst diese Leute anzuziehen Ciel. Den Lich, Alex, Khawa, Vano, Melville und wie sie alle heißen. Aber ebenso die Gegenseite wie Boldi, Davet, Jules und Co. Als wärst Du dort all jene zu verbinden. Vielleicht gibt es dahin gehend sogar einen höheren Willen. Du bist gläubig und ich ebenso. Sind es die Verlorenen auch? Man kann Kraft im Glauben finden, dass siehst Du sogar an den Beißern, auch wenn Ihr Glaube ein Irrglaube ist. Vielleicht sollten wir ihnen dass neben der Heilung näherbringen, damit sie neben Heilung auch Trost und Halt erfahren«, schlug Max vor.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Im Gebet findet so mancher Trost, den er bei keinem Dialog mit einem Menschen finden würde. Ainuwar weiß um unseren Schmerz und um unsere Hoffnung, unsere Ängste und Träume. Du hast Recht, wir sollten einen Priester mit solchen verlorenen Menschen sprechen lassen. Ich bin leider keiner, auch wenn ich gern einer geworden wäre. Dabei haben viele Tempel offene Angebote zur Seelsorge und jeder kann die Gebetsräume zu den Öffnungszeiten betreten oder an den Messen teilnehmen. Es wird nur leider nicht so oft genutzt. Khawa ist kein Verlorener, Papa, das ist er nie gewesen. Er ist vielmehr jemand, der die Sonne aus Rakshanistan nicht nur auf der Haut trug, sondern auch im Herzen. Manches davon ist Schauspiel, denn er blödelt umso mehr herum, wenn es ihm nicht gut geht, aber im Großen und Ganzen ist er ein stabiler Mensch und mit sich und der Welt im Reinen. Aber die anderen, ja. Ich ziehe sie an oder ich suche sie, da sie mich interessieren. Ich möchte sie verstehen und ihnen helfen. Melville hatte nicht das Recht, Verrill zu benutzen, dennoch braucht er Hilfe, nachdem er seine Strafe verbüßt hat.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Du ziehst sie an wie Motten das Licht Ciel. Denn das Licht in Form von Güte und Barmherzigkeit hat immer eine solche Wirkung auf Verlorene. Sie erhoffen sich Rettung und wagen dennoch nicht darum zu bitten. Und manche wissen nicht einmal, was sie eigentlich suchen. Sie können es nicht benennen. Wer geht von solchen Leuten in einen Tempel? Bellamy? Die Scham dort gesehen zu werden würde bei ihm überwiegen. Die Kameraden halten ihn für einen Schwächling. So denken die meisten. Oder was soll ich einem weltfremden Priester mein Leid klagen. Aber Schwäche einzugestehen ist Stärke, sich Hilfe zu holen ist Stärke und ein Priester ist nicht immer Weltfremd. Massimo zum Beispiel ist ein sehr gläubiger Mann, würdest Du wagen zu behaupten er wäre schwach? Er nimmt es sogar mit dem Glauben etwas zu ernst auf seine Art. Manchmal lächelt man Ciel, wenn es zum Weinen nicht reicht. Khawa mag die Sonne im Herzen haben, aber er war weit weg von der Heimat und von jedem den er kannte. Stell Dir das vor. In einem fremden Land, unter fremde Leute und keinen den Du kennst, nichts ist Dir bekannt, alles ist völlig anders und kommt Dir falsch vor und Du musst dort leben. Glaube mir, er ist vielleicht jetzt mit sich im Reinen, aber das war nicht immer so. Dass muss man auch ihm zugestehen. Nur ging er klüger als die anderen damit um«, sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bellamy geht nicht zu einem Priester - aber es gibt durchaus Leute, mit denen er über seine Sorgen redet. Tekuro und Boldiszàr gehören zu ihnen und vielleicht redet er auch mit anderen. Jedoch sind das Leute von seinem Schlag. Und ich muss sagen, dass auch ich lieber mit einem Krieger über meine Sorgen spreche als mit einem Priester. Darum wollte ich ja Bellamy in mein Bett holen und dann Kazrar. Aber jetzt bin ich froh, dass sie keine Zeit hatten.« Er blinzelte seinem Papa freundlich zu. »Ich werde mal nach Verrill sehen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Priester ist vielleicht das falsche Wort, Seelsorger ehr das richtige. Dass kann ein Priester, ein Mönch oder auch einfach ein Freund sein. Aber man sollte schon zu jemanden gehen, der eine andere Sicht hat, sonst hört man nur die eigene gespiegelt. Es sollte kleinere Anlaufstellen geben, wo man einfach so hingehen kann, ohne dass es gleich Aufsehen erregt, wenn man dort hinein geht. Ich überlege mir etwas. Mich hat es auch sehr gefreut, wir sollten es wiederholen, ohne jeglichen Grund. Sprich ohne dass Du vorher verletzt worden bist. Nebenbei Ciel, Du kannst nicht zu Verrill gehen, er ist in Ledwick. Es sei denn Du folgst ihm dorthin. Er weilt zur Zeit am Hofe von Tazio. Aber Du könntest zu Deinem Onkel gehen und das mit den Freibeutern und so weiter klar machen. Denk an Dein Schiff, denk an unsere Küste. Bis später mein Kleiner«, sagte Max und drückte Ciel fest an sich, ehe er ihn wieder freigab und Richtung Amtsstube davon ging. Fabien drückte Ciel ebenfalls kurz und folgte dann Maximilien.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel drückte beide zurück und sah ihnen nach. Dass Verrill nicht hier war, hatte er in seinem Eifer ganz vergessen. Er überlegte, ob er sofort zu Davet gehen sollte. Er würde noch einige Zeit zweifarbig aussehen und für immer kahl bleiben. Der arme Ferrau würde sicher vor Sorgen vergehen, Tini schien es besser wegzustecken. Doch zuvor stand noch etwas anderes an. Seine Entscheidung fiel und seine Füße trugen ihn in Richtung des Bluttempels. Er würde Alexandre besuchen und ihn anschließend seinen beiden Lieben vorstellen. Und danach würde er mit Davet wegen der Piraten sprechen. Das würde ein langes und interessantes Gespräch werden. Ciel erreichte die Kapelle und der Geheimgang verschluckte ihn.

  • Ciel Felicien de Souvagne
    Nachdem Ciel einige Stunden bei Alexandre verbracht hatte, war er guter Dinge. Die Behandlung durch die Heiler oder das Schlafen bei seinem Vater und das gemütliche Plaudern hatten ihm gutgetan und er war voller neuem Tatendrang. So beschloss er, seine heutige gute Tat zu vollbringen und nach dem unglückseligen Melville zu sehen, der im Verlies seiner Einsamkeit, seiner Trauer und nun auch noch seinen Schmerzen ausgesetzt war. Ciels Pfeifen mochte unangemessen sein, aber er war hier im Palast zu Hause und wer wollte es ihm verbieten? Ein Liedchen pfeifend ließ er sich von einem Gardisten zu Melvilles Zelle führen. Der Schlüssel drehte sich quietschend im Schloss und die Scharniere kreischten, als die Tür geöffnet wurde. Hinter Ciel wurde sie wieder verschlossen. Ciel blieb stehen und wartete, dass seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten.


    Melville de la Cantillion
    Melville saß in der Zelle wie er verlassen wurde, völlig zerschlagen. Vermutlich sah er sogar noch schlimmer aus als vor einigen Stunden. Denn er fühlte sich als hätte er Veilchen über den Veilchen. Und nun kam auch noch der Sohn des Duc, mit dem das Unglück angefangen hatte, vermutlich um es zu beenden. Ein Vorteil hatten zugeschwollene Augen dann doch, man musste beziehungsweise man konnte seinem Ende gar nicht mehr ins Auge blicken. Melville war es im Moment gleich, welche grauenvolle Botschaft sollte der Prince noch haben, die er nicht bekommen hatte? Aimeric war tot, weniger noch als ein Ghul, nicht einmal ein Zombie sondern die Fleisch-Rikscha für einen Hohenfelde. Und nicht nur irgendeinen, nein dem Mörder seiner Schwester. Und wer hatte ihm dazu verholfen? Brandur. Brandur der scheinbar von Dunwin umgebracht wurde, der durch Dunwin seine Familie verloren hatte, der seine Frau und Kinder an diese menschliche Bestie verloren hatte half Dunwin. Weder seinen Kindern, noch Magdalena seiner Frau. Wozu auch? Letztendlich war Blut immer dicker als Wasser und Magdalena war angeheiratet gewesen. Dass er auf sie verzichtete, war grausam aber logisch. Er hatte sie nicht geliebt. Aber seine Kinder waren ein Teil von ihm gewesen. Im Grunde hatte Brandur sie ein zweites Mal getötet, indem er ihren Mörder hoffierte. Melville fühlte sich so. Auch wenn sonst niemand Anstoß daran nahm und er vielleicht auch nicht die weißeste Weste auf Asamura hatte, trotzdem tat es ihm in der Seele weh für seine Neffen und seine Nichte. Ändern konnte er daran natürlich nichts, aber er konnte die Konsquenz daraus ziehen. Er musste sich von diesen Leuten fernhalten, dass hieß, falls er jemals wieder dazu eine Chance bekam. Aber eines war gewiss, ein Hohenfelde blieb ein Hohenfelde, genauso wie ein Skorpion ein Skorpion blieb. Verwundet, verzweifelt, geschändet oder vermeintlich getötet, diese Bastarde verdienten weder Hilfe noch Mitleid. Sie alle trugen einen vergifteten Dolch und ihre Dankbarkeit bestand darin, dass sie einen selbst oder einen aus der Familie ermordeten. Aimeric ermordet - Dunwin lebte in ihm. Ob Ansgar wusste, dass sein Vater in Aimeric lebte? Und falls ja, würde es ihn stören? Vermutlich lag das Problem gar nicht darin, wer wen quälte oder ermordete. Das gehörte für diese Sippschaft zum guten Ton. Ein Hohenfelde hatte scheinbar die Ansicht, dass nur ein Hohenfelde einen seiner Familie töten durfte. Für andere hatten sie nur Verachtung übrig. Nun waren sie sogar hier am Hof. Sollte Verrill sich doch von dieser Natter mit den nachtschwarzen Augen beschützen lassen. Sie würde schon noch merken worin der Schutz bestand. Vermutlich 20 cm vergifteter Stahl, wenn diesem Linhard was nicht schmeckte. Melville schaute zu Prince Ciel auf und verzog keine Miene. »Macht es kurz. Wann?«, fragte er leise da ihm der Kiefer schmerzte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel setzte sich neben Melville auf die Pritsche. Der Mann konnte so gut wie nichts mehr sehen oder vielleicht war er momentan auch vollständig blind, denn seine Augen waren zu schmalen Schlitzen geschwollen. »Diesmal nicht, Melville«, antwortete Ciel. »Du hast doch gehört, dass mein Vater dir das Leben schenkte. Es war ein Versehen, das bestätigten die Himmelsaugen. Ich habe dir etwas mitgebracht.« Ciel legte ihm ein Leinentuch mit einem darin eingeschlagenen Klotz gekühlten Quark in die Hände. »Wir haben über dich nachgedacht.«


    Melville de la Cantillion
    »Und was steht auf dem Programm, wenn es nicht der Tod ist? Blendung? Kastration? Das wäre doch im Sinne von Verrill oder nicht? Was fauche ich Euch an, ich brauche Euren Vater nicht in fünf Minuten wieder hier drin, man nennt ihn nicht umsonst blondes Gift... habe ich gemerkt. Könnt Ihr ihm ausrichten«, erklärte Melville und versuchte von Ciel wegzurutschen, gab den Versuch dann aber auf, weil ihm die Knochen schmerzten.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel bemerkte den unbeholfenen Versuch und rutschte nun seinerseits eine Unterarmlänge fort von Melville. Er lehnte sich rücklings an die eiskalte Steinwand und zog die Beine hoch. »Du kannst den Quark behalten. Hier unten dürfte er schnell wieder auskühlen, wenn er zu warm geworden ist. Was danach mit dir geschehen soll, wollte ich mit dir besprechen. Warum bist du eigentlich so wütend? Horche in dich. Ist es wirklich wegen der paar Schläge?«


    Melville de la Cantillion
    »Falls ich das Drecksloch hier je wieder verlasse, was soll ich mit Aimeric tun? Er sieht aus wie mein Sohn und im Gegensatz zu den Nattern Hohenfelde weiß ich was Liebe ist. Ich spucke nicht auf meine Kinder und tanze lachend auf ihren Gräbern. Aber er zwingt mich dazu, meinen Sohn zu töten. Der schon gar nicht mehr mein Sohn ist. Darum geht es«, erklärte Melville.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Die Information bersetzte Ciel einen Stich. Er hatte noch keine Kinder, aber er würde bald Vater werden. Noch wusste er nicht, wie tief elterliche Liebe wirklich reichen würde, aber er hatte bereits eine Ahnung davon, wenn er sah, wie sein eigener Vater reagierte, wenn es um seine Kinder ging. »Ich hatte mit meinem Vater darüber gesprochen vor einiger Zeit. Es bestünde die Möglichkeit, Dunwin von Hohenfelde wieder aus Aimeric herauszuziehen. Dieser Weg steht uns offen. Allerdings besteht das Risiko, dass sein Körper hinterher nicht lebensfähig verbleibt oder mit einer Behinderung. Im schlimmsten Falle ... müsstest du es nicht selbst tun. Es gibt Gifte, die ein sanftes Entschlafen bewirken.«


    Melville de la Cantillion
    »Ich vergifte mein Kind nicht wie eine Schlange oder ein Skorpion, wenn ich mein Kind töten muss schaue ich ihm dabei in die Augen. Soviel Anstand und Mut sollte man schon haben, wenn man jemanden liebt. Und er ist schon tot, nur sein Körper läuft noch als Kutsche für diese Kreatur herum, aber das Wissen macht es nicht besser. All die Male wo ich ihn sah und mich fragte was mit ihm los ist... er war schon längst tot, dass war los. Wie wäre es, wenn man Brandur aus seinem Körper zieht?«, fragte Melville gehässig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das könnte man tun. Über Linhard ist er allerdings mit der Krone verwandt. Mein Vater schätzt ihn sehr. Möchtest du, dass wir versuchen, Aimeric zu retten, indem Dunwin aus seinem Körper geholt wird?«


    Melville de la Cantillion
    »Nein das möchte ich nicht, weil ich ihn sonst vielleicht zu einer Existenz als völliger Krüppel verdamme. Was wäre ich für ein Vater? Weder rette ich ihn und dann binde ich ihn noch an einen zerstörten Körper, damit ich ihn nicht verliere? Was hat das mit Liebe zu tun? Nichts! Purer Egoismus wäre das. Sicher bin ich wie jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad egoistisch, vielleicht sogar einen gewaltigen Teil mehr als der Durchschnitt. Aber nicht was meine Kinder betrifft. Da kann man mir nachsagen was man will, ich liebe meine Kinder. Ja Ihr werdet noch viel Freude mit dieser Brut haben, dass steht fest. Nekromantie wurde doch verboten, oder etwa nicht?«, fragte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Wurde sie«, bestätigte Ciel. »Das Problem sind spukende Geister, derer man momentan leider nur durch einen anderen Nekromanten Herr werden kann. Keine andere Magieform und keine Waffe kann sie abwehren. Die Handlung von Brandur geschah noch vor der Verbindung unserer Familien. Du hast deinen Aimeric schon vor langer Zeit verloren. Du möchtest keinen Rettungsversuch wagen? Eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er gesund verbleibt, ist nicht auszuschließen.«


    Melville de la Cantillion
    »Ja und die Möglichkeit Brandurs Bruder in Wahrheit zu erhalten nicht wahr? Wann hattet Ihr vor mir davon zu erzählen? Überhaupt nicht? Gar nicht? Niemals? Am jüngsten Tag? So ist es doch, für Euch ging Brandur vor. Brandur von Hohenfelde der Mann der eine Souvagnerin tötete die niemals jemand etwas angetan hat. Darauf steht die Todesstrafe, wenn man nicht gerade der Busenfreund vom Duc ist oder mehr. Wer weiß dass schon womit Euer Vater da dachte? Und sowas ist jetzt was? Der Hof-Narr-Nekromant? Oder was stellt dieser Stümper eines verdrehten Geistmagiers da? Ich werde den Mann töten, dass steht fest«, entschied Melville.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Dann ist allerdings auch dein Leben verwirkt, Melville.« Ciel überlegte. Er musste sehr vorsichtig sein in dem, was er nun sagte. Er durfte seinem Vater nicht offensichtlich irgendeinen Fehler ankreiden. Er wollte Maximilien nicht bloßstellen. Dabei teilte er Melvilles Ansichten, was Brandur anbelangte. »Zwei alte Lichs der Hohenfelde sind ebenfalls noch im Land. Einer von ihnen tötete fast Bellamy«, stellte er daher fest, ohne seinen Vater zu erwähnen. »Brandur ist unser Hofnekromant und soll später magische Abwehr gegen Nekromanten unterrichten.«



    Melville de la Cantillion
    »Ja leider ist es dass dann. Aber das war es mit Aimerics Tod. Wer soll die Familie übernehmen? Gaetano? Tano doch nicht, jeder der es drauf anlegt, kann Tano betrügen. Meine Brüder? Die sind fast genauso alt wie ich. Aimeric hätte die Familie nach mir geführt und nun wird unsere Linie im Nichts enden, es sei denn ein Angeheirateter übernimmt genau diese Aufgabe. Aber dazu müsste eine meiner Töchter gut heiraten. So bleibt nur ein Trio von drei alten Knackern die maximal noch 10 - 20 Jahre haben, wenn man es abschätzt. Maurice hat keine Kinder, Massimo hat keine Kinder, ich hatte nur Aimeric als Nachfolger. Tano zählt wie gesagt nicht. Er ist zwar der Zweitgeborene, aber er ist nicht fähig eine Familie zu führen. Also habe ich Brandur zu verdanken, dass ich eine meiner Töchter so verheiraten muss, dass deren Mann auf unserem »Familienthron« sitzt. Hoffentlich scheißt der uns nicht noch ins Mausoleum«, knurrte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Was ist mit den außerehelichen Kindern?«, erkundigte Ciel sich. »Ist da nicht vielleicht jemand dabei, den du anerkennen könntest? Gaetano ist kein Einfaltspinsel, er ist Advokat. Nur leider nahezu blind.«


    Melville de la Cantillion
    »Nein auf keinen Fall, ich wüsste auch niemanden. Und so ungewöhnlich ist das gar nicht. Es gibt einige die einen adligen Vater haben aber ganz gewöhnliche Gemeine oder sogar Leibeigene sind und bleiben. Kegel von Adligen bleiben Kegel, sprich sie steigen nicht in unsere Riege auf. Einer war vorhin, weißt Du wer der Vater von Fabien ist?«, fragte Melville ohne jeden Sarkasmus.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Doch nicht etwa du?«, fragte Ciel verwundert und schaute Melville nun noch genauer an, so gut das in der Dunkelheit möglich war. »Was spräche denn gegen eine Anerkennung, wenn sich ein geeigneter Kandidat fände für die Rolle als Familienoberhaupt?«


    Melville de la Cantillion
    »Nein ich nicht, aber einer meiner Zunft und Art. Fabiens Vater ist Chevalier Gideon Aymon de Gladu, ein Pyro also ein Feuer-Magier, genau wie ich. Würdest Du ihn sehen, wüsstest Du sofort bescheid. Hat er ihn anerkannt? Nein er hat die Mutter vom Hof gejagt, mehr noch, er hat sie verkauft. Was ändert das jetzt für Fabien? Nichts, er ist als Leibeigener geboren und er wird eines Tages genauso sterben. Sein Vater würde ihn niemals anerkennen, er ist das Produkt einiger netter Schäferstündchen. Ich vermute Gid weiß nicht mal von ihm und wenn er es wüsste, würde Fabien ihn nicht interessieren. Verstehst Du? Was gegen die Anerkennung spricht ist, dass sie vorher keine Bastarde waren und halb anerkannt waren. Ein Bastard ist ein Anerkannter, aber kein Aufgenommener. Er genießt eine passende Erziehung. Was könnte den ein Stallknecht befähigen? Aber bevor wir weiterreden, es tut mir leid. Ich wollte Euch nicht angreifen. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle und das lag nicht an Verrill oder an den anderen Theman oder an Euch oder diesem Clown, es lag an Aimerics Tod. Welcher Vater hört so etwas gerne? Keiner der wirklich Vater ist. Zurück zum Thema, was soll ich daran herumdoktoren? Es ist eben so gekommen, mich hat der Schmerz einfach übermannt, übermäßige Gefühlsausbrüche sind nichts was sich ein Pyro leisten kann. Es sei denn es ist nichts Brennbares in der Nähe. Jedenfalls habe ich das nicht beabsichtigt. Glücklich schätzen sich jene Männer die eine Frau Ihr eigen nennen dürfen die sie lieben und mit der sie viele Söhne zeugen. Denkt an die Dusoliers, meint Ihr Carolos hat meine Probleme? Wobei, dass ist Unfug und gemein, ich denke er würde um jeden seiner Söhne genauso trauern. Vergesst was ich sagte. Ich rede und rede, dabei wolltet Ihr etwas sagen. Was wolltet Ihr mir sagen?«, fragte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel legte Melville kurz die Hand auf den Arm. »Ich hätte es dir nicht auf diese Weise mitteilen dürfen. Ich bin es, der sich entschuldigen muss. Wer jedoch eine Entschuldigung verdient, ist mein Bruder. Du darfst dich ihm nicht mehr nähern, aber ein Brief wäre eine anständige Geste. Du hast mir nicht geantwortet, als ich dich fragte, warum du trotz deines Einflusses keine Frau heiratest, die du liebst. Niemand zwingt dich, mit deiner Erstfrau zusammenzuleben. Schick sie in eine hübsche Residenz, wo es ihr an nichts mangelt und du brauchst sie niemals wieder zu sehen. Oh und eine persönliche Frage noch, da ich darüber nachdachte ... du bist nicht zufällig der Vater von Remy?«


    Melville de la Cantillion
    »Um eine Frau zu finden die Du liebst, musst Du sie öfter als einmal treffen und dabei solltest Du sie nicht besteigen. Von daher wird das ein schwieriges Unterfangen. Ansonsten wäre unsere Burg groß genug um sich aus dem Weg zu gehen oder um weiterhin normal miteinander umzugehen. Also ich habe nie nach einer Frau für mehr als Sex gesucht, dann konnte ich natürlich auch keine finden. Die anderen beiden waren Pflichtprogramm. Aber unsere Kinder nicht, sie verbinden uns. Ob ich der Vater von Remy bin? Keine Ahnung wäre möglich, aber ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ich werde Verrill einen Brief schreiben, indem ich mich entschuldige und mich erkläre. Nur jetzt ist mir das nicht möglich. Tja vielleicht hättet Ihr mir das etwas freundlicher mitteilen können, wohl wahr. Aber Ihr wart der Einzige, der es mir überhaupt mitgeteilt hat. Die anderen zogen es vor hinter meinem Rücken zu lachen«, antwortete Melville.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Niemand hat über dich gelacht. Außer vielleicht Brandur, das kann ich nicht sagen. Aber mein Vater nicht und auch sonst keiner der unseren. Du sehnst dich nach einer Frau, die du liebst, aber suchst nicht nach ihr? Das erscheint mir befremdlich. Bitte erkläre das.«


    Melville de la Cantillion
    »Da steckt kein großes Geheimnis dahinter. Sobald mir eine Frau gefällt, dann denke ich mir steig lieber direkt mit ihr ins Bett, davon hast Du mehr. Die Suche nach einer Partnerin beinhaltet doch, dass Du Wochen oder sogar Monate balzt und am Ende hast Du gar nichts. Natürlich passiert das auch, wenn Du eine für eine Nacht suchst, aber da bekommst Du Deine Abfuhr prompt und hast sie einige Stunden später schon wieder vergessen. Das funktioniert kaum bei einer Frau die Dir von mal zu mal mehr bedeutet und dann schlagartig meint, nein Danke. Also habe ich mir gesagt besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Nicht dass ich es nicht könnte, aber das ist das gleiche Problem wie mit dem Essen. Verzicht oder nicht verzichten«, erklärte Melville ehrlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hast du je einen Menschen so sehr geliebt, dass du ihn gern behalten hättest?«, erkundigte sich Ciel. »Ich rede hier nicht von der Sammelleidenschaft, sondern von aufrichtiger, selbstloser Liebe.«


    Melville de la Cantillion
    »Nein, soweit habe ich die Personen niemals kennengelernt. Ich könnte Dir Dinge erzählen die sie gerne im Bett tun, was sie gut oder schlecht tun. Bei einigen jedenfalls mit denen ich mich mehrmals traf oder immer noch treffe. Aber ich kann Dir nicht sagen was sie interessiert, welche Meinung sie haben, was ihre Lieblingsfarbe ist, oder solche Sachen. Ich weiß über die Person selbst nichts, oder nur dass was ich zufällig über andere aufgeschnappt habe. Aber vermutlich wisst Ihr dann das Gleiche oder sogar mehr. Ich habe nie eine Frau oder einen Mann so geliebt, ich kenne sie nicht. Wenn ich von Kennen spreche meine ich damit oberflächlich, ich weiß wie sie mit Namen heißen«, sagte Mel und zuckte die Schultern. Er bereute die Aktion aber sofort und lehnte sich mit dem Rücken an der Wand an. »Spielt aber nun auch keine große Rolle mehr, jeder lebt das Leben dass er sich wählt. Wenn er denn eine Wahl hat und die hatte ich. Ich kann mich also nicht beschweren«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du hast gewählt und wurdest doch niemals glücklich, Melville. Du scheinst mir ein durch und durch einsamer und trauriger Mann zu sein. Ich möchte dir nun sagen, was ich vorhin auf der Zunge liegen hatte. Da es aber gerade um Aimeric ging, wollte ich das Thema nicht wechseln. Ich bin dir nicht böse aufgrund des Altersunterschieds. Nicht mehr, das war ich allerdings, als Verrill erst 12 Jahre jung war. Inzwischen ist er erwachsen und begehrt dich scheinbar noch immer. Mich ärgert vielmehr, dass du diese Sicht auf ihn hast, so wie du sie gerade geschildert hast. Verrill ist für dich nur ... ein Loch«, sprach Ciel bitter.


    Melville de la Cantillion
    »Ja er ist einer von vielen, aber etwas sehr Leckeres. Ich sollte das nicht sagen, um nicht erneut Streit zu provozieren, aber so ist es. Ich denke wir teilen da die Meinung, wir beide haben nur Spielgefährten gesucht. Und ich hätte wohl selbst jemandem wie mir aufs Maul gehauen, wäre das Aimeric, Tano oder meinen Mädels passiert. Nun Prince Ciel, wer die Wahl hat, entscheidet nicht immer richtig. Damit muss man leben. Ansonsten gibt es wohl kaum etwas, worüber ich mich zu beklagen hätte. Auf der anderen Seite geht es einigen unseres Standes so, weshalb haben die meisten zwei, drei Frauen oder Frauen und Männer? Weil die erste Ehe die Pflicht ist, die zweite die Kür. Jedenfalls ist es oft so. Natürlich nicht bei allen, dass muss man dazu sagen. Liebt Euer Vater die Duchesse? Das weiß ich nicht, aber er begegnet ihr mit soviel Respekt dass ich vermute - nein. Liebt Euer Vater Eure Mutter? Sie zanken manchmal sogar öffentlich, dass ich vermute - ja eindeutig. Ihr versteht den Unterschied?«, fragte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Das verstehe ich. Aber ich höre von deiner Seite aus immer wieder die Sehnsucht nach einer Frau, die du liebst, aber aus irgendeinem Grunde kannst oder willst du es nicht mit der Suche versuchen. Eine innere Blockade? Ich werde dir meine Einschätzung sagen. Ich denke, deine Seele ist krank. Und du benötigst nach Absitzen deiner Haftstrafe einen Heiler, der sich deiner annimmt. Hast du Freunde?«


    Melville de la Cantillion
    »Ich bin nicht krank, ich bin nur süchtig. Entweder nach Futter oder Frauen. Fressen, ficken, faulenzen die drei heiligen F. Freunde? Ja einen Kumpel, Comte Alain de Neufville. Ihn würde ich als Freund bezeichnen. Wieso sollte ich krank sein? Weil mich diese Familie Hohenfelde meine Schwester und meinen Sohn gekostet hat? Wieso ist Brandur nicht krank?«, fragte Melville.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich habe nicht gesagt, dass Brandur das nicht ist«, antwortete Ciel kühl. »Vielleicht ist er aber auch einfach bösartig, wovon ich bei dir nicht ausgehe. Woraus resultieren Süchte? Entweder aus grober Fahrlässigkeit oder weil die Seele in Wahrheit nach etwas gänzlich anderem hungert und dieses Loch irgendwie gestopft werden soll. Das war ein Angebot, dir zu helfen«, erklärte Ciel.


    Melville de la Cantillion
    »Das sagte Maurice ebenfalls einst vor sehr langer Zeit. Man kann manchen Hunger nicht mit Futter oder Frauen stillen, er bleibt bestehen. Du kannst essen soviel Du willst, der Hunger wird bleiben. Und Du kannst Dich rumtreiben so viel Du willst, auch davon wird er nicht vergehen. Du richtest Dich nur selbst zu Grunde. Nun ich lebe noch, aber Ihr sagt das Gleiche und Ihr beiden habt Recht. Der Hunger bleibt. Man füllt nur den Magen oder entleert etwas anderes, dass was man wirkich stillen will, wird nicht gestillt. Es ist nur ein Ersatz. Wer soll mir helfen? Ihr? Und wie möchtet Ihr das genau?«, fragte Melville zugänglich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich selber kann es vermutlich nicht, so gern ich es würde«; sprach Ciel ehrlich. »Was ich tun kann, ist bei der Vermittlung zu helfen, damit du jemanden findest, in dessen Händen du gut aufgehoben bist. In einem Tempel gibt es geeignetes Personal oder auch in den Häusern der Heilung. Du als Comte musst dort nicht hingehen, du kannst dir jemanden nach Hause bestellen. Manchmal hilft es schon, einfach nur darüber zu reden. Dann erkennt man oftmals selbst, was man tun kann, damit es einem besser geht. Die Frage ist, ob es gut wäre, wenn du mit jemandem sprichst, der ganz ähnliche Probleme hat, wie Gideon oder Tekuro, oder ob das Gegenteil Sinn machen würde. Was meinst du? Würdest du es auf einen Versuch ankommen lassen?«


    Melville de la Cantillion
    »Ja das würde ich, schaden kann es doch nicht. Was soll schon passieren? Gideon und Tekuro würden mich dabei nicht stören. Vielleicht ist es so sogar einfacher, als wenn man alleine dort steht mit dem Problem. So ist man nicht der einzige Gestörte in diesem Tempel. Ich würde lieber hingehen, als jemanden Zuhause zu empfangen. Dort ist man losgelöst von allem, dass finde ich schöner«, gab Melville zurück.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte wohlwollend. Er freute sich, dass Melville sich zugänglich zeigte. »Dann werde ich alles nötige Veranlassen, damit du nur noch hinzugehen brauchst. Du willst Tekuro oder Gideon mitnehmen? Nun, das wäre sicher eine Möglichkeit und würde diesen vielleicht auch gut tun. Ich meinte aber, ob du mit ihnen auf freundschaftlicher Ebene reden möchtest, um den ganzen Unfug einmal loszuwerden.« Er erhob sich. »Ich muss wieder gehen. Denk an den Quark. Wenn du ihn nicht mehr benötigst zum Kühlen, lass ihn dir schmecken.«


    Melville de la Cantillion
    »So gut kenne ich die beiden nicht, ich dachte ehr dass man gemeinsam hingeht und sich dort kennenlernt. Ja ich werde dran denken und ich hoffe ich komme hier bald wieder raus. Stellt Euch vor, Linhard hatte gefragt wegen Magdalena. Wenn die beiden heute verheiratet wären, was dann? Entweder Dunwin oder Linhard als Nachfolger? Die wissen wie man lose Enden kappt. Ich hoffe für Verrill er meint es ernst. Und das meine ich ernst«, sagte Mel und legte sich auf die Pritsche.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Die Sorge habe ich auch immer wieder ... wobei Linhard so wirkt, als hätte er es wirklich hinter sich gelassen, das Dunkel seiner Familie. Es scheint, er möchte einfach nur nachholen, was ihm fehlte. Für den Notfall habe ich ein Auge auf Verrill.« Er legte Melville kurz die Hand auf den Kopf. Magisch konnte er ihm nicht helfen, so lange der Comte das Messinghalsband trug.


    Melville de la Cantillion
    »Das kann sein, ich weiß es nicht. Man hätte es auch bei Brandur vermuten können. Aber wollte er es ablegen? Nein. Ihr könnt nur vorsichtig sein. Und bei dem was in Verrill heranwächst, wäre ich auch vorsichtig, immerhin ist es 50 Prozent Hohenfelde«, warnte Melville.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich werde wachsam sein, keine Sorge. Wir alle sind es. Aber man sollte weder das ungeborene Kind noch seinen Vater für Dinge verurteilen, die sie nicht getan haben.«


    Melville de la Cantillion
    »Ich verurteile sie nicht, ich habe nur Vorurteile. Wie jedes Vorurteil ist es dafür da um einen vor Schaden zu bewahren den andere durchlitten haben. Ihr könnt es mit offenen Armen freudig empfangen und Euch als Onkel über dieses kleine Würmchen freuen. Und später Eure eigenen Kinder betrauern, wenn es die blutige Klinge wegsteckt. Oder Ihr erinnert Euch daran, was die Hohenfeldes in unserer Familie taten und ihr betrachtet es als das was es ist. Ein Raubtier, dass sich sehr gut tarnt. Es ist Eure Wahl, meine Vorurteile kamen für mich und meine Familie selbst zu spät«.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Für deine Familie tut es mir von Herzen leid, Melville. Wir aber haben die Himmelsaugen«, sprach Ciel beruhigend. »Sollte einer der Hohenfeldes unlautere Gedanken bezüglich unserer Familie hegen, wird das nicht vor uns verborgen bleiben.« Ciel konnte jedoch nicht verhindern, dass ihn ein mulmiges Gefühl ergriff. »Was rätst du mir?«, erkundigte er sich.


    Melville de la Cantillion
    »Sieh zu dass sie niemals diese Natter entbindet. Sie ist ein durch und durch lichter Mensch, auch wenn sie manchmal zur Wut und Angriff neigt. Aber das ist ihrer Angst geschuldet. Sie hat ständig Angst. Aber vielleicht urteile ich auch zur hart. Letztendlich führen alle Wege zurück zu Brandur und Dunwin und nicht zu Linhard oder den anderen«, gestand Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du meinst, ich solle dem Kind schaden zufügen? Nein, das wird nicht geschehen. Ich werde kein unschuldiges Leben auslöschen für die Verbrechen seiner Vorväter. Wie du sagst, muss man den Blick in Richtung der alten Hohenfeldes richten, der lebenden wie der toten. Dennoch danke ich dir für deine ehrliche Einschätzung. Ich lasse dich nun wieder allein.«


    Melville de la Cantillion
    »Wie ich sagte, vielleicht urteile ich falsch durch den Schmerz. Es ist Eure Familie, ich halte mich zukünftig daraus, ganz so wie Euer Vater es wünscht. Ich habe keine Lust auf weiteren Streit oder Schlägereien. Ich möchte einfach nur nach Hause und meine Sachen klären, dass reicht mir. Danke für den Besuch«, sagte Mel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Du brauchst dich nicht aus unserer Familie herauszuhalten. Das Einzige, worum mein Vater dich höflich bat, ist, dich von meinem Bruder fernzuhalten. Wenn der Monat deiner Haft abgesessen ist, wird alles bereit sein, damit du deine Genesung in die Wege leiten kannst.« Ciel drückte ihm kurz die Hand - vermutlich das einzige Körperteil, das nicht schmerzte - und dann ließ er den Comte wieder allein. Mit einem schweren Geräusch fiel die Gittertür hinter ihm ins Schloss. Als er zurück nach draußen ins endende Licht des Tages geführt wurde, war ihm nicht mehr nach Pfeifen zumute.

  • Maximilien Rivenet de Souvagne
    Ein Vater blieb ein Vater, gleich welchen Status man inne hatte, über welche Macht man gebot, oder über wieviel Geld man verfügte. Einem Mann konnte man vieles nehmen, aber nicht seinen Sohn oder seinen Stolz. Genau das hatte Brandur getan, wissentlich, versehentlich... es war einerlei. Und er selbst hatte dazu geschwiegen, um Brandur von Hohenfelde zu schützen. Ein Schutz den Brandur aufgrund seiner Tat nicht verdient hatte. Der Duc war nicht ohne Gnade, aber diese Entscheidung hatte nichts mit Gnade zu tun, sondern mit seinem eigenen Kind - Verrill. Greg liebte Linhard und Linhards Vater war Brandur. Und er selbst verstand sich erschreckenderweise äußerst gut mit dem Mann, so dass es familienintern zu dieser Entscheidung gekommen war. Eine Entscheidung die revidiert werden musste. Eine Entscheidung die einen Unschuldigen betraf, dessen Verbrechen es gewesen war zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Als Brandur und Ansgar von Hohenfelde sich zur letzten ultimativen Familienschlacht gegenübergestanden hatten und im Angesicht des Todes die Tragweite ihrer Handlung begriffen, hatte Brandur seinen in Geistform anwesenden Bruder Dunwin in den Körper Aimerics verpflanzt. Sein letztes Geschenk, dass Geschenk eines sterbenden Nekromanten - Leben. Aber dieses Leben gehörte schon einem jungen Mann. Und schlimmer noch, dieser junge Mann hatte den Hohenfeldes beigestanden, ebenso wie sein Vater Melville und sein Onkel Massimo. Gemeinsam hatten sie Ansgar von Hohenfelde Schutz und Schirm gewährt. Brandur der familiäre Kontrahent hatte Aimeric in Beschlag genommen und Dunwin einen neuen Körper geschenkt. Und nun, nachdem nachdem so manche andere Schlacht geschlagen war, nachdem einige Zeit ins Land gezogen war, da erfuhr Melville de la Cantillion, dass Brandur nicht nur seine Schwester auf dem Gewissen hatte, sondern dass er ihm auch den Sohn genommen hatte. Und das für niemand geringeren als für seinen mordlüsternen Bruder Dunwin. Noch bestand eine Chance, dass man Aimeric retten konnte. Man musste dazu den Geist Dunwins aus dem Körper des jungen Mannes entfernen. Aber ob Aimeric dies schadlos überstehen würde, war ungewiss. Und wo sich seine Seele die ganze Zeit aufgehalten hatte ebenso. Hatte er Schmerzen zu leiden? Vermutlich, denn man konnte auch seelische Schmerzen erdulden müssen. Und seinen Körper zweckentfremdet zu sehen, nur noch Zuschauer im eigenen Leben zu sein, dass einem nicht mehr gehörte, war sicher kein Umstand den man leicht verarbeitete. Nein, gleichgültig welches Band der Freundschaft und Familie den Duc mit Brandur verband, heute würde Brandur als Bürger Souvagnes vor seinen Großherzog treten und er würde den Befehl erhalten, den Max von Anfang an hatte geben wollen - den Befehl zu Aimerics Rettung.


    Geronimo Mazzanti
    Es donnerte an der Gemachtür von Brandur von Hohenfelde. Man hörte eindeutig, dass die Hand die geklopft hatte, in einem stählernen Panzerhandschuh steckte. »Öffnet im Namen der Krone!«, donnerte eine tiefe Bassstimme.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur saß an seinem Arbeitstisch über ein Werkstück gebeugt. Verärgert sah er in Richtung der Tür, während von draußen ein Mann dagegen hämmerte, so dass das Türblatt sichtlich vibrierte. »Einen Moment bitte«, gab der Hexenmeister zurück. Sorgsam räumte er alle Utensilien zusammen und zog die Arbeitshandschuhe und den Kittel aus. Darunter kam seine Alltagskleidung zum Vorschein, typisch für die meisten Hohenfelde in freundlichem Schwarz gehalten. Brandur griff nach dem Krückstock und humpelte zur Tür. Er fragte sich, was wohl geschehen war. Hoffentlich war mit Linhard alles in Ordnung. Er drehte den Schlüssel und öffnete. Ernst musterte er den Mann, der solchen Lärm veranstaltete. »Was?«


    Geronimo Mazzanti
    Der Gerüstete mit einem Greifvogel auf der Schulter drückte Brandur eine Schriftrolle gegen die Brust und zwar so, dass er fast nach hinten gestürzt wäre. Im gleichen Moment ergriff er ihn am Schlafittchen. »Im Namen der Krone seid Ihr verhaftet Marquis Brandur von Hohenfelde. Ihr werdet sofort dem Duc vorgeführt. Abführen!«, befahl der Mann schneidend. Er pflückte etwas von seinem Gürtel und mit einem metallischen Klacken schloss sich ein Messingjoch um Brandurs Hals. Im gleichen Moment wurde Brandur auch schon links und rechts untergehakt und die Wachen schliffen ihn regelrecht hinter dem Himmelsauge her. Vor dem Thronsaal wartete schon der Hofmarschall voller Nervösität und eilte sofort in den Saal, als er Mazzanti anrauschen sah. Einen Augenblick später war der Hofmarschall zurück und gab den Weg frei. Geronimo schritt erhobenen Hauptes an dem Hofmarschall vorbei, so dass seine steingrauen Haare wie eine Fahne hinter ihm herwehten. Im gebührendenden Abstand blieb er vor dem Duc stehen und deutete eine Verbeugung an, während der sich mit der gepanzerten Hand auf die Brust schlug, dass es donnerte. »Eure Majestät der Delinquent Marquis Brandur von Hohenfelde, in Arrest genommen und gesichert, auf Euren Befehl Hohheit!«, sagte der Mann ergeben. Brandur wurde vor Geronimo abgesetzt und das alte Himmelsauge drückte Brandur mit erstaunlicher Kraft und dem Gewicht seiner Rüstung auf die Knie. »Er erwartet Euer Urteil Majestät«, sagte der Ritter und eine Hand blieb der Sicherheit halber auf Brandurs Schulter liegen.


    Brandur von Hohenfelde
    In dem Moment, wo das Messingjoch sich um Brandurs Hals schloss, wehte Kunwolfs Geist davon wie eine blaue Nebelschwade. Das Gleiche geschah mit den Geistern von Arkan, Mercer und Berzan. Ein letztes Geisterheulen wie aus sehr großer Ferne, dann waren sie fort. Der Hexenmeister rief sich innerlich zur Ruhe. Er konnte seinen Bruder später erneut beschwören. Widerstand zu leisten gegen das Himmelsauge wäre dumm gewesen. Brandur gab sich nur Mühe, seinen Krückstock nicht zu verlieren, als er vor den Thron geschliffen und dort auf die Knie gedrückt wurde. Er keuchte leise, als ein Schmerz durch seinen Körper schoss. Er ging rasch sein aktuelles Sündenregister durch, um zu erraten, weshalb man ihn derart hier vorführte. Langsam hob er den Kopf mit dem durcheinandergeratenen Haar, von dem eine Strähne über seinem blauen Auge hing. Maximilien war hinter dem Mann auf dem Thron gerade vollständig verschwunden. Das Gesicht des Ducs war wie aus Stein gemeißelt. Das sah nicht gut aus. Gar nicht gut. »Majestät«, grüßte Brandur freundlich und verneigte sich im Knien.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc schaute mit unbeweglicher Miene auf Brandur herab. »Auch wenn uns in privater Natur das Band der Familie und Freundschaft verbindet, enthebt Euch das nicht von Euren wie den unseren Pflichten den rechtschaffenen Souvagnern gegenüber Marquis. Darüber sind wir uns einig? Ihr wurdet für ein Vergehen verhaftet, dass Ihr vor Eintritt in unsere Familie verbrochen habt. Demzufolge wart Ihr noch keiner der Unseren. Ihr wart nicht einmal Souvagner. Ihr wart ein Fremdländer der einen niederträchtigen Angriff auf einen jungen Mann aus Souvagne verübte. Ihr nahmt den Tod dieses jungen Mannes billigend in Kauf um Euren Bruder vor dem Tode zu bewahren. Euren Bruder der bereits so viel Leid über Eure eigene Familie gebracht hatte. Und es mag seltsam anmuten, dass gerade ein Nekromant mit in seinen letzten Atemzügen Leben schenkte. Der Angriff auf einen der unseren auf diese schändliche Weise würde ein einziges Urteil bedeuten - den Tod. Aber auch wir sind nicht ohne Gnade, denn nicht nur der junge Mann bedeutet uns etwas, sondern auch Ihr. Wir geben Euch hiermit einmalig die Möglichkeit Euer schändliches Handeln zu revidieren und Buße zu tun. Mittlerweile seid Ihr Souvagner, Ihr seid durch Euren Sohn in den Rang eines Marquis aufgestiegen. All dies wurde Euch durch die Krone gewährt. Was wir einst gewährten, können wir ebenso entziehen. Ihr seid die Handlanger unserer Person. Vergesst das nicht Marquis. Hiermit befehlen wir Euch umgehend den Geiste Dunwins aus dem Körper von Comte Aimeric de la Cantillion so schadlos wie möglich zu entfernen. Wir hoffen, wir haben uns nicht in Euch getäuscht. Sollte dem so sein, werdet Ihr mit sofortiger Wirkung Dominique Dubois und dessen Künsten überstellt«, erklärte der Duc und wandte sich an Mazzanti. »Entfernt das Joch. Man bringe den Patienten in den Thronsaal!«, befahl der Großherzog. Geronimo packte Brandur am Joch und zerrte ihn auf die Füße wie ein ungehorsamen Hund, während zwei Leibgardisten davon eilten und mit dem vollfixierten, auf einer Pritsche festgeschnallten Aimeric wiederkehrten. Als der Thronsaal verschlossen wurde, löste Geronimo das Joch und zog gleichzeitig sein Schwert. »Keine Dummheiten«, warnte er leise. »Beginnt mit der Heilung - jetzt!«, befahl der Duc.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur stützte sich mit einer Hand schwer auf den Krückstock und hob die andere vorsichtig zu einer beschwichtigenden Geste. Brandur wechselte einen kurzen Blick mit seinem Bruder, dann blickte er wieder zu Maximilien. »Majestät, bitte gebt mir Gelegenheit einer kurzen Erklärung«, bat er.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Gestattet - erklärt Euch«, erlaubte Maximilien, während Arlette der große Adler Brandur geradezu mit dem Blick zu sezieren schien.


    Brandur von Hohenfelde
    »Es ist korrekt, dass mein kleiner Bruder Dunwin nun in diesem Körper weilt«, räumte er ein. »Jedoch muss mit Umsicht vorgegangen werden, damit die Seele Dunwins keinen Schaden nimmt. Ich würde gern eigenhändig für sein Wohlergehen Sorge tragen, allein, ich bin Nekromant, ein Totenbeschwörer. Was Ihr vor Euch seht, ist jedoch ein quicklebendiger Proband.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ihr würdet gerne eigenhändig dafür Sorge tragen? Das ist reizend von Euch. War es nicht genau dass, was ich Euch soeben befohlen hatte? Selbstverständlich werdet Ihr es sein, der diesen Geist aus dem Körper Aimerics bannt, Ihr wart es auch, der ihm diese Bürde auflastete. Nun fangt an«, befahl der Großherzog.


    Brandur von Hohenfelde
    »Majestät, ich bedaure, dies mitteilen zu müssen, aber auf magischem Wege gibt es für mich keine Möglichkeit dazu. Der einzige Weg wäre, diesen Körper zu töten. Dann und nur dann wäre die Seele Dunwins erneut von ihrem Fleische befreit.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien schwieg und musterte Brandur lange und eingehend. »Seid Ihr über diese Digagnose absolut sicher? Wo befindet sich die Seele von Aimeric de la Cantillion, wenn nicht ebenfalls in diesem Körper?«, hakte Maximilien nach.


    Brandur von Hohenfelde
    »Sie ist genau dort. Sie teilen sich das selbe Fleisch, sofern ... die Seele nicht versehentlich von der Dunwins absorbiert worden ist.« Brandur drehte den Kopf und sah seinen Bruder an, gedanklich darum betend, dass dieser nicht den selben Hunger verspürt hatte wie Dunwolf und Aimeric einfach aufgeschlürft hatte wie ein Aperitif.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Wollt Ihr uns damit erläutern, dass Ihr Eure eigene Kunst nur in eine Richtung beherrscht Marquis?«, fragte der Duc zerknirscht.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nickte. »Wie erläutert bin ich jemand, der sich auf die Handhabung nicht-mehr-lebender Probanten spezialisiert hat. Aimeric ist aber ein lebender Organismus in der Blüte seiner Jahre, noch lebendiger könnte er nicht sein. Alle Vitalfunktionen laufen stabil, er erfreut sich rundum bester Gesundheit.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Das ist soweit korrekt, nur dass dies nicht mehr Aimeric, sondern Euer Bruder ist. Und wir möchten das Euer Bruder auszieht. Beginnt«, befahl der Duc.


    Brandur von Hohenfelde
    »So gern ich dem Befehl nachkommen würde, ich kann es nicht«, sprach Brandur in bedauerndem Tonfall. »Es sei denn, Ihr verlangt von mir, die Vitalfunktionen eben dieses Körpers zum Erliegen zu bringen und ihn in einen Toten zu verwandeln.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Unser Sohn versicherte uns, dass der Comte seinen Sohn selbst entleiben wollte, sollte eine Rettung nicht möglich sein. Da eine Rettung unmöglich ist, wir aber nicht wünschen dass ein Vater diese schwere Bürde tragen muss, bitte. Waltet Eures Amtes«, forderte Maximilien.


    Brandur von Hohenfelde
    »Dann ist der Körper allerdings für beide verloren, für Dunwin wie Aimeric«, erinnerte Brandur mit hochgezogenen Brauen, was er sogleich bereute, da ihm sein Veilchen einen Schmerz durchs Auge schickte wie einen Dolch. »Was ich anbieten könnte, wäre anschließend jeden von ihnen gesondert in einen eigenen Körper zu verpflanzen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Dunwin tangiert uns nicht, es geht uns nur um Aimeric de la Cantillion. Es war sein Leib den ihr zweckentfremdet habt. Habt Ihr einen Ersatzleib?«, fragte der Duc streng.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ja«, antwortete Brandur trocken. »Aber den möchte ich ungern darauf verwenden. Wie wäre es mit zum Tode verurteilten Verbrechern?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ihr meint Euch? Könnt Ihr denn gleichzeitig sterben und zaubern?«, lächelte Max zuckersüß.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur war Todesdrohungen gewohnt, doch diese hier war von ganz anderer Tragweite. Seine Familie hatte enorme Macht und Reichweite, doch der Duc noch um ein Vielfaches davon. Der Hexenmeister hoffte, dass der Prozess vor allem der Demonstration von des Ducs Macht galt und Maximilien nicht wirklich an einer Hinrichtung des Schwiegervaters von seinem Sohn interessiert war. »Im Todestrakt wird es doch ein Exemplar geben, welches Aimerics Wohlgefallen findet«, sprach er versöhnlich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Solange Ihr Euch dermaßen sträubt, werden wir Euch keinen Schritt entgegenkommen. Allerdings solltet Ihr wissen, dass unsere Geduld nicht grenzenlos ist Marquis. Also redet offen oder wir beenden diesen Tanz«, sagte Max und verkniff sich ein Schmunzeln.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur schenkte Maximilien einen Blick, der dermaßen harmlos wirkte, dass jeder, der die Hohenfeldes kannte, den Drang auszuspeien oder zu lachen verspürte. »Majestät«, erklärte Brandur mit schier übermenschlicher Geduld. »Ich versichere Euch, dass ich bereits offen spreche. Wir sind eine Familie. Wenn Ihr mir nicht glaubt, so habt doch bitte die Güte, einen anderen Hexer zu fragen. Dann werdet Ihr sehen, dass ich nicht gelogen habe. Ich kann als Nekromant die Seele eines Lebenden nicht berühren. Ich spüre sie noch nicht einmal, es ist wie ein blinder Fleck meiner Wahrnehmung, da diese auf den Tod allein fokussiert ist.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Mein lieber Maquis Euer Schauspiel ist außergewöhnlich gut, doch wenn unserer Person nach einer derartigen Posse gelüstet, werden wir eine Theatervorführung besuchen. Aber uns soll es Recht sein, Ihr wünscht, dass sich eine weitere Person von der Richtigkeit Eurer Angaben überzeugt? Dann sei dem so. Man schicke umgehend nach Dominique. Seine Künste werden verlangt. Geduldet Euch ein klein wenig Marquis. Der gute, rechtschaffene Domi lockerte nicht nur Nägel und Zähne, er lockert auch die Zunge«, lächelte Max.


    Brandur von Hohenfelde
    »Wartet«, sprach Brandur und hob erneut die Hand. »Wenn ich genau nachdenke, fällt mir gerade etwas ein.« Er humpelte ächzend einen Schritt auf dem Krückstock, um sich anders hinzustellen, da ihm alles wehtat. »Es gibt da eine Magieform, sehr geheim, vielleicht nicht mehr ganz, aber doch so, dass ich nicht wagte, sie ohne Eure Erlaubnis zu benennen. Diese könnte Abhilfe schaffen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Wir wissen wovon Ihr sprecht. Welchen Vorschlag möchtet Ihr unterbreiten ohne Benennung jener Magie? Habt Ihr eine Lösung gefunden um Aimeric zu retten? Dann sprecht«, sagte Max etwas umgänglicher.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur scheuchte einen der Anwesenden mit dem Krückstock von einem schön gepolsterten Stuhl. Mit dem selben Instrument zog er sich den Stuhl herbei und setzte sich darauf. »Es verhält sich so, dass jene Hexer, ganz im Gegensatz zu meinesgleichen, in der Lage sind, Besessenheit zu heilen«, gab Brandur hernach widerstrebend zu und stützte sich mit beiden Händen auf den Stock.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien verharrte wie eine Statue, da er über das Gesagte nachdachte. »Schickt nach unserem Sohn Ciel Felicien, wir wünschen mit ihm in einer Privataudienz zu reden. Wir erwarten ihn alsbald in unserer Amtsstube. Bis zum Klärung ist die Sitzung vertagt. Sichert den Delinquenten bis zu unserer Rückkehr«, ordnete Maximilien an. Geronimo legte Brandur sofort wieder das Joch um und hielt ihn daran fest. »Sehr wohl Eure Majestät«, sagte das alte Himmelsauge. Der Duc stand auf und während er sich erhob, gingen alle auf die Knie, bis auf die Leibgarde die stramm stand. Gemeinsam mit seinem Leibdiener zob sich Maximilien in seine Amtsstube zurück. Dort wartete er bei einem Kaffee auf seinen Sohn. Brandur durfte ruhig ein klein wenig schmoren. Er hatte ihn auch zappeln lassen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Geronimo: Der Magier konzentrierte sich kurz und suchte mental nach Ciel. `Ergebenste Grüße Eure Hoheit, Euer Vater - seine Majestät Duc Maximilien Rivenet de Souvagne wünscht Euch umgehend in seiner Amtsstube zu sprechen. Es geht um die Verurteilung des schändlichen Nekromanten Brandur von Hohenfelde. Ich möchte Euch um Eile bitten im Namen Eures Herrn Vater. Habt Dank´, übermittelte Geronimo.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Kurz darauf klopfte Ciel an der Tür der Amtsstube.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Fabien ließ Ciel umgehend eintreten und stellte ihm ebenfalls einen Kaffee hin. »Willkommen Sohn. Brandur zeigt sich bezüglich der Rettung von Aimeric etwas eigenwillig, ganz so als wollte er seinen Kopf nicht länger auf den Schultern tragen. Wobei der alte Fuchs nur schachert. Er hatte urplötzlich wie durch Geisterhand den Einfall, dass Du Aimeric retten könntest. Sprich Du könntest ihn von seiner Besessenheit befreien. Ist das korrekt?«, fragt Max liebevoll.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trat ein, setzte sich, blinzelte mehrmals und wurde bleich. »Ja«, antwortete er schockiert. »Das ist korrekt.« Er umklammerte die heiße Kaffeetasse.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Erkläre es mir, wie wäre das möglich. Birgt es Gefahren für Dich? Was geschieht mit Aimeric, solltest Du ihn heilen? Reicht Deine Macht oder müssten wir Alex beauftragen?«, fragte Max und trank ebenfalls einen Schluck Kaffee. Mit der schneeweißen Schminke im Gesicht, sah es irgendwie seltsam aus, wie er die schwarze Flüssigkeit trank. Während des Trinkens musterte Max seinen Sohn über den Rand der Tasse hinweg.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es ist ... ein Anfängerzauber«, räumte Ciel ein. »Es ist dafür nicht einmal ein Blutopfer nötig. Ich konzentriere mich auf den Besessenen und kann anhand seiner Blutenergie spüren, ob und wo sich ein Geist eingenistet hat. Dann nutze ich die selbe Energie, um die beiden Seelen voneinander zu trennen und ihn nach dem Prinzip der Verdrängung wieder hinauszuwerfen. Es verhält sich nach der Splittung so ähnlich wie Wasser und Öl und das Hinauswerfen geschieht von ganz allein.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ein Anfängerzauber Ciel? Dann hättest Du es jederzeit tun können?«, fragte Max und legte ihm eine Hand auf die Schulter, als Zeichen dass er dies nicht als Anklage meinte. Er selbst hatte schließlich Brandur nicht bestraft. Dafür wollte er jetzt seinem Sohn nicht die Schuld geben. Nur war er erstaunt darüber, dass dieser Zauber gar nicht in der Größenordnung zu finden war, wo er ihn vermutet hatte. Aber Maximilien kannte sich mit Magie selbst nicht aus.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte und sah dabei etwas kleinlaut aus.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Na nicht bekümmert sein, wie oft sieht man den Wald vor Bäumen nicht? Deshalb benötigt man manchmal die Sicht eines Fremden oder Außenstehenden. Schaffst Du diese Läuterung Ciel? Dann nimm sie für Aimeric vor. Und sollte das wirklich funktionieren, erzähle Melville davon. Berichte ihm davon, was Du für ihn und seinen Sohn getan hast«, flüsterte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich schaffe es, den Geist wieder aus Aimerics Körper zu ziehen. Aber ich weiß nicht, wie es um Aimerics Seele steht. Das kann ich aber erspüren. Und dann könnte ich dir sagen, wie risikoreich die Austreibung für ihn wäre.« Ciel war froh, dass sein Vater ihm nicht den Kopf abriss.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Dann machen wir das so. Und Du schau nicht so, es war nicht Deine Schuld, sondern das Vergehen von Brandur. Du badest gerade seine Grausamkeit aus. Folge mir in den Thronsaal und dann untersuche Aimeric. Keine Scheu«, sagte Max. Der Duc trank seinen Kaffee aus, drückte Ciel kurz und schritt dann wieder mit Fabiens Hilfe in den Thronsaal. Der Hofmarschall kündigte den Großherzog an und erneut verneigten sich die Anwesenden im Saal, bis dass der Duc Platz genommen hatte. »Euer Einwand entspricht den Tatsachen. Unser Sohn wird Aimeric de la Cantillion untersuchen. Er entscheidet über das Schicksal jenes jungen Mannes den Ihr dermaßen verletzt habt Brandur«, erklärte Maximilien und wartete auf Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel trat an den fixierten Mann heran, der aussah wie Aimeric und doch in Wahrheit ein Hohenfelde war. Wie viel von Aimeric noch übrig war, würde sich nun zeigen. Ciel öffnete Aimerics Kleidung und entblößte seine Brust. Vorsichtig legte er die Hand auf sein Herz, denn dort konnte er das Blut besonders gut spüren. Dunwin spürte, wie sich die Aufmerksamkeit von Ciel auf seine nackte Seele richtetete. Er spürte eine Präsenz, der er in einem Duell auf dieser Ebene nicht gewachsen sein würde. Wie eine junge Maus, die in die Augen eines ausgewachsenen Katers starrte, fühlte er sich in diesem Moment und in keinem Winkel dieses Körpers gab es eine Ecke, in der er sich hätte verstecken können. Doch der Kater wandte seine Augen ab und die Präsenz glitt warm um seine Seele herum, bis sie die Stelle fand, wo sie Aimeric zu spüren glaubte. Ciel fokussierte all seine Aufmerksamkeit dorthin und versuchte, Kontakt zu der Seele herzustellen.


    Aimeric
    Als Ciel sich mit der Seele von Aimeric verband hörte er nichts weiter als seinen unendlichen, grauenvollen Schrei, den er scheinbar die ganze Zeit auszustoßen schien, da er nicht begriff was mit ihm geschehen war und nichts dagegen tun konnte, in seinem eigenen Körper wie ein Parasit abgekapselt worden zu sein. All das was mit ihm geschehen war überstieg seinen Verstand und dieses Gefühl manifestierte sich in diesem Seelen- und Markerschütternden Schrei puren Leids.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aimeric ist hier«, erklärte Ciel und versuchte, der Seele des jungen Mannes das Gefühl zu vermitteln, dass jemand hier war, um ihm zu helfen. Er war kein Geistmagier und das Gefühl war wenig konkret. Wärme und Ruhe, anderes konnte er nicht kommunizieren auf diesem Wege. »Er leidet.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Könnt Ihr ihm helfen? Könnt Ihr ihn retten? Welche Prognose gebt Ihr ab unser Sohn? Möchtet Ihr dass sich Geronimo Euch anschließt und versucht mit Aimeric Kontakt aufzunehmen?«, bot Maximilien an, während Ciel spürte wie Aimeric verzweifelt einen Ausweg suchte, um nicht in die winzigste Ecke abgedrängt zu werden. Denn das war es was Dunwolf getan hatte, ihn abzudrängen immer weiter bis nichts mehr von ihm übrig bleiben würde.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel schob Dunwins Seele beiseite, so dass Aimeric mehr Raum hatte. Für Dunwin war das ein grauenhaftes Gefühl, als würde jemand in seine Eingeweide greifen und darin herumwühlen. »Ich kann es versuchen, ja. Geronimo soll Aimeric bitte mental erklären, was nun geschehen wird. Ich ziehe Dunwins Seele heraus, so dass ihm sein Körper wieder gehört.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Geronimo: Das alte Himmelsauge gesellte sich zu Ciel, nickte diesem knapp zu und legte seine Hand auf Aimerics Kopf. Vorsichtig nahm er Kontakt zu der Person auf und übermittelte Aimeric erstmal keine Informationen, sondern einfach beruhigende Gedanken. Gefühle der Rettung, der Beruhigung, des Wohlwollens. Erst danach erklärte er ihm nonverbal, was Ciel gleich vorhatte und dass er sich ganz ruhig verhalten sollte. Sie beide wären bei ihm. Aimeric beruhigte sich etwas und seit einer gefühlten Ewigkeit verstummte der Schrei, den er gar nicht bewusst ausgestoßen hatte. »Ihr könnt beginnen Herr«, sagte Geronimo leise zu Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte Geronimo kurz zu. Dann zögerte er nicht länger. Mit seiner geballten Macht griff er nach Dunwins Seele. Er spürte, wie sie kämpfte, wie das Dunkel darin tobte und es war kein angenehmes Gefühl. Er schob sich zwischen die Seele von Dunwin und die von Aimeric und dröselte sie auf wie die Naht von zwei falsch zusammengenähte Stoffstücken. Aimeric spürte, wie seine Seele sich in seinem Körper ausbreitete, als würde ein frisch geschlüpfter Falter seine Flügel langsam im Sonnenlicht entfalten. Als Aimerics Seele den eigenen Körper wieder im Griff hatte, zog Ciel Dunwins Seele durch den Bauchnabel hinaus. Für die Umstehenden sah es aus, als würde Aimeric schwarz aus dem Bauch dampfen. Brandurs sah regungslos zu, wie sein Bruder verging. Seine Magie war blockiert, Dunwin verflüchtigte sich und bald war der schwarze Nebel verschwunden. Aimeric atmete, sein Herz schlug. Ciel verschloss vorsichtig seine Kleidung. »Willkommen, Aimeric«, begrüßte er ihn mit einem leichten Lächeln, »Willkommen zurück im Leben.«


    Aimeric
    Er lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Er konnte wieder sehen. Die Fresken, die Bilder, Schlachten reale und mythische dargestellt in künstlerischer Form und der Mann neben ihm hatte gerade genauso eine Schlacht für ihn geschlagen. Unbeholfen wie ein überdimensionales Baby versuchte er Ciels Hand zu ergreifen, aber seine Hand zitterte so sehr, dass es aussah, als litte er unter spastischen Zuckungen. Er versuchte zu sprechen, aber es kam nur ein seltsames Keuchen aus seinem Hals, dass in einem Gurgeln unterging. Mehrfach setzte er an, bis Ciel das Wort Danke, ganz verwaschen verstehen konnte ehe Aimeric vor Erschöpfung zusammenbrach und ohnmächtig wurde.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel fing seine herumzuckende Hand ein und griff sie, ehe Aimeric bewusstlos wurde. Er winkte zwei der Wachen herbei. Die Männer waren kräftig genug, um Aimeric zu tragen. »Bringt ihn zu Benito«, befahl er. »Rasch.« Die beiden hoben den bewusstlosen Comte auf und schleppten ihn so behutsam, wie es ging zu dem Heiler. »Ich sollte Melville aufsuchen«, überlegte Ciel.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Wir danken Euch für Eure heldenhafte Tat Ciel Felicien und wir können nicht in Worte fassen, wie stolz wir auf Euch sind. Ferner gilt unser Dank Euch Geronimo, geht beide mit unserem Dank sowie unserem Segen. Jeder von Euch hat einen Wunsch frei, gleich wie er lauten möge. Als Dank für das Leben des jungen Mannes Aimeric, dass Ihr gerade gerettet habt. Geht mit diesem Wissen«, sagte Maximilien und wandte sich Brandur zu. »Marquis, da Ihr nun einer der unseren seid erhaltet Ihr wieder jeder eine zweite Chance. Welche Form der Wiedergutmachung seid Ihr bereit zu leisten? Wisset der Comte weiß von Eurer Tat«, erklärte Maximilien.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Danke für Eure Gnade«, sprach Brandur und senkte das Haupt. »Mir ist leider nicht bekannt, welche Art von Wiedergutmachung angemessen wäre. In meiner Familie waren Wiedergutmachungen bislang unüblich. Ich könnte Melville selbst fragen, allerdings vermute ich, wird er weder meine Worte noch meine Wiedergutmachung wollen, sondern höchstens meinen Hals auf dem Block.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Versucht doch genau dass Brandur. Sollte er keine Wiedergutmachung annehmen, werden wir darüber entscheiden. Vielleicht solltet Ihr ihm die Wahrheit hinter Eurem Handeln erzählen. Auch wenn sie grausam ist und Ihr Euch geziert habt es zuzugeben, letztendlich scheint Ihr doch auf den Pfad des Lichts gefunden zu haben. Wenn nicht aus freien Stücken, dann für Euren Sohn und Eure Familie. Was habt Ihr erreicht? Was könnt Ihr noch erreichen? Wie lebt Ihr nun und wie könntet Ihr leben? Möchtet Ihr all das für Eure Vergangenheit verlieren? Antwortet offen«, sagte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Brandur schüttelte betreten den Kopf und umklammerte seinen Gehstock. »Nein. Wir haben so viele Jahre dafür gekämpft. Es hat mein Leben gekostet und ich habe es gern gegeben, damit Linhard den alten Pfad verlassen konnte. Dass ich mich zierte, war allein der Sorge um meinen kleinen Bruder geschuldet. Eine egoistische Sorge, fürwahr, aber eine Sorge aus Liebe und kein Trachten aus Hass. Aimeric war nie mein Ziel gewesen. Der arme Mann hatte schlicht und einfach Pech.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen können wir durchaus nachvollziehen Brandur. Uns ist die Bruderliebe nicht fremd, auch wir vermissen unseren älteren Bruder. Es ist immer da, nur tritt es manchmal in den Hintergrund und wird nicht bewusst gespürt. Aber es ist ein Schatten auf der Seele, den wir ständig mit uns führen. Ebenso den Verlust eines alten, sehr alten und weisen Freundes. Von daher gewähren wir Euch nach der Wiedergutmachung einen Leib Eurer Wahl eines zum Tode verurteilten für Euren Bruder. Aber wisset, ein Fehltritt seinerseits und der strangulierte Körper, verliert den Kopf. Dies ist keine Praxis die wir sonst dulden, oder gar gutheißen. Es ist eine gereichte Hand um Euch aus dem Abgrund auf den Weg ins Licht zu ziehen. Schlagt Ihr diese Hand aus mein Bester, schlägt sie Euch zurück. Möchtet Ihr uns noch etwas mitteilen?«, fragte der Duc.


    Brandur von Hohenfelde
    »Danke, Majestät«, sprach Brandur, stemmte sich zittrig auf seine Krücke hoch und verneigte sich tief. »Und ich bitte um aufrichtige Verzeihung, dass ein Souvagner als Hülle für Dunwin dienen musste. Es wird sich nicht wiederholen. Künftig beziehe ich mein Rohmaterial aus Naridien.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Künftig wirst Du wohl genug Rohmaterial aus dem Wald fürs erste nutzen. Jedenfalls dass, was nicht Hai- oder Vogelfutter wurde. Folge unserem Sohn und biete dem Comte ein Gespräch an. Er soll wissen dass Du Buße tun willst und wirst, sollte er es zulassen. Lässt er es nicht zu, wirst Du sie ebenso leisten, aber auf andere Art. Wie, dass überlassen wir vorerst Dir. Du wirst selbst Deinen Kopf anstrengen und unserer Person Vorschläge unterbreiten die einer Buße würdig sind. Denn auch dies gehört zum rechtschaffenen Weg. Nutze Eure Chance weise Brandur, wir persönlich würden es bedauern Dich zu verlieren. Aber wir entscheiden für ganz Souvagne, wir sind Souvagne - dass muss Dir bewusst sein«, erklärte Max und deutete Geronimo an, Brandur frei zu lassen. Das alte Himmelsauge nahm Brandur das Joch ab und schaute ihm tief, fest und hart in die Augen. »Anständig bleiben«, warnte er.


    Brandur von Hohenfelde
    »Sehr wohl«, antwortete Brandur freundlich. »Auch ich trage meinen Kopf lieber auf den Schultern. Kein Souvagner wird je wieder Grund zur Klage ob meiner Kunst haben. Ich werde mit Melville sprechen, wie es gewünscht ist.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Ihr dürft Euch verabschieden Marquis von Hohenfelde. Wir erklären die Verhandlung für beendet«, befahl Maximilien.

    Brandur von Hohenfelde
    Brandur verneigte sich, wobei er seine Krücke Geronimo auf den Mittelfuß stellte und sich beim Verneigen schwer darauf stützte. Dann humpelte er rückwärts hinaus aus dem Thronsaal und verschwand wieder in seinen Gemächern, um die Arbeit an seinem Werkstück fortzusetzen. Ihm schlotterten gewaltig die Knie und er hatte vor, sich an das gegebene Versprechen zu halten. Und eine winzige Ecke in ihm war froh, dass es Aimeric wieder zurück unter die Lebenden geschafft hatte. Es war jene Ecke, die schon seit jeher wusste, was Recht und was Unrecht war.